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GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz

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7-8 / 09<br />

-Zeitung<br />

<strong>GEW</strong> insgesamt weiterhin stärkste<br />

Kraft in der Personalvertretung<br />

(S. 3 - 7)<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ERZIEHERINNEN IM STREIK FÜR HÖHERE EINSTUFUNG<br />

UND BESSEREN GESUNDHEITSSCHUTZ (S. 12-13)


EDITORIAL / INHALT<br />

WAHLQUALEN<br />

Endlich Sommerpause. Hoffentlich<br />

auch Pause vom Wahlkampf im Superwahljahr<br />

2009. Der erste Teil des<br />

Wahlmarathons liegt hinter uns, im<br />

September folgt dann der Höhepunkt<br />

mit der Bundestagswahl.<br />

Aus <strong>GEW</strong>-Sicht insbesondere wichtig<br />

waren die Wahlen beim Bundesgewerkschaftstag<br />

in Nürnberg und die Personalratswahlen in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>. Die Ergebnisse von Nürnberg hinterlassen gemischte Gefühle:<br />

Einerseits ist positiv zu sehen, dass das Gros unserer Spitzenleute<br />

überzeugende Voten einfahren konnte. Sehr erfreulich die Unterstützung<br />

für unseren Bundesvorsitzenden Ulrich Thöne, der durch<br />

seine Basisnähe und seine gesellschaftspolitische Orientierung<br />

überzeugt. Negativ fiel allerdings etwas auf, was bei solchen oder<br />

ähnlichen Veranstaltungen immer wieder vorkommt: das Abwatschen<br />

von KandidatInnen, mit denen man aus irgendwelchen<br />

Gründen unzufrieden ist, mittels Nein-Stimmen, ohne personelle<br />

Alternativen zu bieten.<br />

Wie die rheinland-pfälzischen Personalratswahlen aus unserem<br />

Blickwinkel einzuschätzen sind, ist auf den folgenden Seiten zu<br />

lesen. An dieser Stelle deshalb nur eine prinzipielle Überlegung: Wir<br />

können schon verdammt stolz sein, in vier von sechs Schularten die<br />

stärkste Kraft zu stellen, schließlich reden wir unseren Mitgliedern<br />

und WählerInnen nicht opportunistisch nach dem Munde, sondern<br />

sind aus bildungspolitischer Überzeugung immer wieder für „Zumutungen“<br />

gut, die Veränderungsbereitschaft bei den Betroffenen<br />

fordern. Und wer verändert sich in einem bestimmten Alter noch<br />

gerne? Umso schöner, dass die konsequente Interessenvertretung<br />

unserer Gewerkschaft in den Kollegien wieder Anerkennung gefunden<br />

hat.<br />

Da gewerkschaftlich Aktive sich oft in der Kommunalpolitik betätigen,<br />

lohnt sich auch ein Blick auf die entsprechenden Wahlen. Teils<br />

war da Skurriles zu beobachten, teils auch Widerwärtiges wie die<br />

hetzerischen, mehr oder minder offen rassistischen Parolen („... für<br />

u n s e r e Leute“) von Gruppierungen aus dem äußersten rechten<br />

Rand. „Deutsch ist geil“ stand auf einem Plakat der Republikaner<br />

mit einer üppigen Blondine, die ihr dralles Dekolleté dem Betrachter<br />

entgegenschleuderte.<br />

Dann schon lieber Skurriles, wie in Ludwigshafen zu beobachten.<br />

Ein nicht mehr ganz junger Herr - überhaupt scheint Kommunal-<br />

AUS DEM INHALT <strong>GEW</strong>-<strong>ZEITUNG</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Nr. 7-8 / 09:<br />

Editorial - Wahlqualen Seite 2<br />

Personalratswahlen 2009<br />

• <strong>GEW</strong> weiterhin strärkste Kraft in der Personalvertretung Seite 3<br />

• Übersicht über erreichte Sitze beim HPR und BPR Seite 4<br />

• Realschule+: Deutlicher Erfolg für die <strong>GEW</strong> Seite 4<br />

• Stimmengewinne für die <strong>GEW</strong> an Gymnasien Seite 5<br />

• <strong>GEW</strong>-Position an Berufsbildenden Schulen stabilisiert Seite 5<br />

• Dieter Ross geht in den verdienten Ruhestand Seite 6<br />

• Annelie Strack - eine Ära geht zu Ende Seite 7<br />

Schulen Seiten 8 - 10<br />

Berufliche Bildung Seite 11<br />

politik eine Domäne älterer Herren mit der Angst vor Bedeutungsverlust<br />

zu sein - wollte unbedingt in einem Stadtteil das Amt des<br />

Ortsvorstehers erringen. Dazu zog er alle Register und öffnete zudem<br />

das Portmonee; Streichhölzer mit seinem Konterfei für die Raucher,<br />

Bierdeckel für die Säufer, Kugelschreiber für alle anderen. Absoluter<br />

Höhepunkt: Fotos seines niedlichen Hundes auf einem Plakat, in<br />

dem das arme Tier zur Wahl seines Herrchens aufforderte.<br />

Überhaupt die Werbung mit Tieren und Kindern: Ein Tierarzt in<br />

LU, der dort für die FWG im Stadtrat sitzt, ließ sich auf einem<br />

Plakat in Dienstkleidung und mit einem reizenden Kätzchen auf<br />

dem Arm ablichten. Und für alle, die´s noch immer nicht begreifen<br />

wollten, stand seine Berufsbezeichnung daneben.<br />

Auffällig auch, dass eine Partei wie die FDP, die in der Kommunalpolitik<br />

kaum eine Rolle spielt, keine Probleme bei der Kandidatenfindung<br />

zu haben schien. Eine Vermutung liegt nahe: Selbstständige,<br />

z.B. Rechtsanwälte, können wunderbar für sich werben,<br />

ohne später wirklich etwas tun zu müssen, wenn sie aussichtslos als<br />

Ortsvorsteher bzw. Ortsbürgermeister oder auf hinteren Rängen<br />

der Stadtratsliste kandidieren. Reklame umsonst, denn auf Flyern,<br />

in Wahlzeitungen sowie der Tagespresse können sie im Vorfeld der<br />

Wahl immer wieder auftauchen.<br />

Schließlich war da auch noch die Europawahl. Als bestes unter<br />

recht drögen Plakaten wurde das der ausgesprochen attraktiven<br />

FDP-Spitzenkandidatin ermittelt. Der Haken an der Sache nur:<br />

In ihrer Arbeit im Europaparlament konnte die schöne Frau keine<br />

Spitzenwerte erzielen. Werbung mit weiblichen Reizen - Berlusconi<br />

für alle!<br />

Beneidenswerte Menschen, die schön sind. Noch beneidenswerter<br />

sind die, die einen schönen Job oder gar den schönsten Job in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> haben. Bisher dachten wir immer, unser ADD-<br />

Präsident habe diesen. Nun macht ihm aber Staatssekretär Prof. Dr.<br />

Joachim Hofmann-Göttig Konkurrenz, der trotz seines Traumjobs<br />

als oberster Kulturverantwortlicher bei der OB-Wahl in Koblenz<br />

als „unabhängiger Kandidat“ (nach 40 Jahren in der SPD und 18<br />

Jahren in der Landesregierung) antreten wird.<br />

Ob auch Bildungsministerin Doris Ahnen von sich behauptet, den<br />

schönsten Job zu haben, wissen wir nicht. Vermutlich eher nicht,<br />

denn es muss nicht gerade prickelnd sein, für jede ausgefallene<br />

Unterrichtsstunde persönlich verantwortlich gemacht zu werden.<br />

Nun war zu lesen, sie werde als Mitglied des SPD-Schattenkabinetts<br />

für die Bundestagswahl gehandelt. Möglicherweise hat sie dadurch<br />

Aussicht auf einen besonders schönen Job, denn Bundesbildungsminister<br />

haben bekanntlich nicht viel zu bestimmen, aber auch nicht<br />

den Stress ihrer Kolleginnen und Kollegen in den Ländern, die sich<br />

tagtäglich mit den Niederungen des Alltags befassen müssen.<br />

Günter Helfrich<br />

Tarifpolitik Seiten 12 - 13<br />

Kindertagesstätten Seiten 14 - 17<br />

Jugend und Politik Seiten 18 - 19<br />

Recht / Brief an die Redaktion Seiten 20 - 21<br />

<strong>GEW</strong>-Intern Seiten 21 - 22<br />

Generation 60+ Seiten 23 - 24<br />

Tipps + Termine Seiten 25 - 27<br />

Kreis + Region Seiten 28 - 31<br />

Zeitgeist Seite 32<br />

2 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />

<strong>GEW</strong> WEITERHIN STÄRKSTE KRAFT IN DER PERSONALVERTRETUNG<br />

Die Ergebnisse der Personalratswahlen 2009 zeigen,<br />

dass die <strong>GEW</strong> die Bildungsgewerkschaft in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist. Unser Konzept hat die Wählerinnen<br />

und Wähler an den Schulen überzeugt.<br />

In allen Personalräten hat die <strong>GEW</strong> ihre Position<br />

behaupten und z.T. ausbauen können. Neu waren<br />

bei den diesjährigen Personalratswahlen in Folge<br />

der Schulstrukturreform die Wahlen von Haupt-<br />

und Bezirkspersonalrat Grundschulen sowie von<br />

Realschule plus. Und der Erfolg lässt sich sehen. In<br />

den Grundschulstufenvertretungen hat die <strong>GEW</strong><br />

mit jeweils 6 von 11 Sitzen die absolute Mehrheit<br />

gewonnen, dies ist ein deutlicher Erfolg und Bestätigung<br />

für die Personalrätearbeit der <strong>GEW</strong> in den letzten Jahren.<br />

Stärkste Kraft wurde die <strong>GEW</strong> auch in den Bezirks- und<br />

Hauptpersonalräten Realschule plus. Der Ausgang dieser<br />

Wahlen wurde mit Spannung erwartet. Hier haben<br />

zum ersten Mal <strong>GEW</strong>, VBE und VDR gegeneinander<br />

kandidiert. Im Bezirkspersonalrat Realschule plus hat die<br />

<strong>GEW</strong> deutlich die meisten Stimmen erhalten und 5 von<br />

11 Sitzen gewonnen, der VDR 4 und der VBE 2 Sitze.<br />

Bei den Wahlen für den Hauptpersonalrat Realschule<br />

plus hat die <strong>GEW</strong> zwar die meisten Stimmen erhalten,<br />

doch reichte es nur für 4 Sitze, genau so viele erhielt der<br />

VDR, der VBE erhielt 3 Sitze. In beiden Gremien ist die<br />

<strong>GEW</strong> auf die enge Zusammenarbeit mit einem Partner<br />

angewiesen, dies ist eine neue Situation, die gemeistert<br />

werden muss. Erstmalig in der Geschichte der <strong>GEW</strong> muss<br />

ein Koalitionspartner gesucht werden und sind konkrete<br />

Absprachen und Regelungen erforderlich. Die Koalition<br />

mit dem VBE ist am nahe liegendsten, denn mit dem<br />

VBE lassen sich am ehesten die bildungspolitischen und<br />

gewerkschaftlichen Interessen der <strong>GEW</strong> umsetzen.<br />

Ein großer Erfolg waren die Wahlen für den Hauptpersonalrat<br />

und Bezirkspersonalrat Gesamtschulen. Mit einer<br />

Sitzverteilung 7 zu 2 hat die <strong>GEW</strong> wiederholt bewiesen,<br />

dass sie im Bereich der Gesamtschulen deutlich besser aufgestellt<br />

ist als andere Verbände. Mit dieser klaren Mehrheit<br />

kann die <strong>GEW</strong> in den nächsten Jahren viel zur Errichtung<br />

der neuen Gesamtschulen beitragen. Ebenso erfolgreich<br />

war die <strong>GEW</strong> in den Förderschulen. Hier konnten wir<br />

unsere Zweidrittelmehrheit behalten. Nur knapp hat die<br />

<strong>GEW</strong> hier einen Sitz an den VBE verloren, der nun 3<br />

von 9 Sitzen hat. Dies ist bedauerlich, ändert allerdings<br />

wenig an der Durchsetzungsfähigkeit der <strong>GEW</strong> in den<br />

Förderschulen. In den Berufsbildenden Schulen hat die<br />

<strong>GEW</strong> ihren Stimmenanteil gehalten und 2 Sitze in den<br />

Stufenvertretungen errungen. Dies ist Ansporn, um in<br />

den nächsten Jahren zuzulegen und endlich einen dritten<br />

Sitz in den Stufenvertretungen Berufbildende Schulen zu<br />

erreichen. Zugewinne hatte die <strong>GEW</strong> in den Stufenvertretungen<br />

Gymnasien, die ist sehr erfreulich. Doch reichte es<br />

leider nicht für einen dritten Sitz, so dass es weiterhin bei<br />

zwei Sitzen bleibt. In den nächsten vier Jahren wird es hier<br />

die Aufgabe sein, die Dominanz des Philologenverbandes<br />

aufzubrechen und die GymnasialkollegInnen dafür zu<br />

gewinnen, notwendige bildungspolitische Reformen in<br />

der <strong>GEW</strong> zu diskutierten und voranzubringen sowie die<br />

<strong>GEW</strong> dazu zu nutzen, gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen<br />

zu kämpfen.<br />

Auf die Personalräte warten in den nächsten vier Jahren<br />

viele Aufgaben, die zu bewältigen sind. Es gilt, die Schulstrukturveränderungen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> kritisch zu<br />

begleiten und für bildungspolitische Verbesserungen zu<br />

sorgen. Durch die AQS kommen neue Anforderungen<br />

auf die Schulen zu, die nicht einfach so übergestülpt und<br />

von den Schulen umgesetzt werden können. Die Schulen<br />

brauchen hierfür Hilfen und Mittel sowie eine bessere<br />

Ausstattung, um sich dieser Aufgabe stellen zu können.<br />

Ganztagsschulen, G-8-Gymnasien, Schwerpunktschulen,<br />

die neue Grundschulordnung, die Umsetzung der neuen<br />

Stundentafeln usw. können nur gelingen, wenn der Rahmen<br />

und die Personalausstattung der Schulen stimmen<br />

und diese deutlich besser ist als nur ausreichend. Es<br />

müssen in den nächsten Jahren mehr junge Menschen zu<br />

Lehrkräften ausgebildet werden, um den bevorstehenden<br />

Fachkräftemangel zu verhindern. Deshalb reicht es nicht,<br />

dass Reformen, die mit der neuen Lehrerbildungsreform<br />

einhergehen, lediglich mit den bisherigen Ressourcen<br />

realisiert werden. Die derzeitige finanzpolitische Situation<br />

macht diese Arbeit nicht leichter, im Gegenteil. Das Argument<br />

des Rotstifts wird noch häufiger genannt werden als<br />

bisher üblich. Dass die Aussage vieler Politiker „Bildung ist<br />

unsere Zukunft“ nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt,<br />

dafür werden sich unsere Personalräte im gewerkschaftlichen<br />

Rahmen mit aller Kraft einsetzten. Hierfür möchte<br />

ich mich an dieser Stelle schon bei ihnen bedanken.<br />

Klaus-Peter Hammer<br />

3


PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />

ÜBERSICHT ÜBER ERREICHTE SITZE<br />

<strong>GEW</strong> VBE VDR PhV VLBS VLW<br />

Grundschule<br />

BPR<br />

HPR<br />

6<br />

6<br />

5<br />

5<br />

Realschule+<br />

BPR<br />

HPR<br />

5<br />

4<br />

2<br />

3<br />

4<br />

4<br />

Förderschule<br />

BPR<br />

HPR<br />

6<br />

6<br />

3<br />

3<br />

Gesamtschule<br />

BPR<br />

HPR<br />

5<br />

5<br />

0<br />

0<br />

2<br />

2<br />

Gymnasien<br />

BPR<br />

HPR<br />

2<br />

2<br />

9<br />

9<br />

BBS<br />

BPR<br />

HPR<br />

2<br />

2<br />

5<br />

5<br />

2<br />

2<br />

Hochschulen 4<br />

IFB 1<br />

REALSCHULE PLUS: DEUTLICHER ERFOLG FÜR DIE <strong>GEW</strong><br />

Trotz der Konkurrenz zweier weiterer Listen ergaben<br />

die Auszählungen zur Realschule plus einen deutlichen<br />

Stimmenerfolg für die Kandidatinnen und Kandidaten<br />

der <strong>GEW</strong>.<br />

Die <strong>GEW</strong> errang im Bezirkspersonalrat die Mehrheit.<br />

Mit fünf Sitzen gegenüber vier (VDR) und zwei Sitzen<br />

(VBE) der Mitbewerber hat die <strong>GEW</strong> für den Bezirkspersonalrat<br />

eine deutliche Zustimmung zu verzeichnen.<br />

Im Hauptpersonalrat verfehlte die <strong>GEW</strong> die Mehrheit<br />

nur knapp, obwohl auf die Liste der <strong>GEW</strong> auch dort die<br />

meisten der abgegebenen Stimmen entfielen.<br />

Hier hat die <strong>GEW</strong> ebenso wie der VDR vier Sitze erreicht,<br />

der VBE drei Sitze.<br />

Das Wahlergebnis zu den Personalräten Realschule plus<br />

zeigt dreierlei:<br />

Erstens: Die erfolgreiche und konsequente Interessenvertretung<br />

der Kolleginnen und Kollegen durch die<br />

<strong>GEW</strong>-Fraktionen in den Personalräten wird anerkannt<br />

und ist eine Bestätigung für den massiven Einsatz der<br />

<strong>GEW</strong> für den Erhalt einer qualifizierten Mitbestimmung<br />

zum Wohle aller an Schule beschäftigten Kolleginnen<br />

und Kollegen.<br />

Zweitens: Der bildungspolitische und gewerkschaftliche<br />

Kurs der <strong>GEW</strong> wird getragen. Insbesondere im Hinblick<br />

auf die von uns gestellten Forderungen zur Schaffung<br />

einer Schule für alle Kinder, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen,<br />

zur Reduzierung der Arbeitsbelastung für<br />

Lehrerinnen und Lehrer, der Forderung nach gleichem<br />

Lohn für gleiche Arbeit und einer Verbesserung der<br />

personellen Ausstattung. Die Tatsache, dass die Landesfachgruppen<br />

Hauptschule und Regionale Schule und<br />

Realschule immer wieder auf falsche Weichenstellungen<br />

in der Schulstrukturreform hingewiesen haben, schlagen<br />

sich nun auch in diesen ermutigenden Wahlergebnissen<br />

nieder.<br />

Drittens: Die Wahlergebnisse zeigen, dass die Personalratsarbeit<br />

der <strong>GEW</strong> breite Zustimmung an den Schulen<br />

findet. Die bildungspolitische Arbeit vor Ort sowie<br />

unserer Fortbildungsangebote und Schulungen werden<br />

durch das Wahlergebnis bestätigt.<br />

Die große Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer, die zur<br />

Wahl für die Stufenvertretung Realschule plus aufgerufen<br />

war, sieht sich offensichtlich durch die Politik der <strong>GEW</strong><br />

gut vertreten.<br />

Auch das nicht lehrende Schulpersonal hat uns eindeutig<br />

sein Vertrauen ausgesprochen.<br />

Dieses Ergebnis 2009 macht Mut und ist Ansporn für<br />

die vor uns liegende Arbeit.<br />

Gemeinsam werden die Landesfachgruppen Hauptschule<br />

und Regionale Schule und Realschule sowie die gewählten<br />

Stufenvertreterinnen und Stufenvertreter auch in<br />

Zukunft ihre Tätigkeit engagiert und kritisch zu Gunsten<br />

der Beschäftigten in den Schulen und schulischen<br />

Diensten fortsetzen und für deren Interessen eintreten<br />

und kämpfen.<br />

Michael Tietz<br />

4 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />

STIMMEN<strong>GEW</strong>INNE FÜR <strong>GEW</strong> AN GYMNASIEN - DRITTER SITZ ABER VERFEHLT<br />

Real und prozentual gewannen die <strong>GEW</strong>-Listen bei den<br />

Personalratswahlen 2009 dazu, so dass die starke Dominanz<br />

des Philologenverbands in den rheinland-pfälzischen<br />

Gymnasien wiederum etwas gebröckelt ist - der Trend von<br />

2005 setzt sich somit fort. Ein Zugewinn von 2,25% bei<br />

HPR und 3,29% bei BPR ist zu verzeichnen, trotzdem<br />

wählte insgesamt nur knapp ein Viertel der Gymnasiallehrkräfte<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> die <strong>GEW</strong>.<br />

Die große Aufgabe der <strong>GEW</strong> als Bildungsgewerkschaft ist<br />

und bleibt die Verbindung von bildungspolitischen Zielen<br />

mit der Forderung nach besseren Rahmenbedingungen an<br />

allen Schularten. Dabei ist Überzeugungsarbeit zu leisten:<br />

Ein Gymnasium, das von Reformen abgeschottet wird<br />

und die Fiktion einer homogenen Schülerschaft pflegt,<br />

passt nicht in die heutige Zeit und bringt zudem keine<br />

Lösung unserer Alltagsprobleme - ebenso wenig wie ein<br />

Gegeneinander der im Bildungsbereich Beschäftigten.<br />

Diese Ansicht teilen offensichtlich viele Kolleginnen und<br />

Kollegen: An quasi allen Gymnasien in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

gibt es <strong>GEW</strong>-Wählerinnen und -Wähler, die <strong>GEW</strong> ist<br />

sichtbar und präsent, daran hat die Fachgruppe Gymnasien<br />

- unterstützt vom Landesverband - erfolgreich<br />

gearbeitet. In vielen konkreten Einzelfällen war und<br />

ist die <strong>GEW</strong> eine gute Ansprechpartnerin und hat die<br />

Interessen von Kolleginnen und Kollegen vor Ort konsequent<br />

vertreten.<br />

Auch in Zukunft wird sich die <strong>GEW</strong> nicht als Standesorganisation<br />

präsentieren, sondern sieht ihre Stärke in der<br />

Gemeinschaft, da nur auf diese Weise notwendige bildungspolitische<br />

Reformen diskutiert und vorangebracht<br />

werden können. Diese Gemeinschaft ist auch erforderlich<br />

für die Auseinandersetzungen um gute Arbeitsbedingungen,<br />

für die wir noch mehr Kolleginnen und Kollegen aus<br />

allen Schularten gewinnen müssen.<br />

Sybilla Hoffmann<br />

<strong>GEW</strong>-POSITION AN BERUFSBILDENDEN SCHULEN STABILISIERT<br />

Die <strong>GEW</strong> an den Berufsbildenden Schulen in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> ist nach den PR-Wahlen 2009 weiterhin mit je zwei<br />

