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2-2024 REISE & PREISE

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MONTENEGRO Imposant: die

MONTENEGRO Imposant: die Brücke über den Fluss Tara im Nationalpark Durmitor »Die Tara-Schlucht ist der tiefste und längste Canyon Europas.« Einkaufsstraße in der Altstadt von Kotor Mosaikbild im Felsenkloster Ostrog Der Strand Mogren 1 in Budva ist stets gut besucht Noch zu entdecken: der Durmitor-Nationalpark »Walk softly and listen – Mother nature at work«, ein Schild im Garten des Öko-Dorfs »Nevidio« schickt mich nach einem langen Tag sofort in den Entspannungsmodus. Ein paar Häuser mit Spitzdach im lokalen Baustil und ein Garten mit Bergblick sorgen für Wohlfühlambiente. Dragan Gašo Lalović, der Gründer des kleinen Bungalowresorts, war Bergsteiger, leitete 1996 die erste montenegrinische Expedition zum Mount Everest. Er wollte in seiner Heimat einen Ort für Naturliebhaber aus aller Welt schaffen – ohne Luxus, aber mit viel Flair und so nachhaltig wie möglich. »Unsere Angestellten kommen genauso wie die Lebensmittel aus der Region und mit Solarpaneelen erzeugen wir unseren eigenen Strom«, erzählt Gašos Tocher Miljana, die das Werk ihres verstorbenen Vaters fortführt, stolz. Berghüttenfeeling gibt’s im angegliederten Restaurant mit köstlicher lokaler Küche: »Das Lamm wird unter einer Backglocke gegart, damit das Fleisch schön zart wird«, erklärt Mika, eine der beiden Köchinnen. Tatsächlich: Es zergeht auf der Zunge. Schafskäse, Röstkartoffeln, Paprika und ein süffiger montenegrinischer Rotwein ergänzen das Fünf-Sterne-Menü. Hochsaison hat Žabljak, der einzige größere Ort im montenegrinischen Bergland, im Winter. Dann kommen Einheimische und vor allem Serben zum Skifahren. Die Übernach- Fotos: National Tourism Organisation of Montenegro; Oleksandr Savchuk/Shutterstock; Mario Weigt 54 REISE-PREISE.de 2-2024

