[*] Für eine Arbeit zum Thema Freiseuse/Friseurin brauchte ich ...

Zugrunde liegt sprachlich das französische Verb friser , das eigentlich 'kräu-
seln' bedeutet, vgl. heute Frisé, und in der Stoffbehandlung bzw. im Tuchmacher-
gewerbe üblich war und ist. Entsprechend beschreibt J. Ch. A. Heyse in seinem
Fremdwörterbuch, 11. Auflage 1853, Frisur auch als "krause Besetzung eines
Frauenkleides". So wird verständlich, daß unter den Erläuterungen bzw. Ver-
deutschungsvorschlägen nach 1800 auch Haarkräusler kursierte. 4 Frisieren ist seit dem
frühen 17. Jahrhundert (zuerst 1616) und Friseur (schon anfangs mit der Variante
Frisierer) seit Ende des 17. Jahrhunderts für das Deutsche belegt. 5
Dem Sachzusammenhang nach und auch dem Einfluß des Französischen jener
Jahre entsprechend lautete die weibliche Form allgemein zunächst Friseuse. 6 Ein
früher Beleg aus der Literatur, den ich online ermitteln konnte, stammt aus dem Jahr
1768. 7 Im Laufe der Zeit kam die eindeutschende Form Friseurin hinzu, die sich schon
in Daniel Sanders' Fremdwörterbuch aus dem Jahr 1871 findet! 8 Der Rechtschreib-
Duden bucht sie – neben Friseuse – erst seit 1941. Hier dürften sich zeittypische
sprachpflegerische Eingriffe im Sinne der Verdeutschung auswirken, wie denn auch
der Neue Brockhaus (Band 2, Leipzig 1938) die Variante Friseurin noch vor Friseuse
notierte.
Als Variante begegnet Friseurin allerdings schon früh, nämlich bei Jean Paul in
seinem zuerst 1796/97 erschienenen Roman Siebenkäs! Dieser Autor hegte bekanntlich
auch sprachkritische und dabei puristische Neigungen. Wenige Jahrzehnte später
gebrauchte Heinrich Heine diese Wortform im zweiten Teil der Reisebilder (1827).
Andere Funde aus dem 19. Jahrhundert kommen hinzu.
Belegen in der Sprachdokumentation der Gesellschaft für deutsche Sprache ist dabei
zu entnehmen, daß die Version Friseurin in den 60er Jahren auffiel und daß die kon-
kurrierenden Bezeichnungen Friseuse bzw. Friseurin aber auch ganz unterschiedlich
beurteilt wurden. Daß die besagte Masseuse den Ausschlag zum Wandel hin zu
Friseurin gegeben hätte, ist indessen nicht zu bestätigen, mag dies auch beim
4 Der Deutsche Sprachverein lobte 1890 den deutschen Ausdruck Strälerin anstatt Friseuse (im „deut-
schen Lothringen“ belegt): „Das Wort 'Strälerin' eignete sich sehr zur allgemeinen Aufnahme“
(Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins, Jg. V, 1890, Sp. 180).
5 So z. B. nach Wolfgang Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen; Berlin 2 1993, und Moriz
Heyne, Deutsches Wörterbuch; Leipzig 1905.
6 So etwa im schon erwähnten Fremdwörterbuch Heyses, hier 15. Auflage; Hannover 1873; auch in
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon. Fünfte, vollständig neubearbeitete Auflage; Leipzig 1911.
Die aktuelle, 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie (2006) gibt als weibliche Form unvorsichtigerweise
nur noch Friseurin an.
7 Johann Daniel von Gullmann, Entwurf eines deutschen Fürstenrechts […]; Leipzig 1768. Nach der
Google-Buchsuche und anderen Internetquellen.
8 Im Grimmschen Deutschen Wörterbuch findet sich (innerhalb der Stichwörter Strählerin und Umbindefrau)
wohl Friseuse, doch Friseurin bzw. Frisörin nicht.
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