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Rotary Magazin 05/2019

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Rotary Magazin 05/2019

SCHWERPUNKT – ROTARY

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – MAI 2019 war, zeigt, welches Ansehen sich die Or- geblich daran mitbeteiligt, dass immer litischen Rahmenbedingungen, die Rotary ganisation beim Thema Friedenssicherung mehr Regionen der Welt in Wohlstand, nicht zu verantworten hat. Wenn die Welt erworben hatte. Freiheit und Frieden leben konnten. insgesamt friedlicher ist, fällt es auch Ro- Ein Jahr darauf, auf der Convention Einen wesentlichen Beitrag zur Völker- tariern leichter, für den Fortbestand des von Atlanta 1946, zeigte sich Paul Harris verständigung leisten etwa die Länderaus- Friedens zu wirken. zu Recht stolz darauf, dass die Regierun- schüsse. Nicht zu vergessen ist auch der Daneben gibt es jedoch auch einen gen der Welt mit dieser Gründung einen rotarische Jugenddienst. Zudem vergibt anderen Grund dafür, dass Rotary heute Weg gegangen sind, der 41 Jahre zuvor Rotary jedes Jahr an sechs Rotary Friedens- erfolgreicher ist als vor dem Zweiten Welt- von Rotary gebahnt worden war: «In über zentren in aller Welt Stipendien an Studen- krieg – die Mitgliederstärke. Als 1931 die 70 Ländern haben Rotarier dafür die Vor- ten, die sich in ihrer Arbeit dem Thema Convention in Wien tagte, hatte Rotary arbeit geleistet, sie haben auf das Denken Frieden widmen. circa 3400 Clubs und 158 000 einzelne ihrer Landsleute eingewirkt. Und nun Eines der grössten rotarischen Frie- Mitglieder aus 67 Ländern. Heute sind es kommt die Ernte. Die Völker der Welt kom- densprojekte wird von den meisten Rota- 34 000 Clubs mit über 1 200 000 Freun- men zusammen im Namen der Vereinten riern oftmals gar nicht als solches wahrge- den in nahezu 200 Ländern. Nationen. Rotary hat leidenschaftlich und nommen: PolioPlus. Doch hat die Einsicht, Der Erfolg Rotarys dürfte also auch betend für diesen Tag gearbeitet. (…) Ro- dass die Impfung gegen einen fürchterli- damit zusammenhängen, dass die Organi- tarier waren die Vorsitzenden von sieben chen Erreger letztlich allen Beteiligten zu- sation heute nicht nur honorige Eliten aus nationalen Delegationen auf der San-Fran- gutekommt, dazu geführt, dass selbst in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ver- cisco-Konferenz, und insgesamt sassen in heiss umkämpften Kriegsgebieten Waf- eint, die auf internationalen Konferenzen allen Delegationen über 50 Delegierte fenruhen möglich wurden, um Impfungen wichtige Beschlüsse fassen, sondern zahl- und Berater. Und deshalb können wir de- in Ruhe durchführen zu können. Oft folg- reiche Menschen aus der Mitte der Gesell- finitiv sagen, dass der Geist Rotarys beim te auf die kurzzeitige Unterbrechung der schaft, die einfach dort anpacken, wo sie Verfassen der Charta der Vereinten Natio- Kampfhandlungen eine längere Waffen- gebraucht werden. nen mitgewirkt hat.» Es sollte die letzte ruhe; manchmal bildeten die Polio-Schutz- Die Stärke Rotarys liegt in der einzig- Grussadresse von Paul Harris an eine Ro- impfungen sogar den Auftakt zu Friedens- artigen Mischung aus lokalen, nationalen tary Convention sein – was für ein Ver- prozessen. und internationalen Leistungs- und Ent- 20 mächtnis! PROJEKTE UND FRIEDENSINITIATIVEN EINE FRAGE DER STÄRKE Wenn man die ersten Jahrzehnte Rotarys mit der Zeit nach 1945 vergleicht, kann scheidungsträgern. Insofern ist die Grösse Rotarys und ein – behutsames – Wachstum dieser Organisation kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung für die Erfül- Nach dem Pathos der Gründung der Ver- man feststellen, dass Rotary heute erfolg- lung ihrer Ziele. einten Nationen begann die praktische rotarische Arbeit für die Schaffung des Weltfriedens. In unzähligen Projekten und Initiativen waren und sind Rotarier mass- reicher ist als damals, zu Beginn der dreissiger Jahre, als es nicht gelang, den Frieden der Welt zu sichern. Eine wesentliche Ursache dafür waren und sind die weltpo- Rot. René Nehring (RC Berlin-Potsdamer Platz) ist Chefredakteur des deutschen Rotary Magazins