Mitgliedern in Haupt- und Bezirkspersonalrat vertreten.<br />

Leichte Gewinne stärken den schon bisher guten Einfluss<br />

der <strong>GEW</strong> in den Gremien, wenn auch zahlenmäßig keine<br />

Veränderung eintritt. Dennoch gilt es - zusammen mit<br />

den drei neuen Personalrätinnen - die gewerkschaftliche<br />

Arbeit fortzusetzen und hoffentlich bei der nächsten Wahl<br />

stärker zu punkten.<br />

Die Analyse des Wahlergebnisses ist nicht so einfach zu<br />

leisten, weil die KollegInnen in den Schulen ihre Stimmen<br />

sehr unterschiedlich verteilt haben. Leider haben einige<br />

WählerInnen entweder von der Wahl keinen Gebrauch<br />

gemacht oder sich einer eindeutigen Stimme enthalten.<br />

Mit ihnen würden wir gerne in einen kritischen Diskurs<br />

treten.<br />

Wenn das Ministerium mit der Einführung der Realschule<br />

Plus so stark ins Schulsystem eingreift, hat das massive<br />

Einflüsse auch auf die Berufsbildenden Schulen. Eine<br />

sehr differenzierte und vom allgemeinen Bildungsauftrag<br />

bestimmte Stellungnahme der gesamten <strong>GEW</strong> ist<br />

offensichtlich schwieriger zu kommunizieren als plakative<br />

und vereinfachende Positionen unserer Mitbewerber. Die<br />

Ängste vor der Zukunft zu schüren, scheint einfacher, als<br />

eine Einladung zur verantwortungsvollen Mitgestaltung<br />

der Zukunft zu verschicken.<br />

Schwarz-Weiß, im politischen Zusammenhang auch als<br />

Schwarz-Rot interpretiert, ist möglicherweise leichter unters<br />

Volk zu bringen. Die Gewerkschaft <strong>GEW</strong> ist, weil sie<br />

eine echte Gewerkschaft ist, zumindest der Hausnummer<br />

nach mit der ‚roten‘ Regierung in Sippenhaft zu nehmen.<br />

Das lässt sich unterschwellig wohl leichter verkaufen.<br />

Hier müssen wir einstecken und weiter darauf hoffen,<br />

dass unsere guten sachorientierten Argumente sowohl<br />

bei der Regierung als auch im Ministerium und bei der<br />

ADD vernommen und beachtet werden.<br />

Dass es der <strong>GEW</strong> zusammen mit ihren Personalräten mit<br />

<strong>GEW</strong>-Mehrheit gelungen ist, die effektive Mitbestimmung<br />

bei der Einstufung gerichtlich durchzusetzen, hat<br />

uns im BBS-Bereich offensichtlich nur wenig zusätzliches<br />

Vertrauen gebracht. Das ist zwar schade, spornt uns aber<br />

an, weiter engagiert für die Rechte der Beschäftigten zu<br />

kämpfen, bei mangelnder Einsicht auch mit juristischer<br />

Unterstützung.<br />

Annelie Strack, die jahrzehntelang die <strong>GEW</strong> im HPR und<br />

auf Landesebene mit ihrer Stimme engagiert vertreten<br />

hat, gilt es ab der kommenden Wahlperiode zu ersetzen.<br />

Ihr gönnen wir die Genussphase der Altersteilzeit, wohl<br />

wissend, dass auf das neue Team viel Arbeit zukommt. Ihr<br />

Ausscheiden hat uns dankenswerterweise stimmenmäßig<br />

keinen Nachteil gebracht. Es bleibt für die kommende<br />

Wahlperiode eine große Herausforderung.<br />

Das um drei Frauen veränderte Team der <strong>GEW</strong>-Personalräte<br />

nimmt die neu gestellte Herausforderung an und<br />

freut sich auf die kommende Wahlperiode. Es gilt, die<br />

konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den<br />

Personalräten fortzuführen und weiterzuentwickeln. Die<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder stehen dafür und werden ihre besonderen<br />

Konturen bewahren.<br />

Pit Heisig<br />

5


PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />

DIETER ROSS – EIN AUSGEZEICHNETER EXPERTE FÜR PERSONALRATS-<br />

ARBEIT GEHT IN DEN VERDIENTEN RUHESTAND<br />

Mit Ende des Schuljahres geht der bisherige Vorsitzende<br />

des Hauptpersonalrats für die staatlichen Lehrkräfte an<br />

Grund-, Haupt- sowie Regionalen Schulen, Dieter Roß,<br />

in den Ruhestand. Dies ist in zweifacher Hinsicht als<br />

historisch zu sehen, da es den Hauptpersonalrat Grund-,<br />

Haupt- sowie Regionale Schulen aufgrund der Schulstrukturveränderungen<br />

nicht mehr geben wird und ein Mann<br />

aus dem Dienst scheidet, der Jahrzehnte lang versiert<br />

Personalratsarbeit in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> geprägt hat. Dieter<br />

Ross war ein Personalrat, der sich mit 100% Einsatz für<br />

die Interessen und Belange der Beschäftigten eingesetzt<br />

hat. Er war ein geduldiger Zuhörer, der sich beharrlich<br />

und aktiv eingesetzt hat. Auf gut neudeutsch könnte<br />

man sagen, seine Arbeit war geprägt von Nachhaltigkeit.<br />

Hat er sich einem Problemfall angenommen, konnte der<br />

Betreffende oder die Betreffende davon ausgehen, dass<br />

sich Dieter engagiert darum kümmert und alle Varianten<br />

auslotet, um eine möglichst optimale Lösung zu erhalten.<br />

Dies war sicherlich nicht immer einfach und auch nicht<br />

immer von Erfolg gekrönt. Doch hatten die Kolleginnen<br />

und Kollegen immer das Gefühl, nicht allein kämpfen zu<br />

müssen. Solidarität und Einsatz für die Kolleginnen und<br />

Kollegen, das war Dieters Markenzeichen.<br />

Mit großer Energie und Fachkompetenz leitete er in den<br />

letzten vier Jahren den o.g. Hauptpersonalrat, dessen<br />

Mitglied er über viele Jahrzehnte war. Er verstand es über<br />

Verbands- und Gewerkschaftsgrenzen hinweg in kollegialer<br />

Atmosphäre in den meisten Fällen einvernehmliche<br />

Positionen zu erarbeiten, die er dann mit Nachdruck<br />

und unermüdlich der Dienststelle gegenüber vertrat.<br />

Ebenso war er im Ministerium ein geachteter Verhandlungspartner,<br />

bekannt dafür, dass er kompetent und mit<br />

Nachdruck seine Positionen darlegte. Dies war sicherlich<br />

nicht immer bequem, brachte ihm aber Anerkennung<br />

und Respekt ein.<br />

Für unsere Gewerkschaft wirkte Dieter über vierzig Jahre<br />

hinweg, in den unterschiedlichsten<br />

Funktionen.<br />

Sowohl als stellvertretender Landesvorsitzender<br />

Anfang der achtziger Jahre,<br />

wie als langjähriger Leiter der Rechtsstelle<br />

- dieses Amt hat er weiterhin inne<br />

- sowie auf Bezirks- und Kreisebene<br />

war er stets ein zuverlässiger und loyaler<br />

Kollege, der die <strong>GEW</strong> inhaltlich<br />

bereicherte und vorantrieb. Es bleibt<br />

zu hoffen, dass Dieter der <strong>GEW</strong> hoffentlich<br />

noch lange erhalten bleibt und<br />

mit seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz<br />

uns weiter zur Verfügung steht.<br />

Seine Integrität, sein Arbeitswille und<br />

unermüdlicher Arbeitseinsatz werden<br />

weiterhin wichtig für uns sein.<br />

Für den bevorstehenden „Unruhestand“,<br />

wünschen wir ihm allerdings<br />

auch die Zeit, die Dinge zu tun, für die<br />

er bisher nicht die Zeit gefunden hat.<br />

Klaus-Peter Hammer<br />

6 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


ANNELIE STRACK –<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

PERSONALRATSWAHLEN 2009<br />

EINE ÄRA DER <strong>GEW</strong>-BERUFSBILDUNGSPOLITIK GEHT ZU ENDE<br />

Finanztest bestätigt immer wieder:<br />

� günstige Beiträge<br />

� zuverlässige Beratung<br />

� schnelle Schadensabwicklung<br />

Wir sind der Versicherer für Erzieher und<br />

Beschäftigte im öffentlichen Dienst und deren<br />

Angehörige in Baden-Württemberg, Hessen<br />

und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Die Überschrift mag pathetisch klingen, aber es ist einfach<br />

so: Mit dem Eintritt in die passive Phase der Altersteilzeit<br />

endet eine jahrzehntelange Ära, in der Annelie Strack<br />

als Verantwortliche für den Vorstandsbereich Berufliche<br />

Bildung und Weiterbildung sowie als Hauptpersonalrätin<br />

die Berufsbildungspolitik der <strong>GEW</strong> an entscheidender<br />

Stelle geprägt hat. Und dies nicht nur in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>,<br />

sondern darüber hinaus auf der Bundesebene und sogar<br />

im internationalen Rahmen.<br />

Ihre auch nach Rückschlägen nie versiegende Motivation<br />

für das immense Engagement war dabei die Aufwertung<br />

bzw. angemessene Anerkennung des berufsbildenden<br />

Bereichs als Lernort, an dem Menschen aus eher bildungsfernen<br />

Milieus ihre „zweite Chance“ ergreifen können, so<br />

wie es bei ihr selbst einst der Fall war.<br />

Dieser Antrieb verweist auf Annelies zutiefst soziale<br />

Grundhaltung, auf ihr „Herz für Schwache“. Selbst hoch<br />

gebildet und aufgrund ihrer Fachkompetenz auch bei<br />

der Konkurrenz sehr respektiert, ist ihr jede Form von<br />

Dünkel fern.<br />

Mit Leidenschaft und ohne Scheu vor Auseinandersetzungen<br />

hat Annelie für ihr zentrales inhaltliches Anliegen<br />

gekämpft: die Abkehr vom traditionellen Bildungsbegriff<br />

hin zur Einsicht, dass Bildung gleichwertig „im Medium<br />

des Berufs“ erworben werden kann. Gleichwertigkeit also<br />

nicht nur formal, sondern auch inhaltlich. Dazu waren<br />

50 % Sondernachlass für Neumitglieder auf den<br />

Hausratversicherungsbeitrag im ersten Versicherungsjahr.<br />

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auch in eigenen Kreisen viele Diskussionen und eine große<br />

Überzeugungskraft nötig. Aber wenn Annelie von einer<br />

Sache überzeugt ist, ficht sie für diese mit Verve und einem<br />

Arbeitsvolumen, das kaum mehr zu toppen ist.<br />

Eine progressive Berufsbildungspolitik war und ist ihre<br />

Leidenschaft, aber als echte Bildungsgewerkschafterin,<br />

die es als Vertreterin einer Minderheit im BBS-Bereich<br />

nicht immer leicht hatte, hat sie sich in den diversen<br />

gewerkschaftlichen Gremien wie Landesvorstand und<br />

Geschäftsführender Vorstand bei allen Themen sachkundig<br />

eingebracht. Nicht zu vergessen: Bei all ihren<br />

Aufgaben war Annelie immer noch „im Hauptberuf“<br />

Lehrerin, und zwar eine richtig gute, die den ihr anvertrauten<br />

jungen Menschen fachlich wie menschlich viel<br />

mitgeben konnte.<br />

Ganz ehrlich: So richtig vorstellbar ist das eigentlich nicht,<br />

dass sich eine immer unter Volldampf stehende Frau wie<br />

Annelie Strack aus der vordersten Reihe verabschiedet.<br />

Frei von Terminzwängen will sie in der Zukunft im<br />

Hintergrund beratend tätig sein.<br />

Ihre Hilfe wird die <strong>GEW</strong> auf jeden Fall auch in Zukunft<br />

weiterhin benötigen. Dank der neuen Technik wird sie<br />

stets hundertprozentig voll informiert sein, wenn sie ab<br />

dem Schuljahresende mehr Zeit in ihrem Ferienhaus in<br />

Spanien verbringen kann.<br />

Klaus-Peter Hammer<br />

Einzel- und Gruppensupervision<br />

Frank Bous, Supervisor DGSv<br />

Südallee 25a · 56068 Koblenz<br />

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7


SCHULEN<br />

GANZTAGSKINDER AM SEBASTIAN-MÜNSTER-GYMNASIUM INGELHEIM<br />

BETEILIGEN SICH AN GLOBALER KAMPAGNE FÜR KINDERRECHTE<br />

Das, was für die Ganztagskinder am SMG Ingelheim ganz<br />

selbstverständlich ist, nämlich kostenlosen Zugang zum<br />

Schulunterricht zu haben, dazu noch Lernzeiten und AGs in<br />

der Schule, ist für viele Kinder in der Welt ein Luxus, von<br />

dem diese nur träumen können.<br />

„Das Recht auf Bildung für alle Kinder auf der Welt“ war<br />

Thema eines Projekts „Globale Bildungskampagne“, hinter<br />

der Bildungsgewerkschaften wie die deutsche Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft und Entwicklungsorganisationen<br />

aus mehr als 150 Ländern stehen.<br />

20 Jahre nach Verabschiedung der Kinderrechtskonvention<br />

in den Vereinten Nationen soll an die noch ausstehende<br />

und notwendige Umsetzung des Rechts auf Bildung erinnert<br />

werden. Die Idee in diesem Jahr: Das große Lesen,<br />

ein „Lesemarathon“, zu dem sich Schulklassen „Promis“<br />

einladen, die ihnen vorlesen und mit ihnen diskutieren.<br />

Bildungsministerin Doris Ahnen kam auf diese Einladung<br />

hin gern in die Leseecke des SMG und fand schnell einen<br />

Draht zu den Kindern. Warum ist Bildung wichtig? Um<br />

einen guten Abschluss zu machen, um einen guten Job<br />

zu finden - ja, gibt es denn da nicht noch mehr? Doris<br />

Ahnen hatte aus dem Vorlesebuch eine Geschichte von<br />

Cornelia Funke ausgesucht, in dem einem Kind die Tür<br />

zu einer kostbaren Sammlung von Büchern geöffnet wird,<br />

was vor allem dessen Neugier und Phantasie weckt. Das<br />

zweite Vorlesestück spielt in Deutschland, das auch noch<br />

nicht alle Ziele in Bezug auf Kinderrechte erreicht habe,<br />

so Ahnen. Schließlich gebe es auch in unserem Land ca.<br />

vier Millionen „funktionale Analphabeten“, die sich oft<br />

nicht als solche zu bekennen wagen. Wie isoliert man<br />

damit lebt, Angst vor Arztbesuchen, sogar vor gemeinsamen<br />

Spiel und Sport mit anderen Menschen hat und<br />

sich immer mehr zurückzieht, zeigt die autobiographische<br />

Geschichte des Kinderbuchautors Tim-Thilo Fellmer, der<br />

erst als Erwachsener nachholte, was er als „Legastheniker“<br />

damals in der Schule nicht gelernt hat.<br />

„Daher muss man auch darauf achten, nicht nur die<br />

Rolle von Kitas und Schulen hervorzuheben, sondern<br />

auch den Bereich der Weiterbildung zu stärken“, so<br />

Doris Ahnen.<br />

Zum Abschluss waren die Kinder nach ihren eigenen<br />

Lieblingsbüchern gefragt, von denen sowohl Mädchen<br />

als auch Jungs etliche nennen konnten, ob Pferde-, Fantasy-<br />

oder Abenteuergeschichten. Die 5g verabschiedete<br />

sich mit der Überreichung eines Plakats, das die Politikerin<br />

dazu aufforderte, sich weiter für „Bildung für alle“<br />

einzusetzen.<br />

Großes Interesse der SchülerInnen<br />

Kinderrechte in der Schule zum Thema zu machen ist<br />

lohnend, das Interesse der Schülerinnen und Schüler groß.<br />

In der UN-Kinderrechtskonvention geht es zunächst um<br />

Schutz und Fürsorge, dann aber auch um Teilhabe und<br />

Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen „vor<br />

Ort“, an ihrem Lern- und Lebensort. Dazu gehören viele<br />

Elemente der Partizipation, die in Schulen vorhanden<br />

sind, aber auch in diesen Kontext gestellt und erweitert<br />

werden können. Zu nennen sind der Klassenrat, die<br />

Streitschlichter, das Lerncoach-Projekt „Schüler arbeiten<br />

mit Schülern“ in der Ganztagsschule, eine starke SV und<br />

anderes mehr.<br />

Die Global Campaign for Education war auf dem Bundesgewerkschaftstag<br />

mit einem Stand und Materialien<br />

vertreten. Neben der <strong>GEW</strong> sind Care, Oxfam, die Kindernothilfe,<br />

die Welthungerhilfe und andere NGOs für<br />

Deutschland beteiligt. Die Kampagne findet jedes Jahr<br />

statt. Informationen finden sich unter www.bildungskampagne.org<br />

Sybilla Hoffmann<br />

Weitere Links für Informationen<br />

und Projekte:<br />

www.gew.de<br />

www.unicef.de/kids - Unicef-Kinderseite mit einer Kurzfassung der<br />

Kinderrechte<br />

www.juniorbotschafter.de - Seite des Unicef-Wettbewerbs für Kinder<br />

www.national-coalition.de - National Coalition zur Umsetzung der UN-<br />

Kinderrechtskonvention<br />

www.tdh.de - terre des hommes<br />

www.dksb.de - Deutscher Kinderschutzbund<br />

www.dkhw.de - Deutsches Kinderhilfswerk<br />

www.kinderpolitik.de - Infostelle Kinderpolitik des Deutschen Kinderhilfswerks<br />

www.kindergerechtes-deutschland.de - Initiative „Für ein kindergerechtes<br />

Deutschland“<br />

www.makista.de - Macht Kinder stark für Demokratie e.V.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

www.kinderrechte.rlp.de - Seite des MBWJK<br />

www.net-part.rlp.de - Netzwerk Partizipation<br />

http://demokratielernenundleben.rlp/de - Transferprojekt des BLK-Projekts<br />

8 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


„Das von Bildungsministerin Doris Ahnen Mitte Juni vorgestellte<br />

neue Lehramt Realschule plus ist ein richtiger und konsequenter<br />

Schritt bei der Umsetzung der Schulstrukturreform in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>“, erklärte der <strong>GEW</strong>-Vorsitzende Klaus-Peter Hammer vor<br />

der Presse. Die <strong>GEW</strong> habe von Beginn an die Zusammenführung<br />

der Lehrämter Hauptschule und Realschule in ein gemeinsames<br />

Lehramt gefordert, so Hammer.<br />

Dieser Forderung sei die Landesregierung nun nach längerem<br />

Zögern gefolgt. „Die angekündigte einheitliche Besoldung der zukünftigen<br />

Realschulpluslehrkäfte nach A 13 ab 2011 ist somit ein<br />

folgerichtiger Schritt. Damit wird eine sinnvolle Struktur geschaffen,<br />

die Abwanderung von Lehrkräften im Sekundarstufen-I-Bereich<br />

in andere Bundesländer zu verringern. Ebenso hat aus der Sicht<br />

von Bewerberinnen und Bewerbern aus anderen Bundesländern<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> damit an Attraktivität gewonnen“, meinte der<br />

<strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende.<br />

Die <strong>GEW</strong> kritisiert allerdings, dass bei dieser Reform die derzeitig<br />

im Dienst befindlichen Hauptschulkolleginnen und -kollegen<br />

nicht berücksichtigt werden. Sie fordert die Landesregierung auf,<br />

für „gleiche Arbeit gleichen Lohn“ zu zahlen und zügig für eine<br />

Gleichbehandlung dieser Kolleginnen und Kollegen zu sorgen.<br />

Unterschiedliche Bezahlung an einer Schulart sei nicht hinnehmbar,<br />

so Hammer. Eine Lösungsmöglichkeit könne z. B. die Zahlung<br />

einer entsprechenden Zulage sein, welche die Differenz zwischen<br />

A 12 und A 13 ausgleicht, falls es keine besseren beamtenrechtliche<br />

Lösungen hierfür geben sollte.<br />

P2_185x130_4c:P3_161x130_2c 05.05.09 13:39 Seite 1<br />

„Durch die Verlängerung der Studiendauer des Lehramts Realschule<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

SCHULEN<br />

LEHRERBILDUNGSREFORM WIRD DER SCHULISCHEN REALITÄT ANGEPASST<br />

Im Auftrag Ihrer Finanzen:<br />

das Sparkassen-Finanzkonzept.<br />

Jetzt Termin vereinbaren.<br />

plus auf 9 Semester ist das Land dabei, in kleinen Schritten die<br />

Studiendauer der unterschiedlichen Lehrämter anzugleichen. Die<br />

<strong>GEW</strong> fordert schon seit Jahren, eine gleich lange Studiendauer<br />

aller Lehrämter,“ sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende. Aus Sicht der<br />

Kolleginnen und Kollegen an Grundschulen sei die Entscheidung,<br />

sie bei der Reform nicht mit einzubeziehen, deshalb nicht nachvollziehbar.<br />

Mit der nun kürzesten Studiendauer von acht Semestern<br />

werde diese Berufgruppe von den andern Lehrämtern abgehängt.<br />

Dies sei ein ungünstiges Signal für die Arbeit an den Grundschulen.<br />

Dabei sei es dringend notwendig, die Arbeit an den Grundschulen<br />

aufzuwerten, da hier Basisarbeit geleistet werde, die für die Zukunft<br />

der Schülerinnen und Schüler wesentlich ist. „Deshalb fordert die<br />

<strong>GEW</strong> die Landesregierung auf, dringend darüber nachzudenken,<br />

die Grundschulkolleginnen und Kollegen nicht abzuhängen und im<br />

ersten Schritt auch die Studiendauer für das Lehramt Grundschulen<br />

auf 9 Semester zu erhöhen. Dies ist notwendiger denn je, und die<br />

Schulstrukturreform bietet die Gelegenheit dafür, für alle Lehrämter<br />

ein gleich langes Studium einzuführen, um die Lehrkräfte aller<br />

Schularten einheitlich zu besolden“, forderte Hammer.<br />

Die Entscheidung, die Fachleiterinnen und Fachleiter an den zukünftigen<br />

Studienseminaren Realschule plus einheitlich zu besolden,<br />

hält die <strong>GEW</strong> für richtig und sinnvoll. Die hierfür von der Landesregierung<br />

vorgeschlagene Umsetzung sei moderat und angemessen.<br />

Schmerzlich gelte es festzustellen, dass auch hier die Fachleiterinnen<br />

und Fachleiter an den Studienseminaren Grundschulen bei gleicher<br />

Arbeit weniger verdienten, ebenso sind die Seminarleiterinnen und<br />

-leiter dort gehaltsmäßig im Nachteil. pm<br />

Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Unser Auftrag: Ihre Finanzen. Unser Plan: mit dem Finanz-Check analysieren wir gemeinsam Ihre Situation und<br />

