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2017-1 REISE und PREISE

FERNREISEN MIT BILLIGFLIEGERN Durch den Vormarsch der Billigflieger lassen sich mittlerweile auch einige Fernreiseziele deutlich günstiger erreichen als mit herkömmlichen Linienflügen. Nachteilig sind die Zusatzkosten für Bordverpflegung, Sitzreservierung und Gepäck. Auf der anderen Seite locken Superdeals und spannende Routen. MIT TRICK 17 AUF WOLKE 7 Australien ist für viele Weltenbummler das Ziel ihrer Träume. Für alle aber, die länger im Lande bleiben wollen und z. B. ein »Work & Travel«-Auslandsjahr auf dem fünften Kontinent planen, ist ein Jahresticket für rund 1.300 Euro meist viel zu teuer. Doch auch Weltenbummler mit viel Zeit halten nach günstigeren Möglichkeiten Ausschau und nehmen dafür auch ein umständliches Routing in Kauf. Da kommt es gerade recht, dass sich immer mehr Low Cost Airlines auf die Langstrecke wagen. Wer für 260 Euro einen Eurowings-Flug nach Phuket bucht und mit Air Asia für 114 Euro weiter über Kuala Lumpur nach Sydney fliegt, kommt günstigstenfalls für nur 374 Euro nach Down Under. Vorteil: Für den Rückflug muss nicht die gleiche Route genommen werden. Jetstar Asiabeispielsweise fliegt von Sydney nach Bali, mit Tiger Air geht’s weiter nach Singapur und anschließend nach Bangkok. Von dort starten Eurowings oder Norwegian Air für wenig Geld zurück in die Heimat. Die Kosten für den Rückflug sind nur unbedeutend höher als für den Hinflug. Vorteil: Low-Cost-Tickets sind zeitlich unbegrenzt, weil es sich um eine Aneinanderreihung von Oneway-Flügen handelt. Doch aufgepasst: Die Airlines kassieren für Zusatzleistungen extra: Während auf Air-Asia-Flügen ein Koffer immer inklusive ist, ist Aufgabegepäck bei Eurowingskostenpflichtig. Der sogenannte »Smart«- Tarif enthält ein 23-kg-Gepäckstück und ist auf der Thailand-Route 50 Euro teurer als der »Basic«. Dazu kommen dann womöglich noch ein paar Euro Kreditkartengebühr. Neben den Zusatzkosten für Aufgabegepäck, Bordverpflegung und Sitzplatzreservierung gibt es noch einen anderen Haken: Bei selbst zusammengestellten Flugrouten übernehmen die Airlines keine Garantie für den Weiterflug. Verspätet sich im o.g. Fall also der Flieger von Phuket nach K.L., reichen zwei Stunden Umsteigdauer in Malaysias Hauptstadt nicht aus. Das Ticket würde in diesem Fall verfallen. Für echte Globetrotter ist das aber kein Problem, sie planen unterwegs ohnehin gern ein paar Tage als Zwischenstopp ein und schauen sich bei der Gelegenheit Land und Leute an. Den Anfang machte die legendäre Laker Airways Obwohl sich bisher kein Lowcoster über einen längeren Zeitraum auf der Fernstrecke behaupten konnte, wagen mit Eurowings, Norwegian und WOW Air drei Europäer einen erneuten Versuch , das Low-Cost-Konzept auch interkontinental durchzusetzen und den Etablierten mit niedrigen Einstiegstarifen nach Asien und Nordamerika Kunden abzujagen. Air Asia X hat kürzlich zum wiederholten Male angekündigt, ab 2018 wieder die Strecke London–Kuala Lumpur zu bedienen, die erst 2012 aufgrund zu hoher Treibstoffkosten eingestellt wurde. Im Gespräch sind auch Paris, Barcelona und Frankfurt. Die Einstiegspreise sollen bei etwa 200 Euro liegen. Auch Singapore Airlines prescht mit ihrem Ableger Scoot nach vorn und bedient ab 20. Juni 2017 mit einem »Dreamliner« die Strecke Athen–Singapur mit Zweiklassen-Bestuhlung. Ryanair hat immer wieder Gerüchte in die Welt gesetzt, Billigrouten über den großen Teich anzubieten, dazu müsste allerdings erst einmal 80 REISE & PREISE 1-2017

