Seite 52 - 63 Partner und Dienstleister - Landvolk Niedersachsen
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<strong>Partner</strong> <strong>und</strong> <strong>Dienstleister</strong><br />
56<br />
Dr. Heinrich-<br />
Hubertus Helmke,<br />
Geschäftsführer DNZ<br />
Hohe Rüben- <strong>und</strong><br />
Zuckererträge lassen<br />
auf eine erfolgreiche<br />
Kampagne hoffen.<br />
Gute Rübenernte –<br />
dunkle Wolken aus Brüssel<br />
Die Rübenernte begann in Norddeutschland Anfang September sehr vielversprechend.<br />
Hohe Rüben- <strong>und</strong> Zuckererträge lassen auf eine erfolgreiche Kampagne 2011 hoffen.<br />
Getrübt wird die Freude darüber jedoch durch die jüngsten Pläne der EU-Kommission<br />
zur Reform der Zuckermarktordnung ab 2015. Die bewährte Quotenregelung <strong>und</strong> der<br />
Rübenmindestpreis werden seitens der EU-Kommission in Frage gestellt. Nach den<br />
harten Einschnitten seit 2006 <strong>und</strong> angesichts der veränderten Lage auf den Agrarmärkten<br />
wäre es verantwortungslos, dem europäischen Rübenanbau erneute Veränderungen<br />
der politischen Rahmenbedingungen zuzumuten. Die Europäische Rüben- <strong>und</strong><br />
Zuckerwirtschaft fordert auch mit Blick auf die Versorgungssicherheit geschlossen den<br />
Erhalt der bestehenden Zuckermarktregelungen.<br />
Nach einer durchschnittlichen Rübenernte 2010<br />
wurde die Anbaufläche im Verbandsgebiet des<br />
Dachverbands Norddeutscher Zuckerrübenanbauer<br />
e.V. (DNZ) 2011 gegenüber dem Vorjahr um 4.500 auf<br />
1<strong>52</strong>.000 ha ausgedehnt. Die Aussaat begann unter<br />
günstigen Bedingungen bereits Mitte März <strong>und</strong> war in<br />
der ersten Aprildekade im gesamten Verbandsgebiet<br />
nahezu abgeschlossen. Ausreichender Niederschlag<br />
sorgte für einen zügigen <strong>und</strong> gleichmäßigen<br />
Feldaufgang. Mit den trockenen <strong>und</strong> warmen<br />
Witterungsverhältnissen im Mai <strong>und</strong> Juni kamen die<br />
Rüben gut zurecht, der Reihenschluss war auf vielen<br />
Flächen bereits Anfang Juni erreicht. Sehr ergiebige<br />
Niederschläge im Juli <strong>und</strong> August ließen schließlich<br />
hervorragende Rübenbestände heranwachsen. Bereits<br />
zu Kampagnebeginn wurden durchschnittlich 61 t<br />
Rüben je Hektar geerntet bei einem Zuckergehalt von<br />
16,5 Prozent geerntet.<br />
Zuckerernte vielversprechend<br />
Unter zumeist trockenen Witterungsverhältnissen<br />
verliefen Ernte, Verladung <strong>und</strong> Transport im September<br />
<strong>und</strong> Oktober problemlos. Ende Oktober ergab die<br />
letzte Schätzung einen durchschnittlichen Rübenertrag<br />
von etwa 71 t/ha (2010 = 58,8) bei einem Zuckergehalt<br />
von r<strong>und</strong> 18 Prozent (2010 = 17,1). Daraus<br />
resultiert ein sehr guter Zuckerertrag von 12,8 t/ha<br />
(2010 = 10,1). Damit wird das langjährige Mittel um<br />
20 Prozent übertroffen. Die Gesamtabzüge für Erdbesatz<br />
<strong>und</strong> Kopfanteile liegenmit 8,2 Prozent im Mittel<br />
aller Zuckerfabriken deutlich unter den Werten von<br />
9,5 Prozent aus den vergangenen Jahren. Im Verbandsgebiet<br />
des DNZ werden in der Kampagne 2011<br />
aus insgesamt etwa 10,7 Mio.t Rüben (Vorjahr: 8,8)<br />
r<strong>und</strong> 1,7 Mio. t Zucker (2010: 1,2) gewonnen. Die Verarbeitung<br />
der Rüben erfolgte in den zur Nordzucker<br />
AG gehörenden niedersächsischen Werken Clauen,<br />
