3 10 Fachspezifische Schallschutz-Lösungen - home.sprit.org ...
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Verlagspostamt: <strong>10</strong><strong>10</strong> Wien; Aufgabepostamt: 2700 Wiener Neustadt; P.b.b., 02Z032901M; Preis: 1,82 €<br />
TROCKENBAU 3<br />
<strong>10</strong><br />
Das Fach<strong>org</strong>an für die Stuckateur- und Trockenausbau-Unternehmen<br />
Journal<br />
<strong>Schallschutz</strong> &<br />
Akustik<br />
<strong>Fachspezifische</strong> <strong>Schallschutz</strong>-<strong>Lösungen</strong><br />
DATENSICHERHEIT<br />
IN DATEN- UND<br />
RECHENZENTREN<br />
Aktuelle Vorfälle<br />
von Datenverlusten<br />
und mögliche<br />
Lösungsansätze<br />
RUHIG NOCH EIN<br />
BISSCHEN WENI-<br />
GER ENERGIE<br />
Architektin Ingrid<br />
Domenig-Meisinger<br />
über die Liebe<br />
zur Sanierung<br />
BAUMANGEL<br />
ODER FALSCHES<br />
NUTZERVERHALTEN<br />
Ing. Lothar Kurzemann<br />
zur Problematik:<br />
Tauwasser in<br />
Wohnräumen
AKTUELL<br />
AUS DER PRAXIS<br />
5 | Schallereignisse und Datensicherheit<br />
<strong>10</strong> | Probleme bei Ständerwänden<br />
12 | Baumangel oder falsches Nutzerverhalten<br />
16<br />
|<br />
Im Gespräch: Architektin Ingrid Domenig-Meisinger<br />
20<br />
|<br />
Rechtstipps – Rechtsformen richtig gewählt<br />
22 | VÖTB – Trockenbau im stetigen Aufwind<br />
24<br />
|<br />
150 Jahre Ingenieurkonsulenten<br />
25<br />
|<br />
Achtung – Ladungssicherung<br />
26 | Schallabsorber am Schwarzenbergplatz Nr. 11<br />
28 | Burg Perchtoldsdorf – gelungene Revitalisierung<br />
30 | Twin City Liner – AHOI<br />
32 | Zügiger Neubau<br />
34 | Aus den 60ern in die Moderne<br />
36 | Wein & Co – neuer Megastore bei der SCS<br />
38 | Neues Einkaufszentrum Varena eröffnet<br />
40 | Tradition und Moderne für wissbegierige Schüler<br />
43 | Kein Platz für Spielverderber<br />
44 | Neue Puma-Konzernzentrale<br />
46 | Neue Schulräume in alten Mauern<br />
49 | Neues Schulzentrum für Krems<br />
52 | Starkes Eingangs-Signal<br />
MENSCHEN UND MARKT<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
INHALT 3 | 20<strong>10</strong><br />
16 30 36<br />
54 | Branchen-News und Produktinnovationen<br />
55 | Branchen-News und Produktinnovationen<br />
Fotos: JP, Mauroschek, Knauf/M. Possert<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Hoffentlich haben Sie den<br />
verregneten Sommer gut<br />
verbracht und sind erholt<br />
zurück, ins trockene Tagesgeschäft,<br />
gekehrt. Die<br />
Nachricht der Industrie mit<br />
angekündigter Preiserhöhung<br />
(bereits die siebente),<br />
hat uns bereits erreicht.<br />
Die Wirtschaftskrise im<br />
Baugeschäft war geringer<br />
ausgefallen, da Bund, Länder<br />
und Gemeinden kräftig investierten.<br />
Viele Investoren haben profitiert von den niedrigen<br />
Preisen. Hauptsächlich aber waren die<br />
Generalunternehmer die Profiteure der niedrigen<br />
Preise im Innenausbau. Verwunderlich ist, wie z.B.<br />
bei der Neuvergabe des Skylink ein so billiger Vergabepreis<br />
kolportiert wird und im Gesamtpreis<br />
immer noch mit doppelter Schätzsumme am Ende<br />
zu rechnen ist? Natürlich macht der Trockenbau<br />
eine sehr geringe Summe im Vergleich zu den<br />
Gesamtkosten aus. Das größte Problem sehe ich<br />
in der Zukunft für den gesamten Innenausbau,<br />
nämlich dass der Investor oder Bauträger bald<br />
nur mehr an Generalunternehmer vergibt! Bisher<br />
haben es die Architekten mit den Einzelvergaben<br />
ganz gut gelöst. Werden sie aber ausgepresst wie<br />
eine Zitrone und haben bei der Qualitätskontrolle<br />
nur mehr wenig zu sagen, dann „Pfiat Gott“, wird<br />
jede Abnahme mit Juristen abgehandelt. Wir sollten<br />
jetzt keine Einkaufsgemeinschaften mehr<br />
gründen, sondern auch im Innenausbau GU Aufträge<br />
akquirieren. Wie zum Beispiel die letzen<br />
öffentlichen Ausschreibungen von Bauträgern als<br />
Teil- GU im Innenausbau publik wurden, jedoch<br />
für uns Trockenbauer preislich nicht erreichbar<br />
waren, obwohl der „reine Trockenbau“ einen großen<br />
Brocken der Gesamtkosten ausmachte. Noch<br />
unverständlicher ist es für viele Trockenbauer,<br />
dass der GU Auftragnehmer nicht der ausführende<br />
Baumeister ist? So scheint dieser Variante<br />
auch nicht sehr erfolgversprechend. Umso<br />
bewundernswerter ist es, dass eine Großtischlerei<br />
diesen Weg bereits gegangen ist und die Bauriesen<br />
vielleicht ärgert. Die Riesen müssen die Baumeisterarbeiten<br />
ausführen (sicher mit Subbaumeister)<br />
und der Tischlermeister übernimmt den<br />
Part des Innenausbauteil - Generalunternehmers.<br />
An einen anonymen Schreiberling gerichtet: „Mut<br />
zeiget der Mameluck“ heißt es in einem Gedicht.<br />
Anonym ist „Feigheit vor dem Feind“ und soll<br />
heißen: Das zu unterlassen oder sich zeigen!!<br />
Einen schönen heißen Herbst wünsche ich<br />
Allen und mit freundlichen Grüßen<br />
Wolfgang Blasch<br />
EDITORIAL
Foto: Efler (Rigips)<br />
Foto: Knauf<br />
KURZ NOTIERT<br />
RIGIPS begeistert bei der<br />
Kinder Business Week<br />
Bereits zum zweiten Mal gewährte<br />
RIGIPS am 30. Juli 20<strong>10</strong> den jungen<br />
Teilnehmern der Kinder Business Week<br />
einen Einblick hinter die Unternehmenskulissen.<br />
Im Rahmen einer Ideenwerkstatt<br />
zum Thema „Werkstoff Gips -<br />
was Du daraus machen kannst“ hatten<br />
die Kinder die Möglichkeit unter der<br />
Anleitung von RIGIPS Geschäftsführer<br />
Peter Giffinger die Einsatzgebiete der<br />
RIGIPS Produkte kennenzulernen und selbst zu testen. So konnten sich die<br />
rund 30 Teilnehmer beispielsweise davon überzeugen, dass Gipsplatten<br />
wirksamen Feuerschutz leisten. „Auf eine Ridurit Glasroc F-Platte wurde<br />
ein Stück Schokolade gelegt, das trotz Erhitzen der Platte mittels Campingkocher<br />
zur Verwunderung der Kinder nicht geschmolzen ist“, beschreibt<br />
Giffinger das Experiment.<br />
Weiters konnten die Mädchen und Buben in Kleingruppen Handabdrücke<br />
aus Modellgips anfertigen sowie mit dem BladeRunner Figuren wie Schwerter<br />
und Herzen aus Rigips-Platten ausscheiden. Diese durften sich die kreativen<br />
Teilnehmer als Souvenir mit nach Hause nehmen.<br />
Offizielle Eröffnung des<br />
Gipsabbaus am Dörfelstein<br />
Am 1. Juli 20<strong>10</strong> wurde der Knauf Gipsabbau in der Gemeinde<br />
Hall vom steirischen Landeshauptmann Mag. Franz Voves<br />
und dem Geschäftsführer der Knauf GmbH, KR Otto Ordelt, im<br />
Beisein von politischen Vertretern der umliegenden Gemeinden,<br />
eröffnet. Auch die Nationalratsabgeordnete Elisabeth Hakel, der<br />
Landesrat für Umwelt und Sport Ing. Manfred Wegscheider und<br />
die Landtagsabgeordneten DI Odo Wöhry und Ewald Persch<br />
waren anwesend. Nach der ökomenischen Einsegung wurde der<br />
Gipsabbau Hall vom Landeshauptmann mit einem lauten Signal<br />
feierlich eröffnet und zugleich die Fräse aktiviert. Danach ging<br />
es zum Werk nach Weißenbach, wo die Produktionsschritte der<br />
Herstellung einer Gipsplatte demonstriert wurden.<br />
TATKRÄFTIG. Carlo Knauf, als Vertreter<br />
der Eigentümerfamilie der<br />
Firma Knauf, Otto Ordelt und Franz<br />
Voves schauten sich die Fräse ganz<br />
genau an und der steirische Landeshauptmann<br />
schwang sich sogar<br />
zur Fahrerkabine hinauf.<br />
1. bis <strong>10</strong>. Oktober<br />
Die VIENNA<br />
DESIGN WEEK<br />
In der Breite in die<br />
Tiefe zu gehen, und diese<br />
Tiefe verständlich zu<br />
machen, ist ein Kernanliegen der VIENNA DESIGN WEEK<br />
20<strong>10</strong>. Dabei wird mit bewährten Partner wie dem Architekturzentrum<br />
Wien (veranstaltet zwei sonntägliche Designsafaris<br />
mit Zugang zu gestalterisch anspruchsvollen Interieurs<br />
und einen Blick in das Innenleben von Designstudios<br />
oder den Besuch kürzlich fertiggestellter oder renovierter<br />
Architekturprojekte) und design mobil kooperiert. Die Passionswege,<br />
von jeher Herzstück des Festivals, laden wieder<br />
zum Erwandern der eignes kommissionierten Designinstallationen<br />
ein. Die Gegend rund um die Innere Hernalser<br />
Hauptstraße, den Hernalser Gürtel, die Jörgerstraße und<br />
den Elterleinplatz bildet den geografischen Schwerpunkt<br />
der Woche voll Extravaganz. Eröffnet wird am 1. Oktober im<br />
Liechtenstein Museum. Nähere Informationen auf<br />
www.viennadesignweek.at<br />
Landesrat Peter Rezar,<br />
Dr. Wolfgang Kristinus,<br />
Prok Hans Werner Wild,<br />
Bgm. Erich Trummer, Landeshauptmann<br />
– Stv. Mag.<br />
Franz Steindl bei der feierlichen<br />
Eröffnung des neuen,<br />
erweiterten M.C.I. Werkes für<br />
Multifunktionsdecken.<br />
Werk der nächsten Generation eröffnet!<br />
Am 3. September wurde 20<strong>10</strong> in Neutal ( Burgenland ) das neu erweiterte<br />
M.C.I. Metalldecken Werk eröffnet. Zahlreiche Besucher, unter ihnen<br />
auch Landeshauptmann Stellvertreter Mag. Franz Steindl sowie<br />
Baustoff+Metall International Geschäftsführer Dr. Wolfgang Kristinus hoben<br />
die Bedeutung des Werkes hervor. In Neutal werden Metalldecken auf<br />
hohem Niveau erzeugt. Ziel ist es, führender Metall-Funktionsdecken-Hersteller<br />
in Europa zu werden, gemessen am Umsatz mit Spezialdecken.<br />
Gleichzeitig aber alles von der Standardkassette, über die Objekt-Langfeldplatte<br />
bis zur Klimadecke, Brandschutzdecke, Reinraumdecke qualitativ<br />
hochwertig und doch preiswert liefern zu können. M.C.I. ist einer der wenigen<br />
Metalldecken-Hersteller, die planerisch unterstützen und auftragsbezogen<br />
produzieren, jedoch nicht selbst montieren. Das Unternehmen kann<br />
auf ein europaweites Vertriebsnetz zurück greifen.<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Foto: Cedric Widmer<br />
Foto: B + M
Fotos: fotolia.com/Henry Schmitt, Sun's Fishworks team<br />
Problemfall: Schallereignisse können<br />
HD-Laufwerke gefährden<br />
Datensicherheit<br />
in Daten- und<br />
Rechenzentren<br />
Datensicherheit in Daten- und<br />
Rechenzentren ist von enormer<br />
Wichtigkeit. In der letzten Zeit<br />
wurde berichtet, dass durch Schallereignisse<br />
Performanceverluste an<br />
HD-Laufwerken und in manchen<br />
Fällen Datenverluste aufgetreten<br />
sind. Als Verursacher wurden<br />
Lärm und Geräusche, insbesondere<br />
von aktivierten Gaslöschanlagen<br />
genannt. Während das Problem<br />
Inert - Gaslöschanlagen nach Messungen<br />
am TGM durch leisere<br />
Systeme gelöst wurde bleibt noch<br />
ein Gefahrenpotential durch den<br />
Einsatz der „Warnsirenen“ bestehen.<br />
Auch wenn bislang noch keine<br />
Schadensmeldungen vorliegen ist<br />
Vorsicht angebracht, weil „Warnsirenen“<br />
ein Schallspektrum mit<br />
diskreten Tönen aufweisen, die<br />
konzentrierte Energie in einem<br />
schmalen Frequenzgang kann<br />
leichter Resonanzeffekte in Strukturen<br />
auslösen.<br />
Ein Fachbeitrag von<br />
HR Prof.Ing.Mag. Mathias M. Stani.<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
Das Thema Datensicherheit und Schallpegel<br />
in Daten- und Rechenzentren<br />
ist in der letzten Zeit in das Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit getreten. Im Internet findet<br />
man in den Suchmaschinen unter „Festplattenschäden<br />
Lärm“ immerhin 29 Fundstellen,<br />
unter „Gaslöschanlagen Festplattenschäden“<br />
1970 Ergebnisse und unter „disk latency<br />
noise“ etwa 400.000 Fundstellen.<br />
Es wurde beobachtet, dass der üblich in<br />
Rechen- und Datenzentren herrschende<br />
Schallpegel die Performance von HD-Laufwerken<br />
beeinflusst, vergleiche dazu das Video<br />
der Firma SUN unter http://channelsun.sun.<br />
com/video/shouting+in+the+datacenter/<br />
6160269001. �<br />
ACHTUNG DATENVERLUST.<br />
Lärm und Erschütterungen können Datenverluste<br />
in Daten- und Rechenzentren hervorrufen.
