Umzug ins Heim – - MannchenNet
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Betreuung heute e.V., Ebenböckstr. 12, 81241 München, Tel.: 089/544 158 52 Fax: 089/544 158 10<br />
„Freiheitsentziehung<br />
im <strong>Heim</strong>“<br />
Richterin im Interview<br />
Seite 6<br />
Betreuung:<br />
„Ein persönlicher<br />
Gewinn“<br />
Fragen an eine<br />
Ehrenamtliche<br />
Seite 8<br />
„Betreuung nach<br />
Pauschalen“<br />
Das neue<br />
Betreuungsrecht<br />
Seite 10<br />
November 2005<br />
<strong>Umzug</strong> <strong>ins</strong> <strong>Heim</strong> <strong>–</strong><br />
Versorgung oder Alptraum?
E d i t o r i a l<br />
„Betreuung heute“<br />
In eigener Sache Editorial<br />
Gerhard Lorenz 2<br />
Impressum 2<br />
Gerhard Lorenz<br />
Vorsitzender Betreuung heute<br />
Wollen Sie <strong>ins</strong> Altenheim? Wer<br />
will das schon! Aber vielleicht bleibt<br />
uns irgendwann einmal keine Wahl.<br />
Oder wir müssen darüber entscheiden,<br />
in welches Altenheim Angehörige bzw.<br />
Betreute gehen sollten, weil es zu<br />
Hause einfach nicht mehr geht.<br />
Und dann sollen wir darauf vorbereitet<br />
sein <strong>–</strong> zumindest möglichst<br />
gut darüber informiert sein, was es an<br />
Altenheimen so auf dem Markt gibt.<br />
Denn auch das ist ein Markt, und je<br />
besser wir darüber informiert sind, um<br />
so sicherer können wir unter den verschiedenen<br />
Möglichkeiten auswählen<br />
und entscheiden. Und es macht schon<br />
einen Unterschied, ob ich selbst mitbestimmen<br />
kann, weil ich informiert<br />
bin oder ob ich einfach glauben und<br />
mit mir geschehen lassen muss. Denn<br />
das kann auch Angst machen.<br />
Dazu, dass Sie informiert sind,<br />
können wir mit dieser Ausgabe von<br />
Betreuung heute beitragen. Wir wollen<br />
dabei keine Bewertung der Altenheime<br />
vornehmen, sondern lediglich<br />
die Punkte nennen, die bei der Auswahl<br />
eines Altenheimes von Bedeutung<br />
sind. Und dazu finden Sie neben<br />
Artikeln und verschiedenen Informa-<br />
2 Betreuung heute<br />
tionen auch eine Checkliste, die Ihnen<br />
die Beurteilung leichter machen soll.<br />
Auf die Frage „Wollen Sie <strong>ins</strong> Altenheim?“<br />
mag weiterhin ein „Wer<br />
will das schon!“ kommen. Nur dann<br />
hoffentlich mit dem Gefühl, alle anstehenden<br />
Entscheidungen im eigenen<br />
Sinne mit beeinflusst zu haben.<br />
Ihr<br />
Gerhard Lorenz<br />
Herausgeber:<br />
Betreuung heute e.V.<br />
Ebenböckstr. 12<br />
81241 München<br />
Tel. 089/544 158 52, Fax: 089/544 158 10<br />
Bayerische Beamtenbank München<br />
Konto Nr. 14 87 25, BLZ: 760 908 00<br />
www.betreuungheute.de<br />
email: info@betreuungheute.de<br />
Verantwortlich:<br />
Gerhard Lorenz<br />
Redaktionsteam:<br />
Uwe Gerdey, Max Hüttinger, Dr. Norbert<br />
Moschall, Erika Pfaff, Gudrun Pickhardt,<br />
Robert Riedel<br />
Anzeigen:<br />
Erika Pfaff, Tel. 089/544 15 80<br />
Satz und EBV:<br />
Datech GmbH, Fürstenfeldbruck<br />
Druck:<br />
Amper-Werbedruck, Fürstenfeldbruck<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />
Februar 2005<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind<br />
nicht unbedingt identisch mit der Meinung der<br />
Redaktion. Der Nachdruck ist nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Vere<strong>ins</strong><br />
Betreuung heute e.V. gestattet. Für die<br />
Vollständigkeit und Richtigkeit aller Beiträge<br />
wird keine Gewähr übernommen.<br />
Inhalt<br />
Verlegung <strong>ins</strong> <strong>Heim</strong>?<br />
Max Hüttinger 3<br />
Titelthema:<br />
Von der Wohnung<br />
<strong>ins</strong> <strong>Heim</strong><br />
W. Vogelsang-Proebster 4<br />
Nachgefragt:<br />
Freiheitsentziehung<br />
im <strong>Heim</strong> 6<br />
Ehrenamtliche Helfer<br />
Münchenstift 7<br />
Betreuung:<br />
Ein persönlicher Gewinn<br />
Interview 8<br />
Neues Betreuungsrecht<br />
seit 1. 7. 2005 9<br />
Betreuung nach Pauschalen<br />
Robert Riedel 10<br />
Sie fragen <strong>–</strong> wir antworten 11<br />
Beteiligung von Ehegatten<br />
an den <strong>Heim</strong>kosten 12<br />
Patientenverfügung beim<br />
Einzug <strong>ins</strong> <strong>Heim</strong>? 13<br />
Caritas Sozialstation 14<br />
Zehn Kriterien 15<br />
Checkliste „<strong>Heim</strong>“ 16<br />
Vorschau 16<br />
Herzlichen<br />
Dank<br />
an Karl-Heinz Schramm und Franz<br />
Antesberger von der Firma Datech für<br />
die tatkräftige Unterstützung beim<br />
Zustandekommen dieser Zeitschrift
Verlegung<br />
<strong>ins</strong> <strong>Heim</strong>?<br />
B e i t r a g<br />
Wann der Betreuer eine gerichtliche Genehmigung braucht...<br />
Bei Menschen, die unter rechtlicher<br />
Betreuung stehen und ein<br />
<strong>Umzug</strong> in ein <strong>Heim</strong> erforderlich<br />
ist, müssen verschiedene Maßnahmen<br />
beim Vormundschaftsgericht genehmigt<br />
werden. Hier ein Beispiel aus der<br />
Praxis eines Vere<strong>ins</strong>betreuers:<br />
Frau S., Jahrgang 1915, war<br />
schon etliche Jahre verwitwet. Bis vor<br />
kurzem lebte sie in einer recht gemütlich<br />
eingerichteten aber wenig komfortablen<br />
Altbauwohnung in München.<br />
Nachbarn berichteten später,<br />
dass sich Frau S. in der jüngeren Vergangenheit<br />
schon öfter aus ihrer Wohnung<br />
ausgesperrt habe, dass es einmal<br />
gebrannt haben soll und dass Frau S.<br />
immer wieder recht eigenartig gewesen<br />
sei. Sie schien auch abgenommen<br />
zu haben.<br />
Dann passierte es wieder, dass<br />
sich Frau S. aus ihrer Wohnung aussperrte.<br />
Die Polizei wurde eingeschaltet,<br />
da Frau S. sehr desorientiert war<br />
und die Nachbarn sich nicht zu helfen<br />
wussten. Die Polizeibeamten brachten<br />
Frau S. <strong>ins</strong> Bezirkskrankenhaus Haar,<br />
dort wurde sie in eine gerontopsychiatrischeAbteilungeingewiesen.<br />
Die Einweisung<br />
und<br />
Behandlung in<br />
dieser geschlossenen<br />
Abteilung<br />
des Bezirkskrankenhausesmusste<br />
nachträglich<br />
beim Vormundschaftsgericht<br />
beantragt und<br />
genehmigt werden.<br />
Dann ging alles<br />
sehr schnell. Ein<br />
rechtlicher Betreuer<br />
musste auf Anregung des<br />
Sozialdienstes im Bezirkskrankenhaus<br />
bestellt werden, da sich zeigte, dass<br />
Frau S. ihre Angelegenheiten nicht<br />
mehr selbst regeln konnte. Mit einem<br />
vorläufigen Beschluss wurde dieser<br />
Betreuer vom Vormundschaftsgericht<br />
bestellt, damit die<br />
dringend anstehenden<br />
Maßnahmen, wie die<br />
Suche nach einem geeigneten<br />
<strong>Heim</strong>platz<br />
und die Auflösung der<br />
Wohnung, angepackt<br />
werden konnten.<br />
Ein <strong>Heim</strong>platz in<br />
einer beschützenden<br />
(geschlossenen) Station<br />
eines Münchner Altenheims<br />
konnte gefunden<br />
werden. Da es<br />
sich um eine geschlossene<br />
Unterbringung<br />
handelte, musste diese beim Vormundschaftsgericht<br />
beantragt und genehmigt<br />
werden.<br />
Die Wohnung konnte erst gekündigt<br />
und aufgelöst werden, als dies<br />
beim Vormundschaftsgericht beantragt<br />
und genehmigt war. Nicht erforderlich<br />
war das Anbringen eines Bettgitters.<br />
Dies wäre auch vom Vormundschaftsgericht<br />
zu genehmigen gewesen.<br />
Wichtig erscheint noch anzumerken,<br />
dass für sämtliche Maßnahmen,<br />
die vom Gericht genehmigt wurden,<br />
für Frau S. eine Verfahrenspflegerin<br />
bestellt wurde. Deren Aufgabe war es,<br />
darauf zu achten, dass die Rechte der<br />
Betroffenen gewahrt wurden.<br />
Sollten Sie weitere Fragen haben,<br />
wenden Sie sich bitte an die Münchner<br />
Betreuungsvereine.<br />
Max Hüttinger<br />
Betreuung heute 3
T i t e l t h e m a<br />
4 Betreuung heute<br />
Von der Wohnung<br />
<strong>ins</strong> <strong>Heim</strong>:<br />
