Psychopathologie Prüfungsfragen
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<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Weder die Autoren/innen, noch die Fachschaft Psychologie übernimmt irgendwelche<br />
Verantwortung für dieses Skript.<br />
Das Skript soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen.<br />
Verbesserungen und Korrekturen bitte an fs-psycho@uni-koeln.de mailen.<br />
Die Fachschaft dankt den AutorInnen im Namen aller Studierenden!<br />
<strong>Psychopathologie</strong> – <strong>Prüfungsfragen</strong> (Prof. Lehmkuhl)<br />
Fragenkatalog von C. Koenen überarbeitet von Kristina Siever<br />
Notwendige Literatur nach Prof. Lehmkuhl (Sprechstunde Juli 2002):<br />
1. Möller, H.-J. (1992). Psychiatrie. Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Manual 13. Kohlhammer Verlag.<br />
� Haupt-Prüfungsliteratur!<br />
2. Schmidt, M.H. (1999 2 ). Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kompendium für Ärzte, Psychologen, Sozial- und<br />
Sonderpädagogen. Deutscher Ärzte Verlag.<br />
(3. ICD-10, Kap. V /F Forschungskriterien (� nur die Prinzipien, nach denen diagnostiziert wird, lernen;<br />
prüfungsrelevante Kategorien: Erwachsene: F2-F6, in F5 vor allem/nur Eßstörungen; Kinder/Jugendliche:<br />
F8 und F9)<br />
Prüfungsmodalitäten nach Prof. Lehmkuhl:<br />
Fragen (Hauptfragen) vor allem zu Erwachsenenpsychiatrie (wichtig Schizophrenie, Depression) und einige<br />
Zusatzfragen (Kürfragen) zur Kinder- und Jugendpsychiatrie (vor allem Hyperaktivität, Autismus!).<br />
Fragenbereiche:<br />
- Allgemeine Aspekte der psychiatrischen Untersuchung (vgl. Möller, Teil I, Kap. 1-3; Kinder/Jugendliche:<br />
Schmidt, Kap. 2)<br />
- Allgemeine <strong>Psychopathologie</strong> und Krankheitslehre (vgl. Möller, Teil II, Kap. 4-6; ICD-10; Pathogenese bei<br />
Kindern/Jugendlichen: Schmidt, Kap. 1 und alle grau unterlegten Beschreibungen von Störungsbildern)<br />
- Spezielle Krankheitslehre (vor allem Psychosen, Neurosen, Persönlichkeitsstörungen) (vgl. Möller, Teil III,<br />
Kap. 7-25, vor allem Kap. 9 -16 und 23 (Kinder u. Jugendliche); Ki/Ju: Schmidt, Kap. 6-16, vor allem Kap.<br />
6,7,9,10,14 und 15)<br />
- Aspekte der psychiatrischen Therapie (Psychotherapieverfahren einschließlich Theorien zur Pathogenese,<br />
Soziotherapie, Psychopharmakotherapie) (vgl. Möller, Teil IV, Kap. 26-30; Ki/Ju: Schmidt, alle grau unterleg<br />
ten Beschreibungen von Störungsbildern)<br />
� In der Prüfung kommen nie Fragen zu Alters-Diagnosen (F0) oder Suchtkrankheiten (F1)!<br />
Persönlichkeitsstörungen (F6) kommen am Rand vor.<br />
Kategorien des ICD-10<br />
(alphanumerische Verschlüsselung: die Codierungen setzen sich aus einem Buchstaben und dahinter Zahlen<br />
zusammen � Vergrößerung der Anzahl der zur Verfügung stehenden Kategorien und damit leichtere<br />
Änderbarkeit der Klassifikation; im ICD-9 nur numerische Verschlüsselung. Klassifikationsprinzip: die<br />
Störungen werden entsprechend einer gemeinsamen Grund-/Hauptthematik bzw. ihrer deskriptiven<br />
Ähnlichkeit in Gruppen/Klassen/Kategorien zusammengefaßt; Kategorien schließen sich gegenseitig aus �<br />
Differentialdignose; Basis sind Fakten (empirische Phänomene), nicht theoretische Konzepte �<br />
operationale u. deskriptive Diagnostik von psychischen Störungen (u. nicht mehr ätiologische u.<br />
nosologische Diagnostik von psychischen Krankheiten (Krankheitsbegriff!) wie noch in ICD-9 � höhere<br />
Reliabilität (Zuverlässigkeit) u. Validität (Gültigkeit) der Diagnosen. Störung: ein klinisch erkennbarer<br />
Komplex von Symptomen oder Verhaltensauffälligkeiten, die immer auf der individuellen u. oft auch auf der<br />
Gruppen- oder sozialen Ebene mit Belastung u. mit Beeinträchtigung von Funktionen verbunden sind):<br />
(F0 organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen)<br />
(F1 psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen)<br />
F2 Schizophrenie, schizotype u. wahnhafte Störungen<br />
F20 Schizophrenie (paranoide, hebephrene, katatone etc.)<br />
F21 schizotype Störung<br />
F22 anhaltende wahnhafte Störung
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
F23 akute vorübergehende psychotische Störung<br />
F24 induzierte wahnhafte Störung<br />
F25 schizoaffektive Störungen<br />
F28 sonstige nichtorganische psychotische Störungen<br />
F29 nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose<br />
F3 Affektive Störungen<br />
F30 manische Episode<br />
F31 bipolare affektive Störung<br />
f32 depressive Episode<br />
F33 rezidivierende depressive Störung<br />
F34 anhaltende affektive Störungen (Zyklothymia, Dysthymia etc.)<br />
F38 sonstige affektive Störungen<br />
F39 nicht näher bezeichnete affektive Störungen<br />
F4 Neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen<br />
F40 phobische Störungen (Agoraphobie ohne/mit Panikstörung, soziale Phobien, spezifische /<br />
isolierte Phobien etc.)<br />
F41 sonstige Angsstörungen (Panikstörung, generalisierte Angsstörung, Angst u. depressive<br />
Störung etc.)<br />
F42 Zwangsstörung (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen)<br />
F43 Reaktionen auf schwere Belastungen u. Anpassungsstörungen (akute Belastungsreaktion,<br />
posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörungen etc.)<br />
F44 dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) (Amnesie, Fugue, Stupor, Trance, sonstige<br />
dissoziative Störungen = Konversionsstörungen: Multiple Persönlichkeitsstörung,<br />
vorübergehende diss. St. des Kindes- u. Jugendalters)<br />
F45 somatoforme Störungen (Somatisierungsstörung, hypochondrisch, somatoforme autonome<br />
Funktionsstörung, anhaltende somatoforme Schmerzstörung etc.)<br />
F48 sonstige neurotische Störungen (Neurasthenie, Depersonalisations-/Derealisationssyndrom)<br />
F5 Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen u. Faktoren<br />
F50 Eßstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Eßattacken bei sonstigen psych. Störungen,<br />
Erbrechen bei sonstigen psych. Störungen etc.)<br />
F51 nichtorganische Schlafstörungen (Insomnie, Hypersomnie, Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus’,<br />
Somnambulismus, Pavor nocturnus, Alpträume)<br />
F52 nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen<br />
F53 psychische u. Verhaltensstörungen im Wochenbett, nicht andernorts klassifizierbar<br />
F54 psychische Faktoren u. Verhaltenseinflüsse bei andernorts klassifizierten Krankheiten<br />
F55 Mißbrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen (Antidepressiva, Laxantien, Diuretika,<br />
Analgetika, Antazida, Vitamine, Steroide oder Hormone, bestimmte Naturheilmittel)<br />
F59 nicht näher bezeichnete Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen u. Faktoren<br />
F6 Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen<br />
F60 Persönlichkeitsstörungen (paranoid, schizoid, dissozial, emotional instabil, impulsiv,<br />
Borderline, histrionisch, anankastisch, ängstlich (vermeidend), abhängig etc.)<br />
F61 kombinierte u. sonstige Persönlichkeitsstörungen<br />
F62 andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns<br />
(nach Extrembelastung, nach psych. Krankheit etc.)<br />
F63 abnorme Gewohnheiten u. Störungen der Impulskontrolle (pathol. Glücksspiel, pathol. Brandstiftung<br />
(Pyromanie), pathol. Stehlen (Kleptomanie)<br />
F64 Störungen der Geschlechtsidentität (Transsexualismus, Transvestvismus etc.)<br />
F65 Störungen der Sexualpräferenz (Fetischismus, Exhibitionismus, Voyeurismus, Pädophilie,<br />
Sadomasochismus etc.)<br />
F66 psychische u. Verhaltensprobleme in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung u. Orientierung<br />
F68 sonstige Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen<br />
F69 nicht näher bezeichnete Persönlichkeits- u. Verhaltensstörung<br />
(F7 Intelligenzminderung)<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie:<br />
F8 Entwicklungsstörungen<br />
2<br />
2
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
F80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens u. der Sprache<br />
F81 umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten<br />
F82 umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen<br />
F83 kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
F84 tiefgreifende Entwicklungsstörungen (frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus, Rett-<br />
Syndrom, Asperger-Syndrom etc.)<br />
F88 sonstige Entwicklungsstörungen<br />
F89 nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörungen<br />
� Entwicklungsstörungen = Störungen, die entstehen, wenn die entsprechenden Funktionen sich entwickeln,<br />
können bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben<br />
F9 Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend<br />
F90 hyperkinetische Störungen (einfache Aktivitäts- u. Aufmerksamkeitsstörung, hyperkinetische<br />
Störung des Sozialverhaltens etc.)<br />
F91 Störung des Sozialverhaltens<br />
F92 kombinierte Störung des Sozialverhaltens u. der Emotionen<br />
F93 emotionale Störungen des Kindesalters (mit Trennungsangst, phobische Störung*, mit sozialer<br />
Ängstlichkeit, mit Geschwisterrivalität, generalisierte Angsstörung etc.)<br />
F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend (elektiver Mutismus, reaktive<br />
Bindungsstörung etc.)<br />
F95 Ticstörungen (vorübergehend, chronische motorische oder vokale, Tourette-Syndrom etc.)<br />
F98 sonstige Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend (Enuresis,<br />
Enkopresis, Fütterstörung, Pica, Stottern etc.)<br />
F99 nicht näher bezeichnete psychische Störung<br />
* Einige phobische Störungen im Kindesalter werfen spezielle klassifikatorische Probleme auf, wie unter<br />
F93.1 alterstypische phobische Störungen des Kindesalters beschrieben: Beginn einer Phobie in der Kindheit<br />
als einer entwicklungsunangemessenen Altersstufe, z.B. Agoraphobie � dann unter F4 codieren.<br />
Außerdem können viele Störungen aus den vorangehenden Kategorien bei Personen jeden Alters auftreten<br />
und sind auch für Kinder und Jugendliche zu diagnostizieren (z.B. F50 Eßstörungen, F51 Schlafstörungen,<br />
F64 Geschlechtsidentitätsstörungen).<br />
Rezidiv: Rückfall; Residuum: Rest einer Störung; pathognomonisch: für ein Störungsbild kennzeichnend<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1Allgemeines....................................................................................................................................4<br />
2Symptome und Syndrome.............................................................................................................7<br />
3Exogene seelische Störungen....................................................................................................19<br />
4Schizophrenie...............................................................................................................................23<br />
5Affektive Störungen.....................................................................................................................35<br />
6Neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen............................................................50<br />
7Persönlichkeitsstörungen...........................................................................................................67<br />
8Diverse Störungen: Eßstörungen, Autismus, Ticstörungen, HKS..........................................68<br />
9Therapie .......................................................................................................................................82<br />
10Prognosen...................................................................................................................................86<br />
11Welche Störungen sind häufig/am häufigsten vertreten bei ................................................87<br />
12Diverses .....................................................................................................................................88<br />
3<br />
3
1Allgemeines<br />
1. Was ist<br />
<strong>Psychopathologie</strong>?<br />
2. Wie ist die Einteilung der<br />
<strong>Psychopathologie</strong>?<br />
3. Was ist der Unterschied<br />
zwischen allgemeiner u.<br />
spezieller<br />
<strong>Psychopathologie</strong>?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Teilgebiet der Psychiatrie: Lehre von den abnormen seelischen<br />
Erscheinungen, hat die Psychologie ( = Lehre von gesunden seelischen<br />
Erscheinungen) als Grundlage. Gegenstandsbereich: Deskription,<br />
Verlauf, Prognose, Behandlungsindikation, Ätiologie; in erster Linie<br />
Phänomenologie/Deskription, ätiologische Aspekte werden nur vorsichtig<br />
einbezogen<br />
� Beschreibung abnormen Erlebens u. Verhaltens in seinen<br />
seelischen, sozialen u. biologischen Bezügen (Beschreibung/Benennung,<br />
Klassifikation der psychischen Störungen)<br />
� interdisziplinäre Erforschung psychischer Störungen � psychologische u.<br />
biologische Vorgehensweise, da psychische, soziale u. somatische<br />
Entstehungsbedingungen beteiligt sind<br />
allgemeine <strong>Psychopathologie</strong> u. spezielle <strong>Psychopathologie</strong><br />
allgemeine <strong>Psychopathologie</strong> (allgemeine Krankheitslehre):<br />
beschreibt einzelne psychopathologische Phänomene/Symptome in<br />
verschiedenen Funktionsbereichen z.B. Sprache, Denken, Affekt, Antrieb; in<br />
erster Linie Beschreibung von psychischen Phänomenen unabhängig<br />
von der diagnostischen Einteilung, weitgehend theorieunabhängig.<br />
Beschreibung von Symptomen nach der in der allg. <strong>Psychopathologie</strong> tradierten<br />
Aufteilung der Bereiche seelischen Erlebens u. Verhaltens (√ Jaspers):<br />
� Bewußtseinsstörungen<br />
� Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits- u. Auffassungsstörungen<br />
� Gedächtnisstörungen<br />
� Formale Denkstörungen (Ich-Leistungen)<br />
� Inhaltliche Denlstörungen<br />
� Ich-Störungen<br />
� Störungen der Affektivität<br />
� Störungen des Antriebs u. der Psychomotorik<br />
spezielle <strong>Psychopathologie</strong> (spezielle Krankheitslehre):<br />
beschreibt, welche speziellen psychopathologischen Symptome kovariieren<br />
u. Syndrome bilden (Übergang zw. allgemeiner u. spezieller<br />
<strong>Psychopathologie</strong>); Nosologie; spezielle diagnostische Einheiten<br />
(Diagnosessysteme � ICD-10), Beschreibung von psychischen<br />
Phänomenen im Kontext von spezifischen Diagnosen<br />
Psychiatrische Klassifikation von Störungen innerhalb der speziellen<br />
<strong>Psychopathologie</strong>:<br />
� diskrete (klar von einander u. von der Norm abgrenzbare)<br />
Störungsbilder � künstliche Setzung von Krankheitsinheiten (Bsp.<br />
geistige Behinderung vs. Schwachsinn vs. ...)! Es handelt sich aber um<br />
kontinuierliche Störungsbilder/psych. Merkmale (Bsp.: Intelligenz,<br />
Depressivität)<br />
� disjunkte (sich gegenseitig ausschließende) Diagnosekategorien<br />
normal pathologisch<br />
�-------------------------------------------------------------I---I----------------------------�<br />
kontinuierliche Kategorie kategorialer Sprung<br />
4<br />
4
4. Wie erhebt man einen<br />
klinischen/psychiatrischen<br />
Befund?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
vgl. Möller, Kap. 1 (S. 16-34)<br />
Ablauf:<br />
1. Klinische Untersuchung: psychopathologischer Status (� Befund) u.<br />
somatischer (Somato-) Status<br />
2. Anamnestische Untersuchung<br />
3. differentialdiagnostischer Prozeß<br />
4. Diagnose<br />
� Erstgespräch erstreckt sich auf Symptomatik, Biographie u. pathogene<br />
Faktoren; zugleich diagnostische Klärung u. therapeutische<br />
Kontaktaufnahme<br />
� am Ende der Exploration wird die Symptomatik in einem<br />
psychopathologischen Befund zusammengefaßt: nicht nur Defizite,<br />
sondern auch erhaltene Fähigkeiten<br />
� Berücksichtigung von Simulations-/Dissimulationstendenzen,<br />
Krankheitseinsicht, Krankheitsgefühl, Behandlungsmotivation, besondere<br />
Gefährdung<br />
� Befund ist ein Querschnittsbild zur Zeit der Untersuchung<br />
� inhaltlich zu beachten: äußeres Erscheinungsbild, Psychomotorik,<br />
zwischenmenschliches Verhalten, Aufmerksamkeit u. Wahrnehmung,<br />
Bewußtsein u. Orientierung, Gedächtnis u. Merkfähigkeit, Antrieb,<br />
Stimmung u. Affektivität, Denken, Ich-Erleben<br />
� Selbst- u. Fremdbeschreibung (� Gespräch mit den Angehörigen)<br />
� Hauptpunkte der Symptomexploration (vgl. Möller, S. 20-33):<br />
� Bewußtseinsstörungen<br />
� Orientierungsstörungen<br />
� Störungen der Aufmerksamkeit u. Konzentration<br />
� Auffassungsstörungen<br />
� Störungen von Merkfähigkeit u. Altgedächtnis<br />
� Störungen der Intelligenzleistung<br />
� Formale Denkstörungen<br />
� Wahn/Halluzination<br />
� Zwänge, Phobien, Ängste<br />
� Ich-Störungen<br />
� Störungen der Grundstimmung u. affektiven Ansprechbarkeit<br />
� Störungen des Antriebs u. der Psychomotorik<br />
� Vegetative Störungen<br />
� Suizidalität<br />
� standardisierte Beurteilungsverfahren (mit Fremd- u.<br />
Selbsteinschätzung):<br />
AMDP-System<br />
Psychopathologischer Befundbogen bei Kindern u. Jugendlichen<br />
� neben der Erfassung der Symptomatik auch zeitliche Entwicklung u.<br />
Verlauf, akut oder schleichend, kurz oder lang, bereits früher aufgetreten?<br />
� Krankheitsanamnese: körperlich u. psychisch<br />
� Biographische Anamnese: Familienanamnese u. Biographie des<br />
Patienten<br />
� Phasen:<br />
1. Prämorbide Entwicklung<br />
2. auslösende Faktoren<br />
3. Verlauf der Symptomatik<br />
� Selbstbeurteilungsverfahren:<br />
Beschwerdeliste (v. Zerssen)<br />
Befindlichkeitsskala (v. Zerssen)<br />
� testpsychologische Untersuchung<br />
� körperliche Untersuchung mit Fokussierung auf neurologische u.<br />
5<br />
5
5. Was bedeutet exogen,<br />
endogen u.<br />
psychogen?<br />
6. Was ist der Unterschied<br />
von Minus-Symptomatik<br />
u. produktiver Symptomatik?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� exogen ( = von außen entstanden, dem Körper aufgeprägt): äußere<br />
Krankheitsursachen überwiegen � körperlich begründet (Unfall, Tumor,<br />
Abbauprozesse des Gehirns; (akut/reversibel, chronisch/irreversibel)<br />
� körperlich begründbare/organische Psychosen<br />
- akute Syndrome = Reaktion auf akute Störungen der Hirnfunktion im<br />
Rahmen von Hirn- od. Allgemeinerkrankungen (Bewußtseinsminderung,<br />
Verwirrtheitszustand, Delir, Dämmerzustand)<br />
- chronische Syndrome = Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen<br />
aufgrund von längerdauernder od. chronischer diffuser Hirnschädigun<br />
gen (Demenz (hirnorganisches Psychosyndrom), Demenz-Sonderform:<br />
Korsakow-Syndrom (organisch-amnestisches Syndrom), MCD<br />
(Minimale<br />
Cerebrale Dysfunktion/frühkindlich exogenes Psychosyndrom))<br />
� endogen ( = von innen heraus entstanden, aus dem Körper selbst,<br />
seinem So-Sein entstanden): Krankheit ist wesentlich durch individuelle<br />
Disposition u. genetische Faktoren bedingt<br />
� ‚endogene’ Psychosen<br />
- schizophrene Psychosen (paranoid, hebephren, kataton, Schizophrenia<br />
simplex)<br />
- affektive Psychosen (monopolar: Depression, Manie; bipolar: manischdepressiv)<br />
� psychogen ( = aus psychischen Vorgängen entstanden):<br />
(überwiegend) psychische Ursache<br />
- neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen (ICD-10, S. 155)<br />
- psychogene/reaktive Psychosen (paranoid od. depressiv) (Möller, S.<br />
237 f; ICD-10, S. 121 u. 143 f)<br />
I produktive/Positivsymptomatik: prognostisch günstig:<br />
- Wahn u. Halluzination<br />
- positive formale Denkstörungen<br />
- bizarres u. desorganisiertes Verhalten<br />
� spricht auf klassische Neuroleptika an<br />
� Wahn ist positiv, da als produktive u. kreative Bewältigungsstrategie zu<br />
sehen<br />
II Minus-/Negativsymptomatik: Einschränkungen u. Defizite �<br />
prognostisch ungünstig:<br />
- Sprachverarmung (Alogie)<br />
- Aufmerksamkeitsstörungen<br />
- Affektverflachung<br />
- Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität<br />
- Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in<br />
Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit<br />
äußert)<br />
� spricht auf atypische Neuroleptika an<br />
Einteilung nach Nancy Andreasen (1982) � Wiederkehr des Symptom-<br />
Dualismus’ von Bleuler (u. Kraepelin) nach Störungsverlauf von<br />
Schizophrenien<br />
6<br />
6
2Symptome und Syndrome<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Symptom = Zeichen, Anzeichen, Kennzeichen, aus dem auf etwas anderes geschlossen werden kann; z.B.<br />
weisen Verhaltensweisen/Leistungen auf bestimmte psych. Vorgänge oder Eigenschaften hin.<br />
Syndrom = Zeichengruppe, Gruppe/Kombination von Symptomen � Ebene der Psychiatrie: Diagnosen<br />
werden meistens auf der Ebene der Syndrome gestellt.<br />
Nosologische Einheit = regelhafte Kombination von Symptomen, deren Ursache bekannt ist � in der<br />
Psychiatrie sehr selten Diagnosen auf dieser Ebene (Bsp: Korsakow-Syndrom = alkoholinduzierte Psychose);<br />
vor allem Ebene der Medizin.<br />
Psychiatrische Diagnosen:<br />
Bewußtseinsstörungen<br />
Symptome<br />
Syndrome � Diagnose<br />
Nosologische Einheit<br />
7<br />
7
1. Welche Bewußtseinsstörungen<br />
unterscheidet man?<br />
2. Was ist der Unterschied<br />
zwischen<br />
Bewußtseinsstörung u.<br />
Halluzination?<br />
Orientierungsstörungen<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Bewußtsein = die Fähigkeit, wach u. klar denken, fühlen u. handeln zu<br />
können (Möller, S. 69); unter Erlebnisperspektive = die Gesamtheit der<br />
Erlebnisse, d.h. der erlebten (= bewußten) psychischen Zustände u.<br />
Aktivitäten sowie zusätzlich die Tatsache ihres Bewußt-Seins, die<br />
besondere Art des unmittelbaren Gewahrseins dieser Erlebnisse, die<br />
innere Erfahrung; (zweite Perspektive: kognitive Psychologie) (Dorsch)<br />
Bewußtseinsstörungen = Sammelbegriff für<br />
� quantitative Störungen durch Einschränkung der Wachheit des<br />
Bewußtseins � Bewußtseinsverminderung: Herabsetzung der<br />
Wachheit (Vigilanz) verschiedenen Grades<br />
1. Benommenheit (leichteste Bewußtseinseinschränkung, Pat. ist<br />
schwer besinnlich, verlangsamt, in der Informationsaufnahme u.<br />
–verarbeitung eingeschränkt)<br />
2. Somnolenz (leichte Bewußtlosigkeit, Pat. ist schläfrig, aber leicht<br />
weckbar)<br />
3. Sopor (mittlere Bewußtlosigkeit, Pat. schläft, nur starke Reize können<br />
ihn wecken)<br />
4. Präkoma (tiefe Bewußtlosigkeit, Pat. ist bewußtlos u. nicht weckbar)<br />
5. Koma (tiefste Bewußtlosigkeit, Pat. hat keine Pupillen- u. Muskeleigenreflexe)<br />
� qualitative Störungen durch Veränderungen in den Bewußtseinsinhalten:<br />
1. Bewußtseinseinengung: Einengung des Umfangs der Bewußtseinsinhalte<br />
(z.B. durch Focussierung auf ein bestimmtes Erleben)<br />
2. Bewußtseinsverschiebung: Verschiebung in den Bewußtseinsinhalten<br />
in Form von Bewußtseinssteigerung (Steigerung von Intensität<br />
u. Helligkeit der Erlebnisse/Inhalte) u./od. Bewußtseinserweiterung<br />
(Vergrößerung des dem Bewußtsein erfahrbaren<br />
Raums bzw. der Tiefe)<br />
3. Bewußtseinstrübung: mangelnde Klarheit der Vergegenwärtigung<br />
der Bewußtseinsinhalte/des Erlebens, Verlust des Zusammenhangs<br />
des Erlebens, Zerstückelung des Bewußtseins<br />
Bewußtseinsstörungen gehen mit einer Veränderung sämtlicher<br />
psychischer Vorgänge einher, insbesondere mit Störungen der<br />
Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung u. des Denkens (Möller, S.<br />
69) � basale, breite Störung<br />
Bewußtseinsstörungen sind das diagnostische Leitsymptom von<br />
organischen/exogenen Psychosen! Bewußtseinstrübung � Delir,<br />
Verwirrtheitszustand (amentielles Syndrom � ohne Wahn u.<br />
Halluzinationen)<br />
� Halluzination = Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden<br />
Außenreiz, die für wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden; eine Art<br />
der Sinnestäuschungen/ Trugwahrnehmungen (Möller, S. 76); �<br />
begrenzte Störung, inhaltliche Denkstörung;<br />
Halluzinationen sind produktiver, denn neue, nicht existente Objekte<br />
werden halluziniert/hervorgebracht/’vorgestellt’/’gedacht’<br />
� Bewußtseinsstörung: � basale, breite Störung, die einhergeht mit<br />
Störungen der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung u. des<br />
Denkens<br />
bei Bewußtseinsverschiebung im Sinn einer Bewußtseinssteigerung<br />
sind die Inhalte nicht neu, sondern werden nur intensiver, heller, farbiger<br />
etc. erlebt<br />
8<br />
8
1. Welche Arten von<br />
Orientierungsstörungen<br />
gibt es?<br />
2. Wie sind<br />
Orientierungsstörungen zu<br />
überprüfen?<br />
3. Bei welchen<br />
Störungsbildern findet<br />
man welche<br />
Orientierungsstörung?<br />
Denkstörungen<br />
1. Welche Arten von<br />
Denkstörungen gibt es?<br />
2. a) Wie könnte man<br />
formale Denkstörungen<br />
ordnen?<br />
b) Wie kann man formale<br />
Denkstörungen überprüfen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Orientierungsstörungen = mangelndes Bescheidwissen u. Sich-zurecht-<br />
Finden in Situationen u. Gegebenheiten; graduelle Abstufungen in<br />
eingeschränkte Orientiertheit u. aufgehobene Orientiertheit =<br />
Desorientiertheit); 4 Arten von Desorientiertheit:<br />
1. zeitliche: Pat. weiß das Datum, den Wochentag, den Monat, das Jahr,<br />
die Jahreszeit nicht<br />
2. räumliche/örtliche: Pat. weiß nicht, wo er ist<br />
3. situative: Pat. erfaßt die Situation nicht, in der er s. gerade befindet<br />
4. zur eigenen Person: Pat. weiß seinen Namen, sein Geburtsdatum,<br />
wichtige persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten nicht<br />
(Möller, S. 70 f)<br />
Fragen zur Diagnosestellung:<br />
� Was für ein Tag ist heute?<br />
� Wann sind Sie in die Klinik gekommen?<br />
� In welcher Stadt sind wir?<br />
� In was für einer Einrichtung sind wir?<br />
� Wie alt sind Sie?<br />
� Wann wurden Sie geboren?<br />
� Sind Sie verheiratet?<br />
� zeitliche: Korsakow, Demenz, Delir<br />
� räumliche/örtliche: Demenz, in schweren Fällen des Delirs<br />
� situative: in fortgeschrittenen Stadien der Demenz u. in schweren<br />
Fällen des Delirs<br />
� zur eigenen Person: in fortgeschrittenen Stadien der Demenz u. in<br />
schweren Fällen des Delirs<br />
� formale = Spaltung des gedanklichen Zusammenhangs, Störungen<br />
des Denkablaufs; werden vom Patienten subjektiv empfunden u.<br />
äußern sich im sprachlichen Duktus:<br />
Denkverlangsamung, umständliches Denken, eingeengtes Denken,<br />
Perseveration (Wiederholung gleicher Denkinhalte), Grübeln<br />
(unablässige Beschäftigung mit unangenehmen Gedankengängen),<br />
Gedankendrängen, Ideenflucht (übermäßig einfallsreiche<br />
Gedankengänge mit Verlust des roten Fadens), Vorbeireden,<br />
Denksperrung/Gedankenabreißen, Inkohärentes<br />
Denken/Denkzerfahrenheit (sprunghafter, dissoziierter Gedankengang<br />
bis hin zum Wortsalat), Neologismus, Begriffszerfall, Kontamination<br />
(Verquickung unterschiedlicher, zum Teil logisch unvereinbarer<br />
Bedeutungen), Begriffsverschiebung (Konkretismus – Symbolismus),<br />
Paralogik (unlogische Argumentationskette)<br />
� inhaltliche:<br />
Zwangsideen (nicht unterdrückbare Denkinhalte), hypochondrische Gedanken,<br />
überwertige Ideen (stark affektiv besetzt), Wahnideen (Wahneinfall,<br />
Wahnwahrnehmung, Wahnsystem, Erklärungswahn), Halluzinationen<br />
(� Halluzinationen bei Lehmkuhl auch: Sinnestäuschungen)<br />
(akustisch, optisch, olfaktorisch, gustatorisch, haptisch/taktil, Körper-,<br />
Coenästhesien), Pseudo-Halluzinationen, hypnagoge Halluzinationen (im<br />
Halbschlaf)), eidetische Bilder (subjektive optische<br />
Anschauungserlebnisse, die auch nach längerer Zeit mit großer<br />
sinnlicher Anschaulichkeit reproduziert werden, vor allem bei Kindern u.<br />
Jugendlichen)<br />
(Möller, S. 73 ff u. 188 ff; Tölle, S. 199 ff)<br />
a) graduelle Anordnung von Sperrung/verlangsamt vs. Ideenflucht/beschleunigt<br />
b) durch Aufgabe,<br />
- Begriffe zu definieren (Begriffszerfall, -verschiebung, Kontamination)<br />
- bekannte Sprichwörter zu erklären (Konkretismus = Störungen der Wortübertragung,<br />
der Überstiegsfähigkeit)<br />
- den Sinngehalt einer Fabel (Tiergeschichte) zu deuten (Sinnerfassung)<br />
9<br />
9
3. a) Was sind Perserverationen?<br />
b) Bei welchen Störungen<br />
treten sie auf?<br />
4. Was sind<br />
Sinnestäuschungen?<br />
5. Definition von<br />
Halluzination?<br />
6. Von welchen anderen<br />
Wahrnehmungsstörungen<br />
sind Halluzinationen<br />
abzugrenzen?<br />
7. Was versteht man unter<br />
einer Illusion?<br />
Wahn<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
a) = Wiederholung gleicher Denkinhalte u. Haftenbleiben an vorherigen<br />
Worten od. Angaben, die jetzt nicht mehr sinnvoll sind (formale<br />
Denkstörung) (Möller, S. 74); Wiederholung bzw. Haftenbleiben an<br />
Bewegungen, Wörtern, Vorstellungen (Schmidt, S. 278)<br />
b) - Schizophrenie, Demenz<br />
- Autismus, Epilepsie (als Folgeerscheinung nach häufigen Anfällen:<br />
dementielle Entwicklung mit chronisch-diffuser Hirnschädigung)<br />
= Verkennung der objektiven Gegebenheiten durch die Sinnesorgane<br />
einschließlich der weitergehenden Reizverarbeitung im Gehirn; 2 Arten:<br />
1. Halluzinationen: ohne in der Außenwelt objektiv vorhandene<br />
Gegebenheit<br />
2. illusionäre Verkennungen: in der Außenwelt objektiv vorhandene<br />
Gegebenheit wird subjektiv verkannt (Dorsch) � meist affektgetragen<br />
(z.B. im Delir) (Klosterkötter)<br />
= Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden Außenreiz, die für<br />
wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden (Möller, S. 76)<br />
akustische, optische, haptische/taktile, olfaktorische (Geruch),<br />
gustatorische (Geschmack), Coenästhesien/Körperhalluzinationen,<br />
Pseudohalluzinationen (Unwirklichkeit wird erkannt), vestibuläre<br />
Halluzinationen (Kranke meinen, der Boden würde unter ihnen<br />
weggezogen, sie würden taumeln, schwanken u. jeden Moment hinfallen)<br />
Pseudohalluzinationen: Trugwahrnehmungen, bei denen die<br />
Unwirklichkeit der Trugwahrnehmung erkannt wird<br />
eidetische Phänomene/Bilder: besondere Fähigkeit zu lebendigen, bildhaften<br />
Vorstellungen/subjektive optische Anschauungserlebnisse, die<br />
auch nach längerer Zeit mit großer sinnlicher Anschaulichkeit reproduziert<br />
werden, vor allem bei Kindern u. Jugendlichen)<br />
Pareidolien: Sinnestäuschungen, bei denen in tatsächlich vorhandene<br />
Gegenstände allerlei Nichtvorhandenes zusätzlich hineingesehen wird<br />
illusionäre Verkennung: etwas wirklich gegenständlich Vorhandendes<br />
wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z.B. Tapetenmuster<br />
werden als Gesichter gesehen<br />
= illusionäre Verkennung: etwas wirklich gegenständlich Vorhandendes<br />
wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z.B. Tapetenmuster<br />
werden als Gesichter gesehen<br />
1. Was ist Wahn? Wahn = objektiv falsche Beurteilung der Realität, die<br />
erfahrungsunabhängig auftritt u. an der mit subjektiver Gewißheit<br />
unkorrigierbar festgehalten wird; die Überzeugung steht im Widerspruch<br />
zur Wirklichkeit u. zur Erfahrung u. Überzeugung der gesunden<br />
Mitmenschen<br />
� abzugrenzen von überwertigen Ideen, die nicht absolut unkorrigierbar<br />
sind ( = stark affektiv besetzte Ideen, die das gesamte Denken in<br />
unsachlicher u. einseitiger Weise beherrschen)<br />
� Wahn ist ein Bewältigungsphänomen (Coping-Strategie), mit dem der<br />
