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Bock E-Paper 2023 KW51

8 Bock

8 Bock | Dienstag, 19. Dezember 2023 Gesellschaft Bock | Dienstag, 19. Dezember 2023 9 Gesellschaft 2023 ganz im Zeichen des Herrenackers – fazit des ansässigen Gewerbes Dem Herrenacker ist in diesem Jahr wieder mehr Leben eingehaucht worden. Der «Bock» begab sich auf der «Piazza Grande» der Stadt Schaffhausen auf den grossen Rundkurs, stattete den Läden einen Besuch ab und befragte die Betreibenden der umliegenden Geschäfte nach deren Wohlbefinden und ihrem Fazit. Dabei ist schnell feststellbar, dass ein positiver Vibe auf dem Herrenacker herrscht, auch wenn die eine oder andere Optimierung erhofft wird. Gerade in den wärmeren Monaten ist der Platz von vielen Menschen in Anspruch genommen worden, die dort ihre Mittagspause verbrachten. Doch auch der Herrenacker als solcher wird immer mehr zum Treffpunkt. WIRTSCHAFT SCHAFFHAUSEN Ronny Bien 1 Migros Klubschule Schon im September 1979 zügelte die Migros Klubschule vom Vordersteig auf den Herrenacker. «Uns kennt man hier», lächelt Leiterin Doris Menzi, die selbst schon seit über 20 Jahren mitwirkt. «Als ich begann, parkierten die Autos noch nebenan», erinnert sie sich. Dass sie mit der Migros Klubschule auf dem Herrenacker sein darf, empfindet sie als Privileg. Nicht nur wegen der Toplage, wie sie sagt, sondern auch, weil sie nur kleine Herausforderungen zu bewältigen haben. «Gerade im Sommer sind während den Fitnesskursen die Fenster geöffnet, wodurch es ganz selten mal Reklamationen gibt», konstatiert Doris Menzi. Dadurch, dass die Bockalp nicht mehr so nah ans Gebäude gebaut worden sei, gebe es etwas Luft dazwischen, was sie wichtig findet. Genauso, wie der Herrenacker wieder lebe. «Am liebsten würde ich einen Foodtruck hinstellen und die Leute mit einem feinen Zmittag verwöhnen», schmunzelt sie, weil das Boulevard so schön sei. 2 Kleidermacherei «Ich bin wahrscheinlich diejenige, die sich am kritischsten gegenüber der Bockalp geäussert hat», sagt Barbara Wirz, die im nächsten Sommer pensioniert wird und ihre Räumlichkeiten dann als Atelier nutzen möchte. Der Platz sei wunderschön, sie geniesse es vor allem dann, wenn er mal frei von Veranstaltungen sei, meint sie. Die Kleidermacherin stört sich vor allem an der Optik der Rückseite der Bockalp, weil es aus ihrer Sicht lieblos daherkommt. «Die Kundschaft vermittelt mir, dass sie den Herrenacker meiden, weil sie dieses Bild nicht sehen wollen», enerviert sie sich. Dennoch glaubt sie weiterhin an die Strahlkraft dieses tollen Platzes, der aufgrund der Aufwertung noch mehr Leute anzieht. «Besonders schön ist mein Standort, weil ich so den Überblick habe, was auf dem Herrenacker läuft, wenn ich aus der Ladentüre sehe», erklärt Barbara Wirz. 3 Wirtschaft zum Frieden Heidi Bischoff vom Restaurant Frieden erlebte einerseits ein tolles Jahr, nicht zuletzt, weil auch bei ihr und ihrem Team die Sommermonate einen positiven Vibe auslösten. «In dieser Hinsicht wurden wir sehr verwöhnt», fasst sie zusammen. Womit das Wirtepaar eher zu kämpfen hat, ist die aus seiner Sicht mangelnde Kommunikation mit den Behörden. «Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich erwähne, dass die Betriebe auf dem Herrenacker einen Veranstaltungskalender erhalten sollten, damit wir Kenntnis davon haben, wann auf dem Platz Anlässe stattfinden», bemängelt Heidi Bischoff die aktuelle Lage. Auch