Versorgung oder Alptraum?<br />
Als ehrenamtlicher Betreuer bin<br />
ich gehalten, dem Betreuten in<br />
allen Angelegenheiten beizuste-<br />
hen, die dieser nicht in der Lage ist<br />
selbstständig zu regeln. Eine solche<br />
Entscheidung kann z. B. sein, für den<br />
Betreuten einen <strong>Heim</strong>platz zu suchen.<br />
Gründe dafür können sein:<br />
✦ weil es nicht mehr zu verantworten<br />
ist, das Herr X oder Frau Y allein in<br />
ihrer Wohnung leben<br />
✦ weil sie sich nicht mehr zurechtfinden,<br />
sich verlaufen, nachts umherirren,<br />
Nachbarn belästigen<br />
✦ weil sie sich plötzlich eigenartig verhalten,<br />
niemanden mehr in die Wohnung<br />
lassen, verwahrlosen<br />
Die Frage nach einem <strong>Heim</strong>platz<br />
stellt sich in der Regel dann, wenn jemand<br />
dem Anschein nach so betreuungs-<br />
oder pflegebedürftig wird, dass<br />
das soziale Netzwerk sich nicht mehr<br />
in der Lage sieht, die damit verbundenen<br />
Aufgaben zu leisten, Verantwortung<br />
zu übernehmen<br />
und auch notwendige<br />
Toleranz zu zeigen.<br />
Eine Verlegung in ein<br />
<strong>Heim</strong> kann ein schwerer<br />
Eingriff in das Persönlichkeitsrecht<br />
des<br />
Betreuten sein.<br />
Die Realität zeigt aber<br />
auch, dass das Leben<br />
im eigenen Zuhause<br />
ebenso häufig mit Isoliertheit,<br />
Ängsten,<br />
Barrieren, Abhängigkeiten<br />
und Fremdbestimmtheit<br />
behaftet<br />
sein kann wie das Leben<br />
im <strong>Heim</strong> Sicherheit,<br />
Freiräume und<br />
Sorglosigkeit bieten<br />
kann.<br />
Es ist ein Phänomen,<br />
dass das Leben daheim häufig idealisiert<br />
und das Leben im <strong>Heim</strong> häufig<br />
dämonisiert wird, was in der Regel<br />
von starken Emotionen begleitet wird.<br />
Eine nüchterne und sachliche Beschäftigung<br />
mit dem Themenbereich<br />
Alter und <strong>Heim</strong> kann viel negative<br />
Spannung nehmen und ermöglicht für<br />
und mit dem Betreuten die richtige<br />
Abwägung zu treffen.<br />
Die eigene Meinung zum Thema<br />
<strong>Heim</strong> ist wichtig:<br />
Denn eines ist sicher: Es wird immer<br />
Menschen geben, die meine Entscheidung<br />
nicht richtig finden und<br />
dann ist es gut, wenn ich weiß warum<br />
ich <strong>–</strong> wenn auch nicht gern <strong>–</strong> so entschieden<br />
habe. Eine Entscheidungsfindung<br />
fällt leichter, je gründlicher ich<br />
mich mit dem Thema beschäftige <strong>–</strong><br />
denn auch ich muss die Entscheidung<br />
tragen.<br />
✦ Welche Arten von <strong>Heim</strong>en gibt es<br />
und welche sind für wen geeignet?<br />
Weil Menschen immer älter werden<br />
und der Eintritt in ein <strong>Heim</strong> eher sehr<br />
spät stattfindet, liegt der Trend heute<br />
bei vollstationären Altenpflegeheimen,<br />
häufig mit angegliedertem Bereich für<br />
Demenzerkrankte. Seniorenwohnheime<br />
werden in Pflegeheime umgewandelt.<br />
Betreutes Wohnen steht für ein<br />
reduziertes Betreuungsangebot und<br />
macht u. U. einen nochmaligen <strong>Umzug</strong><br />
notwendig.<br />
Menschen mit überwiegend geistigen<br />
oder auch psychischen Behinderungen<br />
sind in sog. normalen Altenoder<br />
Pflegeheimen meist nicht<br />
adäquat betreut, da sie oft neben der<br />
medizinisch-pflegerischen noch einer<br />
zusätzlichen Betreuung bedürfen.<br />
✦ Gibt es den richtigen Zeitpunkt?<br />
Heute geht man erst <strong>ins</strong> <strong>Heim</strong>,<br />
wenn es gar nicht mehr anders geht.<br />
Das bedeutet aber auch, dass die Möglichkeit<br />
des Einlebens eher gering ist.<br />
Positiv scheint ein <strong>Umzug</strong> in ein <strong>Heim</strong><br />
zu sein, wenn noch eine Zustimmung<br />
dazu gegeben werden kann und dieser<br />
nicht in einer Nacht- und Nebelaktion<br />
erfolgt.<br />
Den richtigen Zeitpunkt gibt es<br />
nicht <strong>–</strong> aber besser früher als zu spät.<br />
✦ Was braucht und was möchte der<br />
Betreute?<br />
Wichtig ist, dass die Wünsche des<br />
Betreuten <strong>–</strong> soweit möglich <strong>–</strong> Vorrang<br />
haben.
Wenn Entscheidungen nicht mit<br />
dem Betroffenen oder nicht in seinem<br />
Sinne gesucht werden, wird sich dies<br />
nicht förderlich auswirken.<br />
Ein Betreuter mit einem Schlaganfall<br />
hat einen anderen Betreuungsbedarf<br />
als ein Betreuter mit Depressionen.<br />
Wer immer allein gelebt hat, wird<br />
sich schwer tun in einem 2-Bett-<br />
Zimmer.<br />
Wer in der Stadt gelebt hat, will<br />
nicht auf einmal aufs Land.<br />
Wer kirchlich ausgerichtet war,<br />
möchte dies in der Einrichtung verwirklichen<br />
können.<br />
Manche suchen die Geme<strong>ins</strong>chaft<br />
und ihre Unternehmungen, andere<br />
wollen sich nach außen orientieren.<br />
Wenn der Betreute sich weigert<br />
in ein <strong>Heim</strong> zu gehen, muss umso<br />
sorgfältiger gewählt werden.<br />
Junge Menschen tun sich schon<br />
nicht leicht mit Veränderungen, für<br />
alte Menschen sind große Veränderungen<br />
ungleich schwerer zu bewältigen.<br />
✦ Welches <strong>Heim</strong> für welchen<br />
Betreuten?<br />
Nicht jedes <strong>Heim</strong> ist für jeden<br />
Betreuten geeignet. Die jetzigen Lebensumstände<br />
und Gewohnheiten sollten<br />
für den Betreuten auch im <strong>Heim</strong><br />
nicht gänzlich aufgegeben werden<br />
müssen. Menschen mit geistiger oder<br />
psychischer Behinderung sind in den<br />
klassischen Alteneinrichtungen nicht<br />
richtig aufgehoben und werden dort<br />
wie Fremdkörper sein.<br />
Wer einen Großteil seines Lebens<br />
geraucht und getrunken hat, wird<br />
jetzt nicht abstinent werden.<br />
Auch Menschen die „anders“<br />
sind, sowohl im Aussehen wie im Verhalten,<br />
haben Anspruch auf eine ihnen<br />
entsprechende Umgebung.<br />
Jedem das Seine <strong>–</strong> oder was dem<br />
einen seine Eule ist dem andern seine<br />
Nachtigall...<br />
✦ Woher bekomme ich konkrete<br />
Informationen?<br />
Adressen von Pflege- oder Betreuungseinrichtungen<br />
kann ich sowohl<br />
von Kranken- und Pflegekassen,<br />
Kostenträgern, Sozialämtern, Wohlfahrtsverbänden<br />
und verschiedenen<br />
Seniorenberatungsstellen erhalten<br />
sowie im Internet (z.B. unter<br />
www.muenchnerpflegeboerse.de).<br />
Besorgen Sie sich sog. Checklisten,<br />
die eine Vielfalt von Kriterien<br />
enthalten, die für die Beurteilung und<br />
für Vergleiche nützlich sind (siehe<br />
letzte Seite). Sie können sich auch<br />
selbst eine erstellen, mit allen Punkten,<br />
die Ihnen wichtig sind.<br />
Hochglanzprospekte sind immer<br />
schön anzusehen, nicht immer ist drin<br />
was drauf steht <strong>–</strong> Bilder mit glücklichen<br />
Senioren sind eben nur Bilder.<br />
Das Umfeld der Einrichtung ist ebenfalls<br />
wichtig: kann ich bequem einkaufen?<br />
Zum Friseur gehen? Ist die<br />
Einrichtung in die Gemeinde eingebunden?<br />
Wie sind Ehrenamtliche oder<br />
Angehörige eingebunden? Ist das <strong>Heim</strong><br />
offen nach außen wie nach innen?<br />
Eine Einrichtung lässt sich nicht<br />
nach dem Prospekt beurteilen. Der<br />
persönliche Kontakt, das Aufnehmen<br />
der Atmosphäre vorort ist entscheidend.<br />
✦ Entscheidung für ein bestimmtes<br />
<strong>Heim</strong><br />
Bei der <strong>Heim</strong>platzsuche ist es wie<br />
bei der Wohnungssuche. Nicht nur die<br />
Wohnungsgröße, der Schnitt der Wohnung,<br />
auch das Umfeld ist wichtig.<br />
Welchen Eindruck habe ich von den<br />
Nachbarn, ist die Umgebung gepflegt,<br />
gefallen einem die umliegenden Geschäfte,<br />
liegt die Wohnung an einer<br />
lauten Straße usw.<br />
Hören Sie nicht<br />
nur auf das was man Ihnen<br />
sagt, sondern hören<br />
Sie auch auf Ihren<br />
