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2017-1 REISE und PREISE

CHINA GANSU DIE

CHINA GANSU DIE REPORTAGE In Lanzhou, der Hauptstadt im Herzen der Provinz, leben zehn Prozent der Einwohner von Gansu. Die Einheimischen sammeln Yakdung zum Heizen. turrevolution zerstört und danach wieder aufgebaut. Heute gilt die gigantische Anlage als wichtigstes Gelbmützen-Kloster des tibetischen Buddhismus außerhalb Tibets. Tausende Schriften werden hier verwahrt, rund 1.000 Mönche studieren in den Tempelhallen Medizin, tibetische Sprache, Buddhismus, Kunst. Vor dem Eingang zur Hauptgebetshalle liegen an diesem Morgen Dutzende traditioneller schwarzer Mönchsstiefel kreuz und quer auf dem Boden. Barfuß warten die Gelbmützen auf das Gebet, die auffällige gelbe Kappe auf dem Kopf. Im Schatten der Eingangsmauer hocken Pilger auf dem Boden. Andere umrunden noch den Kora, den Pilgerweg, der um das Kloster führt und immer wieder grandiose Aussichten auf die endlose Graslandschaft und die Abtei liefert. Doch so ganz frei sei das Klosterleben nicht, sagen die Gansu auf eigene Faust planen Am besten fliegt man über Peking oder Chengdu nach Lanzhou. Dort reicht ein Tag zur Besichtigung, bevor es mit dem Zug nach Zhangye geht (½ Tag). Für die Nordstadt sollte man drei Tage einplanen: einen Tag für die Stadt selbst, einen Tag Mati Si, einen Tag Danxia- Nationalpark. Per Zug geht es zurück nach Lanzhou, nach einer Übernachtung am nächsten Tag gen Süden. Am besten kombiniert man dafür Bus- und Taxifahrten, sollte aber ausreichend Zeit einplanen. Denn die Strecken sind zwar nicht weit, dafür aber zeitraubend. Einen Tag braucht man von Lanzhou zum Liujiaxia- Stausee und Bingling Si und weiter über Linxia nach Xiahe. In Xiahe verbringen die meisten Einheimischen. Als die Mönche vor knapp zehn Jahren gegen die chinesische Obrigkeit aufbegehrten, schlossen die Chinesen die gesamte Tempelanlage für den Tourismus. Sogar Übernachtungen in Xiahe waren nicht mehr möglich, Polizeikontrollen machten Kontakte zwischen Mönchen und Touristen unmöglich. Inzwischen gäbe es Videoüberwachung und Beobachtung der Internet-Aktivitäten. Die heutigen Touristen bekommen davon nichts mit. Die Mystik des tibetischen Klosters bleibt. Dörfer, Steppe und grüne Hügellandschaften In der abgeschiedenen Ganjia-Steppe, einige Dutzend Kilometer von der Klosterstadt entfernt, geht es weltlicher zu. Frauen füllen ihre Atemberaubende Berge am Liujiaxia-Stausee in der Nähe der Stadt Linxia Besucher mehr Zeit als geplant. Schön sind drei Tage, um das tibetische Flair auf sich wirken zu lassen, einen Ausflug in die Ganjia-Steppe zu unternehmen, Bajiao und die Tsewey Gompa zu besuchen. Dann geht es weiter nach Langmusi (½ Tag). Tipp: Dort einen Tag zur Entspannung einlegen, denn die Höhe macht vielen Besuchern zu schaffen. Weitere drei bis vier Tage kann man hier gut verbringen, bevor es wieder zurück nach Lanzhou geht. Wasserkanister am Dorfbrunnen und schleppen sie durch das Tor einer 2000 Jahre alten Stadtmauer. Fast zwei Kilometer misst die zwölfseitige Lehmmauer um die braunen Ziegelhäuser und die rechtwinkligen Staubgassen des heutigen Dorfes Bajiao. Außerhalb stehen Yaks in der Gegend herum. Auf den