29.06.2014 Aufrufe

Die Botschaft der Hotelmarke

Die Botschaft der Hotelmarke

Die Botschaft der Hotelmarke

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Marketing & Vertrieb<br />

Mythos Marke: Wie entstehen spezifische Gästepräferenzen?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Botschaft</strong> <strong>der</strong> <strong>Hotelmarke</strong><br />

Gerade unter den <strong>der</strong>zeit krisenüberschatteten Markt- und Kommunikationsbedingungen ist<br />

es nicht ausreichend, sich beim Aufbau neuer bzw. <strong>der</strong> Pflege vorhandener Marken nur auf die<br />

Produkt-/Konzeptebene einer Hotelimmobilie zu konzentrieren. Vielmehr kommt es darauf an,<br />

Markenführung als zielgerichteten Managementprozess zu betrachten: In dessen Mittelpunkt<br />

sollte die Entwicklung und Umsetzung eines eindeutig differenzierungsfähigen Markenkonzepts<br />

zwecks Auslösung spezifischer Gästepräferenzen stehen.<br />

Autor:<br />

Marco A. Gardini<br />

Eckpfeiler einer erfolgreichen Markenpolitik<br />

sind in <strong>der</strong> Hotellerie auf Vertrauen,<br />

Kompetenz und Kontinuität aufgebaute<br />

Beziehungen zwischen Kunde und Unternehmen<br />

(siehe Abb. 1 auf S. 7). <strong>Die</strong> Markierung von<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsangeboten als strategisches Marketingwerkzeug<br />

zu nutzen, wirkt dabei insbeson<strong>der</strong>e<br />

den Risiken <strong>der</strong> Erstakquisition von <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

entgegen und stellt einen ersten Ansatzpunkt<br />

zum Aufbau einer Vertrauensbeziehung<br />

zwischen Anbieter und Nachfrager dar. Es kommt<br />

entscheidend darauf an, diese Vertrauensbeziehung<br />

durch Konstanz <strong>der</strong> Leistungsqualität über<br />

die Zeit zu einem emotional verankerten »Goodwill«<br />

zu verfestigen (Oelsnitz, 1997, S. 32 f.; Burmann/Maloney,<br />

2008, S. 196 ff.).<br />

1. Das Prinzip Marke: Versprechen<br />

müssen gehalten werden<br />

Im Fokus <strong>der</strong> Angebotsprofilierung in <strong>der</strong> Hotellerie<br />

muss denn auch <strong>der</strong> konsequente Aufbau<br />

| TourHP 03 2009


Mythos Marke: Wie entstehen spezifische Gästepräferenzen?<br />

Marketing & Vertrieb<br />

von Vertrauen sowie die Vermittlung von Sicherheit<br />

über die zu erwartenden Leistungen stehen.<br />

In einem solchermaßen ausgerichteten systematischen<br />

Markenmanagement entstehen Vertrauen<br />

und Sicherheit als Ergebnis aus dem Zusammenspiel<br />

von Kompetenz und Zuverlässigkeit<br />

eines Anbieters und bedürfen <strong>der</strong> Kontinuität,<br />

• sowohl im Hinblick auf das substantielle Leistungsvermögen<br />

• als auch den kommunikativen Auftritt des Anbieters<br />

betreffend.<br />

1 Eckpfeiler <strong>der</strong> Markenführung in <strong>der</strong> Hotellerie<br />

Kompetenz<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

<br />

Markenphilosophie<br />

Markenname<br />

Markenbild<br />

Markenpersönlichkeit<br />

Markenbotschaft<br />

…<br />

Vertrauen<br />

<br />

Kontinuität<br />

Zuverlässigkeit – d.h., die Fähigkeit, die versprochenen<br />

Leistungen präzise und verlässlich<br />

auszuführen – ist dabei von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung<br />

