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2019-3 REISE und PREISE

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KUBA DIE REPORTAGE Mi

KUBA DIE REPORTAGE Mi vida, mi amor Santiagos »Casa de la Trova« ist der Treffpunkt der Son-Musiker der Stadt (links). Ein Landarbeiter genießt seinen Feierabend bei einer Tasse Rum (rechts) 8 REISE & PREISE 3-2019

Paradiesisch schön: Blick in das Tal von Viñales Einsame Strände, gesäumt von Palmen und Mangroven, dazu Regenwälder und Zuckerrohrfelder, heiße Musik, jede Menge Rum und Revolutionshelden – dazu aus gelassene Lebensfreude, morbide koloniale Pracht und his to rische Ami-Schlitten – das ist Kuba. VON REGINA FISCHER-COHEN Cuba Libre!« ruft Juan. Chancenlos. Gegen die heißen Rhythmen der Live- Bands kommt man in Santiago de Cubas berühmten Musiktempel Casa de la Trova nicht an. Egal, die Kellnerin versteht Zeichensprache und erscheint prompt mit sechs Colas und einer Flasche Rum. Macht 16 CUC, was 16 Dollar entspricht. »Salud, dinero y amor!«, prosten die kubanischen Freunde fröhlich. Dass die Liebe beim hiesigen Trinkspruch an letzter Stelle steht, muss nicht verwundern. Mit unserer Bestellung haben wir gerade gut die Hälfte eines durchschnittlichen kubanischen Monatsgehalts verjubelt. »Willkommen im Sozialismus, mi Amor. Geld haben wir nicht, aber Liebe bekommst du bei uns im Überfluss«, flirtet Juan alles andere als parteilinientreu. Heiße Tage in der Wiege des Son Vom Karibischen Meer umspült und zum Inland hin von den Ausläufern der Sierra Maestra malerisch umrahmt, bietet die kubanische Hochburg des Son und Salsa nicht nur heiße Musik, sondern auch tolle Fotomotive. Besonders schöne eröffnen sich von den luftigen Dachgärten der Hotels »Imperial« und »Casa Granda«. Zwei Kolonialbauten, die im hübsch restaurierten historischen Zentrum nah der Kathedrale und am Parque Céspedes stehen. Fünfundzwanzig Jahre ist es jetzt schon her, dass ich hier als eine der ersten Touristen durchs Land gereist bin. Doch irgendwie fühlt es sich an, als wäre ich nur kurz weg gewesen. Dabei ist in dem sozialistischen Inselstaat nichts mehr wie es war, denn El Máximo Líder, Kubas großer Revolutionsführer Fidel Castro, ist tot. Seit Dezember 2016 ruht er auf Santiago de Cubas Friedhof Santa Ifigenia, wo man auch die Gräber vieler anderer bedeutender Persönlichkeiten des Landes findet. Und? Jetzt, wo euer neuer Präsident Miguel Díaz-Canel offiziell erklärt hat, dass ihr euch selbständig machen, reisen und Häuser und Autos kaufen dürft… Wird der große Wandel nun kommen? »Kommen? Der läuft schon seit 2006, merkt nur kaum einer«, scherzt Taxifahrer Jorge, als er mich am nächsten Morgen zwischen uralten Ladas, Sowjet-Lkws und Pferdekarren in einem chinesischen Mittelklassewagen chauffiert, den er als selbständiger Kleinunternehmer vom Staat gemietet hat. Der gestrige Ausflug, der mich über die wilden Berghänge der Sierra Maestra zur berühmten Wallfahrtsbasilika des Bergbauörtchens El Cobre geführt hat, war schon toll. All die Votivgaben für Kubas Nationalheilige. Und dann der Aufstieg zur Bergkuppe, bei dem man fernab des Pfads auf geheime Kultstätten des Santaria-Glaubens stößt und am Ende ein Postkartenpanorama vor Augen hat. Faszinierend. Wie auch schon die zweitägige Anfahrt von Cayo Santa Maria bis hierher. Klar, dass ich unterwegs in Santa Clara angehalten habe, um Ché Guevaras Mausoleum zu besuchen. Der Guerillakämpfer war schließlich ein Pop- Idol. Aber die paradiesische Natur, die sich jetzt im östlichsten Inselzipfel auf dem Weg nach Baracoa auftut, berührt auf ganz andere eindringliche Weise. Wegen der einzigartigen Liliengewächse, Farne und Kakteen, die hier in üppiger Pracht mit 130 endemischen Pflanzenarten wachsen, hat Jorge extra einen Abstecher in den Parque Nacional de Baconao eingeschoben. »Kostet natürlich Zeit, aber Scheiß drauf, wenn wir Kubaner etwas reichlich haben, dann das«, wischt er meine Bedenken bezüglich des vereinbarten Pauschalbetrags salopp vom Tisch. Und da er die Tour durch das UNESCO- Biosphärenreservat offensichtlich selbst genießt, wandern wir auch noch in den botanischen Garten und zur historischen Kaffeeplantage La Isabélica, die zum Weltkulturerbe gehört. Noch ein kurzer Blick vom Gipfel des Grand Piedra – jetzt aber schnell weiter. Havannas kolonialer Stadtkern macht die Stadt zu einer der schönsten Metropolen der Welt Fotos: Regina Fischer-Cohen, Ulrich Heinsen, Shutterstock/Anton-Ivanov Die Magie des wilden Ostens Atemlos geht es am Ende nicht durch die Nacht, sondern im letzten Licht des Tages über eine breite Gebirgskette. Bei den Ausblicken, die sich hier von den steil abfallenden Hängen auf immergrüne Regenwälder und dazwischen auf einsame Buchten, Strände und das Meer eröffnen, geht einem unweigerlich das Herz auf. Genauso schnell rutscht es allerdings in die Hose, wenn man wieder um eine der 320 haarnadelengen Kurven fährt. Über 450 Jahre hat die Sierra del Purial Kubas älteste Stadt Baracoa vom Rest des Landes isoliert, so dass nur der Seeweg blieb. Erst unter Fidel Castro wurde die La-Farola-Passstraße gebaut und damit eine technische Glanzleistung vollbracht. »Komm, wünsch dir was!«, ermuntert mich Guide Steve grinsend, als wir drei Tage später in der Nähe des Yumuri Fluss-Biotops vor einer außergewöhnlichen Königspalme stehen. Der studierte Umweltexperte weiß es sicher besser, aber irgendwie scheinen alle Kubaner zu glauben, dass diese Palme aufgrund ihres ➔ REISE & PREISE 3-2019 9

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