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S<br />

9


SCHULEN<br />

KINDERGARTEN UND SCHULE SIND NICHT IMMER GENUG<br />

Kinder-College auf außerschulische Förderung Hochbegabter spezialisiert<br />

Es gibt Kinder, die interessieren sich nicht für Nintendo &<br />

Co., sondern begeistern sich stattdessen für Arabisch, Geologie<br />

oder Neurobiologie oder diskutieren mit Vorliebe philosophische<br />

Fragestellungen. Diese besonders begabten Kinder<br />

denken komplexer und lernen schneller als ihre Altersgenossen.<br />

Kein Wunder, dass sie sich im Schulalltag, in dem<br />

häufig Reproduktion gefragt ist, oft unterfordert und ausgebremst<br />

fühlen. Ein Luxusproblem, so mögen viele denken.<br />

Doch dem ist nicht so. Die Dauer-Unterforderung kann bei<br />

den Kindern zu echten Problemen führen: zu einem Gefühl<br />

des Anders-Seins und einem verminderten Selbstwertgefühl,<br />

im schlimmsten Fall zu sozialem Rückzug. Deshalb ist es<br />

wichtig, begabte Kinder mit ihren besonderen Interessen<br />

und Denkstrukturen auch außerhalb der Schule anzunehmen<br />

und zu unterstützen.<br />

Für besonders begabte Kinder ist das Kinder-College in<br />

Neuwied eine gute Adresse. Seit seiner Gründung im<br />

Jahr 2000 bietet das Begabtenzentrum im nördlichen<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hochbegabten Kindern aus <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> sowie den angrenzenden Nachbarländern NRW<br />

und Hessen eine intellektuelle und emotionale Heimat.<br />

Kluge Köpfchen erhalten hier - ergänzend zu Schule und<br />

Kindergarten - in Wochenendkursen die intellektuelle<br />

Unterstützung und emotionale Wertschätzung, die sie<br />

für eine optimale Entwicklung brauchen. Das Kinder-<br />

College ist national und mittlerweile auch international<br />

hoch geschätzt und wird vom Land <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

finanziell unterstützt. Die Qualität der Förderung des<br />

Begabtenzentrums wurde durch eine Evaluierungsstudie<br />

des Internationalen Zentrums für Begabungsforschung<br />

der Universität Münster wissenschaftlich belegt. Derzeit<br />

bietet das Kinder-College etwa 90 Kurse an, die pro<br />

Halbjahr von rund 700 bis 900 Kursteilnehmern im Alter<br />

von 3 bis 16 Jahren 14-täglich (immer samstags) belegt<br />

werden. Kürzlich konnte das College seinen 10.000sten<br />

Kursteilnehmer begrüßen.<br />

Der Leiterin des Kinder-College, der Pädagogin Helga<br />

Thieroff, liegt es besonders am Herzen, dass begabte<br />

Kinder möglichst schon während der Kindergartenzeit<br />

erkannt und angemessen gefördert werden. Deshalb liegt<br />

ein Schwerpunkt der Arbeit des Begabtenzentrums in der<br />

Frühförderung begabter Kindergartenkinder und junger<br />

Schulkinder. Der Kinderclub „Spiel, Spaß und Köpfchen“<br />

ist fester Bestandteil des Neuwieder Begabtenzentrums.<br />

Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren, die ihren Altersgenossen<br />

in der Entwicklung voraus sind, mit Begeisterung<br />

lernen und Freude an intellektueller Herausforderung<br />

zeigen, werden nach einem ausführlichen Gespräch<br />

mit den Eltern „auf Verdacht“ gefördert. Jedes Semester<br />

wählen derzeit etwa 80 kleine Kurteilnehmer zwischen unterschiedlichen<br />

Lernangeboten aus dem Bereich Sprache,<br />

Naturwissenschaft, Mathematik, Buchstaben und Zahlen,<br />

Englisch, Basteln und Werken, Theater, Kunst, Kochen,<br />

Elektrotechnik und Biologie aus. So kann jedes begabte<br />

Kind seine Wissbegierde schon im Vorschulalter stillen<br />

und muss nicht auf die Schule vertröstet werden.<br />

Schulkindern bis zu einem Alter von 16 Jahren steht im<br />

College ein breites Angebot an Förderkursen zur Verfügung,<br />

die das mathematisch-naturwissenschaftliche,<br />

(fremd-) sprachliche, geistes- und sozialwissenschaftliche<br />

Spektrum komplett abdecken und keine Wünsche offen<br />

lassen. Mindestens so wichtig wie das intellektuelle „Futter“<br />

ist jedoch, dass die Kinder und Jugendlichen durch<br />

den Dialog mit engagierten Dozenten und Gleichbefähigten<br />

in ihrer nicht altersgemäßen Entwicklung akzeptiert<br />

und angenommen werden. Das ist die Voraussetzung<br />

dafür, dass die Kinder ihre Begabungen entfalten und ein<br />

Selbstwertgefühl aufbauen können.<br />

Das Kinder-College finanziert sich - neben der Förderung<br />

durch das Land <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Spenden von<br />

Privatpersonen und Institutionen - im Wesentlichen über<br />

Elternbeiträge für die Förderkurse. Doch nicht alle Eltern<br />

können sich die Kursgebühren von etwa 70 Euro pro Kurs<br />

leisten. Damit auch begabte Kinder aus sozial schwachen<br />

Familien und aus Migrantenfamilien in den Genuss der<br />

Förderung kommen, hat das Begabtenzentrum einen<br />

Fonds eingerichtet, der jedes Jahr rund 16.000 Euro für<br />

Stipendien an Kinder aus bedürftigen Familien ausschüttet.<br />

So ist sichergestellt, dass nicht der Geldbeutel über<br />

Bildungschancen für begabte Kinder entscheidet.<br />

Ergänzt wird das umfassende Angebot des Kinder-College<br />

durch eine intensive und kompetente begleitende Beratungstätigkeit,<br />

die maßgeblich zum Erfolg der Einrichtung<br />

beigetragen hat. Eltern, Erzieher und Lehrer erhalten<br />

auf Anfrage wichtige Informationen rund um das Thema<br />

Hochbegabung - etwa zu Fragen der Einschulung und<br />

Schullaufbahnplanung, Erziehungsfragen, Verhaltensauffälligkeiten,<br />

Fördermöglichkeiten in Elternhaus, Kindergarten<br />

und Schule sowie außerschulische Angebote.<br />

pm<br />

Die Leiterin des Kinder-College Helga Thieroff steht gerne<br />

für weitere Informationen zur Verfügung und versendet<br />

auf Anfrage kostenloses Informationsmaterial. Kontaktdaten:<br />

Kinder-College e.V., c/o Helga Thieroff, Auf dem<br />

Hähnchen 18, 53578 Windhagen, Tel.: 0 26 45 / 97 02<br />

61; info@kinder-college.de; www.kinder-college.de.<br />

10 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


„DEMOKRATIE UND MITBESTIMMUNG“:<br />

DGB-JUGEND AN BERUFSSCHULEN IN RHEINLAND-PFALZ<br />

Vom 31. August bis zum 7. Oktober ist es wieder soweit: Die<br />

DGB-Jugend <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> geht unter dem Motto „Gemeinsam<br />

gewinnen“ auf Berufsschultour. In dieser Zeit werden<br />

wir wieder rund 20 Berufsschulen im ganzen Land besuchen<br />

und auf Schulhöfen und in Klassen über Gewerkschaften,<br />

die Rechte von Azubis, und Unterstützungsmöglichkeiten<br />

bei Problemen in der Ausbildung informieren.<br />

Fotos: DGB<br />

Zusammenarbeit von Gewerkschaften und<br />

Berufsschulen<br />

Mit unseren kostenfreien Angeboten wollen wir den Unterricht<br />

sinnvoll ergänzen und die Partnerschaft zwischen<br />

Gewerkschaften und Berufsschulen ausbauen. Unsere<br />

Bildungsarbeit hat eine Vielzahl von Anschlusspunkten<br />

an berufsschulische Inhalte. Die Kompetenzen der Gewerkschaften<br />

z.B. im Bereich der Rechte und Pflichten<br />

von Azubis, Mitbestimmung und Tarifverträgen sowie<br />

moderne methodische Profile unserer Bildungsarbeit<br />

begünstigen zusätzliche Lernerfolge.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

BERUFLICHE BILDUNG<br />

Der Projekttag „Demokratie und Mitbestimmung“<br />

für Ihre Schule<br />

Der Projekttag Demokratie und Mitbestimmung ist das<br />

pädagogische Kernelement unserer Berufsschularbeit mit<br />

bundesweit einheitlichen Qualitätsstandards. Thematisch<br />

schlägt der Tag einen Bogen von der gesellschaftlichen<br />

Verteilung von Chancen und Reichtum hin zu einem<br />

lösungsorientierten Umgehen mit Problemen in der<br />

Ausbildung. Ziel ist es, den Jugendlichen Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

näher zu bringen und sie zu motivieren,<br />

diese Möglichkeiten aktiv zu nutzen. Wichtig ist<br />

uns, dass der Wert von Solidarität als Mittel zur Lösung<br />

von Problemen und zur Vertretung von Interessen in der<br />

Ausbildungs-, Arbeits- und Schulwelt vermittelt wird.<br />

Beim Projekttag arbeiten unsere ehrenamtlichen TeamerInnen<br />

mit beteiligungsorientierten Methoden, welche<br />

die Azubis direkt einbeziehen.<br />

Der Projekttag kann das ganze Jahr über bei der DGB-<br />

Jugend gebucht werden. Vereinbaren Sie einen Termin:<br />

Daniel.Hard@dgb.de oder Tel. 06131 2816-28.<br />

Berufsschultour vom<br />

31. August - 7. Oktober 2009<br />

Während der Berufsschultour wird an jeder Schule in drei<br />

Ausbildungsklassen parallel der Projekttag „Demokratie<br />

und Mitbestimmung“ durchgeführt. Darüber hinaus<br />

sind wir - VertreterInnen von DGB und den zuständigen<br />

Gewerkschaften - als AnsprechpartnerInnen für Auszubildende,<br />

SchülerInnen und Lehrkräfte auf den Schulhöfen,<br />

um dort zu beraten und zu informieren.<br />

Wenn Sie Interesse daran haben, die Berufsschultour an<br />

Ihre Schule zu holen, wenden Sie sich - am besten gleich<br />

mit Terminwunsch - an: Daniel.Hard@dgb.de oder Tel.<br />

06131 / 2816-28. Wir senden Ihnen auch gern ausführlichere<br />

Informationen zu! Weitere Informationen finden<br />

Sie auch auf www.berufsschultour.de .<br />

Daniel Hard, DGB-Jugendbildungsreferent<br />

Julia Kaffai, Berufsschultour-Koordinatorin<br />

11


TARIFPOLITIK<br />

STREIKS IN KOMMUNALEN KINDERTAGESSTÄTTEN<br />

Forderungen: höhere Einstufung und besserer Gesundheitsschutz<br />

Seit einigen Wochen streiken die Beschäftigten in den kommunalen Kindertagesstätten. Sie wollen eine<br />

tarifliche Regelung für einen besseren Gesundheitsschutz durchsetzen. Außerdem wollen die Gewerkschaften<br />

ver.di und <strong>GEW</strong> in Verhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VkA)<br />

eine höhere Einstufung für die Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes im Tarifsystem des öffentlichen<br />

Dienstes erreichen.<br />

„Die Bezahlung von neu eingestellten Erzieherinnen, die nach bis<br />

zu fünfjähriger Ausbildung mit 2130 Euro beginnen, endet nach<br />

15 Berufsjahren mit einem Gehalt von derzeit 2474 Euro. Das ist<br />

gemessen an den Anforderungen, die an diesen Beruf hinsichtlich<br />

der Qualifikation, der Arbeitsinhalte und der Arbeitsbelastungen<br />

gestellt werden, einfach viel zu gering“, argumentierte Peter Blase-<br />

Geiger, Gewerkschaftssekretär der <strong>GEW</strong> für die Region Süd, auf<br />

einer der zahlreichen Streikversammlungen, die in den Monaten<br />

Mai und Juni stattgefunden haben.<br />

„Ein individueller Anspruch auf Gesundheitsschutz ist unverzichtbar.<br />

Wenn nur noch 26 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher<br />

Kolleginnen der <strong>GEW</strong> aus der Kita Büchenbeuren auf einer Kundgebung<br />

der Gewerkschaften am 6. Mai in Mainz.<br />

Kolleginnen aus Wittlich und Umgebung sammeln sich um gemeinsam<br />

nach Mainz zu fahren.<br />

sich vorstellen können, gesund in Rente zu gehen, ist dies ein<br />

alarmierendes Zeichen. Die Anforderungen werden immer höher,<br />

aber die Personalausstattung der Einrichtungen ist häufig unzureichend.<br />

Oftmals muss in zu großen Gruppen gearbeitet werden. Ein<br />

permanent hoher Geräuschpegel und nicht erwachsenengerechtes<br />

Mobiliar gefährden die Gesundheit“, so Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär<br />

der <strong>GEW</strong> für die Region Nord. Bei Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe der <strong>GEW</strong> Zeitung war noch kein Ende der<br />

Tarifauseinandersetzung abzusehen. Aktuelle Informationen zum<br />

Verhandlungsstand und zu den Aktivitäten der <strong>GEW</strong> sind unter<br />

www.gew-ego.de nachzulesen.<br />

bh<br />

Erzieherinnen der Stadt Mainz in der Geschäftsstelle der <strong>GEW</strong>, die für<br />

diesen Tag zum Streiklokal umfunktioniert wurde.<br />

Buntes Treiben auf dem Schillerplatz in Kaiserslautern.<br />

12 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

Gewerkschaftsmitglieder tragen<br />

sich, beobachtet von Udo<br />

Küssner, Geschäftsführer der<br />

<strong>GEW</strong>, und Joschua Geiger in<br />

Streiklisten ein.<br />

Streikkundgebung auf dem Marktplatz in Wittlich am 28. Mai.<br />

Erzieherinnen der Kindertagesstätte Wittlich-Neuerburg, die die Kundgebung<br />

hervorragend organisiert haben.<br />

Streikversammlung<br />

in<br />

Kaiserslautern<br />

am 9. Juni.<br />

Streikversammlung im Koblenzer Weindorf am 9. Juni.<br />

TARIFPOLITIK<br />

Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär der <strong>GEW</strong>, auf einer Kundgebung<br />

am 10. Juni in Trier.<br />

Aufmerksam lauschen die Erzieherinnen<br />

den Kundgebungsrednern<br />

Kolleginnen der Kita Wittlich-<br />

Neuerburg als Trommlerinnen.<br />

Die Teilnehmerinnen in Trier<br />

zeigen sich kreativ.<br />

Fotonachweis:<br />

Titelseite und<br />

Doppelseite 12-13: <strong>GEW</strong><br />

13


KINDERTAGESSTÄTTEN<br />

VERHALTEN UND ENTWICKLUNG IM ZWEITEN UND DRITTEN LEBENSJAHR<br />

von Susanne Viernickel<br />

Die Kleinen kommen! Was viele Kindertageseinrichtungen<br />

in den neuen Bundesländern und in großen Städten<br />

bereits seit Jahrzehnten praktizieren, soll zum Normalfall<br />

werden. Angestoßen durch bundes- und landespolitische<br />

Weichenstellungen und befördert durch die demographische<br />

Entwicklung öffnen sich immer mehr Kindergärten<br />

und Träger der Idee, regelmäßig Kinder unter drei Jahren<br />

aufzunehmen. Um auch für Ein- und Zweijährige den Bildungsauftrag<br />

des Kindergartens einlösen zu können, ist es<br />

notwendig, Prinzipien frühkindlicher Bildungs- und Entwicklungsprozesse<br />

zu kennen und die Verhaltensweisen<br />

und Ausdrucksformen der Kleinen in Beziehung zu den<br />

in dieser Phase anstehenden Entwicklungsaufgaben setzen<br />

zu können. Dieser Beitrag erläutert zunächst zwei Prinzipien,<br />

die die frühkindliche Entwicklung organisieren,<br />

und wendet sich nachfolgend den für die Altersgruppe der<br />

Ein- und Zweijährigen relevanten Entwicklungsthemen<br />

zu. Aus Platzgründen kann die Ableitung pädagogischer<br />

Konsequenzen dabei nur ansatzweise und exemplarisch<br />

erfolgen.<br />

Zwei Entwicklungsprinzipien<br />

Zur Ganzheitlichkeit früher Entwicklungs-<br />

prozesse<br />

Sieht man sich einschlägige Beobachtungs-Checklisten<br />

für den Kindergartenbereich oder Entwicklungstests für<br />

die ersten Lebensjahre an, fällt auf, dass Merkmale der<br />

kindlichen Entwicklung meist in verschiedene Bereiche<br />

organisiert sind. So enthält das Frühwarnverfahren<br />

„Grenzsteine der Entwicklung“ 1 z.B. Fragen zu den Bereichen<br />

der Körpermotorik, der Hand- und Fingermotorik,<br />

der Sprachentwicklung, der kognitiven Entwicklung sowie<br />

der sozialen und der emotionalen Kompetenz. Diese Trennung<br />

ist aus analytischen Gründen sinnvoll; sie spiegelt<br />

jedoch in keiner Weise, dass Entwicklungsfortschritte in<br />

diesen Bereichen immer und insbesondere im Säuglings-<br />

und frühen Kindesalter hochgradig miteinander vernetzt<br />

und wechselseitig voneinander abhängig sind.<br />

Man sieht heute Wahrnehmungsvorgänge als Grundlage<br />

jeglicher Lernprozesse an. Durch sie tritt das Kind<br />

mit sich und seiner Umwelt in Kontakt. Dabei liefern<br />

die verschiedenen Wahrnehmungskanäle und -organe<br />

unterschiedliche, einander ergänzende Informationen.<br />

Die Sinnesempfindungen werden zum Gehirn weiter<br />

geleitet, mit Gedächtnisinhalten verglichen und anhand<br />

bereits gemachter Erfahrungen bewertet. Um die Sinnesinformationen<br />

nutzen zu können, müssen sie organisiert<br />

und integriert, das heißt vom Gehirn in bedeutungsvolle<br />

Formen und Beziehungen überführt werden. Eng gekoppelt<br />

an diese Wahrnehmungsvorgänge sind emotionale<br />

Bewertungen und motorische Reaktionen. Beim<br />

Greifen koordiniert z.B. der Säugling bereits im Alter<br />

von wenigen Monaten seine visuelle Wahrnehmung mit<br />

der Körpermotorik. Dabei helfen ihm Informationen<br />

aus dem proprio-rezeptiven System der Körperwahrnehmung,<br />

über das er die Stellung seiner Gelenke und<br />

den Spannungszustand seiner Muskeln wahrnehmen<br />

und beeinflussen kann, und der Tastsinn, durch den<br />

sich Oberflächenstrukturen, Formen und Temperaturen<br />

erschließen. Und es sind weitere Prozesse beteiligt: Hat<br />

das Kind Erfolg bei seinen Bemühungen, ist dies mit<br />

positiven Emotionen verbunden, die somit Belohnungscharakter<br />

haben. Kommt eine erwachsene Bezugsperson<br />

dazu, die das Kind in seinen Handlungen bestätigt und<br />

diese sprachlich kommentiert, verbindet sich das eigene<br />

aktive Tun mit dieser positiven Kommunikations- und Beziehungserfahrung.<br />

Jede Situation hält für ein Kleinkind<br />

also Erfahrungsmöglichkeiten bereit, die in vielgestaltiger,<br />

kreativer Form als „Rohmaterial“ für Verarbeitungs- und<br />

Bildungsprozesse herangezogen werden.<br />

Hierarchie von Entwicklungsfunktionen<br />

Die frühen Koordinations- und Integrationsleistungen<br />

sind zentral für die Entwicklung komplexerer Funktionen.<br />

Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget spricht für die<br />

ersten eineinhalb Lebensjahre von der senso-motorischen<br />

Phase in der kindlichen Denkentwicklung. Er umschreibt<br />

damit, dass in diesem Alter jegliche Erkenntnis an aktives<br />

Handeln, an Wahrnehmung und Motorik gebunden<br />

ist. Das Kind muss selbst aktiv sein können, durch sein<br />

Handeln, den Einsatz aller Sinne und körperlicher Empfindungen<br />

in Interaktion mit der Umwelt treten und sie<br />

dadurch für sich erstmalig und dann wiederholend mit<br />

immer neuen Facetten erobern, „konstruieren“ können.<br />

Gleiches gilt für die Begriffsbildung und die Entwicklung<br />

sprachlicher Kompetenzen, die sich ebenfalls nicht<br />

ohne sinnliches Be-Greifen und Be-Handeln vollziehen<br />

können. Für ein solch aktives Zugehen auf die Umwelt<br />

bedarf es auch emotionaler Voraussetzungen, nämlich der<br />

gefühlsmäßig verankerten Zuversicht, in irritierenden und<br />

angstauslösenden Situationen eine Person zur emotionalen<br />

Rückversicherung und Hilfe verfügbar zu haben. Geistige<br />

Funktionen sind also auf sensomotorischen Prozessen aufgebaut<br />

und eng mit emotionalen Erfahrungen verbunden;<br />

und die frühe sensorische Integration beim Bewegen, bei<br />

den ersten sprachlichen Äußerungen und beim Spielen<br />

bildet die Grundlage für die späteren komplexen Integrationsprozesse<br />

beim Lesen, Schreiben und bei der Bewältigung<br />

vielschichtiger Rollenanforderungen in sozialen<br />

Situationen und Beziehungen. Letztlich beruhen sogar<br />

Aspekte der Persönlichkeit und Identität wie Selbstkontrolle,<br />

Selbstwirksamkeit und Selbstachtung auf der Basis<br />

eines entwickelten Bewusstseins des eigenen Körpers,<br />

einer guten Integration der Sinne und der Sicherheit,<br />

die aus stabilen sozialen Beziehungen und zuverlässigen<br />

Interaktionen erwächst.<br />

Das Verständnis der Ganzheitlichkeit und Hierarchisie-<br />

14 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


ung von frühkindlichen Entwicklungsprozessen birgt<br />

unmittelbare praktische Konsequenzen. Werden frühe<br />

Entwicklung und Bildung als aktive, ganzheitliche,<br />

komplexe und stark leiblich gebundene Prozesse verstanden,<br />

muss die isolierte, einseitige Förderung einzelner<br />

Entwicklungsfunktionen als wenig sinnvoll erscheinen.<br />

Wichtig ist dagegen die bewusste Bereitstellung von<br />

Erfahrungsmöglichkeiten, die alle Sinne ansprechen;<br />

Räume so zu gestalten, dass dem Bewegungs- und<br />

Handlungsdrang der Kleinkinder entsprochen werden<br />

kann; die sprachliche Begleitung von Aktivitäten; sowie<br />

ein emotional zugewandter, achtungsvoller Umgang mit<br />

den Kindern, der häufige Körperkontakte einschließt.<br />

Werden frühe Erfahrungen als bedeutsam für später<br />

erfolgende Bildungsprozesse erkannt, erwächst daraus,<br />

dass pädagogische Fachkräfte eine hohe Verantwortung<br />

für die Entwicklung der ihnen anvertrauten Kinder - egal<br />

welchen Alters - tragen. Gleichzeitig wird deutlich, dass<br />

es keine „magische Grenze“ geben kann, ab der Kinder<br />

vom Besuch einer Tageseinrichtung profitieren. Vielmehr<br />

muss gefragt werden, wie die sozialen Beziehungen und<br />

die pädagogische Umwelt beschaffen sein sollten, damit<br />

Kinder je nach ihren spezifischen Entwicklungsbedürfnissen<br />

und -themen diejenigen Bedingungen vorfinden, die<br />

ihnen ermöglichen, sich der Welt aktiv und interessiert<br />

zuzuwenden.<br />

Drei Entwicklungsthemen der unter<br />

Dreijährigen 2<br />

1. Aufbau sicherer Bindungsbeziehungen<br />

Unter Bindung („attachment“) versteht man die besondere<br />

und enge emotionale Beziehung eines Kindes zu<br />

seinen Eltern oder Personen, die es ständig betreuen.<br />

Der Aufbau einer solchen Bindung ist genetisch vorprogrammiert,<br />

und alle Kleinstkinder zeigen in Situationen<br />

von Unsicherheit, Missbehagen oder Gefahr typisches<br />

Bindungsverhalten wie weinen, nachfolgen, anklammern<br />

oder rufen. Durch prompte, angemessene und einfühlsame<br />

Reaktionen auf diese Verhaltensweisen lernen sie, dass<br />

ihre Äußerungen verstanden und ihre Bedürfnisse in der<br />

Regel innerhalb kürzester Zeit auf vorhersagbare Weise<br />

von ihnen zugewandten Menschen befriedigt werden.<br />

Macht ein Kleinkind dagegen die Erfahrung, dass seine<br />

Signale nicht oder sehr unregelmäßig wahrgenommen<br />

werden und die ausgedrückten Bedürfnisse nicht befriedigt<br />

werden, entwickelt es eine Erwartungshaltung, die<br />

von Unsicherheit gekennzeichnet ist. Derartige Reaktionen<br />

der Bezugspersonen auf die kindlichen Signale bzw.<br />

die emotionalen Erfahrungen, die die Kinder dadurch<br />

machen, werden als so genanntes inneres Arbeitsmodell<br />

einer Bindungsbeziehung gespeichert. Es beeinflusst,<br />

mit welchen Vorannahmen ein Kind in seinem weiteren<br />

Lebenslauf auf andere Menschen zugehen wird, und es<br />

beeinflusst seine Fähigkeiten zur Autonomie und Selbstregulierung.<br />

Typisch für Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr ist,<br />

dass sie in bestimmten Zeitintervallen zur Bezugsperson<br />

zurückkehren, um sich ihrer Anwesenheit zu versichern,<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