die Situation mit der Bockalp stimmt sie eher unglücklich. «Wir blicken direkt auf die Hinterseite und dort sieht es aus wie im Ghetto», wirft Heidi Bischoff ein und hofft auf Besserung im kommenden Jahr. 4 Casino Schaffhausen Für die Betreiber des Casino Schaffhausen geht es nächstes Jahr in die Schlussrunde, da dieses vom Herrenacker nach Winterthur umzieht und ab 2025 im Lokstadt- Quartier seine Pforten öffnet. Dominik Sieber vom Casino betont jedoch die gut 17 IG Herrenacker Auch die IG Herrenacker zeigt sich mehrheitlich zufrieden mit dem zu Ende gehenden Jahr. «Von der Stadt und von Pro City erhoffen wir noch etwas mehr Unterstützung», hofft Andreas Wittausch, Mitglied der IG Herrenacker. Positiv zu erwähnen sei, dass aufgrund der Zusammenarbeit mit dem Citymanagement mehr Aktivitäten generiert werden können und die «Piazza Grande» noch mehr belebt werde. 16 Kuoni Seit Juli ist Kuoni Reisen im «Haus der Wirtschaft» untergebracht. «Wir genossen an der Vordergasse eine Luxusvariante, doch der Herrenacker bietet für unser Unternehmen viele Möglichkeiten, die wir vorher nicht hatten», resümiert Filialleiter Moritz Marcuzzi. Klar sei es für das eigene Personal eine Umstellung gewesen, doch dafür profitiert das Team von neuen Synergien. «Nicht nur das Einvernehmen mit 5 Coiffeursalon MeliGiu Manuela Incognito findet es schade, dass die Weihnachtsbeleuchtung, die im Boulevardbereich prominent dargestellt wird, nicht über den gesamten Herrenacker erstreckt wird. «Das würde so ein schönes Bild geben», schwelgt sie in ihrer visuellen Imagination. «Doch wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir einmal mehr ein tolles Jahr erlebt haben. Auch würde sie gerne 15 Meetingpoint Auch im Meetingpoint hat sich viel getan. «Wir durften viel mehr Anlässe durchführen», erklärt Nadine Cataldo. Die Lokalität ist 2023 noch intensiver wahrgenommen worden. Auch ihr ist nicht entgangen, dass auch der Boulevard-Bereich viel belebter ist als noch vor Jahresfrist. «Vor allem über Mittag ist der Herrenacker aufgrund der neu geschaffenen Sitz- und Schattenplätze sehr belebt.» Sie spürt, dass der Meeting- 6 Bockalp Nach einem Jahr Pause ist die Bockalp wieder auf den Herrenacker zurückgekehrt. Zwar in etwas kleinerem Kleid, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut, wenn man auf die Reservationsliste schaut: «Wir sind praktisch jeden Abend ausgebucht», strahlt Patrik Gisi. Das bezeugt die grosse Akzeptanz, weil viele Unternehmen ihre Weihnachtsfeier in der Bockalp feiern. Er 14 Café Nara's Ende August eröffnete Anastasiia Fedoraieva mit ihrem Lebensgefährten Raphael Anderegg das schmucke Lokal «Café Nara›s» und darf inzwischen auch auf einen Kundenstamm zählen, der regelmässig vorbeischaut. Die Ukrainerin hat ihr Sortiment nur marginal ausgeweitet und bietet Köstlichkeiten wie Borschtsch aus ihrer Heimat, ukrainische Tortellini oder Kürbissuppe an. Der Herrenacker aus der Vogelperspektive. Auf dem grössten Schaffhauser Platz befinden sich nicht nur diverse Geschäfte, Organisationen und Kleinbetriebe, sondern er wird auch regelmässig belebt mit Veranstaltungen aller Art. Leuchtturm im Sommer ist das Stars in Town, in den Wintermonaten nimmt jeweils die «Bockalp» Einzug auf der «Piazza Grande». besuchten Veranstaltungen, wie beispielsweise die «Gambling Night». «Viele Jackpots wurden geknackt und liessen unseren Gästen ein Lachen in ihr Gesicht zaubern», resümiert der Marketingfachmann. Erfreulich sei auch die reibungslose Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Stars in Town. Was jedoch nach dem Auszug mit dem früheren Jezler-Gebäude geschieht, ist bislang noch nicht bekannt. 