Nordstemmen, Schladen <strong>und</strong> Uelzen sowie im sachsen-anhaltinischen<br />
Klein Wanzleben bis Ende Oktober<br />
reibungslos. Eine weitere Fabrik, die zum niederländischen<br />
Zuckerhersteller Suiker Unie gehört,<br />
befindet sich in Anklam in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die Kampagne begann bereits am 7. September<br />
<strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> der großen Rübenernte erst<br />
Ende Januar beendet sein.<br />
Zuckermarktordnung fortsetzen<br />
Unter den Agrarpolitikern in der EU gilt<br />
das Sprichwort: „Nach der Reform ist vor<br />
der Reform“. Die EU-Kommission hat ihren<br />
Vorschlag zur Neugestaltung der Gemeinsamen<br />
Agrarpolitik (GAP) am 12. Oktober<br />
2011 vorgelegt. Die Zuckermarktordnung ist<br />
zwar nicht Hauptgegenstand der Diskussion,<br />
jedoch geht es bereits jetzt um eine Anschlussregelung<br />
ab 2015. Der DNZ ist sehr<br />
besorgt über die geplante Abschaffung der<br />
Zuckerquoten <strong>und</strong> des Rübenmindestpreises<br />
nach der Kampagne 2014. Dieses Ziel<br />
hat die Europäische Kommission mit ihrem<br />
Reformentwurf unterbreitet. Dannach sollen<br />
ab dem Anbaujahr 2015 nur noch die Einfuhrzölle<br />
für nichtbegünstigte Zuckerimporte<br />
<strong>und</strong> der Referenzpreis für Weißzucker in<br />
Höhe von 404 Euro/t erhalten bleiben. Die<br />
Quotenregelung <strong>und</strong> der Rübenmindestpreis<br />
würden hingegen vollständig wegfallen. Die<br />
Brüsseler Agrarverwaltung rechnet<br />
mit deutlich rückläufigen Erzeugerpreisen<br />
auf ein Niveau von unter 25<br />
Euro/t Rüben. Nach Einschätzung<br />
des DNZ wäre der Rübenanbau in<br />
Norddeutschland damit nahezu<br />
ausnahmslos in seiner Existenz bedroht.<br />
Als Folge würden zahlreiche<br />
Arbeitsplätze in der Zuckerindustrie<br />
<strong>und</strong> im ländlichen Raum akut<br />
gefährdet. Ferner könnte die Versorgung<br />
der Verbraucher aus heimischer<br />
Produktion nicht mehr gewährleistet<br />
werden.<br />
Der DNZ fordert die unveränderte<br />
Fortsetzung der gegenwärtigen<br />
Zuckermarktregelungen<br />
mindestens bis zum Jahr 2020. Diese steht bereits im<br />
Einklang mit den Zielen der EU-Agrarpolitik bezüglich<br />
Versorgungssicherheit, Marktzugang für Entwicklungsländer<br />
<strong>und</strong> nachhaltigen Fruchtfolgen. Nach<br />
den großen Einschnitten bei Preisen <strong>und</strong> Ausgleichszahlungen<br />
durch die Reform in 2006 benötigen die<br />
norddeutschen Rübenanbauer verlässliche Rahmenbedingungen.<br />
Dankbar ist der DNZ in diesem Zusammenhang<br />
über die Unterstützung des Europäischen<br />
Parlaments, das sich in seiner Stellungnahme zur GAP<br />
für eine unveränderte Fortsetzung der Zuckerpolitik<br />
bis mindestens 2020 ausgesprochen hat.<br />
Veränderte Lage an den Zuckermärkten<br />
Die Lage an den Zuckermärkten hat sich erheblich<br />
gewandelt. In Folge der Zuckermarktreform ist die<br />
Quotenerzeugung aus dem Anbau von Zuckerrüben<br />
in der Europäischen Union deutlich geringer als der<br />
Bedarf zur Versorgung des Nahrungsmittelsektors.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der anhaltend hohen Weltmarktpreise reichen<br />
die importierten Zuckermengen derzeit nicht für<br />
eine ausgeglichene Marktversorgung. Entgegen allen<br />
Erwartungen bei Einführung der Marktreform in 2006<br />
hat Brüssel für das Zuckerwirtschaftsjahr 2010/11 erstmalig<br />
