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Kalibrierfibel Volumenstrom - Testo Industrial Services GmbH

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<strong>Volumenstrom</strong>-Fibel<br />

Messtechnik und Kalibrierung<br />

1. Auflage<br />

2


Nirgendwo passt der Spruch „wer misst, misst Mist“ besser als in<br />

der Strömungsmesstechnik!<br />

Wer die Strömung in einem Kanal mit einer Sonde misst, macht<br />

bereits den ersten Messfehler, da die Sonde die Strömung massiv<br />

beeinflusst. Oftmals ist jedoch eine Messung gar nicht anders<br />

möglich.<br />

Daher ist neben der Frage, mit welchen Messeinrichtungen<br />

man misst, besonders wichtig zu wissen, was man tut um das<br />

Messergebnis ggf. entsprechend zu korrigieren.<br />

In dieser Fibel geben wir Ihnen einen Überblick der verschiedenen<br />

Messverfahren zur Strömungs- und <strong>Volumenstrom</strong>messung<br />

sowie Tipps und Anleitungen zur Umsetzung und Realisierung<br />

der Messungen.<br />

Des Weiteren wird auf die Möglichkeiten der Kalibrierung von<br />

Strömungssonden eingegangen.<br />

Diese Fibel soll eine Hilfe zur Realisierung der Kalibrierung im<br />

Rahmen der Qualitätssicherung sein. Sie erhebt keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit. Die hier genannten Ratschläge können auch<br />

keine Allgemeingültigkeit besitzen. Sie sind vielmehr eine Samm-<br />

lung von Erfahrungen und Eindrücken aus vielen Kundenbesuchen,<br />

eigenen Messungen und Kalibrierungen und lebhaften<br />

Diskussionen bei <strong>Testo</strong>-Kalibrierseminaren.<br />

Für weitere Hinweise und Anregungen sind wir dankbar.<br />

Ihr <strong>Testo</strong> industrial services Team<br />

industrial services<br />

Vorwort<br />

3


industrial services<br />

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis<br />

6 1 Grundlagen der Strömungsmesstechnik<br />

6 1.1 Frühe Erfahrungen mit Luftströmung<br />

8 1.2 Einheiten und Größen Strömungsmessung<br />

11 2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

11 2.1 Überblick<br />

11 2.2 Stauklappenanemometer<br />

12 2.3 Stauscheibenanemometer<br />

12 2.4 Katathermometer<br />

12 2.5 Flügelradanemometer<br />

15 2.6 Halbschalenanemometer<br />

15 2.7 Staurohrmessung<br />

19 2.8 Thermische Strömungssonden<br />

22 2.9 Akustische Messverfahren<br />

23 2.10 Messprinzip LDA (Laser-Doppler-Anemometer)<br />

25 2.11 Übersicht <strong>Testo</strong>-Mess-Sonden und Messbereiche<br />

26 3 Messung in Kanälen<br />

26 3.1 Strömungsprofile<br />

30 3.2 Verfahren zur Netzmessung in Kanälen<br />

35 3.3 Berechnung des <strong>Volumenstrom</strong>s<br />

35 3.4 Fehlerquellen / problematische Mess-Stellen<br />

45 4 Messung an Austrittsgittern<br />

45 4.1 Messung an Kanalaustritten<br />

46 4.2 Fehlerquellen die das Messergebnis beeinflussen<br />

49 4.3 Messung an blasenden und saugenden Öffnungen<br />

51 4.4 <strong>Volumenstrom</strong>ermittlung über die Ventilatorkennlinie<br />

52 5 Kalibrierung von Strömungssonden<br />

52 5.1 Woher kommt der richtige Wert?<br />

52 5.2 Strömungsgenerator Windkanal zur Kalibrierung<br />

von Strömungssonden<br />

53 5.3 <strong>Testo</strong> DKD-Kanal<br />

56 6 Kalibrierung von <strong>Volumenstrom</strong>hauben<br />

56 6.1 DKD-<strong>Volumenstrom</strong>kanal der<br />

<strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

57 7 <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung Schornstein<br />

57 7.1 Kalibriergegenstand<br />

57 7.2 Verteilung der Messpunkte<br />

58 7.3 Das Referenz-Messequipment im Jahr 1996<br />

58 7.4 Messergebnis<br />

60 8 Verfahren zur <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

60 8.1 Übersicht<br />

60 8.2 Druckdifferenzmessung mittels einer Blende<br />

61 8.3 Direkte Messung des <strong>Volumenstrom</strong>s<br />

mittels Balometer<br />

62 8.4. Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit im<br />

Kanal und Berechnung über den Querschnitt<br />

63 8.5. Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit am<br />

Austrittsgitter (z.B. Laminarflow-Filter) und<br />

Berechnung über den Querschnitt<br />

64 9 Literaturverzeichnis<br />

65 10 <strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

65 10.1 Prospektanforderung<br />

66 10.2 Notizen<br />

4 5


6<br />

1 Grundlagen der Strömungsmesstechnik<br />

Bewegung von Blättern<br />

und Zweigen<br />

1.1 Frühe Erfahrungen mit Luftströmung<br />

1.1.1 Nutzung der Windenergie<br />

Sehr früh machten die Menschen erste Erfahrungen mit Luftströmung.<br />

Schon vor 2500 Jahren wird aus Mesopotanien (Gebiet<br />

des heutigen Irans) von Windmühlen berichtet, mit denen die<br />

Luftströmung zur Energiegewinnung herangezogen wurde.<br />

Von dort breiteten sie sich bis Europa aus, wo sie in verschiedensten<br />

Ausführungen angewandt und bis zu modernen Windkraftanlagen<br />

weiterentwickelt wurden.<br />

Frühe Ausnutzung von Luftströmen<br />

1.1.2 Naturbeobachtungen<br />

Erst sehr viel später war neben der reinen Nutzung der Luftströmung<br />

auch die Erfassung deren Größe wichtig. Erste einfache<br />

„Messungen“ der Luftströmung erfolgten durch Beobachtungen<br />

in der Natur.<br />

1.1.3 „Historische“ Strömungs-Einheiten –<br />

Beaufort-Skala<br />

Diese Beobachtungen mündeten in die Beaufortskala, eine vom<br />

englischen Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1852) im Jahr<br />

1805 aufgestellte zwölfteilige Skala der Windstärke.<br />

Die Beaufort-Skala gibt also die Wirkung des Windes wider und<br />

ist geeignet für die Einstufung von Segelanweisungen auf großen<br />

Segelschiffen.<br />

industrial services<br />

1 Grundlagen der Strömungsmesstechnik<br />

Anemometer wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts gebraucht,<br />

waren aber selten. Dadurch wurde die Beaufort-Skala die am<br />

weitesten verbreitete Art der Windbeurteilung. Erst 1946 wurde<br />

nach vielen Studien ein offizieller Zusammenhang zwischen<br />

Beaufort Werten und Windgeschwindigkeit festgestellt.<br />

7


8<br />

1 Grundlagen der Strömungsmesstechnik<br />

1.2 Einheiten und Größen Strömungsmessung<br />

1.2.1 Luftgeschwindigkeit<br />

Das Messen der Luftgeschwindigkeit ist mit die schwierigste Aufgabe<br />

bei der Beurteilung von raumlufttechnischen Anlagen. Das<br />

sieht man allein schon daran, wie viele Normen sich mit diesem<br />

Thema beschäftigen. Dabei spielt die Luftgeschwindigkeit nur bei<br />

Behaglichkeitsmessungen die Hauptrolle, in den meisten anderen<br />

Fällen will man als eigentliche Messgröße den <strong>Volumenstrom</strong> bestimmen,<br />

das heißt wie viel Luft von welcher Qualität zu welchem<br />

Zeitpunkt durch einen bestimmten Kanalabschnitt geht. Es reicht<br />

dabei nicht aus, eine einzelne Geschwindigkeit zu ermitteln und<br />

diesen Wert über die Fläche hochzurechnen, in den meisten Fällen<br />

muss eine aufwendige Mittelwertbildung durchgeführt werden.<br />

1.2.2 Strömungsgeschwindigkeit<br />

Die heute verwendete gültige Einheit zur Strömungsmessung ist<br />

m/s mit den gebräuchlichen Umrechnungen in km/h; m/min etc.<br />

1.2.3 Turbulenzgrad<br />

Der Turbulenzgrad ist ein Maß für die Störung einer Strömung.<br />

Dieser Strömung sind zufällige Schwankungen überlagert.<br />

Der Turbulenzgrad wird folgendermaßen ermittelt:<br />

Zuerst wird der Mittelwert berechnet. Anschließend wird die jeweilige<br />

Abweichung zwischen Mittelwert und einzelnem Messwert<br />

berechnet. Diese Abweichungen werden quadriert, addiert<br />

und die Anzahl der Messungen dividiert. Die Wurzel aus dieser<br />

Division ergibt den Turbulenzgrad in m/s.<br />

Üblicherweise wird dieser in % auf den mittleren Strömungswert<br />

bezogen, angegeben.<br />

industrial services<br />

1 Grundlagen der Strömungsmesstechnik<br />

Behaglichkeitssonde zur Messung des Turbulenzgrades<br />

Anwendungsbeispiel:<br />

Klimamessung am Arbeitsplatz<br />

Hier ist die zulässige Geschwindigkeit am Arbeitsplatz vom Turbulenzgrad<br />

abhängig (DIN 1946 Teil 2)<br />

z.B.:<br />

zulässige Luftgeschwindigkeit bei 24°C = 0,14 m/s bei TU = 60%<br />

zulässige Luftgeschwindigkeit bei 24°C = 0,29 m/s bei TU = 5%<br />

1.2.4 <strong>Volumenstrom</strong><br />

Zur Ermittlung des <strong>Volumenstrom</strong>s (= Betriebsvolumenstrom)<br />

wird die Strömungsgeschwindigkeit mit der Querschnittsfläche<br />

multipliziert.<br />

Beispiel:<br />

Kanal-Durchmesser = 0,60 m<br />

Diagramm Ermittlung<br />

Turbulenzgrad<br />

9


1 Grundlagen der Strömungsmesstechnik<br />

gemessene Strömungsgeschwindigkeit = 0,4 m/s<br />

Querschnittsfläche Kanal = 0,6 m * 0,6 m * π/4 = 0,283m²<br />

<strong>Volumenstrom</strong> = 0,283 m² * 0,4 m/s = 0,1132 m³/s = 0,1132 *<br />

3600 m³/h = 407,52 m³/h<br />

1.2.5 Norm-<strong>Volumenstrom</strong><br />

Norm m3 gemäß<br />

1) DIN 1343 Bezug: 1.013,25hPa / 0°C / 0 %rF<br />

2) DIN ISO 2533 Bezug: 1.013,25hPa / 15°C / 0 %rF<br />

3) DIN 1945 Bezug: 1.013,25hPa / 20°C / 0 %rF<br />

(Druckluft-Industrie)<br />

1.2.6 Massestrom<br />

Zur Ermittlung des Massestroms wird der <strong>Volumenstrom</strong> mit der<br />

