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2007-3 REISE und PREISE

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USA HAWAII DIE REPORTAGE

USA HAWAII DIE REPORTAGE Die über 1.000 Meter fast senkrecht zum Pazifik abfallenden Klippen der Na Pali Coast auf Kauai sind das wohl spektakulärste Naturwunder auf den Hawaii-Inseln. Der größte Teil des Naturschutzgebiets ist nur aus der Luft oder auf dem Wasser erreichbar Lanai: Ursprünglich und gepflegt-abgeschieden TESTSPIEGEL Für reinen Badeurlaub sind die Hawaii- Inseln viel zu schade – und zu teuer. Am preisgünstigsten wird der Urlaub, wenn man sich eine Ferienwohnung oder ein Cottage mietet und sich selbst versorgt. Natur Abenteuer Freizeit Kultur Strände Nebenkosten Lanai,45 Minuten entfernt,war größte Ananasplantage der Welt, bis sie sich in den 90er Jahren zum Refugium für Amerikas Geldadel entpuppte, vornweg Melinda und Bill Gates. Die Privatinsel von Milliardär David Murdock bzw. dessen Konzern Castle & Cooke wurde renaturiert, die wunderschönen Anlagen zweier Nobel-Golfhotels durch Villengrundstücke erweitert.Wir erleben ein Hawaii,das abgeschieden und irgendwie ursprünglich erscheint.Von Schlagloch zu Schlagloch holpern wir im Jeep über staubige Pisten. Schluchten tun sich auf zwischen steilen Hügeln, schwarze Felsbrocken quillen aus roter Erde,auf den Kuppen wuchert dichtes Grün. Safari-Feeling kommt auf, sogar mit Wildsichtung:Rehe,Wachteln und Truthähne kreuzen unseren Weg. Unten am einsamen Strand räkelt sich eine Mönchsrobbe und im klaren Meer dümpeln Karettschildkröten. Wir treffen auf ein paar Rentner. Es sind Philippinos, ehemals Arbeiter auf den Ananasfeldern. Nach Art der alten Hawaiianer haben sie einen Erdofen angelegt. Auf heißen Steinen gart, mit Bananenblättern umwickelt, ein Wildschwein. »Selbst erlegt?«,will ich wissen.Sie grinsen.Einheimische dürfen sich angeblich zum Eigenverzehr ihr Essen selbst schießen. Dass sich die 3.000 Insulaner von Feldarbeitern zu gut bezahlten Dienstleistern emporgearbeitet haben,können wir an dem Bilderbuchdorf, großspurig Lanai City genannt, ablesen. Die schmucken Holzhäuser und üppigen Gärten sind fein gepflegt, die wenigen Straßen pieksauber. Das Leben verläuft unaufgeregt, wenn nicht gerade neuster Klatsch die Gemüter erregt. Keine Armut, keine Arbeitslosigkeit, keine Kriminalität, nur freundliche Gesichter. Damit das so bleibt, darf, wer keinen Grund und Boden besitzt, hier nicht bleiben. Big Island: Im Auto zum höchsten Vulkan der Welt Jede der acht Hawaii Inseln hat zwei unterschiedliche Seiten, mal mehr, mal weniger ausgeprägt: die eine trocken, die andere feucht. Auf Big Island,größer als alle anderen zusammen,ist der Unterschied am bemerkenswertesten.Man landet in einer Mondlandschaft aus Lavageröll, durchfährt diese gen Norden etwa eine Stunde lang und findet sich plötzlich auf der Halbinsel Kohala im tropischen Grün wieder. Bei klarer Sicht fällt der Blick auf einen Hügel in der Inselmitte: den höchsten Berg auf unserem Planeten. Vom Meeresboden gemessen ist der Mauna Kea höher als der Mount Everest. Wer von Meereshöhe aus zum Gipfel fährt, bewältigt in wenigen Stunden stolze 4.205 Meter. Im Winter ist der schlafende Vulkan von Schnee gekrönt – hier kann man dann auch Skilaufen. An den Westflanken des Mauna Kea erstrecken sich 70.000 Hektar groß die Weiden der Parker Ranch, Cowboy Country mit 50.000 Rindern. Vom Ort Waimea aus fällt die Entscheidung schwer: Welche Richtung nehmen? Zum Wildwest-Dörflein Honokaa? Von dort geht’s links ab zum Waipio Valley mit atemberaubender Felsenküste und spitzen grünen Bergkegeln dahinter. Oder über die Saddle Road durch Lavawüste und über den 2.100 Meter hohen Pass zwischen Mauna Kea und seiner Schwester Mauna Loa direkt nach Hilo? Wir wagen uns in die Höhe. Laut Mietwagenvertrag sind wir auf dieser Strecke nicht versichert. Doch die Straße ist gut geteert und das wahre Vergnügen für uns Europäer, die wir solch dunkelsteinige Einsamkeit nicht kennen. Noch aufregender ist der Abstecher hinauf zum Onizuka Visitors Information Center.Weil man für gewöhnlich in oder über den Wolken fährt.In der Nähe testeten einst die Apollo-Astronauten ihr Mondauto. Big Island ist die jüngste Insel im Archipel mit dem aktivsten Vulkan weltweit. Was das heißt, erleben wir hautnah im Volcanoes National Park. Hier brodeln die Krater des Kilauea, qualmt es aus Fumerolen, ziehen sich erkaltete Lavaströme kilometerweit durch Farnwiesen und Wälder runter zum Meer, wo sie sich über die Chain of Crater Road ergießen und die Straße abrupt enden lassen. Von hier aus geht es nur zu Fuß weiter. Vier Kilometer entfernt, wo flüssigkochende Magma in den Pazifik schießt, ballen sich weiße Dampfwolken über den 10 REISE & PREISE 3/2007

