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OCEAN7 2007-12

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In dieser Ausgabe von OCEAN7 finden Sie viele Tipps, die Segler wissen sollten. Von Regatta-Tricks bis hin zu den schönsten Winter-Revieren.

50 Am wind. Norbert

50 Am wind. Norbert Sedlacek bei der Vendée Globe 2004/05 mit gerefften Segeln hart am Wind. (wird lebhaft): Wenn Sie einen Liegeplatz anfahren, dann ist es entweder richtig oder falsch. Wenn es richtig ist – warum fahren Sie es nicht zügig zu Ende? Und wenn es falsch ist – warum hören Sie nicht augenblicklich damit auf? Ich tu mir zum Beispiel im Unternehmen schwer, weil das für mich ja Neuland ist. Und da mache ich genau diesen Fehler, den ich beim Segeln nicht mache: ich bin zögerlich, ich bringe zu viele soziale Überlegungen mit ein und tausche die Perspektive. Beim Segeln mache ich das nicht und ich glaube, Herr Kapsch ist das beste Beispiel dafür, dass er’s im Unternehmen nicht macht. Sondern dass er wirklich konsequent Ideen hat, sie umsetzt, kontrolliert, forciert oder halt … Kapsch (unterbricht): Naja, ich möchte schon einschränken, soziale Aspekte haben bei mir einen sehr hohen Stellenwert. Aber es ist schon richtig – das, was man gewohnt ist, macht man einfach zügiger. Faszination Segeln Kapsch: Mich fasziniert am Segeln – und das unterscheidet schon das Motorboot vom Segelboot – das Lernen, die Natur zu nützen. Sedlacek: … mmmh-hmm … Bei mir war der Einstieg der, dass es alle anderen in meinem Umfeld NICHT gemacht haben, also wollt ich das machen. Das war immer schon so bei mir, das ist auch heute noch so. Wenn andere sagen, das geht nicht oder das ist ein Blödsinn – dann möchte ich es wissen. Ehrgeiz – Segen oder Fluch? Sedlacek: Ich glaube, ich bin schon sehr ehrgeizig. Was ich mir selber vorwerfe – in der Firma und auch beim Segeln – ist, dass ich damit oft meine Mitmenschen überfordere. Das ist wirklich ein Fehler von mir. Wenn man selber sieben Tage in der Woche 16 Stunden gearbeitet hat, heißt das noch lange nicht, dass das auch ein Mitarbeiter aushält. Kapsch: Ja, das ist so! Wobei … als ehrgeizig würde ich mich eigentlich nicht bezeichnen. Ich glaube, ich bin zielstrebig. Erfolgsorientiert …? Wenn ich mal eine Entscheidung getroffen habe, dann habe ich die getroffen. Und ich interessiere mich dann auch weiter dafür. Sedlacek: Das ist vor allem bei Projekten wie der Vendée Globe so. In dem Moment, wo bei solch einem Projekt auch wirtschaftlich drei Jahre vor dem Start die ersten 50 oder 100.000 Euro ausgegeben , Vereinbarungen getroffen und Zusagen gemacht sind, kann man nicht alle zwei Monate sagen: „Wissen Sie, liebe Firma Sowieso, ich habe es mir wieder

