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Psychopathologie Prüfungsfragen

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<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Weder die Autoren/innen, noch die Fachschaft Psychologie übernimmt irgendwelche<br />

Verantwortung für dieses Skript.<br />

Das Skript soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen.<br />

Verbesserungen und Korrekturen bitte an fs-psycho@uni-koeln.de mailen.<br />

Die Fachschaft dankt den AutorInnen im Namen aller Studierenden!<br />

<strong>Psychopathologie</strong> – <strong>Prüfungsfragen</strong> (Prof. Lehmkuhl)<br />

Fragenkatalog von C. Koenen überarbeitet von Kristina Siever<br />

Notwendige Literatur nach Prof. Lehmkuhl (Sprechstunde Juli 2002):<br />

1. Möller, H.-J. (1992). Psychiatrie. Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Manual 13. Kohlhammer Verlag.<br />

� Haupt-Prüfungsliteratur!<br />

2. Schmidt, M.H. (1999 2 ). Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kompendium für Ärzte, Psychologen, Sozial- und<br />

Sonderpädagogen. Deutscher Ärzte Verlag.<br />

(3. ICD-10, Kap. V /F Forschungskriterien (� nur die Prinzipien, nach denen diagnostiziert wird, lernen;<br />

prüfungsrelevante Kategorien: Erwachsene: F2-F6, in F5 vor allem/nur Eßstörungen; Kinder/Jugendliche:<br />

F8 und F9)<br />

Prüfungsmodalitäten nach Prof. Lehmkuhl:<br />

Fragen (Hauptfragen) vor allem zu Erwachsenenpsychiatrie (wichtig Schizophrenie, Depression) und einige<br />

Zusatzfragen (Kürfragen) zur Kinder- und Jugendpsychiatrie (vor allem Hyperaktivität, Autismus!).<br />

Fragenbereiche:<br />

- Allgemeine Aspekte der psychiatrischen Untersuchung (vgl. Möller, Teil I, Kap. 1-3; Kinder/Jugendliche:<br />

Schmidt, Kap. 2)<br />

- Allgemeine <strong>Psychopathologie</strong> und Krankheitslehre (vgl. Möller, Teil II, Kap. 4-6; ICD-10; Pathogenese bei<br />

Kindern/Jugendlichen: Schmidt, Kap. 1 und alle grau unterlegten Beschreibungen von Störungsbildern)<br />

- Spezielle Krankheitslehre (vor allem Psychosen, Neurosen, Persönlichkeitsstörungen) (vgl. Möller, Teil III,<br />

Kap. 7-25, vor allem Kap. 9 -16 und 23 (Kinder u. Jugendliche); Ki/Ju: Schmidt, Kap. 6-16, vor allem Kap.<br />

6,7,9,10,14 und 15)<br />

- Aspekte der psychiatrischen Therapie (Psychotherapieverfahren einschließlich Theorien zur Pathogenese,<br />

Soziotherapie, Psychopharmakotherapie) (vgl. Möller, Teil IV, Kap. 26-30; Ki/Ju: Schmidt, alle grau unterleg<br />

ten Beschreibungen von Störungsbildern)<br />

� In der Prüfung kommen nie Fragen zu Alters-Diagnosen (F0) oder Suchtkrankheiten (F1)!<br />

Persönlichkeitsstörungen (F6) kommen am Rand vor.<br />

Kategorien des ICD-10<br />

(alphanumerische Verschlüsselung: die Codierungen setzen sich aus einem Buchstaben und dahinter Zahlen<br />

zusammen � Vergrößerung der Anzahl der zur Verfügung stehenden Kategorien und damit leichtere<br />

Änderbarkeit der Klassifikation; im ICD-9 nur numerische Verschlüsselung. Klassifikationsprinzip: die<br />

Störungen werden entsprechend einer gemeinsamen Grund-/Hauptthematik bzw. ihrer deskriptiven<br />

Ähnlichkeit in Gruppen/Klassen/Kategorien zusammengefaßt; Kategorien schließen sich gegenseitig aus �<br />

Differentialdignose; Basis sind Fakten (empirische Phänomene), nicht theoretische Konzepte �<br />

operationale u. deskriptive Diagnostik von psychischen Störungen (u. nicht mehr ätiologische u.<br />

nosologische Diagnostik von psychischen Krankheiten (Krankheitsbegriff!) wie noch in ICD-9 � höhere<br />

Reliabilität (Zuverlässigkeit) u. Validität (Gültigkeit) der Diagnosen. Störung: ein klinisch erkennbarer<br />

Komplex von Symptomen oder Verhaltensauffälligkeiten, die immer auf der individuellen u. oft auch auf der<br />

Gruppen- oder sozialen Ebene mit Belastung u. mit Beeinträchtigung von Funktionen verbunden sind):<br />

(F0 organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen)<br />

(F1 psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen)<br />

F2 Schizophrenie, schizotype u. wahnhafte Störungen<br />

F20 Schizophrenie (paranoide, hebephrene, katatone etc.)<br />

F21 schizotype Störung<br />

F22 anhaltende wahnhafte Störung


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

F23 akute vorübergehende psychotische Störung<br />

F24 induzierte wahnhafte Störung<br />

F25 schizoaffektive Störungen<br />

F28 sonstige nichtorganische psychotische Störungen<br />

F29 nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose<br />

F3 Affektive Störungen<br />

F30 manische Episode<br />

F31 bipolare affektive Störung<br />

f32 depressive Episode<br />

F33 rezidivierende depressive Störung<br />

F34 anhaltende affektive Störungen (Zyklothymia, Dysthymia etc.)<br />

F38 sonstige affektive Störungen<br />

F39 nicht näher bezeichnete affektive Störungen<br />

F4 Neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen<br />

F40 phobische Störungen (Agoraphobie ohne/mit Panikstörung, soziale Phobien, spezifische /<br />

isolierte Phobien etc.)<br />

F41 sonstige Angsstörungen (Panikstörung, generalisierte Angsstörung, Angst u. depressive<br />

Störung etc.)<br />

F42 Zwangsstörung (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen)<br />

F43 Reaktionen auf schwere Belastungen u. Anpassungsstörungen (akute Belastungsreaktion,<br />

posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörungen etc.)<br />

F44 dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) (Amnesie, Fugue, Stupor, Trance, sonstige<br />

dissoziative Störungen = Konversionsstörungen: Multiple Persönlichkeitsstörung,<br />

vorübergehende diss. St. des Kindes- u. Jugendalters)<br />

F45 somatoforme Störungen (Somatisierungsstörung, hypochondrisch, somatoforme autonome<br />

Funktionsstörung, anhaltende somatoforme Schmerzstörung etc.)<br />

F48 sonstige neurotische Störungen (Neurasthenie, Depersonalisations-/Derealisationssyndrom)<br />

F5 Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen u. Faktoren<br />

F50 Eßstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Eßattacken bei sonstigen psych. Störungen,<br />

Erbrechen bei sonstigen psych. Störungen etc.)<br />

F51 nichtorganische Schlafstörungen (Insomnie, Hypersomnie, Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus’,<br />

Somnambulismus, Pavor nocturnus, Alpträume)<br />

F52 nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen<br />

F53 psychische u. Verhaltensstörungen im Wochenbett, nicht andernorts klassifizierbar<br />

F54 psychische Faktoren u. Verhaltenseinflüsse bei andernorts klassifizierten Krankheiten<br />

F55 Mißbrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen (Antidepressiva, Laxantien, Diuretika,<br />

Analgetika, Antazida, Vitamine, Steroide oder Hormone, bestimmte Naturheilmittel)<br />

F59 nicht näher bezeichnete Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen u. Faktoren<br />

F6 Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen<br />

F60 Persönlichkeitsstörungen (paranoid, schizoid, dissozial, emotional instabil, impulsiv,<br />

Borderline, histrionisch, anankastisch, ängstlich (vermeidend), abhängig etc.)<br />

F61 kombinierte u. sonstige Persönlichkeitsstörungen<br />

F62 andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns<br />

(nach Extrembelastung, nach psych. Krankheit etc.)<br />

F63 abnorme Gewohnheiten u. Störungen der Impulskontrolle (pathol. Glücksspiel, pathol. Brandstiftung<br />

(Pyromanie), pathol. Stehlen (Kleptomanie)<br />

F64 Störungen der Geschlechtsidentität (Transsexualismus, Transvestvismus etc.)<br />

F65 Störungen der Sexualpräferenz (Fetischismus, Exhibitionismus, Voyeurismus, Pädophilie,<br />

Sadomasochismus etc.)<br />

F66 psychische u. Verhaltensprobleme in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung u. Orientierung<br />

F68 sonstige Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen<br />

F69 nicht näher bezeichnete Persönlichkeits- u. Verhaltensstörung<br />

(F7 Intelligenzminderung)<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie:<br />

F8 Entwicklungsstörungen<br />

2<br />

2


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

F80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens u. der Sprache<br />

F81 umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten<br />

F82 umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen<br />

F83 kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

F84 tiefgreifende Entwicklungsstörungen (frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus, Rett-<br />

Syndrom, Asperger-Syndrom etc.)<br />

F88 sonstige Entwicklungsstörungen<br />

F89 nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörungen<br />

� Entwicklungsstörungen = Störungen, die entstehen, wenn die entsprechenden Funktionen sich entwickeln,<br />

können bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben<br />

F9 Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend<br />

F90 hyperkinetische Störungen (einfache Aktivitäts- u. Aufmerksamkeitsstörung, hyperkinetische<br />

Störung des Sozialverhaltens etc.)<br />

F91 Störung des Sozialverhaltens<br />

F92 kombinierte Störung des Sozialverhaltens u. der Emotionen<br />

F93 emotionale Störungen des Kindesalters (mit Trennungsangst, phobische Störung*, mit sozialer<br />

Ängstlichkeit, mit Geschwisterrivalität, generalisierte Angsstörung etc.)<br />

F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend (elektiver Mutismus, reaktive<br />

Bindungsstörung etc.)<br />

F95 Ticstörungen (vorübergehend, chronische motorische oder vokale, Tourette-Syndrom etc.)<br />

F98 sonstige Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend (Enuresis,<br />

Enkopresis, Fütterstörung, Pica, Stottern etc.)<br />

F99 nicht näher bezeichnete psychische Störung<br />

* Einige phobische Störungen im Kindesalter werfen spezielle klassifikatorische Probleme auf, wie unter<br />

F93.1 alterstypische phobische Störungen des Kindesalters beschrieben: Beginn einer Phobie in der Kindheit<br />

als einer entwicklungsunangemessenen Altersstufe, z.B. Agoraphobie � dann unter F4 codieren.<br />

Außerdem können viele Störungen aus den vorangehenden Kategorien bei Personen jeden Alters auftreten<br />

und sind auch für Kinder und Jugendliche zu diagnostizieren (z.B. F50 Eßstörungen, F51 Schlafstörungen,<br />

F64 Geschlechtsidentitätsstörungen).<br />

Rezidiv: Rückfall; Residuum: Rest einer Störung; pathognomonisch: für ein Störungsbild kennzeichnend<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1Allgemeines....................................................................................................................................4<br />

2Symptome und Syndrome.............................................................................................................7<br />

3Exogene seelische Störungen....................................................................................................19<br />

4Schizophrenie...............................................................................................................................23<br />

5Affektive Störungen.....................................................................................................................35<br />

6Neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen............................................................50<br />

7Persönlichkeitsstörungen...........................................................................................................67<br />

8Diverse Störungen: Eßstörungen, Autismus, Ticstörungen, HKS..........................................68<br />

9Therapie .......................................................................................................................................82<br />

10Prognosen...................................................................................................................................86<br />

11Welche Störungen sind häufig/am häufigsten vertreten bei ................................................87<br />

12Diverses .....................................................................................................................................88<br />

3<br />

3


1Allgemeines<br />

1. Was ist<br />

<strong>Psychopathologie</strong>?<br />

2. Wie ist die Einteilung der<br />

<strong>Psychopathologie</strong>?<br />

3. Was ist der Unterschied<br />

zwischen allgemeiner u.<br />

spezieller<br />

<strong>Psychopathologie</strong>?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Teilgebiet der Psychiatrie: Lehre von den abnormen seelischen<br />

Erscheinungen, hat die Psychologie ( = Lehre von gesunden seelischen<br />

Erscheinungen) als Grundlage. Gegenstandsbereich: Deskription,<br />

Verlauf, Prognose, Behandlungsindikation, Ätiologie; in erster Linie<br />

Phänomenologie/Deskription, ätiologische Aspekte werden nur vorsichtig<br />

einbezogen<br />

� Beschreibung abnormen Erlebens u. Verhaltens in seinen<br />

seelischen, sozialen u. biologischen Bezügen (Beschreibung/Benennung,<br />

Klassifikation der psychischen Störungen)<br />

� interdisziplinäre Erforschung psychischer Störungen � psychologische u.<br />

biologische Vorgehensweise, da psychische, soziale u. somatische<br />

Entstehungsbedingungen beteiligt sind<br />

allgemeine <strong>Psychopathologie</strong> u. spezielle <strong>Psychopathologie</strong><br />

allgemeine <strong>Psychopathologie</strong> (allgemeine Krankheitslehre):<br />

beschreibt einzelne psychopathologische Phänomene/Symptome in<br />

verschiedenen Funktionsbereichen z.B. Sprache, Denken, Affekt, Antrieb; in<br />

erster Linie Beschreibung von psychischen Phänomenen unabhängig<br />

von der diagnostischen Einteilung, weitgehend theorieunabhängig.<br />

Beschreibung von Symptomen nach der in der allg. <strong>Psychopathologie</strong> tradierten<br />

Aufteilung der Bereiche seelischen Erlebens u. Verhaltens (√ Jaspers):<br />

� Bewußtseinsstörungen<br />

� Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits- u. Auffassungsstörungen<br />

� Gedächtnisstörungen<br />

� Formale Denkstörungen (Ich-Leistungen)<br />

� Inhaltliche Denlstörungen<br />

� Ich-Störungen<br />

� Störungen der Affektivität<br />

� Störungen des Antriebs u. der Psychomotorik<br />

spezielle <strong>Psychopathologie</strong> (spezielle Krankheitslehre):<br />

beschreibt, welche speziellen psychopathologischen Symptome kovariieren<br />

u. Syndrome bilden (Übergang zw. allgemeiner u. spezieller<br />

<strong>Psychopathologie</strong>); Nosologie; spezielle diagnostische Einheiten<br />

(Diagnosessysteme � ICD-10), Beschreibung von psychischen<br />

Phänomenen im Kontext von spezifischen Diagnosen<br />

Psychiatrische Klassifikation von Störungen innerhalb der speziellen<br />

<strong>Psychopathologie</strong>:<br />

� diskrete (klar von einander u. von der Norm abgrenzbare)<br />

Störungsbilder � künstliche Setzung von Krankheitsinheiten (Bsp.<br />

geistige Behinderung vs. Schwachsinn vs. ...)! Es handelt sich aber um<br />

kontinuierliche Störungsbilder/psych. Merkmale (Bsp.: Intelligenz,<br />

Depressivität)<br />

� disjunkte (sich gegenseitig ausschließende) Diagnosekategorien<br />

normal pathologisch<br />

�-------------------------------------------------------------I---I----------------------------�<br />

kontinuierliche Kategorie kategorialer Sprung<br />

4<br />

4


4. Wie erhebt man einen<br />

klinischen/psychiatrischen<br />

Befund?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

vgl. Möller, Kap. 1 (S. 16-34)<br />

Ablauf:<br />

1. Klinische Untersuchung: psychopathologischer Status (� Befund) u.<br />

somatischer (Somato-) Status<br />

2. Anamnestische Untersuchung<br />

3. differentialdiagnostischer Prozeß<br />

4. Diagnose<br />

� Erstgespräch erstreckt sich auf Symptomatik, Biographie u. pathogene<br />

Faktoren; zugleich diagnostische Klärung u. therapeutische<br />

Kontaktaufnahme<br />

� am Ende der Exploration wird die Symptomatik in einem<br />

psychopathologischen Befund zusammengefaßt: nicht nur Defizite,<br />

sondern auch erhaltene Fähigkeiten<br />

� Berücksichtigung von Simulations-/Dissimulationstendenzen,<br />

Krankheitseinsicht, Krankheitsgefühl, Behandlungsmotivation, besondere<br />

Gefährdung<br />

� Befund ist ein Querschnittsbild zur Zeit der Untersuchung<br />

� inhaltlich zu beachten: äußeres Erscheinungsbild, Psychomotorik,<br />

zwischenmenschliches Verhalten, Aufmerksamkeit u. Wahrnehmung,<br />

Bewußtsein u. Orientierung, Gedächtnis u. Merkfähigkeit, Antrieb,<br />

Stimmung u. Affektivität, Denken, Ich-Erleben<br />

� Selbst- u. Fremdbeschreibung (� Gespräch mit den Angehörigen)<br />

� Hauptpunkte der Symptomexploration (vgl. Möller, S. 20-33):<br />

� Bewußtseinsstörungen<br />

� Orientierungsstörungen<br />

� Störungen der Aufmerksamkeit u. Konzentration<br />

� Auffassungsstörungen<br />

� Störungen von Merkfähigkeit u. Altgedächtnis<br />

� Störungen der Intelligenzleistung<br />

� Formale Denkstörungen<br />

� Wahn/Halluzination<br />

� Zwänge, Phobien, Ängste<br />

� Ich-Störungen<br />

� Störungen der Grundstimmung u. affektiven Ansprechbarkeit<br />

� Störungen des Antriebs u. der Psychomotorik<br />

� Vegetative Störungen<br />

� Suizidalität<br />

� standardisierte Beurteilungsverfahren (mit Fremd- u.<br />

Selbsteinschätzung):<br />

AMDP-System<br />

Psychopathologischer Befundbogen bei Kindern u. Jugendlichen<br />

� neben der Erfassung der Symptomatik auch zeitliche Entwicklung u.<br />

Verlauf, akut oder schleichend, kurz oder lang, bereits früher aufgetreten?<br />

� Krankheitsanamnese: körperlich u. psychisch<br />

� Biographische Anamnese: Familienanamnese u. Biographie des<br />

Patienten<br />

� Phasen:<br />

1. Prämorbide Entwicklung<br />

2. auslösende Faktoren<br />

3. Verlauf der Symptomatik<br />

� Selbstbeurteilungsverfahren:<br />

Beschwerdeliste (v. Zerssen)<br />

Befindlichkeitsskala (v. Zerssen)<br />

� testpsychologische Untersuchung<br />

� körperliche Untersuchung mit Fokussierung auf neurologische u.<br />

5<br />

5


5. Was bedeutet exogen,<br />

endogen u.<br />

psychogen?<br />

6. Was ist der Unterschied<br />

von Minus-Symptomatik<br />

u. produktiver Symptomatik?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� exogen ( = von außen entstanden, dem Körper aufgeprägt): äußere<br />

Krankheitsursachen überwiegen � körperlich begründet (Unfall, Tumor,<br />

Abbauprozesse des Gehirns; (akut/reversibel, chronisch/irreversibel)<br />

� körperlich begründbare/organische Psychosen<br />

- akute Syndrome = Reaktion auf akute Störungen der Hirnfunktion im<br />

Rahmen von Hirn- od. Allgemeinerkrankungen (Bewußtseinsminderung,<br />

Verwirrtheitszustand, Delir, Dämmerzustand)<br />

- chronische Syndrome = Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen<br />

aufgrund von längerdauernder od. chronischer diffuser Hirnschädigun<br />

gen (Demenz (hirnorganisches Psychosyndrom), Demenz-Sonderform:<br />

Korsakow-Syndrom (organisch-amnestisches Syndrom), MCD<br />

(Minimale<br />

Cerebrale Dysfunktion/frühkindlich exogenes Psychosyndrom))<br />

� endogen ( = von innen heraus entstanden, aus dem Körper selbst,<br />

seinem So-Sein entstanden): Krankheit ist wesentlich durch individuelle<br />

Disposition u. genetische Faktoren bedingt<br />

� ‚endogene’ Psychosen<br />

- schizophrene Psychosen (paranoid, hebephren, kataton, Schizophrenia<br />

simplex)<br />

- affektive Psychosen (monopolar: Depression, Manie; bipolar: manischdepressiv)<br />

� psychogen ( = aus psychischen Vorgängen entstanden):<br />

(überwiegend) psychische Ursache<br />

- neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen (ICD-10, S. 155)<br />

- psychogene/reaktive Psychosen (paranoid od. depressiv) (Möller, S.<br />

237 f; ICD-10, S. 121 u. 143 f)<br />

I produktive/Positivsymptomatik: prognostisch günstig:<br />

- Wahn u. Halluzination<br />

- positive formale Denkstörungen<br />

- bizarres u. desorganisiertes Verhalten<br />

� spricht auf klassische Neuroleptika an<br />

� Wahn ist positiv, da als produktive u. kreative Bewältigungsstrategie zu<br />

sehen<br />

II Minus-/Negativsymptomatik: Einschränkungen u. Defizite �<br />

prognostisch ungünstig:<br />

- Sprachverarmung (Alogie)<br />

- Aufmerksamkeitsstörungen<br />

- Affektverflachung<br />

- Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität<br />

- Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in<br />

Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit<br />

äußert)<br />

� spricht auf atypische Neuroleptika an<br />

Einteilung nach Nancy Andreasen (1982) � Wiederkehr des Symptom-<br />

Dualismus’ von Bleuler (u. Kraepelin) nach Störungsverlauf von<br />

Schizophrenien<br />

6<br />

6


2Symptome und Syndrome<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Symptom = Zeichen, Anzeichen, Kennzeichen, aus dem auf etwas anderes geschlossen werden kann; z.B.<br />

weisen Verhaltensweisen/Leistungen auf bestimmte psych. Vorgänge oder Eigenschaften hin.<br />

Syndrom = Zeichengruppe, Gruppe/Kombination von Symptomen � Ebene der Psychiatrie: Diagnosen<br />

werden meistens auf der Ebene der Syndrome gestellt.<br />

Nosologische Einheit = regelhafte Kombination von Symptomen, deren Ursache bekannt ist � in der<br />

Psychiatrie sehr selten Diagnosen auf dieser Ebene (Bsp: Korsakow-Syndrom = alkoholinduzierte Psychose);<br />

vor allem Ebene der Medizin.<br />

Psychiatrische Diagnosen:<br />

Bewußtseinsstörungen<br />

Symptome<br />

Syndrome � Diagnose<br />

Nosologische Einheit<br />

7<br />

7


1. Welche Bewußtseinsstörungen<br />

unterscheidet man?<br />

2. Was ist der Unterschied<br />

zwischen<br />

Bewußtseinsstörung u.<br />

Halluzination?<br />

Orientierungsstörungen<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Bewußtsein = die Fähigkeit, wach u. klar denken, fühlen u. handeln zu<br />

können (Möller, S. 69); unter Erlebnisperspektive = die Gesamtheit der<br />

Erlebnisse, d.h. der erlebten (= bewußten) psychischen Zustände u.<br />

Aktivitäten sowie zusätzlich die Tatsache ihres Bewußt-Seins, die<br />

besondere Art des unmittelbaren Gewahrseins dieser Erlebnisse, die<br />

innere Erfahrung; (zweite Perspektive: kognitive Psychologie) (Dorsch)<br />

Bewußtseinsstörungen = Sammelbegriff für<br />

� quantitative Störungen durch Einschränkung der Wachheit des<br />

Bewußtseins � Bewußtseinsverminderung: Herabsetzung der<br />

Wachheit (Vigilanz) verschiedenen Grades<br />

1. Benommenheit (leichteste Bewußtseinseinschränkung, Pat. ist<br />

schwer besinnlich, verlangsamt, in der Informationsaufnahme u.<br />

–verarbeitung eingeschränkt)<br />

2. Somnolenz (leichte Bewußtlosigkeit, Pat. ist schläfrig, aber leicht<br />

weckbar)<br />

3. Sopor (mittlere Bewußtlosigkeit, Pat. schläft, nur starke Reize können<br />

ihn wecken)<br />

4. Präkoma (tiefe Bewußtlosigkeit, Pat. ist bewußtlos u. nicht weckbar)<br />

5. Koma (tiefste Bewußtlosigkeit, Pat. hat keine Pupillen- u. Muskeleigenreflexe)<br />

� qualitative Störungen durch Veränderungen in den Bewußtseinsinhalten:<br />

1. Bewußtseinseinengung: Einengung des Umfangs der Bewußtseinsinhalte<br />

(z.B. durch Focussierung auf ein bestimmtes Erleben)<br />

2. Bewußtseinsverschiebung: Verschiebung in den Bewußtseinsinhalten<br />

in Form von Bewußtseinssteigerung (Steigerung von Intensität<br />

u. Helligkeit der Erlebnisse/Inhalte) u./od. Bewußtseinserweiterung<br />

(Vergrößerung des dem Bewußtsein erfahrbaren<br />

Raums bzw. der Tiefe)<br />

3. Bewußtseinstrübung: mangelnde Klarheit der Vergegenwärtigung<br />

der Bewußtseinsinhalte/des Erlebens, Verlust des Zusammenhangs<br />

des Erlebens, Zerstückelung des Bewußtseins<br />

Bewußtseinsstörungen gehen mit einer Veränderung sämtlicher<br />

psychischer Vorgänge einher, insbesondere mit Störungen der<br />

Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung u. des Denkens (Möller, S.<br />

69) � basale, breite Störung<br />

Bewußtseinsstörungen sind das diagnostische Leitsymptom von<br />

organischen/exogenen Psychosen! Bewußtseinstrübung � Delir,<br />

Verwirrtheitszustand (amentielles Syndrom � ohne Wahn u.<br />

Halluzinationen)<br />

� Halluzination = Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden<br />

Außenreiz, die für wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden; eine Art<br />

der Sinnestäuschungen/ Trugwahrnehmungen (Möller, S. 76); �<br />

begrenzte Störung, inhaltliche Denkstörung;<br />

Halluzinationen sind produktiver, denn neue, nicht existente Objekte<br />

werden halluziniert/hervorgebracht/’vorgestellt’/’gedacht’<br />

� Bewußtseinsstörung: � basale, breite Störung, die einhergeht mit<br />

Störungen der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung u. des<br />

Denkens<br />

bei Bewußtseinsverschiebung im Sinn einer Bewußtseinssteigerung<br />

sind die Inhalte nicht neu, sondern werden nur intensiver, heller, farbiger<br />

etc. erlebt<br />

8<br />

8


1. Welche Arten von<br />

Orientierungsstörungen<br />

gibt es?<br />

2. Wie sind<br />

Orientierungsstörungen zu<br />

überprüfen?<br />

3. Bei welchen<br />

Störungsbildern findet<br />

man welche<br />

Orientierungsstörung?<br />

Denkstörungen<br />

1. Welche Arten von<br />

Denkstörungen gibt es?<br />

2. a) Wie könnte man<br />

formale Denkstörungen<br />

ordnen?<br />

b) Wie kann man formale<br />

Denkstörungen überprüfen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Orientierungsstörungen = mangelndes Bescheidwissen u. Sich-zurecht-<br />

Finden in Situationen u. Gegebenheiten; graduelle Abstufungen in<br />

eingeschränkte Orientiertheit u. aufgehobene Orientiertheit =<br />

Desorientiertheit); 4 Arten von Desorientiertheit:<br />

1. zeitliche: Pat. weiß das Datum, den Wochentag, den Monat, das Jahr,<br />

die Jahreszeit nicht<br />

2. räumliche/örtliche: Pat. weiß nicht, wo er ist<br />

3. situative: Pat. erfaßt die Situation nicht, in der er s. gerade befindet<br />

4. zur eigenen Person: Pat. weiß seinen Namen, sein Geburtsdatum,<br />

wichtige persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten nicht<br />

(Möller, S. 70 f)<br />

Fragen zur Diagnosestellung:<br />

� Was für ein Tag ist heute?<br />

� Wann sind Sie in die Klinik gekommen?<br />

� In welcher Stadt sind wir?<br />

� In was für einer Einrichtung sind wir?<br />

� Wie alt sind Sie?<br />

� Wann wurden Sie geboren?<br />

� Sind Sie verheiratet?<br />

� zeitliche: Korsakow, Demenz, Delir<br />

� räumliche/örtliche: Demenz, in schweren Fällen des Delirs<br />

� situative: in fortgeschrittenen Stadien der Demenz u. in schweren<br />

Fällen des Delirs<br />

� zur eigenen Person: in fortgeschrittenen Stadien der Demenz u. in<br />

schweren Fällen des Delirs<br />

� formale = Spaltung des gedanklichen Zusammenhangs, Störungen<br />

des Denkablaufs; werden vom Patienten subjektiv empfunden u.<br />

äußern sich im sprachlichen Duktus:<br />

Denkverlangsamung, umständliches Denken, eingeengtes Denken,<br />

Perseveration (Wiederholung gleicher Denkinhalte), Grübeln<br />

(unablässige Beschäftigung mit unangenehmen Gedankengängen),<br />

Gedankendrängen, Ideenflucht (übermäßig einfallsreiche<br />

Gedankengänge mit Verlust des roten Fadens), Vorbeireden,<br />

Denksperrung/Gedankenabreißen, Inkohärentes<br />

Denken/Denkzerfahrenheit (sprunghafter, dissoziierter Gedankengang<br />

bis hin zum Wortsalat), Neologismus, Begriffszerfall, Kontamination<br />

(Verquickung unterschiedlicher, zum Teil logisch unvereinbarer<br />

Bedeutungen), Begriffsverschiebung (Konkretismus – Symbolismus),<br />

Paralogik (unlogische Argumentationskette)<br />

� inhaltliche:<br />

Zwangsideen (nicht unterdrückbare Denkinhalte), hypochondrische Gedanken,<br />

überwertige Ideen (stark affektiv besetzt), Wahnideen (Wahneinfall,<br />

Wahnwahrnehmung, Wahnsystem, Erklärungswahn), Halluzinationen<br />

(� Halluzinationen bei Lehmkuhl auch: Sinnestäuschungen)<br />

(akustisch, optisch, olfaktorisch, gustatorisch, haptisch/taktil, Körper-,<br />

Coenästhesien), Pseudo-Halluzinationen, hypnagoge Halluzinationen (im<br />

Halbschlaf)), eidetische Bilder (subjektive optische<br />

Anschauungserlebnisse, die auch nach längerer Zeit mit großer<br />

sinnlicher Anschaulichkeit reproduziert werden, vor allem bei Kindern u.<br />

Jugendlichen)<br />

(Möller, S. 73 ff u. 188 ff; Tölle, S. 199 ff)<br />

a) graduelle Anordnung von Sperrung/verlangsamt vs. Ideenflucht/beschleunigt<br />

b) durch Aufgabe,<br />

- Begriffe zu definieren (Begriffszerfall, -verschiebung, Kontamination)<br />

- bekannte Sprichwörter zu erklären (Konkretismus = Störungen der Wortübertragung,<br />

der Überstiegsfähigkeit)<br />

- den Sinngehalt einer Fabel (Tiergeschichte) zu deuten (Sinnerfassung)<br />

9<br />

9


3. a) Was sind Perserverationen?<br />

b) Bei welchen Störungen<br />

treten sie auf?<br />

4. Was sind<br />

Sinnestäuschungen?<br />

5. Definition von<br />

Halluzination?<br />

6. Von welchen anderen<br />

Wahrnehmungsstörungen<br />

sind Halluzinationen<br />

abzugrenzen?<br />

7. Was versteht man unter<br />

einer Illusion?<br />

Wahn<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

a) = Wiederholung gleicher Denkinhalte u. Haftenbleiben an vorherigen<br />

Worten od. Angaben, die jetzt nicht mehr sinnvoll sind (formale<br />

Denkstörung) (Möller, S. 74); Wiederholung bzw. Haftenbleiben an<br />

Bewegungen, Wörtern, Vorstellungen (Schmidt, S. 278)<br />

b) - Schizophrenie, Demenz<br />

- Autismus, Epilepsie (als Folgeerscheinung nach häufigen Anfällen:<br />

dementielle Entwicklung mit chronisch-diffuser Hirnschädigung)<br />

= Verkennung der objektiven Gegebenheiten durch die Sinnesorgane<br />

einschließlich der weitergehenden Reizverarbeitung im Gehirn; 2 Arten:<br />

1. Halluzinationen: ohne in der Außenwelt objektiv vorhandene<br />

Gegebenheit<br />

2. illusionäre Verkennungen: in der Außenwelt objektiv vorhandene<br />

Gegebenheit wird subjektiv verkannt (Dorsch) � meist affektgetragen<br />

(z.B. im Delir) (Klosterkötter)<br />

= Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden Außenreiz, die für<br />

wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden (Möller, S. 76)<br />

akustische, optische, haptische/taktile, olfaktorische (Geruch),<br />

gustatorische (Geschmack), Coenästhesien/Körperhalluzinationen,<br />

Pseudohalluzinationen (Unwirklichkeit wird erkannt), vestibuläre<br />

Halluzinationen (Kranke meinen, der Boden würde unter ihnen<br />

weggezogen, sie würden taumeln, schwanken u. jeden Moment hinfallen)<br />

Pseudohalluzinationen: Trugwahrnehmungen, bei denen die<br />

Unwirklichkeit der Trugwahrnehmung erkannt wird<br />

eidetische Phänomene/Bilder: besondere Fähigkeit zu lebendigen, bildhaften<br />

Vorstellungen/subjektive optische Anschauungserlebnisse, die<br />

auch nach längerer Zeit mit großer sinnlicher Anschaulichkeit reproduziert<br />

werden, vor allem bei Kindern u. Jugendlichen)<br />

Pareidolien: Sinnestäuschungen, bei denen in tatsächlich vorhandene<br />

Gegenstände allerlei Nichtvorhandenes zusätzlich hineingesehen wird<br />

illusionäre Verkennung: etwas wirklich gegenständlich Vorhandendes<br />

wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z.B. Tapetenmuster<br />

werden als Gesichter gesehen<br />

= illusionäre Verkennung: etwas wirklich gegenständlich Vorhandendes<br />

wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z.B. Tapetenmuster<br />

werden als Gesichter gesehen<br />

1. Was ist Wahn? Wahn = objektiv falsche Beurteilung der Realität, die<br />

erfahrungsunabhängig auftritt u. an der mit subjektiver Gewißheit<br />

unkorrigierbar festgehalten wird; die Überzeugung steht im Widerspruch<br />

zur Wirklichkeit u. zur Erfahrung u. Überzeugung der gesunden<br />

Mitmenschen<br />

� abzugrenzen von überwertigen Ideen, die nicht absolut unkorrigierbar<br />

sind ( = stark affektiv besetzte Ideen, die das gesamte Denken in<br />

unsachlicher u. einseitiger Weise beherrschen)<br />

� Wahn ist ein Bewältigungsphänomen (Coping-Strategie), mit dem der<br />

Pat. kreativ u. produktiv auf die veränderte Welt reagiert u. sich damit<br />

kontrolliert � produktives Symptom, prognostisch günstig!<br />

10<br />

10


2. Was ist für Wahn<br />

charakteristisch? Was<br />

kennzeichnet den Wahn?<br />

3. Welche Arten von<br />

Wahnerleben gibt es?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

3 wichtige Wahnkriterien:<br />

1. subjektive Gewißheit (die Überzeugung hat hohe unerschütterliche<br />

subjektive Evidenz)<br />

2. Unkorrigierbarkeit (von der ich-bezogenen Überzeugung kann nicht<br />

abgesehen werden, da die Fähigkeit zum Wechsel des Bezugssystems<br />

fehlt (Überstiegsfähigkeit)<br />

3. Unwiderlegbarkeit (die Überzeugung beruht gänzlich auf sich selbst<br />

u. bedarf keines Beweises (Tölle, S. 176 f)<br />

(bzw. Unmöglichkeit/Unverstehbarkeit des Inhalts bei Klosterkötter als<br />

drittes u. weichstes Kriterium)<br />

weitere Wahnkriterien (nicht obligatorisch):<br />

4. Beziehungssetzung/Ich-Bezogenheit<br />

5. abnormes Bedeutungsbewußtsein (Tölle, S. 174 u. 176 f)<br />

Überstiegsfähigkeit = souveräne Möglichkeit, zwischen der gemeinsame<br />

Realität, die der einzelne mit seinen Mitmenschen teilt, und einer<br />

individuellen Vorstellungswelt (Nebenrealität) zu wechseln<br />

(Perspektivenwechsel, vgl. Piaget).<br />

Erfordert die Fähigkeit zur Relativierung der eigenen Person (als Ergebnis<br />

der entwickelten Dominanz der gemeinsamen Realität gegenüber der<br />

Nebenrealität), die sich erst im Vorschulalter bis zur Einschulung<br />

entwickelt. Beim Kleinkind stehen die gemeinsame Realität u. die<br />

Nebenrealität noch gleichberechtigt nebeneinander � die ich-bezogene<br />

Denkweise des Klein-kinds (frühkindlicher Ego-Zentrismus, vgl. Piaget)<br />

ähnelt dem wahnhaften Denken (Tölle, S. 215 f u. 176)<br />

Aufbau des Wahns (Phänomene):<br />

1. Wahnstimmung (Stimmung des Unheimlichen, Vieldeutigen)<br />

2. a) Wahnwahrnehmung (zweigliedrig): eine richtige<br />

Sinneswahrnehmung (1. Glied) erhält eine abnorme, auf den Pat.<br />

bezogene wahnhafte Bedeutung (2. Glied) � Wahn mit Bezugnahme auf<br />

äußere Wahrnehmung � markantestes Wahnphänomen (Symptom 1.<br />

Rangs nach Schneider)<br />

(� Illusionäre Verkennung (Sinnestäuschung): in der Außenwelt objektiv<br />

vorhandene Gegebenheit wird subjektiv verkannt)<br />

oder<br />

2. b) Wahneinfall (eingliedrig): plötzlich aufkommende wahnhafte<br />

Überzeugung, momentan evidente Idee � Wahn ohne Bezugnahme auf<br />

äußere Wahrnehmung (Symptom 2. Rangs nach Schneider)<br />

3. Wahnarbeit: Pat. ‚arbeitet’ an seinen Wahnerlebnissen � Coping<br />

4. Wahnsystem: Wahngebäude aus untereinander verknüpften Wahn-<br />

ideen; Ergebnis der Wahnarbeit (Möller, S. 75 f; Klosterkötter)<br />

Wahndynamik: affektive Anteilnahme am Wahn, Kraft des Antriebs u.<br />

Stärke der im Wahn wirksamen Affekte<br />

Erklärungswahn: wahnhafte Überzeugungen zur Erklärung von<br />

psychotischen Symptomen (z.B. Halluzinationen)<br />

synthyme Wahnphänomene: kongruent zu Stimmung/Gefühlen �<br />

weisen auf eine affektive Psychose (Depression, Manie) hin<br />

parathyme Wahnphänomene: inkongruent od. neutral zu Stimmung/<br />

Gefühlen (� weisen auf Schizophrenie od. schizo-affektive Psychose<br />

(paranoid-depressiv od. paranoid-manisch) hin (Klosterkötter)<br />

Synthymie = Einheitlichkeit von Stimmungs-/Gefühlslage<br />

Parathymie = Störung, bes. Umkehrung von Stimmungs-/Gefühlslage<br />

(Dysthymie = länger andauernde traurige Stimmungs-/Gefühlslage)<br />

(Katathymie = Sachverhalt, daß psychische Funktionen (Wahrnehmung,<br />

Denken, Erinnerung etc.) durch affektive Erlebniskomplexe beeinflußt<br />

werden; auch: plötzlicher Stimmungswechsel)<br />

11<br />

11


4. Welche Wahnthemen<br />

kennen Sie?<br />

5. Welche Wahnthemen<br />

treten bei<br />

Schizophrenie,<br />

Melancholie, Manie auf?<br />

6. Abgrenzung von Wahn<br />

u. Zwang?<br />

7. Bei welcher Störung tritt<br />

Eifersuchtswahn auf?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Beziehungs-, Abstammungs-, Sendungs-, sensitiver Beziehungs-,<br />