Dichte des Mediums multipliziert.<br />

Beispiel:<br />

<strong>Volumenstrom</strong> = 407,52 m³/h<br />

Medium Luft; Dichte = 1,293 kg/m³<br />

Massestrom = 407,52 m³/h * 1,293 kg/m³ = 526,92 kg/h<br />

2.1 Überblick<br />

verschiedene Strömungsmessgeräte<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Schon vor etwa 100 Jahren wurden die wesentlichen, auch heute<br />

noch üblichen Verfahren wie Flügelradanemometer, thermische<br />

Anemometer, Stauklappenanemometer, Staurohrmessung, Katathermometer<br />

angewandt. Hinzu kamen in den letzten 20 Jahren<br />

noch die akustischen (Ultraschall) und optischen Verfahren<br />

(Laser-Doppler-Anemometer).<br />

2.2 Stauklappenanemometer<br />

Bei der mechanischen Geschwindigkeitsmessung drücken die<br />

anströmenden Luftmassen auf ein Prallblech. Dieses verändert<br />

dadurch seine Lage und bewegt einen Zeiger über eine Skala.<br />

Diese Messmethode hat einen sehr eingeschränkten Messbereich<br />

und bringt in der Praxis allenfalls eine rot/grün Information,<br />

das heißt <strong>Volumenstrom</strong> vorhanden oder Anlage steht still.<br />

Diese Messmethode ist sehr preiswert und sie wird dadurch oft<br />

als Schalter zur Überwachung von Mindestvolumenströmen oder<br />

auch zur Drehzahlbegrenzung eingesetzt.<br />

Stauklappenanemometer<br />

10 11


12<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Stauscheibenanemometer<br />

Katathermometer<br />

Flügelradanemometer<br />

2.3 Stauscheibenanemometer<br />

Durch das Stauscheibenanemometer fließt ein Teil-Luftstrom, der<br />

eine mit einem Zeiger gekoppelte drehbare Stauklappe gegen<br />

eine Spiralfeder auslenkt. Da die Anzeige dem auf die Staufläche<br />

wirkenden Strömungsdruck entspricht, ist sie von der Luftdichte<br />

abhängig.<br />

In Verbindung mit einem Staurohr können mit diesem Anemometer<br />

auch Messungen im Kanal durchgeführt werden.<br />

2.4 Katathermometer<br />

Das Thermometer wird in einem Wasserbad erwärmt. Aus der<br />

Abkühlzeit des Thermometers auf Raumtemperatur kann die<br />

Luftgeschwindigkeit berechnet werden. (DIN 1946 Blatt1)<br />

Wegen der umständlichen Handhabung ist das Katathermometer<br />

nur bei Geschwindigkeitsmessungen im Raum zu verwenden.<br />

Seine Anzeige ist nahezu unabhängig von der Strömungsrichtung,<br />

doch lässt sich nur ein zeitlicher Mittelwert für die Geschwindigkeitsmessung<br />

angeben, ein Momentwert ist nicht möglich.<br />

Strahlungseinflüsse können zu erheblichen Fehlern führen.<br />

2.5 Flügelradanemometer<br />

2.5.1 Eckdaten<br />

Das Messprinzip der Flügelradsonden basiert auf einer Umsetzung<br />

einer Drehbewegung in elektrische Signale. Das strömende Medium<br />

setzt das Flügelrad in Bewegung. Ein induktiver Näherungsschalter<br />

(Temperatureinsatz bis 140°C) bzw. Lichtleiter (Temperatureinsatz<br />

bis 350°C) „zählt“ rückwirkungsfrei die Umdrehungen<br />

des Flügelrades und liefert eine Impulsfolge, die im Messgerät umgesetzt<br />

und als Strömungswert angezeigt wird.<br />

Das Flügelrad ist relativ unproblematisch in der Anwendung, der<br />

abgedeckte Messbereich ist ideal für die in der Raumlufttechnik<br />

auftretenden Geschwindigkeiten.<br />

Probleme können bei Verschmutzung der Lager bzw. bei Kondensation<br />

feuchter Luft auftreten, hierdurch werden die Anlaufwerte<br />

des Flügelrades verschlechtert.<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Berechnungsformel:<br />

Umfangsgeschwindigkeit: u = v * tan α<br />

Im reibungsfreien Zustand gilt zwischen der Strömungsgeschwindigkeit<br />

v und der Umfangsgeschwindigkeit u des Flügelrades<br />

obige Formel, wobei α der Anstellwinkel des Flügelrades<br />

senkrecht zur Strömungsrichtung ist.<br />

2.5.2 Nachweis der Druckunabhängigkeit<br />

Das Flügelradanemometer misst im Gegensatz zu anderen<br />

Messverfahren druck-, temperatur- und dichteunabhängig (über<br />

den Standard Messbereich). Ein Untersuchungsbericht der Deutschen<br />

Gesellschaft für Luft und Raumfahrt (DLR) zeigt, dass ein<br />

optimales, nahezu reibungsfrei gelagertes Flügelrad druck-, temperatur-<br />

und dichteunabhängig misst.<br />

Diagramm Nachweis Druckunabhängigkeit<br />

Voraussetzung: Mediumsdichten > 0,6 kg/m³<br />

Diese Bedingung wird bei Luft erst ab Temperaturen größer<br />

350°C bzw. Drücken unter 500 hPa nicht mehr erreicht. Das Ergebnis<br />

wurde mit Versuchen in einer Druckkammer mit <strong>Testo</strong>-<br />

Flügelradsonden bestätigt.<br />

13


14<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Verdrehung Flügelrad<br />

separate Baugruppen Flügelrad<br />

2.5.3 Einfluss durch Verdrehen der Flügelradsonde<br />

Flügelradsonden verhalten sich relativ unkritisch bei Verdrehen innerhalb<br />

der Strömungsrichtung. Bei einer Verdrehung von ± 10°<br />

gegen die Hauptströmrichtung ist die Abweichung der mittleren<br />

Anzeige vom Sollwert i.d.R. unter 1%.<br />

2.5.4 Separat abgeglichene Baugruppe<br />

Ein Problem bei Flügelrädern ist die mechanische Empfindlichkeit<br />

(Hartmetallachse, Edelsteinlager) bei unsachgemäßer Behandlung.<br />

Hier hat sich die Austauschbarkeit des mechanischen<br />

Teiles bewährt, ebenfalls kann der abgenommene Flügelradkopf<br />

einfach im Ultraschallbad gereinigt werden.<br />

2.5.5 Eintauchtiefenabhängigkeit<br />

Die Anzeige aller Strömungssonden ist abhängig von der Anströmung<br />

der Sonde.<br />

Das Bild zeigt die Abhängigkeit der Anzeige einer 16 mm Flügelradsonde<br />

von der Eintauchtiefe in eine Strömung.<br />

Diagramm Eintauchtiefenabhängigkeit<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

2.5.6 Verschiedene Bauformen<br />

Zu beachten ist, dass für Kanalmessungen möglichst Flügelräder<br />

mit kleinem Durchmesser verwendet werden sollen, für die Messung<br />

an Austrittsgittern möglichst große Flügelräder mit integrierender<br />

Wirkung.<br />

2.6 Halbschalenanemometer<br />

In der Meteorologie wird das Halbschalenanemometer, auch<br />

Schalenkreuzanemometer genannt, für Windmessungen benutzt.<br />

Das Prinzip beruht darauf, dass der Strömungswiderstand<br />

einer Halbkugel bei Anströmung der konkaven Seite etwa dreimal<br />

so groß ist wie auf der entgegengesetzten Seite.<br />

2.7 Staurohrmessung<br />

Staurohre dienen zur Messung der Geschwindigkeit bei bekannter<br />

Strömungsrichtung.<br />

Weit verbreitet ist das Prandtl-Staurohr (deutscher Physiker,<br />

1875-1953), das sowohl den Gesamtdruck an der Kopfspitze als<br />

auch den statischen Druck an seitlichen Öffnungen aufnimmt und<br />

in zwei getrennten Röhrchen einem Differenz-Druckmessgerät<br />

zuführt.<br />

Das Staurohr hat einen sehr großen Messbereich, bevorzugt für<br />

hohe Geschwindigkeiten, (Genauigkeit steigt mit zunehmender<br />

Geschwindigkeit) und einen sehr großen Temperatureinsatz-<br />

bereich, der im Wesentlichen nur vom Material des Staurohres<br />

abhängt.<br />

verschiedene Flügelradbauformen<br />

Halbschalenanemometer<br />

15


16<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Das Staurohr ist sehr empfindlich gegen Verdrehungen aus der<br />

Strömungsachse, bei Strömungen mit hoher Turbulenz sowie bei<br />

drall- und wirbelbehafteten Strömungen.<br />

Für die Strömungsberechnung müssen alle Einflussgrößen der<br />

Dichte des verwendeten Mediums bekannt sein (Druck, Temperatur,<br />

Feuchte).<br />

Bei der Staurohrmessung wird ein Staurohr entgegen der Strömungsrichtung<br />

im Kanal ausgerichtet. Die anströmende Luft erzeugt<br />

im Inneren des Staurohres den dynamischen oder Staudruck.<br />

Über die Löcher seitlich am Staurohr wird der statische<br />

Luftdruck abgegriffen.<br />

Diese beiden Eingänge sind voneinander getrennt und werden<br />

auf separate Schlauchanschlüsse geführt. Bei der Differenzdruckmessung<br />

an diesen beiden Anschlüssen entfällt durch die<br />

Differenz der beiden Einzeldrücke der statische Druckanteil, übrig<br />

bleibt der rein dynamische Anteil. Dieser kann über eine Formel in<br />

Strömungswerte umgerechnet werden.<br />

Staurohrmessung<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

2.7.1 Hinweise zum Umgang mit Staurohren<br />

Sorgfältiger Umgang mit den Staurohren<br />

Die Prandtl-Sonde hat zwei Druckentnahemessstellen (statischer<br />

Druck und Staudruck).<br />

Zur Verbindung mit dem Differenzdruckmessgerät werden Kunststoffschläuche<br />

verwendet. Es muss unbedingt darauf geachtet<br />

werden, dass die Schläuche dicht auf den Anschluss-Stutzen<br />

und den eventuell erforderlichen Kupplungsstücken sitzen. Andernfalls<br />

ergeben sich durch den Druckunterschied zur Umgebung<br />

Strömungen in Sonde und Schlauch.<br />

Der dadurch verursachte Druckabfall kann das Mess-Signal stark<br />

verfälschen. Diese Fehler können auch auftreten, wenn die Verbindungsschläuche<br />

