2015-02-vdoe-position
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FOKUS<br />
DAGMAR VON CRAMM<br />
Das ist mein Ding:<br />
Kommunikation & Ernährung<br />
Rückblickend ist es ganz einfach: Ich verband die Begeisterung für Sprache und<br />
Geschichten mit der Liebe zum Kochen und zum Genuss. Wichtig waren aber auch<br />
strategische Überlegungen. Nach drei Jahren als Flugbegleiterin bei der Deutschen<br />
Lufthansa, wo ich nach dem Abitur erst einmal auf Langstrecke mein Fernweh stillte<br />
und viele Anregungen auch kulinarischer Art sammelte, wollte ich wieder lernen.<br />
Und mich auf meinen Traumberuf Journalistin vorbereiten. Dabei war mein feminis -<br />
tisches Kalkül, mir die gesellschaftlichen Vorurteile zunutze zu machen. Welche<br />
Themen in der Presse traut man Frauen zu? Und was interessiert mich davon? Die<br />
Oecotrophologie blieb übrig.<br />
Ich absolvierte mein Studium in Weihen -<br />
stephan – für mich nicht immer einfach.<br />
Denn damals war das ein sehr konservativer,<br />
an die Landwirtschaft angedockter<br />
Studiengang. Erst, als ich ein Praktikum<br />
beim Burda Verlag in München machte,<br />
wusste ich: Das ist mein Ding.<br />
FAMILIE & BERUF<br />
Ich wollte immer beides haben – wie<br />
Männer eben: Beruf und Familie. Der<br />
Burda Verlag hielt tatsächlich meine Vo -<br />
lontariatsstelle vier Monate für mich frei,<br />
denn zum avisierten Beginn wurde unser<br />
erster Sohn geboren. Das Diplom zog ich<br />
deshalb vor und schrieb die Diplomarbeit<br />
mit Baby. Danach begann ich das Volon -<br />
tariat. Sobald mein Mann sein Tier me -<br />
dizinstudium beendet hatte und seine<br />
Stelle antrat, machte ich mich selbstständig<br />
– damals noch gar kein Geschäfts -<br />
modell, aber eine Option, Familie und<br />
Beruf zu verbinden. Ich hatte viel zu wenig<br />
journalistische Routine – aber unendliche<br />
Angst, beruflich den Anschluss zu verpassen.<br />
Und nahm jeden Auftrag an, jeden<br />
möglichen Pressetermin wahr und jede<br />
Chance zur Weiterbildung. Das war gut<br />
so. Es gibt viele Kollegen, die behaupten,<br />
pausenlos Aufträge abzulehnen – ich<br />
glaube das nicht. Präsent und spontan zu<br />
sein, ist im Medienbereich wichtig. Schon<br />
damals wurde ich Mitglied im VDOE<br />
(Mitglied Nr. 584) und gründete in Frei -<br />
burg mit einer Bekannten den Stamm -<br />
tisch, obwohl im Verband Kommunikation<br />
noch nicht vorkam. Ich fand es wichtig,<br />
sich in der jungen Berufsgruppe zu solidarisieren<br />
– und sehe das auch heute noch<br />
so. Spannender war dann die Mitglied -<br />
schaft im Food Editors Club – und natürlich<br />
bin ich auch beim djv. Als Einzel -<br />
kämpfer in der Peripherie hatte ich das<br />
Bedürfnis nach Austausch – was man<br />
heute Netzwerken nennt. Bis heute finde<br />
ich eine grundsätzliche Solidarität untereinander<br />
wichtig, auch wenn wir am<br />
Markt Konkurrenten sind. Es tut gut, sich<br />
auszutauschen – auch über Honorare,<br />
Auf traggeber, Quellen. Vernetzung ist einfach<br />
unglaublich wichtig.<br />
Foto: © von Cramm<br />
Wirklich professionell wurde ich erst, als<br />
ich die erste Mitarbeiterin einstellte. Das<br />
war eigentlich eine Verzweiflungstat –<br />
weil die familiäre Situation mit drei Kin -<br />
dern und gestresstem Mann eskalierte. Ab<br />
dem Moment konnte ich freier denken,<br />
den Horizont erweitern – und trug finanzielle<br />
Verantwortung für Mitarbeiter.<br />
Lange hatte ich mich nämlich hinter dem<br />
Selbstverständnis als „nebenverdienende<br />
Familienfrau“ verschanzt – obwohl ich<br />
schon Hauptverdienerin war. Das hat mich<br />
entlastet. Doch danach nahm ich mich<br />
und meinen Beruf ernster. Erst recht, als<br />
die Söhne älter waren: Mildernde Um -<br />
stände gestand ich mir da nicht mehr zu.<br />
Mitarbeiter haben aber auch einen anderen<br />
Effekt: Man kann sich austauschen,<br />
gemeinsam Ideen entwickeln – ein großes<br />
Glück. Später kamen zu einer fest angestellten<br />
Volontärin bzw. Redakteurin<br />
Praktikanten dazu. Und auch das hat<br />
meine Freude am Beruf erhalten. Es macht<br />
einfach Spaß, Wissen und Begeisterung<br />
Die eigene Küche als Arbeitsplatz: Die bekannte Food-Journalistin Dagmar Freifrau<br />
von Cramm vor der Kamera am Küchentisch.<br />
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