Bedeutungs-, Beeinträchtigungs-/Vergiftungs-, Vernichtungs-,<br />

Verfolgungs-, Eifersuchts-, Liebes-, Kontroll-, Schuld-, Versündigungs-,<br />

Verarmungs-, Insuffizienz-, Nichtigkeits-/nihilistischer, hypochondrischer,<br />

Größen- (Megalomanie), symbiontischer Wahn (folie à deux), wahnhafte<br />

Personenverkennung<br />

am häufigsten: Beziehungswahn (Möller, S. 76; Klosterkötter)<br />

� Schizophrenie: vielgestaltige Wahnthemen, richten sich nach<br />

Lebensumständen: Verfolgungs-, Vergiftungs-, Eifersuchts-,<br />

Beziehungswahn etc. � vor allem parathym!<br />

� Manie: Größen-, Liebeswahn (synthym!; aber auch parathymer Wahn<br />

möglich)<br />

� Melancholie: Schuld-, Versündigungs-, Verarmungs-,<br />

hypochondrischer W. (synthym! aber auch parathymer Wahn möglich)<br />

� Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ich-synton und werden als real<br />

akzeptiert � keine Krankheitseinsicht<br />

� Zwang: Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv<br />

erlebt � Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93)<br />

= wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen od. hintergangen zu werden<br />

� paranoide Schizophrenie*<br />

� anhaltende wahnhafte Störung/Wahnentwicklung: beim<br />

Zusammentreffen von expansiv (kämpferischer)-paranoider<br />

Persönlichkeitsstruktur u. kränkendem Erlebnis/Niederlage<br />

(Schlüsselerlebnis)<br />

� Alkoholismus: alkoholischer Eifersuchtswahn als Folge (bei einem<br />

geringen Prozentsatz der Alkoholiker), zumeist chronisch; klingt wenn<br />

überhaupt erst nach längerer Abstinenz ab � hirnorganisches<br />

Paranoid<br />

(ohne Halluzinationen! Wenn Halluzinationen � Alkoholhalluzinose (akut,<br />

vor allem akustisch in Form von drohenden Stimmen, Angststimmung,<br />

Verfolgungswahn zur Erklärung))<br />

� organische wahnhafte (schizophreniforme) Störung<br />

* paranoide Wahnvorstellungen: vor allem Verfolgungs- u. Größenwahn<br />

(Schmidt, S. 278); außerdem häufig Beziehungs-, Abstammungs-, Eifersuchtswahn<br />

(ICD-10)<br />

12<br />

12


8. Können<br />

psychodynamische<br />

Faktoren zur<br />

Wahnbildung beitragen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Tölle: psychodynamische Erklärung der Entstehung von Wahn/<br />

Wahnsystem vor allem bei Wahnentwicklung (anhaltende wahnhafte<br />

Störung) u. Schizophrenie:<br />

1) psychoreaktive Bedingungen: „’Wahneinfälle sind aus innerem<br />

Bedürfnis heraus entstanden.’ (Bleuler). Das innere Bedürfnis ist schon<br />

daran zu erkennen, daß s. der Wahnkranke nicht veranlaßt sieht, seine<br />

ungewöhnlichen Vorstellungen u, Wahrnehmungen auf ihre Gültigkeit zu<br />

überprüfen, was möglicherweise seine Annahmen gegenstandslos<br />

machen würde. Er wehrt s. auch gegen entsprechende Versuche eines<br />

Gesprächspartners. Wenn er s. in seinem Wahn nicht durch Erfahrung<br />

beirren lassen ‚will’, muß der Wahn eine innere Notwendigkeit darstellen,<br />

die er nicht aufgeben kann.“<br />

2) psychodynamische Beziehungen: „Je mehr die Aufmerksamkeit auf<br />

biographische Zusammenhänge, auf Konflikte im Vorfeld u. auf Konflikte<br />

im Verlauf der Krankheit gerichtet wird, desto mehr verdichtet s. die<br />

Erfahrung psychodynamischer Beziehungen. Die Wahnthemen u.<br />

Wahnformen des Wahns sowie der Zeitpunkt des Auftretens<br />

erscheinen dann nicht mehr zufällig oder ‚endogen’. (...) Allerdings ist es<br />

bisher nicht gelungen, spezifische psychische Bedingungen für die<br />

Wahnbildung nachzuweisen. Diese Erfahrung legt die Annahme weiterer<br />

Entstehungsbedingungen nahe, wie Anlage (genetische, körperliche u.<br />

insbesondere psychosoziale Entwicklungseinflüsse in den frühen<br />

Entwicklungsphasen) od. noch unbekannte somatische Faktoren. Die<br />

Erfahrung, daß psychodynamische Vorgänge an der Wahngenese beteiligt<br />

sind, ist gesichert.<br />

Psychodynamisch wird die Wahnbildung mit dem Vorgang der Projektion<br />

im spezifischen Sinn einer radikalen Verlagerung von inkompatiblen<br />

Erlebnisinhalten von der eigenen Person in die Außenwelt<br />

(Externalisierung) zu erklären versucht, woraus eine<br />

Realitätsbezugsstörung resultiert (≠ neurotische Projektion!).<br />

Bsp.1): 1. Konflikt zwischen Triebwünschen u. Gewissen (Über-Ich) � 2.<br />

unerträgliches Schulderleben � 3. Projektion der Selbstvorwürfe in<br />

Beschimpfungen u. Drohungen der Außenwelt in Form von Stimmen im<br />

Verfolgungswahn, um die Unerträglichkeit abzuwehren u. subjektive<br />

Entlastung des eigenen Erlebens zu erzielen.<br />

Bsp.2): 1. Konflikt zwischen zwischen erotischen/sexuellen Wünschen u.<br />

dem Über-Ich � 2. Schulderleben bzw. 1. Unvereinbarkeit von<br />

erotischen/sexuellen Wünschen mit der Realität, weil sie von der sie<br />

betreffenden Person nicht geteilt werden � 2. unerträgliches<br />

Schamerleben � 3. Projektion der Wünsche auf die andere Person<br />

(Subjekt-Objekt-Umkehr), die nun liebt u. begehrt, in Form von<br />

Liebeswahn zur Entlastung u. unter Umständen Wunscherfüllung. (S. 179<br />

f)<br />

Bei schizophrenem Wahn wird besonders deutlich, wie die<br />

Wahnthematik von der Erlebniswelt des Pat. geprägt ist. Er spricht von<br />

Freimaurern u. Juden, Faschisten od. Kommunisten, Radargeräten u.<br />

Strahlungen, Mikrophonen u. Fernsehkameras. Der Wahn kann als<br />

Ergebnis der Auseinandersetzung der Person mit dem einbrechenden<br />

schizophrenen Erleben verstanden werden. ‚Die Psychose ist ein<br />

Kunstwerk der Verzweiflung.’ (Klaesi). (...) Defizittheorie nach Federn: 1.<br />

Mangel an Ich-Besetzung � 2. Invasion falscher Wirklichkeiten � 3.<br />

radikale Regression als Abwehrversuch dieser Invasion, aber es kommt zu<br />

einer Niederlage des Ich. Konflikttheorie nach Winkler: 1. Konflikt � 2.<br />

unerträgliches Schulderleben � 3. Abwehrmaßnahmen des Ich zur<br />

Entlastung von den mit dem Ich unvereinbaren Schuldgefühlen: a) Ich-<br />

Anachorese (Rückzug des Ich von den Schuldgefühlen), b) Ich-<br />

Mythisierung (Entrückung aus der persönlichen Existenz, zusammen mit<br />

Wahnbildung). Nicht Belastungen an sich, sondern bestimmte Konflikte<br />

sind also Risikofaktoren für die Schizophreniegenese, genauer gesagt: die<br />

mißlungenen Konfliktverarbeitungen eines geschwächten Ich, unter<br />

Einsatz anderer Abwehrmaßnahmen als bei Neurosen. (S. 194 u. 214 f).<br />

Typischer Konflikt bei schizophrenen Pat.: Ambivalenzkonflikt in<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen: Angst vor der Gefahr,<br />

Mitmenschen übermäßig nah zu kommen, bei gleichzeitig starkem<br />

Bedürfnis nach mitmenschlicher Nähe.“ (S. 213).<br />

13<br />

13


9. Bei welchen Störungen<br />

kommt Wahn vor?<br />

10. Was versteht man unter<br />

einer Wahnentwicklung?<br />

11.Wie entsteht sensitiver<br />

Beziehungswahn?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Schizophrenie<br />

� organische wahnhafte (schizophreniforme) Störungen (bei<br />

Hirnschädigungen) (~organische/exogene Psychosen)<br />

� anhaltende wahnhafte Störung (mindestens 3 Monate lang u. ohne<br />

Halluzinationen)<br />

� andere anhaltende wahnhafte Störungen (kürzer als 3 Monate u. in<br />

begrenztem Ausmaß Halluzinationen)<br />

� affektive Störungen mit psychotischen Symptomen (Manie, schwere<br />

depressive Episode, bipolare affektive Störungen)<br />

[~affektive/endogene Psychosen)<br />

� chronischer Alkoholismus (akute Alkoholhalluzinose mit<br />

Verfolgungswahn, chronischer alkoholischer Eifersuchtswahn)<br />

= eine anhaltende/chronische wahnhafte Störung (nur Wahn, keine<br />

Symptome der Schizophrenie od. der affektiven Psychose); chronische<br />

wahnhafte Störungen entstehen durch das Zusammentreffen einer<br />

besonderen Persönlichkeitsstruktur mit besonderen Erlebnissen<br />

(Schlüsselerlebnissen); die Wurzel des Wahns ist eine überwertige Idee,<br />

die s. kompensatorisch zum katathymen (= aus affektiven<br />

Erlebniskomplexen entspringend) Wahn weiterentwickelt �<br />

charakterogene Wahnentwicklung;<br />

Arten: expansive/sthenisch-kämpferische) Persönlichkeitsstruktur �<br />

Verfolgungs-, Größen-, Eifersuchts- od. Querulantenwahn; sensitive<br />

(besonders kränkbare) Persönlichkeitsstruktur � sensitiver<br />

Beziehungswahn; schwerhörige Personen � Verfolgungswahn bei<br />

Schwerhörigen; in Lebensgemeinschaft mit einem Wahnkranken lebende<br />

Personen � symbiontischer Wahn;<br />

Paranoia ist als eigenständige Krankheitsform umstritten: viele Fälle sind<br />

Grenzformen der charakterogenen Wahnentwicklung, bei anderen ist eine<br />

Beziehung zum schizophrenen Formenkreis zu vermuten.<br />

Wahnentwicklungen/anhaltende wahnhafte Störungen sind therapeutisch<br />

kaum zu beeinflussen � meist ausgesprochen chronisch. Es kann<br />

versucht werden, die Wahndynamik durch Neuroleptika zu beeinflussen,<br />

u. mögliche pathogene Einflußfaktoren können durch Milieuwechsel u.<br />

supportive Psychotherapie reduziert werden. (Möller, S. 241 ff)<br />

= eine chronische/anhaltende wahnhafte Störung � charakterogene<br />

Wahnentwicklung; entsteht durch das Zusammentreffen einer<br />

sensitiven (besonders kränkbaren) Persönlichkeitsstruktur mit einem<br />

beschämenden, demütigenden, kränkenden Erlebnis<br />

(Schlüsselerlebnis), nach dem es zur überwertigen Idee der eigenen<br />

Minderwertigkeit kommt; diese überwertige Idee entwickelt s. weiter zum<br />

sensitiven Beziehungswahn, in dem vermutet wird, daß alle Menschen<br />

Anspielungen auf die erlebte Niederlage machen, um den katathymen<br />

Wahn, der aus dem Gefühl der Kränkung entspringt, zu kompensieren.<br />

(Möller, S. 242)<br />

Tölle: Entwicklung aus einer Trias von sensitiver Persönlichkeitsstruktur<br />

(retentiv = affektverhaltend), kleinstädtischem Milieu u. beschämendem<br />

u./o. Schulderlebnis, das zum Auslöser wird. Psychodynamik: Aufgrund<br />

der Retention bleibt das beschämende Erlebnis (Primärerlebnis) quälend<br />

u. beherrschend im Bewußtsein. Zur Abwehr erfolgt eine Inversion<br />

(Umschlag des Erlebens) des Primärerlebnisses in die wahnhafte<br />

‚Beobachtung’ (anschauliches Symbol), von allen begegnenden Menschen<br />

peinlich betrachtet u. verachtet zu werden (Sekundärerlebnis); Pat. bezieht<br />

alles, was geschieht, wahnhaft auf sich selbst. Entwickelt s. allmählich,<br />

meist unmerklich, da s. die Pat. nur schwer äußern können; wird oft erst<br />

durch Suizidversuch offenkundig. (S. 182 f)<br />

14<br />

14


12.Wie unterscheidet sich<br />

der sensitive<br />

Beziehungswahn von<br />

einer paranoiden<br />

Schizophrenie?<br />

13.Unter welchen<br />

Bedingungen entsteht ein<br />

symbiontischer Wahn?<br />

14.Was ist ein<br />

Querulantenwahn?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

sensitiver Beziehungswahn: nur Wahnthema Beziehungswahn<br />

(Menschen u. Dinge der Umwelt werden wahnhaft auf sich selbst<br />

bezogen; der Pat. meint, das Ereignisse in der Umgebung nur<br />

seinetwegen geschähen u. daß ihm damit etwas bedeutet werden solle<br />

(konkret: der Pat. bezieht alle Äußerungen/vermuteten Gedanken etc. von<br />

ihm begegnenden Menschen auf sich selbst, setzt sie zu sich in<br />

Beziehung, indem er überall Anspielungen auf das kränkende Erlebnis<br />

vermutet)), keine Symptome der paranoiden Schizophrenie (u. auch keine<br />

anderen psychotischen Symptome) (Tölle, S. 182)<br />

paranoide Schizophrenie: verschiedene Wahnthemen möglich u.<br />

zusätzlich schizophrene Symptome (Ich- u. Denkstörungen,<br />

Halluzinationen, verflachte o. inadäquate Affekte etc.)<br />

= Partizipation eines nahestehenden Menschen am Wahnerleben eines<br />

Pat. (induzierter Wahn, Folie à deux � folie communiqué); Bedingung:<br />

Lebensgemeinschaft mit einem Wahnkranken<br />

Entsteht durch die Übernahme der Wahnvorstellungen eines in enger<br />

Lebensgemeinschaft wohnenden wahnhaften Pat., zu dem meist eine<br />

enge emotionale Abhängigkeit besteht. Die Wahnvorstellungen des<br />

primären Pat. werden kritiklos akzeptiert u. weiter ausgebaut, können aber<br />

ggf. nach Trennung der beiden wieder aufgegeben werden. Beide Partner<br />

stärken s. wechselseitig in ihrem Wahn. Die psychot. Erkrankung des<br />

dominierenden primär erkrankten Pat. ist im allgemeinen schizophren. Die<br />

Wahnphänomene sind bei beiden Pat. in der Regel chronisch u. entweder<br />

Verfolgungs- od. Größenwahn. Fast immer leben die Partner in einer<br />

ungewöhnlichen Beziehung zusammen u. sind durch Sprache, Kultur od.<br />

geographische Situation von anderen Personen isoliert. (Möller, S. 242)<br />

Tölle:<br />

Entstehungsbedingungen: genetische Krankheitsbereitschaft beim Induzierten;<br />

Induzierter ist meist ich-schwächer als der primär Erkrankte, steht<br />

unter dessen Einfluß (abhängig); der paranoide Umweltbezug entspricht<br />

einem inneren Bedürfnis auch des Induzierten.<br />

Entwicklung: Unter dem Einfluß des induzierenden Partners erlebt der<br />

sekundär erkrankte Pat. die Welt so, wie sie sich diesem erschließt.<br />

Infolge wachsender sozialer Isolierung u. Zunahme der gemeinsamen<br />

Abwehr der Umwelt vertieft sich die Kommunikation zwischen beiden u.<br />

der Wahn wird zum Kommunikationsmedium. Das durch die Erkrankung<br />

des ersten Partners gestörte Gleichgewicht der Dyade kann durch die<br />

Erkrankung des zweiten wiederhergestellt werden (systemischer Aspekt!).<br />

Der Wahn wird zu einem gemeinsamen Anliegen beider Partner (wirbezogener<br />

konformer Wahn), so daß es zu gemeinsamer Wahnarbeit<br />

kommen kann, in der jeder der Partner sowohl Induzierender als auch<br />

Induzierter ist.<br />

Behandlung: erfordert Trennung der beiden; nur bei frühzeitiger Trennung<br />

gute Heilungschancen für induzierten Wahn; oft gelingt Trennung nicht,<br />

dann chronischer Verlauf. (S. 186)<br />

= expansive Wahnentwicklung durch das Zusammentreffen einer<br />

expansiv-kämpferischen Persönlichkeitsstruktur u. einem<br />

Benachteiligungs-, Unrechtserlebnis/Erlebnis des verletztes<br />

Rechtsempfindens (Schlüsselerlebnis), nach dem es zur überwertigen<br />

Idee der eigenen Benachteiligung kommt; diese überwertige Idee<br />

(querulatorische Fehlhaltung) entwickelt s. weiter zum Querulantenwahn,<br />

in dem eine systematische Benachteiligung u. Verschwörung vermutet<br />

wird, um den katathymen Wahn, der aus dem Gefühl der Benachteiligung<br />

entspringt, zu kompensieren. (Möller, S. 242)<br />

Tölle:<br />

Diese querulantische Fehlhaltung (überwertige Idee) kann ohne klare<br />

Grenze in den Querulantenwahn übergehen, in dem der Pat. der Umwelt<br />

verwerfliche Motive unterstellt u. unter Einsatz aller Mittel, auch strafbarer<br />

Handlungen, um sein vermeintliches Recht kämpft; charakteristisch ist die<br />

Ausweitung des Kampfs vom ursprünglichen Gegner auf die gesamte<br />

Gesellschaft im Sinn einer wahnhaften Überzeugung einer systematischen<br />

Benachteiligung u. Verschwörung, absolute Uneinsichtigkeit u. Selbstgerechtigkeit.<br />

� Geschäftsunfähigkeit! (S. 184 f)<br />

15<br />

15


15.Warum kann sich bei<br />

Kleinkindern kein Wahn<br />

entwickeln?<br />

Zwang<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

weil der frühkindliche Egozentrismus noch nicht überwunden ist: das<br />

Kleinkind kann sich noch nicht relativieren (Fähigkeit zur<br />

Perspektivenübernahme, vgl. Piaget), weil der bisher aufgebaute<br />

Realitätsbezug noch keine Dominanz der gemeinsamen Realität<br />

gegenüber der Nebenrealität des Kindes beinhaltet; es hat noch<br />

Schwierigkeiten, zwischen Nebenrealität u. gemeinsamer Realität zu<br />

unterscheiden � begrenzte Überstiegsfähigkeit (Fähigkeit, das<br />

Bezugssystem zu wechseln). Die Fähigkeit zur Relativierung der eigenen<br />

Person (als Ergebnis der entwickelten Dominanz der gemeinsamen<br />

Realität gegenüber der Nebenrealität) entwickelt sich erst im<br />

Vorschulalter bis zur Einschulung. Beim Kleinkind stehen die<br />

gemeinsame Realität u. die Nebenrealität noch gleichberechtigt<br />

nebeneinander � die ich-bezogene Denkweise des Kleinkinds im Sinn<br />

des frühkindlichen Egozentrismus’ ähnelt dem wahnhaften Denken<br />

(Tölle, S. 215 f u. 176)<br />

� Wahnsymptome also erst ab ~ Einschulung (6 Jahre) als solche diagnostizierbar!<br />

� man muß Störungen entwicklungsbezogen betrachten!<br />

Möller: schizophrene Psychosen ab Schulalter (6 Jahre) möglich, aber<br />

sehr selten; endogene Psychosen ab Vorpubertät (ca. 9 Jahre (Mädchen)<br />

bzw. 11 Jahre (Jungen)) möglich, aber sehr selten (S. 373)<br />

16<br />

16


1. Welche<br />

Zwangssymptome gibt<br />

es?<br />

2. Beschreiben Sie Zwang<br />

(mit Beispiel)!<br />

3. Abgrenzung von Zwang<br />

u. Wahn?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Zwangsgedanken/-ideen: aufgedrängte, nicht unterdrückbare<br />

Denkinhalte, die entweder selbst als sinnlos od. in ihrer Persistenz u.<br />

Penetranz als unsinnig u. meist als quälend empfunden werden Es<br />

handelt s. oft um aggressive, sexuelle od. obszöne Gedanken, die<br />

Schuldgefühle wecken. Nicht selten muß gleich das Gegenteil gedacht<br />

werden. Häufig muß der Pat. Geschehenes immer wieder gedanklich<br />

rekapitulieren, um s. zu vergewissern, daß er es richtig gemacht hat<br />

(Möller, S. 75 u. 260).<br />

� Zwangsbefürchtungen: eine besondere Art von Zwangsgedanken,<br />

zumeist mit aggressiv schädigendem, obszönen od. anderen Inhalt.<br />

(Möller, S. 260) Sie werden von der Angst bestimmt, es könne<br />

jemandem etwas zustoßen/zugestoßen sein, er könne abstürzen,<br />

überfahren werden etc.. Es geht dabei vor allem um andere Menschen<br />

(z.B. Angehörige), denen etwas passieren könne od. passiert sei u. der<br />

Pat. sei schuld an dem Unglück (pathologische Schuldgefühle) –<br />

weniger um die eigene Person (wie bei den Phobien). (Tölle, S. 89)<br />

� Zwangsimpulse: Regungen von bevorzugt aggressiver Art, die sich<br />

sehr penetrant einstellen; sie beinhalten insbesondere aggessive<br />

Regungen, die sich auf andere Menschen beziehen, die man<br />

schädigen werde (weniger sich selbst); z.B. Impulse, sich aus dem<br />

Fenster zu stürzen u. dabei dem eigenen Kind etwas antun; mit einem<br />

Messer jemanden verletzen od. gar töten, sobald man es in die Hand<br />

nehme; Obszönes aussprechen etc., also Impulse, Verbotenes zu<br />

wollen, denken od. tun. Der Pat. gibt diesen Impulsen nicht nach, aber<br />

er erlebt s. als unfrei u. bekommt bei seinem meist stark ausgeprägten<br />

ethischen Empfinden zusätzliche Schuldgefühle u. Ängste<br />

(Gewissensangst). (Tölle, S. 89 f). Diese aggressiven Tendenzen<br />

werden vom Pat. häufig durch ausgedehnte abwehrende<br />

Verhaltensweisen verhindert. (Möller, S. 260)<br />

� Zwangshandlungen/-verhalten: in ihrer Art od. Intensität als sinnlos<br />

erkannte u. meist als quälend empfundene, nicht unterdrückbare<br />

Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen od.<br />

Zwangsbefürchtungen. Zwangshandlungen werden durch Kombination<br />

mehrerer Zwänge auch manchmal zu Zwangsritualen ausgebaut, bei<br />

denen die Zwänge in bestimmter Reihenfolge ausgeführt werden<br />

müssen. Viele Zwangshandlungen u. –rituale haben etwas Magisches:<br />

wie mit einem Zauberritus soll etwas Schlimmes ferngehalten werden.<br />

(Möller, S. 81 u. 260) z.B. Zählen, Ordnung-Machen, Sich-Waschen,<br />

Kontrollieren. Der Pat. wehrt s. erfolglos gegen diese unsinnigen<br />

Zwangshandlungen, denn wenn er sie unterläßt, entsteht Angst (etwas<br />

werde verlorengehen, er werde jem. mit Bakterien infizieren, es werde<br />

durch sein Verschulden ein Unglück eintreten). Diese Angst kann nur<br />

durch erneute Angsthandlungen behoben werden, wenigstens<br />

vorübergehend. (Tölle, S. 90)<br />

� Zwangssymptome haben die Tendenz, s. auszubreiten!<br />

� komplementäres Verhältnis von Zwang u. Angst: Zwar werden<br />

Angst/Phobie u. Zwang unterschieden: der Gegenstand einer Phobie<br />

kann vermieden werden, während s. Zwang ständig aufdrängt. Aber klinisch<br />

hängt Zwang mit der auf bestimmte Objekte od. Situationen fixierten<br />

Angst zusammen: Zwang dient der Angstabwehr, zielt auf Absicherung.<br />

(Tölle, S. 90)<br />

� enge Verbindung von Zwangssysmptomen, vor allem Zwangsgedanken,<br />

u. Depression: Pat. mit einer Zwangsstörung haben oft depressive<br />

Symptome, u. Pat. mit einer rezidivierenden depressiven Störung können<br />

während der Episoden Zwangsgedanken entwickeln. (ICD-10)<br />

siehe unten, Kap. 6<br />

� Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ich-synton und werden als real<br />

akzeptiert � keine Krankheitseinsicht<br />

� Zwang: Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv<br />

erlebt � Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93)<br />

17<br />

17


4. Bei welchen Störungen<br />

werden Zwangssymptome<br />

angetroffen?<br />

Diverses<br />

1. Bei welchen Störungen<br />

kommt magisches Denken<br />

vor?<br />

2. Was ist das Kopfkissen-<br />

Syndrom?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� anankastische Persönlichkeitsstörung (vs. anankastische/zwanghafte<br />

Persönlichkeit/-sstruktur � noch im normal-psychologischen Bereich)<br />

� Zwangsstörung (Zwangsneurose, anankastische Neurose)<br />

� neurotische Verläufe mit Angst-, Depressions- od. hypochondrischer<br />

Symptomatik, die erst später zu Zwangsphänomenen führen<br />

(umgekehrt ist es seltener)<br />

� rezidivierende depressive Störung (anankastische Depression)<br />

(zwanghaftes Grübeln)<br />

� Beginn von Schizophrenien (seltener)<br />

� Ticstörungen: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S.<br />

160)<br />

� Tourette-Syndrom<br />

� organische psychische Störungen<br />

� organische Hirnerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie)<br />

(Zwang wird dranghaft u. weniger ich-fremd erlebt)<br />

� isolierte u. soziale Phobien<br />

� Abhängigkeitssyndrome mit weitem Spektrum unterschiedlicher<br />

Substanzen (Pat. erlebt eine Art Zwang, regelmäßig jedes nur<br />

erreichbare Mittel zu s. zu nehmen u. entwickelt qualvolle Gefühle,<br />

Unruhe od. körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz)<br />

� Eßstörungen (ritualisiertes Eßverhalten)<br />

� Zwang ist eine der häufigsten u. letztlich unspezifischen Reaktionsweisen<br />

des Menschen, wie auch Angst u. Depressivität; Zwangsphänome<br />

ne sind im allgemeinen nicht auf eine Ursache zurückzuführen, sondern<br />

multifaktoriell bedingt (Tölle, S. 91)<br />

� Zwänge: Zwangsrituale (komplexe/kombinierte Zwangshandlungen)<br />

� Schizophrenie: schizophrene Wahngedanken haben im Unterschied zu<br />

Wahnidden anderer Genese oft ein magisch-mythisches Gepräge<br />

(Möller, S. 189)<br />

� (Ticstörungen?: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S.<br />

160) � beinhalten sie magisches Denken???)<br />

eine Bewegungsstereotypie/stereotype Bewegungsstörung: Kinder<br />

werfen beim Einschlafen den Kopf auf dem Kopfkissen seitlich hin u. her,<br />

schlagen den Kopf gegen das Kopfende des Bettes od. senken den Kopf<br />

u. den Oberkörper im Bett kniend bis auf die Matratze ab u. heben ihn<br />

wieder an.<br />

3. Was sind Stereotypien? � Stereotypien sind repetitive, relativ gleichförmige Bewegungen des<br />

Kopfes, Körpers u./od. der Hände, die im Unterschied zu den Tics<br />

zumindest eine gesamte Körperregion im Sinne einer integrierten,<br />

(zweckvollen?) u. offensichtlich willensgesteuerten Bewegung<br />

betreffen;Stereotypien werden subjektiv nicht als unangenehm<br />

empfunden (≠ Zwänge!)<br />

� Bewegungsstereotypien/stereotype Bewegungsstörungen (F98.4):<br />

wiederholte, gleichförmige, häufig rhythmische u. willkürlich in Gang<br />

gesetzte Bewegungen ohne Funktionscharakter, die nicht Symptom od.<br />

Teil einer anderen psychischen Störung sind; mit od. ohne<br />

Selbstbeschädigungen; meist bei Intelligenzminderung.<br />

Körper-, Kopfschaukeln, Kopfkissen-Syndrom, Haarezupfen, -drehen,<br />

Fingerschnippen, Händeschütteln. Selbstschädigende: Kopfanschlagen,<br />

Ins-Gesicht-Schlagen, In-die-Augen-Bohren (vor allem bei<br />

sehbehinderten/blinden Kindern), Sich-selbst-Beißen. (Schmidt, S. 156 f)<br />

18<br />

18


3Exogene seelische Störungen<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Allgemein<br />

Wodurch unterscheiden (hirn-)organische Psychosen = exogene Psychosen<br />

sich organische<br />

� Symptomatik:<br />

Psychosen von<br />

endogenen?<br />

1. exogene Psychosen wie Demenz, Korsakow-Syndrom u. Delir<br />

zeichnen sich durch Orientierungsstörungen aus!!!<br />

- Demenz: Desorientierung in der Zeit, im Raum u. zur Person<br />

- Korsakow: zeitliche Desorientierung<br />

- Delir: Desorientierung in der Zeit; in schweren Fällen auch<br />

im Raum u. zur Person (ICD-10)<br />

2. Störung bzw. Abbau kognitiver Fähigkeiten als Hauptmerkmal<br />

(Gedächtnis, Denkvermögen, Orientierung)<br />

� Verursachung:<br />

organische Psychosen sind direkt durch<br />

Hirnkrankheiten bzw. –schädigungen od. indirekt durch<br />

allgemeine körperliche Krankheiten, die die Hirnfunktion<br />

beeinträchtigen, verursacht (Möller, S. 128)<br />

� Verlauf:<br />

exogene Psychosen bilden sich meist zurück, wenn die<br />

(hirnorganische) Ursache beseitigt bzw. ausgeglichen werden<br />

kann<br />

Demenz<br />

Was ist Demenz? Demenz = chronisch hirnorganisches Psychosyndrom �<br />

chronische exogene Psychose (Möller, S. 140 ff; Tölle, S. 277 f)<br />

� beruht auf 1) schwerer Hirnerkrankung, 2) chronisch toxischen<br />

Einwirkungen auf das Gehirn und 3) fortschreitenden<br />

Hirnabbauprozessen; schleichender Beginn, chronischer Verlauf<br />

� ICD-10, Forschungskriterien: alle folgenden Symptome:<br />

1. Abnahme des Gedächtnisses (Aufnahme, Speichern, Wiedergabe<br />

von verbalem u. non-verbalem Material)<br />

2. Abnahme anderer kognitiver Fähigkeiten (abstraktes<br />

Denkvermögen, Kritik- u. Urteilsfähigkeit, Auffassungs-/<br />

Informationsverarbeitungs/Lernfähigkeit)<br />

3. Verminderung der affektiven Kontrolle u. des Antriebs/der<br />

Motivation (häufig depressive Symptome �<br />

Differentialdiagnose!), Störungen des Sozialverhaltens,<br />

Veränderungen der prämorbiden Persönlichkeit (Zuspitzung des<br />

früheren Charakters)<br />

4. keine (qualitativen) Bewußtseinsstörungen (≠ Delir!)<br />

Möller, Tölle, Klosterkötter:<br />

5. Desorientierung (√ hochgradige Gedächtnisstörungen ≠ Delir!)<br />

6. Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten (Waschen, Anziehen,<br />

Essen, Hygiene)<br />

7. Rechen- u. sprachliche Fähigkeiten<br />

� wichtigste Formen: Alzheimer (65%), vaskuläre (√ z.B multiple<br />

Hirninfarkte) � irreversibel!<br />

� dementielles Durchgangssyndrom (10%):ist reversibel bei<br />

rechtzeitiger Behandlung (√ z.B. Schiddrüsenerkrankung)<br />

� Differentialdignose: vor allem Depression ausschließen (kann<br />

Merkmale einer frühen Demenz zeigen: vor allem<br />

Gedächtnisstörung, Verlangsamung des Denkens, Mangel an<br />

Spontaneität)!<br />

19<br />

19


Welches Gedächtnis ist in<br />

erster Linie betroffen?<br />

Welche<br />

Orientierungsstörung liegt<br />

bei Demenz vor?<br />

Korsakow-Syndrom<br />

Was ist das Korsakow-<br />

Syndrom?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� zunächst Störung der Merkfähigkeit/ des<br />