beschädigt sind. Deshalb ist entsprechend<br />

sorgsam mit den Schläuchen umzugehen und ihre Dichtheit vor<br />

jeder Messung zu kontrollieren. Messfehler entstehen auch häufig<br />

dadurch, dass die Schläuche versehentlich zusammengedrückt<br />

oder geknickt werden.<br />

Verschmutzung<br />

Werden Messungen an Küchen- und Industrieabluft durchgeführt,<br />

kann sich die Messbohrung für den Staudruck durch die<br />

von der Luft mitgeführten Partikel zusetzen. Es sind regelmäßige<br />

Sichtkontrollen und Reinigung der Messbohrung durchzuführen.<br />

Fehlerhafte Auswertung der Messergebnisse<br />

Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit im untersuchten Kanalquerschnitt<br />

berechnet man aus dem arithmetischen Mittel der<br />

Einzelgeschwindigkeiten. Diese errechnet sich wiederum aus den<br />

in Punkt 2.7.2 genannten Formeln. Häufig wird bei der Auswertung<br />

aus den gemessenen dynamischen Drücken der Mittelwert<br />

gebildet und daraus die mittlere Strömungsgeschwindigkeit berechnet.<br />

Diese Vorgehensweise ist mathematisch falsch und führt<br />

besonders bei verzerrten Strömungsprofilen zu unzulässigen Abweichungen<br />

vom korrekt ermittelten Wert.<br />

Ein weiterer Fehler ergibt sich oft dadurch, dass mit einer mittleren<br />

Dichte von 1200 g/m3 gerechnet wird. Bei der Messung von<br />

Außenluftströmen kann die tatsächliche Luftdichte um bis zu ± 10<br />

17


18<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

% vom oben angegebenen Mittelwert abweichen. Damit ergibt<br />

sich eine Unsicherheit des Luftstromes von bis zu ± 5%.<br />

Staurohre sind ideale Aufnehmer für die Strömungsmessung im<br />

mittleren bis hohen Geschwindigkeitsbereich, bei hohen Temperaturen<br />

oder verschmutzter Luft. Unter 5 m/s sind sie nur bedingt<br />

brauchbar, da der erzeugte Differenzdruck mit zu großen Fehlern<br />

im unteren Bereich behaftet ist. Eine brauchbare Druckmessung<br />

ist hier nur mit empfindlichen Geräten und größter Sorgfalt möglich.<br />

Stattdessen empfiehlt sich unter 5 m/s die Messung mit<br />

thermischen oder Flügelrad-Aufnehmern.<br />

2.7.2 Umrechnungsformel in Strömungsgeschwindigkeit<br />

oder:<br />

Einheiten: Einheiten:<br />

v: m/s v: m/s<br />

rho: kg/m³ rho: g/m³<br />

P .: dyn Pa P .: dyn hPa<br />

2.7.3 Dichteberechnung ohne Berücksichtigung<br />

der Feuchte<br />

Für Anwendungen im normalen Umgebungsbereich, d. h. Taupunkten<br />

unter 20°C kann der Einfluss der Feuchte vernachlässigt<br />

werden. Die Dichte der Luft kann dann nach folgender Formel<br />

berechnet werden:<br />

Einheiten:<br />

t: Temperatur in °C<br />

rho: Dichte in kg/m³<br />

P : abs Absolutdruck in hPa<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

2.7.4 Dichteberechnung mit Berücksichtigung<br />

der Feuchte<br />

Einheiten:<br />

t: Temperatur in °C<br />

rho: Dichte in kg/m³<br />

P : Absolutdruck in Pa<br />

abs<br />

j Relative Feuchte in %rF<br />

2.8 Thermische Strömungssonden<br />

Das Funktionsprinzip der thermischen Strömungsmessung basiert<br />

auf einem beheiztem Element (meist NTC), dem durch die<br />

auftretende kältere Strömung Wärme entzogen wird. Mit einer<br />

Regelschaltung wird die Temperatur konstant gehalten. Der Regelstrom<br />

ist ein Maß für die Geschwindigkeit.<br />

Die thermische Messung (Hitzkugel- oder Hitzdraht-Anemometer)<br />

ist von vielen Parametern abhängig. Ein Teil davon wird durch<br />

Normierung von vornherein ausgeschlossen:<br />

• Messen in Luft (beinhaltet Wärmeleitung und Wärmeübertragung)<br />

• Wärmestrahlung (die Wahl eines geeigneten Messortes wird<br />

vorausgesetzt)<br />

• Strömungsprofil (unterschiedliche Sondenausführungen für<br />

verschiedene Messaufgaben)<br />

19


20<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Hitzkugelanemomter<br />

Hitzdrahtanemometer<br />

Flügelräder reagieren auf das an ihnen vorbeiströmende Luftvolumen.<br />

Dabei ist die Messung quasi unabhängig von der Dichte<br />

dieser Luft.<br />

Im Gegensatz dazu wirkt auf thermische Anemometer die Masse<br />

der vorbeiströmenden Luft: bei Luft mit gleicher Geschwindigkeit,<br />

aber doppelter Masse (z.B. aufgrund doppelten Drucks), zeigt ein<br />

thermisches Anemometer den zweifachen Wert eines Flügelradanemometer<br />

an.<br />

Eine konstante Luftmenge ändert beim Transport durch einen Klimakanal<br />

seinen Druck und umgekehrt dazu sein Volumen bzw.<br />

seine Geschwindigkeit. Deshalb muss man beim Messen mit<br />

thermischen Anemometern größere Druckschwankungen berücksichtigen<br />

und diese im Messergebnis korrigieren.<br />

Die korrigierte Geschwindigkeit bzgl. Druck bzw. Dichte erhält<br />

man durch die Multiplikation des Messwertes mit dem entsprechenden<br />

Verhältnis der Drücke / Dichten.<br />

Thermische Anemometer sind besonders für den unteren Strömungsbereich<br />

geeignet. Im Messbereich bis 5 m/s bieten sie<br />

deutlich bessere Genauigkeiten als alle anderen Verfahren.<br />

Bei thermischen Anemometern kommen zwei NTC´s zum Einsatz.<br />

Der erste wird auf eine Temperatur aufgeheizt, die deutlich<br />

höher als die der zu messenden Umgebung liegt. Der zweite<br />

misst die Umgebungstemperatur und dient zur Kompensation<br />

von Temperatureffekten.<br />

Der aufgeheizte NTC wird durch vorbeiströmende Luft abgekühlt.<br />

Die Energie, die nachgeführt werden muss, um den Sensor trotzdem<br />

auf einer konstanten Temperatur zu halten, wird gemessen<br />

und mittels Abgleichdaten in eine Strömungsgeschwindigkeit<br />

umgerechnet.<br />

Die Eignung für niedrige Luftgeschwindigkeiten ergibt sich auch<br />

direkt aus der Sensorempfindlichkeitskurve. Die Empfindlichkeit<br />

ist im unteren Bereich sehr stark und nimmt mit zunehmender<br />

Strömungsgeschwindigkeit ab. Über 10m/s ist die Kennlinie so<br />

flach, dass fertigungsbedingte Abweichungen von der Ideal-<br />

Kennlinie nur noch mit großem Aufwand kompensiert werden<br />

können und der Anwender einen brauchbaren Messeffekt erhält.<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

2.8.1 Richtungscharakteristik Hitzdrahtsonde<br />

Diese Sonde hat gewollt eine ausgeprägte Richtungscharakteristik.<br />

Deshalb ist es mit dieser Sonde möglich Strömungsrichtungen<br />

zu erkennen.<br />

Richtungscharakteristik Hitzdrahtsonde<br />

2.8.2 Messverfahren und Einflüsse<br />

Dichteeinfluss<br />

2.8.3 Korrektur des Absolutdruckes<br />

Der Abgleich der thermischen Anemometer wird bei den meisten<br />

Herstellern auf einen Druck von 1013 hPa bezogen. Der Anwender<br />

muss nun, je nach seinem Absolutdruck vor Ort (Ermittlung<br />

siehe Staurohr sowie nachfolgendes Beispiel), den momentanen<br />

Absolutdruck im Messgerät eingeben oder, falls dies nicht möglich<br />

ist, manuell korrigieren.<br />

21


22<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Windkanal inkl. Referenz-System<br />

mit 16mm Flügelrad<br />

Kalibriergegenstand testo 425<br />

2.8.4 Beispiel-Kalibrierung in Mexico City<br />

Referenz-System:<br />

testo 400 inkl. 16mm Flügelrad<br />

Genauigkeit: ±(0.2 m/s +1% v. Mw.)<br />

Digit: ±0.1 m/s<br />

Kalibriergegenstand (KG):<br />

testo 425 inkl. Hitzdrahtsonde<br />

Genauigkeit: ±0.53 m/s<br />

Digit: ±0.01 m/s<br />

Umgebungsbedingungen Mexico City<br />

Ortshöhe: 2000 m; aktueller atmosphärischer Druck: 800 hPa<br />

Ergebnisse (Anzeigen der Messgeräte):<br />

Referenz: 10,1 m/s, Kalibriergegenstand: 8,20 m/s<br />

Kalibrier-Ergebnis ohne Druckkorrektur:<br />

8,20 m/s – 10.1 m/s = -1,90 m/s<br />

Druck-Korrektur:<br />

g<br />

Kalibrier-Ergebnis mit Druckkorrektur:<br />

10,38 m/s – 10,1 m/s = 0,28 m/s<br />

2.9 Akustische Messverfahren<br />

2.9.1 Physikalische Grundprinzipien<br />

Mitführungseffekt<br />

Die Mitführung von Schallwellen im Fluid ändert die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

der Welle.<br />

c+v in Strömungsrichtung<br />

c-v gegen die Strömungsrichtung<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Dopplereffekt<br />

Es entsteht eine Frequenzänderung delta f wenn sich Sender und<br />

Empfänger aufeinander zu (+) oder voneinander weg (-) bewegen.<br />

Messungen nach dem Dopplereffekt sind möglich, wenn die<br />

Strömung schallstreuende Teilchen mit sich führt, die als bewegte<br />

Sender oder Empfänger dienen (Feststoffteilchen, Gasbläschen<br />

in Flüssigkeiten etc.).<br />

Es ist ein Messverfahren, das hauptsächlich im Bereich der<br />

Durchflussmessechnik von Flüssigkeiten und Gasen angewandt<br />

wird. Durch stationär eingebaute Mess-Systeme sind Genauigkeiten<br />

von besser 1% möglich.<br />

Mit aufwendigen Rechenverfahren und Auswertelektroniken ist<br />

hier neben der reinen Erfassung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

auch die Erfassung der Strömungsrichtung möglich.<br />

Ultraschallanemometer<br />

2.10 Messprinzip LDA (Laser-Doppler-Anemometer)<br />

Basis für diese Auswertung ist das Nutzen des Dopplereffektes<br />

im optischen Bereich.<br />

Der Strahl eines Lasers wird mit einem Strahlteiler in zwei parallele<br />

Strahlen aufgespalten. Diese parallelen Strahlen werden über<br />

eine Linse am Messpunkt in der zu vermessenden Strömung zum<br />

Schnittpunkt gebracht.<br />

23


24<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

Das Messvolumen hat etwa einen elliptischen Querschnitt und<br />

ist von einem Hell-Dunkel-Streifen-System (man denke an Lichtschranken)<br />

durchzogen, das durch die Interferenz der beiden sich<br />

kreuzenden Laserstrahlen entsteht. Die zu messende Strömung<br />

muss kleine Partikel enthalten. (1-5 µm). Solche Partikel sind in<br />

den meisten Gasen als natürliche Verunreinigung enthalten, können<br />

bei Bedarf aber auch zugegeben werden.<br />

Wenn sich nun ein Partikel durch das Lichtschrankensystem<br />

bewegt, so verursacht es jeweils beim Durchgang durch eine<br />

„Lichtschranke“ Streulicht in alle Raumrichtungen. Mittels einer<br />

Empfangslinse wird ein Teil des Streulichts auf eine Photodiode<br />

fokusiert. Die Frequenz dieser Streulichtimpulse und der Abstand<br />

der Interferenzstreifen gehen in die Berechnung der Geschwindigkeit<br />

ein.<br />

Bei LDA (Laser-Doppler-Anemometer) wird somit die Geschwindigkeit<br />

m/s auf die SI-Einheiten Meter (Abstand der Interferenzstreifen)<br />

und Sekunde (Frequenz des Streulichts) zurückgeführt.<br />

Mess-Stelle nach Austrittsdüse im DKD-Windkanal der <strong>Testo</strong> industrial services<br />

