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Taxi Times DACH - Oktober 2018

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STEUERN STEUERN Wenn der Finanzprüfer vor der Tür steht und eine Kassennachschau durchführen will, inte ressieren ihn die tagesaktuellen Ge - schäftsvorfälle. Im Bereich der Taxis und Mietwagen könnte er dazu auch den Taxameter bzw. Wegstreckenzähler überprüfen, wie aus einem BMF-Schreiben vom 2. Mai 2018 hervorgeht. Je detaillierter also zu diesem Zeitpunkt bereits die Taxameterdaten erfasst sind, desto klarer und zufriedenstellender wird das Bild, das sich der Finanzbeamte machen kann. Um jene Taxameterdaten zu erfassen, manipulationssicher auszulesen und steuerkonform zu verarbeiten, bieten Taxameterhersteller entweder eigene Lösungen an oder stellen Schnittstellen zu Softwaredienstleistern zur Verfügung. Hale beispielsweise hat bereits bei der Entwicklung des INSIKA- Verfahrens mitgewirkt und dadurch für alle seine Produkte entsprechende Signaturlösungen. Eine davon ist die SEI-03, die aufgrund ihres Displays und der eingebauten Signatur laut Meinung des Hale-Geschäftsführers Martin Leitner für zukünftige Aufgaben schon gut gerüstet sei. Derzeit wird an einer Software gearbeitet, sodass vor allem Tankbelege direkt vom Fahrer eingegeben werden können. „Gewisse Bürotätigkeiten werden damit ins Taxi zum Chauffeur verlegt“, erläutert Leitner. Hale will mit all seinen Taxametern und Geräten sicherstellen, dass die Datenauslese gemäß den fiskalischen Anforderungen durchgeführt werden kann, und bietet ein eigenes Datencenter sowie eine kostenlose Weiterleitung der INSIKA-Daten an externe Dienstleister wie Tesymex, Taxiwin und Starksoft. Zusatzinformationen wie beispielsweise die Pausenerfassung sind für die dortigen Kunden dann allerdings mit einem Aufpreis verbunden. KEIN ZWEITER SERVER Auf einen solchen Aufpreis verzichten die Hale-Konkurrenten Semitron und Kienzle. Bei Semitron werden die Daten aus dem Taxameter in die Box übertragen und dort signiert per Modem weiterübermittelt. Wohin, wird völlig dem Kunden überlassen. „Bei uns gibt es keinen Weg über einen zweiten Server“, sagt Jürgen Weberpals von der Heedfeld Taxameter GmbH mit Sitz in Bielefeld, die für den Semitron-Vertrieb in Deutschland zuständig sind. „Die Daten werden als Gesamtpaket kostenfrei direkt zum Datendienstleister geschickt. Zu den bei einer möglichen Kassennachschau angeforderten Einzelnachweisen aller Geschäftsvorfälle verweist Weberpals auf die Lösungen der externen Datendienstleister, stellt für sein Produkt aber klar, dass die TIM-Box auch GPS-Daten übertragen kann, sodass Gut besucht: Taxameterhersteller, wie hier Hale, und Softwareanbieter präsentierten manipulationssichere Lösungen zur Speicherung der Taxameterdaten. GUT VORBEREITET AUF DIE KASSENNACHSCHAU Bei der Kassennachschau geht es vor allem um den Nachweis einer einwandfreien Dokumentation der Einzelaufzeichnungen. Taxameterhersteller und Softwaredienstleister haben ihre Produkte darauf abgestimmt. der Beginn und das Ende einer Fahrt jeweils um die Ortsangaben ergänzt werden kann. Als absolut neutral gegenüber allen Software-Dienstleistern bezeichnet Kienzle seine Firmenphilosophie. „Es wird nicht die eine Lösung geben, die alle glücklich macht. Jeder Taxameter sollte jede Lösung unterstützen. Es sind Ihre Daten und Ihr Recht, diese