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OCEAN7 2008-02

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Eine Magazin-Ausgabe mit vielen interessanten Informationen, aussagekräftigen Tests und spannenden Reportagen aus den schönsten Revieren der Welt. Dazu Kolumnen und Berichte von prominenten Seglern.

52 PeoPle

52 PeoPle Glénans-Archipel Man könnte diese unbewohnte, von türkisblauem Meer und weißen Sandstränden geprägte Inselwelt (ein gutes Dutzend Hauptinseln und zahlreiche Eilande südlich von Concarneau und Fouesnant) auch bretonische Karibik nennen. Auf der Insel Saint-Nicolas befindet sich seit 1947 Europas größte Segelschule „Les Glénans“, weltbekannt für ihr „Savoir faire“ und ihren Gemeinschaftsgeist. Wichtige Veranstaltung, meist am 1. Sonntag im September: der „Pardon des Glénans“, eine traditionelle Boots-Wallfahrt (große Flaggenparade; Freiluftmesse auf Saint-Nicolas). InformatIonen Maison de la France Lugeck 1-2, Stiege 1, Top 7 – 1010 Wien T. 0900 24 00 15 (0,68 €/Min.) www.franceguide.com Segelschule „Les Glénans“ (mehrere Stützpunkte in Frankreich) Zentrale: Quai Louis Blériot, F – 75016 Paris T. +33. 1. 53. 92. 86. 00 www.glenans.asso.fr (Englisch, Französisch) Einsamkeit und Freiheit Sein philosophisches Logbuch “Armen“ wird ein großer Erfolg. In präzisen, mit feiner Ironie veredelten Bildern schildert er Alltag, Einsamkeit und Freiheit des Leuchtturmwärters, erzählt er von den realen Turmabenteuern und von den Abenteuern im Kopf, von der Haltsuche bei einem Gemälde von Vermeer, von der Macht des Lichtes, der Dinge und Worte: „Wenn die Velleda langsam durch die Riffe der Landbrücke von Sein steuert, die Silhouette des Leuchtturms am Horizont immer größer wird, fällt gewöhnlich jede Last von mir ab. Das Unnütze löst sich auf, zerflockt im Kielwasser. . . Henri nimmt die Geschwindigkeit zurück, macht ein flüchtiges Kreuzzeichen; ich lege die Rettungsweste an, laufe vor zu den Matrosen. Heisere Rufe interpunktieren das Manöver; begeisterte oder spöttische Rufe, je nachdem, wie gut der Wärter am Turm das Doppelseil zum Einrichschroff. Weit draußen im schroffen Archipel liegt der Leuchtturm Armen. Bei Sturm ist Anlanden nicht möglich. Alles begann in einem Städtchen an Frankreichs Westküste, bei einem Festival für Meeresliteratur. Sofort stach mir ein Prosaband ins Auge, - „Armen“, von Jean-Pierre Abraham. Der Titel klang wie eine Botschaft aus dunkler Ferne. Ich hielt ein Kultbuch in Händen – und den Schlüssel zu einer wunderbaren Freundschaft. Dreißig Kilometer vor der westbretonischen Pointe du Raz, an einer der berüchtigsten Schiffspassagen, ragt der Leuchtturm Armen (breton. „Stein“) aus dem Atlantik. Eingeweihte nennen ihn die „Hölle der Höllen“. So hatten ihn wohl viele Wärter erlebt und gewiss all die Namenlosen, die den titanischen Bau vollbrachten. Am 31. August 1880 ging - nach 14jähriger Bauzeit - das erste Leuchtfeuer an. 110 Jahre später löste Hightech die Leuchtturmwärter von Armen ab. Einer von ihnen war Schriftsteller: Jean-Pierre Abraham. Der 1936 in Nantes geborene Sohn eines Dentisten-Ehepaares verbringt seine Kindheit in Hennebont, nahe der Hafenstadt Lorient, absolviert die Matura mit sechzehn und beginnt ein Literaturstudium an der Sorbonne. Sein Debüt als Schriftsteller feiert er mit dem Text „Le Vent“ (Der Wind), der 1956 im Magazin Écrire der renommierten Pariser Editions du Seuil erscheint. Abraham ist ein subtiler Protokollant des Hier und Jetzt, jedoch stets auf der Suche nach den tiefen Wirklichkeiten hinter dem Flüchtigen oder scheinbar Faktischen. Zwei Motive prägen sein Werk: die Wachsamkeit – und die Liebe zur See. Die entdeckt er in Kindestagen, als sein Vater ein Boot kauft und hochkomplexe nautische Fachliteratur an Bord nimmt, als sollte er ein Kriegsschiff steuern. Dass Abraham seinen Militärdienst bei der Marine absolviert, erstaunt da wenig. Ein Manöver in der Iroise-See (südöstlich von Brest) verändert sein Leben. Er erblickt den „phare d’Armen“, heuert 1959 als „gardien“ (Wärter) an, macht die Fachausbildung und bleibt bis 1962 auf dem Leuchtturm. Der Besuch eines TV-Teams beschert ihm ungeahnte Fanpost. Eine Briefschreiberin wird er (nach seinem Intermezzo als Verlagslektor in der Provence) heiraten, mit ihr drei Söhne haben, dann als Semaphorwächter – samt Familie - im Archipel Glénan leben, später Ziegenkäse in der Nordbretagne produzieren. In jenen Jahren arbeitet Abraham auch als Redakteur für das hydrographische Institut der Marine (SHOM) und redigiert die „Segler-Bibel“ der Franzosen, den „Cours des Glénan“, neu. Sein feiner Humor entkrampft die trockene Technik, sein Kapitel über das „Wriggen“ gilt als Klassiker. Ab 1986 ist er für die historische Segler-Revue „Chasse-Marée“ in Douarnenez tätig und leitet bis zu seiner Pensionierung deren Bretagne-Magazin „ArMen“. Endlich besitzt er sein eigenes Segelboot, erkundet den Archipel Glénan aufs Neue. Es folgt ein Kurzaufenthalt im Kloster, dann zieht sich der Autor allein nach Kerity (Südküste der Cornouaille) zurück.

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