32 Intern Im Gespräch „So ein Kurs ist eine Gelegenheit“ Johannes Stieber (28) ist Aufbereitungsmechaniker für Sand und Kies. Seine Ausbildung hat er bei seinem derzeitigen Arbeitgeber, der Geiger-Gruppe aus Oberstdorf, gemacht. Als Teilnehmer der Fortbildung zum Industriemeister für Aufbereitungs- und Verfahrenstechnik (IHK) hat er an der Besichtigung des Asphaltmischwerks der Firma Streicher in Steinach bei Straubing teilgenommen. Was hat ihn zum Handwerk gebracht? Welche Vorteile verspricht er sich vom Industriemeister-Kurs? Und was hat er von der Führung im Asphaltmischwerk mitgenommen? Johannes Stieber, Absolvent des Industriemeisterkurses (Quelle: DAV) Die Qualitätssicherung im Prüflabor wurde den Teilnehmern anschaulich anhand von Proben vermittelt. (Quelle: Eckert-Schulen) : Herr Stieber, wenn dieses Interview gedruckt ist, haben Sie den Abschluss als Industriemeister schon in der Tasche. Woran werden Sie besonders gerne zurückdenken? Stieber: Der Ausflug zur Asphaltmischanlage und in den Steinbruch war für mich eines der Highlights. Klar, die Theorie ist wichtig, aber ich bin ein praktischer Mensch. Ich möchte die Dinge sehen und anfassen – und am liebsten gleich selber machen. Das ist auch eine Stärke des Kurses: Dozenten aus der Praxis verbinden die Theorie mit ihren Erfahrungen. Wenn es zum Beispiel um Mitarbeiterführung geht, wird es sehr schnell theoretisch. Da kann der Direktor eines Salzbergwerks ganz andere Einblicke geben. Man bekommt das Gefühl, das auch umsetzen zu können. Außerdem hat mir gefallen, dass man in dem Kurs auf Leute aus ganz Deutschland trifft – und aus allen Bereichen: Sand und Kies, Naturstein, Beton und Asphalt. Der Austausch ist einfach riesig. Jeder bringt schon Erfahrungen mit. Wir haben auch voneinander gelernt. Hatten Sie denn schon vorher mit dem Thema Asphalt zu tun? Mein Beruf überschneidet sich natürlich mit der Asphaltherstellung bei der Lieferung von Gesteinskörnungen ans Mischwerk. Ich kannte grob die Abläufe. Aber bei dem Ausflug haben sich die Mitarbeiter viel Zeit genommen, uns alles zu zeigen und zu erklären. Mir persönlich war zum Beispiel vorher nicht klar, wie viel mit Granulaten gearbeitet wird und welche Bedeutung die Wiederverwendung von Asphalt inzwischen hat. Und egal ob Kiesgrube, Steinbruch oder Asphaltmischwerk: Es ist Handwerk und an jeder Anlage haben die Menschen eigene Erfahrungen und wissen sich zu helfen. Je länger ich auf meiner Anlage hocke, desto besser kenne ich sie. Das ist auch bei anderen einfach immer wieder spannend zu sehen. Wie sind Sie zu Ihrem Handwerksberuf in der Gesteinsbranche gekommen? Ganz ehrlich? Ich wollte eigentlich Industriemechaniker werden. Ein Freund der Familie hat mir aber geraten: „Das ist nichts für dich. Warum lernst du nicht Aufbereitungsmechaniker für Sand und Kies? Du bist gerne draußen, du magst die Abwechslung, mach doch mal ein Praktikum.“ An der Mischanlage konnten die angehenden Industriemeister der Fachrichtung Aufbereitungs- und Verfahrenstechnik (IHK) die Asphaltherstellung mitverfolgen. 4|2023
Intern 33 Ich habe dieses Praktikum bei der Firma Geiger gemacht und wusste gleich am ersten Tag: Ja, das ist es für mich. Wie ist man sich als junger Mensch denn gleich auf Anhieb so sicher? Gerade wenn man jung ist, müssen die Menschen um einen herum passen. Ich bin im Praktikum auf ein tolles Team gestoßen. Und dann war es die Tätigkeit an sich: Du bist draußen unter freiem Himmel und hast am ersten Tag gleich gefühlt 15 verschiedene Aufgaben. Das ist im Beruf so geblieben: Es gibt immer etwas Neues und wird nie eintönig. Das macht für mich den Spaß an der Sache aus. Was sind Ihre Aufgaben heute? Inzwischen bin ich angestellt als Betriebsleiter Bahnbaustoffe und Infrastruktur, also in einem komplett anderen Bereich als mein ursprünglicher Lehrberuf. Ich habe ein Team von zehn Leuten, mit denen ich mich um Projektbaustellen kümmere. Unsere letzte Baustelle war der Kramertunnel in Garmisch-Partenkirchen. Da haben wir die Aufbereitung und Entsorgung des Ausbruchmaterials gemacht. Einen Teil der Gesteine haben wir zum Beispiel in ein nahes Kieswerk gefahren und dort aufbereitet, um sie dann beim Tunnelbau als Betonzuschlag zu nutzen. Wie haben Sie von der Möglichkeit erfahren, die Fortbildung zum Industriemeister für Aufbereitungs- und Verfahrenstechnik zu machen? Mein Arbeitgeber hat mir den Anstoß gegeben: „Du bist jung, du hast was drauf, du solltest noch was machen.“ Ein Kollege aus dem Beton-Bereich hatte den Kurs vor mir absolviert. Mir gefiel, dass er gut zu meinem Fachgebiet passt. Nach der Schulzeit wollte ich eigentlich nie mehr in eine Schule gehen. Doch gerade für Mädels und Jungs, die wie ich erst später erkannt haben, dass es den Weg ebnet, wenn man schulisch Gas gibt, ist so ein Kurs eine Gelegenheit. Man steckt sich neue Ziele und erreicht den entsprechenden Abschluss, wenn man im Leben schon etwas weiter ist. Und vielleicht setze ich in einem oder fünf Jahren noch eine Fortbildung drauf. (Er lacht.) Aber erst einmal freue ich mich darüber, was ich geschafft habe. Vielen Dank für das Gespräch. Mitarbeiter der Firma Max Streicher erläuterten alle Schritte der Asphaltherstellung wie hier am Mischer. WASSERFASS WFW www.fliegl-baukom.de ASPHALTPROFI THERMO Fliegl Bau- und Kommunaltechnik 4|2023 GmbH Bürgermeister-Boch-Str. 1 |84453 Mühldorf a. Inn
Laden...
Laden...
Laden...