Kurzzeitgedächtnisses;<br />

� im weiteren Verlauf zunehmende Beeinträchtigung des<br />

Langzeitgedächtnisses mit Störungen des Zeitgitters der<br />

Lebensgeschichte (Früheres wird zwar noch richtig geschildert,<br />

aber falsch datiert) � zeitliche Desorientierung!<br />

Erinnerungslücken werden mit Konfabulationen überbrückt bzw.<br />

kompensiert (z.B. Antwort: „So etwas fragt man nicht!“)<br />

Merkfähigkeit/Kurzzeitgedächtnis = Fähigkeit, s. frische Eindrücke<br />

bzw. Kenntnisse über eine Zeit von ca. 10 Minuten zu merken.<br />

Gedächtnis/Langzeitgedächtnis = Fähigkeit, s. an länger als 10<br />

Minuten zurückliegende Eindrücke bzw. Kenntnisse zu erinnern.<br />

Konfabulationen = Einfälle zum Ausfüllen von Erinnerungslücken,<br />

die vom Pat. für Erinnerungen gehalten werden; dabei können vom<br />

Pat. immer wieder andere Inhalte/Einfälle für dieselbe<br />

Erinnerungslücke angeboten werden<br />

(Möller, S. 72 f)<br />

Klosterkötter: besonders zeitliche Desorientiertheit � √<br />

hochgradige Gedächtnisstörung<br />

Möller: räumliche u. zeitliche (S. 141)<br />

Tölle: „Schwerste Gedächtnisstörungen führen zu Desorientiertheit:<br />

Wer Sinneseindrücke u. Informationen nicht während einer<br />

gewissen Zeit im Gedächtnis speichern kann, verliert die<br />

Orientierung im Raum, in der Zeit u. schließlich auch für die eigene<br />

Person.“ (S.277)<br />

organisch-amnestisches Syndrom = Sonderform der Demenz<br />

(chronisch hirnorganisches Psychosyndrom) � hirnorganisches<br />

Psychosyndrom (Möller, S. 143; Tölle, S. 278) (~chronische<br />

exogene Psychose)<br />

� zwischen Delir u. Demenz<br />

� extreme Störungen des Gedächtnisses:<br />

- Kurzzeitgedächtnis bis zum Sekundengedächtnis (Fähigkeit, s.<br />

Neues für einige Sekunden zu merken)<br />

- meist auch Langzeitgedächtnis<br />

- keine Störung des Immediatgedächtnisses (Fähigkeit zur<br />

unmittelbaren Wiedergabe)<br />

- anterograde Amnesie (inhaltlich od. zeitlich begrenzte<br />

Erinnerungsunfähigkeit für neue Eindrücke in einem bestimmten<br />

Zeitraum nach dem hirnschädigenden Ereignis)<br />

- retrograde Amnesie (inhaltlich od. zeitlich begrenzte<br />

Erinnerungsunfähigkeit in einem bestimmten Zeitraum vor dem<br />

hirnschädigenden Ereignis; zurückgreifender, immer weiter in<br />

die Vergangenheit fortschreitender Erinnerungsverlust, der s. in<br />

umgekehrter Reihenfolge wieder beheben kann)<br />

� zeitliche Desorientierung (√ hochgradige Gedächtnisstörung)<br />

� die amnestischen Lücken werden oft durch extreme<br />

Konfabulationen ausgefüllt;<br />

� keine Wahrnehmungstörungen (≠ Delir!) u. keine anderen<br />

kognitive Störungen einschließlich Intellekt (≠ Demenz!)<br />

� keine Bewußtseinsstörungen u. keine<br />

Aufmerksamkeitsstörungen (≠ Delir!)<br />

� grundsätzlich völlige Rückbildung möglich<br />

� Ursache: Hirnverletzung od. chronischer Alkoholismus<br />

alkoholisches Korsakow-Syndrom/schweres alkoholisches<br />

Psychosyndrom: entsteht primär od. sekundär aus Delir od.<br />

Wernicke-Psychose (Möller, S. 159 f)<br />

20<br />

20


Wie könnte man Korsakow<br />

testen?<br />

Delir<br />

Welche Symptome treten<br />

beim Delir auf??<br />

Welche<br />

Orientierungsstörung<br />

beim Delir?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Aufforderung, eine Geschichte nachzuerzählen � scheitert am<br />

gestörten Sekunden- Kurzzeitgedächtnis � Konfabulationen<br />

� Aufforderung, das eigene Leben in umgekehrter<br />

chronologischer Reihenfolge zu erzählen � scheitert an der<br />

retrograden Amnesie<br />

� differentialdiagnostisch: Aufforderung, einzelne Zahlen (sofort)<br />

nachzusprechen � gelingt wegen des intakten<br />

Immediatgedächtnisses<br />

Delir/delirantes Syndrom = akute exogene (hirnorganische)<br />

Psychose<br />

� beruht auf organischer Veränderung des ZNS; akuter Beginn,<br />

im Tagesverlauf wechselnd<br />

� ICD-10: leichte bis schwere Symptome in jedem der folgenden<br />

Bereiche:<br />

1. Störungen des Bewußtseins: Bewußtseinsminderung<br />

(quantitativ: zwischen leicht und total/Koma) und<br />

Bewußtseinstrübung (qualitativ: im Sinn mangelnder Klarheit od.<br />

Vergegenwärtigung des Erlebens im Eigenbereich od. in der<br />

Umwelt) (≠ Demenz!) und Aufmerksamkeitsstörungen<br />

2. Störungen des abstrakten Denkens im Sinn von Verwirrtheit<br />

(inkohärentes Denken) u. der Auffassung,<br />

Wahrnehmungsstörungen (Verzerrungen der Wahrnehmung,<br />

affektgetragene illusionäre Verkennungen der Umgebung (vgl.<br />

Gedicht „Der Erlkönig“ von Goethe!), Halluzinationen von<br />

überwiegend optisch-szenischer Art (Bewegung kleiner Objekte<br />

wie Fäden, Flocken, Tiere), hohe Suggestibilität),<br />

Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, zeitliche<br />

Desorientheit, in schweren Fällen auch räumliche u.<br />

Desorientierung zur Person (√ Bewußtseinstrübung ≠ Demenz!),<br />

3. psychomotorische Störungen (hyperaktiv bis zur Erschöpfung<br />

oder lethargisch)<br />

4. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus’<br />

5. affektive Störungen wie Depression, Angst, Reizbarkeit,<br />

Euphorie, Apathie, Ratlosigkeit<br />

Außerdem möglich (vor allem bei Alkoholentzugsdelir):<br />

6. vegetative Symptome (Pulsbeschleunigung, Schwitzen, Tremor<br />

u. allgemeine Unruhe) � im Alkoholentzugsdelir kommt es zu<br />

akuten lebensbedrohlichen vegetativen Entgleisungen,<br />

daher Krankenhauseinweisung unumgänglich!!! Da sich die<br />

vegetativen Störungen durch die notwendigen Medikamente<br />

zunächst verschlimmern (z.B. Blutdruck), Behandlung in der<br />

Intensivstation! Dauer von Alkoholentzugsdelir: 2-5 Tage<br />

� gewöhnlich vorübergehend u. reversibel, wenn die<br />

zugrundeliegende Ursache erkannt u. rechtzeitig behandelt<br />

wird; unbehandelt kann es in ein anderes hirnorganisches<br />

Syndrom übergehen od. bis zu einem dementiellen Zustand<br />

fortschreiten<br />

zeitliche Desorientheit, in schweren Fällen auch räumliche u.<br />

Desorientierung zur Person (ICD-10) � √ Bewußtseinstrübung!<br />

21<br />

21


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wie wird Delir ausgelöst? � Drogen-Intoxikation (Opioide, Cannabinoide, Kokain,<br />

synthetische Drogen: Crack? Ecstacy?)<br />

� chronische Alkohol-Intoxikation (Delirium tremens; 15% der<br />

Alkoholiker haben irgendwann ein Delirium tremens)<br />

� Alkohol- od. Drogenentzug (Entzugsdelir)<br />

� akute Schädigungen, Infektionen od. Erkrankungen des Gehirns<br />

� schwere Allgemeinerkrankungen (chronische Lebererkrankung,<br />

Leber- od. Nierenversagen, Karzinom, Herzinsuffizienz,<br />

epileptischer Anfall etc.)<br />

� hohes Fieber (Fieberdelir)<br />

� postoperative Komplikationen (Streß, Schmerzen,<br />

Schlaflosigkeit, Schmerzmittel, Elektrolytschwankungen,<br />

Infektion, hohes Fieber)<br />

� Intoxikation durch Psychopharmaka (trizyklische Antidepressiva,<br />

Welche Drogen lösen<br />

exogenes Psychosyndrom<br />

aus?<br />

Welche ist die häufigste<br />

exogene Psychose?<br />

Was ist der Unterschied<br />

von Delir u. Korsakow?<br />

Neuroleptika)<br />

Auslösung von akutem exogenem Psychosyndrom = Delir durch:<br />

� Alkohol<br />

� Drogen/psychotrope Substanzen wie Opioide, Cannabinoide,<br />

Kokain, Koffein, Halluzinogene, Tabak, flüchtige Lösungsmittel<br />

(vgl. ICD-10, Überblick zu F1)<br />

� Psychopharmaka (Nebenwirkungen z.B. von trizyklischen<br />

Antidepressiva, mittel- u. hochpotenten Neuroleptika)<br />

Delir � Prototyp der akuten exogenen Psychose<br />

Delir = akute exogene Psychose<br />

Korsakow = subakute bzw. chronische exogene Psychose<br />

22<br />

22


4Schizophrenie<br />

1. Einteilung der<br />

Psychosen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Psychosen/psychotische Störungen<br />

= psychiatrische Störungen, in denen die Beeinträchtigung der<br />

psychischen Funktionen ein so großes Ausmaß erreicht hat, daß dadurch<br />

Einsicht u. Fähigkeit, einigen der üblichen Lebensanforderungen zu<br />

entsprechen, od. der Realitätsbezug erheblich gestört sind (Möller, ICD-9);<br />

= Störungen mit Halluzinationen, Wahnphänomenen od. bestimmten<br />

Formen schweren abnormen Verhaltens wie schweren<br />

Erregungszuständen u. Überaktivität, ausgeprägter psychomotorischer<br />

Hemmung u. katatonen Symptomen (ICD-10)<br />

� exogen ( = von außen entstanden, dem Körper aufgeprägt): äußere<br />

Krankheitsursachen überwiegen; (akut/reversibel,<br />

chronisch/irreversibel)<br />

� körperlich begründbare/organische Psychosen<br />

- akute Syndrome = Reaktion auf akute Störungen der Hirnfunktion im<br />

Rahmen von Hirn- od. Allgemeinerkrankungen (Bewußtseinsminderung,<br />

Verwirrtheitszustand, Delir, Dämmerzustand)<br />

- chronische Syndrome = Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen<br />

aufgrund von längerdauernder od. chronischer diffuser Hirnschädigun<br />

gen (Demenz (hirnorganisches Psychosyndrom), Demenz-Sonderform:<br />

Korsakow-Syndrom (organisch-amnestisches Syndrom), MCD<br />

(Minimale<br />

Cerebrale Dysfunktion/frühkindlich exogenes Psychosyndrom))<br />

� endogen ( = von innen heraus entstanden, aus dem Körper selbst,<br />

seinem So-Sein entstanden): Krankheit ist wesentlich durch individuelle<br />

Disposition u. genetische Faktoren bedingt<br />

� ‚endogene’ Psychosen<br />

- schizophrene Psychosen (paranoid, hebephren, kataton, Schizophrenia<br />

simplex)<br />

- affektive Psychosen (monopolar: Depression, Manie; bipolar: manischdepressiv)<br />

23<br />

23


2. Einteilung der<br />

psychotischen<br />

Symptome?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

buntes, heterogenes Erscheinungsbild<br />

Bezeichnung Schizophrenie ( = Spaltungsirresein) geht auf Eugen<br />

Bleuler (1911) zurück, „da die elementarsten Störungen der so<br />

bezeichneten Psychosen in einer mangelhaften Einheit, einer<br />

Zersplitterung u. Aufspaltung des Denkens, Fühlens u. Wollens u. des<br />

subjektiven Gefühls der Persönlichkeit liegen“.<br />

Verschiedene Auffassungen zur pathognomonischen Wertigkeit der<br />

Symptome:<br />

Eugen Bleuler: Syptom-Dualismus aufgrund der längsschnittlichen<br />

Betrachtung des Verlaufs der psychotischen Störungen (zusätzlich zur<br />

querschnittlichen Beschreibung der Symptomatik):<br />

I Grundsymptome: obligatorische Symptome; dauerhaft u. prognostisch<br />

ungünstig:<br />

1. Störungen des Denkens � Zerfahrenheit<br />

2. Störungen des Affekts � Ambivalenz<br />

3. Störungen des Antriebs � Autismus<br />

II Akzessorische Symptome: zwar eindrucksvolle, aber weder<br />

obligatorische noch spezifische u. daher nicht diagnostisch<br />

ausschlaggebende Symptome; prognostisch günstig:<br />

1. Wahn<br />

2. Halluzination<br />

3. katatone Symptome<br />

Kurt Schneider:<br />

Symptome 1. Ranges: Bei eindeutigem Vorliegen eines dieser Symptome<br />

und Fehlen von körperlichen Grundkrankheiten Diagnose Schizophrenie:<br />

Gedankenlautwerden, dialogische Stimmen, kommentierende Stimmen,<br />

leibliche Beeinflussungserlebnisse, Gedankenentzug, andere<br />

Gedankenbeeinflussungen, Gedankenausbreitung u. –eingebung,<br />

Wahnwahrnehmung u. alles von anderen Gemachte u. Beeinflußte im<br />

Bereich des Fühlens, Strebens (Triebe) u. des Wollens.<br />

.<br />

Symptome 2. Ranges: Bei Vorliegen mehrerer dieser Symptome kommt<br />

es für die Diagnose auf den klinischen Gesamtzusammenhang an:<br />

andere Sinnestäuschungen (Coenästhesien), Wahneinfälle, Ratlosigkeit,<br />

depressive Verstimmungen, frohe Verstimmungen, erlebte<br />

Gefühlsverarmung u. andere optische, olfaktorische, gustatorische,<br />

sonstige akustische Halluzinationen<br />

Nancy Andreasen (1982): Wiederkehr des Symptom-Dualismus’ von<br />

Bleuler (u. Kraepelin) nach Störungsverlauf:<br />

I produktive/Positivsymptomatik: prognostisch günstig:<br />

- Wahn u. Halluzination<br />

- positive formale Denkstörungen<br />

- bizarres u. desorganisiertes Verhalten<br />

� spricht auf klassische Neuroleptika an<br />

� Wahn ist positiv, da als produktive u. kreative Bewältigungsstrategie zu<br />

sehen<br />

II Minus-/Negativsymptomatik: Einschränkungen u. Defizite �<br />

prognostisch ungünstig:<br />

- Sprachverarmung (Alogie)<br />

- Aufmerksamkeitsstörungen<br />

- Affektverflachung<br />

- Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität<br />

- Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in<br />

Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit<br />

äußert)<br />

� spricht auf atypische Neuroleptika an<br />

24<br />

24


3. Was sind die wichtigsten<br />

Merkmale der<br />

schizophrenen<br />

Psychosen?<br />

4. Ist die Sprache bei<br />

Schizophrenen gestört?<br />

5. Finden sich bei der<br />

Schizophrenie<br />

Orientierungsstörungen<br />

?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Wahn (inhaltliche Denkstörungen)<br />

Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, Wahnsystem, Erklärungswahn<br />

(Beziehungs- und Verfolgungswahn etc., mit bizarrem, magischmystischen<br />

Charakter)<br />

� Halluzinationen (~ inhaltliche Denkstörungen)<br />

akustische in Form des Stimmenhörens (imperative, dialogisierende u.<br />

kommentierende Stimmen) u. Gedankenlautwerdens, elementare<br />

akustische H., Körper-, Geruchs- u. Geschmackshalluzinationen<br />

� Ich-Störungen<br />

Grenze zw. Ich u. Umwelt wird durchlässig empfunden: Depersonalisation,<br />

Derealisation, Gedankenausbreitung, -eingebung, -entzug,<br />

Fremdbeeinflussungserlebnisse, Autismus<br />

� formale Denkstörungen<br />

Zerfahrenheit, Sperrung/Gedankenabreißen, Neologismus, Kontamination,<br />

Symboldenken, Perserverationen<br />

� affektive Störungen<br />

mangelnder affektiver Rapport (Kontakteinschränkung), Inadäquatheit der<br />

Gefühlsäußerungen in Form von z.B. Parathymie (unpassend zum gerade<br />

Berichteten od. zur Situation) u. Paramimie (unpassende Mimik),<br />

Gefühlseinbrüche unmotivierter Angst, Wut od. Glückseligkeit,<br />

Affektverflachung, läppischer Affekt (unernstes, seicht-flapsiges Auftreten<br />

mit leerer Heiterkeit od. fader Albernheit bei hebrephrener Form,<br />

psychotische Ambivalenz, depressive Verstimmung, Gefühlsarmut (vor<br />

allem bei Residualzustand)<br />

� katatone (die Psychomotorik betreffende) Symptome:<br />

- katatoner Stupor:<br />

Patient ist bewegungslos bei voll erhaltenem Bewußtsein, liegt wie<br />

erstarrt, spricht nicht (Mutismus), wirkt verängstigt, innerlich gespannt,<br />

Katalepsie<br />

- katatone Erregung:<br />

starke motorische Unruhe (Hyperkinese), z.T. stereotype<br />

Bewegungsabläufe, Schreien, Grimassieren, bis hin zum ungeordneten<br />

Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen und zielloser<br />

Aggressivität (Raptus)<br />

- Änderung der Kooperationsfähigkeit: Negativismus,<br />

Befehlsautomatie, Echolalie (Nachsprechen alles Gehörten),<br />

Echopraxie (Nachahmung von Bewegungen)<br />

- Bewegungs- u. Haltungsstereotypien<br />

- Sprachstereotypien: Verbigeration/verbale Perseveration<br />

(Wiederholung von Wörtern, Satzteilen, sich reimenden Klängen)<br />

katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand<br />

einhergehen<br />

� Störungen des Antriebs<br />

besonders bei Residualzustand: Mangel an Initiative, Interesse u. Energie,<br />

sozialer Rückzug, Vernachlässigung der Körperpflege, absonderliches<br />

Verhalten (Möller, S. 188 ff)<br />

� Klarheit des Bewußtseins u. intellektuelle Fähigkeiten bleiben erhalten<br />

� ICD-10: Symptomatik mindestens 1 Monat<br />

� insgesamt Verlust an Überstiegsfähigkeit = souveräne Möglichkeit,<br />

zwischen gemeinsamer Realität, die der einzelne mit seiner Umwelt teilt,<br />

u. einer individuellen Vorstellungswelt zu wechseln<br />

Tölle: bei den meisten Pat. nicht oder kaum auffällig. Manche: starker<br />

Rededrang, zerfahrenes Reden, absolutes Schweigen (Mutismus�<br />

katatone Form!), Manieriertheit, Neologismen, Kontamination,<br />

Klangassoziationen (Verbigeration � katatone Form)<br />

nein, nur bei exogenen Psychosen (Demenz, Korsakow, Delir �<br />

insgesamt vor allem zeitliche Desorientierung)!<br />

25<br />

25


6. Ist Wahn beweisend für<br />

Schizophrenie?<br />

7. Wie sieht der<br />

schizophrene Affekt<br />

aus? Welche<br />

Veränderungen der<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

nein, Wahn ist akzessorisches Symptom (vgl. Bleuler): akzessorische/<br />

produktive Symptome (Wahn, Halluzination, katatone Symptome) finden<br />

sich nicht bei allen Schizophrenien u. können auch bei anderen<br />

psychischen Störungen (Depression, Manie, organische Psychosen)<br />

auftreten; allerdings entwickeln 80% der Schizophrenen wenigstens<br />

einmal im Verlauf ihrer Erkrankung produktive Symptome (Möller, S. 186)<br />

mangelnder affektiver Rapport, inadäquater Affekt (Parathymie u.<br />

Paramimie), flacher Affekt, Gefühlseinbrüche (Angst, Wut, Glückseligkeit),<br />

Ambivalenz (Lachen u. Weinen nebeneinander), wechselhaft, läppischer<br />

Affekt (besonders bei hebrephrenem Typ), depressive Verstimmung<br />

Affektivität?<br />

8. Was ist Ambivalenz? normale Ambivalenz: Erleben von gegensätzlichen Gefühlsregungen od.<br />

widersprüchlichen Strebungen<br />

schizophrene Ambivalenz: unvereinbare Gefühlszustände bestehen so<br />

beziehungslos nebeneinander, wie es im normalen Erleben nicht möglich<br />

ist, nämlich ohne daß die Gegensätze in irgendeiner Weise ausgetragen<br />

od. auch nur bewußt erlebt werden; sie treten gleichzeitig u. gleichwertig in<br />

Erscheinung (z.B. Weinen u. Lachen, Angst u. Glück, Hassen u. Lieben)<br />

9. Was ist Autismus? Ich-Versunkenheit u. Verlust der Realitätsbeziehungen.<br />

Schizophrener Autismus: im Denken u. Handeln Verstrickung in die<br />

psychotische Innenwelt u. Abkapselung von der realen Welt;<br />

eigentümliche Abkapselung von der Umwelt u. Bezogenheit auf die eigene<br />

Person; äußert sich in Passivität u. Apathie (z.B. Mutismus, Stupor) u.<br />

Befangenheit im Wahnerleben (Möller, S. 189; Tölle, S. 193)<br />

Psychodynamisch wird Autismus als Schutz u. Rückzug des in der<br />

Schizophrenie ich-gestörten Menschen angesehen; der Rückzug kann zu<br />

einem Residualzustand führen. (Tölle)<br />

10.Welche Ich-Störungen Ich-Störungen = Störungen der Ich-Haftigkeit des Erlebens u. Störungen<br />

treten bei der<br />

der Ich-Umwelt-Grenze (Grenze zw. Ich u. Umwelt wird als durchlässig<br />

Schizophrenie auf?<br />

empfunden): Depersonalisation (Entfremdung von Gedanken, Gefühlen,<br />

Körperteilen), Entichung (Erleben von Gedanken u. Gefühlen als nicht<br />

mehr zum eigenen Ich gehörig), Gedankeneingebung, Gedankenentzug,<br />

Fremdbeeinflussungserlebnisse, Gedankenausbreitung, Autismus (im<br />

Denken u. Handeln Verstrickung in die psychotische Innenwelt u.<br />

Abkapselung von der realen Welt) (Möller, S. 188 ff)<br />

„Die verschiedenartig wirkenden schizophrenen Symptome konvergieren<br />

in den Störungen des Ich. Schizophrenie ist eine Erkrankung der<br />

Person insgesamt: der Patient hat nicht schizophrene Störungen, er ist<br />

schizophren. ‚Schizophrenie ist Angriff im Mittelpunkt der Person.’<br />

(Wyrsch). ... Im Schizophrensein ist die psychische Einheit gestört. ...<br />

“ (Tölle, S. 199)<br />

11.Welche Denkstörungen formale Denkstörungen = Spaltung des gedanklichen Zusammenhangs:<br />

treten bei der<br />

Störung des intentionalen Bogens der Gedankenfolge,<br />

Schizophrenie auf? Begriffsverschiebung (Konkretismus – Symbolismus � Vagheit des<br />

Denkens), Danebenreden, Perseveration,<br />

Denksperrung/Gedankenabreißen, Inkohärentes Denken/<br />

Denkzerfahrenheit, Neologismus, Begriffszerfall, Kontamination, Paralogik<br />

(Möller, S. 190; Tölle, S. 199 f)<br />

(~inhaltliche Denkstörungen: Wahnideen, Halluzinationen)<br />

12. Was ist „negative Minus-/Negativsymptomatik nach Andreasen (vgl. auch ICD-10):<br />

Symptomatik“ der<br />

- Sprachverarmung (Alogie)<br />

Schizophrenie?<br />

- Aufmerksamkeitsstörungen<br />

- Affektverflachung<br />

- Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität<br />

- Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in<br />

Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit<br />

äußert)<br />

� bei schizophrenem Residuum meist nur Negativsymptomatik<br />

26<br />

26


13. Welche Unterformen<br />

schizophrener Psychosen<br />

unterscheidet man?<br />

14.Welchen Typus der<br />

Schizophrenie würden Sie<br />

wählen?<br />

15.Was haben die einzelnen<br />

Typen für Vor- u. Nachteile?<br />

16.Wie hoch ist der<br />

Anlagefaktor bei<br />

Schizophrenien?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Katatone Form: Störungen der Psychomotorik u. des Antriebs im<br />

Vordergrund: können zwischen extremer Hyperkinese u. Stupor<br />

schwanken (seltene Form, in Industrieländern nur 15-20% der<br />

Schizophrenien; offenbar häufiger bei organischen Erkrankungen<br />

(Stoffwechsel))<br />

� Paranoide Form: Störungen der Wahrnehmung im Vordergrund:<br />

Wahn – vor allem Verfolgungs- u. Größenwahn – u. meist<br />

Halluzinationen, vor allem akustisch (häufigste Form in meisten Teilen<br />

der Welt, 40-50% der Schizophrenien)<br />

� Hebephrene Form: Störungen des Affekts/Ausdrucks im<br />

Vordergrund: Affekt ist unangemessen, flach, läppisch, leere Heiterkeit,<br />

Gleichgültigkeit, unberechenbares, flapsiges, oft enthemmtes<br />

Sozialverhalten � desorganisierte Form<br />

� Schizophrenia simplex (schwer zu diagnostizieren): keine produktiven<br />

Symptome; i.S. eines schleichenden Krankheitsprozesses kommt es<br />

zunehmend zu einem durch Negativsymptomatik geprägten Bild<br />

(Residualsyndrom)<br />

� schizophrenes Residiuum: Persönlichkeitsveränderung i.S. von<br />

Antriebsmangel, Affektarmut, sozialem Rückzug<br />

� postschizophrene Depression<br />

paranoid-halluzinatorisch, gute Prognose weil:<br />

� mit starken akzessorischen/produktiven Symptomen � „lärmende<br />

Positivsymptomatik“<br />

� mit akuter psychot. Symptomatik<br />

� späte Manifestation, zw. 30 u. 40 Jahren<br />

� Gesamtpersönlichkeit bleibt erhalten<br />

katatone:<br />

Vorteil: relativ günstige Prognose (oft Remission)<br />

Nachteil: Gefahr der Entgleisung, perniziöse Katatonie lebensgefährlich!<br />

paranoid (-halluzinatorische):<br />

Vorteil: beginnt später als andere, Gesamtpersönlichkeit bleibt erhalten<br />

Nachteil: paranoid-halluzinator. Erlebnisse überaus hartnäckig<br />

hebrephrene:<br />

Nachteil: beginnt schon im Jugendalter, ungünstige Prognose (oft<br />

Chronifizierung)<br />

Schizophrenia simplex:<br />

Nachteil: chronischer Verlauf, wegen reiner Negativsymptomatik<br />

Möglichkeiten der therap. Beeinflussung geringer als bei Schizophrenien<br />

mit akuten psychot. Symptomen u. akzessorischen Symptomen<br />

‚Vorteil’: meist undramatischer Verlauf (� allerdings langsam<br />

progredienter Verlauf, der meist zu ausgeprägten Residualzuständen<br />

führt)<br />

Morbidität = Krankheitsstand, Verhältnis der Zahl der Kranken zur Zahl der<br />

Gesunden; Erkrankungsrisiko/-wahrscheinlichkeit<br />

Konkordanz = Übereinstimmung in den Erbanlagen, besonders bei<br />

eineiigen Zwillingen<br />

Morbidität (Konkordanzraten) je nach Verwandtschaftsgrad zu einem<br />

Schizophrenen:<br />

- Eltern: 5-10%<br />

- Kinder eines erkrankten Elternteils: ca. 10%<br />

- Kinder zweier erkrankter Elternteile: über 40%<br />

- Geschwister: 8-14%<br />

- zweieiige Zwillinge: 5-16%<br />

- eineiige Zwillinge: über 50%<br />

für das Ausbrechen u. die Ausprägung von psychotischen Phänomenen<br />

spielen psychologische Faktoren eine mindestens gleich große Rolle wie<br />

Vererbungs- u. biologische Faktoren. Vererbung u. biologische Faktoren<br />

bewirken eine individuelle Disposition<br />

27<br />

27


17.Wie ist die Prävalenz von<br />

Schizophrenie?<br />

18.Welche Halluzinationen<br />

sind bei Schizophrenie am<br />

häufigsten?<br />

19.Was sind katatone<br />

Symptome?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Prävalenz = Häufigkeit des Vorkommens einer bestimmten Erkrankung in<br />

einer bestimmten Population zu einer bestimmten Zeit bzw. in einem<br />

bestimmten Zeitraum<br />

Prävalenzrate = Anzahl der Erkrankten bzw. Häufigkeit des Merkmals im<br />

Verhältnis zur Anzahl der untersuchten Personen<br />

Prävalenz: 0,5 bis 1%<br />

allg. Morbiditätsrate/durchschnittl. Erkrankungsrisiko (Lebenszeit-): 1%<br />

Männer und Frauen gleiche Häufigkeit, Krankheitsbeginn bei Frauen<br />

tendenziell später<br />

akustische Halluzinationen in Form des Stimmenhörens (z.B. das<br />

Verhalten oder die Gedanken kommentierende Stimmen, imperative od.<br />

dialogisierende Stimmen), des Gedankenlautwerdens u. elementare<br />

akustische Halluzinationen (Hören von Geräuschen); (optische H. selten)<br />

(Möller, S. 189)<br />

� katatoner Stupor:<br />

Pat. ist bewegungslos bei voll erhaltenem Bewußtsein, liegt wie erstarrt,<br />

spricht nicht (Mutismus), wirkt verängstigt, innerlich gespannt, Katalepsie<br />

( = Beibehaltung einer starren Haltung bei Versuchen, Pat. zu bewegen)<br />

� katatone Erregung:<br />

starke motorische Unruhe (Hyperkinese), z.T. stereotype<br />

Bewegungsabläufe, Schreien, Grimassieren, bis hin zum Raptus<br />

( ungeordneter Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen u.<br />

zielloser Aggressivität)<br />

� Änderung der Kooperationsfähigkeit: Negativismus,<br />

Befehlsautomatie, Echolalie (Nachsprechen alles Gehörten),<br />

Echopraxie (Nachahmung von Bewegungen)<br />

� Bewegungs- u. Haltungsstereotypien<br />

� Sprachstereotypien: Verbigeration/verbale Perseveration<br />

(Wiederholung von Wörtern, Satzteilen, sich reimenden Klängen)<br />

Katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand<br />

einhergehen<br />

28<br />

28


20.Beschreiben Sie einen<br />

katatonen Patienten!<br />

Grob- u. Feinmotorik: Wie<br />

sieht das aus, wenn er<br />

einen Stift hält? Worüber<br />

spricht er? Was macht<br />

man mit ihm?<br />

21.Wie sieht die Verteilung<br />

der katatonen<br />

Schizophrenie aus?<br />

22.Was ist perniziöse<br />

Katatonie (Symptomatik)?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Störungen der Motorik (u. des Antriebs) stehen im Vordergrund: Stupor<br />

(u. Mutismus), Erregung bis hin zum Raptus (ungeordneter<br />

Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen, zielloser<br />

Aggressivität), Haltungsstereotypien, Katalepsie (Beibehaltung einer<br />

starren Haltung bei Versuchen, Pat. zu bewegen), wächserne Biegsamkeit<br />

(bei passiver Bewegung der Extremitäten ist zäher Widerstand zu spüren).<br />

Außerdem Änderungen der Kooperation wie Negativismus (Pat. tut<br />

automatisch das Gegenteil des von ihm Verlangten),<br />

Befehlsautomatismus (Pat. tut automatisch alles Verlangte) u.<br />

Stereotypien des Sprechens wie Echolalie, verbale Perseveration/<br />

Verbigeration (stereotype Wiederholung von Wörtern, Satzteilen od. sich<br />

reimenden Klangassoziationen). Katatone Symptome können mit einem<br />

traumähnlichen (oneiroiden) Zustand einhergehen.<br />

� Tölle:<br />

Sperrung u. Stupor, Negativismus u. Befehlsautomatie sind extreme u.<br />

bizarre Ausdrucksformen der gestörten zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation. Im katatonen Stupor ist der Pat. bewußtseinsklar u. wach,<br />

sogar in besonderem Maß beeindruckbar. Er nimmt die Vorgänge seiner<br />

Umgebung mit besonderer Empfindlichkeit auf, kann sich aber nicht an<br />

ihnen beteiligen. Im Stupor sind Angst, Wahn u. Halluzinationen<br />

besonders quälend, daher erfordern Pflege u. Behandlung des stuporösen<br />

Pat. besondere Umsicht u. Feinfühligkeit.<br />

Psychodynamisch können die katatonen Symptome als Ausdruck der<br />

schwersten psychot. Bedrohung des Ichs bei Unmöglichkeit einer Abwehr<br />

interpretiert werden, insbesondere die Panik der Erregung u. des Stupors.<br />

Manche Bewegungsstereotypien dienen dem in seiner Eigenbestimmung<br />

(Ich-Aktivität) tiefst gestörten Pat., dazu, sich seiner selbst zu<br />

vergewissern, sich zu überzeugen, daß er noch zu einem Handeln (wenn<br />

auch nur in dieser rudimentären Form) fähig ist.<br />

Stifthaltung: gar nicht möglich??<br />

Sprechen: entweder Mutismus (während eines katatonen Stupors), d.h., er<br />

spricht gar nicht, oder Sprachstereotypien (Echolalie, verbale<br />

Perseveration/Verbigeration)<br />

ICD: aus unklaren Gründen kommt die Katatonie in den Industrieländern<br />

gegenwärtig selten vor (10-15% aller Schizophrenien), in anderen Ländern<br />

ist sie jedoch nach wie vor häufig<br />

fast immer Lebensgefahr: hohes Fieber (ohne erkennbare Infektion!),<br />

Unterhautblutungen, Kreislaufstörungen; die Pat. sind entweder<br />

hochgradig erregt (sie toben u. schreien, kann bis zur Selbstvernichtung<br />

führen) od. aber stupurös mit stark erhöhtem Muskeltonus u. sichtbarer<br />

affektiver Gespanntheit (stille Erregung). � Eletrokrampftherapie<br />

29<br />

29


23. Was ist das Besondere<br />

an Schizophrenie?<br />

24.Behandlung/Therapie<br />

von Schizophrenie?<br />

25.In welcher Phase welche<br />

Behandlung?<br />

26.Welchen Vorteil hat die<br />

neuroleptische<br />

Langzeitmedikation?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

„Die verschiedenartig wirkenden schizophrenen Symptome konvergieren<br />

in den Störungen des Ich. Schizophrenie ist eine Erkrankung der<br />

Person insgesamt: der Patient hat nicht schizophrene Störungen, er ist<br />

schizophren. ‚Schizophrenie ist Angriff im Mittelpunkt der Person.’<br />

(Wyrsch). ... Im Schizophrensein ist die psychische Einheit gestört. Einzelne<br />

Erlebnisweisen stehen beziehungslos neneneinander od. gegeneinander.<br />

Von dieser tiefgreifenden Desintegration sind auch die<br />

Beziehungen zwischen Ich u. Welt betroffen, insbesondere die<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen. Zugleich aber ist zu erkennen, ‚daß<br />

gesundes psychisches Leben versteckt u. hintergründig im Schizophrenen<br />

weitergeht. Und im Gesunden geht versteckt u. hintergründig neben dem<br />

rationalen, auf die Anpassung an die Wirklichkeit gerichteten Leben, ein<br />

irrationales Leben vor sich, ein autistisches Leben, in dem er sich eine<br />

eigene Welt schafft, die sein eigenes Wesen, seine eigenen Wünsche u.<br />

Hoffnungen, seine Begierden, Ängste u. Befürchtungen widerspiegelt. In<br />

der Schizophrenie überbordet das phantastisch irrationale Leben die<br />

Schranken, die ihm beim Gesunden gesetzt sind.’ (M. Bleuler). Hierin<br />

ist das spezifische Anderssein des Schizophrenen zu sehen.“ (Tölle,<br />

S. 199)<br />

� Schizophrenie = Überbordendes phantastisch-irrationales autistisches<br />

Leben, in dem der Schizophrene sich eine eigene Welt schafft, die sein<br />

eigenes Wesen, seine eigenen Wünsche u. Hoffnungen, seine Begierden,<br />

Ängste u. Befürchtungen widerspiegelt.<br />

3 Säulen der Therapie entsprechend der multifaktoriellen<br />

Ätiopathogenese: 1. biologisch/somatisch, 2) psychologisch 3) sozial<br />

1. Psychopharmakotherapie (Neuroleptika) � beeinflussen vor allem die<br />

produktive Symptomatik gut: wirken psychomotorisch dämpfend,<br />

emotional ausgleichend, zur affektiven Indifferenz führend; allerdings<br />

Nebenwirkungen!; bei perniziöser Katatonie: Elektrokrampftherapie<br />

2. Psychotherapie (VT- token economy vor allem bei chronischer<br />

Schizophrenie mit starkem Autismus; Programme zur Streßbewältigung<br />

u. sozialen Kompetenz u. edukative Familienarbeit)<br />

� klar strukturiertes Verhältnis Patient – Arzt wichtig<br />

3. Soziotherapie (Beschäftigungstherapie, Arbeitstherapie,<br />

berufsrehabilitierende Maßnahmen, Milieutherapie, Strukturierung des<br />

Tagesablaufs)<br />

� Behandlung häufig erschwert durch fehlende Krankheitseinsicht<br />

� Über- u. Unterstimulation vermeiden<br />

� in akuter Psychose wird Vernichtungsangst erlebt, so daß der 1. Schritt<br />

medikamentöse Behandlung sein muß (Eliminierung der psychot.<br />

Phänomene) u. erst im 2. Schritt Psychotherapie (Unterstützung,<br />

Aufbau) erfolgen kann � Therapie ist schwierig, weil im Patienten nach<br />

dem Verschwinden der psychot. Symptome enormes Erschrecken vor<br />

sich selbst u. Scham entsteht!<br />

� in floridem Schub: Neuroleptika � bewirken Reduzierung, Aufhebung<br />

der produktiven Symptome u. Entlastung von Angst, Spannung,<br />

Erregung<br />

� zugleich edukative Familienarbeit<br />

� nach Ansprechen auf Neuroleptika: auch supportive u.<br />

konfliktbearbeitende/aufdeckende Psychotherapie und Soziotherapie;<br />

Vermeiden von Über- und Unterstimulation<br />

� Neuroleptika zur Rezidivprophylaxe (mindestens 2 Jahre)<br />

� sehr geregelte Lebensführung wichtig, Vermeidung von Belastungen<br />

(z.B. 8-Std.-Arbeitstag)<br />

Stabilisierung des Zustandes, Prävention, weniger Rückfälle,<br />

Psychotherapie und Rehabilitation werden erleichtert<br />

30<br />

30


27.Verlauf der<br />

Schizophrenie?<br />

28.Unter welchen<br />

Entstehungsbedigungen<br />

günstige Prognose bei<br />

Schizophrenien?<br />

29.Was beeinflußt den<br />

Verlauf einer<br />

eingetretenen<br />

Schizophrenie positiv?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Tölle: bei Erwachsenen: ca. Drittelung<br />