Grundprinzip LDA-Messung<br />

industrial services<br />

2 Messung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

2.11 Übersicht <strong>Testo</strong>-Mess-Sonden und Messbereiche<br />

<strong>Testo</strong> Strömungssonden<br />

25


26<br />

3 Messung in Kanälen<br />

3.1 Strömungsprofile<br />

3.1.1 Laminare Strömung<br />

Bei der laminaren Strömung oder Schichtströmung bewegen<br />

sich die Teilchen auf zur Kanalachse parallelen Stromlinien, ohne<br />

sich untereinander zu vermischen. Das Strömungsprofil hat ein<br />

ausgeprägtes Maximum in der Kanalmitte.<br />

Faustformel: Die mittlere Geschwindigkeit bei laminarer Strömung<br />

liegt bei ca. 1/3 D<br />

Strömungscharakteristik<br />

Strömungsprofil<br />

3.1.2 Turbulente Strömung<br />

Bei der turbulenten oder wirbelbehafteten Strömung treten neben<br />

der in Kanalachse gerichteten Transportbewegung noch Querbewegungen<br />

auf, die zu einer Vermischung der Strömungsteilchen<br />

führen. Die Geschwindigkeitsverteilung ist wesentlich gleichmäßiger<br />

als bei der laminaren Strömung.<br />

Strömungscharakteristik<br />

Strömungsprofil<br />

3.1.3 Ideale laminare und turbulente Strömungsprofile<br />

Das nächste Bild zeigt ideale Strömungsprofile im Kanal. Links<br />

eine ausgeprägte laminare Strömung mit einem deutlichen Maximum<br />

in der Kanalmitte, die mittlere Strömungsgeschwindigkeit<br />

liegt bei ca. einem Drittel des Kanaldurchmessers. Rechts sieht<br />

man ein turbulentes Grenzschichtprofil (keine Verwirbelungen) mit<br />

einer weitgehend konstanten Strömung in der Kanalmitte und<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

27


28<br />

3 Messung in Kanälen<br />

drastischem Abfall an den Wänden. Zwischen diesen beiden Idealformen<br />

sind alle Mischformen möglich, deshalb ist eine Netzmessung<br />

in der Regel unumgänglich.<br />

laminare und turbulente Strömungsprofile<br />

3.1.4 Reynoldszahl<br />

Die Bestimmung, ob eine Strömung laminar oder turbulent ist,<br />

erfolgt über die sogenannte Reynoldszahl.<br />

Beim Messen in Kanälen hängt die Messgenauigkeit sehr stark<br />

von dem im Kanal ausgeprägten Strömungsprofil ab. Extreme,<br />

ideale Geschwindigkeitsprofile sind zum einen die laminare Strömung,<br />

diese ist dadurch gekennzeichnet, dass sie ein ausgeprägtes<br />

Maximum in der Kanalmitte besitzt mit einem symmetrischen<br />

Rückgang der Geschwindigkeit zur Kanalwand hin. Ca.<br />

auf 1/3 des Kanaldurchmessers findet man die mittlere Luftgeschwindigkeit.<br />

Ein anderes, ideales Profil ist das turbulente Grenzschichtprofil.<br />

Dieses ist besonders gut für die punktuelle Mittelwertbildung geeignet,<br />

da fast über den gesamten Kanalquerschnitt eine relativ<br />

gleichmäßige Strömungsgeschwindigkeit herrscht.<br />

Solche idealen Profile findet man fast nur in sehr langen geradlinig<br />

verlaufenden Kanälen, in denen sich keine Störstellen befinden.<br />

In der Praxis findet man fast ausschließlich problematische Mess-<br />

Stellen, d. h. Kanalabschnitte, die nicht ausreichend lang geradlinig<br />

sind. Blenden, Ventile, Krümmer und sonstige Bögen behindern<br />

die Ausbildung einer gleichmäßigen Strömung. In harmlosen<br />

Fällen führt das dazu, dass das Maximum des Strömungsprofils<br />

nicht in der Kanalmitte liegt, sondern eher am Rand, in problematischen<br />

Fällen kann es auch Rückströmeffekte geben oder einen<br />

Bereich ohne Strömung.<br />

Bei der Messung in Kanälen mit kleinem Querschnitt (als Richtwert<br />

gilt hier, wenn die angeströmte Fläche der Sonde im Verhältnis<br />

zum freien Kanalquerschnitt größer als 1:100 ist) stört die eingebrachte<br />

Sonde selbst das Strömungsverhalten im Kanal. Die<br />

Anzeige ist dabei um den prozentualen Anteil der Querschnittsverengung<br />

erhöht.<br />

Mit diesem Faktor kann die angezeigte Strömungsgeschwindigkeit<br />

verrechnet werden. Wichtig ist hierbei, dass auf einer Länge<br />

von mind. 10x Kanaldurchmesser vor der Sonde und 4-6x<br />

Kanaldurchmesser nach der Sonde keine Störstellen vorhanden<br />

sind und die Mess-Stelle Kanalwand/Sondenschaft gut abgedichtet<br />

wird.<br />

Einheiten:<br />

Re= Reynoldszahl (dimensionslos)<br />

d= Kanaldurchmesser in m<br />

v= Strömungsgeschwindigkeit in m/s<br />

u= kinematische Viskosität in m²/s<br />

Kennzahl:<br />

laminar: Re = < 2320<br />

turbulent: Re= > 2320<br />

Beispiel 1 (turbulentes Strömungsprofil):<br />

Einheiten:<br />

d= 0,1 m<br />

v= 1 m/s<br />

u= 17e-06 m²/s (Wert für Luft)<br />

Re ist größer als 2320, d.h. Strömung ist turbulent<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

29


30<br />

3 Messung in Kanälen<br />

Beispiel 2 (laminares Strömungsprofil):<br />

Einheiten:<br />

d= 0,1 m<br />

v= 1 m/s<br />

u= 17e-06 m²/s (Wert für Luft)<br />

Re ist kleiner als 2320, d.h. Strömung ist laminar<br />

3.2 Verfahren zur Netzmessung in Kanälen<br />

3.2.1 Verfahren nach DIN EN 12599<br />

Im Folgenden sind Messverfahren/-methoden, Berechnungen<br />

und Messgeräte zur <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung beschrieben,<br />

welche u. a auch in der DIN EN 12599 vorgeschlagen werden.<br />

DIN EN 12599<br />

Lüftung von Gebäuden<br />

Prüf- und Messverfahren für die Übergabe eingebauter raumlufttechnischer<br />

Anlagen.<br />

3.2.2 Trivialverfahren<br />

Als Trivialverfahren werden alle Messverfahren bezeichnet, bei<br />

denen keine besonderen Annahmen über das Geschwindigkeitsprofil<br />

getroffen werden können. Das Geschwindigkeitsfeld<br />

wird auf beliebig vielen Messgeraden punktweise ausgemessen.<br />

Die Zahl der Messpunkte ist neben der geometrischen Größe des<br />

Querschnitts entscheidend vom Geschwindigkeitsprofil abhängig.<br />

Im Bereich großer Geschwindigkeitsunterschiede sind die<br />

Abstände der Messpunkte kleiner zu wählen und entsprechend<br />

differenziert zu bewerten.<br />

In rechteckigen Luftleitungen kann der Messquerschnitt vereinfacht<br />

in gleich große Flächenelemente aufgeteilt werden. Der relative<br />

Wandabstand der Messpunkte wird dann nach folgender<br />

Formel berechnet:<br />

y, x Koordination der Messpunkte<br />

i i<br />

B Breite der Luftleitung<br />

H Höhe der Luftleitung<br />

i Ordnungszahl des Messpunktes (auf einer Messgeraden)<br />

n Zahl der Messpunkte (auf einer Messgeraden)<br />

Bei einem gleichmäßigen Geschwindigkeitsprofil kommt man bereits<br />

mit wenigen Messpunkten zu einem repräsentativen Messergebnis.<br />

Stellt man jedoch über den Querschnitt starke Strömungsgeschwindigkeitsunterschiede<br />

fest, so ist die Anzahl der Messpunkte<br />

zu erhöhen. Die Anzahl der Messpunkte ist dann ausreichend,<br />

wenn der Messwert einer jeden Fläche für seine nähere<br />

Umgebung repräsentativ ist, d.h. wenn er als echter Mittelwert für<br />

seine Teilfläche angesehen werden kann.<br />

Trivialverfahren – relativer Wandabstand nach DIN EN 12599<br />

relativer Wandabstand der Messpunkte im Rechteckkanal (Trivialverfahren)<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

Schema Netzmessung<br />

Messpunktverteilung<br />

Trivialmethode<br />

31


32<br />

3 Messung in Kanälen<br />

Schwerlinienverfahren<br />

3.2.3 Schwerlinien-Verfahren<br />

Das Schwerlinien-Verfahren ist für Kreis- und Kreisringquerschnitte<br />

anzuwenden. Bei dieser Methode werden die Messorte<br />

so gewählt, dass:<br />

• zu jeder Messung ein flächengleicher Kreisring gehört<br />

• bei linearer Geschwindigkeitsverteilung die repräsentative<br />

Geschwindigkeit nicht auf der Mittellinie, sondern auf der<br />

Schwerlinie des Kreisringes liegt.<br />

Die Auswertung der Messung erfolgt durch arithmetische Mittelung<br />

der einzelnen Geschwindigkeitswerte in den Schwerlinien.<br />

Schwerliniendurchmesser:<br />

D i / D<br />

Abstand der Schwerlinien<br />

von der Rückwand:<br />

y i / D<br />

Kreisrohr<br />

D Durchmesser des Außenkreises<br />

i Ordnungszahl der Kreisringe von außen gezählt<br />

n Anzahl der Kreisringe<br />

Schwerlinien-Verfahren – relativer Wandabstand<br />

nach DIN EN 12599<br />

relativer Wandabstand der Messpunkte im runden Kanal<br />

(Schwerlinienverfahren)<br />

Schwerlinien-Verfahren – relativer Schwerliniendurchmesser<br />

nach DIN EN 12599<br />

relativer Schwerliniendurchmesser<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

