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Die Vereine prägen das Leben in Bubendorf

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GEMEINDEPORTRÄT<br />

<strong>Die</strong> <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong> <strong>prägen</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Leben</strong> <strong>in</strong> <strong>Bubendorf</strong><br />

<strong>Die</strong> Baselbieter Geme<strong>in</strong>de <strong>Bubendorf</strong> hat <strong>in</strong> den 80er- und 90er-Jahren e<strong>in</strong>en Wachstumsschub<br />

erlebt. Trotz der grösseren Bevölkerung und der Ansiedlung von Industriebetrieben ist <strong>Bubendorf</strong><br />

aber nicht reich geworden. <strong>Die</strong> «Schweizer Geme<strong>in</strong>de» hat mit Geme<strong>in</strong>depräsident Erw<strong>in</strong> Müller<br />

und mit Geme<strong>in</strong>deverwalter He<strong>in</strong>z Reimann über die Entwicklung und die anstehenden Heraus -<br />

forderungen gesprochen.<br />

Trotz 4400 E<strong>in</strong>wohnern sowie Industrie<br />

und E<strong>in</strong>kaufszentrum an den beiden<br />

Dorfe<strong>in</strong>gängen liegt die Baselbieter Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Bubendorf</strong> fast etwas verträumt<br />

am E<strong>in</strong>gang des H<strong>in</strong>teren Frenkentals,<br />

dort wo <strong>das</strong> Waldenburger- und <strong>das</strong> Reigoldswilertal<br />

zusammenkommen. <strong>Die</strong><br />

Nachbarn s<strong>in</strong>d Liestal, Lausen, Raml<strong>in</strong>sburg,<br />

Hölste<strong>in</strong>, Lampenberg, Niederdorf,<br />

Arboldswil, Ziefen, Lups<strong>in</strong>gen und<br />

Seltisberg. Durch die Geme<strong>in</strong>de fliesst<br />

die Frenke, e<strong>in</strong> Flüsschen, <strong>das</strong> am östlichen<br />

Dorfende durch den Zusammenfluss<br />

der H<strong>in</strong>teren und Vorderen Frenke<br />

entsteht.<br />

Auf die Frage nach dem Charakter der<br />

Geme<strong>in</strong>de erklärt Geme<strong>in</strong>depräsident<br />

Erw<strong>in</strong> Müller, sich gegen zwei Vorurteile<br />

wehrend, was sie vor allem nicht ist:<br />

«<strong>Bubendorf</strong> ist weder e<strong>in</strong> Schlafdorf<br />

noch e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>er Industriestandort.» Trotz<br />

zahlreichen Industrie- und Gewerbebetrieben<br />

sei <strong>Bubendorf</strong> dörflich geblieben.<br />

<strong>Die</strong> Mehrheit der Bevölkerung lebt<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern und <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

Mehrfamilienhäusern, Überbauungen<br />

mit grossen Wohnblöcken gibt es nicht.<br />

Viele <strong>Bubendorf</strong>er arbeiten auswärts<br />

und pendeln. In den Ausgang geht man<br />

– vor allem die Jugend – nach Basel.<br />

Geme<strong>in</strong>deverwalter He<strong>in</strong>z Reimann bezeichnet<br />

<strong>Bubendorf</strong> als grosses und<br />

selbstständiges Dorf, <strong>das</strong> gesellschaftlich<br />

stark nach Liestal orientiert ist. In<br />

den letzten Jahren wurden mit Coop,<br />

Migros und Landi die E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

stark verbessert – aber die Metz-<br />

gerei und <strong>das</strong> Milchhüsli s<strong>in</strong>d verschwunden.<br />

Das Zentrum des Dorfes<br />

hat sich durch die beiden E<strong>in</strong>kaufszentren<br />

weg vom Geme<strong>in</strong>dehaus Richtung<br />

Norden verlagert.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Element des <strong>Leben</strong>s <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d für Müller die <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong>.<br />

Sie verh<strong>in</strong>dern, <strong>das</strong>s <strong>Bubendorf</strong> zur<br />