Bauch, denn der lässt<br />
sich so leicht nichts<br />
vormachen. Wichtig ist<br />
gerade in der Zeit nach<br />
dem <strong>Umzug</strong> als Ansprechpartner<br />
zur Verfügung<br />
zu stehen. Für den<br />
Betreuten ist alles neu<br />
und ungewohnt: das<br />
Zimmer, die Mitbewohner,<br />
das Personal, die<br />
neuen Regelungen, die<br />
neue Umgebung. Für<br />
das <strong>Heim</strong> ist es hilfreich,<br />
die eine oder andere<br />
Eigenart besser zu<br />
verstehen.<br />
Auch wenn die<br />
Entscheidung für ein<br />
bestimmtes <strong>Heim</strong> getroffen<br />
wurde, wird der<br />
Betreute nicht gleich<br />
glücklich sein. Er<br />
braucht besondere Zuwendung<br />
wenn er eingezogen<br />
ist.<br />
✦ <strong>Heim</strong> <strong>–</strong> muss das sein?!<br />
Manchmal lässt sich ein <strong>Umzug</strong><br />
in eine stationäre Einrichtung nicht<br />
vermeiden.<br />
Wenn im Vorfeld Alternativen auf<br />
ihre Alltagstauglichkeit abgeklopft<br />
wurden und eben keine echte Alternative<br />
darstellen, wenn es kein stabiles,<br />
auf mehreren Beinen stehendes Netzwerk<br />
gibt und dieses auch nicht zu<br />
realisieren ist, dann muss es wohl ein<br />
<strong>Heim</strong> sein.<br />
Nicht immer ist ein <strong>Heim</strong> die<br />
schlechtere Lösung.<br />
Und leider ist es auch oft so,<br />
dass die, die sich am lautesten gegen<br />
ein <strong>Heim</strong> aussprechen, sich am wenigsten<br />
engagieren.<br />
Es wird immer jemanden geben,<br />
der die Entscheidung für ein <strong>Heim</strong><br />
nicht richtig finden wird <strong>–</strong> wichtig ist,<br />
dass der Betreuer versucht hat, für<br />
den Betreuten die verantwortlichste<br />
Lösung zu finden.<br />
Walburga Vogelsang-Proebster<br />
T i t e l t h e m a<br />
Betreuung heute 5
N a c h g e f r a g t<br />
6 Betreuung heute<br />
Freiheitsentziehung<br />
im <strong>Heim</strong><br />
Interview mit Frau Dr. Rinck,<br />
Richterin am Vormundschaftsgericht in Ebersberg<br />
✦ Frau Dr. Rinck, welche unterbringungsähnlichen<br />
Maßnahmen werden<br />
in <strong>Heim</strong>en angewendet?<br />
Die unterbringungsähnlichen<br />
Maßnahmen werden im § 1906 Abs. 4<br />
BGB geregelt, als häufigste sind zu<br />
nennen: das Bettgitter, der Bauchgurt<br />
im Bett und am Stuhl, der Vorsatztisch.<br />
✦ Wann sind unterbringungsähnliche<br />
Maßnahmen notwendig?<br />
Notwendig sind diese Maßnahmen<br />
dann, wenn Selbstgefährdung besteht,<br />
beispielsweise bei Sturzgefahr<br />
oder auch zur Sicherstellung der ärztlichen<br />
Behandlung.<br />
✦ Muss dann immer die Genehmigung<br />
beim Vormundschaftsgericht beantragt<br />
werden? Wann ist dies<br />
notwendig?<br />
Die Genehmigungsbedürftigkeit<br />
richtet sich danach, ob der Betroffene<br />
noch bewegungsfähig ist, und ob er<br />
Versuche macht mit dem Ziel aufzustehen.<br />
Wenn dies nicht mehr der Fall<br />
ist, also der Betroffene sich nicht<br />
mehr selbst bewegen kann, aber sehr<br />
schwach ist und deshalb aus dem Rollstuhl<br />
herausrutscht, und dies nur mit<br />
einem Bauchgurt zu verhindern ist,<br />
ist dies nicht genehmigungsbedürftig.<br />
Ebenso gilt dies bei unwillkürlichen<br />
Bewegungen z.B. im Schlaf: die Ge-<br />
nehmigung für das Bettgitter ist nicht<br />
erforderlich, da es in solchen Fällen<br />
nur dem Schutz vor dem Herausfallen<br />
dient.<br />
Außerdem ist zu prüfen, ob der<br />
Betroffene einwilligungsfähig ist.<br />
Wenn der oder die Betreute sich selbst<br />
einverstanden erklären kann, ist in<br />
keinem Fall eine Genehmigung notwendig.<br />
✦ Was ist für den Betreuer zu tun,<br />
wenn er einen Beschluss zur Genehmigung<br />
von unterbringungsähnlichen<br />
Maßnahmen erhält? Muss der<br />
Betreuer kontrollieren, wann diese<br />
Maßnahme angewendet wird?<br />
Erstmal muss der Betreuer einen<br />
Genehmigungsantrag beim Vormundschaftsgericht<br />
stellen und das ärztliche<br />
Attest vorlegen. Im ärztlichen Attest<br />
muss die Diagnose stehen, die<br />
wird meistens vergessen, und natürlich<br />
muss der Arzt Angaben zu der Erforderlichkeit<br />
der Maßnahme und zur<br />
E<strong>ins</strong>ichtsfähigkeit des Betreuten machen.<br />
Außerdem ist ein neuer Antrag<br />
zu stellen, wenn der Beschluss über<br />
die unterbringungsähnlichen Maßnahmen<br />
abläuft. Dies muss auch vor allem<br />
das <strong>Heim</strong> beachten.<br />
Der Betreuer muss zum Wohl des<br />
Betreuten schauen, ob alles stimmt.<br />
Dazu gehört meines Erachtens, dass er<br />
sich stichprobenartig die Dokumentation<br />
anschaut.<br />
Im Rahmen der allgemeinen Fürsorgepflicht<br />
sollte sich der Betreuer<br />
davon überzeugen, dass die Maßnahme<br />
auch weiterhin notwendig ist. Andernfalls<br />
muss der Betreuer die Aufhebung<br />
des Beschlusses beantragen.<br />
Wir danken Ihnen für das Gespräch!<br />
Interview: Gudrun Pickhardt<br />
Info<br />
Empfehlungen zu freiheitsentziehenden<br />
Maßnahmen<br />
Bei der Beschwerdestelle der<br />
Stadt München für den Altenpflegebereich<br />
im Münchner Rathaus<br />
gibt es „Empfehlungen zum Umgang<br />
mit freiheitsentziehenden<br />
Maßnahmen“; „Empfehlungen für<br />
Pflegekräfte“ , Kontakt: Tel. 089/<br />
233-20660, Fax 089/233-21973,<br />
Internet: http://www.muenchen.de/beschwerdestelle-altenpflege<br />
Verfasser: <strong>Heim</strong>aufsicht der<br />
Regierung v. Oberbayern, Beschwerdestelle<br />
der Probleme in<br />
der Altenpflege, Betreuungsstelle<br />
beim Sozialreferat, <strong>Heim</strong>aufsicht<br />
beim Kreisverwaltungsreferat, Referat<br />
für Gesundheit und Umwelt,<br />
Medizinischer Dienst der Krankenversicherung<br />
in Bayern (gpi)
Ehrenamtliche Helfer <strong>–</strong><br />
bei der MÜNCHENSTIFT gGmbH unverzichtbare Partner<br />
Christian Liesenhoff, MÜNCHENSTIFT<br />
Alle Jahre wieder: Als Anerkennung und<br />
zum Dank an die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
gibt es jedes Jahr ein Festmahl,<br />
bei dem die Hausleiter und der<br />
Geschäftsführer das Essen servieren<br />
„Ehrenamtliche Helfer sind uns<br />
Partner, die den Bewohnern, Angehörigen<br />
und dem Pflegepersonal<br />
helfen, den Alltag zu bewältigen<br />
und den Bewohnern mehr Lebensqualität<br />
zu bieten“. Hausleiterin Brigitte<br />
Harz-Jahnel bringt zum Ausdruck, wie<br />
wichtig der E<strong>ins</strong>atz von Ehrenamtlichen<br />
bei der MÜNCHENSTIFT ist.<br />
Bei der MÜNCHENSTIFT wurde sogar<br />
eine zeitlich befristete zentrale<br />
Stabs-Stelle eingerichtet, die mit dem<br />
erfahrenen Hausleiter Burkhard Geßner<br />
besetzt ist. „Vieles, was die Lebensqualität<br />
unserer Bewohner steigert,<br />
kann nicht zusätzlich zu den<br />
vertraglich vereinbarten Leistungen<br />
von uns erbracht werden. Aber wir<br />
können die Bedingungen schaffen,<br />
dass andere dies tun. Deshalb war es<br />
uns wichtig, eine systematische Ehrenamtlichenarbeit<br />
in unseren Häusern<br />
zu ermöglichen“, begründet der<br />
Geschäftsführer Gerd Peter diesen<br />
Schritt. Das heißt nicht, dass ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter Aufgaben übernehmen,<br />
die vom Haus zu leisten<br />
sind. Die Arbeitsgebiete reichen von<br />
aufgabenbezogenen Diensten wie der<br />
Gestaltung einer Hauszeitung, der<br />
Rollstuhlwartung oder Näharbeiten sowie<br />
personenbezogenen Besuchsdiensten<br />
oder Einzelbetreuungen bis hin<br />
zur Sterbebegleitung als ehrenamtli-<br />
che Hospizhelfer. Wichtig für ehrenamtliche<br />
Helfer sind Fortbildungsangebote:<br />
Veranstaltungen zu den Themen<br />
„Umgang mit Demenz“, „Rollstuhltraining“,<br />
„Betreuungs- und<br />
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht“<br />
und Informationen zu dem Betreuungskonzept<br />
der MÜNCHENSTIFT,<br />
