GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz
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7-8 / 09<br />
-Zeitung<br />
<strong>GEW</strong> insgesamt weiterhin stärkste<br />
Kraft in der Personalvertretung<br />
(S. 3 - 7)<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ERZIEHERINNEN IM STREIK FÜR HÖHERE EINSTUFUNG<br />
UND BESSEREN GESUNDHEITSSCHUTZ (S. 12-13)
EDITORIAL / INHALT<br />
WAHLQUALEN<br />
Endlich Sommerpause. Hoffentlich<br />
auch Pause vom Wahlkampf im Superwahljahr<br />
2009. Der erste Teil des<br />
Wahlmarathons liegt hinter uns, im<br />
September folgt dann der Höhepunkt<br />
mit der Bundestagswahl.<br />
Aus <strong>GEW</strong>-Sicht insbesondere wichtig<br />
waren die Wahlen beim Bundesgewerkschaftstag<br />
in Nürnberg und die Personalratswahlen in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>. Die Ergebnisse von Nürnberg hinterlassen gemischte Gefühle:<br />
Einerseits ist positiv zu sehen, dass das Gros unserer Spitzenleute<br />
überzeugende Voten einfahren konnte. Sehr erfreulich die Unterstützung<br />
für unseren Bundesvorsitzenden Ulrich Thöne, der durch<br />
seine Basisnähe und seine gesellschaftspolitische Orientierung<br />
überzeugt. Negativ fiel allerdings etwas auf, was bei solchen oder<br />
ähnlichen Veranstaltungen immer wieder vorkommt: das Abwatschen<br />
von KandidatInnen, mit denen man aus irgendwelchen<br />
Gründen unzufrieden ist, mittels Nein-Stimmen, ohne personelle<br />
Alternativen zu bieten.<br />
Wie die rheinland-pfälzischen Personalratswahlen aus unserem<br />
Blickwinkel einzuschätzen sind, ist auf den folgenden Seiten zu<br />
lesen. An dieser Stelle deshalb nur eine prinzipielle Überlegung: Wir<br />
können schon verdammt stolz sein, in vier von sechs Schularten die<br />
stärkste Kraft zu stellen, schließlich reden wir unseren Mitgliedern<br />
und WählerInnen nicht opportunistisch nach dem Munde, sondern<br />
sind aus bildungspolitischer Überzeugung immer wieder für „Zumutungen“<br />
gut, die Veränderungsbereitschaft bei den Betroffenen<br />
fordern. Und wer verändert sich in einem bestimmten Alter noch<br />
gerne? Umso schöner, dass die konsequente Interessenvertretung<br />
unserer Gewerkschaft in den Kollegien wieder Anerkennung gefunden<br />
hat.<br />
Da gewerkschaftlich Aktive sich oft in der Kommunalpolitik betätigen,<br />
lohnt sich auch ein Blick auf die entsprechenden Wahlen. Teils<br />
war da Skurriles zu beobachten, teils auch Widerwärtiges wie die<br />
hetzerischen, mehr oder minder offen rassistischen Parolen („... für<br />
u n s e r e Leute“) von Gruppierungen aus dem äußersten rechten<br />
Rand. „Deutsch ist geil“ stand auf einem Plakat der Republikaner<br />
mit einer üppigen Blondine, die ihr dralles Dekolleté dem Betrachter<br />
entgegenschleuderte.<br />
Dann schon lieber Skurriles, wie in Ludwigshafen zu beobachten.<br />
Ein nicht mehr ganz junger Herr - überhaupt scheint Kommunal-<br />
AUS DEM INHALT <strong>GEW</strong>-<strong>ZEITUNG</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Nr. 7-8 / 09:<br />
Editorial - Wahlqualen Seite 2<br />
Personalratswahlen 2009<br />
• <strong>GEW</strong> weiterhin strärkste Kraft in der Personalvertretung Seite 3<br />
• Übersicht über erreichte Sitze beim HPR und BPR Seite 4<br />
• Realschule+: Deutlicher Erfolg für die <strong>GEW</strong> Seite 4<br />
• Stimmengewinne für die <strong>GEW</strong> an Gymnasien Seite 5<br />
• <strong>GEW</strong>-Position an Berufsbildenden Schulen stabilisiert Seite 5<br />
• Dieter Ross geht in den verdienten Ruhestand Seite 6<br />
• Annelie Strack - eine Ära geht zu Ende Seite 7<br />
Schulen Seiten 8 - 10<br />
Berufliche Bildung Seite 11<br />
politik eine Domäne älterer Herren mit der Angst vor Bedeutungsverlust<br />
zu sein - wollte unbedingt in einem Stadtteil das Amt des<br />
Ortsvorstehers erringen. Dazu zog er alle Register und öffnete zudem<br />
das Portmonee; Streichhölzer mit seinem Konterfei für die Raucher,<br />
Bierdeckel für die Säufer, Kugelschreiber für alle anderen. Absoluter<br />
Höhepunkt: Fotos seines niedlichen Hundes auf einem Plakat, in<br />
dem das arme Tier zur Wahl seines Herrchens aufforderte.<br />
Überhaupt die Werbung mit Tieren und Kindern: Ein Tierarzt in<br />
LU, der dort für die FWG im Stadtrat sitzt, ließ sich auf einem<br />
Plakat in Dienstkleidung und mit einem reizenden Kätzchen auf<br />
dem Arm ablichten. Und für alle, die´s noch immer nicht begreifen<br />
wollten, stand seine Berufsbezeichnung daneben.<br />
Auffällig auch, dass eine Partei wie die FDP, die in der Kommunalpolitik<br />
kaum eine Rolle spielt, keine Probleme bei der Kandidatenfindung<br />
zu haben schien. Eine Vermutung liegt nahe: Selbstständige,<br />
z.B. Rechtsanwälte, können wunderbar für sich werben,<br />
ohne später wirklich etwas tun zu müssen, wenn sie aussichtslos als<br />
Ortsvorsteher bzw. Ortsbürgermeister oder auf hinteren Rängen<br />
der Stadtratsliste kandidieren. Reklame umsonst, denn auf Flyern,<br />
in Wahlzeitungen sowie der Tagespresse können sie im Vorfeld der<br />
Wahl immer wieder auftauchen.<br />
Schließlich war da auch noch die Europawahl. Als bestes unter<br />
recht drögen Plakaten wurde das der ausgesprochen attraktiven<br />
FDP-Spitzenkandidatin ermittelt. Der Haken an der Sache nur:<br />
In ihrer Arbeit im Europaparlament konnte die schöne Frau keine<br />
Spitzenwerte erzielen. Werbung mit weiblichen Reizen - Berlusconi<br />
für alle!<br />
Beneidenswerte Menschen, die schön sind. Noch beneidenswerter<br />
sind die, die einen schönen Job oder gar den schönsten Job in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> haben. Bisher dachten wir immer, unser ADD-<br />
Präsident habe diesen. Nun macht ihm aber Staatssekretär Prof. Dr.<br />
Joachim Hofmann-Göttig Konkurrenz, der trotz seines Traumjobs<br />
als oberster Kulturverantwortlicher bei der OB-Wahl in Koblenz<br />
als „unabhängiger Kandidat“ (nach 40 Jahren in der SPD und 18<br />
Jahren in der Landesregierung) antreten wird.<br />
Ob auch Bildungsministerin Doris Ahnen von sich behauptet, den<br />
schönsten Job zu haben, wissen wir nicht. Vermutlich eher nicht,<br />
denn es muss nicht gerade prickelnd sein, für jede ausgefallene<br />
Unterrichtsstunde persönlich verantwortlich gemacht zu werden.<br />
Nun war zu lesen, sie werde als Mitglied des SPD-Schattenkabinetts<br />
für die Bundestagswahl gehandelt. Möglicherweise hat sie dadurch<br />
Aussicht auf einen besonders schönen Job, denn Bundesbildungsminister<br />
haben bekanntlich nicht viel zu bestimmen, aber auch nicht<br />
den Stress ihrer Kolleginnen und Kollegen in den Ländern, die sich<br />
tagtäglich mit den Niederungen des Alltags befassen müssen.<br />
Günter Helfrich<br />
Tarifpolitik Seiten 12 - 13<br />
Kindertagesstätten Seiten 14 - 17<br />
Jugend und Politik Seiten 18 - 19<br />
Recht / Brief an die Redaktion Seiten 20 - 21<br />
<strong>GEW</strong>-Intern Seiten 21 - 22<br />
Generation 60+ Seiten 23 - 24<br />
Tipps + Termine Seiten 25 - 27<br />
Kreis + Region Seiten 28 - 31<br />
Zeitgeist Seite 32<br />
2 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />
<strong>GEW</strong> WEITERHIN STÄRKSTE KRAFT IN DER PERSONALVERTRETUNG<br />
Die Ergebnisse der Personalratswahlen 2009 zeigen,<br />
dass die <strong>GEW</strong> die Bildungsgewerkschaft in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist. Unser Konzept hat die Wählerinnen<br />
und Wähler an den Schulen überzeugt.<br />
In allen Personalräten hat die <strong>GEW</strong> ihre Position<br />
behaupten und z.T. ausbauen können. Neu waren<br />
bei den diesjährigen Personalratswahlen in Folge<br />
der Schulstrukturreform die Wahlen von Haupt-<br />
und Bezirkspersonalrat Grundschulen sowie von<br />
Realschule plus. Und der Erfolg lässt sich sehen. In<br />
den Grundschulstufenvertretungen hat die <strong>GEW</strong><br />
mit jeweils 6 von 11 Sitzen die absolute Mehrheit<br />
gewonnen, dies ist ein deutlicher Erfolg und Bestätigung<br />
für die Personalrätearbeit der <strong>GEW</strong> in den letzten Jahren.<br />
Stärkste Kraft wurde die <strong>GEW</strong> auch in den Bezirks- und<br />
Hauptpersonalräten Realschule plus. Der Ausgang dieser<br />
Wahlen wurde mit Spannung erwartet. Hier haben<br />
zum ersten Mal <strong>GEW</strong>, VBE und VDR gegeneinander<br />
kandidiert. Im Bezirkspersonalrat Realschule plus hat die<br />
<strong>GEW</strong> deutlich die meisten Stimmen erhalten und 5 von<br />
11 Sitzen gewonnen, der VDR 4 und der VBE 2 Sitze.<br />
Bei den Wahlen für den Hauptpersonalrat Realschule<br />
plus hat die <strong>GEW</strong> zwar die meisten Stimmen erhalten,<br />
doch reichte es nur für 4 Sitze, genau so viele erhielt der<br />
VDR, der VBE erhielt 3 Sitze. In beiden Gremien ist die<br />
<strong>GEW</strong> auf die enge Zusammenarbeit mit einem Partner<br />
angewiesen, dies ist eine neue Situation, die gemeistert<br />
werden muss. Erstmalig in der Geschichte der <strong>GEW</strong> muss<br />
ein Koalitionspartner gesucht werden und sind konkrete<br />
Absprachen und Regelungen erforderlich. Die Koalition<br />
mit dem VBE ist am nahe liegendsten, denn mit dem<br />
VBE lassen sich am ehesten die bildungspolitischen und<br />
gewerkschaftlichen Interessen der <strong>GEW</strong> umsetzen.<br />
Ein großer Erfolg waren die Wahlen für den Hauptpersonalrat<br />
und Bezirkspersonalrat Gesamtschulen. Mit einer<br />
Sitzverteilung 7 zu 2 hat die <strong>GEW</strong> wiederholt bewiesen,<br />
dass sie im Bereich der Gesamtschulen deutlich besser aufgestellt<br />
ist als andere Verbände. Mit dieser klaren Mehrheit<br />
kann die <strong>GEW</strong> in den nächsten Jahren viel zur Errichtung<br />
der neuen Gesamtschulen beitragen. Ebenso erfolgreich<br />
war die <strong>GEW</strong> in den Förderschulen. Hier konnten wir<br />
unsere Zweidrittelmehrheit behalten. Nur knapp hat die<br />
<strong>GEW</strong> hier einen Sitz an den VBE verloren, der nun 3<br />
von 9 Sitzen hat. Dies ist bedauerlich, ändert allerdings<br />
wenig an der Durchsetzungsfähigkeit der <strong>GEW</strong> in den<br />
Förderschulen. In den Berufsbildenden Schulen hat die<br />
<strong>GEW</strong> ihren Stimmenanteil gehalten und 2 Sitze in den<br />
Stufenvertretungen errungen. Dies ist Ansporn, um in<br />
den nächsten Jahren zuzulegen und endlich einen dritten<br />
Sitz in den Stufenvertretungen Berufbildende Schulen zu<br />
erreichen. Zugewinne hatte die <strong>GEW</strong> in den Stufenvertretungen<br />
Gymnasien, die ist sehr erfreulich. Doch reichte es<br />
leider nicht für einen dritten Sitz, so dass es weiterhin bei<br />
zwei Sitzen bleibt. In den nächsten vier Jahren wird es hier<br />
die Aufgabe sein, die Dominanz des Philologenverbandes<br />
aufzubrechen und die GymnasialkollegInnen dafür zu<br />
gewinnen, notwendige bildungspolitische Reformen in<br />
der <strong>GEW</strong> zu diskutierten und voranzubringen sowie die<br />
<strong>GEW</strong> dazu zu nutzen, gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen<br />
zu kämpfen.<br />
Auf die Personalräte warten in den nächsten vier Jahren<br />
viele Aufgaben, die zu bewältigen sind. Es gilt, die Schulstrukturveränderungen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> kritisch zu<br />
begleiten und für bildungspolitische Verbesserungen zu<br />
sorgen. Durch die AQS kommen neue Anforderungen<br />
auf die Schulen zu, die nicht einfach so übergestülpt und<br />
von den Schulen umgesetzt werden können. Die Schulen<br />
brauchen hierfür Hilfen und Mittel sowie eine bessere<br />
Ausstattung, um sich dieser Aufgabe stellen zu können.<br />
Ganztagsschulen, G-8-Gymnasien, Schwerpunktschulen,<br />
die neue Grundschulordnung, die Umsetzung der neuen<br />
Stundentafeln usw. können nur gelingen, wenn der Rahmen<br />
und die Personalausstattung der Schulen stimmen<br />
und diese deutlich besser ist als nur ausreichend. Es<br />
müssen in den nächsten Jahren mehr junge Menschen zu<br />
Lehrkräften ausgebildet werden, um den bevorstehenden<br />
Fachkräftemangel zu verhindern. Deshalb reicht es nicht,<br />
dass Reformen, die mit der neuen Lehrerbildungsreform<br />
einhergehen, lediglich mit den bisherigen Ressourcen<br />
realisiert werden. Die derzeitige finanzpolitische Situation<br />
macht diese Arbeit nicht leichter, im Gegenteil. Das Argument<br />
des Rotstifts wird noch häufiger genannt werden als<br />
bisher üblich. Dass die Aussage vieler Politiker „Bildung ist<br />
unsere Zukunft“ nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt,<br />
dafür werden sich unsere Personalräte im gewerkschaftlichen<br />
Rahmen mit aller Kraft einsetzten. Hierfür möchte<br />
ich mich an dieser Stelle schon bei ihnen bedanken.<br />
Klaus-Peter Hammer<br />
3
PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />
ÜBERSICHT ÜBER ERREICHTE SITZE<br />
<strong>GEW</strong> VBE VDR PhV VLBS VLW<br />
Grundschule<br />
BPR<br />
HPR<br />
6<br />
6<br />
5<br />
5<br />
Realschule+<br />
BPR<br />
HPR<br />
5<br />
4<br />
2<br />
3<br />
4<br />
4<br />
Förderschule<br />
BPR<br />
HPR<br />
6<br />
6<br />
3<br />
3<br />
Gesamtschule<br />
BPR<br />
HPR<br />
5<br />
5<br />
0<br />
0<br />
2<br />
2<br />
Gymnasien<br />
BPR<br />
HPR<br />
2<br />
2<br />
9<br />
9<br />
BBS<br />
BPR<br />
HPR<br />
2<br />
2<br />
5<br />
5<br />
2<br />
2<br />
Hochschulen 4<br />
IFB 1<br />
REALSCHULE PLUS: DEUTLICHER ERFOLG FÜR DIE <strong>GEW</strong><br />
Trotz der Konkurrenz zweier weiterer Listen ergaben<br />
die Auszählungen zur Realschule plus einen deutlichen<br />
Stimmenerfolg für die Kandidatinnen und Kandidaten<br />
der <strong>GEW</strong>.<br />
Die <strong>GEW</strong> errang im Bezirkspersonalrat die Mehrheit.<br />
Mit fünf Sitzen gegenüber vier (VDR) und zwei Sitzen<br />
(VBE) der Mitbewerber hat die <strong>GEW</strong> für den Bezirkspersonalrat<br />
eine deutliche Zustimmung zu verzeichnen.<br />
Im Hauptpersonalrat verfehlte die <strong>GEW</strong> die Mehrheit<br />
nur knapp, obwohl auf die Liste der <strong>GEW</strong> auch dort die<br />
meisten der abgegebenen Stimmen entfielen.<br />
Hier hat die <strong>GEW</strong> ebenso wie der VDR vier Sitze erreicht,<br />
der VBE drei Sitze.<br />
Das Wahlergebnis zu den Personalräten Realschule plus<br />
zeigt dreierlei:<br />
Erstens: Die erfolgreiche und konsequente Interessenvertretung<br />
der Kolleginnen und Kollegen durch die<br />
<strong>GEW</strong>-Fraktionen in den Personalräten wird anerkannt<br />
und ist eine Bestätigung für den massiven Einsatz der<br />
<strong>GEW</strong> für den Erhalt einer qualifizierten Mitbestimmung<br />
zum Wohle aller an Schule beschäftigten Kolleginnen<br />
und Kollegen.<br />
Zweitens: Der bildungspolitische und gewerkschaftliche<br />
Kurs der <strong>GEW</strong> wird getragen. Insbesondere im Hinblick<br />
auf die von uns gestellten Forderungen zur Schaffung<br />
einer Schule für alle Kinder, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen,<br />
zur Reduzierung der Arbeitsbelastung für<br />
Lehrerinnen und Lehrer, der Forderung nach gleichem<br />
Lohn für gleiche Arbeit und einer Verbesserung der<br />
personellen Ausstattung. Die Tatsache, dass die Landesfachgruppen<br />
Hauptschule und Regionale Schule und<br />
Realschule immer wieder auf falsche Weichenstellungen<br />
in der Schulstrukturreform hingewiesen haben, schlagen<br />
sich nun auch in diesen ermutigenden Wahlergebnissen<br />
nieder.<br />
Drittens: Die Wahlergebnisse zeigen, dass die Personalratsarbeit<br />
der <strong>GEW</strong> breite Zustimmung an den Schulen<br />
findet. Die bildungspolitische Arbeit vor Ort sowie<br />
unserer Fortbildungsangebote und Schulungen werden<br />
durch das Wahlergebnis bestätigt.<br />
Die große Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer, die zur<br />
Wahl für die Stufenvertretung Realschule plus aufgerufen<br />
war, sieht sich offensichtlich durch die Politik der <strong>GEW</strong><br />
gut vertreten.<br />
Auch das nicht lehrende Schulpersonal hat uns eindeutig<br />
sein Vertrauen ausgesprochen.<br />
Dieses Ergebnis 2009 macht Mut und ist Ansporn für<br />
die vor uns liegende Arbeit.<br />
Gemeinsam werden die Landesfachgruppen Hauptschule<br />
und Regionale Schule und Realschule sowie die gewählten<br />
Stufenvertreterinnen und Stufenvertreter auch in<br />
Zukunft ihre Tätigkeit engagiert und kritisch zu Gunsten<br />
der Beschäftigten in den Schulen und schulischen<br />
Diensten fortsetzen und für deren Interessen eintreten<br />
und kämpfen.<br />
Michael Tietz<br />
4 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />
STIMMEN<strong>GEW</strong>INNE FÜR <strong>GEW</strong> AN GYMNASIEN - DRITTER SITZ ABER VERFEHLT<br />
Real und prozentual gewannen die <strong>GEW</strong>-Listen bei den<br />
Personalratswahlen 2009 dazu, so dass die starke Dominanz<br />
des Philologenverbands in den rheinland-pfälzischen<br />
Gymnasien wiederum etwas gebröckelt ist - der Trend von<br />
2005 setzt sich somit fort. Ein Zugewinn von 2,25% bei<br />
HPR und 3,29% bei BPR ist zu verzeichnen, trotzdem<br />
wählte insgesamt nur knapp ein Viertel der Gymnasiallehrkräfte<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> die <strong>GEW</strong>.<br />
Die große Aufgabe der <strong>GEW</strong> als Bildungsgewerkschaft ist<br />
und bleibt die Verbindung von bildungspolitischen Zielen<br />
mit der Forderung nach besseren Rahmenbedingungen an<br />
allen Schularten. Dabei ist Überzeugungsarbeit zu leisten:<br />
Ein Gymnasium, das von Reformen abgeschottet wird<br />
und die Fiktion einer homogenen Schülerschaft pflegt,<br />
passt nicht in die heutige Zeit und bringt zudem keine<br />
Lösung unserer Alltagsprobleme - ebenso wenig wie ein<br />
Gegeneinander der im Bildungsbereich Beschäftigten.<br />
Diese Ansicht teilen offensichtlich viele Kolleginnen und<br />
Kollegen: An quasi allen Gymnasien in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
gibt es <strong>GEW</strong>-Wählerinnen und -Wähler, die <strong>GEW</strong> ist<br />
sichtbar und präsent, daran hat die Fachgruppe Gymnasien<br />
- unterstützt vom Landesverband - erfolgreich<br />
gearbeitet. In vielen konkreten Einzelfällen war und<br />
ist die <strong>GEW</strong> eine gute Ansprechpartnerin und hat die<br />
Interessen von Kolleginnen und Kollegen vor Ort konsequent<br />
vertreten.<br />
Auch in Zukunft wird sich die <strong>GEW</strong> nicht als Standesorganisation<br />
präsentieren, sondern sieht ihre Stärke in der<br />
Gemeinschaft, da nur auf diese Weise notwendige bildungspolitische<br />
Reformen diskutiert und vorangebracht<br />
werden können. Diese Gemeinschaft ist auch erforderlich<br />
für die Auseinandersetzungen um gute Arbeitsbedingungen,<br />
für die wir noch mehr Kolleginnen und Kollegen aus<br />
allen Schularten gewinnen müssen.<br />
Sybilla Hoffmann<br />
<strong>GEW</strong>-POSITION AN BERUFSBILDENDEN SCHULEN STABILISIERT<br />
Die <strong>GEW</strong> an den Berufsbildenden Schulen in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> ist nach den PR-Wahlen 2009 weiterhin mit je zwei<br />
Mitgliedern in Haupt- und Bezirkspersonalrat vertreten.<br />
Leichte Gewinne stärken den schon bisher guten Einfluss<br />
der <strong>GEW</strong> in den Gremien, wenn auch zahlenmäßig keine<br />
Veränderung eintritt. Dennoch gilt es - zusammen mit<br />
den drei neuen Personalrätinnen - die gewerkschaftliche<br />
Arbeit fortzusetzen und hoffentlich bei der nächsten Wahl<br />
stärker zu punkten.<br />
Die Analyse des Wahlergebnisses ist nicht so einfach zu<br />