� ca. 1/3 “folgenlose” Ausheilung der Ersterkrankung � guter Verlauf<br />

� ca. 1/3 rezidivierender/wellenförmiger Verlauf, der zu leichten bis<br />

mittelschweren Residualzuständen führt � wiederholender Verlauf<br />

� ca. 1/3 allmählich progredienter Verlauf oder wellenförmiger Verlauf, der<br />

mit jedem Rezidiv stärkeren Persönlichkeitszerfall hinterläßt und<br />

schließlich meist zur Hospitalisierung führt � chronischer Verlauf<br />

(1991, S. 203 f)<br />

aber Lehmkuhl:<br />

Prognose im Erwachsenenalter:<br />

chronischer Verlauf 25%<br />

Teilremission 50%<br />

Vollremission 25% (SS 1997)<br />

Vollremission = folgenlose Ausheilung der Ersterkrankung, d.h. die<br />

Kranken weisen keine psychopatholog. Symptomatik auf, sind klinisch<br />

gesund, aber tiefer Eingriff in das Leben der Betroffenen<br />

Klosterkötter: rund 10% aller als schizophren diagnostizierten Pat. verüben<br />

(irgendwann) Suicid ...<br />

Lehmkuhl:<br />

� akuter/schneller Krankheitsbeginn<br />

� psychoreaktive Auslösung des Schubes durch situative Belastungen<br />

� später Beginn<br />

� starke akzessorische/produktive/positive Symptome � „lärmende<br />

Positivsymptomatik“<br />

z.B. Wahn: im Wahn findet der Pat. eine Erklärung für die veränderte<br />

Welt, ist als Coping anzusehen!<br />

� unkomplizierte Persönlichkeitsstruktur (Primärpersönlichkeit) mit guter<br />

Kontaktfähigkeit<br />

� fehlende genetische Belastung für Schizophrenie<br />

� positive Familienstruktur<br />

� gute Remission früherer Schübe<br />

� ungünstig: affektive, Antriebs- und kognitive Basis-Störungen<br />

� edukative Familienarbeit zur Rezidivprophylaxe, vor allem bei High-<br />

Expressed-Emotions-Familien (HEE-Familien) (intensive u. stark<br />

geäußerte Gefühlsbeziehungen � Familienmitglieder müssen lernen,<br />

s. zurückzuhalten) � Verbesserung der Familienstruktur u. der<br />

Kommunikationsmuster (eindeutige Kommunikation)<br />

� Compliance des Patienten (nur bei 40% der Pat. vorhanden)<br />

31<br />

31


30.Beschreiben Sie die<br />

schizophrenen<br />

Residualzustände!<br />

31.Was ist eine<br />

Schizophrenia simplex?<br />

32.Woran ist bei<br />

Schizophrenie-Verdacht<br />

differentialdiagnostisch<br />

zu denken?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wenn Schizophrenien ausgesprochen ungünstig verlaufen, verlaufen sie in<br />

die Richtung des schizophrenen Residualzustands (Rest-, Endzustand), der<br />

als das Ergebnis der Auseinandersetzung des Betroffenen mit der<br />

Krankheit anzusehen ist, weniger als direkte Krankheitsfolge. Er ist durch<br />

eine Persönlichkeitsveränderung unterschiedlichen Ausmaßes<br />

gekennzeichnet:<br />

� anfänglicher/leichter Residualzustand: Anfangs bestehen lediglich<br />

eine gewisse Leistungsschwäche, Kontaktschwäche, möglicherweise<br />

eine gewisse affektive Nivellierung, Konzentrationsstörungen sowie<br />

eine Neigung zu hypochondrischen Beschwerden u. depressiven<br />

Verstimmungen.<br />

� chronische/schwere Residualzustände:<br />

- reines Residuum: nur Negativsymptomatik/Grundsymptome, die aber<br />

nicht notwendigerweise irreversibel ist: ausgeprägte Einengung der<br />

Interessen, autistischer Rückzug von Sozialkontakten, massive<br />

Antriebs- u. Interesselosigkeit u. erhebliche Affektverarmung.<br />

- gemischtes Residuum: zusätzlich auch produktive Symptome wie<br />

Wahn � Residualwahn u. andere (Halluzination, positive formale<br />

Denkstörungen, bizarres u. desorganisiertes Verhalten).<br />

(Möller, S. 196 f; Tölle, S. 206)<br />

Residualzustände ≠ postremissiver Zustand: Postschizophrene Depression,<br />

die nach dem Abklingen einer akuten schizophrenen Episode<br />

auftritt u. über Wochen u. Monate bestehen kann, dann aber abklingt;<br />

depressive Symptome wie depressive Verstimmung, leichte<br />

Erschöpfbarkeit, Antriebsmangel, Konzentrationsstörungen etc. stehen im<br />

Vordergrund, zusätzlich schizophrene Symptome, meist negative<br />

symptomarme Form der Schizophrenie: vor allem keine produktiven/<br />

floriden psychotische Symptome (Wahn u. Halluzinationen, positive<br />

formale Denkstörungen, bizarres u. desorganisiertes Verhalten) � schwer<br />

zu diagnostizieren; i.S. eines schleichenden Krankheitsprozesses kommt<br />

es fast unmerklich zum Nachlassen von Initiative, Schwung, Zielstrebigkeit<br />

u. sozialem Engagement u. zum Auftreten von Negativsymptomen wie<br />

Affektverflachung, Sprachverarmung, Reduktion der nonverbalen<br />

Kommunikation, Antriebsminderung (schizophrenes Residuum). (Möller,<br />

S. 194)<br />

Tölle: Sicher zu erkennen sind Schizophrenien an den Grundsymptomen<br />

wie Denkstörungen, Autismus u. Ambivalenz; diese Symptome kommen in<br />

typischer Ausprägung nicht bei anderen Psychosen vor. (S. 207)<br />

� organische Psychosen (Hirndiagnostik)<br />

� affektive Psychosen (Abgrenzung meist möglich, aber oft auch<br />

Melancholie als Zweiterkrankung bei Schizophrenie od. schizoaffektive<br />

Psychose als Übergang)<br />

� wenn Vollbild nicht erfüllt: evtl. wahnhafte Störungen/andere anhaltende<br />

wahnhafte Störungen bzw. Persönlichkeitsstörungen vom schizotypen,<br />

Borderline-, schizoiden od. paranoiden Typ<br />

� wenn Zeitkriterium nicht erfüllt: schizophreniforme Störung<br />

� Drogenintoxikation bzw. Drogenentzug<br />

� Hirnerkrankungen wie Epilepsie od. Suchterkrankungen<br />

32<br />

32


33.In welchem frühesten<br />

Alter können typische<br />

Formen schizophrener<br />

Psychosen auftreten?<br />

34. Kinder-u. Jugendpsychiatrische<br />

Prognosen:<br />

a) Wie ist die Prognose der<br />

Schizophrenie im<br />

Grundschulalter?<br />

b) Wie ist die Prognose der<br />

Schizophrenie im<br />

Jugendalter?<br />

c) Was ist für die jugendliche<br />

Schizophrenie<br />

prognostisch günstig?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

„Die frühesten Formen charakteristischer schizophrener Psychosen findet<br />

man im Grundschulalter, aber kaum vor dem 8. od. 9. Lebensjahr, u.<br />

auch hier nur selten. Die Häufigkeit nimmt in der Vorpubertät u. Pubertät<br />

deutlich zu. Bei den kindlichen Schizophrenien stehen der Kontaktverlust<br />

u. der Sprachzerfall im Vordergrund, es kommt aber auch zu<br />

ausgeprägten Wahnbildungen u. affektiven Veränderungen. Daß es<br />

typische schizophrene Symptome wie Denk-, Sprach-, Wahrnehmungs- u.<br />

affektive Störungen bei noch kleineren Kindern nicht geben kann, wird<br />

einsehbar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Störungen eine<br />

entsprechende Entwicklung u. Stabilität dieser Fähigkeiten voraussetzen,<br />

die im allgemeinen erst etwa mit dem Einschulungsalter erreicht wird. Man<br />

muß daher für die Annahme einer kindlichen Schizophrenie fordern, daß<br />

bis zu diesem Zeitpunkt eine hinreichend normale, unauffällige<br />

Entwicklung stattgefunden hat, der Aufbau des Realitätsbezugs<br />

normal verlaufen ist u. erst danach plötzlich oder allmählich wieder<br />

verloren gegangen ist. Da die schizophrenen Psychosen des<br />

Grundschulalters in der Regel subakut bis akut beginnen, ist ihr zeitlicher<br />

Beginn als Knick in der Entwicklung zu erkennen.“ �<br />

differentialdiagnostische Abgrenzung vom Autismus (Entstehung ab<br />

Geburt, in ersten 3 Lebensjahren). (Tölle, S. 202)<br />

� erst ab ca. 6 Jahren Wahnphänomene möglich<br />

� allgemein: sehr selten im Grundschulalter (Möller, S. 373); meist<br />

zwischen Pubertät und 30. Lebensjahr<br />

� paranoid: sehr selten im Grundschulalter: „Nach zunächst unauffälliger<br />

Entwicklung kommt es zu einem deutlichen Knick mit Kontaktverlust,<br />

Denkstörungen, Störungen des Realitätsbezugs, Wahnideen u.a.“<br />

(Möller, S. 373); meist zwischen 30. und 40. Lebensjahr<br />

� hebephren: Häufigkeitsgipfel im Jugendalter, meist zwischen 15. u. 25.<br />

Lebensjahr (Möller, S. 182; ICD-10, S. 107)<br />

a) Prognose kindlicher Schizophrenien (ab 8.-9. Lebensjahr) ist durch<br />

weg ungünstig (je früher, desto ungünstiger); schlechte therapeutische<br />

Beeinflußbarkeit (Tölle, S. 204)<br />

b) Lehmkuhl: Prognose im Jugendalter versus Erwachsenenalter:<br />

chronischer Verlauf 52% 25%<br />

Teilremission 25% 50%<br />

Vollremission 23% 25%<br />

c) Lehmkuhl: günstige Faktoren bei Jugendlichen:<br />

- später Beginn<br />

- schneller/akuter Beginn<br />

- psychoraktiver Beginn nach akuter Belastungssituation<br />

- lärmende Positivsymptomatik (Wahn, Halluzinationen, formale Denkstörungen,<br />

bizarres/desorganisiertes Verhalten)<br />

- gute schulische u. soziale Integration<br />

- keine genetische Belastung für Schizophrenie<br />

- Compliance (Kooperationsbereitschaft)<br />

- schnell einsetzende Besserung<br />

� bei Jugendlichen gibt es eine besondere Symptomatik, daher sind besondere<br />

Behandlungskonzepte notwendig!<br />

33<br />

33


35.Ursachen,<br />

Entstehungsbedingunge<br />

n von Schizophrenie?<br />

36.Auf welche Konflikte<br />

reagieren Schizophrene<br />

besonders empfindlich?<br />

37.Was ist bei stationärer<br />

Behandlung von<br />

Schizophrenen besonders<br />

zu beachten?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

multifaktorielle Ätiopathogenese der Schizophrenie nach Scharfetter<br />

(1986) (vgl. Möller, S. 182 ff)<br />

I) Prämorbide Entwicklung:<br />

prädisponierende Faktoren:<br />

- Heredität (genetisch bedingte Vulnerabilität zentral, polygener Erbgang)<br />

- zerebrale Schäden (perinatale Schädigung)<br />

- psychosoziale Faktoren (familiär u. soziokulturell, z.B. Störungen im Rollengefüge<br />

der Familie, pathologische Kommunikationsmuster; häufig<br />

langandauernde Zerrüttung der Familie)<br />

� Prädisposition/Vulnerabilität i.S. eines labilen Gleichgewichts:<br />

präzipitierende Faktoren:<br />

- prämorbide Persönlichkeit<br />

- Hirnfunktionsstörung<br />

- Ich-Desintegrationsgefährung<br />

+ idiosynkratische Stressoren, krit. Lebensereignisse, Halluzinogene<br />

�<br />

II) Psychose (Abwehrhaltungen in schizophrener Symptomatik<br />

(Autismus, Ich-Störung))<br />

III) Postpsychotische Entwicklung:<br />

Verlaufsbeeinflussende Faktoren:<br />

- heilungsfördernde F. � Remission<br />

- rezidivproduzierende F. � Rezidiv<br />

- perpetuierende F. � chronisch unproduktiver Verlauf<br />

wichtigstes biochemisches Korrelat akuter schizophrener Psychosen vermutlich:<br />

Überaktivität zentralnervöser, dopaminerger Strukturen<br />

(postsynaptische d2 Rezeptoren) im mesolymbischen System �<br />

Neuroleptika sind Dopamin-Antagonisten, daraus wird Dopamin-<br />

Hypothese im Umkehrschluß gefolgert<br />

insbesondere auf Beziehungskonflikte: Überforderung durch sowohl<br />

durch Mangel an Zuwendung u. Verlust menschlicher Verbindungen als<br />

auch durch Zuviel an Nähe u. Intimität; charakteristischer<br />

Ambivalenzkonflikt des Schzophrenen: Angst vor der Gefahr,<br />

Mitmenschen übermäßig nah zu komen, bei gleichzeitig starkem Bedürfnis<br />

nach mitmenschlicher Nähe u. Liebe (Tölle, S. 213)<br />

Lehmkuhl: Unter- u. Überstimulation sind Risiko für Rezidive, bei<br />

stationärer Behandlung häufig Unterstimulation aufgrund von Reizarmut,<br />

daher insbesondere soziotherapeutische (Ergo-, Arbeits-, Physiotherapie)<br />

Maßnahmen; langfristige Therapie an sekundären Symptomen notwendig,<br />

hoher Leidensdruck wegen der Symptome ersten Rangs.<br />

34<br />

34


5Affektive Störungen<br />

1. Wie ist die Einteilung der<br />

Psychosen?<br />

2. Wie kann man exogene u.<br />

endogene Psychosen<br />

anhand der<br />

Symptomatik<br />

unterscheiden?<br />

3. Wie kann man affektive<br />

Psychosen einteilen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� exogen (akut - chronisch)<br />

� endogen (schizophren - affektiv)<br />

Das Leitsymptom der akuten organischen/exogenen Psychosen (im<br />

engeren Sinn) ist die Bewußtseinsstörung, die selten fehlt.<br />

� Prototyp akuter exogener Psychosen ist das Delir.<br />

� Andere charakteristische Subsyndrome sind:<br />

- Verwirrtheitszustand (amentielles Syndrom, wie Delir, aber ohne<br />

Wahn u. Halluzinationen)<br />

- Bewußtseinsminderung verschiedenen Grades (Somnolenz bis<br />

Koma)<br />

- Dämmerzustand (Bewußtsein ist verschoben, weniger getrübt, es<br />

fehlt die volle Klarheit bei der Selbstvergegenwärtigung eigener<br />

Erlebnisse)<br />

(Möller, S. 138, 133 ff u. 86 f; Tölle, S. 280 f)<br />

Die affektiven Psychosen stellen die zweite große Gruppe der endogenen<br />

Psychosen dar. Sie sind durch phasenhaft auftretende Veränderungen der<br />

Stimmungs-, Affektivitäts- u. Antriebslage nach unten (Depression) od.<br />

seltener oben (Manie) gekennzeichnet. Die Depression im Rahmen der<br />

affektiven Psychose wird als endogene Depression od. Melancholie<br />

bezeichnet. Die Krankheit verläuft in Phasen, d.h., nach jeder<br />

Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter<br />

Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Man unterscheidet<br />

nach der Verlaufsform:<br />

a) hinsichtlich der unterschiedlichen Syndrome:<br />

� unipolare affektive Psychosen: 65%<br />

- monopolare Depression: 60%<br />

- monopolare Manie: 5%<br />

� bipolare affektive Psychosen: manisch-depressive Psychosen: 35%<br />

(Möller, S. 205 u. 222 f)<br />

b) bei den unipolaren Psychosen hinsichtlich der Häufigkeit der Phasen:<br />

monophasische/einphasige Verläufe<br />

multiphasische/mehrphasige Verläufe.<br />

mehrphasige monopolare Depressionen sind am häufigsten; ca. 25% der<br />

monopolaren Depressionen sind einphasig; einphasige monopolare Manie<br />

ist extrem selten. (Tölle, S. 245 f)<br />

durchschnittliches Erkrankungsrisiko für affektive Psychosen: etwas<br />

weniger als 1%. (Möller, S. 205)<br />

35<br />

35


4. Wie ist die<br />

Unterscheidung von<br />

leichter, mittelschwerer<br />

u. schwerer Depression<br />

hinsichtlich der Symptome<br />

u. Kriterien nach ICD-10?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Die Unterscheidung depressiver Episoden hinsichtlich ihres Schweregrads<br />

erfolgt nach der Intensität der Symptomatik.<br />

Depressive Symptomatik (Forschungskriterien ICD-10):<br />

3 typische Symptome:<br />

1. depressive Stimmung<br />

2. Verlust von Interesse od. Freude an Aktivitäten, die normalerweise<br />

angenehm waren<br />

3. verminderter Antrieb od. erhöhte Ermüdbarkeit.<br />

7 weitere Symptome:<br />

1. Verlust des Selbstvertrauens od. des Selbstwertgefühls<br />

2. unbegründete Selbstvorwürfe od. ausgeprägte, unangemessene<br />

Schuldgefühle<br />

3. wiederkehrende Gedanken an den Tod od. an Suizid od. suizidales<br />

Verhalten<br />

4. Klagen über od. Nachweis eines verminderten Denk- od.<br />

Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit od. Unentschlossenheit<br />

5. psychomotorische Agitiertheit od. Hemmung (subjektiv od. objektiv)<br />

6. Schlafstörungen jeder Art<br />

7. Appetitverlust od. gesteigerter Appetit mit entsprechender<br />

Gewichtsveränderung<br />

Depressive Episoden jeden Schweregrades der gedrückten Stimmung<br />

können auch von somatischen Symptomen begleitet werden �<br />

somatisches Syndrom:<br />

1. deutlicher Interessenverlust od. Verlust der Freude an normalerweise<br />

angenehmen Aktivitäten<br />

2. mangelnde Fähigkeit, auf Ereignisse od. Aktivitäten emotional zu<br />

reagieren, auf die normalerweise reagiert wurde<br />

3. frühmorgendliches Erwachen, 2 Std. vor üblicher Zeit<br />

4. Morgentief<br />

5. objektivierter Befund einer ausgeprägten psychomotorischen Hemmung<br />

od. Agitiertheit<br />

6. deutlicher Appetitverlust<br />

7. Gewichtsverlust (5% im letzten Monat)<br />

8. deutlicher Libidoverlust<br />

� das somatische Syndrom sollte nur diagnostiziert werden, wenn<br />

mindestens 4 der Symptome vorliegen<br />

Dauer der depressiven Symptomatik von mind. 2 Wochen für alle<br />

Schweregrade<br />

Die Beurteilung des Schweregrades beruht auf einer komplexen klinischen<br />

Beurteilung, die Anzahl, Art u. Schwere der vorliegenden Symptome<br />

berücksichtigt � Intensität.<br />

� leichte depressive Episode:<br />

mindestens 2 typische Symptome u. 2/3 weitere Symptome, so daß eine<br />

Gesamtzahl von mindestens 4 Symptomen erreicht wird<br />

mit/ohne somatisches Syndrom<br />

� mittelgradige depressive Episode:<br />

mindestens 2 typische u. 3/4 weitere, so daß eine Gesamtzahl von<br />

mindestens 6 Symptomen erreicht wird<br />

mit/ohne somatisches Syndrom<br />

� schwere depressive Episode:<br />

alle 3 typischen u. mindestens 5 weitere, so daß eine Gesamtzahl von<br />

mindestens 8 Syptomen erreicht wird<br />

somatisches Syndrom ist immer vorhanden<br />

mit/ohne psychotische Symptome (Wahnideen/Halluzinationen od.<br />

depressiver Stupor); psychotische Symptome synthym (vor allem) od.<br />

parathym (im Sinn von neutral)<br />

36<br />

36


5. Welche Schweregrade<br />

der depressiven<br />

Episoden gibt es?<br />

6. Wie ist der Verlauf von<br />

Depression?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

nach ICD-10: 3 Schweregrade von depressiven Episoden:<br />

- leichte<br />

- mittelgradige<br />

- schwere (ohne psychotische Symptome - mit psychotischen Symptomen)<br />

Die Unterscheidung depressiver Episoden hinsichtlich ihres Schweregrads<br />

erfolgt nach der Intensität der Symptomatik:<br />

� leichte: die vorhandenen mindestens 4 Symptome müssen ausgeprägt<br />

genug sein, um Gequältsein zu verursachen u. von anderen Personen<br />

bemerkt zu werden<br />

� mittelgradige: die vorhandenen mindestens 6 Symptome sind so<br />

ausgeprägt, daß sie den meisten Personen noch erlauben, ihre normale<br />

Berufstätigkeit u. ihre sozialen u. familiären Aktivitäten, wenn auch mit<br />

erheblichen Schwierigkeiten, fortzusetzen<br />

� schwere: die vorhandenen mindestens 8 Symptome müssen so schwer<br />

ausgeprägt sein, daß sie erhebliches Gequältsein u. fast immer auch<br />

deutliche Behinderung verursachen, die Person kann berufliche u.<br />

familiäre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen. (Möller, S. 215)<br />

� Beginn depressiver Episoden/Phasen: schleichend od. plötzlich<br />

(dagegen Beginn manischer Episoden immer rasch: „beginnt wie<br />

angeknipst, endet wie ausgeknipst“ Klosterkötter)!)<br />

� phasenhafter Verlauf: zeitlich umschriebene Krankheitsepisoden mit<br />

gesunden Intervallen dazwischen; d.h., nach jeder<br />

Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission<br />

unter Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit.<br />

� Dauer depressiver Phasen: depressive Phasen sind länger als<br />

manische; bis zu 3 Monate (40-50% der Phasen), bis 1 Jahr (25-30%),<br />

über 1 Jahr (20-25%); rapid cycling: extrem hochfrequente Verläufe mit<br />

ganz schnellem, ggf. täglichem Wechsel zwischen melancholisch u.<br />

gesund; depressive Phasen sind im höheren Lebensalter oft länger, 1<br />

bis 2 Jahre u. mehr; oft findet s. eine jahreszeitliche Häufung im<br />

Frühjahr u. Herbst.<br />

� Ende depressiver Phasen: unabhängig von ihrer Länge teils allmählich,<br />

teils abrupt; bei 10% der Phasen kommt es zu einer hypomanischen<br />

Nachschwankung von geringer Insensität u. kurzer Dauer.<br />

� durchschnittl. Ersterkrankungsalter: a) bei monopolaren<br />

Depressionen: zw. 40-45 Jahren (ab 45 J.: Spätdepression/melancholie);<br />

b) bei bipolaren Psychosen: zw. 30-35 Jahren<br />

� rezidivierende Episoden: bei 75% der Erkrankungen: a) unipolare: 4<br />

Episoden im Leben; b) bipolare: 6 Episoden im Leben<br />

� chronischer Verlauf: bei 15% der Melancholien<br />

� Zyklusdauer (Zeitspanne zwischen Beginn einer Phase u. Beginn<br />

einer weiteren Phase): anfangs a) bei Melancholien: 4 bis 5 Jahre; b)<br />

bei bipolaren: 3 bis 4 Jahre; die Dauer verkürzt s. umso mehr, je weiter<br />

die Anzahl der einzelnen Phasen zunimmt, u. zwar vor allem auf<br />

Kosten des gesunden Intervalls.<br />

� Geschlechtsverteilung: Frauen erkranken ca. doppelt so häufig an<br />

depressiven affektiven Psychosen wie Männer �<br />

geschlechtsspezifischer Vulnerabilitätsfaktor (dagegen ist bei bipolaren<br />

affektiven Psychosen die Verteilung gleich)<br />

� Suicid: ca. 10-15% der Melancholiekranken nehmen s. das Leben<br />

(Möller, S. 222 f; Tölle, S. 246 ff)<br />

37<br />

37


7. Wie ist die Symptomatik<br />

bei Melancholie/<br />

endogener Depression?<br />

8. Welche körperlichen<br />

Symptome treten bei<br />

Melancholie/endogener<br />

Depression auf?<br />

9. Welches Erleben steht bei<br />

Melancholien im<br />

Vordergrund?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Haupt-/Leitsymptome: niedergedrückte, depressive Stimmung, Verlust von<br />

Interesse od. Freude an Aktivitäten, verminderter Antrieb u./od. erhöhte<br />

Ermüdbarkeit, Störungen des Denkens u. körperlich-vegetative Störungen<br />

� Störungen der Stimmung/Affektivität: Schwermut, Freud- u.<br />

Hoffnungslosigkeit sowie Gefühl der Wertlosigkeit od. auch<br />

Gefühllosigkeit � Herabgestimmt-Sein bis zu Versteinerung u. Leere,<br />

zu ausweglosem, versteinertem Nichts-fühlen-Können u. Nicht-traurigsein-Können;<br />

die Gefühllosigkeit wird gefühlt, die Erstarrung<br />

empfunden, die Leblosigkeit erlebt, im Extremfall als<br />

Entfremdungserleben (Depersonalisation). Angst vor allem, was auf<br />

Pat. zukommt u. als nicht zu bewältigen erscheint (� ängstliches<br />

Grübeln, wahnhafte Ängste)<br />

� Störungen des Antriebs: 1) Hemmung: in allg. Handlungsbereitschaft,<br />

im Denken u. in Psychomotorik: Interesse- u. Initiativlosigkeit,<br />

einfalssarmes u. monotones Denken, Bewegungsarmut u. –<br />

verlangsamung; Antriebslosigkeit bis zum Extrem des depressiven<br />

Stupors; 2) Agitiertheit: quälende innere Unruhe, Bewegungsdrang,<br />

ständiges Jammern.<br />

� Leibnähe der Verstimmung/Herabstimmung: ist charakteristisch für<br />

die endogene Depression � leibnächste Psychose u. leibnächste<br />

depressive Störung: Störung der Vitalgefühle/Leibgefühle<br />

(Schlaffheit, Erschöpftheit, Energielosigkeit, Abgespanntheit, Druck- u.<br />

Schweregefühl in Brust, Kopf, Bauch, Hals zugeschnürt, Schmerz-,<br />

Hitze- od. Kälteempfindungen; schwere Störungen der vegetativen<br />

Funktionen (Appetit- u. Gewichtsverlust od. -zunahme, Libidoverlust,<br />

Verstopfung); zirkadiane Rhythmusstörungen<br />

( Durchschlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen,<br />

Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, meist mit „Morgentief”<br />

u. Aufhellung am Nachmittag (Morgentyp, ca. 1/3 der Pat. – Abendtyp<br />

wesentlich seltener)<br />

� Hemmung des Denkens: a) formal: Einfallsarmut,<br />

Konzentrationsstörungen; b) inhaltlich: ständiges Grübeln über Sorgen<br />

u. Befürchtungen, Selbstunterschätzung, Suicidgedanken, synthyme(!)<br />

Wahnideen: Schuld-/Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer<br />

u. nihilistischer Wahn; häufig illusionäre Verkennungen im Sinn der<br />

depressiven Stimmung; Depersonalisationserlebnisse u.<br />

Zwangsvorstellungen kommen vor.<br />

� sozialer Rückzug<br />

� bei akuter, stark ausgeprägter depressiver Episode/Psychose mangelt<br />

es an Krankheitseinsicht bzw. fehlt diese völlig<br />

� Störung der Vitalgefühle/Leibgefühle (Schlaffheit, Erschöpftheit,<br />

Energielosigkeit, Abgespanntheit, Druck- u. Schweregefühl in Brust,<br />

Kopf, Bauch, Hals zugeschnürt, Schmerz-, Hitze- od.<br />

Kälteempfindungen<br />

� schwere Störungen der vegetativen Funktionen (Appetit- u.<br />

Gewichtsverlust od. -zunahme, Libidoverlust, Verstopfung)<br />

� zirkadiane Rhythmusstörungen ( Durchschlafstörungen mit<br />

morgendlichem Früherwachen, Tagesschwankungen von Stimmung u.<br />

Antrieb, meist mit „Morgentief” u. Aufhellung am Nachmittag<br />

(Morgentyp, ca. 1/3 der Pat. – Abendtyp wesentlich seltener)<br />

� Schwermut, Freud- u. Hoffnungslosigkeit sowie Gefühl der<br />

Wertlosigkeit od. auch Gefühllosigkeit � Herabgestimmt-Sein bis zu<br />

Versteinerung u. Leere, zu ausweglosem, versteinertem Nichts-fühlen-<br />

Können u. Nicht-traurig-sein-Können; die Gefühllosigkeit wird gefühlt,<br />

die Erstarrung empfunden, die Leblosigkeit erlebt, im Extremfall als<br />

Entfremdungserleben (Depersonalisation). Angst vor allem, was auf<br />

Pat. zukommt u. als nicht zu bewältigen erscheint (� ängstliches<br />

Grübeln, wahnhafte Ängste), depressiv- synthymes(!) Wahnerleben<br />

(Schuld-/ Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer u.<br />

nihilistischer Wahn � Pessimismus, Wertlosigkeit);<br />

� Suicidrisiko: ca. 10-15% der Depressiven sterben durch Suicid<br />

38<br />

38


10.Was ist eine endogene<br />

Depression?<br />

11.Subtypen von<br />

Depression? � nach<br />

Lehmkuhl nicht mehr<br />

aktuell, da in der ICD-10<br />

nur noch depressive<br />

Episode<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

endogen = erblich mitbedingt, eigengesetzlicher, aber nicht<br />

umweltunabhängiger Verlauf<br />

Die endogene Depression ist eine affektive Psychose, die durch<br />

phasenhaft auftretende Veränderungen der Stimmungs-, Affektivitäts- u.<br />

Antriebslage nach unten (Depression) gekennzeichnet ist. Nach jeder<br />

Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter<br />

Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Man unterscheidet<br />

zwischen<br />

� uni-/monopolarer Depression (60% aller affektiven Psychosen) u.<br />

� bipolarer manisch-depressiver Psychose (35% aller affektiven<br />

Psychosen) (Möller, S. 205 u. 222 f)<br />

Nicht immer ist das oben beschriebene Vollbild der endogenen Depression<br />

gegeben bzw. häufig ist das psychopathologische Erscheinungsbild<br />

durch bestimmte Symptome in besonderer Weise geprägt.<br />

Dementsprechend werden bestimmte Subtypen od. Sonderformen der<br />

Depression differenziert:<br />

� gehemmte Depression: Antriebshemmung ist stark ausgeprägt<br />

(Reduktion von Psychomotorik u. Aktivität, extrem: depressiver Stupor)<br />

� agitierte Depression: Agitiertheit prägt das klinische Bild (quälende<br />

innere Unruhe, ängstliche Getriebenheit, Bewegungsdrang,<br />

unproduktiv-hektisches Verhalten u. ständiges Jammern)<br />

� hypochondrische Depression: hypochondrische<br />

Selbstbeobachtungen u. Gedanken prägen das Bild.<br />

� paranoid gefärbte Depression: es kommt im Rahmen der Depression<br />

zu mißtrauischer Umdeutung von Begebenheiten im Sinn von<br />

Beeinträchtigungs- od. auch Verfolgungsideen.<br />

� Entfremdungsdepression: Entfremdungssymptome prägen das<br />

Erscheinungsbild: dem Pat. erscheint seine Umwelt fremd, die Welt<br />

dunkler, fahler etc.<br />

� anankastische Depression: Zwangssymptome prägen das Bild.<br />

� larvierte Depression: = versteckte Depression (somatisiert):<br />

vielfältige funktionelle Organbeschwerden, leibliche Mißempfindungen<br />

u. vegetative Störungen stehen im Vordergrund, während depressive<br />

Stimmung u. Antriebshemmung weitgehend in den Hintergrund treten<br />

� schwierige Diagnose.<br />

� Spätdepressionen/Involutionsdepressionen: ab 45 Jahren; oft<br />

ängstlich-agitiert od. hypochondrisch-paranoid gefärbt, neigen in<br />

besonderem Maß zur Chronifizierung; depressive Denkinhalte können<br />

durch die für diese Lebensphase typischen Probleme geprägt sein<br />

(Auszug der Kinder, Klimakterium, Vereinsamung, ggf. Partnerverlust<br />

etc.); oft, vor allem bei älteren Pat., ausgeprägte kognitive Störungen �<br />

schwere Differentialdiagnose zu Demenz, verschwinden aber nach<br />

Abklingen der depressiven Phase wieder (≠ chronisch progressiver<br />

Verlauf der Demenz) (Möller, S. 211 f)<br />

39<br />

39


12.a) Was sind ungünstige<br />

Prognosekriterien der<br />

affektiven Psychosen?<br />

b) Was befürchtet man bei<br />

endogenen Psychosen am<br />

meisten?<br />

13.Welchen Typ der<br />

Depression würden Sie<br />

sich aussuchen?<br />

14.Was spricht für Manie<br />

(aber nicht gegen<br />

Depression!)?<br />

15.Was überwiegt in der<br />

Bevölkerung, Manie oder<br />

Depression?<br />

16.Wie ist die Geschlechterverteilung<br />

bei<br />

affektiven Störungen?<br />

17.Was würden Sie sich<br />

aussuchen, Manie od.<br />

Depression?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

zu a):<br />

� längere Verläufe, vor allem mehrphasige Manien u. bipolare manischdepressive<br />

Psychosen haben häufiger Residualzustände zur Folge:<br />

deutliche Persönlichkeitsveränderungen in Form von Nivellierung u.<br />

Entdifferenzierung (nicht allein Krankheitsfolge, sondfern auch Folge<br />

der durch die Krankheit gestörten Persönlichkeitsentwicklung u. der<br />

sozialen Schwierigkeiten) (Tölle, S. 248)<br />

� früher Beginn einer (unipolaren) affektiven Psychose: häufiger<br />

Übergang in eine ungünstigere bipolare Psychose (Schmidt, S. 191)<br />

� früher Beginn mit eindeutigem Dominieren manischer Symptome<br />

(frühes Auftreten bei denjenigen, die eine starke Penetranz der Störung<br />

haben)<br />

� Suiciddrohungen u. wiederholte suicidale Handlungen<br />

� deutliche hypomanische bis aggressive Stimmung trotz Lithium/<br />

begleitender Medikation mit Neuroleptika/Carbamazepin<br />

� hohe Expressed-Emotions-Komponenten in Verbindung mit geringer<br />

Compliance<br />

� Persönlichkeitsstörungen � eingeschränkte Copingmöglichkeiten<br />

b) den Suicid: 10-15% aller Pat. mit affektiven Psychosen begehen Suicid<br />

� bei depressiver Episode besonders kritisch: wenn nach begonnener<br />

Medikation mit Antidepressiva der anstriebssteigernde Effekt schon<br />

auftritt, aber der stimmungsaufhellende Effekt noch nicht eintritt �<br />

das ist immer so!<br />

� bei manischer Episode besonders kritisch: wenn dem Pat. beim Abklingen<br />

der Symptome bewußt wird, welchen Scherbenhaufen er<br />

angerichtet hat<br />

� Anpassungsstörung: kurze depressive Reakton F43.20 (= ein<br />

vorübergehender leichter depressiver Zustand, der nicht länger als 1<br />

Monat dauert)<br />

� leichte depressive Episode F32.0 (s.o.)<br />

� Hypomanie: anhaltende leicht gehobene Stimmung, gesteigerter<br />

Antrieb/Aktivität, Gefühl von Wohlbefinden u. körperlicher u. seelischer<br />

Leistungsfähigkeit; gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit,<br />

Vertraulichkeit, gesteigerte Libido, vermindertes Schlafbedürfnis,<br />

Interesse an ganz neuen Unternehmungen � nach depressiver<br />

Episode kann es eine hypomanische Nachschwankung geben: diese<br />

ist aber von geringer Intensität u. kurzer Dauer (Tölle, S. 247)<br />

� abrupter Beginn: eine manische Phase „beginnt wie angeknipst, endet<br />

wie ausgeknipst“ Klosterkötter) � eine depressive Phase kann abrupt<br />

enden u. in eine hypomanische Nachschwankung umschlagen<br />

Manie: situationsinadäquat gehobene Stimmung, vermehrter Antrieb, Überaktivität,<br />