dem „Lebensweltkonzept“, fördern<br />
Verständnis und geben Sicherheit.<br />
In jedem Haus gibt es einen festen<br />
Ansprechpartner und auch unter<br />
den Ehrenamtlichen selbst wird der<br />
Kontakt und Austausch gefördert.<br />
Denn Sinn macht ein solches Engagement<br />
nur, wenn auch die ehrenamtlichen<br />
Helfer sich wohl fühlen und für<br />
B e i t r a g<br />
sich selbst einen Nutzen aus ihrem<br />
Engagement ziehen. Bei der MÜN-<br />
CHENSTIFT gelang es durch die Einrichtung<br />
der Koordinatoren-Stelle,<br />
auch die rechtlichen und finanziellen<br />
Fragen einheitlich für alle Häuser zu<br />
regeln. Heute sind mehr als 400 ehrenamtliche<br />
Helfer bei der MÜNCHEN-<br />
STIFT aktiv. Einmal im Jahr, so ist es<br />
bei der MÜNCHENSTIFT schon Tradition,<br />
werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
zum geme<strong>ins</strong>amen Festmahl<br />
eingeladen, wobei der Geschäftsführer<br />
und die Hausleitungen als Zeichen der<br />
Anerkennung und des Dankes das<br />
Essen selbst servieren.<br />
Wohnen für Senioren in München<br />
»Wir genießen unser Leben und wissen, dass immer Hilfe<br />
da ist, wenn wir sie brauchen. Ein gutes Gefühl!«<br />
Es gibt viele gute Gründe, sich für die MÜNCHEN-<br />
STIFT zu entscheiden. Eine Vielfalt abgestimmter<br />
Wohnformen <strong>–</strong> ganz nach Bedarf <strong>–</strong> mit der Sicherheit,<br />
wie sie nur ein großer Träger von Senioreneinrichtungen<br />
bietet!<br />
Telefon: 089/6 20 20-340<br />
Gemeinnützige Gesellschaft der Landeshauptstadt mbH<br />
MÜNCHENSTIFT<br />
Das Zuhause für Münchner Senioren<br />
Rufen Sie an! Info-☎089/6 20 20-340 · www.muenchenstift.de<br />
Betreuung heute 7
I n t e r v i e w<br />
8 Betreuung heute<br />
Betreuung:<br />
„Ein persönlicher Gewinn“<br />
Fragen an eine ehrenamtliche rechtliche Betreuerin<br />
Betreuung heute:<br />
Frau Knauer,<br />
Sie sind ehrenamtlicheBetreuerin.<br />
Wen<br />
betreuen Sie?<br />
Knauer: Ich betreue<br />
meinen<br />
Sohn und eine<br />
alte Frau, die<br />
ich vorher nicht gekannt habe.<br />
B: Da machen Sie sicher unterschiedliche<br />
Erfahrungen!<br />
Kn: Für meinen Sohn bin ich weiterhin<br />
in erster Linie Mutter. Es hat<br />
sich nicht viel geändert außer, dass<br />
ich die rechtlichen Dinge mehr beachte.<br />
Meinen Sohn habe ich, bevor ich<br />
seine Betreuerin wurde, bereits 18<br />
Jahre gekannt. Ich weiß, was er<br />
braucht, kenne seine Bedürfnisse und<br />
brauche nur seinen rechtlichen Stand<br />
zu stärken.<br />
Meine Betreute ist 99 Jahre alt.<br />
Ich habe sie kennen gelernt, als sie<br />
körperlich noch einigermaßen fit war.<br />
Geistig war sie zwar schon abgebaut,<br />
aber es war ihr möglich, noch einiges<br />
mitzuteilen. Jetzt kann sie das nicht<br />
mehr. Weil ich inzwischen einige ihrer<br />
Bedürfnisse kenne, kann ich immer<br />
noch in ihrem Sinne handeln.<br />
B: Was hat Sie motiviert, neben der Betreuung<br />
Ihres Sohnes noch eine weitere<br />
ehrenamtliche Betreuung zu übernehmen?<br />
Kn: Für mich war es wichtig, dass<br />
ich für einen Menschen, den ich nicht<br />
kenne und der andere Bedürfnisse<br />
hat, Dinge erledige, die ich für meinen<br />
Sohn automatisch mache. Dadurch<br />
habe ich auch gelernt, die Bedürfnisse<br />
meines Sohnes anders in<br />
den Raum zu stellen.<br />
Zunächst war es schwierig für<br />
mich, mit jemand umzugehen, der ei-<br />
gene Bedürfnisse hat. Ich musste lernen,<br />
meine eigenen Bedürfnisse und<br />
Ideen in den Hintergrund zu stellen;<br />
mich zu fragen, welche Vorstellungen<br />
meine Betreute hat und wie sie gerne<br />
behandelt werden möchte. Bei dieser<br />
Aufgabe lernt man mit verschiedenen<br />
Situationen umzugehen und muss zulassen,<br />
dass man für sich selbst<br />
manchmal die Dinge anders regeln<br />
würde.<br />
B: Sich für Menschen, die Hilfe brauchen<br />
einzusetzen, ihre Rechte zu wahren<br />
und für sie zu handeln, ist aus Ihrer<br />
Sicht nur ein Geben oder ist es auch<br />
ein Nehmen?<br />
Kn: Es ist auf alle Fälle auch ein<br />
Nehmen, weil man selber auf der emotionalen<br />
Basis dazu gewinnt und auch<br />
im Umgang mit anderen Menschen<br />
viel lernt. Ich lerne andere Gesichtspunkte<br />
kennen und kann inzwischen<br />
auch auf meinen Sohn besser eingehen.<br />
B: Was war die wichtigste Erfahrung,<br />
die Sie bisher bei dieser Fremdbetreuung<br />
gemacht haben?<br />
Kn: Die Frau wurde von einer<br />
Ärztin betreut, die mich als Betreuerin<br />
nicht ernst genommen hat. Sie<br />
wollte weiter selbst entscheiden und<br />
mir keine Auskunft geben. Diese Ärztin<br />
habe ich solange beibehalten, solange<br />
meine Betreute selbst mit ihr<br />
umgehen konnte.<br />
Dann standen wichtige medizinische<br />
Entscheidungen an und ich als<br />
Betreuer konnte damit nicht mehr<br />
umgehen. Da habe ich eine neue Ärztin<br />
gesucht und die bisherige abgeblockt.<br />
Mit der neuen Ärztin kann ich<br />
sehr gut geme<strong>ins</strong>am handeln.<br />
Das war eine schwierige Situation,<br />
vor allem, weil ich mich fragen<br />
musste, wie steht meine Betreute zu<br />
dem Arztwechsel? Wie kommt sie da-<br />
mit zurecht? Für mich war die Entscheidung<br />
wichtig, weil ich gelernt<br />
habe, mir selbst gerecht zu werden.<br />
B: Das war aber mutig, sich gegen diese<br />
Ärztin zu stellen. Hat Sie das befriedigt,<br />
dass Sie das geschafft haben?<br />
Kn: Ja, das hat mich sehr befriedigt.<br />
Es stand eine wichtige medizinische<br />
Entscheidung an, eine Operation,<br />
die ich verhindern wollte. Das ging<br />
nur mit der neuen Ärztin.<br />
Meiner Betreuten geht es immer<br />
noch gut, obwohl wir die künstliche<br />
Ernährungssonde nicht gelegt haben.<br />
Ich war sehr befriedigt, als das abgeschlossen<br />
war.<br />
B: Etwas durchzusetzen, sich einzusetzen<br />
für jemanden; ist das auch ein<br />
persönlicher Gewinn?<br />
Kn: Ja, das ist ein Gewinn. Ich<br />
lerne, wie man mit den verschiedenen<br />
Menschen oder mit den Ämtern umgeht.<br />
Dadurch lerne ich für mich und<br />
kann das auch für mich nutzen. Ich<br />
finde, man lernt aus jeder Situation,<br />
lernt zu kämpfen auch für sich selbst,<br />
weil man es schon einmal für jemand<br />
anderen gemacht hat. Früher oder<br />
später kann man das brauchen.<br />
B: Nehmen wir einmal an, die Betreuung,<br />
die Sie jetzt führen, endet. Würden<br />
Sie dieses Ehrenamt wieder übernehmen?<br />
Kn: Ja, aber mit einem gewissen<br />
Zeitabstand. Ich möchte diese Betreuung<br />
erst abschließen. Möchte mich innerlich<br />
verabschieden von diesem<br />
Menschen, den ich eine Zeitlang betreut<br />
habe; nicht nur rechtlich, sondern<br />
auch menschlich.<br />
B: Frau Knauer, ich bedanke mich für<br />
dieses Gespräch.<br />
Interview: Angelika Kraus
Neues Betreuungsrecht<br />
seit 1. 7. 2005<br />
Am 1. Juli 2005 ist das „2. Betreuungsrechtsänderungsgesetz“<br />
in Kraft getreten. Bei der Verabschiedung<br />
sind Bundestag und Bundesrat<br />
nicht in allen Punkten dem ursprünglichen<br />
Gesetzesvorschlag der<br />
Justizminister der Länder gefolgt. So<br />
wurde das zunächst geplante gesetzliche<br />
Vertretungsrecht unter Ehegatten<br />
und nahen Angehörigen nicht eingeführt.<br />
Auch die vorgeschlagene ambulante<br />
Zwangsbehandlung für Betreute<br />
wurde aus dem Gesetzentwurf gestrichen.<br />
Die wichtigsten Neuerungen:<br />
Stärkung der Vorsorgevollmacht<br />
Betreuungsvereine müssen künftig neben<br />
rechtlichen Betreuern auch Bevollmächtigte<br />
beraten und dürfen im<br />
Einzelfall bei der Errichtung von Vollmachten<br />
unterstützen. Bei der Betreuungsbehörde<br />
kann man Unterschriften<br />
auf Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen<br />