leisten, weil die KollegInnen in den Schulen ihre Stimmen<br />
sehr unterschiedlich verteilt haben. Leider haben einige<br />
WählerInnen entweder von der Wahl keinen Gebrauch<br />
gemacht oder sich einer eindeutigen Stimme enthalten.<br />
Mit ihnen würden wir gerne in einen kritischen Diskurs<br />
treten.<br />
Wenn das Ministerium mit der Einführung der Realschule<br />
Plus so stark ins Schulsystem eingreift, hat das massive<br />
Einflüsse auch auf die Berufsbildenden Schulen. Eine<br />
sehr differenzierte und vom allgemeinen Bildungsauftrag<br />
bestimmte Stellungnahme der gesamten <strong>GEW</strong> ist<br />
offensichtlich schwieriger zu kommunizieren als plakative<br />
und vereinfachende Positionen unserer Mitbewerber. Die<br />
Ängste vor der Zukunft zu schüren, scheint einfacher, als<br />
eine Einladung zur verantwortungsvollen Mitgestaltung<br />
der Zukunft zu verschicken.<br />
Schwarz-Weiß, im politischen Zusammenhang auch als<br />
Schwarz-Rot interpretiert, ist möglicherweise leichter unters<br />
Volk zu bringen. Die Gewerkschaft <strong>GEW</strong> ist, weil sie<br />
eine echte Gewerkschaft ist, zumindest der Hausnummer<br />
nach mit der ‚roten‘ Regierung in Sippenhaft zu nehmen.<br />
Das lässt sich unterschwellig wohl leichter verkaufen.<br />
Hier müssen wir einstecken und weiter darauf hoffen,<br />
dass unsere guten sachorientierten Argumente sowohl<br />
bei der Regierung als auch im Ministerium und bei der<br />
ADD vernommen und beachtet werden.<br />
Dass es der <strong>GEW</strong> zusammen mit ihren Personalräten mit<br />
<strong>GEW</strong>-Mehrheit gelungen ist, die effektive Mitbestimmung<br />
bei der Einstufung gerichtlich durchzusetzen, hat<br />
uns im BBS-Bereich offensichtlich nur wenig zusätzliches<br />
Vertrauen gebracht. Das ist zwar schade, spornt uns aber<br />
an, weiter engagiert für die Rechte der Beschäftigten zu<br />
kämpfen, bei mangelnder Einsicht auch mit juristischer<br />
Unterstützung.<br />
Annelie Strack, die jahrzehntelang die <strong>GEW</strong> im HPR und<br />
auf Landesebene mit ihrer Stimme engagiert vertreten<br />
hat, gilt es ab der kommenden Wahlperiode zu ersetzen.<br />
Ihr gönnen wir die Genussphase der Altersteilzeit, wohl<br />
wissend, dass auf das neue Team viel Arbeit zukommt. Ihr<br />
Ausscheiden hat uns dankenswerterweise stimmenmäßig<br />
keinen Nachteil gebracht. Es bleibt für die kommende<br />
Wahlperiode eine große Herausforderung.<br />
Das um drei Frauen veränderte Team der <strong>GEW</strong>-Personalräte<br />
nimmt die neu gestellte Herausforderung an und<br />
freut sich auf die kommende Wahlperiode. Es gilt, die<br />
konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den<br />
Personalräten fortzuführen und weiterzuentwickeln. Die<br />
<strong>GEW</strong>-Mitglieder stehen dafür und werden ihre besonderen<br />
Konturen bewahren.<br />
Pit Heisig<br />
5
PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />
DIETER ROSS – EIN AUSGEZEICHNETER EXPERTE FÜR PERSONALRATS-<br />
ARBEIT GEHT IN DEN VERDIENTEN RUHESTAND<br />
Mit Ende des Schuljahres geht der bisherige Vorsitzende<br />
des Hauptpersonalrats für die staatlichen Lehrkräfte an<br />
Grund-, Haupt- sowie Regionalen Schulen, Dieter Roß,<br />
in den Ruhestand. Dies ist in zweifacher Hinsicht als<br />
historisch zu sehen, da es den Hauptpersonalrat Grund-,<br />
Haupt- sowie Regionale Schulen aufgrund der Schulstrukturveränderungen<br />
nicht mehr geben wird und ein Mann<br />
aus dem Dienst scheidet, der Jahrzehnte lang versiert<br />
Personalratsarbeit in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> geprägt hat. Dieter<br />
Ross war ein Personalrat, der sich mit 100% Einsatz für<br />
die Interessen und Belange der Beschäftigten eingesetzt<br />
hat. Er war ein geduldiger Zuhörer, der sich beharrlich<br />
und aktiv eingesetzt hat. Auf gut neudeutsch könnte<br />
man sagen, seine Arbeit war geprägt von Nachhaltigkeit.<br />
Hat er sich einem Problemfall angenommen, konnte der<br />
Betreffende oder die Betreffende davon ausgehen, dass<br />
sich Dieter engagiert darum kümmert und alle Varianten<br />
auslotet, um eine möglichst optimale Lösung zu erhalten.<br />
Dies war sicherlich nicht immer einfach und auch nicht<br />
immer von Erfolg gekrönt. Doch hatten die Kolleginnen<br />
und Kollegen immer das Gefühl, nicht allein kämpfen zu<br />
müssen. Solidarität und Einsatz für die Kolleginnen und<br />
Kollegen, das war Dieters Markenzeichen.<br />
Mit großer Energie und Fachkompetenz leitete er in den<br />
letzten vier Jahren den o.g. Hauptpersonalrat, dessen<br />
Mitglied er über viele Jahrzehnte war. Er verstand es über<br />
Verbands- und Gewerkschaftsgrenzen hinweg in kollegialer<br />
Atmosphäre in den meisten Fällen einvernehmliche<br />
Positionen zu erarbeiten, die er dann mit Nachdruck<br />
und unermüdlich der Dienststelle gegenüber vertrat.<br />
Ebenso war er im Ministerium ein geachteter Verhandlungspartner,<br />
bekannt dafür, dass er kompetent und mit<br />
Nachdruck seine Positionen darlegte. Dies war sicherlich<br />
nicht immer bequem, brachte ihm aber Anerkennung<br />
und Respekt ein.<br />
Für unsere Gewerkschaft wirkte Dieter über vierzig Jahre<br />
hinweg, in den unterschiedlichsten<br />
Funktionen.<br />
Sowohl als stellvertretender Landesvorsitzender<br />
Anfang der achtziger Jahre,<br />
wie als langjähriger Leiter der Rechtsstelle<br />
- dieses Amt hat er weiterhin inne<br />
- sowie auf Bezirks- und Kreisebene<br />
war er stets ein zuverlässiger und loyaler<br />
Kollege, der die <strong>GEW</strong> inhaltlich<br />
bereicherte und vorantrieb. Es bleibt<br />
zu hoffen, dass Dieter der <strong>GEW</strong> hoffentlich<br />
noch lange erhalten bleibt und<br />
mit seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz<br />
uns weiter zur Verfügung steht.<br />
Seine Integrität, sein Arbeitswille und<br />
unermüdlicher Arbeitseinsatz werden<br />
weiterhin wichtig für uns sein.<br />
Für den bevorstehenden „Unruhestand“,<br />
wünschen wir ihm allerdings<br />
auch die Zeit, die Dinge zu tun, für die<br />
er bisher nicht die Zeit gefunden hat.<br />
Klaus-Peter Hammer<br />
6 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
ANNELIE STRACK –<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />
EINE ÄRA DER <strong>GEW</strong>-BERUFSBILDUNGSPOLITIK GEHT ZU ENDE<br />
Finanztest bestätigt immer wieder:<br />
� günstige Beiträge<br />
� zuverlässige Beratung<br />
� schnelle Schadensabwicklung<br />
Wir sind der Versicherer für Erzieher und<br />
Beschäftigte im öffentlichen Dienst und deren<br />
Angehörige in Baden-Württemberg, Hessen<br />
und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Die Überschrift mag pathetisch klingen, aber es ist einfach<br />
so: Mit dem Eintritt in die passive Phase der Altersteilzeit<br />
endet eine jahrzehntelange Ära, in der Annelie Strack<br />
als Verantwortliche für den Vorstandsbereich Berufliche<br />
Bildung und Weiterbildung sowie als Hauptpersonalrätin<br />
die Berufsbildungspolitik der <strong>GEW</strong> an entscheidender<br />
Stelle geprägt hat. Und dies nicht nur in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>,<br />
sondern darüber hinaus auf der Bundesebene und sogar<br />
im internationalen Rahmen.<br />
Ihre auch nach Rückschlägen nie versiegende Motivation<br />
für das immense Engagement war dabei die Aufwertung<br />
bzw. angemessene Anerkennung des berufsbildenden<br />
Bereichs als Lernort, an dem Menschen aus eher bildungsfernen<br />
Milieus ihre „zweite Chance“ ergreifen können, so<br />
wie es bei ihr selbst einst der Fall war.<br />
Dieser Antrieb verweist auf Annelies zutiefst soziale<br />
Grundhaltung, auf ihr „Herz für Schwache“. Selbst hoch<br />
gebildet und aufgrund ihrer Fachkompetenz auch bei<br />
der Konkurrenz sehr respektiert, ist ihr jede Form von<br />
Dünkel fern.<br />
Mit Leidenschaft und ohne Scheu vor Auseinandersetzungen<br />
hat Annelie für ihr zentrales inhaltliches Anliegen<br />
gekämpft: die Abkehr vom traditionellen Bildungsbegriff<br />
hin zur Einsicht, dass Bildung gleichwertig „im Medium<br />
des Berufs“ erworben werden kann. Gleichwertigkeit also<br />
nicht nur formal, sondern auch inhaltlich. Dazu waren<br />
50 % Sondernachlass für Neumitglieder auf den<br />
Hausratversicherungsbeitrag im ersten Versicherungsjahr.<br />
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auch in eigenen Kreisen viele Diskussionen und eine große<br />
Überzeugungskraft nötig. Aber wenn Annelie von einer<br />
Sache überzeugt ist, ficht sie für diese mit Verve und einem<br />
Arbeitsvolumen, das kaum mehr zu toppen ist.<br />
Eine progressive Berufsbildungspolitik war und ist ihre<br />
Leidenschaft, aber als echte Bildungsgewerkschafterin,<br />
die es als Vertreterin einer Minderheit im BBS-Bereich<br />
nicht immer leicht hatte, hat sie sich in den diversen<br />
gewerkschaftlichen Gremien wie Landesvorstand und<br />
Geschäftsführender Vorstand bei allen Themen sachkundig<br />
eingebracht. Nicht zu vergessen: Bei all ihren<br />
Aufgaben war Annelie immer noch „im Hauptberuf“<br />
Lehrerin, und zwar eine richtig gute, die den ihr anvertrauten<br />
jungen Menschen fachlich wie menschlich viel<br />
mitgeben konnte.<br />
Ganz ehrlich: So richtig vorstellbar ist das eigentlich nicht,<br />
dass sich eine immer unter Volldampf stehende Frau wie<br />
Annelie Strack aus der vordersten Reihe verabschiedet.<br />
Frei von Terminzwängen will sie in der Zukunft im<br />
Hintergrund beratend tätig sein.<br />
Ihre Hilfe wird die <strong>GEW</strong> auf jeden Fall auch in Zukunft<br />
weiterhin benötigen. Dank der neuen Technik wird sie<br />
stets hundertprozentig voll informiert sein, wenn sie ab<br />
dem Schuljahresende mehr Zeit in ihrem Ferienhaus in<br />
Spanien verbringen kann.<br />
Klaus-Peter Hammer<br />
Einzel- und Gruppensupervision<br />
Frank Bous, Supervisor DGSv<br />
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7
SCHULEN<br />
GANZTAGSKINDER AM SEBASTIAN-MÜNSTER-GYMNASIUM INGELHEIM<br />
BETEILIGEN SICH AN GLOBALER KAMPAGNE FÜR KINDERRECHTE<br />
Das, was für die Ganztagskinder am SMG Ingelheim ganz<br />
selbstverständlich ist, nämlich kostenlosen Zugang zum<br />
Schulunterricht zu haben, dazu noch Lernzeiten und AGs in<br />
der Schule, ist für viele Kinder in der Welt ein Luxus, von<br />
dem diese nur träumen können.<br />
„Das Recht auf Bildung für alle Kinder auf der Welt“ war<br />
Thema eines Projekts „Globale Bildungskampagne“, hinter<br />
der Bildungsgewerkschaften wie die deutsche Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft und Entwicklungsorganisationen<br />
aus mehr als 150 Ländern stehen.<br />
20 Jahre nach Verabschiedung der Kinderrechtskonvention<br />
in den Vereinten Nationen soll an die noch ausstehende<br />
und notwendige Umsetzung des Rechts auf Bildung erinnert<br />
werden. Die Idee in diesem Jahr: Das große Lesen,<br />
ein „Lesemarathon“, zu dem sich Schulklassen „Promis“<br />
einladen, die ihnen vorlesen und mit ihnen diskutieren.<br />
Bildungsministerin Doris Ahnen kam auf diese Einladung<br />
hin gern in die Leseecke des SMG und fand schnell einen<br />
Draht zu den Kindern. Warum ist Bildung wichtig? Um<br />
einen guten Abschluss zu machen, um einen guten Job<br />
zu finden - ja, gibt es denn da nicht noch mehr? Doris<br />
Ahnen hatte aus dem Vorlesebuch eine Geschichte von<br />
Cornelia Funke ausgesucht, in dem einem Kind die Tür<br />
zu einer kostbaren Sammlung von Büchern geöffnet wird,<br />
was vor allem dessen Neugier und Phantasie weckt. Das<br />
zweite Vorlesestück spielt in Deutschland, das auch noch<br />
nicht alle Ziele in Bezug auf Kinderrechte erreicht habe,<br />
so Ahnen. Schließlich gebe es auch in unserem Land ca.<br />
vier Millionen „funktionale Analphabeten“, die sich oft<br />
nicht als solche zu bekennen wagen. Wie isoliert man<br />
damit lebt, Angst vor Arztbesuchen, sogar vor gemeinsamen<br />
Spiel und Sport mit anderen Menschen hat und<br />
sich immer mehr zurückzieht, zeigt die autobiographische<br />
Geschichte des Kinderbuchautors Tim-Thilo Fellmer, der<br />
erst als Erwachsener nachholte, was er als „Legastheniker“<br />
damals in der Schule nicht gelernt hat.<br />
„Daher muss man auch darauf achten, nicht nur die<br />
Rolle von Kitas und Schulen hervorzuheben, sondern<br />
auch den Bereich der Weiterbildung zu stärken“, so<br />
Doris Ahnen.<br />
Zum Abschluss waren die Kinder nach ihren eigenen<br />
Lieblingsbüchern gefragt, von denen sowohl Mädchen<br />
als auch Jungs etliche nennen konnten, ob Pferde-, Fantasy-<br />
oder Abenteuergeschichten. Die 5g verabschiedete<br />
sich mit der Überreichung eines Plakats, das die Politikerin<br />
dazu aufforderte, sich weiter für „Bildung für alle“<br />
einzusetzen.<br />
Großes Interesse der SchülerInnen<br />
Kinderrechte in der Schule zum Thema zu machen ist<br />
lohnend, das Interesse der Schülerinnen und Schüler groß.<br />
In der UN-Kinderrechtskonvention geht es zunächst um<br />
Schutz und Fürsorge, dann aber auch um Teilhabe und<br />
Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen „vor<br />
Ort“, an ihrem Lern- und Lebensort. Dazu gehören viele<br />
Elemente der Partizipation, die in Schulen vorhanden<br />
sind, aber auch in diesen Kontext gestellt und erweitert<br />
werden können. Zu nennen sind der Klassenrat, die<br />
Streitschlichter, das Lerncoach-Projekt „Schüler arbeiten<br />
mit Schülern“ in der Ganztagsschule, eine starke SV und<br />
anderes mehr.<br />
Die Global Campaign for Education war auf dem Bundesgewerkschaftstag<br />
mit einem Stand und Materialien<br />
vertreten. Neben der <strong>GEW</strong> sind Care, Oxfam, die Kindernothilfe,<br />
die Welthungerhilfe und andere NGOs für<br />
Deutschland beteiligt. Die Kampagne findet jedes Jahr<br />
statt. Informationen finden sich unter www.bildungskampagne.org<br />
Sybilla Hoffmann<br />
Weitere Links für Informationen<br />
und Projekte:<br />
www.gew.de<br />
www.unicef.de/kids - Unicef-Kinderseite mit einer Kurzfassung der<br />
Kinderrechte<br />
www.juniorbotschafter.de - Seite des Unicef-Wettbewerbs für Kinder<br />
www.national-coalition.de - National Coalition zur Umsetzung der UN-<br />
Kinderrechtskonvention<br />
www.tdh.de - terre des hommes<br />
www.dksb.de - Deutscher Kinderschutzbund<br />
www.dkhw.de - Deutsches Kinderhilfswerk<br />
www.kinderpolitik.de - Infostelle Kinderpolitik des Deutschen Kinderhilfswerks<br />
www.kindergerechtes-deutschland.de - Initiative „Für ein kindergerechtes<br />
Deutschland“<br />
www.makista.de - Macht Kinder stark für Demokratie e.V.<br />
In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />
www.kinderrechte.rlp.de - Seite des MBWJK<br />
www.net-part.rlp.de - Netzwerk Partizipation<br />
http://demokratielernenundleben.rlp/de - Transferprojekt des BLK-Projekts<br />
8 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
„Das von Bildungsministerin Doris Ahnen Mitte Juni vorgestellte<br />
neue Lehramt Realschule plus ist ein richtiger und konsequenter<br />
Schritt bei der Umsetzung der Schulstrukturreform in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>“, erklärte der <strong>GEW</strong>-Vorsitzende Klaus-Peter Hammer vor<br />
der Presse. Die <strong>GEW</strong> habe von Beginn an die Zusammenführung<br />
der Lehrämter Hauptschule und Realschule in ein gemeinsames<br />
Lehramt gefordert, so Hammer.<br />
Dieser Forderung sei die Landesregierung nun nach längerem<br />
Zögern gefolgt. „Die angekündigte einheitliche Besoldung der zukünftigen<br />
Realschulpluslehrkäfte nach A 13 ab 2011 ist somit ein<br />
folgerichtiger Schritt. Damit wird eine sinnvolle Struktur geschaffen,<br />
die Abwanderung von Lehrkräften im Sekundarstufen-I-Bereich<br />
in andere Bundesländer zu verringern. Ebenso hat aus der Sicht<br />
von Bewerberinnen und Bewerbern aus anderen Bundesländern<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> damit an Attraktivität gewonnen“, meinte der<br />
<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende.<br />
Die <strong>GEW</strong> kritisiert allerdings, dass bei dieser Reform die derzeitig<br />
im Dienst befindlichen Hauptschulkolleginnen und -kollegen<br />
nicht berücksichtigt werden. Sie fordert die Landesregierung auf,<br />
für „gleiche Arbeit gleichen Lohn“ zu zahlen und zügig für eine<br />
Gleichbehandlung dieser Kolleginnen und Kollegen zu sorgen.<br />
Unterschiedliche Bezahlung an einer Schulart sei nicht hinnehmbar,<br />
so Hammer. Eine Lösungsmöglichkeit könne z. B. die Zahlung<br />
einer entsprechenden Zulage sein, welche die Differenz zwischen<br />
A 12 und A 13 ausgleicht, falls es keine besseren beamtenrechtliche<br />
Lösungen hierfür geben sollte.<br />
P2_185x130_4c:P3_161x130_2c 05.05.09 13:39 Seite 1<br />
„Durch die Verlängerung der Studiendauer des Lehramts Realschule<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
SCHULEN<br />
LEHRERBILDUNGSREFORM WIRD DER SCHULISCHEN REALITÄT ANGEPASST<br />
Im Auftrag Ihrer Finanzen:<br />
das Sparkassen-Finanzkonzept.<br />
Jetzt Termin vereinbaren.<br />
plus auf 9 Semester ist das Land dabei, in kleinen Schritten die<br />
Studiendauer der unterschiedlichen Lehrämter anzugleichen. Die<br />
<strong>GEW</strong> fordert schon seit Jahren, eine gleich lange Studiendauer<br />
aller Lehrämter,“ sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende. Aus Sicht der<br />
Kolleginnen und Kollegen an Grundschulen sei die Entscheidung,<br />
sie bei der Reform nicht mit einzubeziehen, deshalb nicht nachvollziehbar.<br />
Mit der nun kürzesten Studiendauer von acht Semestern<br />
werde diese Berufgruppe von den andern Lehrämtern abgehängt.<br />
Dies sei ein ungünstiges Signal für die Arbeit an den Grundschulen.<br />
Dabei sei es dringend notwendig, die Arbeit an den Grundschulen<br />
aufzuwerten, da hier Basisarbeit geleistet werde, die für die Zukunft<br />
der Schülerinnen und Schüler wesentlich ist. „Deshalb fordert die<br />
<strong>GEW</strong> die Landesregierung auf, dringend darüber nachzudenken,<br />
die Grundschulkolleginnen und Kollegen nicht abzuhängen und im<br />
ersten Schritt auch die Studiendauer für das Lehramt Grundschulen<br />
auf 9 Semester zu erhöhen. Dies ist notwendiger denn je, und die<br />
Schulstrukturreform bietet die Gelegenheit dafür, für alle Lehrämter<br />
ein gleich langes Studium einzuführen, um die Lehrkräfte aller<br />
Schularten einheitlich zu besolden“, forderte Hammer.<br />
Die Entscheidung, die Fachleiterinnen und Fachleiter an den zukünftigen<br />
Studienseminaren Realschule plus einheitlich zu besolden,<br />
hält die <strong>GEW</strong> für richtig und sinnvoll. Die hierfür von der Landesregierung<br />
vorgeschlagene Umsetzung sei moderat und angemessen.<br />
Schmerzlich gelte es festzustellen, dass auch hier die Fachleiterinnen<br />
und Fachleiter an den Studienseminaren Grundschulen bei gleicher<br />
Arbeit weniger verdienten, ebenso sind die Seminarleiterinnen und<br />
-leiter dort gehaltsmäßig im Nachteil. pm<br />
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S<br />
9
SCHULEN<br />
KINDERGARTEN UND SCHULE SIND NICHT IMMER GENUG<br />
Kinder-College auf außerschulische Förderung Hochbegabter spezialisiert<br />
Es gibt Kinder, die interessieren sich nicht für Nintendo &<br />
Co., sondern begeistern sich stattdessen für Arabisch, Geologie<br />
oder Neurobiologie oder diskutieren mit Vorliebe philosophische<br />
Fragestellungen. Diese besonders begabten Kinder<br />
denken komplexer und lernen schneller als ihre Altersgenossen.<br />
Kein Wunder, dass sie sich im Schulalltag, in dem<br />
