E_1938_Zeitung_Nr.046
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N C 46 — DIENSTAG, 7. JUNI <strong>1938</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Prekäre Lage<br />
Im Internationalen Rennsport<br />
Die diesjährige Rennsaison, welche als erste<br />
unter dem Regime der neuen Qrand-<br />
Prix-Formöl steht, versprach eine sportliche<br />
Renaissance, eine Wiederbelebung auf internationalem<br />
Gebiet insofern, als man auf<br />
Grund der vorliegenden authentischen Meldungen<br />
in guten Treuen glaubte annehmen<br />
zu dürfen, dass den deutschen Fabriken, die<br />
im Laufe der Gültigkeitsdauer der Maximalgewichtsformel<br />
zu einer ungefährdeten Vormachtstellung<br />
im Rennsport gelangt waren,<br />
in den Konstruktionen englischer, französischer<br />
und italienischer, ja sogar amerikanischer<br />
Provenienz nach vielen Jahren erstmals<br />
wieder gefürohtete Konkurrenten erwachsen<br />
würden. Mit riesiger Spannung sah<br />
man dem Ausgang des Grossen Preises von<br />
Tripolis, dem schnellsten Rennen der Welt<br />
entgegen das im Zeichen eines Dreiländerkampfes<br />
stand, worin die ßoliden von Mercedes-Benz<br />
fast von Anfang an einwandfrei<br />
dominierten und mit eindrucksvoller Ueberlegenheit<br />
im Gesamtklassement die ersten<br />
3 Plätze belegten. Obwohl Rennleiter Neubauer<br />
seinen Piloten offenbar die Weisung<br />
erteilt hatte, vom Start weg gerade so viel<br />
Dampf zu geben, um die Konkurrenz im Zügel<br />
zu halten (wurden doch die ersten Runden<br />
mit 3 :40 gefahren gegen 3 :26 und 3 :30<br />
im Training), vertrugen die Alfa, Maserati<br />
und Delahaye dieses Tempo auf die Dauer<br />
nicht und schieden am laufenden Band vom<br />
Kampfplatz : Trossi und Varzi (Maserati)<br />
wegen Hinterachsbruch bezw. Getriebedefekts,<br />
Farina und Siena (Alfa Romeo) durch<br />
Unfall und Biondetti (Alfa Romeo) durch<br />
Reifenschaden, während Dreyfus auf dem<br />
kompressorlosen Delahaye die horrende Geschwindigkeit<br />
seiner erdrückenden deutschen<br />
Gegnerschaft nicht mithalten konnte.<br />
Mit einem solchen technischen Vorsprung der<br />
Rennwagenkonstruktionen von Mercedes-Benz auf<br />
die italienische und französische Konkurrrenz hatte<br />
man wohl nirgends gerechnet. Die Italiener brachten<br />
trotz vierwöchiger Pause bis zum internationalen<br />
Eifelrennen<br />
nicht den Mut auf, in der Eifel zu starten. Alfa-<br />
Corse erklärte Forfait und gab darüber hinaus zur<br />
allgemeinen Kenntnis, dass der Mailänder Rennstall<br />
einstweilen auf jede sportliche Aktivität im<br />
Rahmen der neuen internationalen Rennformel verzichte<br />
und möglicherweise den diesjährigen Formelveranstaltungen<br />
überhaupt fernbleiben werde, um<br />
in aller Ruhe die an seinen drei Rennnwagentypen<br />
in Tripolis aufgetretenen Kinderkrankheiten<br />
zu beheben und... den Rückstand auf Mercedes-<br />
Benz aufzuholen ... Nachdem schliesslich auch die<br />
Auto-Union wie Maserati und Talbot den Beschluss<br />
gefasst hatten, ihre Meldung für das Eifelrennen<br />
vom 12. Juni zu widerrufen, da war dieser Veranstaltung<br />