Rededrang, vermindertes Schlafbedürfnis, starke Ablenkbarkeit,<br />

Selbstüberschätzung, Größenideen, maßloser Optimismus,<br />

Wahrnehmungsstörungen, vermehrte Geldausgabe; bedingt i.d.R.<br />

Schuldunfähigkeit u. fehlende Testierfähigkeit (Kaufverträge) � stationäre<br />

Zwangseinweisung, Verlust der freien Willensbestimmung<br />

Die Depression überwiegt bei weitem:<br />

� unipolare Depression: ca. 65%<br />

� unipolare Manie: ca. 5%<br />

� bipolare manisch-depressive Psychose: ca. 30% � depressive Phasen<br />

überwiegen hier meist erheblich, ein strenges Alternieren manischer u.<br />

depressiver Phasen ist selten (Möller, S. 222)<br />

� bei Depressionen: Frauen:Männer = 2:1<br />

� bei bipolaren gleich<br />

Gefahr bei Depression: Suicid<br />

Gefahr bei Manie: Verschuldung, Selbst- u. Fremdgefährdung; nach<br />

manischer Phase auch Suicid möglich angesichts des angerichteten<br />

Scherbenhaufens<br />

� eine leichte depressive Episode od. am besten eine kurze depressive<br />

Reaktion (Anpassungsstörung F 43.20)<br />

40<br />

40


18. Welche Wahnthemen<br />

treten bei Melancholie auf?<br />

19. Inhaltliche u. formale<br />

Denkstörungen bei der<br />

Manie?<br />

20. Was ist „major<br />

depression“?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Verarmungswahn, Krankheitswahn, Schuldwahn, nihilistischer Wahn �<br />

synthym! (aber auch parathyme Themen im Sinn von affektneutral<br />

möglich)<br />

formal: Ideenflucht, beschleunigtes Denken � typische Denkstörung bei<br />

Manie<br />

inhaltlich: Inhalte des ideenflüchtigen Denkens sind Größenideen, die<br />

wahnhaftes Ausmaß annehmen können (Megalomanie)<br />

Begriff aus dem DSM für einzelne und rezidivierende schwere depressive<br />

Episoden<br />

41<br />

41


21.Welche Symptomatik<br />

bei Manie?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

3 Hauptsymptome:<br />

1. situationsinadäquate, euphorisch-gehobene Stimmung<br />

2. gesteigerter Antrieb<br />

3. Ideenflucht, beschleunigtes Denken (Tölle, S. 243 f)<br />

Manische Symptomatik (Forschungskriterien ICD-10):<br />

nach ICD-10: 3 Schweregrade von manischen Episoden:<br />

- leichte: Hypomanie<br />

- mittelgradige: Manie ohne psychotische Symptome<br />

- schwere: Manie mit psychotischen Symptomen<br />

Hypomanie/leichte manische Episode:<br />

1 typisches u. obligatorisches Symptom:<br />

Stimmung ist in einem für die Betroffenen deutlich abnormen Ausmaß an<br />

mindestens 4 aufeinander folgenden Tagen gehoben od. gereizt.<br />

7 weitere Symptome:<br />

1. gesteigerte Aktivität od. motorische Ruhelosigkeit<br />

2. gesteigerte Gesprächigkeit<br />

3. Konzentrationsschwierigkeiten od. Ablenkbarkeit<br />

4. vermindertes Schlafbedürfnis<br />

5. gesteigerte Libido<br />

6. übertriebene Einkäufe od. andere Arten von leichtsinnigem od.<br />

verantwortungslosen Verhalten<br />

7. gesteigerte Geselligkeit od. übermäßige Vertraulichkeit<br />

von diesen Symptomen müssen mindestens 3 vorliegen u. die persönliche<br />

Lebensführung beeinträchtigen.<br />

Manie:<br />

1 typisches u. obligatorisches Symptom:<br />

Stimmung ist vorwiegend gehoben, expansiv od. gereizt u. für die<br />

Betroffenen deutlich abnorm. Dieser Stimmungswechsel muß auffällig sein<br />

u. mindestens 1 Woche anhalten (es sei denn, eine<br />

Krankenhauseinweisung wird vorher notwendig).<br />

9 weitere Symptome:<br />

1. gesteigerte Aktivität od. motorische Ruhelosigkeit<br />

2. gesteigerte Gesprächigkeit, Rededrang<br />

3. Ideenflucht od. subjektives Gefühl von Gedankenrasen<br />

4. Verlust normaler sozialer Hemmungen, was zu einem den Umständen<br />

unangemessenen Verhalten führt<br />

5. vermindertes Schlafbedürfnis<br />

6. überhöhte Selbsteinschätzung od. Größenwahn<br />

7. Ablenkbarkeit od. andauernder Wechsel von Aktivitäten od. Plänen<br />

8. tollkühnes od. leichtsinniges Verhalten, dessen Risiken die Betroffenen<br />

nicht erkennen, z.B. leichtsinnnige Geldausgabe, törichte<br />

Unternehmungen, rücksichtsloses Fahren<br />

9. gesteigerte Libido od. sexuelle Taktlosigkeit<br />

von diesen Symptomen müssen mindestens 3 vorliegen bzw. 4, wenn die<br />

Stimmung nur gereizt ist, u. diese Symptome müssen eine schwere Störung<br />

der persönlichen Lebensführung verursachen � Manie ohne<br />

psychotische Symptome/mittelgradige manische Episode (berufl. u.<br />

soziale Funktionsfähigkeit ist unterbrochen)<br />

wenn psychotische Symptome hinzukommen � Manie mit psychotischen<br />

Symptomen/schwere manische Episode; wichtig: die Wahnideen sind<br />

nicht bizarr od. kulturell angemessen, bei den Halluzinationen handelt es s.<br />

nicht um Rede in der dritten Person od. kommentierende Stimmen �<br />

Differentialdiagnose zu schizophrenen Symptomen! sondern: Größen-,<br />

Liebes-, Beziehungs- u. Verfolgungswahn. Psychotische Symptome vor<br />

allem synthym (z.B. Größenwahn od. Stimmen, die den Betroffenen sagen,<br />

42<br />

42


22. Welche differentialdiagnostischen<br />

Überlegungen sind bei<br />

Manien anzustellen?<br />

23.Wie sieht der<br />

Tagesablauf bei schwerer<br />

Depression aus?<br />

24.Woran erkenne ich<br />

jemanden mit schwerer<br />

Depression?<br />

25.Was versteht man unter<br />

einer „larvierten<br />

Depression“?<br />

26. Woran erkennt man den<br />

Schweregrad einer<br />

Depression?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Ausschluß organischer/toxischer Ursachen<br />

Schizophrenie (Art der Wahnideen u. Halluzinationen unterschiedlich!)<br />

schizoaffektive Störung (manisches Syndrom ausschließlich während<br />

schizoaffektiver Störung)<br />

� Durchschlafstörungen<br />

� morgendliches Früherwachen, mindestens 2 Stunden vor der üblichen<br />

Zeit<br />

� Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, bei 1/3 mit Morgentief<br />

(Morgentyp) od. selten mit Abendtief (Abendtyp)<br />

Erscheinungsbild:<br />

Der Gesichtsausdruck ist ernst u. verbietet Ermunterung od. gar Scherz.<br />

Der Blick verrät vielfach ängstliche Beunruhigung, gleichzeitig auch eine<br />

eigentümliche Ferne u. Unberührtheit von allem, was um den Pat. vorgeht.<br />

Am auffälligsten ist die Bewegungsarmut, die oft mit einer nur mühsam<br />

unterdrückten inneren Unruhe gepaart ist.<br />

Mimik, Gestik u. Sprache drücken Angespanntheit, Entschlußlosigkeit u.<br />

Hoffnungslosigkeit aus.<br />

Dem, der den Pat. aus gesunden Zeiten kennt, fallen Stille, Zurückhaltung<br />

u. Befangenheit auf. (Tölle, S. 236)<br />

erstarrte Mimik u. Gestik, gesenkter Blick, leises Sprechen<br />

vegetative Störungen u. vielfältige Organbeschwerden stehen im<br />

Vordergrund, die depressiven Symptome treten in den Hintergrund �<br />

somatisierter Subtyp, Vollbild ist nicht ausgeprägt<br />

an der Intensität der Symptomatik (Art bzw. Ausprägungsgrad u. Anzahl<br />

der depressiven Symptome)<br />

� leichte: die vorhandenen mindestens 4 Symptome müssen ausgeprägt<br />

genug sein, um Gequältsein zu verursachen u. von anderen Personen<br />

bemerkt zu werden<br />

� mittelgradige: die vorhandenen mindestens 6 Symptome sind so<br />

ausgeprägt, daß sie den meisten Personen noch erlauben, ihre normale<br />

Berufstätigkeit u. ihre sozialen u. familiären Aktivitäten, wenn auch mit<br />

erheblichen Schwierigkeiten, fortzusetzen<br />

� schwere: die vorhandenen mindestens 8 Symptome müssen so schwer<br />

ausgeprägt sein, daß sie erhebliches Gequältsein u. fast immer auch<br />

deutliche Behinderung verursachen, die Person kann berufliche u.<br />

familiäre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen. (Möller, S. 215)<br />

� Funktionsfähigkeit im Alltag (Arbeitsfähigkeit, familiäre Aktivitäten u.<br />

Sozialkontakte): bei leichter depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag<br />

erhalten; bei mittlerer depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag nur unter<br />

erheblichen Schwierigkeiten fortsetzbar; bei schwerer depr. Episode:<br />

Funktionsfähigkeit im Alltag nicht erhalten<br />

43<br />

43


27.Wie würden Sie<br />

vorgehen, um den<br />

Schweregrad einer<br />

Depression zu bestimmen?<br />

28.Wenn jemand mit einer<br />

mittelgradigen<br />

depressiven Episode zu<br />

Ihnen käme, was würden<br />

Sie machen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Gespräch mit dem Pat. führen u. sorgfältig auf sein Erscheinungsbild<br />

achten (s.o.), eine ausführliche Anamnese erheben (Zusammenhänge<br />

zwischen Depression u. Lebensereignissen in der nahen u. fernen<br />

Vergangenheit) sowie sorgfältige Exploration seines Erlebens<br />

(Stimmung/ Affektivität, Antrieb, Denken, Suicidalität) u. Beurteilung der<br />

Schwere anhand der ICD-10- Kriterien für Schweregrad (s.o.).<br />

Die Beurteilung der Suicidalität ist bei Depression eine der wichtigsten<br />

Aufgaben. Für eine erhöhte Suicidgefahr sprechen: lang anhaltende u.<br />

schwere Depressivität, Schulderleben u. Selbstbezichtigungen, bittere<br />

Äußerungen über die Aussichtslosigkeit des Lebens u. auch starke latente<br />

Aggressivität, die ihr Ziel nicht erreicht, weiter frühere Suicidversuche des<br />

Pat. u. Suicidhandlungen in der Familie od. der näheren Umgebung. Je<br />

weniger depressiv herabgestimmt u. besonnen ein Mensch erscheint, der<br />

von Suicidabsichten spricht, desto größer ist das Risiko einer ernsthaften<br />

suicidalen Handlung. Wenn einmal der Entschluß zum Suicid gefaßt ist,<br />

wirken manche Pat. fast entspannt (Befreiung, Erlösung). Verneint der<br />

Pat. die Frage nach Suicidabsichten, man ist aber davon nicht überzeugt,<br />

kann man nachfragen, warum er keine Suicidabsichten (mehr) habe:<br />

suicidale Pat. antworten hierauf ausweichend od. gar nicht (während eine<br />

konkrete Antwort, z.B. wegen des Partners, der Kinder od. der Eltern,<br />

gegen Suicidalität spricht). Weitere Risikofaktoren sind soziale Isolierung<br />

u. psychische Krisen od. Krankheiten (90%, endogene Psychosen bei 1/3).<br />

(Standardisierte Selbst- od. Fremdbeurteilungsskalen zur Abschätzung,<br />

z.B. Hamilton-Depressionsskala, sind oft nicht einsetzbar: depressiven<br />

Pat. fällt es oft schwer, einen Fragebogen zuverlässig auszufüllen od. auf<br />

Fragen des Untersuchers genaue Antworten zu geben, da ihm<br />

Quantifizierungen kaum möglich sind: er ist so tief gestört, so absolut<br />

hoffnungs- u. ausweglos, daß ihm Abstufungen sinnlos erscheinen.<br />

Außerdem kann die Fragebogenuntersuchung depressive Pat., die<br />

zumeist sehr gewissenhaft u. auf Kooperation bedacht sind, zusätzlich<br />

belasten.)<br />

(Tölle, S. 242 u. 125)<br />

1) Diagnostik: Anamnese u. Exploration zur Bestimmung des genauen<br />

Verlaufs: bipolar – monopolar; Differentialdiagnose: Anpassungsstörung<br />

(Frage nach belastendem Ereignis), Klärung der Suicidgefahr (s.o.);<br />

2) Therapie mit 3 Säulen: psychopharmakologisch, psychotherapeutisch u.<br />

soziotherapeutisch.<br />

44<br />

44


29.Wie sieht die Therapie<br />

der Depression aus?<br />

30.Wie sieht die Therapie<br />

der Manie aus?<br />

31. a) Welche<br />

Antidepressiva gibt es?<br />

b) Welches ist das Mittel<br />

der Wahl?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Akutbehandlung<br />

� je nach Suicidalität u. Compliance ambulant od. stationär<br />

� supportives ärztliches/psychotherapeutisches Gespräch (stetige<br />

Zuwendung u. Einfühlung, Mut u. Hoffnung vermitteln, stark u.<br />

belastunhsfähig sein, quasi stellvertretend für verzweifelten Pat. die<br />

depressive Phase durchstehen), Beziehung Arzt/Psychologe – Patient<br />

muß stabil sein (persönliche Bindung ist beste Suicidprävention!)<br />

� Pharmakotherapie: Antidepressiva (sedierend bzw. zusätzlich ein<br />

sedierendes Medikament bei Suicidalität u. Agitiertheit) � Vorsicht: da<br />

der antriebssteigernde Effekt dem stimmungsaufhellenden Effekt<br />

vorausgeht, werden etwaige suicidale Impulse vorübergehend<br />

begünstigt!!! Außerdem wirken Antidepressiva erst nach 2-3 Wochen<br />

richtig � aus beiden Gründen ist bei Suicidalität in der Regel eine<br />

stationäre Behandlung notwendig!!!; einschleichende Dosierung<br />

innerhalb 1 Woche, nach stabiler Besserung über einen Zeitraum von 4<br />

Wochen ausschleichende Dosierung über 4-6 Wochen.<br />

� bei Suicidalität, Agitiertheit u. Schlafstörungen zusätzlich ein<br />

Hypnotikum (Benzodiazepin) od. ein sedierendes Antidepressivum<br />

� wg. Wirklatenz der Antidepressiva (2-3 Wochen) vorher ggf.<br />

Benzodiazepine od. schwachpotente Neuroleptika<br />

� Neuroleptika od. Lithium können den antidepressiven Effekt verbessern<br />

� Elektrokrampftherapie: Indikation bei schwerer, sonst nicht behebbarer<br />

Suicidalität, bei nihilistischem Wahn u. depressiven Stupor od. bei<br />

mangelndem Effekt verschiedener Antidepressiva<br />

� therapeutischer Schlafentzug (total, partiell od. selektiv): Ziel:<br />

Resynchronisation der zirkadianen Rhythmen<br />

� Lichttherapie bei saisonaler Depression<br />

Erhaltungstherapie<br />

� antidepressive Erhaltungsmedikation über 6 Monate; falls phasenhafter<br />

Verlauf, evtl. mit Lithium eine Phasen-Prophylaxe durchführen u. ggf.<br />

schon während der Antidepressiva-Therapie beginnen<br />

� Tagesstrukturierung<br />

� Bewegungs- u. Sporttherapie, Physiotherapie, Ergotherapie (=<br />

Beschäftigungs- u. Arbeitstherapie) � aber Schonung!<br />

Rezidivprophylaxe<br />

� Pharmakotherapie: falls phasenhafter Verlauf, evtl. mit Lithium eine<br />

Phasen-Prophylaxe durchführen; wenn unwirksam, bei monopolarer<br />

Depression tricyclisches Antidepressivum, bei bipolarer Psychose<br />

Carbamazepin<br />

� Psychotherapie: kogn. VT, PA<br />

� Training von Konzentration u. Ausdauer<br />

� Familien werden trainiert, EE zu kontrollieren<br />

Akutbehandlung<br />

� bei ausgeprägter Symptomatik stationäre Behandlung (ggf. richterliche<br />

Einweisung, da keine Krankheitseinsicht u. auch kein Krankheitsgefühl)<br />

� Pharmakotherapie: Neuroleptika (Kombination von antipsychotischem<br />

hochpotenten Neuroleptikum mit sedierendem niedrigpotenten<br />

Neuroleptikum) (od. Lithium: wirkt aufgrund sedierenden Effekts<br />

antimanisch); ausschleichende Dosierung über einen längeren<br />

Zeitraum<br />

� genügend Freiraum<br />

Rezidivprophylaxe<br />

� insbesondere bei wiederholten Rezidiven<br />

� mit Lithium; wenn unwirksam, dann bei bipolarer Psychose mit<br />

Carbamazepin<br />

a):<br />

� trizyklische (anticholinerge Nebenwirkungen, Blutdrucksenkung)<br />

� MAO-Hemmer<br />

� selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Unruhe, Überkeit)<br />

b) üblich sind gegenwärtig Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, weil sie<br />

die geringsten Nebenwirkungen haben<br />

45<br />

45


32.Welche Medikamente<br />

gibt man bei Depression?<br />

Welche Wirkung u. welche<br />

Nebenwirkungen haben sie?<br />

33.Wie hoch ist der<br />

Placeboeffekt bei<br />

Antidepressiva?<br />

34. a) Wann wird bei<br />

Depression die<br />

Elektrokrampftherapie<br />

eingesetzt? b) Wie wirkt<br />

sie?<br />

35.Wie hoch ist die<br />

Heilungschance mit<br />

Antidepressiva bei<br />

Melancholie?<br />

36.Welche anderen<br />

Faktoren bedingen die<br />

Heilung einer Melancholie<br />

mit?<br />

37.Was ist Lithium?<br />

Welche<br />

Zusammensetzung hat es?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� einschleichende Dosierung<br />

� ängstl.-agitierte Depressionen: sedierendes Antidepressivum, ggf.<br />

Benzodiazepine<br />

� bei Suicidalität: sedierendes Antidepressivum, ggf. Benzodiazepine<br />

� bei Schlafstörungen: Hypnotikum (Benzodiazepine)<br />

� trizyklische Antidepressiva: Nebenwirkungen: anticholinerge<br />

Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Obstipation etc.);<br />

Blutdrucksenkung � sind i.d.R. von leichter Intensität, auf den Beginn<br />

der Behandlung beschränkt, klingen entweder spontan nach<br />

Dosisreduktion ab od. können symptomatisch therapiert werden<br />

� bei neuerer Substanzklasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer:<br />

keine anticholinergenen Effekte, aber Unruhe u. Übelkeit<br />

� wg. Wirklatenz der Antidepressiva (2-3 Wochen) vorher ggf.<br />

Benzodiazepine od. schwachpotente Neuroleptika<br />

� Antidepressiva verkürzen die Phasen, Restsymptomatik bleibt aber<br />

bestehen<br />

20-30%??? woher ist diese Zahl?<br />

Elektrokrampftherapie = Auslösung eines epileptischen Krampfanfalls<br />

durch elektrische Durchflutung unter Kurznarkose<br />

a) Indikation bei schwerer, sonst nicht behebbarer Suicidalität, bei<br />

nihilistischem Wahn u. depressiven Stupor od. bei mangelndem Effekt<br />

verschiedener Antidepressiva<br />

b) Wirkweise: ist nicht im einzelnen bekannt. Vermutet wird eine<br />

Transmitterstimulation im Hypothalamus (entsprechend der Noradrenalin-<br />

Serotonin-Hypothese der antidepressiven Pharmakotherapie). Die<br />

Krampfbehandlung bewirkt wie andere depressive Behandlungen eine<br />

Verminderung der REM-Schlafphasen, ohne daß deren Bedeutung für den<br />

Wirkmechanismus bekannt wäre.<br />

Eine psychopathologische Interpretation besagt, daß die<br />

Krampfbehandlung der psychotischen Symptomatik gleichsam den Boden<br />

entziehe, also ein “Nicht-haben-Können der Psychose“ bedinge.<br />

(Tölle, S. 361 f)<br />

„Um 70% u. damit wesentlich höher als die Placeborate.“<br />

Das günstigste Ergebnis ist die Phasenverkürzung. In der Regel wird die<br />

melancholische Symptomatik nicht vollständig aufgehoben, aber erheblich<br />

reduziert, so daß Alltagsfunktionen wieder erreicht werden. Bei 30% führt<br />

die alleinige Behandlung mit Antidepressiva nicht zum Ziel. Prädiktoren für<br />

einen günstigen bzw. schnellen therapeutischen Effekt von Antidepressiva<br />

sind insbesondere ausgeprägte Vitalstörungen – dies gilt vermutlich für<br />

alle antidepressiven Maßnahmen.<br />

(Tölle, S. 256 f)<br />

� gleichzeitige Gabe anderer Medikamente (Lithium, Benzodiazepin)<br />

� Qualität der Beziehung Therapeut-Pat. u. der psychotherapeutischen<br />

Behandlung<br />

� Einbeziehung der Familienangehörigen<br />

� situative Faktoren<br />

� Persönlichkeitsfaktoren: z.B. können vorausgegangene neurotische<br />

Störungen das Herausgeraten aus der Melancholie erschweren<br />

Lithium-Salz: einwertiges Metall aus der Gruppe der Alkali-Metalle zur<br />

Rezidivprophylaxe von manischen u. schizomanischen Psychosen; kein<br />

eigentlich sedierendes Psychopharmakon, hat aber auch sedierenden<br />

Effekt<br />

46<br />

46


38.Warum wird Lithium<br />

eingenommen/wann wird<br />

Lithium eingesetzt? Wie<br />

wirkt es?<br />

39.Welche Besonderheiten<br />

des Verlaufs zeigen die<br />

affektiven Psychosen im<br />

Jugendalter?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� zur Prophylaxe bei mehrphasigen affektiven u. schizoaffektiven<br />

Psychosen (nach der 2. Phase/Episode): schützt vor erneuten<br />

Episoden od. Phasen werden deutlich seltener, leichter, kürzer � bei<br />

70% bleiben weitere Phasen aus<br />

� in florider/akuter manischer Phase: wirkt aufgrund des sedierenden<br />

Effekts antimanisch<br />

� Gesamtdosis am Abend, damit Hauptnebenwirkungen im Schlaf nicht<br />

wahrgenommen werden<br />

� Lithiumserumspiegel regelmäßig kontrollieren: Lithiumintoxikation kann<br />

zu Krampfanfällen, Koma u. bis zum Tod führen!!!<br />

� Compliance wichtig!!<br />

� stark verzögerter Wirkungseintritt<br />

� Nebenwirkungen, trotz allgemein guter Verträglichkeit (ohne<br />

Langzeitfolgen): Gewichtszunahme, feinschlägiger Tremor,<br />

Feinmotorik, Durst, Sexualfunktionen reduziert, Schilddrüse<br />

� einer der größten Erfolge der Psychiatrie: damit kann man trotz<br />

Manie/bipolarer affektiver Psychose gut leben<br />

� Depressive Episoden im Kindes- u. Jugendalter: durchschnittliches<br />

Erkrankungsrisiko 0,5-1,0%, Erkrankungen vor dem 20. Lebensjahr<br />

machen weniger als 20% des Lebenszeitrisikos aus; ab dem<br />

Jugendalter sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen; gleiche<br />

Symptomatik wie bei Erwachsenen, bei Suicidgedanken u. –<br />

handlungen geht es häufig um ‚harte’ Methoden nach kurzer<br />

Entscheidungszeit; das somatische Syndrom kann ab dem mittleren<br />

Jugendalter hinzutreten; Reizbarkeit, ängstlich-phobische u.<br />

zwanghafte Symptome u. Alkoholmißbrauch können vorkommen; auch<br />

bei Kindern saisonale Depressionen (Herbst/Winter); hohe<br />

Rezidivwahrscheinlichkeit (mindestens 1/3 der Pat.) durch familiäre<br />

Belastung, Fortbestehen chronischer Belastungen u. Komorbidität<br />

(Eltern u. Geschwister haben erhöhte Belastung mit verschiedenen<br />

psychiatrischen Erkrankungen); bei frühem Beginn der depressiven<br />

Episode ist der Übergang in die prognostisch ungünstigen<br />

bipolaren Verläufe häufiger; Erhöhung des Rezidivrisikos durch<br />

intellektuelle Retardierung u. gleichzeitige Persönlichkeitsstörung.<br />

(Schmidt, S. 189 ff)); endogene Depressionen im Kindesalter sehr<br />

selten u. erst ab der Vorpubertät (Möller, S. 373)<br />

� Manische Episoden im Kindes- u. Jugendalter: sind im Jugendalter<br />

sehr selten, in der Kindheit noch seltener; beide Geschlechter gleich<br />

betroffen. Bipolare Episoden sind prognostisch ungünstiger als<br />

monopolare Manie u. sind allgemein prognostisch ungünstig mit<br />

erhöhtem Rückfallrisiko, aus diesem Grund u. wegen der sozialen u.<br />

möglichen rechtlichen Folgen von manischen Episoden u. wegen der<br />

Selbstgefährdung in depressiven Episoden ist Akutbehandlung u.<br />

Rezidivprophylaxe indiziert. (Schmidt, S. 234 ff)<br />

� depressive Phasen im Jugendalter sind schwierig zu diagnostizieren,<br />

da meist sehr kurz, z.T. nur einige Tage lang (Tölle, S. 241)<br />

� Beginn affektiver Psychosen im Jugendalter oft nur retrospektiv zu<br />

bestimmen, da scheinbar unmotivierte Stimmungsschwankungen im<br />

Reifungsalter auch sonst vorkommen (Tölle, S. 241)<br />

� depressive Verstimmung bei Kindern sind fast immer neurotischer Art<br />

od. chronische Depression von Kindern infolge frühkindlicher<br />

Deprivation (Tölle, S. 246)<br />

� melancholische Syndrome im Jugendalter können dem Beginn einer<br />

schizophrenen Psychose vorausgehen (Tölle, S. 246)<br />

� Phasen kürzer u. rascher; häufig rapid cycling, die schlecht auf<br />

Medikamente ansprechen u. entsprechend ausgeprägte soziale Folgen<br />

nach sich ziehen<br />

� häufig ist Stimmung eher gereizt, somat. Störungen<br />

(Appetitverminderung), wohinter sich häufig eine Depression verbirgt<br />

(woher diese Infos?)<br />

47<br />

47


40.Wie ist die Ätiologie/<br />

Pathogenese von affektiven<br />

Störungen?<br />

41.Was ist eine<br />

schizoaffektive Psychose?<br />

42.Was versteht man unter<br />

Zyklothymia?<br />

43.Wie sieht die<br />

Epidemiologie von<br />

affektiven Störungen aus?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� multifaktorielle Ursachen:<br />

� Vulnerabilitätskonzept: anlagebedingte Verletzlichkeit<br />

(Konkordanzraten bei eineiigen Zwillingen 65%, 80% bei bipolaren,<br />

50% bei unipolaren; bei zweieiigen Zwillingen: 20%<br />

� Abnormitäten in der Neurotransmission/Dysbalance verschiedener<br />

Neurotransmitter: Verminderung der Neurotransmitter Noradrenalin<br />

und Serotonin<br />

� PA: abnorme Trauerreaktion, Objektverlust � Introjektion:<br />

Autoaggression, Schuldgefühle (Haß auf verlorenes Liebesobjekt wird<br />

auf eigenes Selbst gerichtet)<br />

� Existentialphilosophie: Sinnverlust<br />

� VT: gelernte Hilflosigkeit, Verstärkerverlust<br />

� kognit. Theorie: depr. Kognitionen/Denkfehler: zu Person/Umwelt/Zukunft<br />

� krit. Lebensereignisse: Tod, Scheidung, Trennung, Wochenbett<br />

� zwischen Schizophrenie u. affektiver Psychose<br />

� Symptome von Depression o./u. Manie u. gleichzeitig od. höchstens<br />

durch einige Tage getrennt u. zusätzlich Symptome von Schizophrenie<br />

Zyklothymia = andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen<br />

Perioden leichter Depression u. leicht gehobener Stimmung � leichte,<br />

chronische Stimmungsschwankungen mit Beginn in der Regel im frühen<br />

Erwachsenenleben (F 34.0)<br />

� Morbidität/durchschnittliches Erkrankungsrisiko: etwas unter 1%<br />

� Frauen : Männer = 2:1 bei Depressionen, bei bipolaren Störungen<br />

gleich<br />

� der größte Teil der Erkrankungen beginnt im 3. od. 4. Lebensjahrzehnt,<br />

der Häufigkeitsgipfel für Ersterkrankungen liegt etwas später als der<br />

bei Schizophrenien; frühestens ab der Vorpubertät, aber in diesem<br />

Alter sehr selten<br />

� eine erste manische Phase tritt in früherem Lebensalter auf als eine<br />

erste depressive<br />

� bipolare Psychosen beginnen früher (zu ca. 20% bereits vor dem 20.<br />

Lebensjahr) als unipolare<br />

48<br />

48


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

44. Was ist Dysthymia? Dysthymia = chronische (länger als 2 Jahre dauernde) depressive<br />

Verstimmung leichteren Grades, die nach Schweregrad u. Dauer nicht<br />

die Kriterien für eine leichte rezidivierende depressive Episode erfüllt<br />

(~depressive Neurose/neurotische Depression).<br />

Nach Forschungskriterien ICD-10: mindestens 3 der Symptome meistens,<br />

oft monatelang:<br />

1. verminderter Antrieb od. Aktivität<br />

2. Schlaflosigkeit<br />

3. Verlust des Selbstvertrauens od. Gefühl von Unzulänglichkeit<br />

4. Konzentrationsschwierigkeiten<br />

5. Neigung zum Weinen<br />

6. Verlust des Interesses od. der Freude an Sexualität u. anderen<br />

angenehmen Aktivitäten<br />

7. Gefühl von Hoffnungslosigkeit u. Verzweiflung<br />

8. erkennbares Unvermögen, mit den Routineanforderungen des täglichen<br />

Lebens fertigzuwerden<br />

9. Pessimismus im Hinblick auf die Zukunft od. Grübeln über die<br />

Vergangenheit<br />

10. sozialer Rückzug<br />

11. verminderte Gesprächigkeit<br />

45.Wie ist die Ätiologie von<br />

Depression?<br />

46.Was ist eine<br />

neurotische Depression?<br />

47.Welche<br />

Differentialdiagnose muß<br />

man bei neurotischer<br />

Depression machen?<br />

� die Pat. haben gewöhnlich dazwischen zusammenhängende Perioden<br />

von Tagen od. Wochen, in denen sie s. gut fühlen; aufgrund des<br />

jahrelangen Dauerns der leichten depressiven Episoden zieht die<br />

Dysthymia beträchtliches subjektives Leiden u. Beeinträchtigungen<br />

nach s.<br />

� Beginn gewöhnlich im frühen Erwachsenenleben u. Dauer mindestens<br />

mehrere Jahre, manchmal lebenslang; bei Beginn im höheren<br />

Lebensalter häufig nach einer abgrenzbaren depressiven Episode,<br />

nach einem Todesfall od. einer anderen offensichtlichen Belastung<br />

� Lebenszeitprävalenz 2 bis 10% (woher?)<br />

multifaktorielles Bedingungsgefüge:<br />

� genetische Disposition (bei bipolarer höher als bei monopolarer<br />

Depression)<br />

� geschlechtsspezifischer Vulnerabilitätsfaktor bei monopolarer<br />

Depression<br />

� belastende Lebensereignisse (auslösende od. gar ursächliche<br />

Funktion)<br />

� evtl. psychologische Entstehungsbedingungen ähnlich wie bei<br />

Dysthymia/neurotischer Depression (Hypothesen von Psychoanalyse<br />

u. Lerntheorie)<br />

� prämorbide Persönlichkeitsstruktur: Typus melancholicus:<br />

gekennzeichnet durch Haften am Gewohnten, Ordentlichkeit u.<br />

Gewissenhaftigkeit<br />

� biochemisches Korrelat: verminderte Aktivität im Bereich<br />

zentralnervöser noradrenerger u. serotonerger Synapsen (gilt wohl<br />

auch für Dysthymia)<br />

(Möller, S. 205 ff)<br />

neurotische Depression = Dysthymia<br />

� leichte endogene Depression/depressive Episode: bei Dysthymia<br />

fehlen meistens Vitalsymptome, die charakteristisch bei depressiver<br />

Episode sind; Dysthymia ist stärker durch situative Einflüsse<br />

modulierbar, z.B. durch die Gegenwart eines Freundes od. durch<br />

angenehme Betätigung; dysthyme Verstimmung ist meist nicht so<br />

schwer u. führt seltener zu einer bedeutenden Einschränkung der<br />

Alltagsfunktionen (berufliche Leistungsfähigkeit etc.)<br />

� Anpassungsstörung: längere depressive Reaktion (unter 2 Jahre)<br />

� schizophrenes Residuum (negative schizophrene Symptome)<br />

� bei älteren Menschen: Demenz (oft auch depressive Symptome)<br />

49<br />

49


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

6Neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen<br />

50<br />

50


1. Was ist der Unterschied<br />

zwischen Neurose u.<br />

Persönlichkeitsstörung?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Neurose = psychische Syndrome mit unterschiedlichem<br />

Erscheinungsbild, die durch Störungen der Erlebnis- u.<br />

Konfliktverarbeitung bedingt sind. Im Gegensatz zu den Psychosen<br />

besteht eine ausreichende Realitätskontrolle. Der Leidensdruck ist<br />

meistens sehr groß.<br />

Man unterscheidet zwischen Symptomneurosen, bei denen die<br />

neurotische Störung in aktuellen psychopathologischen Symptomen<br />

zutage tritt, u. Charakterneurosen, bei denen s. die neurotische Störung<br />

in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition darstellt. (Möller, S. 246)<br />

Neurosen sind nicht hirnorganisch bedingt (dieser Faktor kann nur in<br />

bestimmten Fällen die Entstehung begünstigen). Sie sind in Abgrenzung<br />

von Psychosen weniger schwere u. weniger schicksalhaft verlaufende<br />

seelische Störungen, ohne Desintegration der Persönlichkeit u. ohne die<br />

für Psychosen so charakteristische Realitätsbezugsstörung. Anders als<br />

Persönlichkeitsstörungen (Charakterneurosen) äußern s. die meisten<br />

Neurosen in bestimmten klinischen Symptomen. (Tölle, S. 40)<br />

� Neurosen: Symptomneurosen: neurotische Störung äußert s. in<br />

aktuellen psychopathologischen Symptomen<br />

� Persönlichkeitsstörungen: Charakterneurosen: neurotische<br />

Störung stellt s. in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition dar<br />

Die (Symptom-) Neurosen sind häufige Störungen: Prävalenzrate 10%,<br />

unter Einbeziehung leichter Fälle über 20%. Frauen erkranken etwa<br />

doppelt so häufig wie Männer. Häufigkeitsgipfel der Erkrankungen ist im<br />

mittleren Lebensalter.<br />

Klinische Erscheinungsbilder:<br />

� Angstneurose (Angststörung)<br />

� phobische Neurose (Phobische Störung)<br />

� Zwangsneurose (Zwangsstörung)<br />

� depressive Neurose (neurotische Depression/Dysthymia)<br />

� Hypochondrische Neurose (Hypochondrie)<br />

� neurasthenische Neurose (Neurasthenie)<br />

� hysterische Neurose/Konversionsneurose (dissoziative Störung)<br />

� neurotisches Depersonalisationssyndrom<br />

� psychosomatische/somatotoforme Störungen<br />

Es handelt s. hier nur um typologische deskriptive Differenzierungen mit<br />

starker Randunschärfe. Häufig ist es deshalb gar nicht möglich, das<br />

Erscheinungsbild eines Pat. einem dieser Typen zuzuordnen, sondern<br />

man muß zwei od. mehr dieser Typen zur Beschreibung heranziehen.<br />

Differentialdiagnostisch müssen die neurotischen Störungen jeweils<br />

sorgfältig gegenüber gleichartigen klinischen Bildern bei endogenen u.<br />

hirnorganischen Erkrankungen abgegrenzt werden. (Möller, S. 251 ff)<br />

Verlauf von Neurosen:<br />

Neurotische Störungen treten meist im Zusammenhang mit<br />

nachweisbaren situativen Belastungsfaktoren auf, mit Erlebnissen, denen<br />

häufig erst vor dem jeweiligen Hintergrund einer speziellen Lebens- u.<br />

Lerngeschichte der Charakter des Pathogenen zukommt. Das neurotische<br />

Symptom bedeutet nicht nur subjektives Leiden, sondern auch Entlastung<br />

(primärer Krankheitsgewinn) u. hat Konsequenzen, die auch einen<br />

positiven Aspekt haben, z.B. vermehrte Zuwendung u. Befreiung von<br />

Pflichten durch andere (sekundärer Krankheitsgewinn). Beide Arten von<br />

Krankheitsgewinn können zur Symptomfixierung u. Chronifizierung<br />

beitragen.<br />

Neurotische Störungen dauern selten nur Monate, oft dauern sie Jahre.<br />

Chronische Verläufe sind also eher die Regel. Im Rahmen erneuter<br />

Belastungssituationen kann es zu einem erneuten Auftreten der gleichen<br />

od. einer anderen Symptomatik kommen.<br />

günstige Prognose:<br />

� Phobien<br />

� hysterische Neurose<br />

� z.T. depressive Neurose<br />

51<br />

51


2. Wie sieht die<br />

Verhaltenstherapie bei<br />

Neurosen aus?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

grundsätzlich: zuerst Verhaltensanalyse: Symptomauslöser u.<br />

symptomverstärkende Stimuli werden analysiert u. ein Therapieplan zu<br />

ihrem Abbau aufgestellt, durch den gleichzeitig das symptomatische<br />

Verhalten reduziert wird. Parallel dazu werden Verhaltensdefizite<br />

eliminiert, indem kompetente Verhaltensweisen aufgebaut (u.a. nach<br />

dem Prinzip des operanten Konditionierens) u. geübt werden (in<br />

Rollenspielen nach dem<br />

Prinzip des Lernens am Modell u. in der Realität) � Training sozialer<br />

Kompetenz.<br />

� depressive Neurose: operante positive Verstärkung von Aktivitäten<br />

(Aktivierungsprogramm), Aktivitätstraining (Tagespläne) u. kognitive<br />

Umstrukturierung von irrationalen negativen Kognitionen<br />

� Angstneurose/phobische Neurose: Reizkonfrontation in sensu<br />

od./u. in vivo: systematische Desensibilisierung; Reizüberflutung in<br />

vivo (flooding)<br />

� sozialphobische Neurose: Selbstsicherheitstraining (assertive<br />

training)<br />

� Zwangsneurose: a) bei Zwangshandlungen: Reizkonfrontation in<br />

vivo zur bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden<br />

Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen<br />

zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige<br />

Reaktionsverhinderung (response prevention) u. b) bei<br />

Zwangsideen/-gedanken, -befürchtungen u. –impulsen:<br />

kognitive Selbstkontrolle (Gedanken-stop-Training) (nicht so<br />

wirksam), auch Habituationstraining nach bewußter Provokation,<br />

Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils<br />

Angstreduktion erzeugt)<br />

(Möller, S. 277 f; Schmidt, S, 185 f)<br />

52<br />

52


3. a) Was ist ein Konflikt?<br />

b) Was ist eine Konfliktreaktion?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

a) Ein Konflikt kommt zustande, wenn in einem Menschen zwei<br />

Strebungen von vitaler Bedeutung widersprüchlich bzw. (zeitlich:<br />

gleichzeitig) unvereinbar u. unter einem Entscheidungsdruck<br />

aufkommen.<br />

PA: Konflikte entstehen hauptsächlich zwischen Ich u. Es bzw. zwischen<br />

Über-Ich u. Es. Urkonflikt: Sexualkonflikt (= in weiterem Sinn<br />

zwischenmenschlicher Konflikt).<br />

Zu beachten sind insbesondere folgende Konflikte:<br />

� Bereich des Habens u. Besitzens<br />

� Nähe/Bindung versus Distanz/Trennung<br />

� Autonomie vs. Abhängigkeit<br />

� Macht vs. Unterlegenheit<br />

� Bereich Aggressivität u. Rivalität<br />

(Tölle, S. 41)<br />

Appetenz-Appetenz-Konflikt/Annäherungs-Annäherungs-Konflikt/<br />

Appetenzkonflikt: Zwang zur Entscheidung zwischen zwei gleich<br />

attraktiven Gegebenheiten<br />

Aversions-Aversions-Konflikt/Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt/<br />