häufig Reproduktion gefragt ist, oft unterfordert und ausgebremst<br />
fühlen. Ein Luxusproblem, so mögen viele denken.<br />
Doch dem ist nicht so. Die Dauer-Unterforderung kann bei<br />
den Kindern zu echten Problemen führen: zu einem Gefühl<br />
des Anders-Seins und einem verminderten Selbstwertgefühl,<br />
im schlimmsten Fall zu sozialem Rückzug. Deshalb ist es<br />
wichtig, begabte Kinder mit ihren besonderen Interessen<br />
und Denkstrukturen auch außerhalb der Schule anzunehmen<br />
und zu unterstützen.<br />
Für besonders begabte Kinder ist das Kinder-College in<br />
Neuwied eine gute Adresse. Seit seiner Gründung im<br />
Jahr 2000 bietet das Begabtenzentrum im nördlichen<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hochbegabten Kindern aus <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> sowie den angrenzenden Nachbarländern NRW<br />
und Hessen eine intellektuelle und emotionale Heimat.<br />
Kluge Köpfchen erhalten hier - ergänzend zu Schule und<br />
Kindergarten - in Wochenendkursen die intellektuelle<br />
Unterstützung und emotionale Wertschätzung, die sie<br />
für eine optimale Entwicklung brauchen. Das Kinder-<br />
College ist national und mittlerweile auch international<br />
hoch geschätzt und wird vom Land <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
finanziell unterstützt. Die Qualität der Förderung des<br />
Begabtenzentrums wurde durch eine Evaluierungsstudie<br />
des Internationalen Zentrums für Begabungsforschung<br />
der Universität Münster wissenschaftlich belegt. Derzeit<br />
bietet das Kinder-College etwa 90 Kurse an, die pro<br />
Halbjahr von rund 700 bis 900 Kursteilnehmern im Alter<br />
von 3 bis 16 Jahren 14-täglich (immer samstags) belegt<br />
werden. Kürzlich konnte das College seinen 10.000sten<br />
Kursteilnehmer begrüßen.<br />
Der Leiterin des Kinder-College, der Pädagogin Helga<br />
Thieroff, liegt es besonders am Herzen, dass begabte<br />
Kinder möglichst schon während der Kindergartenzeit<br />
erkannt und angemessen gefördert werden. Deshalb liegt<br />
ein Schwerpunkt der Arbeit des Begabtenzentrums in der<br />
Frühförderung begabter Kindergartenkinder und junger<br />
Schulkinder. Der Kinderclub „Spiel, Spaß und Köpfchen“<br />
ist fester Bestandteil des Neuwieder Begabtenzentrums.<br />
Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren, die ihren Altersgenossen<br />
in der Entwicklung voraus sind, mit Begeisterung<br />
lernen und Freude an intellektueller Herausforderung<br />
zeigen, werden nach einem ausführlichen Gespräch<br />
mit den Eltern „auf Verdacht“ gefördert. Jedes Semester<br />
wählen derzeit etwa 80 kleine Kurteilnehmer zwischen unterschiedlichen<br />
Lernangeboten aus dem Bereich Sprache,<br />
Naturwissenschaft, Mathematik, Buchstaben und Zahlen,<br />
Englisch, Basteln und Werken, Theater, Kunst, Kochen,<br />
Elektrotechnik und Biologie aus. So kann jedes begabte<br />
Kind seine Wissbegierde schon im Vorschulalter stillen<br />
und muss nicht auf die Schule vertröstet werden.<br />
Schulkindern bis zu einem Alter von 16 Jahren steht im<br />
College ein breites Angebot an Förderkursen zur Verfügung,<br />
die das mathematisch-naturwissenschaftliche,<br />
(fremd-) sprachliche, geistes- und sozialwissenschaftliche<br />
Spektrum komplett abdecken und keine Wünsche offen<br />
lassen. Mindestens so wichtig wie das intellektuelle „Futter“<br />
ist jedoch, dass die Kinder und Jugendlichen durch<br />
den Dialog mit engagierten Dozenten und Gleichbefähigten<br />
in ihrer nicht altersgemäßen Entwicklung akzeptiert<br />
und angenommen werden. Das ist die Voraussetzung<br />
dafür, dass die Kinder ihre Begabungen entfalten und ein<br />
Selbstwertgefühl aufbauen können.<br />
Das Kinder-College finanziert sich - neben der Förderung<br />
durch das Land <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Spenden von<br />
Privatpersonen und Institutionen - im Wesentlichen über<br />
Elternbeiträge für die Förderkurse. Doch nicht alle Eltern<br />
können sich die Kursgebühren von etwa 70 Euro pro Kurs<br />
leisten. Damit auch begabte Kinder aus sozial schwachen<br />
Familien und aus Migrantenfamilien in den Genuss der<br />
Förderung kommen, hat das Begabtenzentrum einen<br />
Fonds eingerichtet, der jedes Jahr rund 16.000 Euro für<br />
Stipendien an Kinder aus bedürftigen Familien ausschüttet.<br />
So ist sichergestellt, dass nicht der Geldbeutel über<br />
Bildungschancen für begabte Kinder entscheidet.<br />
Ergänzt wird das umfassende Angebot des Kinder-College<br />
durch eine intensive und kompetente begleitende Beratungstätigkeit,<br />
die maßgeblich zum Erfolg der Einrichtung<br />
beigetragen hat. Eltern, Erzieher und Lehrer erhalten<br />
auf Anfrage wichtige Informationen rund um das Thema<br />
Hochbegabung - etwa zu Fragen der Einschulung und<br />
Schullaufbahnplanung, Erziehungsfragen, Verhaltensauffälligkeiten,<br />
Fördermöglichkeiten in Elternhaus, Kindergarten<br />
und Schule sowie außerschulische Angebote.<br />
pm<br />
Die Leiterin des Kinder-College Helga Thieroff steht gerne<br />
für weitere Informationen zur Verfügung und versendet<br />
auf Anfrage kostenloses Informationsmaterial. Kontaktdaten:<br />
Kinder-College e.V., c/o Helga Thieroff, Auf dem<br />
Hähnchen 18, 53578 Windhagen, Tel.: 0 26 45 / 97 02<br />
61; info@kinder-college.de; www.kinder-college.de.<br />
10 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
„DEMOKRATIE UND MITBESTIMMUNG“:<br />
DGB-JUGEND AN BERUFSSCHULEN IN RHEINLAND-PFALZ<br />
Vom 31. August bis zum 7. Oktober ist es wieder soweit: Die<br />
DGB-Jugend <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> geht unter dem Motto „Gemeinsam<br />
gewinnen“ auf Berufsschultour. In dieser Zeit werden<br />
wir wieder rund 20 Berufsschulen im ganzen Land besuchen<br />
und auf Schulhöfen und in Klassen über Gewerkschaften,<br />
die Rechte von Azubis, und Unterstützungsmöglichkeiten<br />
bei Problemen in der Ausbildung informieren.<br />
Fotos: DGB<br />
Zusammenarbeit von Gewerkschaften und<br />
Berufsschulen<br />
Mit unseren kostenfreien Angeboten wollen wir den Unterricht<br />
sinnvoll ergänzen und die Partnerschaft zwischen<br />
Gewerkschaften und Berufsschulen ausbauen. Unsere<br />
Bildungsarbeit hat eine Vielzahl von Anschlusspunkten<br />
an berufsschulische Inhalte. Die Kompetenzen der Gewerkschaften<br />
z.B. im Bereich der Rechte und Pflichten<br />
von Azubis, Mitbestimmung und Tarifverträgen sowie<br />
moderne methodische Profile unserer Bildungsarbeit<br />
begünstigen zusätzliche Lernerfolge.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
BERUFLICHE BILDUNG<br />
Der Projekttag „Demokratie und Mitbestimmung“<br />
für Ihre Schule<br />
Der Projekttag Demokratie und Mitbestimmung ist das<br />
pädagogische Kernelement unserer Berufsschularbeit mit<br />
bundesweit einheitlichen Qualitätsstandards. Thematisch<br />
schlägt der Tag einen Bogen von der gesellschaftlichen<br />
Verteilung von Chancen und Reichtum hin zu einem<br />
lösungsorientierten Umgehen mit Problemen in der<br />
Ausbildung. Ziel ist es, den Jugendlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
näher zu bringen und sie zu motivieren,<br />
diese Möglichkeiten aktiv zu nutzen. Wichtig ist<br />
uns, dass der Wert von Solidarität als Mittel zur Lösung<br />
von Problemen und zur Vertretung von Interessen in der<br />
Ausbildungs-, Arbeits- und Schulwelt vermittelt wird.<br />
Beim Projekttag arbeiten unsere ehrenamtlichen TeamerInnen<br />
mit beteiligungsorientierten Methoden, welche<br />
die Azubis direkt einbeziehen.<br />
Der Projekttag kann das ganze Jahr über bei der DGB-<br />
Jugend gebucht werden. Vereinbaren Sie einen Termin:<br />
Daniel.Hard@dgb.de oder Tel. 06131 2816-28.<br />
Berufsschultour vom<br />
31. August - 7. Oktober 2009<br />
Während der Berufsschultour wird an jeder Schule in drei<br />
Ausbildungsklassen parallel der Projekttag „Demokratie<br />
und Mitbestimmung“ durchgeführt. Darüber hinaus<br />
sind wir - VertreterInnen von DGB und den zuständigen<br />
Gewerkschaften - als AnsprechpartnerInnen für Auszubildende,<br />
SchülerInnen und Lehrkräfte auf den Schulhöfen,<br />
um dort zu beraten und zu informieren.<br />
Wenn Sie Interesse daran haben, die Berufsschultour an<br />
Ihre Schule zu holen, wenden Sie sich - am besten gleich<br />
mit Terminwunsch - an: Daniel.Hard@dgb.de oder Tel.<br />
06131 / 2816-28. Wir senden Ihnen auch gern ausführlichere<br />
Informationen zu! Weitere Informationen finden<br />
Sie auch auf www.berufsschultour.de .<br />
Daniel Hard, DGB-Jugendbildungsreferent<br />
Julia Kaffai, Berufsschultour-Koordinatorin<br />
11
TARIFPOLITIK<br />
STREIKS IN KOMMUNALEN KINDERTAGESSTÄTTEN<br />
Forderungen: höhere Einstufung und besserer Gesundheitsschutz<br />
Seit einigen Wochen streiken die Beschäftigten in den kommunalen Kindertagesstätten. Sie wollen eine<br />
tarifliche Regelung für einen besseren Gesundheitsschutz durchsetzen. Außerdem wollen die Gewerkschaften<br />
ver.di und <strong>GEW</strong> in Verhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VkA)<br />
eine höhere Einstufung für die Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes im Tarifsystem des öffentlichen<br />
Dienstes erreichen.<br />
„Die Bezahlung von neu eingestellten Erzieherinnen, die nach bis<br />
zu fünfjähriger Ausbildung mit 2130 Euro beginnen, endet nach<br />
15 Berufsjahren mit einem Gehalt von derzeit 2474 Euro. Das ist<br />
gemessen an den Anforderungen, die an diesen Beruf hinsichtlich<br />
der Qualifikation, der Arbeitsinhalte und der Arbeitsbelastungen<br />
gestellt werden, einfach viel zu gering“, argumentierte Peter Blase-<br />
Geiger, Gewerkschaftssekretär der <strong>GEW</strong> für die Region Süd, auf<br />
einer der zahlreichen Streikversammlungen, die in den Monaten<br />
Mai und Juni stattgefunden haben.<br />
„Ein individueller Anspruch auf Gesundheitsschutz ist unverzichtbar.<br />
Wenn nur noch 26 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher<br />
Kolleginnen der <strong>GEW</strong> aus der Kita Büchenbeuren auf einer Kundgebung<br />
der Gewerkschaften am 6. Mai in Mainz.<br />
Kolleginnen aus Wittlich und Umgebung sammeln sich um gemeinsam<br />
nach Mainz zu fahren.<br />
sich vorstellen können, gesund in Rente zu gehen, ist dies ein<br />
alarmierendes Zeichen. Die Anforderungen werden immer höher,<br />
aber die Personalausstattung der Einrichtungen ist häufig unzureichend.<br />
Oftmals muss in zu großen Gruppen gearbeitet werden. Ein<br />
permanent hoher Geräuschpegel und nicht erwachsenengerechtes<br />
Mobiliar gefährden die Gesundheit“, so Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär<br />
der <strong>GEW</strong> für die Region Nord. Bei Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe der <strong>GEW</strong> Zeitung war noch kein Ende der<br />
Tarifauseinandersetzung abzusehen. Aktuelle Informationen zum<br />
Verhandlungsstand und zu den Aktivitäten der <strong>GEW</strong> sind unter<br />
www.gew-ego.de nachzulesen.<br />
bh<br />
Erzieherinnen der Stadt Mainz in der Geschäftsstelle der <strong>GEW</strong>, die für<br />
diesen Tag zum Streiklokal umfunktioniert wurde.<br />
Buntes Treiben auf dem Schillerplatz in Kaiserslautern.<br />
12 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
Gewerkschaftsmitglieder tragen<br />
sich, beobachtet von Udo<br />
Küssner, Geschäftsführer der<br />
<strong>GEW</strong>, und Joschua Geiger in<br />
Streiklisten ein.<br />
Streikkundgebung auf dem Marktplatz in Wittlich am 28. Mai.<br />
Erzieherinnen der Kindertagesstätte Wittlich-Neuerburg, die die Kundgebung<br />
hervorragend organisiert haben.<br />
Streikversammlung<br />
in<br />
Kaiserslautern<br />
am 9. Juni.<br />
Streikversammlung im Koblenzer Weindorf am 9. Juni.<br />
TARIFPOLITIK<br />
Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär der <strong>GEW</strong>, auf einer Kundgebung<br />
am 10. Juni in Trier.<br />
Aufmerksam lauschen die Erzieherinnen<br />
den Kundgebungsrednern<br />
Kolleginnen der Kita Wittlich-<br />
Neuerburg als Trommlerinnen.<br />
Die Teilnehmerinnen in Trier<br />
zeigen sich kreativ.<br />
Fotonachweis:<br />
Titelseite und<br />
Doppelseite 12-13: <strong>GEW</strong><br />
13
KINDERTAGESSTÄTTEN<br />
VERHALTEN UND ENTWICKLUNG IM ZWEITEN UND DRITTEN LEBENSJAHR<br />
von Susanne Viernickel<br />
Die Kleinen kommen! Was viele Kindertageseinrichtungen<br />
in den neuen Bundesländern und in großen Städten<br />
bereits seit Jahrzehnten praktizieren, soll zum Normalfall<br />
werden. Angestoßen durch bundes- und landespolitische<br />
Weichenstellungen und befördert durch die demographische<br />
Entwicklung öffnen sich immer mehr Kindergärten<br />
und Träger der Idee, regelmäßig Kinder unter drei Jahren<br />
aufzunehmen. Um auch für Ein- und Zweijährige den Bildungsauftrag<br />
des Kindergartens einlösen zu können, ist es<br />
notwendig, Prinzipien frühkindlicher Bildungs- und Entwicklungsprozesse<br />
zu kennen und die Verhaltensweisen<br />
und Ausdrucksformen der Kleinen in Beziehung zu den<br />
in dieser Phase anstehenden Entwicklungsaufgaben setzen<br />
zu können. Dieser Beitrag erläutert zunächst zwei Prinzipien,<br />
die die frühkindliche Entwicklung organisieren,<br />
und wendet sich nachfolgend den für die Altersgruppe der<br />
Ein- und Zweijährigen relevanten Entwicklungsthemen<br />
zu. Aus Platzgründen kann die Ableitung pädagogischer<br />
Konsequenzen dabei nur ansatzweise und exemplarisch<br />
erfolgen.<br />
Zwei Entwicklungsprinzipien<br />
Zur Ganzheitlichkeit früher Entwicklungs-<br />
prozesse<br />
Sieht man sich einschlägige Beobachtungs-Checklisten<br />
für den Kindergartenbereich oder Entwicklungstests für<br />
die ersten Lebensjahre an, fällt auf, dass Merkmale der<br />
kindlichen Entwicklung meist in verschiedene Bereiche<br />
organisiert sind. So enthält das Frühwarnverfahren<br />
„Grenzsteine der Entwicklung“ 1 z.B. Fragen zu den Bereichen<br />
der Körpermotorik, der Hand- und Fingermotorik,<br />
der Sprachentwicklung, der kognitiven Entwicklung sowie<br />
der sozialen und der emotionalen Kompetenz. Diese Trennung<br />
ist aus analytischen Gründen sinnvoll; sie spiegelt<br />
jedoch in keiner Weise, dass Entwicklungsfortschritte in<br />
diesen Bereichen immer und insbesondere im Säuglings-<br />
und frühen Kindesalter hochgradig miteinander vernetzt<br />
und wechselseitig voneinander abhängig sind.<br />
Man sieht heute Wahrnehmungsvorgänge als Grundlage<br />
jeglicher Lernprozesse an. Durch sie tritt das Kind<br />
mit sich und seiner Umwelt in Kontakt. Dabei liefern<br />
die verschiedenen Wahrnehmungskanäle und -organe<br />
unterschiedliche, einander ergänzende Informationen.<br />
Die Sinnesempfindungen werden zum Gehirn weiter<br />
geleitet, mit Gedächtnisinhalten verglichen und anhand<br />
bereits gemachter Erfahrungen bewertet. Um die Sinnesinformationen<br />
nutzen zu können, müssen sie organisiert<br />
und integriert, das heißt vom Gehirn in bedeutungsvolle<br />
Formen und Beziehungen überführt werden. Eng gekoppelt<br />
an diese Wahrnehmungsvorgänge sind emotionale<br />
Bewertungen und motorische Reaktionen. Beim<br />
Greifen koordiniert z.B. der Säugling bereits im Alter<br />
von wenigen Monaten seine visuelle Wahrnehmung mit<br />
der Körpermotorik. Dabei helfen ihm Informationen<br />
aus dem proprio-rezeptiven System der Körperwahrnehmung,<br />
über das er die Stellung seiner Gelenke und<br />
den Spannungszustand seiner Muskeln wahrnehmen<br />
und beeinflussen kann, und der Tastsinn, durch den<br />
sich Oberflächenstrukturen, Formen und Temperaturen<br />
erschließen. Und es sind weitere Prozesse beteiligt: Hat<br />
das Kind Erfolg bei seinen Bemühungen, ist dies mit<br />
positiven Emotionen verbunden, die somit Belohnungscharakter<br />
haben. Kommt eine erwachsene Bezugsperson<br />
dazu, die das Kind in seinen Handlungen bestätigt und<br />
diese sprachlich kommentiert, verbindet sich das eigene<br />
aktive Tun mit dieser positiven Kommunikations- und Beziehungserfahrung.<br />
Jede Situation hält für ein Kleinkind<br />
also Erfahrungsmöglichkeiten bereit, die in vielgestaltiger,<br />
kreativer Form als „Rohmaterial“ für Verarbeitungs- und<br />
Bildungsprozesse herangezogen werden.<br />
Hierarchie von Entwicklungsfunktionen<br />
Die frühen Koordinations- und Integrationsleistungen<br />
sind zentral für die Entwicklung komplexerer Funktionen.<br />
Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget spricht für die<br />
ersten eineinhalb Lebensjahre von der senso-motorischen<br />
Phase in der kindlichen Denkentwicklung. Er umschreibt<br />
damit, dass in diesem Alter jegliche Erkenntnis an aktives<br />
Handeln, an Wahrnehmung und Motorik gebunden<br />
ist. Das Kind muss selbst aktiv sein können, durch sein<br />
Handeln, den Einsatz aller Sinne und körperlicher Empfindungen<br />
in Interaktion mit der Umwelt treten und sie<br />
dadurch für sich erstmalig und dann wiederholend mit<br />
immer neuen Facetten erobern, „konstruieren“ können.<br />
Gleiches gilt für die Begriffsbildung und die Entwicklung<br />
sprachlicher Kompetenzen, die sich ebenfalls nicht<br />
ohne sinnliches Be-Greifen und Be-Handeln vollziehen<br />
können. Für ein solch aktives Zugehen auf die Umwelt<br />
bedarf es auch emotionaler Voraussetzungen, nämlich der<br />
gefühlsmäßig verankerten Zuversicht, in irritierenden und<br />
angstauslösenden Situationen eine Person zur emotionalen<br />
Rückversicherung und Hilfe verfügbar zu haben. Geistige<br />
Funktionen sind also auf sensomotorischen Prozessen aufgebaut<br />
und eng mit emotionalen Erfahrungen verbunden;<br />
und die frühe sensorische Integration beim Bewegen, bei<br />
den ersten sprachlichen Äußerungen und beim Spielen<br />
bildet die Grundlage für die späteren komplexen Integrationsprozesse<br />
beim Lesen, Schreiben und bei der Bewältigung<br />
vielschichtiger Rollenanforderungen in sozialen<br />
Situationen und Beziehungen. Letztlich beruhen sogar<br />
Aspekte der Persönlichkeit und Identität wie Selbstkontrolle,<br />
Selbstwirksamkeit und Selbstachtung auf der Basis<br />
eines entwickelten Bewusstseins des eigenen Körpers,<br />
einer guten Integration der Sinne und der Sicherheit,<br />
die aus stabilen sozialen Beziehungen und zuverlässigen<br />
Interaktionen erwächst.<br />
Das Verständnis der Ganzheitlichkeit und Hierarchisie-<br />
14 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
ung von frühkindlichen Entwicklungsprozessen birgt<br />
unmittelbare praktische Konsequenzen. Werden frühe<br />
Entwicklung und Bildung als aktive, ganzheitliche,<br />
komplexe und stark leiblich gebundene Prozesse verstanden,<br />
muss die isolierte, einseitige Förderung einzelner<br />
Entwicklungsfunktionen als wenig sinnvoll erscheinen.<br />
Wichtig ist dagegen die bewusste Bereitstellung von<br />
Erfahrungsmöglichkeiten, die alle Sinne ansprechen;<br />
Räume so zu gestalten, dass dem Bewegungs- und<br />
Handlungsdrang der Kleinkinder entsprochen werden<br />
kann; die sprachliche Begleitung von Aktivitäten; sowie<br />
ein emotional zugewandter, achtungsvoller Umgang mit<br />
den Kindern, der häufige Körperkontakte einschließt.<br />
Werden frühe Erfahrungen als bedeutsam für später<br />
erfolgende Bildungsprozesse erkannt, erwächst daraus,<br />
dass pädagogische Fachkräfte eine hohe Verantwortung<br />
für die Entwicklung der ihnen anvertrauten Kinder - egal<br />
welchen Alters - tragen. Gleichzeitig wird deutlich, dass<br />
es keine „magische Grenze“ geben kann, ab der Kinder<br />
vom Besuch einer Tageseinrichtung profitieren. Vielmehr<br />