Getreidefeldern haben die Bauern das Korn zu kleinen Zelten zusammengezurrt. Wen es zum Gebet zieht, der wandert zum einsamen Tseway Gompa, einem der wenigen Bön-Klöster in Gansu, lässt sich die mit Vorhängeschlössern versiegelten Tempel von den Mönchen öffnen und kniet nieder vor den wunderschönen goldenen Buddhastatuen – Kostbarkeiten aus dem 12. Jh. Nicht ganz so einsam ist es in Langmusi. Das Dorf, das der Weiße-Drachen-Fluss auf 3.800 Metern Höhe in zwei Teile schneidet, war viele Jahre der Treff der Travellerszene in Amdo. »Anfangs kamen die Besucher aus China, Holland, Frankreich und Australien, manchmal fuhr sogar ein Touristenbus vor. Die wenigen Hotels reichten dann nicht aus, um alle unterzubringen«, erinnert sich Liyi. Die 34-jährige Chinesin betreibt mit ihrem Mann seit mehr als zehn Jahren das »Black Tent Café«. Doch seit vor gut drei Jahren rund 200 Kilometer entfernt ein Erdbeben Menschenleben forderte, ist es ruhiger geworden in Langmusi. Dabei ist die Gegend ein Paradies für Wander- und Reitfreunde. Weitläufig erstreckt sich die saftig grüne Hügellandschaft am Fluss. Schafe blöken, tibetische Nomaden schlagen ihre Zelte auf, ein Adler zieht durch die Luft. Über allem wachen das gewaltige Red Stone Kliff und die goldenen Dächer der Klöster Sertri und Kerti. Nur selten wird diese friedvolle Idylle gestört, vom Treiben an der Himmelsbestattungsstätte. Seit dem vorletzten Jahr ist die traditionelle tibetische Himmelsbestattung gesetzlich geschützt. Zuschauer sind nicht mehr gestattet, wenn der Leichnam eines Verstorbenen den Geiern überlassen wird. Was für Tibeter normal ist, ist den meisten Touristen suspekt. Schließlich liegen Schädel, Schuhe, Ohrringe und Knochen einfach wild durcheinander im Gras. »Als 76 REISE & PREISE 1-2017

nesische Provinzhauptstadt. Hochhäuser, Tempel und Trauerweiden stehen am Ufer nebeneinander. Eine Promenade lädt zum Spazieren ein, Tret- und Motorboote warten auf Kundschaft, Kinder vergnügen sich mit wulstigen Booten aus aufgespannter Ziegenhaut – eine traditionelle Form der Fortbewegung auf dem Gelben Fluss. Jahrhundertelang konnte der Wasserlauf nur über eine mobile Pontonbrücke überquert werden, heute gibt es neben Stahlbrücken sogar eine Seilbahn über den Fluss. Sie schwebt einen Hügel hinauf mit wundervollem Blick auf die Stadt. Wer dem Gelben Fluss nach Süden folgt, endlose Serpentinen passiert, vorbei an hübschen Mais- und Kartoffelterrassenfeldern, kommt an den Liujiaxia-Stausee. Atemberaubend präsentiert sich das riesige goldfarbene Wasserreservoir vor einem Wald schroffer brauner Gipfel des Mount Jishi. Zwar treibt der See das erste große Wasserkraftwerk Chinas an, doch die Besucher kommen wegen der Bingling-Si-Grotten. Bis heute haben in diesem versteckten Zipfel mehr als 200 Höhlennischen, 800 Bilder und 1.000 Quadratmeter Wandmalerei überdauert. Mutige Arbeiter haben sie mühsam an Seilen hängend in die Felswand gemeißelt. Das ist nun mehr als 2.000 Jahre her, doch viele der alten Skulpturen stehen noch heute. Sieht selten Besucher: die goldene Buddhastatue im Tseway-Kloster Ganjia mein Vater vor acht Jahren verstarb, durfte ich keine Himmelsbestattung durchführen«, erzählt Kalsang und ergänzt: »Die Geier sollten seine Krankheit, den Krebs, nicht in den weltlichen Lebenszyklus hinaustragen, deshalb wurde er verbrannt.