Aversionskonflikt: Zwang zur Entscheidung zwischen zwei gleich<br />

unattraktiven Gegebenheiten<br />

Appetenz-Aversions-Konflikt/Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt/<br />

Ambivalenzkonflikt: gleichzeitiges Vorhandensein von gegensätzlichen<br />

Strebungen gegenüber einer Gegebenheit<br />

(Dorsch)<br />

b) Eine Konfliktreaktion ist eine akute u. meist kurzdauernde inadäquate<br />

Reaktion auf einen bestimmten umschriebenen Konflikt mit der Folge<br />

gesundheitlicher Störungen.<br />

≠ Neurose: kompliziertere Entwicklung gesundheitlicher Störungen, die<br />

nicht auf einzelne aktuelle Konflikte zurückzuführen ist, sondern<br />

inadäquate Verarbeitungen von länger anhaltenden Konflikt- u.<br />

Frustrationssituationen, die oft in die Kindheit zurückreichen, zur<br />

Voraussetzung hat.<br />

Kennzeichen von ausgeprägtem neurotischen Konflikterleben: die<br />

Person neigt zu bestimmten, weitgehend festgelegten Einstellungen u.<br />

Verhaltensweisen u. ist wenig in der Lage, den konflikthaften Charakter<br />

der kritischen Lebenssituation als solchen wahrzunehmen, geschweige<br />

denn eine adäquate Konfliktbewältigung in Form der Lösung (Konflikt<br />

bleibt bewußt od. weitgehend bewußt u. wird rational verarbeitet, die<br />

widersprüchlichen Regungen werden im Idealfall in das Gesamterleben<br />

integriert; auch Sublimierung, Verschiebung u.<br />

Phantasiebefriedigungen/Tagträume) od. in Form von einem Kompromiß<br />

zu erreichen. Wenn dann die Konfliktspannung die Tragfähigkeit<br />

übersteigt, kann Entlastung nur durch bestimmte neurotische<br />

Abwehrmaßnahmen (Verdrängung, Widerstand, Rationalisieren, Isolieren,<br />

Reaktionsbildung, Projektion, Introjektion, Konversion, Vermeidung,<br />

Regression) erlangt werden. (Tölle, S. 46 u. 43 ff)<br />

53<br />

53


4. Was ist der Unterschied<br />

zwischen Neurosen im<br />

Kindes- u.<br />

Erwachsenenalter?<br />

5. Wo gibt es bei Neurosen<br />

katatone Störungen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Neurosen bei Kindern:<br />

1) alterstypische kindliche Neurosen/psychoreaktive<br />

Verhaltensstörungen: Enuresis (Einnässen, F9), Enkopresis<br />

(Einkoten,F9), Mutismus (Störung sozialer Funktionen, F9),<br />

Erziehungsschwierigkeiten u. Verhaltensstörungen (hyperkinetisches<br />

Syndrom, Störungen des Sozialverhaltens, Ticstörungen; alle F9);<br />

Sprachstörungen ( F8) sind primär keine Neurosen, sondern organisch<br />

bedigte funktionelle Störungen.<br />

2) frühkindliche psychoreaktive Fehlentwicklungen/<br />

psychoreaktive Persönlichkeitsstörungen: streng genommen keine<br />

Neurosen, sondern Persönlichkeitsveränderungen u. Behinderung in<br />

der soz. Anpassung, die auf ein schweres u. anhaltendes emotionales<br />

Defizit in den ersten Lebensjahren zurückzuführen sind: frühkindlicher<br />

Hospitalismus/ Deprivationssyndrom/Verlassenheitssyndrom (Spätfolge<br />

der zugrundeliegenden existentiellen Depression/anaklitischen<br />

Depression ist eine tiefgreifende Kontaktstörung � gestörte Bindungsu.<br />

Liebesfähigkeit, oft dissoziales Verhalten)<br />

(Tölle, S. 61 ff)<br />

Im Kindesalter kommt es leicht zu umweltbedingten psychoreaktiven<br />

Verhaltensstörungen, die oft größere Intensität, aber auch<br />

wesentlich bessere Rückbildungstendenzen als im<br />

Erwachsenenalter zeigen. Diese Störungen sind oft nicht rein<br />

psychologisch durch ungünstige Umweltfaktoren o.ä. zu erklären,<br />

sondern multikonditional zu erklären: z.B. führen die Symptome einer<br />

minimalen zerebralen Dysfunktion in einem ohnehin problematischen<br />

Umweltmilieu zu einer besonders ungünstigen Interaktion u. damit zur<br />

sekundären Neurotisierung.<br />

Frühkindlicher Hospitalismus, hyperkinetisches Syndrom,<br />

Angsstörungen, Enuresis, Enkopresis, Stottern, depressive Störungen,<br />

Dissozialität, Entwicklungsstörungen, Reifungskrisen/ Pubertätskrisen/<br />

Adoleszentenkrisen (Zwangssymptome, hysterische Reaktionen,<br />

neurasthenisches Versagen, depressive Verstimmungen,<br />

hypochondrische Symptomatik, Derealisations- u.<br />

Depersonalisationssymptomatik, Anorexia nervosa, Bulimia nervosa,<br />

ggf. Suicidalität). (Möller, S. 374 ff)<br />

� Kindliche Neurosen/psychoreaktive Verhaltensstörungen sind stark<br />

umweltbedingt, entstehen schneller, haben größere Intensität, aber<br />

auch wesentlich bessere Rückbildungstendenzen als Neurosen im Er-<br />

wachsenenalter u. sind multikonditional zu erklären.<br />

bei dissoziativen Störungen (hysterische Neurose/Konversionsneurose)<br />

gibt es den dissoziativen Stupor (F 44.2): das Verhalten des Pat. erfüllt<br />

die Kriterien für eine dissoziative Störung u. für einen Stupor.<br />

Symptome des Stupors: beträchtliche Verringerung od. Fehlen<br />

willkürlicher Bewegungen u. der Sprache sowie der normalen Reaktion<br />

auf äußere Reize wie Licht, Geräusche od. Berührung; Pat. liegt od. sitzt<br />

lange Zeit überwiegend bewegungslos. Der normale Muskeltonus, die<br />

aufrechte Haltung u. die Atmung sind erhalten � Pat. schläft nicht u. ist<br />

auch nicht bewußtlos; häufig eingeschränkte Koordination der<br />

Augenbewegungen.<br />

Hinweis auf die psychogene Verursachung durch kurz<br />

vorausgegangenes belastende Ereignisse od. im Vordergrund stehende<br />

interpersonale od. soziale Probleme.<br />

54<br />

andere Stupori: katatoner Stupor bei Schizophrenie, manischer Stupor<br />

bei Manie mit psychotischen Symptomen, depressiver Stupor bei<br />

schwerer depressiver Episode mit psychotischen Symptomen<br />

(katatoner Stupor bei schizoaffektiver Psychose? katatones Syndrom bei<br />

exogenen Psychosen: auch Stupor?)<br />

54


Konversionssyndrom /<br />

hysterische Neurose /<br />

dissoziative Störungen<br />

1. Was versteht man unter<br />

einer<br />

Konversionsreaktion?<br />

2. Was ist ein<br />

Konversionssyndrom?<br />

Was sind dissoziative<br />

Störungen/<br />

Konversionsstörungen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Konversionsreaktion = Umwandlung eines verdrängten seelischen<br />

Konfliktes in eine körperliche Symptomatik, die den Konflikt in<br />

symbolischer Form zum Ausdruck bringt, mit dem Ziel eines doppelten<br />

Krankheitsgewinns: die Psyche erreicht dadurch eine Triebbefriedigung<br />

u. damit Entlastung von innerer Anspannung (primärer<br />

Krankheitsgewinn), u. der Pat. erhält Zuwendung u. Aufmerksamkeit<br />

durch seine Umwelt (sekundärer Krankheitsgewinn). (Tölle, S. 68 u. 71)<br />

Konversion im weiteren Sinn = Umsetzung eines durch unlösbare<br />

Schwierigkeiten u. Konflikte hervorgerufenen unangenehmen Affkts in<br />

irgeneiner Weise in Symptome. (ICD-10).<br />

Konversionssyndrom/-störung = hysterische Neurose/dissoziative<br />

Störung: geprägt durch psychogene Körperstörungen ohne<br />

organischen Befund; psychogen durch enge zeitliche Verbindung zu<br />

einem traumatisierenden Ereignis, unlösbaren od. unerträglichen<br />

Problemen od. gestörten Beziehungen.<br />

Allgemeines Kennzeichen der verschiedenen Konversions-/dissoziativen<br />

Störungen ist die Dissoziation, der teilweise od. völlige Verlust der<br />

normalen Integration von Wahrnehmung (unmittelbare Empfindungen),<br />

Gedächtnis (Erinnerungen an die Vergangenheit), Bewußtsein<br />

(Identitätsbewußtsein) u. Motorik (Kontrolle von Körperbewegungen).<br />

Konversionssymptome:<br />

� motorische hysterische Symptome: Lähmungen, Krämpfe,<br />

choreatiforme Bewegungsstörungen, Tics, psychogene<br />

Stimmlähmung, hysterische Anfälle im Sinn einer Überstreckung der<br />

Wirbelsäule in tonischer Verkrampfung (arc de cercle) od. mit<br />

Zuckungen, rhythmischen Beckenbewegungen o.ä., u.a..<br />

� sensible hysterische Symptome: Parästhesien, Anästhesien u.<br />

Schmerzempfindungen der Haut<br />

� sensorische hysterische Symptome: psychogene Blindheit,<br />

psychogene Taubheit, Einengung des Gesichtsfelds im Sinn<br />

röhrenförmiger u. anderer Skotome<br />

� hysterische Schmerzsymptome: vielfache subjektive<br />

Körperbeschwerden, die praktisch jede Krankheit mitieren können;<br />

Scheinschwangerschaft<br />

� dissoziative hysterische Symptome: Identitätsbewußtseinsstörungen<br />

� teils dramatische Erscheinungsbilder, stark appellativer Charakter der<br />

Störung: fordert Beachtung u. Aufmerksamkeit, beeindruckt u. beeinflußt<br />

das Umfeld<br />

Alle dissoziativen Zustände tendieren dazu, nach einigen Wochen od.<br />

Monaten zu remittieren (nachzulassen), besonders, wenn der Beginn mit<br />

einem traumatischen Lebensereignis verbunden war.<br />

(Möller, S. 266 f)<br />

Frauen sind häufiger betroffen als Männer, kulturelle Abhängigkeit der<br />

Häufigkeit, Erkrankung meist in der Adoleszenz, frühes Erwachsenenalter<br />

� demonstratives Anbieten, Ausdrucksgehalt u. Zweckgerichtetheit, der<br />

Symptomatik sind entscheidend für die Diagnose (Tölle, S. 71)<br />

55<br />

55


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

3. Wie ist die Symptomatik? Konversionssymptome:<br />

� motorische hysterische Symptome: Lähmungen, Krämpfe,<br />

choreatiforme Bewegungsstörungen, Tics, psychogene<br />

Stimmlähmung, hysterische Anfälle im Sinn einer Überstreckung der<br />

Wirbelsäule in tonischer Verkrampfung (arc de cercle) od. mit<br />

Zuckungen, rhythmischen Beckenbewegungen o.ä., u.a..<br />

� sensible hysterische Symptome: Parästhesien, Anästhesien u.<br />

Schmerzempfindungen der Haut<br />

� sensorische hysterische Symptome: psychogene Blindheit,<br />

psychogene Taubheit, Einengung des Gesichtsfelds im Sinn<br />

röhrenförmiger u. anderer Skotome<br />

� hysterische Schmerzsymptome: vielfache subjektive<br />

Körperbeschwerden, die praktisch jede Krankheit mitieren können;<br />

Scheinschwangerschaft<br />

� dissoziative hysterische Symptome: Identitätsbewußtseinsstörungen<br />

4. Wie kann man<br />

Konversionsstörung<br />

„entlarven”?<br />

5. Worin besteht der primäre<br />

u. der sekundäre<br />

Krankheitsgewinn?<br />

� teils dramatische Erscheinungsbilder, stark appellativer Charakter der<br />

Störung: fordert Beachtung u. Aufmerksamkeit, beeindruckt u. beeinflußt<br />

das Umfeld<br />

� weitere Störungsbilder:<br />

� dissoziative Amnesie<br />

� dissoziative Fugue (psychogenes Weglaufen)<br />

� dissoziativer Stupor<br />

� Trance u. Besssenheitszustände<br />

� Ganser Syndrom (Vorbeiantworten)<br />

� multiple Persönlichkeitsstörung<br />

� fluktuierende/flüchtige Symptomatik; selten chronisch, eher bei<br />

motorischen Symptomen; häufiger treten Konversionssymptome der<br />

gleichen od. verschiedener Art wiederholt auf. Die Symptomprognose ist<br />

also i.a. recht günstig, während die zugrunde liegende neurotische<br />

Fehlhaltung oft über lange Zeit konstant bleibt u. therapeutisch schwer zu<br />

beeinflussen ist. (Tölle, S. 72)<br />

allgemein: demonstratives Anbieten, Ausdrucksgehalt u.<br />

Zweckgerichtetheit, der Symptomatik sind entscheidend für die Diagnose<br />

(Tölle, S. 71)<br />

� psychogene Sensibilitätsstörungen entsprechen in ihrer<br />

Ausbreitung nicht der tatsächlichen zentralen od. peripheren<br />

Innervation (wie bei organisch bedingten Sensibilitätsstörungen),<br />

sondern einer vom Pat. laienhaft vorgestellten Innervation<br />

� hysterische Anfälle verlaufen ohne Bewußtlosigkeit, ohne<br />

Hinstürzen u. Verletzungen u. dauern länger als epileptische Anfälle;<br />

sie sind durch suggestives od. energisches Ansprechen zu<br />

beeinflussen u. leicht an ihrem Ausdruckscharakter erkennbar<br />

� hysterischer Tremor wird durch Zuwendung der Aufmerksamkeit<br />

verstärkt u. durch Abwendung u. Unbeobachtetsein abgeschwächt<br />

od. beendet<br />

� sensorische Symptome sind am inkonsequenten Verhalten des Pat.<br />

schnell zu erkennen<br />

56<br />

� primär: durch die Bildung der Symptomatik wird eine Befriedigung<br />

verdrängter Triebe u. damit Entlastung (Verringerung der inneren<br />

Anspannung) erreicht<br />

� sekundär: durch größere Aufmerksamkeit, Anerkennung u. Geltung<br />

erreicht der Pat. außerdem eine narzißtische Befriedigung (äußerer<br />

Vorteil, den der Patient nachträglich aus seinen Symptomen zieht) �<br />

keine andere Störung ist so auf Resonanz aus der Umwelt angelegt<br />

wie die Konversionsstörung!!!<br />

(Tölle, S. 71)<br />

56


6. Welche<br />

Erklärungsmodelle gibt es<br />

für die<br />

Konversionsstörungen?<br />

7. Was bedeutet das Wort<br />

„hysterisch”?<br />

8. Wie werden akute<br />

Konversionssymptome<br />

behandelt?<br />

9. Wie kommt wohl ein Kind<br />

dazu, plötzlich blind zu sein<br />

od. taub od. gelähmt?<br />

10. Wie ist der Verlauf von<br />

Konversionsstörungen?<br />

11.Wer hat den Begriff<br />

„Hysterie“ zuerst benutzt?<br />

12.Wie behandelt man<br />

Konversionsstörungen?<br />

Angststörungen<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� PA steht ganz im Vordergrund: unterdrückte sexuelle od. aggressive<br />

Triebregungen od. unbewältigte Konflikte, die zwar ins Unbewußte<br />

verdrängt wurden, deren Dynamik aber erhalten bleibt u. die in eine<br />

körperliche Symptomatik mit symbolischem Ausdrucksgehalt<br />

umgewandelt werden; innerseelische Konflikte werden so quasi in<br />

eine Körpersprache übersetzt; häufig Ausdrucks- od.<br />

Symbolcharakter; Abwehrmechanismen: Verleugnung, Verdrängung,<br />

Verschiebung, Projektion, Identifizierung<br />

� LT: Verhalten wurde in einer angsterzeugenden Situation zufällig<br />

gezeigt u. konnte die Angst aus irgendeinem Grund reduzieren; daher<br />

wird Verhalten jetzt zur Angstvermeidung eingesetzt; Lernen am<br />

Modell kann gehäuftes Auftreten erklären � hysterische Epidemien<br />

� (prämorbide Persönlichkeit: hysterische, wenig differenzierte,<br />

infantile, retardierte Naturen)<br />

� schon bei Hippokrates: hiesterikós: an der Gebärmutter leidend,<br />

Umherschweifen der Gebärmutter im Körper, sexuelles<br />

Unbefriedigtsein<br />

� hauptsächlich zur Bezeichnung konversionsneurotischer Symptome<br />

� wird heute nicht mehr verwendet, weil historisch eher negativ geprägt<br />

akute Konversionssymptome sind möglichst schnell u.<br />

symptomgerichtet zu behandeln u. aufzuheben (bevor sie durch<br />

fortschreitende Konditionierung therapieresistent werden u. bevor<br />

sekundäre organische Schäden auftreten)! Hierzu eignen s.<br />

Suggestivmaßnahmen u. VT-Methoden, auch Hypnose.<br />

allgemein:<br />

� Grundlage: tragfähiger therapeutischer Kontakt<br />

� abhängig von Art, Dauer der Störung u. Persönlichkeitsstruktur:<br />

a) symptomgerichtet, VT: Nichtbeachten (Entzug sozialer Verstärker)<br />

insbesondere bei dramat. Konversionsreaktionen od.<br />

b) konfliktzentriert, PA: aufdeckend, um Symptomen die dynamische<br />

Grundlage zu entziehen<br />

� Kombination mit organisch anmutenden Übungsbehandlung (z.B.<br />

Physiotherapie): Brücke bauen zum Rückzug vom Symptom!<br />

� Entspannungsverfahren<br />

� Beachtung des primären u. sekundären Krankheitsgewinns: nicht<br />

einfach nur wegnehmen, sondern ein neues erstrebenswertes Ziel,<br />

Verbesserung der gesundheitlichen od. psychosozialen Situation,<br />

erarbeiten!<br />

� Modellernen: es hat es vermutlich bei einer anderen Person<br />

beobachtet<br />

� Symptomsprache: Reaktion auf belastendes Ereignis<br />

meist flüchtige Symptome, spontanes Abklingen der Symptome, aber<br />

zugrundeliegendes neurotisches Konflikterleben u. Fehlhaltung bleiben<br />

über lange Zeit konstant u. sind kaum therapeutisch zu beeinflussen<br />

Freud, der hatte ihn von Charcot<br />

� abhängig von Art, Dauer der Störung u. Persönlichkeitsstruktur:<br />

a) symptomgerichtet, VT: Nichtbeachten (Entzug sozialer Verstärker)<br />

insbesondere bei dramat. Konversionsreaktionen od.<br />

b) konfliktzentriert, PA: aufdeckend, um Symptomen die dynamische<br />

Grundlage zu entziehen<br />

� Kombination mit organisch anmutenden Übungsbehandlung (z.B.<br />

Physiotherapie): Brücke bauen zum Rückzug vom Symptom!<br />

� Entspannungsverfahren<br />

(Selbstsicherheitstraining, Kompetenztraining ergänzend bei VT)<br />

57<br />

57


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

1. Was ist Angst? � unangenehm erlebtes Gefühl von Bedrohung<br />

� Angst äußert sich in Form von seelischem Erleben und körperlichen<br />

Symptomen (u. Veränderungen des Verhaltens)<br />

� häufig stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund (Schwindel,<br />

Herzklopfen, Durchfall, Harndrang, verminderte Belastbarkeit,<br />

Agitiertheit bis zum Raptus, Hemmung bis zum Stupor)<br />

� häufig ist die dahinterliegende Angst gar nicht bewußt<br />

� Folgen der Angst: Angst vor der Angst, Vermeidungsverhalten,<br />

soziale Isolierung<br />

� behandlungsbedürftige Angst: 10%<br />

� meistens bei Frauen wesentlich häufiger als bei Männern<br />

2. Wo kommt Angst vor? � normale Angst<br />

� primäre Angststörungen<br />

� sehr häufiges Begleitsymptom im Rahmen anderer körperlicher u.<br />

psychischer Störungen:<br />

� Schizophrenie<br />

� affektive Psychose (Depression)<br />

� Zwangsstörung<br />

� posttraumatische Belastungsstörung<br />

� Persönlichkeitsstörung<br />

� Delir<br />

� Intoxikation mit Kokain, Alkohol, Halluzinogenen etc.; Entzug von<br />

Alkohol, Opiaten etc.<br />

� div. neurol. Erkrankungen<br />

� div. internistische Erkrankungen<br />

3. Wie unterscheidet man<br />

neurotische Angst von<br />

normaler Angst?<br />

4. Welche Angststörungen<br />

gibt es?<br />

5. Wie werden<br />

Angststörungen eingeteilt<br />

nach ICD-10?<br />

� insbesondere Differentialdiagnose zwischen Angst u. Depression!<br />

� normale Angst: Alarmfunktion für den Organismus; löst Aktivitäten zur<br />

Beseitung der bestehenden od. drohenden Gefahr aus<br />

� pathologische Angst: Angstsymptome treten scheinbar grundlos u.<br />

übermäßig auf, od. aber überhaupt nicht (z.B. Manie)<br />

� Angstneurose/generalisierte Angststörung (frei flottierende Angst bis<br />

zu Panik)<br />

� phobische Angst<br />

� Phobien: Agoraphobie (mit u. ohne Panikstörung), soziale Phobien,<br />

spezifische/isolierte Phobien<br />

� Panikstörung<br />

� generalisierte Angststörung<br />

6. Was ist eine Phobie? � auf bestimmte Objekte od. Situationen gerichtete, irrationale Furcht<br />

� Vermeidung von phobischer Situation/phobischem Objekt wird<br />

7. Wie sind Phobien<br />

unterteilt?<br />

8. Welche Phobie würden Sie<br />

sich aussuchen?<br />

angestrebt<br />

� spezifische/isolierte Phobien: Angst vor best. Objekt od. Situation;<br />

wird nur diagnostiziert, wenn Störung Leiden verursacht; Zoophobie,<br />

Klaustrophobie, Akrophobie (Höhenangst), Examensangst �<br />

� soziale Phobien: Angst vor Situationen, in denen die Person im<br />

Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer steht; wird als übertrieben<br />

erlebt, führt i.d.R. zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten, häufig<br />

Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl; Symptome: Erröten,<br />

Vermeidung von Blickkontakt, Händezittern, Übelkeit<br />

� Agoraphobie (mit u. ohne Panikstörung): Angst, sich an Orten zu<br />

befinden, in denen beim plötzlichen Auftreten von hilflos machenden<br />

oder peinlichen Symptomen eine Flucht nur schwer möglich wäre<br />

(Menschenmengen, öffentliche Plätze, allein Reisen, Reisen mit<br />

weiter Entfernung); Angst vor Schwindel, Ohnmacht, Verlust von<br />

Blasen- od. Darmkontrolle, Herzbeschwerden etc.)<br />

eine, die man nicht mal zu therapieren braucht, weil sich das phobische<br />

Objekt problemlos meiden läßt, ohne daß dadurch das alltägliche Leben<br />

beeinträchtigt wird, z.B. Schlangenphobie<br />

58<br />

58


9. Was ist eine<br />

Panikstörung?<br />

10.Was ist die generalisierte<br />

Angststörung?<br />

11.Wie ist die PA-Erklärung<br />

neurotischer Angst?<br />

12.Wie ist die<br />

lerntheoretische<br />

Erklärung neurotischer<br />

Angst?<br />

13.Wie behandelt man Phobie<br />

am besten?<br />

14.Wie behandelt man<br />

Angstneurosen/generalisi<br />

erte Angststörung?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Störungen mit wiederholten abgrenzbaren Panikattacken, die<br />

unerwartet u. nicht situationsgebunden sind; mit ausgeprägten<br />

vegetativen Symptomen: Herzklopfen, Hitzewallungen,<br />

Beklemmungsgefühle, Zittern, Schwitzen, Atemnot,<br />

Ohnmachtsgefühle, Angst zu sterben etc.<br />

� Sondertyp: Herzphobie: kardiale Symptomatik steht ganz im<br />

Vordergrund (Blutdruckanstieg, Schweißausbruch, Schwindel,<br />

Druckgefühl im Thorax)<br />

� generalisierte u. langanhaltende Angst, die nicht nur auf best.<br />

Situationen od. Objekte bezogen ist, d.h., sie ist frei flottierend<br />

� Symptome: motorische Spannung, Zittern, Ruhelosigkeit, Atemnot,<br />

Beklemmungsgefühle, Schwitzen, Schwindel, Reizbarkeit etc.<br />

� Symptombildung ist der Versuch, konflikthafte Strebungen durch<br />

einen Kompromiß miteinander zu versöhnen u. dadurch das<br />

psychische Gleichgewicht um den Preis neurotischer Konfliktlösung<br />

zu erhalten; mißlingt eine solche Konfliktlösung, wird Angst verspührt<br />

� Ich ist nicht stabil, kann mit Signalangst nicht adäquat umgehen,<br />

erlebt real existierenden Konflikt als überfordernd � Regression auf<br />

infantile Ängste � generalisierte Angststörung<br />

� Auslösung von Ängsten insbesondere bei Infragestellung von Ichstützenden<br />

Mechanismen (drohender Verlust, Trennung etc.)<br />

� Aggressionshemmung u. Wendung ins Gegenteil, oft im<br />

Zusammenhang mit Verlustängsten<br />

� Phobien: Abwehr der Angst durch Verschiebung u. Projektion einer<br />

ursprünglich intrapsychischen Gefahrenquelle (z.B. sexuelle Konflikte,<br />

verdrängte Phantasien) nach außen; gefürchtet wird dann nicht so<br />

sehr das reale angstauslösende Objekt, sondern die eigentlichen,<br />

unbewußten Phantasien, die sich mit dem Objekt assoziativ<br />

verbinden<br />

� klassisches u. operantes Konditionieren<br />

� Angstkreis: wahrgenommene körperliche Symptome werden als<br />

Angst gedeutet, diese subjektiv empfundene Gefahr verstärkt das<br />

Angstgefühl, das dann wiederum im Sinne einer Streßreaktion zu<br />

einer Verstärkung körperlicher Symptome beiträgt � Teufelskreis<br />

� Erwartungsangst bei Panikstörungen: das völlig unerwartete, nicht<br />

kalkulierbare Auftreten der Panikattacken spielt eine wesentliche<br />

Rolle als Verstärker (intermittierende Verstärkung!!!)<br />

� Reizüberflutung (flooding) ist die wirksamste Behandlung: Rasche<br />

u. ausgeprägte Konfrontation mit dem maximal angstauslösenden<br />

Reiz � Angstüberflutung; Pat. wird motiviert, solange in der Situation<br />

zu bleiben, bis die Angst nachläßt. Durch diese Erfahrung kommt es<br />

zur Erschöpfung der Angstreaktion i.S. einer Löschung der Kopplung<br />

von Angstreiz u. Angstreaktion. Das Vermeidungsverhalten des Pat.<br />

wird damit umgangen.<br />

� systematische Desensibilisierung in sensu od. in vivo<br />

� ärztliches Gespräch: ernst nehmen, aufklären<br />

� Entspannungsverfahren<br />

� kognitive Therapien<br />

� Pharmakotherapie: Benzodiazepine, Antidepressiva (insbesondere<br />

bei Panikstörungen: Langzeitmedikation)<br />

� ärztliches Gespräch: ernst nehmen, aufklären<br />

� Entspannungsverfahren<br />

� kognitive Therapien<br />

� eher tiefenpsychologisch orientierte PT: aufdeckende<br />

psychotherapeutische Verfahren � zugrundeliegender Konflikt wird<br />

bearbeitet, wg. häufiger Ich-Schwäche auch stützende Elemente<br />

� Soziotherapie<br />

� Pharmakotherapie: Benzodiazepine, Antidepressiva (insbesondere<br />

bei Panikstörungen)<br />

� insgesamt ausgesprochene Chronifizierungstendenz<br />

59<br />

59


15.Wie äußert sich eine<br />

Herzphobie?<br />

16.Worin besteht die größte<br />

Gefahr einer<br />

Konfrontationsbehandlun<br />

g?<br />

17.Wie funktioniert<br />

systematische<br />

Desensibilisierung?<br />

18. Wie ist die Ätiologie von<br />

Angststörungen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� wird unter Panikstörung subsumiert, Panikattacken bis zu 2 Std. mit<br />

Befürchtung des Aussetzens des Herzens, Tod<br />

� kardiale Symptomatik steht ganz im Vordergrund (Blutdruckanstieg,<br />

Schweißausbruch, Schwindel, Druckgefühl im Thorax)<br />

� tritt in unregelmäßigen Intervallen auf<br />

� hauptsächlich bei jungen Erwachsenen (mehr Männer)<br />

� neigt zu chronischem Verlauf<br />

darin, daß man zu früh aufhört; die Kopplung von Reiz u. Reaktion muß<br />

endgültig gelöscht werden; das geht nur, wenn die Angst so lange<br />

ausgehalten wird, bis sie von selbst verschwindet/s. erschöpft<br />

� Analyse der Faktoren, die für das Auftreten der Angst verantwortlich<br />

sind<br />

� Erarbeitung einer Angsthierarchie<br />

� Training von Entspannungstechnik (z.B. progressive Muskelrelaxation<br />

nach Jacobson)<br />

� vorstellungsmäßiges Durcharbeiten der Hierarchie von unten nach<br />

oben in einem konzentrierten u. entspannten Zustand<br />

� dann ggf. in vivo<br />

� psychodynamisch: Angstneurosen u. Phobien sind<br />

Fehlentwicklungen aufgrund ungelöster Konflikte, insbesondere<br />

im Zusammenhang mit Verlustängsten. Aggressionshemmung u.<br />

Wendung ins Gegenteil (Reaktionsbildung) sind für Angstneurotiker<br />

kennzeichnend (statt ursprünglicher Wut u. Ärger Ausdruck von<br />

Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit u. Hilfsbereitschaft). Die<br />

unbewußten Motivationen sind Ängste, die Zuwendung zu verlieren,<br />

alleingelassen zu werden u. das Angewiesensein auf die<br />

Anwesenheit eines anderen. Derartige Anklammerungstendenzen<br />

weisen auf Verunsicherungen in der früheren Kindheit hin:<br />

ausgeprägtes sexuelles u. aggressives Streben bzw. entsprechende<br />

unbewußte Phantasien trat in Kontrast mit einer durch andauernde<br />

Frustrierung bestimmte Atmosphäre von Versagung u. Bedrohung<br />

(„Kas- trationsangst“ als Metapher für das Beschnittenwerden aller<br />

expansiven Entfaltungsmöglichkeiten).<br />

� lerntheoretisch: neurotische Angst wird als Ergebnis einer<br />

klassischen u./od. operanten Konditionierung sowie des Modell-<br />

Lernens (als stellvertretendes Konditionieren: Angst durch<br />

Nachahmung/ Imitation des ängstlichen Verhaltens einer anderen<br />

Person) erklärt.<br />

Kognitiv erscheint sie als Folge eines Mangels an Kontrollmöglichkeiten,<br />

die zur Bewältigung von Anforderungen notwendig sind, aber nicht<br />

gelernt wurden; so entstehe eine angsterzeugende Auffassung von der<br />

Welt u. eine Hilflosigkeit i.S. irrationaler Überzeugungen (Ellis).<br />

(Tölle, S. 78)<br />

60<br />

60


19. Wie ist die Ätiologie von<br />

Phobien?<br />

Zwangsstörung<br />

1. Was ist Zwang/eine<br />

Zwangsstörung?<br />

Symptomatik?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Die Inhalte von Angst/Pobien sind so zahlreich wie die Umweltobjekte u. –<br />

situationen der Menschen. Die Themen der Phobien dürfen nicht mit ihren<br />

Ursprüngen verwechselt werden, sie sind lediglich deren Ersatzobjekte u.<br />

haben z.T. Symbolcharakter. (Tölle, S. 76)<br />

� psychodynamisch: Phobien sind Fehlentwicklungen aufgrund<br />

ungelöster Konflikte, insbesondere im Zusammenhang mit<br />

Verlustängsten.<br />

� lerntheoretisch: Insbesondere bei Phobien sind neben der<br />

Konfliktgenese Lernprozesse zu beachten; sie können die<br />

Hauptentstehungsbedingungen bilden (!). Infolge des gestörten<br />

Verhaltens können sekundär Konflikte verstärkt werden bzw.<br />

hinzutreten.<br />

1) a) i.S. der klass. Konditionierung werden Phobien als gelernte<br />

Reaktionen gesehen: ein neutraler Stimulus wird befürchtet, wenn er<br />

mit einem unangenehmen bzw. angsterzeugenden Erlebnis gekoppelt<br />

wird.<br />

1) b) od.: i.S. des Modell-Lernens als stellvertretendes Konditionieren<br />

wird eine Phobie durch die Nachahmung/Imitation des phobischen<br />

Verhaltens einer anderen Person erklärt.<br />

2) Phobien werden durch operante Konditionierung aufrechterhalten:<br />

wenn angsterzeugende Situationen/Orte/Objekte umgangen werden u.<br />

s. hieraus positive Konsequenzen (Angstfreiheit) ergeben, wird Vermeidungsverhalten<br />

systematisch aufgebaut u. dadurch der Lebensraum<br />

des Pat. mehr u. mehr eingeengt.<br />

� genetischer Anlagefaktor: prämorbide Persönlichkeitsstruktur:<br />

häufig sensitiv u. übergewissenhaft<br />

(Tölle, S. 78)<br />

61<br />

� wiederholt u. stereotyp sich aufdrängende Gedanken, Handlungen<br />

od. Impulse, die der Betroffene selbst als lästig u. sinnlos empfindet,<br />

die er aber nicht unterdrücken od. unterlassen kann, da sonst<br />

starke Angst u. Spannung entsteht<br />

� Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv erlebt �<br />

Krankheitseinsicht ( ≠ Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ichsynton<br />

und werden als real akzeptiert � keine Krankheitseinsicht<br />

(vgl. Tölle, S. 93)<br />

� durch progrediente Ausbreitung der Zwangssymptomatik können<br />

große Teile des Tagesablaufs für Zwangshandlungen benötigt<br />

werden � Folge: sozialer Rückzug, Isolierung<br />

61


2. Welche Zwangssymptome<br />

gibt es?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Zwangsgedanken/-ideen: aufgedrängte, nicht unterdrückbare<br />