AKTUELL<br />
Dieses zeigt der Performanceverlust von<br />
HD-Laufwerken durch einfaches „anschreien“<br />
des Festplattenracks durch den Operator.<br />
Andere Meldungen berichten von Leistungssteigerungen<br />
von HD-Laufwerken, nachdem<br />
ein lauter Lüfter durch einen leisen ersetzt<br />
wurde.<br />
Es wurde auch berichtet, dass durch den<br />
Einsatz von Gaslöschanlagen Funktionsstörungen<br />
in Daten- und Rechenzentren zu beobachten<br />
waren. Diese Funktionsstörungen<br />
reichten von Performanceeinbrüchen bis hin<br />
zum totalen Ausfall von Festplatten mit dem<br />
dazugehörigen Datenverlust.<br />
Auffallend war, dass die Schadensfälle erst in<br />
letzter Zeit auftraten. Es kann vermutet werden,<br />
dass die neuen HD-Laufwerke mit ihren<br />
höheren Datendichten und höheren<br />
Geschwindigkeiten empfindlicher auf Schallpegel<br />
reagieren.<br />
AUSWIRKUNG VON SCHALL<br />
AUF HD-LAUFWERKE<br />
Die Wirkung von Schall auf die Performance<br />
von HD-Laufwerken beruht mit großer<br />
Sicherheit auf Erregung von Schwingungen.<br />
Das Schallfeld setzt Strukturen wie Festplatten<br />
und Racks in Schwingungen. Diese<br />
Schwingungen werden auch auf die Köpfe der<br />
HD-Laufwerke und die Festplattenscheiben<br />
übertragen und versetzen diese ebenfalls in<br />
Schwingungen. Damit wird einerseits der<br />
Schreib- und Leseprozess gestört, mehrfache<br />
Lese- und Schreibzyklen pro Datenblock werden<br />
erforderlich, damit sinkt auch die Performance.<br />
Andererseits kann durch die Schwingungen<br />
der Schutzmechanismus des HD-<br />
Laufwerkes gegen Erschütterungen, dieser<br />
6<br />
Schallquellen in<br />
Daten- und Rechenzentren<br />
Schwingungsbelastungen auf HD-Laufwerke durch Schallanregung<br />
in Daten- und Rechenzentren können folgende Ursachen haben:<br />
1. Geräuschentwicklung der Geräte und Einheiten die zum Datenund<br />
Rechenzentren gehören und/oder zum Betrieb notwendig sind.<br />
Dies sind insbesondere die Lüfter in den Geräten selbst sowie die<br />
Geräte der Haustechnik (Klimaanlage).<br />
2. Geräuschentwicklung von Sonderanlagen, die dem Schutz der<br />
Anlagen dienen. Von besonderem Interesse sind hier automatische<br />
Feuerlöschanlagen und ihre Zusatzeinrichtungen.<br />
fährt die Köpfe zum Schutz vor Schäden in<br />
die sichere Parkposition, aktiviert werden.<br />
Dann ist lesen und schreiben unmöglich und<br />
die Performance wird Null. Treten höhere<br />
Pegel auf, kann es zu einem Festplattencrash<br />
kommen.<br />
Diese Umstände können erklären, warum<br />
Schäden in Rechen- und Daten-Backup-Zentren<br />
erst in neuerer Zeit aufgetreten sind.<br />
Moderne, neue HD-Laufwerke weisen wesentlich<br />
höhere Kapazitäten auf als ältere Produkte.<br />
Dies ist nur durch eine höhere Datendichte<br />
auf den Datenspeichern möglich. Es<br />
scheint plausibel, dass dies durch geringere<br />
mechanische Abmessungen, wie<br />
zum Beispiel geringere Abstände<br />
zwischen Lese- und Schreibkopf<br />
und den Festplattenscheiben, möglich<br />
wurde. Dass mit dieser Verkleinerung<br />
eine erhöhte Empfindlichkeit<br />
gegenüber Schwingungen und<br />
damit auch gegen Einwirkung von<br />
Luftschall einhergeht, liegt auf der Hand.<br />
Es kann mit großer Sicherheit angenommen<br />
werden, dass HD-Laufwerke in Zukunft<br />
noch höhere Datendichten aufweisen werden.<br />
Der Datensicherheit in Rechen- und Backupzentren<br />
kann daher nur über die Verminderung<br />
der Einwirkung und/oder der Verminderung<br />
des Schallpegels in den Räumen Rechnung<br />
getragen werden. Schallpegelminderung<br />
und schalldämmende Maßnahmen in<br />
Rechen- und Datenzentren sind daher ein<br />
Gebot der Stunde.<br />
Schwingungen können auch aus anderen<br />
Quellen in die Struktur bzw. in die HD-Laufwerke<br />
eingeleitet werden. Einerseits können<br />
Schwingungen in Gebäuden durch Maschinen<br />
und Geräte im Gebäude oder angrenzenden<br />
Gebäuden verursacht sein. Andererseits ist<br />
auch der Verkehr, insbesondere der schienengebundene,<br />
eine häufige Quelle von Schwingungen.<br />
Künftig wird bei der Planung von<br />
Daten- und Rechenzentren dem Thema<br />
Schwingungen und Lärm ein hoher Stellenwert<br />
zugemessen werden müssen.<br />
SCHALLPEGEL DURCH DEN<br />
ÜBLICHEN BETRIEB IN DATEN- UND<br />
RECHENZENTREN<br />
Der Schallpegel in Räumen von Daten- und<br />
Rechenzentren wird durch die Geräuschentwicklung<br />
der Geräte der Hautechnik und<br />
besonders der Kühlgeräte (Lüfter) der elektronischen<br />
Geräte bestimmt. Er ist in der Regel<br />
zeitlich konstant und wird durch die<br />
Geräuschentwicklung der verwendeten Geräte<br />
bestimmt. Derzeit sind die gegebenen<br />
Schallpegel noch keine direkte Gefahr für die<br />
Datensicherheit, obwohl es Meldungen gibt<br />
die zeigen, dass die Performance der HD-Laufwerke<br />
durch den vorhandenen Schallpegel vermindert<br />
wird.<br />
Am Markt werden leisere Geräte, insbesondere<br />
was die Lüfter betrifft, angeboten.<br />
Falls Geräte ausgetauscht werden müssen,<br />
sollten geräuscharme Ausführungen<br />
gewählt werden.<br />
SCHALLPEGEL DURCH<br />
SONDERANLAGEN IN DATEN- UND<br />
RECHENZENTREN<br />
Hier ist in erster Linie an die schon angesprochenen<br />
automatischen Löschanlagen und die<br />
dazu gehörigen Zusatzeinrichtungen, wie beispielsweise<br />
die „Warnsirene“ als Warninstrument<br />
für in den Räumlichkeiten tätigen<br />
Arbeitnehmer, zu denken.<br />
SCHALLPEGEL DURCH<br />
GASLÖSCHANLEGEN IN DATEN-<br />
UND RECHENZENTREN<br />
Im Auftrag einiger österreichische Anbieter<br />
von Löschgasanlagen wurde die<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fa. Wagner<br />
� Foto:
AKTUELL<br />
Terzbandanalyse<br />
des Schallleistungspegels in Anlehnung an ÖNORM EN ISO 3743-2<br />
Maximum (Fast) bei Auslösen einer Flutung<br />
Schallleistungspegel [dB]<br />
140<br />
130<br />
120<br />
1<strong>10</strong><br />
<strong>10</strong>0<br />
90<br />
125 250 500 <strong>10</strong>00 2000 4000 8000<br />
Geräuschentwicklung des Löschv<strong>org</strong>anges in<br />
der Versuchsanstalt TGM detailliert untersucht.<br />
Informationen über die auftretenden<br />
Schallleistungen, Spitzenschallpegel, den<br />
Verlauf des Schallpegels über der Zeit während<br />
des Löschv<strong>org</strong>anges und die Auswirkung<br />
auf die Performance der HD-Laufwerke<br />
liegen vor.<br />
In der obigen Grafik ist der Frequenzgang<br />
des Schall – Leistungspegels bei Auslösen einer<br />
Flutung für unterschiedliche Ausführungen<br />
der Ausströmdüsen bzw. der Schalldämpfer<br />
dargestellt. Ersichtlich sind bedeutende Verminderungen<br />
des Schallpegels in den Räumen<br />
von Daten- und Rechenzentren durch Maßnahmen<br />
an den Düsen möglich.<br />
Der Verlauf des Schall – Leistungspegels<br />
über der Frequenz zeigt, dass das Geräusch<br />
breitbandig, ohne sichtbare Frequenzspitzen,<br />
ist. Aus der Grafik können keine Aussagen<br />
abgeleitet werden, welche Frequenzen die<br />
Strukturen, Racks, Montagesatz der HD-Laufwerke<br />
bzw. HD-Laufwerke selbst, zu Schwingungen<br />
anregen.<br />
Ein weiterer Effekt von Gaslöschanlagen<br />
ist, dass sie kurzzeitig einen schnellen Anstieg<br />
des atmosphärischen Druckes im Raum<br />
bewirken, es wird ja Gas mit hohem Druck<br />
eingeblasen. Dieser Druckanstieg hat auf das<br />
HD-Laufwerk, dieses weist ja einen<br />
geschützten Innenraum auf der von der<br />
äußeren Welt abgeschottet ist, Auswirkungen,<br />
die die Performance vermindern könn-<br />
Frequenz [Hz]<br />
ten. Als ein Nebeneffekt der Wirkung der<br />
Schalldämpfer an den Düsen ist auch eine<br />
Verminderung der Geschwindigkeit des<br />
Druckanstieges zu erwarten.<br />
Allgemein kann ausgesagt werden, dass die<br />
Geräuschentwicklung der untersuchten Löschgasanlagen<br />
so weit reduziert werden konnte,<br />
dass keine Performanceverluste an den derzeit<br />
verwendeten HD-Laufwerken festgestellt werden<br />
können.<br />
SCHALLPEGEL DURCH AKUSTISCHE<br />
WARNANLAGEN ZUM SCHUTZ DER<br />
ARBEITNEHMER („WARNSIRENEN“)<br />
Ein bisher noch wenig beachtetes aber potentiell<br />
gefährliches Problem stellt die „Warnsirene“<br />
dar, die Warnanlage für die in Daten- und<br />
Rechenzentren tätigen Arbeitnehmer. Diese<br />
Warnanlagen müssen so „laut“ sein, dass die<br />
Arbeitnehmer sicher gewarnt werden um den<br />
Gefahrenbereich rechtzeitig verlassen zu können.<br />
Auch wenn derzeit noch nicht über Probleme<br />
mit der Datensicherheit im Zusammenhang<br />
mit Warnsystemen berichtet wird, sollte<br />
das Thema nicht aus dem Focus geraten.<br />
Jedenfalls kann der Weg der Lärm- und<br />
Geräuschminderung, wie er beim Thema<br />
Löschgas beschritten wurde, nicht gegangen<br />
werden, weil das Warnsignal nicht leiser<br />
gemacht werden darf, da es sonst seine Funktion<br />
verliert. In der Regel muss sich das Signal<br />
mindestens <strong>10</strong> dB über den allgemeinen Lärm-<br />
pegel erheben um sicher wahrgenommen zu<br />
werden. Es kann daher insbesondere in lauten<br />
Betriebräumen zu hohen Schallpegeln durch<br />
die „Warnsirene“ kommen.<br />
Es ist daher davon auszugehen, dass die<br />
Warneinrichtung („Warnsirene“) weiterhin<br />
eine potentielle Gefahr für die Datensicherheit<br />
darstellen. Ein Lösungsansatz kann im Unterschied<br />
des Frequenzspektrums gefunden werden.<br />
„Warnsirenen“ strahlen Schall eher nur als<br />
eine Frequenz oder als schmales Frequenzband<br />
ab. Dieser Umstand kann von Vorteil oder<br />
von Nachteil sein, je nachdem ob in dem HD-<br />
Laufwerk selbst oder in der tragenden Struktur<br />
Resonanzen durch die „Warnsirene“ ausgelöst<br />
werden. Derzeit liegen keine Informationen<br />
darüber über die schalltechnischen Eigenschaften<br />
der Strukturen vor. Eine Lösung<br />
könnte auch sein, passende Frequenzen für<br />
„Warnsirenen“ zu finden, ein anderer die<br />
schwingungstechnischen Eigenschaften der<br />
Strukturen rund um die Montage der HD-<br />
Laufwerke zu ändern.<br />
Es wird den Betreibern von Daten- und<br />
Rechenzentren empfohlen entsprechende<br />
Untersuchungen anzustellen.<br />
MÖGLICHKEITEN ZUR SCHALL-<br />
PEGELMINDERUNG IN RÄUMEN<br />
Schallpegelminderung in Räumen kann durch<br />
die Verminderung der in den Raum eingebrachten<br />
Schallleistung oder durch raumakustische<br />
Maßnahmen erreicht werden.<br />
Im Wesentlichen kann die im Raum gegebene<br />
Schallleistung durch die Verwendung von<br />
leiseren Geräten (geringere Schallleistung)<br />
oder durch die Verminderung der Anzahl der<br />
Geräte reduziert werden.<br />
Die Verwendung von leiseren Geräten, insbesondere<br />
der Lüfter, führt daher zu einer Verminderung<br />
des Schallpegels im Raum.<br />
Geräuschreduzierte Geräte sind derzeit auf<br />
dem Markt erhältlich, meist gegen Aufpreis.<br />
Durch die Wahl von leiseren Geräten im Falle<br />
der Neuanschaffung kann der Schallpegel in<br />
Daten- und Rechenzentren im Lauf der Zeit<br />
reduziert werden. Damit kann der zu erwartenden<br />
Entwicklung auf dem Sektor der HD-<br />
Laufwerke, der Trend geht ja in Richtung kleinere<br />
Bauweisen mit höhere Kapazität und<br />
damit höherer Lärmempfindlichkeit, zum Teil<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Raumakustische Maßnahmen führen zu<br />
einer Verminderung der Nachhallzeit durch<br />
Einsatz von Schallabsorbern, schallabsorbie-<br />
8 TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: DI Bernhard Schmelmer, Mathias M. Stani
ZUKUNFT.<br />
Die Datensicherheit in Daten- und Rechenzentren<br />
muss von den Betreibern gewährleistet werden.<br />
Maßnahmen gegen Lärm und Erschütterungen<br />
sollten gesetzt werden.<br />
rende Stoffen, baulichen Maßnahmen und<br />
ähnlichem. Zur Planung derartiger Aktivitäten<br />
ist jedenfalls Sachkunde erforderlich. Die Versuchsanstalt<br />
TGM führt derartige Planungen<br />
und Dimensionierungen seit Jahrzehnten<br />
durch und kann hier ihre Dienste anbieten.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Die Datensicherheit in Daten- und Rechenzentren<br />
ist sehr wichtig. Die Entwicklung<br />
neuer HD-Laufwerke führte zu einer erhöhten<br />
Empfindlichkeit dieser gegenüber Schwingungen.<br />
Schallereignisse mit höherer Intensität<br />
bewirken derartige Schwingungen, vermindern<br />
die Performance und führen sogar zu<br />
Datenverlust.<br />
Auf dem Gebiet der Gaslöschanlagen konnte<br />
durch Lärmminderungsmaßnahmen an den<br />
untersuchten Systemen der Schallpegel des<br />
Ausströmgeräusches auf ein unschädliches<br />
Niveau reduziert werden.<br />
Für die gegebenenfalls unerwünschten Auswirkungen<br />
