Aufrufe
vor 1 Jahr

Industrieanzeiger 10.2022

  • Text
  • Enegieeffizienz
  • Brennstoffzellen
  • Antriebssystem
  • Greenproduction
  • Elektromobilitaet
  • Antriebsketten
  • Abrechnungsmodelle
  • Leichtbau
  • Qualitaetssicherung
  • Drohnen
  • Wasserstoff
  • Industrieanzeiger

TOPSTORY » Mobilität

TOPSTORY » Mobilität der Zukunft Bild: Daimler Truck AG Wasserstoff bietet großes Potenzial für die Mobilität der Zukunft – ob zu Lande, auf dem Wasser oder in der Luft. Hersteller wie Daimler Truck oder MAN investieren kräftig in Entwicklungsprojekte für wasserstoffbasierte Antriebe. Vertrauensbeweis in Zukunftstechnologie Wasserstoff schleicht aus der Nische Vor wenigen Jahren war die Wasserstoff-Mobilität noch eine kleine Nische in den Entwicklungsabteilungen. Inzwischen investieren die Unternehmen jedoch nicht nur in die Fahrzeugtechnik, sondern steigen global in den Wasserstoff-Markt ein. » Tobias Meyer, freier Journalist in Zirndorf 34 Industrieanzeiger » 10 | 2022

Dass Wasserstoff künftig einen wichtigen Teil der Mobilität bedienen wird, ist für viele Unternehmen inzwischen eine klare Sache. Statt nur etwas halbherziger Lippenbekenntnisse und einzelner Leuchttürme packen die Global Player nun richtig an: MAN hat beispielsweise kürzlich den Elektrolyseur- Hersteller H-Tec Systems komplett übernommen und investiert nun 500 Mio. Euro in deren Serienfer - tigung. „Unser Plan ist klar“, erklärt Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions. „Wir entwickeln H-Tec Systems zu einem der weltweit führenden Player auf dem Gebiet der PEM-Elektrolyse. In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird grüner Wasserstoff einer der wichtigsten primären Energieträger einer sich fortschreitend dekarbonisierenden Weltwirtschaft werden.“ Die Technik der aus Augsburg stammenden Firma sei ausgereift und bereits erfolgreich am Markt platziert, H-Tec feierte kürzlich sein 25-jähriges Jubi - läum. Es gehe daher im nächsten Schritt um die Skalierung und den Aufbau einer Serienfertigung mit hohem Automationsgrad, Ende 2023 soll das erreicht sein. 2025 möchte man mit der ausgelieferten Produktionskapazität bei 1.000 MW liegen. Für fünf Jahre später peilt MAN einen Umsatz von 1 Mrd. Euro an. Die Welt braucht neue Elektrolyseure Beteiligt sind MAN und die neue Tochter daher auch am Projekt PEP.IN am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA: Dort ist man sich ebenfalls bewusst, dass die Welt in absehbarer Zeit massenhaft neue Elektrolyseure braucht. Doch die werden bisher noch weitgehend in Handarbeit gefertigt, was sehr viel Zeit braucht, teuer und fehleranfällig ist. „Ziel ist eine automatisierte Elektrolyseurfabrik im Gigawatt-Maßstab“, sagt Friedrich-Wilhelm Speckmann vom Zentrum für digita - lisierte Batteriezellenproduktion (ZDB) am Fraun - hofer-Institut IPA. Das Stacking etwa könnte in Zukunft von Robotern erledigt werden. Weil aber die gesamte Produktionslinie automatisiert werden soll, müssen die Forscherinnen und Forscher auch sämt - liche vor- und nachgelagerte Prozesse, bis zum Einfahren der Gesamtsysteme, berücksichtigen. Dabei reichen die Aufgaben von der Fabrik- und Produk - tionsplanung, über die Bauteiltests bis hin zu den End-of-Line-Prüfständen. Zusätzlich werden im Konsortium auch neuartige Stackdesigns entwickelt, die zukünftige Produktionsverfahren vereinfachen und somit beschleunigen sollen. Auch Daimler Truck setzt inzwischen größer auf den wasserstoffbasierten Antrieb: Seit vergangenem Jahr fährt ein Brennstoffzellen-Prototyp Mercedes- Benz-Gen-H2-Truck im Testeinsatz – sowohl auf der hauseigenen Teststrecke als auch auf öffentlichen Straßen. Bei der Entwicklung wasserstoffbasierter Antriebe bevorzugt IM ÜBERBLICK Daimler Truck den flüssigen Wasserstoff (LH2). Der Energieträger hat in Grüner Wasserstoff hat diesem Aggregatzustand im Vergleich großes Potenzial, künftig zu gasförmigem Wasserstoff eine einer der wichtigsten deutlich höhere Energiedichte bezogen primären Energieträger der auf das Volumen. Dadurch kann mehr Weltwirtschaft zu Wasserstoff transportiert werden, was die werden. Reichweite erhöht und laut Unternehmen so eine vergleichbare Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs mit der eines konventionellen Diesel-Lkw ermög - liche. Vor kurzem hat Daimler einen entsprechenden Prototypen in Betrieb genommen. Eine passende Tankstelle im Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth befüllt die zwei 40-kg-Tanks mit -253 °C kaltem Flüssigwasserstoff. Durch deren Isolierung kann der Treibstoff für eine ausreichend lange Zeit ohne aktive Kühlung auf Temperatur gehalten werden. Entwicklungsziel des Gen-H2-Trucks ist eine Reichweite von bis zu 1.000 km und mehr. Der Serienstart für wasserstoffbasierte Lkw ist für die zweite Hälfte des Jahrzehnts vorgesehen. Als langfristiges Ziel will man im Jahr 2039 in den globalen Kernmärkten nur noch Neufahrzeuge anbieten, die im Fahrbetrieb CO 2 -neutral sind. Parallel arbeitet Daimler Truck gemeinsam mit Linde an der Entwicklung eines neuen Betankungsverfahrens für flüssigen Wasserstoff (subcooled liquid hydrogen, sLH2). Der Ansatz ermögliche im Bild: Tom Oettle Nicht alles ist Gold, was glänzt Wie turbulent es in der Wasserstoff-Branche noch zugeht, zeigt auch das vor wenigen Jahren stark gehypte H2-Lkw-Start-up Nikola, auch wir berichteten über den als Tesla der Nutzfahrzeuge gehandelten Hersteller. Nach Betrugsvorwürfen, Börseneinbruch und den Ausstieg des Gründers wurde es etwas ruhiger. Im April dieses Jahres erfolgten nun aber die ersten Auslieferungen. Hilfreich dabei waren sicher auch die Beteiligungen durch erfahrene Partner wie Bosch und CNH mit der Marke Iveco. Nora Nuissl, stv. Chefredakteurin Industrieanzeiger Industrieanzeiger » 10 | 2022 35

Industrieanzeiger