beglaubigen lassen.<br />
Dadurch sollen auch nicht notarielle<br />
Vollmachten künftig zur Vertretung<br />
im Zivilprozess und vor dem Einwohnermeldeamt<br />
berechtigen. Bereits seit<br />
1.3.05 kann jeder Bürger seine Vorsorgevollmacht<br />
bei der Bundesnotarkammer<br />
registrieren lassen, damit das<br />
Amtsgericht dort nachfragen kann,<br />
bevor es eine unnötige Betreuung anordnet:<br />
Zentrales Vorsorgeregister der<br />
Bundesnotarkammer, Postfach 080151,<br />
10001 Berlin, Tel. 01805/ 355050. Gebühr<br />
zwischen 10 und 20 EUR (Registrierung<br />
auch über Internet möglich<br />
www.vorsorgeregister.de)<br />
Berufsbetreuung<br />
wird pauschaliert<br />
Professionelle Betreuer dürfen<br />
ihrem Betreuten künftig nur<br />
noch pauschal 4,5 Std. pro Monat<br />
in Rechnung stellen, bei <strong>Heim</strong>bewohnern<br />
allerdings nur 2,5 Std.<br />
Bezahlt der Staat die Betreuung<br />
(z.B. bei Sozialhilfeempfängern),<br />
ermäßigen sich diese Zeiten auf<br />
3,5 Std. bzw. 2 Std. Nur im ers-<br />
ten Jahr einer Betreuung gelten etwas<br />
höhere Pauschalen. Der maximale<br />
Stundensatz für eine Berufsbetreuung<br />
wird auf 44,<strong>–</strong> EUR erhöht. Dafür werden<br />
jedoch Aufwendungen (Fahrtkosten,<br />
Porto etc.) und die Umsatzsteuer<br />
künftig nicht mehr extra ersetzt.<br />
Weitere Informationen z.B. unter:<br />
www.betreuung-mit-zukunft.de<br />
(Zusammenfassung: Robert Riedel)<br />
Garmischer Straße 4/V<br />
80339 München<br />
Tel. 089 / 54 05 21 96<br />
Fax 089 / 54 05 24 86<br />
www.sana-treppenlifte.de<br />
info@sana-treppenlifte.de<br />
R e c h t<br />
Betreuung heute 9
K o m m e n t a r<br />
Betreuung<br />
nach Pauschalen<br />
Nun ist es also Gesetz: Wer so<br />
krank oder behindert ist, dass<br />
er einen beruflichen Betreuer<br />
braucht, erhält künftig nicht mehr<br />
Betreuung nach Bedarf, sondern nur<br />
noch nach Pauschale!<br />
Dabei haben die Bundestagsabgeordneten<br />
sich redlich bemüht: Über<br />
ein Jahr Beratungen im Rechtsausschuss,<br />
zwei Expertenanhörungen<br />
(statt einer wie sonst üblich). Und<br />
tatsächlich haben die Abgeordneten <strong>–</strong><br />
wohl auch aufgrund lautstarker Proteste<br />
in der Fachwelt <strong>–</strong> wesentliche<br />
Punkte aus dem ursprünglichen Gesetzentwurf<br />
der Landesjustizminister<br />
gestrichen: Die ambulante Zwangsbehandlung<br />
wurde gekippt, das mit<br />
großem Getöse angekündigte Vertretungsrecht<br />
unter Angehörigen verschwand<br />
in der Versenkung. Fast hat<br />
man den Eindruck, diese Teile des Entwurfs<br />
waren nur die Manövriermasse,<br />
um das eigentliche Ziel durchzusetzen:<br />
die Pauschalierung der beruflichen<br />
Betreuung.<br />
10 Betreuung heute<br />
Zwar wurde auch hier nachgebessert:<br />
Der maximale Stundensatz für<br />
Berufsbetreuer wird von bisher 31,<strong>–</strong><br />
EUR netto auf 44,<strong>–</strong> EUR heraufgesetzt<br />
<strong>–</strong> allerdings brutto! Durch die Einführung<br />
eines sogenannten „Inklusiv“stundensatzes,<br />
der die Umsatzsteuer<br />
bereits enthält, sollten angeblich<br />
die Betreuungsvereine und ihre<br />
Angebote für ehrenamtliche Betreuer<br />
gefördert werden. Als gemeinnützige<br />
Vereine unterlägen sie einer niedrigeren<br />
Umsatzsteuer als freiberufliche<br />
Betreuer und so würde die Kontinuität<br />
ihrer Arbeit gesichert.<br />
Die Unterschiede in der Kostenstruktur<br />
eines Betreuungsvere<strong>ins</strong>, der<br />
seinen Angestellten Tariflöhne zahlen<br />
muss und seine Sachkosten anders als<br />
der Freiberufler nicht steuerlich geltend<br />
machen kann, werden damit jedoch<br />
nicht aufgefangen. Da hinzu<br />
kommt, dass künftig auch die Aufwendungen<br />
für Porto, Telefon und<br />
Fahrtkosten nicht mehr ersetzt werden,<br />
fällt die Nettoerhöhung deutlich<br />
niedriger aus. Die Wohlfahrtsverbände<br />
hatten im Vorfeld angemahnt, dass<br />
die Betreuungsvereine nur mit kostendeckenden<br />
Stundensätzen um die 50,<strong>–</strong><br />
EUR überleben können. Die nun beschlossene<br />
Erhöhung <strong>–</strong> übrigens die<br />
erste seit 13 Jahren <strong>–</strong> wird das Sterben<br />
der Betreuungsvereine nicht beenden,<br />
nur verlangsamen. Die Infrastruktur<br />
für das Ehrenamt stirbt mit<br />
ihnen.<br />
Und die Betreuten? Künftig wird<br />
es Betreuung 1. und 2. Klasse geben:<br />
Während dem Sozialhilfeempfänger im<br />
<strong>Heim</strong> nur zwei Stunden Betreuung im<br />
Monat zustehen, bekommt der Selbstzahler,<br />
der noch zu Hause wohnt,<br />
viereinhalb Stunden. Mehr ist allerdings<br />
auch hier nicht drin (außer im<br />
ersten Jahr der Betreuung). Und wer<br />
weniger Betreuung braucht, muss diese<br />
Zeiten trotzdem bezahlen: Pauschalen<br />
kennen eben keinen individuellen<br />
Bedarf!<br />
Aufgrund dieser engen Stundenlimits<br />
müssen Berufsbetreuer künftig<br />
mehr Fälle führen. Für Hausbesuche<br />
und persönlichen Kontakt zum Betreuten<br />
bleibt keine Zeit mehr. Viele<br />
Aufgaben müssen künftig an ambulante<br />
Dienste delegiert werden oder<br />
Betreute müssen früher in <strong>Heim</strong>e und<br />
Kliniken. Die Folgekosten, die dadurch<br />
auf Kranken- und Pflegekassen sowie<br />
die Kommunen als Sozialhilfeträger<br />
zukommen, sind immens.<br />
War es nicht ursprünglicher Sinn<br />
der Reform zu sparen? Gespart wird<br />
ganz pauschal vor allem an einem <strong>–</strong><br />
an der Menschlichkeit.<br />
Robert Riedel
Sie fragen <strong>–</strong> wir antworten<br />
„Gibt es bei einer<br />
Vorsorgevollmacht eine<br />
Kontrolle durch das Gericht?“<br />
Helga K., Bevollmächtigte, fragt:<br />
„Meine Tante ist alzheimerkrank und<br />
seit kurzem im Pflegeheim. Als sie<br />
noch gesund war, hat sie mir eine umfangreiche<br />
Vorsorgevollmacht erteilt,<br />
damit ich im Krankheitsfall alles problemlos<br />
für sie regeln kann ohne ständig<br />
das Gericht um Erlaubnis fragen zu<br />
müssen.<br />
Ist es wirklich so, dass ich als Bevollmächtigter<br />
ganz ohne gerichtliche Kontrolle<br />
handeln kann?“<br />
Rechtsanwalt<br />
Dr. Norbert<br />
Moschall,<br />
München,<br />
antwortet:<br />
Es ist richtig, dass Bevollmächtigte<br />
eine größere Freiheit h<strong>ins</strong>ichtlich<br />
Kontrollen seitens des Vormundschaftsgerichtes<br />
genießen. Dennoch<br />
können Bevollmächtigte nicht alle<br />
Entscheidungen allein und ohne Zustimmung<br />
des Vormundschaftsgerichts<br />
treffen.<br />
Zu den Bereichen, in den Sie eine<br />
Genehmigung für Handlungen im Interesse<br />
Ihrer Tante benötigen, zählen:<br />
✦ bei Einwilligungen in eine ärztliche<br />
Untersuchung, eine Heilbehandlung<br />
oder einen ärztlichen Eingriff, muß<br />
dann vom Vormundschaftsgericht<br />
zugestimmt werden, wenn dadurch<br />
die begründete Gefahr besteht, dass<br />
Ihre Tante aufgrund der getroffenen<br />
Maßnahme sterben könnte oder einen<br />
schweren oder länger dauernden<br />
gesundheitlichen Schaden er-<br />
leidet. Eine Zustimmung ist dann<br />
nicht notwendig, wenn durch den<br />
damit verbundenen Zeitverlust eine<br />
Gefahr für Ihre Tante entstehen<br />
könnte.<br />
✦ Unterbringungen, die Sie zum Wohl<br />
Ihrer Tante vornehmen wollen,<br />
wenn damit eine Freiheitsentziehung<br />
verbunden ist. Eine solche<br />
Unterbringung könnte notwendig<br />
werden, wenn aufgrund einer<br />
Krankheit die Gefahr der Selbsttötung<br />
oder der Zufügung eines<br />
schweren gesundheitlichen Schadens<br />
besteht. Zusätzlich kommt<br />
noch hinzu, dass diese Untersuchung<br />
oder der Eingriff nur bei Unterbringung<br />
möglich ist, und Ihre<br />
Tante nicht die notwendige E<strong>ins</strong>icht<br />