33


34<br />

3 Messung in Kanälen<br />

3.2.4 Log-linear Verfahren<br />

Das Log-linear Verfahren geht von der Voraussetzung aus, dass<br />

ein turbulentes Grenzschichtprofil vorhanden ist, das durch ein<br />

Log-linear-Gesetz beschrieben werden kann. Das Log-linear<br />

Verfahren kann allgemein bei Messungen in Kreisquerschnitten<br />

angewendet werden.<br />

Die Messunsicherheit ist grundsätzlich nicht größer als bei den<br />

anderen Verfahren. Die Messorte sind hierbei auf mindestens<br />

zwei zueinander senkrechten Durchmessern zu verteilen. Mehrere<br />

Messgeraden sind so zu wählen, dass gleiche Kreissegmente<br />

entstehen.<br />

Log-linear Verfahren<br />

Log-linear Verfahren – Beispiele relative Wandabstände<br />

relativer Wandabstand der Messpunkte im runden Kanal (Log-linear Verfahren)<br />

3.3 Berechnung des <strong>Volumenstrom</strong>s<br />

Aus den einzelnen Geschwindigkeitsmesswerten der verschiedenen<br />

Verfahren ist die mittlere Strömungsgeschwindigkeit und daraus der<br />

Luftvolumenstrom nach folgender Formel zu berechnen:<br />

• <strong>Volumenstrom</strong> in m 3 /h<br />

• mittlere Strömungsgeschwindigkeit in m/s<br />

• Strömungsquerschnitt in m 2<br />

Beispiel:<br />

Bei einem Querschnitt A von 0,5 m2 und einer gemessenen mittleren<br />

Geschwindigkeit von 4 m/s ergibt sich ein <strong>Volumenstrom</strong><br />

von 7.200 m3 /h.<br />

3.4 Fehlerquellen / problematische Mess-Stellen<br />

3.4.1 Mess-Stellen Planung<br />

Wichtigste Voraussetzung für eine genaue Messung ist die Eignung<br />

des Messortes und des Mess-Sytems. Dies gilt besonders<br />

für die Durchführung von Luftstrommessungen in Kanälen. Deshalb<br />

muss schon der Anlagenplaner die Messorte im Ausführungsplan<br />

(Projektplan) festlegen. Dabei sind folgende Kriterien<br />

zu berücksichtigen:<br />

• An allen Hauptkanälen und an den Zuleitungen zu den Räumen<br />

mit hohen Anforderungen sind Luftstrommess-Stellen<br />

einzuplanen.<br />

• Es sind Mindestabstände zu Störstellen einzuhalten. Zu<br />

stromaufwärts liegenden Störstellen sollte ein Abstand eingehalten<br />

werden, der mindestens dem 6-fachen hydraulischen<br />

Durchmesser D h = 4 x A/U (A: Kanalquerschnitt, U: Kanalumfang)<br />

entspricht. Zu stromabwärtsliegenden Störstellen<br />

genügt ein Abstand von 2 x D h .<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

35


36<br />

3 Messung in Kanälen<br />

Für den Gesamtfehler sind insbesondere die Fehler durch den<br />

Einsatz des Messgerätes im unteren Teil des Messbereiches<br />

sowie die Unregelmäßigkeit (Verzerrung) des Strömungsprofiles<br />

ausschlaggebend.<br />

Zu den zufälligen Fehlern kommen noch sogenannte systematische<br />

Fehler hinzu. Dabei handelt es sich um „versteckte“ Fehler,<br />

die dadurch entstehen, dass die Person, welche die Messungen<br />

durchführt, verschiedene Einflüsse, die das Messergebnis verfälschen,<br />

nicht erkennt.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist die Messung der Luftgeschwindigkeit<br />

im Rückstromgebiet eines Bogens mit einem Messgerät, das<br />

unabhängig von der Strömungsrichtung positive Werte anzeigt.<br />

3.4.2 Fehler durch Messungen im unteren<br />

Teil des Messbereiches<br />

Je nach Messverfahren weisen Strömungssensoren eine unterschiedliche<br />

Fehlercharakteristik auf, die sich je nach Wahl des<br />

Messbereiches negativ auf das Messergebnis auswirken kann.<br />

So haben thermische Strömungssonden einen sehr kleinen<br />

Grundfehler (im Bereich +/-2...5 cm/s), dem ein Empfindlichkeitfehler<br />

von 2,5%...5% vom Messwert hinzuzufügen ist. D. h.<br />

thermische Sonden eignen sich in erster Linie zur Messung von<br />

niedrigen Luftgeschwindigkeiten, die Messunsicherheit nimmt mit<br />

steigender Luftgeschwindigkeit linear zu.<br />

Im Gegensatz dazu wird bei Flügelrädern die Messunsicherheit<br />

in der Regel in % vom Endwert angegeben. Flügelräder besitzen<br />

also einen konstanten Messfehler über ihren kompletten Messbereich.<br />

Dadurch haben Flügelräder ihren optimalen Einsatzbereich<br />

in der oberen Hälfte des Messbereiches. In der Regel kann man<br />

sagen bis 5 m/s sind thermische Anemometer vorzuziehen, über<br />

5 m/s Flügelräder.<br />

3.4.3 Fehler durch falsche Messtechnik<br />

Messung zwei verschiedener Strömungswerte mit einem Flügelrad<br />

Die Mess-Stelle weist ein sehr ausgeglichenes Strömungsprofil<br />

auf (Abstand von der Störstelle “Ventilator“ ca. 6 x D h ), so dass<br />

die Messungenauigkeit im wesentlichen auf den Einsatz des Flügelrades<br />

im unteren Teil des Messbereiches zurückzuführen ist.<br />

Bei der Messreihe 2 mit höherer Luftgeschwindigkeit (4 m/s), verringert<br />

sich die Messunsicherheit bereits von 19,5% auf 8,2%.<br />

Noch besser ist die Fehlercharakteristik bei der Staurohrmessung<br />

bei mittleren und hohen Luftgeschwindigkeiten. Durch die<br />

Wurzelbildung bei der Berechnung der Luftgeschwindigkeit aus<br />

dem dynamischen Staudruck geht der Messfehler bei steigender<br />

Luftgeschwindigkeit stark zurück (trotz eines konstanten Grundfehlers<br />

bei der Druckmessung).<br />

3.4.4 Fehler durch Störstelleneinfluss<br />

Die Messung von Luftströmen (Luftgeschwindigkeiten, dynamische<br />

Drücke) erfordert eine drall- und rückstromfreie Strömung.<br />

Deshalb muss die Mess-Stelle in ausreichendem Abstand<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

37


38<br />

3 Messung in Kanälen<br />

von der Störstelle gewählt werden. Eine Drallströmung ist stabil<br />

und kann sich über große Strecken im Kanalsystem fortsetzen. In<br />

solchen Fällen ist vor der Mess-Stelle ein Strömungsgleichrichter<br />

einzubauen.<br />

Problematische Mess-Stellen - Störstelleneinflüsse<br />

Rückströmungen, die durch Ventile, Klappen und Krümmer entstehen<br />

können, sind in der Regel nach einem Abstand vom zweifachen<br />

hydraulischen Durchmesser (2 x D h ; D h = 4 x A/U) zur<br />

Störstelle abgebaut. Allerdings ist das Strömungsprofil so stark<br />

verzerrt, dass eine hohe Anzahl von Messpunkten erforderlich ist,<br />

um die Unsicherheit der Messung gering zu halten.<br />

Im Bild sind die mit einem Prandtl-Staurohr gemessenen Strömungsprofile<br />

hinter einem Bogen für drei verschiedene Störstellenabstände<br />

aufgezeigt.<br />

Die Anzahl der zu wählenden Messpunkte eines Querschnitts<br />

können aus nachfolgender Tabelle 1 entnommen werden. Zuvor<br />

ist aus folgendem Bild die Unregelmäßigkeit (Verzerrung) des<br />

Strömungsprofils zu bestimmen.<br />

Strömungsprofile nach Krümmer<br />

Empirischer Zusammenhang zwischen Unregelmäßigkeit des Strömungsprofiles<br />

und dem relativen Abstand a/D von der Störstelle (aus DIN EN 12599)<br />

h<br />

Unsicherheit der Messung bei annähernd drallfreier Strömung in Abhängigkeit<br />

von der Anzahl der Messpunkte<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

39


40<br />

3 Messung in Kanälen<br />

Berechnungsbeispiel - Messung im Rechteckkanal<br />

Eckdaten:<br />

Länge: 2m<br />

Breite: 1m<br />

Berechnung des hydraulischen Durchmessers:<br />

Abstand zur Störstelle ist 3,5 x D h , daraus erfolgt eine Unregelmäßigkeit<br />

des Profils von 20% (siehe Bild „Empirischer Zusammenhang“).<br />

Will man nun eine Messortunsicherheit kleiner 12%<br />

erreichen, muss man mindestens 10 Messpunkte verteilen.<br />

Aus diesem Beispiel erkennt man, dass die Messfehler bei der<br />

Strömungsmessung in erster Linie durch die Verhältnisse am<br />

Messort, die Auswahl der richtigen Sonde und die richtige Handhabung<br />

bestimmt werden. Die Gerätetoleranzen sind demgegenüber<br />

zu vernachlässigen.<br />

3.4.5 Fehler durch Querschnittsverengung<br />

Die ideale Flügelradsonde für Kanalmessungen ist die kombinierte<br />

Strömungs-/Temperatursonde mit Ø 16 mm. Diese Sonde<br />

ist als Universalsonde anzusehen, da der Flügelradquerschnitt<br />

einerseits groß genug ist, dass sich Anlaufeffekte und Lagerverschmutzung<br />

nicht zu stark auswirken, andererseits sind die Maße<br />

so klein, dass der Prüfloch-Durchmesser nicht zu groß sein muss.<br />

Speziell in Verbindung mit einem Teleskop eignet sich diese Sonde<br />

für Messungen in großen Luftkanälen. Bei Messungen in kleinen<br />

Kanalquerschnitten ist der Einfluss des Flügelrad-Querschnittes<br />

auf die Genauigkeit der Messung nicht mehr zu vernachlässigen,<br />

dieser nimmt mit abnehmendem Kanalquerschnitt zu.<br />

Die gemessene Strömungsgeschwindigkeit wird in Abhängigkeit<br />

von der Eintauchtiefe des Flügelrades gegenüber der Strömungsgeschwindigkeit<br />

vor der Sonde erhöht. Dieser Effekt ergibt sich<br />

durch die Querschnittsverengung des freien Strömungsquerschnittes<br />

nach Einbringen der Sonde in den Kanal.<br />

Versperrung des Strömungsquerschnittes durch die Sonde<br />

Korrekturformel<br />

Um diesen Effekt zu verdeutlichen, ist im unten stehenden Bild<br />

eine Vergleichsmessung zwischen einer Flügelradsonde Ø 25<br />

mm und einem Prandtl-Staurohr mit deutlich kleinerem Querschnitt<br />

bei einem Kanal mit 250 mm Durchmesser gezeigt.<br />

Messfehler durch die Verengung des freien Strömungsquerschnittes mit einem<br />

Flügelrad-Anemometer im Vergleich zu Staurohrmessungen. Der Bezugsvolumenstrom<br />

wurde mit der Einlaufdüse ermittelt<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