Pat. kreativ u. produktiv auf die veränderte Welt reagiert u. sich damit<br />
kontrolliert � produktives Symptom, prognostisch günstig!<br />
10<br />
10
2. Was ist für Wahn<br />
charakteristisch? Was<br />
kennzeichnet den Wahn?<br />
3. Welche Arten von<br />
Wahnerleben gibt es?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
3 wichtige Wahnkriterien:<br />
1. subjektive Gewißheit (die Überzeugung hat hohe unerschütterliche<br />
subjektive Evidenz)<br />
2. Unkorrigierbarkeit (von der ich-bezogenen Überzeugung kann nicht<br />
abgesehen werden, da die Fähigkeit zum Wechsel des Bezugssystems<br />
fehlt (Überstiegsfähigkeit)<br />
3. Unwiderlegbarkeit (die Überzeugung beruht gänzlich auf sich selbst<br />
u. bedarf keines Beweises (Tölle, S. 176 f)<br />
(bzw. Unmöglichkeit/Unverstehbarkeit des Inhalts bei Klosterkötter als<br />
drittes u. weichstes Kriterium)<br />
weitere Wahnkriterien (nicht obligatorisch):<br />
4. Beziehungssetzung/Ich-Bezogenheit<br />
5. abnormes Bedeutungsbewußtsein (Tölle, S. 174 u. 176 f)<br />
Überstiegsfähigkeit = souveräne Möglichkeit, zwischen der gemeinsame<br />
Realität, die der einzelne mit seinen Mitmenschen teilt, und einer<br />
individuellen Vorstellungswelt (Nebenrealität) zu wechseln<br />
(Perspektivenwechsel, vgl. Piaget).<br />
Erfordert die Fähigkeit zur Relativierung der eigenen Person (als Ergebnis<br />
der entwickelten Dominanz der gemeinsamen Realität gegenüber der<br />
Nebenrealität), die sich erst im Vorschulalter bis zur Einschulung<br />
entwickelt. Beim Kleinkind stehen die gemeinsame Realität u. die<br />
Nebenrealität noch gleichberechtigt nebeneinander � die ich-bezogene<br />
Denkweise des Klein-kinds (frühkindlicher Ego-Zentrismus, vgl. Piaget)<br />
ähnelt dem wahnhaften Denken (Tölle, S. 215 f u. 176)<br />
Aufbau des Wahns (Phänomene):<br />
1. Wahnstimmung (Stimmung des Unheimlichen, Vieldeutigen)<br />
2. a) Wahnwahrnehmung (zweigliedrig): eine richtige<br />
Sinneswahrnehmung (1. Glied) erhält eine abnorme, auf den Pat.<br />
bezogene wahnhafte Bedeutung (2. Glied) � Wahn mit Bezugnahme auf<br />
äußere Wahrnehmung � markantestes Wahnphänomen (Symptom 1.<br />
Rangs nach Schneider)<br />
(� Illusionäre Verkennung (Sinnestäuschung): in der Außenwelt objektiv<br />
vorhandene Gegebenheit wird subjektiv verkannt)<br />
oder<br />
2. b) Wahneinfall (eingliedrig): plötzlich aufkommende wahnhafte<br />
Überzeugung, momentan evidente Idee � Wahn ohne Bezugnahme auf<br />
äußere Wahrnehmung (Symptom 2. Rangs nach Schneider)<br />
3. Wahnarbeit: Pat. ‚arbeitet’ an seinen Wahnerlebnissen � Coping<br />
4. Wahnsystem: Wahngebäude aus untereinander verknüpften Wahn-<br />
ideen; Ergebnis der Wahnarbeit (Möller, S. 75 f; Klosterkötter)<br />
Wahndynamik: affektive Anteilnahme am Wahn, Kraft des Antriebs u.<br />
Stärke der im Wahn wirksamen Affekte<br />
Erklärungswahn: wahnhafte Überzeugungen zur Erklärung von<br />
psychotischen Symptomen (z.B. Halluzinationen)<br />
synthyme Wahnphänomene: kongruent zu Stimmung/Gefühlen �<br />
weisen auf eine affektive Psychose (Depression, Manie) hin<br />
parathyme Wahnphänomene: inkongruent od. neutral zu Stimmung/<br />
Gefühlen (� weisen auf Schizophrenie od. schizo-affektive Psychose<br />
(paranoid-depressiv od. paranoid-manisch) hin (Klosterkötter)<br />
Synthymie = Einheitlichkeit von Stimmungs-/Gefühlslage<br />
Parathymie = Störung, bes. Umkehrung von Stimmungs-/Gefühlslage<br />
(Dysthymie = länger andauernde traurige Stimmungs-/Gefühlslage)<br />
(Katathymie = Sachverhalt, daß psychische Funktionen (Wahrnehmung,<br />
Denken, Erinnerung etc.) durch affektive Erlebniskomplexe beeinflußt<br />
werden; auch: plötzlicher Stimmungswechsel)<br />
11<br />
11
4. Welche Wahnthemen<br />
kennen Sie?<br />
5. Welche Wahnthemen<br />
treten bei<br />
Schizophrenie,<br />
Melancholie, Manie auf?<br />
6. Abgrenzung von Wahn<br />
u. Zwang?<br />
7. Bei welcher Störung tritt<br />
Eifersuchtswahn auf?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Beziehungs-, Abstammungs-, Sendungs-, sensitiver Beziehungs-,<br />
Bedeutungs-, Beeinträchtigungs-/Vergiftungs-, Vernichtungs-,<br />
Verfolgungs-, Eifersuchts-, Liebes-, Kontroll-, Schuld-, Versündigungs-,<br />
Verarmungs-, Insuffizienz-, Nichtigkeits-/nihilistischer, hypochondrischer,<br />
Größen- (Megalomanie), symbiontischer Wahn (folie à deux), wahnhafte<br />
Personenverkennung<br />
am häufigsten: Beziehungswahn (Möller, S. 76; Klosterkötter)<br />
� Schizophrenie: vielgestaltige Wahnthemen, richten sich nach<br />
Lebensumständen: Verfolgungs-, Vergiftungs-, Eifersuchts-,<br />
Beziehungswahn etc. � vor allem parathym!<br />
� Manie: Größen-, Liebeswahn (synthym!; aber auch parathymer Wahn<br />
möglich)<br />
� Melancholie: Schuld-, Versündigungs-, Verarmungs-,<br />
hypochondrischer W. (synthym! aber auch parathymer Wahn möglich)<br />
� Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ich-synton und werden als real<br />
akzeptiert � keine Krankheitseinsicht<br />
� Zwang: Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv<br />
erlebt � Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93)<br />
= wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen od. hintergangen zu werden<br />
� paranoide Schizophrenie*<br />
� anhaltende wahnhafte Störung/Wahnentwicklung: beim<br />
Zusammentreffen von expansiv (kämpferischer)-paranoider<br />
Persönlichkeitsstruktur u. kränkendem Erlebnis/Niederlage<br />
(Schlüsselerlebnis)<br />
� Alkoholismus: alkoholischer Eifersuchtswahn als Folge (bei einem<br />
geringen Prozentsatz der Alkoholiker), zumeist chronisch; klingt wenn<br />
überhaupt erst nach längerer Abstinenz ab � hirnorganisches<br />
Paranoid<br />
(ohne Halluzinationen! Wenn Halluzinationen � Alkoholhalluzinose (akut,<br />
vor allem akustisch in Form von drohenden Stimmen, Angststimmung,<br />
Verfolgungswahn zur Erklärung))<br />
� organische wahnhafte (schizophreniforme) Störung<br />
* paranoide Wahnvorstellungen: vor allem Verfolgungs- u. Größenwahn<br />
(Schmidt, S. 278); außerdem häufig Beziehungs-, Abstammungs-, Eifersuchtswahn<br />
(ICD-10)<br />
12<br />
12
8. Können<br />
psychodynamische<br />
Faktoren zur<br />
Wahnbildung beitragen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Tölle: psychodynamische Erklärung der Entstehung von Wahn/<br />
Wahnsystem vor allem bei Wahnentwicklung (anhaltende wahnhafte<br />
Störung) u. Schizophrenie:<br />
1) psychoreaktive Bedingungen: „’Wahneinfälle sind aus innerem<br />
Bedürfnis heraus entstanden.’ (Bleuler). Das innere Bedürfnis ist schon<br />
daran zu erkennen, daß s. der Wahnkranke nicht veranlaßt sieht, seine<br />
ungewöhnlichen Vorstellungen u, Wahrnehmungen auf ihre Gültigkeit zu<br />
überprüfen, was möglicherweise seine Annahmen gegenstandslos<br />
machen würde. Er wehrt s. auch gegen entsprechende Versuche eines<br />
Gesprächspartners. Wenn er s. in seinem Wahn nicht durch Erfahrung<br />
beirren lassen ‚will’, muß der Wahn eine innere Notwendigkeit darstellen,<br />
die er nicht aufgeben kann.“<br />
2) psychodynamische Beziehungen: „Je mehr die Aufmerksamkeit auf<br />
biographische Zusammenhänge, auf Konflikte im Vorfeld u. auf Konflikte<br />
im Verlauf der Krankheit gerichtet wird, desto mehr verdichtet s. die<br />
Erfahrung psychodynamischer Beziehungen. Die Wahnthemen u.<br />
Wahnformen des Wahns sowie der Zeitpunkt des Auftretens<br />
erscheinen dann nicht mehr zufällig oder ‚endogen’. (...) Allerdings ist es<br />
bisher nicht gelungen, spezifische psychische Bedingungen für die<br />
Wahnbildung nachzuweisen. Diese Erfahrung legt die Annahme weiterer<br />
Entstehungsbedingungen nahe, wie Anlage (genetische, körperliche u.<br />
insbesondere psychosoziale Entwicklungseinflüsse in den frühen<br />
Entwicklungsphasen) od. noch unbekannte somatische Faktoren. Die<br />
Erfahrung, daß psychodynamische Vorgänge an der Wahngenese beteiligt<br />
sind, ist gesichert.<br />
Psychodynamisch wird die Wahnbildung mit dem Vorgang der Projektion<br />
im spezifischen Sinn einer radikalen Verlagerung von inkompatiblen<br />
Erlebnisinhalten von der eigenen Person in die Außenwelt<br />
(Externalisierung) zu erklären versucht, woraus eine<br />
Realitätsbezugsstörung resultiert (≠ neurotische Projektion!).<br />
Bsp.1): 1. Konflikt zwischen Triebwünschen u. Gewissen (Über-Ich) � 2.<br />
unerträgliches Schulderleben � 3. Projektion der Selbstvorwürfe in<br />
Beschimpfungen u. Drohungen der Außenwelt in Form von Stimmen im<br />
Verfolgungswahn, um die Unerträglichkeit abzuwehren u. subjektive<br />
Entlastung des eigenen Erlebens zu erzielen.<br />
Bsp.2): 1. Konflikt zwischen zwischen erotischen/sexuellen Wünschen u.<br />
dem Über-Ich � 2. Schulderleben bzw. 1. Unvereinbarkeit von<br />
erotischen/sexuellen Wünschen mit der Realität, weil sie von der sie<br />
betreffenden Person nicht geteilt werden � 2. unerträgliches<br />
Schamerleben � 3. Projektion der Wünsche auf die andere Person<br />
(Subjekt-Objekt-Umkehr), die nun liebt u. begehrt, in Form von<br />
Liebeswahn zur Entlastung u. unter Umständen Wunscherfüllung. (S. 179<br />
f)<br />
Bei schizophrenem Wahn wird besonders deutlich, wie die<br />
Wahnthematik von der Erlebniswelt des Pat. geprägt ist. Er spricht von<br />
Freimaurern u. Juden, Faschisten od. Kommunisten, Radargeräten u.<br />
Strahlungen, Mikrophonen u. Fernsehkameras. Der Wahn kann als<br />
Ergebnis der Auseinandersetzung der Person mit dem einbrechenden<br />
schizophrenen Erleben verstanden werden. ‚Die Psychose ist ein<br />
Kunstwerk der Verzweiflung.’ (Klaesi). (...) Defizittheorie nach Federn: 1.<br />
Mangel an Ich-Besetzung � 2. Invasion falscher Wirklichkeiten � 3.<br />
radikale Regression als Abwehrversuch dieser Invasion, aber es kommt zu<br />
einer Niederlage des Ich. Konflikttheorie nach Winkler: 1. Konflikt � 2.<br />
unerträgliches Schulderleben � 3. Abwehrmaßnahmen des Ich zur<br />
Entlastung von den mit dem Ich unvereinbaren Schuldgefühlen: a) Ich-<br />
Anachorese (Rückzug des Ich von den Schuldgefühlen), b) Ich-<br />
Mythisierung (Entrückung aus der persönlichen Existenz, zusammen mit<br />
Wahnbildung). Nicht Belastungen an sich, sondern bestimmte Konflikte<br />
sind also Risikofaktoren für die Schizophreniegenese, genauer gesagt: die<br />
mißlungenen Konfliktverarbeitungen eines geschwächten Ich, unter<br />
Einsatz anderer Abwehrmaßnahmen als bei Neurosen. (S. 194 u. 214 f).<br />
Typischer Konflikt bei schizophrenen Pat.: Ambivalenzkonflikt in<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen: Angst vor der Gefahr,<br />
Mitmenschen übermäßig nah zu kommen, bei gleichzeitig starkem<br />
Bedürfnis nach mitmenschlicher Nähe.“ (S. 213).<br />
13<br />
13
9. Bei welchen Störungen<br />
kommt Wahn vor?<br />
10. Was versteht man unter<br />
einer Wahnentwicklung?<br />
11.Wie entsteht sensitiver<br />
Beziehungswahn?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Schizophrenie<br />
� organische wahnhafte (schizophreniforme) Störungen (bei<br />
Hirnschädigungen) (~organische/exogene Psychosen)<br />
� anhaltende wahnhafte Störung (mindestens 3 Monate lang u. ohne<br />
Halluzinationen)<br />
� andere anhaltende wahnhafte Störungen (kürzer als 3 Monate u. in<br />
begrenztem Ausmaß Halluzinationen)<br />
� affektive Störungen mit psychotischen Symptomen (Manie, schwere<br />
depressive Episode, bipolare affektive Störungen)<br />
[~affektive/endogene Psychosen)<br />
� chronischer Alkoholismus (akute Alkoholhalluzinose mit<br />
Verfolgungswahn, chronischer alkoholischer Eifersuchtswahn)<br />
= eine anhaltende/chronische wahnhafte Störung (nur Wahn, keine<br />
Symptome der Schizophrenie od. der affektiven Psychose); chronische<br />
wahnhafte Störungen entstehen durch das Zusammentreffen einer<br />
besonderen Persönlichkeitsstruktur mit besonderen Erlebnissen<br />
(Schlüsselerlebnissen); die Wurzel des Wahns ist eine überwertige Idee,<br />
die s. kompensatorisch zum katathymen (= aus affektiven<br />
Erlebniskomplexen entspringend) Wahn weiterentwickelt �<br />
charakterogene Wahnentwicklung;<br />
Arten: expansive/sthenisch-kämpferische) Persönlichkeitsstruktur �<br />
Verfolgungs-, Größen-, Eifersuchts- od. Querulantenwahn; sensitive<br />
(besonders kränkbare) Persönlichkeitsstruktur � sensitiver<br />
Beziehungswahn; schwerhörige Personen � Verfolgungswahn bei<br />
Schwerhörigen; in Lebensgemeinschaft mit einem Wahnkranken lebende<br />
Personen � symbiontischer Wahn;<br />
Paranoia ist als eigenständige Krankheitsform umstritten: viele Fälle sind<br />
Grenzformen der charakterogenen Wahnentwicklung, bei anderen ist eine<br />
Beziehung zum schizophrenen Formenkreis zu vermuten.<br />
Wahnentwicklungen/anhaltende wahnhafte Störungen sind therapeutisch<br />
kaum zu beeinflussen � meist ausgesprochen chronisch. Es kann<br />
versucht werden, die Wahndynamik durch Neuroleptika zu beeinflussen,<br />
u. mögliche pathogene Einflußfaktoren können durch Milieuwechsel u.<br />
supportive Psychotherapie reduziert werden. (Möller, S. 241 ff)<br />
= eine chronische/anhaltende wahnhafte Störung � charakterogene<br />
Wahnentwicklung; entsteht durch das Zusammentreffen einer<br />
sensitiven (besonders kränkbaren) Persönlichkeitsstruktur mit einem<br />
beschämenden, demütigenden, kränkenden Erlebnis<br />
(Schlüsselerlebnis), nach dem es zur überwertigen Idee der eigenen<br />
Minderwertigkeit kommt; diese überwertige Idee entwickelt s. weiter zum<br />
sensitiven Beziehungswahn, in dem vermutet wird, daß alle Menschen<br />
Anspielungen auf die erlebte Niederlage machen, um den katathymen<br />
Wahn, der aus dem Gefühl der Kränkung entspringt, zu kompensieren.<br />
(Möller, S. 242)<br />
Tölle: Entwicklung aus einer Trias von sensitiver Persönlichkeitsstruktur<br />
(retentiv = affektverhaltend), kleinstädtischem Milieu u. beschämendem<br />
u./o. Schulderlebnis, das zum Auslöser wird. Psychodynamik: Aufgrund<br />
der Retention bleibt das beschämende Erlebnis (Primärerlebnis) quälend<br />
u. beherrschend im Bewußtsein. Zur Abwehr erfolgt eine Inversion<br />
(Umschlag des Erlebens) des Primärerlebnisses in die wahnhafte<br />
‚Beobachtung’ (anschauliches Symbol), von allen begegnenden Menschen<br />
peinlich betrachtet u. verachtet zu werden (Sekundärerlebnis); Pat. bezieht<br />
alles, was geschieht, wahnhaft auf sich selbst. Entwickelt s. allmählich,<br />
meist unmerklich, da s. die Pat. nur schwer äußern können; wird oft erst<br />
durch Suizidversuch offenkundig. (S. 182 f)<br />
14<br />
14
12.Wie unterscheidet sich<br />
der sensitive<br />
Beziehungswahn von<br />
einer paranoiden<br />
Schizophrenie?<br />
13.Unter welchen<br />
Bedingungen entsteht ein<br />
symbiontischer Wahn?<br />
14.Was ist ein<br />
Querulantenwahn?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
sensitiver Beziehungswahn: nur Wahnthema Beziehungswahn<br />
(Menschen u. Dinge der Umwelt werden wahnhaft auf sich selbst<br />
bezogen; der Pat. meint, das Ereignisse in der Umgebung nur<br />
seinetwegen geschähen u. daß ihm damit etwas bedeutet werden solle<br />
(konkret: der Pat. bezieht alle Äußerungen/vermuteten Gedanken etc. von<br />
ihm begegnenden Menschen auf sich selbst, setzt sie zu sich in<br />
Beziehung, indem er überall Anspielungen auf das kränkende Erlebnis<br />
vermutet)), keine Symptome der paranoiden Schizophrenie (u. auch keine<br />
anderen psychotischen Symptome) (Tölle, S. 182)<br />
paranoide Schizophrenie: verschiedene Wahnthemen möglich u.<br />
zusätzlich schizophrene Symptome (Ich- u. Denkstörungen,<br />
Halluzinationen, verflachte o. inadäquate Affekte etc.)<br />
= Partizipation eines nahestehenden Menschen am Wahnerleben eines<br />
Pat. (induzierter Wahn, Folie à deux � folie communiqué); Bedingung:<br />
Lebensgemeinschaft mit einem Wahnkranken<br />
Entsteht durch die Übernahme der Wahnvorstellungen eines in enger<br />
Lebensgemeinschaft wohnenden wahnhaften Pat., zu dem meist eine<br />
enge emotionale Abhängigkeit besteht. Die Wahnvorstellungen des<br />
primären Pat. werden kritiklos akzeptiert u. weiter ausgebaut, können aber<br />
ggf. nach Trennung der beiden wieder aufgegeben werden. Beide Partner<br />
stärken s. wechselseitig in ihrem Wahn. Die psychot. Erkrankung des<br />
dominierenden primär erkrankten Pat. ist im allgemeinen schizophren. Die<br />
Wahnphänomene sind bei beiden Pat. in der Regel chronisch u. entweder<br />
Verfolgungs- od. Größenwahn. Fast immer leben die Partner in einer<br />
ungewöhnlichen Beziehung zusammen u. sind durch Sprache, Kultur od.<br />
geographische Situation von anderen Personen isoliert. (Möller, S. 242)<br />
Tölle:<br />
Entstehungsbedingungen: genetische Krankheitsbereitschaft beim Induzierten;<br />
Induzierter ist meist ich-schwächer als der primär Erkrankte, steht<br />
unter dessen Einfluß (abhängig); der paranoide Umweltbezug entspricht<br />
einem inneren Bedürfnis auch des Induzierten.<br />
Entwicklung: Unter dem Einfluß des induzierenden Partners erlebt der<br />
sekundär erkrankte Pat. die Welt so, wie sie sich diesem erschließt.<br />
Infolge wachsender sozialer Isolierung u. Zunahme der gemeinsamen<br />
Abwehr der Umwelt vertieft sich die Kommunikation zwischen beiden u.<br />
der Wahn wird zum Kommunikationsmedium. Das durch die Erkrankung<br />
des ersten Partners gestörte Gleichgewicht der Dyade kann durch die<br />
Erkrankung des zweiten wiederhergestellt werden (systemischer Aspekt!).<br />
Der Wahn wird zu einem gemeinsamen Anliegen beider Partner (wirbezogener<br />
konformer Wahn), so daß es zu gemeinsamer Wahnarbeit<br />
kommen kann, in der jeder der Partner sowohl Induzierender als auch<br />
Induzierter ist.<br />
Behandlung: erfordert Trennung der beiden; nur bei frühzeitiger Trennung<br />
gute Heilungschancen für induzierten Wahn; oft gelingt Trennung nicht,<br />
dann chronischer Verlauf. (S. 186)<br />
= expansive Wahnentwicklung durch das Zusammentreffen einer<br />
expansiv-kämpferischen Persönlichkeitsstruktur u. einem<br />
Benachteiligungs-, Unrechtserlebnis/Erlebnis des verletztes<br />
Rechtsempfindens (Schlüsselerlebnis), nach dem es zur überwertigen<br />
Idee der eigenen Benachteiligung kommt; diese überwertige Idee<br />
(querulatorische Fehlhaltung) entwickelt s. weiter zum Querulantenwahn,<br />
in dem eine systematische Benachteiligung u. Verschwörung vermutet<br />
wird, um den katathymen Wahn, der aus dem Gefühl der Benachteiligung<br />
entspringt, zu kompensieren. (Möller, S. 242)<br />
Tölle:<br />
Diese querulantische Fehlhaltung (überwertige Idee) kann ohne klare<br />
Grenze in den Querulantenwahn übergehen, in dem der Pat. der Umwelt<br />
verwerfliche Motive unterstellt u. unter Einsatz aller Mittel, auch strafbarer<br />
Handlungen, um sein vermeintliches Recht kämpft; charakteristisch ist die<br />
Ausweitung des Kampfs vom ursprünglichen Gegner auf die gesamte<br />
Gesellschaft im Sinn einer wahnhaften Überzeugung einer systematischen<br />
Benachteiligung u. Verschwörung, absolute Uneinsichtigkeit u. Selbstgerechtigkeit.<br />
� Geschäftsunfähigkeit! (S. 184 f)<br />
15<br />
15
15.Warum kann sich bei<br />
Kleinkindern kein Wahn<br />
entwickeln?<br />
Zwang<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
weil der frühkindliche Egozentrismus noch nicht überwunden ist: das<br />
Kleinkind kann sich noch nicht relativieren (Fähigkeit zur<br />
Perspektivenübernahme, vgl. Piaget), weil der bisher aufgebaute<br />
Realitätsbezug noch keine Dominanz der gemeinsamen Realität<br />
gegenüber der Nebenrealität des Kindes beinhaltet; es hat noch<br />
Schwierigkeiten, zwischen Nebenrealität u. gemeinsamer Realität zu<br />
unterscheiden � begrenzte Überstiegsfähigkeit (Fähigkeit, das<br />
Bezugssystem zu wechseln). Die Fähigkeit zur Relativierung der eigenen<br />
Person (als Ergebnis der entwickelten Dominanz der gemeinsamen<br />
Realität gegenüber der Nebenrealität) entwickelt sich erst im<br />
Vorschulalter bis zur Einschulung. Beim Kleinkind stehen die<br />
gemeinsame Realität u. die Nebenrealität noch gleichberechtigt<br />
nebeneinander � die ich-bezogene Denkweise des Kleinkinds im Sinn<br />
des frühkindlichen Egozentrismus’ ähnelt dem wahnhaften Denken<br />
(Tölle, S. 215 f u. 176)<br />
� Wahnsymptome also erst ab ~ Einschulung (6 Jahre) als solche diagnostizierbar!<br />
� man muß Störungen entwicklungsbezogen betrachten!<br />
Möller: schizophrene Psychosen ab Schulalter (6 Jahre) möglich, aber<br />
sehr selten; endogene Psychosen ab Vorpubertät (ca. 9 Jahre (Mädchen)<br />
bzw. 11 Jahre (Jungen)) möglich, aber sehr selten (S. 373)<br />
16<br />
16
1. Welche<br />
Zwangssymptome gibt<br />
es?<br />
2. Beschreiben Sie Zwang<br />
(mit Beispiel)!<br />
3. Abgrenzung von Zwang<br />
u. Wahn?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Zwangsgedanken/-ideen: aufgedrängte, nicht unterdrückbare<br />
Denkinhalte, die entweder selbst als sinnlos od. in ihrer Persistenz u.<br />
Penetranz als unsinnig u. meist als quälend empfunden werden Es<br />
handelt s. oft um aggressive, sexuelle od. obszöne Gedanken, die<br />
Schuldgefühle wecken. Nicht selten muß gleich das Gegenteil gedacht<br />
werden. Häufig muß der Pat. Geschehenes immer wieder gedanklich<br />
rekapitulieren, um s. zu vergewissern, daß er es richtig gemacht hat<br />
(Möller, S. 75 u. 260).<br />
� Zwangsbefürchtungen: eine besondere Art von Zwangsgedanken,<br />
zumeist mit aggressiv schädigendem, obszönen od. anderen Inhalt.<br />
(Möller, S. 260) Sie werden von der Angst bestimmt, es könne<br />
jemandem etwas zustoßen/zugestoßen sein, er könne abstürzen,<br />
überfahren werden etc.. Es geht dabei vor allem um andere Menschen<br />
(z.B. Angehörige), denen etwas passieren könne od. passiert sei u. der<br />
Pat. sei schuld an dem Unglück (pathologische Schuldgefühle) –<br />
weniger um die eigene Person (wie bei den Phobien). (Tölle, S. 89)<br />
� Zwangsimpulse: Regungen von bevorzugt aggressiver Art, die sich<br />
sehr penetrant einstellen; sie beinhalten insbesondere aggessive<br />
Regungen, die sich auf andere Menschen beziehen, die man<br />
schädigen werde (weniger sich selbst); z.B. Impulse, sich aus dem<br />
Fenster zu stürzen u. dabei dem eigenen Kind etwas antun; mit einem<br />
Messer jemanden verletzen od. gar töten, sobald man es in die Hand<br />
nehme; Obszönes aussprechen etc., also Impulse, Verbotenes zu<br />
wollen, denken od. tun. Der Pat. gibt diesen Impulsen nicht nach, aber<br />
er erlebt s. als unfrei u. bekommt bei seinem meist stark ausgeprägten<br />
ethischen Empfinden zusätzliche Schuldgefühle u. Ängste<br />
(Gewissensangst). (Tölle, S. 89 f). Diese aggressiven Tendenzen<br />
werden vom Pat. häufig durch ausgedehnte abwehrende<br />
Verhaltensweisen verhindert. (Möller, S. 260)<br />
� Zwangshandlungen/-verhalten: in ihrer Art od. Intensität als sinnlos<br />
erkannte u. meist als quälend empfundene, nicht unterdrückbare<br />
Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen od.<br />
Zwangsbefürchtungen. Zwangshandlungen werden durch Kombination<br />
mehrerer Zwänge auch manchmal zu Zwangsritualen ausgebaut, bei<br />
denen die Zwänge in bestimmter Reihenfolge ausgeführt werden<br />
müssen. Viele Zwangshandlungen u. –rituale haben etwas Magisches:<br />
wie mit einem Zauberritus soll etwas Schlimmes ferngehalten werden.<br />
(Möller, S. 81 u. 260) z.B. Zählen, Ordnung-Machen, Sich-Waschen,<br />
Kontrollieren. Der Pat. wehrt s. erfolglos gegen diese unsinnigen<br />
Zwangshandlungen, denn wenn er sie unterläßt, entsteht Angst (etwas<br />
werde verlorengehen, er werde jem. mit Bakterien infizieren, es werde<br />
durch sein Verschulden ein Unglück eintreten). Diese Angst kann nur<br />
durch erneute Angsthandlungen behoben werden, wenigstens<br />
vorübergehend. (Tölle, S. 90)<br />
� Zwangssymptome haben die Tendenz, s. auszubreiten!<br />
� komplementäres Verhältnis von Zwang u. Angst: Zwar werden<br />
Angst/Phobie u. Zwang unterschieden: der Gegenstand einer Phobie<br />
kann vermieden werden, während s. Zwang ständig aufdrängt. Aber klinisch<br />
hängt Zwang mit der auf bestimmte Objekte od. Situationen fixierten<br />
Angst zusammen: Zwang dient der Angstabwehr, zielt auf Absicherung.<br />
(Tölle, S. 90)<br />
� enge Verbindung von Zwangssysmptomen, vor allem Zwangsgedanken,<br />
u. Depression: Pat. mit einer Zwangsstörung haben oft depressive<br />
Symptome, u. Pat. mit einer rezidivierenden depressiven Störung können<br />
während der Episoden Zwangsgedanken entwickeln. (ICD-10)<br />
siehe unten, Kap. 6<br />
� Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ich-synton und werden als real<br />
akzeptiert � keine Krankheitseinsicht<br />
� Zwang: Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv<br />
erlebt � Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93)<br />
17<br />
17
4. Bei welchen Störungen<br />
werden Zwangssymptome<br />
angetroffen?<br />
Diverses<br />
1. Bei welchen Störungen<br />
kommt magisches Denken<br />
vor?<br />
2. Was ist das Kopfkissen-<br />
Syndrom?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� anankastische Persönlichkeitsstörung (vs. anankastische/zwanghafte<br />
Persönlichkeit/-sstruktur � noch im normal-psychologischen Bereich)<br />
� Zwangsstörung (Zwangsneurose, anankastische Neurose)<br />
� neurotische Verläufe mit Angst-, Depressions- od. hypochondrischer<br />
Symptomatik, die erst später zu Zwangsphänomenen führen<br />
(umgekehrt ist es seltener)<br />
� rezidivierende depressive Störung (anankastische Depression)<br />
(zwanghaftes Grübeln)<br />
� Beginn von Schizophrenien (seltener)<br />
� Ticstörungen: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S.<br />
160)<br />
� Tourette-Syndrom<br />
� organische psychische Störungen<br />
� organische Hirnerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie)<br />
(Zwang wird dranghaft u. weniger ich-fremd erlebt)<br />
� isolierte u. soziale Phobien<br />
� Abhängigkeitssyndrome mit weitem Spektrum unterschiedlicher<br />
Substanzen (Pat. erlebt eine Art Zwang, regelmäßig jedes nur<br />
erreichbare Mittel zu s. zu nehmen u. entwickelt qualvolle Gefühle,<br />
Unruhe od. körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz)<br />
� Eßstörungen (ritualisiertes Eßverhalten)<br />
� Zwang ist eine der häufigsten u. letztlich unspezifischen Reaktionsweisen<br />
des Menschen, wie auch Angst u. Depressivität; Zwangsphänome<br />
ne sind im allgemeinen nicht auf eine Ursache zurückzuführen, sondern<br />
multifaktoriell bedingt (Tölle, S. 91)<br />
� Zwänge: Zwangsrituale (komplexe/kombinierte Zwangshandlungen)<br />
� Schizophrenie: schizophrene Wahngedanken haben im Unterschied zu<br />
Wahnidden anderer Genese oft ein magisch-mythisches Gepräge<br />
(Möller, S. 189)<br />
� (Ticstörungen?: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S.<br />
160) � beinhalten sie magisches Denken???)<br />
eine Bewegungsstereotypie/stereotype Bewegungsstörung: Kinder<br />
werfen beim Einschlafen den Kopf auf dem Kopfkissen seitlich hin u. her,<br />
schlagen den Kopf gegen das Kopfende des Bettes od. senken den Kopf<br />
u. den Oberkörper im Bett kniend bis auf die Matratze ab u. heben ihn<br />
wieder an.<br />
3. Was sind Stereotypien? � Stereotypien sind repetitive, relativ gleichförmige Bewegungen des<br />
Kopfes, Körpers u./od. der Hände, die im Unterschied zu den Tics<br />
zumindest eine gesamte Körperregion im Sinne einer integrierten,<br />
(zweckvollen?) u. offensichtlich willensgesteuerten Bewegung<br />
betreffen;Stereotypien werden subjektiv nicht als unangenehm<br />
empfunden (≠ Zwänge!)<br />
� Bewegungsstereotypien/stereotype Bewegungsstörungen (F98.4):<br />
wiederholte, gleichförmige, häufig rhythmische u. willkürlich in Gang<br />
gesetzte Bewegungen ohne Funktionscharakter, die nicht Symptom od.<br />
Teil einer anderen psychischen Störung sind; mit od. ohne<br />
Selbstbeschädigungen; meist bei Intelligenzminderung.<br />
Körper-, Kopfschaukeln, Kopfkissen-Syndrom, Haarezupfen, -drehen,<br />
Fingerschnippen, Händeschütteln. Selbstschädigende: Kopfanschlagen,<br />
Ins-Gesicht-Schlagen, In-die-Augen-Bohren (vor allem bei<br />
sehbehinderten/blinden Kindern), Sich-selbst-Beißen. (Schmidt, S. 156 f)<br />
18<br />
18
3Exogene seelische Störungen<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Allgemein<br />
Wodurch unterscheiden (hirn-)organische Psychosen = exogene Psychosen<br />
sich organische<br />
� Symptomatik:<br />
Psychosen von<br />
endogenen?<br />
1. exogene Psychosen wie Demenz, Korsakow-Syndrom u. Delir<br />
zeichnen sich durch Orientierungsstörungen aus!!!<br />
- Demenz: Desorientierung in der Zeit, im Raum u. zur Person<br />
- Korsakow: zeitliche Desorientierung<br />
- Delir: Desorientierung in der Zeit; in schweren Fällen auch<br />
im Raum u. zur Person (ICD-10)<br />
2. Störung bzw. Abbau kognitiver Fähigkeiten als Hauptmerkmal<br />
(Gedächtnis, Denkvermögen, Orientierung)<br />
� Verursachung:<br />
organische Psychosen sind direkt durch<br />
Hirnkrankheiten bzw. –schädigungen od. indirekt durch<br />
allgemeine körperliche Krankheiten, die die Hirnfunktion<br />
beeinträchtigen, verursacht (Möller, S. 128)<br />
� Verlauf:<br />
exogene Psychosen bilden sich meist zurück, wenn die<br />
(hirnorganische) Ursache beseitigt bzw. ausgeglichen werden<br />
kann<br />
Demenz<br />
Was ist Demenz? Demenz = chronisch hirnorganisches Psychosyndrom �<br />
chronische exogene Psychose (Möller, S. 140 ff; Tölle, S. 277 f)<br />
� beruht auf 1) schwerer Hirnerkrankung, 2) chronisch toxischen<br />
Einwirkungen auf das Gehirn und 3) fortschreitenden<br />
Hirnabbauprozessen; schleichender Beginn, chronischer Verlauf<br />
� ICD-10, Forschungskriterien: alle folgenden Symptome:<br />
1. Abnahme des Gedächtnisses (Aufnahme, Speichern, Wiedergabe<br />
von verbalem u. non-verbalem Material)<br />
2. Abnahme anderer kognitiver Fähigkeiten (abstraktes<br />
Denkvermögen, Kritik- u. Urteilsfähigkeit, Auffassungs-/<br />
Informationsverarbeitungs/Lernfähigkeit)<br />
3. Verminderung der affektiven Kontrolle u. des Antriebs/der<br />
Motivation (häufig depressive Symptome �<br />
Differentialdiagnose!), Störungen des Sozialverhaltens,<br />
Veränderungen der prämorbiden Persönlichkeit (Zuspitzung des<br />
früheren Charakters)<br />
4. keine (qualitativen) Bewußtseinsstörungen (≠ Delir!)<br />
Möller, Tölle, Klosterkötter:<br />
5. Desorientierung (√ hochgradige Gedächtnisstörungen ≠ Delir!)<br />
6. Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten (Waschen, Anziehen,<br />
Essen, Hygiene)<br />
7. Rechen- u. sprachliche Fähigkeiten<br />
� wichtigste Formen: Alzheimer (65%), vaskuläre (√ z.B multiple<br />
Hirninfarkte) � irreversibel!<br />
� dementielles Durchgangssyndrom (10%):ist reversibel bei<br />
rechtzeitiger Behandlung (√ z.B. Schiddrüsenerkrankung)<br />
� Differentialdignose: vor allem Depression ausschließen (kann<br />
Merkmale einer frühen Demenz zeigen: vor allem<br />
Gedächtnisstörung, Verlangsamung des Denkens, Mangel an<br />
Spontaneität)!<br />
19<br />
19
Welches Gedächtnis ist in<br />
erster Linie betroffen?<br />
Welche<br />
Orientierungsstörung liegt<br />
bei Demenz vor?<br />
Korsakow-Syndrom<br />
Was ist das Korsakow-<br />
Syndrom?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� zunächst Störung der Merkfähigkeit/ des<br />
Kurzzeitgedächtnisses;<br />
� im weiteren Verlauf zunehmende Beeinträchtigung des<br />
Langzeitgedächtnisses mit Störungen des Zeitgitters der<br />
Lebensgeschichte (Früheres wird zwar noch richtig geschildert,<br />
aber falsch datiert) � zeitliche Desorientierung!<br />
Erinnerungslücken werden mit Konfabulationen überbrückt bzw.<br />
kompensiert (z.B. Antwort: „So etwas fragt man nicht!“)<br />
