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DER BIEBRICHER, Nr. 353, April 2021

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Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich

Vor dem Anwalt lieber

Vor dem Anwalt lieber erst zum Schiedsmann 1999 wurde das Lied „Maschen- Draht-Zaun“ von Entertainer Stefan Raab Hit des Jahres. Den Anstoß für den schwungvollen Country-Song hatte die Sat 1 Show mit Richterin Barbara Salesch gegeben, bei der die Hausfrau Regina Zindler sich über das Einwachsen des Knallerbsenstrauchs ihres Nachbarn Gerd Trommer in ihren Maschendrahtzaun beschwerte. Nachbarschaftsstreitigkeiten wie diese sind leider keine Seltenheit. Sie reichen vom Ärger über Grenzbepflanzungen/- befestigungen über qualmende Grillkohle, überhängende Äste oder auswuchernde Verwurzelungen bis zu Lärm. Um die Zivilgerichte von solch eher banalen Streitigkeiten und Bagatellsachen zu entlasten, gibt es in jeder Gemeinde ein Schiedsamt, dessen ehrenamtliche Mitarbeiter den Streit möglichst im gegenseitigen Helmut Caspary Einvernehmen schlichten sollen. Die Schiedspersonen wohnen in der Regel in ihrem Amtsbezirk, kennen daher oft auch die Hintergründe eines Streites und haben praxisnahe, passende Vorschläge für dessen Beilegung. In Wiesbaden gibt es insgesamt 15 Schiedsamtsbezirke, Schiedsmann in Biebrich ist seit diesem Februar der pensionierte Ministerialdirigent Helmut Caspary (68), der das Amt von Helmut Fritz übernommen hat. Caspary wurde sowohl von seinem Vorgänger als auch vom Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen auf seine Tätigkeit vorbereitet. Eine Schiedsperson wird für die Dauer von fünf Jahren bestellt. Das Schiedsamt ist auch erste Anlaufstelle bei „kleineren“ Strafsachen wie beispielsweise Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verletzung des Briefgeheimnisses, Körperverletzung, Bedrohung oder Sachbeschädigung. Bei all diesen Angelegenheiten muss die geschädigte Person erst einmal zum Schiedsamt gehen, bevor sie Privatklage vor dem Strafgericht erheben kann. „Ein Grund dafür ist auch, dass ein Gerichtsprozess immer zu einer dauerhaften Belastung der Beziehung führt, weil sich der Unterlegene dann stets über das Urteil ärgert“, erklärt Caspary. Eine Schlichtung sei daher definitiv zu empfehlen, setze allerdings auch voraus, dass beide Parteien bereit seien, ein Stück weit auf ihr Recht zu verzichten. „Das größte Problem ist, dass die Leute nicht am Anfang des Konflikts zu uns kommen, sondern erst dann, wenn die Fronten verhärtet sind“, so der Schiedsmann. Seien bereits Anwälte im Spiel, führe dies mit größter Wahrscheinlichkeit vor Gericht, da für diese ein Verfahren lukrativer sei als eine Beratung. Es ärgere ihn, wenn beide Parteien bereits mit ihren Anwälten anmarschierten und von ihm lediglich eine Bescheinigung dafür verlangten, dass sie ihn konsultiert hätten. Caspary hat bisher drei klassische Nachbarschaftsstreitigkeiten bearbeitet. „Das Gros aller Fälle sind dieser Art“, weiß er. Nimmt ein Bürger Kontakt mit ihm auf, muss der Schiedsmann zunächst prüfen, ob er überhaupt örtlich und sachlich für die Angelegenheit zuständig ist. „Gehört beispielsweise das Nachbarhaus, das den Ärger auslöst, einem Eigentümer, der nicht in Biebrich wohnt, dann ist die Schiedsperson an dessen Wohnort zuständig – sofern es sich um einen Streitpunkt handelt, für den der Eigentümer zuständig ist“, so Caspary. Und: „Bei einem Ortsbesichtigungstermin müssen beide Parteien gleichzeitig anwesend sein.“ Auch wenn dies seiner Meinung nach nicht unbedingt förderlich für die Schlichtung sei. „Manchmal wäre es sicher Sportplakette des Landes Hessen für Tanzpaar des Tanz- Clubs Blau-Orange PRIVAT Auf Vorschlag des Hessischen Tanzsportverbandes wurden Ulrike Hesemann-Burger und Dr. Hans-Jürgen Burger vom Tanz- Club Blau-Orange Wiesbaden, der sein Tanzsportzentrum an der Erich-Ollenhauer-Straße in der Biebricher Gibb hat, mit der Sportplakette des Landes Hessen 2020 ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird jährlich zur Anerkennung besonderer Verdienste um den Sport in Hessen vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport neben aktiven Sportlern und Trainern an bis zu fünf langjährig ehrenamtlich für den Sport Engagierte verliehen. Mit Ulrike Hesemann-Burger und Dr. Hans-Jürgen Burger wird diese höchste Sportauszeichnung des Landes einem Paar zuteil, das für den Tanzsport Herausragendes geleistet hat. Beiden ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Tanzsport in vielen Hessischen Schulen zum festen Bestandteil des Sportprogramms gehört und auf diesem Wege viele Schüler ihren Weg in den Tanzsport fanden und finden. Bereits seit 1992 unterrichtet das Paar im Lehrerfortbildungsprogramm „Tanzen im Schulsport“, dessen Leitung beide im Jahr 2004 übernahmen. Auch im Rahmen Ulrike Hesemann-Burger und Dr. Hans-Jürgen Burger vom Tanz-Club Blau-Orange Wiesbaden mit der Sportplakette des Landes Hessen. des Programms „Jugend trainiert für Olympia“ hat das Paar sich sowohl um den Landes- als auch um den Bundesentscheid 8 DER BIEBRICHER / APRIL 2021