damit sie weiterspielen können. Ist die Bezugsperson nicht<br />

verfügbar, wenn sie mit Unbekanntem konfrontiert sind<br />

oder Unsicherheit, Müdigkeit, Hunger oder Angst gerade<br />

das Stimmungsbild dominieren, führt dies zu starker emotionaler<br />

Verunsicherung und dazu, dass das Kind unfähig<br />

ist, seine Umgebung offen und neugierig zu erkunden.<br />

Weil das Bindungssystem permanent aktiviert ist, tritt das<br />

Interesse an der Umwelt völlig in den Hintergrund.<br />

Der Eintritt in den Kindergarten stellt also, wenn er<br />

abrupt und unbegleitet erfolgt, einen auch hormonell<br />

nachweisbaren Stressfaktor dar. Daraus folgt, dass der<br />

Übergang insbesondere bei Kindern unter drei Jahren<br />

überlegt und sanft gestaltet werden muss. Ziel ist es, die<br />

Erzieherin zu einer neuen Bezugsperson oder Sicherheitsbasis<br />

in dieser Umgebung werden zu lassen. Die Kinder<br />

sollten genügend lange von ihrer vertrauten Bezugspersonen<br />

begleitet und parallel von „ihrer“ Erzieherin<br />

eingewöhnt werden, was mehrere Wochen in Anspruch<br />

nehmen kann. Am besten hat sich ein individuelles Bezugspersonensystem<br />

bewährt. Jedes neu hinzukommende<br />

Kind bekommt zur Eingewöhnung „seine“ Bezugsperson<br />

zur Seite gestellt, die nun - zumindest bis das Kind voll<br />

integriert ist - seine vorrangige Ansprechpartnerin und<br />

Kontaktperson ist. Langsam aber sicher gewinnt sie als<br />

Trostspenderin und Spielpartnerin immer mehr an Bedeutung,<br />

während die Elternanwesenheit im Kindergarten<br />

immer unnötiger wird. Die Zeit des Getrenntseins von<br />

der Familie wird dann nicht nur ertragen, sondern mit<br />

Spiel- und Erkundungsverhalten ausgefüllt.<br />

Im Tagesablauf benötigen die Ein- und Zweijährigen -<br />

insbesondere in der Aufnahmephase, aber auch darüber<br />

hinaus - zuverlässige und klare Orientierungsmarken, z.B.<br />

beim Bringen und Abholen, in Übergangssituationen<br />

KINDERTAGESSTÄTTEN<br />

15


KINDERTAGESSTÄTTEN<br />

während des Tages, vor und nach dem Schlafen. Rituale<br />

sowie räumliche und zeitliche Kontinuität helfen ihnen,<br />

Situationen als vertraut erleben zu können und sich sicher<br />

zu fühlen. Kleinkinder genießen es besonders, mit der Erzieherin<br />

im Körperkontakt oder auf gleicher Höhe spielen<br />

und interagieren zu können. Das konkrete Mitspielen am<br />

Boden oder das Kuscheln in der Kuschelecke sind deshalb<br />

wichtige Elemente im Alltag, für die Zeit und Raum<br />

geschaffen werden sollte. Eine intensive Zuwendung ist<br />

auch besonders gut in den Pflegesituationen, insbesondere<br />

beim Wickeln, möglich.<br />

2. Erlangen von Autonomie & Kontrolle<br />

Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr wollen die<br />

Welt erobern. Sie sind nun in der Lage, sich selbständig<br />

fortzubewegen. Die Anwesenheit einer emotionale Sicherheit<br />

gewährenden Bezugsperson vorausgesetzt, genießen<br />

sie die Möglichkeiten, die sich ihnen dadurch bieten. Sie<br />

erproben und festigen ihr Bewegungsrepertoire durch<br />

Rennen, Klettern, Schaukeln, Wippen und Balancieren.<br />

Kinder können im dritten Lebensjahr in Kauerstellung<br />

spielen, sie lernen, frei Treppen hoch zu steigen und am<br />

Geländer hinab, und sie springen im Schlusssprung,<br />

z.B. von der untersten Treppenstufe. Sie lieben es, mit<br />

Fahrzeugen im Flur oder Hof umher zu fahren. Auch<br />

die feinmotorischen Fähigkeiten werden zunehmend<br />

komplexer. Vieles gelingt jetzt: das Umblättern der Seiten<br />

im Bilderbuch, das Ineinanderstecken von zwei Gegenständen,<br />

das Aufreihen von großen Perlen. Türme werden<br />

aus mehreren Bausteinen gebaut, und sich Essen selber<br />

auftun und einschenken klappt auch. Diese Fähigkeiten<br />

haben viel mit Eigenständigkeit und Kontrolle zu tun:<br />

das Kind erfährt jeden Tag ein wenig mehr, dass es sich<br />

eigenständig an verschiedene Orte begeben kann, seinen<br />

eigenen Körper kontrollieren kann und sich der Umwelt<br />

bemächtigen kann; dass sein Handeln etwas bewirkt.<br />

Nicht umsonst beschrieb Erik H. Erikson das zweite bis<br />

vierte Lebensjahr als Zeit, wo unter günstigen Umständen<br />

Persönlichkeitsmerkmale wie Autonomie, Selbstkontrolle<br />

und Selbstbewusstsein grundgelegt werden.<br />

Auch die Entwicklung der sprachlichen Kompetenzen hat<br />

für das Erleben von Kontrolle eine wichtige Bedeutung.<br />

Um den 18. Lebensmonat herum kommt es zur so genannten<br />

Wortschatzexplosion. Ist die „magische Grenze“<br />

von ca. 50 Wörtern erreicht, lernen die Kinder sehr schnell<br />

neue Wörter dazu, am Anfang hauptsächlich für Objekte<br />

und Objektmerkmale, ab dem 30. Lebensmonat verstärkt<br />

Verben und andere relationale Wörter. Wörter werden zu<br />

Zwei- und Mehrwortäußerungen kombiniert. Das Kind<br />

wird also fähig, Wünsche und Gedanken auszudrücken;<br />

es kann sich seiner Umwelt mitteilen und andere dazu<br />

veranlassen, etwas zu tun.<br />

In den Zeitraum zwischen den ersten und dritten Geburtstag<br />

fallen auch wichtige Schritte des Aufbaus der Identität,<br />

also des Wissens über die Eigenart und Einmaligkeit des<br />

eigenen Wesens. Durch alltägliche Erfahrungen formt sich<br />

im Kind nach und nach die Gewissheit, 1. von Anderen<br />

getrennt zu sein und 2. eine stabile, dauerhafte Identität<br />

zu besitzen. So nehmen Kinder ab dem Alter von ca. 15<br />

Monaten im Spiegel Veränderungen an ihrem Körper<br />

wahr, z.B. einen Farbklecks im Gesicht und lokalisieren<br />

diese auch an sich selbst (und nicht am Spiegelbild).<br />

Damit einher geht das Empfinden eines „verbalen Selbst“<br />

(Stern, 1992); der verbale Akt des Nein-Sagens und der<br />

Erwerb des Personalpronomens sind Errungenschaften<br />

mit weit reichenden Konsequenzen und Indikatoren für<br />

eine neu erreichte Stufe der Autonomie. Mit dem „nein“<br />

und dem „ich“ sagt das Kind: „Ich habe einen Willen“;<br />

und gleichzeitig „Ich bin nicht du“. Auch in der Sauberkeitserziehung<br />

ist Kontrolle ein großes Thema, und zwar<br />

sowohl in Form der zunehmenden Beherrschung von<br />

Blasen- und Darmfunktionen, als auch dahingehend, dass<br />

das Kind eigenständig entscheiden kann, ob und wann es<br />

diese Kontrolle ausübt.<br />

Bei all diesen Entwicklungsschritten hin zu Autonomie<br />

und Kontrolle befindet sich das Kind in einem emotionalen<br />

Wechselbad. Es bewältigt viele Schritte, es bemerkt<br />

jeden Tag und jede Stunde, dass es imstande ist, Effekte<br />

auf seine Umwelt auszuüben. Gleichzeitig gibt es ständig<br />

Rückschläge und Widerstände. Das Bewusstsein der Eigenständigkeit<br />

und eines autonomen ICHs ist vorhanden<br />

und doch ständig bedroht: Wenn das Kind nicht an ein<br />

Spielzeug im Regal heranreicht, ein Spielkamerad sagt<br />

„du bist aber gar kein Mädchen“ oder die Erzieherin das<br />

Brot schmiert, obwohl man es selber tun wollte. Kinder<br />

im zweiten und dritten Lebensjahr stehen in fast allem,<br />

was sie tun, vor einer unglaublichen Auswahl von Möglichkeiten.<br />

Gleichzeitig sehen sie sich immer wieder den<br />

Grenzen gegenüber, die in ihren eigenen Fähigkeiten,<br />

den Widrigkeiten der Umwelt, der Macht und Stärke der<br />

Erwachsenen liegen.<br />

3. Zurechtfinden in der sozialen Welt der<br />

Gleichaltrigen<br />

Zweijährige wachsen mit Macht in die soziale Kinderwelt<br />

hinein. Die alte Regel, dass Kinder erst ab drei Jahren<br />

Interesse an anderen Kindern zeigen, ist längst überholt.<br />

Andererseits spielen Kinder aller Altersstufen auch regelmäßig<br />

alleine, und die Zweijährigen suchen noch häufiger<br />

als die Älteren den Kontakt zur Erzieherin, denn diese hat<br />

für sie noch eine besondere Bedeutung als Spielpartnerin.<br />

Aber andere Kinder werden zunehmend interessanter<br />

- und das aus mehreren Gründen.<br />

Faszinierend ist für die Ein- und Zweijährigen sicherlich<br />

die Tatsache, dass die anderen Kinder einem selbst sehr<br />

ähnlich sind und dennoch verschieden. Gerade deshalb<br />

lohnt es sich, im Kontakt mit ihnen herauszufinden, wer<br />

und wie man selbst ist. Die Antwort erhält man durch die<br />

Reaktionen der anderen Kinder auf die eigenen Aktionen,<br />

Spiel- und Kontaktangebote. Man kann sagen, dass Interaktionen<br />

zwischen Kindern in diesem Alter genau so stark<br />

durch das Spielthema selbst motiviert sind als durch den<br />

Wunsch, im Kontakt etwas über sich selbst, die Konsequenzen<br />

des eigenen Handelns, den Spielpartner und die<br />

Beziehung zueinander herauszufinden. Sozialer Austausch<br />

in diesem Alter kann als eine Spielwiese für Experimente<br />

mit sozialem Handeln angesehen werden.<br />

Dabei ist es in diesem Alter gar nicht so einfach, ein<br />

16 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


gemeinsames Spiel in Gang zu bringen, und schon für<br />

sich genommen ein weites Lernfeld. Die Kinder müssen<br />

1. die Aufmerksamkeit des Partners erlangen; 2. ihre<br />

Absicht in angemessener Form kommunizieren; 3. dem<br />

Rhythmus von Aktion und Reaktion folgen, das Spiel bzw.<br />

die Interaktion also in Gang halten; und schließlich 4. mit<br />

Störungen, Unterbrechungen oder Missverständnissen<br />

umgehen. Anders als im Austausch mit Erwachsenen<br />

steht kein kompetenterer Partner zur Verfügung, der<br />

missverständliche Signale richtig deuten und Störungen<br />

integrieren könnte. So sind die Kinder aufgefordert, eigene<br />

Fähigkeiten auszubilden, um Interaktionen weiter<br />

zu führen und eigene Spielideen gemeinsam mit einem<br />

anderen Kind zu verfolgen. Dies gelingt ihnen besonders<br />

gut in dyadischen Interaktionen, also im Spiel zu<br />

zweit. Es scheint dabei schon bei den Zweijährigen ein<br />

Interesse an Ähnlichkeit zu bestehen, denn altersnahe<br />

und gleichgeschlechtliche Spielpartner werden bevorzugt<br />

gewählt. Andererseits lassen sich Zweijährige auch auf<br />

Spielpartnerschaften mit drei- und vierjährigen und selbst<br />

mit fünf- und sechsjährigen Kindern ein.<br />

Ein zweiter wichtiger Grund für das Interesse an anderen<br />

Kindern liegt ganz einfach in der Ähnlichkeit der Spielvorhaben.<br />

Kinder teilen miteinander den Spaß an Interaktionsformen<br />

und kleinen Spielen, auf die Erwachsene<br />

oft ein wenig verständnislos reagieren, wie sich gegenseitig<br />

zwanzigmal um den Tisch oder hinter die Gardinen jagen<br />

oder abwechselnd merkwürdige Laute ausstoßen und sich<br />

dabei gegenseitig zu immer neuen Variationen animieren.<br />

Obwohl es manchmal im Gruppenalltag so scheinen<br />

mag, sind Streitigkeiten und Besitzkonflikte auch für<br />

Zweijährige bei weitem nicht die häufigsten Interaktions-<br />

Inhalte. Vielmehr geht es oft um die parallele Nutzung<br />

von Spielmaterial - z.B. bei einfachen Bau- und Puzzlespielen,<br />

mit Fahrzeugen - um das gegenseitige Imitieren<br />

bei den oben beschriebenen ersten Tu-als-ob-Spielen; und<br />

um aufregende und lustige Aktionen, wie z.B. beim spielerischen<br />

Raufen, oder wenn sich die Kinder gegenseitig<br />

bei waghalsigen Vorhaben zusehen bzw. nachahmen. Die<br />

dabei entstehenden positiven Emotionen genießen die<br />

Kinder sehr. Zur echten Kooperation, bei der Aufgaben<br />

verteilt werden und alle über einen längeren Zeitraum<br />

gemäß einer übergeordneten Spielidee handeln, sind die<br />

Ein- und Zweijährigen noch kaum fähig. Aber gerade in<br />

Gruppen, in denen auch ältere Kinder sind, wachsen sie<br />

durch die Teilhabe an deren Rollenspielen fast wie von<br />

selbst dort hinein.<br />

Schließlich wissen wir heute, dass schon Kinder im<br />

zweiten und dritten Lebensjahr über diese Spielkontakte<br />

individualisierte Beziehungen aufbauen. Sie zeigen Präferenzen<br />

für bestimmte andere Kinder, und mit diesen bevorzugten<br />

Spielpartnern kommt es zu insgesamt gesehen<br />

freundlicherem, längerem und komplexerem Austausch.<br />

Einige Merkmale, die typisch sind für Freundschaften<br />

zwischen älteren Kindern, konnten auch bereits regelmäßig<br />

in Kleinkind-Interaktionen beobachtet werden, z.B.<br />

sich gegenseitig Helfen, Intimität suchen bzw. sich von<br />

anderen Kindern abgrenzen, Loyalität und Gleichartigkeit<br />

demonstrieren und Besitz mit dem Partner teilen.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

Die beschriebenen Entwicklungsthemen lassen sich ebenso<br />

gut als Bildungsprozesse verstehen: Bildung als Beziehungsbildung,<br />

als Aufbau von besonderen, achtungsvollen<br />

und überdauernden Beziehungen zu bedeutsamen Anderen;<br />

Bildung als aktive Aneignung von Welt, als neugieriges<br />

Forschen, Entdecken, Wissen-Wollen; und Bildung als<br />

Persönlichkeitsbildung, als Ausformung und zunehmende<br />

Erkenntnis über Eigenschaften und Besonderheiten der<br />

eigenen Identität. Um diese Bildungsprozesse anzuregen<br />

und zu unterstützen, bedarf es pädagogischer Fachkräfte<br />

mit einem grundlegenden Verständnis darüber, wie<br />

übergeordnete Entwicklungsthemen dass Verhalten von<br />

Ein- und Zweijährigen bestimmen und mit einem daran<br />

anknüpfenden pädagogischen Handlungsrepertoire; und<br />

es braucht Träger, die Verantwortung dafür übernehmen,<br />

dass kleinkindgerechte, angemessene Rahmenbedingungen<br />

existieren bzw. geschaffen werden. Dann stellt der<br />

Besuch einer Kita für die Ein- und Zweijährigen kein Risiko<br />

dar, sondern er wird zu einer Entwicklungsressource<br />

- wie es dem Ziel und Auftrag von Tageseinrichtungen<br />

entspricht.<br />

KINDERTAGESSTÄTTEN<br />

Literatur<br />

Brodin, M./Hylander, I. (2002). Wie Kinder kommunizieren. Daniel Sterns Entwicklungspsychologie<br />

in Krippe und Kindergarten. Weinheim: Beltz.<br />

Rauh, H. (2002). Vorgeburtliche Entwicklung und Frühe Kindheit. In Oerter, R./Montada,<br />

L. (Hrsg.). Entwicklungspsychologie (S. 131-208).<br />

Riemann, I./ Wüstenberg, W. (2004). Die Kindergartengruppe für Kinder ab einem Jahr<br />

öffnen? Eine empirische Studie. Frankfurt/Main: Fachhochschulverlag.<br />

Schäfer, G. (2004). Bildung von Anfang an. Aufgaben frühkindlicher Bildung in Familie,<br />

Krippe, Kindergarten. In Wehrmann, I. (Hrsg.). Kindergärten und ihre Zukunft (S. 123-<br />

137). Weinheim: Beltz.<br />

Viernickel, S. (2002). Die soziale Kinderwelt der Zweijährigen. Frühe Kindheit (2), 15-20.<br />

Weber, C. (2004) (Hrsg.). Spielen und Lernen mit 0-3-Jährigen. Weinheim: Beltz.<br />

Anmerkungen<br />

1 http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/media.php/1231/Grenzsteine%20Beobachtung<br />

sboegen.pdf<br />

2 Als viertes wichtiges Entwicklungsthema, dessen Darstellung den verfügbaren Rahmen aber<br />

sprengen würde, ist zusätzlich noch das Erschließen der Welt der Symbole, der Vorstellungswelt<br />

und Fantasie zu nennen.<br />

17


JUGEND UND POLITIK<br />

„WAS IST DIE WÜRDE DES MENSCHEN?“<br />

Jugendliche feiern mit dem Bundespräsidenten 60. Geburtstag der BRD<br />

„Gibt es neben der Demokratie noch andere Regierungsformen?“<br />

„Die Anarchie, da herrscht ein König oder ein<br />

Herr über das Volk, die DDR hatte so eine Regierung“.<br />

„Und was steht im Grundgesetz“? „Das sind Regeln, die<br />

gelten an unserer Schule aber schon lange nicht mehr. Da<br />

herrscht nur Gewalt“. Stimmen von Jugendlichen aus Berlin<br />

und der Republik, die bei einer Veranstaltung des Bundespräsidenten<br />

anlässlich des 60. Geburtstages der Bundesrepublik<br />

im Schloss Bellevue über einen filmischen Einspieler<br />

gehört und diskutiert wurden.<br />

Bundespräsident<br />

Horst Köhler im<br />

Gespräch mit<br />

Schülerinnen.<br />

Foto: P. Schwarz<br />

Zur Veranstaltung „Lebendige Demokratie - Junge<br />

Leute feiern 60 Jahre Grundgesetz“ wurden über 100<br />

Jugendliche aus ganze Deutschland eingeladen, die sich<br />

für die Demokratie stark gemacht haben. Gastgeber war<br />

Bundespräsident Horst Köhler in Kooperation mit der<br />

Körber-Stiftung. In drei Gesprächsrunden, moderiert von<br />

Caren Miosga von den „Tagesthemen“, diskutierten die<br />

Jugendlichen u.a. mit Rita Süssmuth, Hildegard Hamm-<br />

Brücher und Joachim Gauck über politische Partizipationsmöglichkeiten<br />

für junge Menschen, demokratisches<br />

Handeln in der Schule und Bürgeropposition. Konkret<br />

ging es um den Jugend-Landtag in Nordrhein-Westfalen,<br />

um ein Anti-Gewalt-Fußballturnier in Kreuzberg und um<br />

eine erfolgreiche Protestbewegung Ende der 80er Jahr in<br />

Prenzlau gegen die Stationierung sowjetischer Hubschrauber.<br />

Kurze Filme führten in die Gespräche ein.<br />

Zu Beginn der Veranstaltung im Schloss Bellevue aber<br />

stand die Umfrage. Gefragt wurde nach Demokratie, nach<br />

dem Grundgesetz und nach dem eigenen Engagement.<br />

Was herausgekommen ist bei Schülerinnen und Schülern<br />

vor dem Reichstag und auf dem Alexanderplatz ist z.T.<br />

ernüchternd und wirft kein gutes Licht auf die politische<br />

Erziehung in den Schulen. Vielleicht zuviel Institutionenkunde,<br />

Politik ohne Gesicht? „Keine Ahnung“, „kein Interesse“,<br />

„nichts Spannendes“, „was ist das denn?“ ruft ein<br />

15jähriger und schaut hilfesuchend nach dem Mitschüler.<br />

„Ich weiß nicht, was Demokratie ist, was soll ich da für<br />

wichtig halten?“ „Kommt von Demos“, antwortet dann<br />

doch interessiert ein Mädchen aus Hessen. „Demokratie<br />

ist die Regierung des Volkes“. „Hat mit Politik zu tun“,<br />

fügt eine Klassenkameradin hinzu. „Wenn man etwas<br />

Neues in die Welt bringen will, wenn man etwas verändern<br />

will, braucht man Demokratie“, meint ein weiteres<br />

Mädchen. „Was ist wichtig in einer Demokratie?“ frage<br />

ich weiter. „Dass alle zusammenhalten und nicht einer<br />

gegen den anderen kämpft wie so viele Politiker in den<br />

Parteien“. „In der Demokratie entscheidet theoretisch<br />

jeder Bürger“, sagt ein Mädchen aus einem Zwölfer Leistungskurs<br />

Sozialkunde in der Integrierten Gesamtschule<br />

Wörrstadt bei Mainz, „aber in Deutschland ist das nicht<br />

so. Wir haben eine Stellvertreterdemokratie, wo nicht alle<br />

Menschen entscheiden dürfen“. „Demokratie heißt, der<br />

freiheitlichen Ordnung dienen“, weiß ein junger Afghane<br />

aus der 11. Klasse, „und sich dazu bekennen“.<br />

Zum Grundgesetz fallen den Befragten die Grundrechte<br />

oder die „Freiheitsrechte“, ein, wie ein Schüler formuliert.<br />

„Die Würde des Menschen ist antastbar“, „unantastbar“,<br />

verbessert die Mitschülerin in einer Klasse, die gerade aus<br />

dem Reichstag kommt. „Was ist das eigentlich ‚Würde<br />

des Menschen`?“ fragt ein weiteres Mädchen aus dieser<br />

baden-württembergischen Gruppe. „Dass jeder frei ist,<br />

steht im Grundgesetz“ erfahre ich, als ich weitere Jugendliche<br />

auf dem Platz vor dem Reichstag frage. „Etwas<br />

von Besitz, keine Ahnung“. „Was man darf und nicht<br />

darf“.„Dass die Menschenrechte im Krieg eingehalten<br />

werden“, „gleiches Recht für alle“, fügt noch ein Realschüler<br />

hinzu, „dass alle gleich viel verdienen, Männer<br />

und Frauen“ präzisiert eine Klassenkameradin. „Oh ja,<br />

das ist sehr wichtig, das Grundgesetz, muss man immer<br />

einhalten“. „Ohne das Grundgesetz gäbe es keine freie<br />

Demokratie“.<br />

Und gibt es auch Wünsche zum 60. Geburtstag von<br />

Grundgesetz und Demokratie? „Mehr Wahlen und mehr<br />

Mitbestimmung, nicht alles die Gewählten machen<br />

lassen“. „Wer vom Volk gewählt ist, muss die Interessen<br />

seiner Wählerinnen und Wähler ernster nehmen als das<br />

zur Zeit der Fall ist“, meint der junge Afghane. „Dass sich<br />

die Politgrößen in Berlin mehr um die kleinen Leute und<br />

weniger um sich selbst kümmern. Die leiden nämlich<br />

18 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


unter der Finanzkrise, nicht die Abgeordneten“, äußert<br />

sich ein Junge aus einem Gymnasium in Berlin.<br />

„Dass unser Staat nicht mehr so kapitalistisch ist“, meint<br />

die Zwölfklässlerin aus dem Sozialkunde-Leistungskurs,<br />

„nicht mehr so aufs Geld geschaut wird und alles humaner<br />

zugeht in unserer Gesellschaft, dass die Menschen<br />

aufeinander hören“. „Der Einfluss der Parteien ist zu<br />

stark“, meint eine junge Angestellte, „die wissen in Berlin<br />

nicht mehr, was die Menschen draußen wirklich bewegt.<br />

Sie sind gewählt und leben für sich, abgehoben von der<br />

Basis“.<br />

Fragt man nach dem eigenen Engagement, so schütteln<br />

die meisten der jungen Befragten den Kopf. „Keine<br />

Zeit“, „kein Interesse“. „Ich hab anderes zu tun, soll die<br />

Regierung das machen, nicht wir Schüler“. Aber auch:<br />

„Wenn sich keiner engagiert, haben wir keine Demokratie<br />

und keine Regierung des Volkes“. „Wenn man sich nicht<br />

engagiert und nur über die Politiker rummeckert, kann<br />

man nichts ändern, man muss sich einmischen“; meint ein<br />

14jähriger aus Bayern. Die „junge Generation“, findet ein<br />

17jähriger aus der Wörrstadter Gesamtschule, „ist frech,<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