UNSERE AUTORIN EMPFIEHLT tungszahlen in der Sommersaison steigen erst langsam mit der wachsenden Popularität des Outdoor-Tourismus. Wanderer finden Touren für jedes Konditionslevel vor, aber auch Canyoning und Rafting auf wilden Bergflüssen gehören zum Angebot der Abenteuerveranstalter. Bobotov Kuk, der höchste Gipfel Montenegros, ragt 2.523 Meter in den Himmel. Insgesamt 48 Gipfel im Durmitor sind Zweitausender. Ein echtes Hochgebirge also. Der erste Höhepunkt der 76 Kilometer langen Rundtour durch den gleichnamigen Nationalpark ist der Blick in die 1.300 Meter tiefe Tara-Schlucht, den längsten und tiefsten Canyon Europas. Weiter schlängle ich mich durch dichte Wälder und abgelegene Bergdörfer mit rauem Balkan-Charme, in denen nur noch eine Handvoll Menschen leben. Im Westen des Parks eine komplett andere Landschaft: Hochlandsteppen lösen die Wälder ab. Schroffe Karstberge im Wechsel mit saftig grünen Tälern, aus denen Gletscherseen wie große blaue Augen hervorlugen. Schafherden, ein paar Pferde, eine Handvoll Kühe zwischen tiefen Mulden und bizarren Felstürmen. Urige Foodtrucks und improvisierte Shops, in denen sich Rentner mit dem Verkauf von Honig und Schnaps aus Eigenproduktion ein Zubrot verdienen, umwerben hungrige Urlauber inmitten wilder Natur. Welch ein Kontrast zu den bestens erschlossenen Alpenlandschaften Mitteleuropas! Nach einer kleinen Wanderung stärke ich mich auf einer Bank am Sedlo-Pass, wo ein Bilderrahmen den Blick auf den mächtigen Sedlena Greda, den »Sattel der Götter«, lenkt, und lasse die Gedanken fließen. Traumhaft schön: Bucht und Altstadt von Kotor Nur 2,5 Autostunden liegen zwischen Durmitor und der Bucht von Kotor. Ein Wow-Moment, als die blaue Bucht – umrahmt von schwarzen Bergen – plötzlich unter mir liegt, wo sich die Adria tief ins montenegrinische Gebirge schneidet. Eine Landschaft, die eher an Schweizer Bergseen als ans Mittelmeer erinnert. Hier beginnt das Ferienparadies des Landes – eine grandiose Küstenlandschaft, die sich fast 300 Kilometer bis zur kroatischen Grenze windet. Am Ende der Bucht, auf einem Landstreifen zwischen Felsen und Wasser, klebt Kotor – eine kleine Festungsstadt mit großer Geschichte. Hier trafen sich Ost und West, Christentum und Islam. Eine vier Kilometer lange Stadtmauer umklammert die Altstadt. Ein Schutzwall gegen Eroberer, die alle vom Meer kamen – wie heute die Kreuzfahrer. Bucht und Altstadt von Kotor gehören seit 1979 zum UNESCO-Welterbe und waren einfach zu schön, um ein Geheimtipp zu bleiben. Ein einziges Kreuzfahrtschiff liegt an einem sonnigen Oktobertag im Hafen, im Sommer sollen regelmäßig drei in der inneren Bucht ankern und täglich 10.000 Besucher die engen Gassen der Altstadt durchströmen, in der noch etwa 1.000 Menschen Entspannung und Genuss am Skadarsee Im Südes Monenegros liegt der Skadarsee, der größte See der Balkan-Halbinsel, den sich Montenegro und Albanien teilen. Nemanja Đurišić treffe ich in Virpazar auf dem Weingut seiner Familie. »Seit Jahrhunderten keltert unsere Familie Wein, wie fast jeder hier«, erzählt der junge Universitätsdozent. Der Weinmacher ist Großvater Marco, der gerade mit seinem 50 Jahre alten Lada vorfährt. Mit seinen 88 Jahren produziert er nicht nur 2.000 Liter Wein und 300 Liter Schnaps jährlich, sondern legt auch Oliven für den Bedarf der Familie ein und presst Olivenöl. »Zum Morgenkaffee gönnt er sich immer einen Schnaps – gegen Covid und gegen Stress«, scherzt der Enkel, während er mir das neueste Familienprojekt zeigt: eine Handvoll Bungalows inmitten eines Olivengartens. Am Skadarsee setzt man wie im Durmitor auf sanften Tourismus und lockt Familien und Best Ager aus Mitteleuropa, die lieber die Ruhe des Sees genießen und abends auf einer Bootsfahrt Kormorane, Graureiher, Eisvögel und Pelikane beobachten, als Party zu machen. dauerhaft leben. Ein paar Momente genieße ich morgens auf meinem Altstadtspaziergang Paläste und Kirchen, dann kapituliere ich vor der Masseninvasion vom Schiff. Der Zauber ist plötzlich ausgeknipst. Erst abends, wenn die Besucher vom Schiff wieder im Bordrestaurant sitzen, kommt die Stadt langsam zur Ruhe. Dann sitzen die Gäste der kleinen Innenstadthotels auf den Plätzen beim Essen, die Einheimischen stehen auf einen Schwatz zusammen und die glücklichen Straßenkatzen, um die sich die ganze Stadt kümmert, streifen auf Mäusefang durch die Gassen. Von Kotor nach Budva, ins Epizentrum des Tourismus Rings um die Bucht von Kotor buhlen neue Jachthäfen und Luxushotels um wohlhabende Reisende. Vor der Weiterfahrt nach Süden entdecke ich aber noch ein paar kleine Schätze wie Perast, einst Zentrum der Seefahrt mit einer Marineschule, in der Zar Peter der Große seine Kapitäne ausbilden ließ. Oder Herceg Novi mit einer osmanischen Festung und einem stilvollen Kaffeehaus aus der Habsburger Zeit. Dann führt mich ein Schlenker durchs Landesinnere nach Cetinje, in die alte Hauptstadt mit nostalgischem Charme, durch das »Schinken-Dorf« Njeguši und das liebliche Lovcen-Gebirge. Nachmittags liegt Budva vor mir, das Epizentrum des Tourismus an der montenegrinischen Adria mit seinen Hotelbunkern der 1960er- und 70er-Jahre. Ist Montenegro in Mitteleuropa auch fast noch eine unbekannte Größe – Badegäste gab es an der Adriaküste schon in jugoslawischer Zeit, und seit Ende des Balkankriegs strömten Kroaten und Serben und der Bauboom ging weiter. Neben der verbauten Küste hat Budva aber auch eine charmante Altstadt, die sich auf einer Halbinsel ins Meer schiebt. Vor den Stadtmauern schaukeln Fischerboote im Hafen und Fischlokale bieten den Fang des Tages an. Wunderschön dann der Blick von der Zitadelle im Abendlicht, während irgendwo jemand auf der Gitarre klimpert und Menschen mit einem Glas Wein in der Hand auf der Stadtmauer hocken. Ein paar Kilometer weiter südlich bin ich urplötzlich im Orient angekommen. In Stari Bar siedelten einst Venezianer und Ottomanen, bis die letzten Bewohner ihre Sachen packten und die Neustadt am Meer bauten. So ist Stari Bar heute eine touristisch bestens aufbereitete Ruinenstadt, in der Granatapfelund Feigenbäume zwischen alten Mauern wachsen, umflattert von bunten Schmetterlingen. In der Neustadt ragen die Minarette mehrerer Moscheen auf und auch die Speisekarten der Restaurants klingen orientalisch. Man spürt: Die albanische Grenze ist nah. PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/montenegro Fotos: Zoonar GmbH / Alamy Stock Photo 2-2024 REISE-PREISE.de 55

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