der akustischen Warnanlagen<br />
(„Warnsirenen“) wurde ein Lösungsansatz<br />
skizziert.<br />
Dieser Beitrag sollte das Problembewusstsein<br />
für die Auswirkungen von Lärm und<br />
Erschütterungen bei Betreiber von Daten- und<br />
Rechenzentren erhöhen. Den Betreibern kann<br />
empfohlen werden, dem Thema Datensicherheit<br />
und Lärm bzw. Schwingungen künftig<br />
ihre verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen<br />
und das Thema in seiner ganzen Breite in<br />
ganzheitlicher Sicht zu betrachten.<br />
HR Prof. Ing. Mag.<br />
Mathias M. Stani<br />
Leitung des Fachbereichs Akustik &<br />
Bauphysik, TGM Wien – Versuchsanstalt<br />
mathias.stani@TGM.ac.at, www.TGM.ac.at<br />
LITERATURHINWEISE<br />
ÖAL - Richtlinie Nr. 37, SCHALLEMISSIONEN – UND IMMISSIONEN VON SPORT-<br />
UND FREIZEITAKTIVITÄTEN, Planungs- und Berechnungsunterlagen, März 2003<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
AUTOR<br />
AKTUELL
AKTUELL<br />
Spezieller <strong>Schallschutz</strong><br />
Probleme bei<br />
Ständerwänden<br />
Wenn Produkte den Versprechungen der Werbung oder den Angaben der<br />
Beschreibungen nicht genügen, dann gibt es ein Problem. Während es<br />
bei Waschmitteln noch vergleichbar wenig Schaden anrichtet, wenn die<br />
Wäsche nicht weißer als weiß ist, hat ein nicht eingehaltener <strong>Schallschutz</strong><br />
einer Wohnungstrennwand katastrophale Auswirkungen.<br />
Ein Fachbeitrag von Herrn Dipl.Ing. Erich Kern<br />
Vor allem wenn in einer größeren Wohnhausanlage<br />
dieses Problem erst nach<br />
Bezug der Wohnungen bekannt wird.<br />
Wie bei allen technischen Produkten geht man<br />
davon aus, dass die Beschreibungen von Baustoffen<br />
und Bausystemen richtig sind. Sie sollten<br />
jedenfalls die Schwankungen in der Produktion<br />
und in der Herstellung unter Baustellenbedingungen<br />
berücksichtigen, Reserven<br />
einbauen und entsprechende Hinweise beinhalten.<br />
Leider ist bei Gipskartonständerwänden das<br />
Gegenteil der Fall. Die in Datenblättern angegebenen<br />
Schalldämmwerte werden in der Praxis<br />
nur selten, eigentlich nie erreicht. Die Ursache<br />
liegt darin, dass die Randbedingungen von<br />
Labormessungen - diese liegen den Datenblättern<br />
immer zu Grunde – und von Baustellenmessungen<br />
in vielen Punkten voneinander<br />
abweichen. Flankenübertragungen, Kabelkanäle,<br />
Rohrdurchführungen, Einbauten, unvermeidliche<br />
Bauungenauigkeiten sind hier zu<br />
nennen; selbstverständlich auch unterschiedliche<br />
Ausführungsqualitäten. Unter Preisdruck,<br />
Termindruck und den sonstigen Widrigkeiten<br />
einer Baustelle kann nicht die gleiche Quali-<br />
<strong>10</strong><br />
Dipl.-Ing. Erich Kern<br />
Ingenieurkonsulent / Allgemein beeideter und<br />
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger<br />
tät erreicht werden, wie unter Laborbedingungen,<br />
wo Zeit und Geld bei der Montage keine<br />
Rolle spielen und keine Fremdgewerke die<br />
Arbeit stören. Paradebeispiel für die unterschiedlichen<br />
Ausführungsqualitäten ist die<br />
Diskussion über die Verschraubungen. Wie<br />
wir alle lernen mussten, vermindert stegnahes<br />
Verschrauben den <strong>Schallschutz</strong> der Wand<br />
beträchtlich, bis zu 6 dB. Das kann über Erfolg<br />
oder Bauschaden entscheiden. Wie jedoch<br />
unter Baustellenbedingungen nur stegfern<br />
geschraubt werden soll (besonders die zweite<br />
Lage), konnte mir noch niemand zeigen. Gleitende<br />
Deckenanschlüsse und Fassaden-<br />
Schwertanschlüsse sind mindestens genauso<br />
spannende Themen. Die o.a. Unterschiede<br />
zwischen Labor und Baustelle sind nachvollziehbar<br />
und könnten von den Planern und den<br />
Ausführenden berücksichtigt werden, etwa<br />
indem sie darauf hinweisen und entsprechende<br />
Sicherheitszuschläge in der Ausschreibung<br />
und den Angeboten verankern. Doch unter<br />
Zeit- und Preisdruck kann darüber mit Kaufleuten<br />
nur schwer verhandelt werden, zumal<br />
der Prospekt des Herstellers keinen Hinweis<br />
darauf gibt, dass der angeführte <strong>Schallschutz</strong><br />
AUTOR<br />
nicht erreicht werden kann. Also dünnere<br />
Wand, zu geringeren Kosten, bei mehr Nutzfläche.<br />
LABOR KONTRA FELDVERSUCH<br />
Als wären diese Probleme nicht genug, stellt sich<br />
nun ein neues ein. Während bei der Planung<br />
und Ausschreibung die System-Hersteller die<br />
Labor-Schalldämmwerte forcieren, bestätigen<br />
sie in der Ausführung eklatante Unterschreitungen<br />
als systemkonform. Im jüngsten Fall verfehlte<br />
die vom Generalunternehmer auf der<br />
Baustelle erstellte Musterwand die Labor-<br />
Schalldämmwerte um 12dB. Der Systemhersteller<br />
attestierte dieser Musterwand, dass sie<br />
augenscheinlich den Herstellerrichtlinien entsprechend<br />
ausgeführt wurde. Er hatte offensichtlich<br />
kein Problem, seinem Produkt die ordnungsgemäße<br />
Ausführung zu bescheinigen.<br />
Selbst dann nicht, als diese nur 50% jenes<br />
<strong>Schallschutz</strong>es aufwies, der in den entsprechenden<br />
Produktdatenblättern angegeben war. Als<br />
Begründung wurde angeführt, dass die Schalldämmwerte<br />
der technischen Beschreibung nur<br />
Laborwerte darstellen und daher keine Wandanschlüsse,<br />
wie sie am Fußboden, der Decke<br />
und den begrenzenden Wänden nicht zu vermeiden<br />
sind, berücksichtigen. Gemeint waren<br />
hier nicht die Flankenübertragungen, wie sie<br />
tatsächlich im Labor weitgehend ausgeschlossen<br />
werden, sondern die schalltechnischen Schwächungen<br />
durch die Anschlüsse. Diese Argumentation<br />
ist natürlich nicht richtig. Auch im<br />
Labor wird die zu prüfende Wand allseitig an<br />
die Prüfstandsbegrenzungen angeschlossen und<br />
diese Anschlüsse werden nicht verdeckt. Als im<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: DI Erich Kern
gegenständlichen Fall von einer Fachfirma an<br />
gleicher Stelle ebenfalls eine Musterwand errichtet<br />
wurde und diese den prognostizierten <strong>Schallschutz</strong><br />
und damit die gestellten Anforderungen<br />
erreichte, verzichtete man auf weitere fachkun-<br />
DER GLEITENDE DECKENANSCHLUSS.<br />
Laut Herstellerrichtlinien je nach Ausführung<br />
entweder keine Verschlechterung des<br />
<strong>Schallschutz</strong>es oder ca. 3 dB. Die Praxis<br />
sieht leider anders aus.<br />
dige Stellungnahmen des Systemherstellers.<br />
Anzumerken ist jedoch, dass eine den gestellten<br />
Anforderungen entsprechende Ausführung nur<br />
mehr Fachfirmen vorbehalten bleibt, welche in<br />
wesentlichen Detailausführungen Fachwissen<br />
besitzen, welches sich nicht allein aus Herstellerrichtlinien<br />
ableiten lässt.<br />
IN EIN NEUES ZEITALTER AUFBRECHEN<br />
Dieses Beispiel zeigt folgendes: Während man<br />
dem Ausführenden in der Vergangenheit Fehler<br />
bei der Montage nachweisen musste, um<br />
ihm die Schuld an der nicht erreichten <strong>Schallschutz</strong>qualität<br />
zuweisen zu können, ist das<br />
heute nicht mehr notwendig. Auch wenn die<br />
Ausführung den Herstellerrichtlinien entspricht,<br />
sind grobe Abweichungen möglich.<br />
Die Schuld der Ausführenden und der Planer<br />
AKTUELL<br />
liegt darin, dass sie nicht rechtzeitig auf diesen<br />
Umstand hingewiesen haben.<br />
Wie soll es weitergehen? In einer Zeit, in der<br />
ohne Claim-Management keine Baustelle<br />
mehr abgewickelt wird, in der der Bezug von<br />
Wohnungen in Begleitung von Rechtsanwälten<br />
erfolgt, also in der die Klagebereitschaft<br />
immer mehr zunimmt und gleichzeitig das<br />
Angebot an qualifizierten Facharbeitern immer<br />
mehr abnimmt, sollten wir zu unser aller Nutzen<br />
endlich umdenken. Erfahrungen haben<br />
wir genug um realistische Bausysteme zu<br />
beschreiben und zu bewerten. Ein derartiger<br />
Katalog würde auf alle baustellenbedingten<br />
Erschwernisse Rücksicht nehmen und so manchem<br />
Wunschdenken – wie zum Beispiel bei<br />
Schwertanschlüssen – ein Ende setzen. Damit<br />
würden wir viel Zeit und Geld sparen. Dieses<br />
Anliegen haben viele und trotzdem gelingt es<br />
nicht. Es wird Zeit, dass sich eine starke Lobby<br />
dafür einsetzt. Wer sonst, als der Verband der<br />
Trockenbauer wäre dafür am besten geeignet.<br />
Vielleicht ergibt sich ja doch die Möglichkeit<br />
der erforderlichen, breiten Diskussion.
AKTUELL<br />
Baumangel oder Falsches Nutzerverhalten<br />
Tauwasser in<br />
Wohnräumen<br />
Kondenswasser an Bauteiloberflächen ist ein Effekt, der bei älteren Bauten<br />
und dort besonders in den Feuchträumen, den Normalfall darstellte und<br />
vom Nutzer als normale Gegebenheit akzeptiert wurde. Ohne dass besondere<br />
Maßnahmen gesetzt wurden, verschwand das Kondenswasser wieder.<br />
Besondere Schäden, die auf dieses<br />
Kondenswasser zurückzuführen<br />
waren, waren selten. Die Holzfenster<br />
mussten alle paar Jahre neu gestrichen werden.<br />
Dies wurde aber als allgemeine Abnutzungserscheinung,<br />
verursacht durch Sonne<br />
und Regen, beurteilt. In der heutigen Zeit<br />
hat sich diese Einstellung gewandelt. Prof.<br />
Gamerith beschreibt dies humorvoll: Wenn<br />
einst an den Fenstern Eisblumen blühten,<br />
ließ das die Dichter Gedichte schreiben.<br />
Wenn heute an den Fenstern Tauwasser<br />
steht, schreiben die Rechtsanwälte. Dabei<br />
sollen nun die Fragen behandelt werden:<br />
Entsteht bei der heutigen Bauweise mehr<br />
Kondenswasser und ist das Kondenswasser<br />
schädlicher als früher? Wie ist Kondenswasser<br />
an den Bauteiloberflächen aus der Sicht<br />
des Gutachters zu beurteilen? Baumangel<br />
oder falsches Nutzerverhalten?<br />
12<br />
Quelle: Vorlesungsunterlagen Technische Universität Dresden<br />
Durchschnittliche Feuchteproduktion<br />
In Form von Wasserdampf, in einem Haushalt<br />
WIE ENTSTEHT KONDENSWASSER?<br />
Luft kann eine bestimmte Menge Wasser als<br />
Wasserdampf (Wassergas) aufnehmen. Die<br />
Menge des Wassers, welche die Luft speichern<br />
kann, ist abhängig von der Temperatur der<br />
Luft. Wird warme Luft abgekühlt, so steigt die<br />
Quelle des Wasserdampfes Wasserdampfmenge<br />
Mensch leichte Arbeit 30 bis 60 g/h<br />
mittelschwere Arbeit 120 bis 200 g/h<br />
schwere Arbeit 200 bis 300 g/h<br />
Bad Wannenbad ca. 700 g/h<br />
Duschen ca. 2600 g/h<br />
Küche Koch- und Arbeitsv<strong>org</strong>änge 600 bis 1500 g/h<br />
im Tagesmittel ca. <strong>10</strong>0 g/h<br />
Trockene Wäsche geschleudert 50 bis 2000 g/h<br />
(4,5kg Trommel) tropfnass <strong>10</strong>0 bis 500 g/h<br />
Topfpflanzen z.B. Farn 7 bis 15 g/h<br />
z.B. mittelgroßer Gummibaum <strong>10</strong> bis 20 g/h<br />
Freie Wasseroberfläche Aquarium ca. 40 g/m2h WASSERSÄTTIGUNGS- ODER TAUPUNKTKURVE<br />
DER LUFT. Die nach oben verlaufende Kurve zeigt<br />
das zunehmende Fassungsvermögen der Luft mit<br />
steigender Temperatur.<br />
relative Feuchte. Wenn durch Abkühlung der<br />
Punkt erreicht wird, an dem das maximale<br />
Fassungsvermögen überschritten wird, scheidet<br />
die Luft Kondenswasser in Form von kleinen<br />
Tröpfchen aus. Der Effekt, dass bei Unterschreitung<br />
des Taupunktes Kondenswasser<br />
anfällt, entsteht auch, wenn warme Luft an<br />
kalten Oberflächen vorbei fließt.<br />
WELCHE FEUCHTEMENGEN<br />
ENTSTEHEN IN EINEM WOHNRAUM?<br />
Bei den täglichen Abläufen in einem Wohnraum<br />
verdunstet Wasser, wodurch die Feuchtemenge<br />
in der Raumluft deutlich erhöht wird.<br />
Besonders hohe Feuchtemengen werden freigesetzt<br />
durch Tätigkeiten, wie Baden,<br />
Duschen, Kochen, oder Trocknen von Wäsche<br />
innerhalb der Wohnung.<br />
Durch diese Wasserdampfmenge steigt die<br />
absolute Feuchtemenge und die relative Feuchtigkeit<br />
der Luft an. Wird diese Feuchtigkeit<br />
nicht abgeführt, so würde sehr schnell die<br />
Luftfeuchtigkeit auf <strong>10</strong>0% ansteigen. 6 bis <strong>10</strong><br />
Minuten Duschen wäre ausreichend um diesen<br />
<strong>10</strong>0% Wert zu erreichen. In der Praxis<br />
wird dieser V<strong>org</strong>ang etwas verzögert, durch<br />
die Sorption der Umfassungsbauteile, welche<br />
als Feuchtepuffer wirken.<br />
WIE WIRD FEUCHTE AUS DEM<br />
WOHNRAUM ABGEFÜHRT?<br />
Früher (und teilweise heute noch) bestand die<br />
Meinung, Wände können atmen und so die<br />
Feuchtigkeit nach außen transportieren. In<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: Ing. Lothar Kurzemann, istockphoto.com/sternsehen
Wirklichkeit erfolgt durch Diffusion ein verschwindend<br />
kleiner Feuchtetransport, der in der<br />
Feuchtebilanz eines Raumes nicht ins Gewicht<br />
fällt. Die einzige Möglichkeit Feuchte zu transportieren<br />
ist der Luftaustausch, indem Luft mit<br />