für das Qualitätserleben und die Qualitätsbeurteilung<br />

von Kunden und stellt mithin<br />

ein Kernqualitätsmerkmal dar, um das herum<br />

jede Angebotsmarkierung in <strong>der</strong> Hotellerie aufzubauen<br />

ist. Kompetenz wie<strong>der</strong>um wirkt dann<br />

vertrauensbildend, wenn die von <strong>der</strong> Marke ausgestrahlten<br />

Kompetenzsignale den Serviceansprüchen<br />

<strong>der</strong> Kunden genügen und auf die kundenbezogene<br />

Bedarfsgerechtigkeit und die Güte<br />

des zu erwartenden Serviceergebnisses hinweisen<br />

(Gardini, 2009, S. 269 ff.).<br />

2. Nutzen <strong>der</strong> Marke aus Kunden- und<br />

Anbietersicht<br />

Mit <strong>der</strong> Markierung von <strong>Die</strong>nstleistungen sind<br />

entsprechend sowohl für den Hersteller als auch<br />

für den Konsumenten wichtige Zielsetzungen<br />

und Funktionen verbunden. <strong>Die</strong> Bedeutung von<br />

Marken aus Kundensicht erschließt sich somit<br />

über folgende Funktionen (vgl. Burmann et al.,<br />

2005, S. 10):<br />

• Identifikationsfunktion: Der Konsument kann<br />

sich mit <strong>der</strong> Marke und <strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

identifizieren.<br />

• Orientierungsfunktion: <strong>Die</strong> Marke stellt eine<br />

Informations- und Orientierungshilfe in <strong>der</strong><br />

Angebotsvielfalt dar.<br />

• Vertrauensfunktion: Eine Marke vermittelt<br />

aufgrund ihrer Bekanntheit und Reputation<br />

Vertrauen.<br />

• Qualitätsvermittlungsfunktion: Eine Marke<br />

stellt einen Ausweis <strong>der</strong> Kompetenz dar und<br />

vermittelt dem Konsumenten Sicherheit beim<br />

Kaufentscheid.<br />

• Prestigefunktion: <strong>Die</strong> Marke übernimmt eine<br />

Image- und Prestigefunktion im sozialen Umfeld<br />

des Konsumenten.<br />

Aus Anbietersicht verfolgt eine Markenpolitik<br />

nachstehend aufgeführte grundsätzliche Zielsetzungen<br />

(vgl. Burmann et al., 2005, S. 11):<br />

•<br />

•<br />

Erzeugung einer absatzför<strong>der</strong>nden Wirkung;<br />

Differenzierung, Profilierung und Präferenzbildung<br />

des eigenen Angebots gegenüber dem<br />

Wettbewerb;<br />

Aufbau von Markenbindung und Markentreue;<br />

Schaffung eines zielgruppenspezifischen Leistungsangebots;<br />

Aufbau eines Marken-/Unternehmensimage;<br />

Schaffung eines preispolitischen Spielraums.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Markenimage, Markenbekanntheit,<br />

Markenstärke<br />

<strong>Die</strong>se ökonomischen Ziele sind jedoch nur mittelbar<br />

zu erreichen. Um Kunden dahingehend<br />

zu beeinflussen, sich für eine bestimmte Marke<br />

zu entscheiden und dafür ein Preispremium zu<br />

zahlen, ist <strong>der</strong> Einsatz von Sozialtechniken erfor<strong>der</strong>lich<br />

(vgl. Esch et al., 2005, S. 43). Hierunter<br />

versteht man die Anwendung verhaltenswissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse zur systematischen<br />

und zielgerichteten Beeinflussung von Konsumenten.<br />

»Kompetenz wirkt<br />

dann vertrauensbildend,<br />

wenn die<br />

von <strong>der</strong> Marke<br />

ausgestrahlten<br />

Kompetenzsignale<br />

den Serviceansprüchen<br />

<strong>der</strong> Kunden<br />

genügen und auf die<br />

kundenbezogene<br />

Bedarfsgerechtigkeit<br />

und die Güte des<br />

zu erwartenden<br />

Serviceergebnisses<br />

hinweisen.«<br />

TourHP 03 2009 |


Marketing & Vertrieb<br />

Mythos Marke: Wie entstehen spezifische Gästepräferenzen?<br />

»Für eine spezifische<br />

Markenpräferenz<br />

kann in den hochwertigen<br />

Qualitätssegmenten<br />

<strong>der</strong> Hotellerie<br />

ein Preisaufschlag<br />

von bis zu 20% erzielt<br />

werden.«<br />

Zentrale verhaltenswissenschaftliche Zielsetzungen<br />

und Aufgaben des Markenmanagements<br />

in <strong>der</strong> Hotellerie sind <strong>der</strong> Aufbau und die Kommunikation<br />