in den Eingriff hätte oder nicht<br />
handeln könnte. Ferner besteht<br />
auch eine Genehmigungspflicht für<br />
freiheitsentziehende Maßnahmen<br />
(z.B. Bettgitter oder Bauchgurt),<br />
wenn diese im <strong>Heim</strong> oder durch einen<br />
ambulanten Dienst angewandt<br />
werden.<br />
Sollten Sie selbst wegen der<br />
Schwierigkeit der Geschäftsbesorgung<br />
oder auch aus gesundheitlichen Gründen<br />
nicht mehr in der Lage sein, die<br />
Vollmacht sinnvoll einzusetzen, besteht<br />
die Möglichkeit, dass das Vormundschaftsgericht<br />
einen Kontrollbetreuer<br />
bestellt, dem gegenüber Sie<br />
dann Rechenschaft ablegen müssen.<br />
Eine besondere Problematik kann<br />
sich für Sie noch bei der Frage nach<br />
lebenserhaltenden oder -verlängernde<br />
Maßnahmen ergeben.<br />
Hier ist zunächst der tatsächliche<br />
Wille Ihrer Tante maßgebend. Hat sie<br />
sich nicht geäußert und liegt auch<br />
keine Patientenverfügung vor, so<br />
kommt es auf den mutmaßlichen Willen<br />
an. Im Einklang mit dem Patientenwillen<br />
ist ein Behandlungsabbruch<br />
möglich. Insbesondere wenn das<br />
Grundleiden des Kranken nach ärztlicher<br />
Überzeugung unumkehrbar ist<br />
und einen tödlichen Verlauf nimmt,<br />
kann dem Arzt eine passive Sterbehilfe<br />
erlaubt sein. Sie müssten dann gegenüber<br />
dem Krankenhauspersonal<br />
den Willen Ihrer Tante durchsetzen.<br />
Wenn Sie eine lebenserhaltende<br />
oder -verlängernde Maßnahme verweigern,<br />
benötigen Sie dazu nach der reinen<br />
Gesetzeslage keine Zustimmung<br />
des Vormundschaftsgerichts. Nach einer<br />
Entscheidung des Bundesgerichtshofes<br />
soll dies aber dennoch notwendig<br />
sein, es sei denn, ärztlicherseits<br />
werden gar keine Behandlungsmaßnahmen<br />
mehr angeboten. Sie sollten<br />
sich daher im Zweifelsfall zu Ihrer eigenen<br />
Sicherheit der Zustimmung des<br />
Vormundschaftsgerichts vergewissern.<br />
Hier ist Platz<br />
für Ihre Werbung!<br />
54mm X 74,25mm<br />
R e c h t<br />
Betreuung heute 11
T i p p s u n d I n f o<br />
12 Betreuung heute<br />
Beteiligung<br />
von Ehegatten<br />
an den <strong>Heim</strong>kosten<br />
Darf der Sozialhilfeträger den vollen E<strong>ins</strong>atz des<br />
Einkommens verlangen?<br />
Seit der Einführung des neuen Sozialgesetzbuches<br />
XII zum 1. Januar<br />
2005 hat sich die Praxis der<br />
Sozialhilfeträger, <strong>ins</strong>besondere des Bezirks<br />
Oberbayern, gravierend geändert:<br />
Bei Ehepaaren mit einem Partner,<br />
der pflegebedürftig in einem Pflegeheim<br />
leben muß, wobei ein Teil der<br />
Kosten vom Bezirk Oberbayern getragen<br />
wird, führt dies nun oft dazu,<br />
dass der andere Partner auch bei der<br />
Sozialhilfe Leistungen beantragen<br />
muß. Dies ist dann der Fall, wenn die<br />
Rente des zu Hause lebenden Ehepartners<br />
nicht zu seinem Lebensunterhalt<br />
ausreicht, und dazu die Rente des im<br />
<strong>Heim</strong> wohnenden Partners nötig wäre.<br />
In den Bescheiden des Bezirks<br />
Oberbayern seit dem 1.1.2005 muss<br />
die Rente des <strong>Heim</strong>bewohners für die<br />
Bezahlung der <strong>Heim</strong>rechnung als<br />
Eigenanteil eingesetzt werden. Damit<br />
müssen dann beide Ehepartner Sozialhilfe<br />
beantragen: die <strong>Heim</strong>kosten<br />
beim überörtlichen Sozialhilfeträger<br />
Bezirk Oberbayern und Grundsicherung<br />
für das Leben zu Hause beim örtlichen<br />
Sozialhilfeträger, d.h. bei der<br />
Stadt/Landratsamt oder Gemeinde.<br />
Bezirkstag macht neues Gesetz<br />
verantwortlich<br />
Bei der Plenarsitzung des Bezirkstags<br />
im April herrschte zwar Bedauern<br />
darüber, dass es bei der Anwendung<br />
des Bundessozialgesetzes zu<br />
Härtefällen komme. Nach der Verwaltung<br />
des Bezirks Oberbayern sei es<br />
aber rechtlich eindeutig, dass bei der<br />
Leistungsberechnung der Pflegeheimkosten<br />
das Bundessozialgesetzbuch so<br />
angewendet werden muss, dass der zu<br />
Hause lebende Ehepartner eventuell<br />
gezwungen ist, für sich Grundsicherung<br />
zu beantragen. Bereits vor Monaten<br />
sei der Bundesgesetzgeber darauf<br />
hingewiesen worden, dass deshalb<br />
eine baldige Gesetzeskorrektur notwendig<br />
sei. Dies sei bisher aber unterblieben.<br />
Der e<strong>ins</strong>timmige Beschluss<br />
lautete daraufhin, sobald eine Gesetzesinitiative<br />
auf den Weg gebracht sei,<br />
in Oberbayern die Rechtsanwendung<br />
im Sinne der angedachten Gesetzesänderung<br />
umzustellen. Auch solle geprüft<br />
werden, ob dann das neue Recht<br />
rückwirkend auf die seit dem 1. Januar<br />
erteilten Bescheide angewandt werden<br />
könne. (Quelle: Bezirksblatt<br />
Mai/Juni 2005).<br />
Sozialgericht rügt Praxis<br />
des Bezirks<br />
Mit Beschluss vom 19.5.2005 des<br />
Sozialgerichts München wurde der Bezirk<br />
Oberbayern jedoch verpflichtet,<br />
einem <strong>Heim</strong>bewohner bis zur Entscheidung<br />
über seinen Widerspruch<br />
Leistungen aus der Grundsicherung im<br />
Alter (unter der Anrechnung der<br />
häuslichen Ersparnis) zu gewähren.<br />
Der Bezirk Oberbayern hatte nur die<br />
im <strong>Heim</strong> notwendigen Sozialhilfeleistungen,<br />
aber weder Grundsicherung<br />
noch Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
in Einrichtungen gewährt. Zur teilweisen<br />
Deckung der <strong>Heim</strong>kosten sollte<br />
aus dem Einkommen des Antragstellers<br />
und seiner Frau ein Betrag bei der<br />
Einrichtung eingezahlt werden. Die<br />
Ehefrau sollte umgehend Grundsicherung<br />
beim örtlichen Sozialhilfeträger<br />
beantragen.<br />
Der Antragsteller bezog sich auf<br />
die Einführung des § 82 Abs. 4 SGB<br />
XII mit dem die Beteiligung an den<br />
(<strong>Heim</strong>-)Kosten auf die häusliche Ersparnis<br />
begrenzt sei. Auch bei der Unterbringung<br />
nur eines Ehepartners im<br />
<strong>Heim</strong> bleibe ein geme<strong>ins</strong>amer Haushalt<br />
bestehen. Nach § 82 Abs. 4 SGB<br />
XII kann von einer Person, die in einer<br />
Einrichtung lebt, die Aufbringung<br />
der Mittel für Leistungen nach dem 3.<br />
Kapitel des SGB XII nur verlangt werden,<br />
soweit Aufwendungen für den<br />
häuslichen Haushalt erspart werden.<br />
Darüber hinaus soll in angemessenem<br />
Umfang die Aufbringung der Mittel<br />
verlangt werden von Personen, die auf<br />
voraussichtlich längere Zeit der Pflege<br />
in einer Einrichtung bedürfen, solange<br />
sie nicht einen anderen überwiegend<br />
unterhalten (Az. S 52 SO 139/05 ER).<br />
Bezirk kehrt zur früheren Praxis<br />
zurück<br />
Laut Mitteilung des Bezirks wurde<br />
nun gemäß Beschluss des Bezirkstagspräsidenten<br />
vom 30.6.2005 die<br />
Berechnung wieder umgestellt auf das<br />
Verfahren vor Inkrafttreten des SGB<br />
XII. Für die Grundsicherung ist nunmehr<br />
nur eine häusliche Ersparnis als<br />
Kostenbeitrag zu leisten. Dieser beträgt<br />
pro Monat maximal 414,<strong>–</strong> Euro.<br />
Darüber hinaus ist gleichfalls, wie<br />
nach dem alten Bundessozialhilfegesetz<br />
(BSHG), das Einkommen über der<br />
Einkommensgrenze in der Regel in<br />
Höhe von 70% für die Unterbringung<br />
im <strong>Heim</strong> einzusetzen.<br />
(Zusammenfassung: Gudrun Pickhardt)
Patientenverfügung<br />
Zahlreiche Alten- und Pflegeheime<br />
legen ihren neuen Bewohnern<br />
beim Einzug neben dem <strong>Heim</strong>vertrag<br />
weitere Formulare zum Ausfüllen<br />
vor: Selbstauskünfte zu Einkünften<br />
und Vermögen, zum Gesundheitsszustand<br />
und immer öfter auch Formulare<br />
zur Abfassung einer Vorsorgevollmacht,<br />
Betreuungsverfügung oder einer<br />
Patientenverfügung.<br />
Teilweise werden diese sogar als<br />
„Anhang zum <strong>Heim</strong>vertrag“ bezeichnet<br />