Denkinhalte, die entweder selbst als sinnlos od. in ihrer Persistenz u.<br />

Penetranz als unsinnig u. meist als quälend empfunden werden Es<br />

handelt s. oft um aggressive, sexuelle od. obszöne Gedanken, die<br />

Schuldgefühle wecken. Nicht selten muß gleich das Gegenteil<br />

gedacht werden. Häufig muß der Pat. Geschehenes immer wieder<br />

gedanklich rekapitulieren, um s. zu vergewissern, daß er es richtig<br />

gemacht hat (Möller, S. 75 u. 260).<br />

� Zwangsbefürchtungen: eine besondere Art von Zwangsgedanken,<br />

zumeist mit aggressiv schädigendem, obszönen od. anderen Inhalt.<br />

(Möller, S. 260) Sie werden von der Angst bestimmt, es könne<br />

jemandem etwas zustoßen/zugestoßen sein, er könne abstürzen,<br />

überfahren werden etc.. Es geht dabei vor allem um andere<br />

Menschen (z.B. Angehörige), denen etwas passieren könne od.<br />

passiert sei u. der Pat. sei schuld an dem Unglück (pathologische<br />

Schuldgefühle) – weniger um die eigene Person (wie bei den<br />

Phobien). (Tölle, S. 89)<br />

� Zwangsimpulse: Regungen von bevorzugt aggressiver Art, die sich<br />

sehr penetrant einstellen; sie beinhalten insbesondere aggessive<br />

Regungen, die sich auf andere Menschen beziehen, die man<br />

schädigen werde (weniger sich selbst); z.B. Impulse, sich aus dem<br />

Fenster zu stürzen u. dabei dem eigenen Kind etwas antun; mit<br />

einem Messer jemanden verletzen od. gar töten, sobald man es in die<br />

Hand nehme; Obszönes aussprechen etc., also Impulse, Verbotenes<br />

zu wollen, denken od. tun. Der Pat. gibt diesen Impulsen nicht nach,<br />

aber er erlebt s. als unfrei u. bekommt bei seinem meist stark<br />

ausgeprägten ethischen Empfinden zusätzliche Schuldgefühle u.<br />

Ängste (Gewissensangst). (Tölle, S. 89 f). Diese aggressiven<br />

Tendenzen werden vom Pat. häufig durch ausgedehnte abwehrende<br />

Verhaltensweisen verhindert. (Möller, S. 260)<br />

� Zwangshandlungen/-verhalten: in ihrer Art od. Intensität als sinnlos<br />

erkannte u. meist als quälend empfundene, nicht unterdrückbare<br />

Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen od.<br />

Zwangsbefürchtungen. Zwangshandlunhgen werden durch<br />

Kmbination mehrerer Zwänge auch manchmal zu Zwangsritualen<br />

ausgebaut, bei denen die Zwänge in bestimmter Reihenfolge<br />

ausgeführt werden müssen. Viele Zwangshandlungen u. –rituale<br />

haben etwas Magisches: wie mit einem Zauberritus soll etwas<br />

Schlimmes ferngehalten werden. (Möller, S. 81 u. 260) z.B. Zählen,<br />

Ordnung-Machen, Sich-Waschen, Kontrollieren. Der Pat. wehrt s.<br />

erfolglos gegen diese unsinnigen Zwangshandlungen, denn wenn er<br />

sie unterläßt, entsteht Angst (etwas werde verlorengehen, er werde<br />

jem. mit Bakterien infizieren, es werde durch sein Verschulden ein<br />

Unglück eintreten). Diese Angst kann nur durch erneute Angsthandlungen<br />

behoben werden, wenigstens vorübergehend. (Tölle, S.<br />

90)<br />

� Zwangssymptome haben die Tendenz, s. auszubreiten!<br />

� komplementäres Verhältnis von Zwang u. Angst: Zwar werden<br />

Angst/Phobie u. Zwang unterschieden: der Gegenstand einer Phobie<br />

kann vermieden werden, während s. Zwang ständig aufdrängt. Aber klinisch<br />

hängt Zwang mit der auf bestimmte Objekte od. Situationen fixierten<br />

Angst zusammen: Zwang dient der Angstabwehr, zielt auf Absicherung.<br />

(Tölle, S. 90)<br />

� enge Verbindung von Zwangssysmptomen, vor allem Zwangsgedanken,<br />

u. Depression: Pat. mit einer Zwangsstörung haben oft depressive<br />

Symptome, u. Pat. mit einer rezidivierenden depressiven Stö<br />

rung können während der Episoden Zwangsgedanken entwickeln.<br />

(ICD-10; Möller, S. 261 f)<br />

� 2/3 der Zwangspat. haben Zwangsgedanken u. -handlungen<br />

62<br />

62


3. Bei welchen Krankheiten<br />

findet man<br />

Zwangssymptome?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� anankastische Persönlichkeitsstörung (vs. anankastische/zwanghafte<br />

Persönlichkeit/-sstruktur � noch im normal-psychologischen Bereich)<br />

� Zwangsstörung (Zwangsneurose, anankastische Neurose)<br />

� neurotische Verläufe mit Angst-, Depressions- od. hypochondrischer<br />

Symptomatik, die erst später zu Zwangsphänomenen führen<br />

(umgekehrt ist es seltener)<br />

� rezidivierende depressive Störung (anankastische Depression)<br />

(zwanghaftes Grübeln)<br />

� Beginn von Schizophrenien (seltener)<br />

� Ticstörungen: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S.<br />

160)<br />

� Tourette-Syndrom<br />

� organische psychische Störungen<br />

� organische Hirnerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie)<br />

(Zwang wird dranghaft u. weniger ich-fremd erlebt)<br />

� isolierte u. soziale Phobien<br />

� Abhängigkeitssyndrome mit weitem Spektrum unterschiedlicher<br />

Substanzen (Pat. erlebt eine Art Zwang, regelmäßig jedes nur<br />

erreichbare Mittel zu s. zu nehmen u. entwickelt qualvolle Gefühle,<br />

Unruhe od. körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz)<br />

� Eßstörungen (ritualisiertes Eßverhalten)<br />

� Zwang ist eine der häufigsten u. letztlich unspezifischen Reaktionsweisen<br />

des Menschen, wie auch Angst u. Depressivität; Zwangsphänomene<br />

sind im allgemeinen nicht auf eine Ursache zurückzuführen,<br />

sondern multifaktoriell bedingt (Tölle, S. 91)<br />

63<br />

63


4. Welche<br />

tiefenpsychologische/psy<br />

chodynamische Erklärung<br />

des Zwangs gibt es?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

64<br />

� Persönlichkeitsstruktur ist durch einen ausgeprägten Kontrast<br />

zwischen Es u. Über-Ich gekennzeichnet: Triebspäre u. Gewissen<br />

sind zugleich stark angelegt � strenge Erziehung, rigide<br />

Sauberkeitserziehung, allg. Frustrierung der kindl. Triebbedürfnisse,<br />

vor allem der ödipalen Regungen<br />

� Fixierung der Libido auf die anale Phase durch eine Verdrängung<br />

der Libido in der ödipalen Phase<br />

� die Regression erscheint entwicklungsgeschichtlich interpretiert als<br />

Rückkehr zum magischen Denken der Kleinkindzeit: die magisch<br />

anmutenden Zwngshandlungen sollen jene Bedrohungen u. Angst<br />

abwehren, die aus nicht eingestandenen u. verdrängten sexuellen u.<br />

aggressiven Impulsen entstanden sind: ängstliche Sorge, jem. zu<br />

verletzen (Messerphobie), verhüllt feindselig-ambivalente Regungen<br />

(Wendung ins Gegenteil/Reaktionsbildung)<br />

� Feindseligkeit wendet s. offenbar primär gegen Personen, die s. den<br />

in der Kindheit wirksam gewesenen Triebimpulsen widersetzt hatten;<br />

die aggressiven Impulse waren umso stärker mit Angst besetzt, je<br />

mehr sie s. auf Personen bezogen, die der Pat. gleichzeitig geliebt<br />

hat; dieser Zwiespalt verstärkte die Gewissensangst � manche<br />

Zwangshandlungen verraten den Charakter einer<br />

Selbstbestrafungstendenz angesichts eines überstark<br />

ausgeprägten Über-Ichs, das mit der Zeit die Funktion jener<br />

verbietenden Instanzen übernommen hat, die die normale<br />

Triebentfaltung behindert hatten<br />

� Symbolcharakter der Zwangshandlungen (z.B. Waschen):<br />

Zwangsvorstellungen werden durch Zwangshandlungen i.S. eines<br />

sekundären Abwehrvorgangs bekämpft, indem der Zwang auf<br />

Schutzmaßnahmen mit Stellvertreterfunktion übertragen wird; dabei<br />

wird im Gegensatz zu anderen Neurosen die Angst aber nicht<br />

verdrängt, sondern bleibt im Bewußtsein (unbewußt ist jedoch der<br />

zugrundeliegende Konflikt, z.B. ein Sexualkomplex � ambivalent<br />

erlebte sexuelle Verunreinigung); durch Isolierung u. Verschiebung<br />

können die Zwangsvorstellungen u. –handlungen von der Angst<br />

getrennt werden, was aber nicht vollständig gelingt � daher leidet der<br />

Zwangsneurotiker subjektiv besonders stark u. ist oft ernsthaft<br />

depressiv; die zwangsneurotische Abwehr entlastet weniger als die<br />

Konversion!<br />

� die Bildung von Zwangssymptomen ist der Versuch, die ausgeprägte<br />

Über-Ich-Strenge u. die als antisozial erlebten Triebwünschen<br />

miteinander zu verbinden � durch inhaltliche u. affektive Isolierung,<br />

Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen, Intellektualisierung<br />

(Tölle, S. 92)<br />

Krankheitsausbruch in der Kinderheit, Pubertät od. im Erwachsenenalter,<br />

typisches Erkrankungsalter: 20 Jahre; 1/3 erkrankt unter 15 Jahren<br />

64


5. a) Wie entsteht Zwang bei<br />

Kindern? Gibt es<br />

Übergänge von normalem<br />

kindlichen Verhalten zu<br />

zwanghaftem?<br />

b) Wie alt sind die Kinder,<br />

die erkranken?<br />

6. Behandlung von Zwang?<br />

7. Systematische<br />

Desensibilisierung bei<br />

Zwängen?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

a) magisches Denken, repetitives Spielen als normales kindliches<br />

Verhalten kann in (vorübergehendes) zwanghaftes Verhalten<br />

übergehen: bei bestimmten Kindern sind diese Verhaltensweisen<br />

sehr ausgeprägt � Diskussion, ob das Vorläufer eines Zwangs sind<br />

� Frage, ob Diagnose nicht auch zu Stigmatisierung einerseits u.<br />

Verstärkung andererseits führt<br />

passagere Zähl-, Wiederholungs- u. Kontrollzwänge bis ins 7. Lebensjahr<br />

bei Vorschulkindern dienen der Sicherung od. – bei<br />

imaginären Folgen der Nichtdurchführung – der Affektbewältigung; sie<br />

bedürfen in der Regen keiner Behandlung u. auch keiner<br />

Beobachtung (Schmidt, S. 185)<br />

b) anankastisches Verhalten i.S. von Übergenauigkeit zeigen im<br />

Grundschulalter 3% aller Kinder ausgeprägt u. 5% der Kinder u.<br />

Jugendlichen in leichter Form; im Schulalter u. in der Adoleszenz bei<br />

0,5% der Kinder u. Jugendlichen ausgeprägte Zwangssyndrome mit<br />

Bevorzugung der Jungen; oft kombiniert mit depressiven<br />

Symptomen; vor dem 10. Lebensjahr selten; am häufigsten<br />

zwischen 12 u. 14 Jahren, in dieser Zeitspanne ohne<br />

Geschlechtspräferenz (Schmidt, S. 185)<br />

kombinierter Einsatz von<br />

� Psychopharmaka (serotonerge tricyclische Antidepressiva) u.<br />

� Psychotherapie: ärztl. Gespräch, Verhaltenstherapie: 1) Analyse<br />

des Zwangs u. der Situationen, in denen er auftritt; 2) a) bei<br />

Zwangshandlungen: Reizkonfrontation in vivo, stufenweise od. in<br />

Form von Reizüberflutung: bewußte Auseinandersetzung mit den<br />

angstauslösenden Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen<br />

u. Interventionen zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige<br />

Reaktionsverhinderung (response<br />

prevention); b) bei Zwangsideen/-gedanken, - befürchtungen u. –<br />

impulsen: kogn. Therapie: kognitive Selbstkontrolle (Gedankenstop-<br />

Training) (nicht so wirksam) auch Habituationstraining nach bewußter<br />

Provokation, Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was<br />

jeweils Angstreduktion erzeugt; Entspannungsverfahren;<br />

Einbeziehung der nächsten Umgebung des Patienten<br />

� Psychopharmaka bei Kindern/Jugendlichen dann, wenn nach<br />

dreimonatiger ambulanter od. vierwöchiger stationärer Psychotherapie<br />

keine Besserung auftritt<br />

� i.d.R. keine vollständige Heilung, aber verbesserte Kontrolle<br />

bei Zwangshandlungen: stufenweise Reizkonfrontation in vivo zur<br />

bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden Situationen u.<br />

dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung<br />

aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige Reaktionsverhinderung<br />

(response prevention)<br />

(bei Zwangsideen/-gedanken, - befürchtungen u. Zwangsimpulsen:<br />

kognitive Selbstkontrolle (Gedankenstop-Training), aber nicht so<br />

wirksam; auch Habituationstraining nach bewußter Provokation,<br />

Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils Angstreduktion<br />

erzeugt)<br />

(Möller, S. 278; Schmidt, S. 185 f))<br />

65<br />

65


8. Welche Therapie würden<br />

Sie bei Zwängen<br />

bevorzugen? Medizinische<br />

od. VT?<br />

Diverses<br />

1. Was ist ein<br />

psychovegetatives<br />

Erschöpfungssyndrom?<br />

2. Wie behandelt man die bei<br />

psychovegetativen<br />

Erschöpfungszuständen<br />

auftretenden vegetativen<br />

Dysregulationen?<br />

3. Bei welchen Krankheiten<br />

kommen<br />

hypochondrische<br />

Syndrome vor?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

VT, da hierdurch direkte Effekte auf den Zwang u. auch Langzeiteffekte<br />

erzielt werden<br />

(Psychopharmaka wie Tranquilizer, tricyclische Antidepressiva u.<br />

Neuroleptika haben nur einen begrenzten Einfluß auf die<br />

Zwangssymptomatik i.S. eines indirekten Effekts, da sie zwar die<br />

affektive Spannung u. Angst beeinflussen, aber nicht den Zwang<br />

unmittelbar)<br />

hohe Persistenzrate bei Zwängen u. Tendenz zur Ausbreitung der<br />

Symptome, Zwangsrituale prognostisch ungünstig � absolute<br />

Behandlungsindikation; Spontanremission unter 20%; je geringer der<br />

depressive Anteil, desto chronischer der Verlauf; günstige Prognose nur<br />

bei der Hälfte der Störungen, darunter die durch aktuelle sexuelle<br />

Konflikte ausgelösten; bei männlichen Pat. häfiger Einmündung in eine<br />

Persönlichkeitsstörung (Schmidt, S. 185)<br />

= Neurasthenie/neurasthenische Neurose (F 48.0)<br />

Es dominieren Erschöpfbarkeit, Ermüdbarkeit, Stimmungslabilität, ggf.<br />

mit Neigung zu subdepressiven od. apathischen Verstimmungszuständen.<br />

Psychovegetative Störungen verschiedenster Art ergänzen das Bild,<br />

z.B. Schwindel, Kopfdruck, Blutdruckschwankungen, kardiale Störungen,<br />

Verdauungsbeschwerden, Blasenstörungen, Schlafstörungen etc.<br />

Differentialdiagnose: Es handelt s. im Gegensatz zur Hypochondrie nicht<br />

um Krankheitsbefürchtungen, sondern um vegetative<br />

Funktionsstörungen. Das entscheidende Kennzeichen ist der Akzent,<br />

den der Pat. der Ermüdbarkeit u. Schwäche beilegt, u. seine Besorgnis<br />

über erniedrigte geistige u. körperliche Effizienz (≠ somatoforme<br />

Störungen: körperliche Beschwerden u. Beschäftigung mit einer<br />

körperlichen Krankheit).<br />

(Möller, S. 265)<br />

Schwere vegetative Dysfunktionen erfordern zunächst Schonung, Urlaub<br />

od. eine Kur.<br />

Regelmäßig ist Physiotherapie (z.B. Gymnastik, Wassertherapie) indiziert<br />

u. oft wirksamer als Medikamente. Außerdem müssen Überlastungen<br />

nach Möglichkeit abgestellt werden, u. die Lebensweise ist zu<br />

korrigieren: regelmäßiges Essen ohne Eile, Entspannung u.<br />

ausreichender erholsamer Schlaf, Ausgleich durch Sport,<br />

Entspannungsverfahren.<br />

An letzter Stelle stehen Psychopharmaka: können vorübergehend<br />

angebracht sein, z.B. bei hartnäckiger Schlafstörung ein Tranquilizer.<br />

Achtung bei Benzodiazepinen wegen der Abhängigkeitsgefahr!<br />

(Tölle, S. 67 f)<br />

Schizophrenie, Melancholie, Hirnkrankheiten<br />

66<br />

66


7Persönlichkeitsstörungen<br />

1. Was versteht man unter<br />

Persönlichkeitsstörunge<br />

n?<br />

2. Was ist der Unterschied<br />

zwischen<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

u. Neurosen?<br />

3. Was ist eine<br />

anankastische<br />

Persönlichkeitsstörung?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Der Begriff „Persönlichkeitsstörungen“ kennzeichnet Persönlichkeiten mit<br />

einer extremen Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, die<br />

im alltäglichen Leben zu Störungen u. Beeiträchtigungen führen. Es<br />

handelt s. dabei um überdauernde, situationsübergreifende<br />

Persönlichkeitseigenschaften. Die Betroffenen leiden entweder an s.<br />

selber, od. die Gesellschaft leidet an ihrer Abnormität. (Möller, S. 289)<br />

Von „Persönlichkeitsstörung“ spricht man, wenn eine<br />

Persönlichkeitsstruktur durch starke Ausprägungen bestimmter Merkmale<br />

so akzentuiert ist, daß s. hieraus ernsthafte Leidenzustände o./u.<br />

Konflikte ergeben. (Tölle, S. 105)<br />

Abnormität in der Gesamtheit einer Person aufgrund von<br />

Entwicklungsstörungen, die in der Kindheit od. Adoleszenz auftreten u.<br />

im Erwachsenenalter andauern. Die gestörten Persönlichkeiten bleiben<br />

meist ihr Leben lang gefährdet für alle möglichen Schierigkeiten mit der<br />

Umwelt sowie für persönliche Krisen. Insbesondere das frühe u. mittlere<br />

Lebensalter macht Störungen in der Beziehung zur Umwelt deutlich,<br />

während es einem Großteil der Pat. gelingt, längerfristig zu einem etwas<br />

erträglichen Arrangement mit der Umwelt zu kommen od. die Beziehungen<br />

zur Umwelt einzuengen u. damit Schwierigkeiten zu vermeiden. (Möller, S.<br />

291 f)<br />

Klinische Erscheinungsbilder:<br />

� paranoide<br />

� schizoide<br />

� dissoziale/antisoziale/soziopathische/psychopathische<br />

� emotional instabile<br />

� impulsive/erregbare/reizbare/aggressive<br />

� Borderline<br />

� histrionische/hysterische/infantile<br />

� anankastische<br />

� ängstliche (vermeidende)/sensitive/selbstunsichere<br />

� abhängige/asthenische<br />

� sonstige: exzentrische, haltlose/haltschwache, narzißtische, passivaggressive,<br />

(psycho-)neurotische, unreife<br />

(hyperthyme/zyklothyme: ICD-10: Zyklothymia)<br />

(depressive: ICD-10: Dysthymia)<br />

(gemütskalte)<br />

(querulatorische/fanatische)<br />

Neurose = psychische Syndrome mit unterschiedlichem Erscheinungsbild,<br />

die durch Störungen der Erlebnis- u. Konfliktverarbeitung bei<br />

ausreichender Realitätskontrolle bedingt sind u. meist sehr großen<br />

Leidensdruck verursachen. Man unterscheidet zwischen<br />

Symptomneurosen, bei denen die neurotische Störung in aktuellen<br />

psychopathologischen Symptomen zutage tritt, u.<br />

Charakterneurosen/Persönlichkeitsstörungen, bei denen s. die<br />

neurotische Störung in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition<br />

darstellt. (Möller, S. 246)<br />

� Persönlichkeitsstörungen: Charakterneurosen: neurotische Störung<br />

stellt s. in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition dar<br />

� Neurosen: Symptomneurosen: neurotische Störung äußert s. in<br />

aktuellen psychopathologischen Symptomen<br />

= zwanghafte Persönlichkeit, wird geprägt von Ordnungsliebe,<br />

Gewissenhaftigkeit, Sparsamkeit, Sauberkeitsliebe, Perfektionismus,<br />

Kontrollneigung � starkes Über-Ich (Freud: „analer Charakter“)<br />

67<br />

67


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

8Diverse Störungen: Eßstörungen, Autismus, Ticstörungen, HKS<br />

Eßstörungen<br />

1. Welche Eßstörungen gibt es?<br />

Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa<br />

68<br />

� Hitliste von Eßgestörten-Orten: 1. Ballettschulen, 2.<br />

Fitness-Studios, 3. Gymnasien (Oberstufe)<br />

� Eßstörungen sind sehr komplexe Störungen mit<br />

vielfältigen Ursachen<br />

� prädisponierende Faktoren: biolog. Faktoren,<br />

spezifische Entwicklungsaufgaben (Identitätsfindung,<br />

körperlich-seelische Entw.), Persönlichkeitsmerkmale,<br />

Familienstruktur, soziokulturelle Faktoren (z.B.<br />

Schlankheitswahn) �<br />

� auslösende Faktoren: Streß, Belastungen/Konflikte �<br />

� beschleunigende Faktoren: Diät, Gewichtsverlust �<br />

� aufrechterhaltende Faktoren: äußere, kognitive,<br />

affektive, viscerale Verstärkerprozesse, Hungereffekte<br />

� ein sich selbst verstärkender Prozeß, in dem Gefühle der<br />

eigenen Insuffizienz/Minderwertigkeit, Ohnmacht/<br />

Hilflosigkeit, depressive Stimmung u. Gedanken sowie<br />

Probleme in den sozialen Kontakten (starke<br />

Einschränkung!) wichtige Komponenten sind<br />

� Therapie: patientenbezogen u. flexibel, Bausteine aus<br />

verschiedenen Verfahren integrieren; Zwei-Phasen-<br />

Programm von Pierloot (1982): 1.Phase<br />

symptomorientiertes Vorgehen, 2.Phase<br />

problemorientiertes Vorgehen. Die psychol.<br />

Untersuchung u. Behandlung muß immer durch<br />

medizinische Untersuchungen (Internist, Zahnarzt etc.)<br />

u. Beobachtung bzw. Behandlung der für Eßstörungen<br />

typischen körperlichen Symptome (Unterkühlung,<br />

Haarausfall, Karies, Anämie, Hautveränderungen,<br />

Störungen von Atmung u. Kreislauf, Hormonstörungen)<br />

ergänzt werden<br />

68


2. Wodurch ist die Anorexia nervosa<br />

gekennzeichnet, Symptomatik?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� ausgeprägte Körperschemastörung/<br />

Körperwahrnehmungsstörung (Gewicht, Größe, Form);<br />

Pat. fühlt s. zu dick<br />

� intensive Angst, zu dick zu sein/werden, selbst bei<br />

Untergewicht<br />

� restriktives Diäthalten bis zur völligen<br />

Nahrungverweigerung (Gewicht wird absichtlich mind.<br />

15% unter dem erwarteten Gewicht gehalten), extreme<br />

Gewichtsabnahme bis zur massiven Kachexie<br />

� Gewichtsabnahme-Methoden: Vermeidung<br />

hochkalorischer Speisen (auffälliges Eßverhalten),<br />

selbstinduziertes Erbrechen, selbstinduziertes Abführen,<br />

Gebrauch von Appetitzüglern, Laxantien- oder<br />

Diurethika, übertriebene körperliche Aktivitäten<br />

� ständige Beschäftigung mit Nahrung, Essen, Gewicht<br />

� Störungen der endokrinen Funktion: primäre oder<br />

sekundäre Amenorrhoe (Fehlen der Menstruation);<br />

Libido-verlust<br />

� affektive Auffälligkeiten (depressive Symptome, Angst<br />

u. Zwangssymptome)<br />

� somatische Symptome: Amenorrhoe, Hyperthermie,<br />

Ödeme, hypotoner Blutdruck, Laguno-Behaarung,<br />

schwere Elektrolytstörungen als Folge des habituellen<br />

Erbrechens<br />

� Entwicklungsverzögerung: bei Einsetzen vor der<br />

Pubertät ist Entwicklungsabfolge gehemmt (verspätete<br />

Menarche etc.), kann aber später oft aufgeholt werden<br />

� 2 Erkrankungsgipfel: 14. u. 18. Lj.<br />

� 1% Erkrankungen<br />

3. Welches Erleben ist vorherrschend? Angst (Gewichtsphobie), zwanghaftes Verhalten (bei<br />

4. Was ist der Quetelet-Index/Body-<br />

Mass-Index?<br />

Anorexie), depressives Erleben<br />

Körpergewicht geteilt durch Körpergröße in m 2<br />

Anorexie bei < 17,5<br />

69<br />

69


5. Wie ist die Atiologie von Anorexie?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

multifaktorielles Modell<br />

prädisponierende Faktoren:<br />

� biologische Vulnerabilität (Konkordanz EZ: 50%)<br />

� Garner:<br />

� individuelle Prädisposition:<br />

Störungen der Entwicklung von<br />

Autonomie und Identität, Ablösung wird schuldhaft erlebt,<br />

Gefühl der eigenen Ineffektivität und Wertlosigkeit,<br />

Frauenrolle nicht akzeptieren wollen, Zentralthemen:<br />

Autonomie und Sexualität; angepaßt, leistungsorientiert,<br />

gewissenhaft, gefügig<br />

� familiale Einflüsse:<br />

Anpassung und Abgrenzung als<br />

zentraler Konflikt, Verstrickung, Überfürsorglichkeit,<br />

Rigidität, Konfliktvermeidung, Symptomwahl: Regression<br />

auf frühere Eltern-Kind-Interaktion: Konflikt werden im<br />

Kontext der Nahrungsaufnahme ausgetragen<br />

� soziokulturelle Einflüsse: Familienstruktur: Rigidität,<br />

Überbehütung, Konfliktvermeidung<br />

Auslösende Faktoren:<br />

� Streß (Stressoren z.B. auch Hänseleien wg. Dicksein)<br />

� Konflikte, familiäre Spannungen etc.<br />

70<br />

Beschleunigende Faktoren:<br />

� Diät und Gewichtsverlust, Mangelernährung, psychische<br />

Veränderungen, verändertes Eßverhalten<br />

� Hungereffekte: Konzentrationsschwierigkeiten,<br />

Entschlußlosigkeit, Stimmungslabilität, Schlafstörungen,<br />

verändertes Sattheitsgefühl, durch verzögerte<br />

Magenentleerung, Obstipation<br />

Aufrechterhaltende Faktoren:<br />

environmental and cognitiv reinforcement; LT: Verknüpfung<br />

von Körpergewicht und Selbstwertgefühl, Verstärkung durch<br />

die Umwelt, Ziele/Wertvorstellungen ändern sich, Hungern<br />

wird zum sich selbstverstärkenden Selbstläufer, Hungern<br />

entgleitet, Dünnsein ist am Ende der einzige Wert<br />

70


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

6. Wie ist die Symptomatik von Bulimie? � Auslöser: innere Spannung, Langeweile, Einsamkeit<br />

� unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln<br />

� Heißhungerattacken: große Mengen hochkalorische<br />

Speisen mit viel Süßem (bis zu 15.000-20.000 kcal)<br />

� Betroffene wissen um die Abnormalität, empfinden i.d.R.<br />

Leidensdruck<br />

� Gefühl des Kontrollverlusts während Eßattacke,<br />

fürchten, aus eigenem Antrieb nicht wieder aufhören zu<br />

können<br />

� intensive Furcht, zu dick zu sein/werden, selbst bei<br />

Untergewicht<br />

� Gewichtsreduktionsmethoden: selbstinduziertes<br />

Erbrechen (von einmal bis 14/15mal), Laxantien-/<br />

Diuretika-Abusus, Fastenkuren, übermäßige körperl.<br />

Aktivität,<br />

� nach Eßattacke depressive Verstimmung,<br />

Schuldgefühle, Selbstvorwürfe<br />

� ständige Beschäftigung mit Nahrung, Essen, Gewicht<br />

� somatische Symptome: Karies!, Halsentzündungen,<br />

Schwellungen der Wangen, Vergrößerung der<br />

Speicheldrüse, Elektrolytstörungen<br />

� 2-4%, Dunkelziffer<br />

� tritt etwas später als Anorexie auf<br />

� Gewichtsschwankungen selten lebensbedrohlich<br />

� Differentialdiagnose: (Borderline-)<br />

Persönlichkeitsstörung, depressive Störung, Störungen<br />

des oberen Gastrointestinaltrakts<br />

7. Wie ist die Ätiologie von Bulimie? � siehe Anorexie; warum beim einen Anorexie beim<br />

anderen Bulimie auftritt, ist weitgehend ungeklärt<br />

� individelle Prädisposition: affektive Instabilität,<br />

mangelnde Fähigkeit zur Impulskontrolle<br />

� aufrechterhaltende Bedingungen:<br />

1. längere Fastenzeiten führen zu<br />

2. Heißhungerattacken,<br />

3. körperliche Angstgefühle aufgrund des Überfressens<br />

werden wiederumd durch<br />

4. Erbrechen/Laxanzien entlastet<br />

5. auf die jedoch Schuldgefühle, depressive<br />

Verstimmung u. Hoffnungslosigkeit folgen<br />

6. die mit Fasten u. Diät beantwortet werden<br />

8. Wie erfolgt die Therapie der Bulimie? � Problem: geringe Krankheitseinsicht: versteht man die<br />

Dynamik als einen Versuch des Gewinnens von<br />

Autonomie, dann muß man Therapie aus Sicht des<br />

Mädchens als einen Eingriff in ihre Autonomie verstehen<br />

� medizinisch-diätische Therapie<br />

� pycho- u. verhaltenstherapeutische Maßnahmen<br />

� familientherapeutische Maßnahmen<br />

� beratende Elemente (z.B. auch zum Eßverhalten)<br />

� strukturierte Umgebung mit klaren Zielsetzungen<br />

� stationäre Behanldung bei ausgeprägter Erkrankung,<br />

ambulant nur bei kurzer Krankheitsdauer<br />

� keine Möglichkeit zum Erbrechen<br />

9. Wie ist der Verlauf bei Anorexie? � Gewichtsnormalisierung: 60%<br />

� Normalisierung des Eßverhaltens: 44%<br />

� Heilung: 30-50%<br />

� chronifizierter Verlauf: 20% � 30-40% lt. Payk<br />

� Mortalitätsraten: 5-10%<br />

� auch atypische Verläufe, Übergänge von einer Anorexie<br />

zu Bulimie<br />

71<br />

71


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

10.Wie ist der Verlauf bei Bulimie? � wenig erforscht<br />

� chronisch intermittierende Verläufe über viele Jahre<br />

� Prognose ist wahrscheinlich durch<br />

Behandlungswiderstand, körperliche Komplikationen u.<br />

Suicidgefahr beeinträchtigt<br />

Autismus<br />

Welche beiden Syndrome gibt es bei<br />

tiefgreifenden<br />

Entwicklungsstörungen?<br />

1. Welche Typen unterscheidet man bei<br />

Autismus?<br />

frühkindlicher Autismus (Kanner); autistische Psychopathie<br />

(Asperger-Syndrom)<br />

� frühkindlicher Autismus (Typus Kanner); autistische<br />

Psychopathie (Typus Asperger)<br />

72<br />

� Begriff geht ursprünglich auf Eugen Bleuler zurück, der<br />

damit ein Merkmal der Schizophrenie zur Kennzeichnung<br />

des Rückzugs von der Welt der Realität in eine<br />

Binnenwelt benannte<br />

72


2. Wie ist die Symptomatik des<br />

frühkindlichen Autimus?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

73<br />

1. schwere u. allgemeine Störung, soziale Beziehungen<br />

einzugehen<br />

� keine aktives Suchen von Kontakt u. Beziehung<br />

� kein Erwidern von emotionaler Zuwendung, kein<br />

Mitschwingen (emotionale Resonanz)<br />

� kein Einfühlungsvermögen, Erwachsene werden als<br />

Werkzeuge gebraucht<br />

� kein Blickkontakt, das Kind blickt durch mich hindurch<br />

� Lachen oder Weinen aus schwer erkennbaren<br />

Gründen<br />

2. Verzögerungen in der Sprache und der vorsprachlichen<br />

Fähigkeiten<br />

� Sprachentwicklungsstörungen: Verzögerungen,<br />

Echalolie, Neologismen, Sprache als Spielzeug, nicht<br />

als Kommunikationsmittel gebraucht, schrilles<br />

Schreien, stark verspäteter Gebrauch der Ich-Form<br />

� Mangel hinsichtlich des Einsatzes von ....................<br />

3. zwanghafte u. ritualistische Aktivitäten, ausgeprägte<br />

Stereotypien<br />

� repetitives, stereotypes Spielen, zwanghaftes<br />

Manipulieren u. Zweckentfremdung von<br />

Gegenständen<br />

� monotone Aktivitäten<br />

� Veränderungsangst, fehlende Anpassungsfähigkeit,<br />

Abwehr bei Veränderung<br />

� intensive Bindung an Dinge, Lieblingsgegenstände,<br />

abnorm erhöhte Beziehung zur unbelebten Umwelt<br />

� ungewöhnliche u. ausschließliche Beschäftigung mit<br />

Fahrplänen, Busrouten, Zahlen / Leistungsinseln:<br />

isolierte Spitzenleistungen, insbesondere des<br />

Gedächtnisses, insbesondere im visuell-technischen<br />

Bereich � Verengung der Aufmerksamkeit:<br />

Einzelelemente werden ohne den<br />

Gesamtzusammenhang betrachtet)<br />

� Angst vor Geräuschen, vor Lärm<br />

� Auffälligkeiten in der Wahrnehmung:<br />

Selbststimulationen, Autoaggressionen<br />

� Hypermotorik u. Bewegungsstereotypien<br />

� Augenbohren<br />

� Beginn vor dem 30. Lebensmonat<br />

� Intelligenz: IQ häufig im Geistigbehindertenbereich (50%)<br />

� Abgrenzung zu Oligophrenie meist erst bei<br />

Langzeitbeobachtung möglich; es gibt auch normal- u.<br />

hochbegabte Autisten; 40% IQ < 50, 30% IQ ≥ 70<br />

� Jungen: 3-4 mal häufiger<br />

sehr seltene Störung (Prävalenz von 0,004-0,005%,<br />

entspricht der von Blindheit)<br />

73


3. Wie ist die Symptomatik beim Typ<br />

Asperger?<br />

4. Wie ist die Ätiologie des frühkindlichen<br />

Autismus’?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Besonderheiten:<br />