Merkfähigkeit/Kurzzeitgedächtnis = Fähigkeit, s. frische Eindrücke<br />
bzw. Kenntnisse über eine Zeit von ca. 10 Minuten zu merken.<br />
Gedächtnis/Langzeitgedächtnis = Fähigkeit, s. an länger als 10<br />
Minuten zurückliegende Eindrücke bzw. Kenntnisse zu erinnern.<br />
Konfabulationen = Einfälle zum Ausfüllen von Erinnerungslücken,<br />
die vom Pat. für Erinnerungen gehalten werden; dabei können vom<br />
Pat. immer wieder andere Inhalte/Einfälle für dieselbe<br />
Erinnerungslücke angeboten werden<br />
(Möller, S. 72 f)<br />
Klosterkötter: besonders zeitliche Desorientiertheit � √<br />
hochgradige Gedächtnisstörung<br />
Möller: räumliche u. zeitliche (S. 141)<br />
Tölle: „Schwerste Gedächtnisstörungen führen zu Desorientiertheit:<br />
Wer Sinneseindrücke u. Informationen nicht während einer<br />
gewissen Zeit im Gedächtnis speichern kann, verliert die<br />
Orientierung im Raum, in der Zeit u. schließlich auch für die eigene<br />
Person.“ (S.277)<br />
organisch-amnestisches Syndrom = Sonderform der Demenz<br />
(chronisch hirnorganisches Psychosyndrom) � hirnorganisches<br />
Psychosyndrom (Möller, S. 143; Tölle, S. 278) (~chronische<br />
exogene Psychose)<br />
� zwischen Delir u. Demenz<br />
� extreme Störungen des Gedächtnisses:<br />
- Kurzzeitgedächtnis bis zum Sekundengedächtnis (Fähigkeit, s.<br />
Neues für einige Sekunden zu merken)<br />
- meist auch Langzeitgedächtnis<br />
- keine Störung des Immediatgedächtnisses (Fähigkeit zur<br />
unmittelbaren Wiedergabe)<br />
- anterograde Amnesie (inhaltlich od. zeitlich begrenzte<br />
Erinnerungsunfähigkeit für neue Eindrücke in einem bestimmten<br />
Zeitraum nach dem hirnschädigenden Ereignis)<br />
- retrograde Amnesie (inhaltlich od. zeitlich begrenzte<br />
Erinnerungsunfähigkeit in einem bestimmten Zeitraum vor dem<br />
hirnschädigenden Ereignis; zurückgreifender, immer weiter in<br />
die Vergangenheit fortschreitender Erinnerungsverlust, der s. in<br />
umgekehrter Reihenfolge wieder beheben kann)<br />
� zeitliche Desorientierung (√ hochgradige Gedächtnisstörung)<br />
� die amnestischen Lücken werden oft durch extreme<br />
Konfabulationen ausgefüllt;<br />
� keine Wahrnehmungstörungen (≠ Delir!) u. keine anderen<br />
kognitive Störungen einschließlich Intellekt (≠ Demenz!)<br />
� keine Bewußtseinsstörungen u. keine<br />
Aufmerksamkeitsstörungen (≠ Delir!)<br />
� grundsätzlich völlige Rückbildung möglich<br />
� Ursache: Hirnverletzung od. chronischer Alkoholismus<br />
alkoholisches Korsakow-Syndrom/schweres alkoholisches<br />
Psychosyndrom: entsteht primär od. sekundär aus Delir od.<br />
Wernicke-Psychose (Möller, S. 159 f)<br />
20<br />
20
Wie könnte man Korsakow<br />
testen?<br />
Delir<br />
Welche Symptome treten<br />
beim Delir auf??<br />
Welche<br />
Orientierungsstörung<br />
beim Delir?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Aufforderung, eine Geschichte nachzuerzählen � scheitert am<br />
gestörten Sekunden- Kurzzeitgedächtnis � Konfabulationen<br />
� Aufforderung, das eigene Leben in umgekehrter<br />
chronologischer Reihenfolge zu erzählen � scheitert an der<br />
retrograden Amnesie<br />
� differentialdiagnostisch: Aufforderung, einzelne Zahlen (sofort)<br />
nachzusprechen � gelingt wegen des intakten<br />
Immediatgedächtnisses<br />
Delir/delirantes Syndrom = akute exogene (hirnorganische)<br />
Psychose<br />
� beruht auf organischer Veränderung des ZNS; akuter Beginn,<br />
im Tagesverlauf wechselnd<br />
� ICD-10: leichte bis schwere Symptome in jedem der folgenden<br />
Bereiche:<br />
1. Störungen des Bewußtseins: Bewußtseinsminderung<br />
(quantitativ: zwischen leicht und total/Koma) und<br />
Bewußtseinstrübung (qualitativ: im Sinn mangelnder Klarheit od.<br />
Vergegenwärtigung des Erlebens im Eigenbereich od. in der<br />
Umwelt) (≠ Demenz!) und Aufmerksamkeitsstörungen<br />
2. Störungen des abstrakten Denkens im Sinn von Verwirrtheit<br />
(inkohärentes Denken) u. der Auffassung,<br />
Wahrnehmungsstörungen (Verzerrungen der Wahrnehmung,<br />
affektgetragene illusionäre Verkennungen der Umgebung (vgl.<br />
Gedicht „Der Erlkönig“ von Goethe!), Halluzinationen von<br />
überwiegend optisch-szenischer Art (Bewegung kleiner Objekte<br />
wie Fäden, Flocken, Tiere), hohe Suggestibilität),<br />
Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, zeitliche<br />
Desorientheit, in schweren Fällen auch räumliche u.<br />
Desorientierung zur Person (√ Bewußtseinstrübung ≠ Demenz!),<br />
3. psychomotorische Störungen (hyperaktiv bis zur Erschöpfung<br />
oder lethargisch)<br />
4. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus’<br />
5. affektive Störungen wie Depression, Angst, Reizbarkeit,<br />
Euphorie, Apathie, Ratlosigkeit<br />
Außerdem möglich (vor allem bei Alkoholentzugsdelir):<br />
6. vegetative Symptome (Pulsbeschleunigung, Schwitzen, Tremor<br />
u. allgemeine Unruhe) � im Alkoholentzugsdelir kommt es zu<br />
akuten lebensbedrohlichen vegetativen Entgleisungen,<br />
daher Krankenhauseinweisung unumgänglich!!! Da sich die<br />
vegetativen Störungen durch die notwendigen Medikamente<br />
zunächst verschlimmern (z.B. Blutdruck), Behandlung in der<br />
Intensivstation! Dauer von Alkoholentzugsdelir: 2-5 Tage<br />
� gewöhnlich vorübergehend u. reversibel, wenn die<br />
zugrundeliegende Ursache erkannt u. rechtzeitig behandelt<br />
wird; unbehandelt kann es in ein anderes hirnorganisches<br />
Syndrom übergehen od. bis zu einem dementiellen Zustand<br />
fortschreiten<br />
zeitliche Desorientheit, in schweren Fällen auch räumliche u.<br />
Desorientierung zur Person (ICD-10) � √ Bewußtseinstrübung!<br />
21<br />
21
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wie wird Delir ausgelöst? � Drogen-Intoxikation (Opioide, Cannabinoide, Kokain,<br />
synthetische Drogen: Crack? Ecstacy?)<br />
� chronische Alkohol-Intoxikation (Delirium tremens; 15% der<br />
Alkoholiker haben irgendwann ein Delirium tremens)<br />
� Alkohol- od. Drogenentzug (Entzugsdelir)<br />
� akute Schädigungen, Infektionen od. Erkrankungen des Gehirns<br />
� schwere Allgemeinerkrankungen (chronische Lebererkrankung,<br />
Leber- od. Nierenversagen, Karzinom, Herzinsuffizienz,<br />
epileptischer Anfall etc.)<br />
� hohes Fieber (Fieberdelir)<br />
� postoperative Komplikationen (Streß, Schmerzen,<br />
Schlaflosigkeit, Schmerzmittel, Elektrolytschwankungen,<br />
Infektion, hohes Fieber)<br />
� Intoxikation durch Psychopharmaka (trizyklische Antidepressiva,<br />
Welche Drogen lösen<br />
exogenes Psychosyndrom<br />
aus?<br />
Welche ist die häufigste<br />
exogene Psychose?<br />
Was ist der Unterschied<br />
von Delir u. Korsakow?<br />
Neuroleptika)<br />
Auslösung von akutem exogenem Psychosyndrom = Delir durch:<br />
� Alkohol<br />
� Drogen/psychotrope Substanzen wie Opioide, Cannabinoide,<br />
Kokain, Koffein, Halluzinogene, Tabak, flüchtige Lösungsmittel<br />
(vgl. ICD-10, Überblick zu F1)<br />
� Psychopharmaka (Nebenwirkungen z.B. von trizyklischen<br />
Antidepressiva, mittel- u. hochpotenten Neuroleptika)<br />
Delir � Prototyp der akuten exogenen Psychose<br />
Delir = akute exogene Psychose<br />
Korsakow = subakute bzw. chronische exogene Psychose<br />
22<br />
22
4Schizophrenie<br />
1. Einteilung der<br />
Psychosen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Psychosen/psychotische Störungen<br />
= psychiatrische Störungen, in denen die Beeinträchtigung der<br />
psychischen Funktionen ein so großes Ausmaß erreicht hat, daß dadurch<br />
Einsicht u. Fähigkeit, einigen der üblichen Lebensanforderungen zu<br />
entsprechen, od. der Realitätsbezug erheblich gestört sind (Möller, ICD-9);<br />
= Störungen mit Halluzinationen, Wahnphänomenen od. bestimmten<br />
Formen schweren abnormen Verhaltens wie schweren<br />
Erregungszuständen u. Überaktivität, ausgeprägter psychomotorischer<br />
Hemmung u. katatonen Symptomen (ICD-10)<br />
� exogen ( = von außen entstanden, dem Körper aufgeprägt): äußere<br />
Krankheitsursachen überwiegen; (akut/reversibel,<br />
chronisch/irreversibel)<br />
� körperlich begründbare/organische Psychosen<br />
- akute Syndrome = Reaktion auf akute Störungen der Hirnfunktion im<br />
Rahmen von Hirn- od. Allgemeinerkrankungen (Bewußtseinsminderung,<br />
Verwirrtheitszustand, Delir, Dämmerzustand)<br />
- chronische Syndrome = Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen<br />
aufgrund von längerdauernder od. chronischer diffuser Hirnschädigun<br />
gen (Demenz (hirnorganisches Psychosyndrom), Demenz-Sonderform:<br />
Korsakow-Syndrom (organisch-amnestisches Syndrom), MCD<br />
(Minimale<br />
Cerebrale Dysfunktion/frühkindlich exogenes Psychosyndrom))<br />
� endogen ( = von innen heraus entstanden, aus dem Körper selbst,<br />
seinem So-Sein entstanden): Krankheit ist wesentlich durch individuelle<br />
Disposition u. genetische Faktoren bedingt<br />
� ‚endogene’ Psychosen<br />
- schizophrene Psychosen (paranoid, hebephren, kataton, Schizophrenia<br />
simplex)<br />
- affektive Psychosen (monopolar: Depression, Manie; bipolar: manischdepressiv)<br />
23<br />
23
2. Einteilung der<br />
psychotischen<br />
Symptome?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
buntes, heterogenes Erscheinungsbild<br />
Bezeichnung Schizophrenie ( = Spaltungsirresein) geht auf Eugen<br />
Bleuler (1911) zurück, „da die elementarsten Störungen der so<br />
bezeichneten Psychosen in einer mangelhaften Einheit, einer<br />
Zersplitterung u. Aufspaltung des Denkens, Fühlens u. Wollens u. des<br />
subjektiven Gefühls der Persönlichkeit liegen“.<br />
Verschiedene Auffassungen zur pathognomonischen Wertigkeit der<br />
Symptome:<br />
Eugen Bleuler: Syptom-Dualismus aufgrund der längsschnittlichen<br />
Betrachtung des Verlaufs der psychotischen Störungen (zusätzlich zur<br />
querschnittlichen Beschreibung der Symptomatik):<br />
I Grundsymptome: obligatorische Symptome; dauerhaft u. prognostisch<br />
ungünstig:<br />
1. Störungen des Denkens � Zerfahrenheit<br />
2. Störungen des Affekts � Ambivalenz<br />
3. Störungen des Antriebs � Autismus<br />
II Akzessorische Symptome: zwar eindrucksvolle, aber weder<br />
obligatorische noch spezifische u. daher nicht diagnostisch<br />
ausschlaggebende Symptome; prognostisch günstig:<br />
1. Wahn<br />
2. Halluzination<br />
3. katatone Symptome<br />
Kurt Schneider:<br />
Symptome 1. Ranges: Bei eindeutigem Vorliegen eines dieser Symptome<br />
und Fehlen von körperlichen Grundkrankheiten Diagnose Schizophrenie:<br />
Gedankenlautwerden, dialogische Stimmen, kommentierende Stimmen,<br />
leibliche Beeinflussungserlebnisse, Gedankenentzug, andere<br />
Gedankenbeeinflussungen, Gedankenausbreitung u. –eingebung,<br />
Wahnwahrnehmung u. alles von anderen Gemachte u. Beeinflußte im<br />
Bereich des Fühlens, Strebens (Triebe) u. des Wollens.<br />
.<br />
Symptome 2. Ranges: Bei Vorliegen mehrerer dieser Symptome kommt<br />
es für die Diagnose auf den klinischen Gesamtzusammenhang an:<br />
andere Sinnestäuschungen (Coenästhesien), Wahneinfälle, Ratlosigkeit,<br />
depressive Verstimmungen, frohe Verstimmungen, erlebte<br />
Gefühlsverarmung u. andere optische, olfaktorische, gustatorische,<br />
sonstige akustische Halluzinationen<br />
Nancy Andreasen (1982): Wiederkehr des Symptom-Dualismus’ von<br />
Bleuler (u. Kraepelin) nach Störungsverlauf:<br />
I produktive/Positivsymptomatik: prognostisch günstig:<br />
- Wahn u. Halluzination<br />
- positive formale Denkstörungen<br />
- bizarres u. desorganisiertes Verhalten<br />
� spricht auf klassische Neuroleptika an<br />
� Wahn ist positiv, da als produktive u. kreative Bewältigungsstrategie zu<br />
sehen<br />
II Minus-/Negativsymptomatik: Einschränkungen u. Defizite �<br />
prognostisch ungünstig:<br />
- Sprachverarmung (Alogie)<br />
- Aufmerksamkeitsstörungen<br />
- Affektverflachung<br />
- Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität<br />
- Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in<br />
Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit<br />
äußert)<br />
� spricht auf atypische Neuroleptika an<br />
24<br />
24
3. Was sind die wichtigsten<br />
Merkmale der<br />
schizophrenen<br />
Psychosen?<br />
4. Ist die Sprache bei<br />
Schizophrenen gestört?<br />
5. Finden sich bei der<br />
Schizophrenie<br />
Orientierungsstörungen<br />
?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Wahn (inhaltliche Denkstörungen)<br />
Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, Wahnsystem, Erklärungswahn<br />
(Beziehungs- und Verfolgungswahn etc., mit bizarrem, magischmystischen<br />
Charakter)<br />
� Halluzinationen (~ inhaltliche Denkstörungen)<br />
akustische in Form des Stimmenhörens (imperative, dialogisierende u.<br />
kommentierende Stimmen) u. Gedankenlautwerdens, elementare<br />
akustische H., Körper-, Geruchs- u. Geschmackshalluzinationen<br />
� Ich-Störungen<br />
Grenze zw. Ich u. Umwelt wird durchlässig empfunden: Depersonalisation,<br />
Derealisation, Gedankenausbreitung, -eingebung, -entzug,<br />
Fremdbeeinflussungserlebnisse, Autismus<br />
� formale Denkstörungen<br />
Zerfahrenheit, Sperrung/Gedankenabreißen, Neologismus, Kontamination,<br />
Symboldenken, Perserverationen<br />
� affektive Störungen<br />
mangelnder affektiver Rapport (Kontakteinschränkung), Inadäquatheit der<br />
Gefühlsäußerungen in Form von z.B. Parathymie (unpassend zum gerade<br />
Berichteten od. zur Situation) u. Paramimie (unpassende Mimik),<br />
Gefühlseinbrüche unmotivierter Angst, Wut od. Glückseligkeit,<br />
Affektverflachung, läppischer Affekt (unernstes, seicht-flapsiges Auftreten<br />
mit leerer Heiterkeit od. fader Albernheit bei hebrephrener Form,<br />
psychotische Ambivalenz, depressive Verstimmung, Gefühlsarmut (vor<br />
allem bei Residualzustand)<br />
� katatone (die Psychomotorik betreffende) Symptome:<br />
- katatoner Stupor:<br />
Patient ist bewegungslos bei voll erhaltenem Bewußtsein, liegt wie<br />
erstarrt, spricht nicht (Mutismus), wirkt verängstigt, innerlich gespannt,<br />
Katalepsie<br />
- katatone Erregung:<br />
starke motorische Unruhe (Hyperkinese), z.T. stereotype<br />
Bewegungsabläufe, Schreien, Grimassieren, bis hin zum ungeordneten<br />
Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen und zielloser<br />
Aggressivität (Raptus)<br />
- Änderung der Kooperationsfähigkeit: Negativismus,<br />
Befehlsautomatie, Echolalie (Nachsprechen alles Gehörten),<br />
Echopraxie (Nachahmung von Bewegungen)<br />
- Bewegungs- u. Haltungsstereotypien<br />
- Sprachstereotypien: Verbigeration/verbale Perseveration<br />
(Wiederholung von Wörtern, Satzteilen, sich reimenden Klängen)<br />
katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand<br />
einhergehen<br />
� Störungen des Antriebs<br />
besonders bei Residualzustand: Mangel an Initiative, Interesse u. Energie,<br />
sozialer Rückzug, Vernachlässigung der Körperpflege, absonderliches<br />
Verhalten (Möller, S. 188 ff)<br />
� Klarheit des Bewußtseins u. intellektuelle Fähigkeiten bleiben erhalten<br />
� ICD-10: Symptomatik mindestens 1 Monat<br />
� insgesamt Verlust an Überstiegsfähigkeit = souveräne Möglichkeit,<br />
zwischen gemeinsamer Realität, die der einzelne mit seiner Umwelt teilt,<br />
u. einer individuellen Vorstellungswelt zu wechseln<br />
Tölle: bei den meisten Pat. nicht oder kaum auffällig. Manche: starker<br />
Rededrang, zerfahrenes Reden, absolutes Schweigen (Mutismus�<br />
katatone Form!), Manieriertheit, Neologismen, Kontamination,<br />
Klangassoziationen (Verbigeration � katatone Form)<br />
nein, nur bei exogenen Psychosen (Demenz, Korsakow, Delir �<br />
insgesamt vor allem zeitliche Desorientierung)!<br />
25<br />
25
6. Ist Wahn beweisend für<br />
Schizophrenie?<br />
7. Wie sieht der<br />
schizophrene Affekt<br />
aus? Welche<br />
Veränderungen der<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
nein, Wahn ist akzessorisches Symptom (vgl. Bleuler): akzessorische/<br />
produktive Symptome (Wahn, Halluzination, katatone Symptome) finden<br />
sich nicht bei allen Schizophrenien u. können auch bei anderen<br />
psychischen Störungen (Depression, Manie, organische Psychosen)<br />
auftreten; allerdings entwickeln 80% der Schizophrenen wenigstens<br />
einmal im Verlauf ihrer Erkrankung produktive Symptome (Möller, S. 186)<br />
mangelnder affektiver Rapport, inadäquater Affekt (Parathymie u.<br />
Paramimie), flacher Affekt, Gefühlseinbrüche (Angst, Wut, Glückseligkeit),<br />
Ambivalenz (Lachen u. Weinen nebeneinander), wechselhaft, läppischer<br />
Affekt (besonders bei hebrephrenem Typ), depressive Verstimmung<br />
Affektivität?<br />
8. Was ist Ambivalenz? normale Ambivalenz: Erleben von gegensätzlichen Gefühlsregungen od.<br />
widersprüchlichen Strebungen<br />
schizophrene Ambivalenz: unvereinbare Gefühlszustände bestehen so<br />
beziehungslos nebeneinander, wie es im normalen Erleben nicht möglich<br />
ist, nämlich ohne daß die Gegensätze in irgendeiner Weise ausgetragen<br />
od. auch nur bewußt erlebt werden; sie treten gleichzeitig u. gleichwertig in<br />
Erscheinung (z.B. Weinen u. Lachen, Angst u. Glück, Hassen u. Lieben)<br />
9. Was ist Autismus? Ich-Versunkenheit u. Verlust der Realitätsbeziehungen.<br />
Schizophrener Autismus: im Denken u. Handeln Verstrickung in die<br />
psychotische Innenwelt u. Abkapselung von der realen Welt;<br />
eigentümliche Abkapselung von der Umwelt u. Bezogenheit auf die eigene<br />
Person; äußert sich in Passivität u. Apathie (z.B. Mutismus, Stupor) u.<br />
Befangenheit im Wahnerleben (Möller, S. 189; Tölle, S. 193)<br />
Psychodynamisch wird Autismus als Schutz u. Rückzug des in der<br />
Schizophrenie ich-gestörten Menschen angesehen; der Rückzug kann zu<br />
einem Residualzustand führen. (Tölle)<br />
10.Welche Ich-Störungen Ich-Störungen = Störungen der Ich-Haftigkeit des Erlebens u. Störungen<br />
treten bei der<br />
der Ich-Umwelt-Grenze (Grenze zw. Ich u. Umwelt wird als durchlässig<br />
Schizophrenie auf?<br />
empfunden): Depersonalisation (Entfremdung von Gedanken, Gefühlen,<br />
Körperteilen), Entichung (Erleben von Gedanken u. Gefühlen als nicht<br />
mehr zum eigenen Ich gehörig), Gedankeneingebung, Gedankenentzug,<br />
Fremdbeeinflussungserlebnisse, Gedankenausbreitung, Autismus (im<br />
Denken u. Handeln Verstrickung in die psychotische Innenwelt u.<br />
Abkapselung von der realen Welt) (Möller, S. 188 ff)<br />
„Die verschiedenartig wirkenden schizophrenen Symptome konvergieren<br />
in den Störungen des Ich. Schizophrenie ist eine Erkrankung der<br />
Person insgesamt: der Patient hat nicht schizophrene Störungen, er ist<br />
schizophren. ‚Schizophrenie ist Angriff im Mittelpunkt der Person.’<br />
(Wyrsch). ... Im Schizophrensein ist die psychische Einheit gestört. ...<br />
“ (Tölle, S. 199)<br />
11.Welche Denkstörungen formale Denkstörungen = Spaltung des gedanklichen Zusammenhangs:<br />
treten bei der<br />
Störung des intentionalen Bogens der Gedankenfolge,<br />
Schizophrenie auf? Begriffsverschiebung (Konkretismus – Symbolismus � Vagheit des<br />
Denkens), Danebenreden, Perseveration,<br />
Denksperrung/Gedankenabreißen, Inkohärentes Denken/<br />
Denkzerfahrenheit, Neologismus, Begriffszerfall, Kontamination, Paralogik<br />
(Möller, S. 190; Tölle, S. 199 f)<br />
(~inhaltliche Denkstörungen: Wahnideen, Halluzinationen)<br />
12. Was ist „negative Minus-/Negativsymptomatik nach Andreasen (vgl. auch ICD-10):<br />
Symptomatik“ der<br />
- Sprachverarmung (Alogie)<br />
Schizophrenie?<br />
- Aufmerksamkeitsstörungen<br />
- Affektverflachung<br />
- Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität<br />
- Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in<br />
Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit<br />
äußert)<br />
� bei schizophrenem Residuum meist nur Negativsymptomatik<br />
26<br />
26
13. Welche Unterformen<br />
schizophrener Psychosen<br />
unterscheidet man?<br />
14.Welchen Typus der<br />
Schizophrenie würden Sie<br />
wählen?<br />
15.Was haben die einzelnen<br />
Typen für Vor- u. Nachteile?<br />
16.Wie hoch ist der<br />
Anlagefaktor bei<br />
Schizophrenien?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Katatone Form: Störungen der Psychomotorik u. des Antriebs im<br />
Vordergrund: können zwischen extremer Hyperkinese u. Stupor<br />
schwanken (seltene Form, in Industrieländern nur 15-20% der<br />
Schizophrenien; offenbar häufiger bei organischen Erkrankungen<br />
(Stoffwechsel))<br />
� Paranoide Form: Störungen der Wahrnehmung im Vordergrund:<br />
Wahn – vor allem Verfolgungs- u. Größenwahn – u. meist<br />
Halluzinationen, vor allem akustisch (häufigste Form in meisten Teilen<br />
der Welt, 40-50% der Schizophrenien)<br />
� Hebephrene Form: Störungen des Affekts/Ausdrucks im<br />
Vordergrund: Affekt ist unangemessen, flach, läppisch, leere Heiterkeit,<br />
Gleichgültigkeit, unberechenbares, flapsiges, oft enthemmtes<br />
Sozialverhalten � desorganisierte Form<br />
� Schizophrenia simplex (schwer zu diagnostizieren): keine produktiven<br />
Symptome; i.S. eines schleichenden Krankheitsprozesses kommt es<br />
zunehmend zu einem durch Negativsymptomatik geprägten Bild<br />
(Residualsyndrom)<br />
� schizophrenes Residiuum: Persönlichkeitsveränderung i.S. von<br />
Antriebsmangel, Affektarmut, sozialem Rückzug<br />
� postschizophrene Depression<br />
paranoid-halluzinatorisch, gute Prognose weil:<br />
� mit starken akzessorischen/produktiven Symptomen � „lärmende<br />
Positivsymptomatik“<br />
� mit akuter psychot. Symptomatik<br />
� späte Manifestation, zw. 30 u. 40 Jahren<br />
� Gesamtpersönlichkeit bleibt erhalten<br />
katatone:<br />
Vorteil: relativ günstige Prognose (oft Remission)<br />
Nachteil: Gefahr der Entgleisung, perniziöse Katatonie lebensgefährlich!<br />
paranoid (-halluzinatorische):<br />
Vorteil: beginnt später als andere, Gesamtpersönlichkeit bleibt erhalten<br />
Nachteil: paranoid-halluzinator. Erlebnisse überaus hartnäckig<br />
hebrephrene:<br />
Nachteil: beginnt schon im Jugendalter, ungünstige Prognose (oft<br />
Chronifizierung)<br />
Schizophrenia simplex:<br />
Nachteil: chronischer Verlauf, wegen reiner Negativsymptomatik<br />
Möglichkeiten der therap. Beeinflussung geringer als bei Schizophrenien<br />
mit akuten psychot. Symptomen u. akzessorischen Symptomen<br />
‚Vorteil’: meist undramatischer Verlauf (� allerdings langsam<br />
progredienter Verlauf, der meist zu ausgeprägten Residualzuständen<br />
führt)<br />
Morbidität = Krankheitsstand, Verhältnis der Zahl der Kranken zur Zahl der<br />
Gesunden; Erkrankungsrisiko/-wahrscheinlichkeit<br />
Konkordanz = Übereinstimmung in den Erbanlagen, besonders bei<br />
eineiigen Zwillingen<br />
Morbidität (Konkordanzraten) je nach Verwandtschaftsgrad zu einem<br />
Schizophrenen:<br />
- Eltern: 5-10%<br />
- Kinder eines erkrankten Elternteils: ca. 10%<br />
- Kinder zweier erkrankter Elternteile: über 40%<br />
- Geschwister: 8-14%<br />
- zweieiige Zwillinge: 5-16%<br />
- eineiige Zwillinge: über 50%<br />
für das Ausbrechen u. die Ausprägung von psychotischen Phänomenen<br />
spielen psychologische Faktoren eine mindestens gleich große Rolle wie<br />
Vererbungs- u. biologische Faktoren. Vererbung u. biologische Faktoren<br />
bewirken eine individuelle Disposition<br />
27<br />
27
17.Wie ist die Prävalenz von<br />
Schizophrenie?<br />
18.Welche Halluzinationen<br />
sind bei Schizophrenie am<br />
häufigsten?<br />
19.Was sind katatone<br />
Symptome?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Prävalenz = Häufigkeit des Vorkommens einer bestimmten Erkrankung in<br />
einer bestimmten Population zu einer bestimmten Zeit bzw. in einem<br />
bestimmten Zeitraum<br />
Prävalenzrate = Anzahl der Erkrankten bzw. Häufigkeit des Merkmals im<br />
Verhältnis zur Anzahl der untersuchten Personen<br />
Prävalenz: 0,5 bis 1%<br />
allg. Morbiditätsrate/durchschnittl. Erkrankungsrisiko (Lebenszeit-): 1%<br />
Männer und Frauen gleiche Häufigkeit, Krankheitsbeginn bei Frauen<br />
tendenziell später<br />
akustische Halluzinationen in Form des Stimmenhörens (z.B. das<br />
Verhalten oder die Gedanken kommentierende Stimmen, imperative od.<br />
dialogisierende Stimmen), des Gedankenlautwerdens u. elementare<br />
akustische Halluzinationen (Hören von Geräuschen); (optische H. selten)<br />
(Möller, S. 189)<br />
� katatoner Stupor:<br />
Pat. ist bewegungslos bei voll erhaltenem Bewußtsein, liegt wie erstarrt,<br />
spricht nicht (Mutismus), wirkt verängstigt, innerlich gespannt, Katalepsie<br />
( = Beibehaltung einer starren Haltung bei Versuchen, Pat. zu bewegen)<br />
� katatone Erregung:<br />
starke motorische Unruhe (Hyperkinese), z.T. stereotype<br />
Bewegungsabläufe, Schreien, Grimassieren, bis hin zum Raptus<br />
( ungeordneter Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen u.<br />
zielloser Aggressivität)<br />
� Änderung der Kooperationsfähigkeit: Negativismus,<br />
Befehlsautomatie, Echolalie (Nachsprechen alles Gehörten),<br />
Echopraxie (Nachahmung von Bewegungen)<br />
� Bewegungs- u. Haltungsstereotypien<br />
� Sprachstereotypien: Verbigeration/verbale Perseveration<br />
(Wiederholung von Wörtern, Satzteilen, sich reimenden Klängen)<br />
Katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand<br />
einhergehen<br />
28<br />
28
20.Beschreiben Sie einen<br />
katatonen Patienten!<br />
Grob- u. Feinmotorik: Wie<br />
sieht das aus, wenn er<br />
einen Stift hält? Worüber<br />
spricht er? Was macht<br />
man mit ihm?<br />
21.Wie sieht die Verteilung<br />
der katatonen<br />
Schizophrenie aus?<br />
22.Was ist perniziöse<br />
Katatonie (Symptomatik)?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Störungen der Motorik (u. des Antriebs) stehen im Vordergrund: Stupor<br />
(u. Mutismus), Erregung bis hin zum Raptus (ungeordneter<br />
Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen, zielloser<br />
Aggressivität), Haltungsstereotypien, Katalepsie (Beibehaltung einer<br />
starren Haltung bei Versuchen, Pat. zu bewegen), wächserne Biegsamkeit<br />
(bei passiver Bewegung der Extremitäten ist zäher Widerstand zu spüren).<br />
Außerdem Änderungen der Kooperation wie Negativismus (Pat. tut<br />
automatisch das Gegenteil des von ihm Verlangten),<br />
Befehlsautomatismus (Pat. tut automatisch alles Verlangte) u.<br />
Stereotypien des Sprechens wie Echolalie, verbale Perseveration/<br />
Verbigeration (stereotype Wiederholung von Wörtern, Satzteilen od. sich<br />
reimenden Klangassoziationen). Katatone Symptome können mit einem<br />
traumähnlichen (oneiroiden) Zustand einhergehen.<br />
� Tölle:<br />
Sperrung u. Stupor, Negativismus u. Befehlsautomatie sind extreme u.<br />
bizarre Ausdrucksformen der gestörten zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation. Im katatonen Stupor ist der Pat. bewußtseinsklar u. wach,<br />
sogar in besonderem Maß beeindruckbar. Er nimmt die Vorgänge seiner<br />
Umgebung mit besonderer Empfindlichkeit auf, kann sich aber nicht an<br />
ihnen beteiligen. Im Stupor sind Angst, Wahn u. Halluzinationen<br />
besonders quälend, daher erfordern Pflege u. Behandlung des stuporösen<br />
Pat. besondere Umsicht u. Feinfühligkeit.<br />
Psychodynamisch können die katatonen Symptome als Ausdruck der<br />
schwersten psychot. Bedrohung des Ichs bei Unmöglichkeit einer Abwehr<br />
interpretiert werden, insbesondere die Panik der Erregung u. des Stupors.<br />
Manche Bewegungsstereotypien dienen dem in seiner Eigenbestimmung<br />
(Ich-Aktivität) tiefst gestörten Pat., dazu, sich seiner selbst zu<br />
vergewissern, sich zu überzeugen, daß er noch zu einem Handeln (wenn<br />
auch nur in dieser rudimentären Form) fähig ist.<br />
Stifthaltung: gar nicht möglich??<br />
Sprechen: entweder Mutismus (während eines katatonen Stupors), d.h., er<br />
spricht gar nicht, oder Sprachstereotypien (Echolalie, verbale<br />
Perseveration/Verbigeration)<br />
ICD: aus unklaren Gründen kommt die Katatonie in den Industrieländern<br />
gegenwärtig selten vor (10-15% aller Schizophrenien), in anderen Ländern<br />
ist sie jedoch nach wie vor häufig<br />
fast immer Lebensgefahr: hohes Fieber (ohne erkennbare Infektion!),<br />
Unterhautblutungen, Kreislaufstörungen; die Pat. sind entweder<br />
hochgradig erregt (sie toben u. schreien, kann bis zur Selbstvernichtung<br />
führen) od. aber stupurös mit stark erhöhtem Muskeltonus u. sichtbarer<br />
affektiver Gespanntheit (stille Erregung). � Eletrokrampftherapie<br />
29<br />
29
23. Was ist das Besondere<br />
an Schizophrenie?<br />
24.Behandlung/Therapie<br />
von Schizophrenie?<br />
25.In welcher Phase welche<br />
Behandlung?<br />
26.Welchen Vorteil hat die<br />
neuroleptische<br />
Langzeitmedikation?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
„Die verschiedenartig wirkenden schizophrenen Symptome konvergieren<br />
in den Störungen des Ich. Schizophrenie ist eine Erkrankung der<br />
Person insgesamt: der Patient hat nicht schizophrene Störungen, er ist<br />
schizophren. ‚Schizophrenie ist Angriff im Mittelpunkt der Person.’<br />
(Wyrsch). ... Im Schizophrensein ist die psychische Einheit gestört. Einzelne<br />
Erlebnisweisen stehen beziehungslos neneneinander od. gegeneinander.<br />
Von dieser tiefgreifenden Desintegration sind auch die<br />
Beziehungen zwischen Ich u. Welt betroffen, insbesondere die<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen. Zugleich aber ist zu erkennen, ‚daß<br />
gesundes psychisches Leben versteckt u. hintergründig im Schizophrenen<br />
weitergeht. Und im Gesunden geht versteckt u. hintergründig neben dem<br />
rationalen, auf die Anpassung an die Wirklichkeit gerichteten Leben, ein<br />
irrationales Leben vor sich, ein autistisches Leben, in dem er sich eine<br />
eigene Welt schafft, die sein eigenes Wesen, seine eigenen Wünsche u.<br />
Hoffnungen, seine Begierden, Ängste u. Befürchtungen widerspiegelt. In<br />
der Schizophrenie überbordet das phantastisch irrationale Leben die<br />
Schranken, die ihm beim Gesunden gesetzt sind.’ (M. Bleuler). Hierin<br />
ist das spezifische Anderssein des Schizophrenen zu sehen.“ (Tölle,<br />
S. 199)<br />
� Schizophrenie = Überbordendes phantastisch-irrationales autistisches<br />
Leben, in dem der Schizophrene sich eine eigene Welt schafft, die sein<br />
eigenes Wesen, seine eigenen Wünsche u. Hoffnungen, seine Begierden,<br />
Ängste u. Befürchtungen widerspiegelt.<br />
3 Säulen der Therapie entsprechend der multifaktoriellen<br />
Ätiopathogenese: 1. biologisch/somatisch, 2) psychologisch 3) sozial<br />
1. Psychopharmakotherapie (Neuroleptika) � beeinflussen vor allem die<br />
produktive Symptomatik gut: wirken psychomotorisch dämpfend,<br />
emotional ausgleichend, zur affektiven Indifferenz führend; allerdings<br />
Nebenwirkungen!; bei perniziöser Katatonie: Elektrokrampftherapie<br />
2. Psychotherapie (VT- token economy vor allem bei chronischer<br />
Schizophrenie mit starkem Autismus; Programme zur Streßbewältigung<br />
u. sozialen Kompetenz u. edukative Familienarbeit)<br />
� klar strukturiertes Verhältnis Patient – Arzt wichtig<br />
3. Soziotherapie (Beschäftigungstherapie, Arbeitstherapie,<br />
berufsrehabilitierende Maßnahmen, Milieutherapie, Strukturierung des<br />
Tagesablaufs)<br />
� Behandlung häufig erschwert durch fehlende Krankheitseinsicht<br />
� Über- u. Unterstimulation vermeiden<br />
� in akuter Psychose wird Vernichtungsangst erlebt, so daß der 1. Schritt<br />
medikamentöse Behandlung sein muß (Eliminierung der psychot.<br />
Phänomene) u. erst im 2. Schritt Psychotherapie (Unterstützung,<br />
Aufbau) erfolgen kann � Therapie ist schwierig, weil im Patienten nach<br />
dem Verschwinden der psychot. Symptome enormes Erschrecken vor<br />
sich selbst u. Scham entsteht!<br />