und so der falsche Eindruck erweckt,<br />
es handle sich um einen Vertragsbestandteil,<br />
der mit ausgefüllt<br />
und unterschrieben werden muss!<br />
Natürlich ist für das <strong>Heim</strong> <strong>–</strong> wie<br />
für alle Beteiligten <strong>–</strong> das Vorliegen einer<br />
umfassenden Vollmacht an Angehörige<br />
oder einer wirksamen Patientenverfügung<br />
im Ernstfall eine Erleichterung.<br />
Aber die Errichtung<br />
solcher Vorsorgeverfügungen ist eine<br />
individuelle und sehr persönliche Entscheidung<br />
des Bewohners und darf<br />
vom <strong>Heim</strong>träger keinesfalls verlangt<br />
werden. Die Gremien des Bundestages,<br />
die über die gesetzliche Regelung von<br />
Patientenverfügungen beraten, erwägen<br />
sogar ein ausdrückliches Kopplungsverbot<br />
zwischen <strong>Heim</strong>vertrag<br />
und Patientenverfügung. Auch sind<br />
nicht alle von <strong>Heim</strong>trägern angebotenen<br />
Formulare auf dem rechtlich neuesten<br />
Stand und werfen zum Teil mehr<br />
rechtliche Fragen auf, als sie lösen. Einige<br />
verantwortungsvolle <strong>Heim</strong>betreiber<br />
bieten statt fragwürdigen Ergänzungen<br />
zum <strong>Heim</strong>vertrag ihren Bewohnern<br />
die auch im Buchhandel<br />
erhältliche Broschüre des bayerischen<br />
Justizministeriums „Vorsorge bei Unfall,<br />
Krankheit und Alter“ an (auch im<br />
Internet unter www.justiz.bayern.de). So<br />
werden die Bewohner kompetent informiert<br />
ohne dass ein latenter Zwang<br />
zur Errichtung von Verfügungen ausgeübt<br />
wird.<br />
R. Riedel<br />
T i p p s u n d I n f o<br />
beim Einzug <strong>ins</strong> <strong>Heim</strong>?<br />
Leserbrief<br />
Ich habe beide Ausgaben Ihrer<br />
Zeitschrift Betreuung heute gelesen,<br />
und sie gefallen mir sehr gut. Hoffentlich<br />
erscheinen noch recht viel<br />
neue Ausgaben. Erinnert hat mich<br />
dies an meine Zeit als „Praktikant“ im<br />
Betreuungsverein beim Katholischen<br />
Jugendsozialwerk. In Rahmen des<br />
Fortbildungsprogramms der Stadt<br />
München „Switch“ bin ich von meinem<br />
Amt als Geschäftsleiter der Stadtkämmerei<br />
im Juli 2001 für eine Woche<br />
in den Betreuungsverein gegangen,<br />
um dort ein bisschen hineinzuschnuppern.<br />
Ich habe die verschiedenen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zu<br />
ihren Betreuten begleiten können.<br />
Wirklich beeindruckt haben mich die<br />
vielen verschiedenen Schicksale:<br />
Menschen, die in mir ihren Anspruch<br />
auf Respekt und Würde trotz<br />
ihres schweren Schicksals durch<br />
Krankheit, E<strong>ins</strong>amkeit und Alter verdeutlichen<br />
konnten.<br />
Dass die Arbeit für und mit diesen<br />
Menschen, egal ob als rechtlicher<br />
Betreuer oder als Pflegekraft in unserer<br />
Gesellschaft so wenig Beachtung<br />
oder gar Anerkennung findet, hat<br />
mich sehr erstaunt, ebenso wie der<br />
vom Betreuungsverein abverlangte<br />
Bürokratismus seitens der Erstattungsträger,<br />
der neben der eigentlich Kernaufgabe<br />
„Betreuung“ anfällt.<br />
Die Erfahrung als „Switcher“<br />
habe ich als wertvolle Ergänzung meiner<br />
alltäglichen Führungspraxis und<br />
als Bereicherung meiner Sozialkompetenz<br />
erlebt. Nochmals vielen Dank an<br />
den Betreuungsverein!<br />
Peter Raab, Stadtkämmerei München<br />
Betreuungsvereine<br />
in München:<br />
Katholisches Jugendsozialwerk<br />
München e.V.<br />
81241 Ebenböckstraße 12<br />
Tel. 089/544158-0<br />
Bayerische Gesellschaft für<br />
psychische Gesundheit e.V.<br />
81241 Landsberger Str. 511<br />
Tel. 089/8206205<br />
H-TEAM e.V.<br />
81369 Plinganserstraße 19<br />
Tel. 089/747362-0<br />
Sozialdienst Katholischer Frauen<br />
München e.V.<br />
80335 Marsstraße 5<br />
Tel. 089/55981-0<br />
Kinderschutz und Mutterschutz e.V.<br />
Abt. Rechtliche Betreuung<br />
80538 Liebherrstraße 5<br />
Tel. 089/231716-9732<br />
Katholische Jugendfürsorge<br />
der Erzdiözese München<br />
und Freising e.V.<br />
80336 Lessingstraße 8<br />
Tel. 089/54423141<br />
Betreuungsverein der Inneren<br />
Mission München e.V.<br />
80636 Blutenburgstraße 71<br />
Tel. 089/12709271<br />
Betreuungsverein für Münchner<br />
Bürgerinnen und Bürger<br />
81677 Gravelottestraße 8<br />
Tel. 089/630230-30 od. -60<br />
Betreuung heute 13
B e i t r a g<br />
14 Betreuung heute<br />
Caritas Sozialstation<br />
Die Caritas Sozialstation hilft,<br />
wenn alte, kranke oder behinderte<br />
Menschen zu Hause Hilfe<br />
brauchen.<br />
In der Regel wenden sich vor allem<br />
ältere Menschen ab etwa 75 Jahren<br />
an einen Pflegedienst, der zu Ihnen<br />
nach Hause kommen soll. Die<br />
Leistungen eines Pflegedienstes sind<br />
aber prinzipiell allen Menschen zugänglich,<br />
die häusliche Pflege benötigen,<br />
also z.B. auch Menschen mit Behinderungen,<br />
Kindern, jungen Singles<br />
etc.<br />
Werden Menschen krank oder gebrechlich,<br />
muss oft von einem Tag auf<br />
den anderen schnelle Hilfe organisiert<br />
werden. Wie im Fall des Ehepaars Rümann*.<br />
Ganz plötzlich und unerwartet<br />
ist Ludwig Rümann, 87 Jahre,<br />
nach einem Schlaganfall Ende Januar<br />
verstorben. Er war noch rüstig, hat<br />
sich um seine Frau Anna, 83 Jahre,<br />
gekümmert. Sie ist vergesslich geworden<br />
in letzter Zeit. Gehen kann sie<br />
auch nicht mehr so gut, sie war froh,<br />
dass sie ihr Mann mit dem Auto zum<br />
Arzt gefahren hat und auch zum Friseur.<br />
Ludwig Rümann hatte zunehmend<br />
Aufgaben im Haushalt übernommen,<br />
hatte gelernt, Wäsche zu waschen<br />
und die Spülmaschine zu<br />
bedienen. Nachbarn hatten ihm mehrfach<br />
geraten, sich doch Unterstützung<br />
zu holen. „Nein, nein. Wir kommen<br />
schon klar.“ Das sagte er auch noch,<br />
als seine Frau vergangenen Herbst<br />
einen Oberschenkelhalsbruch hatte.<br />
Aber dann ist es ihm wohl doch zuviel<br />
geworden. Nach dem Tod von Ludwig<br />
Rümann hat seine Frau erst gemerkt,<br />
wie vielfältig die Aufgaben schon waren,<br />
die ihr Mann für sie erledigt hatte.<br />
Jetzt ist die<br />
Frau plötzlich<br />
ganz auf sich alleine<br />
gestellt,<br />
und es wird sehr<br />
schnell klar,<br />
dass sie nicht<br />
mehr gut alleine<br />
zurecht kommt.<br />
Doch sie möchte<br />
so lang wie<br />
möglich zu Hause<br />
bleiben.<br />
Die Caritas<br />
Sozialstation<br />
berät kostenlos<br />
und stellt ein<br />
speziell auf die<br />
Bedürfnisse von<br />
Anna Rümann zugeschnittenes Angebot<br />
zusammen. Was kann sie noch<br />
selbst erledigen? Wo braucht sie Hilfe?<br />
Jetzt kommt die Pflegerin der<br />
Sozialstation zweimal am Tag zu Anna<br />
Rümann, morgens und abends, auch<br />
am Wochenende. Sie misst den Blutzucker<br />
und verabreicht die Insulin-<br />
Pflege zu Hause -<br />
Caritas Sozialstationen<br />
Wir beraten Sie gerne<br />
Sie erreichen uns zentral: (089) 32 18 32 18<br />
Montag bis Donnerstag von 8.00 - 17.00 Uhr<br />
Freitag von 8.00 - 15.00 Uhr<br />
spritze. Zweimal in der Woche hilft die<br />
Schwester Anna Rümann bei der Körperpflege.<br />
Dreimal pro Woche möchte<br />
sie ein warmes Essen vom Menüservice<br />
der Caritas. Eine vom Pflegedienst vermittelte<br />
Haushaltshilfe kommt zweimal<br />
pro Woche, hilft im Haushalt und<br />
macht Einkäufe.<br />
Die Fachkräfte der Caritas Sozialstation<br />
beraten und informieren individuell<br />
und immer ganz persönlich<br />
auch in finanziellen Fragen zur Abrechnung<br />
mit den Kranken- und Pflegekassen.<br />
Mit der Caritas haben Sie einen<br />
kompetenten Partner mit langjähriger<br />
Erfahrung in der Pflege an Ihrer Seite.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Caritas Sozialstationen pflegen<br />
Menschen nicht nur im Alter, sondern<br />