� Störung der Beziehungsfähigkeit (Blickkontakt<br />

vorhanden, aber flüchtig), Kontakt deutlich<br />

eingeschränkt, Humorlosigkeit, Mangel an<br />

Einfühlungsvermögen und Distanzlosigkeit, situativ<br />

unangepaßtes Verhalten) � wird häufig erst in der<br />

Schule problematisch<br />

� Sprachentwicklung oft früh, eher auf hohem<br />

grammatikal. Kompetenzniveau, aber Mangel an<br />

kommunikativer Abstimmung auf den Gesprächspartner<br />

� gute Intelligenzleistungen, Originalität<br />

� oft überbordende, sehr irreale Phantasien u.<br />

Vorstellungen<br />

� oft originelle, schwungvolle Zeichnungen<br />

� häufig ausgefallene Sonderinteressen<br />

� Fehldiagnose Hörbehinderung liegt nahe<br />

� ungeschickte Motorik<br />

� zwanghaft-pedantische Züge<br />

� ausgeprägte Knabenwendigkeit: 8:1<br />

� Beginn vor 36. Lebensmonat<br />

� tritt später auf, da die allg. Entw.-funktionen höher<br />

ausgeprägt sind: früher Sprachbeginn, grammatikalisch<br />

hohes Niveau, gute u. oft überdurchschnittl. Intelligenz<br />

74<br />

Kanner:<br />

� Signalverarbeitung, Wahrnehmungen im akustischen<br />

und optischen Bereich<br />

� keine allgemeine Theorie: ein normal begabter Autist ist<br />

etwas völlig anderes als ein geistig behinderter<br />

� genetische Faktoren: in hohem Maß genetisch bedingt �<br />

Störungen der Mutter-Kind-Beziehung sind sekundär, als<br />

Folge der Unfähigkeit des Kindes, Infos aus<br />

verschiedenen Sinneskanälen zu integrieren (nicht<br />

primär!)<br />

Asperger:<br />

� vererbt, ausgeprägte Knabenwendigkeit, homologe<br />

familienanamnestische Belastung in männlicher Linie<br />

74


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

5. Wie verläuft die Therapie? Kanner:<br />

� keine spezielle kausale Therapie<br />

� möglichst früh, oft über viele Jahre hinweg<br />

� bei vielen autistischen Kindern müssen zuerst einmal<br />

Stereotypien, Selbstaggressionen od. Wutanfälle<br />

abgebaut werden, bevor erwünschtes Verhalten<br />

aufgebaut werden kann<br />

� symptomatisch orientierte stark strukturierte (�<br />

berechenbare Umwelt wichtig!) übende Therapie zum<br />

Aufbau von:<br />

� (Blick-)Kontakt<br />

� Sprache<br />

� Motorik<br />

� soziale Fähigkeiten: Kompetenz- u. Interaktionstraining<br />

zum Aufbau in kleinen Schritten (Abbau von<br />

Imitationsschwächen, Rollenspiele mit Videoaufnahmen)<br />

� Versuch, mit engster Bezugsperson zusammen das<br />

Spektrum des Kindes zu erweitern<br />

� Aufbereitung der Aufgaben in kleinste Übungsschritte<br />

� dann Generalisierung<br />

� Medikamente (Neuroleptika, Fenfluramin) bei affektiven<br />

Spitzen, (Auto-)Aggression<br />

� kontinuierliche Eltern- und Familienarbeit<br />

� oft gute Ansprechbarkeit auf taktiler, kinästhetischer,<br />

musikalischer Ebene<br />

� Prognose insgesamt eher schlecht, weil ein Großteil<br />

auch noch geistig behindert ist<br />

� “Verein zur Hilfe für das autistische Kind” bietet Therapie<br />

und Unterstützung an<br />

Asperger:<br />

6. Wie ist der Verlauf? � 2/3 bleiben stark behindert (IQ als wichtiges<br />

Vorhersagemerkmal)<br />

� 15% (high functioning-Autisten (intellektuell gut bis<br />

hochbegabte)) Entwicklung mit Berufstätigkeit u. sozialer<br />

Integration<br />

� 20% (high functioning-Autisten) können im Jugendalter<br />

die Symptomatik reduzieren u. entwickeln relative<br />

Selbständigkeit<br />

� eine signifikante Rate entwickelt später ein Anfallsleiden<br />

� viele müssen als Erwachsene betreut leben; sehr wenige<br />

schaffen es, eine Partnerschaft einzugehen<br />

� gerade high functioning-Autisten leiden unter der ihnen<br />

bewußten Symptomatik<br />

� kein höheres Risiko, psychotisch zu werden<br />

(differentialdiagnostisch: in der Schizophrenie gibt es<br />

autistische Symptome der Abkapselung von der Umwelt)<br />

7. Wie ist die Prävalenz? 2-4 pro 10.000 Kinder � sehr selten<br />

8. Welche Faktoren müssen für die<br />

� Intelligenz<br />

Prognose berücksichtigt werden?<br />

Ticstörungen<br />

� Sprachentwicklung<br />

Lehmkuhl blinzelt! Blinzeltic ( = einfacher motorischerTic)<br />

75<br />

75


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Was ist ein Tic? � Unwillkürliche, plötzliche, schnelle, wiederholte, nichtrhythmische,<br />

stereotype Bewegung od. Lautproduktion/<br />

Vokalisation.<br />

� motorische Tics: unwillkürliche, plötzliche, schnelle,<br />

wiederholte, nicht-rhythmische, stereotype Bewegung<br />

(zumeist von umschriebenen Muskelgruppen)<br />

� vokale Tics: Lautproduktion, die plötzlich einsetzt u.<br />

keinem offensichtlichen Zweck dient.<br />

� Beginn meist im Kindergarten- bis Grundschulalter, auf<br />

jeden Fall vor 18. Lj. (� F9 Störungen mit Beginn in<br />

Kindheit/Jugend)<br />

� genetisch verankerte Disposition/Vulnerabilität:<br />

multifaktorieller Erbgang, wesentlich häufiger Jungen,<br />

familiäre Häufung<br />

� stärker bei Erregung, Anspannung, Streß<br />

� nicht im Schlaf<br />

� können leicht willkürlich unterdrückt od. produziert<br />

werden<br />

� treten oft zusammen mit Zwanghaftigkeit od.<br />

hypochondrischen Symptomen auf<br />

� vermutlich kontinuierliches Störungsbild mit einem Pol<br />

der vorübergehenden Ticstörung u. anderem Pol der<br />

kombinierten vokalen u. multiplen motorischen Tics<br />

(Tourette-Syndrom)<br />

� 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine<br />

vorübergehende Ticstörung!<br />

� Differentialdiagnose: Autismus oder<br />

Intelligenzminderung (hier manchmal rhythmische<br />

stereotyp-repetitive Bewegungen, komplexere u.<br />

variablere manierierte Bewegungen),<br />

Zwangshandlungen (deren Ausgestaltung ist eher durch<br />

den Zweck, z.B. ein Objekt in bestimmter Häufigkeit zu<br />

berühren oder umzudrehen, bestimmt als durch die<br />

betroffene Muskelgruppe), Hyperkinetisches Syndrom<br />

Welche Formen von Tics kann man<br />

unterscheiden? Einteilung?<br />

(Tics: beschränkt auf kleine Muskelgruppen)<br />

76<br />

� vorübergehende/passagere/akute/transitorische (oft nur<br />

wenige Tage bis Wochen) versus chronische (länger<br />

als 1 Jahr) Formen<br />

� einfache/isolierte versus komplexe/multiple/generalisierte<br />

Tics (mit Befall mehrerer Körperzonen und evtl.<br />

wechselnden Lokalisationen)<br />

76


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wie ist die Symptomatik von Ticstörungen? � Uuwillkürliche Lautproduktionen (vokale Tics) oder<br />

Bewegungen (motorische Tics), die plötzlich einsetzen u.<br />

keinem offensichtlichen Zweck dienen.<br />

� plötzlich einschießend, repetitiv, unregelmäßig, nicht<br />

vom Willen gesteuert, offensichtlich zwecklos,<br />

Bewegungen auf einige umschriebene Muskelgruppen<br />

beschränkt<br />

� Auslösende Faktoren:<br />

- psychosoziale Belastung<br />

- somatische Belastung<br />

� sensorischer Reizzustand<br />

(eine Art “Aura” in Form einer subjektiv spürbaren,<br />

zunehmenden Anspannung)<br />

� Ablauf eines Tics:<br />

Am Anfang steht ein sensorischer Reizzustand, dem<br />

eine motorische/vokale Entladung folgt, die für eine<br />

gewisse Zeit die Spannung auflöst (vgl. Niesen,<br />

Schluckauf); auch im Schlaf möglich (≠ ICD-10) �<br />

Enthemmungsphänomen<br />

� Tics werden durch Spannung verstärkt u. können jedes<br />

Körperteil befallen, tun dies aber in der Regel nur an<br />

solchen, die sonst mit sinnvollen Bewegungen<br />

verbunden sind<br />

� motorische Tics treten früher als vokale Tics auf, breiten<br />

sich vom Gesicht auf den Schultergürtel aus.<br />

Zwangsphänomene sind die späteste Manifestation<br />

� häufige einfache motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln<br />

oder -werfen, Schulterzucken, Grimassieren;<br />

sonst auch noch: Augenbrauen hochziehen, Beugen/<br />

Schleuderbewegungen von Armen oder Beinen<br />

� häufige komplexe motorische Tics: Sich-selbst-Schlagen,<br />

Springen, Hüpfen;<br />

sonst auch noch: Klatschen, Wurfbewegungen, windende<br />

Körperbewegungung<br />

� häufige einfache vokale Tics: Räuspern, Bellen,<br />

Schnüffeln, Zischen;<br />

sonst auch noch: Hüsteln, Pfeifen, Grunzen, Schnalzen<br />

� häufige komplexe vokale Tics: Echolalie (Wiederholung<br />

best. Wörter), Koprolalie (sozial unannehmbare, obzöne<br />

Wörter), Palilalie (Wiederholung eigener Laute und<br />

Wörter)<br />

Diagnostische Zuordnungsregeln:<br />

� vorübergehende Ticstörungen (motorische u. vokale):<br />

Dauer nicht länger als 12 Monate hintereinander, die<br />

motorischen Tics bleiben meist auf das Gesicht<br />

beschränkt<br />

� chronische Ticstörungen (motorische u. vokale):<br />

Dauer länger als 12 Monate hintereinander, bei<br />

motorischen Tics Ausbreitung auf den Schultergürtel<br />

� Tics nehmen mit absteigender Position am Körper in der<br />

Häufigkeit ab, meistens Gesicht<br />

� können durch bewußte Kontrolle zumindest kurzfristig<br />

unterdrückt/reduziert werden<br />

� besonders bei schweren Formen Kombination mit<br />

anderen psychischen Symptomen: hyperkinetische<br />

Symptome (40%), Störungen der Aufmerksamkeit,<br />

Lernstörungen, Angst, depressive Verstimmung,<br />

Zwanghaftigkeit<br />

� häufiges Begleitsymptom bei Tourette-Syndrom:<br />

gestische Echopraxie (Bewegungsimitation)<br />

77<br />

77


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wie ist die Epidemiologie? � Beginn meist im Kindergarten- bis Grundschulalter (auf<br />

jeden Fall vor 18. Lj. � F9 Störungen mit Beginn in<br />

Kindheit/Jugend), Altersdurchschnitt: 7 Jahre<br />

� 90% aller Ticstörungen vor 12. Lj.<br />

� ~8% aller 6-Jährigen, 10% aller 10-/11-Jährigen<br />

� 4-5-Jährige: häufigste Tics vorübergehende einfache<br />

motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren<br />

� 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine<br />

vorübergehende Ticstörung!<br />

� motorische Tics häufiger als vokale<br />

� wesentlich mehr Jungen als Mädchen<br />

� 40% der ausgeprägten Syndrome in Kombination mit<br />

Hyperkinetischem Syndrom<br />

� Tourette-Syndrom: Prävalenz von 0,03%<br />

Welche Differentialdiagnose? � Hyperkinese (Tics sind auf kleine Muskelgruppen<br />

beschränkt)<br />

� Stereotypien (nicht anfallsartig, häufig komplexere und<br />

variablere Bewegungsabläufe)<br />

� Zwangshandlungen (Abgrenzung schwierig, da häufig<br />

assoziiertes Auftreten von Tics mit Zwanghaftigkeit)<br />

� Intelligenzminderung<br />

� Autismus<br />

� konversionsneurotische Symptome<br />

Wie ist die Abgrenzung Tic - Zwang? Zwangshandlungen: Ausgestaltung ist durch den Zweck,<br />

z.B. ein Objekt in bestimmter Häufigkeit zu berühren od.<br />

umzudrehen, bestimmt (u. nicht durch die betroffene<br />

Muskelgruppe wie beim Tic)<br />

Was sind die häufigsten Tics? am häufigsten vorübergehende einfache motorische<br />

Tics: Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren (Alter meist 4-5<br />

Jahre)<br />

Welche Umstände gehen einem Tic<br />

voraus?<br />

außerdem häufige andere Tics:<br />

- (vorübergehende) einfache vokale Tics: Räuspern, Bellen,<br />

Schnüffeln, Zischen<br />

- komplexe motorische Tics: Sich-selbst-Schlagen, Springen,<br />

Hüpfen<br />

- komplexe vokale Tics: Wiederholung best. Wörter, Kopro<br />

lalie (Wiederholung sozial unannehmbarer, obzöner Wör<br />

ter), Palilalie (Wiederholung eigener Laute u. Wörter)<br />

� 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine<br />

vorübergehende Ticstörung!<br />

� Auslösende Faktoren:<br />

- psychosoziale Belastung<br />

- somatische Belastung<br />

� sensorischer Reizzustand<br />

78<br />

78


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wie ist die Behandlung von Tics? � vorübergehende Tics (bei Behandlungsbedarf):<br />

reagieren im Sinn der Streßverminderung auf<br />

Entspannungsverfahren (autogenes Training)<br />

� chronische Tics u. Tourette:<br />

VT-Kombination: Training der Reaktionsumkehr (habit<br />

reversal):<br />

1. Selbstwahrnehmungstraining (awareness training)<br />

2. Entspannungsverfahren<br />

3. Training inkompatibler Reaktionen (incompating<br />

response) Focussierung auf die automatisiert ablaufenden<br />

Tics und Kontrolle � Symptomverschiebung:<br />

- bei motorischen Tics: motorische Gegenantwort (z.B.<br />

bei Nasentic: Bewegung der Oberlippe einüben)<br />

- bei vokalen Tics: Atemtechnik<br />

4. Kontingenztraining: den neg. Aspekt u. die pos. Folgen de<br />

Symptomverschiebung herausarbeiten, positive<br />

Verstärkung der inkompatiblen<br />

Reaktionen/Gegenantworten<br />

5. Generalisierungstraining<br />

� gute Therapieerfolge bei motivierten u. gut strukturierten<br />

Patienten; aber oft nur passagere Verbesserung � dann<br />

medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika für<br />

durchgreifende Verbesserungen (Nebenwirkungen!)<br />

Welche Sonderform gibt es? Tourette-Syndrom (Gilles-de-la-Tourette):<br />

Kombinierte vokale u. multiple motorische Tics<br />

Form, bei der es gegenwärtig oder in der Vergangenheit<br />

multiple motorische Tics u. einen oder mehrere vokale Tics<br />

gibt bzw. gegeben hat, nicht notwendigerweise gleichzeitig.<br />

Gewöhnlich Vorgeschichte motorischer Tics vor Entw.<br />

vokaler. Häufig Verschlechterung der Symptome in<br />

Adoleszenz, meist persistiert die Störung bis ins<br />

Erwachsenenalter � progressive, chronische Verlaufsform.<br />

Tics können für kurze Zeiträume willkürlich unterdrückt<br />

werden.<br />

� vokale Tics: einfache wie Räuspern u. Grunzen,<br />

komplexe wie Echolalie, Palilalie, Koprolalie,<br />

� Verstärkung der Tics durch Streß<br />

� Komorbidität: soziale Schwierigkeiten/Ängste immer,<br />

Zwangsstörung, Hyperaktivität, depressive Störung,<br />

Lern-/Leistungsstörung<br />

Sind Tics nur am Oberkörper? Nein, aber überwiegend im Gesicht od. motorische Tics<br />

auch im Schulterbereich, seltener sind auch die Beine<br />

betroffen (Hüpfen, Springen, Körper winden, Beine<br />

beugen/schleudern!)<br />

Wie ist die Ätiologie? � Ätiologie ungeklärt, multifaktoriell: genetische (familiäre<br />

Häufung) u. hirnorganische Vulnerabilitäten (Überschuß<br />

an Dopamin in bestimmten neuronalen Kreisen),<br />

psychosoziale Stressoren, ängstlicher Rückzug<br />

� partielle Reifungsverzögerung bei transienten Tics (meist<br />

verknüpft mit Sprachstörungen u. Enkopresis); später<br />

reifende frontale Mechanismen erlauben eine teilweise<br />

(kompensatorische) Kontrolle<br />

� PA: symbolischer Ausdruck von Konflikten, Abfuhr von<br />

aggressiven u. sexuellen Impulsen<br />

� LT: Reaktion, die in einer Spannungssituation zufällig<br />

eine Angstreaktion bewirkt hat u. somit als<br />

triebreduzierende Vermeidungsreaktion fungiert<br />

79<br />

79


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wie ist die Therapie bei Tics? � Aufklärung und Beratung der Eltern, Identifizierung<br />

möglicher Spannungen<br />

� Entspannungsverfahren (autogenes Training) bei<br />

vorübergehenden Tics (bei Behandlungsbedarf):<br />

reagieren im Sinn der Streßverminderung<br />

� hochpotente Neuroleptika (weil cerebrale Störung) bei<br />

� Tourette<br />

� chronischen vokalen und motorischen Tics<br />

� Tics nach Gabe von Stimulantien, die nach Absetzen der<br />

Medikation nicht abgeklungen sind<br />

� Tics, die in Verbindung mit Zwangssymptomen und<br />

autodestruktivem Verhalten (Selbstverletzungen wie Sichselbst-Schlagen,<br />

-Beißen) auftreten<br />

� VT-Kombination: Training der Reaktionsumkehr (habit<br />

reversal)<br />

� VT in Form negativer Übung ( = paradoxe<br />

Intervention, Symptomverschreibung): exzessive<br />

Produktion der Symptomatik über lange Phasen (ganze<br />

Therapieeinheiten) hinweg; man geht davon aus, daß es<br />

so zu einer konditionierten Hemmung im Sinne einer<br />

Erschöpfungsreaktion kommt<br />

� auch VT: Nichtbeachtung u. somit Verstärkerentzug,<br />

Selbstkontrolltechniken<br />

Welche Probleme gibt es bei der<br />

Therapie?<br />

Hyperkinetisches Syndrom (HKS)<br />

� Nebenwirkungen der Neuroleptika<br />

� keine Compliance bei VT, weil negatives Üben<br />

unangenehm ist<br />

� oft Bagatellisierung der Symptome durch Patienten<br />

� oft nur passagere Verbesserungen bei VT-Kombination<br />

80<br />

80


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Was ist HKS? 3-6% Prävalenz<br />

Knabenwendig: in Feldstichproben 3:1; in Klinikstichproben<br />

6:1<br />

3 Kardinalsymptome:<br />

1. Aufmerksamkeitsstörungen (Ablenkbarkeit)<br />

2. Impulsivität (kognitiv, motivational, emotional)<br />

3. Hyperaktivität<br />

� deutlich stärker ausgeprägt, als bei durchschnittlichen<br />

Kindern im gleichen Alter bei gleicher Intelligenz<br />

häufig dazu geringe Frustrationstoleranz u. Aggressivität<br />

Komorbidität/Begleit-/sekundäre Symptome:<br />

� oppositionelle/dissoziale Verhaltensstörung: 30-50%<br />

� Lernstörungen: 20-30%<br />

� Angststörungen: 20%<br />

� emotionale Störungen (vor allem depressive): 15%<br />

81<br />

ICD-10:<br />

� F90.0 Einfach Aufmerksamkeits- und<br />

Hyperaktivitätsstörung (3 Symptome +<br />

situationsübergreifend + Beginn vor dem 6. Lj.)<br />

� F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (3<br />

Symptome + situationsübergreifend + Beginn vor dem 6.<br />

Lj. + aggressive Verhaltensweisen)<br />

� Ätiologie: (fragwürdige psychol. Annahme: Auswirkung<br />

geschlechtsspezifischer Sozialisation) genetische<br />

Disposition, Zusammenhänge zwischen Alkohol- u.<br />

Nikotin-konsum der Mutter in Schwangerschaft u.<br />

Hyperaktivität (vgl. Embryopathie),<br />

Nahrungsmittelallergie. Genetische Erklärung u. Allergie-<br />

Erklärung schließen sich nicht aus (vgl. Studie England<br />

mit extremer Reis-/Truthahndiät): Bei Asthmatikern u.<br />

Neurodermitikern gibt es eine gewisse Häufung der<br />

Hyperaktivität � kann aber auch Folge der allergischen<br />

Erkrankung sein.<br />

� Verlauf:<br />

- Säuglingsalter: sehr hohes Aktivitätsniveau, ungünstige<br />

Konstellation/mangelnde Passung von schwierigem<br />

kindlichen Temperament u. negativ-kontrollierender<br />

Erziehung (vgl. Temperamentforschung von Thomas &<br />

Chess), Gesundheitsprobleme, Entwicklungsverzöge-<br />

rungen<br />

- Vorschulalter: Hyperaktivität (ziellos), geringe Spielintensität<br />

u. –dauer, Entwicklungsdefizite, oppositionelles<br />

Verhalten, mindestens 50%-ige Stabilität der Sympto<br />

me von 3 bis 6 Jahren<br />

� Risikofaktoren: hyperkinetische Störung der Eltern,<br />

Nikotin- u./o. Alkoholmißbrauch in Schwangerschaft,<br />

Gesundheitsprobleme der Mutter in Schwangerschaft,<br />

geringes Bildungsniveau der Eltern, überlastete Eltern/<br />

alleinerziehende Elternteile, negativ-kontrollierende<br />

Erziehung (sehr strikt, Mangel an positivem emotionalen<br />

Austausch), inkonsistente Erziehung (Mangel an Regeln/<br />

Kontrolle bzw. Inkonsequenz im Umgang)<br />

81


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Welche Therapie ist bei HKS indiziert? 3 therapeutische Zugänge/Interventionen:<br />

1. elternzentriert: Aufklärung u. Beratung, Durchbrechen<br />

des Teufelskreises bei nachgiebigen Eltern � Regeln für<br />

Kinder werden mit den Eltern abgesteckt, diese Regeln<br />

müssen befolgt werden; unmittelbare Konsequenzen, da<br />

HKS-Kinder nicht auf Belohnungsaufschub reagieren;<br />

Eltern-Kind-Therapie<br />

2. patientenzentriert: Aufklärung u. Beratung, Selbstinstruktionstraining<br />

zum Aufbau von Spielintensität, Token-<br />

Systeme, Selbstkontroll- (-management)Training, social<br />

skills-Training, medikamentöse Behandlung mit Psychostimulantien/Amphetaminen<br />

(Captagon, Ritalin), Diät<br />

� Probleme dort behandeln, wo sie auftreten!<br />

3. schulzentiert: Aufklärung u. Beratung, eventuell Interventionen<br />

in Schule/Kindergarten<br />

9Therapie<br />

Beschreiben Sie Reizkonfrontation mit<br />

response prevention im Unterschied zu<br />

anderen VT-Methoden!<br />

Was sind Konfrontations- /<br />

Expositionsverfahren?<br />

Was ist exposure?<br />

Was ist response prevention?<br />

Was ist flooding/Reizüberflutung?<br />

wird bei Zwangshandlungen durchgeführt: stufenweise<br />

Reizkonfrontation (systematische Desensibilisierung) in vivo<br />

zur bewußten Auseinandersetzung mit den<br />

angstauslösenden Situationen u. dabei äußere<br />

Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung<br />

aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige<br />

Reaktionsverhinderung (response prevention)<br />

Verfahren zur Konfrontation mit Angst; Prinzip der<br />

Konfrontation mit Angst ist exposure: Pat. muß s. der Angst<br />

aussetzen, bewußte Auseinandersetzung mit der<br />

angstauslösenden Situation, Pat. muß in der Situation<br />

bleiben u. Angst aushalten<br />

3 Arten der Konfrontation:<br />

1)gestufte Reizkonfrontation in sensu = systematische Desensibilisierung<br />

2) gestufte Reizkonfrontation in vivo = Habituationstraining<br />

3) massierte Reizkonfrontation = Reizüberflutung/ Angstüberflutung<br />

(flooding)<br />

eventuell zusätzlich:<br />

Reaktionsverhinderung (response prevention): Pat. wird<br />

durch äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen an<br />

Reaktionen/Symptomen auf die Angst gehindert �<br />

gleichzeitige Reaktionsverhinderung<br />

Transparenz des Vorgehens<br />

82<br />

Phasen der Konfrontationstherapie:<br />

1. Analyse der angstauslösenden Bedingungen u.<br />

Situationen<br />

2. Erklärungsmodell: z.B. Teufelskreis: Angst vor der Angst<br />

3. Konfrontation, Patient muß in der Situation bleiben, bis<br />

die Angst geringer wird, Beendigung erst nach Abnahme<br />

der Angstreaktion; Reaktionsverhinderung vor allem bei<br />

Zwangshandlungen<br />

82


Was ist systematische<br />

Desensibilisierung?<br />

1.<br />

Welche kognitiven Verfahren kennen Sie<br />

(zur Angsttherapie)?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Prinzipien:<br />

sukzessive Approximation: langsame Annäherung an<br />

gewünschtes Verhalten<br />

Gegenkonditionierung: Entspannung vs. Angst<br />

Phasen:<br />

1. Analyse der Faktoren, die für das Auftreten der Angst<br />

verantwortlich sind<br />

2. Erarbeitung einer Angsthierarchie<br />

3. Training von Entspannungstechnik (z.B. progressive<br />

Muskelrelaxation nach Jacobson)<br />

4. vorstellungsmäßiges Durcharbeiten der Hierarchie von<br />

unten nach oben in einem konzentrierten u. entspannten<br />

Zustand<br />

2 Arten:<br />

1) in sensu<br />

2) in vivo (Habituationstraining)<br />

Selbstinstruktionstraining nach Meichenbaum u. Goodman<br />

Ziel: bei Auftreten von Angst sollen angstbewältigende<br />

Selbstinstruktionen zum Einsatz kommen<br />

Was sind paradoxe Interventionen? willentliche Herbeiführung von Ängsten<br />

Was ist Selbstbehauptungstraining? Ziel: direkte, ehrliche und angemessene Ausdruck von<br />

Gefühlen; Klient soll in die Lage versetzt werden, seine<br />

Worum geht es bei Assertiveness- od.<br />

Selbstsicherheitstraining?<br />

Therapiekonzepte bei Angststörungen? s.o.<br />

Therapiekonzepte bei Psychosen? s.o.<br />

Therapiekonzepte bei Depressionen? s.o.<br />

Pharmakotherapie<br />

Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und durchzusetzen<br />

Übung konkreten sozialer Fertigkeiten und Vermittllung<br />

entsprechender Problemlösefähigkeiten<br />

Modellernen, Rollenspiel<br />

Was ist Lithium? Zusammensetzung? Lithium-Salz: einwertiges Metall aus der Gruppe der Alkali-<br />

Metalle zur Rezidivprophylaxe von manischen u.<br />

schizomanischen Psychosen<br />

83<br />

83


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

Wie wirken Lithiumsalze? Genauer Wirkmechanismus ist unbekannt; es wird<br />

vermutet, daß eine Einflußnahme auf den zellulären<br />

Calcium-Membrantransport erfolgt (Möller).<br />

Neurochemische Beeinflussung von adrenergen,<br />

cholinergen, GABAergen u. peptidergenSystemen,<br />

Stimulation der aminergen Transmission (Dorsch).<br />

antimanisch, rezidivprophylaktische Behandlung manischer<br />

Psychosen u. Manien<br />

undramatische Nebenwirkungen:<br />

� Appetitverlust, Übelkeit, Durst etc.<br />

� Gewichtszunahme, Ödeme (Wassereinlagerungen)<br />

� Zittrigkeit (der Hände)<br />

� Schilddrüsenvergrößerung<br />

Blutkontrollen zur Vermeidung von Überdosierung/<br />

Intoxikation/zu hohem Lithium-Spiegel vor allem in den<br />

Wochen der Einstellungsphase sehr wichtig!!!<br />

Vergiftungserscheinungen:<br />

� Muskelzuckungen (der Hände)<br />

� Durchfall, Erbrechen<br />

� Abgeschlagenheit/ Schläfrigkeit<br />

� Schwindel<br />

� Delirium<br />

� Krampfanfälle (bis zum Tod!)<br />

Wie kommen diese Krampfanfälle<br />

ähnlich wie epileptischer Anfall (Gehirn-Unter- oder<br />

zustande?<br />

Überversorgung)<br />

Wie wirken Neuroleptika? Neuroleptika = Substanzen, die vor allem psychotische<br />

Denkstörungen, Angst, Erregung u. motorische Unruhe<br />

reduzieren. Wirkung:<br />

� antipsychotisch: bekämpfen psychotische Phänomene<br />

durch Eingriff in zentralnervöse Transmittersysteme:<br />

postsynaptische Dopamin-Rezeptor-Blockade<br />

(Hypothalamus, limbisches System, Basalganglien); wie<br />

sie genau wirken, ist bislang unbekannt;<br />

syndrombezogenes Wirkprofil, keine nosologisch<br />

spezifische Wirksamkeit; neuroleptische Potenz<br />

(hochpotent, mittelpotent u. niedrigpotent) ist abgeleitet<br />

aus der benötigten Menge für eine ausreichende antipsychot.<br />

Wirkung<br />

� zentral dämpfend/sedierend: Verlangsamung<br />

� außerdem antiemetisch, anticholinerg, sympatholytisch,<br />

lokalanästhetisch)<br />

1. klassische Neuroleptika:<br />

Effekte vor allem auf die akuten psychot. Symptome (produktive<br />

Symptome, Erregung, Unruhe, Insomnie)<br />

- hochpotent (z.B. Haloperidol (Haldol), Fluspirilen (Imap))<br />

- mittelpotent (z.B. Perazin (Taxilan))<br />

- niedrigpotent (z.B. Promethazin (Atosil))<br />

2. atypische Neuroleptika:<br />

stärkere Effekte auf die begleitende Minus-/ Negativsymptomatik,<br />

besonders gute extrapyramidalmotorische Verträglichkeit<br />

(z.B. Clozapin (Leponex), Risperdon (Risperdal))<br />

84<br />

84


Welche Nebenwirkungen haben<br />

Neuroleptika?<br />

Was sind die Auswahlkriterien für<br />

Neuroleptika?<br />

Was sind die Zielsymptome bei<br />

Schizophrenien?<br />

Was für eine Wirkung haben Neuroleptika<br />

bei Kindern?<br />

Welche Nebenwirkungen haben<br />

Antidepressiva?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� extrapyramidalmotorisch: starke extrapyramidale<br />

Nebenwirkungen (z.B. Halsverrenkungen, Zunge-Herausstrecken),<br />

Verlangsamung, Frühdiskenisien (frühe<br />

Störungen im geordneten Bewegungsablauf),<br />

Parkinsonoid, Akathisie (Sitzangst, Unfähigkeit, längere<br />

Zeit zu sitzen), Spätdyskinesien (in 15% der Fälle, häufig<br />

irreversibel!)<br />

� hochpotent: sehr stark; niedrig- u. mittelpotent: gering<br />

� psychisch: sedierend � niedrig- u. mittelpotente: stark;<br />

hochpotent: gering<br />

� endokrin: durch Prolaktinanstieg Amenorrhoe<br />

(Menstruatinsstörungen), Galaktorrhoe (Milcheinschuß u.<br />

–absonderung), weibl. Brustbildung bei Männern,<br />

Libidoreduktion<br />

� vegetativ: Tachycardie (Herzrasen),<br />

Kreislaufschwankungen � niedrig- u. mittelpotent: stark;<br />

hochpotent: gering<br />

� Senkung der Krampfschwelle<br />

1. Zielsymptome<br />

2. Wirksamkeit, Medikamenten-Anamnese<br />

3. Compliance<br />

a) Depot: ja/nein<br />

b) Risikokontrolle<br />

4. Nebenwirkungen<br />

a) Alter u. Geschlecht<br />

b) Sedierung ja/nein<br />

c) besondere Umstände (z.B. bekanntes Anfallsleiden)<br />

1. psychotische Akutsymptomatik (produktive Symptome,<br />

Erregung, Unruhe, Insomnie)<br />

2. begleitende Minussymptomatik<br />

3. Katatonie<br />

4. Angst<br />

5. persistierende Minussymptomatik<br />

6. Depression<br />

Tölle:<br />

„Bei schizophrenen Jugendlichen, die anamnestisch<br />

Hinweise auf eine frühkindliche Hirnschädigung od. andere<br />

organische Risikofaktoren bieten, erlebt man nicht selten,<br />

daß sie auf Neuroleptika paradox reagieren, mit<br />

vermehrter Unruhe, Angst u. anderer Symptomatik. Sie<br />

sprechen oft besser auf Benzodiazepine an.“ (S. 223)<br />

85<br />

Antidepressiva = Substanzen, die die Symptomatik<br />

depressiver Erkrankungen reduzieren, also insbesondere<br />

stimmungsaufhellend wirken.<br />

Substanzgruppen: Trizyklika (klass.), Tetrazyklika, MAO-<br />

Hemmer<br />

Wirkprinzip: Eingriff in zentralnervöse Transmittersysteme<br />

- traditionelle Erklärung: Anreicherung von Noradrenalin<br />

bzw. Serotonin im synaptischen Spalt<br />

- neuere Erklärung: komplizierte Anpassung der Sensibilität<br />

noradrenerger u. serotonerger Rezeptoren im Gehirn, die<br />

insgesamt zu einer Verbesserung der Übertragungsmög<br />

lichkeiten an den Synapsen führen<br />

Nebenwirkungen (klass. trizyklische Antidepressiva!):<br />

� psychisch: sedierend (oft erwünscht!), Getriebenheit u.<br />

Schlaflosigkeit, dysphorische Verstimmungen,<br />

Wesensänderungen (Antriebs- u. Affektinsuffizienz)<br />

� vegetativ: atropinartige Wirkungen (trockene<br />

Schleimhäute, Akkomodationsstörungen, Hyperthermie<br />

etc.), Tachycardie (Herzrasen), arterielle Hypotension (s.<br />

Gesichtsblässe), Magen-Darm-Störungen/Obstipation<br />

(Verstopfung)<br />

� endokrin: Galaktorrhoe (Milcheinschuß/-absonderung)<br />

85


10Prognosen<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

günstige Prognose (+) ungünstige Prognose (-)<br />

vorübergehende Ticstörung (kann Tage od.<br />

Wochen dauern)<br />

Verhaltensstörungen (HKS)<br />

Enuresis (gute Heilungschancen) Lernstörungen (chronisch)<br />

Schulphobie u. andere spezifische Phoben (gute<br />

Heilungschancen)<br />

Anorexie (5-10% sterben ???)<br />

Trennungsangst, Geschwisterrivalität<br />

Autistische Störung (nur 1/3 unabhängige<br />

� emotionale Störungen verlaufen kurz,<br />

Schweregrad ist mäßig; reicht nicht für Diagnose<br />

von Neurose od. Psychose)<br />

Lebensweise)<br />

Rett-Syndrom (Tod spätestens im 4.<br />

Lebensjahrzehnt)<br />

Schizophrenie (die schwerwiegendste Erkrankung)<br />

organische Psychosen (Demenz)<br />

antisoziale Persönlichkeit<br />

somatoforme Störungen (eher längerfristig<br />

verlaufend)<br />

Agoraphobie (Verlauf eher chronisch)<br />

soziale Phobie (Verlauf eher chronisch)<br />

generalisierte<br />

chronisch)<br />

Angststörung (Verlauf eher<br />

Zwangsstörung (Verlauf eher chronisch)<br />

Hypochondrische Störungen<br />

86<br />

86


<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

11Welche Störungen sind häufig/am häufigsten vertreten bei ...<br />

Kindern � Angststörungen (6-8% der Kinder & Jugendlichen)<br />

Jungen � HKS (3:1)<br />

� Verhaltensstörungen (2:1)<br />

� Leserechtschreibstörung 3-4:1<br />

� Autismus (Kanner: 3-4:1; Asperger 8:1)<br />

� Ticstörungen (3:1)<br />

� Enuresis<br />

� Enkopresis 3-4:1<br />

� Zwangsstörungen in Kindheit/Jugend<br />

Mädchen � Bulimie, Anorexie (nur 5-10 % der Eßgestörten sind Männer)<br />

� Rett-Störung<br />

Männern � antisoziale Persönlichkeitsstörung (3:1)<br />

� Paraphilien/Störungen der Sexualpräferenz (nur Männer)<br />

� Zwangsneurose<br />

� sensitive Persönlichkeitsstörung<br />

� Alkoholabhängigkeit?<br />

Frauen Depression, Dysthymia (2:1)<br />

Phobien (außer soziale) 80%<br />

Angstneurosen<br />

Konversionsstörung<br />

Somatisierungsstörung 95%<br />

Persönlichkeitsstörungen ???<br />

niedrigem IQ Autismus (70% Intelligenzgeminderte, 50% geistig behindert)<br />

Pica<br />

Schizophrenie<br />

niedriger sozialer Schicht geistige Behinderung<br />

HKS<br />

Schizophrenie<br />

Pica<br />

87<br />

87


12Diverses<br />

1.Welche Erkrankung<br />

würden Sie sich<br />

wünschen<br />

(entsprechend des<br />

Behandlungserfolges u.<br />

emp. Kenntnisse)?<br />

2.Welche Störung<br />

würden Sie Ihrem Kind<br />

wünschen?<br />

3.Wie erfolgt<br />

psychiatrische<br />

Diagnostik bei Kindern<br />

u. Jugendlichen?<br />

4. Wie sieht die<br />

Therapie bei<br />

phobischer Störung im<br />

Kindesalter (z.B.<br />

Phonophobie: Angst vor<br />

Lärm/ Knallen) aus?<br />

<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />

� Schlangenphobie<br />

� Anpassungsstörung: kurze depressive Reaktion<br />

� vorübergehende Ticstörung<br />

Intelligenztests, projektive Verfahren (TAT, Family-Relations-Test, PFT,<br />

Rorschach-Test), Jugend-Selbst-Report (Youth Self Report YSR von<br />

Affenbach), Elternfragebogen, Lebensqualität-Fragebogen für Eltern u.<br />

Kinder, Selbst- u. Fremdanamnese, Teacher Report Form (TRF), Child<br />

Behavior Checklist (CBCL, Elternfragebogen), CASCAP-D<br />

VT: 1) funktionale Analyse, klass. konditionierte Angstreaktion, Lernen am<br />

ängstlich-überbehütenden Muttermodell, Bekräftigungslernen.<br />

2) Therapie: nach Erstellung einer Angsthierarchie durch ein<br />

Angstthermometer Expositionsbehandlung zur Desensibilisierung mit vielen<br />

Abstufungen. Expositionen müssen häufig durchgeführt werden, evtl. mit<br />

Hilfe der Eltern als Co-Therapeuten � Vorteil: häufigere Expositionen<br />

möglich. � Aber contra-indiziert bei Ablösungskonflikten!<br />

88<br />

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