JUGEND UND POLITIK<br />

MEHR FREIHEIT FÜR BÜRGERINITIATIVEN<br />

Landauer SchülerInnen und Lehrkräfte beim Bundespräsidenten<br />

Vorgeschlagen von der Universität Jena im Förderprogramm<br />

„Demokratisches Handeln“, durften Selina Gemming, 11.<br />

Klasse, und Abiturient Martin Wittenberg vom Otto-Hahn-<br />

Gymnasium an der zentralen Jugendveranstaltung des Bundespräsidenten<br />

Horst Köhler im Schloss Bellevue in Berlin<br />

mit mehr als 100 weiteren Jugendlichen aus der gesamten<br />

Republik teilnehmen: „Lebendige Demokratie. Junge Leute<br />

feiern 60 Jahre Grundgesetz“. Begleitet wurden die beiden<br />

jungen Leute von ihren Lehrern Anja Henkel und Jörn Priemer,<br />

die ebenfalls in der Schul- AG „Gegen Rechts“ seit Jahren<br />

tatkräftig mitwirken.<br />

„Sehr sympathisch und offen“ erlebte Selina den Bundespräsidenten<br />

während der Veranstaltung und anschließend<br />

beim Empfang. Martin empfand es als „große Ehre“, von<br />

Horst Köhler eingeladen worden zu sein. Besonders imponierte<br />

ihn das Anti-Gewalt-Turnier in Kreuzberg, das in<br />

einem filmischen Einspieler und in einem anschließenden<br />

Gespräch mit dem türkischen Initiator Mohammed und<br />

Rita Süßmuth gewürdigt worden ist. „Man muss sich<br />

einfach engagieren, wenn man etwas verändern will, sich<br />

einmischen, nicht nur über Politiker meckern“, nimmt<br />

Martin aus Berlin mit. Neben dem Anti-Gewalt-Turnier<br />

wurde auch der Jugend-Landtag in Nordrhein-Westfalen<br />

sowie eine Bürgerbewegung Ende der 80er Jahre in Prenz-<br />

hat keinen Respekt mehr und sitzt nur passiv vor den<br />

Medien“ - seine Gründe für das fehlende politische Engagement<br />

vieler junger Leute. Sein Kurskollege arbeitet im<br />

Vorstand der Landesschülerkonferenz in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>,<br />

zwei weitere machen mit beim SAMS-Projekt, wo ältere<br />

den jüngeren Schülern bei den Hausaufgaben helfen. „Ich<br />

erwarte von anderen Menschen, dass sie mir helfen, also<br />

muss ich auch etwas für andere tun“, bringt ein Mitschüler<br />

sein Engagement auf den Punkt und arbeitet mit bei der<br />

örtlichen Feuerwehr im Mainzer Raum.<br />

Zum Schluss der Umfragen intonieren erstaunlich viele<br />

spontan, Einzelne, Gruppen und Klassen, jung und alt,<br />

vor dem Reichstag, auf dem Alexanderplatz und auf<br />

zwei Schulhöfen in Wörrstadt und in der Grundschule<br />

Ramstein-Miesenbach ein Geburtstagsständchen. „Happy<br />

birthday, liebe Bundesrepublik, happy birthday for you,<br />

happy birthday, liebes Grundgesetz, happy birthday<br />

for you“. Mit diesem gesungenen Glückwunsch einer<br />

vierten Klasse endet auch die Berliner Veranstaltung des<br />

Bundespräsidenten.<br />

Paul Schwarz<br />

lau gegen die Stationierung sowjetischer Hubschrauber<br />

filmisch sowie in Gesprächen mit Aktivisten und den<br />

ehemaligen Politikern Hildegard Hamm-Brücher und<br />

Joachim Gauck vorgestellt. OHG-Lehrer Jörn Priemer<br />

zeigte sich von Gauck stark beeindruckt, wuchs er doch<br />

selbst in Ost-Berlin auf und erlebte in jungen Jahren,<br />

was Unrecht und Unfreiheit bedeuten.<br />

Im Eingangs- und Schlussgespräch hob Bundespräsident<br />

Horst Köhler im Dialog mit Tagesthemen-Moderatorin<br />

Caren Miosga hervor, dass die Demokratie hierzulande<br />

allen Grund zum Feiern habe. Die Demokratie sei<br />

gefestigt, eine breite Solidarität sei in der Gesellschaft<br />

spürbar. Man müsse jedoch die jungen Leute mit ihren<br />

Anliegen ernst nehmen und sie an politischen Entscheidungen<br />

stärker beteiligen. Gerade diese Mitbestimmung<br />

an ihrer Schule lobten Selina und Martin. Neuerdings<br />

dürften jetzt alle Schülerinnen und Schüler und nicht<br />

nur die Klassensprecher den Schulsprecher wählen. Für<br />

die Landauer Demokratie wünschen sich beide weniger<br />

Populismus, weniger Parteidominanz und mehr Einfluss<br />

der Bürgerinnen und Bürger“. Viertklässler aus einer<br />

Grundschule in Ramstein übermittelten via Film unter<br />

dem Beifall aller Anwesenden ihre Glückwünsche am<br />

Ende der Berliner Veranstaltung: „Happy birthday, liebe<br />

Bundesrepublik, happy birthday, liebes Grundgesetz“.<br />

Paul Schwarz<br />

19


RECHT<br />

ALTERSTEILZEIT SOLL VERLÄNGERT WERDEN<br />

Am 29.4.09 wurde mit der Landtagsdrucksache 15/3276<br />

der am 31.März 2009 verabschiedete Bericht der Landesregierung<br />

zur Evaluierung der Altersteilzeit für Beamtinnen<br />

und Beamte in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> veröffentlicht. Die<br />

entscheidenden Sätze dieses Berichtes lauten:<br />

„Zur Gewährleistung eines gleitenden und flexiblen<br />

Eintritts in den Ruhestand sollte aus Sicht der Landesregierung....die<br />

Altersteilzeit auch ab dem Jahr 2010<br />

fortgeführt werden:“<br />

Mit den Vorschlägen der Landesregierung werden zwar<br />

nicht alle Wünsche der <strong>GEW</strong> erfüllt. Die Betroffenen - zur<br />

Zeit beamtete Lehrkräfte, die vor dem 2.8.1956 geboren<br />

sind - könnten dann aber die Altersteilzeit in Anspruch<br />

nehmen unter den seit 2007 geltenden (ungünstigeren)<br />

Bedingungen.<br />

Damit haben die Initiativen von <strong>GEW</strong> und DGB wenigstens<br />

einen Teilerfolg:<br />

* Auf dem Landesgewerkschaftstag der <strong>GEW</strong> im Mai<br />

2008 hatten die Delegierten einstimmig eine Verlängerung<br />

der Altersteilzeitmöglichkeiten über den 31.12.2010<br />

hinaus gefordert.<br />

* Der DGB wies in einer Pressemeldung vom 7.6.08 auf<br />

die Notwendigkeit der Nachfolgeregelung für die Anfang<br />

2010 auslaufenden Altersteilzeitregelungen hin.<br />

* Der Landesvorstand der <strong>GEW</strong> hat am 28.3.09 erneut<br />

die Weiterführung der Alterssteilzeit über 2009 hinaus<br />

gefordert.<br />

* Auch der gerade zu Ende gegangene Bundesgewerkschaftstag<br />

der <strong>GEW</strong> hatte die Forderung nach einer<br />

Nachfolgeregelung bekräftigt.<br />

<strong>GEW</strong> und DGB haben dabei aber auch immer wieder<br />

auf die Notwendigkeit einer tarifvertraglichen Regelung<br />

für die Angestellten dargelegt, deren Tarifvertrag zur<br />

Zeit noch ein Auslaufen der Altersteilzeitregelungen zum<br />

31.12.2009 vorsieht.<br />

Der jetzt bekannt gewordene Vorschlag der Landesregierung<br />

sieht im Einzelnen vor:<br />

Die Altersteilzeit sollte zur Gewährleistung eines gleitenden<br />

und flexiblen Eintritts in den Ruhestand auch ab dem<br />

Jahr 2010 fortgeführt werden. Dabei gilt die Vorgabe,<br />

dass die Regelungen kostenneutral auszugestalten sind,<br />

weiter fort.<br />

Eine Fortführung der Altersteilzeit ist auch vor dem<br />

Hintergrund angezeigt, dass sich die Anzahl der antragsberechtigten<br />

Beamtinnen und Beamten noch auf hohem<br />

Niveau bewegen wird. Dies gilt besonders bei den Lehrkräften:<br />

Durch die Altersteilzeit - insbesondere im Blockmodell<br />

- kann ein wesentlicher Beitrag zur Verjüngung<br />

der LehrerInnnen-Kollegien geleistet werden.<br />

Die Voraussetzungen für die Gewährung der Altersteilzeit<br />

nach den §§ 80 e und 80 f LBG können für die<br />

Verlängerung der Altersteilzeitregelungen gleichbleibend<br />

übernommen werden.<br />

Die Altersteilzeitzuschläge nach § 6 a LBesG können<br />

unverändert erhalten bleiben. Das bedeutet, dass der<br />

Altersteilzeitzuschlag bis zum Eintritt in den Ruhestand<br />

bei einer vereinbarten Pensionierung mit 63. bzw. 64<br />

Jahren jeweils 20 % der halben Bruttobezüge und bei<br />

einer vereinbarten Pensionierung mit 67 Jahren 40 %<br />

der halben Dienstbezüge ausmacht.<br />

Es ist beabsichtigt, die Altersteilzeitregelungen weiterhin<br />

zeitlich zu befristen. Im Hinblick auf die derzeit noch<br />

nicht abgeschlossene Anpassung der Regelungen des<br />

allgemeinen Beamtenrechts im Zuge der Föderalismusreform<br />

soll eine Befristung von zwei Jahren vorgesehen<br />

werden. Damit könnte die Altersteilzeit zukünftig bewilligt<br />

werden, wenn die Altersteilzeit vor dem 1. Januar<br />

2012 beginnt.<br />

Es ist zu hoffen, dass die Altersteilzeitregelungen auch<br />

über den 1. Januar 2012 hinaus weitergeführt werden,<br />

damit das Ziel eines flexibleren Übergangs in den Ruhestand<br />

bei möglicherweise beginnenden körperlichen<br />

Beeinträchtigungen weiterhin erreicht wird.<br />

Die <strong>GEW</strong> wird sich für dieses Ziel auch weiterhin einsetzen<br />

und die Betroffenen in besonderen Veranstaltungen<br />

informieren und beraten.<br />

Klaus Bundrück<br />

20 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


JEDER SPRICHT, DER EINEN MUND HAT!<br />

Betr.: <strong>GEW</strong>-Zeitung RLP 5-6/09, S. 12, „Muttersprachlicher<br />

Unterricht für Immigranten?“<br />

Wer diesen Artikel liest, erkennt schnell die zutreffenden<br />

Argumente von Herrn Mathias Burghardt, dass die Sprache<br />

nicht so ein einfach definierbares Phänomen ist, wie<br />

Herr Prof. Dr. Hartmut Esser meint!<br />

Was Herr Prof. Dr. Hartmut Esser sagt, ist sehr primitiv.<br />

Von der Leitkultur ausgehend, klingen seine Behauptungen<br />

nach Assimilation und sind erschreckend!<br />

Es ist unumstritten, dass das Lernen der Landessprache<br />

für schulischen und beruflichen Erfolg unabdingbar ist.<br />

Aber für einen Menschen sind seine Werte (die kulturellen<br />

und persönlichen Werte) auch wichtig.<br />

Um diese Werte zu erlernen und zu erfahren, brauchen<br />

sie ihre Muttersprache.<br />

Die Sprachen, Muttersprache und Landessprache, stehen<br />

KREISARBEIT UND MITGLIEDER STÄRKEN<br />

Funktionärskonferenz der <strong>GEW</strong> in Mainz<br />

Sichtlich stolz und sehr zufrieden eröffnete der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende<br />

Klaus-Peter Hammer die <strong>GEW</strong>-Funktionärskonferenz<br />

am 6. Juni im Schloss Waldthausen. „Die <strong>GEW</strong><br />

ist nach der letzten Personalratswahl die stärkste bildungspolitische<br />

Kraft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“. Als Ziel der Konferenz,<br />

zu der die Kreisverbände jeweils zwei Personen geschickt<br />

hatten, nannte Hammer, „die Stärkung und Unterstützung<br />

der <strong>GEW</strong> vor Ort“. Die Konferenz wolle keine Beschlüsse<br />

fassen, sondern gemachte Erfahrungen in den<br />

Kreisverbänden austauschen, um eine bessere Vernetzung<br />

der Kreise zu erreichen und um inhaltliche und methodische<br />

Impulse für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen<br />

weiterzugeben.<br />

Bei den unterschiedlichen Themen, die sachlich und<br />

engagiert erörtert wurden, ging es um die Reflexion und<br />

Koordination der Vorhaben der Regionalkonferenz 2008,<br />

z.B. um die Planungshilfen für die Arbeit der Kreise, um<br />

die „Ideenbörse“, wie Elmar Ihlenfeld es nannte. Die<br />

Veranstaltungen in den Kreisverbänden wurden breit<br />

erörtert und gemeinsam überlegt, wie man z.B. die Bildungsfilme<br />

von Paul Schwarz in die Arbeit vor Ort stärker<br />

einbinden könnte. Eine Filmliste soll helfen, bestimmte<br />

Themen abzurufen.<br />

Neben bildungspolitischen Themen sollen verstärkt<br />

Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen<br />

und Erzieher angeboten werden, z.B. zur Gesundheit der<br />

Kolleginnen und Kollegen, zum Schul- und Beamtenrecht,<br />

aber auch zum Unterricht. Stellvertretend wurden<br />

der Umgang mit Heterogenität und die Binnendifferenzierung<br />

genannt, die „Landesdelle“ in der Qualität<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

BRIEF AN DIE REDAKTION / <strong>GEW</strong> -INTERN<br />

sich nicht entgegen, sondern ergänzen den Menschen in<br />

vielerlei Hinsicht (Persönlichkeitsbildung, geistige Entwicklung,<br />

beruflicher und schulischer Erfolg).<br />

Die genanten Studien zu zitieren, genügt nicht, um über<br />

dieses Thema Urteile abzugeben!<br />

Man muss es auch aus der Sicht der hier lebenden Migranten<br />

betrachten.<br />

Von einem Professor erwarte ich wenigstens tiefer gehendes<br />

Wissen und eine Analyse, bevor er etwas sagt.<br />

Ich unterrichte seit 32 Jahren solche SchülerInnen und<br />

habe selbst zwei Kinder hier mehrsprachig groß gezogen<br />

und nicht nur in diese Gesellschaft, sondern in die Welt<br />

integriert. Wie wir gibt es viele Migranten hier. Aber<br />

unsere Erfahrungen zählen nichts. So ein Professor gibt<br />

einfach besserwisserisch Urteile ab und findet Gehör!<br />

Mit dieser Haltung können wir die Integration nur verzögern.<br />

Dann kostet es mehr Geld für das Land, in dem<br />

wir gemeinsam leben!<br />

Hikmet Köse,<br />

Vorstandsbereich Interkult. Angelegenheiten der <strong>GEW</strong> RLP<br />

rheinland-pfälzischer Schularbeit. Die Pressearbeit soll<br />

vor Ort intensiviert werden, wobei weniger Wert auf<br />

papierene Presseerklärungen gelegt wird, sondern auf<br />

Berichte über <strong>GEW</strong>-Veranstaltungen, welche das Thema<br />

Bildung, Schule und Erziehung in der Öffentlichkeit<br />

besetzen, z.B. mit einem regelmäßigen „<strong>GEW</strong>-Bildungsforum“<br />

in manchen Kreisen oder mit einem „Runden<br />

Tisch Bildung“ oder mit der Veranstaltung „Die <strong>GEW</strong><br />

im Gespräch mit …“. Ein besonderes Augenmerk sollen<br />

die Mitglieder auf Leserbriefe richten. Dieses Presse-Genre<br />

wird am meisten in der lokalen und regionalen Zeitung<br />

gelesen und wahrgenommen.<br />

Breiten Raum in der Diskussion nahmen die Vertrauensleute<br />

ein. Wie können sie stärker in die Kreisarbeit<br />

eingebunden werden? Wie schafft man es, sich regelmäßig<br />

mit ihnen auszutauschen?. So lauteten die zwei zentrale<br />

Fragen der Funktionärstagung. Damit hängt eng zusammen<br />

der Informationsaustausch zwischen Kreisvorstand<br />

und Mitglieder und zwischen den Mitgliedern selbst. Eine<br />

neue <strong>GEW</strong>-Homepage sowie ein Newsletter werden die<br />

Kommunikation beleben und verstärken.<br />

Angesprochen wurde auch MOPS, die modulare Personalräte-Schulung.<br />

Rückblickend auf die Vorbereitung<br />

der diesjährigen Personalratswahl sprach Sylvia Sund<br />

von einer „sehr guten, aber auch teueren Arbeit“. Vom<br />

Arbeitgeber wird künftig ein finanzieller Beitrag für diese<br />

Tätigkeit erwartet.<br />

Klaus-Peter Hammer und Sybilla Hoffmann versprachen,<br />

manches, was an diesem Funktionärstag erörtert worden<br />

sei, in die eine oder andere Beschlussfassung für eine der<br />

nächsten Landesvorstandssitzungen aufzunehmen. „Wir<br />

müssen arbeiten, arbeiten, aber die Steigerung unserer<br />

Mitgliederzahlen geben uns mächtigen Rückenwind. Wir<br />

sind auf einem guten und richtigen Weg.“<br />

psw<br />

21


<strong>GEW</strong>-INTERN<br />

BECK: EIN ANWALT FÜR DIE ZUKUNFTSCHANCEN VON JUNGEN MENSCHEN<br />

Bundesverdienstkreuz für ehemaligen <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden Tilman Boehlkau<br />

Ministerpräsident Kurt Beck überreichte das vom Bundespräsidenten<br />

verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande<br />

an Tilman Boehlkau, den ehemaligen <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzenden.<br />

Der Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit<br />

sei für Boehlkau stets das wichtigste Ziel. „Dabei war er<br />

nicht nur gewerkschaftlicher Interessenvertreter, sondern<br />

vor allem Anwalt für die Zukunftschancen von jungen<br />

Menschen“, so Beck.<br />

Nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule<br />

Koblenz wurde Tilman Boehlkau 1969 Lehrer an einer<br />

Hauptschule in Polch, an der er insgesamt elf Jahre wirkte.<br />

Er war dort Initiator der ersten Betriebspraktika, Gründer<br />

und Leiter des Schulchores, initiierte erste und erfolgreiche<br />

Teilnahmen an „Jugend trainiert für Olympia“<br />

und nahm mit seinen Klassen mehrfach erfolgreich am<br />

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil. 1980<br />

wurde er Konrektor an einer Grund- und Hauptschule<br />

und war schließlich von 1989 bis 1992 Rektor an einer<br />

Hauptschule im Westerwald.<br />

Während seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer war er<br />

von 1974 an Mitglied im Kreispersonalrat der Lehrerinnen<br />

und Lehrer an Grund- und Hauptschulen im Kreis<br />

Mayen, von 1984 bis 1992 Mitglied im Bezirkspersonalrat<br />

Das am 25.03.09 vom Landtag verabschiedete Gesetz<br />

zur Integration der jährlichen Sonderzahlung und zur<br />

Anpassung der Besoldung und Versorgung 2009/2010 hat<br />

nicht zuletzt auf Grund des Verhandlungserfolgs der <strong>GEW</strong>,<br />

unterstützt durch Warnstreiks und Kundgebungen, die wir<br />

auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wiederholt durchgeführt haben,<br />

Einkommensverbesserungen auch für Beamtinnen und Beamte<br />

und Versorgungsempfänger erbracht. Diese gehen auf<br />

2 Bausteine zurück:<br />

1. Mit Wirkung vom 01.01.09 wird die jährliche Sonderzahlung<br />

in die Grundgehaltstabelle eingebaut. Damit wird<br />

und übte von 1987 bis 1991 das Amt des ehrenamtlichen<br />

Beisitzers der Fachkammer für Personalvertretungsangelegenheiten<br />

beim Verwaltungsgericht Koblenz aus.<br />

1974 wurde Boehlkau Mitglied in der Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft und übernahm 1977 für fünf<br />

