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OCEAN7 2010-01-02

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Das ist Segelspaß pur: Testbericht von einem kleinen, sportlichen Segelboot aus Slowenien.

34 1 2 Einmal kamen wir

34 1 2 Einmal kamen wir von den beiden kleinen Inselchen Levitha und Kinaros, sehenswerte Zwischenhalte auf dem Weg in die bzw. von der Dodekanes. Die Kursline in die Kleinen Kykladen verläuft dabei recht nah an Ak. Vilakardha vorbei. Ab dem Kap legte der Wind stetig zu, bis der Anemometer kurz der Durchfahrt zwischen den beiden Kouphonisias (Ano Kouphonisia = Ober K, Kato K. = Unter K.) letztendlich neun Beaufort anzeigte. Weniger dramatisch als es klingt, da die See beim Näherkommen an Kouphonisia durch die Landabdeckung von Naxos ausflachte und wir unsere Reffarbeit mit zunehmender Windstärke schrittweise schon brav erledigt hatten. Doch kaum hatten wir die Durchfahrt zwischen den beiden Kouphonisias hinter uns, war der Wind weg, wie abgedreht mit einem Schalter. Die letzten Seemeilen bis in die Ankerbucht Ormos Kalando (die Südbucht von Naxos) fuhren wir dann unter Maschine. Vielleicht ein extremes Beispiel, aber mit derartigen Unvorhersehbarkeiten, Überraschungen und lokalen Besonderheiten ist immer wieder zu rechnen. Die andere Geschichte sind die Kreuzseen, die uns an diesem Tag vor Ak. Vilakardha besonders zu schaffen machten. Das Auftürmen der Wellen, gespeist von der Reflexion ihrer Vorläufer an der Steilküste und den großen Wassertiefen bis zur Steilküste wurde immer unerträglicher. Normalerweise stabilisiert ja die Besegelung die Schiffsbewegungen durch steten Segeldruck auch im Seegang. Problematisch wird es nur, wenn Winddruck und die Kraft der Wellen nicht mehr korrelieren, wenn, wie in diesem Fall, die Kraft, das aufrichtende Moment, der gegenläufigen Wellen den Winddruck aus den Segeln nimmt. Dann bockt das Schiff, der Baum und die Segel schlagen und man kann eigentlich nicht viel machen, außer vielleicht den schlagenden Baum mit einem Bullenstander zu bändigen. Von heiligen Klöstern Heute liegen wir in Katápola auf Amorgós. Katápola ist Ausgangspunkt für einen Ausflug, den fast alle unternehmen, die hierher kommen. Viele, die mit der SKOPELITIS anreisen, kommen nur deswegen nach Amorgos: Das Kloster Chozzo - viotissa im Süden der Insel ist unvergleichlich. Es beeindruckt schon beim Näherkommen durch seine exponierte Lage. In absoluter Abgeschiedenheit (mit gut erschlossenem Zugang) liegt es am Felsen. Wie ein Schwalbennest an die senkrechte Felswand geklebt, 300 Meter über dem Meer. Von den Zinnen des Klosters schweift der Blick über die immerblaue Ägäis. An klaren Tagen fällt er bis Astipalaia im Süden und Santorin etwas südwestlich. Genau dort wollen wir hin. Eine Tonne Abenteuer Eine Vielzahl von (Segler-)Legenden rankt sich um Santorin (Thira). Da sind zunächst die historischen: Ob nun Santorin mit dem sagenhaften Atlantis in Verbindung steht oder nicht. Sehr wohl historisch belegt – und in diesem Zusammenhang auch Anknüpfungspunkt für die Atlantis-Legende – ist die Small Cyclades Lines – die „Express Skopelitis“ SKOPELITIS – Kennern der kykladischen Inselwelt läuft bei diesem Namen quasi das Wasser im Mund zusammen. Nein, SKOPELITIS, das ist keine Köstlichkeit aus den Töpfen der Inseltavernen. Sondern ein Schiff. Genauer: eine Fähre. Aber nicht irgendeine Fähre. Sondern die Fähre zwischen Naxos und Amorgos. Gut, inzwischen ist die Anbindung von Amorgos und den kleinen Ostkykladen an den Rest der Welt viel besser als noch vor zehn oder 15 Jahren. Sogar die Blue Star Ferries verbinden Amorgos mit Piräus in weniger als sechs Stunden. Aber die SKOPELITIS, die ist etwas Besonderes. Auch wenn es inzwischen schon die SKOPELITIS II ist, fast doppelt so groß wie die alte und schon beinahe ein richtiges Schiff … Betrieben wird die „Skopelitis“ von der gleichnamigen Familie Skopelitis und ist auf Amorgos in Katapola stationiert (wobei des Skopelitis’ auch auf Donoussa gibt – so weit weg ist man wohl nicht gekommen …).