der Todesstoss versetzt, so dass der Obersten<br />
Nationalen Sportbehörde für die deutsche<br />
Kraftfahrt nichts anderes mehr übrig blieb, als den<br />
10-Runden-Kampf auf dem Nürburg-Ring mangels<br />
Beteiligung abzusagen.<br />
Als nächstes Formelrennen figuriert im internationalen<br />
Sportkalender unterm 19. Juni der<br />
2. Grosser Preis von Ungarn,<br />
um den es bis heute auffallend ruhig geblieben ist,<br />
von einer Ausschreibung noch keine Spur. Und<br />
täuschen nicht alle Anzeichen, so ist anzunehmen,<br />
dass der Grand Prix im Budapester Stadtwäldchen<br />
ebenfalls wegen mangelnder Beteiligung<br />
— und nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen<br />
— aus Akt und Traktanden fällt.<br />
Gerade rosig erscheinen die Aussichten auch<br />
für den am 3. Juli in Reims stattfindenden<br />
Grosser Preis von Frankreich<br />
nicht, der als erste «grande epreuve» .der Saison<br />
steigen sollte. Bis zum 31. März, dem Nennschluss<br />
für dieses Rennen, hatten, wie erinnerlich, 9 Fah-<br />
Friken insgesamt 22 Meldungen eingereicht, nämlich<br />
Delahaye 3, Delage 1, Talbot 4, Sefac 1, Mercedes-Benz<br />
2, Auto-Union 3, Alfa-Gorse 3, Maserati<br />
2 und ERA 3. Die Angelegenheit sieht indessen<br />
heute für den französischen A. C. alles andere<br />
wie vielverheissend aus: als absolut sicherer Starter<br />
kann heute allein die Untertürkheimer Firma<br />
bezeichnet werden! Delahaye als die aussichtsreichste<br />
französische Konstruktion steht mit dem Automobilklub<br />
von Frankreich sozusagen auf Kriegsfuss<br />
(von wegen Verteilung der Million des Rennwagenfonds)<br />
und hat für das Rennen in Reims<br />
forfait erklärt. Alfa-Gorse ist (Gründe siehe oben!)<br />
kaum am Start zu erwarten und die Teilnahme Maseratis<br />
ebenfalls unbestimmt. ERA verlangte bekanntlich<br />
ein — nicht unbeträchtliches — Startgeld,<br />
dessen Bezahlung der A.C.F konsequenterweise<br />
ablehnt, indem er auch den übrigen Konkurrenten<br />
keine Startprämien bezahlt. Endlich muss<br />
die Frage nach dem Start sowohl der Auto-Union<br />
als auch Talbots und Delages völlig offen bleiben,<br />
denn keine dieser Fabriken ist vorläufig über die<br />
Epoche der Versuchsfahrten hinausgelangt (Talbots<br />
Kompressor-Rennwagen wartet sogar noch auf<br />
Fortigstellung) und mit dem Einsatz von SEFAC<br />
wird wohl kaum jemand ernstlich rechnen. Alles<br />
in allem also keine erfreuliche Perspektive; jedenfalls<br />
ist damit zu rechnen, dass im glücklichsten<br />
Falle 10—12 Boliden an Start sein werden.<br />
Auch die Organisation des<br />
Grossen Preises von Italien<br />
in Monza marschiert einstweilen noch ganz im<br />
Dunkel, wie wir der italienischen Fachpresse entnehmen.<br />
Der letztjährige Gran Premio musste<br />
nach Livorno verlegt werden, weil sich die oberitalienische<br />
Rennbahn für die hohen Geschwindigkeiten<br />
der Grand-Prix-Wagen von Mercedes-Benz<br />
und Auto-Union nicht mehr eignete. Für die Ausbesserung<br />
der Piste und sonstige bauliche Aenderungen<br />
(Tribünen etc.) hat die italienische Sportkommission<br />
in Verbindung mit den Behörden von<br />