hohem Wasseranteil, gegen kalte Außenluft mit<br />
niedrigem Wasseranteil, getauscht wird.<br />
DRUCKVERHÄLTNISSE IM GEBÄUDE<br />
Der Dichteunterschied zwischen kalter Außenluft<br />
und warmer Innenluft bewirkt einen<br />
Druck von der schweren (kalten) Außenluft in<br />
Richtung zur leichten (warmen) Innenluft.<br />
Sind Undichtigkeiten vorhanden, so wird<br />
die kalte Außenluft im unteren Bereich des<br />
Hauses hereinströmen und die warme Raumluft,<br />
im oberen Bereich aus dem Gebäude,<br />
nach außen abfließen.<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
Höhe<br />
kalt Druckdifferenz Δp<br />
warm pa<br />
DRUCKPROFIL IM GEBÄUDE, UNTEN OFFEN.<br />
Im Gebäude entsteht ein Druckunterschied zur<br />
Außenluft, der abhängig ist von der Temperaturdifferenz<br />
der Luft und von der Höhe des Gebäudes.<br />
Näherungsweise kann die Druckdifferenz<br />
berechnet werden nach der Formel:<br />
�p = 0,04 . z . �t<br />
�p … Druckdifferenz in Pascal<br />
z … wirksame Höhe in m<br />
�t … Temperaturdifferenz zwischen Außenluft<br />
und Innenluft in K<br />
Die entstehende Druckdifferenz, bedingt<br />
durch den Temperaturunterschied der Luft,<br />
kann, bei Häusern mit 3 Stockwerken, bis zu<br />
<strong>10</strong> Pascal betragen. Im Durchschnitt wird eine<br />
Druckdifferenz von 4-5 Pascal angenommen.<br />
Wird ein Gebäude vom Wind angeblasen,<br />
so entsteht an der Seite zur Windrichtung ein<br />
Staudruck. An anderen Seiten, wo der Wind<br />
parallel zum Gebäude bläst und an der Rückseite,<br />
wird ein Unterdruck entstehen. Die in<br />
Wirklichkeit sehr komplexen Strömungsverhältnisse<br />
werden den Druck, der durch die<br />
unterschiedlich schweren Luftmassen entsteht,<br />
verstärken oder kompensieren.<br />
pi<br />
Gebäude Luftdruck p<br />
AKTUELL<br />
Letztlich ist aber davon auszugehen, dass in<br />
kalten Nächten, bei Windstille, kalte Luft im<br />
unteren Teil des Gebäudes hereinströmt und<br />
im oberen Teil des Hauses durch Undichtigkeiten<br />
entweicht.<br />
In einer eingeschossigen Wohnung hingegen<br />
wird der Luftaustausch, ohne gezielte Fensterlüftung,<br />
nur durch Winddruck erfolgen.<br />
LUFTAUSTAUSCH DURCH<br />
UNDICHTIGKEITEN IM GEBÄUDE<br />
Der Energiespargedanke mit den daran<br />
gekoppelten Förderungsmitteln führt dazu,<br />
dass Gebäude immer dichter gebaut werden.<br />
Mit Blower Door Messverfahren wird jede<br />
undichte Ritze und Fuge aufgespürt und abgedichtet.<br />
Im Wettbewerb um noch niedrigere<br />
Energiekosten wird, im Gegensatz zu früher,<br />
weniger gelüftet. Niemand will durch großzügiges<br />
Lüften den Wettbewerbsvorteil des Energiesparhauses<br />
wieder verlieren.<br />
Alte Fenster haben eine Fugendurchlässigkeit<br />
von ca. 5 m3 /h pro m Fugenlänge bei<br />
einer Druckdifferenz von <strong>10</strong> Pascal. Untersuchungen<br />
an Holz- Kunststoff- und Aluminiumfenstern<br />
neuerer Bauart, ergaben eine<br />
Fugendurchlässigkeit, beim Druck von <strong>10</strong> Pa,<br />
von weniger als 0,04 m3 /h.m [ 2 ].<br />
Bei einem angenommenen Luftvolumen eines<br />
Hauses von 500 m3 und einer aus hygienischen<br />
Gründen mindest erforderlichen Luftwechselzahl<br />
von 0,5 pro Stunde, wären über 6000 Meter<br />
!!! Fensterfugen erforderlich, wenn der Luftaustausch<br />
allein über diese Fugen erfolgt. Daraus ist<br />
ersichtlich, dass die dichten Fenster nicht<br />
�<br />
13
AKTUELL<br />
NACHGEWIESEN. Berechnung der Ecktemperatur<br />
am Bauteil (Bild rechts). Die Bestimmung des<br />
Temperaturfaktors f Rsi ergibt den Nachweis – kein<br />
Baumangel, sondern falsches Nutzerverhalten.<br />
mehr in der Lage sind, einen nennenswerten<br />
Luftaustausch zu erbringen. Andere Undichtheiten<br />
sind nicht mehr vorhanden.<br />
LUFTAUSTAUSCH DURCH<br />
GEZIELTES LÜFTEN<br />
Nachdem über die Undichtigkeit des Gebäudes<br />
und die Fensterfuge kein nennenswerter<br />
Luftaustausch stattfindet, wird auf eine notwendige<br />
Stoßlüftung verwiesen. Dies soll ausreichen,<br />
um die anfallende Feuchte innerhalb<br />
der Wohneinheit abzuführen.<br />
Die Untersuchung von Daler [ 1 ] zeigt, dass<br />
in einem Raum die relative Luftfeuchtigkeit<br />
von <strong>10</strong>0%, durch Stoßlüftung innerhalb von<br />
wenigen Minuten abgebaut wird; nach 6<br />
Minuten sinkt diese auf 40%.<br />
Dazu zeigen eigene Langzeitmessungen in<br />
Aufenthaltsräumen ein anderes Bild. Diese<br />
bestätigen, dass die Stoßlüftung die Luftfeuchtigkeit<br />
sehr schnell senkt. Aber über einen<br />
etwas längeren Zeitraum betrachtet, steigt die<br />
Luftfeuchtigkeit wieder auf den ursprünglichen<br />
Ausgangswert.<br />
Der Grund ist die Feuchte, die in den<br />
Umfassungsbauteilen und in der Einrichtung<br />
gespeichert ist. Wenn wir davon sprechen,<br />
dass Verputz, Gipskarton oder Holz gute<br />
Eigenschaften zur Feuchteregulierung haben,<br />
dann bedeutet dies auf der anderen Seite, dass<br />
PRINZIPIELLER VERLAUF DER RAUMFEUCHTE<br />
BEI STOßLÜFTUNG<br />
relative<br />
Luftfeuchtigkeit<br />
Stoßlüftung<br />
Feuchteverlauf<br />
bei Stoßlüftung<br />
Zeit<br />
FESTGESTELLT. Bei gekipptem Fensterflügel kühlt<br />
die Oberfläche ab, es entsteht Schimmel an der<br />
inneren Leibung oder Decke.<br />
diese Materialien Feuchtigkeit speichern und<br />
wenn die Luftfeuchtigkeit sinkt, diese Feuchtigkeit<br />
sehr schnell wieder an die Raumluft<br />
abgeben.<br />
Ferk schreibt von Untersuchungen in Wohnungen<br />
[ 3 ] bei denen die raumklimatischen<br />
Bedingungen keineswegs über dem Bemessungsklima<br />
nach ÖNORM liegen. Auch bei<br />
Lüftung 1-2 mal am Tag, tritt abrinnendes<br />
Kondenswasser an den Fenstern auf.<br />
Schmid und Froelich beschreiben in [ 4 ]:<br />
Auch eine regelmäßige Fensterlüftung kann<br />
dem (Anmerkung: Tauwasserbildung im Falz)<br />
nicht ausreichend entgegenwirken, da nach den<br />
vorliegenden Messungen durch eine Fensterlüftung<br />
weder die Luftfeuchtigkeit noch die<br />
Druckverhältnisse dauerhaft beeinflusst werden<br />
können. Selbst bei zumutbarer Häufigkeit der<br />
Fensterlüftung von drei Lüftungsv<strong>org</strong>ängen pro<br />
Tag ist der Feuchtigkeitshaushalt einer Wohnung<br />
nicht nachhaltig zu beeinflussen.<br />
KONDENSWASSER AM FENSTER<br />
Bei Feuchteschüben, wie Kochen oder<br />
Duschen, wird Kondenswasser am Fenster<br />
oder an kalten Oberflächen nicht zu vermeiden<br />
sein. Dieses kurzzeitig auftretende Kondenswasser<br />
ist unproblematisch. Allerdings<br />
wird vorausgesetzt, dass dieses Wasser wieder<br />
verschwindet und keine ausreichend lange<br />
Durchfeuchtung für ein Schimmelwachstum<br />
vorhanden ist.<br />
Problematisch ist, wenn das Kondenswasser<br />
in der Fensterfuge entsteht. Bei dichter Gebäudehülle<br />
bleibt als einzige Möglichkeit zum<br />
Druckausgleich, die Fensterfuge.<br />
Die, wenn auch geringe Luftmenge, fließt<br />
im unteren Geschoß in das Gebäude hinein<br />
und verlässt dieses im oberen Geschoß. Die<br />
kalte Außenluft wird beim Eintritt in das<br />
Gebäude erwärmt, es entsteht kein Kondenswasser.<br />
Beim Austritt durch die Fensterfuge im<br />
OG trifft die warme Raumluft auf Stellen,<br />
SICHTBAR. Hohe Luftfeuchtigkeit im<br />
Bad, bei gekipptem Fensterflügel ergibt<br />
Schimmel und Algenwachstum an der<br />
kalten Dämmfassade.<br />
deren Oberflächentemperatur unter dem Taupunkt<br />
liegt, es entsteht Kondenswasser.<br />
Bei einer Lufttemperatur von 20°C und<br />
Luftfeuchte 50% ist die Taupunkttemperatur<br />
ca. <strong>10</strong> °C. Diese <strong>10</strong> °C Isotherme liegt bei allen<br />
Fenstern innerhalb der Falze [ 4 ]. Daraus ist<br />
erklärbar, warum die Tauwasserproblematik<br />
im Regelfall im OG und nicht im EG auftritt.<br />
Die Kondensation hängt offensichtlich mit<br />
den mikroklimatischen Bedingungen zusammen,<br />
denen das Fenster bei gut wärmegedämmten,<br />
erhöht luftdichten Wohnungen<br />
ausgesetzt ist [ 3 ].<br />
KONDENSWASSER AN<br />
DER BAUTEILOBERFLÄCHE<br />
An Bauteilen mit baustoffbedingten oder geometrischen<br />
Wärmebrücken, wie z.B. Raumekken<br />
oder Baukörperanschlüsse von Fenstern<br />
und Fenstertüren, tritt im Regelfall eine niedrigere<br />
Oberflächentemperatur auf, als an der<br />
ungestörten inneren Wand- oder Deckenoberfläche.<br />
Oft wird an diesen Kaltstellen des Bauteiles<br />
die Taupunkttemperatur unterschritten,<br />
wodurch Kondenswasser und in der Folge<br />
Schimmel entsteht. Nach den üblichen Berechnungsverfahren<br />
wird Kondenswasser nicht entstehen,<br />
wenn das Bauteil eine, dem Baurecht<br />
entsprechende Isolation (U-Wert) aufweist.<br />
Im Bereich von Wärmebrücken ist die<br />
Angabe eines Wärmedurchgangskoeffizienten<br />
und daher auch eine einfache Berechnung der<br />
Oberflächentemperatur aus diesem nicht<br />
möglich. Die Oberflächentemperatur ist in<br />
diesem Fall ortsabhängig und kann nur durch<br />
Anwendung geeigneter numerischer Rechenverfahren<br />
ermittelt werden (gemäß Ö-Norm<br />
EN ISO <strong>10</strong>211-1). Die Schwierigkeit dabei ist<br />
die Berechnung der niedrigsten Oberflächentemperatur.<br />
Diese Berechnungen, bekannt als Isothermenberechnung,<br />
werden dem Bauphysiker<br />
14 TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: Ing. Lothar Kurzemann
vorbehalten sein, sofern nicht aus Wärmebrückenkatalogen<br />
die Werte entnommen werden<br />
können. Mit dieser ÖNORM entsprechenden<br />
Beurteilung ist es aber möglich, die<br />
Tauglichkeit der Bauteilkonstruktion schon<br />
im Planungsstadium nachzuweisen. Im Schadensfall<br />
ist der Nachweis einer mängelfreien<br />
Konstruktion möglich, ohne das Nutzerverhalten<br />
mit einzubeziehen.<br />
BAUMANGEL ODER FALSCHES<br />
NUTZERVERHALTEN?<br />
Tritt Kondenswasser und Schimmel am Fenster,<br />
im Fensterfalz oder an der Bauteiloberfläche<br />
auf, dann wird von der Seite der Nutzer<br />
ein Baumangel reklamiert.<br />
Nun steht die Frage im Raum, ist ein Baumangel<br />
oder falsches Nutzerverhalten die<br />
Ursache. Ergibt eine Langzeitmessung, dass<br />
die Temperatur und Luftfeuchtigkeit innerhalb<br />
der Bemessungswerte nach ÖNORM liegen,<br />
dann wird es schwer sein, ein falsches<br />
Nutzerverhalten nachzuweisen.<br />
Auf der anderen Seite fragt sich der Planer<br />
und Erbauer des Gebäudes zu Recht, was habe<br />
ich falsch gemacht? Er hat Fenster geliefert,<br />
mit gutem Wärmeschutz und hoher Dichtigkeit.<br />
Die beigelegten Prüfzeugnisse bestätigen<br />
dies. Die Isolierung der Bauteile entspricht<br />
den Anforderungen der Bauordnung. Beide<br />
glauben Recht zu haben, wenn sie einen Fehler<br />
auf ihrer Seite nicht eingestehen.<br />
Das Problem liegt darin, dass beim Zusammentreffen<br />
einiger Risikofaktoren, welche<br />
durch die heutige Bauweise bestimmt werden,<br />
Kondensat bei „üblichem Lüftungsverhalten“<br />
nicht zu vermeiden ist. Unter diesen Gesichtspunkten<br />
ist auch das Tauwasser an der Oberfläche<br />
der Fenster neu zu bewerten.<br />
Die Grundregel – Tauwasser am Fenster =<br />
falsches Nutzerverhalten – wird neu zu überdenken<br />
sein.<br />
Ebenso ist die alleinige Einhaltung der Wärmeschutzbestimmungen<br />
(U Werte) nicht ausreichend,<br />
um frei von Baumängeln zu sein.<br />
LITERATURHINWEISE<br />
[ 1 ] Daler Reinhard: Feuchtigkeitsabfuhr aus Wohnungen durch natürliche<br />
Lüftung; ift Rosenheim (1996)<br />
[ 2 ] Müller. R: Sind unsere Fenster zu dicht? DGZfP Berichtsband BB 69 - CD<br />
[ 3 ] H.J. Ferk: Fenster und Kondensatbildung – ist unser Fensterbau noch<br />
zeitgerecht? Labor für Bauphysik TU Graz (2005)<br />
[ 4 ] J. Schmid, Hans H. Froelich: Entwicklung, Eigenschaften und Funktion<br />
von Fenstern<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
LÖSUNGEN<br />
Die wirksamste Möglichkeit ist, die Feuchte<br />
im Raum zu kontrollieren und bei einer<br />
Raumtemperatur von 20°C, diese nicht über<br />
45% ansteigen zu lassen. Mit üblichem Lüftungsverhalten,<br />
d.h. kurzes Stoßlüften 1-3 mal<br />
pro Tag, wird dies nicht erreichbar sein. Eine<br />
Hilfe ist, wenn die Feuchtigkeit, auch über<br />
längere Zeiträume, kontrolliert wird.<br />
Was spricht dagegen, wenn ein Feuchtemessgerät,<br />
mit digitaler Aufzeichnung, angeschafft,<br />
oder zur Wohnung oder zum Haus<br />
mitgeliefert wird? Die eleganteste Lösung ist<br />
die kontrollierte Belüftung, wie sie bei Passivhäusern<br />
eingesetzt wird, auch bei „normalen“<br />
Wohnungen und Einfamilienhäusern einzuplanen.<br />
AKTUELL<br />
SCHLUSSBEMERKUNG<br />
Die Klagen über Schimmel in den Wohnräumen<br />
und da besonders in den Nassräumen<br />
nehmen deutlich zu.<br />
Der Grund liegt bei der luftdichten Bauweise,<br />