41


42<br />

3 Messung in Kanälen<br />

Die Messwerte einer Messreihe mit Flügelrad-Anemometer steigen<br />

mit zunehmender Eintauchtiefe an (z. B. in der vertikalen<br />

Ebene von 9,5 m/s bis 12,7 m/s).<br />

Als Mittelwert über alle Messpunkte ergibt sich aus der Querschnittsverengung<br />

durch das Flügelradanemometer eine erhöhte<br />

Anzeige von ca. 9 %. Dieser Wert entspricht der theoretischen<br />

<strong>Volumenstrom</strong>erhöhung. Tatsächlich weicht der gemessene <strong>Volumenstrom</strong><br />

um + 28% vom Bezugsvolumenstrom ab. Der zusätzliche<br />

Messfehler ist ein systematischer Fehler, der mit der<br />

stark gestörten Umströmung des Flügelrades und der geringen<br />

Eintauchtiefe im Kanal zusammenhängt.<br />

3.4.6 Fehler durch Rückstromeffekte<br />

Beim Einsatz von Flügelrädern ist das Auftreten einer Rückströmung<br />

nicht aus den Messwerten ersichtlich, da alle Werte betragsmäßig<br />

positiv angezeigt werden (die Drehrichtung des Flügelrades<br />

kann von der nachfolgenden Messtechnik nicht erkannt<br />

werden). Dieser Zusammenhang ist auch in der im nächsten Bild<br />

dargestellten Vergleichsmessung ersichtlich.<br />

Treten durch,von außen nicht sichtbare Kanaleinbauten (z.B.<br />

Schalldämpfer im wärmegedämmten Kanal oder im Rahmen von<br />

Montagearbeiten im Kanal zurückgelassene Gegenstände) starke<br />

Rückströmungen auf, werden üblicherweise zu hohe Luftströme<br />

gemessen.<br />

Rückströmungen können auch durch Ventile, Klappen und Krümmer<br />

entstehen. Diese sind in der Regel nach einem Abstand vom<br />

zweifachen hydraulischen Durchmesser (2 x D h ; D h = 4 x A/U) zur<br />

Störstelle abgebaut.<br />

Empfehlung:<br />

Verwendung von richtungsabhängig anzeigenden Sonden z.B.<br />

thermische Sonden oder Staurohre in Verbindung mit Drucksonden.<br />

Strömungsprofile, gemessen mit Flügelrad und Staurohr<br />

3.4.7 Messfehler bei der Luftstrommessung<br />

Auflistung der Einzel-Unsicherheiten<br />

In der Messtechnik-Theorie unterscheidet man zwischen zufälligen<br />

und systematischen Fehlern. Die zufälligen Fehler kann man<br />

anhand von Fehlerrechnungen abschätzen. Dabei werden die<br />

Unsicherheiten durch die Messanordnung, die Messmethode,<br />

die Messgeräte und die Ablesungen zu einer Gesamtunsicherheit<br />

zusammengefasst.<br />

In folgender Tabelle sind Beispielbeträge für eine Unsicherheitsabschätzung<br />

dargestellt.<br />

Unsicherheit Bezeichnung Betrag [in%]<br />

u1 Messortunsicherheit ±8<br />

u2 Unsicherheit des Anemometers ±2<br />

u3 Unsicherheit der Auflösung ±0,5<br />

u4 Unsicherheit der Kanalbreite ±0,167<br />

u5 Unsicherheit der Kanalhöhe ±0,25<br />

u6 Positionierunsicherheit ±0,2<br />

Messunsicherheitsabschätzung<br />

industrial services<br />

3 Messung in Kanälen<br />

43


3 Messung in Kanälen<br />

Eckdaten:<br />

• Messwert: 20 m/s<br />

• Messung mit einem 16mm Flügelrad:<br />

- Auflösung Gerät: 0,1m/s<br />

- Bereich: 0,6…40 m/s<br />

- Genauigkeit: ±1% v.Ew.<br />

• Rechteckkanal:<br />

- Breite (l): 1.200mm<br />

- Höhe (b): 800mm<br />

u 1<br />

u 2<br />

u3 u4 u 5<br />

u 6<br />

Unregelmäßigkeit des Profils 20% (siehe Bild Strömungsprofile<br />

nach Krümmer); bei 20 Messpunkten ergibt sich<br />

eine Messortunsicherheit von ±8%<br />

(40m/s : 20m/s) x 1% � ±2%<br />

(0,1m/s : 20m/s) x 100; Unsicherheit � ±0,5%<br />

Abschätzung: 2mm;<br />

Unsicherheit (2mm : 1.200mm) x 100 ±0,167%<br />

Abschätzung: 2mm;<br />

Unsicherheit (2mm : 800mm) x 100 � ±0,25%<br />

Abschätzung: 1% v.Mw. � ±0,2%<br />

Berechnung der Gesamtunsicherheit<br />

Ergebnis: 20m/s<br />

Unsicherheit: U=±8,27%=±1,65m/s<br />

Daraus ergibt sich für den <strong>Volumenstrom</strong>:<br />

4.1 Messung an Kanalaustritten<br />

Zur Messung an Kanalaustritten sind besonders große Flügelräder<br />

geeignet, da diese die Strömungsgeschwindigkeit über eine<br />

größere Fläche integrieren und somit die Störung vom Luftgitter<br />

gemittelt wird. Misst man hier mit Flügelrädern mit einem kleinen<br />

Durchmesser, so erhält man über den Gitterquerschnitt ein Auf<br />

und Ab von maximalen und minimalen Strömungswerten, je nach<br />

dem ob man sich gerade hinter dem Gitter oder gegenüber einer<br />

freien Öffnung befindet.<br />

Um hier ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten, muss über<br />

eine sehr große Anzahl von Einzelwerten gemittelt werden. Beim<br />

großen Flügelrad reicht hier die Schleifenmethode aus, dabei wird<br />

die Sonde nach und nach über die komplette Fläche des Gitters<br />

bewegt und dabei zeitlich ein arithmetischer Mittelwert gebildet.<br />

Gittermessung am Kanalaustrit<br />

industrial services<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

Durch das Luftaustrittsgitter wird die relativ gleichmäßige Strömung<br />

im Kanalinnern stark verändert, es entstehen Gebiete mit<br />

erhöhter Strömungsgeschwindigkeit an den freien Austrittsflächen<br />

und Gebiete mit niedriger Strömungsgeschwindigkeit und<br />

Verwirbelungen an den Gittern. Je nach Ausführung des Gitters<br />

beruhigt sich das Strömungsprofil in einigem Abstand vom Gitter<br />

(ca. 20 cm). Es bleibt ein periodisch anwachsendes und abfallendes<br />

Strömungsprofil übrig.<br />

Nach der Ermittlung der mittleren Luftgeschwindigkeit errechnet<br />

sich der <strong>Volumenstrom</strong> durch multiplizieren dieses Wertes mit<br />

dem freien Strömungsquerschnitt des Gitters.<br />

44 45


46<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

Beispiel:<br />

mit:<br />

Kanalbreite: 0,5m<br />

Kanalhöhe: 0,2m<br />

Geschwindigkeit: 1m/s<br />

Faktor 0,8, da möglichst der freie Strömungsquerschnitt ermittelt<br />

werden soll.<br />

Schätzung: 20% der Gitterfläche durch Stege verdeckt.<br />

4.2 Fehlerquellen die das Messergebnis beeinflussen<br />

4.2.1 Ungleichmäßige Führungsgeschwindigkeit des<br />

Flügelrades<br />

Es sollten mehrere Messungen durchgeführt werden, z. B. einmal<br />

mit Führung der Sonde in senkrechten Schlaufen und einmal mit<br />

Führung der Sonde in horizontalen Schlaufen. Das mittlere Ergebnis<br />

wird für weitere Berechnungen verwendet.<br />

4.2.2 Beeinflussung der Luftströmung durch Flügelrad<br />

und Messperson<br />

Vermeidung von unnötigem Versperren des Luftauslasses, da jeder<br />

Strömungswiderstand das Messergebnis beeinflusst. Daher<br />

wird die Verwendung möglichst großer Flügelräder mit Teleskop<br />

empfohlen, dadurch befindet sich nur noch die Flügelradsonde<br />

im zu messenden Strömungsprofil.<br />

4.2.3 Ungleichmäßige Beaufschlagung des Gitters<br />

Die Beaufschlagung des Gitterquerschnittes ist abhängig von der<br />

Luftgeschwindigkeit im Kanal vor dem Luftdurchlass.<br />

In Bild ‚Gittermessung am Kanalaustritt‘ ist ein Luftkanal mit 3<br />

Gittern dargestellt.<br />

Das Strömungsprofil am ersten Gitter ist sehr ungleichmäßig, da<br />

industrial services<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

vor diesem Auslass die größte Strömungsgeschwindigkeit im Kanal<br />

herrscht.<br />

Im rechten Bereich des Gitters findet eine Rückströmung statt<br />

d.h. es wird Umgebungsluft in den Kanal gesaugt. Zudem weicht<br />

die Ausblasrichtung der Zuluft stark von der senkrechten ab.<br />

Schematische Darstellung (vereinfacht) der Geschwindigkeitsprofile am<br />

Luftaustritt, zur Verdeutlichung der unregelmäßigen Beaufschlagung des Gitterquerschnittes<br />

4.2.4 Abstand vom Flügelrad zum Luftaustrittsgitter ist<br />

nicht definierbar<br />

Zwischen den Luftleitlamellen erhöht sich die Luftgeschwindigkeit.<br />

Direkt dahinter treten unabhängig vom Umlenkwinkel Wirbelgebiete<br />

ohne definierte Strömungsrichtung auf. Der Einsatz von<br />

Flügelrädern beschränkt sich auf gerichtete Strömungen ohne<br />

ausgeprägte Geschwindigkeitsspitzen.<br />

Deshalb ist das Flügelrad in einem gewissen Mindestabstand<br />

über die Gitteroberfläche zu führen (Richtwert 5…30cm). Mit zunehmendem<br />

Abstand vom Luftauslass vergleichmäßigt sich zwar<br />

das Geschwindigkeitsprofil, allerdings weitet sich der Luftstrahl<br />

mit zunehmendem Abstand auf und die mittlere Geschwindigkeit<br />

nimmt ab. Die für die <strong>Volumenstrom</strong>berechnung heranzuziehende<br />