SUSANNE STAUß Biebrichs neuer Schiedsmann Helmut Caspary. besser, sich zunächst getrennt mit den Parteien zu unterhalten,“ glaubt er. Weiterführende Verhandlungen müssten selbst in Corona-Zeiten unter persönlicher Anwesenheit erfolgen. „Doch die Ortsverwaltung ist sehr großzügig und stellt uns in diesem Fall den Trausaal im Biebricher Rathaus zur Verfügung,“ sagt Helmut Caspary. Der Biebricher Schiedsmann findet seine neue Aufgabe sehr spannend, ist jedoch irritiert über ihren gewaltigen administrativen Aufwand. „Weil das Amt der Justiz zugeordnet ist, habe ich es mit einem äußerst umfangreichen Formularwerk zu tun,“ erläutert er und blättert dabei in einem dicken Ordner. Biebricher Bürger, die Casparys Dienste in Anspruch nehmen möchten, erreichen ihn unter der Telefonnummer (0611) 601898 oder per E-Mail unter hcaspary@icloud.com. (sst) verdient gemacht. Neben diesen besonders wichtigen Engagements sind Ulrike und Dr. Hans-Jürgen Burger auch die in Hessischen Schulen eingesetzten Übungs-, Trainingsund Lehrpläne zum Tanzsport zu verdanken. Dr. Hans-Jürgen Burger ist zudem Schulsportbeauftragter des Hessischen Tanzsportverbandes sowie des Deutschen Tanzsportverbandes. Neben dem ehrenamtlichen Engagement blickt das Ehepaar Burger auch auf eine überaus erfolgreiche aktive Tanzkarriere zurück: Sie sind siebenfache Weltmeister, zehnfache Deutsche Meister, zehnfache German-Open- Sieger sowie sechsfache Sieger des bekannten englischen Blackpool-Turnieres der Senioren über 35 im Standardtanz. Darüber hinaus sind die Eheleute Burger als Trainer sowie im Rahmen der Trainerausbildung im Leistungs- und im Breitensport, Dr. Hans-Jürgen Burger zudem als Turnierleiter sowie international als Wertungsrichter, sehr erfolgreich. Diesen umfassenden Einsatz für den Tanzsport und speziell den Tanzsportnachwuchs zeigen beide in ihrer Freizeit neben ihren Berufen als Lehrer, denen sie mit ebenso großem Einsatz und Enthusiasmus nachgehen. „Der Tanz-Club Blau-Orange Wiesbaden ist stolz und dankbar, diese langjährigen und verdienstvollen Mitglieder seit 1990, inzwischen auch als Ehrenmitglieder, in seinen Reihen zu wissen, und ist beeindruckt ob dieser höchsten Auszeichnung des Landes, die dem Ehepaar Burger hochverdient zuteilgeworden ist“, so Blau-Orange-Pressesprecherin Nicole Köppen. (red) DER BIEBRICHER / APRIL 2021 9

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