« Der Mann in den 50ern, dem das »Langmusi Hotel« gehört, winkt den Tibeterinnen zu, die neben der Bestattungsstätte Yakdung zum Heizen sammeln und selbst gemachten Schmuck an Touristen verkaufen. Er passiert die belebte Hauptstraße und den Laden der chinesischen Schneiderin Ago und lächelt dem Muslim zu, der mit frisch gebackenem Fladenbrot durch die stillen Wohngassen spaziert. In Langmusi zeigt sich Gansu multiethnisch. Lanzhou: Moderne Stadt am Gelben Fluss 300 Kilometer weiter, im Herzen der Provinz, sieht das schon anders aus. Dort liegt Lanzhou. Die moderne Stadt, die sich am Gelben Fluss entlang ausbreitet und zehn Prozent aller Einwohner Gansus zählt, präsentiert sich als chi- Buddha, Felshöhlen und bunte Berge In Zhangye, einer typisch chinesischen Stadt mit rund 300.000 Einwohnern im Norden der Provinz, machen die Chinesen morgens Gruppengymnastik mit ihren Arbeitskollegen, abends speisen sie in der Mingqing Jie, einer Restaurantgasse in nachgebauter Qing-Architektur. Sie entzünden Räucherstäbchen und verbeugen sich, bevor sie den größten schlafenden Indoor-Buddha Chinas bestaunen. Entspannt liegt die über 900 Jahre alte, 35 Meter lange Statue im finsteren Tempel, beleuchtet nur von einer Glühlampe und Tageslicht. Etwas mehr Licht durch Kerzen und Butterlampen gibt es in den Felshöhlen von Mati Si außerhalb der Stadt. Sie wurden zwischen dem 5. und 14. Jh. kilometerweit in die gigantischen Sandsteinfelswände des Qilian-Gebirges geschlagen und sind heute staatlich geschütztes Kulturgut. Über riesige Stufen in engen Gängen und Balkone, an den Fels geklebt, geht’s hinauf zu Meditationsräumen, Schreinen und wertvollen Statuen. Wie eine Pagode blicken die 21 düsteren kleinen Grotten in hundert Metern Höhe aus dem Abhang – ein imposanter Anblick. Den gibt es auch im Danxia-Geopark am nördlichen Fuß des Qilian. Die Natur hat hier im Laufe von 24 Millionen Jahren auf 510 Quadratkilometern ein Prachtexemplar erodierten Sandsteins geschaffen. Die Regenbogenberge überwältigen allein durch ihre Farbpracht. Orangefarbene, goldene und kupferne Farbstreifen lassen die Felslandschaft fast unwirklich erscheinen. Damit es so traumhaft bleibt, fährt ein Rundtourbus zu den schönsten Aussichtsstellen, das Betreten der Berge selbst ist strengstens verboten – dafür sorgen die Aufseher der Volksrepublik auch in Gansu. INFO Gansu auf Seite 78 Das Web-Adressbuch für Deutschland 2017 Die 5.000 besten Web-Seiten aus dem Internet! „Die Alternative zu Google & Co.“ HAMBURGER ABENDBLATT „Konkurrenz für Google und Co. in Buchform.“ SAARBRÜCKER ZEITUNG „Unverzichtbares Standardwerk.“ MÜNCHNER MERKUR „Eine Alternative für alle, die von Google- Suchergebnissen frustriert sind.“ COMPUTER BILD „Das bessere Google.“ AUGSBURGER ALLGEMEINE „Alle Seiten sind gut sortiert und qualitätsgeprüft. Das kann die Suchmaschine so nicht bieten.“ FRANKFURTER NEUE PRESSE Weitere Informationen: www.web-adressbuch.de 20. Auflage • Viele farbige Abbildungen • Überall im Buchhandel erhältlich • ISBN 978-3-934517-50-9 • € 19,95

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