E-Paper

Aufrufe
vor 2 Jahren

2015-1 REISE und PREISE

  • Text
  • Reise
  • Strand
  • Airlines
  • Flug
  • Airways
  • Kostet
  • Hotels
  • Zimmer
  • Insel
  • Wwwreisepreisede

GRENADA DIE REPORTAGE

GRENADA DIE REPORTAGE Schweißtreibend: Teilnehmer einer »Hash« auf Grenada unterwegs im Inselinneren. Die Schnitzeljagd ist auf vielen Karibikinseln beliebt (links). Erfrischend: der Natur den Einwohnern wirklich wichtig ist. Man lebt hier in einem wahren Garten Eden, der alle ernährt. Seit Hurrikan Ivan die Insel 2004 weitgehend verwüstet hat, weiß man jedoch, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Gerade in Arnolds Familie werden Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr ernst genommen. Mit seinem »Blue Horizons Garden Hotel«, das sich über dem Grand Anse Beach im Südwesten der Insel in einem Tropengarten verliert, hat Arnold sich der Ökologie und Nachhaltigkeit verschrieben. Nur wenige Schritte entfernt, versteckt unter Palmen am Strand, liegt das 5-Sterne-Resort seines ältesten Bruders Sir Royston. Ein Luxus-Imperium, das Weltklasse hat. Behutsam aufgebaut auf der Gastfreundschaft von Mutter Audrey, die in den 50/60iger Jahren im Privathaus der Familie die ersten Gäste der Insel beherbergt hat. Segeltörn in den Grenadinen Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die winzigen Grenadinen-Inseln von Grenada bis St. Vincent. Darunter Union Island, Bequia, Palm Island und Canouan. Manche Eilande erscheinen aus der Ferne kaum größer als ein goldener Sandfleck im leuchtenden Blau der Karibischen See. Seit Johny Depp hier als Captain Jack Sparrow im Kinohit »Fluch der Karibik« unterwegs war, kennt jedes Kind das traumhafte Segelrevier. Zumindest Carriacou, die ursprünglichste und größte der Inseln, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Mit der Schnellfähre ist sie in 90 Minuten erreicht, doch man fühlt sich wie auf einem Zeitsprung zurück in die 60er Jahre (Abfahrt täglich 9 Uhr, zurück 15:30 Uhr, US$ 31 »Mehr Tourismus, ja. Aber nicht auf Kosten unserer Natur.« Nach diesem Prinzip hat Sir Royston Grenadas Tourismusindustrie über Jahrzehnte angeführt. Eine Rundtour um die Insel zeigt, dass dieser Mann, der für sein Engagement von der britischen Queen zum Sir geadelt wurde, keine hohlen Worte spricht. Mehr als fünfzig traumhafte Strände So könnte man es ewig aushalten: Das meditative Rauschen der Wellen im Ohr. Warmen Sand unter den Füßen und einen kühlen Drink in der Hand. Über drei Kilometer erstreckt sich der weiße Sandstrand Grand Anse am türkisfarbenen Meer. Mit dem Traumpanorama von der Inselhauptstadt St. George’s, die sich wie ein Amphitheater auf der gegenüberliegenden Segeljachten vor den Tobao Cays oneway, www.ospreylines.com). Eine Inselrundtour mit dem Taxi kostet US$ 74. Wer mehr sehen möchte, bleibt über Nacht. Nicht ganz billig, aber traumhaft ist ein mehr - tägiger Segeltörn, z. B. an Bord des Katamarans »Yemaya« (Doppelkabine 3 Nächte US$ 1.528 VP, www.catamaransailing.holiday/index.php/ yacht). Die Kombination Grenada plus Segeltörn wird auch von verschiedenen heimischen Veranstaltern angeboten. Seite der Bucht erhebt, macht ihn das zum schönsten der ganzen Insel. Aber ganz ehrlich: Es lohnt sich, zumindest ein paar der anderen Strände zu besuchen. La Sagesse, zum Beispiel, ist ein idyllischer Naturstrand, der im Südosten in einer geschützten Bucht am Atlantik liegt. Somit ideal auch für Kinder. Surfcracks werden dagegen an der touristisch kaum erschlossenen Nordküste die stürmische Brandung im Levera National Park lieben, wo Karibik und Atlantik aufeinandertreffen. Die romantischsten Strände wollen allerdings erobert werden. Man muss es dabei ja nicht gleich wie Telford Bedeau übertreiben. Grenadas Wanderexperte kennt mit seinen fünfundsiebzig Jahren jeden Stein in seiner Heimat und damit auch mehr als die offiziell eingetragenen fünfzig Strände. Als er kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag wissen wollte, wie es um seine Gesundheit steht, hat er sich einfach in sein Ruderboot gesetzt und ist um Grenadas Küstenlinie herumgerudert. 121 Kilometer. Nonstop. Zwanzig Stunden hat er dafür gebraucht und danach gewusst: Lunge, Herz, Kreislauf – alles bestens. Nebenbei hat er noch unbekannte Strände entdeckt. Märchenwelt unter Wasser Träum ich noch oder tauch ich schon? Wer sich an der Südwestküste bei Molinere mit Schnorchel oder Tauchausrüstung ins Meer begibt, kann sich da gar nicht so sicher sein. Plötzlich begegnet man Kindern. Lebensgroß. Jedes wie aus dem richtigen Leben. Fische tummeln sich um sie herum, und auf ihren Körpern haben sich Korallen angesiedelt. Es ist eine märchenhafte, faszinierende Welt, die der britische Künstler Jason de Caires Taylor 2006 hier mit seinem ersten Unterwasserskulpturenpark geschaffen hat. Taucher können die Kunstwerke auf dem Meeresgrund ganz aus der Nähe betrachten – ein geradezu magisches Erlebnis. 60 REISE & PREISE 1-2015

