ssv_wib_02_2016_web
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VEREINSLEITUNG<br />
Gründungsfest<br />
170 Jahre SSV Ulm<br />
1846 am 8. April <strong>2016</strong><br />
um 18.30 h in der Gaststätte<br />
"Jahnhalle"<br />
Präsident Willy Götz bei der Begrüßung der Gäste<br />
Wenn der Präsident und der<br />
Archivar des Vereins zusammen<br />
sitzen und diskutieren,<br />
dann wird manche bemerkenswerte<br />
Idee geboren<br />
Und so wurden just zum gleichen<br />
Tag und zur gleichen<br />
Uhrzeit 170 Jahre nach der<br />
Gründung die heutigen Protagonisten<br />
unseres Vereins in die<br />
ebenfalls „historische“ Jahnhalle<br />
eingeladen, um dankbar<br />
der Altvorderen zu gedenken,<br />
die damals den allerersten unserer<br />
insgesamt 16 Vorgängervereine<br />
gründeten.<br />
Präsident Willy Götz begrüßte<br />
die etwa 60 geladenen Gäste<br />
aus dem Präsidium, die Ehrenmitglieder,<br />
die Abteilungsvorstände,<br />
Geschäftsführung und<br />
Mitarbeiter des Vereins, die<br />
Vertreter des SSV Ulm 1846<br />
Fußball, der DAV-Sektion SSV<br />
1846 und nicht zuletzt die örtliche<br />
Presse, die in den vorangegangenen<br />
Tagen mehrfach<br />
über das Jubiläum berichtet<br />
hatte. Die Feier sei alles, außer<br />
gewöhnlich, denn 170 Jahre<br />
Bestehen seien eigentlich<br />
ungewöhnlich. Als Gründe<br />
für das Fest seien zu nennen:<br />
Dank zu sagen an die Väter der<br />
Gründung, an alle, die in den<br />
170 Jahren Verantwortung<br />
übernahmen und an die vielen<br />
Ehrenamtlichen, die den Verein<br />
mit seinen über 20 Abteilungen<br />
derzeit zusammenhalten.<br />
Auch die Mitarbeiter des<br />
Vereins sorgten engagiert für<br />
eine professionelle Verwaltung<br />
und Abwicklung der Geschäfte,<br />
gemeinsam mit der<br />
Vereinsführung. Ohne sie wäre<br />
auch der reibungslose Betrieb<br />
des HaLo und des Freiund<br />
Hallenbads nicht möglich.<br />
Der Tag gebe auch Anlass,<br />
über die neu gewonnenen Stabilität<br />
und Solidarität im Verein<br />
zu reden, und über ambitionierte<br />
Sportprojekt. Wir alle<br />
könnten stolz sein auf 170 Jahre<br />
und da Sportler ausgesprochen<br />
soziale Wesen seien, gehöre<br />
die Jubiläumsfeier auf<br />
alle Fälle dazu!<br />
Fritz Glauninger, der<br />
SSV1846-Archivar, erinnerte<br />
an die Situation Anfang des<br />
19. Jahrhunderts, als nach<br />
den Befreiungskriegen gegen<br />
Napoleon der Kämpfer im Lützowschen<br />
Freikorps und spätere<br />
Turnvater Friedrich Ludwig<br />
Jahn die „Erstarkung des<br />
Deutschen Mannes“ sich auf<br />
die Fahnen schrieb. Die Turnerriegen<br />
waren eigentlich<br />
Wehrsportgruppen mit denen<br />
die Schmach der Niederlagen<br />
gegen die Franzosen getilgt<br />
werden sollte. Aber diese<br />
Turnbewegung war auch Vorkämpferin<br />
für Demokratie, ja<br />
sogar später Mitauslöser der<br />
1848er Revolution und somit<br />
für die überall regierenden Monarchen<br />
gefährlich. Das führte<br />
dann in den 1820/1830er Jahren<br />
zum Turnverbot.<br />
Neben den „vormilitärischen“<br />
Übungen, die im Turnen angeboten<br />
wurden, gab es auch<br />
leichtathletische Inhalte: Lauf,<br />
Sprung, Wurf, sodass man sagen<br />
kann, das Turnen und die<br />
Leichtathletik wurden in unserem<br />
Verein bereits ab 1846<br />
betrieben. Die Terminologie<br />
war 1846 eine andere. Der Vorsitzende<br />
hieß Sprecher, der<br />
Übungsleiter Turnwart und die<br />
Jugendlichen waren die Zöglinge.<br />
In der Wirtschaft „Drei Könige“,<br />
Dreiköniggasse 10 war es<br />
dann am 8. April so weit, die<br />
Turngemeinde Ulm wurde gegründet.<br />
Nach mehreren Vorverhandlungen<br />
war die Satzung<br />
an diesem Datum von<br />
den zehn Gründungsvätern<br />
einstimmig beschlossen worden.<br />
Umgehend wurde die<br />
Vereinsgründung vom königlich<br />
württembergischen Oberamt<br />
am Grünen Hof genehmigt.<br />
Wenn Turnen in den Anfängen<br />
eine Art von Wehrsport war,<br />
kamen doch nach und nach<br />
spielerische Momente dazu.<br />
Ab 1893 wurde in Ulm Fußball<br />
gespielt. Und auch die Frauen<br />
wurden ab diesem Jahr im Turnerbund<br />
aktiv.<br />
In der Turngemeinde gab es<br />
bald den Zwist zwischen den<br />
„Großkopfeten“ – Intellektuelle<br />
und Kaufleute – und den<br />
Handwerkern/Arbeitern. Damals<br />
herrschte wirklich eine<br />
Klassengesellschaft. Bereits<br />
1852 traten Letztere aus<br />
der TG aus und gründeten den<br />
Turnverein Ulm. 1853 schloss<br />
man sich wieder zusammen,<br />
aber schon drei Jahre später<br />
trennte man sich erneut. 1860<br />
kam es zu einer erneuten Vereinigung,<br />
die aber nur etwa<br />
acht Jahre hielt. Dann blieben<br />
die beiden Vereine bis 1939 getrennt.<br />
Fritz Glauninger erzählt aus der<br />
Geschichte des Vereins<br />
Die Vita eines der zehn Gründungsmitglieder<br />
verlief derart<br />
spektakulär, dass in Stichworten<br />
über ihn berichtet<br />
werden soll: Wilhelm Pfänder<br />
war gelernter Küfer und Kaufmann<br />
und kam 1846 von Heilbronn<br />
nach Ulm. Vom freiheitlichen<br />
Turnergedanken<br />
beseelt, übernahm er das Amt<br />
des Turnwarts, heute Übungsleiter.<br />
1848 war er Teilnehmer<br />
an der verlorenen badischen<br />
Revolution. Flucht über<br />
die Schweiz nach Frankreich<br />
und England. Emigration in<br />
die USA. Dort noch 1848 Gründung<br />
des Cincinnati Turnverein.<br />
William Pfänder zog weiter<br />
an den Minnesota-River.<br />
Gründung der Turnertown<br />
New Ulm und 1856 auch des<br />
New Ulm Turnverein. Dort Bau<br />
einer Turnhalle aus Holz von<br />
den umliegenden Wäldern.<br />
1859 Wahlmann bei der Wahl<br />
von Abraham Lincoln zum Präsidenten.<br />
1861 brach der Amerikanische<br />
Bürgerkrieg aus, er<br />
befehligte als Oberleutnant<br />
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