einer einzigartigen und relevanten<br />

Markenidentität (Selbstbild des Unternehmens):<br />

<strong>Die</strong>se resultiert aus dem Zusammenspiel<br />

von Markenphilosophie, Markenpersönlichkeit,<br />

Markenname, Markenbild sowie Markenbotschaft<br />

und wird vom Konsumenten in <strong>der</strong> Folge<br />

als Markenimage (Fremdbild des Unternehmens)<br />

positiv wahrgenommen und akzeptiert; im Idealfall<br />

führt das zur Ausbildung einer spezifischen<br />

Markenpräferenz beim Konsumenten. Für diese<br />

spezifische Markenpräferenz kann in den hochwertigen<br />

Qualitätssegmenten <strong>der</strong> Hotellerie ein<br />

Preisaufschlag von bis zu 20% erzielt werden (vgl.<br />

Gerhard, 2008, S. 28). Grundlegendes Ziel eines<br />

systematischen Markenmanagements ist es denn<br />

auch, eine möglichst hohe Übereinstimmung<br />

zwischen <strong>der</strong> Identität und dem Image einer Marke<br />

bei den relevanten Ziel- bzw. Anspruchsgruppen<br />

eines Unternehmens zu erzielen.<br />

3. Markenstärke als Produkt von<br />

Markenwissen und Markenbekanntheit<br />

3.1 Markenbekanntheit in <strong>der</strong> Hotellerie<br />

2 Top-of-the-Mind <strong>der</strong><br />

<strong>Hotelmarke</strong>n in <strong>der</strong> deutschen<br />

Hotellerie<br />

Rang <strong>Hotelmarke</strong> Aktive Bekanntheit in %<br />

1 Hilton 12,6<br />

2 Holiday Inn 8,8<br />

3 Ibis 7,5<br />

4 Maritim 6,6<br />

5 Steigenberger 6,3<br />

6 Dorint 6,2<br />

7 Novotel 4,0<br />

8 Mercure 1,9<br />

9 Etap 1,8<br />

10 Best Western 1,7<br />

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung, 2005,<br />

zitiert nach IHA, 2008, S. 97<br />

Mit <strong>der</strong> Erzielung einer spezifischen Markenpräferenz<br />

verbunden ist aus verhaltenswissenschaftlicher<br />

Sicht die Notwendigkeit <strong>der</strong> Schaffung<br />

von Markenbekanntheit und <strong>der</strong> Aufbau<br />

von Markenstärke, denn nur über die eigenständige<br />

Position einer Marke in den Köpfen <strong>der</strong><br />

Konsumenten – sprich das Markenwissen <strong>der</strong><br />

relevanten Zielgruppen – kann die angestrebte<br />

Profilierungsleistung gegenüber <strong>der</strong> Konkur-<br />

Literatur:<br />

BDRC Group, Hotel Guest<br />

Surveys, 2008, http://www.<br />

bdrc.co.uk/business-sectors/<br />

hotels-hospitality/hotelguest-surveys/,<br />

Einsehdatum<br />

12.2.2009.<br />

Burmann/Maloney, Innengerichtete,<br />

identitätsbasierte<br />

Führung von <strong>Die</strong>nstleistungsmarken,<br />

in: Bruhn/Stauss<br />

(Hrsg.), <strong>Die</strong>nstleistungsmarken:<br />

Forum <strong>Die</strong>nstleistungsmanagement,<br />

2008, S. 191-<br />

212.<br />

Burmann/Meffert/Koers,<br />

Stellenwert und Gegenstand<br />

des Markenmanagements, in:<br />

Meffert/Burmann/Koers<br />

(Hrsg.), Markenmanagement:<br />

Grundfragen <strong>der</strong> identitätsorientierten<br />

Markenführung,<br />

2. Aufl. 2005, S. 3-18.<br />

Esch/Wicke/Rempel, Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Aufgaben<br />

