Jetzt auch in Cainsdorf! - der planitzer
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<strong>der</strong> <strong>planitzer</strong> 12 13<br />
<strong>der</strong> <strong>planitzer</strong><br />
»<strong>der</strong> <strong>planitzer</strong>« im Urlaub<br />
Und wie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Urlaubsfotos e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Die Fußballanhänger waren Anfang August <strong>in</strong> Kopenhagen<br />
zum Län<strong>der</strong>spiel Dänemark gegen Deutschland. Aufgenommen<br />
wurde das Foto vor dem Stadion (Parken); Spielausgang 2:2.<br />
Aber man muss nicht <strong>in</strong> die Ferne schweifen. Alicia war an<br />
<strong>der</strong> Talsperre Pöhl und wollte unbed<strong>in</strong>gt Fotomodel se<strong>in</strong>.<br />
Und die Familie Todorowski unternahm e<strong>in</strong>e Rundreise durch<br />
Schottland. E<strong>in</strong>e Aufnahme entstand, wie unschwer zu erkennen,<br />
<strong>in</strong> England und e<strong>in</strong>e Aufnahme <strong>in</strong> Schottland.<br />
Die Familien Hübner und Seidel verschlug es nach Phuket/<br />
Thailand. Die Aufnahme wurde auf e<strong>in</strong>er Khao Lak Abenteuertour<br />
beim Tsunami-Denkmal gemacht, dem Polizeipatroullienboot<br />
Nr. 813, das im Dezember 2004 vom Tsunami 2 km weit <strong>in</strong>s<br />
Land gespült wurde.<br />
Kle<strong>in</strong>e Leute mit großen Leistungen<br />
In diesem Beitrag wird ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne hervorragende Persönlichkeit<br />
unserer Ortsgeschichte vorgestellt. Denn wie <strong>der</strong> weise<br />
Brecht dichtet, gab es nicht nur die „im Lichte“, son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong><br />
die „im Dunklen“, die so genannten „kle<strong>in</strong>en Leute“, die nicht<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit standen, aber doch viel leisteten und sich<br />
tapfer durchs Leben schlugen.<br />
Liest man aufmerksam <strong>in</strong> alten Planitzer Schriften des Stadt-<br />
o<strong>der</strong> Kirchenarchivs, fallen immer wie<strong>der</strong> Biografien auf, <strong>in</strong> denen<br />
spannende Geschichten und beachtliche Lebensleistungen<br />
zu entdecken s<strong>in</strong>d.<br />
Da hat 1666 Andreas Löscher mit e<strong>in</strong>em Brief aus <strong>der</strong> Ferne<br />
zugunsten se<strong>in</strong>er Geschwister auf se<strong>in</strong> Erbe, e<strong>in</strong>en Anteil am<br />
elterlichen Bauerngut, verzichtet. Ist das schon recht ungewöhnlich,<br />
so erfährt man noch, dass er Obrist und Festungskommandant<br />
<strong>in</strong> schwedischen Diensten war. Es eröffnet sich <strong>der</strong> Fantasie<br />
e<strong>in</strong> ganzer historischer Abenteuerroman.<br />
Ist <strong>der</strong> Sohn des Planitzer Schäfermeisters im Dreißigjährigen<br />
Krieg freiwillig o<strong>der</strong> gar gezwungen mit schwedischen Reitern<br />
aus Planitz weggezogen? Hat er sich aus kle<strong>in</strong>en Verhältnissen<br />
mit Mut und Ausdauer o<strong>der</strong> tollkühn und rücksichtslos hochgedient?<br />
Was mag er wirklich geleistet haben?<br />
Dagegen s<strong>in</strong>d unbestrittene Lebensleistungen bei Frauen<br />
weitaus sicherer zu f<strong>in</strong>den. Damit wird endlich <strong>auch</strong> <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />
Genüge getan, denn bisher war unsere historische Serie<br />
„männerlastig“. Deshalb er<strong>in</strong>nern wir zunächst an jene Frauen,<br />
die früher „Wehmütter“ genannt wurden und als Hebammen<br />
Generationen ans Licht <strong>der</strong> Welt verhalfen. Kaum mediz<strong>in</strong>isch<br />
ausgebildet, ausschließlich auf ihre Erfahrung gestützt, standen<br />
sie den Gebärenden zur Seite. Sie waren <strong>der</strong>en e<strong>in</strong>zige Hilfe bei<br />
„K<strong>in</strong>dsnöthen“, wie man Geburtsschwierigkeiten nannte.<br />
Kam ke<strong>in</strong>e Wehmutter zu Hilfe, konnte das Wochenbett<br />
furchtbar werden, wie e<strong>in</strong>e traurige Geschichte aus Ca<strong>in</strong>sdorf<br />
berichtet, die sich 1673 ereignet hat. E<strong>in</strong>e schwangere Frau namens<br />