muss gefragt werden, wie die sozialen Beziehungen und<br />
die pädagogische Umwelt beschaffen sein sollten, damit<br />
Kinder je nach ihren spezifischen Entwicklungsbedürfnissen<br />
und -themen diejenigen Bedingungen vorfinden, die<br />
ihnen ermöglichen, sich der Welt aktiv und interessiert<br />
zuzuwenden.<br />
Drei Entwicklungsthemen der unter<br />
Dreijährigen 2<br />
1. Aufbau sicherer Bindungsbeziehungen<br />
Unter Bindung („attachment“) versteht man die besondere<br />
und enge emotionale Beziehung eines Kindes zu<br />
seinen Eltern oder Personen, die es ständig betreuen.<br />
Der Aufbau einer solchen Bindung ist genetisch vorprogrammiert,<br />
und alle Kleinstkinder zeigen in Situationen<br />
von Unsicherheit, Missbehagen oder Gefahr typisches<br />
Bindungsverhalten wie weinen, nachfolgen, anklammern<br />
oder rufen. Durch prompte, angemessene und einfühlsame<br />
Reaktionen auf diese Verhaltensweisen lernen sie, dass<br />
ihre Äußerungen verstanden und ihre Bedürfnisse in der<br />
Regel innerhalb kürzester Zeit auf vorhersagbare Weise<br />
von ihnen zugewandten Menschen befriedigt werden.<br />
Macht ein Kleinkind dagegen die Erfahrung, dass seine<br />
Signale nicht oder sehr unregelmäßig wahrgenommen<br />
werden und die ausgedrückten Bedürfnisse nicht befriedigt<br />
werden, entwickelt es eine Erwartungshaltung, die<br />
von Unsicherheit gekennzeichnet ist. Derartige Reaktionen<br />
der Bezugspersonen auf die kindlichen Signale bzw.<br />
die emotionalen Erfahrungen, die die Kinder dadurch<br />
machen, werden als so genanntes inneres Arbeitsmodell<br />
einer Bindungsbeziehung gespeichert. Es beeinflusst,<br />
mit welchen Vorannahmen ein Kind in seinem weiteren<br />
Lebenslauf auf andere Menschen zugehen wird, und es<br />
beeinflusst seine Fähigkeiten zur Autonomie und Selbstregulierung.<br />
Typisch für Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr ist,<br />
dass sie in bestimmten Zeitintervallen zur Bezugsperson<br />
zurückkehren, um sich ihrer Anwesenheit zu versichern,<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
damit sie weiterspielen können. Ist die Bezugsperson nicht<br />
verfügbar, wenn sie mit Unbekanntem konfrontiert sind<br />
oder Unsicherheit, Müdigkeit, Hunger oder Angst gerade<br />
das Stimmungsbild dominieren, führt dies zu starker emotionaler<br />
Verunsicherung und dazu, dass das Kind unfähig<br />
ist, seine Umgebung offen und neugierig zu erkunden.<br />
Weil das Bindungssystem permanent aktiviert ist, tritt das<br />
Interesse an der Umwelt völlig in den Hintergrund.<br />
Der Eintritt in den Kindergarten stellt also, wenn er<br />
abrupt und unbegleitet erfolgt, einen auch hormonell<br />
nachweisbaren Stressfaktor dar. Daraus folgt, dass der<br />
Übergang insbesondere bei Kindern unter drei Jahren<br />
überlegt und sanft gestaltet werden muss. Ziel ist es, die<br />
Erzieherin zu einer neuen Bezugsperson oder Sicherheitsbasis<br />
in dieser Umgebung werden zu lassen. Die Kinder<br />
sollten genügend lange von ihrer vertrauten Bezugspersonen<br />
begleitet und parallel von „ihrer“ Erzieherin<br />
eingewöhnt werden, was mehrere Wochen in Anspruch<br />
nehmen kann. Am besten hat sich ein individuelles Bezugspersonensystem<br />
bewährt. Jedes neu hinzukommende<br />
Kind bekommt zur Eingewöhnung „seine“ Bezugsperson<br />
zur Seite gestellt, die nun - zumindest bis das Kind voll<br />
integriert ist - seine vorrangige Ansprechpartnerin und<br />
Kontaktperson ist. Langsam aber sicher gewinnt sie als<br />
Trostspenderin und Spielpartnerin immer mehr an Bedeutung,<br />
während die Elternanwesenheit im Kindergarten<br />
immer unnötiger wird. Die Zeit des Getrenntseins von<br />
der Familie wird dann nicht nur ertragen, sondern mit<br />
Spiel- und Erkundungsverhalten ausgefüllt.<br />
Im Tagesablauf benötigen die Ein- und Zweijährigen -<br />
insbesondere in der Aufnahmephase, aber auch darüber<br />
hinaus - zuverlässige und klare Orientierungsmarken, z.B.<br />
beim Bringen und Abholen, in Übergangssituationen<br />
KINDERTAGESSTÄTTEN<br />
15
KINDERTAGESSTÄTTEN<br />
während des Tages, vor und nach dem Schlafen. Rituale<br />
sowie räumliche und zeitliche Kontinuität helfen ihnen,<br />
Situationen als vertraut erleben zu können und sich sicher<br />
zu fühlen. Kleinkinder genießen es besonders, mit der Erzieherin<br />
im Körperkontakt oder auf gleicher Höhe spielen<br />
und interagieren zu können. Das konkrete Mitspielen am<br />
Boden oder das Kuscheln in der Kuschelecke sind deshalb<br />
wichtige Elemente im Alltag, für die Zeit und Raum<br />
geschaffen werden sollte. Eine intensive Zuwendung ist<br />
auch besonders gut in den Pflegesituationen, insbesondere<br />
beim Wickeln, möglich.<br />
2. Erlangen von Autonomie & Kontrolle<br />
Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr wollen die<br />
Welt erobern. Sie sind nun in der Lage, sich selbständig<br />
fortzubewegen. Die Anwesenheit einer emotionale Sicherheit<br />
gewährenden Bezugsperson vorausgesetzt, genießen<br />
sie die Möglichkeiten, die sich ihnen dadurch bieten. Sie<br />
erproben und festigen ihr Bewegungsrepertoire durch<br />
Rennen, Klettern, Schaukeln, Wippen und Balancieren.<br />
Kinder können im dritten Lebensjahr in Kauerstellung<br />
spielen, sie lernen, frei Treppen hoch zu steigen und am<br />
Geländer hinab, und sie springen im Schlusssprung,<br />
z.B. von der untersten Treppenstufe. Sie lieben es, mit<br />
Fahrzeugen im Flur oder Hof umher zu fahren. Auch<br />
die feinmotorischen Fähigkeiten werden zunehmend<br />
komplexer. Vieles gelingt jetzt: das Umblättern der Seiten<br />
im Bilderbuch, das Ineinanderstecken von zwei Gegenständen,<br />
das Aufreihen von großen Perlen. Türme werden<br />
aus mehreren Bausteinen gebaut, und sich Essen selber<br />
auftun und einschenken klappt auch. Diese Fähigkeiten<br />
haben viel mit Eigenständigkeit und Kontrolle zu tun:<br />
das Kind erfährt jeden Tag ein wenig mehr, dass es sich<br />
eigenständig an verschiedene Orte begeben kann, seinen<br />
eigenen Körper kontrollieren kann und sich der Umwelt<br />
bemächtigen kann; dass sein Handeln etwas bewirkt.<br />
Nicht umsonst beschrieb Erik H. Erikson das zweite bis<br />
vierte Lebensjahr als Zeit, wo unter günstigen Umständen<br />
Persönlichkeitsmerkmale wie Autonomie, Selbstkontrolle<br />
und Selbstbewusstsein grundgelegt werden.<br />
Auch die Entwicklung der sprachlichen Kompetenzen hat<br />
für das Erleben von Kontrolle eine wichtige Bedeutung.<br />
Um den 18. Lebensmonat herum kommt es zur so genannten<br />
Wortschatzexplosion. Ist die „magische Grenze“<br />
von ca. 50 Wörtern erreicht, lernen die Kinder sehr schnell<br />
neue Wörter dazu, am Anfang hauptsächlich für Objekte<br />
und Objektmerkmale, ab dem 30. Lebensmonat verstärkt<br />
Verben und andere relationale Wörter. Wörter werden zu<br />
Zwei- und Mehrwortäußerungen kombiniert. Das Kind<br />
wird also fähig, Wünsche und Gedanken auszudrücken;<br />
es kann sich seiner Umwelt mitteilen und andere dazu<br />
veranlassen, etwas zu tun.<br />
In den Zeitraum zwischen den ersten und dritten Geburtstag<br />
fallen auch wichtige Schritte des Aufbaus der Identität,<br />
also des Wissens über die Eigenart und Einmaligkeit des<br />
eigenen Wesens. Durch alltägliche Erfahrungen formt sich<br />
im Kind nach und nach die Gewissheit, 1. von Anderen<br />
getrennt zu sein und 2. eine stabile, dauerhafte Identität<br />
zu besitzen. So nehmen Kinder ab dem Alter von ca. 15<br />
Monaten im Spiegel Veränderungen an ihrem Körper<br />
wahr, z.B. einen Farbklecks im Gesicht und lokalisieren<br />
diese auch an sich selbst (und nicht am Spiegelbild).<br />
Damit einher geht das Empfinden eines „verbalen Selbst“<br />
(Stern, 1992); der verbale Akt des Nein-Sagens und der<br />
Erwerb des Personalpronomens sind Errungenschaften<br />
mit weit reichenden Konsequenzen und Indikatoren für<br />
eine neu erreichte Stufe der Autonomie. Mit dem „nein“<br />
und dem „ich“ sagt das Kind: „Ich habe einen Willen“;<br />
und gleichzeitig „Ich bin nicht du“. Auch in der Sauberkeitserziehung<br />
ist Kontrolle ein großes Thema, und zwar<br />
sowohl in Form der zunehmenden Beherrschung von<br />
Blasen- und Darmfunktionen, als auch dahingehend, dass<br />
das Kind eigenständig entscheiden kann, ob und wann es<br />
diese Kontrolle ausübt.<br />
Bei all diesen Entwicklungsschritten hin zu Autonomie<br />
und Kontrolle befindet sich das Kind in einem emotionalen<br />
Wechselbad. Es bewältigt viele Schritte, es bemerkt<br />
jeden Tag und jede Stunde, dass es imstande ist, Effekte<br />
auf seine Umwelt auszuüben. Gleichzeitig gibt es ständig<br />
Rückschläge und Widerstände. Das Bewusstsein der Eigenständigkeit<br />
und eines autonomen ICHs ist vorhanden<br />
und doch ständig bedroht: Wenn das Kind nicht an ein<br />
Spielzeug im Regal heranreicht, ein Spielkamerad sagt<br />
„du bist aber gar kein Mädchen“ oder die Erzieherin das<br />
Brot schmiert, obwohl man es selber tun wollte. Kinder<br />
im zweiten und dritten Lebensjahr stehen in fast allem,<br />
was sie tun, vor einer unglaublichen Auswahl von Möglichkeiten.<br />
Gleichzeitig sehen sie sich immer wieder den<br />
Grenzen gegenüber, die in ihren eigenen Fähigkeiten,<br />
den Widrigkeiten der Umwelt, der Macht und Stärke der<br />
Erwachsenen liegen.<br />
3. Zurechtfinden in der sozialen Welt der<br />
Gleichaltrigen<br />
Zweijährige wachsen mit Macht in die soziale Kinderwelt<br />
hinein. Die alte Regel, dass Kinder erst ab drei Jahren<br />
Interesse an anderen Kindern zeigen, ist längst überholt.<br />
Andererseits spielen Kinder aller Altersstufen auch regelmäßig<br />
alleine, und die Zweijährigen suchen noch häufiger<br />
als die Älteren den Kontakt zur Erzieherin, denn diese hat<br />
für sie noch eine besondere Bedeutung als Spielpartnerin.<br />
Aber andere Kinder werden zunehmend interessanter<br />
- und das aus mehreren Gründen.<br />
Faszinierend ist für die Ein- und Zweijährigen sicherlich<br />
die Tatsache, dass die anderen Kinder einem selbst sehr<br />
ähnlich sind und dennoch verschieden. Gerade deshalb<br />
lohnt es sich, im Kontakt mit ihnen herauszufinden, wer<br />
und wie man selbst ist. Die Antwort erhält man durch die<br />
Reaktionen der anderen Kinder auf die eigenen Aktionen,<br />
Spiel- und Kontaktangebote. Man kann sagen, dass Interaktionen<br />
zwischen Kindern in diesem Alter genau so stark<br />
durch das Spielthema selbst motiviert sind als durch den<br />
Wunsch, im Kontakt etwas über sich selbst, die Konsequenzen<br />
des eigenen Handelns, den Spielpartner und die<br />
Beziehung zueinander herauszufinden. Sozialer Austausch<br />
in diesem Alter kann als eine Spielwiese für Experimente<br />
mit sozialem Handeln angesehen werden.<br />
Dabei ist es in diesem Alter gar nicht so einfach, ein<br />
16 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
gemeinsames Spiel in Gang zu bringen, und schon für<br />
sich genommen ein weites Lernfeld. Die Kinder müssen<br />
1. die Aufmerksamkeit des Partners erlangen; 2. ihre<br />
Absicht in angemessener Form kommunizieren; 3. dem<br />
Rhythmus von Aktion und Reaktion folgen, das Spiel bzw.<br />
die Interaktion also in Gang halten; und schließlich 4. mit<br />
Störungen, Unterbrechungen oder Missverständnissen<br />
umgehen. Anders als im Austausch mit Erwachsenen<br />
steht kein kompetenterer Partner zur Verfügung, der<br />
missverständliche Signale richtig deuten und Störungen<br />
integrieren könnte. So sind die Kinder aufgefordert, eigene<br />
Fähigkeiten auszubilden, um Interaktionen weiter<br />
zu führen und eigene Spielideen gemeinsam mit einem<br />
anderen Kind zu verfolgen. Dies gelingt ihnen besonders<br />
gut in dyadischen Interaktionen, also im Spiel zu<br />
zweit. Es scheint dabei schon bei den Zweijährigen ein<br />
Interesse an Ähnlichkeit zu bestehen, denn altersnahe<br />
und gleichgeschlechtliche Spielpartner werden bevorzugt<br />
gewählt. Andererseits lassen sich Zweijährige auch auf<br />
Spielpartnerschaften mit drei- und vierjährigen und selbst<br />
mit fünf- und sechsjährigen Kindern ein.<br />
Ein zweiter wichtiger Grund für das Interesse an anderen<br />
Kindern liegt ganz einfach in der Ähnlichkeit der Spielvorhaben.<br />
Kinder teilen miteinander den Spaß an Interaktionsformen<br />
und kleinen Spielen, auf die Erwachsene<br />
oft ein wenig verständnislos reagieren, wie sich gegenseitig<br />
zwanzigmal um den Tisch oder hinter die Gardinen jagen<br />
oder abwechselnd merkwürdige Laute ausstoßen und sich<br />
dabei gegenseitig zu immer neuen Variationen animieren.<br />
Obwohl es manchmal im Gruppenalltag so scheinen<br />
mag, sind Streitigkeiten und Besitzkonflikte auch für<br />
Zweijährige bei weitem nicht die häufigsten Interaktions-<br />
Inhalte. Vielmehr geht es oft um die parallele Nutzung<br />
von Spielmaterial - z.B. bei einfachen Bau- und Puzzlespielen,<br />
mit Fahrzeugen - um das gegenseitige Imitieren<br />
bei den oben beschriebenen ersten Tu-als-ob-Spielen; und<br />
um aufregende und lustige Aktionen, wie z.B. beim spielerischen<br />
Raufen, oder wenn sich die Kinder gegenseitig<br />
bei waghalsigen Vorhaben zusehen bzw. nachahmen. Die<br />
dabei entstehenden positiven Emotionen genießen die<br />
Kinder sehr. Zur echten Kooperation, bei der Aufgaben<br />
verteilt werden und alle über einen längeren Zeitraum<br />
gemäß einer übergeordneten Spielidee handeln, sind die<br />
Ein- und Zweijährigen noch kaum fähig. Aber gerade in<br />
Gruppen, in denen auch ältere Kinder sind, wachsen sie<br />
durch die Teilhabe an deren Rollenspielen fast wie von<br />
selbst dort hinein.<br />
Schließlich wissen wir heute, dass schon Kinder im<br />
zweiten und dritten Lebensjahr über diese Spielkontakte<br />
individualisierte Beziehungen aufbauen. Sie zeigen Präferenzen<br />
für bestimmte andere Kinder, und mit diesen bevorzugten<br />
Spielpartnern kommt es zu insgesamt gesehen<br />
freundlicherem, längerem und komplexerem Austausch.<br />
Einige Merkmale, die typisch sind für Freundschaften<br />
zwischen älteren Kindern, konnten auch bereits regelmäßig<br />
in Kleinkind-Interaktionen beobachtet werden, z.B.<br />
sich gegenseitig Helfen, Intimität suchen bzw. sich von<br />
anderen Kindern abgrenzen, Loyalität und Gleichartigkeit<br />
demonstrieren und Besitz mit dem Partner teilen.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
Die beschriebenen Entwicklungsthemen lassen sich ebenso<br />
gut als Bildungsprozesse verstehen: Bildung als Beziehungsbildung,<br />
als Aufbau von besonderen, achtungsvollen<br />
und überdauernden Beziehungen zu bedeutsamen Anderen;<br />
Bildung als aktive Aneignung von Welt, als neugieriges<br />
Forschen, Entdecken, Wissen-Wollen; und Bildung als<br />
Persönlichkeitsbildung, als Ausformung und zunehmende<br />
Erkenntnis über Eigenschaften und Besonderheiten der<br />
eigenen Identität. Um diese Bildungsprozesse anzuregen<br />
und zu unterstützen, bedarf es pädagogischer Fachkräfte<br />
mit einem grundlegenden Verständnis darüber, wie<br />
übergeordnete Entwicklungsthemen dass Verhalten von<br />
Ein- und Zweijährigen bestimmen und mit einem daran<br />
anknüpfenden pädagogischen Handlungsrepertoire; und<br />
es braucht Träger, die Verantwortung dafür übernehmen,<br />
dass kleinkindgerechte, angemessene Rahmenbedingungen<br />
existieren bzw. geschaffen werden. Dann stellt der<br />
Besuch einer Kita für die Ein- und Zweijährigen kein Risiko<br />
dar, sondern er wird zu einer Entwicklungsressource<br />
- wie es dem Ziel und Auftrag von Tageseinrichtungen<br />
entspricht.<br />
KINDERTAGESSTÄTTEN<br />
Literatur<br />
Brodin, M./Hylander, I. (2002). Wie Kinder kommunizieren. Daniel Sterns Entwicklungspsychologie<br />
in Krippe und Kindergarten. Weinheim: Beltz.<br />
Rauh, H. (2002). Vorgeburtliche Entwicklung und Frühe Kindheit. In Oerter, R./Montada,<br />
L. (Hrsg.). Entwicklungspsychologie (S. 131-208).<br />
Riemann, I./ Wüstenberg, W. (2004). Die Kindergartengruppe für Kinder ab einem Jahr<br />
öffnen? Eine empirische Studie. Frankfurt/Main: Fachhochschulverlag.<br />
Schäfer, G. (2004). Bildung von Anfang an. Aufgaben frühkindlicher Bildung in Familie,<br />
Krippe, Kindergarten. In Wehrmann, I. (Hrsg.). Kindergärten und ihre Zukunft (S. 123-<br />
137). Weinheim: Beltz.<br />
Viernickel, S. (2002). Die soziale Kinderwelt der Zweijährigen. Frühe Kindheit (2), 15-20.<br />
Weber, C. (2004) (Hrsg.). Spielen und Lernen mit 0-3-Jährigen. Weinheim: Beltz.<br />
Anmerkungen<br />
1 http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/media.php/1231/Grenzsteine%20Beobachtung<br />
sboegen.pdf<br />
2 Als viertes wichtiges Entwicklungsthema, dessen Darstellung den verfügbaren Rahmen aber<br />
sprengen würde, ist zusätzlich noch das Erschließen der Welt der Symbole, der Vorstellungswelt<br />
und Fantasie zu nennen.<br />
17
JUGEND UND POLITIK<br />
„WAS IST DIE WÜRDE DES MENSCHEN?“<br />
Jugendliche feiern mit dem Bundespräsidenten 60. Geburtstag der BRD<br />
„Gibt es neben der Demokratie noch andere Regierungsformen?“<br />
„Die Anarchie, da herrscht ein König oder ein<br />
Herr über das Volk, die DDR hatte so eine Regierung“.<br />
„Und was steht im Grundgesetz“? „Das sind Regeln, die<br />
gelten an unserer Schule aber schon lange nicht mehr. Da<br />
herrscht nur Gewalt“. Stimmen von Jugendlichen aus Berlin<br />
und der Republik, die bei einer Veranstaltung des Bundespräsidenten<br />
anlässlich des 60. Geburtstages der Bundesrepublik<br />
im Schloss Bellevue über einen filmischen Einspieler<br />
gehört und diskutiert wurden.<br />
Bundespräsident<br />
Horst Köhler im<br />
Gespräch mit<br />
Schülerinnen.<br />
Foto: P. Schwarz<br />
Zur Veranstaltung „Lebendige Demokratie - Junge<br />
Leute feiern 60 Jahre Grundgesetz“ wurden über 100<br />
Jugendliche aus ganze Deutschland eingeladen, die sich<br />
für die Demokratie stark gemacht haben. Gastgeber war<br />
Bundespräsident Horst Köhler in Kooperation mit der<br />
Körber-Stiftung. In drei Gesprächsrunden, moderiert von<br />
Caren Miosga von den „Tagesthemen“, diskutierten die<br />
Jugendlichen u.a. mit Rita Süssmuth, Hildegard Hamm-<br />
Brücher und Joachim Gauck über politische Partizipationsmöglichkeiten<br />
für junge Menschen, demokratisches<br />
Handeln in der Schule und Bürgeropposition. Konkret<br />
ging es um den Jugend-Landtag in Nordrhein-Westfalen,<br />
um ein Anti-Gewalt-Fußballturnier in Kreuzberg und um<br />
eine erfolgreiche Protestbewegung Ende der 80er Jahr in<br />
Prenzlau gegen die Stationierung sowjetischer Hubschrauber.<br />
Kurze Filme führten in die Gespräche ein.<br />
Zu Beginn der Veranstaltung im Schloss Bellevue aber<br />
stand die Umfrage. Gefragt wurde nach Demokratie, nach<br />
dem Grundgesetz und nach dem eigenen Engagement.<br />
Was herausgekommen ist bei Schülerinnen und Schülern<br />
vor dem Reichstag und auf dem Alexanderplatz ist z.T.<br />
ernüchternd und wirft kein gutes Licht auf die politische<br />
Erziehung in den Schulen. Vielleicht zuviel Institutionenkunde,<br />
Politik ohne Gesicht? „Keine Ahnung“, „kein Interesse“,<br />
„nichts Spannendes“, „was ist das denn?“ ruft ein<br />
15jähriger und schaut hilfesuchend nach dem Mitschüler.<br />
„Ich weiß nicht, was Demokratie ist, was soll ich da für<br />
wichtig halten?“ „Kommt von Demos“, antwortet dann<br />
doch interessiert ein Mädchen aus Hessen. „Demokratie<br />
ist die Regierung des Volkes“. „Hat mit Politik zu tun“,<br />
fügt eine Klassenkameradin hinzu. „Wenn man etwas<br />
Neues in die Welt bringen will, wenn man etwas verändern<br />
