Aufrufe
vor 11 Monaten

Bock E-Paper 2023 KW26

8 Gesellschaft

8 Gesellschaft Bock | Dienstag, 27. Juni 2023 Die Macht der Gewohnheit PRÄVENTIV HANDELN BLAUES KREUZ SCHAFFHAUSEN Nadja Stocker er kennt’s? W Das Feierabendbier, den Wein zum Anstossen an einem Familienessen oder den Prosecco an der Geburtstagsfeier. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Die Menschen werden nicht damit geboren. Im Laufe der Sozialisation werden Verhaltensweisen und Gewohnheiten durch Eltern, andere Bezugspersonen und gesellschaftliche Institutionen (zum Beispiel Kindergarten, Schule und so weiter) anerzogen. Kindheitserfahrungen haben grossen Einfluss auf die späteren Gewohnheiten, die oft beibehalten werden. Als Suchtberaterin beschäftige ich mich mit diesem Thema, denn ich erfahre und erlebe viele Leidensgeschichten, bei denen aus Gewohnheit eine Alkoholsucht entstanden ist. Daher setzte ich mich mit dem Thema Gewohnheitsbildung und dem Durchbrechen von Gewohnheiten auseinander. Klar, Gewohnheiten haben auch gute Aspekte. Müssten wir jeden Tag darüber nachdenken oder entscheiden, ob und wann wir die Zähne putzen, wie wir den Kaffee machen oder wie wir zur Arbeit kommen, wäre dies sehr anstrengend. Gewohnheiten sind Rituale, die uns den Alltag erleichtern. Bei der Arbeit mit Menschen mit risikoreichem Alkoholkonsum geht es leider um die schädlichen Gewohnheiten mit negativen Konsequenzen. Daher habe ich Respekt und viel Anerkennung für diejenigen Menschen, die sich bei einer Fachstelle melden, weil sie merken, dass das Feierabendbier immer sein muss. Oder aus einem Glas Wein am Abend zwei oder drei geworden sind. Sie erkennen, dass die Gewohnheit langsam zur Abhängigkeit wird, und sind damit nicht einverstanden. Neue Gewohnheiten finden und diese einüben, ist ein Mittel, um ungewollte destruktive Gewohnheiten loszuwerden. Sicherlich ist das einfacher gesagt als getan. Aber ich spüre bei diesen Menschen den Willen und den Wunsch nach Veränderung. Sie sind bereit, sich auf Gespräche einzulassen und ihren Alkoholkonsum und ihr Verhalten ehrlich zu reflektieren. Sie wollen etwas Neues und gleichzeitig Altes loswerden. Oder wie Mark Twain so schön sagte: «Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe hinunterboxen, Stufe für Stufe.» 052 624 78 88, nadja.stocker@blaueskreuz.ch BOCK-HEIMAT: leandro Müller PORTRÄT DER WOCHE SCHAFFHAUSEN Leandro Müller ist 16 Jahre alt, schweizerisch-portugiesischer Doppelbürger und wohnt in Schaffhausen. Zurzeit macht er seine Ausbildung an der Handelsmittelschule (HMS) im HKV Schaffhausen. «Bock»: Wieso leben Sie in der Region Schaffhausen? Leandro Müller: Weil meine Mutter selbst in Schaffhausen, im schönen kleinen Dorf Lohn, aufgewachsen ist und später als Erwachsene in Richtung Stadt Schaffhausen zog. Von Geburt an bin ich im Grubenquartier in Schaffhausen zuhause. Was bedeutet Ihnen Heimat? Müller: Wenn ich an Heimat denke, denke ich an meine Kindheit und wo ich sie verbracht habe. Ich verbinde mit meiner Heimat auch meine Familie und meine Freunde, welche mir sehr wichtig sind in meinem Leben. Was ist Ihre liebste Freizeitbeschäftigung