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2015-3 REISE und PREISE

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GAMBIA DIE REPORTAGE

GAMBIA DIE REPORTAGE Kleines Land am großen Fluss Ein Land, das einem Fluss folgt. Ihn umschließend, schiebt sich der kleine westafrikanische Staat vom Atlantik in den Senegal. Stress und Hektik sind in Gambia verpönt. Wer Land und Leute kennenlernen will, muss Geduld mitbringen. VON KRISTIN OEING Männer ziehen schwere Netze aus dem Meer, hieven sie Meter für Meter an den flachen Sandstrand. Ein Kraftakt, den die Fischer in der Kotu-Bucht täglich wiederholen. Heute ist ihre Ausbeute mager, gerade mal drei kleine Fische haben sich in ihrem Netz verfangen. Eine Handvoll Touristen schaut den Männern bei ihrer schweißtreibenden Arbeit zu, weiter entfernt flanieren Strandspaziergänger am Meer entlang, heben sich als kleine Farbkleckse am kilometerlangen Strand ab. Bettenburgen gibt es nicht, nur ein paar flache Bungalows und einige in die Jahre gekommene Hotels hinter hohen Mauern. Palmen wiegen sich im Wind, eine Verkäuferin preist ihre frisch gepressten Säfte an, es riecht nach Meer, Fisch und Frittiertem. Es ist Mittagszeit, im einzigen Restaurant weit und breit sind gerade mal drei Tische besetzt. Für umgerechnet sieben Euro lassen sich Urlauber und wohlhabende Einheimische frischen Barrakuda schmecken, dazu ein kühles Julbrew-Bier. Es ist Ende Mai, die Hauptsaison ist vorbei, einer der schönsten Strände des Landes gleicht einer Oase der Ruhe. Heilige Krokodile und altehrwürdige Hotels In benachbarten Bakau liegen derweil ein Dutzend Krokodile träge in der Sonne, andere aalen sich in einem grünen Tümpel, ihre Panzer moosüberzogen, die Mäuler weit geöffnet. Die heiligen Krokodile von Kachikally sind ein Besuchermagnet, für Pilger und Touristen gleichermaßen. Eine seit Generationen gehütete Kultstätte, deren Wasser heilende Kräfte bei Unfruchtbarkeit verspricht. Zwei Mal am Tag werden die Krokodile gefüttert, dann ist ihr Hunger gestillt und die Touristen können aufgeregt quiekend ihr Erinnerungsfoto schießen. Wenige Kilometer weiter, am Senegambia- Strip in Kololi, pulsiert dagegen das Leben. Auf der bekanntesten Touristenmeile Gambias sind die Cafés und Bars gut gefüllt. Die traditionsreichen Hotels »Senegambia« und »Kairaba Beach« ziehen Spaziergänger an, die einen Blick 66 REISE & PREISE 3-2015

Bei den Kochkursen von Ida Cham lernen Touristen die gambische Küche kennen (links). Straßenszene in Gambias Hauptstadt Banjul hinter die altehrwürdigen Mauern werfen wollen. Die Hotelgärten gleichen einem Zoo. Meerkatzen toben über den frisch geschnittenen Rasen, Nilwarane liegen träge auf Mauern und Ästen herum, Kappengeier und Milane kreisen über den Pool. Die hohen Wellen des Atlantiks rauschen an die Küste, rauben dem Strand vor den Hotels Jahr für Jahr seinen Sand, mehrfach musste er wieder aufgeschüttet werden. Einkaufen, kochen und essen mit »Mutter« Kololi ist die Keimzelle des gambischen Tourismus, viele junge Gambier hoffen darauf, hier einen Job zu bekommen. Eine, die es geschafft hat und sechzehn Jahre im »Senegambia Hotel« gearbeitet hat, ist Ida Cham. Heute betreibt sie ihr eigenes Unternehmen, Yabouy heißt es, »Mutter«. Sie gibt unter anderem Kochkurse für Touristen. Die selbstbewusste Geschäftsfrau nimmt kein Blatt vor den Mund, ärgert sich lautstark über die gambischen Männer. »Es sind immer noch die Frauen, die auf den Märkten, Feldern und Gärten jeden Tag hart arbeiten, während die Männer faul unter den Bäumen sitzen und nichts tun.« Ida begrüßt ihre Gäste, eine Gruppe aus Belgien, in ihrem Haus in Brufut, nur wenige Fahrminuten vom Strip entfernt. Geschwind kleidet sie die staunenden Frauen in farbenfrohe, afrikanische Gewänder und fährt mit ihnen im Bus zum wuseligen Hafen von Tanji, wo Marktfrauen ihre Ware am Strand feilbieten. ‘ Fischer beim Bergen einer Piroge an der Gunjur Bay im Südwesten Gambias REISE & PREISE 3-2015 67

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