Schlafgeme<strong>in</strong>de wird. «E<strong>in</strong> grosser Teil<br />

der Bevölkerung», betont er, «macht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em der rund 40 sehr aktiven und<br />

starken <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong> mit.» Das kulturelle und<br />

sportliche <strong>Leben</strong> werde von den <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong>n<br />

bestritten und geprägt.<br />

Müller lobt die gute Anb<strong>in</strong>dung an den<br />

ÖV. <strong>Die</strong> Waldenburgerbahn, die von<br />

Waldenburg nach Liestal fährt, hat auf<br />

dem Geme<strong>in</strong>degebiet zwei Stationen.<br />

Viele E<strong>in</strong>wohner fahren mit der Schmalspurbahn<br />

nach Liestal und steigen dort<br />

<strong>in</strong> den Zug nach Basel um. E<strong>in</strong>e andere<br />

Möglichkeit ist der Bus von Reigoldswil<br />

nach Liestal. So oder so ist man <strong>in</strong> rund<br />

12 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Liestal und <strong>in</strong> 30 M<strong>in</strong>uten<br />

<strong>in</strong> der Stadt Basel. <strong>Die</strong> Fahrt mit dem<br />

Auto dauert 25 M<strong>in</strong>uten, ist aber wegen<br />

der fehlenden oder teuren Parkplätze<br />

für die meisten ke<strong>in</strong> Thema.<br />

<strong>Die</strong> Boomjahre<br />

s<strong>in</strong>d vorbei<br />

<strong>Die</strong> Bevölkerungsstatistik von <strong>Bubendorf</strong><br />

zeigt e<strong>in</strong>e erstaunliche Kurve: In<br />

den 80er- und 90er-Jahren ist die Geme<strong>in</strong>de<br />

geradezu explosionsartig gewachsen.<br />

1950 zählte man knapp 1400<br />

E<strong>in</strong>wohner, 1980 waren es 2300, im Jahr<br />

2000 nicht ganz 4300 und heute s<strong>in</strong>d es<br />

4400. In den letzten Jahren ist die E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

praktisch unverändert geblieben.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung sei nicht gezielt<br />

geplant gewesen, erläutert Müller.<br />

Es sei Bauland vorhanden gewesen, die<br />

Nachfrage nach Boden und nach E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

sei gross gewesen, und<br />

die Geme<strong>in</strong>de sei so weiter gewachsen.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung wurde erst möglich<br />

durch die Erschliessung von ganzen<br />

Quartieren. Das hat <strong>das</strong> Interesse der<br />

Bauherren – vor allem auch grosse Generalunternehmungen<br />

– geweckt. E<strong>in</strong>e<br />

solche Entwicklung könne die Geme<strong>in</strong>de<br />

nicht steuern, ist Reimann überzeugt.<br />

«<strong>Die</strong> Nachfrage war vorhanden,<br />

der Geme<strong>in</strong>derat hat mit den Erschliessungen<br />

reagiert und den Wachstumsschub<br />

so möglich gemacht.»<br />

Heute ist der grösste Teil des vorhandenen<br />

Baulandes überbaut und die Bevölkerungszahl<br />

stagniert. Weitere E<strong>in</strong>zonungen<br />

s<strong>in</strong>d aufgrund des kantonalen<br />

Richtplans ke<strong>in</strong> Thema.<br />

Geme<strong>in</strong>dekommission –<br />

e<strong>in</strong>e Baselbieter Spezialität<br />

<strong>Bubendorf</strong> wird von e<strong>in</strong>em siebenköpfigen<br />

Geme<strong>in</strong>derat geführt, <strong>in</strong> dem die<br />

Fotos von l<strong>in</strong>ks: Blick über <strong>das</strong> Dorf mit dem<br />

alten Schulhaus; <strong>das</strong> bekannte Hotel Bad <strong>Bubendorf</strong>;<br />

Bahnhof Bad <strong>Bubendorf</strong> mit der<br />

Waldenburgerbahn.<br />

Bilder: Steff Schneider und Erw<strong>in</strong> Müller<br />

30 Schweizer Geme<strong>in</strong>de 3/11


SVP mit zwei, die FDP mit drei und die<br />

SP mit e<strong>in</strong>em Mitglied vertreten ist. Geme<strong>in</strong>depräsident<br />