des Markenmanagements,<br />

in: Esch (Hrsg.), Mo<strong>der</strong>ne<br />

Markenführung, 4. Aufl.<br />

2005, S. 3-60.<br />

Esch, Markenwertmessung,<br />

in: Herrmann/Homburg<br />

(Hrsg.), Marktforschung,<br />

2. Aufl. 2000, S. 979-1023.<br />

Gardini, Marketing-Management<br />

in <strong>der</strong> Hotellerie, 2. Aufl.<br />

2009.<br />

Gerhard, Preis-Premium für<br />

Markenhotels, Cost&Logis<br />

5/2008 S. 26-28.<br />

Gruner und Jahr, G+J Branchenbild,<br />

Hamburg 2008.<br />

IHA- Hotel Verband Deutschland,<br />

Hotelmarkt Deutschland,<br />

Berlin 2008.<br />

Meffert/Koers, Identitätsorientiertes<br />

Markencontrolling,<br />

in: Meffert/Burmann/Koers<br />

(Hrsg.), Markenmanagement,<br />

2. Aufl. 2005, S. 273-294.<br />

Oelsnitz, <strong>Die</strong> <strong>Botschaft</strong> <strong>der</strong><br />

Servicemarke: Kompetenz<br />

und Kontinuität, Markenartikel<br />

5/1997 S. 32-40.<br />

Pfisterer, Markenbekanntheit<br />

und Markenprofil in <strong>der</strong><br />

Hotellerie: Eine Analyse aus<br />

Kundensicht, unveröffentlichte<br />

Diplomarbeit <strong>der</strong><br />

Hochschule Kempten, 2008.<br />

Trommsdorf, Konsumentenverhalten,<br />

6. Aufl. 2004.<br />

| TourHP 03 2009


Mythos Marke: Wie entstehen spezifische Gästepräferenzen?<br />

Marketing & Vertrieb<br />

renz erreicht werden (vgl. Esch, 2000). Markenbekanntheit<br />

ist in diesem Zusammenhang eine<br />

notwendige Bedingung dafür, dass Konsumenten<br />

eine Marke bei <strong>der</strong> Kaufentscheidung<br />

überhaupt erst berücksichtigen und sich ein<br />

klares Bild von einer Marke bilden können. Eine<br />

Marke kann dabei über eine<br />

• aktive/ungestützte (unaided recall o<strong>der</strong> top of<br />

the mind) o<strong>der</strong><br />

• passive/gestützte (aided recall)<br />

Markenbekanntheit verfügen und bildlich o<strong>der</strong><br />

sprachlich präsent sein. Grafik 2 zeigt auf S. 8 die<br />

aktive Markenbekanntheit von <strong>Hotelmarke</strong>n,<br />

wie sie die Gesellschaft für Konsumforschung<br />

im Jahr 2005 in einer repräsentativen Umfrage<br />

in Deutschland erhoben hat. Auch neuere Untersuchungen<br />

bestätigen den grundlegenden<br />

Befund relativ niedriger, ungestützter Bekanntheitsgrade<br />

von <strong>Hotelmarke</strong>n (Pfisterer, 2008;<br />

BDRC Group, 2008), die – ungeachtet grundlegen<strong>der</strong><br />

Vergleichsprobleme – im Verhältnis mit<br />

den Markenwerten in an<strong>der</strong>en Branchen eher als<br />

unterdurchschnittlich zu bezeichnen sind.<br />

<strong>Die</strong> Gründe hierfür sind vielfältig und nicht immer<br />

eindeutig auszumachen. Zum einen dürfte<br />

die Tatsache bedeutsam sein, dass sich Media-Ausgaben<br />

und Medienstrategien <strong>der</strong> Hotelbranche<br />

im Verhältnis zu an<strong>der</strong>en Industrien<br />

stark voneinan<strong>der</strong> unterscheiden. So gaben die<br />