und weshalb? Müller: In meiner Freizeit gehe ich täglich meinem Hobby – dem Fussballspielen – nach. Ich begann als 6-Jähriger beim FC Schaffhausen und wollte seither nicht mehr aufhören. Heute bin ich noch immer davon gefesselt, mit der gleichen Begeisterung wie am ersten Tag, als ich in einem übergrossen Trikot dem Ball nachrannte. Momentan verbringe ich mein mitlerweile neuntes Jahr beim FCS in der U18. Zwischenzeitlich spielte ich zwei Jahre für den FC Winterhur. Ich bin stolz darauf, Der 16-jährige Leandro Müller ist leidenschaftlicher Fussballer. Für die HMS absolviert er ein fünfwöchiges Praktikum beim «Bock». Bild: am. ein Teil des FC Schaffhausens zu sein und meine Heimat zu vertreten. Warum empfehlen Sie den Fussball anderen als Hobby? Müller: Beim Fussball bleibt man stets fit. Es macht ausserdem Spass, mit seinen Freunden in einer Mannschaft zu spielen oder sich mit ihnen zu messen. Es ist ein ausgezeichneter Mannschaftssport, der sehr viel Spass macht – egal wie alt oder gross man ist. Beim Fussball lernt man nicht nur Fussball zu spielen, sondern auch viel Menschliches fürs Leben von seinen Trainern, aber auch Mitspielern. Freunde kann dabei jeder mengenweise finden. Wie beschreiben Sie sich selbst? Müller: Ich bin ein sehr humorvoller Mensch, Spass steht bei mir immer weit vorne. Man kann über mich auch sagen, dass ich eine ehrgeizige Persönlichkeit habe, weil ich immer mein Bestes geben will. Man kann mit mir über alles reden oder mit mir alles Mögliche unternehmen, da bin ich stets eine offene Person. Wo wollen Sie später einmal hinreisen? Müller: Ich würde gerne nach Rio de Janeiro reisen, da mir die Kultur und der Lebensstil der Menschen in Brasilien sehr gefällt. Einer meiner grössten Träume ist es, meine Lieblingsmannschaft Real Madrid im Stadion anzufeuern. (shb.) VORVERKKAUF: PRÄSENTIERT DIE TOTEN HOSEN ° ZUCCHERO ° SIMPLY RED RITA ORA ° SIDO ° MICHAEL PATRICK KELLY BLIGG ° ADEL TAWIL ° CALUM SCOTT FREYA RIDINGS ° SAM RYDER ° SDP ° LEA GAVIN JAMES ° ROYAL REPUBLIC ° DANKO JONES BASTIAN BAKER ° PHENOMDEN & THE SCRUCIALISTS JOYA MARLEEN ° ZIAN ° U.V.M. 2. – 12. AUGUST 2023 ALTSTADT SCHAFFHAUSEN STARSINTOWN.CH

9 Sport Bock Kultur Die Schaffhauser Rockband cargodusjet feiert kommenden Freitag ihre Plattentaufe im klub 8. Seite 11 «zwei Wochen, um sich zu beweisen» Während den letzten zwei Wochen organisierte der FC Schaffhausen Sichtungstrainings der U18. Serkan Yalçinkaya und Ricardo Cardoso geben Auskunft über das harte Auswahlverfahren. FUSSBALL SCHAFFHAUSEN Leandro Müller In den vergangenen zwei Wochen fanden Sichtungstrainings für die neu geschaffene U18 des FC Schaffhausen statt. Bis zu 40 fussballbegeistere Jugendliche standen am Montag, dem 19. Juni, auf dem Kunstrasen der gelb-schwarzen Schaffhauser, doch nur etwa 22 Akteure werden schliesslich berücksichtigt. «Es ist nicht einfach, jemandem zu sagen, dass es nicht reicht. Man zerstört einem Kind sozusagen den grossen Traum», erklärt Ricardo Cardoso. «Ich war selbst einst in dieser Situation.» Für die Spieler, für die es nicht in die Mannschaft reicht, besteht die Chance, im Winter ihr Können