welche aus energiepolitischen Gründen<br />
propagiert und angewandt wird. Förderungsmodelle,<br />
welche den Nachweis eines<br />
besonders niederen n50 Wertes beim Blower<br />
Mechanische Lüftungsanlagen oder eigene<br />
Kontrolle der Luftfeuchtigkeit mit Messgeräten<br />
können diese Problematik entschärfen.<br />
Ing. Lothar Kurzemann,<br />
Sachverständiger für Trockenbau<br />
Door Test verlangen, fügen sich in diese Problematik<br />
ein.<br />
Eine Basislüftung durch Undichtigkeiten,<br />
besonders bei Fenstern und Türen, fehlt. Das<br />
bisher gewohnte Lüften durch kurzes Stoßlüften,<br />
ist nicht mehr in der Lage, die Luftfeuchtigkeit<br />
innerhalb der Wohnung nachhaltig zu<br />
senken.<br />
15
AKTUELL<br />
Ruhig noch<br />
ein bisschen<br />
weniger Energie<br />
Ingrid Domenig-Meisinger hat sich in den vergangenen Jahren in<br />
TBJ: Was macht für Sie gelungene Archi-<br />
der Architektur einen Namen gemacht. Vor allem im Bereich des tektur aus?<br />
Domenig-Meisinger:<br />
Passivhauses hat sie sich bestens etabliert und mit ihrem mehrfach<br />
Architektur soll auf die<br />
Bedürfnisse der Benutzer eingehen. Ein<br />
ausgezeichneten Sanierungs-Wohnprojekt in der Makartstraße in<br />
Gebäude ist für mich dann stimmig, wenn<br />
Linz für Furore ges<strong>org</strong>t. Ihre Positionierung im Beruf baut auf<br />
sich die Menschen darin wohl fühlen und all<br />
Nachhaltigkeit, klare Linienführung und Energieeffizienz, die sich ihre Raumbedürfnisse durch die Planung und<br />
vorrangig am Nutzer orientieren. Sie unterrichtet zusätzlich an Ausführung befriedigt sind; dann habe ich<br />
einer HTL und verlangt von ihren Schülern das, was sie mich in diesem Bau verewigt. Sich in extrava-<br />
auch von sich selbst verlangt: Klare Entscheidungen treffen, ganten Elementen zu verwirklichen von denen<br />
niemand etwas hat, ist für mich nicht vorder-<br />
diese dann konsequent und termingetreu durchführen.<br />
gründig. Ich brauche keine Denkmäler, die<br />
ich mit meiner Architektur setzte.<br />
TBJ: Gibt es Architekten, die sie geprägt<br />
haben, deren Stil sie schätzen? Haben Sie<br />
die Architektur bereits in die Wiege gelegt<br />
bekommen?<br />
Domenig-Meisinger: In meiner Verwandtschaft<br />
gibt es keine Architekten oder Baumeister,<br />
mein Weg war aber für mich immer klar.<br />
In mehreren Schritten über den Innenausbau,<br />
die Arbeit in einer Tischlerei und am Computer<br />
habe ich dann Architektur studiert und bin<br />
heute sehr froh darüber. Es gibt viele gute<br />
Architekten, von welchen ich im Laufe der<br />
Zeit ein Stück mitgenommen habe, allerdings<br />
niemanden bestimmten, welcher die Arbeitsweise<br />
geprägt hat.<br />
TBJ: Gibt es etwas, das Ihnen an Ihrem<br />
Beruf missfällt? Gibt es ein Spannungsfeld<br />
zwischen Architekt und Baumeister?<br />
Domenig-Meisinger: Jeder Beruf hat seine<br />
ZIELSTREBIG. „In meiner Verwandtschaft<br />
Höhen und Tiefen, Architekt ist man nicht von<br />
gibt es keine Architekten oder<br />
8:00 bis 16:30 Uhr von MO bis FR, es bestimmt<br />
Baumeister, mein Weg war aber<br />
immer klar“, beschreibt DI Ingrid<br />
und definiert das Leben. Wenn der Architekt<br />
Domenig-Meisinger ihre Berufswahl. Baumeister spielt und umgekehrt kann es nichtFotos:<br />
JP<br />
16<br />
Im Gespräch mit<br />
Frau Dipl.Ing. Ingrid Domenig-Meisinger<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong>
funktionieren – es heißt nicht umsonst Schuster<br />
bleib’ bei deinen Leisten. Einer der Kernaufgaben<br />
des Architekten ist der Entwurf, in diesem<br />
liegt viel Gehirnschmalz und dieser bildet das<br />
Fundament für eine qualitative, hochwertige<br />
Planung und Ausführung. Der Rest ist die<br />
Umsetzung der grundlegenden Ideen. Der Entwurf<br />
muss daher auch honoriert werden, dies ist<br />
die Basis auf der sich alles aufbaut. Ist diese Basis<br />
schlecht, wird auch der Rest nicht funktionieren.<br />
Es kann sich jeder selber überlegen was es heißt<br />
den Entwurf und die Einreichung gratis dazu zu<br />
bekommen. Zwischen Architekten und Baumeistern<br />
gibt es vielleicht Diskrepanzen, ich persönlich<br />
habe keine. Wer zum Baumeister geht, wäre<br />
sowieso nicht zum Architekt gekommen und für<br />
den passt es auch.<br />
TBJ: Wie beurteilen Sie das kontrovers diskutierte<br />
Passivhaus? Ist energieeffizientes<br />
Bauen für Sie in der heuten Zeit die einzig<br />
akzeptable Bauform, oder würden Sie andere<br />
Ausführungen auch noch akzeptieren?<br />
Domenig-Meisinger: Das hängt von der Aufgabenstellung<br />
ab. Wir bauen nicht nur Passivhäuser,<br />
es geht jedoch immer vordergründig<br />
um Energieeffizienz welche stark in jede Planung<br />
mit einfließt. Allerdings: Für jeden passt<br />
etwas anderes, und für mich persönlich steht im<br />
Vordergrund was der Nutzer will und wie dies<br />
mit den gegebenen Rahmenbedingung optimal<br />
umgesetzt werden kann. Doch auch dabei gibt<br />
es kritische Fragen. Solange der Denkprozess<br />
während der Planung nicht abgeschlossen ist,<br />
bleibt die Freiheit für neue <strong>Lösungen</strong>. Häuser<br />
mit sehr gutem Energiehaushalt müssen in der<br />
Herstellung nicht teurer als „normale“ Gebäu-<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
de sein, und der Vorteil ist dass die Betriebskosten<br />
in Zukunft sehr gering bleiben.<br />
TBJ: Geht für Sie im Passivhaus-Bau in<br />
der architektonischen Umsetzung etwas<br />
verloren? Müssen Sie in der Planung viele<br />
Kompromisse schließen um die besten<br />
Energiekennzahlen zu erreichen?<br />
Domenig-Meisinger: Nein, da geht mir im<br />
kreativen Bereich nichts verloren und mit dem<br />
richtigem technischen Wissen kann ich heute<br />
alle Wünsche umsetzen.<br />
TBJ: Sehen Sie, dass sich die Finanzkrise<br />
bereits negativ auf die Architektur auswirkt,<br />
wie nun zum großen Teil einfache,<br />
billigere <strong>Lösungen</strong> gefragt sind?<br />
Domenig-Meisinger: Ja schon, vor allem der<br />
Bereich „Industrie-Bau“ ging zurück, vieles<br />
wurde verschoben. Was ich aber bemerke ist,<br />
dass verstärkt in die Sanierungen investiert wird.<br />
Im privaten Wohnbau ist eine Stimmung wahrzunehmen:<br />
Menschen, die über Geldreserven<br />
verfügen, sanieren und optimieren ihre Häuser,<br />
ganz nach dem Motto: Was ich habe, das hab’<br />
AKTUELL<br />
IM DETAIL.<br />
Kommunalverlag Geschäftsführer<br />
Mag. Michael Zimper,<br />
DI Domenig-Meisinger und<br />
Trockenbau Journal Projektleiterin<br />
Martina Zimper<br />
beim Treffen im Verlag.<br />
Trockenbau ist für die<br />
Architektin ein ideales Mittel<br />
Ideen leicht umzusetzten:<br />
„Mit anderen Materialen<br />
wäre das oft sehr viel<br />
aufwendiger.“<br />
ich. Dabei ist es sehr wichtig, bei den Sanierungsmaßnahmen<br />
immer auf dem modernsten,<br />
aktuellen Standard zu bestehen, denn speziell in<br />
diesem Bereich bleibt die Entwicklung nicht<br />
stehen. Man bedenke, wenn man heute saniert,<br />
dann stellt man wieder einen Standard für die<br />
kommenden 20-30 Jahre her. Auch im Industriebau<br />
sind nicht immer die billigsten <strong>Lösungen</strong><br />
die Zukunftsfähigsten. Es gibt in diesem<br />
Bereich auch Bauherrn, für die ich ein Gesamtkonzept<br />
entwickelt habe, das die Betriebskosten<br />
durch Wärmerückgewinnung, Nutzung von<br />
Abwärme und Dämmung auf ein Minimum<br />
zurückgefahren hat.<br />
TBJ: Was machen sie lieber, einen Neubau<br />
oder Sanierungen?<br />
Domenig-Meisinger: Es kommt immer auf die<br />
Aufgabenstellung an. Sanierungen finde ich<br />
spannend, weil ich dabei erkenne, wie früher<br />
gebaut wurde und weil damit zumeist eine gewaltige<br />
thermische, optische und zeitgemäße Verbesserung<br />
einher geht. In einer Wohnhausanlage in<br />
Puchenau bei Linz, ein verdichteter Flach-<br />
�<br />
17
au aus dem Jahr 1965, habe ich umfangreiche<br />
Erhebungen zur Sanierung gemacht. Es handelt<br />
sich um 150 Wohneinheiten mit einer sehr<br />
hohen Lebensqualität. Allerdings ist/war die Bausubstanz<br />
nicht mehr zeitgemäß und zufriedenstellend.<br />
Es ist mir gelungen, einen Forschungsauftrag<br />
zu erhalten, um grundlegende Erhebungen<br />
zu machen, und Details zu entwickeln wie<br />
diese Anlage wirtschaftlich und architektonisch<br />
saniert werden könnte. Wir haben umfangreiche<br />
Untersuchungen angestellt, um die bestehende<br />
Bausubstanz zu eruieren und haben die nötigen<br />
Sanierungsmaßnahmen anhand umfangreicher<br />
typographischer Untersuchungen ermittelt.<br />
Gemeinsam mit den Bewohnern wurden verschiedene<br />
Sanierungsmodelle erarbeitet. Das Ziel<br />
war auch, unter strengen optischen und rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen verschiedene Varianten<br />
aufzuzeigen.<br />
TBJ: Sie unterrichten auch an einer HTL.<br />
Was wollen Sie Ihren Schülern „für’s<br />
Leben mitgeben“?<br />
Domenig-Meisinger: Meinen Schülern will<br />
ich vor allem mitgeben, dass sie selbst verantwortlich<br />
sind für ihr Tun. Die Schüler sollen eine<br />
Vorstellung bekommen was sie im Berufsalltag<br />
erwartet.<br />
TBJ: An welchen Projekten sind sie aktuell<br />
beteiligt und an welchen Projekten<br />
wären Sie gerne beteiligt, weil es für Sie<br />
das absolute „Traumprojekt“ ist?<br />
Domenig-Meisinger: Sanierungen in Kombination<br />
mit Umbauten auf einen sehr guten Niedrigenergiehausstandard<br />
im Wohnbaubereich und<br />
Industriebau. Woran ich gerne mehr beteiligt<br />
wäre, sind Einrichtungen für Kinder (Kindergärten<br />
/ Schulen), da sehe ich einen großen baulichen<br />
Nachholbedarf und ein großes Potential<br />
den Kindern und Jugendlichen gegenüber.<br />
TBJ: Welche Erfahrungen haben Sie mit<br />
der Trockenbauweise gemacht und wie<br />
stehen Sie ihr gegenüber?<br />
Domenig-Meisinger: Der Trockenbau ist<br />
sehr flexibel einsetzbar, was für mich speziell<br />
in der Renovierung unverzichtbar ist. Die Synergien<br />
zwischen Holz- und Trockenbau wurden<br />
von mir schon in mehreren Projekten realisiert.<br />
Der Trockenbau bietet einen erheblichen<br />
Zeitgewinn und die spätere Möglichkeit,<br />
Wohneinheiten leichter umzustrukturieren.<br />
TBJ: Welche Vorzüge bringt für Sie der<br />
Trockenbau bzw. ist diese Bauweise geeignet,<br />
die kreativen Ideen des Architekten<br />
ausreichend in die Tat umzusetzen?<br />
Domenig-Meisinger: Auf jeden Fall bringt<br />
der Trockenbau für mich als Architektin den<br />
Vorteil, dass viele meiner Ideen leichter als<br />
mit anderen Materialien in die Tat umgesetzt<br />
werden können.<br />
TBJ: Hat sich Ihrer Meinung nach die Qualität<br />
der Trockenbau-Ausführung geändert?<br />
Domenig-Meisinger: Die Qualität ist leider<br />
immer davon abhängig, welches Unternehmen<br />
auf den Baustellen tätig ist. Mir ist wichtig, dass<br />
meine Ideen ganz genau umgesetzt werden und<br />
die Ausführungsqualität passt.<br />
TBJ: Sie arbeiten bei diversen Projekten eng<br />
mit einem Vötb-Industriemitglied zusammen.<br />
Wo sehen Sie die Vorzüge der Industrie,<br />
die sich ein Architekt zu Nutze machen<br />
kann oder schränkt die Industrie den Architekten<br />
mit seinen seriengefertigten Produktgruppen<br />
in der Kreativität nur ein?<br />
Domenig-Meisinger: Die Industrie ist für<br />
mich ein wichtiger Partner und es ergeben<br />
sich für beide wichtige Synergien in der<br />
Zusammenarbeit. Mit dem Vötb-Mitglied<br />
„Saint Gobain“ habe ich sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht, da Sie auch in Forschungsprojekten<br />
sehr tatkräftig und die Entwicklung unterstützend<br />
mitgearbeitet habe. Es ist entscheidend,<br />
dass sich sowohl die Industrie wie auch<br />
der Architekt weiterbewegen und die Produktentwicklungen<br />
darauf abgestimmt werden.<br />
TBJ: Haben Sie jemals einen anderen Beruf<br />
als Architektin in Erwägung gezogen?<br />
Domenig-Meisinger: Kurzzeitig hatte ich Interesse,<br />
im Bereich des Programmierens Fuß zu fassen,<br />
doch es war mir bald sehr klar, dass die<br />
Architektur mein Lebensinhalt werden sollte.<br />
Alternativ könnte ich mir heute auch vorstellen<br />
Physik zu studieren.<br />
TBJ: Wie würden Sie sich rein „Privat“<br />
beschreiben?<br />
Domenig-Meisinger: Es ist wichtig, ein Ziel<br />
vor Augen zu haben und diesem muss man<br />
treu sein. Ich bin sicherlich ein sehr geradliniger<br />
Mensch, der oft nach dem Motto lebt:<br />
„Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold.“<br />
TBJ: Was machen Sie, wenn Sie eine Auszeit<br />
nehmen möchten? Wie verbringen Sie<br />
Ferien oder gibt es die Worte in ihrem<br />
Wortschatz gar nicht?<br />