zehn größten Branchen in Deutschland (z.B.<br />

Automobilindustrie, Handel, Versen<strong>der</strong>, Medien<br />

usw.) im Jahr 2007 zwischen ca. 500 Mio. €<br />

und 2,4 Mrd. € für Medienwerbung aus, während<br />

die Media-Ausgaben <strong>der</strong> gesamten deutschen<br />

Hotellerie in diesem Zeitraum bei knapp<br />

67 Mio. € lagen (G+J, 2008, S. 12). Darüber hinaus<br />

ist die Hotellerie bis dato auch nur rudimentär<br />

bzw. in Einzelfällen in Flächenmedien wie<br />

TV o<strong>der</strong> Internet mit zielgerichteter Werbung<br />

vertreten, wodurch sich in Bezug auf die Markenbekanntheit<br />

notwendigerweise Reichweitenbegrenzungen<br />

ergeben.<br />

3.2 Markenwissen in <strong>der</strong> Hotellerie<br />

An<strong>der</strong>erseits sind die Probleme <strong>der</strong> Markenbekanntheit<br />

– wie oft von <strong>der</strong> Hotelpraxis beklagt<br />

– nicht immer nur eine Frage <strong>der</strong> Mediabudgets<br />

und des Kommunikationsdrucks, den man mit<br />

begrenzten Ressourcen zu entfalten in <strong>der</strong> Lage<br />

ist. So unterschiedliche Marken wie Starbucks,<br />

Tupperware, Body Shop, Häagen Daz, Swatch,<br />

Aldi usw. zeigen, dass Markenbekanntheit und<br />

Markenimage nicht nur eine Frage <strong>der</strong> massiven<br />

Werbung in Flächenmedien ist, fand doch <strong>der</strong><br />

Aufbau und die Positionierung dieser Marken in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit durchweg jenseits <strong>der</strong> Massenmedien<br />

statt.<br />

In <strong>der</strong> Hotellerie gesellt sich zudem auch eine<br />

inhaltliche Schwäche <strong>der</strong> Markenentwicklung<br />

hinzu, die darauf beruht, dass ein wesentlicher<br />

Teilbereich des Markenwissens von<br />

Konsumenten durch das entsprechende Markenimage<br />

gekennzeichnet (Abb. 3 auf S. 10, Quelle:<br />

Esch, 2000, S. 991) ist. Das Markenimage ist hierbei<br />

zu verstehen als die Gesamtheit aller subjektiven<br />

Vorstellungen einer Person von einer Marke<br />

hinsichtlich<br />

•<br />

•<br />

<strong>der</strong> wahrgenommenen Eigenschaften und<br />

<strong>der</strong> Eignung dieser Marke zur Befriedigung<br />

<strong>der</strong> rationalen sowie emotionalen Bedürfnisse<br />

des Individuums (vgl. Trommsdorf, 2004,<br />

S. 168 f.).<br />

4. Markenstärke im Praxistest<br />

<strong>Die</strong> jeweilige Stärke o<strong>der</strong> Schwäche eines Markenimages<br />

lässt sich durch folgende Merkmale<br />

beschreiben (vgl. Esch et al., 2005, S. 50):<br />

• <strong>Die</strong> Art <strong>der</strong> Assoziationen mit einer Marke<br />

(emotional o<strong>der</strong> kognitiv): <strong>Die</strong> Kennzeichen<br />

starker Marken sind vor allem die emotionalen<br />

Inhalte, die man mit diesen verknüpft<br />

(z.B. Marlboro, Bacardi).<br />

• <strong>Die</strong> Stärke <strong>der</strong> mit einer Marke verbundenen<br />