Jahre den Vorsitz des <strong>GEW</strong>-Kreises Koblenz. Von 1984<br />

bis 1992 war er Vorsitzender des <strong>GEW</strong>-Bezirks Koblenz<br />

und übernahm 1992 schließlich das Amt des <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis zum Mai 2008.<br />

Auch in weiteren gesellschaftlichen Bereichen war und<br />

ist Boehlkau engagiert. So war er von 1971 bis 1977<br />

Vorsitzender der Abteilung „Laufen“ im örtlichen Sportverein<br />

und war Mitbegründer der Volleyball-Abteilung in<br />

einem weiteren Sportverein. Von 1978 bis 1982 war er<br />

darüber hinaus Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St.<br />

Firminus in Pillig.<br />

Von 1999 bis 2004 war er Mitglied des Ortsgemeinderates.<br />

Seit 2004 übt er das Amt des ehrenamtlichen<br />

Ortsbürgermeisters der Ortsgemeinde Pillig aus.<br />

Ministerpräsident Kurt Beck: „Das vielfältige engagierte<br />

Wirken von Tilman Boehlkau ist anerkennenswert und<br />

rechtfertigt die Auszeichnung mit dem Verdienstorden<br />

der Bundesrepublik Deutschland.“<br />

pm<br />

INFORMATIONEN ZUR BEITRAGSANPASSUNG<br />

Eine Mitteilung des Vorstandsbereichs Finanzen und Mitgliederverwaltung<br />

Klassenfahrten in die Vulkaneifel<br />

auf den Gast- und Reithof<br />

Trimbser Mühle<br />

Naturschutzgebiet, Pferde,<br />

Tierwiese, großer Spielplatz.<br />

Nur eine Klasse (max.<br />

30 Kinder). Individuelle<br />

Programmgestaltung nach<br />

Absprache<br />

Infos unter:<br />

www.trimbsermuehle.de<br />

oder Tel: 02654 881380<br />

56753 Trimbs<br />

eine alte Forderung unserer Gewerkschaft erfüllt. Denn daraus<br />

ergibt sich der Vorteil, dass von nun an die integrierten<br />

Sonderzahlungen auch in die linearen Gehaltserhöhungen<br />

einbezogen werden.<br />

2. Für Januar und Februar 2009 wird eine Einmalzahlung<br />

in Höhe von 40 Euro geleistet und die Tabellengehälter<br />

werden zum 01.03.09 zunächst um einen Sockelbetrag von<br />

40 Euro und dann um 3% erhöht.<br />

Da sich die Bemessung unseres Mitgliedsbeitrags nach der<br />

Beitragsordnung auf das Tabellengrundgehalt bezieht, führt<br />

dies zu einer Anpassung der Beiträge, die ab Juni, rückwirkend<br />

ab März, erhoben werden.<br />

Studienreisen / Klassenfahrten<br />

8-Tage-Busreise z.B. nach<br />

WIEN ÜF ab 192,-- €<br />

BUDAPEST ÜF ab 192,-- €<br />

LONDON ÜF ab 254,-- €<br />

PRAG ÜF ab 199,-- €<br />

PARIS ÜF ab 224,-- €<br />

ROM ÜF ab 258,-- €<br />

8-Tage-Busreise z.B. nach<br />

Costa Brava Ü ab 210,-- €<br />

Gardasee Ü ab 220,-- €<br />

Südfrankreich Ü ab 230,-- €<br />

(Unterbringung in Selbstversorgerunterkünften)<br />

Alle Ausflugsfahrten inklusive. Flug- und Bahnanreise sowie andere Ziele<br />

(z.B. Ferienparks in den Niederlanden oder Belgien) auf Anfrage möglich!<br />

REISEBÜRO KRAUSE GMBH · MÜNSTERSTR. 55a · 44534 LÜNEN<br />

Tel: 0 23 06/7 57 55-0 · Fax: 0 23 06/7 57 55-49<br />

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22 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


DIE <strong>GEW</strong> GRATULIERT …<br />

im August 2009<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Herrn Winfried Fürst<br />

06.08.1939<br />

Westendstr. 30 · 67059 Ludwigshafen<br />

Herrn Manfred Schmitt<br />

15.08.1939<br />

An der Weid 29 · 66871 Etschberg<br />

Frau Gudrun Staab<br />

18.08.1939<br />

Apostelbräustr. 21 · 67549 Worms<br />

Herrn Klaus Wittstock<br />

27.08.1939<br />

Rehuetterstr. 61 ·67141 Neuhofen<br />

Herrn Joachim Nikolai<br />

31.08.1939<br />

Albert-Schweitzer-Str. 19 · 67149 Meckenheim<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Heinrich Schulmeyer<br />

11.08.1934<br />

Brunnenstr. 1 · 55758 Kempfeld<br />

Herrn Werner Brasen<br />

19.08.1934<br />

Fichtenstr. 4 · 55624 Rhaunen<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Frau Dorothea Langner<br />

19.08.1929<br />

Waldstr. 10 · 67376 Harthausen<br />

Herrn Oskar Faus<br />

22.08.1929<br />

An der Neumuehle 1 · 67373 Dudenhofen<br />

zum 85. Geburtstag<br />

Frau Adelheid Hagen<br />

02.08.1924<br />

Luisenstr. 4 · 77709 Wolfach<br />

Frau Renate Booms<br />

30.08.1924<br />

Wismarer Str. 1 · 56075 Koblenz<br />

zum 89. Geburtstag<br />

Herrn Heinrich Kraemer<br />

30.08.1920<br />

Parkstr. 36 · 57610 Altenkirchen<br />

zum 96. Geburtstag<br />

Herrn Karl Hott<br />

13.08.1913<br />

Auf dem Feldchen 20 · 56368 Klingelbach<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

im September 2009<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Frau Ilse Heintz<br />

12.09.1939<br />

Steinackerstr. 1 · 66482 Zweibrücken<br />

Herrn Dr. Fritz Marz<br />

14.09.1939<br />

Raiffeisenstr. 29 · 76829 Landau<br />

Herrn Bertold Agne<br />

16.09.1939<br />

Gartenstr. 15 · 66424 Homburg<br />

Herrn Klaus Metzner<br />

19.09.1939<br />

Dahlienstr.14 · 67112 Mutterstadt<br />

Frau Gisela Zerres<br />

20.09.1939<br />

Im Wolfsacker 8 · 57610 Altenkirchen<br />

GENERATION 60+<br />

Herrn Hermann Reeh<br />

23.09.1939<br />

Bindweider Str. 24 · 57520 Steinebach<br />

Herrn Robert Scholl<br />

23.09.1939<br />

Boellwiese 14 · 67295 Bolanden<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Frau Johanna Mohr<br />

08.09.1934<br />

Weidasserstr. 39 · 55234 Kettenheimg<br />

zum 85. Geburtstag<br />

Frau Gertrud Scherer<br />

06.09.1924<br />

Stresemannstr. 86 · 67663 Kaiserslautern<br />

Frau Trude Munzinger<br />

19.09.1924<br />

Turnstr 19 · 66999 Hinterweidenthal<br />

zum 86. Geburtstag<br />

Frau Liselotte Ludwig<br />

08.09.1923<br />

Kirchheimbolander Str. 15 · 67294 Stetten<br />

Herrn Rolf Meissner<br />

24.09.1923<br />

Hohe Anwand 40 · 56269 Dierdorf<br />

zum 87. Geburtstag<br />

Herrn Karl-Heinz Rimmel<br />

01.09.1922<br />

Friedrichstr. 15 · 67655 Kaiserslautern<br />

zum 89. Geburtstag<br />

Frau Else Schmidt<br />

04.09.1920<br />

Grünerstr. 9 · 67061 Ludwigshafen<br />

Frau Hilde Goettel<br />

29.09.1920<br />

Bahnhofstr. 5 · 66871 Theisbergstegen<br />

zum 90. Geburtstag<br />

Herrn Werner Hagen<br />

03.09.1919<br />

Luisenstr. 2 · 77709 Wolfach<br />

Der Landesvorstand<br />

23


GENERATION 60+<br />

DER LANDESSENIORENAUSSCHUSS TAGTE IN WORMS<br />

Zu der Sitzung des Landesseniorenausschusses vom<br />

04.05.-06.05.09 kamen die KreisseniorenvertreterInnen<br />

aus den Bezirken Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>, Koblenz und Trier<br />

nach Worms. Am ersten Sitzungstag wurden die SeniorenvertreterInnen<br />

vom gastgebenden Kreisverband WO-<br />

AZ-FT durch den Kollegen Jörg Pfeiffer herzlich begrüßt.<br />

Bei Kaffee und Kuchen stellte er den Kreisverband mit<br />

seinen verschiedenen Aktivitäten vor.<br />

Die Vorsitzende des Landesseniorenausschusses Hedda<br />

Lungwitz hatte zu dieser Sitzung den Vorsitzenden des<br />

Seniorenbeirates der Stadt Worms, Herrn A. Ehe, eingeladen.<br />

Er berichtete über die vielfältigen Aufgaben<br />

des Beirates. Der Seniorenbeirat vertritt unabhängig die<br />

Belange älterer Menschen gegenüber der Stadtverwaltung<br />

und Öffentlichkeit. Er macht auf bestehende Probleme<br />

aufmerksam und arbeitet an ihren Lösungen mit.<br />

Auf Wunsch der KreisseniorenvertreterInnen hatte Hedda<br />

Lungwitz unseren <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzenden Klaus-Peter<br />

Hammer gebeten, auf der Sitzung über aktuelle Themen<br />

in der Schullandschaft zu sprechen. Er gab Informationen<br />

zur Realschule plus, Gesamtschule sowie über die neue<br />

Grundschulordnung. Außerdem nahm er Stellung zur<br />

Seniorenarbeit. Klaus-Peter Hammer führte aus, dass die<br />

Zusammenarbeit zwischen Landesvorstand und der Vorsitzenden<br />

des Landesseniorenausschusses sehr gut sei.<br />

Ulrike Reichelt , Kreisseniorenvertreterin aus dem Rhein-<br />

Hunsrück-Kreis, stellte die Frage, welche Gründe es für<br />

die SeniorenInnen gibt, in der <strong>GEW</strong> zu bleiben, den<br />

Anwesenden zur Diskussion. Dieser Gedankenaustausch<br />

konnte nicht abschließend behandelt werden und man<br />

kam zu folgendem Ergebnis. Es soll ein Flyer zu diesem<br />

Thema erstellt werden. Die SeniorenvertreterInnen<br />

wurden aufgefordert, Tipps und Gestaltungsvorschläge<br />

an Hedda Lungwitz zu schicken. Hier sind auch die<br />

SeniorenInnen des Landes gefragt, ideenreich an der<br />

Erstellung des Flyers mitzuarbeiten. Kontaktadresse:<br />

Hedda Lungwitz, Kastanienweg 19, 55128 Mainz, Tel.:<br />

06131 / 366959.<br />

Vom KV Ludwigshafen/Speyer kam der Hinweis auf<br />

die Themen Beihilfe und Pflegeversicherung. Wie geht<br />

man am besten mit diesen Sachverhalten um? Da die<br />

Beihilfe und auch die Pflegeversicherung eine komplexe<br />

Angelegenheit ist, sind hierfür unsere Experten für eine<br />

Auskunft zuständig. Ansprechpartner: Klaus Bundrück,<br />

Robert-Koch-Str. 6, 66482 Zweibrücken, Tel.: 06332 /<br />

41814. Außerdem gibt es eine Broschüre im <strong>GEW</strong>-Info-<br />

Dienst „Hilfe in besonderer Lebenslage“ Nr. F2. Für<br />

Mitglieder der <strong>GEW</strong> ist sie kostenlos und kann von der<br />

Landesgeschäftsstelle in Mainz, Tel.: 06131 / 289880<br />

angefordert werden.<br />

Erstmalig wird im Jahr 2010 ein <strong>GEW</strong>-Tag „Generation<br />

60 plus“ stattfinden. Zu diesem Seniorentag werden<br />

alle Kolleginnen und Kollegen ab dem 60. Lebensjahr<br />

eingeladen. Auch hier können sich die Kolleginnen und<br />

Kollegen konstruktiv einbringen. Gedanken, Tipps und<br />

Gestaltungsvorschläge sollen an Hedda Lungwitz (Adresse<br />

siehe oben) übermittelt werden.<br />

Der zweite und dritte Sitzungstag war der Kultur vorbehalten.<br />

Unser besonderer Dank für die gute Betreuung<br />

und Organisation durch den Kreisverband WO-AZ-FT<br />

geht an Jörg Pfeiffer.<br />

hl<br />

Spuren…<br />

… hinterlässt jeder Krieg bei den Menschen.<br />

Kinder sind die Hauptleidtragenden:<br />

Sie erleben Trennung und Flucht, Angst und Gewalt.<br />

Viele bleiben mit ihren schrecklichen Erfahrungen<br />

allein. Auch wenn die Kinder dem Krieg entkommen<br />

sind, tragen sie schwer an seinem Erbe.<br />

Unterstützen Sie diese Kinder<br />

auf dem Weg in den Frieden – mit Ihrer Spende!<br />

Weitere Informationen unter<br />

Telefon 0541/7101-128<br />

www.tdh.de<br />

24 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


Sozialstudien beim Sport<br />

KRASSE KONTRASTE<br />

Ein Format wie die Reihe „Sozialstudien beim Sport“ spielt<br />

in unserer Fachzeitschrift für Bildungsfragen natürlich eher<br />

eine Nebenrolle. Umso erstaunlicher daher, dass immer<br />

wieder lobende Reaktionen darauf kommen.<br />

Dass hier nichts mehr über den FSV Oggersheim zu lesen<br />

sei, könne er gut verstehen, meinte jüngst ein Kollege. Keiner<br />

wolle doch nur stets über Misserfolge schreiben. In der Tat.<br />

Wir gehören zwar bestimmt nicht zu denjenigen, die sich<br />

immer auf der Gewinnerseite einordnen möchten - schon die<br />

Tatsache, <strong>GEW</strong>-Mensch im BBS-Bereich zu sein, beweist das.<br />

Aber die Entwicklung, die Oggersheim genommen hat, ist<br />

wirklich eine wahre Misserfolgsstory: kaum Zuschauergunst,<br />

Finanzprobleme, Streit untereinander, und dies, obwohl die<br />

sportlichen Leistungen durchaus akzeptabel waren. Deprimierendes<br />

Ende: freiwilliger Rückzug aus der Regionalliga.<br />

Spieler weg, Trainer weg, sportlicher Leiter weg.<br />

Irgendwie verständlich, dass es kaum noch jemanden ins<br />

Ludwigshafener Südweststadion gezogen hat, denn das ganze<br />

Drum und Dran wurde zunehmend unsympathisch. Alles<br />

so aufgeblasen. Gesperrte Zufahrten, wenn gerade mal noch<br />

300 Zuschauer kamen, am Eingang düstere, als „Security“<br />

verkleidete Gestalten, die Taschen durchsuchten, als fände<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

GESELLSCHAFT / TIPPS + TERMINE<br />

hier ein Europacupfinale zweier verfeindeter Mannschaften<br />

statt. Drinnen dann nervte der jahrmarktschreierische Stadionsprecher,<br />

wuselten wichtigtuerische Vereinsfunktionäre<br />

die Stadiontreppen rauf und runter, gingen so genannte<br />

„Teamleiter Ordnungsdienst“ ihrer bedeutenden Pflicht nach<br />

wie alle Menschen, die mit Amt und Uniform beängstigend<br />

wachsen.<br />

Und dann nur wenige Kilometer weiter nördlich in Friesenheim<br />

der krasse Kontrast: die Zweitligahandballspiele der<br />

TSG. Hier nun die wahre Erfolgsstory. In atemberaubender<br />

Manier hat die junge Mannschaft mit ihrem Tempohandball<br />

die Vizemeisterschaft geschafft. Zum Aufstieg hat es in<br />

sprichwörtlich allerletzter Sekunde tragischerweise nicht<br />

ganz gereicht, was aber die Begeisterung der Fans für die<br />

tolle Leistung in keiner Weise getrübt hat. Das Schöne: Man<br />

gönnt dem tollen Team, dem intelligenten Trainer, dem<br />

sympathischen Verein insgesamt den Triumph von Herzen.<br />

Am Eingang stehen keine Securitygestalten, sondern nette<br />

Kartenkontrolleure, im Hintergrund zieht der Manager<br />

diskret und souverän die Fäden, der Hallensprecher artikuliert<br />

sich astrein und eloquent, die Fans bilden eine große<br />

Familie, die jeden, der regelmäßig kommt, offen aufnimmt.<br />

Da wird man ganz rasch vom Beobachter zum Anhänger,<br />

was nur einen Nachteil hat: Das Nervenkostüm wird fast<br />

immer grenzwertig strapaziert, so aufregend geht´s beim<br />

Hallenhandball zu.<br />

Gute Gründe also, weiterhin darüber zu schreiben.<br />

Günter Helfrich<br />

MEISTERHAFTE FORMULIERUNGSKUNST Wer beim „Heidelberger Campus-Mord“ einen konventionellen<br />