5 4 den Mitarbeitenden im Meetingpoint nehmen wir sehr positiv wahr, sondern dürfen auch die Räumlichkeiten für Kundenanlässe nutzen», gibt der Reisefan erfreut zu Protokoll. Im Gegensatz zum früheren Standort sei die Fluktuation für Spontanbuchungen noch etwas übersichtlich. «Doch wir planen für das kommende Jahr ein paar Aktionen, um auch neue potenzielle Kundschaft anzusprechen. Und darauf freuen wir uns sehr», so Moritz Marcuzzi. 3 mehr Laufkundschaft begrüssen, meint Manuela Incognito. Sei es beim Verweilen auf dem Herrenacker oder beim Mittagessen, das Team würde sich über Besuch neuer Kundschaft freuen. «Und sollten wir mal keinen freien Termin haben, stehen noch Röbis Haarstube und Coiffeur Röbi an der Tanne zur Auswahl», sagt die Coiffeurmeisterin, die voller Zuversicht ins neue Jahr schaut. 2 1 6 17 16 15 7 point gefragter ist denn je. «Diverse Unternehmen halten hier ihre Schulungen ab, Geburtstage werden gefeiert und es hat sich auch eine Stammkundschaft entwickelt, welche regelmässig einkehrt», erzählt Nadine Cataldo. Es gebe noch Potenzial für eine weitere Belebung, doch die Hürden seien teils sehr hoch. Die Schaffhauser Bevölkerung soll dem Herrenacker eine Chance geben, sich auch im neuen Jahr von seiner schönsten Seite präsentieren zu können. 14 13 sieht jedoch auch noch etwas Handlungsbedarf für das kommende Jahr, wie er auch in vielen Gesprächen mit den umliegenden Geschäften in Erfahrung gebracht hat. «Wir wollen für 2024 ein paar Optimierungen vornehmen, um das Gesamtbild noch mehr zu verschönern», konstatiert Patrik Gisi. Als Idee sollen weitere Holzverkleidungen die Rückseite schmücken, um dem beliebten Fonduestübli weiteren Glanz zu verleihen. 12 11 10 7 Stars in Town Zwischen Juli und August ist der Herrenacker in den Händen der Verantwortlichen des Stars in Town. Während die Betriebe auf dem grössten Platz der Stadt gewisse Flexibilität an den Tag legen müssen, sorgt das Leuchtturm-Openair dafür, Schaffhausen als Kulturhochburg zu repräsentieren. Adi Brugger erklärte auch gegenüber den Medien, dass das Festival in der Topliga angekom- 9 Grundsätzlich fühlt sie sich wohl und schätzt es sehr, dass der Herrenacker immer mehr von der Fluktuation lebt. «Ich wünsche mir, dass auf die Betriebe hier oben vor dem Aufgang der Tanne mit einem sichtbaren Hinweisschild aufmerksam gemacht würde, damit auch Leute, die normalerweise nicht auf den Herrenacker gehen, den Weg zu uns finden», hofft Anastasiia Fedoraieva. men sei. Das Stars in Town soll nicht nur tolle Konzerte, sondern auch das gesamte Drumherum unvergesslich machen. Für das kommende Jahr steht ein Teil des Line-ups bereits: Unter anderem sind Herbert Grönemeyer, Status Quo, Placebo, Patent Ochsner und Mark Forster zu Gast auf dem Herrenacker. Im Januar sollen noch weitere Acts bekanntgegeben werden. Das Stars in Town 2024 findet vom 2. bis 10. August statt. 