Assoziationen: Je enger eine Assoziation<br />

mit einer Marke verknüpft ist, desto stärker<br />

schlägt sie auf eine Markenbeurteilung durch<br />

(z.B. Body Shop = umweltfreundlich; Familotels<br />

= kin<strong>der</strong>freundlich).<br />

• <strong>Die</strong> verbale o<strong>der</strong> nonverbale Repräsentation<br />

einer <strong>der</strong> Assoziationen: Starke Marken verfügen<br />

meist auch über eine Reihe mit ihnen verbundener<br />

verbaler (z.B. Saturn = Geiz ist geil;<br />

Autor dieses Beitrags:<br />

Marco A. Gardini<br />

verfügt über langjährige<br />

Verbands-, Industrie- und<br />

Beratungserfahrung (DIHK,<br />

Blaupunkt, Droege& Comp.,<br />

Ewedo). Er ist Professor<br />

für <strong>Die</strong>nstleistungsmarketing<br />

und Internationales<br />

Hospitality Management an<br />

<strong>der</strong> Hochschule Kempten und<br />

Wissenschaftlicher Direktor<br />

des Treugast International<br />

Institute of Applied Hospitality<br />

Sciences GmbH in<br />

München. <strong>Die</strong> Schwerpunkte<br />

von Prof. Dr. Marco A. Gardini<br />

in Forschung, Lehre und<br />

Beratung liegen auf Themen<br />

aus dem Bereich Hospitality<br />

Management und <strong>Die</strong>nstleistungsmarketing,<br />

Strategie,<br />

Organisation sowie Marken-,<br />

Qualitäts- und Kundenzufriedenheitsmanagement.<br />

TourHP 03 2009 |


Marketing & Vertrieb<br />

Mythos Marke: Wie entstehen spezifische Gästepräferenzen?<br />

3 Operationalisierung des Markenwissens <strong>der</strong> Konsumenten<br />

Markenwissen<br />

Markenimage<br />

Markenbekanntheit<br />

Aktive Bekanntheit »Recall«<br />

Passive Bekanntheit »Recognition«<br />

Art <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Stärke <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Repräsentation <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Zahl <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Einzigartigkeit <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Relevanz <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Richtung <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

Zugriffsfähigkeit <strong>der</strong> Markenassoziationen<br />

verbal geprägt<br />

visuell geprägt<br />

verbal geprägt<br />

visuell geprägt<br />

emotional geprägt<br />

kognitiv geprägt<br />

verbal (Claim, Namen)<br />

nonverbal (Bil<strong>der</strong>,<br />

Jingles etc.)<br />

produktbezogene A.<br />

markenbezogene A.<br />

angenehm<br />

unangenehm<br />

Toyota = Nichts ist unmöglich) und nonverbaler<br />

Inhalte (Beck´s = Grünes Segelschiff; Milka<br />

= Lila Kuh).<br />

• <strong>Die</strong> Anzahl <strong>der</strong> Assoziationen: Starke Marken<br />

verfügen nicht unbedingt über mehr Assoziationen<br />

als schwache Marken, aber vor allem<br />

über stark miteinan<strong>der</strong> vernetzte Assoziationen<br />

(Ikea = gutes Preis-Leistungsverhältnis,<br />

familienfreundlich, mo<strong>der</strong>nes Design zum<br />

mo<strong>der</strong>aten Preis, do-it-yourself)<br />

• <strong>Die</strong> Einzigartigkeit <strong>der</strong> Assoziationen: Starke<br />

Marken sollten über möglichst viele einzigartige<br />

Assoziationen verfügen (z.B. Red Bull verleiht<br />

Flügel).<br />

• <strong>Die</strong> Richtung <strong>der</strong> Assoziationen: Starke Marken<br />

müssen vor allem positive Gefühle wecken<br />

(Bacardi-Feeling; ADAC=Schutz/Sicherheit).<br />

• <strong>Die</strong> Relevanz <strong>der</strong> Assoziationen: Zum Aufbau<br />

einer starken Marke ist es wichtig, dass die<br />

entsprechenden Markenassoziationen möglichst<br />

genau den Bedürfnissen <strong>der</strong> Kunden<br />

entsprechen und für diese von Bedeutung sind<br />

(Biohotels stellen Themen wie Nachhaltigkeit,<br />

Umweltschutz etc. in den Vor<strong>der</strong>grund und re-<br />

präsentieren damit Werte wie sie bspw. für die<br />

Zielgruppe <strong>der</strong> Lohas relevant sind).<br />

• <strong>Die</strong> Zugriffsfähigkeit <strong>der</strong> Assoziationen: <strong>Die</strong><br />