zu nutzen, ohne dass wir dafür Gebühren verlangen“, sagte Michael Tasbach, Produktchef bei Kati, auf dem GVN-Infotag in Visselhövede (siehe Beitrag auf Seite 22). Demzufolge konzentriert man sich bei Kati auf den Taxameter T21 (optional auch als T21S) als die Hardware-Variante, die mit allen Software-Angeboten kombinierbar ist. Auch Taxameterhersteller aus Italien (Digitax), Spanien (Taxitronic) oder den Niederlande (Cabman) bieten Schnittstellen zu Softwaredienstleistern. Im Taxameterterminal BCT von Cabman lässt sich eine TIM- Card der Bundesdruckerei integrieren, mit der eine Datenverschlüsselung nach dem INSIKA-Verfahren erfolgt. Die Niederländer arbeiten hier sehr eng mit den Datendienstleistern Taxiwin und Tesymex zusammen. Über eine Schnittstelle können sämtliche Taxameterdaten in Echtzeit auf die Server der genannten Firmen übertragen werden. Alternativ zur TIM-Card können bei Cabman die Daten auch über einen USB-Stick ausgelesen werden oder über ein mit dem BCT FOTO: Taxitimes FOTO: Taxitimes integriertes Modem in Echtzeit an das Cabman-Datencenter übertragen werden. Norbert Pahlow, der den Taxameter- Importeur Taxitronic für Niedersachsen betreut, versprach in Visselhövede, dass mit dem All-in-one-Taxameter TXD70 ein Kassenabschluss jederzeit möglich ist. Unter dem Motto „Software trifft Hardware“ arbeitet das Hamburger Unternehmen Taxitech als Importeur für Digitax-Taxameter ganz eng mit dem Neubeckumer Softwarehaus MPC zusammen. Sofern der Taxiunternehmer das Software-Produkt Taris nutzt, werden sämtliche Taxameterdaten verschlüsselt übertragen und stehen im Taxiunternehmen zur weiteren Verarbeitung bereit. „Die Daten sind somit über Taris komplett beim Unternehmer und werden nicht extern gespeichert“, betont MPC-Software Vertriebsleiter Holger Kampmann. Das INSIKA-Verfahren kommt dabei nicht zwingend zum Einsatz, wäre mit Digitax aber jederzeit nutzbar. Für Torsten Poreda von Taxitech gibt es preiswertere Systeme, die zuverlässig die Touren und Schichten inklusive der Summenzähler senden. „Dann sind zumindest alle Leer- und Besetztkilometer erfasst und auch alle Umsätze, die über das Taxameter ermittelt wurden.“ Diese Daten zu fälschen, sei ein normaler Taxiunternehmer nicht in der Lage. MPC-Software ermöglicht neben der Schnittstelle zu Digitax auch Verbindungen zu anderen gängigen Taxameter-Herstellern wie Hale, Semitron und Kienzle. Nicht ganz so breit gestreut präsentiert sich der Systemanbieter FMS. Dort wurde eine eigene Lösung mit Schnittstelle zu Hale- und Semitron-Taxametern entwickelt, Der österreichische Anbieter, über dessen System in ganz Europa 155 Taxizentralen mit 65.000 Fahrzeugen 190 Millionen Fahrten pro Jahr vermitteln, nutzt für die gesetzeskonforme Übermittlung der Taxameterdaten einen eigenen Hub, den Das Cabman-Team mit Geschäftsführer Leon Van Lier (rechts). Für Deutschland ist Dirk Freese zuständig (Mitte). Taxiunternehmer, deren Auftragsvermittlung über das FMS-System läuft, sowieso im Auto haben. Die Daten aus den Taxametern werden an den FMS SmartHUBX geschickt. Innerhalb des Hubs findet eine AES-Datenverschlüsselung mit 256 Bit statt. Die verschlüsselten Daten (vom TÜV zertifiziert) werden dann in das FMS-Fiskaldatencenter geschickt. Dort findet eine Entschlüsselung und zeitgleich eine digitale Signatur statt. „Das ist der Unterschied zu INSIKA, wo im Fahrzeug