� in floridem Schub: Neuroleptika � bewirken Reduzierung, Aufhebung<br />
der produktiven Symptome u. Entlastung von Angst, Spannung,<br />
Erregung<br />
� zugleich edukative Familienarbeit<br />
� nach Ansprechen auf Neuroleptika: auch supportive u.<br />
konfliktbearbeitende/aufdeckende Psychotherapie und Soziotherapie;<br />
Vermeiden von Über- und Unterstimulation<br />
� Neuroleptika zur Rezidivprophylaxe (mindestens 2 Jahre)<br />
� sehr geregelte Lebensführung wichtig, Vermeidung von Belastungen<br />
(z.B. 8-Std.-Arbeitstag)<br />
Stabilisierung des Zustandes, Prävention, weniger Rückfälle,<br />
Psychotherapie und Rehabilitation werden erleichtert<br />
30<br />
30
27.Verlauf der<br />
Schizophrenie?<br />
28.Unter welchen<br />
Entstehungsbedigungen<br />
günstige Prognose bei<br />
Schizophrenien?<br />
29.Was beeinflußt den<br />
Verlauf einer<br />
eingetretenen<br />
Schizophrenie positiv?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Tölle: bei Erwachsenen: ca. Drittelung<br />
� ca. 1/3 “folgenlose” Ausheilung der Ersterkrankung � guter Verlauf<br />
� ca. 1/3 rezidivierender/wellenförmiger Verlauf, der zu leichten bis<br />
mittelschweren Residualzuständen führt � wiederholender Verlauf<br />
� ca. 1/3 allmählich progredienter Verlauf oder wellenförmiger Verlauf, der<br />
mit jedem Rezidiv stärkeren Persönlichkeitszerfall hinterläßt und<br />
schließlich meist zur Hospitalisierung führt � chronischer Verlauf<br />
(1991, S. 203 f)<br />
aber Lehmkuhl:<br />
Prognose im Erwachsenenalter:<br />
chronischer Verlauf 25%<br />
Teilremission 50%<br />
Vollremission 25% (SS 1997)<br />
Vollremission = folgenlose Ausheilung der Ersterkrankung, d.h. die<br />
Kranken weisen keine psychopatholog. Symptomatik auf, sind klinisch<br />
gesund, aber tiefer Eingriff in das Leben der Betroffenen<br />
Klosterkötter: rund 10% aller als schizophren diagnostizierten Pat. verüben<br />
(irgendwann) Suicid ...<br />
Lehmkuhl:<br />
� akuter/schneller Krankheitsbeginn<br />
� psychoreaktive Auslösung des Schubes durch situative Belastungen<br />
� später Beginn<br />
� starke akzessorische/produktive/positive Symptome � „lärmende<br />
Positivsymptomatik“<br />
z.B. Wahn: im Wahn findet der Pat. eine Erklärung für die veränderte<br />
Welt, ist als Coping anzusehen!<br />
� unkomplizierte Persönlichkeitsstruktur (Primärpersönlichkeit) mit guter<br />
Kontaktfähigkeit<br />
� fehlende genetische Belastung für Schizophrenie<br />
� positive Familienstruktur<br />
� gute Remission früherer Schübe<br />
� ungünstig: affektive, Antriebs- und kognitive Basis-Störungen<br />
� edukative Familienarbeit zur Rezidivprophylaxe, vor allem bei High-<br />
Expressed-Emotions-Familien (HEE-Familien) (intensive u. stark<br />
geäußerte Gefühlsbeziehungen � Familienmitglieder müssen lernen,<br />
s. zurückzuhalten) � Verbesserung der Familienstruktur u. der<br />
Kommunikationsmuster (eindeutige Kommunikation)<br />
� Compliance des Patienten (nur bei 40% der Pat. vorhanden)<br />
31<br />
31
30.Beschreiben Sie die<br />
schizophrenen<br />
Residualzustände!<br />
31.Was ist eine<br />
Schizophrenia simplex?<br />
32.Woran ist bei<br />
Schizophrenie-Verdacht<br />
differentialdiagnostisch<br />
zu denken?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wenn Schizophrenien ausgesprochen ungünstig verlaufen, verlaufen sie in<br />
die Richtung des schizophrenen Residualzustands (Rest-, Endzustand), der<br />
als das Ergebnis der Auseinandersetzung des Betroffenen mit der<br />
Krankheit anzusehen ist, weniger als direkte Krankheitsfolge. Er ist durch<br />
eine Persönlichkeitsveränderung unterschiedlichen Ausmaßes<br />
gekennzeichnet:<br />
� anfänglicher/leichter Residualzustand: Anfangs bestehen lediglich<br />
eine gewisse Leistungsschwäche, Kontaktschwäche, möglicherweise<br />
eine gewisse affektive Nivellierung, Konzentrationsstörungen sowie<br />
eine Neigung zu hypochondrischen Beschwerden u. depressiven<br />
Verstimmungen.<br />
� chronische/schwere Residualzustände:<br />
- reines Residuum: nur Negativsymptomatik/Grundsymptome, die aber<br />
nicht notwendigerweise irreversibel ist: ausgeprägte Einengung der<br />
Interessen, autistischer Rückzug von Sozialkontakten, massive<br />
Antriebs- u. Interesselosigkeit u. erhebliche Affektverarmung.<br />
- gemischtes Residuum: zusätzlich auch produktive Symptome wie<br />
Wahn � Residualwahn u. andere (Halluzination, positive formale<br />
Denkstörungen, bizarres u. desorganisiertes Verhalten).<br />
(Möller, S. 196 f; Tölle, S. 206)<br />
Residualzustände ≠ postremissiver Zustand: Postschizophrene Depression,<br />
die nach dem Abklingen einer akuten schizophrenen Episode<br />
auftritt u. über Wochen u. Monate bestehen kann, dann aber abklingt;<br />
depressive Symptome wie depressive Verstimmung, leichte<br />
Erschöpfbarkeit, Antriebsmangel, Konzentrationsstörungen etc. stehen im<br />
Vordergrund, zusätzlich schizophrene Symptome, meist negative<br />
symptomarme Form der Schizophrenie: vor allem keine produktiven/<br />
floriden psychotische Symptome (Wahn u. Halluzinationen, positive<br />
formale Denkstörungen, bizarres u. desorganisiertes Verhalten) � schwer<br />
zu diagnostizieren; i.S. eines schleichenden Krankheitsprozesses kommt<br />
es fast unmerklich zum Nachlassen von Initiative, Schwung, Zielstrebigkeit<br />
u. sozialem Engagement u. zum Auftreten von Negativsymptomen wie<br />
Affektverflachung, Sprachverarmung, Reduktion der nonverbalen<br />
Kommunikation, Antriebsminderung (schizophrenes Residuum). (Möller,<br />
S. 194)<br />
Tölle: Sicher zu erkennen sind Schizophrenien an den Grundsymptomen<br />
wie Denkstörungen, Autismus u. Ambivalenz; diese Symptome kommen in<br />
typischer Ausprägung nicht bei anderen Psychosen vor. (S. 207)<br />
� organische Psychosen (Hirndiagnostik)<br />
� affektive Psychosen (Abgrenzung meist möglich, aber oft auch<br />
Melancholie als Zweiterkrankung bei Schizophrenie od. schizoaffektive<br />
Psychose als Übergang)<br />
� wenn Vollbild nicht erfüllt: evtl. wahnhafte Störungen/andere anhaltende<br />
wahnhafte Störungen bzw. Persönlichkeitsstörungen vom schizotypen,<br />
Borderline-, schizoiden od. paranoiden Typ<br />
� wenn Zeitkriterium nicht erfüllt: schizophreniforme Störung<br />
� Drogenintoxikation bzw. Drogenentzug<br />
� Hirnerkrankungen wie Epilepsie od. Suchterkrankungen<br />
32<br />
32
33.In welchem frühesten<br />
Alter können typische<br />
Formen schizophrener<br />
Psychosen auftreten?<br />
34. Kinder-u. Jugendpsychiatrische<br />
Prognosen:<br />
a) Wie ist die Prognose der<br />
Schizophrenie im<br />
Grundschulalter?<br />
b) Wie ist die Prognose der<br />
Schizophrenie im<br />
Jugendalter?<br />
c) Was ist für die jugendliche<br />
Schizophrenie<br />
prognostisch günstig?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
„Die frühesten Formen charakteristischer schizophrener Psychosen findet<br />
man im Grundschulalter, aber kaum vor dem 8. od. 9. Lebensjahr, u.<br />
auch hier nur selten. Die Häufigkeit nimmt in der Vorpubertät u. Pubertät<br />
deutlich zu. Bei den kindlichen Schizophrenien stehen der Kontaktverlust<br />
u. der Sprachzerfall im Vordergrund, es kommt aber auch zu<br />
ausgeprägten Wahnbildungen u. affektiven Veränderungen. Daß es<br />
typische schizophrene Symptome wie Denk-, Sprach-, Wahrnehmungs- u.<br />
affektive Störungen bei noch kleineren Kindern nicht geben kann, wird<br />
einsehbar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Störungen eine<br />
entsprechende Entwicklung u. Stabilität dieser Fähigkeiten voraussetzen,<br />
die im allgemeinen erst etwa mit dem Einschulungsalter erreicht wird. Man<br />
muß daher für die Annahme einer kindlichen Schizophrenie fordern, daß<br />
bis zu diesem Zeitpunkt eine hinreichend normale, unauffällige<br />
Entwicklung stattgefunden hat, der Aufbau des Realitätsbezugs<br />
normal verlaufen ist u. erst danach plötzlich oder allmählich wieder<br />
verloren gegangen ist. Da die schizophrenen Psychosen des<br />
Grundschulalters in der Regel subakut bis akut beginnen, ist ihr zeitlicher<br />
Beginn als Knick in der Entwicklung zu erkennen.“ �<br />
differentialdiagnostische Abgrenzung vom Autismus (Entstehung ab<br />
Geburt, in ersten 3 Lebensjahren). (Tölle, S. 202)<br />
� erst ab ca. 6 Jahren Wahnphänomene möglich<br />
� allgemein: sehr selten im Grundschulalter (Möller, S. 373); meist<br />
zwischen Pubertät und 30. Lebensjahr<br />
� paranoid: sehr selten im Grundschulalter: „Nach zunächst unauffälliger<br />
Entwicklung kommt es zu einem deutlichen Knick mit Kontaktverlust,<br />
Denkstörungen, Störungen des Realitätsbezugs, Wahnideen u.a.“<br />
(Möller, S. 373); meist zwischen 30. und 40. Lebensjahr<br />
� hebephren: Häufigkeitsgipfel im Jugendalter, meist zwischen 15. u. 25.<br />
Lebensjahr (Möller, S. 182; ICD-10, S. 107)<br />
a) Prognose kindlicher Schizophrenien (ab 8.-9. Lebensjahr) ist durch<br />
weg ungünstig (je früher, desto ungünstiger); schlechte therapeutische<br />
Beeinflußbarkeit (Tölle, S. 204)<br />
b) Lehmkuhl: Prognose im Jugendalter versus Erwachsenenalter:<br />
chronischer Verlauf 52% 25%<br />
Teilremission 25% 50%<br />
Vollremission 23% 25%<br />
c) Lehmkuhl: günstige Faktoren bei Jugendlichen:<br />
- später Beginn<br />
- schneller/akuter Beginn<br />
- psychoraktiver Beginn nach akuter Belastungssituation<br />
- lärmende Positivsymptomatik (Wahn, Halluzinationen, formale Denkstörungen,<br />
bizarres/desorganisiertes Verhalten)<br />
- gute schulische u. soziale Integration<br />
- keine genetische Belastung für Schizophrenie<br />
- Compliance (Kooperationsbereitschaft)<br />
- schnell einsetzende Besserung<br />
� bei Jugendlichen gibt es eine besondere Symptomatik, daher sind besondere<br />
Behandlungskonzepte notwendig!<br />
33<br />
33
35.Ursachen,<br />
Entstehungsbedingunge<br />
n von Schizophrenie?<br />
36.Auf welche Konflikte<br />
reagieren Schizophrene<br />
besonders empfindlich?<br />
37.Was ist bei stationärer<br />
Behandlung von<br />
Schizophrenen besonders<br />
zu beachten?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
multifaktorielle Ätiopathogenese der Schizophrenie nach Scharfetter<br />
(1986) (vgl. Möller, S. 182 ff)<br />
I) Prämorbide Entwicklung:<br />
prädisponierende Faktoren:<br />
- Heredität (genetisch bedingte Vulnerabilität zentral, polygener Erbgang)<br />
- zerebrale Schäden (perinatale Schädigung)<br />
- psychosoziale Faktoren (familiär u. soziokulturell, z.B. Störungen im Rollengefüge<br />
der Familie, pathologische Kommunikationsmuster; häufig<br />
langandauernde Zerrüttung der Familie)<br />
� Prädisposition/Vulnerabilität i.S. eines labilen Gleichgewichts:<br />
präzipitierende Faktoren:<br />
- prämorbide Persönlichkeit<br />
- Hirnfunktionsstörung<br />
- Ich-Desintegrationsgefährung<br />
+ idiosynkratische Stressoren, krit. Lebensereignisse, Halluzinogene<br />
�<br />
II) Psychose (Abwehrhaltungen in schizophrener Symptomatik<br />
(Autismus, Ich-Störung))<br />
III) Postpsychotische Entwicklung:<br />
Verlaufsbeeinflussende Faktoren:<br />
- heilungsfördernde F. � Remission<br />
- rezidivproduzierende F. � Rezidiv<br />
- perpetuierende F. � chronisch unproduktiver Verlauf<br />
wichtigstes biochemisches Korrelat akuter schizophrener Psychosen vermutlich:<br />
Überaktivität zentralnervöser, dopaminerger Strukturen<br />
(postsynaptische d2 Rezeptoren) im mesolymbischen System �<br />
Neuroleptika sind Dopamin-Antagonisten, daraus wird Dopamin-<br />
Hypothese im Umkehrschluß gefolgert<br />
insbesondere auf Beziehungskonflikte: Überforderung durch sowohl<br />
durch Mangel an Zuwendung u. Verlust menschlicher Verbindungen als<br />
auch durch Zuviel an Nähe u. Intimität; charakteristischer<br />
Ambivalenzkonflikt des Schzophrenen: Angst vor der Gefahr,<br />
Mitmenschen übermäßig nah zu komen, bei gleichzeitig starkem Bedürfnis<br />
nach mitmenschlicher Nähe u. Liebe (Tölle, S. 213)<br />
Lehmkuhl: Unter- u. Überstimulation sind Risiko für Rezidive, bei<br />
stationärer Behandlung häufig Unterstimulation aufgrund von Reizarmut,<br />
daher insbesondere soziotherapeutische (Ergo-, Arbeits-, Physiotherapie)<br />
Maßnahmen; langfristige Therapie an sekundären Symptomen notwendig,<br />
hoher Leidensdruck wegen der Symptome ersten Rangs.<br />
34<br />
34
5Affektive Störungen<br />
1. Wie ist die Einteilung der<br />
Psychosen?<br />
2. Wie kann man exogene u.<br />
endogene Psychosen<br />
anhand der<br />
Symptomatik<br />
unterscheiden?<br />
3. Wie kann man affektive<br />
Psychosen einteilen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� exogen (akut - chronisch)<br />
� endogen (schizophren - affektiv)<br />
Das Leitsymptom der akuten organischen/exogenen Psychosen (im<br />
engeren Sinn) ist die Bewußtseinsstörung, die selten fehlt.<br />
� Prototyp akuter exogener Psychosen ist das Delir.<br />
� Andere charakteristische Subsyndrome sind:<br />
- Verwirrtheitszustand (amentielles Syndrom, wie Delir, aber ohne<br />
Wahn u. Halluzinationen)<br />
- Bewußtseinsminderung verschiedenen Grades (Somnolenz bis<br />
Koma)<br />
- Dämmerzustand (Bewußtsein ist verschoben, weniger getrübt, es<br />
fehlt die volle Klarheit bei der Selbstvergegenwärtigung eigener<br />
Erlebnisse)<br />
(Möller, S. 138, 133 ff u. 86 f; Tölle, S. 280 f)<br />
Die affektiven Psychosen stellen die zweite große Gruppe der endogenen<br />
Psychosen dar. Sie sind durch phasenhaft auftretende Veränderungen der<br />
Stimmungs-, Affektivitäts- u. Antriebslage nach unten (Depression) od.<br />
seltener oben (Manie) gekennzeichnet. Die Depression im Rahmen der<br />
affektiven Psychose wird als endogene Depression od. Melancholie<br />
bezeichnet. Die Krankheit verläuft in Phasen, d.h., nach jeder<br />
Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter<br />
Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Man unterscheidet<br />
nach der Verlaufsform:<br />
a) hinsichtlich der unterschiedlichen Syndrome:<br />
� unipolare affektive Psychosen: 65%<br />
- monopolare Depression: 60%<br />
- monopolare Manie: 5%<br />
� bipolare affektive Psychosen: manisch-depressive Psychosen: 35%<br />
(Möller, S. 205 u. 222 f)<br />
b) bei den unipolaren Psychosen hinsichtlich der Häufigkeit der Phasen:<br />
monophasische/einphasige Verläufe<br />
multiphasische/mehrphasige Verläufe.<br />
mehrphasige monopolare Depressionen sind am häufigsten; ca. 25% der<br />
monopolaren Depressionen sind einphasig; einphasige monopolare Manie<br />
ist extrem selten. (Tölle, S. 245 f)<br />
durchschnittliches Erkrankungsrisiko für affektive Psychosen: etwas<br />
weniger als 1%. (Möller, S. 205)<br />
35<br />
35
4. Wie ist die<br />
Unterscheidung von<br />
leichter, mittelschwerer<br />
u. schwerer Depression<br />
hinsichtlich der Symptome<br />
u. Kriterien nach ICD-10?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Die Unterscheidung depressiver Episoden hinsichtlich ihres Schweregrads<br />
erfolgt nach der Intensität der Symptomatik.<br />
Depressive Symptomatik (Forschungskriterien ICD-10):<br />
3 typische Symptome:<br />
1. depressive Stimmung<br />
2. Verlust von Interesse od. Freude an Aktivitäten, die normalerweise<br />
angenehm waren<br />
3. verminderter Antrieb od. erhöhte Ermüdbarkeit.<br />
7 weitere Symptome:<br />
1. Verlust des Selbstvertrauens od. des Selbstwertgefühls<br />
2. unbegründete Selbstvorwürfe od. ausgeprägte, unangemessene<br />
Schuldgefühle<br />
3. wiederkehrende Gedanken an den Tod od. an Suizid od. suizidales<br />
Verhalten<br />
4. Klagen über od. Nachweis eines verminderten Denk- od.<br />
Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit od. Unentschlossenheit<br />
5. psychomotorische Agitiertheit od. Hemmung (subjektiv od. objektiv)<br />
6. Schlafstörungen jeder Art<br />
7. Appetitverlust od. gesteigerter Appetit mit entsprechender<br />
Gewichtsveränderung<br />
Depressive Episoden jeden Schweregrades der gedrückten Stimmung<br />
können auch von somatischen Symptomen begleitet werden �<br />
somatisches Syndrom:<br />
1. deutlicher Interessenverlust od. Verlust der Freude an normalerweise<br />
angenehmen Aktivitäten<br />
2. mangelnde Fähigkeit, auf Ereignisse od. Aktivitäten emotional zu<br />
reagieren, auf die normalerweise reagiert wurde<br />
3. frühmorgendliches Erwachen, 2 Std. vor üblicher Zeit<br />
4. Morgentief<br />
5. objektivierter Befund einer ausgeprägten psychomotorischen Hemmung<br />
od. Agitiertheit<br />
6. deutlicher Appetitverlust<br />
7. Gewichtsverlust (5% im letzten Monat)<br />
8. deutlicher Libidoverlust<br />
� das somatische Syndrom sollte nur diagnostiziert werden, wenn<br />
mindestens 4 der Symptome vorliegen<br />
Dauer der depressiven Symptomatik von mind. 2 Wochen für alle<br />
Schweregrade<br />
Die Beurteilung des Schweregrades beruht auf einer komplexen klinischen<br />
Beurteilung, die Anzahl, Art u. Schwere der vorliegenden Symptome<br />
berücksichtigt � Intensität.<br />
� leichte depressive Episode:<br />
mindestens 2 typische Symptome u. 2/3 weitere Symptome, so daß eine<br />
Gesamtzahl von mindestens 4 Symptomen erreicht wird<br />
mit/ohne somatisches Syndrom<br />
� mittelgradige depressive Episode:<br />
mindestens 2 typische u. 3/4 weitere, so daß eine Gesamtzahl von<br />
mindestens 6 Symptomen erreicht wird<br />
mit/ohne somatisches Syndrom<br />
� schwere depressive Episode:<br />
alle 3 typischen u. mindestens 5 weitere, so daß eine Gesamtzahl von<br />
mindestens 8 Syptomen erreicht wird<br />
somatisches Syndrom ist immer vorhanden<br />
mit/ohne psychotische Symptome (Wahnideen/Halluzinationen od.<br />
depressiver Stupor); psychotische Symptome synthym (vor allem) od.<br />
parathym (im Sinn von neutral)<br />
36<br />
36
5. Welche Schweregrade<br />
der depressiven<br />
Episoden gibt es?<br />
6. Wie ist der Verlauf von<br />
Depression?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
nach ICD-10: 3 Schweregrade von depressiven Episoden:<br />
- leichte<br />
- mittelgradige<br />
- schwere (ohne psychotische Symptome - mit psychotischen Symptomen)<br />
Die Unterscheidung depressiver Episoden hinsichtlich ihres Schweregrads<br />
erfolgt nach der Intensität der Symptomatik:<br />
� leichte: die vorhandenen mindestens 4 Symptome müssen ausgeprägt<br />
genug sein, um Gequältsein zu verursachen u. von anderen Personen<br />
bemerkt zu werden<br />
� mittelgradige: die vorhandenen mindestens 6 Symptome sind so<br />
ausgeprägt, daß sie den meisten Personen noch erlauben, ihre normale<br />
Berufstätigkeit u. ihre sozialen u. familiären Aktivitäten, wenn auch mit<br />
erheblichen Schwierigkeiten, fortzusetzen<br />
� schwere: die vorhandenen mindestens 8 Symptome müssen so schwer<br />
ausgeprägt sein, daß sie erhebliches Gequältsein u. fast immer auch<br />
deutliche Behinderung verursachen, die Person kann berufliche u.<br />
familiäre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen. (Möller, S. 215)<br />
� Beginn depressiver Episoden/Phasen: schleichend od. plötzlich<br />
(dagegen Beginn manischer Episoden immer rasch: „beginnt wie<br />
angeknipst, endet wie ausgeknipst“ Klosterkötter)!)<br />
� phasenhafter Verlauf: zeitlich umschriebene Krankheitsepisoden mit<br />
gesunden Intervallen dazwischen; d.h., nach jeder<br />
Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission<br />
unter Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit.<br />
� Dauer depressiver Phasen: depressive Phasen sind länger als<br />
manische; bis zu 3 Monate (40-50% der Phasen), bis 1 Jahr (25-30%),<br />
über 1 Jahr (20-25%); rapid cycling: extrem hochfrequente Verläufe mit<br />
ganz schnellem, ggf. täglichem Wechsel zwischen melancholisch u.<br />
gesund; depressive Phasen sind im höheren Lebensalter oft länger, 1<br />
bis 2 Jahre u. mehr; oft findet s. eine jahreszeitliche Häufung im<br />
Frühjahr u. Herbst.<br />
� Ende depressiver Phasen: unabhängig von ihrer Länge teils allmählich,<br />
teils abrupt; bei 10% der Phasen kommt es zu einer hypomanischen<br />
Nachschwankung von geringer Insensität u. kurzer Dauer.<br />
� durchschnittl. Ersterkrankungsalter: a) bei monopolaren<br />
Depressionen: zw. 40-45 Jahren (ab 45 J.: Spätdepression/melancholie);<br />
b) bei bipolaren Psychosen: zw. 30-35 Jahren<br />
� rezidivierende Episoden: bei 75% der Erkrankungen: a) unipolare: 4<br />
Episoden im Leben; b) bipolare: 6 Episoden im Leben<br />
� chronischer Verlauf: bei 15% der Melancholien<br />
� Zyklusdauer (Zeitspanne zwischen Beginn einer Phase u. Beginn<br />
einer weiteren Phase): anfangs a) bei Melancholien: 4 bis 5 Jahre; b)<br />
bei bipolaren: 3 bis 4 Jahre; die Dauer verkürzt s. umso mehr, je weiter<br />
die Anzahl der einzelnen Phasen zunimmt, u. zwar vor allem auf<br />
Kosten des gesunden Intervalls.<br />
� Geschlechtsverteilung: Frauen erkranken ca. doppelt so häufig an<br />
depressiven affektiven Psychosen wie Männer �<br />
geschlechtsspezifischer Vulnerabilitätsfaktor (dagegen ist bei bipolaren<br />
affektiven Psychosen die Verteilung gleich)<br />
� Suicid: ca. 10-15% der Melancholiekranken nehmen s. das Leben<br />
(Möller, S. 222 f; Tölle, S. 246 ff)<br />
37<br />
37
7. Wie ist die Symptomatik<br />
bei Melancholie/<br />
endogener Depression?<br />
8. Welche körperlichen<br />
Symptome treten bei<br />
Melancholie/endogener<br />
Depression auf?<br />
9. Welches Erleben steht bei<br />
Melancholien im<br />
Vordergrund?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Haupt-/Leitsymptome: niedergedrückte, depressive Stimmung, Verlust von<br />
Interesse od. Freude an Aktivitäten, verminderter Antrieb u./od. erhöhte<br />
Ermüdbarkeit, Störungen des Denkens u. körperlich-vegetative Störungen<br />
� Störungen der Stimmung/Affektivität: Schwermut, Freud- u.<br />
Hoffnungslosigkeit sowie Gefühl der Wertlosigkeit od. auch<br />
Gefühllosigkeit � Herabgestimmt-Sein bis zu Versteinerung u. Leere,<br />
zu ausweglosem, versteinertem Nichts-fühlen-Können u. Nicht-traurigsein-Können;<br />
die Gefühllosigkeit wird gefühlt, die Erstarrung<br />
empfunden, die Leblosigkeit erlebt, im Extremfall als<br />
Entfremdungserleben (Depersonalisation). Angst vor allem, was auf<br />
Pat. zukommt u. als nicht zu bewältigen erscheint (� ängstliches<br />
Grübeln, wahnhafte Ängste)<br />
� Störungen des Antriebs: 1) Hemmung: in allg. Handlungsbereitschaft,<br />
im Denken u. in Psychomotorik: Interesse- u. Initiativlosigkeit,<br />
einfalssarmes u. monotones Denken, Bewegungsarmut u. –<br />
verlangsamung; Antriebslosigkeit bis zum Extrem des depressiven<br />
Stupors; 2) Agitiertheit: quälende innere Unruhe, Bewegungsdrang,<br />
ständiges Jammern.<br />
� Leibnähe der Verstimmung/Herabstimmung: ist charakteristisch für<br />
die endogene Depression � leibnächste Psychose u. leibnächste<br />
depressive Störung: Störung der Vitalgefühle/Leibgefühle<br />
(Schlaffheit, Erschöpftheit, Energielosigkeit, Abgespanntheit, Druck- u.<br />
Schweregefühl in Brust, Kopf, Bauch, Hals zugeschnürt, Schmerz-,<br />
Hitze- od. Kälteempfindungen; schwere Störungen der vegetativen<br />
Funktionen (Appetit- u. Gewichtsverlust od. -zunahme, Libidoverlust,<br />
Verstopfung); zirkadiane Rhythmusstörungen<br />
( Durchschlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen,<br />
Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, meist mit „Morgentief”<br />
u. Aufhellung am Nachmittag (Morgentyp, ca. 1/3 der Pat. – Abendtyp<br />
wesentlich seltener)<br />
� Hemmung des Denkens: a) formal: Einfallsarmut,<br />
Konzentrationsstörungen; b) inhaltlich: ständiges Grübeln über Sorgen<br />
u. Befürchtungen, Selbstunterschätzung, Suicidgedanken, synthyme(!)<br />
Wahnideen: Schuld-/Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer<br />
u. nihilistischer Wahn; häufig illusionäre Verkennungen im Sinn der<br />
depressiven Stimmung; Depersonalisationserlebnisse u.<br />
Zwangsvorstellungen kommen vor.<br />
� sozialer Rückzug<br />
� bei akuter, stark ausgeprägter depressiver Episode/Psychose mangelt<br />
es an Krankheitseinsicht bzw. fehlt diese völlig<br />
� Störung der Vitalgefühle/Leibgefühle (Schlaffheit, Erschöpftheit,<br />
Energielosigkeit, Abgespanntheit, Druck- u. Schweregefühl in Brust,<br />
Kopf, Bauch, Hals zugeschnürt, Schmerz-, Hitze- od.<br />
Kälteempfindungen<br />
� schwere Störungen der vegetativen Funktionen (Appetit- u.<br />
Gewichtsverlust od. -zunahme, Libidoverlust, Verstopfung)<br />
� zirkadiane Rhythmusstörungen ( Durchschlafstörungen mit<br />
morgendlichem Früherwachen, Tagesschwankungen von Stimmung u.<br />
Antrieb, meist mit „Morgentief” u. Aufhellung am Nachmittag<br />
(Morgentyp, ca. 1/3 der Pat. – Abendtyp wesentlich seltener)<br />
� Schwermut, Freud- u. Hoffnungslosigkeit sowie Gefühl der<br />
Wertlosigkeit od. auch Gefühllosigkeit � Herabgestimmt-Sein bis zu<br />
Versteinerung u. Leere, zu ausweglosem, versteinertem Nichts-fühlen-<br />
Können u. Nicht-traurig-sein-Können; die Gefühllosigkeit wird gefühlt,<br />
die Erstarrung empfunden, die Leblosigkeit erlebt, im Extremfall als<br />
Entfremdungserleben (Depersonalisation). Angst vor allem, was auf<br />
Pat. zukommt u. als nicht zu bewältigen erscheint (� ängstliches<br />
Grübeln, wahnhafte Ängste), depressiv- synthymes(!) Wahnerleben<br />
(Schuld-/ Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer u.<br />
nihilistischer Wahn � Pessimismus, Wertlosigkeit);<br />
� Suicidrisiko: ca. 10-15% der Depressiven sterben durch Suicid<br />
38<br />
38
10.Was ist eine endogene<br />
Depression?<br />
11.Subtypen von<br />
Depression? � nach<br />
Lehmkuhl nicht mehr<br />
aktuell, da in der ICD-10<br />
nur noch depressive<br />
Episode<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
endogen = erblich mitbedingt, eigengesetzlicher, aber nicht<br />
umweltunabhängiger Verlauf<br />
Die endogene Depression ist eine affektive Psychose, die durch<br />
phasenhaft auftretende Veränderungen der Stimmungs-, Affektivitäts- u.<br />
Antriebslage nach unten (Depression) gekennzeichnet ist. Nach jeder<br />
Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter<br />
Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Man unterscheidet<br />
zwischen<br />
� uni-/monopolarer Depression (60% aller affektiven Psychosen) u.<br />
� bipolarer manisch-depressiver Psychose (35% aller affektiven<br />
Psychosen) (Möller, S. 205 u. 222 f)<br />
Nicht immer ist das oben beschriebene Vollbild der endogenen Depression<br />
gegeben bzw. häufig ist das psychopathologische Erscheinungsbild<br />
durch bestimmte Symptome in besonderer Weise geprägt.<br />
Dementsprechend werden bestimmte Subtypen od. Sonderformen der<br />
Depression differenziert:<br />
� gehemmte Depression: Antriebshemmung ist stark ausgeprägt<br />
(Reduktion von Psychomotorik u. Aktivität, extrem: depressiver Stupor)<br />
� agitierte Depression: Agitiertheit prägt das klinische Bild (quälende<br />
innere Unruhe, ängstliche Getriebenheit, Bewegungsdrang,<br />
unproduktiv-hektisches Verhalten u. ständiges Jammern)<br />
� hypochondrische Depression: hypochondrische<br />
Selbstbeobachtungen u. Gedanken prägen das Bild.<br />
� paranoid gefärbte Depression: es kommt im Rahmen der Depression<br />
zu mißtrauischer Umdeutung von Begebenheiten im Sinn von<br />
Beeinträchtigungs- od. auch Verfolgungsideen.<br />
� Entfremdungsdepression: Entfremdungssymptome prägen das<br />
Erscheinungsbild: dem Pat. erscheint seine Umwelt fremd, die Welt<br />
dunkler, fahler etc.<br />
� anankastische Depression: Zwangssymptome prägen das Bild.<br />
� larvierte Depression: = versteckte Depression (somatisiert):<br />
vielfältige funktionelle Organbeschwerden, leibliche Mißempfindungen<br />
u. vegetative Störungen stehen im Vordergrund, während depressive<br />
Stimmung u. Antriebshemmung weitgehend in den Hintergrund treten<br />
� schwierige Diagnose.<br />
� Spätdepressionen/Involutionsdepressionen: ab 45 Jahren; oft<br />
ängstlich-agitiert od. hypochondrisch-paranoid gefärbt, neigen in<br />
besonderem Maß zur Chronifizierung; depressive Denkinhalte können<br />
durch die für diese Lebensphase typischen Probleme geprägt sein<br />
(Auszug der Kinder, Klimakterium, Vereinsamung, ggf. Partnerverlust<br />
etc.); oft, vor allem bei älteren Pat., ausgeprägte kognitive Störungen �<br />
schwere Differentialdiagnose zu Demenz, verschwinden aber nach<br />
Abklingen der depressiven Phase wieder (≠ chronisch progressiver<br />
Verlauf der Demenz) (Möller, S. 211 f)<br />
39<br />
39
12.a) Was sind ungünstige<br />
Prognosekriterien der<br />
affektiven Psychosen?<br />
b) Was befürchtet man bei<br />
endogenen Psychosen am<br />
meisten?<br />
13.Welchen Typ der<br />
Depression würden Sie<br />
sich aussuchen?<br />
14.Was spricht für Manie<br />
(aber nicht gegen<br />
Depression!)?<br />
15.Was überwiegt in der<br />
Bevölkerung, Manie oder<br />
Depression?<br />
16.Wie ist die Geschlechterverteilung<br />
bei<br />
affektiven Störungen?<br />
17.Was würden Sie sich<br />
aussuchen, Manie od.<br />
Depression?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
zu a):<br />
� längere Verläufe, vor allem mehrphasige Manien u. bipolare manischdepressive<br />
Psychosen haben häufiger Residualzustände zur Folge:<br />
deutliche Persönlichkeitsveränderungen in Form von Nivellierung u.<br />
Entdifferenzierung (nicht allein Krankheitsfolge, sondfern auch Folge<br />
der durch die Krankheit gestörten Persönlichkeitsentwicklung u. der<br />
sozialen Schwierigkeiten) (Tölle, S. 248)<br />
� früher Beginn einer (unipolaren) affektiven Psychose: häufiger<br />
Übergang in eine ungünstigere bipolare Psychose (Schmidt, S. 191)<br />
� früher Beginn mit eindeutigem Dominieren manischer Symptome<br />
(frühes Auftreten bei denjenigen, die eine starke Penetranz der Störung<br />
haben)<br />
� Suiciddrohungen u. wiederholte suicidale Handlungen<br />
� deutliche hypomanische bis aggressive Stimmung trotz Lithium/<br />
begleitender Medikation mit Neuroleptika/Carbamazepin<br />
� hohe Expressed-Emotions-Komponenten in Verbindung mit geringer<br />
Compliance<br />
� Persönlichkeitsstörungen � eingeschränkte Copingmöglichkeiten<br />
b) den Suicid: 10-15% aller Pat. mit affektiven Psychosen begehen Suicid<br />
� bei depressiver Episode besonders kritisch: wenn nach begonnener<br />
Medikation mit Antidepressiva der anstriebssteigernde Effekt schon<br />
auftritt, aber der stimmungsaufhellende Effekt noch nicht eintritt �<br />
das ist immer so!<br />
� bei manischer Episode besonders kritisch: wenn dem Pat. beim Abklingen<br />
der Symptome bewußt wird, welchen Scherbenhaufen er<br />
angerichtet hat<br />
� Anpassungsstörung: kurze depressive Reakton F43.20 (= ein<br />
vorübergehender leichter depressiver Zustand, der nicht länger als 1<br />
Monat dauert)<br />
� leichte depressive Episode F32.0 (s.o.)<br />
� Hypomanie: anhaltende leicht gehobene Stimmung, gesteigerter<br />
Antrieb/Aktivität, Gefühl von Wohlbefinden u. körperlicher u. seelischer<br />
Leistungsfähigkeit; gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit,<br />
Vertraulichkeit, gesteigerte Libido, vermindertes Schlafbedürfnis,<br />
Interesse an ganz neuen Unternehmungen � nach depressiver<br />
Episode kann es eine hypomanische Nachschwankung geben: diese<br />
ist aber von geringer Intensität u. kurzer Dauer (Tölle, S. 247)<br />
� abrupter Beginn: eine manische Phase „beginnt wie angeknipst, endet<br />
wie ausgeknipst“ Klosterkötter) � eine depressive Phase kann abrupt<br />
enden u. in eine hypomanische Nachschwankung umschlagen<br />
Manie: situationsinadäquat gehobene Stimmung, vermehrter Antrieb, Überaktivität,<br />
Rededrang, vermindertes Schlafbedürfnis, starke Ablenkbarkeit,<br />
