SÜDAFRIKA DIE REPORTAGE Die MAGIE der Nach Regenfällen während der Wintermonate Juli bis September sprießt im Namakwaland wie aus dem Nichts eine ungeheure Blütenpracht San-Frauen mit traditionellem Kopfputz (oben links). Unterwegs mit dem Eselskarren im GOEGAP- Schutzgebiet (links, Mitte). Stets auf der Hut: Erd männchenfamilie hält Ausschau (links). Ausblick auf das Tal von Kamieskroon (ganz oben rechts) Als erfahrener Abenteurer weiß man: Skorpione lieben Schatten. Bei unfreiwilligem Hautkontakt lautet die Faustregel: Große, kräftige Scheren und dünner Schwanz bedeuten Schmerzen, aber nichts Ernstes. Ist es umgekehrt, fängt man besser an, zu beten. Und da hockt nun dieses scheinbar verrückt gewordene Erdmännchen und angelt sich mit der Pfote einen überdimensionierten Dickschwanzskorpion aus einer Felsspalte hervor. Selbst für einen gesunden, kräftigen Mann gäbe es danach vermutlich kein Morgen mehr. Zumindest nicht, wenn er hier in diesem gebir- 6 REISE & PREISE 2/2009
Halbwüste Kaum bekannt, wenig besucht und doch auf eine ganz besondere Art faszinierend – das ist das Namakwa - land. Eine Halbwüste mit zwei extremen Gesichtern: magisches, endloses Blütenmeer zum Träumen und herausfordernde, spektakuläre Ge - birgswüste fürs große Abenteuer. VON REGINA FISCHER-COHEN gigen Nirgendwo am Rande des 160.000 Hektar umfassenden Namaqua National Park allein dastünde. So wie wir jetzt mit einem qualmenden Motor. Ohne Handy-Empfang. Und ohne dass uns auf der wildromantischen, dreistündigen Querfeldeinfahrt, die wir von der alten Kupferstraße aus unternommen haben, irgendeine Menschenseele begegnet wäre. Aber was macht nun das possierliche Erdmännchen? Beißt nicht mal zuerst den Stachel ab, bevor es den Skorpion genüsslich verspeist. Wer hier draußen überleben will, darf nicht zimperlich sein. Die Erdmännchen jedenfalls haben sich aufgrund der Nahrungsknappheit über Generationen hinweg gegen das Gift des Spinnentieres immunisiert. Und was Jesse Strauss ist – ein Nachfahre der Khoikhoi-San, mit deutschem Blut von mütterlicher Seite – er schafft es mit dem erforderlichen Improvisationsvermögen, den Geländewagen wieder flott zu bekommen. Ruhe, Schnaps und Gottes Segen Nach einer kühlen Vollmondnacht zeigt sich das Tal von Steinbok in gespenstischer Schönheit. Nebelschwaden haben sich wie Watte darüber verteilt und kriechen jetzt im Morgenlicht als feine Schleier durch die verträumten Häusergassen. Ein Bild, das von den dunklen Granitmassiven der Klein Koperberge eindrucksvoll gerahmt wird. Über die N7 ist die 15.000 Einwohner zählende Verwaltungsstadt des Namakwalandes in einer knappen Tagesreise von Kapstadt aus erreicht. Was ihr auf der einsamen Strecke in die namibische Hauptstadt Windhoek eine wichtige Rolle als Versorgungs- und Handelszentrum eingebracht hat. Wer jetzt allerdings überfüllte Straßen und hektische Betriebsam- REISE & PREISE 2/2009 7
