30 MACH MAL WAS POTENZIELLER AUENWALD: Die neue aufgeschüttete Fläche geht bis weit hinter die Brücke, über welche die B 500 verläuft. Foto: IKE Pilotprojekt zeigt vorbildliche Renaturierung Gleich unterhalb der Rhein-Staustufe bei Iffezheim wandelt das ISTEund KIWI-Mitgliedsunternehmen IKE einen erheblichen Teil des Kern- Sees in eine Auenlandschaft um. Enorme Mengen Sand, Kies und Boden wurden und werden hier bewegt, um den ausgekiesten nördlichen Teil des Baggersees mit grubeneigenem Material wieder aufzufüllen, zu modellieren und wieder zu einem Auenwald zu entwickeln. Zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Naturschutz wurden kürzlich die ersten Bäume dafür gepflanzt. Die Sonne ging schon unter, als die Gäste – ausgerüstet mit Spaten und Gummistiefeln – die ersten kleinen Eichen für den künftigen Auenwald setzten. Sie sparten allesamt dabei nicht mit Lob für das Projekt. Die Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg, Dr. Sandra Detzer, sprach von einem „wunderschönen Beispiel, wie Ökonomie und Ökologie zusammengehen“. Die Mitglieder des Gemeindesrates wie auch der „Initiative Naturschutz Iffezheim“ zeigten eine seltene Einigkeit mit Blick auf Rohstoff-Gewinnung und Nachnutzung in diesem Bereich. In Iffezheim freue man sich über die IKE Iffezheimer Kies- und Edelsplittwerk Max Kern GmbH & Co. KG als wichtiges Unternehmen für die Gemeinde, und man freue sich ganz besonders über dieses nunmehr entstehende wertvolle Biotop, hieß es allgemein. Für die Landschaftsgestaltung genauso wie für die forstliche Planung sei diese Renaturierung Herausforderung und Vorbild, stellte IKE- Chef Dr. Erwin Kern fest: „Wir nehmen als Rohstoff-Unternehmen nicht nur Land in Anspruch und machen es durch Kiesgewinnung zu Wasser, sondern wir geben es auch wieder zurück!“ Über 1,2 Mio. t grubeneigenes Material und Boden seien für die Aufschüttung der ehemaligen Wasserfläche bislang bewegt worden, davon allein 100.000 t Mutter- und Oberboden, und zwar aus benachbarten Flächen in Iffezheim. Über 12.000 Bäume sollen darauf wurzeln. Thorsten Volkmer, Geschäftsführer bei IKE und verantwortlich für das Renaturierungsprojekt, erläuterte die technischen Hintergründe. Bereits 2008 sei die Idee entstanden, insgesamt 15 ha des Baggersees wieder aufzufüllen, und zwar mit grubeneigenem Material: vor allem mit Feinstsanden, die für eine Weiterverarbeitung ungeeignet seien. Man habe ein Bodenverwertungskonzept entwickelt, es mit der Kreisbehörde abgestimmt und schließlich die wasserrechtliche Genehmigung bekommen. „Diese Maßnahmen sind freiwillig. Sie schonen landwirtschaftliche Flächen“, betonte Volkmer. IKE tätige bei diesem Vorzeigeprojekt erhebliche Investitionen, fuhr der Geschäftsführer fort. Der große Elevierbagger habe in einen südlicher gelegenen Teil des Sees jenseits der B 500 verlegt, die Förderbandanlage um fast 1 km verlängert werden müssen. Es folgte die Einspülung von Feinmaterial, um die vorgesehenen Bereiche bis zum Grundwasserspiegel aufzufüllen. Anschließend wurde mit schwerem Gerät nach und nach der Ober- und Mutterboden aufgebracht. Dr. Werner GESTEINS Perspektiven 3 | 2021
GEMEINSAM EICHEN PFLANZEN IN KONZERTIERTER AKTION: Thomas Beißwenger, Dr. Sandra Detzer, Dr. Erwin Kern und Maximilian Kern. Spang (Spang.Fischer.Natzschka GmbH) habe als Planer „einen grünen Daumen bewiesen“, denn die künftige Bepflanzung der 13 ha später naturbelassener Auenwaldfläche müsse ganz differenziert mit Hart- und Weichholz- Arten erfolgen. Ein sogenannter „Schlut“, eine mäandernde Rinne, durchzieht das aufgeschüttete Gelände. Der entstehende Wald solle nicht wirtschaftlich genutzt werden, sondern stellt ein wertvolles Biotop dar. Dr. Sandra Detzer sparte nicht mit Lob beim symbolischen Auftakt der Pflanzung. Dieses Auenwald-Projekt zeige das Verantwortungs- und Nachhaltigkeitsbewusstsein bei IKE. Sie sprach sich ausdrücklich dafür aus, wegen der kurzen und klimafreundlichen Transportwege Rohstoffe aus heimischen Quellen zu fördern und zu nutzen. Der Iffezheimer Bürgermeister Christian Schmid lobte das faire Miteinander aller Beteiligten im Vorfeld des Projektes: „Dies alles ist sehr wichtig für unsere Gemeinde, die nun zur Eigentümerin dieses besonderen Auenwaldes geworden ist. Wir sind sehr stolz auf das, was hier auf Iffezheimer Gemarkung im FFH- und Vogelschutzgebiet entsteht“, sagte er. Insbesondere freue er sich über die gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem Hause Kern. Dem stimmten die Mitglieder des Gemeinderates und der Initiative Naturschutz Iffezheim gerne zu. In diesem Zusammenhang berichtete Herbert König, Vorstandsmitglied der INI, wie seit den 80er-Jahren gemeinsam mit der IKE unterschiedlichste Renaturierungsprojekte rund um die Baggerseen in Iffezheim umgesetzt wurden. Eine Erfolgsgeschichte auf Basis toller Teamarbeit. Thomas Beißwenger, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE) und in der Führung der Initiative KIWI-Kieswirtschaft im Dialog am Oberrhein engagiert, sprach von einem Leuchtturmprojekt für die ganze Branche: „Diese Neuanlage eines Auenwaldes und damit eines zusätzlichen Biotops zeigt, wie gut Rohstoffindustrie und GROSSES GEMEINSCHAFTSPROJEKT bei maximaler Einigkeit für den künftigen Auenwald bei Grünenpolitikerin, Mitgliedern des Gemeindesrates, forstlichen Planern, Unternehmens- und Verbandsverantwortlichen. Naturschutz zusammenpassen. Für die weitere Zusammenarbeit mit Naturschützern ist dies ein neuer Orientierungspunkt!“ (Joachim Mahrholdt) www.kiwi-oberrhein.de VEREWIGT: Revierleiter Norbert Kelm erinnert an die Pflanzensetzerin auf dem alten 50-Pfennig-Stück. Fotos: KIWI / Mahrholdt
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