Überschusszucker zur Vermarktung auf dem europäischen<br />
Binnenmarkt freigegeben. Darüber hinaus<br />
wurden die Importbeschränkungen temporär gelockert.<br />
Waren noch vor kurzer Zeit Begriffe wie<br />
Deklassierung <strong>und</strong> Marktrücknahme bedeutende<br />
Themen bei der Planung des Rübenanbaus, so<br />
sind es derzeit zusätzliche Absatzmengen <strong>und</strong><br />
Ausdehnung des Rübenanbaus. Für Rübenanbauer<br />
<strong>und</strong> Zuckerindustrie unerwartet erfreuliche<br />
Marktchancen.<br />
Norddeutsches Bioethanol nachhaltig<br />
erzeugt<br />
Auf dem Biokraftstoffsektor hat die Einführung<br />
von verbindlichen Nachhaltigkeitsstandards<br />
zur Stabilisierung des heimischen Marktes<br />
beigetragen. Ethanol aus norddeutschen Zuckerrüben<br />
entspricht ausnahmslos den internationalen<br />
Zertifizierungsbedingungen. Damit<br />
leistet der Rübenanbau einen wichtigen<br />
Beitrag zum Klimaschutz <strong>und</strong> zur Optimierung<br />
der Kraftstoffversorgung aus heimischer<br />
Produktion. Neben der Erzeugung von Bio-<br />
ethanol ist die Zuckerrübe mittlerweile auch ein<br />
Forderungen des DNZ zur Zukunft der ZMO<br />
• Fortbestand der bisherigen Zucker-<br />
quotenregelung<br />
• Erhalt des aktuellen Rübenmindest-<br />
preises mit Frachtregelung<br />
• Fortschreibung der Verpflichtung zu<br />
Branchenvereinbarungen zwischen<br />
Zuckerunternehmen <strong>und</strong> Rübenanbauerverbänden<br />
• Beibehaltung des Preisberichterstattungssystems<br />
• Gewährleistung von uneingeschränkten<br />
Zuckerexporten<br />
• Langfristige Absicherung von Einfuhrzöllen<br />
bei der WTO<br />
• Abschaffung der Produktionsabgabe<br />
• Fortsetzung der Zuckermarktordnung<br />
bis mindestens 2020<br />
interessanter Rohstoff für die Bereitstellung von Biogas.<br />
Optimierungsbedarf zeigt sich noch in der gesamten<br />
Logistikkette von der Lagerung, Konservierung <strong>und</strong><br />
Aufbereitung bis hin zum Aufbau einer flächendeckenden<br />
<strong>und</strong> kostengünstigen Vermarktung für Rübensubstrat.<br />
In jedem Falle beinhalten die politisch gesetzten<br />
Ziele zur weiteren Entwicklung regenerativer Energien<br />
ein großes Potenzial für den Rübenanbau.<br />
Rübenbezahlung 2011 <strong>und</strong> 2012<br />
Im Juli 2011 haben sich DNZ <strong>und</strong> Nordzucker auf neue<br />
Vertragsbedingungen für den Rübenanbau 2012 geeinigt.<br />
Darüber hinaus wurden Nachbesserungen zur<br />
laufenden Rübenkampagne 2011 vereinbart. Abweichend<br />
von den bereits zuvor vereinbarten Regelungen<br />
wird ein individueller Vortrag für Überrüben in Höhe<br />
von fünf Prozent angeboten. Ferner wurden die Abschlagzahlungen<br />
für das Rübengeld aufgestockt bzw.<br />
erstmalig auch für Überrüben eingeführt. Der in der<br />
Vergangenheit heftig umstrittene Nichterfüllungsbeitrag<br />
wurde erheblich abgemildert <strong>und</strong> greift nur noch<br />
bei bewusster Unterbelieferung der Vertragsmenge.<br />
Die neu vereinbarten Regelungen gelten auch bereits<br />
für die Rübenlieferungen in 2011.<br />
Bei der vom DNZ angestrebten Nachbesserung<br />
der fünfjährigen Industrierübenverträge wurde ein<br />
„Süße, Leben, Land<br />
wirtschaft“ hieß es vom<br />
19. bis 21. Mai mit<br />
dem Erlebnis Bauernhof<br />
mobil der FNL auf<br />
dem Kohlmarkt in<br />
Braunschweig.<br />
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