Domenig-Meisinger:Kurze Auszeiten brauche<br />
ich schon und ich besuche dann oft meine<br />
Heimat Kärnten um die Natur zu spüren und<br />
um Abzuschalten.<br />
TBJ: Wovor haben Sie Angst?<br />
Domenig-Meisinger: Durch die verschiedenen<br />
Krisen, Wirtschaftskrise, Klimawandel …<br />
stellt man sich natürlich die Frage wieweit es<br />
jeden Persönlich in Zukunft betreffen könnte<br />
oder wie man dem Entgegen wirken und seinen<br />
Beitrag leisten kann.<br />
TBJ: Was würden Sie anders machen, hätten<br />
Sie nochmals die Gelegenheit dazu?<br />
Domenig-Meisinger: Schwer zu sagen,<br />
höchstwahrscheinlich würde ich wieder Architektin<br />
werden und genau in diesem Bereich<br />
arbeiten. Vielleicht würde ich auch etwas ganz<br />
anderes machen, wie z.B. Jurist.<br />
TBJ: Womit könnte man Ihnen persönlich<br />
eine große Freude machen?<br />
Domenig-Meisinger: Auch Zukünftig an<br />
interessanten Projekten arbeiten zu können.<br />
Wir danken für das Interview. Fotos: JP<br />
18 TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong>
AKTUELL<br />
RECHTS§TIPPS<br />
Und: Wenn Unternehmen erfolgreich wirtschaften ist es auch<br />
sehr wichtig, rechtzeitig die jeweilige Rechtsform, in der das<br />
Unternehmen betrieben wird, auf den Prüfstand zu stellen.<br />
WELCHE RECHTSFORMEN GIBT ES IM ALLGEMEINEN?<br />
Bekanntermaßen unterscheidet man zumeist zwischen Einzelunternehmen,<br />
Personengesellschaften, nämlich Offenen Gesellschaften (OG)<br />
und Kommanditgesellschaften (KG) sowie Kapitalgesellschaften, das<br />
sind insbesondere Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH)<br />
und Aktiengesellschaften (AG).<br />
Prägen bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften oft die<br />
Persönlichkeit der Einzelunternehmer bzw. der Personengesellschafter<br />
das Unternehmen, steht bei Kapitalgesellschaften die Beschränkung der<br />
Haftung der Gesellschafter im Vordergrund. Bei der Kommanditgesellschaft<br />
(KG) werden Elemente der Persönlichkeit mit Elementen der<br />
Beschränkung der Haftung von Kapitalgesellschaftern kombiniert. Der<br />
sogenannte (geschäftsführende) Komplementär haftet persönlich während<br />
der Kommanditist nur mit seiner Hafteinlage beschränkt haftet.<br />
Die Gefahr von möglichen Haftungen des Unternehmers, etwa durch<br />
Dr. Ulrich Voit<br />
AUTOR<br />
Notarsubstitut bei Raeser & Partner in Wien<br />
www.notariat16.at<br />
Rechtsformen –<br />
Für Unternehmer<br />
eine wichtige Wahl!<br />
Vor dem Schritt in die Selbständigkeit durch<br />
Gründung eines Unternehmens muss besonders die<br />
Wahl der Rechtsform überlegt werden. Und auch im<br />
täglichen Geschäftsleben ist es für Unternehmer<br />
berücksichtigungswürdig, welche Rechtsform<br />
Unternehmen, welchen Leistungen erbracht oder<br />
von denen Leistungen bezogen werden, haben.<br />
einen von ihm zu vertretenden Mangel seiner Leistung, der vielleicht<br />
sogar Folgeschäden hervorruft, ist die vermutlich wichtigste Frage, die<br />
bei der Wahl einer Rechtsform zu beachten ist: Ist mein Geschäft „haftungsträchtig“,<br />
so muss ich mich in jedem Fall der Rechtsform einer<br />
Kapitalgesellschaft bedienen. Denn: Als Gesellschafter eines Einzelunternehmens<br />
oder einer Personengesellschaft hafte ich unbeschränkt,<br />
unbeschränkbar, persönlich, solidarisch und primär!<br />
Bei Kapitalgesellschaften gilt dagegen das „Trennungsprinzip“. Das<br />
Vermögen der Gesellschaft wird getrennt von dem Vermögen der Gesellschafter<br />
behandelt und solange keine (verdeckte) Einlagenrückgewähr<br />
bzw. Unterkapitalisierung der Gesellschaft gegeben ist, haftet der Gesellschafter<br />
grundsätzlich nicht persönlich.<br />
Erbringt meinem Unternehmen ein anderes Unternehmen Leistungen,<br />
welches in der Rechtsform eines Einzelunternehmens oder einer<br />
Offenen Gesellschaft (OG) betrieben wird, so kann es aber durchaus<br />
ein Vorteil sein, denn dann besteht die Möglichkeit auf die persönliche<br />
Haftung des Einzelunternehmers oder der Personengesellschafter<br />
zurückzugreifen.<br />
Welche Frage muss sich ein (potenzieller) Unternehmer folglich stellen:<br />
� Welche Rechtsform soll ich bei der Gründung für mein Unternehmen<br />
wählen?<br />
� Welche Rechtsform hat das Unternehmen, für das ich Leistungen<br />
erbringe, oder das mir Leistungen erbringt?<br />
� Ist die Tätigkeit, die ich in meinem Unternehmen ausübe, haftungsgeneigt?<br />
� Passt meine Rechtsform noch zu meinem Unternehmen, oder benötige<br />
ich eine größere Flexibilität?<br />
Schlussendlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch steuerrechtliche Aspekte<br />
bei der Frage der Rechtsformwahl berücksichtigt werden müssen.<br />
20 TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: fotolia.com/Junial Enterprises, privat
AKTUELL<br />
Unter Führung von Ing. Gregor Todt<br />
tagte der Arbeitskreis „Beruf und<br />
Gewerbe“ mehrere Male. Zunächst<br />
konnte mit der Trockenbau-Industrie abgeklärt<br />
werden, welche Schulungen diese anbietet<br />
und wie wir diese in ein Gesamtprogramm<br />
einbinden können. Dies soll in den nächsten<br />
Monaten konkretisiert werden.<br />
Weiters kann auf eine sehr interessante und<br />
sicherlich informative Tagung verwiesen werden,<br />
an der neben Vertretern des VÖTB beinahe<br />
alle Trockenbauverantwortliche der verschiedenen<br />
Berufsschulen teilgenommen<br />
haben. Insgesamt kann festgestellt werden,<br />
dass die Lehrpläne, entsprechend der Notwendigkeiten<br />
in den einzelnen Bundesländern und<br />
Regionen adaptiert sind und auch die davon<br />
profitierenden Betriebe eine positive Resonanz<br />
beibringen. Insgesamt ist es ein Anliegend es<br />
VÖTB-Updates<br />
Trockenbau<br />
im stetigen<br />
Aufwind<br />
Die letzten Monate waren im VÖTB wieder sehr arbeitsintensiv:<br />
mehrere Arbeitsgruppen arbeiten am Themenkreis „Lehrlinge“<br />
- von den Grundlagen der Ausbildung, über verbesserte<br />
Bedingungen für ausbildende Betriebe, bis hin zur im April<br />
angelaufenen Jugendkampagne des VÖTB können wir von<br />
vielen Einzelgesprächen und einigen Sitzungen berichten.<br />
VÖTB alle Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
in der Branche zu erfassen und<br />
sukzessive in ein, den Beruf begleitendes Schema<br />
zu setzen. So soll den Mitarbeitern und den<br />
Betrieben ein starkes Bildungskonzept geboten<br />
werden, das der Branche zukünftig gute Dienste<br />
leistet. Nicht zuletzt ist auch das ein Beitrag<br />
des VÖTB zur Stärkung des Images des<br />
Trockenbaus.<br />
IMAGE- & JUGENDKAMPAGE<br />
Im April 20<strong>10</strong> ist, zunächst als Pilotprojekt,<br />
und ab September in allen Bundesländern, die<br />
Image- und Jugendkampagne des VÖTB<br />
gestartet. Sie ruht auf mehreren „Standbeinen“:<br />
dem Stunt-Team, bestehend aus vielen<br />
mobilen Mitgliedern, die in Schulen die Initiative,<br />
den Beruf, die Lehre und die Karrierechancen<br />
darlegen und den Websites, allen<br />
voran die „Homebase“ der Kampagne,<br />
www.stunt-team.at, sowie die Präsenzen auf<br />
den sogenannten Web 2.0 Seiten, wie facebook.com,<br />
youtube.com und ähnlichen.<br />
Insgesamt erfüllt die Kampagne den angesetzten<br />
Plan mehr als erhofft. Für die intensive<br />
Zeit der Schulbesuche ab Ende September<br />
sind alle Erfordernisse schon jetzt erreicht.<br />
SCHULBESUCHE IN IHRER NÄHE<br />
Der VÖTB bringt das Stunt-Team in Ihre<br />
Nähe. Wenn Sie selbst Lehrlinge ausbilden<br />
und stets neue suche, melden Sie sich im Verbandsbüro<br />
und nennen Sie uns jene Schulen<br />
(Hauptschulen, Polytechnische Schulen) in<br />
Ihrer Nähe, die Sie gemeinsam mit dem Stunt-<br />
Team besuchen wollen. Die professionelle<br />
Infokampagne soll auch Sie dabei unterstützen<br />
den geeigneten Kandidaten zu identifizieren.<br />
VÖTB-Jahrestagung Mitte Oktober<br />
Im heurigen Jahr wird der VÖTB seine Jahreshauptversammlung<br />
am 19. und 20. Oktober in Leogang (Salzburg) abhalten. Neben praxisnahen<br />
Fachvorträgen wird heuer die Firma Rockwool die Tagung<br />
unterstützen, die ein interessantes Programm gestalten wird. Wir<br />
freuen uns, Sie auch heuer wieder beim traditionellen Treffen der<br />
heimischen Trockenbauelite zu sehen.<br />
22 TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong>
BRANCHENKENNZAHLEN<br />
Der VÖTB hat eine Studie über das Marktvolumen<br />
des Trockenbaus in Auftrag gegeben, die<br />
neben den Verarbeitern auch den Industriebetrieben<br />
auf den Zahn gefühlt hat. Das Ergebnis<br />
kann sich sehen lassen. Die etwa 350 Trockenbaubetriebe<br />
in Österreich konnten 2009 ca. 690<br />
Mio. Euro erwirtschaften – das ist im Vergleich<br />
zu 1999 eine Vervierfachung des Marktvolumens<br />
– und trotz Krise ist die Tendenz mindestens<br />
gleichbleibend, wenn nicht noch besser. Im<br />
Gesamtumsatz sind etwa 36 Prozent Materialleistung<br />
und 64 Prozent Arbeitsleistung enthalten.<br />
Die gute Nachricht ist, dass die Plattenindustrie<br />
mit Ende Juli 20<strong>10</strong> bereits 7 Prozent<br />
über dem Vorjahr lag und damit einen Pro<br />
Kopf Verbrauch bei Gipskarton- bzw. bei<br />
Gipsfaserplatten von etwa 3,5 Quadratmetern<br />
erreichen konnte. 2014 soll die 4 Quadratmeter<br />
Grenze überschritten werden.<br />
Der Trockenbau kann in diesen Bereichen<br />
auf signifikante Steigerungsraten verweisen:<br />
Im Sanierungsbereich (vor allem oberste<br />
Geschoßdecke), im Nicht-Wohnbau (Büros,<br />
Spitäler, Hotels, etc. - schon 60 Prozent aller<br />
Innenausbauten werden mit Gipskarton- oder<br />
Gipsfaserplatten durchgeführt), im Wohn-<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
IM GESPRÄCH: Die Jahrestagung des VÖTB wird<br />
dieses Jahr vom Sponsor Rockwool unterstützt.<br />
Im lockeren Rahmen können sich Verarbeiter und<br />
Industrie austauschen.<br />
hausbau (1-2 Familienhäuser, Sozialer Wohnbau,<br />
Genossenschaftswohnungen und Eigentumswohnungen:<br />
derzeit liegt der Trockenbauanteil<br />
im Innenbau bereits bei 42 Prozent)<br />
und bei Trockenunterböden, die seit 2009<br />
zweistellig angestiegen sind.<br />
Insgesamt weisen die Daten dem trockenen<br />
Innenausbau eine äußerst rosige<br />
Zukunft aus.<br />
Information<br />
AKTUELL<br />
Geschäftsführer<br />
Mag.(FH) Stephan Blahut<br />
widmet sich aktiv den<br />
Anliegen seiner<br />
VÖTB-Mitglieder.<br />
Kontakt:<br />
s.blahut@trockenausbauer.at;<br />
+43(0)1 567 36 33-30<br />
23<br />
Foto: Fotoschuster
AKTUELL<br />
Jubiläum mit vielen Rufzeichen!<br />
150 Jahre<br />
Ingenieurkonsulenten<br />
Das Jubiläum des Berufsstandes der Ingenieurkonsulenten wurde mit<br />
einer mehrtägigen Fachveranstaltung Mitte Juni im Austria Center Vienna<br />
abgehalten. Die Vertreter des Berufsstandes hielten fest, dass beispielsweise<br />
Veränderungen im Ausschreibungs- und Verwaltungswesen<br />
die Arbeit der Baubranche reibungsloser und transparenter machen<br />
könnten. Reformen in vielen Bereichen seien dringend notwendig.<br />
Brisante Themen standen auf der Tagesordnung,<br />
die anlässlich des 150 Jahre<br />
Jubiläums der Ingenieurkonsulenten in<br />
Wien thematisiert wurden. Großer Anklagepunkt:<br />
Eine Verwaltungsvereinfachung. Sie<br />
würde dem Berufsstand einiges an mühevoller<br />
Arbeit ersparen: „Bereits 1860 hat Kaiser Franz<br />
Joseph I. eine große Privatisierungswelle gestartet<br />
und den Berufsstand des Zivilingenieurs ins<br />
Leben gerufen“, so DI Josef Robl, Kammer-<br />
Vizepräsident und Vorsitzender der Bundessektion.<br />
„Zivilingenieure sollten schon damals Leistungen<br />
der öffentlichen Hand übernehmen,<br />
die in Wahrheit besser und effizienter durch<br />
beeidete Privatpersonen erbracht werden konnten.<br />
Dieses Rezept hat bis heute Gültigkeit.“<br />
Doch wie Best-Practice-Beispiele (z. B. Wien<br />
mit einer weitgehend „privatisierten“ Bauordnung)<br />
zeigen, bestehe enormes Potential für<br />
24<br />
Verwaltungsvereinfachungen und gleichzeitiger<br />
Einsparung öffentlicher Mittel. Auch die Dauer<br />
der Verfahren könne so auf einen Bruchteil der<br />
Zeit reduziert werden. Zusätzlich sollten<br />
zukünftig laut Robl Zivilingenieure und Ingenieurkonsulenten<br />
als nichtamtliche Sachverständige<br />
in Bauverfahren beigezogen werden:<br />
„Sie agieren als verlängerter Arm der Behörde,<br />
sind beeidet, unabhängig und eigenverantwortlich.<br />
Diese für alle Beteiligten ideale Kombination<br />
sollte weiter forciert werden.“<br />
Weiteres großes Thema der Fachtagung war<br />
dem Kampf gegen den „Normen-Wildwuchs“<br />
gewidmet. Im Jahr 2000 bestanden etwa<br />
<strong>10</strong>.000 Normen in Österreich, 2006 waren sie<br />