will, braucht man Demokratie“, meint ein weiteres<br />
Mädchen. „Was ist wichtig in einer Demokratie?“ frage<br />
ich weiter. „Dass alle zusammenhalten und nicht einer<br />
gegen den anderen kämpft wie so viele Politiker in den<br />
Parteien“. „In der Demokratie entscheidet theoretisch<br />
jeder Bürger“, sagt ein Mädchen aus einem Zwölfer Leistungskurs<br />
Sozialkunde in der Integrierten Gesamtschule<br />
Wörrstadt bei Mainz, „aber in Deutschland ist das nicht<br />
so. Wir haben eine Stellvertreterdemokratie, wo nicht alle<br />
Menschen entscheiden dürfen“. „Demokratie heißt, der<br />
freiheitlichen Ordnung dienen“, weiß ein junger Afghane<br />
aus der 11. Klasse, „und sich dazu bekennen“.<br />
Zum Grundgesetz fallen den Befragten die Grundrechte<br />
oder die „Freiheitsrechte“, ein, wie ein Schüler formuliert.<br />
„Die Würde des Menschen ist antastbar“, „unantastbar“,<br />
verbessert die Mitschülerin in einer Klasse, die gerade aus<br />
dem Reichstag kommt. „Was ist das eigentlich ‚Würde<br />
des Menschen`?“ fragt ein weiteres Mädchen aus dieser<br />
baden-württembergischen Gruppe. „Dass jeder frei ist,<br />
steht im Grundgesetz“ erfahre ich, als ich weitere Jugendliche<br />
auf dem Platz vor dem Reichstag frage. „Etwas<br />
von Besitz, keine Ahnung“. „Was man darf und nicht<br />
darf“.„Dass die Menschenrechte im Krieg eingehalten<br />
werden“, „gleiches Recht für alle“, fügt noch ein Realschüler<br />
hinzu, „dass alle gleich viel verdienen, Männer<br />
und Frauen“ präzisiert eine Klassenkameradin. „Oh ja,<br />
das ist sehr wichtig, das Grundgesetz, muss man immer<br />
einhalten“. „Ohne das Grundgesetz gäbe es keine freie<br />
Demokratie“.<br />
Und gibt es auch Wünsche zum 60. Geburtstag von<br />
Grundgesetz und Demokratie? „Mehr Wahlen und mehr<br />
Mitbestimmung, nicht alles die Gewählten machen<br />
lassen“. „Wer vom Volk gewählt ist, muss die Interessen<br />
seiner Wählerinnen und Wähler ernster nehmen als das<br />
zur Zeit der Fall ist“, meint der junge Afghane. „Dass sich<br />
die Politgrößen in Berlin mehr um die kleinen Leute und<br />
weniger um sich selbst kümmern. Die leiden nämlich<br />
18 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
unter der Finanzkrise, nicht die Abgeordneten“, äußert<br />
sich ein Junge aus einem Gymnasium in Berlin.<br />
„Dass unser Staat nicht mehr so kapitalistisch ist“, meint<br />
die Zwölfklässlerin aus dem Sozialkunde-Leistungskurs,<br />
„nicht mehr so aufs Geld geschaut wird und alles humaner<br />
zugeht in unserer Gesellschaft, dass die Menschen<br />
aufeinander hören“. „Der Einfluss der Parteien ist zu<br />
stark“, meint eine junge Angestellte, „die wissen in Berlin<br />
nicht mehr, was die Menschen draußen wirklich bewegt.<br />
Sie sind gewählt und leben für sich, abgehoben von der<br />
Basis“.<br />
Fragt man nach dem eigenen Engagement, so schütteln<br />
die meisten der jungen Befragten den Kopf. „Keine<br />
Zeit“, „kein Interesse“. „Ich hab anderes zu tun, soll die<br />
Regierung das machen, nicht wir Schüler“. Aber auch:<br />
„Wenn sich keiner engagiert, haben wir keine Demokratie<br />
und keine Regierung des Volkes“. „Wenn man sich nicht<br />
engagiert und nur über die Politiker rummeckert, kann<br />
man nichts ändern, man muss sich einmischen“; meint ein<br />
14jähriger aus Bayern. Die „junge Generation“, findet ein<br />
17jähriger aus der Wörrstadter Gesamtschule, „ist frech,<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
JUGEND UND POLITIK<br />
MEHR FREIHEIT FÜR BÜRGERINITIATIVEN<br />
Landauer SchülerInnen und Lehrkräfte beim Bundespräsidenten<br />
Vorgeschlagen von der Universität Jena im Förderprogramm<br />
„Demokratisches Handeln“, durften Selina Gemming, 11.<br />
Klasse, und Abiturient Martin Wittenberg vom Otto-Hahn-<br />
Gymnasium an der zentralen Jugendveranstaltung des Bundespräsidenten<br />
Horst Köhler im Schloss Bellevue in Berlin<br />
mit mehr als 100 weiteren Jugendlichen aus der gesamten<br />
Republik teilnehmen: „Lebendige Demokratie. Junge Leute<br />
feiern 60 Jahre Grundgesetz“. Begleitet wurden die beiden<br />
jungen Leute von ihren Lehrern Anja Henkel und Jörn Priemer,<br />
die ebenfalls in der Schul- AG „Gegen Rechts“ seit Jahren<br />
tatkräftig mitwirken.<br />
„Sehr sympathisch und offen“ erlebte Selina den Bundespräsidenten<br />
während der Veranstaltung und anschließend<br />
beim Empfang. Martin empfand es als „große Ehre“, von<br />
Horst Köhler eingeladen worden zu sein. Besonders imponierte<br />
ihn das Anti-Gewalt-Turnier in Kreuzberg, das in<br />
einem filmischen Einspieler und in einem anschließenden<br />
Gespräch mit dem türkischen Initiator Mohammed und<br />
Rita Süßmuth gewürdigt worden ist. „Man muss sich<br />
einfach engagieren, wenn man etwas verändern will, sich<br />
einmischen, nicht nur über Politiker meckern“, nimmt<br />
Martin aus Berlin mit. Neben dem Anti-Gewalt-Turnier<br />
wurde auch der Jugend-Landtag in Nordrhein-Westfalen<br />
sowie eine Bürgerbewegung Ende der 80er Jahre in Prenz-<br />
hat keinen Respekt mehr und sitzt nur passiv vor den<br />
Medien“ - seine Gründe für das fehlende politische Engagement<br />
vieler junger Leute. Sein Kurskollege arbeitet im<br />
Vorstand der Landesschülerkonferenz in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>,<br />
zwei weitere machen mit beim SAMS-Projekt, wo ältere<br />
den jüngeren Schülern bei den Hausaufgaben helfen. „Ich<br />
erwarte von anderen Menschen, dass sie mir helfen, also<br />
muss ich auch etwas für andere tun“, bringt ein Mitschüler<br />
sein Engagement auf den Punkt und arbeitet mit bei der<br />
örtlichen Feuerwehr im Mainzer Raum.<br />
Zum Schluss der Umfragen intonieren erstaunlich viele<br />
spontan, Einzelne, Gruppen und Klassen, jung und alt,<br />
vor dem Reichstag, auf dem Alexanderplatz und auf<br />
zwei Schulhöfen in Wörrstadt und in der Grundschule<br />
Ramstein-Miesenbach ein Geburtstagsständchen. „Happy<br />
birthday, liebe Bundesrepublik, happy birthday for you,<br />
happy birthday, liebes Grundgesetz, happy birthday<br />
for you“. Mit diesem gesungenen Glückwunsch einer<br />
vierten Klasse endet auch die Berliner Veranstaltung des<br />
Bundespräsidenten.<br />
Paul Schwarz<br />
lau gegen die Stationierung sowjetischer Hubschrauber<br />
filmisch sowie in Gesprächen mit Aktivisten und den<br />
ehemaligen Politikern Hildegard Hamm-Brücher und<br />
Joachim Gauck vorgestellt. OHG-Lehrer Jörn Priemer<br />
zeigte sich von Gauck stark beeindruckt, wuchs er doch<br />
selbst in Ost-Berlin auf und erlebte in jungen Jahren,<br />
was Unrecht und Unfreiheit bedeuten.<br />
Im Eingangs- und Schlussgespräch hob Bundespräsident<br />
Horst Köhler im Dialog mit Tagesthemen-Moderatorin<br />
Caren Miosga hervor, dass die Demokratie hierzulande<br />
allen Grund zum Feiern habe. Die Demokratie sei<br />
gefestigt, eine breite Solidarität sei in der Gesellschaft<br />
spürbar. Man müsse jedoch die jungen Leute mit ihren<br />
Anliegen ernst nehmen und sie an politischen Entscheidungen<br />
stärker beteiligen. Gerade diese Mitbestimmung<br />
an ihrer Schule lobten Selina und Martin. Neuerdings<br />
dürften jetzt alle Schülerinnen und Schüler und nicht<br />
nur die Klassensprecher den Schulsprecher wählen. Für<br />
die Landauer Demokratie wünschen sich beide weniger<br />
Populismus, weniger Parteidominanz und mehr Einfluss<br />
der Bürgerinnen und Bürger“. Viertklässler aus einer<br />
Grundschule in Ramstein übermittelten via Film unter<br />
dem Beifall aller Anwesenden ihre Glückwünsche am<br />
Ende der Berliner Veranstaltung: „Happy birthday, liebe<br />
Bundesrepublik, happy birthday, liebes Grundgesetz“.<br />
Paul Schwarz<br />
19
RECHT<br />
ALTERSTEILZEIT SOLL VERLÄNGERT WERDEN<br />
Am 29.4.09 wurde mit der Landtagsdrucksache 15/3276<br />
der am 31.März 2009 verabschiedete Bericht der Landesregierung<br />
zur Evaluierung der Altersteilzeit für Beamtinnen<br />
und Beamte in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> veröffentlicht. Die<br />
entscheidenden Sätze dieses Berichtes lauten:<br />
„Zur Gewährleistung eines gleitenden und flexiblen<br />
Eintritts in den Ruhestand sollte aus Sicht der Landesregierung....die<br />
Altersteilzeit auch ab dem Jahr 2010<br />
fortgeführt werden:“<br />
Mit den Vorschlägen der Landesregierung werden zwar<br />
nicht alle Wünsche der <strong>GEW</strong> erfüllt. Die Betroffenen - zur<br />
Zeit beamtete Lehrkräfte, die vor dem 2.8.1956 geboren<br />
sind - könnten dann aber die Altersteilzeit in Anspruch<br />
nehmen unter den seit 2007 geltenden (ungünstigeren)<br />
Bedingungen.<br />
Damit haben die Initiativen von <strong>GEW</strong> und DGB wenigstens<br />
einen Teilerfolg:<br />
* Auf dem Landesgewerkschaftstag der <strong>GEW</strong> im Mai<br />
2008 hatten die Delegierten einstimmig eine Verlängerung<br />
der Altersteilzeitmöglichkeiten über den 31.12.2010<br />
hinaus gefordert.<br />
* Der DGB wies in einer Pressemeldung vom 7.6.08 auf<br />
die Notwendigkeit der Nachfolgeregelung für die Anfang<br />
2010 auslaufenden Altersteilzeitregelungen hin.<br />
* Der Landesvorstand der <strong>GEW</strong> hat am 28.3.09 erneut<br />
die Weiterführung der Alterssteilzeit über 2009 hinaus<br />
gefordert.<br />
* Auch der gerade zu Ende gegangene Bundesgewerkschaftstag<br />
der <strong>GEW</strong> hatte die Forderung nach einer<br />
Nachfolgeregelung bekräftigt.<br />
<strong>GEW</strong> und DGB haben dabei aber auch immer wieder<br />
auf die Notwendigkeit einer tarifvertraglichen Regelung<br />
für die Angestellten dargelegt, deren Tarifvertrag zur<br />
Zeit noch ein Auslaufen der Altersteilzeitregelungen zum<br />
31.12.2009 vorsieht.<br />
Der jetzt bekannt gewordene Vorschlag der Landesregierung<br />
sieht im Einzelnen vor:<br />
Die Altersteilzeit sollte zur Gewährleistung eines gleitenden<br />
und flexiblen Eintritts in den Ruhestand auch ab dem<br />
Jahr 2010 fortgeführt werden. Dabei gilt die Vorgabe,<br />
dass die Regelungen kostenneutral auszugestalten sind,<br />
weiter fort.<br />
Eine Fortführung der Altersteilzeit ist auch vor dem<br />
Hintergrund angezeigt, dass sich die Anzahl der antragsberechtigten<br />
Beamtinnen und Beamten noch auf hohem<br />
Niveau bewegen wird. Dies gilt besonders bei den Lehrkräften:<br />
Durch die Altersteilzeit - insbesondere im Blockmodell<br />
- kann ein wesentlicher Beitrag zur Verjüngung<br />
der LehrerInnnen-Kollegien geleistet werden.<br />
Die Voraussetzungen für die Gewährung der Altersteilzeit<br />
nach den §§ 80 e und 80 f LBG können für die<br />
Verlängerung der Altersteilzeitregelungen gleichbleibend<br />
übernommen werden.<br />
Die Altersteilzeitzuschläge nach § 6 a LBesG können<br />
unverändert erhalten bleiben. Das bedeutet, dass der<br />
Altersteilzeitzuschlag bis zum Eintritt in den Ruhestand<br />
bei einer vereinbarten Pensionierung mit 63. bzw. 64<br />
Jahren jeweils 20 % der halben Bruttobezüge und bei<br />
einer vereinbarten Pensionierung mit 67 Jahren 40 %<br />
der halben Dienstbezüge ausmacht.<br />
Es ist beabsichtigt, die Altersteilzeitregelungen weiterhin<br />
zeitlich zu befristen. Im Hinblick auf die derzeit noch<br />
nicht abgeschlossene Anpassung der Regelungen des<br />
allgemeinen Beamtenrechts im Zuge der Föderalismusreform<br />
soll eine Befristung von zwei Jahren vorgesehen<br />
werden. Damit könnte die Altersteilzeit zukünftig bewilligt<br />
werden, wenn die Altersteilzeit vor dem 1. Januar<br />
2012 beginnt.<br />
Es ist zu hoffen, dass die Altersteilzeitregelungen auch<br />
über den 1. Januar 2012 hinaus weitergeführt werden,<br />
damit das Ziel eines flexibleren Übergangs in den Ruhestand<br />
bei möglicherweise beginnenden körperlichen<br />
Beeinträchtigungen weiterhin erreicht wird.<br />
Die <strong>GEW</strong> wird sich für dieses Ziel auch weiterhin einsetzen<br />
und die Betroffenen in besonderen Veranstaltungen<br />
informieren und beraten.<br />
Klaus Bundrück<br />
20 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
JEDER SPRICHT, DER EINEN MUND HAT!<br />
Betr.: <strong>GEW</strong>-Zeitung RLP 5-6/09, S. 12, „Muttersprachlicher<br />
Unterricht für Immigranten?“<br />
Wer diesen Artikel liest, erkennt schnell die zutreffenden<br />
Argumente von Herrn Mathias Burghardt, dass die Sprache<br />
nicht so ein einfach definierbares Phänomen ist, wie<br />
Herr Prof. Dr. Hartmut Esser meint!<br />
Was Herr Prof. Dr. Hartmut Esser sagt, ist sehr primitiv.<br />
Von der Leitkultur ausgehend, klingen seine Behauptungen<br />
nach Assimilation und sind erschreckend!<br />
Es ist unumstritten, dass das Lernen der Landessprache<br />
für schulischen und beruflichen Erfolg unabdingbar ist.<br />
Aber für einen Menschen sind seine Werte (die kulturellen<br />
und persönlichen Werte) auch wichtig.<br />
Um diese Werte zu erlernen und zu erfahren, brauchen<br />
sie ihre Muttersprache.<br />
Die Sprachen, Muttersprache und Landessprache, stehen<br />
KREISARBEIT UND MITGLIEDER STÄRKEN<br />
Funktionärskonferenz der <strong>GEW</strong> in Mainz<br />
Sichtlich stolz und sehr zufrieden eröffnete der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende<br />
Klaus-Peter Hammer die <strong>GEW</strong>-Funktionärskonferenz<br />
am 6. Juni im Schloss Waldthausen. „Die <strong>GEW</strong><br />
ist nach der letzten Personalratswahl die stärkste bildungspolitische<br />
Kraft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“. Als Ziel der Konferenz,<br />
zu der die Kreisverbände jeweils zwei Personen geschickt<br />
hatten, nannte Hammer, „die Stärkung und Unterstützung<br />
der <strong>GEW</strong> vor Ort“. Die Konferenz wolle keine Beschlüsse<br />
fassen, sondern gemachte Erfahrungen in den<br />
Kreisverbänden austauschen, um eine bessere Vernetzung<br />
der Kreise zu erreichen und um inhaltliche und methodische<br />
Impulse für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen<br />
weiterzugeben.<br />
Bei den unterschiedlichen Themen, die sachlich und<br />
engagiert erörtert wurden, ging es um die Reflexion und<br />
Koordination der Vorhaben der Regionalkonferenz 2008,<br />
z.B. um die Planungshilfen für die Arbeit der Kreise, um<br />
die „Ideenbörse“, wie Elmar Ihlenfeld es nannte. Die<br />
Veranstaltungen in den Kreisverbänden wurden breit<br />
erörtert und gemeinsam überlegt, wie man z.B. die Bildungsfilme<br />
von Paul Schwarz in die Arbeit vor Ort stärker<br />
einbinden könnte. Eine Filmliste soll helfen, bestimmte<br />
Themen abzurufen.<br />
Neben bildungspolitischen Themen sollen verstärkt<br />
Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen<br />
und Erzieher angeboten werden, z.B. zur Gesundheit der<br />
Kolleginnen und Kollegen, zum Schul- und Beamtenrecht,<br />
aber auch zum Unterricht. Stellvertretend wurden<br />
der Umgang mit Heterogenität und die Binnendifferenzierung<br />
genannt, die „Landesdelle“ in der Qualität<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
BRIEF AN DIE REDAKTION / <strong>GEW</strong> -INTERN<br />
sich nicht entgegen, sondern ergänzen den Menschen in<br />
vielerlei Hinsicht (Persönlichkeitsbildung, geistige Entwicklung,<br />
beruflicher und schulischer Erfolg).<br />
Die genanten Studien zu zitieren, genügt nicht, um über<br />
dieses Thema Urteile abzugeben!<br />
Man muss es auch aus der Sicht der hier lebenden Migranten<br />
betrachten.<br />
Von einem Professor erwarte ich wenigstens tiefer gehendes<br />
Wissen und eine Analyse, bevor er etwas sagt.<br />
Ich unterrichte seit 32 Jahren solche SchülerInnen und<br />
habe selbst zwei Kinder hier mehrsprachig groß gezogen<br />
und nicht nur in diese Gesellschaft, sondern in die Welt<br />
integriert. Wie wir gibt es viele Migranten hier. Aber<br />
unsere Erfahrungen zählen nichts. So ein Professor gibt<br />
einfach besserwisserisch Urteile ab und findet Gehör!<br />
Mit dieser Haltung können wir die Integration nur verzögern.<br />
Dann kostet es mehr Geld für das Land, in dem<br />
wir gemeinsam leben!<br />
Hikmet Köse,<br />
Vorstandsbereich Interkult. Angelegenheiten der <strong>GEW</strong> RLP<br />
rheinland-pfälzischer Schularbeit. Die Pressearbeit soll<br />
vor Ort intensiviert werden, wobei weniger Wert auf<br />
papierene Presseerklärungen gelegt wird, sondern auf<br />
Berichte über <strong>GEW</strong>-Veranstaltungen, welche das Thema<br />
Bildung, Schule und Erziehung in der Öffentlichkeit<br />
besetzen, z.B. mit einem regelmäßigen „<strong>GEW</strong>-Bildungsforum“<br />
in manchen Kreisen oder mit einem „Runden<br />
Tisch Bildung“ oder mit der Veranstaltung „Die <strong>GEW</strong><br />
im Gespräch mit …“. Ein besonderes Augenmerk sollen<br />
die Mitglieder auf Leserbriefe richten. Dieses Presse-Genre<br />
wird am meisten in der lokalen und regionalen Zeitung<br />
gelesen und wahrgenommen.<br />
Breiten Raum in der Diskussion nahmen die Vertrauensleute<br />
ein. Wie können sie stärker in die Kreisarbeit<br />
eingebunden werden? Wie schafft man es, sich regelmäßig<br />
mit ihnen auszutauschen?. So lauteten die zwei zentrale<br />
Fragen der Funktionärstagung. Damit hängt eng zusammen<br />
der Informationsaustausch zwischen Kreisvorstand<br />
und Mitglieder und zwischen den Mitgliedern selbst. Eine<br />
neue <strong>GEW</strong>-Homepage sowie ein Newsletter werden die<br />
Kommunikation beleben und verstärken.<br />
Angesprochen wurde auch MOPS, die modulare Personalräte-Schulung.<br />
Rückblickend auf die Vorbereitung<br />
der diesjährigen Personalratswahl sprach Sylvia Sund<br />
von einer „sehr guten, aber auch teueren Arbeit“. Vom<br />
Arbeitgeber wird künftig ein finanzieller Beitrag für diese<br />
Tätigkeit erwartet.<br />
Klaus-Peter Hammer und Sybilla Hoffmann versprachen,<br />
manches, was an diesem Funktionärstag erörtert worden<br />
sei, in die eine oder andere Beschlussfassung für eine der<br />
nächsten Landesvorstandssitzungen aufzunehmen. „Wir<br />
müssen arbeiten, arbeiten, aber die Steigerung unserer<br />
Mitgliederzahlen geben uns mächtigen Rückenwind. Wir<br />
sind auf einem guten und richtigen Weg.“<br />
psw<br />
21
<strong>GEW</strong>-INTERN<br />
BECK: EIN ANWALT FÜR DIE ZUKUNFTSCHANCEN VON JUNGEN MENSCHEN<br />
Bundesverdienstkreuz für ehemaligen <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden Tilman Boehlkau<br />
Ministerpräsident Kurt Beck überreichte das vom Bundespräsidenten<br />
verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande<br />
an Tilman Boehlkau, den ehemaligen <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzenden.<br />
Der Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit<br />
sei für Boehlkau stets das wichtigste Ziel. „Dabei war er<br />
nicht nur gewerkschaftlicher Interessenvertreter, sondern<br />
vor allem Anwalt für die Zukunftschancen von jungen<br />
Menschen“, so Beck.<br />
Nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule<br />
Koblenz wurde Tilman Boehlkau 1969 Lehrer an einer<br />
Hauptschule in Polch, an der er insgesamt elf Jahre wirkte.<br />
Er war dort Initiator der ersten Betriebspraktika, Gründer<br />
und Leiter des Schulchores, initiierte erste und erfolgreiche<br />
Teilnahmen an „Jugend trainiert für Olympia“<br />
und nahm mit seinen Klassen mehrfach erfolgreich am<br />
Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil. 1980<br />
wurde er Konrektor an einer Grund- und Hauptschule<br />
und war schließlich von 1989 bis 1992 Rektor an einer<br />
Hauptschule im Westerwald.<br />
Während seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer war er<br />
von 1974 an Mitglied im Kreispersonalrat der Lehrerinnen<br />
