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Der Einfluss extensiver Jagd auf den Wasservogelbestand am

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Vogelschutzrichtlinie, d.h. sie gehören zu<br />

<strong>den</strong> Vogelarten, die nach Art. 7 dieser Richtlinie<br />

„<strong>auf</strong>grund ihrer Populationsgröße, ihrer<br />

geografischen Verbreitung und ihrer Vermehrungsfähigkeit“<br />

in der ges<strong>am</strong>ten EU<br />

bejagt wer<strong>den</strong> dürfen. Nach HIRSCHFELD &<br />

HEYD (2005) wird die Schnatterente in elf<br />

europäischen Ländern bejagt: Frankreich,<br />

Dänemark, Spanien, Griechenland, Estland,<br />

Irland, Italien, Österreich, Schweiz, Großbritannien<br />

und Malta. Die Jahresstrecke der<br />

Schnatterente in der EU wird <strong>auf</strong> 73.410<br />

beziffert. Davon fällt mehr als die Hälfte<br />

allein <strong>auf</strong> Frankreich (HIRSCHFELD & HEYD<br />

2005), wo etwa 25 % des ges<strong>am</strong>teuropäischen<br />

Bestands überwintert (KRUMMEN-<br />

ACKER 1998).<br />

Man kann darüber streiten, ob die ganzjährige<br />

Schonzeit der Schnatterente angesichts<br />

der erheblichen Zunahme und ihrer<br />

Einstufung als europaweit jagdbare Vogelart<br />

nach der EG-Vogelschutzrichtlinie heute in<br />

Deutschland sachlich noch gerechtfertigt ist.<br />

Unstreitig ist dagegen, dass der Abschuss<br />

von Schnatterenten in der BRD ein Schonzeitvergehen<br />

ist, das gegen die <strong>Jagd</strong>zeitenverordnung<br />

des Bundes und der Länder<br />

verstößt.<br />

6.3. Abschuss von Schnatterenten und<br />

<strong>Jagd</strong>ausübung <strong>am</strong> Rohrsee<br />

Die Erlegung von Schnatterenten <strong>am</strong> Rohrsee<br />

war nicht <strong>auf</strong> Einzelfälle beschränkt.<br />

Nach Angabe von BOMMER (in HEINE et al.<br />

2001) wur<strong>den</strong> z.B. im Oktober 1992 <strong>am</strong> Tag<br />

nach einer <strong>Jagd</strong> zwei Schnatterenten sowie<br />

eine Reiherente im Wasser treibend entdeckt.<br />

Mehrere Schnatterenten wur<strong>den</strong> auch<br />

bei der <strong>Jagd</strong> <strong>am</strong> 4.9.1999 geschossen (HEINE<br />

et al. 2001). Nach eigenen Beobachtungen<br />

k<strong>am</strong>en bei der <strong>Jagd</strong> <strong>am</strong> 9.9.2000 zwei<br />

Schnatterenten zur Strecke.<br />

Zudem ist der Umgang der Jäger <strong>am</strong><br />

Rohrsee mit der Kritik von Ornithologenseite<br />

zu bemängeln. Wenn als Reaktion <strong>auf</strong> die<br />

Vorwürfe die vorher öffentliche Auslegung<br />

der Strecke <strong>am</strong> See <strong>auf</strong> ein Privatgrundstück<br />

verlegt wird, stellt dieses keine vertrauensbil<strong>den</strong>de<br />

Maßnahme dar, sondern verstärkt<br />

lediglich die Befürchtung, dass die Jäger<br />

etwas zu verbergen haben.<br />

Die Abschüsse einzelner Individuen haben<br />

zwar keinen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Bestandsentwicklung<br />

der Schnatterente <strong>am</strong> Rohrsee.<br />

Allerdings sind wiederholte Schonzeitvergehen<br />

weder mit einer günstigen Bestandssituation<br />

noch mit ungünstigen Lichtverhältnissen<br />

(Gegenlicht) zu rechtfertigen. Falls<br />

eine sichere Ansprache vor dem Schuss nicht<br />

möglich ist, darf nicht geschossen wer<strong>den</strong>.<br />

Weibliche Stock- und Schnatterenten sind<br />

zwar ähnlich gefärbt, aber sie können im<br />

Flug an der unterschiedlichen Färbung des<br />

Spiegels (Schnatterente leuchtendweiß)<br />

eindeutig unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Gerade bei<br />

der <strong>Jagd</strong> in einem ornithologisch bedeuten<strong>den</strong><br />

Gebiet wie dem Rohrsee, wo viele geschützte<br />

Arten vorkommen, muss von <strong>den</strong><br />

Schützen eine hohe Schussdisziplin und eine<br />

gute Artenkenntnis erwartet wer<strong>den</strong>. Aus<br />

dem wiederholten Abschuss von Schnatterenten<br />

ist zu schließen, dass dieser Sorgfaltspflicht<br />

nicht im ausreichen<strong>den</strong> Maß nachgekommen<br />

wurde.<br />

Mängel bei der Nachsuche konnten in<br />

<strong>den</strong> Jahren 2000 und 2001 nicht festgestellt<br />

wer<strong>den</strong>. Für die Nachsuchen nach der Entenjagd<br />

stan<strong>den</strong> genügend geeignete <strong>Jagd</strong>hunde<br />

zur Verfügung und sie wur<strong>den</strong> auch eingesetzt.<br />

Die ordnungsgemäße Nachsuche mit<br />

gut ausgebildeten <strong>Jagd</strong>hun<strong>den</strong> ist - unabhängig<br />

von der bejagten Tierart - aus Grün<strong>den</strong><br />

des Tierschutzes eine Selbstverständlichkeit<br />

und auch jagdrechtlich verankert. Dieses<br />

unterscheidet die Wasservogeljagd in<br />

Deutschland von anderen europäischen Län-

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