PeoPle 51 anders überlegt.“ Und ein halbes Jahr später kommen Sie wieder: „Alles lässig, wir fahren doch!“ Dafür würde niemand Verständnis haben. Also Zielstrebigkeit und Konsequenz sind schon sehr wichtig. Kapsch: Das schon. Das habe ich schon. Aber wirklich ehrgeizig bin ich nicht wirklich. Ich möchte mit anderen Menschen gemeinsam etwas bewegen – darum geht es mir. Sedlacek: Zu so großen Projekten gehört glaube ich ein gewisser Egoismus, ein gesunder Egoismus. Und wenn man ein Projekt plant oder eine Firma leitet – ich weiß nicht wie viel Herr Kapsch jeden Tag arbeitet, aber ich weiß, dass es mehr als acht Stunden sind – steckt auch ein bisschen Egoismus dahinter: Das ist mein Lebensweg, der ist mir wichtig und wertvoll. Kapsch: Ja sicher. Aber es stehen bei mir ja auch noch ein paar Tausend Leute und deren Angehörige dahinter, die auch von meinen Entscheidungen abhängen. Insoweit kommt da schon ein sehr starker Druck dazu. Stellenwert Privatleben Sedlacek: Ich habe sehr wenig Privatleben, da sind die Spannungen vorprogrammiert. Auch, wenn der Partner Sie versteht. Es geht dem Partner einfach auf den Geist, wenn ständig Privattermine gekürzt oder umgeschmissen werden. Und ich muss halt meistens meine „Freizeit“ dafür hernehmen, um gewisse Dinge zu regeln. Das lässt sich nicht mehr trennen. 1995 war eine Redakteurin von der Landesdirektion Wien vom ORF bei mir zu Hause und hat mich noch gefragt – wir saßen gemeinsam mit meiner damaligen Frau vor dem Globus – was ich wählen würde, wenn ich mich entscheiden müsste: die Partnerin oder das Segeln. Die Entscheidung hat mir damals meine Frau abgenommen, weil sie sich scheiden hat lassen. Solange ich aktiv segle, und daraus mache ich keinen Hehl, werde ich das Segeln beziehungsweise das Projekt der Beziehung vorziehen. Kapsch: Also ich gebe zu, ich würde meine Beziehung NICHT auf’s Spiel setzen für das Unternehmen. Ich reize es aus, das schon, aber wenn ich mich für eines der beiden entscheiden müsste, dann wäre das mit Sicherheit meine Familie. Gemeinsam über den Atlantik Kapsch: Wir werden sehen, wie sich das ergibt. Planen kann ich so etwas derzeit nicht, dafür habe ich die Zeit auch nicht. Wenn ich mich aber entschieden muss, ob ich meine zwei Wochen Urlaub gemeinsam mit meiner Familie oder mit Norbert Sedlacek verbringe, um über den Atlantik zu fahren? Nix gegen den Norbert, ich mag ihn schon gerne, aber meine Familie ist mir doch etwas näher. Sedlacek: Aber ich hoffe, dass wir zumindest einmal gemeinsam – vielleicht vor Les Sables – auf das Boot gehen. Kapsch: Na das mit Sicherheit! Darauf bin ich schon ganz gierig! Sedlacek: Da spürst du dann wirklich mal das Gefühl, dass du glaubst du kriegst Flügel. Das ist überhaupt nicht vergleichbar mit einem Fahrtenschiff. Super Feeling! Lebensziel erfülltes Leben Kapsch: Für mich ist ein erfülltes Leben eine gute Beziehung mit meiner Familie, und auf der anderen Seite einfach mit Menschen gemeinsam Vieles bewegt zu haben. Wirklich gewonnen hat man, wenn ein Gutteil der Menschen, die einen über das Leben hin begleitet haben, dann am Ende sagen: „Es wäre schön, gäbe es ihn noch.“ Ich glaube, das ist der wesentliche Punkt. Alles andere ist vergänglich. Sedlacek: Ideen leben zu können. Visionen, Ideen zu haben und die auch wirklich umsetzen zu können. Ich glaube, einen zufriedenen Lebensabend hat man, wenn man NICHT das Gefühl hat, etwas versäumt zu haben. Und wenn es Ihr Naturell ist, viel zu erleben, dann erleben Sie es, probieren Sie es, machen Sie es. Und wenn Sie den Wunsch haben, viele Kinder zu haben und 30 Jahre in derselben Firma zu dienen – dann ist das auch OK, dann sollten Sie auch das ausleben. Schlimm ist nur, wenn man im Alter draufkommt oder glaubt, dass es das Falsche war. Für mich wird es das schönste sein, wenn ich 60 oder 70 bin und am Bankerl sitze – vielleicht in der Marina Wien oder in Les Sables – und über das Wasser schau und sage: „Cool gelebt hast, lässig war’s!“ Ich habe mein Leben jetzt schon so genossen … „Wenn man alleine segelt, gibt es eine Menge Schwierigkeiten!“ Norbert Sedlacek „In einer Krisensituation gibt es nichts mehr zu diskutieren.“ Georg Kapsch

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