und Lehrer an Grund- und Hauptschulen im Kreis<br />
Mayen, von 1984 bis 1992 Mitglied im Bezirkspersonalrat<br />
Das am 25.03.09 vom Landtag verabschiedete Gesetz<br />
zur Integration der jährlichen Sonderzahlung und zur<br />
Anpassung der Besoldung und Versorgung 2009/2010 hat<br />
nicht zuletzt auf Grund des Verhandlungserfolgs der <strong>GEW</strong>,<br />
unterstützt durch Warnstreiks und Kundgebungen, die wir<br />
auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wiederholt durchgeführt haben,<br />
Einkommensverbesserungen auch für Beamtinnen und Beamte<br />
und Versorgungsempfänger erbracht. Diese gehen auf<br />
2 Bausteine zurück:<br />
1. Mit Wirkung vom 01.01.09 wird die jährliche Sonderzahlung<br />
in die Grundgehaltstabelle eingebaut. Damit wird<br />
und übte von 1987 bis 1991 das Amt des ehrenamtlichen<br />
Beisitzers der Fachkammer für Personalvertretungsangelegenheiten<br />
beim Verwaltungsgericht Koblenz aus.<br />
1974 wurde Boehlkau Mitglied in der Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft und übernahm 1977 für fünf<br />
Jahre den Vorsitz des <strong>GEW</strong>-Kreises Koblenz. Von 1984<br />
bis 1992 war er Vorsitzender des <strong>GEW</strong>-Bezirks Koblenz<br />
und übernahm 1992 schließlich das Amt des <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis zum Mai 2008.<br />
Auch in weiteren gesellschaftlichen Bereichen war und<br />
ist Boehlkau engagiert. So war er von 1971 bis 1977<br />
Vorsitzender der Abteilung „Laufen“ im örtlichen Sportverein<br />
und war Mitbegründer der Volleyball-Abteilung in<br />
einem weiteren Sportverein. Von 1978 bis 1982 war er<br />
darüber hinaus Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St.<br />
Firminus in Pillig.<br />
Von 1999 bis 2004 war er Mitglied des Ortsgemeinderates.<br />
Seit 2004 übt er das Amt des ehrenamtlichen<br />
Ortsbürgermeisters der Ortsgemeinde Pillig aus.<br />
Ministerpräsident Kurt Beck: „Das vielfältige engagierte<br />
Wirken von Tilman Boehlkau ist anerkennenswert und<br />
rechtfertigt die Auszeichnung mit dem Verdienstorden<br />
der Bundesrepublik Deutschland.“<br />
pm<br />
INFORMATIONEN ZUR BEITRAGSANPASSUNG<br />
Eine Mitteilung des Vorstandsbereichs Finanzen und Mitgliederverwaltung<br />
Klassenfahrten in die Vulkaneifel<br />
auf den Gast- und Reithof<br />
Trimbser Mühle<br />
Naturschutzgebiet, Pferde,<br />
Tierwiese, großer Spielplatz.<br />
Nur eine Klasse (max.<br />
30 Kinder). Individuelle<br />
Programmgestaltung nach<br />
Absprache<br />
Infos unter:<br />
www.trimbsermuehle.de<br />
oder Tel: 02654 881380<br />
56753 Trimbs<br />
eine alte Forderung unserer Gewerkschaft erfüllt. Denn daraus<br />
ergibt sich der Vorteil, dass von nun an die integrierten<br />
Sonderzahlungen auch in die linearen Gehaltserhöhungen<br />
einbezogen werden.<br />
2. Für Januar und Februar 2009 wird eine Einmalzahlung<br />
in Höhe von 40 Euro geleistet und die Tabellengehälter<br />
werden zum 01.03.09 zunächst um einen Sockelbetrag von<br />
40 Euro und dann um 3% erhöht.<br />
Da sich die Bemessung unseres Mitgliedsbeitrags nach der<br />
Beitragsordnung auf das Tabellengrundgehalt bezieht, führt<br />
dies zu einer Anpassung der Beiträge, die ab Juni, rückwirkend<br />
ab März, erhoben werden.<br />
Studienreisen / Klassenfahrten<br />
8-Tage-Busreise z.B. nach<br />
WIEN ÜF ab 192,-- €<br />
BUDAPEST ÜF ab 192,-- €<br />
LONDON ÜF ab 254,-- €<br />
PRAG ÜF ab 199,-- €<br />
PARIS ÜF ab 224,-- €<br />
ROM ÜF ab 258,-- €<br />
8-Tage-Busreise z.B. nach<br />
Costa Brava Ü ab 210,-- €<br />
Gardasee Ü ab 220,-- €<br />
Südfrankreich Ü ab 230,-- €<br />
(Unterbringung in Selbstversorgerunterkünften)<br />
Alle Ausflugsfahrten inklusive. Flug- und Bahnanreise sowie andere Ziele<br />
(z.B. Ferienparks in den Niederlanden oder Belgien) auf Anfrage möglich!<br />
REISEBÜRO KRAUSE GMBH · MÜNSTERSTR. 55a · 44534 LÜNEN<br />
Tel: 0 23 06/7 57 55-0 · Fax: 0 23 06/7 57 55-49<br />
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22 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
DIE <strong>GEW</strong> GRATULIERT …<br />
im August 2009<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Herrn Winfried Fürst<br />
06.08.1939<br />
Westendstr. 30 · 67059 Ludwigshafen<br />
Herrn Manfred Schmitt<br />
15.08.1939<br />
An der Weid 29 · 66871 Etschberg<br />
Frau Gudrun Staab<br />
18.08.1939<br />
Apostelbräustr. 21 · 67549 Worms<br />
Herrn Klaus Wittstock<br />
27.08.1939<br />
Rehuetterstr. 61 ·67141 Neuhofen<br />
Herrn Joachim Nikolai<br />
31.08.1939<br />
Albert-Schweitzer-Str. 19 · 67149 Meckenheim<br />
zum 75. Geburtstag<br />
Herrn Heinrich Schulmeyer<br />
11.08.1934<br />
Brunnenstr. 1 · 55758 Kempfeld<br />
Herrn Werner Brasen<br />
19.08.1934<br />
Fichtenstr. 4 · 55624 Rhaunen<br />
zum 80. Geburtstag<br />
Frau Dorothea Langner<br />
19.08.1929<br />
Waldstr. 10 · 67376 Harthausen<br />
Herrn Oskar Faus<br />
22.08.1929<br />
An der Neumuehle 1 · 67373 Dudenhofen<br />
zum 85. Geburtstag<br />
Frau Adelheid Hagen<br />
02.08.1924<br />
Luisenstr. 4 · 77709 Wolfach<br />
Frau Renate Booms<br />
30.08.1924<br />
Wismarer Str. 1 · 56075 Koblenz<br />
zum 89. Geburtstag<br />
Herrn Heinrich Kraemer<br />
30.08.1920<br />
Parkstr. 36 · 57610 Altenkirchen<br />
zum 96. Geburtstag<br />
Herrn Karl Hott<br />
13.08.1913<br />
Auf dem Feldchen 20 · 56368 Klingelbach<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
im September 2009<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Frau Ilse Heintz<br />
12.09.1939<br />
Steinackerstr. 1 · 66482 Zweibrücken<br />
Herrn Dr. Fritz Marz<br />
14.09.1939<br />
Raiffeisenstr. 29 · 76829 Landau<br />
Herrn Bertold Agne<br />
16.09.1939<br />
Gartenstr. 15 · 66424 Homburg<br />
Herrn Klaus Metzner<br />
19.09.1939<br />
Dahlienstr.14 · 67112 Mutterstadt<br />
Frau Gisela Zerres<br />
20.09.1939<br />
Im Wolfsacker 8 · 57610 Altenkirchen<br />
GENERATION 60+<br />
Herrn Hermann Reeh<br />
23.09.1939<br />
Bindweider Str. 24 · 57520 Steinebach<br />
Herrn Robert Scholl<br />
23.09.1939<br />
Boellwiese 14 · 67295 Bolanden<br />
zum 75. Geburtstag<br />
Frau Johanna Mohr<br />
08.09.1934<br />
Weidasserstr. 39 · 55234 Kettenheimg<br />
zum 85. Geburtstag<br />
Frau Gertrud Scherer<br />
06.09.1924<br />
Stresemannstr. 86 · 67663 Kaiserslautern<br />
Frau Trude Munzinger<br />
19.09.1924<br />
Turnstr 19 · 66999 Hinterweidenthal<br />
zum 86. Geburtstag<br />
Frau Liselotte Ludwig<br />
08.09.1923<br />
Kirchheimbolander Str. 15 · 67294 Stetten<br />
Herrn Rolf Meissner<br />
24.09.1923<br />
Hohe Anwand 40 · 56269 Dierdorf<br />
zum 87. Geburtstag<br />
Herrn Karl-Heinz Rimmel<br />
01.09.1922<br />
Friedrichstr. 15 · 67655 Kaiserslautern<br />
zum 89. Geburtstag<br />
Frau Else Schmidt<br />
04.09.1920<br />
Grünerstr. 9 · 67061 Ludwigshafen<br />
Frau Hilde Goettel<br />
29.09.1920<br />
Bahnhofstr. 5 · 66871 Theisbergstegen<br />
zum 90. Geburtstag<br />
Herrn Werner Hagen<br />
03.09.1919<br />
Luisenstr. 2 · 77709 Wolfach<br />
Der Landesvorstand<br />
23
GENERATION 60+<br />
DER LANDESSENIORENAUSSCHUSS TAGTE IN WORMS<br />
Zu der Sitzung des Landesseniorenausschusses vom<br />
04.05.-06.05.09 kamen die KreisseniorenvertreterInnen<br />
aus den Bezirken Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>, Koblenz und Trier<br />
nach Worms. Am ersten Sitzungstag wurden die SeniorenvertreterInnen<br />
vom gastgebenden Kreisverband WO-<br />
AZ-FT durch den Kollegen Jörg Pfeiffer herzlich begrüßt.<br />
Bei Kaffee und Kuchen stellte er den Kreisverband mit<br />
seinen verschiedenen Aktivitäten vor.<br />
Die Vorsitzende des Landesseniorenausschusses Hedda<br />
Lungwitz hatte zu dieser Sitzung den Vorsitzenden des<br />
Seniorenbeirates der Stadt Worms, Herrn A. Ehe, eingeladen.<br />
Er berichtete über die vielfältigen Aufgaben<br />
des Beirates. Der Seniorenbeirat vertritt unabhängig die<br />
Belange älterer Menschen gegenüber der Stadtverwaltung<br />
und Öffentlichkeit. Er macht auf bestehende Probleme<br />
aufmerksam und arbeitet an ihren Lösungen mit.<br />
Auf Wunsch der KreisseniorenvertreterInnen hatte Hedda<br />
Lungwitz unseren <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzenden Klaus-Peter<br />
Hammer gebeten, auf der Sitzung über aktuelle Themen<br />
in der Schullandschaft zu sprechen. Er gab Informationen<br />
zur Realschule plus, Gesamtschule sowie über die neue<br />
Grundschulordnung. Außerdem nahm er Stellung zur<br />
Seniorenarbeit. Klaus-Peter Hammer führte aus, dass die<br />
Zusammenarbeit zwischen Landesvorstand und der Vorsitzenden<br />
des Landesseniorenausschusses sehr gut sei.<br />
Ulrike Reichelt , Kreisseniorenvertreterin aus dem Rhein-<br />
Hunsrück-Kreis, stellte die Frage, welche Gründe es für<br />
die SeniorenInnen gibt, in der <strong>GEW</strong> zu bleiben, den<br />
Anwesenden zur Diskussion. Dieser Gedankenaustausch<br />
konnte nicht abschließend behandelt werden und man<br />
kam zu folgendem Ergebnis. Es soll ein Flyer zu diesem<br />
Thema erstellt werden. Die SeniorenvertreterInnen<br />
wurden aufgefordert, Tipps und Gestaltungsvorschläge<br />
an Hedda Lungwitz zu schicken. Hier sind auch die<br />
SeniorenInnen des Landes gefragt, ideenreich an der<br />
Erstellung des Flyers mitzuarbeiten. Kontaktadresse:<br />
Hedda Lungwitz, Kastanienweg 19, 55128 Mainz, Tel.:<br />
06131 / 366959.<br />
Vom KV Ludwigshafen/Speyer kam der Hinweis auf<br />
die Themen Beihilfe und Pflegeversicherung. Wie geht<br />
man am besten mit diesen Sachverhalten um? Da die<br />
Beihilfe und auch die Pflegeversicherung eine komplexe<br />
Angelegenheit ist, sind hierfür unsere Experten für eine<br />
Auskunft zuständig. Ansprechpartner: Klaus Bundrück,<br />
Robert-Koch-Str. 6, 66482 Zweibrücken, Tel.: 06332 /<br />
41814. Außerdem gibt es eine Broschüre im <strong>GEW</strong>-Info-<br />
Dienst „Hilfe in besonderer Lebenslage“ Nr. F2. Für<br />
Mitglieder der <strong>GEW</strong> ist sie kostenlos und kann von der<br />
Landesgeschäftsstelle in Mainz, Tel.: 06131 / 289880<br />
angefordert werden.<br />
Erstmalig wird im Jahr 2010 ein <strong>GEW</strong>-Tag „Generation<br />
60 plus“ stattfinden. Zu diesem Seniorentag werden<br />
alle Kolleginnen und Kollegen ab dem 60. Lebensjahr<br />
eingeladen. Auch hier können sich die Kolleginnen und<br />
Kollegen konstruktiv einbringen. Gedanken, Tipps und<br />
Gestaltungsvorschläge sollen an Hedda Lungwitz (Adresse<br />
siehe oben) übermittelt werden.<br />
Der zweite und dritte Sitzungstag war der Kultur vorbehalten.<br />
Unser besonderer Dank für die gute Betreuung<br />
und Organisation durch den Kreisverband WO-AZ-FT<br />
geht an Jörg Pfeiffer.<br />
hl<br />
Spuren…<br />
… hinterlässt jeder Krieg bei den Menschen.<br />
Kinder sind die Hauptleidtragenden:<br />
Sie erleben Trennung und Flucht, Angst und Gewalt.<br />
Viele bleiben mit ihren schrecklichen Erfahrungen<br />
allein. Auch wenn die Kinder dem Krieg entkommen<br />
sind, tragen sie schwer an seinem Erbe.<br />
Unterstützen Sie diese Kinder<br />
auf dem Weg in den Frieden – mit Ihrer Spende!<br />
Weitere Informationen unter<br />
Telefon 0541/7101-128<br />
www.tdh.de<br />
24 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
Sozialstudien beim Sport<br />
KRASSE KONTRASTE<br />
Ein Format wie die Reihe „Sozialstudien beim Sport“ spielt<br />
in unserer Fachzeitschrift für Bildungsfragen natürlich eher<br />
eine Nebenrolle. Umso erstaunlicher daher, dass immer<br />
wieder lobende Reaktionen darauf kommen.<br />
Dass hier nichts mehr über den FSV Oggersheim zu lesen<br />
sei, könne er gut verstehen, meinte jüngst ein Kollege. Keiner<br />
wolle doch nur stets über Misserfolge schreiben. In der Tat.<br />
Wir gehören zwar bestimmt nicht zu denjenigen, die sich<br />
immer auf der Gewinnerseite einordnen möchten - schon die<br />
Tatsache, <strong>GEW</strong>-Mensch im BBS-Bereich zu sein, beweist das.<br />
Aber die Entwicklung, die Oggersheim genommen hat, ist<br />
wirklich eine wahre Misserfolgsstory: kaum Zuschauergunst,<br />
Finanzprobleme, Streit untereinander, und dies, obwohl die<br />
sportlichen Leistungen durchaus akzeptabel waren. Deprimierendes<br />
Ende: freiwilliger Rückzug aus der Regionalliga.<br />
Spieler weg, Trainer weg, sportlicher Leiter weg.<br />
Irgendwie verständlich, dass es kaum noch jemanden ins<br />
Ludwigshafener Südweststadion gezogen hat, denn das ganze<br />
Drum und Dran wurde zunehmend unsympathisch. Alles<br />
so aufgeblasen. Gesperrte Zufahrten, wenn gerade mal noch<br />
300 Zuschauer kamen, am Eingang düstere, als „Security“<br />
verkleidete Gestalten, die Taschen durchsuchten, als fände<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
GESELLSCHAFT / TIPPS + TERMINE<br />
hier ein Europacupfinale zweier verfeindeter Mannschaften<br />
statt. Drinnen dann nervte der jahrmarktschreierische Stadionsprecher,<br />
wuselten wichtigtuerische Vereinsfunktionäre<br />
die Stadiontreppen rauf und runter, gingen so genannte<br />
„Teamleiter Ordnungsdienst“ ihrer bedeutenden Pflicht nach<br />
wie alle Menschen, die mit Amt und Uniform beängstigend<br />
wachsen.<br />
Und dann nur wenige Kilometer weiter nördlich in Friesenheim<br />
der krasse Kontrast: die Zweitligahandballspiele der<br />
TSG. Hier nun die wahre Erfolgsstory. In atemberaubender<br />
Manier hat die junge Mannschaft mit ihrem Tempohandball<br />
die Vizemeisterschaft geschafft. Zum Aufstieg hat es in<br />
sprichwörtlich allerletzter Sekunde tragischerweise nicht<br />
ganz gereicht, was aber die Begeisterung der Fans für die<br />
tolle Leistung in keiner Weise getrübt hat. Das Schöne: Man<br />
gönnt dem tollen Team, dem intelligenten Trainer, dem<br />
sympathischen Verein insgesamt den Triumph von Herzen.<br />
Am Eingang stehen keine Securitygestalten, sondern nette<br />
Kartenkontrolleure, im Hintergrund zieht der Manager<br />
diskret und souverän die Fäden, der Hallensprecher artikuliert<br />
sich astrein und eloquent, die Fans bilden eine große<br />
Familie, die jeden, der regelmäßig kommt, offen aufnimmt.<br />
Da wird man ganz rasch vom Beobachter zum Anhänger,<br />
was nur einen Nachteil hat: Das Nervenkostüm wird fast<br />
immer grenzwertig strapaziert, so aufregend geht´s beim<br />
Hallenhandball zu.<br />
Gute Gründe also, weiterhin darüber zu schreiben.<br />
Günter Helfrich<br />
MEISTERHAFTE FORMULIERUNGSKUNST Wer beim „Heidelberger Campus-Mord“ einen konventionellen<br />
Krimi erwartet, liegt daneben. Das Genre ist<br />
Wenn in dieser Zeitschrift gleich zweimal auf dasselbe<br />
Buch hingewiesen wird, muss das schon gute Gründe<br />
haben. Bei Hubert Bär und seinem neuen Kriminalroman<br />
„Der Heidelberger Campus-Mord“ liegt das zum einen in<br />
der Person des Autors und zum anderen an der Qualität<br />
seiner literarischen Arbeit.<br />
Den LeserInnen der <strong>GEW</strong>-Zeitung ist Hubert durch<br />
zahlreiche Satiren auf unserer Zeitgeist-Seite bekannt.<br />
Er war viele Jahre Deutsch- und Sozialkundelehrer an<br />
der Berufsbildenden Schule Naturwissenschaft in Ludwigshafen,<br />
bis er sich nach seiner Pensionierung bzw.<br />
dem Beginn der passiven Phase der Altersteilzeit ganz<br />
der Literatur widmen und damit auch größere Projekte<br />
angehen konnte.<br />
Und dies hat er mit bewundernswerter Verve getan. Da<br />
ist keine Spur von „schreibendem Lehrer“, der glaubt,<br />
seine Erinnerungen der Nachwelt hinterlassen zu müssen.<br />
Wie schon in seinen vorherigen Arbeiten besticht<br />
Hubert Bär durch eine meisterhafte Formulierungskunst,<br />
die jede Passage seines Romans durchdringt. Wie schön<br />
für ihn und seine aufwendige Arbeit, dass er mit Wellhöfer<br />
einen seriösen Verlag gefunden hat, der sorgfältig<br />
lektoriert und sich so wohltuend von anderen kleinen<br />
Verlagen abhebt.<br />
für Hubert Bär nur Mittel zum Zweck. Natürlich wird<br />
Spannung aufgebaut und will man wissen, wer denn nun<br />
die gleichermaßen attraktive wie auf den eigenen Vorteil<br />
bedachte Germanistikstudentin Silke Brehme ermordet<br />
hat. Etwa der Protagonist Pfeifer, wissenschaftlicher<br />
Angestellter am Germanistischen Seminar, aus dessen<br />
Perspektive die Handlung erzählt wird? An dieser traurigen<br />
Gestalt, die in vielerlei Hinsicht in der Sackgasse<br />
gelandet ist, wird Bärs eigentliche Intention über den<br />
reinen Krimi-Plot hinaus deutlich: Der Autor geißelt in<br />
beißender Satire das Milieu der Literaturwissenschaftler<br />
im romantischen Heidelberg.<br />
Wenn in der beschriebenen Blufferei, der Aufgeblasenheit,<br />
der Wichtigtuerei auch nur ein Kern von Realität steckt,<br />
freut sich der Verfasser dieses Artikels jedenfalls so richtig<br />
auf seinen Unterricht im BVJ und das gemütliche After-<br />
Work-Bier unter ganz normalen Menschen, wo nicht<br />
permanent jeder jedem etwas beweisen muss.<br />
Günter Helfrich<br />
Hubert Bär: Der Heidelberger Campus-Mord, Kurpfalz<br />
Krimi Band 7, Wellhöfer Verlag Mannheim, ISBN 978-<br />
3-939540-30-4<br />
25
TIPPS + TERMINE<br />
„… UND ZUM VIERTEN“<br />
Antje Fries legt ihren neuen Krimi vor<br />
Einen neuen Regionalkrimi hat unsere <strong>GEW</strong>-Kollegin<br />
und ständige Redaktionsmitarbeiterin Antje Fries im Mai<br />
vorgelegt. In „Kleine Schwestern“ ermittelt das K1 der<br />
Wormser Kripo zum vierten Mal. Anne Mettenheimer,<br />
die junge, sympathische Oberkommissarin, steht dabei<br />
wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Dieses Mal geht<br />
es um die Aufklärung des Verschwindens von vier kleinen<br />
Mädchen im Grundschulalter.<br />
Obwohl sich die Oberkommissarin Mettenheimer nach<br />
der Geburt ihrer Zwillinge noch in Elternzeit befindet,<br />
ist ihre Mitarbeit bei der Lösung des Falles so dringend<br />
notwendig und Annes Wunsch, „endlich ihr Hirn“ wieder<br />
benutzen zu können, so groß, dass sie bereits nach fünf<br />
Monaten „Pause“ ihre berufliche Arbeit wieder aufnimmt.<br />
Die Eltern“pause“ übernimmt kurzerhand - ohne jede<br />
Ausflüchte - der Vater der Kinder. Wohl der Frau, die so<br />
einen Partner hat und Arbeitgeber, die da mitspielen.<br />
Die Aufklärung des Falles kommt- aller Fernsehserien<br />
zum Trotz - ohne Ballerei, Verfolgungsrennen, Schlägereien,<br />
heldenhaften KommissarInnen und den sonst<br />
üblichen Klischees aus. Aber auch ohne diese brutalen<br />
Zutaten ist dieser Krimi spannend, denn er vermittelt<br />
sehr gute Einblicke in die ganz reale Ermittlungsarbeit der<br />
Kriminalpolizei. Ganz nebenbei werden unzulängliche<br />
Arbeitsbedingungen, schlechte Personal- und Materialausstattung<br />
und Spannungen zwischen den KollegInnen<br />
angesprochen. Gerade diese Realitätsnähe ist es, die diesem<br />
Krimi seinen eigenen Charakter verleiht.<br />
BÜCHERTIPPS VON ANTJE FRIES<br />
Jungen fördern<br />
Die Jungen-Pädagogik ist schon lange ein wichtiges<br />
Thema. Gabriele Cwik hat es nun in ihrem neuen Buch<br />
„Jungen besser fördern“ aufgegriffen und bietet neben<br />
Denkanstößen auch Praxisideen für die Klassen 1 bis 4<br />
an: Da wird aus der Bundesligatabelle eine Quelle für<br />
Knobelaufgaben gewonnen, und im Sachunterricht geht<br />
es um Wale, Haie und Quallen statt Pony, Kaninchen<br />
und Hamster. Auf alle Fächer geht die Autorin in Bezug<br />
auf Jungenpädagogik ein und liefert ebenso kurze wie gut<br />
umsetzbare Vorschläge.<br />
Gabriele Cwik: Jungen besser fördern. 112 Seiten, 13,50<br />
Euro. Berlin 2009. ISBN 978-3-589-05144-1<br />
Hatten wir‘s nicht eben von Jungenpädagogik? Da<br />
gehört natürlich auch der richtige Lesestoff dazu: Ein<br />