Selbstüberschätzung, Größenideen, maßloser Optimismus,<br />
Wahrnehmungsstörungen, vermehrte Geldausgabe; bedingt i.d.R.<br />
Schuldunfähigkeit u. fehlende Testierfähigkeit (Kaufverträge) � stationäre<br />
Zwangseinweisung, Verlust der freien Willensbestimmung<br />
Die Depression überwiegt bei weitem:<br />
� unipolare Depression: ca. 65%<br />
� unipolare Manie: ca. 5%<br />
� bipolare manisch-depressive Psychose: ca. 30% � depressive Phasen<br />
überwiegen hier meist erheblich, ein strenges Alternieren manischer u.<br />
depressiver Phasen ist selten (Möller, S. 222)<br />
� bei Depressionen: Frauen:Männer = 2:1<br />
� bei bipolaren gleich<br />
Gefahr bei Depression: Suicid<br />
Gefahr bei Manie: Verschuldung, Selbst- u. Fremdgefährdung; nach<br />
manischer Phase auch Suicid möglich angesichts des angerichteten<br />
Scherbenhaufens<br />
� eine leichte depressive Episode od. am besten eine kurze depressive<br />
Reaktion (Anpassungsstörung F 43.20)<br />
40<br />
40
18. Welche Wahnthemen<br />
treten bei Melancholie auf?<br />
19. Inhaltliche u. formale<br />
Denkstörungen bei der<br />
Manie?<br />
20. Was ist „major<br />
depression“?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Verarmungswahn, Krankheitswahn, Schuldwahn, nihilistischer Wahn �<br />
synthym! (aber auch parathyme Themen im Sinn von affektneutral<br />
möglich)<br />
formal: Ideenflucht, beschleunigtes Denken � typische Denkstörung bei<br />
Manie<br />
inhaltlich: Inhalte des ideenflüchtigen Denkens sind Größenideen, die<br />
wahnhaftes Ausmaß annehmen können (Megalomanie)<br />
Begriff aus dem DSM für einzelne und rezidivierende schwere depressive<br />
Episoden<br />
41<br />
41
21.Welche Symptomatik<br />
bei Manie?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
3 Hauptsymptome:<br />
1. situationsinadäquate, euphorisch-gehobene Stimmung<br />
2. gesteigerter Antrieb<br />
3. Ideenflucht, beschleunigtes Denken (Tölle, S. 243 f)<br />
Manische Symptomatik (Forschungskriterien ICD-10):<br />
nach ICD-10: 3 Schweregrade von manischen Episoden:<br />
- leichte: Hypomanie<br />
- mittelgradige: Manie ohne psychotische Symptome<br />
- schwere: Manie mit psychotischen Symptomen<br />
Hypomanie/leichte manische Episode:<br />
1 typisches u. obligatorisches Symptom:<br />
Stimmung ist in einem für die Betroffenen deutlich abnormen Ausmaß an<br />
mindestens 4 aufeinander folgenden Tagen gehoben od. gereizt.<br />
7 weitere Symptome:<br />
1. gesteigerte Aktivität od. motorische Ruhelosigkeit<br />
2. gesteigerte Gesprächigkeit<br />
3. Konzentrationsschwierigkeiten od. Ablenkbarkeit<br />
4. vermindertes Schlafbedürfnis<br />
5. gesteigerte Libido<br />
6. übertriebene Einkäufe od. andere Arten von leichtsinnigem od.<br />
verantwortungslosen Verhalten<br />
7. gesteigerte Geselligkeit od. übermäßige Vertraulichkeit<br />
von diesen Symptomen müssen mindestens 3 vorliegen u. die persönliche<br />
Lebensführung beeinträchtigen.<br />
Manie:<br />
1 typisches u. obligatorisches Symptom:<br />
Stimmung ist vorwiegend gehoben, expansiv od. gereizt u. für die<br />
Betroffenen deutlich abnorm. Dieser Stimmungswechsel muß auffällig sein<br />
u. mindestens 1 Woche anhalten (es sei denn, eine<br />
Krankenhauseinweisung wird vorher notwendig).<br />
9 weitere Symptome:<br />
1. gesteigerte Aktivität od. motorische Ruhelosigkeit<br />
2. gesteigerte Gesprächigkeit, Rededrang<br />
3. Ideenflucht od. subjektives Gefühl von Gedankenrasen<br />
4. Verlust normaler sozialer Hemmungen, was zu einem den Umständen<br />
unangemessenen Verhalten führt<br />
5. vermindertes Schlafbedürfnis<br />
6. überhöhte Selbsteinschätzung od. Größenwahn<br />
7. Ablenkbarkeit od. andauernder Wechsel von Aktivitäten od. Plänen<br />
8. tollkühnes od. leichtsinniges Verhalten, dessen Risiken die Betroffenen<br />
nicht erkennen, z.B. leichtsinnnige Geldausgabe, törichte<br />
Unternehmungen, rücksichtsloses Fahren<br />
9. gesteigerte Libido od. sexuelle Taktlosigkeit<br />
von diesen Symptomen müssen mindestens 3 vorliegen bzw. 4, wenn die<br />
Stimmung nur gereizt ist, u. diese Symptome müssen eine schwere Störung<br />
der persönlichen Lebensführung verursachen � Manie ohne<br />
psychotische Symptome/mittelgradige manische Episode (berufl. u.<br />
soziale Funktionsfähigkeit ist unterbrochen)<br />
wenn psychotische Symptome hinzukommen � Manie mit psychotischen<br />
Symptomen/schwere manische Episode; wichtig: die Wahnideen sind<br />
nicht bizarr od. kulturell angemessen, bei den Halluzinationen handelt es s.<br />
nicht um Rede in der dritten Person od. kommentierende Stimmen �<br />
Differentialdiagnose zu schizophrenen Symptomen! sondern: Größen-,<br />
Liebes-, Beziehungs- u. Verfolgungswahn. Psychotische Symptome vor<br />
allem synthym (z.B. Größenwahn od. Stimmen, die den Betroffenen sagen,<br />
42<br />
42
22. Welche differentialdiagnostischen<br />
Überlegungen sind bei<br />
Manien anzustellen?<br />
23.Wie sieht der<br />
Tagesablauf bei schwerer<br />
Depression aus?<br />
24.Woran erkenne ich<br />
jemanden mit schwerer<br />
Depression?<br />
25.Was versteht man unter<br />
einer „larvierten<br />
Depression“?<br />
26. Woran erkennt man den<br />
Schweregrad einer<br />
Depression?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Ausschluß organischer/toxischer Ursachen<br />
Schizophrenie (Art der Wahnideen u. Halluzinationen unterschiedlich!)<br />
schizoaffektive Störung (manisches Syndrom ausschließlich während<br />
schizoaffektiver Störung)<br />
� Durchschlafstörungen<br />
� morgendliches Früherwachen, mindestens 2 Stunden vor der üblichen<br />
Zeit<br />
� Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, bei 1/3 mit Morgentief<br />
(Morgentyp) od. selten mit Abendtief (Abendtyp)<br />
Erscheinungsbild:<br />
Der Gesichtsausdruck ist ernst u. verbietet Ermunterung od. gar Scherz.<br />
Der Blick verrät vielfach ängstliche Beunruhigung, gleichzeitig auch eine<br />
eigentümliche Ferne u. Unberührtheit von allem, was um den Pat. vorgeht.<br />
Am auffälligsten ist die Bewegungsarmut, die oft mit einer nur mühsam<br />
unterdrückten inneren Unruhe gepaart ist.<br />
Mimik, Gestik u. Sprache drücken Angespanntheit, Entschlußlosigkeit u.<br />
Hoffnungslosigkeit aus.<br />
Dem, der den Pat. aus gesunden Zeiten kennt, fallen Stille, Zurückhaltung<br />
u. Befangenheit auf. (Tölle, S. 236)<br />
erstarrte Mimik u. Gestik, gesenkter Blick, leises Sprechen<br />
vegetative Störungen u. vielfältige Organbeschwerden stehen im<br />
Vordergrund, die depressiven Symptome treten in den Hintergrund �<br />
somatisierter Subtyp, Vollbild ist nicht ausgeprägt<br />
an der Intensität der Symptomatik (Art bzw. Ausprägungsgrad u. Anzahl<br />
der depressiven Symptome)<br />
� leichte: die vorhandenen mindestens 4 Symptome müssen ausgeprägt<br />
genug sein, um Gequältsein zu verursachen u. von anderen Personen<br />
bemerkt zu werden<br />
� mittelgradige: die vorhandenen mindestens 6 Symptome sind so<br />
ausgeprägt, daß sie den meisten Personen noch erlauben, ihre normale<br />
Berufstätigkeit u. ihre sozialen u. familiären Aktivitäten, wenn auch mit<br />
erheblichen Schwierigkeiten, fortzusetzen<br />
� schwere: die vorhandenen mindestens 8 Symptome müssen so schwer<br />
ausgeprägt sein, daß sie erhebliches Gequältsein u. fast immer auch<br />
deutliche Behinderung verursachen, die Person kann berufliche u.<br />
familiäre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen. (Möller, S. 215)<br />
� Funktionsfähigkeit im Alltag (Arbeitsfähigkeit, familiäre Aktivitäten u.<br />
Sozialkontakte): bei leichter depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag<br />
erhalten; bei mittlerer depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag nur unter<br />
erheblichen Schwierigkeiten fortsetzbar; bei schwerer depr. Episode:<br />
Funktionsfähigkeit im Alltag nicht erhalten<br />
43<br />
43
27.Wie würden Sie<br />
vorgehen, um den<br />
Schweregrad einer<br />
Depression zu bestimmen?<br />
28.Wenn jemand mit einer<br />
mittelgradigen<br />
depressiven Episode zu<br />
Ihnen käme, was würden<br />
Sie machen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Gespräch mit dem Pat. führen u. sorgfältig auf sein Erscheinungsbild<br />
achten (s.o.), eine ausführliche Anamnese erheben (Zusammenhänge<br />
zwischen Depression u. Lebensereignissen in der nahen u. fernen<br />
Vergangenheit) sowie sorgfältige Exploration seines Erlebens<br />
(Stimmung/ Affektivität, Antrieb, Denken, Suicidalität) u. Beurteilung der<br />
Schwere anhand der ICD-10- Kriterien für Schweregrad (s.o.).<br />
Die Beurteilung der Suicidalität ist bei Depression eine der wichtigsten<br />
Aufgaben. Für eine erhöhte Suicidgefahr sprechen: lang anhaltende u.<br />
schwere Depressivität, Schulderleben u. Selbstbezichtigungen, bittere<br />
Äußerungen über die Aussichtslosigkeit des Lebens u. auch starke latente<br />
Aggressivität, die ihr Ziel nicht erreicht, weiter frühere Suicidversuche des<br />
Pat. u. Suicidhandlungen in der Familie od. der näheren Umgebung. Je<br />
weniger depressiv herabgestimmt u. besonnen ein Mensch erscheint, der<br />
von Suicidabsichten spricht, desto größer ist das Risiko einer ernsthaften<br />
suicidalen Handlung. Wenn einmal der Entschluß zum Suicid gefaßt ist,<br />
wirken manche Pat. fast entspannt (Befreiung, Erlösung). Verneint der<br />
Pat. die Frage nach Suicidabsichten, man ist aber davon nicht überzeugt,<br />
kann man nachfragen, warum er keine Suicidabsichten (mehr) habe:<br />
suicidale Pat. antworten hierauf ausweichend od. gar nicht (während eine<br />
konkrete Antwort, z.B. wegen des Partners, der Kinder od. der Eltern,<br />
gegen Suicidalität spricht). Weitere Risikofaktoren sind soziale Isolierung<br />
u. psychische Krisen od. Krankheiten (90%, endogene Psychosen bei 1/3).<br />
(Standardisierte Selbst- od. Fremdbeurteilungsskalen zur Abschätzung,<br />
z.B. Hamilton-Depressionsskala, sind oft nicht einsetzbar: depressiven<br />
Pat. fällt es oft schwer, einen Fragebogen zuverlässig auszufüllen od. auf<br />
Fragen des Untersuchers genaue Antworten zu geben, da ihm<br />
Quantifizierungen kaum möglich sind: er ist so tief gestört, so absolut<br />
hoffnungs- u. ausweglos, daß ihm Abstufungen sinnlos erscheinen.<br />
Außerdem kann die Fragebogenuntersuchung depressive Pat., die<br />
zumeist sehr gewissenhaft u. auf Kooperation bedacht sind, zusätzlich<br />
belasten.)<br />
(Tölle, S. 242 u. 125)<br />
1) Diagnostik: Anamnese u. Exploration zur Bestimmung des genauen<br />
Verlaufs: bipolar – monopolar; Differentialdiagnose: Anpassungsstörung<br />
(Frage nach belastendem Ereignis), Klärung der Suicidgefahr (s.o.);<br />
2) Therapie mit 3 Säulen: psychopharmakologisch, psychotherapeutisch u.<br />
soziotherapeutisch.<br />
44<br />
44
29.Wie sieht die Therapie<br />
der Depression aus?<br />
30.Wie sieht die Therapie<br />
der Manie aus?<br />
31. a) Welche<br />
Antidepressiva gibt es?<br />
b) Welches ist das Mittel<br />
der Wahl?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Akutbehandlung<br />
� je nach Suicidalität u. Compliance ambulant od. stationär<br />
� supportives ärztliches/psychotherapeutisches Gespräch (stetige<br />
Zuwendung u. Einfühlung, Mut u. Hoffnung vermitteln, stark u.<br />
belastunhsfähig sein, quasi stellvertretend für verzweifelten Pat. die<br />
depressive Phase durchstehen), Beziehung Arzt/Psychologe – Patient<br />
muß stabil sein (persönliche Bindung ist beste Suicidprävention!)<br />
� Pharmakotherapie: Antidepressiva (sedierend bzw. zusätzlich ein<br />
sedierendes Medikament bei Suicidalität u. Agitiertheit) � Vorsicht: da<br />
der antriebssteigernde Effekt dem stimmungsaufhellenden Effekt<br />
vorausgeht, werden etwaige suicidale Impulse vorübergehend<br />
begünstigt!!! Außerdem wirken Antidepressiva erst nach 2-3 Wochen<br />
richtig � aus beiden Gründen ist bei Suicidalität in der Regel eine<br />
stationäre Behandlung notwendig!!!; einschleichende Dosierung<br />
innerhalb 1 Woche, nach stabiler Besserung über einen Zeitraum von 4<br />
Wochen ausschleichende Dosierung über 4-6 Wochen.<br />
� bei Suicidalität, Agitiertheit u. Schlafstörungen zusätzlich ein<br />
Hypnotikum (Benzodiazepin) od. ein sedierendes Antidepressivum<br />
� wg. Wirklatenz der Antidepressiva (2-3 Wochen) vorher ggf.<br />
Benzodiazepine od. schwachpotente Neuroleptika<br />
� Neuroleptika od. Lithium können den antidepressiven Effekt verbessern<br />
� Elektrokrampftherapie: Indikation bei schwerer, sonst nicht behebbarer<br />
Suicidalität, bei nihilistischem Wahn u. depressiven Stupor od. bei<br />
mangelndem Effekt verschiedener Antidepressiva<br />
� therapeutischer Schlafentzug (total, partiell od. selektiv): Ziel:<br />
Resynchronisation der zirkadianen Rhythmen<br />
� Lichttherapie bei saisonaler Depression<br />
Erhaltungstherapie<br />
� antidepressive Erhaltungsmedikation über 6 Monate; falls phasenhafter<br />
Verlauf, evtl. mit Lithium eine Phasen-Prophylaxe durchführen u. ggf.<br />
schon während der Antidepressiva-Therapie beginnen<br />
� Tagesstrukturierung<br />
� Bewegungs- u. Sporttherapie, Physiotherapie, Ergotherapie (=<br />
Beschäftigungs- u. Arbeitstherapie) � aber Schonung!<br />
Rezidivprophylaxe<br />
� Pharmakotherapie: falls phasenhafter Verlauf, evtl. mit Lithium eine<br />
Phasen-Prophylaxe durchführen; wenn unwirksam, bei monopolarer<br />
Depression tricyclisches Antidepressivum, bei bipolarer Psychose<br />
Carbamazepin<br />
� Psychotherapie: kogn. VT, PA<br />
� Training von Konzentration u. Ausdauer<br />
� Familien werden trainiert, EE zu kontrollieren<br />
Akutbehandlung<br />
� bei ausgeprägter Symptomatik stationäre Behandlung (ggf. richterliche<br />
Einweisung, da keine Krankheitseinsicht u. auch kein Krankheitsgefühl)<br />
� Pharmakotherapie: Neuroleptika (Kombination von antipsychotischem<br />
hochpotenten Neuroleptikum mit sedierendem niedrigpotenten<br />
Neuroleptikum) (od. Lithium: wirkt aufgrund sedierenden Effekts<br />
antimanisch); ausschleichende Dosierung über einen längeren<br />
Zeitraum<br />
� genügend Freiraum<br />
Rezidivprophylaxe<br />
� insbesondere bei wiederholten Rezidiven<br />
� mit Lithium; wenn unwirksam, dann bei bipolarer Psychose mit<br />
Carbamazepin<br />
a):<br />
� trizyklische (anticholinerge Nebenwirkungen, Blutdrucksenkung)<br />
� MAO-Hemmer<br />
� selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Unruhe, Überkeit)<br />
b) üblich sind gegenwärtig Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, weil sie<br />
die geringsten Nebenwirkungen haben<br />
45<br />
45
32.Welche Medikamente<br />
gibt man bei Depression?<br />
Welche Wirkung u. welche<br />
Nebenwirkungen haben sie?<br />
33.Wie hoch ist der<br />
Placeboeffekt bei<br />
Antidepressiva?<br />
34. a) Wann wird bei<br />
Depression die<br />
Elektrokrampftherapie<br />
eingesetzt? b) Wie wirkt<br />
sie?<br />
35.Wie hoch ist die<br />
Heilungschance mit<br />
Antidepressiva bei<br />
Melancholie?<br />
36.Welche anderen<br />
Faktoren bedingen die<br />
Heilung einer Melancholie<br />
mit?<br />
37.Was ist Lithium?<br />
Welche<br />
Zusammensetzung hat es?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� einschleichende Dosierung<br />
� ängstl.-agitierte Depressionen: sedierendes Antidepressivum, ggf.<br />
Benzodiazepine<br />
� bei Suicidalität: sedierendes Antidepressivum, ggf. Benzodiazepine<br />
� bei Schlafstörungen: Hypnotikum (Benzodiazepine)<br />
� trizyklische Antidepressiva: Nebenwirkungen: anticholinerge<br />
Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Obstipation etc.);<br />
Blutdrucksenkung � sind i.d.R. von leichter Intensität, auf den Beginn<br />
der Behandlung beschränkt, klingen entweder spontan nach<br />
Dosisreduktion ab od. können symptomatisch therapiert werden<br />
� bei neuerer Substanzklasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer:<br />
keine anticholinergenen Effekte, aber Unruhe u. Übelkeit<br />
� wg. Wirklatenz der Antidepressiva (2-3 Wochen) vorher ggf.<br />
Benzodiazepine od. schwachpotente Neuroleptika<br />
� Antidepressiva verkürzen die Phasen, Restsymptomatik bleibt aber<br />
bestehen<br />
20-30%??? woher ist diese Zahl?<br />
Elektrokrampftherapie = Auslösung eines epileptischen Krampfanfalls<br />
durch elektrische Durchflutung unter Kurznarkose<br />
a) Indikation bei schwerer, sonst nicht behebbarer Suicidalität, bei<br />
nihilistischem Wahn u. depressiven Stupor od. bei mangelndem Effekt<br />
verschiedener Antidepressiva<br />
b) Wirkweise: ist nicht im einzelnen bekannt. Vermutet wird eine<br />
Transmitterstimulation im Hypothalamus (entsprechend der Noradrenalin-<br />
Serotonin-Hypothese der antidepressiven Pharmakotherapie). Die<br />
Krampfbehandlung bewirkt wie andere depressive Behandlungen eine<br />
Verminderung der REM-Schlafphasen, ohne daß deren Bedeutung für den<br />
Wirkmechanismus bekannt wäre.<br />
Eine psychopathologische Interpretation besagt, daß die<br />
Krampfbehandlung der psychotischen Symptomatik gleichsam den Boden<br />
entziehe, also ein “Nicht-haben-Können der Psychose“ bedinge.<br />
(Tölle, S. 361 f)<br />
„Um 70% u. damit wesentlich höher als die Placeborate.“<br />
Das günstigste Ergebnis ist die Phasenverkürzung. In der Regel wird die<br />
melancholische Symptomatik nicht vollständig aufgehoben, aber erheblich<br />
reduziert, so daß Alltagsfunktionen wieder erreicht werden. Bei 30% führt<br />
die alleinige Behandlung mit Antidepressiva nicht zum Ziel. Prädiktoren für<br />
einen günstigen bzw. schnellen therapeutischen Effekt von Antidepressiva<br />
sind insbesondere ausgeprägte Vitalstörungen – dies gilt vermutlich für<br />
alle antidepressiven Maßnahmen.<br />
(Tölle, S. 256 f)<br />
� gleichzeitige Gabe anderer Medikamente (Lithium, Benzodiazepin)<br />
� Qualität der Beziehung Therapeut-Pat. u. der psychotherapeutischen<br />
Behandlung<br />
� Einbeziehung der Familienangehörigen<br />
� situative Faktoren<br />
� Persönlichkeitsfaktoren: z.B. können vorausgegangene neurotische<br />
Störungen das Herausgeraten aus der Melancholie erschweren<br />
Lithium-Salz: einwertiges Metall aus der Gruppe der Alkali-Metalle zur<br />
Rezidivprophylaxe von manischen u. schizomanischen Psychosen; kein<br />
eigentlich sedierendes Psychopharmakon, hat aber auch sedierenden<br />
Effekt<br />
46<br />
46
38.Warum wird Lithium<br />
eingenommen/wann wird<br />
Lithium eingesetzt? Wie<br />
wirkt es?<br />
39.Welche Besonderheiten<br />
des Verlaufs zeigen die<br />
affektiven Psychosen im<br />
Jugendalter?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� zur Prophylaxe bei mehrphasigen affektiven u. schizoaffektiven<br />
Psychosen (nach der 2. Phase/Episode): schützt vor erneuten<br />
Episoden od. Phasen werden deutlich seltener, leichter, kürzer � bei<br />
70% bleiben weitere Phasen aus<br />
� in florider/akuter manischer Phase: wirkt aufgrund des sedierenden<br />
Effekts antimanisch<br />
� Gesamtdosis am Abend, damit Hauptnebenwirkungen im Schlaf nicht<br />
wahrgenommen werden<br />
� Lithiumserumspiegel regelmäßig kontrollieren: Lithiumintoxikation kann<br />
zu Krampfanfällen, Koma u. bis zum Tod führen!!!<br />
� Compliance wichtig!!<br />
� stark verzögerter Wirkungseintritt<br />
� Nebenwirkungen, trotz allgemein guter Verträglichkeit (ohne<br />
Langzeitfolgen): Gewichtszunahme, feinschlägiger Tremor,<br />
Feinmotorik, Durst, Sexualfunktionen reduziert, Schilddrüse<br />
� einer der größten Erfolge der Psychiatrie: damit kann man trotz<br />
Manie/bipolarer affektiver Psychose gut leben<br />
� Depressive Episoden im Kindes- u. Jugendalter: durchschnittliches<br />
Erkrankungsrisiko 0,5-1,0%, Erkrankungen vor dem 20. Lebensjahr<br />
machen weniger als 20% des Lebenszeitrisikos aus; ab dem<br />
Jugendalter sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen; gleiche<br />
Symptomatik wie bei Erwachsenen, bei Suicidgedanken u. –<br />
handlungen geht es häufig um ‚harte’ Methoden nach kurzer<br />
Entscheidungszeit; das somatische Syndrom kann ab dem mittleren<br />
Jugendalter hinzutreten; Reizbarkeit, ängstlich-phobische u.<br />
zwanghafte Symptome u. Alkoholmißbrauch können vorkommen; auch<br />
bei Kindern saisonale Depressionen (Herbst/Winter); hohe<br />
Rezidivwahrscheinlichkeit (mindestens 1/3 der Pat.) durch familiäre<br />
Belastung, Fortbestehen chronischer Belastungen u. Komorbidität<br />
(Eltern u. Geschwister haben erhöhte Belastung mit verschiedenen<br />
psychiatrischen Erkrankungen); bei frühem Beginn der depressiven<br />
Episode ist der Übergang in die prognostisch ungünstigen<br />
bipolaren Verläufe häufiger; Erhöhung des Rezidivrisikos durch<br />
intellektuelle Retardierung u. gleichzeitige Persönlichkeitsstörung.<br />
(Schmidt, S. 189 ff)); endogene Depressionen im Kindesalter sehr<br />
selten u. erst ab der Vorpubertät (Möller, S. 373)<br />
� Manische Episoden im Kindes- u. Jugendalter: sind im Jugendalter<br />
sehr selten, in der Kindheit noch seltener; beide Geschlechter gleich<br />
betroffen. Bipolare Episoden sind prognostisch ungünstiger als<br />
monopolare Manie u. sind allgemein prognostisch ungünstig mit<br />
erhöhtem Rückfallrisiko, aus diesem Grund u. wegen der sozialen u.<br />
möglichen rechtlichen Folgen von manischen Episoden u. wegen der<br />
Selbstgefährdung in depressiven Episoden ist Akutbehandlung u.<br />
Rezidivprophylaxe indiziert. (Schmidt, S. 234 ff)<br />
� depressive Phasen im Jugendalter sind schwierig zu diagnostizieren,<br />
da meist sehr kurz, z.T. nur einige Tage lang (Tölle, S. 241)<br />
� Beginn affektiver Psychosen im Jugendalter oft nur retrospektiv zu<br />
bestimmen, da scheinbar unmotivierte Stimmungsschwankungen im<br />
Reifungsalter auch sonst vorkommen (Tölle, S. 241)<br />
� depressive Verstimmung bei Kindern sind fast immer neurotischer Art<br />
od. chronische Depression von Kindern infolge frühkindlicher<br />
Deprivation (Tölle, S. 246)<br />
� melancholische Syndrome im Jugendalter können dem Beginn einer<br />
schizophrenen Psychose vorausgehen (Tölle, S. 246)<br />
� Phasen kürzer u. rascher; häufig rapid cycling, die schlecht auf<br />
Medikamente ansprechen u. entsprechend ausgeprägte soziale Folgen<br />
nach sich ziehen<br />
� häufig ist Stimmung eher gereizt, somat. Störungen<br />
(Appetitverminderung), wohinter sich häufig eine Depression verbirgt<br />
(woher diese Infos?)<br />
47<br />
47
40.Wie ist die Ätiologie/<br />
Pathogenese von affektiven<br />
Störungen?<br />
41.Was ist eine<br />
schizoaffektive Psychose?<br />
42.Was versteht man unter<br />
Zyklothymia?<br />
43.Wie sieht die<br />
Epidemiologie von<br />
affektiven Störungen aus?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� multifaktorielle Ursachen:<br />
� Vulnerabilitätskonzept: anlagebedingte Verletzlichkeit<br />
(Konkordanzraten bei eineiigen Zwillingen 65%, 80% bei bipolaren,<br />
50% bei unipolaren; bei zweieiigen Zwillingen: 20%<br />
� Abnormitäten in der Neurotransmission/Dysbalance verschiedener<br />
Neurotransmitter: Verminderung der Neurotransmitter Noradrenalin<br />
und Serotonin<br />
� PA: abnorme Trauerreaktion, Objektverlust � Introjektion:<br />
Autoaggression, Schuldgefühle (Haß auf verlorenes Liebesobjekt wird<br />
auf eigenes Selbst gerichtet)<br />
� Existentialphilosophie: Sinnverlust<br />
� VT: gelernte Hilflosigkeit, Verstärkerverlust<br />
� kognit. Theorie: depr. Kognitionen/Denkfehler: zu Person/Umwelt/Zukunft<br />
� krit. Lebensereignisse: Tod, Scheidung, Trennung, Wochenbett<br />
� zwischen Schizophrenie u. affektiver Psychose<br />
� Symptome von Depression o./u. Manie u. gleichzeitig od. höchstens<br />
durch einige Tage getrennt u. zusätzlich Symptome von Schizophrenie<br />
Zyklothymia = andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen<br />
Perioden leichter Depression u. leicht gehobener Stimmung � leichte,<br />
chronische Stimmungsschwankungen mit Beginn in der Regel im frühen<br />
Erwachsenenleben (F 34.0)<br />
� Morbidität/durchschnittliches Erkrankungsrisiko: etwas unter 1%<br />
� Frauen : Männer = 2:1 bei Depressionen, bei bipolaren Störungen<br />
gleich<br />
� der größte Teil der Erkrankungen beginnt im 3. od. 4. Lebensjahrzehnt,<br />
der Häufigkeitsgipfel für Ersterkrankungen liegt etwas später als der<br />
bei Schizophrenien; frühestens ab der Vorpubertät, aber in diesem<br />
Alter sehr selten<br />
� eine erste manische Phase tritt in früherem Lebensalter auf als eine<br />
erste depressive<br />
� bipolare Psychosen beginnen früher (zu ca. 20% bereits vor dem 20.<br />
Lebensjahr) als unipolare<br />
48<br />
48
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
44. Was ist Dysthymia? Dysthymia = chronische (länger als 2 Jahre dauernde) depressive<br />
Verstimmung leichteren Grades, die nach Schweregrad u. Dauer nicht<br />
die Kriterien für eine leichte rezidivierende depressive Episode erfüllt<br />
(~depressive Neurose/neurotische Depression).<br />
Nach Forschungskriterien ICD-10: mindestens 3 der Symptome meistens,<br />
oft monatelang:<br />
1. verminderter Antrieb od. Aktivität<br />
2. Schlaflosigkeit<br />
3. Verlust des Selbstvertrauens od. Gefühl von Unzulänglichkeit<br />
4. Konzentrationsschwierigkeiten<br />
5. Neigung zum Weinen<br />
6. Verlust des Interesses od. der Freude an Sexualität u. anderen<br />
angenehmen Aktivitäten<br />
7. Gefühl von Hoffnungslosigkeit u. Verzweiflung<br />
8. erkennbares Unvermögen, mit den Routineanforderungen des täglichen<br />
Lebens fertigzuwerden<br />
9. Pessimismus im Hinblick auf die Zukunft od. Grübeln über die<br />
Vergangenheit<br />
10. sozialer Rückzug<br />
11. verminderte Gesprächigkeit<br />
45.Wie ist die Ätiologie von<br />
Depression?<br />
46.Was ist eine<br />
neurotische Depression?<br />
47.Welche<br />
Differentialdiagnose muß<br />
man bei neurotischer<br />
Depression machen?<br />
� die Pat. haben gewöhnlich dazwischen zusammenhängende Perioden<br />
von Tagen od. Wochen, in denen sie s. gut fühlen; aufgrund des<br />
jahrelangen Dauerns der leichten depressiven Episoden zieht die<br />
Dysthymia beträchtliches subjektives Leiden u. Beeinträchtigungen<br />
nach s.<br />
� Beginn gewöhnlich im frühen Erwachsenenleben u. Dauer mindestens<br />
mehrere Jahre, manchmal lebenslang; bei Beginn im höheren<br />
Lebensalter häufig nach einer abgrenzbaren depressiven Episode,<br />
nach einem Todesfall od. einer anderen offensichtlichen Belastung<br />
� Lebenszeitprävalenz 2 bis 10% (woher?)<br />
multifaktorielles Bedingungsgefüge:<br />
� genetische Disposition (bei bipolarer höher als bei monopolarer<br />
Depression)<br />
� geschlechtsspezifischer Vulnerabilitätsfaktor bei monopolarer<br />
Depression<br />
� belastende Lebensereignisse (auslösende od. gar ursächliche<br />
Funktion)<br />
� evtl. psychologische Entstehungsbedingungen ähnlich wie bei<br />
Dysthymia/neurotischer Depression (Hypothesen von Psychoanalyse<br />
u. Lerntheorie)<br />
� prämorbide Persönlichkeitsstruktur: Typus melancholicus:<br />
gekennzeichnet durch Haften am Gewohnten, Ordentlichkeit u.<br />
Gewissenhaftigkeit<br />
� biochemisches Korrelat: verminderte Aktivität im Bereich<br />
zentralnervöser noradrenerger u. serotonerger Synapsen (gilt wohl<br />
auch für Dysthymia)<br />
(Möller, S. 205 ff)<br />
neurotische Depression = Dysthymia<br />
� leichte endogene Depression/depressive Episode: bei Dysthymia<br />
fehlen meistens Vitalsymptome, die charakteristisch bei depressiver<br />
Episode sind; Dysthymia ist stärker durch situative Einflüsse<br />
modulierbar, z.B. durch die Gegenwart eines Freundes od. durch<br />
angenehme Betätigung; dysthyme Verstimmung ist meist nicht so<br />
schwer u. führt seltener zu einer bedeutenden Einschränkung der<br />
Alltagsfunktionen (berufliche Leistungsfähigkeit etc.)<br />
� Anpassungsstörung: längere depressive Reaktion (unter 2 Jahre)<br />
� schizophrenes Residuum (negative schizophrene Symptome)<br />
� bei älteren Menschen: Demenz (oft auch depressive Symptome)<br />
49<br />
49
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
6Neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen<br />
50<br />
50
1. Was ist der Unterschied<br />
zwischen Neurose u.<br />
Persönlichkeitsstörung?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Neurose = psychische Syndrome mit unterschiedlichem<br />
Erscheinungsbild, die durch Störungen der Erlebnis- u.<br />
Konfliktverarbeitung bedingt sind. Im Gegensatz zu den Psychosen<br />
besteht eine ausreichende Realitätskontrolle. Der Leidensdruck ist<br />
meistens sehr groß.<br />
Man unterscheidet zwischen Symptomneurosen, bei denen die<br />
neurotische Störung in aktuellen psychopathologischen Symptomen<br />
zutage tritt, u. Charakterneurosen, bei denen s. die neurotische Störung<br />
in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition darstellt. (Möller, S. 246)<br />
Neurosen sind nicht hirnorganisch bedingt (dieser Faktor kann nur in<br />
bestimmten Fällen die Entstehung begünstigen). Sie sind in Abgrenzung<br />
von Psychosen weniger schwere u. weniger schicksalhaft verlaufende<br />
seelische Störungen, ohne Desintegration der Persönlichkeit u. ohne die<br />
für Psychosen so charakteristische Realitätsbezugsstörung. Anders als<br />
Persönlichkeitsstörungen (Charakterneurosen) äußern s. die meisten<br />
Neurosen in bestimmten klinischen Symptomen. (Tölle, S. 40)<br />
� Neurosen: Symptomneurosen: neurotische Störung äußert s. in<br />
aktuellen psychopathologischen Symptomen<br />
� Persönlichkeitsstörungen: Charakterneurosen: neurotische<br />
Störung stellt s. in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition dar<br />
Die (Symptom-) Neurosen sind häufige Störungen: Prävalenzrate 10%,<br />
unter Einbeziehung leichter Fälle über 20%. Frauen erkranken etwa<br />
doppelt so häufig wie Männer. Häufigkeitsgipfel der Erkrankungen ist im<br />
mittleren Lebensalter.<br />
Klinische Erscheinungsbilder:<br />
� Angstneurose (Angststörung)<br />
� phobische Neurose (Phobische Störung)<br />
� Zwangsneurose (Zwangsstörung)<br />
� depressive Neurose (neurotische Depression/Dysthymia)<br />
� Hypochondrische Neurose (Hypochondrie)<br />
� neurasthenische Neurose (Neurasthenie)<br />
� hysterische Neurose/Konversionsneurose (dissoziative Störung)<br />
� neurotisches Depersonalisationssyndrom<br />
� psychosomatische/somatotoforme Störungen<br />
Es handelt s. hier nur um typologische deskriptive Differenzierungen mit<br />
starker Randunschärfe. Häufig ist es deshalb gar nicht möglich, das<br />
Erscheinungsbild eines Pat. einem dieser Typen zuzuordnen, sondern<br />
man muß zwei od. mehr dieser Typen zur Beschreibung heranziehen.<br />
Differentialdiagnostisch müssen die neurotischen Störungen jeweils<br />
sorgfältig gegenüber gleichartigen klinischen Bildern bei endogenen u.<br />
hirnorganischen Erkrankungen abgegrenzt werden. (Möller, S. 251 ff)<br />
Verlauf von Neurosen:<br />
Neurotische Störungen treten meist im Zusammenhang mit<br />
nachweisbaren situativen Belastungsfaktoren auf, mit Erlebnissen, denen<br />
häufig erst vor dem jeweiligen Hintergrund einer speziellen Lebens- u.<br />
Lerngeschichte der Charakter des Pathogenen zukommt. Das neurotische<br />
Symptom bedeutet nicht nur subjektives Leiden, sondern auch Entlastung<br />
(primärer Krankheitsgewinn) u. hat Konsequenzen, die auch einen<br />
positiven Aspekt haben, z.B. vermehrte Zuwendung u. Befreiung von<br />
Pflichten durch andere (sekundärer Krankheitsgewinn). Beide Arten von<br />
Krankheitsgewinn können zur Symptomfixierung u. Chronifizierung<br />
beitragen.<br />
Neurotische Störungen dauern selten nur Monate, oft dauern sie Jahre.<br />
Chronische Verläufe sind also eher die Regel. Im Rahmen erneuter<br />
