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wd | Frühjahr 2019

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Bozen Region 124 Peer

Bozen Region 124 Peer Hessemer, VON POLL Immobilien Kempten, zum Immobilienmarkt in Südtirol "Immobilien in Südtirol sind bei deutschen Käufern schon immer sehr beliebt. Grundsätzlich kann man sagen: Liegt die Immobilie sehr zentral oder in einer bei Touristen besonders gefragten Region, schlägt sich dies deutlich im Kaufpreis nieder. Immobilien in Südtirol bewegen sich zwar noch nicht auf dem Preisniveau von italienischen Großstädten, übersteigen aber die Preise der norditalienischen Regionen. Der Immobilienkauf ausländischer Interessenten unterliegt gewissen Restriktionen: Nur 40% der zu veräußernden jüngeren Objekte dürfen als Zweitwohnsitz genutzt, der Rest muss an Eigentümer mit Erstwohnsitz verkauft werden."

SÜDTIROL Die Leichtigkeit des südlichen Seins „Ein Gedankenspiel“ von Hans-Martin Haller, das für Sie als wd-Leser zum Nachahmen im kommenden Herbst mehr als geeignet ist. „Ach Luis, Du kannst so schön Geschichten erzählen“ - schmachtete im Film eine von Luis Trenkers Musen, obwohl er sie gerade versetzte, sie ihn aber weiterhin anhimmelte. Niemand kann so schön Geschichten erzählen wie die Südtiroler, kein Wunder, dass Südtirol zum Urlaubsland par excellence wurde. Spezieller Charme, Erzählkunst und südliches Flair. Die Leichtigkeit des südlichen Seins, verbunden mit alpiner Schaffenskraft, lassen die Übernachtungszahlen in Südtirol unverdrossen jährlich steigen. Jedes Produkt, vom Apfelsaft bis zum Speck, wird umgarnt mit einer eigenen Geschichte, in welcher die Wortstämme traditionell, regional, familiär, ökologisch, Natur, Leidenschaft und Passion nie fehlen, auch wenn in der Realität Massenproduktion wie bei Äpfeln oder Speck prägend sind. Massenproduktion war in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts Merkmal der Südtiroler Weinproduktion. Die 2-Liter-Flasche „Kalterer See“ stand im Wettbewerb mit Amselfelder und Chianti-Korbflasche. Kater und Kopfweh inklusiv und kostenlos mitgeliefert. Genauso wie die Hotellerie hat sich die Weinlandschaft Südtirols dramatisch zum Positiven verändert. Heute steht Qualität statt Quantität. Südtiroler Weine sind heute Spitzenprodukte, Klassiker, die weltweit gefragt sind und in den Charts der einschlägigen Gazetten von „Gambero Rosso“ bis „Vinum“ Spitzenplätze einnehmen. Lagen und Weingüter, Ansitze und Genossenschaften genießen Weltruf. Was liegt da näher, als entspannte Tage im Südtiroler Rebland mit Freunden zu verbringen. Mit dem erklärten Ziel, die gemeinsamen Wander-, Rad- und Bergtouren des vergangenen Jahres und auch noch den Jahrhundertsommer 2018 mit einer Weinprobentour im Überetsch und Unterland Revue passieren zu lassen und abzuschließen, zugleich kommende Touren zu erträumen. Eine Radtour mit Weinproben vorrangig rund um Bozen sowie von St. Pauls bis Margreid. Allesamt Laien staunen wir ob der sprachlichen Vielfalt dessen, was kredenzt wird. „Leuchtendes Gelb mit grünlichen Reflexen“, „Delikate Düfte nach Muskatnuss, Zedernholz und Grapefruit“, „feinfruchtiges Bukett nach Kirschen und gerösteten Mandeln“ und „Trinkfreudig am Gaumen mit elegantem Abgang“. In vino veritas? Nun denn. Der bergfreudige Weinlaie, welcher sich am Abend in der Hütte bescheiden an seinem Gläschen Rotwein labt und dies genießt, gerät angesichts der Duft - und Wirkvielfalt Südtiroler Weinbeschreibungen ins Staunen. Wohl dem, der solche Duftraffinessen in einer Weinverkostung ohne zuvor die Weinbeschreibung gelesen zu haben, aus seinem Gaumen rauskitzelt. Auf jeden