Querschnittsfläche ist hier nur schwer zu bestimmen,<br />

siehe Punkt 4.2.5.<br />

47


48<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

4.2.5 Freier Strömungsquerschnitt zur Berechnung des<br />

<strong>Volumenstrom</strong>es ist nicht definierbar<br />

Die zur gemessenen Geschwindigkeit korrespondierende Fläche<br />

kann nur geschätzt werden. Bei Luftgittern wird dabei vom freien<br />

Strömungsquerschnitt ausgegangen.<br />

Diese Art der Flächenermittlung ist nur für gerade angestellte Luftleitlamellen<br />

(ohne Umlenkung) möglich. Für alle anderen Fälle ergeben<br />

sich zu hohe Luftströme. Das gilt auch für mehrteilig aufgebaute<br />

Gitter (z. B. mit Mengeneinstellung). Vielfach wird die Querschnittsminderung<br />

durch die Gittereinbauten nach der Messung so abgeschätzt,<br />

dass der Soll-Luftstrom ungefähr erreicht wird.<br />

4.2.6 Zusammenfassung<br />

Die Messung der mittleren Luftgeschwindigkeit an Luftdurchlässen<br />

nach der Schlaufenmethode liefert nur dann überprüfbare<br />

(reproduzierbare) Ergebnisse, wenn die gleichmäßige Beaufschlagung<br />

des gesamten Gitterquerschnittes und die gerade Ausrichtung<br />

der Luftleitlamellen gewährleistet ist (keine Umlenkung).<br />

Dieser Fall ist in der Praxis nur selten vorzufinden, so dass die<br />

Schlaufenmethode für Abnahmemessungen nur bedingt geeignet<br />

ist und nur für abschätzende Messungen angewendet werden<br />

darf. Dasselbe gilt analog für die punktuelle Mittelwertbildung<br />

mit Sonden kleinen Querschnitts.<br />

Die Messung an Luftaustrittsgittern kann dadurch verbessert<br />

werden, dass man einen Ansatzkanal aus Hartschaum oder<br />

Spanplatten verwendet, wie in Bild „Ansatzkanal mit Netzmessung“<br />

dargestellt.<br />

Am Ende des Kanales wird nach der Trivialmethode eine Netzmessung<br />

z.B. mit einem Prandtl-Staurohr durchgeführt. Die Länge<br />

des Kanales muss mindestens den 4-fachen hydraulischen<br />

Durchmesser (4 x D h ; D h = 4 x A/U, berechnet aus dem Gitterquerschnitt)<br />

haben. Bei drallfreier Strömung und bei geringem<br />

Druckabfall durch den Ansatzkanal liefert diese Methode hinreichend<br />

genaue Ergebnisse. Theoretisch wird jedoch immer ein zu<br />

kleiner Luftstrom gemessen.<br />

Ansatzkanal mit Netzmessung<br />

industrial services<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

Für Einregelungsarbeiten an kleineren Luftdurchlässen wird häufig<br />

ein verjüngter Ansatzkanal verwendet, in dessen Zentrum ein<br />

Flügelrad im Zwangsdurchlauf platziert ist. Hierbei ist der absolute<br />

Wert des Luftstromes nicht von Bedeutung, da nur der Abgleich<br />

der einzelnen Luftdurchlässe festzustellen ist. Der Gesamtluftstrom<br />

des Luftkanales wird durch Netzmessungen ermittelt.<br />

Die genaue Messung des <strong>Volumenstrom</strong>es an Luftdurchlässen<br />

ermöglicht die in der DIN EN 12599 beschriebene Nullmethode.<br />

Das Messverfahren kommt wegen des hohen apparativen Aufwandes<br />

in der Praxis nur in Sonderfällen zur Anwendung.<br />

4.3 Messung an blasenden und saugenden Öffnungen<br />

Die Messung an Austrittsgittern (blasend) ist zwar kritisch, aber<br />

innerhalb gewisser Grenzen doch machbar. Hier wird das Strömungsprofil<br />

durch das Gitter zwar beeinflusst, doch bleibt es in<br />

der Regel auch in einiger Entfernung vom Gitter noch erhalten, so<br />

dass die Geschwindigkeit gemessen werden kann.<br />

Andere Verhältnisse findet man an Öffnungen vor, die Luft aus<br />

dem Raum absaugen (saugend). Selbst ohne störende Einflüsse<br />

eines Gitters sind die Strömungslinien nicht gerichtet, das Strömungsprofil<br />

ist stark inhomogen.<br />

Rechts: Messungen mit Trichtern an blasenden und saugenden Öffnungen<br />

Kontrolle der Zuluft am Tellerventil<br />

Kontrolle der Abluft am Aufputzlüfter<br />

49


50<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

<strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

mit Messtrichter<br />

4.3.1 Messung an blasenden Öffnungen<br />

Strömungslinien an blasenden Öffnungen<br />

Bei blasenden Öffnungen gehen (wenn nicht mit Umleg- oder<br />

Prallblechen gearbeitet wird) die Strömungslinien geradlinig weit<br />

in den Raum hinein. Man hat die Möglichkeit in einiger Entfernung<br />

von der Öffnung (5-30 cm) mit einem großen Flügelrad brauchbare<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

4.3.2 Messung an saugenden Öffnungen<br />

Bei einer saugenden Öffnung wird aufgrund der Druckverhältnisse<br />

die Luft aus der unmittelbaren Umgebung der Öffnung<br />

angesaugt. Die Strömungslinien sind nicht geradlinig. Bereits in<br />

kleinerer Entfernung von der Öffnung ist keine Messung möglich.<br />

Noch schwieriger wird dies an Absaugelementen mit einem<br />

Ringspalt, siehe z. B. einstellbare Pilze. Hier ist ein zusätzlicher<br />

Messtrichter unbedingt notwendig.<br />

Im Beispiel Bild links „<strong>Volumenstrom</strong>bestimmung mit Messtrichter“<br />

wird Luft über einen einstellbaren Pilz abgesaugt, je nach<br />

dem wie weit der Kegel in die Öffnung eingeschraubt wird.<br />

Der freie Strömungsquerschnitt (Ringspalt) bestimmt die Menge<br />

des abgesaugten Luftvolumens. Der dicht über der Absaugstelle<br />

angebrachte Trichter ordnet die Strömungslinien und erzeugt<br />

eine Messebene, in der mit einer Strömungssonde repräsentative<br />

Messungen problemlos vorgenommen werden können.<br />

Der abgesaugte <strong>Volumenstrom</strong> ergibt sich aus dem Messwert<br />

der Strömungssonde, multipliziert mit dem Trichterfaktor (z.B.<br />

Trichterfaktor 20).<br />

4.4 <strong>Volumenstrom</strong>ermittlung über die Ventilatorkennlinie<br />

industrial services<br />

4 Messung an Austrittsgittern<br />

Die Ermittlung des <strong>Volumenstrom</strong>es am Zentralgerät der raumlufttechnischen<br />

Anlage über eine Differenzdruck- und Drehzahlmessung<br />

ist nur zulässig, wenn die Gerätekennlinie vorliegt. Diese<br />

kann entweder auf dem Prüfstand des Geräteherstellers oder<br />

vor Ort durch Kalibrierung aufgenommen werden.<br />

Entnimmt man den <strong>Volumenstrom</strong> aus der Ventilatorkennlinie<br />

(Firmenunterlagen), können sich je nach der Einbausituation des<br />

Ventilators große Abweichungen vom tatsächlichen <strong>Volumenstrom</strong><br />

ergeben (siehe schematische Darstellung in Bild ‚Interpretationsfeher<br />

bei der <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung‘).<br />

Die Ventilatorkennlinie wird auf einem genormten Prüfstand ermittelt.<br />

Dabei weichen die An- und Abströmverhältnisse zum Teil<br />

erheblich von denen im Zentralgerät ab.<br />

Interpretationsfeher bei der<br />

<strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

anhand der Ventilatorkennlinie<br />

51


52<br />

5 Kalibrierung von Strömungssonden<br />

Freistrahlkanal<br />

Eiffelkanal<br />

Göttingerkanal<br />

5.1 Woher kommt der richtige Wert?<br />

Zur Vergleichsmessung benötigt man einen Generator (Windkanal),<br />

der die physikalische Größe erzeugt und ein DKD-kalibriertes<br />

Referenz-Mess-System, mit dem man den richtigen Wert ermittelt.<br />

5.2 Strömungsgenerator Windkanal zur Kalibrierung<br />

von Strömungssonden<br />

5.2.1 Freistrahlkanal<br />

Offener Kanal ohne Strömungsrückführung. Ein Gebläse erzeugt<br />

den Luftstrom, über einen wabenförmigen Gleichrichter wird die<br />

Strömung gleichgerichtet (weitgehende Beseitigung von Drall<br />

und Wirbeln). Zusätzliche Siebe verbessern nochmals die Strömungseigenschaften.<br />

5.2.2 Eiffelkanal<br />

Ebenfalls offener Kanal ohne Rückführung.<br />

Mess-Strecke geschlossen.<br />

Vorteil:<br />

Der Antrieb sitzt hinter der Messkammer (saugend). Störungen<br />

des Gebläses beeinflussen die Mess-Strecke nicht.<br />

Der <strong>Testo</strong>-Mini-Windkanal ist prinzipiell ein Eiffelkanal.<br />

5.2.3 Göttinger Kanal<br />

Der Göttinger Kanal ist am meisten verbreitet. Umlaufkanal mit<br />

offener/geschlossener Rückführung. Erstmals in Göttingen aufgebaut<br />

deshalb der Name „Göttinger Bauart“.<br />

Vorteil des Göttinger Kanals ist die Strömungsrückführung, die zu<br />

einer wesentlichen Energieeinsparung führt.<br />

Nachteilig ist die im Laufe der Zeit entstehende Erwärmung, die<br />

eine Kühlung erfordert.<br />

5.3 <strong>Testo</strong> DKD-Kanal<br />

5.3.1 Eckdaten<br />

• Göttinger Bauart<br />

• Messbereich: 0,1…50 m/s<br />

• Messunsicherheit: (0,5% v. Mw.; mind. 0,01m/s)<br />

• Referenzsystem: Laser-Doppler- Anemometer<br />

5.3.2 Bilder<br />

Blick von oben<br />

industrial services<br />

5 Kalibrierung von Strömungssonden<br />

Blick zur Mess-Stelle mit LDA, Staurohr und Kalibriergegenstand (Hitzdrahtsonde)<br />