Beispiel ist „Wie man einem Außerirdischen begegnet,<br />
ein Floß baut und in der Wildnis überlebt“ von Johnny<br />
Wilkens. Es ersetzt mühelos jedes angestaubte Pfadfinder-<br />
Lehrbuch und ist obendrein noch reich bebildert und<br />
Aber es sind noch mehr „Nebenbeis“, die den LeserInnen<br />
vermittelt werden. Die häuslichen Organisationsprobleme<br />
und die körperlichen Belastungen, die die junge Mutter<br />
Anne Mettenheimer hat, als sie wieder in den Beruf einsteigt,<br />
sind so authentisch und witzig beschrieben, dass<br />
sich wohl die meisten junge Frauen in ähnlicher Lage<br />
damit identifizieren können.<br />
Die „Macken“ der handelnden Personen werden liebevoll<br />
und sehr ironisch weiter gepflegt: Ob es nun die<br />
Nikotinsucht des Gerichtsmediziners „Kippe“ ist oder<br />
das Verheimlichen von gesundheitlichen Problemen des<br />
Chefs des K1 oder die Leidenschaft für ungesundes Essen<br />
der Kommissare generell oder das ständige Bestreben von<br />
Annes Mutter, die Tochter endlich - wie es sich gehört<br />
- unter die Haube zu bringen. Man gewinnt den Eindruck,<br />
die Personen allesamt in seinem Bekanntenkreis<br />
zu haben.<br />
Natürlich wird auch der Kriminalfall gelöst.<br />
Besonders lesenswert ist der Krimi für alle Mütter mit<br />
kleinen Kindern, denn sie stellen fest: Mit meinen Problemen<br />
bin ich nicht allein, das geht wohl allen so. Junge<br />
Väter sollten sich den Zwillingsvater Paul zum Vorbild<br />
nehmen, damit`s mit der Emanzipation der Männer<br />
endlich vorwärts geht. Und Omas und Opas müssen die<br />
„Kleinen Schwestern“ lesen, damit sie künftig wissen, wie<br />
ihre erwachsenen Kinder so ticken.<br />
U.K.<br />
Antje Fries, Kleine Schwestern, Leinpfad Verlag Ingelheim,<br />
ISBN 978-3-937782-81-2, 188 Seiten, Broschur,<br />
9,90 Euro<br />
locker geschrieben. Der Untertitel „93 Abenteuer für<br />
Entdecker und ganze Kerle“ ist wahrlich nicht zu hoch<br />
gegriffen: Haben Sie mit Ihrer Klassen schon mal einen<br />
Lehmbackofen gebaut? Flammkuchenrezept gratis dazu!<br />
Neben Kulturellem (Fraktur lesen, sieben Weltwunder,<br />
Goethe-Zitate) und Technik (Zwille bauen, Platten flicken,<br />
Kompass bauen) oder Naturthemen (Igel retten,<br />
schnitzen, Bäume bestimmen) ist allerlei Nützliches<br />
enthalten (Erste Hilfe, Zaubertricks, Jonglieren, Alarmanlage<br />
fürs eigene Zimmer, Kochrezepte usw.). Man liest<br />
sich sofort fest und wird sich keinen Deut darum scheren,<br />
dass die Nachbarn kopfschüttelnd beobachten, wie man<br />
im Garten den eben nach Anleitung gebauten Bumerang<br />
wirft oder Stelzen ausprobiert. Unverzichtbar für Jungen,<br />
deren Eltern und Lehrer!<br />
Ebenso interessanter Lesestoff ist „Gewaltige Naturkatastrophen“<br />
von Imke Rosebrock. Das Buch aus der<br />
Jugend-Brockhaus-Reihe informiert über Tsunamis,<br />
Wirbelstürme, Vulkanausbrüche und andere Phänomene<br />
in zwanzig Kapiteln, die nicht nur mit einem Dialog von<br />
jeweils Betroffenen eröffnet werden und so lebendig einführen,<br />
sondern auch so schon allesamt hoch spannend<br />
sind und opulent bebildert auch Lesemuffel interessieren<br />
werden.<br />
26 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
Johnny Wilkens: Wie man einem Außerirdischen begegnet,<br />
ein Floß baut und in der Wildnis überlebt. 272 Seiten,<br />
19,95 Euro. Weinheim 2009. ISBN 978-3-407-25489-<br />
4<br />
Imke Rosebrock: Gewaltige Naturkatastrophen. 176<br />
Seiten, 16,95 Euro. Weinheim 2009. ISBN 978-3-407-<br />
75347-2<br />
Sachunterricht aktiv<br />
„Gute Aufgaben Sachunterricht“ heißt ein neuer Titel für<br />
die Grundschule, in dem es um naturwissenschaftliche<br />
Phänomene geht. Was sind aber gute Aufgaben? Solche,<br />
die, so schreiben es die Herausgeber, das Verstehen von<br />
Zusammenhängen unterstützen und Kinder befähigen,<br />
ihr Wissen selbst aufzubauen. Aufgaben mit Bezug zum<br />
eigenen Handeln sind besonders wichtig bei den Experimenten,<br />
die die Autoren Patricia Grygier und Andreas<br />
Hartinger anbieten, sodass selbstständiges Denken, Beobachten<br />
und Hinterfragen gefördert werden.<br />
Patricia Grygier/Andreas Hartinger: Gute Aufgaben<br />
Sachunterricht. 128 Seiten , 13,50 Euro. Berlin 2009.<br />
ISBN 978-3-589-05139-7<br />
Nicht nur für Einsteiger<br />
99 Tipps für Berufseinsteiger im Lehramt zum individuellen<br />
Fördern bietet ein neues Buch aus der Reihe<br />
Praxis-Ratgeber Schule. Es ist als Mentoren-Programm<br />
in Buchform gedacht und eine Fundgrube für den Alltag<br />
- nicht nur für Anfänger! Neben Rahmenbedingungen<br />
und Lernausgangsdiagnosen wird auf Lernpläne, Lernkontrakte,<br />
Dokumentation der Entwicklung und Stärkung der<br />
Lernkompetenz ebenso eingegangen wie auf das Schaffen<br />
transparenter Leistungserwartungen. Praktische Beispiele<br />
runden den Inhalt ab. Farbig markierte Sequenzen zeigen,<br />
wo die Stolpersteine im Alltag zu finden sind, und andere<br />
markierte Felder regen an, einfach loszulegen: „Gleich mal<br />
ausprobieren“, heißt es da. Eine ebenso kurzweilige wie<br />
DER SOZIALE SPAGAT DROHT DIE SCHULE ZU ZERREISSEN<br />
Die Gesellschaft hat sich dramatisch verändert, die Schule<br />
kaum. Die Situation der Kinder ist immer mehr von den<br />
beiden Polen „Wohlstandsverwahrlosung“ und „neue<br />
Armut“ (Stichwort: Hartz IV) gekennzeichnet. Kinder<br />
dazwischen, ganz „normale“ Kinder, seelisch gesund,<br />
anstrengungsbereit und leistungsfähig, scheinen immer<br />
seltener zu werden. Der „soziale Spagat“ droht die Schule<br />
zu zerreißen.<br />
Die Aktion Humane Schule analysiert in der aktuellen<br />
Ausgabe ihrer Zeitschrift „Humane Schule“ die Situation<br />
und stellt daneben Beispiele zum konstruktiven Umgang<br />
mit ihr vor. Eine vielfältige Sammlung von Beiträgen, sowohl<br />
von namhaften als auch von ehrenamtlichen Autor/innen,<br />
thematisiert Wohlstandsverwahrlosung, Angstkultur,<br />
„intelligente Armut“, den deutsch-türkischen Zweig<br />
an einer Grundschule im sozialen Brennpunkt, das Projekt<br />
„Schule, na klar!“, die Offene Ganztagsschule und die<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
TIPPS + TERMINE<br />
sinnvolle Dienst-Lektüre!<br />
Liane Paradies u.a.: 99 Tipps: Individuelles Fördern.<br />
160 Seiten, 14,95 Euro. Berlin 2009. ISBN 978-3-<br />
589-22821-8<br />
Handbuch zur Sprachförderung<br />
Ein zentrales Thema der Arbeit in Kindertageseinrichtungen<br />
ist die sprachliche Förderung. Das neue Handbuch<br />
„Sprechanlass Alltag“ zeigt, wie Sprachförderung in die<br />
tägliche Kita-Routine integriert werden kann. Zusätzlich<br />
zu den Grundlagen des Spracherwerbs werden konkrete<br />
Beispiele für die pädagogische Arbeit gegeben, sodass<br />
die Sprachförderung leicht z.B. in den Morgenkreis oder<br />
das freie Spielen eingebaut werden kann. Auch Ideen<br />
zur Kooperation mit den Eltern kommen zur Sprache.<br />
Hilfen zu Dokumentation und Evaluation sind ebenso<br />
enthalten und können jeweils an die eigene Kita angepasst<br />
werden.<br />
Bernd Groot-Wilken/Tanja Kaseric: Sprechanlass Alltag.<br />
Berlin 2009. 141 Seiten, 19,95 Euro. ISBN 978-3-589-<br />
24553-6<br />
Dann mal los!<br />
„Let‘s get started!“ heißt ein neues, lehrwerkunabhängiges<br />
Heft mit Übungs- und Fördermaterial zum Fremdsprachenunterricht<br />
in der Grundschule. Es geht um die<br />
Themenbereiche Farben, Zahlen, Schule, Körper und<br />
Haustiere, und alle Themen beinhalten Material für die<br />
Arbeit im Klassenverband wie auch in der freien Arbeit.<br />
Übungen zum Hören und Sprechen wechseln sich mit<br />
Liedern, Bastelaufgaben und Spielen ab. Die beiliegende<br />
CD enthält alle Texte, Reime, Lieder und Hörverstehensübungen.<br />
Maureen Berndt/Nicole Hitschler: Let‘s get started! Band<br />
1. Kempen 2009. 52 Seiten, 19,90 Euro. ISBN 978-3-<br />
86740-131-9<br />
Meinung der Kinder dazu, die Initiative „ArbeiterKind.<br />
de“, Forschungsergebnisse zum Lernen von Kindern in<br />
Schule und Alltag sowie eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit dem Winterhoff-Bestseller „Warum unsere Kinder<br />
Tyrannen werden“. Aus Anlass des Schulamoklaufs von<br />
Winnenden ist auch der Appell baden-württembergischer<br />
Bildungsinitiativen an alle deutschen Kultusminister/innen<br />
aufgenommen worden.<br />
Weitere Beiträge, Buchbesprechungen und ein herrlicher<br />
Cartoon runden das 32-seitige, nicht-kommerzielle und<br />
vollständig werbefreie Heft ab. „Schule im sozialen Wandel“<br />
kann zum Preis von 4,- Euro zzgl. Versand bestellt<br />
werden auf www.aktion-humane-schule.de, per eMail<br />
über info@aktion-humane-schule.de oder telefonisch<br />
unter 0 22 08 / 921 99 47 (Fax: 921 99 46)<br />
pm<br />
27
KREIS & REGION<br />
Kreis Koblenz - Mayen<br />
Auf Studienfahrt nach Schweden<br />
In den Osterferien brach eine Gruppe von zehn <strong>GEW</strong>-Mitgliedern<br />
des Kreises zu einer einwöchigen Studienreise mit dem Titel „Schule<br />
in Schweden“ nach Helsingborg und Malmö auf, um sich vor Ort<br />
ein eigenes Bild über das international anerkannte und erfolgreiche<br />
schwedische Schulsystem zu machen. Die Reise, initiiert und in<br />
Zusammenarbeit mit dem Dortmunder „Forum Eltern und Schule“<br />
organisiert von unserem Kreisvorsitzenden Lutz Zahnhausen, wurde<br />
im Rahmen des COMENIUS-Programms durch die nationale<br />
Agentur für EU-Programme im Schulbereich finanziell gefördert.<br />
Nach einer ausführlichen Einführung in das schwedische Schulsystem<br />
durch unsere Betreuerin Silke Weide (eine deutsche Lehrerin,<br />
die mit ihrer Familie vor einigen Jahren nach Schweden übersiedelte<br />
und uns während der ganzen Woche sehr fachkompetent und engagiert<br />
begleitete) am ersten Tag hatten wir an den folgenden Tagen<br />
die Gelegenheit, gemeinsam oder in Kleingruppen verschiedene<br />
Bildungseinrichtungen zu besuchen, im Unterricht zu hospitieren<br />
und mit Schulleitungsmitgliedern oder Stufenleitern zu sprechen,<br />
die uns sehr freundlich und bereitwillig über die Konzepte ihrer<br />
Schulen informierten. Schon bei der Einführung wurden zahlreiche<br />
Unterschiede zu unserem System deutlich, wie z.B.:<br />
• Die schwedischen Schulen verfügen über eine größere Autonomie,<br />
die Schulleitungen wählen ihre Kollegen selbst aus, Stundenverpflichtung<br />
und Gehalt wird ausgehandelt.<br />
• Die Kollegen haben 38 Stunden Präsenzzeit an der Schule.<br />
• Die Kindertagesstätten (Förskolas) haben ein Ganztagsangebot,<br />
Erzieherinnen brauchen einen Hochschulabschluss. Kinder ab<br />
einem Alter von 1,5 Jahren werden aufgenommen.<br />
• Die Grundschule (1.-9. Klasse) ist für alle Schüler kostenfrei,<br />
Mittagessen, Lernmittel, Schülertransport und auch Klassenfahrten<br />
werden vom Staat bezahlt.<br />
• In den weiterführenden Schulen (Gymnasiets, Klasse 10-12)<br />
gibt es ebenfalls Lernmittelfreiheit, für Schulweg und Essen gibt<br />
es Zuschüsse.<br />
• Die Lehrpläne sind für alle Schulen in Schweden gleich, allerdings<br />
sind die Kommunen zuständig für regionale Umsetzungspläne (die<br />
Stadt Helsingborg bezeichnet sich als Kompetenzstadt für Bildung<br />
mit dem Motto: „Wir nehmen Träume ernst!“).<br />
• Kuratoren (Schulsozialarbeiter bzw. Psychologen) gibt es an jeder<br />
Schule.<br />
• Notenzeugnisse gibt es erst ab Klasse 8 (Noten in einer Dreierskala),<br />
bis dahin gibt es einen halbjährlichen Entwicklungsbericht<br />
für alle Fächer.<br />
• „Sitzenbleiben“ kennt man nur in seltenen Sonderfällen, man<br />
versucht, wirklich alle Schüler mitzunehmen und individuell zu<br />
fördern.<br />
In der „Förskola Hamilton“, einer von Maria Montessori- und<br />
Reggio Emilia- Pädagogik inspirierten vorschulischen Einrichtung<br />
für Kinder bis 6 Jahre, beeindruckten uns schon die großzügige<br />
Ausstattung und die für unsere Begriffe geringe Kinderzahl in den<br />
einzelnen Gruppen: 6 Erzieherinnen sind dort für insgesamt 40<br />
Kinder zuständig. Als Leitsatz für die Arbeit gilt dort sinngemäß<br />
„Wo man beteiligt wird, lernt man gerne, lernt man fürs Leben!“<br />
In Portfolio-Mappen werden die Lernprozesse jedes Kindes dokumentiert.<br />
Schon 3-jährige werden an Entwicklungsgesprächen mit<br />
den Eltern beteiligt, bei denen ein individueller Entwicklungsplan<br />
aufgestellt wird. Die Eltern werden durch „Wochenbriefe“ regelmäßig<br />
mit Rück- und Ausblicken über die Aktivitäten der Kinder<br />
in der Einrichtung informiert, da man Kommunikation mit allen<br />
Beteiligten als wichtige Säule für das Lernen ansieht. Auffällig war<br />
hier, dass zahlreiche Einrichtungsgegenstände mit entsprechenden<br />
Wortkarten beklebt waren und die Kinder auf Wunsch auch Zugang<br />
zu PCs bekommen, wenn sie etwas schreiben wollen, um einen<br />
frühen Lese- und Schreiblernprozess zu fördern.<br />
Die Grundschule St.Jörgens-Skola (1.-6.Klasse) hat drei Kindertagesstätten<br />
in ihrem Einzugsgebiet. Da die Leitung der Schule<br />
auch für die Förskolas zuständig ist, wird schon dadurch eine enge<br />
Kooperation und Verzahnung der Arbeit gewährleistet. Hier wird in<br />
einem Montessori-Zweig grundsätzlich klassenübergreifend gearbeitet,<br />
jeder Schüler hat eigene geplante Arbeitszeiten, die teilweise in<br />
Themenräumen für Schwedisch, Lesen und Mathematik stattfinden.<br />
Sie treffen sie sich morgens in Basisgruppen, dort wird ihr individueller<br />
Tagesablauf mit ihrem Mentor geplant. Alle Kinder haben<br />
ein Schultagebuch, in das Wochenpläne eingetragen oder eingeklebt<br />
und in dem die vereinbarten Entwicklungsziele aufbewahrt werden.<br />
Freitags wird die Arbeit der Woche mit dem Mentor reflektiert<br />
und ausgewertet. Die Lehrpersonen treffen sich wöchentlich zur<br />
gemeinsamen Unterrichtsplanung. Auch hier bekommen die Eltern<br />
regelmäßig „Vecka“, die Wochenbriefe zur Information, entweder<br />
per Mail oder in Papierform. Auch in dem Zweig der Schule, der<br />
nicht nach Montessori, sondern gemäß dem schwedischen Modell<br />
arbeitet, findet eine sehr individuelle Betreuung der Schüler und eine<br />
enge Kooperation der Kolleginnen statt. In den Lerngruppen mit ca.<br />
15 - 20 Kindern beeindruckte uns die entspannte, gelassenen Rolle<br />
der „Lernbegleiter“, die in den Gruppenräumen kein persönliches<br />
Pult haben, die hervorragende Ausstattung (hochwertige Regale<br />
und Schränke sowie Beamer, Computer und Smartboards) und das<br />
erkennbar planvolle, zielgerichtete Lernen der Schüler.<br />
In den folgenden Tagen besuchten wir in Kleingruppen verschiedene<br />
Grundschulen, die in den Varianten 1 - 9, 1 - 6 oder 6 - 9 existieren,<br />
sowie Gymnasiets (Weiterführende Schulen von Klasse 10-12) in<br />
Helsingborg bzw. Dörfern in der Umgebung der 100.000- Einwohner-Stadt<br />
an der Südwestküste Schwedens. Dabei lernten wir unter<br />
anderem, dass es neben den öffentlichen (staatlichen) auch viele<br />
freie (privat betriebene) Schulen gibt, die aber nicht mit unseren<br />
Privatschulen zu vergleichen sind, da sie keine Schulgelder erheben<br />
28 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
und die gleichen finanziellen Mittel von den Kommunen erhalten<br />
wie die öffentlichen Schulen. Sie werden von engagierten Pädagogen<br />
gegründet, die noch mehr Freiräume bei der Konzeption und<br />
Entwicklung einer Schule möchten und dafür auch bereit sind, für<br />
das Gelingen ihrer Einrichtung finanziell mit Eigenmitteln gerade<br />
zu stehen. Auch diese freien („Fristaende“) Schulen werden wie die<br />
öffentlichen alle 5 Jahre von einer nationalen Agentur (vergleichbar<br />
mit unserer AQS) kontrolliert und beraten, außerdem werden jährlich<br />
nationale Tests in den Klassen 3, 5 und 9 durchgeführt. Der<br />
Besuch eines Gymnasiets ist zwar nicht Pflicht, aber unverzichtbar<br />
zur Erreichung eines qualifizierten Berufsabschlusses. Die Gymnasiets<br />
haben verschiedene Schwerpunkte, entweder sind sie mehr<br />
geisteswissenschaftlich orientiert als Voraussetzung für ein anschließendes<br />
Hochschulstudium oder mehr berufsbezogen orientiert für<br />
die Schüler, die nach Klasse 12 einen praktischen Beruf ergreifen<br />
möchten. Ein duales System wie bei uns mit einer Berufsbildenden<br />
Schule parallel zur Berufsausbildung gibt es in Schweden nicht.<br />
Bei den Besuchen in den Gymnasiets beeindruckten uns besonders<br />
• Eine individuelle Förderung der Schüler, die durch eine gute<br />
Lehrer-Schüler-Relation (nicht mehr als 20 Schüler pro Klasse),<br />
ständige Absprachen der Lehrer an gemeinsamen Arbeitsplätzen<br />
in den Schulen, individuelle Lernplanung mit Lerntagebüchern,<br />
Portfolioarbeit u.v.m. erreicht wird.<br />
• Die hervorragende materielle Ausstattung, z.B. mit modernen<br />
Medien (Beamer, Laptop, Smartboard in fast jedem Raum).<br />
• Ein angenehmes Schulklima, geprägt auch durch qualitativ<br />
hochwertige Möblierung sowohl von Klassenräumen als auch von<br />
Fluren, Bibliotheken, Kantinen und Ruheräumen, die eine gewisse<br />
Wohlfühlatmosphäre schafft<br />
• Ein großes Maß an Strukturiertheit, Übersichtlichkeit und Sauberkeit<br />
in allen Bereichen der Schulen, dafür weniger Enge, Lärm<br />
und Stress als bei uns.<br />
Zum Abschluss der Woche lernten wir die „Lehrerausbildungsanstalt“<br />
an der Universität in Malmö kennen. Was die Lehrerausbildung<br />
betrifft, gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu<br />
unserem System (zumindest, was die Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> betrifft).<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass unsere Gruppe eine<br />
hochinteressante Studienwoche in Schweden verbringen konnte,<br />
die uns bei allen Stationen unseres Besuches viele beeindruckende,<br />
vorbildliche und nachahmenswerte Charakteristika des schwedischen<br />
Schulsystems eröffnet hat. Die Schulen sind dort materiell<br />
und personell wesentlich besser ausgestattet als unsere - Schweden<br />
lässt sich Bildung einfach mehr kosten, sowohl Schüler als auch<br />
Lehrer erfahren dort durch die vorgegebenen Bedingungen mehr<br />
Wertschätzung! Hier konnten wir erleben, welche Möglichkeiten<br />
man dort hat, wo der Stellenwert der Bildung nicht nur in Sonntagsreden<br />
hochgejubelt wird, sondern man auch bereit ist, zusätzliches<br />
Geld dafür zu investieren, Investitionen in die Zukunft unserer<br />
Gesellschaft, die sich lohnen würden... Dennoch kann man sich<br />
auch im Rahmen unserer Möglichkeiten vieles dort abschauen, wie<br />
z.B. die Förderung von Mitplanung und Selbsteinschätzung durch<br />
ein Schultagebuch (Tipp: Das gibt es in der deutschen Fassung beim<br />
Auer Verlag!), die verstärkte Kommunikation mit den Eltern durch<br />
Wochen- oder Monatsbriefe und vor allem den Integrationsgedanken,<br />
den Versuch, möglichst alle Kinder mitzunehmen und ihre<br />
Talente zu fördern... Thomas Rauch<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
KREIS & REGION<br />
Kreis Kusel<br />
Für gemeinsame Orientierungsstufe<br />
Ein Westpfälzer Paradoxon sondergleichen war am 18. März Anlass<br />
einer Informationsveranstaltung des <strong>GEW</strong> Kreisverbands Kusel mit<br />
dem Landesvorsitzenden Klaus-Peter Hammer als Referenten, dem<br />
ehemaligen Landesvorsitzenden und Ministerialdirigenten a. D.<br />
Frieder Bechberger als Moderator und Andrea Held als Vorstandsmitglied<br />
des Landeselternbeirats.<br />
Im dicht besetzten Veranstaltungssaal ging es um die gemeinsame<br />
Orientierungsstufe von Realschule und Gymnasium Kusel, die<br />