Eigenschaften und Vorstellungen zu einer<br />

Marke müssen leicht mit dieser in Verbindung<br />

gebracht werden können (z.B. Ritz Carlton =<br />

Qualität).<br />

Für die Hotellerie ist – wie vereinzelte Studien<br />

zeigen – zu konstatieren, dass Reisende und<br />

Hotelgäste in Befragungen außer einer geringen<br />

Markenbekanntheit auch kaum differenzierungsfähige<br />

Assoziationen zu artikulieren in <strong>der</strong><br />

Lage sind: Einzelne <strong>Hotelmarke</strong>n können zwar<br />

dem Ansatz nach Sterne-/Qualitätskategorien<br />

zugeordnet werden, aber innerhalb <strong>der</strong> einzelnen<br />

Kategorien können die Probanden kaum differenzierungsfähige<br />

verbale o<strong>der</strong> nonverbale Assoziationen<br />

o<strong>der</strong> Markenbil<strong>der</strong> von konkurrenzierenden<br />

<strong>Hotelmarke</strong>n abrufen.<br />

So konnten beispielsweise in einer aktuellen<br />

Studie <strong>der</strong> Hochschule Kempten, bei <strong>der</strong> 160 Geschäfts-<br />

und Freizeitreisende befragt wurden,<br />

10 | TourHP 03 2009


Mythos Marke: Wie entstehen spezifische Gästepräferenzen?<br />

Marketing & Vertrieb<br />

für die Marken Hilton, Marriott, Holiday Inn,<br />

Sheraton, Maritim o<strong>der</strong> Mövenpick kaum nennenswerte<br />

Positionierungs- bzw. Leistungsunterschiede<br />

benannt werden. Darüber hinaus ergab<br />

sich bei einigen <strong>Hotelmarke</strong>n in Bezug auf<br />

die qualitative Zuordnung <strong>der</strong> Marken ein sehr<br />

diffuses Markenbild: Marken wie Best Western,<br />

Mercure und Maritim wurden von den Probanden<br />

zu annähernd gleichen Teilen sowohl <strong>der</strong><br />

gehobenen als auch <strong>der</strong> einfachen Kategorie zugeordnet<br />

und dies sowohl von Hotelgästen mit<br />

<strong>der</strong> entsprechenden Konsumerfahrung als auch<br />

von potenziellen Kunden (vgl. Pfisterer, 2008,<br />

S. 71 ff.). Bei Best Western waren die Angaben<br />

<strong>der</strong> Befragten am diffusesten: <strong>Die</strong> eine Hälfte <strong>der</strong><br />

