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Entwicklungsbeobachtung und -dokumentation in ... - KiTa Fachtexte

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<strong>Entwicklungsbeobachtung</strong> <strong>und</strong> -<strong>dokumentation</strong> <strong>in</strong> der Arbeit mit K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

von Judith Flender <strong>und</strong> Sylvia Mira Wolf<br />

Bedeutung des<br />

ersten E<strong>in</strong>drucks<br />

● Haloeffekt<br />

Dieser Effekt wird auch Hof-Effekt oder Überstrahlungseffekt genannt <strong>und</strong><br />

beschreibt die Tendenz, von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen auffallendem Merkmal auf die<br />

anderen Wesensmerkmale oder auf die Gesamtperson zu schließen. Dabei<br />

hängen diese Merkmale gar nicht mite<strong>in</strong>ander zusammen. Beispiel: Von e<strong>in</strong>em<br />

„hübschen braven Mädchen“ wird erwartet, dass es auch problemlos<br />

Mittagsschlaf macht.<br />

● Konsistenzeffekt – Streben nach Widerspruchsfreiheit<br />

Tendenz, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Äußerungen, Me<strong>in</strong>ungen, Urteilen möglichst widerspruchsfrei<br />

zu se<strong>in</strong>. Dies bedeutet, dass man Informationen oder Beobachtungen,<br />

die nicht mit dem bisher Gesehenen oder Erwartetem übere<strong>in</strong>stimmen,<br />

ignoriert oder ger<strong>in</strong>g achtet, um nicht an se<strong>in</strong>er bisherigen E<strong>in</strong>schätzung<br />

zweifeln zu müssen. Die konträren Beobachtungen werden dann als e<strong>in</strong>e<br />

Ausnahme erklärt oder das K<strong>in</strong>d wird als abgelenkt, müde oder nicht motiviert<br />

beschrieben.<br />

● Observer Drift – Beobachtung strengt an<br />

Bezeichnet die allmähliche Veränderung der Beobachtungsstandards <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e Veränderung <strong>in</strong> der Wahrnehmung, Aufzeichnung <strong>und</strong> Bewertung<br />

wenn z. B. über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum beobachtet wird. Hier spielen folgende<br />

Faktoren e<strong>in</strong>e negative Rolle: Ermüdung, s<strong>in</strong>kende Motivation, störende Gewohnheiten<br />

oder E<strong>in</strong>stellungsänderung (vgl. Greve & Wentura, 1991, 64f.).<br />

● Consensual Drift – Was ist Standard?<br />

Dies bezeichnet das E<strong>in</strong>spielen auf e<strong>in</strong>en Beobachtungsstandard <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe oder bei mehreren ErzieherInnen. So verändert sich z. B. die<br />

Sichtweise auf die grob- <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>motorischen Fähigkeiten, wenn man längere<br />

Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bewegungsk<strong>in</strong>dergarten arbeitet.<br />

Die genannten Beobachterfehler beziehen sich vornehmlich auf die Wahrnehmung.<br />

Aber auch bei der Er<strong>in</strong>nerung <strong>und</strong> der Interpretation können e<strong>in</strong>em Fehler<br />

unterlaufen. H<strong>in</strong>sichtlich der Er<strong>in</strong>nerung s<strong>in</strong>d vor allem der Primacy Effekt<br />

<strong>und</strong> der Recency Effekt von Bedeutung. Der erste E<strong>in</strong>druck (Primacy) wird besser<br />

behalten <strong>und</strong> führt zu Verzerrungen (bei späteren Beobachtungen). Aber<br />

auch der letzte E<strong>in</strong>druck bleibt hängen (Recency) <strong>und</strong> wirkt <strong>in</strong> der Er<strong>in</strong>nerung<br />

stark nach. Insbesondere wenn man nicht direkt mit protokolliert, sondern se<strong>in</strong>e<br />

Beobachtungen anschließend aufschreibt, zeigen sich diese beiden Fehler.<br />

Bei der Interpretation zeigt sich, dass Menschen geneigt s<strong>in</strong>d, Fragen eher zuzustimmen<br />

als sie abzulehnen (Ja-Sage-Tendenz), dass sie extreme Urteile vermeiden<br />

(Tendenz zur Mitte) <strong>und</strong> sich mit ihrem Urteil an sozial anerkannten Regeln<br />

oder das was man denkt bzw. was pädagogisch erwünscht ist, anpassen.<br />

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