Aufrufe
vor 1 Jahr

medizin&technik 03.2022

  • Text
  • Digitalisierung
  • Antriebstechnik
  • Kennzeichnung
  • Udi
  • Robotertrends
  • Bildverarbeitung
  • Medizintechnik
  • Medizin
  • Roboter

TITELTHEMA Wie die

TITELTHEMA Wie die Theranostik die Medizin verändert Theranostische Systeme | Implantate oder Medikamente sollen nicht nur bei der Diagnose von Krankheiten helfen, sondern diese auch therapieren können. Dies ermöglicht der Medizin individuellere Behandlungsformen und den Patienten oftmals eine schnellere Genesung. An immer kleineren und funktionaleren Systemen wird geforscht. 22 medizin&technik 03/2022

Individuelle Versorgung Theranostik ermöglicht eine Behandlung, die viel genauer auf den Patienten zugeschnitten ist. Susanne Schwab (Bild: Fraunhofer ENAS) Allein in Europa leiden etwa 46 Millionen Menschen an Tinnitus. Die Ursache ist häufig nicht klar erkennbar. Die Betroffenen nehmen Töne oder Geräusche wahr, denen keine real vorhandene Klangquelle zugeordnet werden kann. „Bis zu 90 verschiedene Symptome sind bei Tinnitus möglich. Manche Betroffene hören die Töne im Kopf, bei anderen dagegen ist der Ton räumlich gebunden“, erklärt Prof. Dr. Peter Husar, der das Fachgebiet Biosignalverarbeitung an der TU Ilmenau leitet. Er ist auch einer der Initiatoren des Forschungsprojekts „Theranostik und Therapie von Tinnitus mittels räumlichen Hörens“. Theratin, so die Abkürzung des Projektnamens, könnte künftig die Situation vieler Betroffener verbessern: Entwickelt wird ein Kopfhörer mit Raumklang, der eine engere Verknüpfung von Tinnitus- Dia gnose und -Therapie – idealerweise in Echtzeit – ermöglicht. Die neue Technologie mit dem theranostischen Ansatz verspricht gleich mehrere Vorteile – für den Therapeuten wie für den Betroffenen: Die Messung der IHR STICHWORT ■ Theranostische Implantate und Systeme ■ Therapie und Diagnostik verbinden ■ Miniaturisierung und Sensorik ■ Radionuklidtherapie gegen Tumore ■ Biomolekül und Metallkomplex Mit dem Sensorsystem aus dem Fraunhofer-Leitprojekt ‚Theranostische Implantate‘ soll sich der Blutdruck überwachen lassen elektrischen Aktivität des Gehirns der Betroffenen mit Hilfe von EEG-Sensoren im Spezialkopfhörer und die automatische Analyse der Hirnsignale unterstützen die Diagnostik. So kann der Therapeut den Tinnitus objektiv einschätzen, was wiederum eine personalisierte Behandlung ermöglicht. Für den Betroffenen ist das Hören mit dem Kopfhörer eine Erleichterung: Durch das umfassende Hörerlebnis nimmt er die virtuellen Klangquellen nicht mehr in seinem Kopf, sondern im Raum wahr. „Diese räumliche Klangwiedergabe unterstützt die Tinnitus-Therapie maßgeblich“, sagt Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Brandenburg, Geschäftsführer der Brandenburg Labs GmbH. Diese leitet das Projekt, das der Freistaat Thüringen fördert. Als weitere Partner sind die Fachgebiete Biosignalverarbeitung sowie Elektronische Medientechnik der TU Ilmenau beteiligt. Unterauftragnehmerin ist eine Ilmenauer Musiktherapeutin. Aktuell sind Prof. Husar und sein Team dabei, diagnostische Methoden zu testen und Reizantworten des Gehirns zu finden. „Wir versuchen, die primären Symptome des Tinnitus im EEG, also die Gehirnströme, zu messen“, so der gelernte Medizintechniker. „Bei rund 90 Symptomen oder Ursachen können wir natürlich nicht alle finden, aber wir können dia - gnostizieren, was in den neuronalen Bahnen im auditorischen System elektrisch messbar ist. Dazu bauen wir beispielsweise gezielt falsche akustische Töne in ein Musikstück ein und messen die kognitiven Reaktionen beziehungsweise bei Tinnitus-Betroffenen die Nicht-Reaktion.“ 03/2022 medizin&technik 23

Medizin und Technik