Krimi erwartet, liegt daneben. Das Genre ist<br />

Wenn in dieser Zeitschrift gleich zweimal auf dasselbe<br />

Buch hingewiesen wird, muss das schon gute Gründe<br />

haben. Bei Hubert Bär und seinem neuen Kriminalroman<br />

„Der Heidelberger Campus-Mord“ liegt das zum einen in<br />

der Person des Autors und zum anderen an der Qualität<br />

seiner literarischen Arbeit.<br />

Den LeserInnen der <strong>GEW</strong>-Zeitung ist Hubert durch<br />

zahlreiche Satiren auf unserer Zeitgeist-Seite bekannt.<br />

Er war viele Jahre Deutsch- und Sozialkundelehrer an<br />

der Berufsbildenden Schule Naturwissenschaft in Ludwigshafen,<br />

bis er sich nach seiner Pensionierung bzw.<br />

dem Beginn der passiven Phase der Altersteilzeit ganz<br />

der Literatur widmen und damit auch größere Projekte<br />

angehen konnte.<br />

Und dies hat er mit bewundernswerter Verve getan. Da<br />

ist keine Spur von „schreibendem Lehrer“, der glaubt,<br />

seine Erinnerungen der Nachwelt hinterlassen zu müssen.<br />

Wie schon in seinen vorherigen Arbeiten besticht<br />

Hubert Bär durch eine meisterhafte Formulierungskunst,<br />

die jede Passage seines Romans durchdringt. Wie schön<br />

für ihn und seine aufwendige Arbeit, dass er mit Wellhöfer<br />

einen seriösen Verlag gefunden hat, der sorgfältig<br />

lektoriert und sich so wohltuend von anderen kleinen<br />

Verlagen abhebt.<br />

für Hubert Bär nur Mittel zum Zweck. Natürlich wird<br />

Spannung aufgebaut und will man wissen, wer denn nun<br />

die gleichermaßen attraktive wie auf den eigenen Vorteil<br />

bedachte Germanistikstudentin Silke Brehme ermordet<br />

hat. Etwa der Protagonist Pfeifer, wissenschaftlicher<br />

Angestellter am Germanistischen Seminar, aus dessen<br />

Perspektive die Handlung erzählt wird? An dieser traurigen<br />

Gestalt, die in vielerlei Hinsicht in der Sackgasse<br />

gelandet ist, wird Bärs eigentliche Intention über den<br />

reinen Krimi-Plot hinaus deutlich: Der Autor geißelt in<br />

beißender Satire das Milieu der Literaturwissenschaftler<br />

im romantischen Heidelberg.<br />

Wenn in der beschriebenen Blufferei, der Aufgeblasenheit,<br />

der Wichtigtuerei auch nur ein Kern von Realität steckt,<br />

freut sich der Verfasser dieses Artikels jedenfalls so richtig<br />

auf seinen Unterricht im BVJ und das gemütliche After-<br />

Work-Bier unter ganz normalen Menschen, wo nicht<br />

permanent jeder jedem etwas beweisen muss.<br />

Günter Helfrich<br />

Hubert Bär: Der Heidelberger Campus-Mord, Kurpfalz<br />

Krimi Band 7, Wellhöfer Verlag Mannheim, ISBN 978-<br />

3-939540-30-4<br />

25


TIPPS + TERMINE<br />

„… UND ZUM VIERTEN“<br />

Antje Fries legt ihren neuen Krimi vor<br />

Einen neuen Regionalkrimi hat unsere <strong>GEW</strong>-Kollegin<br />

und ständige Redaktionsmitarbeiterin Antje Fries im Mai<br />

vorgelegt. In „Kleine Schwestern“ ermittelt das K1 der<br />

Wormser Kripo zum vierten Mal. Anne Mettenheimer,<br />

die junge, sympathische Oberkommissarin, steht dabei<br />

wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Dieses Mal geht<br />

es um die Aufklärung des Verschwindens von vier kleinen<br />

Mädchen im Grundschulalter.<br />

Obwohl sich die Oberkommissarin Mettenheimer nach<br />

der Geburt ihrer Zwillinge noch in Elternzeit befindet,<br />

ist ihre Mitarbeit bei der Lösung des Falles so dringend<br />

notwendig und Annes Wunsch, „endlich ihr Hirn“ wieder<br />

benutzen zu können, so groß, dass sie bereits nach fünf<br />

Monaten „Pause“ ihre berufliche Arbeit wieder aufnimmt.<br />

Die Eltern“pause“ übernimmt kurzerhand - ohne jede<br />

Ausflüchte - der Vater der Kinder. Wohl der Frau, die so<br />

einen Partner hat und Arbeitgeber, die da mitspielen.<br />

Die Aufklärung des Falles kommt- aller Fernsehserien<br />

zum Trotz - ohne Ballerei, Verfolgungsrennen, Schlägereien,<br />

heldenhaften KommissarInnen und den sonst<br />

üblichen Klischees aus. Aber auch ohne diese brutalen<br />

Zutaten ist dieser Krimi spannend, denn er vermittelt<br />

sehr gute Einblicke in die ganz reale Ermittlungsarbeit der<br />

Kriminalpolizei. Ganz nebenbei werden unzulängliche<br />

Arbeitsbedingungen, schlechte Personal- und Materialausstattung<br />

und Spannungen zwischen den KollegInnen<br />

angesprochen. Gerade diese Realitätsnähe ist es, die diesem<br />

Krimi seinen eigenen Charakter verleiht.<br />

BÜCHERTIPPS VON ANTJE FRIES<br />

Jungen fördern<br />

Die Jungen-Pädagogik ist schon lange ein wichtiges<br />

Thema. Gabriele Cwik hat es nun in ihrem neuen Buch<br />

„Jungen besser fördern“ aufgegriffen und bietet neben<br />

Denkanstößen auch Praxisideen für die Klassen 1 bis 4<br />

an: Da wird aus der Bundesligatabelle eine Quelle für<br />

Knobelaufgaben gewonnen, und im Sachunterricht geht<br />

es um Wale, Haie und Quallen statt Pony, Kaninchen<br />

und Hamster. Auf alle Fächer geht die Autorin in Bezug<br />

auf Jungenpädagogik ein und liefert ebenso kurze wie gut<br />

umsetzbare Vorschläge.<br />

Gabriele Cwik: Jungen besser fördern. 112 Seiten, 13,50<br />

Euro. Berlin 2009. ISBN 978-3-589-05144-1<br />

Hatten wir‘s nicht eben von Jungenpädagogik? Da<br />

gehört natürlich auch der richtige Lesestoff dazu: Ein<br />

Beispiel ist „Wie man einem Außerirdischen begegnet,<br />

ein Floß baut und in der Wildnis überlebt“ von Johnny<br />

Wilkens. Es ersetzt mühelos jedes angestaubte Pfadfinder-<br />

Lehrbuch und ist obendrein noch reich bebildert und<br />

Aber es sind noch mehr „Nebenbeis“, die den LeserInnen<br />

vermittelt werden. Die häuslichen Organisationsprobleme<br />

und die körperlichen Belastungen, die die junge Mutter<br />

Anne Mettenheimer hat, als sie wieder in den Beruf einsteigt,<br />

sind so authentisch und witzig beschrieben, dass<br />

sich wohl die meisten junge Frauen in ähnlicher Lage<br />

damit identifizieren können.<br />

Die „Macken“ der handelnden Personen werden liebevoll<br />

und sehr ironisch weiter gepflegt: Ob es nun die<br />

Nikotinsucht des Gerichtsmediziners „Kippe“ ist oder<br />

das Verheimlichen von gesundheitlichen Problemen des<br />

Chefs des K1 oder die Leidenschaft für ungesundes Essen<br />

der Kommissare generell oder das ständige Bestreben von<br />

Annes Mutter, die Tochter endlich - wie es sich gehört<br />

- unter die Haube zu bringen. Man gewinnt den Eindruck,<br />

die Personen allesamt in seinem Bekanntenkreis<br />

zu haben.<br />

Natürlich wird auch der Kriminalfall gelöst.<br />

Besonders lesenswert ist der Krimi für alle Mütter mit<br />

kleinen Kindern, denn sie stellen fest: Mit meinen Problemen<br />

bin ich nicht allein, das geht wohl allen so. Junge<br />

Väter sollten sich den Zwillingsvater Paul zum Vorbild<br />

nehmen, damit`s mit der Emanzipation der Männer<br />

endlich vorwärts geht. Und Omas und Opas müssen die<br />

„Kleinen Schwestern“ lesen, damit sie künftig wissen, wie<br />

ihre erwachsenen Kinder so ticken.<br />

U.K.<br />

Antje Fries, Kleine Schwestern, Leinpfad Verlag Ingelheim,<br />

ISBN 978-3-937782-81-2, 188 Seiten, Broschur,<br />

9,90 Euro<br />

locker geschrieben. Der Untertitel „93 Abenteuer für<br />

Entdecker und ganze Kerle“ ist wahrlich nicht zu hoch<br />

gegriffen: Haben Sie mit Ihrer Klassen schon mal einen<br />

Lehmbackofen gebaut? Flammkuchenrezept gratis dazu!<br />

Neben Kulturellem (Fraktur lesen, sieben Weltwunder,<br />

Goethe-Zitate) und Technik (Zwille bauen, Platten flicken,<br />

Kompass bauen) oder Naturthemen (Igel retten,<br />

schnitzen, Bäume bestimmen) ist allerlei Nützliches<br />

enthalten (Erste Hilfe, Zaubertricks, Jonglieren, Alarmanlage<br />

fürs eigene Zimmer, Kochrezepte usw.). Man liest<br />

sich sofort fest und wird sich keinen Deut darum scheren,<br />

dass die Nachbarn kopfschüttelnd beobachten, wie man<br />

im Garten den eben nach Anleitung gebauten Bumerang<br />

wirft oder Stelzen ausprobiert. Unverzichtbar für Jungen,<br />

deren Eltern und Lehrer!<br />

Ebenso interessanter Lesestoff ist „Gewaltige Naturkatastrophen“<br />

von Imke Rosebrock. Das Buch aus der<br />

Jugend-Brockhaus-Reihe informiert über Tsunamis,<br />

Wirbelstürme, Vulkanausbrüche und andere Phänomene<br />

in zwanzig Kapiteln, die nicht nur mit einem Dialog von<br />

jeweils Betroffenen eröffnet werden und so lebendig einführen,<br />

sondern auch so schon allesamt hoch spannend<br />

sind und opulent bebildert auch Lesemuffel interessieren<br />

werden.<br />

26 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


Johnny Wilkens: Wie man einem Außerirdischen begegnet,<br />

ein Floß baut und in der Wildnis überlebt. 272 Seiten,<br />

19,95 Euro. Weinheim 2009. ISBN 978-3-407-25489-<br />

4<br />

Imke Rosebrock: Gewaltige Naturkatastrophen. 176<br />

Seiten, 16,95 Euro. Weinheim 2009. ISBN 978-3-407-<br />

75347-2<br />

Sachunterricht aktiv<br />

„Gute Aufgaben Sachunterricht“ heißt ein neuer Titel für<br />

die Grundschule, in dem es um naturwissenschaftliche<br />

Phänomene geht. Was sind aber gute Aufgaben? Solche,<br />

die, so schreiben es die Herausgeber, das Verstehen von<br />

Zusammenhängen unterstützen und Kinder befähigen,<br />

ihr Wissen selbst aufzubauen. Aufgaben mit Bezug zum<br />

eigenen Handeln sind besonders wichtig bei den Experimenten,<br />

die die Autoren Patricia Grygier und Andreas<br />

Hartinger anbieten, sodass selbstständiges Denken, Beobachten<br />

und Hinterfragen gefördert werden.<br />

Patricia Grygier/Andreas Hartinger: Gute Aufgaben<br />

Sachunterricht. 128 Seiten , 13,50 Euro. Berlin 2009.<br />

ISBN 978-3-589-05139-7<br />

Nicht nur für Einsteiger<br />

99 Tipps für Berufseinsteiger im Lehramt zum individuellen<br />

Fördern bietet ein neues Buch aus der Reihe<br />

Praxis-Ratgeber Schule. Es ist als Mentoren-Programm<br />

in Buchform gedacht und eine Fundgrube für den Alltag<br />

- nicht nur für Anfänger! Neben Rahmenbedingungen<br />

und Lernausgangsdiagnosen wird auf Lernpläne, Lernkontrakte,<br />

Dokumentation der Entwicklung und Stärkung der<br />

Lernkompetenz ebenso eingegangen wie auf das Schaffen<br />

transparenter Leistungserwartungen. Praktische Beispiele<br />

runden den Inhalt ab. Farbig markierte Sequenzen zeigen,<br />

wo die Stolpersteine im Alltag zu finden sind, und andere<br />

markierte Felder regen an, einfach loszulegen: „Gleich mal<br />

ausprobieren“, heißt es da. Eine ebenso kurzweilige wie<br />

DER SOZIALE SPAGAT DROHT DIE SCHULE ZU ZERREISSEN<br />

Die Gesellschaft hat sich dramatisch verändert, die Schule<br />

kaum. Die Situation der Kinder ist immer mehr von den<br />

beiden Polen „Wohlstandsverwahrlosung“ und „neue<br />

Armut“ (Stichwort: Hartz IV) gekennzeichnet. Kinder<br />

dazwischen, ganz „normale“ Kinder, seelisch gesund,<br />

anstrengungsbereit und leistungsfähig, scheinen immer<br />

seltener zu werden. Der „soziale Spagat“ droht die Schule<br />

zu zerreißen.<br />

Die Aktion Humane Schule analysiert in der aktuellen<br />

Ausgabe ihrer Zeitschrift „Humane Schule“ die Situation<br />

und stellt daneben Beispiele zum konstruktiven Umgang<br />

mit ihr vor. Eine vielfältige Sammlung von Beiträgen, sowohl<br />

von namhaften als auch von ehrenamtlichen Autor/innen,<br />

thematisiert Wohlstandsverwahrlosung, Angstkultur,<br />

„intelligente Armut“, den deutsch-türkischen Zweig<br />

an einer Grundschule im sozialen Brennpunkt, das Projekt<br />

„Schule, na klar!“, die Offene Ganztagsschule und die<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

TIPPS + TERMINE<br />

sinnvolle Dienst-Lektüre!<br />

Liane Paradies u.a.: 99 Tipps: Individuelles Fördern.<br />

160 Seiten, 14,95 Euro. Berlin 2009. ISBN 978-3-<br />

589-22821-8<br />

Handbuch zur Sprachförderung<br />

Ein zentrales Thema der Arbeit in Kindertageseinrichtungen<br />

ist die sprachliche Förderung. Das neue Handbuch<br />

„Sprechanlass Alltag“ zeigt, wie Sprachförderung in die<br />

tägliche Kita-Routine integriert werden kann. Zusätzlich<br />

zu den Grundlagen des Spracherwerbs werden konkrete<br />

Beispiele für die pädagogische Arbeit gegeben, sodass<br />

die Sprachförderung leicht z.B. in den Morgenkreis oder<br />

das freie Spielen eingebaut werden kann. Auch Ideen<br />

zur Kooperation mit den Eltern kommen zur Sprache.<br />

Hilfen zu Dokumentation und Evaluation sind ebenso<br />

enthalten und können jeweils an die eigene Kita angepasst<br />

werden.<br />

Bernd Groot-Wilken/Tanja Kaseric: Sprechanlass Alltag.<br />

Berlin 2009. 141 Seiten, 19,95 Euro. ISBN 978-3-589-<br />

24553-6<br />

Dann mal los!<br />

„Let‘s get started!“ heißt ein neues, lehrwerkunabhängiges<br />

Heft mit Übungs- und Fördermaterial zum Fremdsprachenunterricht<br />

in der Grundschule. Es geht um die<br />

Themenbereiche Farben, Zahlen, Schule, Körper und<br />

Haustiere, und alle Themen beinhalten Material für die<br />

Arbeit im Klassenverband wie auch in der freien Arbeit.<br />

Übungen zum Hören und Sprechen wechseln sich mit<br />

Liedern, Bastelaufgaben und Spielen ab. Die beiliegende<br />

CD enthält alle Texte, Reime, Lieder und Hörverstehensübungen.<br />

Maureen Berndt/Nicole Hitschler: Let‘s get started! Band<br />

1. Kempen 2009. 52 Seiten, 19,90 Euro. ISBN 978-3-<br />

86740-131-9<br />

Meinung der Kinder dazu, die Initiative „ArbeiterKind.<br />

de“, Forschungsergebnisse zum Lernen von Kindern in<br />

Schule und Alltag sowie eine kritische Auseinandersetzung<br />

mit dem Winterhoff-Bestseller „Warum unsere Kinder<br />

Tyrannen werden“. Aus Anlass des Schulamoklaufs von<br />

Winnenden ist auch der Appell baden-württembergischer<br />

Bildungsinitiativen an alle deutschen Kultusminister/innen<br />

aufgenommen worden.<br />

Weitere Beiträge, Buchbesprechungen und ein herrlicher<br />

Cartoon runden das 32-seitige, nicht-kommerzielle und<br />

vollständig werbefreie Heft ab. „Schule im sozialen Wandel“<br />

kann zum Preis von 4,- Euro zzgl. Versand bestellt<br />

werden auf www.aktion-humane-schule.de, per eMail<br />

über info@aktion-humane-schule.de oder telefonisch<br />

unter 0 22 08 / 921 99 47 (Fax: 921 99 46)<br />

pm<br />

27


KREIS & REGION<br />

Kreis Koblenz - Mayen<br />

Auf Studienfahrt nach Schweden<br />

In den Osterferien brach eine Gruppe von zehn <strong>GEW</strong>-Mitgliedern<br />

des Kreises zu einer einwöchigen Studienreise mit dem Titel „Schule<br />

in Schweden“ nach Helsingborg und Malmö auf, um sich vor Ort<br />

ein eigenes Bild über das international anerkannte und erfolgreiche<br />

schwedische Schulsystem zu machen. Die Reise, initiiert und in<br />

Zusammenarbeit mit dem Dortmunder „Forum Eltern und Schule“<br />

organisiert von unserem Kreisvorsitzenden Lutz Zahnhausen, wurde<br />

im Rahmen des COMENIUS-Programms durch die nationale<br />

Agentur für EU-Programme im Schulbereich finanziell gefördert.<br />

Nach einer ausführlichen Einführung in das schwedische Schulsystem<br />

durch unsere Betreuerin Silke Weide (eine deutsche Lehrerin,<br />

die mit ihrer Familie vor einigen Jahren nach Schweden übersiedelte<br />

und uns während der ganzen Woche sehr fachkompetent und engagiert<br />

begleitete) am ersten Tag hatten wir an den folgenden Tagen<br />

die Gelegenheit, gemeinsam oder in Kleingruppen verschiedene<br />

Bildungseinrichtungen zu besuchen, im Unterricht zu hospitieren<br />

und mit Schulleitungsmitgliedern oder Stufenleitern zu sprechen,<br />

die uns sehr freundlich und bereitwillig über die Konzepte ihrer<br />

Schulen informierten. Schon bei der Einführung wurden zahlreiche<br />

Unterschiede zu unserem System deutlich, wie z.B.:<br />

• Die schwedischen Schulen verfügen über eine größere Autonomie,<br />

die Schulleitungen wählen ihre Kollegen selbst aus, Stundenverpflichtung<br />

und Gehalt wird ausgehandelt.<br />

• Die Kollegen haben 38 Stunden Präsenzzeit an der Schule.<br />

• Die Kindertagesstätten (Förskolas) haben ein Ganztagsangebot,<br />

Erzieherinnen brauchen einen Hochschulabschluss. Kinder ab<br />

einem Alter von 1,5 Jahren werden aufgenommen.<br />

• Die Grundschule (1.-9. Klasse) ist für alle Schüler kostenfrei,<br />

Mittagessen, Lernmittel, Schülertransport und auch Klassenfahrten<br />

werden vom Staat bezahlt.<br />

• In den weiterführenden Schulen (Gymnasiets, Klasse 10-12)<br />

gibt es ebenfalls Lernmittelfreiheit, für Schulweg und Essen gibt<br />

es Zuschüsse.<br />

• Die Lehrpläne sind für alle Schulen in Schweden gleich, allerdings<br />

sind die Kommunen zuständig für regionale Umsetzungspläne (die<br />

Stadt Helsingborg bezeichnet sich als Kompetenzstadt für Bildung<br />

mit dem Motto: „Wir nehmen Träume ernst!“).<br />

• Kuratoren (Schulsozialarbeiter bzw. Psychologen) gibt es an jeder<br />

Schule.<br />

• Notenzeugnisse gibt es erst ab Klasse 8 (Noten in einer Dreierskala),<br />

bis dahin gibt es einen halbjährlichen Entwicklungsbericht<br />

für alle Fächer.<br />

• „Sitzenbleiben“ kennt man nur in seltenen Sonderfällen, man<br />

versucht, wirklich alle Schüler mitzunehmen und individuell zu<br />

fördern.<br />

In der „Förskola Hamilton“, einer von Maria Montessori- und<br />

Reggio Emilia- Pädagogik inspirierten vorschulischen Einrichtung<br />

für Kinder bis 6 Jahre, beeindruckten uns schon die großzügige<br />

Ausstattung und die für unsere Begriffe geringe Kinderzahl in den<br />

einzelnen Gruppen: 6 Erzieherinnen sind dort für insgesamt 40<br />

Kinder zuständig. Als Leitsatz für die Arbeit gilt dort sinngemäß<br />

„Wo man beteiligt wird, lernt man gerne, lernt man fürs Leben!“<br />

In Portfolio-Mappen werden die Lernprozesse jedes Kindes dokumentiert.<br />

Schon 3-jährige werden an Entwicklungsgesprächen mit<br />

den Eltern beteiligt, bei denen ein individueller Entwicklungsplan<br />

aufgestellt wird. Die Eltern werden durch „Wochenbriefe“ regelmäßig<br />

mit Rück- und Ausblicken über die Aktivitäten der Kinder<br />

in der Einrichtung informiert, da man Kommunikation mit allen<br />

Beteiligten als wichtige Säule für das Lernen ansieht. Auffällig war<br />

hier, dass zahlreiche Einrichtungsgegenstände mit entsprechenden<br />

Wortkarten beklebt waren und die Kinder auf Wunsch auch Zugang<br />

zu PCs bekommen, wenn sie etwas schreiben wollen, um einen<br />

frühen Lese- und Schreiblernprozess zu fördern.<br />

Die Grundschule St.Jörgens-Skola (1.-6.Klasse) hat drei Kindertagesstätten<br />

in ihrem Einzugsgebiet. Da die Leitung der Schule<br />

auch für die Förskolas zuständig ist, wird schon dadurch eine enge<br />

Kooperation und Verzahnung der Arbeit gewährleistet. Hier wird in<br />

einem Montessori-Zweig grundsätzlich klassenübergreifend gearbeitet,<br />

jeder Schüler hat eigene geplante Arbeitszeiten, die teilweise in<br />

Themenräumen für Schwedisch, Lesen und Mathematik stattfinden.<br />

Sie treffen sie sich morgens in Basisgruppen, dort wird ihr individueller<br />

Tagesablauf mit ihrem Mentor geplant. Alle Kinder haben<br />

ein Schultagebuch, in das Wochenpläne eingetragen oder eingeklebt<br />

und in dem die vereinbarten Entwicklungsziele aufbewahrt werden.<br />

Freitags wird die Arbeit der Woche mit dem Mentor reflektiert<br />

und ausgewertet. Die Lehrpersonen treffen sich wöchentlich zur<br />

gemeinsamen Unterrichtsplanung. Auch hier bekommen die Eltern<br />

regelmäßig „Vecka“, die Wochenbriefe zur Information, entweder<br />

per Mail oder in Papierform. Auch in dem Zweig der Schule, der<br />

nicht nach Montessori, sondern gemäß dem schwedischen Modell<br />

arbeitet, findet eine sehr individuelle Betreuung der Schüler und eine<br />

enge Kooperation der Kolleginnen statt. In den Lerngruppen mit ca.<br />

15 - 20 Kindern beeindruckte uns die entspannte, gelassenen Rolle<br />

der „Lernbegleiter“, die in den Gruppenräumen kein persönliches<br />

Pult haben, die hervorragende Ausstattung (hochwertige Regale<br />

und Schränke sowie Beamer, Computer und Smartboards) und das<br />

erkennbar planvolle, zielgerichtete Lernen der Schüler.<br />

In den folgenden Tagen besuchten wir in Kleingruppen verschiedene<br />

Grundschulen, die in den Varianten 1 - 9, 1 - 6 oder 6 - 9 existieren,<br />

sowie Gymnasiets (Weiterführende Schulen von Klasse 10-12) in<br />

Helsingborg bzw. Dörfern in der Umgebung der 100.000- Einwohner-Stadt<br />

an der Südwestküste Schwedens. Dabei lernten wir unter<br />

anderem, dass es neben den öffentlichen (staatlichen) auch viele<br />

freie (privat betriebene) Schulen gibt, die aber nicht mit unseren<br />

Privatschulen zu vergleichen sind, da sie keine Schulgelder erheben<br />

28 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


und die gleichen finanziellen Mittel von den Kommunen erhalten<br />

wie die öffentlichen Schulen. Sie werden von engagierten Pädagogen<br />

gegründet, die noch mehr Freiräume bei der Konzeption und<br />

Entwicklung einer Schule möchten und dafür auch bereit sind, für<br />

das Gelingen ihrer Einrichtung finanziell mit Eigenmitteln gerade<br />

zu stehen. Auch diese freien („Fristaende“) Schulen werden wie die<br />

öffentlichen alle 5 Jahre von einer nationalen Agentur (vergleichbar<br />

mit unserer AQS) kontrolliert und beraten, außerdem werden jährlich<br />

nationale Tests in den Klassen 3, 5 und 9 durchgeführt. Der<br />

Besuch eines Gymnasiets ist zwar nicht Pflicht, aber unverzichtbar<br />

zur Erreichung eines qualifizierten Berufsabschlusses. Die Gymnasiets<br />

haben verschiedene Schwerpunkte, entweder sind sie mehr<br />

geisteswissenschaftlich orientiert als Voraussetzung für ein anschließendes<br />

Hochschulstudium oder mehr berufsbezogen orientiert für<br />

die Schüler, die nach Klasse 12 einen praktischen Beruf ergreifen<br />

möchten. Ein duales System wie bei uns mit einer Berufsbildenden<br />

Schule parallel zur Berufsausbildung gibt es in Schweden nicht.<br />

Bei den Besuchen in den Gymnasiets beeindruckten uns besonders<br />

• Eine individuelle Förderung der Schüler, die durch eine gute<br />

Lehrer-Schüler-Relation (nicht mehr als 20 Schüler pro Klasse),<br />

ständige Absprachen der Lehrer an gemeinsamen Arbeitsplätzen<br />

in den Schulen, individuelle Lernplanung mit Lerntagebüchern,<br />

Portfolioarbeit u.v.m. erreicht wird.<br />

• Die hervorragende materielle Ausstattung, z.B. mit modernen<br />

Medien (Beamer, Laptop, Smartboard in fast jedem Raum).<br />

• Ein angenehmes Schulklima, geprägt auch durch qualitativ<br />

hochwertige Möblierung sowohl von Klassenräumen als auch von<br />

Fluren, Bibliotheken, Kantinen und Ruheräumen, die eine gewisse<br />

Wohlfühlatmosphäre schafft<br />

• Ein großes Maß an Strukturiertheit, Übersichtlichkeit und Sauberkeit<br />

in allen Bereichen der Schulen, dafür weniger Enge, Lärm<br />

und Stress als bei uns.<br />

Zum Abschluss der Woche lernten wir die „Lehrerausbildungsanstalt“<br />

an der Universität in Malmö kennen. Was die Lehrerausbildung<br />

betrifft, gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu<br />

unserem System (zumindest, was die Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> betrifft).<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass unsere Gruppe eine<br />

hochinteressante Studienwoche in Schweden verbringen konnte,<br />

die uns bei allen Stationen unseres Besuches viele beeindruckende,<br />

vorbildliche und nachahmenswerte Charakteristika des schwedischen<br />

Schulsystems eröffnet hat. Die Schulen sind dort materiell<br />

und personell wesentlich besser ausgestattet als unsere - Schweden<br />

lässt sich Bildung einfach mehr kosten, sowohl Schüler als auch<br />

Lehrer erfahren dort durch die vorgegebenen Bedingungen mehr<br />

Wertschätzung! Hier konnten wir erleben, welche Möglichkeiten<br />

man dort hat, wo der Stellenwert der Bildung nicht nur in Sonntagsreden<br />

hochgejubelt wird, sondern man auch bereit ist, zusätzliches<br />

Geld dafür zu investieren, Investitionen in die Zukunft unserer<br />

Gesellschaft, die sich lohnen würden... Dennoch kann man sich<br />

auch im Rahmen unserer Möglichkeiten vieles dort abschauen, wie<br />

z.B. die Förderung von Mitplanung und Selbsteinschätzung durch<br />

ein Schultagebuch (Tipp: Das gibt es in der deutschen Fassung beim<br />

Auer Verlag!), die verstärkte Kommunikation mit den Eltern durch<br />

Wochen- oder Monatsbriefe und vor allem den Integrationsgedanken,<br />

den Versuch, möglichst alle Kinder mitzunehmen und ihre<br />

Talente zu fördern... Thomas Rauch<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