erneut unter Beweis zu stellen. Das Trainerteam betont stark: «Es reicht nicht, wenn die Spieler nur am Mannschaftstraining teilnehmen. Wer es in die Auswahl schaffen möchte, muss auch privat neben dem Platz hart an sich arbeiten.» Refik «Mischa» Mustafoski erläuterte, dass es nicht möglich sei, ohne ein Anmeldeformular an einem Probetraining teilzunehmen. Als ihn zuvor ein ex-Bayern München- Spieler vor Ort anfragte, ob er spontan mittrainieren könne, lehnte er dies direkt ab. Mischa Mustafoski zeigte dabei auf, dass es egal sei, ob man von einem Dorfverein komme oder einem Klub, welcher einst die Champions League gewann. Coach Ricardo Cardoso betonte, dass alle dieselben Voraussetzungen hätten, egal, woher sie kämen. Während sich der Nachwuchs für das Sichtungstraining aufwärmt... Mit Respekt auf Augenhöhe «Es werden nicht nur Spieler ausgebildet, sondern auch Menschen», so Ricardo Cardoso. «Wir wissen, es können nicht alle ihren Traum verwirklichen. Wir wollen den Jungs jedoch auch als Freund und Lehrer viel für ihr weiteres Leben mitgeben.» Serkan Yalçinkaya schliesst im Sommer seine Bachelorarbeit über Wirtschaftspsychologie zum Thema «Wettkampfangst im Juniorenspitzensport» ab. Er betont: «Es ist wichtig, Gespräche mit Jugendlichen ernst zu nehmen und ihnen mit Respekt zu begegnen. Wir können nicht von einem Spieler erwarten, Vollgas zu geben, solange wir nicht mit ihm respektvoll auf Augenhöhe kommunizieren.» Sein Fazit: «Man kann mit den Jugendlichen nicht gleich sprechen, wie zum Beispiel mit einem Serge Müller aus der ersten Mannschaft.» Plötzlich junge Erwachsene Für den Grossteil der U18 ist es nicht das erste Mal mit dem Trainer-Duo. Serkan Yalçinkaya beschreibt das Wiedersehen als grosse Freude. Man sehe die Entwicklung als Fussballer, aber auch als Menschen von den einst 11-jährigen Kindern zu den nun 17-Jährigen. Die Prinzipien seien jedoch dieselben: Disziplin und Respekt stehen an vorderster Stelle. Der grosse Unterschied bestehe jedoch darin, dass die Anforderungen sehr viel höher seien als vor sechs Jahren. «Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, wie der Charakter jedes Spielers ist, um ihn individuell zu fördern», führen die Coaches aus. Trainer und Spieler sind zuversichtlich, ein effizientes Kader aufzubauen. ...beobachtet das Trainerduo Serkan Yalçinkaya und Ricardo Cardoso jeden einzelnen Schritt. Bilder: Ronny Bien Bestreiten mit der U17-Nati ihre erste Handball-EM: Levin Wüthrich, Gwendal Dussey und Yari Prince (v. l.). Mit der U17-Nati in Richtung der grossen Handballträume Das erste internationale Turnier steht bevor: Drei U19-Juniorenspieler der Kadetten Schaffhausen reisen am Wochenende mit der U17- Nationalmannschaft der Schweiz an die EM nach Göteborg. HANDBALL SCHAFFHAUSEN Lara Gansser Für drei Junioren der Kadetten Schaffhausen rückt der erste grosse Wettbewerb auf internationalem Hallenboden immer näher: Yari Prince, Gwendal Dussey und Levin Wüthrich haben sich mit der U17-Nationalmannschaft für die EM (European Open) qualifiziert. Das Turnier wird vom 3. bis 7. Juli im schwedischen Göteborg ausgetragen. Für die