Aufrufe
vor 4 Jahren

mav 06.2019

TRENDStart-ups: Die

TRENDStart-ups: Die neuen Gründer Additive Fertigung, Robotik, Künstliche Intelligenz – Klassische Unternehmen sind unter Druck Start-ups mischen die Industrie in Deutschland auf Wir erleben aktuell einen der größten Umbrüche der Wirtschaftsordnung. Die klassischen Wertschöpfungsketten werden durch den digitalen Wandel von Grund auf infrage gestellt. Junge innovative Start-ups fordern etablierte Unternehmen heraus und spornen diese zum eigenen Wandel an. Autor: Yannick Schwab ■■■■■■ Start-ups sind ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes geworden. Sie setzen innovative Geschäftsideen um, schaffen neue Arbeitsplätze und tragen so ihren Teil zum Bruttoinlandsprodukt bei. Gerade im Bereich der Zukunftstechnologien nehmen sie eine wichtige Rolle ein, egal ob in der Additiven Fertigung, Robotik, Künstlichen Intelligenz (KI), Blockchain, Augmented Reality oder im Internet der Dinge (IoT). So sehen bspw. fast 60 % der 1550 Start-ups, die im 6. Deutschen Startup Monitor (DSM) Dr. Theo Steininger (links) und Dr. Maksim Greiner, ehemalige Doktoranden des Max-Planck-Instituts in Garching und Gründer von Erium, haben eine KI-Software entwickelt, die neueste statistische Analysemethoden der Astrophysik nutzt. Bild: Erium aufgeführt sind, bereits heute einen spürbaren Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf ihr Geschäftsmodell. Neuer Schwung für die Fertigung Auch im Bereich der industriellen Fertigung entstehen immer mehr Start-ups und Spinoffs, die sich mit digitalen Geschäftsmodellen beschäftigen. So hat der Werkzeughersteller Mapal zum Beispiel im Februar 2017 das Software-Start-up c-Com gegründet. Die gleichnamige Open-Cloud-Plattform dient der Datenverwaltung von Werkzeugen und C-Teilen im Fertigungsumfeld und setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen: Applikationsdatenbank, Nachschliffmanagement, Wälzfräsermanagement, c-Connect, Maschinenabnahme und zu guter Letzt das Werkzeugmanagement – die Kombination der verschiedenen Module. Dort werden alle Informationen zu Werkzeug und Maschine gesamtheitlich betrachtet und in Verbindung zueinander gebracht. Unnötige Bestellungen von neuen Werkzeugen sowie ein zu hoher Lagerbestand sollen dadurch vermieden werden. Giari Fiorucci, der Geschäftsführer von c-Com, erklärt die Arbeitsweise in dem jungen Unternehmen: „Wir sind ein kleines Team, in dem agiles Handeln die erste Regel ist. Haben wir eine Idee, wird diese in die Software implementiert. Sollte sie funktionieren, weiter so. Wenn nicht, wird die Idee verworfen und es geht zurück zur Ausgangssituation.“ Künstliche Intelligenz im Qualitätsmanagement Die Iconpro GmbH, ein Spin-off des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen, beschäftigt sich mit der Entwicklung und Anwendung von Process-Mining-Software zur Analyse und Korrelation von Produktionsprozess- und Qualitätsdaten mittels Machine Learning. Die Anwender sollen von gesteigerter Qualität und Produktivität durch die Erkennung und Nutzung von Optimierungspotenzialen und die Vermeidung von Engpässen in ihren Produktions- und Inspektionsprozessen profitieren. Dafür werden Produktionsprozessdaten durch maschinelle Lernalgorithmen analysiert und in Beziehung zueinander gesetzt. Der gesamte Prozess kann vollständig automatisiert und in Form von Dashboards visualisiert werden. Daneben bietet das Start-up individuelle Beratungsprojekte und Workshops zu den Themen „Production Process Mining“ und „Künstliche Intelligenz im Qualitätsmanagement“ an. Auch die ehemaligen Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Astrophysik, Dr. Theo Steininger und Dr. Maksim Greiner, analysieren Produktionsprozesse, um daraus Handlungsempfehlungen in Echtzeit abzuleiten. Sie haben die Erium Gmbh gegründet und nutzen statistische Methoden aus der Astrophysik. Dabei setzt das Startup einen besonderen Fokus darauf, das Fachwissen der Ingenieure und Prozessexperten einzubinden. Dadurch sollen weniger 22 Juni 2019

Magazino: Der mobile Roboter Toru kann kleine Kartons selbstständig kommissionieren. Bild: Magazino Daten benötigt und Lösungen schneller gefunden werden. Das Endergebnis überzeugt laut den Entwicklern durch verringerte Ausschussquoten, verkürzte Anlaufzeiten und Kosteneinsparungen im bis zu zweistelligen Prozentbereich. Maschine zum Bauteil statt Bauteil zur Maschine Frei nach dem Sprichwort: „Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen“, bietet die Picum MT GmbH ihren Kunden ein mobiles Bearbeitungssystem für große Bauteile und komplexe Bearbeitungsaufgaben an, welches den Einsatz herkömmlicher großer Werkzeugmaschinen und langwierige Transporte überflüssig macht, etwa bei der Instandhaltung von Tiefziehwerkzeugen für Autobleche. Damit erfüllt das Spin-off der Leibniz Universität Hannover ein bisher unerfülltes Bedürfnis in der industriellen Produktion: Ein System, das die Genauigkeit einer Werkzeugmaschine mit der Flexibilität und Mobilität eines Roboters kombiniert. Damit kann die Fertigung von großen Bauteilen, wie bspw. Flugzeugrümpfen, nicht nur viel Picum verfügt über eine klassische 5-Achs-Kinematik und verschiedene Kompensationsver - fahren, um eine hohe Genauigkeit zu erreichen. Bild: Picum MT schneller, sondern auch flexibler und deutlich günstiger erfolgen. Riesiger Markt lockt Gründer Die Robotik ist einer der größten Wachstumsmärkte. Innovative Entwicklungen wie fahrerlose Transportsysteme, kollaborative Roboter in der Fertigung oder Haushaltsroboter für den Consumer-Markt sorgen dafür, dass das Wachstum auch weiterhin anhalten soll. Im Juni 2014 wurde die Magazino GmbH von Frederik Brantner, Lukas Zanger und Nikolas Engelhard gegründet. Das Start-up entwickelt und baut intelligente Roboter, die ihre Umgebung wahrnehmen und selbstständig Entscheidungen treffen. Die Mobilroboter arbeiten parallel zum Menschen und machen Prozesse in den Bereichen E-Commerce- und Produktionslogistik flexibler und effizienter. Die Kommissionierungsroboter Toru und Soto können autonom navigieren und mithilfe von 3D-Kameras Objekte selbstständig und ohne Interaktion des Menschen greifen. Mit der Benutzeroberfläche ARC (Advanced Robot Control) können Anwender den Überblick sowohl über die ganze Flotte als auch den einzelnen Roboter behalten. Bis heute hat das Münchner Unternehmen mit 110 Mitarbeitern aus 17 Nationen 42 Roboter produziert und 283 Softwarepakete entwickelt. Potenzielle Großkunden wie der Onlinehändler Zalando, Fiege Logistik und Juni 2019 23

MAV