E-Paper

Aufrufe
vor 11 Monaten

3-2023 REISE & PREISE

  • Text
  • Wwwreisepreisede
  • Heft
  • Kostet
  • Hotels
  • Djoser
  • Stadt
  • Welt
  • Restaurants
  • Tipp
  • Insel
  • Fotos
  • Strand

AUSTRALIEN • TASMANIEN

AUSTRALIEN • TASMANIEN TASMANIEN NATURPARADIES AM ENDE DER WELT VON CORINNA MELVILLE Viel hat nicht gefehlt, dann stünden hier auf Maria Island heute mediterrane Villen zwischen blühenden Obstgärten, würde die jüngste Mode in idyllischen Gartencafés präsentiert werden, vielleicht zöge sich ein Golfplatz die Klippen entlang. Und Made on Maria wäre ein weltbekanntes Haute-Couture-Siegel. So jedenfalls hatte es sich der visionäre italienische Geschäftsmann Diego Bernacchi 74 REISE-PREISE.de 3-2023 vorgestellt, als er 1884 auf der kleinen Insel vor Tasmaniens Ostküste seiner Fantasie freien Lauf ließ. Der Weinbau florierte und schon bald produzierte die Insel feinste Seide. Maria Island erhielt den Spitznamen »Tasmanian Eden«, Bernacchi die Einbürgerung und internationalen Respekt. Doch dann kam die Finanzkrise, Maria Island Co. wurde liquidiert, die Insel geriet in Vergessenheit. Erst Jahrzehnte später spazierten dann abenteuerlustige Wanderer durch die einsamen Berge und die windgepeitschte Küste entlang. In ihrer Abgeschiedenheit hatte sich Maria Island zum Zufluchtsort für Tiere entwickelt: Kängurus, Wallabys, Wombats, Gänse und unzählige Vögel sind hier beheimatet. Dazu kommt heute eine kleine Anzahl Tasmanischer Teufel, die in jüngsten Jahren von der Hauptinsel hierher evakuiert wurden, da dort die extrem ansteckende Teufel-Krebserkrankung grassiert. Unser Ausflugsschiff legt an, wir steigen von Bord, um Maria Island zu erkunden. Kaum vom Steg, kreuzt der erste Wombat

Die Wineglass Bay ist wohl das meist fotografierte Motiv Tasmaniens unseren Pfad. Vorsichtig sollten wir sein, hatte unser Tourguide uns gesagt, schließlich könnten die knuddelig und gemütlich wirkenden Tiere beißen. Aber der dicke Plumpbeutler schenkt uns keinerlei Beachtung und schmatzt unbeirrt weiter am Gras – bis ein zweiter Wombat ihm den Boden streitig macht und die beiden zankend im Busch verschwinden. Vom kurzzeitigen Ruhm der Insel ist nicht viel übrig. In den wenigen alten Bauten im straßenlosen Darlington liegt die Geschichte dokumentiert. Die raue Schönheit und Faszination der Abgeschiedenheit, die Bernacchi hier einst ins Träumen brachte, ist geblieben und macht die Insel zum unverzichtbaren Ausflugsziel für jeden Tasmanienbesucher. Australien kompakt: Die Insel »under down under« vereint auf kleinem Gebiet eine junge Kunstszene, erstklassige Restaurants und Outdoor-Erlebnisse zwischen atemberaubenden Bergen und einer einzigartigen Tierwelt. HOBART Kunst ist Geschmackssache Steak gibt es heute, medium, dazu Röstgemüse und ein Glas Chardonnay. In mundgerechten Häppchen wird es der Maschine gefüttert. Sie stöhnt und rülpst, nicht lange und ein unangenehmer Geruch erfüllt den Raum. Und doch sind die meisten Zuschauer zu gefesselt, um sich abzuwenden. Die Cloaka Machine des belgischen Künstlers – ja, Künstlers – Wim Delvoye imitiert die menschliche Verdauung. Und ist nur eins der provokanten Ausstellungsobjekte im Museum of Old and New Art (MONA), Hobarts Kunstgallerie, die sich 2011 quasi über Nacht in der Kunstszene etablierte (Eintritt € 21). Kunst, die man erstmal verdauen muss. Das geht nirgends besser als auf einer Wanderung zum 1.271 hohen Gipfel des Kunanyi (Mount Wellington). Auf dem dreistündigen Organ Pipes Track (Start am Parkplatz The Springs) rauben die kerzengeraden Felsnadeln zur einen und der Blick über die Stadt und den Derwent River zur anderen Seite den Atem. Ein Shuttlebus bringt Wanderer zurück in die City; der Gipfel ist aber auch mit dem Auto erreichbar. Das Herz Hobarts schlägt am Hafen und am Salamanca Square, auf den am Samstagmorgen ein Gemüse- und Trödelmarkt lockt. TIPP Am Victoria Dock am Hafen bekommt man im »Fish Frenzy« die besten Fish & Chips Tasmaniens (€ 16,50). Hobart vorgelagert sind zwei Inseln – North und South Bruny – , die über eine schmale Landbrücke verbunden sind. Ringsherum liegen schöne Buchten – zum Baden lädt das Meer aber selbst im Sommer mit kühlen 15–18 Grad nicht gerade ein. Putzig: Zwischen September und Februar wackeln bei Dämmerung Zwergpinguine über den Strand. Besucher erreichen Bruny Island per Autofähre von Kettering (alle 20 Min., Auto € 30 return, Passagiere kostenlos, www.sealink.com.au/bruny-island). Unterkunft – Im historischen, renovierten Pub »Shipwrights Arms Hotel« in Hobart ist man mitten im Geschehen (www. shipwrightsarms.com.au, +61-3-6223 1846, EZ/DZ ab € 73 ÜF, mit Bad ab € 157 ÜF). Strandnah bietet das außergewöhnliche »43 Degrees« in einem idyllischen Garten auf South Bruny schicke, moderne Bungalows, die von außen wie Hobbitbehausungen über der Erde anmuten (www.43degrees.com.au, +61-422 792 237, Bungalow ab € 183). Online Bungalow ab € 162 ÜF, Agoda. Fotos: Daniel Tran, Stu Gibson, Rob Burnett / TasmaniaTourism; mr.forever photography / iStockphoto Die Horseshoe Falls im Mt. Field National Park sind von riesigen Farnen gesäumt (links). Das Herz von Hobart, der Hauptstadt Tasmaniens, schlägt am Hafen (oben) 3-2023 REISE-PREISE.de 75

© 2023 by REISE & PREISE