U19-Kadettenspieler geht damit ein grosser Traum in Erfüllung. Denn alle drei sind seit eh und je dem Handballsport verfallen. In Schaffhausen grossgeworden «Mein allererstes Training hatte ich in der Rhyfallhalle in Neuhausen», erinnert sich der 17-jährige Yari Prince. Vor etwa zehn Jahren startete er bei den Kadetten in der U9/U11 und durchlief sämtliche Juniorenstufen. In der U13 durfte Prince erstmals den Schweizer Meistertitel feiern, mit der U15 dann die Silbermedaille. Nach einem Jahr in der U17 läuft der linke Flügelspieler nun das zweite Jahr für die U19 auf. Daneben absolviert der Neuhauser eine KV-Lehre – mittlerweile an der United School of Sports in Winterthur. «Die ersten 1,5 Jahre startete ich eine normale Lehre, doch mit dem vielen Training war es kaum möglich, das alles gut unter einen Hut zu bringen.» Rund elf Stunden Training fallen pro Woche an. Neben den Trainings in der BBC-Arena, darunter Morgeneinheiten, stehen alle zwei bis drei Wochen Nationalmannschafts-Zusammenzüge auf dem Programm der Sportler. Ebenfalls auf einen sportlichen Werdegang in Schaffhausen blickt der 17-jährige Levin Wüthrich zurück. Der Kantischüler hat vor elf Jahren bei der KJS Schaffhausen Bild: lg. mit dem Handballspielen begonnen. Seit der U13 spielt er bei den Kadetten. Aufgrund einer langwierigen Verletzung im Rücken ist für den linken Rückraumspieler trotz Nati-Aufgebot noch nicht sicher, ob er die EM spielen kann. «Für mich heisst es jetzt schonen und hoffen, dass es reicht bis am Wochenende.» Der dritte im Bunde, Gwendal Dussey, hat seine handballerischen Wurzeln in der Westschweiz. Als Sechsjähriger begann er bei TCGG und trat mit elf Jahren dem Genfer Team Léman bei. «Damals wechselte ich vom Feld ins Tor», erzählt der 16-Jährige. Nach einem Zwischenstopp in Crissier kam er nach Schaffhausen in die Suisse Handball Academy. «Das war eine doppelte Herausforderung, da ich noch Deutsch lernen musste.» In der Munotstadt schloss er die Realschule erfolgreich ab und startete vor einem Jahr eine Lehre zum Schreiner. «Ich stehe jeden Tag um 5 Uhr auf, das ist schon streng.» Erstes Turnier am Montag Seit Sommer 2021 laufen die drei Sportler für die U17- Nati auf. Und nun haben sie die Chance auf ihren ersten Europameister-Titel. «Die EM-Teilnahme ist der Lohn für unsere tägliche Arbeit und Performance», so Gwendal Dussey. «Wir freuen uns sehr, die Schweiz und Schaffhausen international zu repräsentieren.» In der Gruppe der Schweiz sind zudem Norwegen, Belgien, Portugal und Litauen. Die besten zwei Teams kommen weiter. «Es ist sehr schwierig, das Niveau einzuschätzen», sind sich die drei einig. «Wir werden aber alles dafür geben, weiterzukommen.» Sowohl die Ambitionen mit der Nati als auch die persönlichen Ziele sind hoch: «Für mich ist diese EM quasi der erste grosse Schritt in Richtung meines Traums, einmal als Profi im Ausland zu spielen», sagt Yari Prince. «Und auch wenn ein bisschen Nervosität aufkommt: Die Vorfreude überwiegt.» ZU GEWINNEN: 2 X 2 TICKETS KILIAN ZIEGLER 10. AUGUST 21.00H, ASYLHOFBÜHNE THEA TER FESTI VAL STEIN AM RHEIN 9–19 AUG 23 festival.nordart.ch

weitere Ausgaben