doppelt so hoch. 20<strong>10</strong> wurde diese Zahl nochmals<br />
auf rund 22.000 Normen erhöht. Zivilingenieure<br />
und Ingenieurkonsulenten müssen<br />
die jeweils zutreffenden Normen nicht nur<br />
KLARE WORTE.<br />
DI Josef Robl und DI Clemens Neuber stellten<br />
Erfahrungswerte aus ihrem Berufsstand in den<br />
Vordergrund.<br />
kennen, sondern (bei jeder Änderung) kostenpflichtig<br />
gemeinsam mit zahlreichen Nachfolgekosten<br />
erwerben. In diesem Zusammenhang<br />
hielt Robl fest, dass die Bundessektion<br />
natürlich für Normen sei, wo es sinnvoll ist.<br />
Doch er wies darauf hin, dass die Aufstellung<br />
von Normen mit Verantwortung für die Wirtschaft<br />
und den Gesetzgeber gekoppelt sei, und<br />
weitgehend kostenfrei erfolgen sollte. Damit<br />
stehe auch Innovationen und Entwicklungen<br />
nachhaltiger <strong>Lösungen</strong> nichts im Wege.<br />
AUSSCHREIBUNGEN NACH QUALITÄT<br />
Das bekannte Billigstbieterprinzip, welches in<br />
den meisten Fällen bei Ausschreibungen zur<br />
Geltung kommt, bereitet nicht nur den Architekten,<br />
Ingenieuren und Ziviltechnikern Kopfzerbrechen.<br />
Auch in der Politik wurde bereits<br />
eine Diskussion drüber in Gang gesetzt. „Das<br />
Billigstbieterprinzip ist ein großes Problem für<br />
die Qualität, Nachhaltigkeit und Life Cycle<br />
Costs von Investitionen“, erklärt DI Robl.<br />
Gemeinsam mit stellvertretenden Vorsitzenden<br />
DI Clemens Neuber thematisierte er<br />
alternative Modelle, wie das QBS-System<br />
(Quality Based Selection ) welches in den USA<br />
bereits Schule machte. Mit dem unkalkulierbaren<br />
Risiko des Aufftraggebers könne, laut<br />
Robl und Neuber, mit einer erweiterten Vergabe-Handhabung<br />
besser umgegangen werden.<br />
Die Hauptforderung stellte im Zuge der<br />
Fachveranstaltung jedoch die Forderung nach<br />
der Wiedereinführung des Zivilingenieurs dar.<br />
Robl und Neuber betonten in ihren Aussagen,<br />
dass Zivilingenieure im Gegensatz zu Ingenieurkonsulenten<br />
auch die Berechtigung zur<br />
Projektumsetzung hätten. Beide Möglichkeiten,<br />
einerseits der Beratung durch den Ingenieurkonsulten<br />
andererseits der Gesamtumsetzung<br />
als Zivilingenieur seien für den Berufsstand<br />
von großes Bedeutung.<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Foto: Arching
Foto: LogicLine<br />
Umfrage<br />
Eine online-Umfrage zeigt auf,<br />
dass Ladungssicherung trotz<br />
zahlreicher Unfälle durch<br />
verlorenes Ladegut immer noch<br />
vernachlässigt wird.<br />
Im Zeitraum Mai bis Juni 20<strong>10</strong> wurden<br />
Besucher der LogicLine website gefragt:<br />
„Wie sichern Sie Ihre Ladung?“ 27,6 % der<br />
User meinten „Einfach rauf auf die Pritsche<br />
und losfahren“. 28,7 % der Besucher gaben an,<br />
selbst gebaute Transportkisten und Lastenträger<br />
einzusetzen. Weniger als die Hälfte der<br />
Besucher erklärte, geprüfte Produkte von<br />
gewerblichen Herstellern zu verwenden.<br />
Für LogicLine Geschäftsführer Mag. Peter<br />
Knor ein Alarmzeichen: „Das bedeutet, dass<br />
auf jedem zweiten Pritschenfahrzeug die<br />
Ladung gar nicht oder nur unzulänglich gesichert<br />
ist – mit den bekannten Folgen für den<br />
Straßenverkehr.“ Auch mit den selbst gebauten<br />
Transportkisten und -gestellen geht er hart<br />
ins Gericht: „Viele Fahrer unterschätzen die<br />
Kräfte, die bei einem Bremsmanöver oder bei<br />
Kurvenfahrten auf die Ladung einwirken. Das<br />
Ergebnis ist dann verlorenes Ladegut auf der<br />
Straße oder ein Schleudern und Ausbrechen<br />
des Fahrzeugs.“<br />
Bedeutung gewinnt die korrekte Ladegutsicherung<br />
in jüngster Zeit durch die Tatsache,<br />
dass Klein-LKW und Pritschenfahrzeuge heute<br />
leistungsstärker und mit höheren Geschwindigkeiten<br />
unterwegs sind als noch vor wenigen<br />
Jahren. Im Zuge dieser Entwicklungen wurden<br />
auch die Bremssysteme den heutigen Standards<br />
angepasst. Durch die höhere Beschleunigung<br />
und Verzögerung steigen beim Anfahren<br />
und Bremsen die Belastungen auf die<br />
transportierten Güter und die Zentrifugalkräfte<br />
in den Kurven. Elektronische Sicherheitssysteme<br />
der Pritschen unterstützen die Fahrer in<br />
prekären Situationen, haben aber natürlich<br />
keinen Einfluss auf die Beladungssituation.<br />
„Die Ladung muss so gesichert sein, dass sie<br />
unter normalen Fahrbedingungen, also auch<br />
bei einer Notbremsung, einem Ausweichmanöver<br />
oder schlechten Straßen nicht verrutscht<br />
oder gar von der Pritsche fällt. Nur eine<br />
geringfügige Bewegung ist zulässig“, betont<br />
Ing. Konrad Rainer von der Fahrerakademie<br />
des ÖAMTC. Die Details dazu sind im VDI<br />
2700 Blatt 16 klar definiert. „Auch wenn eine<br />
Norm keinen Gesetzescharakter hat, wird sie<br />
bei einem Unfall als Grundlage für eine Entscheidung<br />
über die Richtigkeit der Ladungssicherung<br />
herangezogen“ so Rainer weiter.<br />
„Richtige Ladegutsicherung ist mit geprüften,<br />
aufeinander abgestimmten Systemen<br />
natürlich wesentlich effektiver umzusetzen, als<br />
mit selbst gebauten Hilfsmitteln“, weiß Rainer,<br />
der seit Jahren Schulungen und Beratungen zu<br />
diesem Thema durchführt, aus Erfahrung.<br />
Aufgrund zahlreicher Unfälle mit Todesfolge<br />
hat der Gesetzgeber in Österreich die Strafen<br />
für mangelhafte Ladungssicherung deutlich<br />
erhöht. Nur wenigen ist bewusst, dass<br />
sowohl der Zulassungsbesitzer, als auch der<br />
Lenker, der Verlader und Anordnungsbefugte<br />
für die vorschriftsmäßige Ladungssicherung<br />
AKTUELL<br />
56 % der Klein-LKW-Fahrer<br />
missachten Ladungssicherung<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
verantwortlich sind und dafür auch haftbar<br />
gemacht werden. Verstöße gegen diese<br />
Ladungssicherungsvorschriften können mit<br />
Geldstrafen bis zu 5.000 Euro geahndet werden.<br />
Dem Fahrer droht zusätzlich zur Geldstrafe<br />
eine Vormerkung im Führerscheinregister.<br />
Die AUVA kann allfällige anfallende<br />
Kosten auf dem Regressweg zurückfordern.<br />
Die Gesetze sind also da. Was man im Sinne<br />
der Verkehrssicherheit braucht, ist mehr aufklärende<br />
Kontrolle für die Belader und Lenker<br />
von Pritschenfahrzeugen, nicht nur bei schweren<br />
LKWs. Vermutlich wird mehr Ladegut<br />
von Klein-LKWs verloren als von schweren<br />
Sattelschleppern - was man auch tagtäglich<br />
auf div. Straßen selbst feststellen kann. Einerseits<br />
durch geprüfte Produktreihen wie Transportboxen,<br />
Racks und Planen für Pritschenfahrzeuge,<br />
andererseits durch die Unterstützung<br />
von Schulungen und Informationsplattformen.<br />
Bei Verwendung der optimalen Ausstattung<br />
der Pritschenfahrzeuge wird nicht nur<br />
die Verkehrssicherheit erhöht, sondern auch<br />
die Be- und Entladung effizienter, Werkzeug<br />
und Material nicht beschädigt.<br />
INFOS: www.sicher-transportiert.at<br />
SICHER.<br />
Verstöße gegen<br />
die Vorschriften<br />
können mit Geldstrafen<br />
bis zu Euro<br />
5.000 geahndet<br />
werden.<br />
25
PRAXIS<br />
Schallabsorber im historischen Gebäude am Schwarzenbergplatz Nr. 11<br />
Die Agentur der Europäischen<br />
Union für Grundrechte (FRA)<br />
setzt auf modernste Technik<br />
Der Sitz der Agentur der Europäischen Union für<br />
Grundrechte befindet sich seit kurzem am Wiener<br />
Schwarzenbergplatz. Der Hof des historischen<br />
Gebäudes wurde mit einem Wetterschutz versehen,<br />
damit dieser geschichtsträchtige Innenhof auch für<br />
diverse Veranstaltungen genutzt werden kann. Um<br />
auch die entsprechende Akustik zu erhalten, mussten<br />
schallabsorbierende Maßnahmen durch die Firma<br />
KAEFER ergriffen werden. Bei dieser Spezialkonstruktion<br />
kamen modernste Materialien, zur<br />
vollsten Zufriedenheit der Auftraggeber, zum Einsatz.<br />
26<br />
PRÄZISE. Das exakte Natur-Maß wird<br />
ermittelt und in aufwendigen Plänen<br />
zur Produktion der Folien-<br />
Bahnen dargestellt.<br />
Diese Arbeiten erfordern<br />
höchste Präzision und<br />
gewährleisten erst<br />
den Erfolg in der<br />
termingerechten<br />
Ausführung.<br />
POMPÖS. Der Innenhof des geschichtsträchtigen<br />
Bauwerks am Schwarzenberplatz Nr. 11 wurde mit<br />
einem Glasdach versehen und durch die Einbringung<br />
modernster Akustikprodukte für diverse Veranstaltungen<br />
nutzbar gemacht. Eine notwendige<br />
Maßnahme, die optisch kaum wahrnehmbar ist<br />
und damit die Architektur in keiner Weise „stört“.<br />
Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte soll Einrichtungen<br />
und Behörden der Gemeinschaft und ihrer Mitgliedstaaten<br />
bei der Umsetzung des Gemeinschaftsrechtes in<br />
Grundrechtsfragen zur Seite stehen und ihnen Informationen und<br />
Fachkenntnisse bereitstellen. Diese sollen die Länder bei der Festlegung<br />
von Maßnahmen oder Aktionen unterstützen. Die Agentur kooperiert<br />
eng mit anderen nationalen und europäischen Einrichtungen und<br />
Behörden. So entwickelt sich eine fruchtbare Kooperation mit dem<br />
Europarat und der Zivilgesellschaft. Ein Schritt dahin ist die Errichtung<br />
der Plattform für Grundrechte.<br />
Für solch hohe Ziele braucht es auch die richtigen Räumlichkeiten.<br />
Am Wiener Schwarzenbergplatz, Haus Nummer 11, fand die Agentur<br />
in einem Gebäude der UNIQA den geeigneten Platz. Im ehemaligen<br />
Wohnhaus Gutmann, 1875 / 1876 Ecke Gußhausstraße (4. Bezirk)<br />
nach Plänen von Heinrich Claus und Joseph Groß erbaut, hat die EU<br />
ihre European Union Agency for Fundamental Rights, kurz FRA (Fundamental<br />
Rights Agency), untergebracht. Dieses geschichtsträchtige<br />
Haus wurde mehrfach von den verschiedensten nationalen und internationalen<br />
Einrichtungen genutzt. Im Jahr 2005 beherbergte es, während<br />
der heißen Phase der Renovierung des altehrwürdigen Justizpalastes,<br />
die Zivilrichter. Das Schmuckstück des Objektes ist zweifelsfrei<br />
der lichtdurchflutete Innenhof, der durch ein Glasdach wetterfest<br />
gemacht wurde. Nachdem man die Sicherheitsschleuse am großen Tor<br />
des Gebäudes passiert hat, gelangt man über eine breite Treppe in dieses<br />
prächtige Atrium. Durch die schallakustischen Maßnahmen der Fa.<br />
KAEFER kann dieser zusätzliche Raum nun auch für diverse Veranstaltungen<br />
genutzt werden.<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: KAEFER
VISIONEN VON TRANSPARENZ<br />
Zum Einsatz kam dabei ein innovatives Spezialprodukt der Fa. KAE-<br />
FER, der MICROSORBER ® -Schallabsorber. Es handelt sich dabei um<br />
transparente, transluzente sowie bedruckte Folien und Kunstglasscheiben,<br />
die den Reflexionsschall und die Nachhallzeit senken. Durch die<br />
eingesetzte Mikroperforation zwischen 0,2 Millimeter und 0,8 Millimeter<br />
gelingt es dem MICROSORBER ® eine hohe raumakustische Wirksamkeit<br />
zu erreichen und ein perfektes „Wohl-fühl Klima“ zu schaffen.<br />
Dieses System steht für eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung und war somit die beste Wahl, um diesem wunderschönen<br />
Innenhof die beste Akustik zu geben.<br />
IN LUFTIGER HÖHE<br />
Die Fa. KAEFER ist bekannt für Ihre sehr gut ausgebildeten Mitarbeiter,<br />
die nicht das Problem, sondern die fertige Lösung sehen. Es ist wohl<br />
nicht jedermanns Sache, in einer Höhe von 28 m seine Arbeit zu verrichten,<br />
doch auch dafür gibt es die richtigen Spezialisten. Innerhalb von<br />
<strong>10</strong> Tagen waren die Folien von drei Fachleuten fertig montiert, was nur<br />
dadurch möglich war, weil die aufwendigen Planungsarbeiten exakt<br />
durchgeführt und eingehalten wurden. Es hieß das Natur-Maß der einzelnen<br />
Glasfelder der Dachkonstruktion zu bestimmen und in detaillierte<br />
Pläne, Informationen zur Anfertigung der Folien-Bahnen im Werk in<br />
Bremen, einzutragen. Jede MICROSORBER ® -Bahn wurde in einer vorher<br />
angebrachten Konsole, unterhalb des fertigen Glasdachs, montiert.<br />
Auf die genaue Teilung der Glasfelder im Dach musste dabei zwingend<br />
Bedacht genommen werden. Diese akustische Maßnahme ist eigentlich<br />
optisch kaum wahrnehmbar und „stört“ somit in keinster Weise die<br />
Architektur dieses Atriums. „Der spannendste Moment ist für uns alle,<br />
wenn wir die fertigen Bahnen einhängen. Dann zeigt sich, ob wir exakt<br />
geplant und projektiert haben; Fehler würden sich in dieser Phase nicht<br />
mehr korrigieren lassen“, bringt es der Projektleiter Herr Silvester Biro<br />
auf den Punkt. Wieder eine gelungene Arbeit, die sich mit den Spezialprodukten<br />
der Fa. KAEFER und deren Fachkräften termingetreu zur<br />
vollsten Zufriedenheit des Bauherrn umsetzen ließ.<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal<br />
Objekt:<br />