Belastungssituationen kann es zu einem erneuten Auftreten der gleichen<br />
od. einer anderen Symptomatik kommen.<br />
günstige Prognose:<br />
� Phobien<br />
� hysterische Neurose<br />
� z.T. depressive Neurose<br />
51<br />
51
2. Wie sieht die<br />
Verhaltenstherapie bei<br />
Neurosen aus?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
grundsätzlich: zuerst Verhaltensanalyse: Symptomauslöser u.<br />
symptomverstärkende Stimuli werden analysiert u. ein Therapieplan zu<br />
ihrem Abbau aufgestellt, durch den gleichzeitig das symptomatische<br />
Verhalten reduziert wird. Parallel dazu werden Verhaltensdefizite<br />
eliminiert, indem kompetente Verhaltensweisen aufgebaut (u.a. nach<br />
dem Prinzip des operanten Konditionierens) u. geübt werden (in<br />
Rollenspielen nach dem<br />
Prinzip des Lernens am Modell u. in der Realität) � Training sozialer<br />
Kompetenz.<br />
� depressive Neurose: operante positive Verstärkung von Aktivitäten<br />
(Aktivierungsprogramm), Aktivitätstraining (Tagespläne) u. kognitive<br />
Umstrukturierung von irrationalen negativen Kognitionen<br />
� Angstneurose/phobische Neurose: Reizkonfrontation in sensu<br />
od./u. in vivo: systematische Desensibilisierung; Reizüberflutung in<br />
vivo (flooding)<br />
� sozialphobische Neurose: Selbstsicherheitstraining (assertive<br />
training)<br />
� Zwangsneurose: a) bei Zwangshandlungen: Reizkonfrontation in<br />
vivo zur bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden<br />
Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen<br />
zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige<br />
Reaktionsverhinderung (response prevention) u. b) bei<br />
Zwangsideen/-gedanken, -befürchtungen u. –impulsen:<br />
kognitive Selbstkontrolle (Gedanken-stop-Training) (nicht so<br />
wirksam), auch Habituationstraining nach bewußter Provokation,<br />
Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils<br />
Angstreduktion erzeugt)<br />
(Möller, S. 277 f; Schmidt, S, 185 f)<br />
52<br />
52
3. a) Was ist ein Konflikt?<br />
b) Was ist eine Konfliktreaktion?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
a) Ein Konflikt kommt zustande, wenn in einem Menschen zwei<br />
Strebungen von vitaler Bedeutung widersprüchlich bzw. (zeitlich:<br />
gleichzeitig) unvereinbar u. unter einem Entscheidungsdruck<br />
aufkommen.<br />
PA: Konflikte entstehen hauptsächlich zwischen Ich u. Es bzw. zwischen<br />
Über-Ich u. Es. Urkonflikt: Sexualkonflikt (= in weiterem Sinn<br />
zwischenmenschlicher Konflikt).<br />
Zu beachten sind insbesondere folgende Konflikte:<br />
� Bereich des Habens u. Besitzens<br />
� Nähe/Bindung versus Distanz/Trennung<br />
� Autonomie vs. Abhängigkeit<br />
� Macht vs. Unterlegenheit<br />
� Bereich Aggressivität u. Rivalität<br />
(Tölle, S. 41)<br />
Appetenz-Appetenz-Konflikt/Annäherungs-Annäherungs-Konflikt/<br />
Appetenzkonflikt: Zwang zur Entscheidung zwischen zwei gleich<br />
attraktiven Gegebenheiten<br />
Aversions-Aversions-Konflikt/Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt/<br />
Aversionskonflikt: Zwang zur Entscheidung zwischen zwei gleich<br />
unattraktiven Gegebenheiten<br />
Appetenz-Aversions-Konflikt/Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt/<br />
Ambivalenzkonflikt: gleichzeitiges Vorhandensein von gegensätzlichen<br />
Strebungen gegenüber einer Gegebenheit<br />
(Dorsch)<br />
b) Eine Konfliktreaktion ist eine akute u. meist kurzdauernde inadäquate<br />
Reaktion auf einen bestimmten umschriebenen Konflikt mit der Folge<br />
gesundheitlicher Störungen.<br />
≠ Neurose: kompliziertere Entwicklung gesundheitlicher Störungen, die<br />
nicht auf einzelne aktuelle Konflikte zurückzuführen ist, sondern<br />
inadäquate Verarbeitungen von länger anhaltenden Konflikt- u.<br />
Frustrationssituationen, die oft in die Kindheit zurückreichen, zur<br />
Voraussetzung hat.<br />
Kennzeichen von ausgeprägtem neurotischen Konflikterleben: die<br />
Person neigt zu bestimmten, weitgehend festgelegten Einstellungen u.<br />
Verhaltensweisen u. ist wenig in der Lage, den konflikthaften Charakter<br />
der kritischen Lebenssituation als solchen wahrzunehmen, geschweige<br />
denn eine adäquate Konfliktbewältigung in Form der Lösung (Konflikt<br />
bleibt bewußt od. weitgehend bewußt u. wird rational verarbeitet, die<br />
widersprüchlichen Regungen werden im Idealfall in das Gesamterleben<br />
integriert; auch Sublimierung, Verschiebung u.<br />
Phantasiebefriedigungen/Tagträume) od. in Form von einem Kompromiß<br />
zu erreichen. Wenn dann die Konfliktspannung die Tragfähigkeit<br />
übersteigt, kann Entlastung nur durch bestimmte neurotische<br />
Abwehrmaßnahmen (Verdrängung, Widerstand, Rationalisieren, Isolieren,<br />
Reaktionsbildung, Projektion, Introjektion, Konversion, Vermeidung,<br />
Regression) erlangt werden. (Tölle, S. 46 u. 43 ff)<br />
53<br />
53
4. Was ist der Unterschied<br />
zwischen Neurosen im<br />
Kindes- u.<br />
Erwachsenenalter?<br />
5. Wo gibt es bei Neurosen<br />
katatone Störungen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Neurosen bei Kindern:<br />
1) alterstypische kindliche Neurosen/psychoreaktive<br />
Verhaltensstörungen: Enuresis (Einnässen, F9), Enkopresis<br />
(Einkoten,F9), Mutismus (Störung sozialer Funktionen, F9),<br />
Erziehungsschwierigkeiten u. Verhaltensstörungen (hyperkinetisches<br />
Syndrom, Störungen des Sozialverhaltens, Ticstörungen; alle F9);<br />
Sprachstörungen ( F8) sind primär keine Neurosen, sondern organisch<br />
bedigte funktionelle Störungen.<br />
2) frühkindliche psychoreaktive Fehlentwicklungen/<br />
psychoreaktive Persönlichkeitsstörungen: streng genommen keine<br />
Neurosen, sondern Persönlichkeitsveränderungen u. Behinderung in<br />
der soz. Anpassung, die auf ein schweres u. anhaltendes emotionales<br />
Defizit in den ersten Lebensjahren zurückzuführen sind: frühkindlicher<br />
Hospitalismus/ Deprivationssyndrom/Verlassenheitssyndrom (Spätfolge<br />
der zugrundeliegenden existentiellen Depression/anaklitischen<br />
Depression ist eine tiefgreifende Kontaktstörung � gestörte Bindungsu.<br />
Liebesfähigkeit, oft dissoziales Verhalten)<br />
(Tölle, S. 61 ff)<br />
Im Kindesalter kommt es leicht zu umweltbedingten psychoreaktiven<br />
Verhaltensstörungen, die oft größere Intensität, aber auch<br />
wesentlich bessere Rückbildungstendenzen als im<br />
Erwachsenenalter zeigen. Diese Störungen sind oft nicht rein<br />
psychologisch durch ungünstige Umweltfaktoren o.ä. zu erklären,<br />
sondern multikonditional zu erklären: z.B. führen die Symptome einer<br />
minimalen zerebralen Dysfunktion in einem ohnehin problematischen<br />
Umweltmilieu zu einer besonders ungünstigen Interaktion u. damit zur<br />
sekundären Neurotisierung.<br />
Frühkindlicher Hospitalismus, hyperkinetisches Syndrom,<br />
Angsstörungen, Enuresis, Enkopresis, Stottern, depressive Störungen,<br />
Dissozialität, Entwicklungsstörungen, Reifungskrisen/ Pubertätskrisen/<br />
Adoleszentenkrisen (Zwangssymptome, hysterische Reaktionen,<br />
neurasthenisches Versagen, depressive Verstimmungen,<br />
hypochondrische Symptomatik, Derealisations- u.<br />
Depersonalisationssymptomatik, Anorexia nervosa, Bulimia nervosa,<br />
ggf. Suicidalität). (Möller, S. 374 ff)<br />
� Kindliche Neurosen/psychoreaktive Verhaltensstörungen sind stark<br />
umweltbedingt, entstehen schneller, haben größere Intensität, aber<br />
auch wesentlich bessere Rückbildungstendenzen als Neurosen im Er-<br />
wachsenenalter u. sind multikonditional zu erklären.<br />
bei dissoziativen Störungen (hysterische Neurose/Konversionsneurose)<br />
gibt es den dissoziativen Stupor (F 44.2): das Verhalten des Pat. erfüllt<br />
die Kriterien für eine dissoziative Störung u. für einen Stupor.<br />
Symptome des Stupors: beträchtliche Verringerung od. Fehlen<br />
willkürlicher Bewegungen u. der Sprache sowie der normalen Reaktion<br />
auf äußere Reize wie Licht, Geräusche od. Berührung; Pat. liegt od. sitzt<br />
lange Zeit überwiegend bewegungslos. Der normale Muskeltonus, die<br />
aufrechte Haltung u. die Atmung sind erhalten � Pat. schläft nicht u. ist<br />
auch nicht bewußtlos; häufig eingeschränkte Koordination der<br />
Augenbewegungen.<br />
Hinweis auf die psychogene Verursachung durch kurz<br />
vorausgegangenes belastende Ereignisse od. im Vordergrund stehende<br />
interpersonale od. soziale Probleme.<br />
54<br />
andere Stupori: katatoner Stupor bei Schizophrenie, manischer Stupor<br />
bei Manie mit psychotischen Symptomen, depressiver Stupor bei<br />
schwerer depressiver Episode mit psychotischen Symptomen<br />
(katatoner Stupor bei schizoaffektiver Psychose? katatones Syndrom bei<br />
exogenen Psychosen: auch Stupor?)<br />
54
Konversionssyndrom /<br />
hysterische Neurose /<br />
dissoziative Störungen<br />
1. Was versteht man unter<br />
einer<br />
Konversionsreaktion?<br />
2. Was ist ein<br />
Konversionssyndrom?<br />
Was sind dissoziative<br />
Störungen/<br />
Konversionsstörungen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Konversionsreaktion = Umwandlung eines verdrängten seelischen<br />
Konfliktes in eine körperliche Symptomatik, die den Konflikt in<br />
symbolischer Form zum Ausdruck bringt, mit dem Ziel eines doppelten<br />
Krankheitsgewinns: die Psyche erreicht dadurch eine Triebbefriedigung<br />
u. damit Entlastung von innerer Anspannung (primärer<br />
Krankheitsgewinn), u. der Pat. erhält Zuwendung u. Aufmerksamkeit<br />
durch seine Umwelt (sekundärer Krankheitsgewinn). (Tölle, S. 68 u. 71)<br />
Konversion im weiteren Sinn = Umsetzung eines durch unlösbare<br />
Schwierigkeiten u. Konflikte hervorgerufenen unangenehmen Affkts in<br />
irgeneiner Weise in Symptome. (ICD-10).<br />
Konversionssyndrom/-störung = hysterische Neurose/dissoziative<br />
Störung: geprägt durch psychogene Körperstörungen ohne<br />
organischen Befund; psychogen durch enge zeitliche Verbindung zu<br />
einem traumatisierenden Ereignis, unlösbaren od. unerträglichen<br />
Problemen od. gestörten Beziehungen.<br />
Allgemeines Kennzeichen der verschiedenen Konversions-/dissoziativen<br />
Störungen ist die Dissoziation, der teilweise od. völlige Verlust der<br />
normalen Integration von Wahrnehmung (unmittelbare Empfindungen),<br />
Gedächtnis (Erinnerungen an die Vergangenheit), Bewußtsein<br />
(Identitätsbewußtsein) u. Motorik (Kontrolle von Körperbewegungen).<br />
Konversionssymptome:<br />
� motorische hysterische Symptome: Lähmungen, Krämpfe,<br />
choreatiforme Bewegungsstörungen, Tics, psychogene<br />
Stimmlähmung, hysterische Anfälle im Sinn einer Überstreckung der<br />
Wirbelsäule in tonischer Verkrampfung (arc de cercle) od. mit<br />
Zuckungen, rhythmischen Beckenbewegungen o.ä., u.a..<br />
� sensible hysterische Symptome: Parästhesien, Anästhesien u.<br />
Schmerzempfindungen der Haut<br />
� sensorische hysterische Symptome: psychogene Blindheit,<br />
psychogene Taubheit, Einengung des Gesichtsfelds im Sinn<br />
röhrenförmiger u. anderer Skotome<br />
� hysterische Schmerzsymptome: vielfache subjektive<br />
Körperbeschwerden, die praktisch jede Krankheit mitieren können;<br />
Scheinschwangerschaft<br />
� dissoziative hysterische Symptome: Identitätsbewußtseinsstörungen<br />
� teils dramatische Erscheinungsbilder, stark appellativer Charakter der<br />
Störung: fordert Beachtung u. Aufmerksamkeit, beeindruckt u. beeinflußt<br />
das Umfeld<br />
Alle dissoziativen Zustände tendieren dazu, nach einigen Wochen od.<br />
Monaten zu remittieren (nachzulassen), besonders, wenn der Beginn mit<br />
einem traumatischen Lebensereignis verbunden war.<br />
(Möller, S. 266 f)<br />
Frauen sind häufiger betroffen als Männer, kulturelle Abhängigkeit der<br />
Häufigkeit, Erkrankung meist in der Adoleszenz, frühes Erwachsenenalter<br />
� demonstratives Anbieten, Ausdrucksgehalt u. Zweckgerichtetheit, der<br />
Symptomatik sind entscheidend für die Diagnose (Tölle, S. 71)<br />
55<br />
55
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
3. Wie ist die Symptomatik? Konversionssymptome:<br />
� motorische hysterische Symptome: Lähmungen, Krämpfe,<br />
choreatiforme Bewegungsstörungen, Tics, psychogene<br />
Stimmlähmung, hysterische Anfälle im Sinn einer Überstreckung der<br />
Wirbelsäule in tonischer Verkrampfung (arc de cercle) od. mit<br />
Zuckungen, rhythmischen Beckenbewegungen o.ä., u.a..<br />
� sensible hysterische Symptome: Parästhesien, Anästhesien u.<br />
Schmerzempfindungen der Haut<br />
� sensorische hysterische Symptome: psychogene Blindheit,<br />
psychogene Taubheit, Einengung des Gesichtsfelds im Sinn<br />
röhrenförmiger u. anderer Skotome<br />
� hysterische Schmerzsymptome: vielfache subjektive<br />
Körperbeschwerden, die praktisch jede Krankheit mitieren können;<br />
Scheinschwangerschaft<br />
� dissoziative hysterische Symptome: Identitätsbewußtseinsstörungen<br />
4. Wie kann man<br />
Konversionsstörung<br />
„entlarven”?<br />
5. Worin besteht der primäre<br />
u. der sekundäre<br />
Krankheitsgewinn?<br />
� teils dramatische Erscheinungsbilder, stark appellativer Charakter der<br />
Störung: fordert Beachtung u. Aufmerksamkeit, beeindruckt u. beeinflußt<br />
das Umfeld<br />
� weitere Störungsbilder:<br />
� dissoziative Amnesie<br />
� dissoziative Fugue (psychogenes Weglaufen)<br />
� dissoziativer Stupor<br />
� Trance u. Besssenheitszustände<br />
� Ganser Syndrom (Vorbeiantworten)<br />
� multiple Persönlichkeitsstörung<br />
� fluktuierende/flüchtige Symptomatik; selten chronisch, eher bei<br />
motorischen Symptomen; häufiger treten Konversionssymptome der<br />
gleichen od. verschiedener Art wiederholt auf. Die Symptomprognose ist<br />
also i.a. recht günstig, während die zugrunde liegende neurotische<br />
Fehlhaltung oft über lange Zeit konstant bleibt u. therapeutisch schwer zu<br />
beeinflussen ist. (Tölle, S. 72)<br />
allgemein: demonstratives Anbieten, Ausdrucksgehalt u.<br />
Zweckgerichtetheit, der Symptomatik sind entscheidend für die Diagnose<br />
(Tölle, S. 71)<br />
� psychogene Sensibilitätsstörungen entsprechen in ihrer<br />
Ausbreitung nicht der tatsächlichen zentralen od. peripheren<br />
Innervation (wie bei organisch bedingten Sensibilitätsstörungen),<br />
sondern einer vom Pat. laienhaft vorgestellten Innervation<br />
� hysterische Anfälle verlaufen ohne Bewußtlosigkeit, ohne<br />
Hinstürzen u. Verletzungen u. dauern länger als epileptische Anfälle;<br />
sie sind durch suggestives od. energisches Ansprechen zu<br />
beeinflussen u. leicht an ihrem Ausdruckscharakter erkennbar<br />
� hysterischer Tremor wird durch Zuwendung der Aufmerksamkeit<br />
verstärkt u. durch Abwendung u. Unbeobachtetsein abgeschwächt<br />
od. beendet<br />
� sensorische Symptome sind am inkonsequenten Verhalten des Pat.<br />
schnell zu erkennen<br />
56<br />
� primär: durch die Bildung der Symptomatik wird eine Befriedigung<br />
verdrängter Triebe u. damit Entlastung (Verringerung der inneren<br />
Anspannung) erreicht<br />
� sekundär: durch größere Aufmerksamkeit, Anerkennung u. Geltung<br />
erreicht der Pat. außerdem eine narzißtische Befriedigung (äußerer<br />
Vorteil, den der Patient nachträglich aus seinen Symptomen zieht) �<br />
keine andere Störung ist so auf Resonanz aus der Umwelt angelegt<br />
wie die Konversionsstörung!!!<br />
(Tölle, S. 71)<br />
56
6. Welche<br />
Erklärungsmodelle gibt es<br />
für die<br />
Konversionsstörungen?<br />
7. Was bedeutet das Wort<br />
„hysterisch”?<br />
8. Wie werden akute<br />
Konversionssymptome<br />
behandelt?<br />
9. Wie kommt wohl ein Kind<br />
dazu, plötzlich blind zu sein<br />
od. taub od. gelähmt?<br />
10. Wie ist der Verlauf von<br />
Konversionsstörungen?<br />
11.Wer hat den Begriff<br />
„Hysterie“ zuerst benutzt?<br />
12.Wie behandelt man<br />
Konversionsstörungen?<br />
Angststörungen<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� PA steht ganz im Vordergrund: unterdrückte sexuelle od. aggressive<br />
Triebregungen od. unbewältigte Konflikte, die zwar ins Unbewußte<br />
verdrängt wurden, deren Dynamik aber erhalten bleibt u. die in eine<br />
körperliche Symptomatik mit symbolischem Ausdrucksgehalt<br />
umgewandelt werden; innerseelische Konflikte werden so quasi in<br />
eine Körpersprache übersetzt; häufig Ausdrucks- od.<br />
Symbolcharakter; Abwehrmechanismen: Verleugnung, Verdrängung,<br />
Verschiebung, Projektion, Identifizierung<br />
� LT: Verhalten wurde in einer angsterzeugenden Situation zufällig<br />
gezeigt u. konnte die Angst aus irgendeinem Grund reduzieren; daher<br />
wird Verhalten jetzt zur Angstvermeidung eingesetzt; Lernen am<br />
Modell kann gehäuftes Auftreten erklären � hysterische Epidemien<br />
� (prämorbide Persönlichkeit: hysterische, wenig differenzierte,<br />
infantile, retardierte Naturen)<br />
� schon bei Hippokrates: hiesterikós: an der Gebärmutter leidend,<br />
Umherschweifen der Gebärmutter im Körper, sexuelles<br />
Unbefriedigtsein<br />
� hauptsächlich zur Bezeichnung konversionsneurotischer Symptome<br />
� wird heute nicht mehr verwendet, weil historisch eher negativ geprägt<br />
akute Konversionssymptome sind möglichst schnell u.<br />
symptomgerichtet zu behandeln u. aufzuheben (bevor sie durch<br />
fortschreitende Konditionierung therapieresistent werden u. bevor<br />
sekundäre organische Schäden auftreten)! Hierzu eignen s.<br />
Suggestivmaßnahmen u. VT-Methoden, auch Hypnose.<br />
allgemein:<br />
� Grundlage: tragfähiger therapeutischer Kontakt<br />
� abhängig von Art, Dauer der Störung u. Persönlichkeitsstruktur:<br />
a) symptomgerichtet, VT: Nichtbeachten (Entzug sozialer Verstärker)<br />
insbesondere bei dramat. Konversionsreaktionen od.<br />
b) konfliktzentriert, PA: aufdeckend, um Symptomen die dynamische<br />
Grundlage zu entziehen<br />
� Kombination mit organisch anmutenden Übungsbehandlung (z.B.<br />
Physiotherapie): Brücke bauen zum Rückzug vom Symptom!<br />
� Entspannungsverfahren<br />
� Beachtung des primären u. sekundären Krankheitsgewinns: nicht<br />
einfach nur wegnehmen, sondern ein neues erstrebenswertes Ziel,<br />
Verbesserung der gesundheitlichen od. psychosozialen Situation,<br />
erarbeiten!<br />
� Modellernen: es hat es vermutlich bei einer anderen Person<br />
beobachtet<br />
� Symptomsprache: Reaktion auf belastendes Ereignis<br />
meist flüchtige Symptome, spontanes Abklingen der Symptome, aber<br />
zugrundeliegendes neurotisches Konflikterleben u. Fehlhaltung bleiben<br />
über lange Zeit konstant u. sind kaum therapeutisch zu beeinflussen<br />
Freud, der hatte ihn von Charcot<br />
� abhängig von Art, Dauer der Störung u. Persönlichkeitsstruktur:<br />
a) symptomgerichtet, VT: Nichtbeachten (Entzug sozialer Verstärker)<br />
insbesondere bei dramat. Konversionsreaktionen od.<br />
b) konfliktzentriert, PA: aufdeckend, um Symptomen die dynamische<br />
Grundlage zu entziehen<br />
� Kombination mit organisch anmutenden Übungsbehandlung (z.B.<br />
Physiotherapie): Brücke bauen zum Rückzug vom Symptom!<br />
� Entspannungsverfahren<br />
(Selbstsicherheitstraining, Kompetenztraining ergänzend bei VT)<br />
57<br />
57
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
1. Was ist Angst? � unangenehm erlebtes Gefühl von Bedrohung<br />
� Angst äußert sich in Form von seelischem Erleben und körperlichen<br />
Symptomen (u. Veränderungen des Verhaltens)<br />
� häufig stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund (Schwindel,<br />
Herzklopfen, Durchfall, Harndrang, verminderte Belastbarkeit,<br />
Agitiertheit bis zum Raptus, Hemmung bis zum Stupor)<br />
� häufig ist die dahinterliegende Angst gar nicht bewußt<br />
� Folgen der Angst: Angst vor der Angst, Vermeidungsverhalten,<br />
soziale Isolierung<br />
� behandlungsbedürftige Angst: 10%<br />
� meistens bei Frauen wesentlich häufiger als bei Männern<br />
2. Wo kommt Angst vor? � normale Angst<br />
� primäre Angststörungen<br />
� sehr häufiges Begleitsymptom im Rahmen anderer körperlicher u.<br />
psychischer Störungen:<br />
� Schizophrenie<br />
� affektive Psychose (Depression)<br />
� Zwangsstörung<br />
� posttraumatische Belastungsstörung<br />
� Persönlichkeitsstörung<br />
� Delir<br />
� Intoxikation mit Kokain, Alkohol, Halluzinogenen etc.; Entzug von<br />
Alkohol, Opiaten etc.<br />
� div. neurol. Erkrankungen<br />
� div. internistische Erkrankungen<br />
3. Wie unterscheidet man<br />
neurotische Angst von<br />
normaler Angst?<br />
4. Welche Angststörungen<br />
gibt es?<br />
5. Wie werden<br />
Angststörungen eingeteilt<br />
nach ICD-10?<br />
� insbesondere Differentialdiagnose zwischen Angst u. Depression!<br />
� normale Angst: Alarmfunktion für den Organismus; löst Aktivitäten zur<br />
Beseitung der bestehenden od. drohenden Gefahr aus<br />
� pathologische Angst: Angstsymptome treten scheinbar grundlos u.<br />
übermäßig auf, od. aber überhaupt nicht (z.B. Manie)<br />
� Angstneurose/generalisierte Angststörung (frei flottierende Angst bis<br />
zu Panik)<br />
� phobische Angst<br />
� Phobien: Agoraphobie (mit u. ohne Panikstörung), soziale Phobien,<br />
spezifische/isolierte Phobien<br />
� Panikstörung<br />
� generalisierte Angststörung<br />
6. Was ist eine Phobie? � auf bestimmte Objekte od. Situationen gerichtete, irrationale Furcht<br />
� Vermeidung von phobischer Situation/phobischem Objekt wird<br />
7. Wie sind Phobien<br />
unterteilt?<br />
8. Welche Phobie würden Sie<br />
sich aussuchen?<br />
angestrebt<br />
� spezifische/isolierte Phobien: Angst vor best. Objekt od. Situation;<br />
wird nur diagnostiziert, wenn Störung Leiden verursacht; Zoophobie,<br />
Klaustrophobie, Akrophobie (Höhenangst), Examensangst �<br />
� soziale Phobien: Angst vor Situationen, in denen die Person im<br />
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer steht; wird als übertrieben<br />
erlebt, führt i.d.R. zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten, häufig<br />
Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl; Symptome: Erröten,<br />
Vermeidung von Blickkontakt, Händezittern, Übelkeit<br />
� Agoraphobie (mit u. ohne Panikstörung): Angst, sich an Orten zu<br />
befinden, in denen beim plötzlichen Auftreten von hilflos machenden<br />
oder peinlichen Symptomen eine Flucht nur schwer möglich wäre<br />
(Menschenmengen, öffentliche Plätze, allein Reisen, Reisen mit<br />
weiter Entfernung); Angst vor Schwindel, Ohnmacht, Verlust von<br />
Blasen- od. Darmkontrolle, Herzbeschwerden etc.)<br />
eine, die man nicht mal zu therapieren braucht, weil sich das phobische<br />
Objekt problemlos meiden läßt, ohne daß dadurch das alltägliche Leben<br />
beeinträchtigt wird, z.B. Schlangenphobie<br />
58<br />
58
9. Was ist eine<br />
Panikstörung?<br />
10.Was ist die generalisierte<br />
Angststörung?<br />
11.Wie ist die PA-Erklärung<br />
neurotischer Angst?<br />
12.Wie ist die<br />
lerntheoretische<br />
Erklärung neurotischer<br />
Angst?<br />
13.Wie behandelt man Phobie<br />
am besten?<br />
14.Wie behandelt man<br />
Angstneurosen/generalisi<br />
erte Angststörung?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Störungen mit wiederholten abgrenzbaren Panikattacken, die<br />
unerwartet u. nicht situationsgebunden sind; mit ausgeprägten<br />
vegetativen Symptomen: Herzklopfen, Hitzewallungen,<br />
Beklemmungsgefühle, Zittern, Schwitzen, Atemnot,<br />
Ohnmachtsgefühle, Angst zu sterben etc.<br />
� Sondertyp: Herzphobie: kardiale Symptomatik steht ganz im<br />
Vordergrund (Blutdruckanstieg, Schweißausbruch, Schwindel,<br />
Druckgefühl im Thorax)<br />
� generalisierte u. langanhaltende Angst, die nicht nur auf best.<br />
Situationen od. Objekte bezogen ist, d.h., sie ist frei flottierend<br />
� Symptome: motorische Spannung, Zittern, Ruhelosigkeit, Atemnot,<br />
Beklemmungsgefühle, Schwitzen, Schwindel, Reizbarkeit etc.<br />
� Symptombildung ist der Versuch, konflikthafte Strebungen durch<br />
einen Kompromiß miteinander zu versöhnen u. dadurch das<br />
psychische Gleichgewicht um den Preis neurotischer Konfliktlösung<br />
zu erhalten; mißlingt eine solche Konfliktlösung, wird Angst verspührt<br />
� Ich ist nicht stabil, kann mit Signalangst nicht adäquat umgehen,<br />
erlebt real existierenden Konflikt als überfordernd � Regression auf<br />
infantile Ängste � generalisierte Angststörung<br />
� Auslösung von Ängsten insbesondere bei Infragestellung von Ichstützenden<br />
Mechanismen (drohender Verlust, Trennung etc.)<br />
� Aggressionshemmung u. Wendung ins Gegenteil, oft im<br />
Zusammenhang mit Verlustängsten<br />
� Phobien: Abwehr der Angst durch Verschiebung u. Projektion einer<br />
ursprünglich intrapsychischen Gefahrenquelle (z.B. sexuelle Konflikte,<br />
verdrängte Phantasien) nach außen; gefürchtet wird dann nicht so<br />
sehr das reale angstauslösende Objekt, sondern die eigentlichen,<br />
unbewußten Phantasien, die sich mit dem Objekt assoziativ<br />
verbinden<br />
� klassisches u. operantes Konditionieren<br />
� Angstkreis: wahrgenommene körperliche Symptome werden als<br />
Angst gedeutet, diese subjektiv empfundene Gefahr verstärkt das<br />
Angstgefühl, das dann wiederum im Sinne einer Streßreaktion zu<br />
einer Verstärkung körperlicher Symptome beiträgt � Teufelskreis<br />
� Erwartungsangst bei Panikstörungen: das völlig unerwartete, nicht<br />
kalkulierbare Auftreten der Panikattacken spielt eine wesentliche<br />
Rolle als Verstärker (intermittierende Verstärkung!!!)<br />
� Reizüberflutung (flooding) ist die wirksamste Behandlung: Rasche<br />
u. ausgeprägte Konfrontation mit dem maximal angstauslösenden<br />
Reiz � Angstüberflutung; Pat. wird motiviert, solange in der Situation<br />
zu bleiben, bis die Angst nachläßt. Durch diese Erfahrung kommt es<br />
zur Erschöpfung der Angstreaktion i.S. einer Löschung der Kopplung<br />
von Angstreiz u. Angstreaktion. Das Vermeidungsverhalten des Pat.<br />
wird damit umgangen.<br />
� systematische Desensibilisierung in sensu od. in vivo<br />
� ärztliches Gespräch: ernst nehmen, aufklären<br />
� Entspannungsverfahren<br />
� kognitive Therapien<br />
� Pharmakotherapie: Benzodiazepine, Antidepressiva (insbesondere<br />
bei Panikstörungen: Langzeitmedikation)<br />
� ärztliches Gespräch: ernst nehmen, aufklären<br />
� Entspannungsverfahren<br />
� kognitive Therapien<br />
� eher tiefenpsychologisch orientierte PT: aufdeckende<br />
psychotherapeutische Verfahren � zugrundeliegender Konflikt wird<br />
bearbeitet, wg. häufiger Ich-Schwäche auch stützende Elemente<br />
� Soziotherapie<br />
� Pharmakotherapie: Benzodiazepine, Antidepressiva (insbesondere<br />
bei Panikstörungen)<br />
� insgesamt ausgesprochene Chronifizierungstendenz<br />
59<br />
59
15.Wie äußert sich eine<br />
Herzphobie?<br />
16.Worin besteht die größte<br />
Gefahr einer<br />
Konfrontationsbehandlun<br />
g?<br />
17.Wie funktioniert<br />
systematische<br />
Desensibilisierung?<br />
18. Wie ist die Ätiologie von<br />
Angststörungen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� wird unter Panikstörung subsumiert, Panikattacken bis zu 2 Std. mit<br />
Befürchtung des Aussetzens des Herzens, Tod<br />
� kardiale Symptomatik steht ganz im Vordergrund (Blutdruckanstieg,<br />
Schweißausbruch, Schwindel, Druckgefühl im Thorax)<br />
� tritt in unregelmäßigen Intervallen auf<br />
� hauptsächlich bei jungen Erwachsenen (mehr Männer)<br />
� neigt zu chronischem Verlauf<br />
darin, daß man zu früh aufhört; die Kopplung von Reiz u. Reaktion muß<br />
endgültig gelöscht werden; das geht nur, wenn die Angst so lange<br />
ausgehalten wird, bis sie von selbst verschwindet/s. erschöpft<br />
� Analyse der Faktoren, die für das Auftreten der Angst verantwortlich<br />
sind<br />
� Erarbeitung einer Angsthierarchie<br />
� Training von Entspannungstechnik (z.B. progressive Muskelrelaxation<br />
nach Jacobson)<br />
� vorstellungsmäßiges Durcharbeiten der Hierarchie von unten nach<br />
oben in einem konzentrierten u. entspannten Zustand<br />
� dann ggf. in vivo<br />
� psychodynamisch: Angstneurosen u. Phobien sind<br />
Fehlentwicklungen aufgrund ungelöster Konflikte, insbesondere<br />
im Zusammenhang mit Verlustängsten. Aggressionshemmung u.<br />
Wendung ins Gegenteil (Reaktionsbildung) sind für Angstneurotiker<br />
kennzeichnend (statt ursprünglicher Wut u. Ärger Ausdruck von<br />
Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit u. Hilfsbereitschaft). Die<br />
unbewußten Motivationen sind Ängste, die Zuwendung zu verlieren,<br />
alleingelassen zu werden u. das Angewiesensein auf die<br />
Anwesenheit eines anderen. Derartige Anklammerungstendenzen<br />
weisen auf Verunsicherungen in der früheren Kindheit hin:<br />
ausgeprägtes sexuelles u. aggressives Streben bzw. entsprechende<br />
unbewußte Phantasien trat in Kontrast mit einer durch andauernde<br />
Frustrierung bestimmte Atmosphäre von Versagung u. Bedrohung<br />
(„Kas- trationsangst“ als Metapher für das Beschnittenwerden aller<br />
expansiven Entfaltungsmöglichkeiten).<br />
� lerntheoretisch: neurotische Angst wird als Ergebnis einer<br />
klassischen u./od. operanten Konditionierung sowie des Modell-<br />
Lernens (als stellvertretendes Konditionieren: Angst durch<br />
Nachahmung/ Imitation des ängstlichen Verhaltens einer anderen<br />
Person) erklärt.<br />
Kognitiv erscheint sie als Folge eines Mangels an Kontrollmöglichkeiten,<br />
die zur Bewältigung von Anforderungen notwendig sind, aber nicht<br />
gelernt wurden; so entstehe eine angsterzeugende Auffassung von der<br />
Welt u. eine Hilflosigkeit i.S. irrationaler Überzeugungen (Ellis).<br />
(Tölle, S. 78)<br />
60<br />
60
19. Wie ist die Ätiologie von<br />
Phobien?<br />
Zwangsstörung<br />
1. Was ist Zwang/eine<br />
Zwangsstörung?<br />
Symptomatik?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Die Inhalte von Angst/Pobien sind so zahlreich wie die Umweltobjekte u. –<br />
situationen der Menschen. Die Themen der Phobien dürfen nicht mit ihren<br />
Ursprüngen verwechselt werden, sie sind lediglich deren Ersatzobjekte u.<br />
haben z.T. Symbolcharakter. (Tölle, S. 76)<br />
� psychodynamisch: Phobien sind Fehlentwicklungen aufgrund<br />
ungelöster Konflikte, insbesondere im Zusammenhang mit<br />
Verlustängsten.<br />
� lerntheoretisch: Insbesondere bei Phobien sind neben der<br />
Konfliktgenese Lernprozesse zu beachten; sie können die<br />
Hauptentstehungsbedingungen bilden (!). Infolge des gestörten<br />
Verhaltens können sekundär Konflikte verstärkt werden bzw.<br />
hinzutreten.<br />
1) a) i.S. der klass. Konditionierung werden Phobien als gelernte<br />
Reaktionen gesehen: ein neutraler Stimulus wird befürchtet, wenn er<br />
mit einem unangenehmen bzw. angsterzeugenden Erlebnis gekoppelt<br />
wird.<br />
1) b) od.: i.S. des Modell-Lernens als stellvertretendes Konditionieren<br />
wird eine Phobie durch die Nachahmung/Imitation des phobischen<br />
Verhaltens einer anderen Person erklärt.<br />
2) Phobien werden durch operante Konditionierung aufrechterhalten:<br />
wenn angsterzeugende Situationen/Orte/Objekte umgangen werden u.<br />
s. hieraus positive Konsequenzen (Angstfreiheit) ergeben, wird Vermeidungsverhalten<br />
systematisch aufgebaut u. dadurch der Lebensraum<br />
des Pat. mehr u. mehr eingeengt.<br />
� genetischer Anlagefaktor: prämorbide Persönlichkeitsstruktur:<br />
häufig sensitiv u. übergewissenhaft<br />
(Tölle, S. 78)<br />
61<br />
� wiederholt u. stereotyp sich aufdrängende Gedanken, Handlungen<br />
od. Impulse, die der Betroffene selbst als lästig u. sinnlos empfindet,<br />
die er aber nicht unterdrücken od. unterlassen kann, da sonst<br />
starke Angst u. Spannung entsteht<br />
� Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv erlebt �<br />