Schwimmer im Pool der Concorde Falls (Mitte). Gut gelaunt: Schulmädchen mit Lesestoff (rechts) Außerdem locken weit draußen vorm Grand Anse farbenprächtige Riffe und Schiffswracks wie die berühmte »Bianca C«. Aber bitte wieder auftauchen! Spätestens, wenn in St. George’s Markt ist. Nicht wenige Karibikkenner halten Grenadas Hafenstadt für die schönste in der ganzen Region. Berauschend wirkt sie auf jeden Fall samstags früh, wenn die Marktfrauen ihre Gewürze anpreisen. Überall weht dann ein betörender Duft durch die engen, steilen Gassen, die sich vom Binnenhafen Carenage in ständigem Auf und Ab durch das Geschäftsviertel ziehen. Muskatnuss, Vanille, Zimt, Nelken… Nirgendwo auf der Welt wachsen pro Quadratmeter so viele Gewürzpflanzen wie auf Grenada. »Gewürzinsel« preist man deshalb auch den Inselstaat, der nach Indonesien der zweitgrößte Exporteur von Muskatnüssen ist. Schokolade – die süße Verführung im Norden Puh, ist das jetzt aber kalt. Dick vermummt sitzen Vilma, Nathalie, Lauren und Camita in einem abgeschotteten winzigen Raum. Und das alles nur wegen der Schokolade. Aber so läuft das eben, wenn man in der Hitze der Karibik solch edles Naschwerk herstellt. Ökologisch. Direkt vom Kakaobaum zur köstlichen Tafel. Preisgekrönt mit der Silbermedaille Internationaler Chocolatiers. Mott Green war ein New Yorker Abenteurer, der ohne Plan auf die Insel gekommen war. Bis er sah, dass die umliegenden Farmer ihre Kakaoplantagen nicht nutzten, weil sie auf dem internationalen Markt kaum Geld dafür bekamen. Das beflügelte ihn, im wilden Norden in der Nähe der berühmten Belmont Estate Plantage eine kleine Schokoladenfabrik aufzubauen. Fünfzehn Angestellte arbeiten dort heute.»Eine Tragödie, dass Mott letztes Jahr tödlich verunglückt ist«, seufzt Magdalena. Die gebürtige Mexikanerin, die mit ihrem Mann Bruce das »True Bay Hotel« im Inselsüden besitzt, sorgt nun auf ihre Art dafür, dass der Kakaoanbau erfolgreich weitergeht. 2014 hat sie Grenadas erstes Schokoladenfestival ins Leben gerufen und damit Touristen wie Einheimische gleichermaßen begeistert. 2015 ist bereits fest gebucht: Im Mai wird wieder die Schokolade gefeiert. Auch in der Kirche geht es rund »Halleluja!« brüllt Judy Borris ins Mikrofon. »Halleluja!« Und damit lässt die alte Lady die vollbesetzte Grand Anse Baptist Church rocken, wie wir es allenfalls von Karneval und Silvesterpartys kennen. Die Frage, ob man als Fremder einfach so beim Sonntagsgottesdienst reinschauen darf, erübrigt sich, nach einer herzlichen Umarmung von den Gemeindemitgliedern. »Was heißt überhaupt Fremder?«, grient Angelus, ein Fischer aus der Region, der bei der Hash dabei war. Rockröhre Judy preist unterdessen den Herrn für seine großzügigen Gaben. Und Angelus stimmt selig mit ein, obwohl sein Einkommen nah an der Armutsgrenze liegt. »Nahrung findest du bei uns am Wegrand und im Meer. Kostenlos. Da reichen ein paar Dollar zum Leben aus«, lacht er augenzwinkernd. Kaum dass der Gottesdienst beendet ist, eilt er mit seinen Kumpels zum Liming. Die Jungs von der alten River Antoine Rum Distillery werden morgen wieder kräftig zupacken. 400 Liter nuklearstarkes Teufelszeug produzieren sie Tag für Tag aus Zuckerrohr. Laut Angelus reicht‘s gerade mal für den Inselbedarf. Halleluja. INFO Grenada auf Seite 62 REISE & PREISE 1-2015 61

© 2023 by REISE & PREISE