KREIS & REGION<br />

Kreis Kusel<br />

Für gemeinsame Orientierungsstufe<br />

Ein Westpfälzer Paradoxon sondergleichen war am 18. März Anlass<br />

einer Informationsveranstaltung des <strong>GEW</strong> Kreisverbands Kusel mit<br />

dem Landesvorsitzenden Klaus-Peter Hammer als Referenten, dem<br />

ehemaligen Landesvorsitzenden und Ministerialdirigenten a. D.<br />

Frieder Bechberger als Moderator und Andrea Held als Vorstandsmitglied<br />

des Landeselternbeirats.<br />

Im dicht besetzten Veranstaltungssaal ging es um die gemeinsame<br />

Orientierungsstufe von Realschule und Gymnasium Kusel, die<br />

1967 vom Kultusministerium der damals mit absoluter Mehrheit<br />

regierenden CDU eingerichtet worden war und über Jahrzehnte<br />

hinweg immer größer wurde, weil sie von den Eltern im Kreis<br />

und im angrenzenden Saarland bevorzugt gewählt wurde als echte<br />

Möglichkeit für die Kinder, sich nach der Grundschule zwei Jahre<br />

lang zu orientieren und zu erproben, in welche Richtung die Lernfähigkeiten<br />

gehen.<br />

Im Jahr 2008 jedoch, als unsere Landesregierung das verlängerte<br />

gemeinsame Lernen zum Ziel ihrer Schulstrukturreform erhob und<br />

die Hauptschule mit der Realschule zur Realschule plus vereinte,<br />

beschloss der Kreistag Kusel mit seiner SPD-Mehrheit (unterstützt<br />

von den CDU- und FWG-Mitgliedern), die Auflösung dieser gemeinsamen<br />

Orientierungsstufe zu beantragen.<br />

Die Kollegien, Eltern- und Schülervertretungen der Hauptschule<br />

und der Realschule Kusel und unsere Gewerkschaft wiesen in vielen<br />

Gesprächen und Briefen die vorgesetzten Behörden darauf hin,<br />

dass dieser Kreistagsbeschluss den Zielen der Schulstrukturreform<br />

und dem Artikel 7, Absatz 3, § 11 des neuen Landesgesetzes zur<br />

Strukturreform der Sekundarstufe I krass widerspricht:<br />

„Schulartübergreifende Orientierungsstufen zwischen Gymnasien<br />

und Realschulen, an deren Standort eine Realschule plus errichtet<br />

wird, bleiben als schulartübergreifende Orientierungsstufe zwischen<br />

Gymnasium und Realschule plus bestehen.“<br />

Zur Veranstaltung waren die Eltern und Lehrkräfte der Drittklässler<br />

des Kreises, die Kollegien und Eltern der betroffenen Schulen sowie<br />

alle Kreistagsmitglieder eingeladen.<br />

Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende und die Vertreterin des Landeselternbeirats<br />

erklärten die Vorteile des längeren gemeinsamen Lernens<br />

nach der Grundschule und rieten dringend dazu, die bewährte<br />

integrative Struktur der schulartübergreifenden Orientierungsstufe<br />

in Kusel weiterzuentwickeln - wie im neuen Gesetz vorgesehen.<br />

Die von den Abschaffungsbefürwortern angeführten Argumente,<br />

z. B. „das Recht auf ein reines Gymnasium“ (der Kreis Kusel hält<br />

durchaus auch ein „reines“ Gymnasium vor) und Raumprobleme<br />

(die Realschule Kusel hat genügend Räume für eine große Orientierungsstufe)<br />

oder Pendelprobleme (fast alle Lehrkräfte im Kreis<br />

Kusel werden künftig zwischen zwei Schulen pendeln müssen)<br />

erwiesen sich als unhaltbar gegenüber dem Vorrang, den eine Erweiterung<br />

der bisherigen erfolgreichen Kuseler schulartübergreifenden<br />

Orientierungsstufe entsprechend dem Ziel und Gesetzestext der<br />

Schulstrukturreform haben muss.<br />

Die künftige Kuseler Realschule plus wartet auf einen erlösenden<br />

Bescheid der vorgesetzten Dienstbehörden, der den gymnasialen<br />

Selektionswünschen entgegentritt, damit die Neugestaltung einer<br />

alle Schularten übergreifenden Orientierungsstufe endlich beginnen<br />

kann - und das Gesetz nicht Makulatur wird!<br />

Walter Drum / Gabriele Quaer<br />

29


TIPPS + TERMINE<br />

Kreis Ludwigshafen/Speyer<br />

Bildungschancen für Roma-Kinder<br />

unterstützen<br />

Der Kreisverband der <strong>GEW</strong> Ludwigshafen Speyer unterstützt mit<br />

300 Euro die Arbeit des Projektes „Tageszentrum für bedürftige Kinder“<br />

in Rusciori/Rumänien. Das Tageszentrum (seit ca 1992) ist ein<br />

Integrationsprojekt für benachteiligte rumänische- und Romakinder<br />

im Grundschulalter und wurde vor etlichen Jahren, als Rumänien<br />

sich auf den Weg in die EU machte, durch eine Anschubfinanzierung<br />

der Europäischen Union unterstützt. Seither wird die Arbeit<br />

des Zentrums ausschließlich durch Spenden finanziert.<br />

Der Aufbruch der rumänischen Gesellschaft ins moderne, neoliberale<br />

Europa lässt die größte Minderheit des Landes, die Roma,<br />

als Verlierer zurück. In der Ceausescu-Ära zur Arbeit in den<br />

Staatsbetrieben gezwungen, sind die Roma im heutigen Rumänien<br />

meist arbeitslos oder leben vom kärglichen Einkommen als<br />

Schrotthändler, Besenbinder etc. in armseligen Behausungen am<br />

Rand der Städte und Dörfer.<br />

Besonders im Bildungswesen Rumäniens spiegelt sich die Chancenlosigkeit<br />

der Roma wieder. Hier setzt die Arbeit des Tageszentrums<br />

an. Nach einem gemeinsamen Mittagessen versuchen die Leiterin,<br />

Hermine Jinga-Roth (ehemalige Leiterin des deutschen Gymnasiums<br />

Bukarest), drei deutsche Freiwillige und zwei rumänische<br />

Pädagogen die 40 Kinder der Grundschule zu fördern.<br />

Eine deutsche Freiwillige beschreibt ihre Eindrücke bei der Arbeit:<br />

„Um die Situation der Roma in Rusciori zu verstehen, muss man<br />

ihre Geschichte kennen. Denn es sind weder diejenigen Roma, die<br />

mit langen, bunten Röcken, Kopftuch und roten Bändern in den<br />

Haaren oder einem Hut mit weiter Krempe auf dem Kopf herumlaufen<br />

und ihrem Handwerk nachgehen oder musizieren. Noch<br />

sind es diese, die in großen Villen leben, sich in der Politik als die<br />

Vertreter einer wichtigen Minderheit ausgeben oder versuchen, sich<br />

von den übrigen Roma abzuheben. Nein, es sind Roma in einem<br />

Zwischenraum. Sie leben am Rand. Am Rand der Tradition, am<br />

Rand der Kultur und am Rand der Bildung.<br />

Die Kinder in Rusciori werden groß, ohne ein Verständnis von<br />

eins und zwei zu haben, ohne ihren Namen schreiben oder einen<br />

geraden Strich ziehen zu können. Ohne jegliche Vorstellung von<br />

der Welt. Es gibt ein Rusciori mit Familie, Freunden und Magazinen<br />

(Tante Emma Laden) für das Lebensnotwendige. Eine Stadt<br />

namens Sibiu, wo man neue Kleider und Handys kauft oder Alteisen<br />

sammelt. Es gibt ein Italien und ein Spanien, wo Menschen<br />

hin verschwinden und mit Geld zurück kommen. Und es gibt ein<br />

Deutschland, ein Frankreich und ein England, aus welchen junge<br />

Menschen (Freiwillige) kommen, die seltsame Sprachen sprechen<br />

und lustige Spiele spielen und nach einem Jahr wieder gehen. Und<br />

dann gibt es da noch dieses große Haus, das größte im Dorf, wo es<br />

Essen und Regeln gibt, wo man hässliche Dinge nicht sagen darf,<br />

wo man sich nicht schlägt und für gewisse Dinge rote und für<br />

andere schwarze Punkte bekommt. Außerdem gibt es in diesem<br />

Dorf (600 Einwohner) drei Gruppen von Menschen. Die Roma<br />

(250 Einwohner), die Rumänen (300 Einwohner) und die 50<br />

Siebenbürgensachsen (Rumäniendeutsche). Zwischen diesen drei<br />

Gruppen herrscht nicht viel Kontakt.<br />

Für mich ist ein sehr wichtiger Punkt, dass das eben erwähnte große<br />

Haus mit dem Zentrum ein Angebot und nicht verpflichtend ist.<br />

Die Eltern schreiben ihre Kinder freiwillig ein, die Kinder kommen<br />

und verpflichten sich selbst den Regeln des Hauses.<br />

Auf Grund mangelnder Vorkenntnisse können sie ihre Hausaufgaben<br />

nicht erledigen und die Eltern können ihnen meist auch<br />

nicht helfen. Unser Angebot beinhaltet Hausaufgabenhilfe und<br />

eine Erweiterung um zwei Fremdsprachen, die den Kindern den<br />

Übergang in die weiterführenden Schulen erleichtern. Durch das<br />

Erlernen einer gewissen Selbstdisziplin ist es den Kindern möglich,<br />

einmal die Schule abzuschließen und sich auch am Arbeitsplatz<br />

gewissen Regeln zu fügen. Der Schulabschluss ist ja auch offizielles<br />

Ziel des Zentrums. Meiner Meinung nach wird das auch wirklich<br />

konsequent verfolgt.<br />

Kinder, deren Schulabschluss gefährdet ist, die jedoch trotzdem sehr<br />

große Anpassungsschwierigkeiten haben, werden denen vorgezogen,<br />

deren Umfeld eine normale Schullaufbahn auch ohne Zentrum<br />

ermöglicht. Konkret heißt das, ein Kind, dessen Eltern lesen und<br />

schreiben können, das nicht besonders arm ist, fliegt schneller aus<br />

dem Zentrum, als eines, das von zu Hause keinerlei Unterstützung<br />

zu erwarten hat. Dieses Kind wird trotz ständiger Prügeleien und<br />

Ungehorsam weitergefördert.“<br />

30 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009


Dieser Bericht der Freiwilligen zeigt sehr deutlich die Probleme<br />

des pädagogischen Alltags im Zentrum. Daneben mangelt es noch<br />

besonders an guten Unterrichtsmaterialien. Außerdem ist das Dach<br />

des Zentrums (ehemaliges ev. Pfarrhaus) undicht. Das Schulgebäude<br />

hat kein fließendes Wasser und die Toiletten sind außerhalb des<br />

Hauses als einfache Plumpsklos.<br />

Eine Schulpatenschaft zwischen einer rheinland-pfälzischen Grundschule<br />

und der Grundschule/Tageszentrum in Rusciori könnte für<br />

beide Seiten ein Gewinn sein.<br />

Interessenten wenden sich bitte an: Barbara Preis Tel.: 06236-<br />

416518. Weitere Infos zur Bildung in Rumänien unter n-ost@<br />

n-ost.de<br />

Barbara Preis<br />

Kreis Mainz-Bingen<br />

<strong>GEW</strong> unterstützte Bildungsstreik<br />

In der Woche vom 15.06. bis 19.06.2009 erreichte auch in Mainz<br />

die bundesweite Protestbewegung „Bildungsstreik 2009“ ihren<br />

Höhepunkt. Die <strong>GEW</strong> Mainz-Bingen unterstützte die Protestbewegung<br />

von Studierenden, Schülerinnen und Schülern und<br />

Beschäftigten aus allen Bildungsbereichen und rief zur Teilnahme an<br />

der Kundgebung am 16.06. und an der Demonstration am 17.06.<br />

auf. „Die Unzufriedenheit mit den Lern- und Arbeitsbedingungen<br />

an Hochschulen, Schulen und Kindertagesstätten ist so groß, dass<br />

es höchste Zeit für eine solche Protestbewegung ist“, erklärte der<br />

Sprecher der <strong>GEW</strong> Mainz Bingen, Ludwig Julius.<br />

Gerade der berechtigte Streik von Erzieherinnen und Erziehern auch<br />

in Mainz sei ein Beispiel für die chronische Unterfinanzierung von<br />

Bildungseinrichtungen. Auch der seit vielen Jahren desolate bauliche<br />

Zustand der Berufsschulen der Stadt machten deutlich, wie sehr<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz vernachlässigt wurden.<br />

„Während über Nacht Hunderte Milliarden für die Rettung der<br />

Banken und der Automobilindustrie mobilisiert werden, tun sich<br />

Länder und Kommunen schwer, wenn es um die dringend erforderlichen<br />

Zukunftsinvestitionen in Bildung geht“, kritisierte der<br />

Sprecher der <strong>GEW</strong>.<br />

Nach den Kommunalwahlen in Mainz und nach dem Erfolg der<br />

Grünen gerade in der Mainzer Neustadt erwarte die <strong>GEW</strong> Mainz-<br />

Bingen die zügige Einrichtung der vierten IGS in der Neustadt.<br />

„Denn dass noch viele Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

keinen Ausbildungsplatz haben und der Anteil von Kindern aus<br />

einkommensarmen Familien an unseren Hochschulen viel zu gering<br />

ist, ist ein Skandal!“<br />

lj<br />

Kreis Kaiserslautern<br />

Terminverschiebung<br />

Die im <strong>GEW</strong>-Fortbildungskalender angekündigte „Differenzierte<br />

Leistungsfreistellung und Leistungsbewertung in der SEK I“ in Kaiserslautern<br />

muss wegen Verhinderung der Referentin vom 5.11.2009<br />

um eine Woche auf den 12.11.2009 verlegt werden. Zeitrahmen<br />

und Tagungsort bleiben bestehen.<br />

wr<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009<br />

Nachruf<br />

Impressum <strong>GEW</strong>-<strong>ZEITUNG</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(118. Jahrgang)<br />

KREIS UND REGION<br />

Mit großer Trauer und tiefer Betroffenheit über seinen raschen<br />

und viel zu frühen Tod nimmt die Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft / <strong>GEW</strong> Abschied von<br />

ROMAN BACKES<br />

Seit seinem Eintritt in die <strong>GEW</strong> 1971 war<br />

Roman Backes in Funktionen auf Landes-,<br />

Bezirks- und Kreisebene tätig. Von 1992 bis<br />

1998 war er Vorsitzender des <strong>GEW</strong>-Kreises<br />

Trier, danach bis 2007 Vorsitzender des<br />

<strong>GEW</strong>-Bezirks Trier. Während seiner Tätigkeit<br />

war er Mitglied des Landesvorstandes der<br />

Gewerkschaft.<br />

Roman Backes gehörte 20 Jahre lang bis zum Ende seiner Dienstzeit<br />

dem Hauptpersonalrat der Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und<br />

Regionalen Schulen beim Bildungsministerium in Mainz an.<br />

Für die Belange der Kolleginnen und Kollegen setzte er sich in<br />

vorbildlicher Weise ein. Seine hervorragende Sachkompetenz, sein<br />

großes Engagement und sein menschliches Verständnis haben ihm im<br />

Kollegenkreis von Schule und Gewerkschaft Achtung, Anerkennung<br />

und Zuneigung eingebracht.<br />

Die <strong>GEW</strong> ist ihm für seine langjährige Arbeit zu tiefem Dank<br />

verpflichtet.<br />

Wir trauern um einen aufrechten, verantwortungsbewussten und<br />

geschätzten Kollegen und Freund. Wir danken ihm und ehren ihn<br />

über den Tod hinaus.<br />

Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Peter Heisig, Vorsitzender <strong>GEW</strong>-Bezirk Trier<br />

Henny Weber, Vorsitzende <strong>GEW</strong>-Kreis Trier<br />

Hinweis der Redaktion<br />

Warum auch immer: Es kommt vor, dass Texte, die uns per E-Mail<br />

geschickt werden, nicht auf dem Redaktionsrechner landen. Wer also<br />

sicher gehen will, dass sein Beitrag den Adressanten findet, sollte<br />

unbedingt auch einen Ausdruck auf postalischem Wege senden.<br />

gh<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />

Mainz, Tel.: 0 61 31 28988-0, Fax: 0 61 31 28988-80, E-mail: gew@gew-rlp.de<br />

Redaktion: Günter Helfrich (verantw.), Dr. Paul Schwarz (Stellvertr./Bildungspolitik), Ursel Karch (Gewerkschaftspolitik),<br />

Dr. Gerlinde Schwarz (Reportagen), Karin Helfrich (Redaktionsmanagement)<br />

Redaktionsanschrift: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen, Tel./ Fax:<br />

06 21 564995, e-mail: guenter.helfrich@gew-rlp.de<br />

Verlag und Anzeigen, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt<br />

a.d.W., Tel.: 063 21 8 03 77; Fax: 0 63 21 8 62 17; e-mail: vpp.nw@t-online.de<br />

Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in<br />

jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

oder zugemailte Daten wird keine Gewähr übernommen.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto +<br />

MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres. Im<br />

anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 14 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Vormonats.<br />

31


ZEITGEIST<br />

AUFGEDRÄNGT<br />

Eigentlich wollte ich nur schnell tanken. Aber als ich<br />

zahlen will, lächelt mich der Angestellte hold an: „Haben<br />

Sie sonst noch einen Wunsch?“ (Was soll man sich<br />

an einer Tankstelle groß wünschen außer Benzin? Dass<br />

der Tankwart auf dem Tresen einen Striptease hinlegt?)<br />

„Zum Saisonbeginn haben wir unsere Spezialwäsche<br />

im Sonderangebot. Mit Glanzpolierung von Hand und<br />

Innenreinigung nach Hausfrauenart.“ „Nein, danke.“<br />

- „Dann vielleicht ein frisches Baguettebrötchen und<br />

einen Coffee to go?“ „Nein, auch nicht“. - „Haben Sie<br />

eine Payback-Karte?“ - Nein, nein, nein, ich will einfach<br />

nur bezahlen und raus! Da meine Mutter immer darauf<br />

geachtet hat, dass ich höflich bin („Wo ist das gute<br />

Händchen?“), erhöht sich meine Stimme nur unwesentlich.<br />

Trotzdem ist der Tankwart ungnädig, als er mir das<br />

Wechselgeld herausgibt. Aber ich kaufe meine Brötchen<br />

halt lieber beim Bäcker als an der Zapfsäule. Und beim<br />

Bäcker will ich in der Regel auch kein Benzin, Rennrad<br />

oder Gummiboot erstehen.<br />

Briefmarkenkaufen ist mittlerweile genauso lästig wie<br />

Tanken. Selbst wenn hinter mir zwanzig Leute mit den<br />

Hufen scharren, versucht die süßlich-nette Frau am<br />

Schalter jedes Mal, mich in einen Diskurs über meine<br />

Konsumgewohnheiten zu verwickeln. Ob ich nicht eben<br />

mal meinen Stromanbieter wechseln möchte. (Hä? Hier<br />

auf der Post?) Warum ich noch keine Postbankkundin<br />

sei. (Woher weiß die das? Hat die mir ins Portemonnaie<br />

gelinst?) Nein, ich will auch mein Dachgeschoss nicht<br />

ausbauen, meine Wohnung nicht unterkellern, und einen<br />

Besuch vom Kundenberater will ich schon gar nicht. Was<br />

meinen Sie, wer mich alles besuchen will. Der Betreuer<br />

Sommerzeit … Ferienzeit … Urlaubszeit<br />

Die <strong>GEW</strong>-Zeitung wünscht allen Lesererinnen und Lesern eine erholsame<br />

Sommerpause. Foto: Hannah Helfrich<br />

Die <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle in Mainz ist in der Zeit vom 27.07 -<br />

07.08.2009 geschlossen.<br />

von der Krankenversicherung, der Fachmann von der<br />

Hausrat-, die Agentin von der Haftpflichtversicherung<br />

– alle sind sie in großer Sorge um mein Wohl und rufen<br />

regelmäßig an. Selbst meine Ärzte haben begonnen, mir<br />

„Memos“ zu schicken, dass ich mal wieder zur Vorsorge<br />

reinschauen könnte.<br />

Den Besuch bei der Sparkasse kann ich nicht länger<br />

hinauszögern. Leider kann der Automat nicht alle meine<br />

Fragen beantworten („Wer hat da einfach 500 Euro von<br />

meinem Konto abgebucht?“), und ich muss zum „Service-Counter“.<br />

Der smarte junge Mann schielt auf seinen<br />

Bildschirm und entdeckt, dass kurz vorm Monatsende<br />

noch Geld auf meinem Konto rumlungert. Beratungsresistent<br />

wie immer verweigere ich das warm empfohlene<br />

Festgeldkonto, die Pfandbriefe und Aktienfonds. Der<br />

junge Mann ist betrübt, dass ich der Mehrung meines<br />

gigantischen Kapitalvermögens (1500 Euro) so gleichgültig<br />

gegenüberstehe. Seine traurigen Augen rühren<br />

mich. Aber trotzdem will ich kein Monatslos und keine<br />

Rentenzusatzversicherung. Selbst eine kleine Beteiligung<br />

an Einkaufszentren, Bohrinseln oder Atommeilern lehne<br />

ich ab.<br />

Ich weiß, dass all diese Service-Fachkräfte unter enormem<br />

Druck ihrer Vorgesetzten stehen. Auch die Frau im<br />

Papierwarengeschäft, die mich hektisch am Handgelenk<br />

packt und mir unbedingt linksdrehende Buntstifte und<br />

Gel-Schreiber mit Taschenlampe andrehen will. Sie tut<br />

mir leid, weil sie den ganzen Tag die immer gleichen<br />

Sätze runterleiern muss. Aber ich tue mir mehr leid. Als<br />

ich mit all meinen Brötchen, Briefmarken, Buntstiften<br />

und Aktienpaketen heimkomme, schrillt das Telefon. Ein<br />

großer Medienkonzern meldet sich. Oh, endlich gewinne<br />

ich den Pulitzerpreis! Ich lasse meine Einkaufstüten fallen<br />

und lausche aufgeregt. Erst nach einer Viertelstunde<br />

merke ich, dass gar nicht die Redaktion am Telefon ist,<br />

sondern der Kundendienst. Ich soll eine neue Zeitschrift<br />

für die erfahrene Frau abonnieren. Zum Sonderpreis.<br />

Außerdem wird mir die kostenlose Teilnahme an einem<br />

Milliarden-Gewinnspiel in Aussicht gestellt. Ich gebe<br />

mein Desinteresse kund, und die Dame am anderen<br />

Ende ruft mit Todesverachtung: „Was? Sie wollen nicht<br />

gewinnen?“ Nein, will ich nicht. Schließlich habe ich<br />

den BMW auch nicht bekommen, der angeblich schon<br />

vor meiner Tür stand. Stattdessen kam ein keuchender<br />

Steuerberater die Treppen hochgekrochen, und ich bekam<br />

seinen Fuß nur mit gezielten Tritten wieder aus der<br />

Türöffnung heraus.<br />

Ich beschließe, mich auf die Robinson-Liste setzen zu lassen,<br />

die einen angeblich vor Werbung schützt. Allerdings<br />

muss ich dann auch auf all die bunten Schulprospekte<br />

mit Lärmampeln, Sauftouren für die Abschlussklasse<br />

und Lehrer-Rollis verzichten. Dann bekomme ich auch<br />

keine Handzettel mehr für XXL-Schnitzel ins Haus, keine<br />

Kur-Angebote für die ausgelutschte Fachkraft, keine<br />

Kosmetik- und Weinproben. So möchte ich aber auch<br />

nicht enden.<br />

Gabriele Frydrych<br />

32 Beilage zur E&W: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2009

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