Fall, am Ende der Tour in Lageders „vineria paradeis“ in Margreid angelangt, sind wir allesamt sprachliche Weinkönner, erspüren und ergründen Geschmacksrichtungen und Duftnoten, die wir zuvor nicht einmal kannten und uns künftig - verbal - in die Lage versetzen bei allen „small talk“-Runden und Bussi-Gesellschaften den Weinexperten zu geben. Gestik und Mimik eingeschlossen. Trotz der in kürzester Zeit angeeigneten und erworbenen weinsprachlichen Fertigkeit soll hier nicht auf einzelne Weine oder Weingüter eingegangen werden. Soviel Hybris trauen wir uns nicht. Wir haben eine Route gewählt, beginnend am höchsten Punkt: Der Genossenschaftskellerei St. Pauls. Während diese sich noch schlicht offeriert, bietet die Kellerei St. Michael modernes Flair und Ambiente. Nirgendwo finden sich so viele architektonisch ansprechende Kellereien wie in Südtirol. Vor Jahren leistete die Kellerei Tramin wichtige Schrittmacherdienste mit ihrem Neubau. Nicht mehr Kellergewölbe und rebenumranktes altes Gemäuer prägen die Südtiroler Kellereien, sondern Modernität in Holz, Stein und Glas. Aktuellstes Beispiel: Der im Januar 2019 eingeweihte Kubusneubau der Kellerei Bozen. In Kaltern, der nächsten Station, haben zwei Kellereien 2016 fusioniert und diese mit einem futuristischen Neubau gekrönt. Bergab trudeln wir zum Weingut Manincor des Grafen Michael Goess-Enzenberg. Seit den 2000er Jahren wird dieses Gut am Kalterer See nach landwirtschaftlich-biodynamischen Kriterien geführt. Die „landwirtschaftliche Individualität“ der Weine umfasst dabei neben den klassischen Faktoren „Boden, Klima, Handarbeit und Jahrgang auch das Zusammenspiel aller ätherischen und astralen Kräfte unter der Regie des Winzers“. Tausende Besucher lassen sich jährlich durch den riesigen, von Weinbergen überlagerten, Keller führen. Nach einem kurzen Abstecher zum architektonischen Juwel - der Kellerei Tramin - verbessern wir unsere Weinkenntnisse in den Traminer Spitzenkellereien Hofstätters „Cantina Tramin“ und dem „Weingut Elena Walch“. Intim und überaus besucherfreundlich bieten diese, verbunden mit feiner Kulinarik, ihre Weine an. Auf halber Höhe mit Blick aufs Etschtal radeln wir von Tramin über Kurtatsch zur abschließenden Einkehr und Rast nach Margreid. So viel Weinproben in kurzer Zeit? Nun, wir haben uns zwei Tage Zeit gelassen, sind zwischendurch, zum Restalkoholabbau und zur Regeneration, zahlreiche andere Weingüter auslassend, Umwege gefahren. Jeder mag hier, ob Wege zu den Montiggler Seen oder Mendelpass seine eigene Lösung finden. Ebenso wo und wie er sich verköstigt. Die Möglichkeiten sind unendlich. Aber bei allem Spaß, aller Ironie und laienbedingtem Spott sind wir doch weinklüger geworden, haben Respekt gewonnen vor der Leistung Südtiroler Weingüter. Trauben die in Handarbeit geerntet, Wein der mit Sorgfalt gekeltert wird, jede Lage und Sorte mit einer individuellen Note. Krönender Abschluss war das Traminer Weingassl. Lebensfreude, Wein, Straßenmusik und Tanz in den Gassen Tramins. Treffpunkt zum Abschluss der touristischen Weinsaison in Südtirol. Fair play: Alle Güter und Genossenschaften ließen uns kostenlos ihre Weine probieren, manchmal in Preisklassen, welche dem Laien reichlich fremd sind. Überall wurden wir freundlich, höflich ohne Zeitdruck und Kaufdruck bewirtet, genossen das herrliche Ambiente, die Offenheit und das südliche Flair. Wir haben nach der Probe jedes Mal Wein bestellt und diesen am nächsten Tag abgeholt. Nicht nur voller Erinnerungen, auch mit vollem Kofferraum haben wir die Heimreise angetreten. www.sudetiroler-weinstrasse.it www.vinumhotels.com www.suedtirolwein.com 125