TIPP Billigflieger für die Routenplanung Air Arabia (www.airarabia.com) schlägt eine Brücke von Europa über Nordafrika, Arabien bis auf den indischen Subkontinent. Dort angekommen, steht mit Indigo (www.goindigo.in), Air Asia (www.airasia.com); Scoot (www.flyscoot.com), Tiger Air (www.tigerair.com, geht 2017 in Scoot über) und Jetstar Airways (www.jetstar.com) das gesamte südliche Asien und Fernost offen, und dem Sprung nach Australien steht auch nichts im Wege. Wer über den großen Teich in die USA will, kann inneramerikanisch mit Southwest Airlines (www.southwest.com), Jetblue (www.jetblue.com) und Mit Lowcostern wie Southwest lassen sich viele schöne Flugrouten zusammenstellen Spirit (www.spirit.com) planen. In Kanada ist WestJet (www.westjet.com) die erste Adresse. Foto: Southwest Airlines geeignetes Fluggerät angeschafft werden. Begonnen hat alles mit der legendären Laker Airways des Briten Freddie Laker, der zwischen 1977 und 1982 mit einer DC 10 von London-Gatwick erst nach New York unterwegs war und später auch nach Los Angeles flog und als Pionier der »No-Frills«-Flüge (»keine Kinkerlitzchen«), auf denen alle Extras an Bord bezahlt werden müssen, in die Geschichte eingegangen ist. Die Tickets für 59 Pfund wurden damals erst am Flugtag verkauft. Es folgte People Express, die 1981 für sechs Jahre zu ähnlichen Preisen von New York nach London flog. Sie stieg in der Zeit zur fünftgrößten Airline der USA auf, bevor sie von Continental geschluckt wurde und daraufhin in der Versenkung verschwand. Oasis Hong Kong Airlines flog zwischen 2006 und 2008 für ganze 1.000 Hongkong-Dollar (€ 100) aus der ehemaligen britischen Kronkolonie nach London, ein Abenteuer, dass nur 1 ½ Jahre nach dem Erstflug in der Pleite endete. Iceland Express stellte die im Sommer 2010 aufgenommene Verbindung nach New York nach der ersten Saison schon wieder ein. Ausgesuchte Flugangebote der Lowcoster auf der Fernstrecke* AIRLINE Norwegian Air www.norwegian.com/de je nach Flug via london, Kopenhagen, Oslo, Stockholm WOW Air www.wow-air.de via rejkyavik Eurowings www.eurowings.com nonstop STRECKENBEISPIELE BErlin – Bangkok – Orlando – Oakland (Kalifornien) – new York – Boston FrAnKFurt – toronto – Miami – Washington D.C. – new York Köln-BOnn – Phuket – Puerto Plata – Mauritius – Bangkok *Ab-Preise gemäß Preisvergleich vom 1. Dezember 2016 Foto: iStock.com/Michael Krakowiak HIN AB € 209 € 163 € 209 € 196 € 184 € 270 € 330 € 230 € 156 € 260 € 149 € 280 € 200 ZURÜCK AB B € 188 € 196 € 209 € 145 € 175 € 270 € 330 € 286 € 156 € 204 € 150 € 250 € 190 EXTRAS PRO STRECKE Handgepäck 10 kg (55 x 40 x23 cm) frei. Aufpreis für Gepäck, Menü und Sitzreservierung zusammen € 75 Handgepäck 10 kg (42x32x25 cm) frei. Gepäck € 58 Sitzreservierung € 7–17 Kreditkarte € 8 + 2,5 % Handgepäck 8 kg (55 x 40 x 23 cm) frei. Gepäck € 30, Essen ab € 8 Langstreckenflüge sind für Lowcoster unrentabel Der anerkannte Airline-Berater Gerd Pontius sagte einmal, dass sich für Low Cost Airlines nur Flüge mit einer Dauer von maximal acht Stunden eignen. Eine Aussage mit Wahrheitsgehalt. So ist der Personalbedarf auf der Kurzstrecke wesentlich geringer, es gibt allenfalls Kaltverpflegung und Übernachtungskosten für Flugbegleiter fallen nur im Ausnahmefall an. Auf der Fernstrecke sieht die Rechnung ganz anders aus: Crews müssen auf ultralangen Flügen unterwegs abgelöst werden und sitzen womöglich mehrere Tage fest, weil die Strecke nicht täglich geflogen wird. Dazu kommt, dass die meisten Billigflieger aus Imagegründen auf eine Business Class verzichten, ohne die eine Kostendeckung auf der Langstrecke schwer zu erreichen ist, auch wenn eine ungleich höhere Zahl an Economy-Sitzen zur Verfügung steht. Zudem erwartet das Publikum Dumpingpreise, die weit unter denen der Etablierten liegen. Diese Erwartung lässt sich aber nicht so leicht erfüllen. Herkömmliche Linienflieger decken bis zu 50 Prozent ihrer Flugkosten über die Business Class ab, die aber nur rund 20 Prozent der Bordfläche einnimmt. Unter den aktuellen Langstrecken- Billigfliegern bieten Norwegian(Premiumklasse mit 110 cm Sitzabstand) und Eurowings (»Best«- Klasse mit 114 cm) zwar eine Komfortklasse an, die vom Businessstandard der Liniencarrier aber weit entfernt ist und eher mit der Premium Economy konkurrieren soll. Ein Blick ins Streckennetz von Eurowings verrät, dass die Lufthansa-Tochter ausschließlich touristische Ziele an - steuert und dadurch auch die Nähe zu Reiseveranstaltern sucht. Fakt ist, dass Low Cost Airlines auf der Langstrecke auf Grund hoher Fixkosten nicht so preisaggressiv an den Markt gehen können wie das innerhalb Europas der Fall ist. Wer aber beim Reisetermin flexibel ist, wird dennoch fündig, etwa für Flüge in die USA, nach Bangkok oder in die Karibik sind einige Schnäppchen auf dem Markt. Auch lassen sich aus günstigen Hin- und Rückflügen Gabelflüge basteln, zur Not auch mit zwei verschiedenen Gesellschaften (z. B. Orlando//Los Angeles oder Phuket//Bangkok). Die Lücken lassen sich preisgünstig mit Einzeletappen regionaler Lowcoster füllen. REISE & PREISE 1-2017 81

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