Krankheitseinsicht ( ≠ Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ichsynton<br />
und werden als real akzeptiert � keine Krankheitseinsicht<br />
(vgl. Tölle, S. 93)<br />
� durch progrediente Ausbreitung der Zwangssymptomatik können<br />
große Teile des Tagesablaufs für Zwangshandlungen benötigt<br />
werden � Folge: sozialer Rückzug, Isolierung<br />
61
2. Welche Zwangssymptome<br />
gibt es?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Zwangsgedanken/-ideen: aufgedrängte, nicht unterdrückbare<br />
Denkinhalte, die entweder selbst als sinnlos od. in ihrer Persistenz u.<br />
Penetranz als unsinnig u. meist als quälend empfunden werden Es<br />
handelt s. oft um aggressive, sexuelle od. obszöne Gedanken, die<br />
Schuldgefühle wecken. Nicht selten muß gleich das Gegenteil<br />
gedacht werden. Häufig muß der Pat. Geschehenes immer wieder<br />
gedanklich rekapitulieren, um s. zu vergewissern, daß er es richtig<br />
gemacht hat (Möller, S. 75 u. 260).<br />
� Zwangsbefürchtungen: eine besondere Art von Zwangsgedanken,<br />
zumeist mit aggressiv schädigendem, obszönen od. anderen Inhalt.<br />
(Möller, S. 260) Sie werden von der Angst bestimmt, es könne<br />
jemandem etwas zustoßen/zugestoßen sein, er könne abstürzen,<br />
überfahren werden etc.. Es geht dabei vor allem um andere<br />
Menschen (z.B. Angehörige), denen etwas passieren könne od.<br />
passiert sei u. der Pat. sei schuld an dem Unglück (pathologische<br />
Schuldgefühle) – weniger um die eigene Person (wie bei den<br />
Phobien). (Tölle, S. 89)<br />
� Zwangsimpulse: Regungen von bevorzugt aggressiver Art, die sich<br />
sehr penetrant einstellen; sie beinhalten insbesondere aggessive<br />
Regungen, die sich auf andere Menschen beziehen, die man<br />
schädigen werde (weniger sich selbst); z.B. Impulse, sich aus dem<br />
Fenster zu stürzen u. dabei dem eigenen Kind etwas antun; mit<br />
einem Messer jemanden verletzen od. gar töten, sobald man es in die<br />
Hand nehme; Obszönes aussprechen etc., also Impulse, Verbotenes<br />
zu wollen, denken od. tun. Der Pat. gibt diesen Impulsen nicht nach,<br />
aber er erlebt s. als unfrei u. bekommt bei seinem meist stark<br />
ausgeprägten ethischen Empfinden zusätzliche Schuldgefühle u.<br />
Ängste (Gewissensangst). (Tölle, S. 89 f). Diese aggressiven<br />
Tendenzen werden vom Pat. häufig durch ausgedehnte abwehrende<br />
Verhaltensweisen verhindert. (Möller, S. 260)<br />
� Zwangshandlungen/-verhalten: in ihrer Art od. Intensität als sinnlos<br />
erkannte u. meist als quälend empfundene, nicht unterdrückbare<br />
Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen od.<br />
Zwangsbefürchtungen. Zwangshandlunhgen werden durch<br />
Kmbination mehrerer Zwänge auch manchmal zu Zwangsritualen<br />
ausgebaut, bei denen die Zwänge in bestimmter Reihenfolge<br />
ausgeführt werden müssen. Viele Zwangshandlungen u. –rituale<br />
haben etwas Magisches: wie mit einem Zauberritus soll etwas<br />
Schlimmes ferngehalten werden. (Möller, S. 81 u. 260) z.B. Zählen,<br />
Ordnung-Machen, Sich-Waschen, Kontrollieren. Der Pat. wehrt s.<br />
erfolglos gegen diese unsinnigen Zwangshandlungen, denn wenn er<br />
sie unterläßt, entsteht Angst (etwas werde verlorengehen, er werde<br />
jem. mit Bakterien infizieren, es werde durch sein Verschulden ein<br />
Unglück eintreten). Diese Angst kann nur durch erneute Angsthandlungen<br />
behoben werden, wenigstens vorübergehend. (Tölle, S.<br />
90)<br />
� Zwangssymptome haben die Tendenz, s. auszubreiten!<br />
� komplementäres Verhältnis von Zwang u. Angst: Zwar werden<br />
Angst/Phobie u. Zwang unterschieden: der Gegenstand einer Phobie<br />
kann vermieden werden, während s. Zwang ständig aufdrängt. Aber klinisch<br />
hängt Zwang mit der auf bestimmte Objekte od. Situationen fixierten<br />
Angst zusammen: Zwang dient der Angstabwehr, zielt auf Absicherung.<br />
(Tölle, S. 90)<br />
� enge Verbindung von Zwangssysmptomen, vor allem Zwangsgedanken,<br />
u. Depression: Pat. mit einer Zwangsstörung haben oft depressive<br />
Symptome, u. Pat. mit einer rezidivierenden depressiven Stö<br />
rung können während der Episoden Zwangsgedanken entwickeln.<br />
(ICD-10; Möller, S. 261 f)<br />
� 2/3 der Zwangspat. haben Zwangsgedanken u. -handlungen<br />
62<br />
62
3. Bei welchen Krankheiten<br />
findet man<br />
Zwangssymptome?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� anankastische Persönlichkeitsstörung (vs. anankastische/zwanghafte<br />
Persönlichkeit/-sstruktur � noch im normal-psychologischen Bereich)<br />
� Zwangsstörung (Zwangsneurose, anankastische Neurose)<br />
� neurotische Verläufe mit Angst-, Depressions- od. hypochondrischer<br />
Symptomatik, die erst später zu Zwangsphänomenen führen<br />
(umgekehrt ist es seltener)<br />
� rezidivierende depressive Störung (anankastische Depression)<br />
(zwanghaftes Grübeln)<br />
� Beginn von Schizophrenien (seltener)<br />
� Ticstörungen: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S.<br />
160)<br />
� Tourette-Syndrom<br />
� organische psychische Störungen<br />
� organische Hirnerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie)<br />
(Zwang wird dranghaft u. weniger ich-fremd erlebt)<br />
� isolierte u. soziale Phobien<br />
� Abhängigkeitssyndrome mit weitem Spektrum unterschiedlicher<br />
Substanzen (Pat. erlebt eine Art Zwang, regelmäßig jedes nur<br />
erreichbare Mittel zu s. zu nehmen u. entwickelt qualvolle Gefühle,<br />
Unruhe od. körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz)<br />
� Eßstörungen (ritualisiertes Eßverhalten)<br />
� Zwang ist eine der häufigsten u. letztlich unspezifischen Reaktionsweisen<br />
des Menschen, wie auch Angst u. Depressivität; Zwangsphänomene<br />
sind im allgemeinen nicht auf eine Ursache zurückzuführen,<br />
sondern multifaktoriell bedingt (Tölle, S. 91)<br />
63<br />
63
4. Welche<br />
tiefenpsychologische/psy<br />
chodynamische Erklärung<br />
des Zwangs gibt es?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
64<br />
� Persönlichkeitsstruktur ist durch einen ausgeprägten Kontrast<br />
zwischen Es u. Über-Ich gekennzeichnet: Triebspäre u. Gewissen<br />
sind zugleich stark angelegt � strenge Erziehung, rigide<br />
Sauberkeitserziehung, allg. Frustrierung der kindl. Triebbedürfnisse,<br />
vor allem der ödipalen Regungen<br />
� Fixierung der Libido auf die anale Phase durch eine Verdrängung<br />
der Libido in der ödipalen Phase<br />
� die Regression erscheint entwicklungsgeschichtlich interpretiert als<br />
Rückkehr zum magischen Denken der Kleinkindzeit: die magisch<br />
anmutenden Zwngshandlungen sollen jene Bedrohungen u. Angst<br />
abwehren, die aus nicht eingestandenen u. verdrängten sexuellen u.<br />
aggressiven Impulsen entstanden sind: ängstliche Sorge, jem. zu<br />
verletzen (Messerphobie), verhüllt feindselig-ambivalente Regungen<br />
(Wendung ins Gegenteil/Reaktionsbildung)<br />
� Feindseligkeit wendet s. offenbar primär gegen Personen, die s. den<br />
in der Kindheit wirksam gewesenen Triebimpulsen widersetzt hatten;<br />
die aggressiven Impulse waren umso stärker mit Angst besetzt, je<br />
mehr sie s. auf Personen bezogen, die der Pat. gleichzeitig geliebt<br />
hat; dieser Zwiespalt verstärkte die Gewissensangst � manche<br />
Zwangshandlungen verraten den Charakter einer<br />
Selbstbestrafungstendenz angesichts eines überstark<br />
ausgeprägten Über-Ichs, das mit der Zeit die Funktion jener<br />
verbietenden Instanzen übernommen hat, die die normale<br />
Triebentfaltung behindert hatten<br />
� Symbolcharakter der Zwangshandlungen (z.B. Waschen):<br />
Zwangsvorstellungen werden durch Zwangshandlungen i.S. eines<br />
sekundären Abwehrvorgangs bekämpft, indem der Zwang auf<br />
Schutzmaßnahmen mit Stellvertreterfunktion übertragen wird; dabei<br />
wird im Gegensatz zu anderen Neurosen die Angst aber nicht<br />
verdrängt, sondern bleibt im Bewußtsein (unbewußt ist jedoch der<br />
zugrundeliegende Konflikt, z.B. ein Sexualkomplex � ambivalent<br />
erlebte sexuelle Verunreinigung); durch Isolierung u. Verschiebung<br />
können die Zwangsvorstellungen u. –handlungen von der Angst<br />
getrennt werden, was aber nicht vollständig gelingt � daher leidet der<br />
Zwangsneurotiker subjektiv besonders stark u. ist oft ernsthaft<br />
depressiv; die zwangsneurotische Abwehr entlastet weniger als die<br />
Konversion!<br />
� die Bildung von Zwangssymptomen ist der Versuch, die ausgeprägte<br />
Über-Ich-Strenge u. die als antisozial erlebten Triebwünschen<br />
miteinander zu verbinden � durch inhaltliche u. affektive Isolierung,<br />
Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen, Intellektualisierung<br />
(Tölle, S. 92)<br />
Krankheitsausbruch in der Kinderheit, Pubertät od. im Erwachsenenalter,<br />
typisches Erkrankungsalter: 20 Jahre; 1/3 erkrankt unter 15 Jahren<br />
64
5. a) Wie entsteht Zwang bei<br />
Kindern? Gibt es<br />
Übergänge von normalem<br />
kindlichen Verhalten zu<br />
zwanghaftem?<br />
b) Wie alt sind die Kinder,<br />
die erkranken?<br />
6. Behandlung von Zwang?<br />
7. Systematische<br />
Desensibilisierung bei<br />
Zwängen?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
a) magisches Denken, repetitives Spielen als normales kindliches<br />
Verhalten kann in (vorübergehendes) zwanghaftes Verhalten<br />
übergehen: bei bestimmten Kindern sind diese Verhaltensweisen<br />
sehr ausgeprägt � Diskussion, ob das Vorläufer eines Zwangs sind<br />
� Frage, ob Diagnose nicht auch zu Stigmatisierung einerseits u.<br />
Verstärkung andererseits führt<br />
passagere Zähl-, Wiederholungs- u. Kontrollzwänge bis ins 7. Lebensjahr<br />
bei Vorschulkindern dienen der Sicherung od. – bei<br />
imaginären Folgen der Nichtdurchführung – der Affektbewältigung; sie<br />
bedürfen in der Regen keiner Behandlung u. auch keiner<br />
Beobachtung (Schmidt, S. 185)<br />
b) anankastisches Verhalten i.S. von Übergenauigkeit zeigen im<br />
Grundschulalter 3% aller Kinder ausgeprägt u. 5% der Kinder u.<br />
Jugendlichen in leichter Form; im Schulalter u. in der Adoleszenz bei<br />
0,5% der Kinder u. Jugendlichen ausgeprägte Zwangssyndrome mit<br />
Bevorzugung der Jungen; oft kombiniert mit depressiven<br />
Symptomen; vor dem 10. Lebensjahr selten; am häufigsten<br />
zwischen 12 u. 14 Jahren, in dieser Zeitspanne ohne<br />
Geschlechtspräferenz (Schmidt, S. 185)<br />
kombinierter Einsatz von<br />
� Psychopharmaka (serotonerge tricyclische Antidepressiva) u.<br />
� Psychotherapie: ärztl. Gespräch, Verhaltenstherapie: 1) Analyse<br />
des Zwangs u. der Situationen, in denen er auftritt; 2) a) bei<br />
Zwangshandlungen: Reizkonfrontation in vivo, stufenweise od. in<br />
Form von Reizüberflutung: bewußte Auseinandersetzung mit den<br />
angstauslösenden Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen<br />
u. Interventionen zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige<br />
Reaktionsverhinderung (response<br />
prevention); b) bei Zwangsideen/-gedanken, - befürchtungen u. –<br />
impulsen: kogn. Therapie: kognitive Selbstkontrolle (Gedankenstop-<br />
Training) (nicht so wirksam) auch Habituationstraining nach bewußter<br />
Provokation, Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was<br />
jeweils Angstreduktion erzeugt; Entspannungsverfahren;<br />
Einbeziehung der nächsten Umgebung des Patienten<br />
� Psychopharmaka bei Kindern/Jugendlichen dann, wenn nach<br />
dreimonatiger ambulanter od. vierwöchiger stationärer Psychotherapie<br />
keine Besserung auftritt<br />
� i.d.R. keine vollständige Heilung, aber verbesserte Kontrolle<br />
bei Zwangshandlungen: stufenweise Reizkonfrontation in vivo zur<br />
bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden Situationen u.<br />
dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung<br />
aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige Reaktionsverhinderung<br />
(response prevention)<br />
(bei Zwangsideen/-gedanken, - befürchtungen u. Zwangsimpulsen:<br />
kognitive Selbstkontrolle (Gedankenstop-Training), aber nicht so<br />
wirksam; auch Habituationstraining nach bewußter Provokation,<br />
Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils Angstreduktion<br />
erzeugt)<br />
(Möller, S. 278; Schmidt, S. 185 f))<br />
65<br />
65
8. Welche Therapie würden<br />
Sie bei Zwängen<br />
bevorzugen? Medizinische<br />
od. VT?<br />
Diverses<br />
1. Was ist ein<br />
psychovegetatives<br />
Erschöpfungssyndrom?<br />
2. Wie behandelt man die bei<br />
psychovegetativen<br />
Erschöpfungszuständen<br />
auftretenden vegetativen<br />
Dysregulationen?<br />
3. Bei welchen Krankheiten<br />
kommen<br />
hypochondrische<br />
Syndrome vor?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
VT, da hierdurch direkte Effekte auf den Zwang u. auch Langzeiteffekte<br />
erzielt werden<br />
(Psychopharmaka wie Tranquilizer, tricyclische Antidepressiva u.<br />
Neuroleptika haben nur einen begrenzten Einfluß auf die<br />
Zwangssymptomatik i.S. eines indirekten Effekts, da sie zwar die<br />
affektive Spannung u. Angst beeinflussen, aber nicht den Zwang<br />
unmittelbar)<br />
hohe Persistenzrate bei Zwängen u. Tendenz zur Ausbreitung der<br />
Symptome, Zwangsrituale prognostisch ungünstig � absolute<br />
Behandlungsindikation; Spontanremission unter 20%; je geringer der<br />
depressive Anteil, desto chronischer der Verlauf; günstige Prognose nur<br />
bei der Hälfte der Störungen, darunter die durch aktuelle sexuelle<br />
Konflikte ausgelösten; bei männlichen Pat. häfiger Einmündung in eine<br />
Persönlichkeitsstörung (Schmidt, S. 185)<br />
= Neurasthenie/neurasthenische Neurose (F 48.0)<br />
Es dominieren Erschöpfbarkeit, Ermüdbarkeit, Stimmungslabilität, ggf.<br />
mit Neigung zu subdepressiven od. apathischen Verstimmungszuständen.<br />
Psychovegetative Störungen verschiedenster Art ergänzen das Bild,<br />
z.B. Schwindel, Kopfdruck, Blutdruckschwankungen, kardiale Störungen,<br />
Verdauungsbeschwerden, Blasenstörungen, Schlafstörungen etc.<br />
Differentialdiagnose: Es handelt s. im Gegensatz zur Hypochondrie nicht<br />
um Krankheitsbefürchtungen, sondern um vegetative<br />
Funktionsstörungen. Das entscheidende Kennzeichen ist der Akzent,<br />
den der Pat. der Ermüdbarkeit u. Schwäche beilegt, u. seine Besorgnis<br />
über erniedrigte geistige u. körperliche Effizienz (≠ somatoforme<br />
Störungen: körperliche Beschwerden u. Beschäftigung mit einer<br />
körperlichen Krankheit).<br />
(Möller, S. 265)<br />
Schwere vegetative Dysfunktionen erfordern zunächst Schonung, Urlaub<br />
od. eine Kur.<br />
Regelmäßig ist Physiotherapie (z.B. Gymnastik, Wassertherapie) indiziert<br />
u. oft wirksamer als Medikamente. Außerdem müssen Überlastungen<br />
nach Möglichkeit abgestellt werden, u. die Lebensweise ist zu<br />
korrigieren: regelmäßiges Essen ohne Eile, Entspannung u.<br />
ausreichender erholsamer Schlaf, Ausgleich durch Sport,<br />
Entspannungsverfahren.<br />
An letzter Stelle stehen Psychopharmaka: können vorübergehend<br />
angebracht sein, z.B. bei hartnäckiger Schlafstörung ein Tranquilizer.<br />
Achtung bei Benzodiazepinen wegen der Abhängigkeitsgefahr!<br />
(Tölle, S. 67 f)<br />
Schizophrenie, Melancholie, Hirnkrankheiten<br />
66<br />
66
7Persönlichkeitsstörungen<br />
1. Was versteht man unter<br />
Persönlichkeitsstörunge<br />
n?<br />
2. Was ist der Unterschied<br />
zwischen<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
u. Neurosen?<br />
3. Was ist eine<br />
anankastische<br />
Persönlichkeitsstörung?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Der Begriff „Persönlichkeitsstörungen“ kennzeichnet Persönlichkeiten mit<br />
einer extremen Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, die<br />
im alltäglichen Leben zu Störungen u. Beeiträchtigungen führen. Es<br />
handelt s. dabei um überdauernde, situationsübergreifende<br />
Persönlichkeitseigenschaften. Die Betroffenen leiden entweder an s.<br />
selber, od. die Gesellschaft leidet an ihrer Abnormität. (Möller, S. 289)<br />
Von „Persönlichkeitsstörung“ spricht man, wenn eine<br />
Persönlichkeitsstruktur durch starke Ausprägungen bestimmter Merkmale<br />
so akzentuiert ist, daß s. hieraus ernsthafte Leidenzustände o./u.<br />
Konflikte ergeben. (Tölle, S. 105)<br />
Abnormität in der Gesamtheit einer Person aufgrund von<br />
Entwicklungsstörungen, die in der Kindheit od. Adoleszenz auftreten u.<br />
im Erwachsenenalter andauern. Die gestörten Persönlichkeiten bleiben<br />
meist ihr Leben lang gefährdet für alle möglichen Schierigkeiten mit der<br />
Umwelt sowie für persönliche Krisen. Insbesondere das frühe u. mittlere<br />
Lebensalter macht Störungen in der Beziehung zur Umwelt deutlich,<br />
während es einem Großteil der Pat. gelingt, längerfristig zu einem etwas<br />
erträglichen Arrangement mit der Umwelt zu kommen od. die Beziehungen<br />
zur Umwelt einzuengen u. damit Schwierigkeiten zu vermeiden. (Möller, S.<br />
291 f)<br />
Klinische Erscheinungsbilder:<br />
� paranoide<br />
� schizoide<br />
� dissoziale/antisoziale/soziopathische/psychopathische<br />
� emotional instabile<br />
� impulsive/erregbare/reizbare/aggressive<br />
� Borderline<br />
� histrionische/hysterische/infantile<br />
� anankastische<br />
� ängstliche (vermeidende)/sensitive/selbstunsichere<br />
� abhängige/asthenische<br />
� sonstige: exzentrische, haltlose/haltschwache, narzißtische, passivaggressive,<br />
(psycho-)neurotische, unreife<br />
(hyperthyme/zyklothyme: ICD-10: Zyklothymia)<br />
(depressive: ICD-10: Dysthymia)<br />
(gemütskalte)<br />
(querulatorische/fanatische)<br />
Neurose = psychische Syndrome mit unterschiedlichem Erscheinungsbild,<br />
die durch Störungen der Erlebnis- u. Konfliktverarbeitung bei<br />
ausreichender Realitätskontrolle bedingt sind u. meist sehr großen<br />
Leidensdruck verursachen. Man unterscheidet zwischen<br />
Symptomneurosen, bei denen die neurotische Störung in aktuellen<br />
psychopathologischen Symptomen zutage tritt, u.<br />
Charakterneurosen/Persönlichkeitsstörungen, bei denen s. die<br />
neurotische Störung in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition<br />
darstellt. (Möller, S. 246)<br />
� Persönlichkeitsstörungen: Charakterneurosen: neurotische Störung<br />
stellt s. in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition dar<br />
� Neurosen: Symptomneurosen: neurotische Störung äußert s. in<br />
aktuellen psychopathologischen Symptomen<br />
= zwanghafte Persönlichkeit, wird geprägt von Ordnungsliebe,<br />
Gewissenhaftigkeit, Sparsamkeit, Sauberkeitsliebe, Perfektionismus,<br />
Kontrollneigung � starkes Über-Ich (Freud: „analer Charakter“)<br />
67<br />
67
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
8Diverse Störungen: Eßstörungen, Autismus, Ticstörungen, HKS<br />
Eßstörungen<br />
1. Welche Eßstörungen gibt es?<br />
Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa<br />
68<br />
� Hitliste von Eßgestörten-Orten: 1. Ballettschulen, 2.<br />
Fitness-Studios, 3. Gymnasien (Oberstufe)<br />
� Eßstörungen sind sehr komplexe Störungen mit<br />
vielfältigen Ursachen<br />
� prädisponierende Faktoren: biolog. Faktoren,<br />
spezifische Entwicklungsaufgaben (Identitätsfindung,<br />
körperlich-seelische Entw.), Persönlichkeitsmerkmale,<br />
Familienstruktur, soziokulturelle Faktoren (z.B.<br />
Schlankheitswahn) �<br />
� auslösende Faktoren: Streß, Belastungen/Konflikte �<br />
� beschleunigende Faktoren: Diät, Gewichtsverlust �<br />
� aufrechterhaltende Faktoren: äußere, kognitive,<br />
affektive, viscerale Verstärkerprozesse, Hungereffekte<br />
� ein sich selbst verstärkender Prozeß, in dem Gefühle der<br />
eigenen Insuffizienz/Minderwertigkeit, Ohnmacht/<br />
Hilflosigkeit, depressive Stimmung u. Gedanken sowie<br />
Probleme in den sozialen Kontakten (starke<br />
Einschränkung!) wichtige Komponenten sind<br />
� Therapie: patientenbezogen u. flexibel, Bausteine aus<br />
verschiedenen Verfahren integrieren; Zwei-Phasen-<br />
Programm von Pierloot (1982): 1.Phase<br />
symptomorientiertes Vorgehen, 2.Phase<br />
problemorientiertes Vorgehen. Die psychol.<br />
Untersuchung u. Behandlung muß immer durch<br />
medizinische Untersuchungen (Internist, Zahnarzt etc.)<br />
u. Beobachtung bzw. Behandlung der für Eßstörungen<br />
typischen körperlichen Symptome (Unterkühlung,<br />
Haarausfall, Karies, Anämie, Hautveränderungen,<br />
Störungen von Atmung u. Kreislauf, Hormonstörungen)<br />
ergänzt werden<br />
68
2. Wodurch ist die Anorexia nervosa<br />
gekennzeichnet, Symptomatik?<br />
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� ausgeprägte Körperschemastörung/<br />
Körperwahrnehmungsstörung (Gewicht, Größe, Form);<br />
Pat. fühlt s. zu dick<br />
� intensive Angst, zu dick zu sein/werden, selbst bei<br />
Untergewicht<br />
� restriktives Diäthalten bis zur völligen<br />
Nahrungverweigerung (Gewicht wird absichtlich mind.<br />
15% unter dem erwarteten Gewicht gehalten), extreme<br />
Gewichtsabnahme bis zur massiven Kachexie<br />
� Gewichtsabnahme-Methoden: Vermeidung<br />
hochkalorischer Speisen (auffälliges Eßverhalten),<br />
selbstinduziertes Erbrechen, selbstinduziertes Abführen,<br />
Gebrauch von Appetitzüglern, Laxantien- oder<br />
Diurethika, übertriebene körperliche Aktivitäten<br />
� ständige Beschäftigung mit Nahrung, Essen, Gewicht<br />
� Störungen der endokrinen Funktion: primäre oder<br />
sekundäre Amenorrhoe (Fehlen der Menstruation);<br />
Libido-verlust<br />
� affektive Auffälligkeiten (depressive Symptome, Angst<br />
u. Zwangssymptome)<br />
� somatische Symptome: Amenorrhoe, Hyperthermie,<br />
Ödeme, hypotoner Blutdruck, Laguno-Behaarung,<br />
schwere Elektrolytstörungen als Folge des habituellen<br />
Erbrechens<br />
� Entwicklungsverzögerung: bei Einsetzen vor der<br />
Pubertät ist Entwicklungsabfolge gehemmt (verspätete<br />
Menarche etc.), kann aber später oft aufgeholt werden<br />
� 2 Erkrankungsgipfel: 14. u. 18. Lj.<br />
� 1% Erkrankungen<br />
3. Welches Erleben ist vorherrschend? Angst (Gewichtsphobie), zwanghaftes Verhalten (bei<br />
4. Was ist der Quetelet-Index/Body-<br />
Mass-Index?<br />
Anorexie), depressives Erleben<br />
Körpergewicht geteilt durch Körpergröße in m 2<br />
Anorexie bei < 17,5<br />
69<br />
69
5. Wie ist die Atiologie von Anorexie?<br />
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multifaktorielles Modell<br />
prädisponierende Faktoren:<br />
� biologische Vulnerabilität (Konkordanz EZ: 50%)<br />
� Garner:<br />
� individuelle Prädisposition:<br />
Störungen der Entwicklung von<br />
Autonomie und Identität, Ablösung wird schuldhaft erlebt,<br />
Gefühl der eigenen Ineffektivität und Wertlosigkeit,<br />
Frauenrolle nicht akzeptieren wollen, Zentralthemen:<br />
Autonomie und Sexualität; angepaßt, leistungsorientiert,<br />
gewissenhaft, gefügig<br />
� familiale Einflüsse:<br />
Anpassung und Abgrenzung als<br />
zentraler Konflikt, Verstrickung, Überfürsorglichkeit,<br />
Rigidität, Konfliktvermeidung, Symptomwahl: Regression<br />
auf frühere Eltern-Kind-Interaktion: Konflikt werden im<br />
Kontext der Nahrungsaufnahme ausgetragen<br />
� soziokulturelle Einflüsse: Familienstruktur: Rigidität,<br />
Überbehütung, Konfliktvermeidung<br />
Auslösende Faktoren:<br />
� Streß (Stressoren z.B. auch Hänseleien wg. Dicksein)<br />
� Konflikte, familiäre Spannungen etc.<br />
70<br />
Beschleunigende Faktoren:<br />
� Diät und Gewichtsverlust, Mangelernährung, psychische<br />
Veränderungen, verändertes Eßverhalten<br />
� Hungereffekte: Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
Entschlußlosigkeit, Stimmungslabilität, Schlafstörungen,<br />
verändertes Sattheitsgefühl, durch verzögerte<br />
Magenentleerung, Obstipation<br />
Aufrechterhaltende Faktoren:<br />
environmental and cognitiv reinforcement; LT: Verknüpfung<br />
von Körpergewicht und Selbstwertgefühl, Verstärkung durch<br />
die Umwelt, Ziele/Wertvorstellungen ändern sich, Hungern<br />
wird zum sich selbstverstärkenden Selbstläufer, Hungern<br />
entgleitet, Dünnsein ist am Ende der einzige Wert<br />
70
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6. Wie ist die Symptomatik von Bulimie? � Auslöser: innere Spannung, Langeweile, Einsamkeit<br />
� unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln<br />
� Heißhungerattacken: große Mengen hochkalorische<br />
Speisen mit viel Süßem (bis zu 15.000-20.000 kcal)<br />
� Betroffene wissen um die Abnormalität, empfinden i.d.R.<br />
Leidensdruck<br />
� Gefühl des Kontrollverlusts während Eßattacke,<br />
fürchten, aus eigenem Antrieb nicht wieder aufhören zu<br />
können<br />
� intensive Furcht, zu dick zu sein/werden, selbst bei<br />
Untergewicht<br />
� Gewichtsreduktionsmethoden: selbstinduziertes<br />
Erbrechen (von einmal bis 14/15mal), Laxantien-/<br />
Diuretika-Abusus, Fastenkuren, übermäßige körperl.<br />
Aktivität,<br />
� nach Eßattacke depressive Verstimmung,<br />
Schuldgefühle, Selbstvorwürfe<br />
� ständige Beschäftigung mit Nahrung, Essen, Gewicht<br />
� somatische Symptome: Karies!, Halsentzündungen,<br />
Schwellungen der Wangen, Vergrößerung der<br />
Speicheldrüse, Elektrolytstörungen<br />
� 2-4%, Dunkelziffer<br />
� tritt etwas später als Anorexie auf<br />
� Gewichtsschwankungen selten lebensbedrohlich<br />
� Differentialdiagnose: (Borderline-)<br />
Persönlichkeitsstörung, depressive Störung, Störungen<br />
des oberen Gastrointestinaltrakts<br />
7. Wie ist die Ätiologie von Bulimie? � siehe Anorexie; warum beim einen Anorexie beim<br />
anderen Bulimie auftritt, ist weitgehend ungeklärt<br />
� individelle Prädisposition: affektive Instabilität,<br />
mangelnde Fähigkeit zur Impulskontrolle<br />
� aufrechterhaltende Bedingungen:<br />
1. längere Fastenzeiten führen zu<br />
2. Heißhungerattacken,<br />
3. körperliche Angstgefühle aufgrund des Überfressens<br />
werden wiederumd durch<br />
4. Erbrechen/Laxanzien entlastet<br />
5. auf die jedoch Schuldgefühle, depressive<br />
Verstimmung u. Hoffnungslosigkeit folgen<br />
6. die mit Fasten u. Diät beantwortet werden<br />
8. Wie erfolgt die Therapie der Bulimie? � Problem: geringe Krankheitseinsicht: versteht man die<br />
Dynamik als einen Versuch des Gewinnens von<br />
Autonomie, dann muß man Therapie aus Sicht des<br />
Mädchens als einen Eingriff in ihre Autonomie verstehen<br />
� medizinisch-diätische Therapie<br />
� pycho- u. verhaltenstherapeutische Maßnahmen<br />
� familientherapeutische Maßnahmen<br />
� beratende Elemente (z.B. auch zum Eßverhalten)<br />
� strukturierte Umgebung mit klaren Zielsetzungen<br />
� stationäre Behanldung bei ausgeprägter Erkrankung,<br />
ambulant nur bei kurzer Krankheitsdauer<br />
� keine Möglichkeit zum Erbrechen<br />
9. Wie ist der Verlauf bei Anorexie? � Gewichtsnormalisierung: 60%<br />
� Normalisierung des Eßverhaltens: 44%<br />
� Heilung: 30-50%<br />
� chronifizierter Verlauf: 20% � 30-40% lt. Payk<br />
� Mortalitätsraten: 5-10%<br />
� auch atypische Verläufe, Übergänge von einer Anorexie<br />
zu Bulimie<br />
71<br />
71
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10.Wie ist der Verlauf bei Bulimie? � wenig erforscht<br />
� chronisch intermittierende Verläufe über viele Jahre<br />
� Prognose ist wahrscheinlich durch<br />
Behandlungswiderstand, körperliche Komplikationen u.<br />
Suicidgefahr beeinträchtigt<br />
Autismus<br />
Welche beiden Syndrome gibt es bei<br />
tiefgreifenden<br />
Entwicklungsstörungen?<br />
1. Welche Typen unterscheidet man bei<br />
Autismus?<br />
frühkindlicher Autismus (Kanner); autistische Psychopathie<br />
(Asperger-Syndrom)<br />
� frühkindlicher Autismus (Typus Kanner); autistische<br />
Psychopathie (Typus Asperger)<br />
72<br />
� Begriff geht ursprünglich auf Eugen Bleuler zurück, der<br />
damit ein Merkmal der Schizophrenie zur Kennzeichnung<br />
des Rückzugs von der Welt der Realität in eine<br />
Binnenwelt benannte<br />
72
2. Wie ist die Symptomatik des<br />
frühkindlichen Autimus?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
73<br />
1. schwere u. allgemeine Störung, soziale Beziehungen<br />
einzugehen<br />
� keine aktives Suchen von Kontakt u. Beziehung<br />
� kein Erwidern von emotionaler Zuwendung, kein<br />
Mitschwingen (emotionale Resonanz)<br />
� kein Einfühlungsvermögen, Erwachsene werden als<br />
Werkzeuge gebraucht<br />
� kein Blickkontakt, das Kind blickt durch mich hindurch<br />
� Lachen oder Weinen aus schwer erkennbaren<br />
Gründen<br />
2. Verzögerungen in der Sprache und der vorsprachlichen<br />
Fähigkeiten<br />
� Sprachentwicklungsstörungen: Verzögerungen,<br />
Echalolie, Neologismen, Sprache als Spielzeug, nicht<br />
als Kommunikationsmittel gebraucht, schrilles<br />
Schreien, stark verspäteter Gebrauch der Ich-Form<br />
� Mangel hinsichtlich des Einsatzes von ....................<br />
3. zwanghafte u. ritualistische Aktivitäten, ausgeprägte<br />
Stereotypien<br />
� repetitives, stereotypes Spielen, zwanghaftes<br />
Manipulieren u. Zweckentfremdung von<br />
Gegenständen<br />
� monotone Aktivitäten<br />
� Veränderungsangst, fehlende Anpassungsfähigkeit,<br />
Abwehr bei Veränderung<br />
� intensive Bindung an Dinge, Lieblingsgegenstände,<br />
abnorm erhöhte Beziehung zur unbelebten Umwelt<br />
� ungewöhnliche u. ausschließliche Beschäftigung mit<br />
Fahrplänen, Busrouten, Zahlen / Leistungsinseln:<br />
isolierte Spitzenleistungen, insbesondere des<br />
Gedächtnisses, insbesondere im visuell-technischen<br />
Bereich � Verengung der Aufmerksamkeit:<br />
Einzelelemente werden ohne den<br />
Gesamtzusammenhang betrachtet)<br />
� Angst vor Geräuschen, vor Lärm<br />
� Auffälligkeiten in der Wahrnehmung:<br />
Selbststimulationen, Autoaggressionen<br />
� Hypermotorik u. Bewegungsstereotypien<br />
� Augenbohren<br />
� Beginn vor dem 30. Lebensmonat<br />
� Intelligenz: IQ häufig im Geistigbehindertenbereich (50%)<br />
� Abgrenzung zu Oligophrenie meist erst bei<br />
Langzeitbeobachtung möglich; es gibt auch normal- u.<br />
hochbegabte Autisten; 40% IQ < 50, 30% IQ ≥ 70<br />
� Jungen: 3-4 mal häufiger<br />
sehr seltene Störung (Prävalenz von 0,004-0,005%,<br />
entspricht der von Blindheit)<br />
73
3. Wie ist die Symptomatik beim Typ<br />
Asperger?<br />
4. Wie ist die Ätiologie des frühkindlichen<br />
Autismus’?<br />
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Besonderheiten:<br />
� Störung der Beziehungsfähigkeit (Blickkontakt<br />
vorhanden, aber flüchtig), Kontakt deutlich<br />
eingeschränkt, Humorlosigkeit, Mangel an<br />
Einfühlungsvermögen und Distanzlosigkeit, situativ<br />
unangepaßtes Verhalten) � wird häufig erst in der<br />
Schule problematisch<br />
� Sprachentwicklung oft früh, eher auf hohem<br />
grammatikal. Kompetenzniveau, aber Mangel an<br />
kommunikativer Abstimmung auf den Gesprächspartner<br />
� gute Intelligenzleistungen, Originalität<br />
� oft überbordende, sehr irreale Phantasien u.<br />
Vorstellungen<br />
� oft originelle, schwungvolle Zeichnungen<br />
� häufig ausgefallene Sonderinteressen<br />
� Fehldiagnose Hörbehinderung liegt nahe<br />
� ungeschickte Motorik<br />
� zwanghaft-pedantische Züge<br />
� ausgeprägte Knabenwendigkeit: 8:1<br />
� Beginn vor 36. Lebensmonat<br />
� tritt später auf, da die allg. Entw.-funktionen höher<br />
ausgeprägt sind: früher Sprachbeginn, grammatikalisch<br />
hohes Niveau, gute u. oft überdurchschnittl. Intelligenz<br />
74<br />
Kanner:<br />
� Signalverarbeitung, Wahrnehmungen im akustischen<br />
und optischen Bereich<br />
� keine allgemeine Theorie: ein normal begabter Autist ist<br />
etwas völlig anderes als ein geistig behinderter<br />
� genetische Faktoren: in hohem Maß genetisch bedingt �<br />
Störungen der Mutter-Kind-Beziehung sind sekundär, als<br />