Schwarzenbergplatz Nr. 11, <strong>10</strong>40 Wien,<br />
FRA Agentur der EU für Grundrechte<br />
Akustische Maßnahmen:<br />
Fa. Kaefer Isoliertechnik Ges.mbH, 1230 Wien<br />
Projektleitung:<br />
Herr Silvester Biro<br />
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
BAUSTELLENTAFEL
PRAXIS<br />
11. Jahrhundert trifft Gegenwart<br />
Burg Perchtoldsdorf –<br />
ein Musterbeispiel<br />
gelungener Revitalisierung<br />
Nach dem erfolgreichen Umbau der Burg Perchtoldsdorf wurde sie im<br />
Juni feierlich wiedereröffnet. Die Mauern aus dem 11. Jahrhundert<br />
beherbergen jetzt ein modernes Veranstaltungszentrum für Kulturund<br />
Business-Events, Feste aller Art, Messen und Kongresse.<br />
Das Musterbeispiel an Revitalisierung begeisterte diese Saison<br />
bei den Sommerfestspielen die „Hamlet“-Fans.<br />
HARMONIE. Diese gelungene Revitalisierung entstand durch eine architektonische Meisterleistung.<br />
Der Startschuss für den zeitgemäßen<br />
Umbau sowie die behutsame Erweiterung<br />
fiel im Winter 2008. In einer<br />
architektonischen Meisterleistung wurde die<br />
Erschließung der Burg neu <strong>org</strong>anisiert, ein<br />
Zubau mit einem neuen Veranstaltungssaal im<br />
Untergeschoß samt flächenmäßig angepassten<br />
Foyers und Nebenräumen entwickelt und<br />
dabei das äußere Erscheinungsbild des historischen<br />
Bauwerkes weitgehend unverändert<br />
belassen. Ein neuer 400 Personen fassender<br />
Saal wurde installiert, der Konzerten und den<br />
„Sommerspielen Perchtoldsdorf“ eine wetterfeste<br />
Ersatzspielstätte bietet. Er befindet sich,<br />
über Treppen und Lift erreichbar, eine Etage<br />
unter dem Eingangsniveau. Der Saal ist teilweise<br />
mit Hub-Podesten ausgestattet, sodass<br />
der Raum für die verschiedensten Veranstaltungen<br />
verwendet werden kann. Im Eingangsniveau<br />
wurde eine Galerie mit Regieplatz und<br />
28<br />
eben erreichbaren Behinderten-Sitzplätzen<br />
errichtet. Die Galerie ist mit abdunkelbaren<br />
Glasflächen optisch mit dem Foyer verbunden.<br />
ALLES INS RECHTE LICHT GERÜCKT<br />
Der neue Zugang erfolgt nun über ein breites<br />
Hauptportal, das in die ostseitige Burgmauer<br />
gesetzt wurde – somit rückt die Burg noch näher<br />
an den Marktplatz des Ortes heran. Der reprä-<br />
sentative, neu geschaffene Vorplatz bietet sich als<br />
Festplatz für allerlei Gelegenheiten an. Das Vestibül<br />
mit seinem 5 Meter breiten Glasdach, das<br />
sich zwischen Westfassade und Parkplatz spannt<br />
und den Blick auf den langgestreckten Palas frei<br />
gibt, ist Bindeglied zwischen Alt und Neu. Es<br />
erschließt, vielseitig nutzbar, das gesamte „Innenleben“<br />
der Burg und dient mit seiner Bar auch<br />
als Pausenzone mit einem neu entstandenen<br />
kleinen Burghof. Einem idyllischen Innenhof,<br />
der die alte gotische Burg so richtig in Szene setzt<br />
und die bisher „vergessene“ Nordseite mit dem<br />
kaum beachteten, jetzt restaurierten Fassadenturm<br />
und einer nur noch selten anzutreffenden<br />
gotischen Fenstergruppe, ins Blickfeld rückt.<br />
Auch der alte Festsaal im Obergeschoß des<br />
Altbestandes, der mittlerweile mit einer<br />
modernen Lüftungsanlage ausgestattet wurde,<br />
sonst aber baulich unverändert blieb, ist über<br />
das Vestibül erschlossen, zum anderen über<br />
den neu entstandenen „UNIQA-Hof“. Auch<br />
der Vorbereich des Festsaales präsentiert sich<br />
nun als ein attraktives, großzügiges Foyer.<br />
Über einen großen, auskragenden Glaserker<br />
wird eine direkte Sichtverbindung zur mächtigen<br />
gotischen Pfarrkirche und zum Wehrturm<br />
hergestellt.<br />
ZUVERLÄSSIG UND KOMPETENT<br />
Diese zwei Schlagwörter beschreiben wohl<br />
die wichtigsten Anforderungen, die diese<br />
Die Umsetzung der gestalterischen Ideen<br />
mit ständiger Reaktion auf die auftauchenden<br />
Zwänge des Bestandes sowie die zurückhaltende<br />
Detailausbildung mit ausgewählten<br />
Materialien und ihrer Farbgebung erzeugen<br />
letztendlich die harmonische Gesamtwirkung.<br />
DI Gerhard Moßburger,<br />
Architekt<br />
TROCKENBAU Journal 3 20<strong>10</strong><br />
Fotos: Toni Rappersberger
außergewöhnliche Sanierung mit sich brachte.<br />
Alle Facetten des Trockenbaus wie Zwischenwände,<br />
abgehängte Zwischendecken,<br />
WC-Trennwände sowie die Herstellung aller<br />
Holzinnentürelemente beinhaltete dieser<br />
außergewöhnliche Auftrag. Die Herausforderungen<br />
im Theatersaal waren spezielle<br />
Holzakustikverkleidungen aus MDF-Platten<br />
sowie eine Akustikdecke, die dem begeisterten<br />
Besucher ein optimales Hörvergnügen<br />
garantieren. Erleichtert zeigte sich Herr Ing.<br />
Voit (GF der Fa. R&M Tüchler) über die termingerechte<br />
Fertigstellung, da im Rahmen<br />
einer umfassenden Sanierung immer unvor-<br />
hersehbare Situationen eintreten können, die<br />
ein rasches Reagieren vor Ort nötig machen.<br />
Für diese Fälle waren die Bauleiter Adler und<br />
Pichlbauer bestens gerüstet und konnten so<br />
auch die besonderen, logistischen Anforderungen,<br />
die sich durch die exponierte, unterirdische<br />
Lage des Theatersaales ergaben,<br />
lösen. Hier ist durch die Architektur und die<br />
handwerklichen Leistungen eine perfekte<br />
Symbiose von Alt und Neu gelungen. Die Fa.<br />
R&M Tüchler konnte aufgrund ihrer jahrelangen<br />
Erfahrung und dem technischen Wissen<br />
die hohen Anforderungen des Bauherrn<br />
erfüllen.<br />
PRAXIS<br />
MODERN. Die Burg präsentiert sich neu als<br />
modernes, zeitgemäßes Veranstaltungszentrum.<br />
BAUSTELLENTAFEL<br />
Objekt:<br />
Veranstaltungszentrum<br />
Burg-Perchtoldsdorf<br />
Bauherr:<br />
Marktgemeinde<br />
Perchtoldsdorf,<br />
2380 Perchtoldsdorf<br />
Projektsteuerung:<br />
Arch. DI Toifel,<br />
2380 Perchtoldsdorf<br />
Ausführungsplanung:<br />
Arch. DI Moßburger,<br />
<strong>10</strong>30 Wien<br />
Örtliche Bauaufsicht:<br />
Ingenieurbüro Puffing,<br />
80<strong>10</strong> Graz<br />
Verarbeiter:<br />
R&M Tüchler, 1140 Wien<br />
Ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit
PRAXIS<br />
Twin City Liner – AHOI<br />
Neue Anlegestelle<br />
für den Twin City Liner<br />
Das neueste Schmuckstück der Hauptstadt<br />
ist derzeit ohne Zweifel die Anlegestelle<br />
des Twin City Liners. Der stählerne<br />
Bau, der durch seine Schiffsform eindeutig<br />
auf die Funktion als Hafen für Wien-Bratislava-Pendler<br />
aufmerksam macht, war für die<br />
ausführenden Firmen wegen der Komplexität<br />
eine interessante Herausforderung. „Besonders<br />
die Arbeiten im vergangenen strengen Winter<br />
mit Schneefall und niedrigen Temperaturen<br />
gestalteten sich nicht einfach“, erinnert sich GF<br />
Christian Mauroschek (rhtb:projekt). Ein wichtiges<br />
Kriterium war die genaue Einhaltung des<br />
Terminplans, da die Montage im Zusammenspiel<br />
mit den Haustechnikgewerken ablaufen<br />
musste. „Unser Bauleiter vor Ort, Manfred<br />
Schütter, koordinierte die Arbeiten zur vollsten<br />
Zufriedenheit“, hebt Mauroschek diesen wichtigen<br />
Mann als Bindeglied zwischen den<br />
Gewerken während des Baus hervor.<br />
GEMEISTERTE HERAUSFORDERUNGEN<br />
Anstelle eines herkömmlichen Zementestrichs<br />
wurde auf Grund des hohen Installationsgrades<br />
ein trockener Hohlboden Typ Mero Combi-<br />
30<br />
SCHNITTIG. Das neueste<br />
Schmuckstück der Hauptstadt<br />
ist sicherlich die Anlegestelle<br />
des Twin City Liners.<br />
Wien ist um eine Attraktion reicher: Die neue Schiffsanlegestelle<br />
des Twin City Liners, der zwischen Wien und Bratislava fährt,<br />
passt sich mit seiner außergewöhnlichen Form an das Ufer des<br />
Donaukanals an und bietet mehr als nur Ein-und Aussteigen für<br />
die Passagiere. Der Innenausbau des 126 Meter langen Stahlbaus<br />
erforderte viel Liebe zum Detail, nicht zuletzt, da er zahlreiche<br />
individuell genutzte Räumlichkeiten, wie ein Restaurant,<br />
Wartezonen und Geschäfte, hervorbringen sollte.<br />
T36 eingebaut. Der Hohlboden wurde teils mit<br />
Fliesen und Parkett belegt. Spezielle, teils wasserdichte<br />
Revisionsöffnungen als Zugang zu den<br />
diversen Installationen mussten berücksichtigt<br />
werden; Gully’s ebenso zweckmäßig integriert.<br />
Im Küchenbereich wurde aufgrund hoher<br />
Anforderungen, ein spezieller zementgebundener<br />
Hohlboden in der höchsten Feuchtigkeitsklasse<br />
W4 (geeignet für Großküchen) verlegt.<br />
Die großen Herausforderungen der Verarbeitung<br />
der Hohlböden waren sicherlich Aufständerungshöhen<br />
von 200mm bis <strong>10</strong>00mm<br />
(in den hoch installierten Bereichen teilweise<br />
mit Überbrückungsprofilen) - als aussteifende<br />
Wirkung bei Höhen ab 500mm mit Rasterstä-<br />
TRENDIG.<br />
Ein Highlight<br />
ist sicherlich der<br />
Innenausbau des<br />
126 Meter langen<br />
Stahlbaus,<br />
der Liebe zum<br />
Detail zeigt.<br />
ben zusätzlich versehen - sowie die Verlegung<br />
auf geneigten Unterböden und Rampenausbildungen<br />
bei diversen Zu- und Ausgängen.<br />
INNENRAUM MIT HIGHLIGHTS<br />
Der Ausbau erfolgte ausschließlich in Trockenbau.<br />
Gipskartonständerwände in allen Varianten<br />
kamen zur Ausführung. Im Küchenbereich<br />
kamen spezielle Platten für die Feuchtigkeitsbeanspruchung<br />
zum Einsatz. Alle<br />
Anschlüsse zum Trapezblech im Deckenbereich<br />
mussten gleitend ausgeführt werden. Es<br />
wurden Deckendurchbiegungen bis zu 60mm<br />
(bedingt durch die Stahlbauweise) aufgenommen.<br />
Aus Gründen der hohen Installations-<br />
Fotos: Mauroschek
PRÄZISE. Die größte Herausforderung<br />
stellten jedoch die Säulenanschlüsse<br />
aus Aluplatinen, zweigeteilt mit<br />
offener Fuge dar.<br />
dichte wurden in den Nassgruppen freistehende<br />
Wände mit Formrohkonstruktion hergestellt.<br />
Entscheidendes Kriterium war die Koordination<br />
der Arbeitsabläufe mit den Elektro-<br />
Gewerken, HKLS um die komplexen Installationen<br />
in den Wänden unter zu bringen.<br />
Schräge Wände gefliest, mit einer speziellen<br />
aussteifenden Unterkonstruktion und gleitendem<br />
Deckenanschluss, sind eines der Highlights<br />
im fertigen Objekt. Glasoberlichten im<br />
Küchenbereich s<strong>org</strong>en für natürliches Licht.<br />
Als Deckenunterschicht wurden Metalldekken<br />
in Langfeldformat mit Lochung, eingeklebten<br />
Akustikvlies und Mineralwollauflage (akustisch<br />
wirksam) abgehängt. Dabei stellte die<br />
schiffsähnliche Form des Gebäudes, mit den<br />
dadurch in Zusammenhang stehenden<br />
Anschlüssen der abgehängten Decke, eine Herausforderung<br />
dar. Auf Grund der starken Dekkendurchbiegungen<br />
sind keine starren<br />
Anschlüsse möglich und es mussten ausreichend<br />
Dehnfugen gebaut werden. Die Wandanschlüsse<br />
erfolgten, bedingt durch die Vielzahl an<br />
schrägen Wänden und Glasfassaden, mit eigenständig<br />
abgehängten U-Profilen als offene<br />
Fugen, die gleichzeitig zur Entlüftung dienen.<br />
Unzählige Deckeneinbauspots, herunter pendelnde<br />
Leuchten und unter der Decke geführte<br />
Zuluftkanäle, deren Abhängkonstruktionen<br />
durch die Decke geführt sind, erforderten in der<br />
Montage höchste Präzision und Zusammenarbeit<br />
mit den beteiligten Gewerken. Dazu kam,<br />
dass ein Teil der Decken schräg, mit der Dachneigung<br />
verlaufend, verlegt wurde. Die größte<br />
Herausforderung stellten jedoch die Säulenanschlüsse<br />
aus Aluplatinen, zweigeteilt mit offener<br />
Fuge dar. Da die Säulen in mehreren Richtungen<br />
geneigt stehen, mussten eigene Schablonen<br />
vor Ort angefertigt werden, um die ovalen Ausnehmungen<br />
der Platinen zu ermitteln.<br />
TROCKENES ZAHLENSPIEL<br />
Nachdem rund 500 Quadratmeter Trockenbauwände,<br />
500 Kilogramm Stahlunterkonstruktionen,<br />
1<strong>10</strong>0 Quadratmeter Hohlboden,<br />
<strong>10</strong>00 Quadratmeter Metalldecken und <strong>10</strong>0<br />
Quadratmeter Gipskarton Decken verlegt und<br />
eingearbeitet wurden, konnte das Bauwerk am<br />
15. Juli, zur Zufriedenheit aller Beteiligten, seiner<br />
Bestimmung übergeben werden.<br />
BAUSTELLENTAFEL<br />
Projekt:<br />
Anlegestelle<br />
Twin City Liner<br />
Bauherr:<br />
Wiener Donauraum<br />
Länden und Ufer<br />
Betriebs- und Entwicklungs<br />
GmbH, <strong>10</strong>20 Wien<br />
Architekten:<br />
Arch. Fasch und Fuchs,<br />
DI Reinhard Muxel,<br />
<strong>10</strong>60 Wien<br />
ÖAB:<br />
Vasco+Partner<br />
Ingenieure, 1190 Wien<br />
Verarbeiter:<br />
rhtb:projekt GmbH,<br />
Volkragasse 2, 1220 Wien<br />
Bauzeitraum:<br />
Jänner – Juli 20<strong>10</strong><br />
Ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit<br />
3 20<strong>10</strong> TROCKENBAU Journal 31