auch nach einem Krankenhausaufenthalt,<br />
sie vermitteln Begleitdienste,<br />
Essen auf Rädern, Fahrtendienste<br />
u.v.m.<br />
Manuela Dornis<br />
*Die Namen sind zum Schutz der Personen<br />
geändert.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch<br />
(siehe Anzeige) oder Sie können<br />
die in Ihrem Ort zuständige Sozialstation<br />
direkt unter www.caritasmuenchen.de/page000037.php<br />
abfragen.<br />
Fotos: Caritas
Zehn Kriterien<br />
für einen guten ambulanten<br />
Pflegedienst:<br />
1. Ist der Pflegedienst in der Nähe des<br />
Wohnorts?<br />
2. Gibt es einen schriftlichen<br />
Leistungskatalog?<br />
3. Wird ein Kostenvoranschlag vorgelegt,<br />
der transparent und klar<br />
strukturiert ist?<br />
4. Welchen Eindruck macht die Mitarbeiterin<br />
des Pflegediensts am Telefon?<br />
5. Gibt es Hilfe bei Behördenangelegenheiten<br />
und Finanzierungsschwierigkeiten<br />
mit Krankenkassen<br />
und Pflegekassen?<br />
6. Gibt es zusätzliche Beratungsangebote?<br />
7. Kümmert sich der Pflegedienst um<br />
die Angehörigen (z.B. eine Gesprächsgruppe)?<br />
8. Ist der Pflegedienst rund um die<br />
Uhr (z.B. über einen Pflegenotruf)<br />
erreichbar?<br />
9. Kommt regelmäßig nur eine Person<br />
oder kommt jeden Tag jemand anderer?<br />
(Ausnahmen an Wochenenden,<br />
Feiertagen oder Urlaub sind<br />
üblich)<br />
10. Kommt der Pflegedienst auf<br />
Wunsch auch am späten Abend bis<br />
ca. 22.00 Uhr?<br />
Nicht zuletzt können Sie sich<br />
auch daran orientieren, wer Ihnen den<br />
Pflegedienst empfiehlt und welchen<br />
Namen er in der Öffentlichkeit hat?<br />
Wird in den Medien negativ berichtet<br />
oder gibt es andere Beschwerden über<br />
ihn?<br />
Welche Hilfen bieten die Caritas<br />
Sozialstationen?<br />
Jeder Mensch kann Pflege zu<br />
Hause in Anspruch nehmen, wenn der<br />
Arzt dies für notwendig hält. Dabei<br />
werden die Leistungen unterschiedlich<br />
eingestuft:<br />
1. Ärztlich verordnete Behandlungspflege<br />
nach SGB V (z.B. Spritzen,<br />
Verbandswechsel etc.)<br />
2. Pflege im Rahmen einer E<strong>ins</strong>tufung<br />
in der Pflegeversicherung nach<br />
SGB XI<br />
3. Hauswirtschaftliche Hilfen/Einkaufshilfen<br />
(entweder im Rahmen<br />
von SGB XI oder durch Selbstzahler)<br />
4. Nachtwache<br />
5. Bedarf bei Sterbebegleitung in Zusammenarbeit<br />
mit lokalen Hospizgruppen<br />
oder dem Johannishospiz<br />
der Caritas bei den Barmherzigen<br />
Brüdern<br />
6. Sicherheit durch den caritaseigenen<br />
Pflegenotruf<br />
Die Mitarbeiterinnen der Caritas Sozialstation<br />
beraten Sie gerne!<br />
Werden Sie von einer der 13 Caritas<br />
Sozialstationen in der Region<br />
München betreut, können Sie auch<br />
die vielen anderen Dienstleistungen<br />
der Caritas in Anspruch nehmen. Sie<br />
erhalten von uns vielfältige Hilfe aus<br />
einer Hand: Wir beraten Sie bei Fragen<br />
zum <strong>Umzug</strong> in Betreute Wohngruppen<br />
oder <strong>ins</strong> Pflegeheim oder vermitteln<br />
Kurzzeitpflege, Essen auf Rädern,<br />
Adressen von Alten- und Service-Zentren.<br />
Wir beraten Angehörige oder<br />
B e i t r a g<br />
vermitteln z.B. sozialpädagogische<br />
oder psychologische Beratungsangebote.<br />
Wir kennen die Menschen in Ihrer<br />
Nachbarschaft, die ehrenamtlich<br />
Botengänge erledigen oder Sie zum<br />
Arzt, zum Friseur oder zum Gottesdienst<br />
begleiten.<br />
Selbstverständlich können Sie<br />
bei uns auch ganz spezielle Angebote<br />
wie z.B. die stundenweise Betreuung<br />
oder eine Einkaufshilfe anfordern.<br />
Diese Dienstleistungen stellen wir Ihnen<br />
separat in Rechnung, da sie nicht<br />
von der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
oder Pflegeversicherung bezahlt<br />
werden.<br />
Manuela Dornis<br />
Hier hätte Ihre<br />
Werbung sein<br />
können!<br />
54mm X 88mm<br />
Betreuung heute 15
P a n o r a m a<br />
Checkliste „<strong>Heim</strong>“<br />
für Betreuer und<br />
Bevollmächtigte<br />
16 Betreuung heute<br />
Auswahl eines geeigneten <strong>Heim</strong>es:<br />
✦ Kann der künftige Bewohner noch<br />
selbst das Haus verlassen?<br />
(Einkaufsmöglichkeiten/Verkehrsanbindung)<br />
✦ Kann er das Haus mit Hilfen verlassen<br />
(z.B. Rollstuhl)?<br />
✦ Garten erwünscht bzw. notwendig<br />
(z.B. bei geschlossener Einrichtung)?<br />
✦ Einzelzimmer nötig? (Nicht immer<br />
das Non plus ultra!)<br />
✦ Ist eine Pflegeabteilung angegliedert<br />
(Vermeidung eines späteren<br />
nochmaligen <strong>Umzug</strong>s!)<br />
✦ Wie und durch wen wird der Bewohner<br />
künftig besucht? Ist das<br />
<strong>Heim</strong> für Besucher erreichbar?<br />
✦ <strong>Heim</strong> besichtigen (wenn möglich<br />
mit dem Betreuten): Atmosphäre<br />
anhand des eigenen Gefühls prüfen<br />
<strong>Heim</strong>aufnahme:<br />
✦ Wäschekennzeichnung klären<br />
✦ Welche Möbel oder sonstigen Gegenstände<br />
können mitgenommen<br />
werden? Fernseher?<br />
✦ Räumliche Voraussetzungen (für<br />
Bilder, TV-Anschluss etc.)<br />
✦ Wie viel Platz hat Bewohner für die<br />
Wäsche?<br />
✦ Ist ausreichend Wäsche vorhanden<br />
(Verbrauch und Waschmodus des<br />
<strong>Heim</strong>es beachten; maschinenwaschbare<br />
Kleidung mitgeben)<br />
✦ Vertrautheit schaffen (Bilder, Photoalben,<br />
Radio, Schmuck, Sofakissen,<br />
Wolldecke, Stofftier, Kalender,<br />
eigene Bettwäsche, Handtücher,<br />
Geschirr etc.); Gebiss nicht vergessen!<br />
✦ Gespräch mit Betreutem über seine<br />
restlichen Gegenstände<br />
✦ Gespräch mit Angehörigen, was sie<br />
übernehmen wollen<br />
<strong>Heim</strong>angelegenheiten:<br />
✦ <strong>Heim</strong>kosten klären<br />
✦ Antrag an Pflegekasse auf vollstationäre<br />
Leistungen, ggf. Sozialhilfeantrag<br />
✦ <strong>Heim</strong>vertrag anfordern und prüfen,<br />
auch Zusatzvereinbarungen z.B.<br />
Arztbesuche, Post (vgl. <strong>Heim</strong>gesetz,<br />
Pflege-Rahmenvertrag)<br />
✦ <strong>Umzug</strong>smeldung an Vormundschaftsgericht<br />
(bei Betreuung)<br />
✦ Barbetragsregelung mit dem <strong>Heim</strong><br />
treffen<br />
✦ Freie Arztwahl, freie Apothekenwahl!<br />
✦ E<strong>ins</strong>icht in Pflegedokumentation<br />
✦ Zimmerschlüssel, Getränkeversorgung,<br />
<strong>Heim</strong>beirat?<br />
✦ Besuchsdienst organisieren?<br />
<strong>Heim</strong>aufsicht<br />
Die <strong>Heim</strong>aufsicht ist für die<br />
Durchsetzung des <strong>Heim</strong>gesetzes<br />
zuständig.<br />
Zu den Aufgaben der <strong>Heim</strong>aufsicht<br />
gehören:<br />
◆ Schutz der Interessen und<br />
Bedürfnisse von <strong>Heim</strong>bewohnern<br />
◆ Überprüfung der durchgeführten<br />
Pflegemaßnahmen<br />
◆ Überprüfung der <strong>Heim</strong>mindestbauverordnung<br />
◆ Überprüfung der <strong>Heim</strong>personalverordnung<br />
◆ Kontrolle über die Erfüllung<br />
aller gesetzlichen Anforderungen<br />
Das Hauptaugenmerk der <strong>Heim</strong>aufsicht<br />
liegt im Bereich der Beratung<br />
der <strong>Heim</strong>bewohner und deren<br />
Angehörigen, der <strong>Heim</strong>träger und<br />
Beschäftigten.<br />
Adresse <strong>Heim</strong>aufsicht für München:<br />
Landeshauptstadt München,<br />
Kreisverwaltungsreferat, Ruppertstr.<br />
19, 80337 München, oder<br />
www.muenchen.de,<br />
Tel. 089/233-01<br />
Für andere Städte/Landkreise:<br />
gegliedert nach den verschiedenen<br />
Orten zu finden unter <strong>Heim</strong>aufsicht<br />
www.regierung.oberbayern.<br />
bayern.de, Tel. 089/2176-0<br />
Gudrun Pickhardt<br />
Vorschau<br />
Die nächste Ausgabe von Betreuung heute<br />
erscheint mit dem Schwerpunkt<br />
„Ambulant vor stationär“<br />
Informationen zum Anzeigenschluss und zu den erforderlichen Druckunterlagen<br />
erhalten Sie bei Erika Pfaff, Tel. 089/5441580