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – MAI 2019 MEINUNG «NICHT ÜBERREAGIEREN!» Die Ängste vor einem neuen Wettrüsten sind übertrieben, sagt Andreas Wenger, Professor am «Center for Security Studies» der ETH Zürich. Russland entwickelt neue atomare Mittelstreckenraketen und bringt sie in Stellung. Aus diesem Grund haben die USA und später auch Russland den INF-Vertrag gekündigt. Sollen jetzt neue atomare Raketen im Westen aufgebaut werden? Müssen sich die baltischen Staaten nach der Krim-Annexion vor einem russischen Angriff fürchten? Wie stark ist Russland wirklich? Kann die Nato ihre Einheit bewahren? Mit Andreas Wenger sprach Heiner Hug. Herr Professor Wenger, welche Auswirkungen hat die Kündigung des INF-Vertrags für die Sicherheit Europas? Andreas Wenger: Die Auswirkungen auf das militärische Gleichgewicht in Europa sind begrenzt. Man sollte sicher nicht überreagieren. Also sollte der Westen keine neuen Atomwaffen in Europa stationieren? Nein. Aus Sicht der Nato ist Russland mehr eine politische Herausforderung als eine militärische Bedrohung. Die Kündigung des INF-Vertrags wird den Rüstungswettlauf in Europa kaum beschleunigen. Andreas Wenger, Leiter des «Center for Security Studies» (Foto: ETH) Das heisst, der Vertrag hatte ohnehin gung des INF-Vertrags geführt wird, muss keine Bedeutung mehr? in diesem globalen, multipolaren Zusammenhang gesehen werden. Der INF-Vertrag ist ein Kind des Kalten Krieges. Es ging darum, den Rüstungswettlauf in Europa zu stabilisieren. Die Wieso hat Moskau landgestützte Mittelstreckenraketen entwickelt und statio- Sowjetunion hatte hochmoderne Mittelstreckenraketen stationiert, die vor allem niert und damit gegen den INF-Vertrag Westeuropa bedrohten. Darauf reagierte verstossen? die Nato. Sie drohte Moskau: Entweder ihr Russland sieht seine militärischen rüstet ab oder wir stationieren in Westeuropa hochmoderne Pershing-2-Raketen. ischen, sondern zunehmend auch in ei- Möglichkeiten nicht nur in einem europä- Das führte zum INF-Vertrag, in dem sich nem asiatischen Kontext. Vor allem China die Sowjetunion und die USA verpflichten, hat stark aufgerüstet. Russische Generäle ihre landgestützten Mittelstreckenraketen sagen, es gibt 30 Länder, die vergleichbare militärische Kapazitäten entwickelt ha- zu vernichten. Heute haben wir ein völlig anderes Umfeld als damals, als der ben. Viele von ihnen befinden sich an der INF-Vertrag ausgehandelt wurde. russischen Südgrenze. Russland hat übrigens zweimal, 2005 Inwiefern? und 2007, die USA angefragt, ob man den Viele denken immer noch in Szenarien INF-Vertrag nicht gemeinsam auflösen des Kalten Krieges: Nato gegen Warschauer Pakt. Es ist schwierig, der Öffent- asiatisch-pazifischen Raum und im Süden könne. Moskau hat Interesse daran, im lichkeit zu vermitteln, dass es nicht mehr Russlands freie Hand zu haben und neue darum geht. Heute haben wir keine Bipolarität mehr. Es stehen sich nicht mehr wie tallieren. Washington hat abgelehnt. Systeme, neue Marschflugkörper, zu ins- früher zwei Supermächte gegenüber. Sind landgestützte Mittelstreckenraketen für Russland wichtiger als für die Heute haben wir eine Multipolarität. Die ganze Debatte, die jetzt nach der Kündi- USA? 21

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