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2021-1 REISE und PREISE

RUANDA Park-Ranger auf

RUANDA Park-Ranger auf einer Hängebrücke über den Baum - kronen im Nyungwe-Nationalpark (oben). Im Park leben zahlreiche naschsüchtige Schimpansen (rechts) Per Du mit den Neugierige Blicke: Giraffengruppe in der weiten Savanne vom Akagera-Nationalpark 38 REISE-PREISE.de 1-2021

Kraftsparend: Afrikanerinnen mit schwerer Last auf dem Kopf Eine Löwin hat es sich auf einem Ausguck im Akagera-N.-P. bequem gemacht Ruanda heißt wieder Touristen willkommen. In dem kleinen ostafrikanischen Vorzeigeland gibt es für sie weit mehr zu entdecken als die berühmten Berggorillas. REISE & PREISE- Autor Win Schumacher ist gerade von seiner Reise zurückgekehrt. ie erhabene Silhouette der Berge Nyungwe ist schon am frühen Morgen hinter Wolkenschwaden verschwunden. Der Nebel hält den Dschungel dicht umhüllt. Von der Terrasse des Hotels »Nyungwe Top View« blickt man sonst weit über den Bergregenwald im Südwesten Ruandas. »Kaum ein Ökosystem ist so artenreich wie das von Nyungwe«, sagt Daniel Niyonsaba. In aller Frühe hat der Naturführer sich mit einer kleinen Touristengruppe aufgemacht, um die verborgenen Bewohner des Schutzgebietes aufzuspüren – allen voran Schimpansen, die unbestrittenen Herrscher von Nyungwe. Der Nationalpark schützt den bedeutendsten verbliebenen Bergwald Zentralafrikas. Wohl nirgendwo sonst leben so viele verschiedene Primaten dicht beieinander. Während man im berühmten Vulkan-Nationalpark im Norden des Landes neben den bekannten Berggorillas nur eine weitere Affenart beobachten kann, sind es im Nyungwe-Wald insgesamt dreizehn. »Um Affen zu beobachten, gibt es wohl keinen besseren Ort auf der Welt«, sagt Niyonsaba. Die Tiere könnten kaum unterschiedlicher sein: Die drollige Vollbartmeerkatze hat einen schneeweißen Pelzkragen, der einen Vergleich mit dem Rauschebart des Weihnachtsmanns nicht scheuen muss. Die Rotschwanzmeerkatze trägt ihr Gesichtshaar als Kaiser-Wilhelm-Backenbart. Nicht minder sonderbar ist die seltene Eulenkopfmeer - katze. Sie hat den kauzigen Gesichtsausdruck eines Wookiees aus Star Wars. Nyungwe National Park: Das Reich der Schimpansen Vor der Pandemie waren immer mehr Touristen nach Nyungwe gekommen, wenn auch längst nicht so viele wie in den berühmten Vulkan-Nationalpark im Grenzgebiet zu Uganda und der Demokratischen Republik Kongo, der vor allem durch die Gorilla- Forscherin Dian Fossey Berühmtheit erlangte, die dort 1985 ermordet wurde. Im Gegensatz zum Gorilla-Tracking, für das Touristen stolze 1.500 US-Dollar bezahlen, fallen für die Schimpansen nur 90 Dollar an. Kein Wunder, dass sich unter Ruanda-Reisenden Nyungwe als Alternative für die Begegnung mit Menschenaffen herumgesprochen hatte. Rummel wie bisweilen im Vulkan-Nationalpark hatte hier aber auch in Zeiten vor der Pandemie nie geherrscht. Im Moment haben Besucher meist den ganzen Nationalpark mit einer Fläche von knapp 1.000 Quadrat - kilometern für sich allein. Im Dschungel wird es urplötzlich laut. Das Kreischen der Schimpansen durchdringt den Wald. Auf einmal kommt hysterische Bewegung in die eben noch stille Szenerie. Halbwüchsige Affenjungen jagen sich durchs Geäst, Mütter mit Säuglingen lugen aus den Baumkronen, ein stattliches Männchen stopft sich den Unterkiefer mit Feigen voll. Die reifen Früchte sorgen für reichlich Drama im Bergwald. Keifen, Zanken, Flirten, Busseln – es menschelt gewaltig unter den Affen von Nyungwe. Für Ruanda sind seine Affen – allen voran die Berggorillas, mit wachsender Bedeutung jedoch auch die Schimpansen – Aushängeschild eines äußerst lukrativen Tourismus, der vor Corona immer mehr Besucher in die Nationalparks gelockt hatte. Nirgendwo sonst in Afrika, außer im benachbarten Uganda, können Touristen sowohl zwei der großen Menschenaffen der Erde als auch auf einer Safari die Big Five – Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden – beobachten. Akagera National Park: Den Big Five auf den Fersen Im Akagera-Nationalpark, einem Sumpf- und Savannengebiet im Osten des Landes, haben sich in den letzten zehn Jahren die Tier - bestände wieder deutlich erholt, nachdem die Naturschutzorganisation African Parks in Zusammenarbeit mit dem Rwanda Development Board seine Verwaltung übernommen hat. Löwen und Spitzmaulnashörner wurden erfolgreich wieder angesiedelt. Wer im weltabgeschiedenen »Magashi Camp« im Norden des Nationalparks nächtigt, kann sich sicher sein, einen Logenplatz in der Wildnis zu bekommen. Im sagenhaft friedlich daliegenden Rwanyakizinga-See direkt vor den sechs üppig ausgestatteten Safari-Zelten baden Flusspferde, Blatthühnchen tänzeln über die Schwimmpflanzen - teppiche, farbenfroh schillernde Bienenfresser flattern umher und Schreiseeadler rufen in der Ferne. Was für ein Glück, in der Wildnis Afrikas zu sein! Nach dieser Freiheit hatte man sich 2020 lange Zeit gesehnt. Das »Magashi Camp«, das nach einem Corona- Lockdown seit Ende September 2020 wieder Gäste empfängt, war erst 2019 eröffnet worden. Es lockte als erste luxuriöse Lodge ➔ Fotos: Win Schumacher Weltwege, Visit Rwanda/Jes Gruner 1-2021 REISE-PREISE.de 39

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