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DRAUSSEN © Andreas

DRAUSSEN © Andreas Meenke ALLE JAHRE WIEDER Wenn im Radio George Michael „Last Christmas“ singt, im Fernsehen die obligatorische Tannenbaum-Folge der Lieblingsserie läuft und sich der Kollegenkreis mal ordentlich die Glühweinkante gibt, dann steht Weihnachten vor der Tür. 13 Dinge, die wir nur in der Adventszeit ertragen. Von Simone Schamann 26 | 27 zuhause

01 Last Christmas 03 Pfandtassen Irgendwann im Dezember kommt der Tag, an dem das erste Mal im Jahr der Song „Last Christmas“ der britischen Band „Wham!“ im Radio läuft. Der große Moment fällt oft auf eine Autofahrt, vielleicht haben Sie ihn aber auch schon in einer Umkleidekabine, auf dem Zahnarztstuhl oder auf der Toilette im Schnellrestaurant erlebt. Fest steht: Sobald die poppig-besinnliche Gute- Laune-Nummer (wir tragen urige Norweger-Pullis und machen mit roten Wangen vorm Holzhaus eine Schneeballschlacht) überall und immerzu läuft, hat die Weihnachtszeit offiziell begonnen. Das Bild von George Michaels Fönwelle im dazugehörigen Video von 1984 hat sich über die Jahrzehnte in Millionen Köpfe eingebrannt – und ist wirklich nur zu diesem besonderen Anlass zu ertragen. Es gibt ja viele Leute, die auf jedem Weihnachtsmarkt eine Glühweintasse als Sammlerstück mitnehmen. Weil die Tradition so weit verbreitet ist, erheben die Standbetreiber pro Stück inzwischen eine horrende Pfandgebühr, die in Wirklichkeit eine Art Kaufpreis ist. Was macht die Glühweintasse so toll, so einzigartig? Antwort: nichts. Es handelt sich fast immer um unambitioniert gestaltete Massenware, die nicht selten in unpraktischer Stiefelform und mit einsilbigem Aufdruck („Weihnachten“, „Glühwein“) daherkommt. Vielleicht feiert die Menschheit auch deshalb das Fest der Liebe: damit milde gestimmte Adventsbummler hässlichen, dickrandigen Tassen ein neues Zuhause geben. 02 Maronen 04 Kinderkarussell In der Weihnachtszeit schießen sie plötzlich aus dem Boden. Kleine, auf alt getrimmte Stände, aus denen dick eingemummelte Verkäufer warme Maronen in Papiertüten verkaufen. Das Gute an Esskastanien: Sie haben einen sehr hohen Nährwert und enthalten zahlreiche lebenswichtige Mineralien und Spurenelemente. Das nicht so Gute an Esskastanien: Sie schmecken nach gar nichts und fühlen sich wegen der harten Schale total komisch im Mund an. Trotzdem kauft man sich jeden Winter mindestens einmal so eine altmodisch aussehende, warm dampfende Dreieckstüte, fühlt sich kurz wie im Berlin der 20er-Jahre, probiert ein, zwei Exemplare des klassischen Wintersnacks und schmeißt den Rest in den nächsten Mülleimer. Es gibt sinnvollere Traditionen – aber was soll‘s. In der Einkaufsstraße wird der Weihnachtsmarkt aufgebaut, inklusive drei oder vier Karussells. Die Kleinen sind ganz aus dem Häuschen. Sie wollen fahren, am besten jeden Tag mehrmals. Weil bald Weihnachten ist und aus Angst vor unschönen Szenen in der Innenstadt („Ich will aber noch mal fahren!“ „Nein, du kommst jetzt mit!“ „Ich will abeeeeeer!“ „Du stehst jetzt vom Bürgersteig auf und kommst mit!“) legt man ein Depot an und kauft am ersten Markttag für jedes Karussell 5 Fahrchips zum total überzeugenden Sonderpreis von 17 Euro. Von nun an steht man in der Zeit zwischen erstem Advent und Silvester immer wieder am Rand der Karussells, friert sich den Allerwertesten ab, winkt mit eingefrorenem Lächeln und eiskalten Händen dem glücklichen Kleinen im Düsenjet zu und wird dabei mit Weihnachtsliedern von den Schlümpfen und René Kollo beschallt. Halleluja.

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