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Taxi Times München - Juni 2015

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TITELTHEMA TITELTHEMA BAUSTELLE TAXISTANDPLÄTZE In den letzten Jahren fielen zahlreiche Taxistellplätze in München Verlegungen und Umbaumaßnahmen zum Opfer. Prominenteste Beispiele sind der Pasinger Bahnhofsplatz, der Max-Joseph-Platz und der Harras – der zumindest 1 300 TAXIS IN DER SCHATTEN­ WIRTSCHAFT? Gutachten über die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes in der Landeshauptstadt München. Am 2. Februar 2014 beauftragte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) der Landeshauptstadt München die Firma Linne + Krause aus Hamburg mit der Erstellung eines Gutachtens zur Feststellung der Höchstzahl der zuzulassenden Taxikonzessionen zum Verkehr mit Taxis. Linne + Krause hat bereits über 40 Gutachten dieser Art in ganz BAUSTELLE TAXITARIF Deutschland erstellt, darunter für Städte wie Hamburg, Köln, Düsseldorf und Aachen. Darüber hinaus ist das Hamburger Unternehmen nach eigenen Angaben führend in Entwicklung und Betrieb von Fiskal taxameter-Systemen. Das Gutachten über die Taxisituation in München liegt seit März dieses Jahres vor. Es betrachtet das Taxigewerbe aus den Während der MVV mindestens einmal im Jahr seine Preise erhöht, tut man sich mit der Anpassung des Taxitarifes immer schwer. Gerade Mehrwagenunternehmer beklagen, dass die Tariferhöhungen, wenn sie dann einmal kommen, kaum Inflation und Kostensteigerung auffangen. Viele Einzelunternehmer hingegen befürchten, dass höhere Taxipreise Kunden abschrecken könnten, und lehnen sie deshalb ab. Auch wenn die Mehrwagenbetriebe mehr Taxis auf die Straße bringen als die Einzelunternehmer, sind sie in der Minderheit. 290 Betriebe mit mehreren Taxis stehen 1 530 mit nur einem Fahrzeug gegenüber. Das spielt eine bedeutende Rolle, zum Beispiel bei Wahlen oder Abstimmungen innerhalb der Taxi- München eG. Der Taxiverband München hat bereits letztes Jahr einen eigenen Tarifantrag eingereicht, der aber in der Taxikommission keine Mehrheit fand. In diesem Antrag wurde eine Erhöhung von durchschnittlich zwölf Prozent gefordert. Der Taxi-München eG ist das zu viel. Sie ist der Meinung, dass sieben Prozent völlig ausreichen. Auch lehnt die Genossenschaft eine Kopplung des Taxitarifs an den MVV-Tarif sowie einen Kreditkarten- und Flughafen zuschlag – wie vom TVM angeregt – ab. verschiedensten Blickwinkeln. Es werden zahlreiche Nachfragefaktoren bewertet, wie Tourenaufkommen, Kundenstruktur, Demografie, Konjunktur, Regionalwirtschaft und Verkehr. So wurden laut Gutachten 2012 und 2013 ungefähr 3,65 Mil lionen Funktouren vermittelt. Gerechnet auf die Einwohnerzahl gehört München damit eher zu den schwachen Standorten für Funkvermittlung in Deutschland. In Hamburg werden mehr als 7 Millionen Funkaufträge vermittelt – bei gerade einmal einem Fünftel mehr Einwohner. Und in Düsseldorf werden bei nur 600 000 Einwohnern fast annähernd so viele Fahrten über Funk vermittelt wie in München. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass laut Gutachten jährlich 4 Millionen Kunden ihr Taxi über eine der 170 Rufsäulen bestellen. Das stellt eine Münchner Besonderheit dar, denn in anderen Großstädten spielen Rufsäulen bei der Vermittlung fast keine Rolle mehr. Auch erfahren wir aus dem Gutachten einiges über die Kundenstruktur. Mit 38 Prozent sind Privatpersonen am stärksten vertreten, gefolgt von 35 Prozent Geschäftsleuten, 10 Prozent Kranken- und Behindertenfahrten und 8 Prozent Touristen. Starke Beachtung findet der Mindestlohn. So steht im Gutachten: „Ein Ereignis von geradezu paradigmatischer Bedeutung ILLUSTRATION: Alexey Dubovskiy / Fotolia, MONTAGE: Raufeld Medien erlebt das Taxigewerbe zurzeit mit der Einführung des Mindestlohns von 8,50 €/Std. In kaum einer Niedriglohnbranche ist die ,wirtschaftliche Fallhöhe‘ so hoch wie im Taxigewerbe. Mehr als alle konjunkturellen Einflüsse überschattet derzeit der Mindestlohn die Zukunftsaussichten der Branche.“ Doch noch stärker als der Mindestlohn soll die Schattenwirtschaft die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes gefährden. »In keiner Branche ist die Fallhöhe so hoch wie im Taxigewerbe.« Laut Linne + Krause konnten 41 Prozent der befragten Unternehmen keine betriebswirtschaftlich plausiblen Zahlen vorlegen. Deshalb werden diese Taxibe triebe als „semiprofessionell“ im Gutachten aufgeführt. Am deutlichsten träte Semiprofessionalität bei einer Problemgruppe von mittelgroßen Betrieben mit bis zu sieben Fahrzeugen auf. Das Gutachten kommt zu dem Schluss: Die Funktionsfähigkeit des Münchner Taxigewerbes ist gefährdet. Doch gehe im jetzigen Umfang gerettet werden konnte. Jüngst wurde das Standplatzangebot in der Parkstadt Schwabing um drei Stellplätze reduziert. Ein Platz in der Lyonel- Feininger-Straße wurde zugunsten der Schulwegsicherheit gestrichen, zwei weitere in der Domagkstraße machten einer Einfahrt Platz. Ersatz ist nicht geplant, obwohl die Stände in der Parkstadt Schwabing schon vorher regelmäßig überfüllt waren. Das Streichkonzert könnte weitergehen. Baustellenbedingt wurde der Stand am Partnachplatz verkürzt, der Stand Geiselgasteig aufgehoben. Zusätzlich erschweren kurzzeitige Standplatzbeschränkungen das Geschäft: Von den Großveranstaltungen in der Ludwig- und Leopoldstraße sind gleich mehrere Standplätze betroffen und auch während des G-7-Gipfels ist mit mehreren Standplatzaufhebungen zu rechnen. Übrigens: Der jetzige Umbauplan des Münchner Hauptbahnhofes sieht nur noch 25 Taxiplätze in der Bayerund 15 in der Arnulfstraße vor – und keinen mehr am Bahnhofsplatz! 6 TAXI JUNI / 2015 7

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