Maria Schwalbe quälte sich 8 Tage mit Geburtswehen. Als<br />
sie die maßlosen Schmerzen nicht länger ertragen konnte, schlich<br />
sie nachts, als alle an<strong>der</strong>n schliefen, <strong>in</strong> den Hof und stürzte sich<br />
<strong>in</strong> den Brunnen, aus dem man sie aber lebend wie<strong>der</strong> herauszog.<br />
Daraufh<strong>in</strong> bestand die e<strong>in</strong>zige Unterstützung durch ihre Mitmenschen<br />
dar<strong>in</strong>, dass sie <strong>der</strong> Pfarrer bedrängte, die Sünde des<br />
Selbstmordes zu bereuen, ehe sie kurze Zeit später verstarb.<br />
Wehmütter hatten aber nicht nur als Geburtshelfer<strong>in</strong> zu wirken,<br />
son<strong>der</strong>n mussten <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e Nottaufe vornehmen, wenn ke<strong>in</strong><br />
Geistlicher zur Stelle war. Gerade darüber wurde streng gewacht<br />
und ke<strong>in</strong> Fehler verziehen, weil die Taufe <strong>in</strong> den Augen unserer<br />
gläubigen Vorfahren größte Bedeutung hatte. Ob das nicht<br />
schon genug war, standen die heilkundigen Frauen oft noch im<br />
Verdacht, bei Fehlgeburten nachgeholfen zu haben, und mussten<br />
lange, pe<strong>in</strong>liche Verhöre durch die weltliche und geistliche<br />
DACHDECKERMEISTER<br />
DIPL.-ING. HARDY ESCHNER<br />
EMIL-ROSENOW-STR. 39<br />
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Obrigkeit ertragen. Trotzdem fanden sich immer wie<strong>der</strong> tapfere<br />
Frauen, die als Hebammen mitfühlend und tatkräftig Müttern<br />
bei <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung Beistand leisteten und deshalb <strong>auch</strong> noch<br />
lange im Gedächtnis ihrer Zeitgenossen blieben.<br />
Schließlich sei noch an die vielen bedauernswerten Frauen<br />
er<strong>in</strong>nert, die nach dem frühen Tod ihrer Männer die schwere<br />
Last <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung alle<strong>in</strong> zu tragen hatten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit,<br />
die ke<strong>in</strong>erlei Renten- o<strong>der</strong> Unterstützungszahlung kannte. Stand<br />
da nicht e<strong>in</strong>e Großfamilie zur Seite, war für die Witwe e<strong>in</strong> Leben<br />
<strong>in</strong> Not und Elend unausweichlich. „…e<strong>in</strong> sehr armes Weib“,<br />
liest man dann im Kirchenbuch.<br />
Damit unser Beitrag nicht traurig endet, folgt e<strong>in</strong>e historische<br />
Episode mit e<strong>in</strong>em leidlich guten Ausgang.<br />
An e<strong>in</strong>em Sommertag 1662 g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Bergmann Asmus Kunz<br />
aus Oberplanitz zur Mühle an <strong>der</strong> Mulde, um für se<strong>in</strong>e große<br />
Familie Brotmehl zu holen. Da sah er am Kohlberg se<strong>in</strong>e Gesellen<br />
noch bei <strong>der</strong> Arbeit und fuhr mit ihnen e<strong>in</strong>, um alte Stempel<br />
herauszureißen und neue zu setzen. Plötzlich brach e<strong>in</strong> mächtiger<br />
Geste<strong>in</strong>sbrocken herunter und erschlug ihn. Zwei Tage<br />
später wurde er unter „je<strong>der</strong>manns heftiger Bejammerung“ beerdigt.<br />
Im Kirchenbuch steht: „Gott tröste die arme Witwe und<br />
ihre sechs armen K<strong>in</strong><strong>der</strong>.“ Auf e<strong>in</strong> flehentliches Gesuch an den<br />
Kurfürsten, <strong>der</strong> zugleich Patronatsherr von Planitz war, wurde<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geldspende für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bewilligt. Aber nur deshalb,<br />
weil sich se<strong>in</strong>e Bergbrü<strong>der</strong> verpflichtet hatten, zusätzlich<br />
Kohle für diese Summe zu för<strong>der</strong>n.<br />
Es war also <strong>auch</strong> bei unseren Vorfahren so wie bei uns heute,<br />
dass nicht nur die „im Lichte“ Aufmerksamkeit verdienen,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> die vielen ungenannten, unbekannten Helden des<br />
Alltags, die „im Dunklen“.<br />
G.Z.<br />
Planitzer Bergmann <strong>in</strong> Arbeitstracht zur Zeit August des Starken