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FOKUS<br />

DAGMAR VON CRAMM<br />

Das ist mein Ding:<br />

Kommunikation & Ernährung<br />

Rückblickend ist es ganz einfach: Ich verband die Begeisterung für Sprache und<br />

Geschichten mit der Liebe zum Kochen und zum Genuss. Wichtig waren aber auch<br />

strategische Überlegungen. Nach drei Jahren als Flugbegleiterin bei der Deutschen<br />

Lufthansa, wo ich nach dem Abitur erst einmal auf Langstrecke mein Fernweh stillte<br />

und viele Anregungen auch kulinarischer Art sammelte, wollte ich wieder lernen.<br />

Und mich auf meinen Traumberuf Journalistin vorbereiten. Dabei war mein feminis -<br />

tisches Kalkül, mir die gesellschaftlichen Vorurteile zunutze zu machen. Welche<br />

Themen in der Presse traut man Frauen zu? Und was interessiert mich davon? Die<br />

Oecotrophologie blieb übrig.<br />

Ich absolvierte mein Studium in Weihen -<br />

stephan – für mich nicht immer einfach.<br />

Denn damals war das ein sehr konservativer,<br />

an die Landwirtschaft angedockter<br />

Studiengang. Erst, als ich ein Praktikum<br />

beim Burda Verlag in München machte,<br />

wusste ich: Das ist mein Ding.<br />

FAMILIE & BERUF<br />

Ich wollte immer beides haben – wie<br />

Männer eben: Beruf und Familie. Der<br />

Burda Verlag hielt tatsächlich meine Vo -<br />

lontariatsstelle vier Monate für mich frei,<br />

denn zum avisierten Beginn wurde unser<br />

erster Sohn geboren. Das Diplom zog ich<br />

deshalb vor und schrieb die Diplomarbeit<br />

mit Baby. Danach begann ich das Volon -<br />

tariat. Sobald mein Mann sein Tier me -<br />

dizinstudium beendet hatte und seine<br />

Stelle antrat, machte ich mich selbstständig<br />

– damals noch gar kein Geschäfts -<br />

modell, aber eine Option, Familie und<br />

Beruf zu verbinden. Ich hatte viel zu wenig<br />

journalistische Routine – aber unendliche<br />

Angst, beruflich den Anschluss zu verpassen.<br />

Und nahm jeden Auftrag an, jeden<br />

möglichen Pressetermin wahr und jede<br />

Chance zur Weiterbildung. Das war gut<br />

so. Es gibt viele Kollegen, die behaupten,<br />

pausenlos Aufträge abzulehnen – ich<br />

glaube das nicht. Präsent und spontan zu<br />

sein, ist im Medienbereich wichtig. Schon<br />

damals wurde ich Mitglied im VDOE<br />

(Mitglied Nr. 584) und gründete in Frei -<br />

burg mit einer Bekannten den Stamm -<br />

tisch, obwohl im Verband Kommunikation<br />

noch nicht vorkam. Ich fand es wichtig,<br />

sich in der jungen Berufsgruppe zu solidarisieren<br />

– und sehe das auch heute noch<br />

so. Spannender war dann die Mitglied -<br />

schaft im Food Editors Club – und natürlich<br />

bin ich auch beim djv. Als Einzel -<br />

kämpfer in der Peripherie hatte ich das<br />

Bedürfnis nach Austausch – was man<br />

heute Netzwerken nennt. Bis heute finde<br />

ich eine grundsätzliche Solidarität untereinander<br />

wichtig, auch wenn wir am<br />

Markt Konkurrenten sind. Es tut gut, sich<br />

auszutauschen – auch über Honorare,<br />

Auf traggeber, Quellen. Vernetzung ist einfach<br />

unglaublich wichtig.<br />

Foto: © von Cramm<br />

Wirklich professionell wurde ich erst, als<br />

ich die erste Mitarbeiterin einstellte. Das<br />

war eigentlich eine Verzweiflungstat –<br />

weil die familiäre Situation mit drei Kin -<br />

dern und gestresstem Mann eskalierte. Ab<br />

dem Moment konnte ich freier denken,<br />

den Horizont erweitern – und trug finanzielle<br />

Verantwortung für Mitarbeiter.<br />

Lange hatte ich mich nämlich hinter dem<br />

Selbstverständnis als „nebenverdienende<br />

Familienfrau“ verschanzt – obwohl ich<br />

schon Hauptverdienerin war. Das hat mich<br />

entlastet. Doch danach nahm ich mich<br />

und meinen Beruf ernster. Erst recht, als<br />

die Söhne älter waren: Mildernde Um -<br />

stände gestand ich mir da nicht mehr zu.<br />

Mitarbeiter haben aber auch einen anderen<br />

Effekt: Man kann sich austauschen,<br />

gemeinsam Ideen entwickeln – ein großes<br />

Glück. Später kamen zu einer fest angestellten<br />

Volontärin bzw. Redakteurin<br />

Praktikanten dazu. Und auch das hat<br />

meine Freude am Beruf erhalten. Es macht<br />

einfach Spaß, Wissen und Begeisterung<br />

Die eigene Küche als Arbeitsplatz: Die bekannte Food-Journalistin Dagmar Freifrau<br />

von Cramm vor der Kamera am Küchentisch.<br />

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