8 13 Restaurant Mudan Auch das authentische Chinarestaurant Mudan zeigt sich zufrieden über den Verlauf des Jahres 2023, wie Louis Theler bestätigt. «Wir können uns nicht beklagen und geniessen diesen einzigartigen Platz hier auf dem Herrenacker», berichtet der Restaurantleiter. Sie durften dieses Jahr erstmals am Stars in Town mitwirken, was sehr gefiel. Auch sie wünschen sich mehr Werbemöglich- Bild: Raffael Ott 8 Theaterrestaurant Einer echten Challenge standen die neuen Pächter des Theaterrestaurants seit der Eröffnung am 19. August gegenüber. «Wir hatten sehr früh zwei gewichtige Ausfälle in der Küche zu beklagen, was uns zwang, ein neues Konzept aufzugleisen», umschreibt Gianni Ranallo die Improvisationskünste, die notwendig waren, um den Betrieb auf- keit, um noch mehr auf ihre Spezialitäten hinweisen zu können. «Am liebsten mit einem Hinweisschild vor der Tanne», sagt Louis Theler. 12 Hopfenstube «Wir sind mit einer bombastischen Silvesterparty ins 2023 gestartet», erzählt Roland Bosshard von der Hopfenstube. «Doch wir spüren die Preiserhöhungen, weil wir eine Klientel abdecken, welche der unteren oder mittleren Schicht angehört.» Überhaupt seien die Quartierbeizen am Kämpfen, sagt der Betreiber. Der Sommer sei hingegen sensationell gewesen. Dennoch brauche es auch aus seiner Sicht einen Hinweis vor der Tanne, dass auf dem grössten Platz Schaffhausens genauso viel Leben herrscht, wie auf dem Fronwagplatz. Vom 2. bis 4. Februar feiert die Hopfenstube als offizieller Hotspot eine grosse Fasnachtsdisco, worauf sich Roland Bosshard und sein Team riesig freuen. 11 Per Me Ganz in der Ecke versteckt sich das «Per Me», welches vom Ehepaar Auckenthaler aus Leidenschaft bewirtschaftet wird. «Wir sind kein typisches, öffentliches Restaurant», erklärt Urs Auckenthaler. «Per Me» ist Erlebnisgastronomie pur, welche nur öffnet, wenn sich die Gäste für einen exklusiven Besuch anmelden. «Im Gegensatz zum Jahr 2022 haben wir in diesem Jahr 35 Prozent mehr Umsatz generieren können. Zudem sind wir vermehrt kurzfristig gebucht worden», berichtet Urs Auckenthaler, der mit seiner Frau Silvia auch ein erfolgreiches 2024 erhofft. 10 EKZ Eltop Seit Februar hat die EKZ Eltop eine neue Filiale auf dem Herrenacker. Martin Christen fühlt sich mit seinem Team sehr wohl und hat sich in der Nachbarschaft perfekt integriert und eingelebt. «Der Herrenacker ist ein belebter Platz und ist für uns der perfekte Standort», teilt der Filialleiter mit. 9 Stadttheater Ein weiterer Pfeiler auf dem Herrenacker ist das Stadttheater, welches aufgrund der vielen ausverkauften Vorstellungen augenscheinlich grosse Beliebtheit geniesst. «Die Atmosphäre im Theater ist einzigartig, zudem zeigen sich die Gäste sehr zufrieden mit unserem Programm», teilt Kulturchef Jens Lampater gegenüber dem «Bock» mit. Auch sonst sei der Herrenacker wieder voll am Leben und mache sich innerhalb der Bevölkerung weiter sehr beliebt. Einziger Kritikpunkt gilt der fehlenden Transparenz in Bezug auf die Platzbelegung, da es keine unter den Playern koordinierte Agenda für den Herrenacker gibt. «Würden wir frühzeitig Kenntnis von geplanten Belegungen und Veranstaltungen haben, könnten wir uns besser darauf einstellen und mögliche Nutzungskonflikte proaktiv lösen», meint der Kulturbeauftragte Jens Lampater. recht zu halten. Selber wirkte er bis vor einem Monat in der Küche mit, ehe ein neuer Küchenchef eingestellt wurde. «Mein Geschäftspartner Giacomo Lubelli übernimmt ab Januar die Küchenleitung.» Gianni Ranallo sieht dem neuen Jahr mit viel Zuversicht entgegen und ist überzeugt, dass seine Gäste noch viel Freude am Theaterrestaurant haben werden.

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