Folge der Unfähigkeit des Kindes, Infos aus<br />
verschiedenen Sinneskanälen zu integrieren (nicht<br />
primär!)<br />
Asperger:<br />
� vererbt, ausgeprägte Knabenwendigkeit, homologe<br />
familienanamnestische Belastung in männlicher Linie<br />
74
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
5. Wie verläuft die Therapie? Kanner:<br />
� keine spezielle kausale Therapie<br />
� möglichst früh, oft über viele Jahre hinweg<br />
� bei vielen autistischen Kindern müssen zuerst einmal<br />
Stereotypien, Selbstaggressionen od. Wutanfälle<br />
abgebaut werden, bevor erwünschtes Verhalten<br />
aufgebaut werden kann<br />
� symptomatisch orientierte stark strukturierte (�<br />
berechenbare Umwelt wichtig!) übende Therapie zum<br />
Aufbau von:<br />
� (Blick-)Kontakt<br />
� Sprache<br />
� Motorik<br />
� soziale Fähigkeiten: Kompetenz- u. Interaktionstraining<br />
zum Aufbau in kleinen Schritten (Abbau von<br />
Imitationsschwächen, Rollenspiele mit Videoaufnahmen)<br />
� Versuch, mit engster Bezugsperson zusammen das<br />
Spektrum des Kindes zu erweitern<br />
� Aufbereitung der Aufgaben in kleinste Übungsschritte<br />
� dann Generalisierung<br />
� Medikamente (Neuroleptika, Fenfluramin) bei affektiven<br />
Spitzen, (Auto-)Aggression<br />
� kontinuierliche Eltern- und Familienarbeit<br />
� oft gute Ansprechbarkeit auf taktiler, kinästhetischer,<br />
musikalischer Ebene<br />
� Prognose insgesamt eher schlecht, weil ein Großteil<br />
auch noch geistig behindert ist<br />
� “Verein zur Hilfe für das autistische Kind” bietet Therapie<br />
und Unterstützung an<br />
Asperger:<br />
6. Wie ist der Verlauf? � 2/3 bleiben stark behindert (IQ als wichtiges<br />
Vorhersagemerkmal)<br />
� 15% (high functioning-Autisten (intellektuell gut bis<br />
hochbegabte)) Entwicklung mit Berufstätigkeit u. sozialer<br />
Integration<br />
� 20% (high functioning-Autisten) können im Jugendalter<br />
die Symptomatik reduzieren u. entwickeln relative<br />
Selbständigkeit<br />
� eine signifikante Rate entwickelt später ein Anfallsleiden<br />
� viele müssen als Erwachsene betreut leben; sehr wenige<br />
schaffen es, eine Partnerschaft einzugehen<br />
� gerade high functioning-Autisten leiden unter der ihnen<br />
bewußten Symptomatik<br />
� kein höheres Risiko, psychotisch zu werden<br />
(differentialdiagnostisch: in der Schizophrenie gibt es<br />
autistische Symptome der Abkapselung von der Umwelt)<br />
7. Wie ist die Prävalenz? 2-4 pro 10.000 Kinder � sehr selten<br />
8. Welche Faktoren müssen für die<br />
� Intelligenz<br />
Prognose berücksichtigt werden?<br />
Ticstörungen<br />
� Sprachentwicklung<br />
Lehmkuhl blinzelt! Blinzeltic ( = einfacher motorischerTic)<br />
75<br />
75
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Was ist ein Tic? � Unwillkürliche, plötzliche, schnelle, wiederholte, nichtrhythmische,<br />
stereotype Bewegung od. Lautproduktion/<br />
Vokalisation.<br />
� motorische Tics: unwillkürliche, plötzliche, schnelle,<br />
wiederholte, nicht-rhythmische, stereotype Bewegung<br />
(zumeist von umschriebenen Muskelgruppen)<br />
� vokale Tics: Lautproduktion, die plötzlich einsetzt u.<br />
keinem offensichtlichen Zweck dient.<br />
� Beginn meist im Kindergarten- bis Grundschulalter, auf<br />
jeden Fall vor 18. Lj. (� F9 Störungen mit Beginn in<br />
Kindheit/Jugend)<br />
� genetisch verankerte Disposition/Vulnerabilität:<br />
multifaktorieller Erbgang, wesentlich häufiger Jungen,<br />
familiäre Häufung<br />
� stärker bei Erregung, Anspannung, Streß<br />
� nicht im Schlaf<br />
� können leicht willkürlich unterdrückt od. produziert<br />
werden<br />
� treten oft zusammen mit Zwanghaftigkeit od.<br />
hypochondrischen Symptomen auf<br />
� vermutlich kontinuierliches Störungsbild mit einem Pol<br />
der vorübergehenden Ticstörung u. anderem Pol der<br />
kombinierten vokalen u. multiplen motorischen Tics<br />
(Tourette-Syndrom)<br />
� 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine<br />
vorübergehende Ticstörung!<br />
� Differentialdiagnose: Autismus oder<br />
Intelligenzminderung (hier manchmal rhythmische<br />
stereotyp-repetitive Bewegungen, komplexere u.<br />
variablere manierierte Bewegungen),<br />
Zwangshandlungen (deren Ausgestaltung ist eher durch<br />
den Zweck, z.B. ein Objekt in bestimmter Häufigkeit zu<br />
berühren oder umzudrehen, bestimmt als durch die<br />
betroffene Muskelgruppe), Hyperkinetisches Syndrom<br />
Welche Formen von Tics kann man<br />
unterscheiden? Einteilung?<br />
(Tics: beschränkt auf kleine Muskelgruppen)<br />
76<br />
� vorübergehende/passagere/akute/transitorische (oft nur<br />
wenige Tage bis Wochen) versus chronische (länger<br />
als 1 Jahr) Formen<br />
� einfache/isolierte versus komplexe/multiple/generalisierte<br />
Tics (mit Befall mehrerer Körperzonen und evtl.<br />
wechselnden Lokalisationen)<br />
76
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wie ist die Symptomatik von Ticstörungen? � Uuwillkürliche Lautproduktionen (vokale Tics) oder<br />
Bewegungen (motorische Tics), die plötzlich einsetzen u.<br />
keinem offensichtlichen Zweck dienen.<br />
� plötzlich einschießend, repetitiv, unregelmäßig, nicht<br />
vom Willen gesteuert, offensichtlich zwecklos,<br />
Bewegungen auf einige umschriebene Muskelgruppen<br />
beschränkt<br />
� Auslösende Faktoren:<br />
- psychosoziale Belastung<br />
- somatische Belastung<br />
� sensorischer Reizzustand<br />
(eine Art “Aura” in Form einer subjektiv spürbaren,<br />
zunehmenden Anspannung)<br />
� Ablauf eines Tics:<br />
Am Anfang steht ein sensorischer Reizzustand, dem<br />
eine motorische/vokale Entladung folgt, die für eine<br />
gewisse Zeit die Spannung auflöst (vgl. Niesen,<br />
Schluckauf); auch im Schlaf möglich (≠ ICD-10) �<br />
Enthemmungsphänomen<br />
� Tics werden durch Spannung verstärkt u. können jedes<br />
Körperteil befallen, tun dies aber in der Regel nur an<br />
solchen, die sonst mit sinnvollen Bewegungen<br />
verbunden sind<br />
� motorische Tics treten früher als vokale Tics auf, breiten<br />
sich vom Gesicht auf den Schultergürtel aus.<br />
Zwangsphänomene sind die späteste Manifestation<br />
� häufige einfache motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln<br />
oder -werfen, Schulterzucken, Grimassieren;<br />
sonst auch noch: Augenbrauen hochziehen, Beugen/<br />
Schleuderbewegungen von Armen oder Beinen<br />
� häufige komplexe motorische Tics: Sich-selbst-Schlagen,<br />
Springen, Hüpfen;<br />
sonst auch noch: Klatschen, Wurfbewegungen, windende<br />
Körperbewegungung<br />
� häufige einfache vokale Tics: Räuspern, Bellen,<br />
Schnüffeln, Zischen;<br />
sonst auch noch: Hüsteln, Pfeifen, Grunzen, Schnalzen<br />
� häufige komplexe vokale Tics: Echolalie (Wiederholung<br />
best. Wörter), Koprolalie (sozial unannehmbare, obzöne<br />
Wörter), Palilalie (Wiederholung eigener Laute und<br />
Wörter)<br />
Diagnostische Zuordnungsregeln:<br />
� vorübergehende Ticstörungen (motorische u. vokale):<br />
Dauer nicht länger als 12 Monate hintereinander, die<br />
motorischen Tics bleiben meist auf das Gesicht<br />
beschränkt<br />
� chronische Ticstörungen (motorische u. vokale):<br />
Dauer länger als 12 Monate hintereinander, bei<br />
motorischen Tics Ausbreitung auf den Schultergürtel<br />
� Tics nehmen mit absteigender Position am Körper in der<br />
Häufigkeit ab, meistens Gesicht<br />
� können durch bewußte Kontrolle zumindest kurzfristig<br />
unterdrückt/reduziert werden<br />
� besonders bei schweren Formen Kombination mit<br />
anderen psychischen Symptomen: hyperkinetische<br />
Symptome (40%), Störungen der Aufmerksamkeit,<br />
Lernstörungen, Angst, depressive Verstimmung,<br />
Zwanghaftigkeit<br />
� häufiges Begleitsymptom bei Tourette-Syndrom:<br />
gestische Echopraxie (Bewegungsimitation)<br />
77<br />
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<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wie ist die Epidemiologie? � Beginn meist im Kindergarten- bis Grundschulalter (auf<br />
jeden Fall vor 18. Lj. � F9 Störungen mit Beginn in<br />
Kindheit/Jugend), Altersdurchschnitt: 7 Jahre<br />
� 90% aller Ticstörungen vor 12. Lj.<br />
� ~8% aller 6-Jährigen, 10% aller 10-/11-Jährigen<br />
� 4-5-Jährige: häufigste Tics vorübergehende einfache<br />
motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren<br />
� 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine<br />
vorübergehende Ticstörung!<br />
� motorische Tics häufiger als vokale<br />
� wesentlich mehr Jungen als Mädchen<br />
� 40% der ausgeprägten Syndrome in Kombination mit<br />
Hyperkinetischem Syndrom<br />
� Tourette-Syndrom: Prävalenz von 0,03%<br />
Welche Differentialdiagnose? � Hyperkinese (Tics sind auf kleine Muskelgruppen<br />
beschränkt)<br />
� Stereotypien (nicht anfallsartig, häufig komplexere und<br />
variablere Bewegungsabläufe)<br />
� Zwangshandlungen (Abgrenzung schwierig, da häufig<br />
assoziiertes Auftreten von Tics mit Zwanghaftigkeit)<br />
� Intelligenzminderung<br />
� Autismus<br />
� konversionsneurotische Symptome<br />
Wie ist die Abgrenzung Tic - Zwang? Zwangshandlungen: Ausgestaltung ist durch den Zweck,<br />
z.B. ein Objekt in bestimmter Häufigkeit zu berühren od.<br />
umzudrehen, bestimmt (u. nicht durch die betroffene<br />
Muskelgruppe wie beim Tic)<br />
Was sind die häufigsten Tics? am häufigsten vorübergehende einfache motorische<br />
Tics: Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren (Alter meist 4-5<br />
Jahre)<br />
Welche Umstände gehen einem Tic<br />
voraus?<br />
außerdem häufige andere Tics:<br />
- (vorübergehende) einfache vokale Tics: Räuspern, Bellen,<br />
Schnüffeln, Zischen<br />
- komplexe motorische Tics: Sich-selbst-Schlagen, Springen,<br />
Hüpfen<br />
- komplexe vokale Tics: Wiederholung best. Wörter, Kopro<br />
lalie (Wiederholung sozial unannehmbarer, obzöner Wör<br />
ter), Palilalie (Wiederholung eigener Laute u. Wörter)<br />
� 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine<br />
vorübergehende Ticstörung!<br />
� Auslösende Faktoren:<br />
- psychosoziale Belastung<br />
- somatische Belastung<br />
� sensorischer Reizzustand<br />
78<br />
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<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wie ist die Behandlung von Tics? � vorübergehende Tics (bei Behandlungsbedarf):<br />
reagieren im Sinn der Streßverminderung auf<br />
Entspannungsverfahren (autogenes Training)<br />
� chronische Tics u. Tourette:<br />
VT-Kombination: Training der Reaktionsumkehr (habit<br />
reversal):<br />
1. Selbstwahrnehmungstraining (awareness training)<br />
2. Entspannungsverfahren<br />
3. Training inkompatibler Reaktionen (incompating<br />
response) Focussierung auf die automatisiert ablaufenden<br />
Tics und Kontrolle � Symptomverschiebung:<br />
- bei motorischen Tics: motorische Gegenantwort (z.B.<br />
bei Nasentic: Bewegung der Oberlippe einüben)<br />
- bei vokalen Tics: Atemtechnik<br />
4. Kontingenztraining: den neg. Aspekt u. die pos. Folgen de<br />
Symptomverschiebung herausarbeiten, positive<br />
Verstärkung der inkompatiblen<br />
Reaktionen/Gegenantworten<br />
5. Generalisierungstraining<br />
� gute Therapieerfolge bei motivierten u. gut strukturierten<br />
Patienten; aber oft nur passagere Verbesserung � dann<br />
medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika für<br />
durchgreifende Verbesserungen (Nebenwirkungen!)<br />
Welche Sonderform gibt es? Tourette-Syndrom (Gilles-de-la-Tourette):<br />
Kombinierte vokale u. multiple motorische Tics<br />
Form, bei der es gegenwärtig oder in der Vergangenheit<br />
multiple motorische Tics u. einen oder mehrere vokale Tics<br />
gibt bzw. gegeben hat, nicht notwendigerweise gleichzeitig.<br />
Gewöhnlich Vorgeschichte motorischer Tics vor Entw.<br />
vokaler. Häufig Verschlechterung der Symptome in<br />
Adoleszenz, meist persistiert die Störung bis ins<br />
Erwachsenenalter � progressive, chronische Verlaufsform.<br />
Tics können für kurze Zeiträume willkürlich unterdrückt<br />
werden.<br />
� vokale Tics: einfache wie Räuspern u. Grunzen,<br />
komplexe wie Echolalie, Palilalie, Koprolalie,<br />
� Verstärkung der Tics durch Streß<br />
� Komorbidität: soziale Schwierigkeiten/Ängste immer,<br />
Zwangsstörung, Hyperaktivität, depressive Störung,<br />
Lern-/Leistungsstörung<br />
Sind Tics nur am Oberkörper? Nein, aber überwiegend im Gesicht od. motorische Tics<br />
auch im Schulterbereich, seltener sind auch die Beine<br />
betroffen (Hüpfen, Springen, Körper winden, Beine<br />
beugen/schleudern!)<br />
Wie ist die Ätiologie? � Ätiologie ungeklärt, multifaktoriell: genetische (familiäre<br />
Häufung) u. hirnorganische Vulnerabilitäten (Überschuß<br />
an Dopamin in bestimmten neuronalen Kreisen),<br />
psychosoziale Stressoren, ängstlicher Rückzug<br />
� partielle Reifungsverzögerung bei transienten Tics (meist<br />
verknüpft mit Sprachstörungen u. Enkopresis); später<br />
reifende frontale Mechanismen erlauben eine teilweise<br />
(kompensatorische) Kontrolle<br />
� PA: symbolischer Ausdruck von Konflikten, Abfuhr von<br />
aggressiven u. sexuellen Impulsen<br />
� LT: Reaktion, die in einer Spannungssituation zufällig<br />
eine Angstreaktion bewirkt hat u. somit als<br />
triebreduzierende Vermeidungsreaktion fungiert<br />
79<br />
79
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wie ist die Therapie bei Tics? � Aufklärung und Beratung der Eltern, Identifizierung<br />
möglicher Spannungen<br />
� Entspannungsverfahren (autogenes Training) bei<br />
vorübergehenden Tics (bei Behandlungsbedarf):<br />
reagieren im Sinn der Streßverminderung<br />
� hochpotente Neuroleptika (weil cerebrale Störung) bei<br />
� Tourette<br />
� chronischen vokalen und motorischen Tics<br />
� Tics nach Gabe von Stimulantien, die nach Absetzen der<br />
Medikation nicht abgeklungen sind<br />
� Tics, die in Verbindung mit Zwangssymptomen und<br />
autodestruktivem Verhalten (Selbstverletzungen wie Sichselbst-Schlagen,<br />
-Beißen) auftreten<br />
� VT-Kombination: Training der Reaktionsumkehr (habit<br />
reversal)<br />
� VT in Form negativer Übung ( = paradoxe<br />
Intervention, Symptomverschreibung): exzessive<br />
Produktion der Symptomatik über lange Phasen (ganze<br />
Therapieeinheiten) hinweg; man geht davon aus, daß es<br />
so zu einer konditionierten Hemmung im Sinne einer<br />
Erschöpfungsreaktion kommt<br />
� auch VT: Nichtbeachtung u. somit Verstärkerentzug,<br />
Selbstkontrolltechniken<br />
Welche Probleme gibt es bei der<br />
Therapie?<br />
Hyperkinetisches Syndrom (HKS)<br />
� Nebenwirkungen der Neuroleptika<br />
� keine Compliance bei VT, weil negatives Üben<br />
unangenehm ist<br />
� oft Bagatellisierung der Symptome durch Patienten<br />
� oft nur passagere Verbesserungen bei VT-Kombination<br />
80<br />
80
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Was ist HKS? 3-6% Prävalenz<br />
Knabenwendig: in Feldstichproben 3:1; in Klinikstichproben<br />
6:1<br />
3 Kardinalsymptome:<br />
1. Aufmerksamkeitsstörungen (Ablenkbarkeit)<br />
2. Impulsivität (kognitiv, motivational, emotional)<br />
3. Hyperaktivität<br />
� deutlich stärker ausgeprägt, als bei durchschnittlichen<br />
Kindern im gleichen Alter bei gleicher Intelligenz<br />
häufig dazu geringe Frustrationstoleranz u. Aggressivität<br />
Komorbidität/Begleit-/sekundäre Symptome:<br />
� oppositionelle/dissoziale Verhaltensstörung: 30-50%<br />
� Lernstörungen: 20-30%<br />
� Angststörungen: 20%<br />
� emotionale Störungen (vor allem depressive): 15%<br />
81<br />
ICD-10:<br />
� F90.0 Einfach Aufmerksamkeits- und<br />
Hyperaktivitätsstörung (3 Symptome +<br />
situationsübergreifend + Beginn vor dem 6. Lj.)<br />
� F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (3<br />
Symptome + situationsübergreifend + Beginn vor dem 6.<br />
Lj. + aggressive Verhaltensweisen)<br />
� Ätiologie: (fragwürdige psychol. Annahme: Auswirkung<br />
geschlechtsspezifischer Sozialisation) genetische<br />
Disposition, Zusammenhänge zwischen Alkohol- u.<br />
Nikotin-konsum der Mutter in Schwangerschaft u.<br />
Hyperaktivität (vgl. Embryopathie),<br />
Nahrungsmittelallergie. Genetische Erklärung u. Allergie-<br />
Erklärung schließen sich nicht aus (vgl. Studie England<br />
mit extremer Reis-/Truthahndiät): Bei Asthmatikern u.<br />
Neurodermitikern gibt es eine gewisse Häufung der<br />
Hyperaktivität � kann aber auch Folge der allergischen<br />
Erkrankung sein.<br />
� Verlauf:<br />
- Säuglingsalter: sehr hohes Aktivitätsniveau, ungünstige<br />
Konstellation/mangelnde Passung von schwierigem<br />
kindlichen Temperament u. negativ-kontrollierender<br />
Erziehung (vgl. Temperamentforschung von Thomas &<br />
Chess), Gesundheitsprobleme, Entwicklungsverzöge-<br />
rungen<br />
- Vorschulalter: Hyperaktivität (ziellos), geringe Spielintensität<br />
u. –dauer, Entwicklungsdefizite, oppositionelles<br />
Verhalten, mindestens 50%-ige Stabilität der Sympto<br />
me von 3 bis 6 Jahren<br />
� Risikofaktoren: hyperkinetische Störung der Eltern,<br />
Nikotin- u./o. Alkoholmißbrauch in Schwangerschaft,<br />
Gesundheitsprobleme der Mutter in Schwangerschaft,<br />
geringes Bildungsniveau der Eltern, überlastete Eltern/<br />
alleinerziehende Elternteile, negativ-kontrollierende<br />
Erziehung (sehr strikt, Mangel an positivem emotionalen<br />
Austausch), inkonsistente Erziehung (Mangel an Regeln/<br />
Kontrolle bzw. Inkonsequenz im Umgang)<br />
81
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Welche Therapie ist bei HKS indiziert? 3 therapeutische Zugänge/Interventionen:<br />
1. elternzentriert: Aufklärung u. Beratung, Durchbrechen<br />
des Teufelskreises bei nachgiebigen Eltern � Regeln für<br />
Kinder werden mit den Eltern abgesteckt, diese Regeln<br />
müssen befolgt werden; unmittelbare Konsequenzen, da<br />
HKS-Kinder nicht auf Belohnungsaufschub reagieren;<br />
Eltern-Kind-Therapie<br />
2. patientenzentriert: Aufklärung u. Beratung, Selbstinstruktionstraining<br />
zum Aufbau von Spielintensität, Token-<br />
Systeme, Selbstkontroll- (-management)Training, social<br />
skills-Training, medikamentöse Behandlung mit Psychostimulantien/Amphetaminen<br />
(Captagon, Ritalin), Diät<br />
� Probleme dort behandeln, wo sie auftreten!<br />
3. schulzentiert: Aufklärung u. Beratung, eventuell Interventionen<br />
in Schule/Kindergarten<br />
9Therapie<br />
Beschreiben Sie Reizkonfrontation mit<br />
response prevention im Unterschied zu<br />
anderen VT-Methoden!<br />
Was sind Konfrontations- /<br />
Expositionsverfahren?<br />
Was ist exposure?<br />
Was ist response prevention?<br />
Was ist flooding/Reizüberflutung?<br />
wird bei Zwangshandlungen durchgeführt: stufenweise<br />
Reizkonfrontation (systematische Desensibilisierung) in vivo<br />
zur bewußten Auseinandersetzung mit den<br />
angstauslösenden Situationen u. dabei äußere<br />
Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung<br />
aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige<br />
Reaktionsverhinderung (response prevention)<br />
Verfahren zur Konfrontation mit Angst; Prinzip der<br />
Konfrontation mit Angst ist exposure: Pat. muß s. der Angst<br />
aussetzen, bewußte Auseinandersetzung mit der<br />
angstauslösenden Situation, Pat. muß in der Situation<br />
bleiben u. Angst aushalten<br />
3 Arten der Konfrontation:<br />
1)gestufte Reizkonfrontation in sensu = systematische Desensibilisierung<br />
2) gestufte Reizkonfrontation in vivo = Habituationstraining<br />
3) massierte Reizkonfrontation = Reizüberflutung/ Angstüberflutung<br />
(flooding)<br />
eventuell zusätzlich:<br />
Reaktionsverhinderung (response prevention): Pat. wird<br />
durch äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen an<br />
Reaktionen/Symptomen auf die Angst gehindert �<br />
gleichzeitige Reaktionsverhinderung<br />
Transparenz des Vorgehens<br />
82<br />
Phasen der Konfrontationstherapie:<br />
1. Analyse der angstauslösenden Bedingungen u.<br />
Situationen<br />
2. Erklärungsmodell: z.B. Teufelskreis: Angst vor der Angst<br />
3. Konfrontation, Patient muß in der Situation bleiben, bis<br />
die Angst geringer wird, Beendigung erst nach Abnahme<br />
der Angstreaktion; Reaktionsverhinderung vor allem bei<br />
Zwangshandlungen<br />
82
Was ist systematische<br />
Desensibilisierung?<br />
1.<br />
Welche kognitiven Verfahren kennen Sie<br />
(zur Angsttherapie)?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Prinzipien:<br />
sukzessive Approximation: langsame Annäherung an<br />
gewünschtes Verhalten<br />
Gegenkonditionierung: Entspannung vs. Angst<br />
Phasen:<br />
1. Analyse der Faktoren, die für das Auftreten der Angst<br />
verantwortlich sind<br />
2. Erarbeitung einer Angsthierarchie<br />
3. Training von Entspannungstechnik (z.B. progressive<br />
Muskelrelaxation nach Jacobson)<br />
4. vorstellungsmäßiges Durcharbeiten der Hierarchie von<br />
unten nach oben in einem konzentrierten u. entspannten<br />
Zustand<br />
2 Arten:<br />
1) in sensu<br />
2) in vivo (Habituationstraining)<br />
Selbstinstruktionstraining nach Meichenbaum u. Goodman<br />
Ziel: bei Auftreten von Angst sollen angstbewältigende<br />
Selbstinstruktionen zum Einsatz kommen<br />
Was sind paradoxe Interventionen? willentliche Herbeiführung von Ängsten<br />
Was ist Selbstbehauptungstraining? Ziel: direkte, ehrliche und angemessene Ausdruck von<br />
Gefühlen; Klient soll in die Lage versetzt werden, seine<br />
Worum geht es bei Assertiveness- od.<br />
Selbstsicherheitstraining?<br />
Therapiekonzepte bei Angststörungen? s.o.<br />
Therapiekonzepte bei Psychosen? s.o.<br />
Therapiekonzepte bei Depressionen? s.o.<br />
Pharmakotherapie<br />
Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und durchzusetzen<br />
Übung konkreten sozialer Fertigkeiten und Vermittllung<br />
entsprechender Problemlösefähigkeiten<br />
Modellernen, Rollenspiel<br />
Was ist Lithium? Zusammensetzung? Lithium-Salz: einwertiges Metall aus der Gruppe der Alkali-<br />
Metalle zur Rezidivprophylaxe von manischen u.<br />
schizomanischen Psychosen<br />
83<br />
83
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
Wie wirken Lithiumsalze? Genauer Wirkmechanismus ist unbekannt; es wird<br />
vermutet, daß eine Einflußnahme auf den zellulären<br />
Calcium-Membrantransport erfolgt (Möller).<br />
Neurochemische Beeinflussung von adrenergen,<br />
cholinergen, GABAergen u. peptidergenSystemen,<br />
Stimulation der aminergen Transmission (Dorsch).<br />
antimanisch, rezidivprophylaktische Behandlung manischer<br />
Psychosen u. Manien<br />
undramatische Nebenwirkungen:<br />
� Appetitverlust, Übelkeit, Durst etc.<br />
� Gewichtszunahme, Ödeme (Wassereinlagerungen)<br />
� Zittrigkeit (der Hände)<br />
� Schilddrüsenvergrößerung<br />
Blutkontrollen zur Vermeidung von Überdosierung/<br />
Intoxikation/zu hohem Lithium-Spiegel vor allem in den<br />
Wochen der Einstellungsphase sehr wichtig!!!<br />
Vergiftungserscheinungen:<br />
� Muskelzuckungen (der Hände)<br />
� Durchfall, Erbrechen<br />
� Abgeschlagenheit/ Schläfrigkeit<br />
� Schwindel<br />
� Delirium<br />
� Krampfanfälle (bis zum Tod!)<br />
Wie kommen diese Krampfanfälle<br />
ähnlich wie epileptischer Anfall (Gehirn-Unter- oder<br />
zustande?<br />
Überversorgung)<br />
Wie wirken Neuroleptika? Neuroleptika = Substanzen, die vor allem psychotische<br />
Denkstörungen, Angst, Erregung u. motorische Unruhe<br />
reduzieren. Wirkung:<br />
� antipsychotisch: bekämpfen psychotische Phänomene<br />
durch Eingriff in zentralnervöse Transmittersysteme:<br />
postsynaptische Dopamin-Rezeptor-Blockade<br />
(Hypothalamus, limbisches System, Basalganglien); wie<br />
sie genau wirken, ist bislang unbekannt;<br />
syndrombezogenes Wirkprofil, keine nosologisch<br />
spezifische Wirksamkeit; neuroleptische Potenz<br />
(hochpotent, mittelpotent u. niedrigpotent) ist abgeleitet<br />
aus der benötigten Menge für eine ausreichende antipsychot.<br />
Wirkung<br />
� zentral dämpfend/sedierend: Verlangsamung<br />
� außerdem antiemetisch, anticholinerg, sympatholytisch,<br />
lokalanästhetisch)<br />
1. klassische Neuroleptika:<br />
Effekte vor allem auf die akuten psychot. Symptome (produktive<br />
Symptome, Erregung, Unruhe, Insomnie)<br />
- hochpotent (z.B. Haloperidol (Haldol), Fluspirilen (Imap))<br />
- mittelpotent (z.B. Perazin (Taxilan))<br />
- niedrigpotent (z.B. Promethazin (Atosil))<br />
2. atypische Neuroleptika:<br />
stärkere Effekte auf die begleitende Minus-/ Negativsymptomatik,<br />
besonders gute extrapyramidalmotorische Verträglichkeit<br />
(z.B. Clozapin (Leponex), Risperdon (Risperdal))<br />
84<br />
84
Welche Nebenwirkungen haben<br />
Neuroleptika?<br />
Was sind die Auswahlkriterien für<br />
Neuroleptika?<br />
Was sind die Zielsymptome bei<br />
Schizophrenien?<br />
Was für eine Wirkung haben Neuroleptika<br />
bei Kindern?<br />
Welche Nebenwirkungen haben<br />
Antidepressiva?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� extrapyramidalmotorisch: starke extrapyramidale<br />
Nebenwirkungen (z.B. Halsverrenkungen, Zunge-Herausstrecken),<br />
Verlangsamung, Frühdiskenisien (frühe<br />
Störungen im geordneten Bewegungsablauf),<br />
Parkinsonoid, Akathisie (Sitzangst, Unfähigkeit, längere<br />
Zeit zu sitzen), Spätdyskinesien (in 15% der Fälle, häufig<br />
irreversibel!)<br />
� hochpotent: sehr stark; niedrig- u. mittelpotent: gering<br />
� psychisch: sedierend � niedrig- u. mittelpotente: stark;<br />
hochpotent: gering<br />
� endokrin: durch Prolaktinanstieg Amenorrhoe<br />
(Menstruatinsstörungen), Galaktorrhoe (Milcheinschuß u.<br />
–absonderung), weibl. Brustbildung bei Männern,<br />
Libidoreduktion<br />
� vegetativ: Tachycardie (Herzrasen),<br />
Kreislaufschwankungen � niedrig- u. mittelpotent: stark;<br />
hochpotent: gering<br />
� Senkung der Krampfschwelle<br />
1. Zielsymptome<br />
2. Wirksamkeit, Medikamenten-Anamnese<br />
3. Compliance<br />
a) Depot: ja/nein<br />
b) Risikokontrolle<br />
4. Nebenwirkungen<br />
a) Alter u. Geschlecht<br />
b) Sedierung ja/nein<br />
c) besondere Umstände (z.B. bekanntes Anfallsleiden)<br />
1. psychotische Akutsymptomatik (produktive Symptome,<br />
Erregung, Unruhe, Insomnie)<br />
2. begleitende Minussymptomatik<br />
3. Katatonie<br />
4. Angst<br />
5. persistierende Minussymptomatik<br />
6. Depression<br />
Tölle:<br />
„Bei schizophrenen Jugendlichen, die anamnestisch<br />
Hinweise auf eine frühkindliche Hirnschädigung od. andere<br />
organische Risikofaktoren bieten, erlebt man nicht selten,<br />
daß sie auf Neuroleptika paradox reagieren, mit<br />
vermehrter Unruhe, Angst u. anderer Symptomatik. Sie<br />
sprechen oft besser auf Benzodiazepine an.“ (S. 223)<br />
85<br />
Antidepressiva = Substanzen, die die Symptomatik<br />
depressiver Erkrankungen reduzieren, also insbesondere<br />
stimmungsaufhellend wirken.<br />
Substanzgruppen: Trizyklika (klass.), Tetrazyklika, MAO-<br />
Hemmer<br />
Wirkprinzip: Eingriff in zentralnervöse Transmittersysteme<br />
- traditionelle Erklärung: Anreicherung von Noradrenalin<br />
bzw. Serotonin im synaptischen Spalt<br />
- neuere Erklärung: komplizierte Anpassung der Sensibilität<br />
noradrenerger u. serotonerger Rezeptoren im Gehirn, die<br />
insgesamt zu einer Verbesserung der Übertragungsmög<br />
lichkeiten an den Synapsen führen<br />
Nebenwirkungen (klass. trizyklische Antidepressiva!):<br />
� psychisch: sedierend (oft erwünscht!), Getriebenheit u.<br />
Schlaflosigkeit, dysphorische Verstimmungen,<br />
Wesensänderungen (Antriebs- u. Affektinsuffizienz)<br />
� vegetativ: atropinartige Wirkungen (trockene<br />
Schleimhäute, Akkomodationsstörungen, Hyperthermie<br />
etc.), Tachycardie (Herzrasen), arterielle Hypotension (s.<br />
Gesichtsblässe), Magen-Darm-Störungen/Obstipation<br />
(Verstopfung)<br />
� endokrin: Galaktorrhoe (Milcheinschuß/-absonderung)<br />
85
10Prognosen<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
günstige Prognose (+) ungünstige Prognose (-)<br />
vorübergehende Ticstörung (kann Tage od.<br />
Wochen dauern)<br />
Verhaltensstörungen (HKS)<br />
Enuresis (gute Heilungschancen) Lernstörungen (chronisch)<br />
Schulphobie u. andere spezifische Phoben (gute<br />
Heilungschancen)<br />
Anorexie (5-10% sterben ???)<br />
Trennungsangst, Geschwisterrivalität<br />
Autistische Störung (nur 1/3 unabhängige<br />
� emotionale Störungen verlaufen kurz,<br />
Schweregrad ist mäßig; reicht nicht für Diagnose<br />
von Neurose od. Psychose)<br />
Lebensweise)<br />
Rett-Syndrom (Tod spätestens im 4.<br />
Lebensjahrzehnt)<br />
Schizophrenie (die schwerwiegendste Erkrankung)<br />
organische Psychosen (Demenz)<br />
antisoziale Persönlichkeit<br />
somatoforme Störungen (eher längerfristig<br />
verlaufend)<br />
Agoraphobie (Verlauf eher chronisch)<br />
soziale Phobie (Verlauf eher chronisch)<br />
generalisierte<br />
chronisch)<br />
Angststörung (Verlauf eher<br />
Zwangsstörung (Verlauf eher chronisch)<br />
Hypochondrische Störungen<br />
86<br />
86
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
11Welche Störungen sind häufig/am häufigsten vertreten bei ...<br />
Kindern � Angststörungen (6-8% der Kinder & Jugendlichen)<br />
Jungen � HKS (3:1)<br />
� Verhaltensstörungen (2:1)<br />
� Leserechtschreibstörung 3-4:1<br />
� Autismus (Kanner: 3-4:1; Asperger 8:1)<br />
� Ticstörungen (3:1)<br />
� Enuresis<br />
� Enkopresis 3-4:1<br />
� Zwangsstörungen in Kindheit/Jugend<br />
Mädchen � Bulimie, Anorexie (nur 5-10 % der Eßgestörten sind Männer)<br />
� Rett-Störung<br />
Männern � antisoziale Persönlichkeitsstörung (3:1)<br />
� Paraphilien/Störungen der Sexualpräferenz (nur Männer)<br />
� Zwangsneurose<br />
� sensitive Persönlichkeitsstörung<br />
� Alkoholabhängigkeit?<br />
Frauen Depression, Dysthymia (2:1)<br />
Phobien (außer soziale) 80%<br />
Angstneurosen<br />
Konversionsstörung<br />
Somatisierungsstörung 95%<br />
Persönlichkeitsstörungen ???<br />
niedrigem IQ Autismus (70% Intelligenzgeminderte, 50% geistig behindert)<br />
Pica<br />
Schizophrenie<br />
niedriger sozialer Schicht geistige Behinderung<br />
HKS<br />
Schizophrenie<br />
Pica<br />
87<br />
87
12Diverses<br />
1.Welche Erkrankung<br />
würden Sie sich<br />
wünschen<br />
(entsprechend des<br />
Behandlungserfolges u.<br />
emp. Kenntnisse)?<br />
2.Welche Störung<br />
würden Sie Ihrem Kind<br />
wünschen?<br />
3.Wie erfolgt<br />
psychiatrische<br />
Diagnostik bei Kindern<br />
u. Jugendlichen?<br />
4. Wie sieht die<br />
Therapie bei<br />
phobischer Störung im<br />
Kindesalter (z.B.<br />
Phonophobie: Angst vor<br />
Lärm/ Knallen) aus?<br />
<strong>Prüfungsfragen</strong> für <strong>Psychopathologie</strong><br />
� Schlangenphobie<br />
� Anpassungsstörung: kurze depressive Reaktion<br />
� vorübergehende Ticstörung<br />
Intelligenztests, projektive Verfahren (TAT, Family-Relations-Test, PFT,<br />
Rorschach-Test), Jugend-Selbst-Report (Youth Self Report YSR von<br />
Affenbach), Elternfragebogen, Lebensqualität-Fragebogen für Eltern u.<br />
Kinder, Selbst- u. Fremdanamnese, Teacher Report Form (TRF), Child<br />
Behavior Checklist (CBCL, Elternfragebogen), CASCAP-D<br />
VT: 1) funktionale Analyse, klass. konditionierte Angstreaktion, Lernen am<br />
ängstlich-überbehütenden Muttermodell, Bekräftigungslernen.<br />
2) Therapie: nach Erstellung einer Angsthierarchie durch ein<br />
Angstthermometer Expositionsbehandlung zur Desensibilisierung mit vielen<br />
Abstufungen. Expositionen müssen häufig durchgeführt werden, evtl. mit<br />
Hilfe der Eltern als Co-Therapeuten � Vorteil: häufigere Expositionen<br />
möglich. � Aber contra-indiziert bei Ablösungskonflikten!<br />
88<br />
88