Biker in Lahaina, Maui (ganz oben). Restaurantund Shoppingzeile in Kailua-Kona (oben) Surfer am Waikiki Beach (ganz oben). Lava auf Big Island (oben). Dis ’N Dat Shop auf Lanai (links) schwarzen Klippen.Ein Spektakel,dass erst nach Sonnenuntergang richtig zur Wirkung kommt. Oahu: Am schönsten abseits von Waikiki Vierte Station ist Oahu mit der Hauptstadt Honolulu und dem berühmten Waikiki Beach. Das sind Hochhäuser im Schulterschluss, Mekka für japanischen, amerikanischen und kanadischen Massentourismus. Stop-and-go-Verkehr bei Tag und Nacht auf der sechsspurigen Kalakaua Avenue, Nachtmärkte mit chinesischem Kitsch, Shopping Malls mit Designer- Boutiquen. 365 Tage im Jahr herrscht Hochbetrieb. Auch am Strand, über dem der Duft von Kokosnussöl wabert. Muskelbepackte Beachboys paddeln Touristen in Auslegerkanus auf das türkisblaue Meer hinaus, andere geben Unterricht im Surfen.Draußen kreuzen Riesenkatamarane mit gestreiften Segeln. An der Bar von »Duke’s Canoe Club« schlürfen wir den obligatorischen Mai Tai. Unser Nachbar stellt sich als »Jeff, the real Hawaiian surfer« vor. Zumindest ist er waschechter Hawaiianer: getönte Haut,dunkle Augen und schwarze Haare. Polynesische Hawaiianer sind eine Minderheit im insulanischen Kulturmix.Er erzählt uns von der North Shore, von Pipeline, Sunset und Waimea.So heißen die berühmtesten Surfspots von Oahu. Wir wollen diese Wellen sehen und nehmen die Küstenstraße. Am Makapuu Point erleben wir ein erstes Kraftstrotzen des Pazifiks. Meterhoch jagt er Gischtfontänen über die Felsen. Abstecher nach Kailua, alte Heimat des ersten Superwindsurfers Robby Naish: Hier hat sich seit den 80ern kaum etwas verändert. Keine Hotels, stattdessen Villen in blühenden Gärten am schneeweißen Strand. Auch »Buzz’s« ist noch da. Die urige Holzhütte mit den besten Steaks und Hamburgern. Hinter Kaneohe windet sich die Straße um viele Buchten herum direkt am Wasser entlang.Hier protzt die Natur, fällt üppig über faltige Berge. Durch das enge Waimea Valley erstreckt sich drei Kilometer lang ein zauberhafter tropischer Garten.Der Eingang liegt just an der Bucht, die Jeff erwähnte. Draußen auf dem Riff sollen Monsterwellen brechen. Wir können keine entdecken. Auch an Pipeline und Sunset rührt sich nichts. Menschenleer der herrliche Strand, das Meer glatt wie die Alster. Die Beachguards hocken gelangweilt auf ihren Aussichtsposten. Jeff vergaß zu erwähnen, dass auch hier hoher Surf nur im Winter rollt... Kauai: Grünes Juwel mit grandioser Steilküste Auf Kauai erinnert die Landschaft mit ihren farnbewachsenen Felsen an »Jurassic Park«, ihre verschwiegenen Naturpools inmitten von Baumriesen und Lianen an »Indiana Jones«. »Correct«,sagt Guide Pete.Mit seinem Schlapphut hat er Ähnlichkeit mit dem Hollywood- Abenteurer. »Die Filme wurde hier gedreht.« Imposanter als alle anderen Landschaften Hawaiis,vielleicht die schönste Küste überhaupt auf Erden, ist die Na Pali Coast im Nordwesten der Insel. Vertikale Klippen steigen tausend Meter hoch senkrecht aus dem Meer, haben sich im Laufe von Jahr Millionen zu Türmen, Falten und Felsnasen verwandelt. Aus ihrem Farn- und Moosmantel stürzen Wasserfälle ins Meer. Die engen Täler in der düsteren Bergwelt sind nur über einen haarsträubenden Wanderpfad zu erreichen. Nicht mal Hubschrauberpilot Dave, in dessen Heli wir die unbewohnte Region erkunden, wagt sich zwischen die Gipfel. Und dann schieben sich auch noch dickbauchige Gewitterwolken in die atemberaubende Kulisse.Es blitzt und donnert,dass mir Angst und Bange wird. Mir fällt eine hawaiianische Legende ein. Sie handelt von Kane, Gott des Lichts,des Wassers und des Lebens.Stetige Huldigungen seitens der Priester sorgten dafür,dass es den Menschen gut ging. Bestand große Not, konnten nur Menschenopfer von Häuptlingen helfen. Tausende Stammesmitgliedern waren zugegen, als der Hohepriester die Asche von König Hakau-a-Liloa auf dem Steinalter verstreute. Sie mussten nicht lange warten. Auf einer Woge von Wolken fuhr der Gott aus dem Himmel.Unsichtbar,dennoch konnten alle später bezeugen, wie Kane mit Donnergebrüll seine lange Zunge ausfuhr und blitzartig die Asche ableckte. Ich bitte Dave, den Helikopter in sonnigere Gefilde zu lenken. Hawaiis Götter sind mir etwas unheimlich. INFO HAWAII auf S. 12 REISE & PREISE 3/2007 11

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