Revier 35 gewaltige Explosion des Vulkans im 17. Jh. v. Chr. Dass eine derartige Explosion und ihre Folgen eine Flutwelle erzeugen kann, ist evident. Dass aber ein solcher „Tsunami“ geeignet ist, eine ganze Zivilisation zu zerstören, ist erst seit der Tsunami- Katastrophe in SO-Asien im Jahr 2004 für jedermann vorstellbar geworden. Wer die Bilder von 2004 noch im Kopf hat, wird verstehen, dass ein ähnlicher Natur-GAU einer antiken Kultur, und sei es mit der minoischen die älteste Hochkultur auf europäischen Bodens, sehr wohl den Garaus machen konnte. Zerstörung, Vernichtung, unzureichende Mittel zum Katastrophenmanagement, Seuchen, Verzweiflung, Tod. Unter Seglern galt sie lange Zeit als Inbegriff für seglerische Santorin-Abenteuer: „Die Tonne“. Sie ist auch bei uns in die Erfahrungsschatz-Annalen eingegangen. Haarsträubende Szenen spielten sich jedes Mal ab, wenn partout die am weitesten innen liegende Yacht als erste wieder auslaufen wollte. Dazu musste erst das Spinnennetz aus Festmacherleinen, das in den letzen Tagen und Stunden kunstvoll gewoben worden war, entwirrt werden. Vorleinen wurden unter den Bügen durchgereicht und an der nächstbesten Vorschiffklampe belegt. Zeitaufwändige Manöver jedenfalls, die eigentlich einen entspannten Besuch der Chora (Thira) nicht zuließen. Mittlerweile ist alles anders. Der Fährhafen von Santorin ist für Yachten weitgehend gesperrt bzw. durch Überbelag mit Fähren, Kreuzfahrtschiffen, Tender und Barkassen nicht zugänglich. Die Tonne in der Nähe des Kais ist verschwunden. Die großen Tonnen weit draußen sind den zahlreichen Fähren und Kreuzfahrtschiffen vorbehalten. Die Verhältnisse und Gepflogenheiten in Thira ändern sich aber so oft, dass man im Einzelfall immer aktuelle Informationen einholen sollte. Wer auf „seine“ Tonne nicht verzichten mag, ist in dem kleinen Häfelchen unterhalb von Finikas im Norden der Insel gut aufgehoben. Finikas liegt praktischerweise gleich hinter der Nordeinfahrt in die Kaldera nur zwei Seemeilen vom Kap Epanomeria bzw. dem Leuchtfeuer auf Kap Nikolaos entfernt. Mit etwas Glück findet man dort sogar eine freie Tonne nahe genug an der kurzen Pier des Fischerhafens, um mit Landleine gut festmachen zu können. Von dort beginnt ein sanfter Einstieg ins Santorin-Erlebnis mit einem Fußmarsch nach Finikia, das inzwischen schon weitgehend mit Oia (auch Ia, sprich immer: Ia) zusammengewachsen ist. Das Gassengewirr in den an den Kraterrand geschmiegten Städtchen vermittelt ungetrübtes Santorin-Feeling. Von hier geht es wahlweise mit Bus oder Taxi nach Thira. Letztlich stehen auch wir am Abend mit all den anderen oben in den Gassen von Oia. Alle Blicke sind nach Westen gerichtet. Man zelebriert ein Ritual: Sonnenuntergang. Eingekeilt in Hundertschaften. Kosmopolitisches Sammelsurium und geschäftiges Gewusel. Ein babylonisches Gebrummel aus Sprachen und Dialekten aus allen Herren Ländern. Beeindruckt und schaudernd zugleich erfahren wir dieses Schauspiel und sehnen uns bald wieder zurück an Bord, nach der Ruhe und dem sanften Wiegen der Wellen. Nicht nur das Tonnenabenteuer ist es wert, dass wir unser Glück in Finikia gesucht (und gefunden) haben. Wenn sich am Morgen die Konturen der Insel, dieses Gesamtensembles der Kraterformation mit ihren Steilhängen langsam aus der Nacht und dem hier häufig vorkommenden Dunst schälen, dann ist man mitten im Geschehen. Hier ist die einzige Möglichkeit, die großartige Landschaftsformation der Kaldera an ihrem Puls zu erleben. Es braucht nur ein bisschen Fantasie und die aufsteigenden Nebel können als Qualmen des Vulkans interpretiert werden. 1 orthodox. Prunkvoll gestalteter Altar in der Kathedrale von Paros. 2 katholisch. Die Kirche von Santorin ist ein beliebtes Foto-Objekt.

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