eine Signatur vorgenommen wird“, erläutert FMS-Mitarbeiter Dieter Janoth während einer Präsentation im Rahmen des GVN-Infotags in Visselhövede. Die signierten Daten werden als Einzelfahrtaufzeichnungen in einem „intelligenten Portal“ aufbewahrt – einmal als unveränderbarer Taxameterdatensatz, einmal als Buchungssatz, der nachträglich verändert bzw. ergänzt werden kann. FMS verfolgt dabei die Philosophie, dass damit möglichst wenig zusätzlicher Aufwand entsteht. Deshalb beginnt die vollständige Einzelbelegaufzeichnung bereits im Taxi. Ähnlich agiert auch der Auftragssoftwareanbieter Seibt & Straub. Das Unternehmen hat seine Vermittlungssoftware so ausgelegt, dass bereits vom Fahrer im Taxi alle Geschäftsvorfälle erfasst werden – inklusive Korrekturen und weiterer Nicht- Taxameter-Vorgänge wie Rechnungsfahrten ohne Taxameter. Die manipulationssichere Übertragung gewährleistet dabei eine T-Box V2. „Geschäftsvorfälle und Kassenprotokolle (Abschlüsse) werden im Fahrzeug sofort signiert und verschlüsselt“, erläutert Markus Becker während des GVN-Infotages in Visselhövede. Auch eine INSIKA-Architektur sei verfügbar. Die Daten werden sofort auf ein Unternehmerportal übertragen und in der T-Box zwischengespeichert. Somit ist eine Sicherung der Vollständigkeit gegeben. „Die Kassennachschau kann dadurch INSIKA ODER KEIN INSIKA – DAS IST HIER DIE FRAGE Bei dem vom GVN organisierten Infotag zur Kassennachschau kamen in den Vorträgen der Systemanbieter wieder einmal die unterschiedlichen Auffassungen zum INSIKA-Verfahren zur Sprache. Gerrit Kuhlendahl, Geschäftsführender Gesellschafter des Abrechnungsdienstleisters Tesymex aus Hamburg, hat volles Vertrauen in INSIKA. Sein Unternehmen war an der Entwicklung des INSIKA-Verfahrens bei der Physikalisch Technischen Bundesanstalt PTB beteiligt. „Das System erfüllt alle Anforderungen“, verspricht Kuhlendahl. Der kleine Unterschied, bei dem es bisher nicht ganz konform lief, habe sich mittlerweile auch geklärt: „Einer der wesentlichen Kritikpunkte des BSI war der Umstand, dass die alten TIMs nur mit 256er Hashcodes arbeiteten. Dies wurde in den neuen Versionen geändert.“ Ganz anders positioniert sich Manfred Schröder vom ebenfalls in Hamburg sitzenden Unternehmen PayCo. Im Hinblick auf die Aufzeichnungspflichten verwies Schröder auf ein Memorandum des Landesamts für Steuern Niedersachsen. Jeder Geschäftsvorfall sei einzeln aufzuzeichnen. Daraus muss sich der Abfahrtsort, die Länge der Fahrtstrecke, der Bestimmungsort, der Fahrpreis und die Zahlungsart ergeben. Die Aufzeichnung des einzelnen Geschäftsvorfalls kann auf einem Erfassungsbeleg, wie z. B. auf einem Schichtzettel (mit der Möglichkeit der Einzeldatenaufzeichnung), erfolgen. Alternativ kann die Erfassung und Archivierung elektronisch erfolgen. Das PayCo-Kassensystem würde diese Anforderungen erfüllen. jh sowohl über das Portal als auch im Fahrzeug vorgenommen werden“, fasst Becker zusammen. „Es sind keine zusätzlichen Einbauten erforderlich.“ jh Ausführliche Beiträge zu den Taxameter-Produkten und Leistungen der Softwareanbieter können Sie unter www.taxi-times.com nachlesen. Einfach im Suchfeld jeweils die Begriffe Cabman, Digitax, FMS, Hale, Kienzle, MPC, Payco, Seibt & Straub, Semitron, Taxitronic und Tesymex eingeben. 24 OKTOBER/ 2018 TAXI TAXI OKTOBER/ 2018 25

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