Mailand und Monza umfangreiche Projekte ausgearbeitet.<br />
Bis heute seien aber keine konkreten<br />
Vorschläge bekannt geworden; die mittlere Tribüne<br />
harrt des Umbaus, ein Teil der Bahn der Erneuerung<br />
des Oberflächenbelages usw und noch wurde<br />
in Monza nicht der Schatten eines Arbeiter® gesichtet.<br />
Wie man sieht, präsentiert sich die Situation<br />
im internationalen Automobilrennsport — für den<br />
Augenblick wenigstens — ziemlich prekär; es ist<br />
sehr zu hoffen, dass die kommenden Wochen die<br />
wünschenswerte Klarheit bringen werden.<br />
IN DER SCHWEIZ<br />
Bergrennen<br />
Develier—Les Rangiers<br />
verschoben.<br />
Wie wir erfahren, hat die Sportkommission der<br />
Sektion Les Rangiers des AGS in einer am letzten<br />
Sametag abgehaltenen Sitzung beschlossen, die<br />
ursprünglich auf den 10. Juli angesetzte Bergprüfungsfahrt<br />
Develier-Les Rangiere auf einen späteren<br />
Zeitpunkt zu verschieben. — Die Veranstaltung<br />
ist bekanntlich im internationalen Sportkalender<br />
nicht eingetragen. Da nun aber das Publikum<br />
von jeher gewohnt war, an diesem Rennen<br />
international bekannte Asse um die Siegeßtrophäe<br />
kämpfen zu sehen, wäre heuer in dieser Hinsicht<br />
ziemlich sicher mit einem Misserfolg zu rechnen.<br />
— Die genannte ACS-Sektion wird am 26. Juni<br />
nächsthin eine Ausfahrt in die Ostschweiz veranstalten<br />
und dem an diesem Tage stattfindenden<br />
Bergrennen Rheineck - Walzenhausen - Lachen beiwohnen.<br />
Je nach dem Eingang der Nennungen<br />
und dem sportlichen Erfolg dieses Anlasses wird<br />
die Sektion Les Rangiers die Durchführung ihres<br />
Rennens für den Monat September in Aussicht<br />
nehmen, wobei als provisorisches Datum der<br />
4. September bezeichnet wurde.<br />
Überlegenheit<br />
s / 4 sämtlicher m der Welt<br />
laufenden Motoren sind mit<br />
CHAMPION-ZÜNDKERZEN<br />
ausgerüstet.<br />
Ihr Sillimanit-Isolator — dem<br />
besten bisher bekannten Isoliermaterial<br />
— das nur von<br />
CHAMPION<br />
verwend. wird, besitzt höchste<br />
elektrische und mechanische |<br />
Widerstandskraft, entsprechd.<br />
den Ansprüchen der modernen<br />
Motoren-Technik.<br />
Hü BELGIEN Warum keine Unterstützung der Rennbahn<br />
von Montlhery aus dem Rennwagenfonds ?<br />
Der «Grand Prix des Frontferes» Vor etwas mehr als Jahresfrist hatten wir wiederholt<br />
Gelegenheit, ,an dieser Stelle auf die pre-<br />
welcher am vergangenen Sonntag anm 13. mal zur<br />
Durchführung gelangte, wurde zu einer Beute des käre finanzielle Lage der Montlhery-Rennbahn hinzuweisen.<br />
Seit Bestehen dieser Monumentalanlage<br />
Bugatti-Fahrers Trintignant, der mit einer halben<br />
Minute Vorsprung auf den Sieger im Grossen brachten deren Verwalter kaum die Einahmen herein,<br />
um den Unterhalt der Bahn- und Strassen-<br />
Preis von Antwerpen vom 22. Mai (Mazaud auf<br />
Delahaye) durchs Ziel ging. In der Kategorie bis Rund'strecken sichern zu könen, wis seinen Grund<br />
2 Liter fuhr BMW einen Doppelsieg nach Hause, nicht zuletzt darin hat, als Montlhery zu weit von<br />
wobei der Zürcher Hans G ü