53


5 Kalibrierung von Strömungssonden<br />

5.3.3 Strömungsprofile<br />

Die Messfläche des Kanals wurde in X- und Y-Koordinateneinheiten<br />

aufgeteilt und die Diagramme des Strömungsprofils mit<br />

einem LDA in mehr als eine Stunde aufgenommen.<br />

Zeitliche und räumliche Stabilität<br />

Diagramm zeitliche Stabilität<br />

Diagramm räumliche Stabilität<br />

Geschwindigkeitsverteilung an der Austrittsdüse<br />

Diagramm Geschwindigkeitsverteilung<br />

industrial services<br />

6 Kalibrierung von <strong>Volumenstrom</strong>hauben<br />

5.3.4 Rückführung der Strömungssonden<br />

Rückführungs-Pyramide<br />

54 55


6 Kalibrierung von <strong>Volumenstrom</strong>hauben<br />

6.1 DKD-<strong>Volumenstrom</strong>kanal der<br />

<strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

6.1.1 Kanalbild<br />

DKD-<strong>Volumenstrom</strong>kanal<br />

Durch die frequenzgesteuerte Pumpe (1) können Massen- und<br />

Volumendurchflüsse in saugender und blasender Richtung erzeugt<br />

werden. Die zwei Ausgleichsbehälter (2) sind mit 7-Rohren<br />

verbunden. Diese dienen zur Generierung verschiedener <strong>Volumenstrom</strong>-Bereiche.<br />

Die Rohre haben folgende Durchmesser:<br />

Rohr 1 Rohr 2 Rohr 3 Rohr 4 Rohr 5 Rohr 6 Rohr 7<br />

d-Drosselöffnung 83 mm 83 mm 83 mm 83 mm 83 mm 50 mm 24 mm<br />

D- Rohrdurchmesser 113 mm 113 mm 113 mm 113 mm 113 mm 67,8 mm 53,6 mm<br />

6.1.2 Akkreditierungsumfang<br />

Messgröße/<br />

Kalibriergegenstand<br />

Volumendurchfluss,<br />

Volumen von<br />

strömenden Gasen<br />

(athmosphärische Luft)<br />

Massedurchfluss,<br />

Masse von strömenden<br />

Gasen (atmosphärische<br />

Luft)<br />

Messbereich/<br />

Messspanne<br />

15 m 3 /h bis 2000 m 3 /h<br />

15 kg/h bis 2000 kg/h<br />

Messbedingungen/<br />

Messverfahren<br />

Luft unter Umgebungsbedingungen<br />

Luft unter Umgebungsbedingungen<br />

kleinste angebbare<br />

Messunsichereheit<br />

1,5% v.M.; jedoch nicht<br />

kleiner als 0,3 m 3 /h<br />

1,5% v.M.; jedoch nicht<br />

kleiner als 0,3 kg/h<br />

7.1 Kalibriergegenstand<br />

industrial services<br />

56 57<br />

Anfrage:<br />

7 <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung Schornstein<br />

Bestimmung des Norm-<strong>Volumenstrom</strong>s eines Schornsteins.<br />

7.2 Verteilung der Messpunkte<br />

Die Messpunkte wurden nach den hier abgebildeten Grafiken<br />

rechnerisch verteilt. Die Verteilung der Punkte entspricht dem<br />

Log-linear Verfahren.<br />

Grafische Anordnung der Messpunkte<br />

zu prüfender Schornstein<br />

Berechnung der Messpunkte


58<br />

7 <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung Schornstein<br />

testo 454 inkl. Flügelradsonde<br />

und Teleskopstange<br />

7.3 Das Referenz-Messequipment im Jahr 1996<br />

Zur Messung der Strömungsgeschwindigkeit wurde ein testo<br />

454 mit angeschlossener Flügelradsonde verwendet.<br />

Aufgrund des großen Schornsteindurchmessers musste zusätzlich<br />

eine Teleskopstange sowie eine Dachlatte zusammen mit der<br />

Flügelradsonde befestigt werden (siehe Bild). Die zuvor berechneten<br />

Abstände der Messpunkte wurden auf Dachlatte bzw. Teleskopstange<br />

mit farbigem Klebeband markiert, um von außen die<br />

richtige Position der Sonde feststellen zu können.<br />

7.4 Messergebnis<br />

Ergebnis (nicht korrigiert) - Betriebsvolumenstrom<br />

industrial services<br />

7 <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung Schonrstein<br />

7.4.1 Berechnung des Norm-<strong>Volumenstrom</strong><br />

Ergebnis<br />

gemessener Betriebsvolumenstrom: 110.007 m 3 /h<br />

berechneter Norm-<strong>Volumenstrom</strong>: 77.875 Nm 3 /h<br />

Anzeige (Gebäudeleitstelle): 80*1.000 Nm 3 /h =<br />

80.000 Nm 3 /h<br />

Daraus folgt:<br />

80.000 Nm 3 /h - 77.875 Nm 3 /h = 2.125 Nm 3 /h<br />

59


60<br />

8 Verfahren zur <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

8.1 Übersicht<br />

Der <strong>Volumenstrom</strong> kann grundsätzlich auf vier verschiedene Arten<br />

bestimmt werden:<br />

1. Druckdifferenzmessung mittels einer Blende (Drosselelement)<br />

2. Direkte Messung des <strong>Volumenstrom</strong>s mittels Balometer<br />

3. Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit im Kanal<br />

und Berechnung über den Querschnitt<br />

4. Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit am Austrittsgitter<br />

und Berechnung über den Querschnitt<br />

8.2 Druckdifferenzmessung mittels einer Blende<br />

• Messung des Differenzdrucks an der Blende<br />

• Berechnung des Massenstroms nach folgender Formel:<br />

• und daraus Berechnung des <strong>Volumenstrom</strong>s:<br />

Beispiel Blende im Kanal<br />

industrial services<br />

8 Verfahren zur <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

8.3 Direkte Messung des <strong>Volumenstrom</strong>s mittels<br />

Balometer<br />

• Drallbleche werden vor der Messung (wenn möglich) entfernt<br />

um die Messergebnisse durch turbulente Strömungen nicht<br />

zu verfälschen<br />

• Der <strong>Volumenstrom</strong> wird am endständigen Filter oder<br />

Kanalauslass gemessen<br />

• Berechnung des <strong>Volumenstrom</strong>s:<br />

= Gesamt-<strong>Volumenstrom</strong> in m 3 /h<br />

= Einzel-Volumenströme der Auslässe in m 3 /h<br />

8.3.1 Berechnungen<br />

Umrechnung auf Normvolumenstrom Bezugstemperatur: 20°C:<br />

Umrechnung auf Normvolumenstrom Bezugstemperatur: 15°C:<br />

Umrechnung auf Normvolumenstrom Bezugstemperatur: 0°C:<br />

61


62<br />

8 Verfahren zur <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

= Gesamt-<strong>Volumenstrom</strong> in m 3 /h<br />

= korrigierter <strong>Volumenstrom</strong> bezogen auf<br />

Normbedingungen<br />

= barometrischer Luftdruck in hPa<br />

= Zulufttemperatr in K (= Zulufttemperatur in<br />

°C + 273,15 K)<br />

8.4. Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit im<br />

Kanal und Berechnung über den Querschnitt<br />

• Angaben zur Messung finden sich in der DIN EN 12599 (2000)<br />

(VDI 2080 wurde 2002 zurückgezogen)<br />

• Messung nach dem „Trivial-Verfahren“ für rechteckige Kanäle<br />

• Messung nach dem „Schwerlinienverfahren“ oder dem<br />

„Log-linear Verfahren“ (turbulentes Strömungsprofil<br />

vorausgesetzt) für runde Kanäle<br />

• Vorschlag: mindestens 10 Messwerte pro Messpunkt<br />

� Mittelwertbildung<br />

• das Messraster sollte kleiner als 600 mm x 600 mm sein<br />

Aus den einzelnen Geschwindigkeitsmesswerten ist die mittlere<br />

Strömungsgeschwindigkeit und daraus der Luftvolumenstrom zu<br />

berechnen:<br />

= <strong>Volumenstrom</strong> in m³/h<br />

= mittlere Strömungsgeschwindigkeit in m/s<br />

A = Fläche des Kanals<br />

3600 = Umrechnungsfaktor von Sekunden auf Stunden<br />

industrial services<br />

8 Verfahren zur <strong>Volumenstrom</strong>bestimmung<br />

8.5. Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeit am<br />

Austrittsgitter (z.B. Laminarflow-Filter)<br />

und Berechnung über den Querschnitt<br />

• Angaben zur Messung finden sich in der EN ISO 14644-3 und<br />

VDI 2083-3.<br />

• Nach EN ISO 14644 und VDI 2083 ist die Messebene 150 bis<br />

300 mm unterhalb der Filteraustrittsfläche zu bestimmen<br />

• Das Messraster sollte kleiner als 600 mm x 600 mm sein<br />

• An jedem Messpunkt soll 10s gemessen werden<br />

• Aus den einzelnen Geschwindigkeitsmesswerten ist die<br />

mittlere Strömungsgeschwindigkeit und daraus der<br />

Luftvolumenstrom zu berechnen: siehe Formel unter 8.1.4� �<br />

63


9 Literaturverzeichnis<br />

9 Literaturverzeichnis<br />

Bohl, Technische Strömungslehre , Vogel Verlag<br />

Nitsche, Strömungsmesstechnik , Springer Verlag<br />

Wuest, Strömungsmesstechnik, Vieweg Verlag<br />

Fiedler, Stömungs-und Durchflussmesstechnik, Oldenbourg Verlag<br />

Prüfmittelmanagement, DGQ-Band 13-61, Beuth 1998, 1. Auflage<br />

DIN EN 12599<br />

EN ISO 14644<br />

EN ISO 14644-3<br />

VDI 2083-3<br />

Klima-Fibel, <strong>Testo</strong><br />

<strong>Testo</strong>-Fibel: Prüfmittelüberwachung und Kalibrierung<br />

industrial services<br />

An:<br />

testo industrial services<br />

Gewerbestraße 3<br />

D-79199 Kirchzarten<br />

64 65<br />

(<br />

10.1 Prospektanforderung<br />

Gerne senden wir Ihnen weitere Informationen per Post oder<br />

E-Mail zu. Schicken Sie uns einfach ein Fax oder rufen Sie uns an!<br />

6<br />

Absender<br />

Firma<br />

Vorname, Name<br />

Abteilung<br />

Straße/Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

Mail<br />

Fon<br />

Fax<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

+49 (0) 7661 90901-8000<br />

+49 (0) 7661 90901-8010<br />

Bitte senden Sie mir ausführliche Unterlagen zu folgenden<br />

Themen zu:<br />

Dienstleistungen für die pharmazeutische Industrie<br />

Dienstleistungen für die Automobil-Industrie<br />

Seminarübersicht<br />

Kalibrierlexikon<br />

Kalibrierung in akkreditierten Laboratorien<br />

Leistungsübersicht<br />

10 <strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong>


66<br />

10 <strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

10.2 Notizen<br />

industrial services<br />

10 <strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

67


68<br />

10 <strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

industrial services<br />

10 <strong>Testo</strong> industrial services <strong>GmbH</strong><br />

69


testo industrial services <strong>GmbH</strong><br />

Gewerbestraße 3<br />

D-79199 Kirchzarten<br />

/nc/R/02.2010<br />

Tel. +49 (0) 7661 90901-8000<br />

Fax +49 (0) 7661 90901-8010<br />

industrial-services@testo.de<br />

www.testo-industrial-services.de 0980.5533<br />

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