1967 vom Kultusministerium der damals mit absoluter Mehrheit<br />
regierenden CDU eingerichtet worden war und über Jahrzehnte<br />
hinweg immer größer wurde, weil sie von den Eltern im Kreis<br />
und im angrenzenden Saarland bevorzugt gewählt wurde als echte<br />
Möglichkeit für die Kinder, sich nach der Grundschule zwei Jahre<br />
lang zu orientieren und zu erproben, in welche Richtung die Lernfähigkeiten<br />
gehen.<br />
Im Jahr 2008 jedoch, als unsere Landesregierung das verlängerte<br />
gemeinsame Lernen zum Ziel ihrer Schulstrukturreform erhob und<br />
die Hauptschule mit der Realschule zur Realschule plus vereinte,<br />
beschloss der Kreistag Kusel mit seiner SPD-Mehrheit (unterstützt<br />
von den CDU- und FWG-Mitgliedern), die Auflösung dieser gemeinsamen<br />
Orientierungsstufe zu beantragen.<br />
Die Kollegien, Eltern- und Schülervertretungen der Hauptschule<br />
und der Realschule Kusel und unsere Gewerkschaft wiesen in vielen<br />
Gesprächen und Briefen die vorgesetzten Behörden darauf hin,<br />
dass dieser Kreistagsbeschluss den Zielen der Schulstrukturreform<br />
und dem Artikel 7, Absatz 3, § 11 des neuen Landesgesetzes zur<br />
Strukturreform der Sekundarstufe I krass widerspricht:<br />
„Schulartübergreifende Orientierungsstufen zwischen Gymnasien<br />
und Realschulen, an deren Standort eine Realschule plus errichtet<br />
wird, bleiben als schulartübergreifende Orientierungsstufe zwischen<br />
Gymnasium und Realschule plus bestehen.“<br />
Zur Veranstaltung waren die Eltern und Lehrkräfte der Drittklässler<br />
des Kreises, die Kollegien und Eltern der betroffenen Schulen sowie<br />
alle Kreistagsmitglieder eingeladen.<br />
Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende und die Vertreterin des Landeselternbeirats<br />
erklärten die Vorteile des längeren gemeinsamen Lernens<br />
nach der Grundschule und rieten dringend dazu, die bewährte<br />
integrative Struktur der schulartübergreifenden Orientierungsstufe<br />
in Kusel weiterzuentwickeln - wie im neuen Gesetz vorgesehen.<br />
Die von den Abschaffungsbefürwortern angeführten Argumente,<br />
z. B. „das Recht auf ein reines Gymnasium“ (der Kreis Kusel hält<br />
durchaus auch ein „reines“ Gymnasium vor) und Raumprobleme<br />
(die Realschule Kusel hat genügend Räume für eine große Orientierungsstufe)<br />
oder Pendelprobleme (fast alle Lehrkräfte im Kreis<br />
Kusel werden künftig zwischen zwei Schulen pendeln müssen)<br />
erwiesen sich als unhaltbar gegenüber dem Vorrang, den eine Erweiterung<br />
der bisherigen erfolgreichen Kuseler schulartübergreifenden<br />
Orientierungsstufe entsprechend dem Ziel und Gesetzestext der<br />
Schulstrukturreform haben muss.<br />
Die künftige Kuseler Realschule plus wartet auf einen erlösenden<br />
Bescheid der vorgesetzten Dienstbehörden, der den gymnasialen<br />
Selektionswünschen entgegentritt, damit die Neugestaltung einer<br />
alle Schularten übergreifenden Orientierungsstufe endlich beginnen<br />
kann - und das Gesetz nicht Makulatur wird!<br />
Walter Drum / Gabriele Quaer<br />
29
TIPPS + TERMINE<br />
Kreis Ludwigshafen/Speyer<br />
Bildungschancen für Roma-Kinder<br />
unterstützen<br />
Der Kreisverband der <strong>GEW</strong> Ludwigshafen Speyer unterstützt mit<br />
300 Euro die Arbeit des Projektes „Tageszentrum für bedürftige Kinder“<br />
in Rusciori/Rumänien. Das Tageszentrum (seit ca 1992) ist ein<br />
Integrationsprojekt für benachteiligte rumänische- und Romakinder<br />
im Grundschulalter und wurde vor etlichen Jahren, als Rumänien<br />
sich auf den Weg in die EU machte, durch eine Anschubfinanzierung<br />
der Europäischen Union unterstützt. Seither wird die Arbeit<br />
des Zentrums ausschließlich durch Spenden finanziert.<br />
Der Aufbruch der rumänischen Gesellschaft ins moderne, neoliberale<br />
Europa lässt die größte Minderheit des Landes, die Roma,<br />
als Verlierer zurück. In der Ceausescu-Ära zur Arbeit in den<br />
Staatsbetrieben gezwungen, sind die Roma im heutigen Rumänien<br />
meist arbeitslos oder leben vom kärglichen Einkommen als<br />
Schrotthändler, Besenbinder etc. in armseligen Behausungen am<br />
Rand der Städte und Dörfer.<br />
Besonders im Bildungswesen Rumäniens spiegelt sich die Chancenlosigkeit<br />
der Roma wieder. Hier setzt die Arbeit des Tageszentrums<br />
an. Nach einem gemeinsamen Mittagessen versuchen die Leiterin,<br />
Hermine Jinga-Roth (ehemalige Leiterin des deutschen Gymnasiums<br />
Bukarest), drei deutsche Freiwillige und zwei rumänische<br />
Pädagogen die 40 Kinder der Grundschule zu fördern.<br />
Eine deutsche Freiwillige beschreibt ihre Eindrücke bei der Arbeit:<br />
„Um die Situation der Roma in Rusciori zu verstehen, muss man<br />
ihre Geschichte kennen. Denn es sind weder diejenigen Roma, die<br />
mit langen, bunten Röcken, Kopftuch und roten Bändern in den<br />
Haaren oder einem Hut mit weiter Krempe auf dem Kopf herumlaufen<br />
und ihrem Handwerk nachgehen oder musizieren. Noch<br />
sind es diese, die in großen Villen leben, sich in der Politik als die<br />
Vertreter einer wichtigen Minderheit ausgeben oder versuchen, sich<br />
von den übrigen Roma abzuheben. Nein, es sind Roma in einem<br />
Zwischenraum. Sie leben am Rand. Am Rand der Tradition, am<br />
Rand der Kultur und am Rand der Bildung.<br />
Die Kinder in Rusciori werden groß, ohne ein Verständnis von<br />
eins und zwei zu haben, ohne ihren Namen schreiben oder einen<br />
geraden Strich ziehen zu können. Ohne jegliche Vorstellung von<br />
der Welt. Es gibt ein Rusciori mit Familie, Freunden und Magazinen<br />
(Tante Emma Laden) für das Lebensnotwendige. Eine Stadt<br />
namens Sibiu, wo man neue Kleider und Handys kauft oder Alteisen<br />
sammelt. Es gibt ein Italien und ein Spanien, wo Menschen<br />
hin verschwinden und mit Geld zurück kommen. Und es gibt ein<br />
Deutschland, ein Frankreich und ein England, aus welchen junge<br />
Menschen (Freiwillige) kommen, die seltsame Sprachen sprechen<br />
und lustige Spiele spielen und nach einem Jahr wieder gehen. Und<br />
dann gibt es da noch dieses große Haus, das größte im Dorf, wo es<br />
Essen und Regeln gibt, wo man hässliche Dinge nicht sagen darf,<br />
wo man sich nicht schlägt und für gewisse Dinge rote und für<br />
andere schwarze Punkte bekommt. Außerdem gibt es in diesem<br />
Dorf (600 Einwohner) drei Gruppen von Menschen. Die Roma<br />
(250 Einwohner), die Rumänen (300 Einwohner) und die 50<br />
Siebenbürgensachsen (Rumäniendeutsche). Zwischen diesen drei<br />
Gruppen herrscht nicht viel Kontakt.<br />
Für mich ist ein sehr wichtiger Punkt, dass das eben erwähnte große<br />
Haus mit dem Zentrum ein Angebot und nicht verpflichtend ist.<br />
Die Eltern schreiben ihre Kinder freiwillig ein, die Kinder kommen<br />
und verpflichten sich selbst den Regeln des Hauses.<br />
Auf Grund mangelnder Vorkenntnisse können sie ihre Hausaufgaben<br />
nicht erledigen und die Eltern können ihnen meist auch<br />
nicht helfen. Unser Angebot beinhaltet Hausaufgabenhilfe und<br />
eine Erweiterung um zwei Fremdsprachen, die den Kindern den<br />
Übergang in die weiterführenden Schulen erleichtern. Durch das<br />
Erlernen einer gewissen Selbstdisziplin ist es den Kindern möglich,<br />
einmal die Schule abzuschließen und sich auch am Arbeitsplatz<br />
gewissen Regeln zu fügen. Der Schulabschluss ist ja auch offizielles<br />
Ziel des Zentrums. Meiner Meinung nach wird das auch wirklich<br />
konsequent verfolgt.<br />
Kinder, deren Schulabschluss gefährdet ist, die jedoch trotzdem sehr<br />
große Anpassungsschwierigkeiten haben, werden denen vorgezogen,<br />
deren Umfeld eine normale Schullaufbahn auch ohne Zentrum<br />
ermöglicht. Konkret heißt das, ein Kind, dessen Eltern lesen und<br />
schreiben können, das nicht besonders arm ist, fliegt schneller aus<br />
dem Zentrum, als eines, das von zu Hause keinerlei Unterstützung<br />
zu erwarten hat. Dieses Kind wird trotz ständiger Prügeleien und<br />
Ungehorsam weitergefördert.“<br />
30 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009
Dieser Bericht der Freiwilligen zeigt sehr deutlich die Probleme<br />
des pädagogischen Alltags im Zentrum. Daneben mangelt es noch<br />
besonders an guten Unterrichtsmaterialien. Außerdem ist das Dach<br />
des Zentrums (ehemaliges ev. Pfarrhaus) undicht. Das Schulgebäude<br />
hat kein fließendes Wasser und die Toiletten sind außerhalb des<br />
Hauses als einfache Plumpsklos.<br />
Eine Schulpatenschaft zwischen einer rheinland-pfälzischen Grundschule<br />
und der Grundschule/Tageszentrum in Rusciori könnte für<br />
beide Seiten ein Gewinn sein.<br />
Interessenten wenden sich bitte an: Barbara Preis Tel.: 06236-<br />
416518. Weitere Infos zur Bildung in Rumänien unter n-ost@<br />
n-ost.de<br />
Barbara Preis<br />
Kreis Mainz-Bingen<br />
<strong>GEW</strong> unterstützte Bildungsstreik<br />
In der Woche vom 15.06. bis 19.06.2009 erreichte auch in Mainz<br />
die bundesweite Protestbewegung „Bildungsstreik 2009“ ihren<br />
Höhepunkt. Die <strong>GEW</strong> Mainz-Bingen unterstützte die Protestbewegung<br />
von Studierenden, Schülerinnen und Schülern und<br />
Beschäftigten aus allen Bildungsbereichen und rief zur Teilnahme an<br />
der Kundgebung am 16.06. und an der Demonstration am 17.06.<br />
auf. „Die Unzufriedenheit mit den Lern- und Arbeitsbedingungen<br />
an Hochschulen, Schulen und Kindertagesstätten ist so groß, dass<br />
es höchste Zeit für eine solche Protestbewegung ist“, erklärte der<br />
Sprecher der <strong>GEW</strong> Mainz Bingen, Ludwig Julius.<br />
Gerade der berechtigte Streik von Erzieherinnen und Erziehern auch<br />
in Mainz sei ein Beispiel für die chronische Unterfinanzierung von<br />
Bildungseinrichtungen. Auch der seit vielen Jahren desolate bauliche<br />
Zustand der Berufsschulen der Stadt machten deutlich, wie sehr<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz vernachlässigt wurden.<br />
„Während über Nacht Hunderte Milliarden für die Rettung der<br />
Banken und der Automobilindustrie mobilisiert werden, tun sich<br />
Länder und Kommunen schwer, wenn es um die dringend erforderlichen<br />
Zukunftsinvestitionen in Bildung geht“, kritisierte der<br />
Sprecher der <strong>GEW</strong>.<br />
Nach den Kommunalwahlen in Mainz und nach dem Erfolg der<br />
Grünen gerade in der Mainzer Neustadt erwarte die <strong>GEW</strong> Mainz-<br />
Bingen die zügige Einrichtung der vierten IGS in der Neustadt.<br />
„Denn dass noch viele Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
keinen Ausbildungsplatz haben und der Anteil von Kindern aus<br />
einkommensarmen Familien an unseren Hochschulen viel zu gering<br />
ist, ist ein Skandal!“<br />
lj<br />
Kreis Kaiserslautern<br />
Terminverschiebung<br />
Die im <strong>GEW</strong>-Fortbildungskalender angekündigte „Differenzierte<br />
Leistungsfreistellung und Leistungsbewertung in der SEK I“ in Kaiserslautern<br />
muss wegen Verhinderung der Referentin vom 5.11.2009<br />
um eine Woche auf den 12.11.2009 verlegt werden. Zeitrahmen<br />
und Tagungsort bleiben bestehen.<br />
wr<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />
Nachruf<br />
Impressum <strong>GEW</strong>-<strong>ZEITUNG</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(118. Jahrgang)<br />
KREIS UND REGION<br />
Mit großer Trauer und tiefer Betroffenheit über seinen raschen<br />
und viel zu frühen Tod nimmt die Gewerkschaft Erziehung und<br />
Wissenschaft / <strong>GEW</strong> Abschied von<br />
ROMAN BACKES<br />
Seit seinem Eintritt in die <strong>GEW</strong> 1971 war<br />
Roman Backes in Funktionen auf Landes-,<br />
Bezirks- und Kreisebene tätig. Von 1992 bis<br />
1998 war er Vorsitzender des <strong>GEW</strong>-Kreises<br />
Trier, danach bis 2007 Vorsitzender des<br />
<strong>GEW</strong>-Bezirks Trier. Während seiner Tätigkeit<br />
war er Mitglied des Landesvorstandes der<br />
Gewerkschaft.<br />
Roman Backes gehörte 20 Jahre lang bis zum Ende seiner Dienstzeit<br />
dem Hauptpersonalrat der Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und<br />
Regionalen Schulen beim Bildungsministerium in Mainz an.<br />
Für die Belange der Kolleginnen und Kollegen setzte er sich in<br />
vorbildlicher Weise ein. Seine hervorragende Sachkompetenz, sein<br />
großes Engagement und sein menschliches Verständnis haben ihm im<br />
Kollegenkreis von Schule und Gewerkschaft Achtung, Anerkennung<br />
und Zuneigung eingebracht.<br />
Die <strong>GEW</strong> ist ihm für seine langjährige Arbeit zu tiefem Dank<br />
verpflichtet.<br />
Wir trauern um einen aufrechten, verantwortungsbewussten und<br />
geschätzten Kollegen und Freund. Wir danken ihm und ehren ihn<br />
über den Tod hinaus.<br />
Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Peter Heisig, Vorsitzender <strong>GEW</strong>-Bezirk Trier<br />
Henny Weber, Vorsitzende <strong>GEW</strong>-Kreis Trier<br />
Hinweis der Redaktion<br />
Warum auch immer: Es kommt vor, dass Texte, die uns per E-Mail<br />
geschickt werden, nicht auf dem Redaktionsrechner landen. Wer also<br />
sicher gehen will, dass sein Beitrag den Adressanten findet, sollte<br />
unbedingt auch einen Ausdruck auf postalischem Wege senden.<br />
gh<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />
Mainz, Tel.: 0 61 31 28988-0, Fax: 0 61 31 28988-80, E-mail: gew@gew-rlp.de<br />
Redaktion: Günter Helfrich (verantw.), Dr. Paul Schwarz (Stellvertr./Bildungspolitik), Ursel Karch (Gewerkschaftspolitik),<br />
Dr. Gerlinde Schwarz (Reportagen), Karin Helfrich (Redaktionsmanagement)<br />
Redaktionsanschrift: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen, Tel./ Fax:<br />
06 21 564995, e-mail: guenter.helfrich@gew-rlp.de<br />
Verlag und Anzeigen, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt<br />
a.d.W., Tel.: 063 21 8 03 77; Fax: 0 63 21 8 62 17; e-mail: vpp.nw@t-online.de<br />
Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in<br />
jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
oder zugemailte Daten wird keine Gewähr übernommen.<br />
Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto +<br />
MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres. Im<br />
anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 14 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Vormonats.<br />
31
ZEITGEIST<br />
AUFGEDRÄNGT<br />
Eigentlich wollte ich nur schnell tanken. Aber als ich<br />
zahlen will, lächelt mich der Angestellte hold an: „Haben<br />
Sie sonst noch einen Wunsch?“ (Was soll man sich<br />
an einer Tankstelle groß wünschen außer Benzin? Dass<br />
der Tankwart auf dem Tresen einen Striptease hinlegt?)<br />
„Zum Saisonbeginn haben wir unsere Spezialwäsche<br />
im Sonderangebot. Mit Glanzpolierung von Hand und<br />
Innenreinigung nach Hausfrauenart.“ „Nein, danke.“<br />
- „Dann vielleicht ein frisches Baguettebrötchen und<br />
einen Coffee to go?“ „Nein, auch nicht“. - „Haben Sie<br />
eine Payback-Karte?“ - Nein, nein, nein, ich will einfach<br />
nur bezahlen und raus! Da meine Mutter immer darauf<br />
geachtet hat, dass ich höflich bin („Wo ist das gute<br />
Händchen?“), erhöht sich meine Stimme nur unwesentlich.<br />
Trotzdem ist der Tankwart ungnädig, als er mir das<br />
Wechselgeld herausgibt. Aber ich kaufe meine Brötchen<br />
halt lieber beim Bäcker als an der Zapfsäule. Und beim<br />
Bäcker will ich in der Regel auch kein Benzin, Rennrad<br />
oder Gummiboot erstehen.<br />
Briefmarkenkaufen ist mittlerweile genauso lästig wie<br />
Tanken. Selbst wenn hinter mir zwanzig Leute mit den<br />
Hufen scharren, versucht die süßlich-nette Frau am<br />
Schalter jedes Mal, mich in einen Diskurs über meine<br />
Konsumgewohnheiten zu verwickeln. Ob ich nicht eben<br />
mal meinen Stromanbieter wechseln möchte. (Hä? Hier<br />
auf der Post?) Warum ich noch keine Postbankkundin<br />
sei. (Woher weiß die das? Hat die mir ins Portemonnaie<br />
gelinst?) Nein, ich will auch mein Dachgeschoss nicht<br />
ausbauen, meine Wohnung nicht unterkellern, und einen<br />
Besuch vom Kundenberater will ich schon gar nicht. Was<br />
meinen Sie, wer mich alles besuchen will. Der Betreuer<br />
Sommerzeit … Ferienzeit … Urlaubszeit<br />
Die <strong>GEW</strong>-Zeitung wünscht allen Lesererinnen und Lesern eine erholsame<br />
Sommerpause. Foto: Hannah Helfrich<br />
Die <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle in Mainz ist in der Zeit vom 27.07 -<br />
07.08.2009 geschlossen.<br />
von der Krankenversicherung, der Fachmann von der<br />
Hausrat-, die Agentin von der Haftpflichtversicherung<br />
– alle sind sie in großer Sorge um mein Wohl und rufen<br />
regelmäßig an. Selbst meine Ärzte haben begonnen, mir<br />
„Memos“ zu schicken, dass ich mal wieder zur Vorsorge<br />
reinschauen könnte.<br />
Den Besuch bei der Sparkasse kann ich nicht länger<br />
hinauszögern. Leider kann der Automat nicht alle meine<br />
Fragen beantworten („Wer hat da einfach 500 Euro von<br />
meinem Konto abgebucht?“), und ich muss zum „Service-Counter“.<br />
Der smarte junge Mann schielt auf seinen<br />
Bildschirm und entdeckt, dass kurz vorm Monatsende<br />
noch Geld auf meinem Konto rumlungert. Beratungsresistent<br />
wie immer verweigere ich das warm empfohlene<br />
Festgeldkonto, die Pfandbriefe und Aktienfonds. Der<br />
junge Mann ist betrübt, dass ich der Mehrung meines<br />
gigantischen Kapitalvermögens (1500 Euro) so gleichgültig<br />
gegenüberstehe. Seine traurigen Augen rühren<br />
mich. Aber trotzdem will ich kein Monatslos und keine<br />
Rentenzusatzversicherung. Selbst eine kleine Beteiligung<br />
an Einkaufszentren, Bohrinseln oder Atommeilern lehne<br />
ich ab.<br />
Ich weiß, dass all diese Service-Fachkräfte unter enormem<br />
Druck ihrer Vorgesetzten stehen. Auch die Frau im<br />
Papierwarengeschäft, die mich hektisch am Handgelenk<br />
packt und mir unbedingt linksdrehende Buntstifte und<br />
Gel-Schreiber mit Taschenlampe andrehen will. Sie tut<br />
mir leid, weil sie den ganzen Tag die immer gleichen<br />
Sätze runterleiern muss. Aber ich tue mir mehr leid. Als<br />
ich mit all meinen Brötchen, Briefmarken, Buntstiften<br />
und Aktienpaketen heimkomme, schrillt das Telefon. Ein<br />
großer Medienkonzern meldet sich. Oh, endlich gewinne<br />
ich den Pulitzerpreis! Ich lasse meine Einkaufstüten fallen<br />
und lausche aufgeregt. Erst nach einer Viertelstunde<br />
merke ich, dass gar nicht die Redaktion am Telefon ist,<br />
sondern der Kundendienst. Ich soll eine neue Zeitschrift<br />
für die erfahrene Frau abonnieren. Zum Sonderpreis.<br />
Außerdem wird mir die kostenlose Teilnahme an einem<br />
Milliarden-Gewinnspiel in Aussicht gestellt. Ich gebe<br />
mein Desinteresse kund, und die Dame am anderen<br />
Ende ruft mit Todesverachtung: „Was? Sie wollen nicht<br />
gewinnen?“ Nein, will ich nicht. Schließlich habe ich<br />
den BMW auch nicht bekommen, der angeblich schon<br />
vor meiner Tür stand. Stattdessen kam ein keuchender<br />
Steuerberater die Treppen hochgekrochen, und ich bekam<br />
seinen Fuß nur mit gezielten Tritten wieder aus der<br />
Türöffnung heraus.<br />
Ich beschließe, mich auf die Robinson-Liste setzen zu lassen,<br />
die einen angeblich vor Werbung schützt. Allerdings<br />
muss ich dann auch auf all die bunten Schulprospekte<br />
mit Lärmampeln, Sauftouren für die Abschlussklasse<br />
und Lehrer-Rollis verzichten. Dann bekomme ich auch<br />
keine Handzettel mehr für XXL-Schnitzel ins Haus, keine<br />
Kur-Angebote für die ausgelutschte Fachkraft, keine<br />
Kosmetik- und Weinproben. So möchte ich aber auch<br />
nicht enden.<br />
Gabriele Frydrych<br />
32 Beilage zur E&W: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009