Befragten nahmen Best Western als <strong>Hotelmarke</strong><br />

mit hoher Qualität und mo<strong>der</strong>n wahr, während<br />

die an<strong>der</strong>e Hälfte Best Western eher als niedrig in<br />

<strong>der</strong> Qualität und als traditionell bzw. konservativ<br />

in seinem Erscheinungsbild beschrieb.<br />

5. Fazit<br />

<strong>Die</strong> oben genannten einzelnen Faktoren des Markenimage<br />

und <strong>der</strong> Markenbekanntheit, die das<br />

Markenwissen <strong>der</strong> relevanten Zielgruppen prägen<br />

und damit auch für die Stärke und den Wert<br />

einer Marke verantwortlich sind, gilt es entsprechend<br />

bei <strong>der</strong> Formulierung quantitativer und<br />

qualitativer Markenziele festzulegen. Gerade unter<br />

den heutigen Markt- und Kommunikationsbedingungen<br />

erscheint es für die Hotellerie geboten,<br />

sich beim Aufbau neuer bzw. <strong>der</strong> Pflege<br />

vorhandener Marken nicht nur auf die Produktbzw.<br />

Konzeptebene einer Hotelimmobilie zu beschränken,<br />

son<strong>der</strong>n Markenführung als zielgerichteten<br />

und systematischen Managementprozess<br />

zu betrachten, in dessen Mittelpunkt die<br />

ganzheitliche Entwicklung und Implementierung<br />

eines eindeutigen und differenzierungsfähigen<br />

Markenkonzepts steht. •<br />

Ausblick und Rückschau:<br />

<strong>Die</strong> Grundlagen inhaltlicher<br />

Markenentwicklungsprozesse<br />

und die Bausteine eines<br />

identitätsorientierten<br />

Markenkonzepts sollen<br />

Gegenstand eines weiteren<br />

Artikels in einem <strong>der</strong> nächsten<br />

TourHP-Hefte sein. In <strong>der</strong><br />

Ausgabe 02 | 09 <strong>der</strong> TourHP<br />

bereits erschienen (vgl. unter<br />

www.TourHPdigital.de) ist<br />

<strong>der</strong> Beitrag des Verfassers<br />

zum Thema: <strong>Hotelmarke</strong>n<br />

zwischen Schein und Sein.<br />

Kurz notiert<br />

Destination Brand 09: Studie zur Markenstärke deutscher<br />

Urlaubsziele<br />

Wie stark die deutschen Urlaubsziele als Marke wahrgenommen werden, wird<br />

jetzt erstmals in einer umfassenden Studie untersucht. Sie wird unter dem<br />

Label »Destination Brand« vom Institut für Management und Tourismus <strong>der</strong><br />

Fachhochschule Westküste (IMT) im Rahmen eines kooperativen Forschungsprojekts<br />

gemeinsam mit dem Team von GFK TravelScope durchgeführt. Mit<br />

<strong>der</strong> bevölkerungs-repräsentativen Online-Erhebung, in <strong>der</strong> insgesamt 6.000<br />

Probanden im Alter von 14 bis 74 Jahren interviewt werden, wurde im April<br />

2009 begonnen. Im Rahmen <strong>der</strong> Studie wird aber nicht nur ermittelt, wie<br />

bekannt über 125 deutsche Zielgebiete sind, son<strong>der</strong>n auch, welche Sympathie<br />

ihnen entgegengebracht wird. Destination Brand 2009 gibt zudem Auskunft<br />

darüber, welches Urlaubsreise- und Kurzurlaubsreisepotenzial die Destinationen<br />

haben. Eine Bewertung <strong>der</strong> Zielgebiete, z.B. hinsichtlich Vertrauenspotenzial<br />

und Einzigartigkeit, gehört ebenfalls zur Abfrage.<br />

Vergütung von Vertriebsleitern<br />

Das Beratungsunternehmen Personalmarkt<br />

hat ermittelt, dass deutsche Vertriebsleiter ein<br />

Durchschnittseinkommen von 110.600 € p.a.<br />

erzielen (Anteil des Grundgehalts: 84%). Während<br />

in den Bereichen Finanzdienstleistungen<br />

und Telekommunikation sowie bei Computerund<br />

Büromaschinenherstellern am meisten verdient<br />

wird (Finanzdienstleistungen: 136.230 €),<br />

wird in den Hotels und Gaststätten, in den Bildungsinstitutionen<br />

und in <strong>der</strong> Tourismuswirtschaft<br />

am wenigsten gezahlt (Hotels/Gaststätten:<br />

68.590 €, Bildungseinrichtungen: 71.860<br />

€, Touristik/Freizeit: 78.530 €). •<br />

Es ist geplant, die Studie im Drei-Jahres-Rhythmus durchzuführen. Erste<br />

Ergebnisse werden Ende Mai veröffentlicht. Sie werden kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt. Anfang Juni wird eine Broschüre mit den destinationsübergreifenden<br />

Ergebnissen gratis verfügbar sein. Interessenten können sich unter<br />

www.destination-brand.de für die kostenlose Zusendung <strong>der</strong> Broschüre<br />

registrieren lassen. •<br />

TourHP 03 2009 | 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!