Müller ist parteilos.<br />

Im letzten Jahr hat die Geme<strong>in</strong>de <strong>das</strong><br />

Personalreglement angepasst, so<strong>das</strong>s<br />

dem Geme<strong>in</strong>depräsidenten neu e<strong>in</strong> 30-<br />

Prozent-Pensum, den Geme<strong>in</strong>deräten<br />

e<strong>in</strong> 20-Prozent-Pensum abgegolten<br />

wird. <strong>Die</strong> Höhe der Entschädigung orientiert<br />

sich am Lohn e<strong>in</strong>es Abteilungsleiters<br />

der Geme<strong>in</strong>de. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />

hat der neuen Regelung<br />

im Budget 2011 diskussionslos zugestimmt.<br />

«Das ist e<strong>in</strong> Schritt weg vom<br />

re<strong>in</strong>en Ehrenamt», kommentiert Müller<br />

die Anpassung. Mit der neuen Abgeltung<br />

soll es grundsätzlich möglich se<strong>in</strong>,<br />

<strong>das</strong>s jemand se<strong>in</strong> berufliches Engagement<br />

zugunsten des Geme<strong>in</strong>deratsamtes<br />

ohne grosse f<strong>in</strong>anzielle E<strong>in</strong>busse<br />

reduzieren kann. Es sei heute wichtig,<br />

so Müller, <strong>das</strong>s die Arbeit der Geme<strong>in</strong>deräte<br />

der Leistung und den Anfor -<br />

derungen entsprechend entschädigt<br />

werde.<br />

Seit 2000 gibt es <strong>in</strong> <strong>Bubendorf</strong> als neue<br />

Behörde e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>dekommission –<br />

e<strong>in</strong>e Baselbieter Spezialität. <strong>Die</strong> 15-köpfige<br />

«Gme<strong>in</strong>ikommission» sei ke<strong>in</strong> Parlament,<br />

betont Müller. In der Kommission<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e politischen Vorstösse<br />

und sie kann dem Geme<strong>in</strong>derat auch<br />

ke<strong>in</strong>e Aufträge erteilen. <strong>Die</strong> Kommission,<br />

die an der Urne im Majorzverfahren<br />

gewählt wird, wählt unter ihren<br />

Mitgliedern die Geschäftsprüfungskommission<br />

und sie prüft die vom Geme<strong>in</strong>derat<br />

der Geme<strong>in</strong>deversammlung überwiesenen<br />

Geschäfte. Zusammen mit<br />

dem Geme<strong>in</strong>derat amtet die Geme<strong>in</strong>dekommission<br />

zudem als Wahlorgan für<br />

verschiedene Kommissionen.<br />

Grosse Mehrzweckhalle<br />

für die <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong><br />

Grösstes und wichtigstes anstehendes<br />

«Traktandum» ist derzeit der Bau e<strong>in</strong>er<br />

neuen Mehrzweckhalle. <strong>Die</strong> bestehende<br />

Turn- und Mehrzweckhalle neben dem<br />

Geme<strong>in</strong>dehaus ist 55 Jahre alt und<br />

Schweizer Geme<strong>in</strong>de 3/11<br />

wurde mehrmals umgebaut und erweitert.<br />

Wegen ihres Alters und baulichen<br />

Zustandes standen dann Sanierungen<br />

an. E<strong>in</strong>e Studie e<strong>in</strong>es Architekturbüros<br />

zeigte, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> Neubau nur unwesentlich<br />

teurer käme als e<strong>in</strong>e Sanierung, so<strong>das</strong>s<br />

der Geme<strong>in</strong>derat 2009 beschlossen<br />

hat, die alte Halle durch e<strong>in</strong>en Neubau<br />

zu ersetzen. Der Geme<strong>in</strong>derat liess<br />

e<strong>in</strong>en Architekturwettbewerb ausschreiben<br />

und die e<strong>in</strong>gesetzte Jury hat sich<br />

kürzlich für e<strong>in</strong>e der elf E<strong>in</strong>gaben entschieden.<br />

<strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />

hat dem Kredit für den Wettbewerb zugestimmt,<br />

im Frühjahr soll der Planungskredit<br />

und danach der Baukredit<br />

zur Abstimmung kommen. Gemäss<br />

Müller soll die neue Mehrzweckhalle vor<br />

allem für die kulturellen Aktivitäten der<br />

<strong>Vere<strong>in</strong>e</strong> zur Verfügung stehen. Müller<br />

und Reimann hoffen, <strong>das</strong>s bereits im<br />

kommenden Jahr mit dem Bau begonnen<br />

werden kann. <strong>Die</strong> Halle wird neu bei<br />

Konsumationsbestuhlung 500 Personen<br />

Platz bieten.<br />

Neue Sportanlage<br />

mit Kunstrasen<br />

Der Stolz der Geme<strong>in</strong>de ist die neue<br />

Sportanlage Brühl, die nach e<strong>in</strong>igem<br />

kommunalpolitischen Geplänkel im<br />

letzten Jahr erneuert und mit e<strong>in</strong>em<br />

Kunstrasenplatz ausgestattet werden<br />

konnte. <strong>Die</strong>s allerd<strong>in</strong>gs erst nach e<strong>in</strong>er<br />

«Zusatzrunde», da der Kredit im Sep-<br />

Gewerbe und Industrie<br />

<strong>Bubendorf</strong> ist mit se<strong>in</strong>en 250 Gewerbe-<br />

und Industriebetrieben, die<br />

zusammen zirka 2200 Arbeitsplätze<br />

anbieten, e<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftsstandort.<br />

Aushängeschild und grösster<br />

Arbeitgeber ist die Bachem AG,<br />

welche die Pharma<strong>in</strong>dustrie mit<br />

Wirkstoffen beliefert. Neben unzähligen<br />

KMU s<strong>in</strong>d bekannte Firmen wie<br />

Tiba AG, Carbogen-Amics AG oder<br />

Lamello AG zu f<strong>in</strong>den.<br />

GEMEINDEPORTRÄT<br />

Fotos von l<strong>in</strong>ks: Geme<strong>in</strong>dezentrum neben<br />

dem Schulhaus; Sportanlage Brühl mit dem<br />

neuen Kunstrasenfeld; moderne Architektur<br />

im Industriegebiet.<br />

tember 2008 an der Urne mit 24 Stimmen<br />

Differenz abgelehnt wurde. <strong>Die</strong> Abstimmung<br />

wurde nötig, nachdem <strong>das</strong><br />

Referendum gegen e<strong>in</strong>en ersten zustimmenden<br />

Entscheid der Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />

ergriffen worden war. Das<br />

Referendum richtete sich vor allem gegen<br />

die Höhe der Kosten – die Anlage<br />

hätte 1,9 Mio. Fr. gekostet, davon wären<br />

1,4 Mio. Fr. von der Geme<strong>in</strong>de zu bezahlen<br />

gewesen. Der Kanton hatte e<strong>in</strong>en<br />

Beitrag von e<strong>in</strong>er halben Million an den<br />

vorgesehenen Kunstrasenplatz zugesichert.<br />

Kritisiert wurde zudem, <strong>das</strong>s so<br />

viel Geld für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Vere<strong>in</strong> ausgegeben<br />

werden soll. <strong>Die</strong> Gegner verlangten<br />

e<strong>in</strong>e Beteiligung des Fussballclubs<br />

von rund 150 000 Fr. E<strong>in</strong>e Kommission<br />

bearbeitete danach zusammen<br />

mit den Initianten des Referendums <strong>das</strong><br />

Projekt neu. Das Vorhaben wurde detaillierter<br />

dokumentiert, und die Kosten<br />

wurden besser begründet. Nachdem<br />

diese leicht reduziert werden konnten,<br />

stimmte die Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />

dem Projekt im Frühl<strong>in</strong>g 2009 im zweiten<br />

Anlauf deutlich zu. Im letzten August<br />

konnte die neue Anlage, die sehr gut genutzt<br />

wird, eröffnet werden.<br />

Das Referendum löste <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

e<strong>in</strong>e Grundsatzdiskussion aus, <strong>in</strong>wiefern<br />

sich die <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong> an den Kosten der<br />

von ihnen benutzten Infrastrukturen beteiligen<br />

müssen und ob sich nicht auch<br />

die <strong>in</strong>teressierten <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong> an der neuen<br />

Mehrzweckhalle beteiligen müssten.<br />

<strong>Die</strong> Diskussion führte schliesslich an der<br />

Geme<strong>in</strong>deversammlung zu e<strong>in</strong>em<br />

spontanen Antrag, der verlangte, <strong>das</strong>s<br />

die <strong>Vere<strong>in</strong>e</strong> grundsätzlich nicht für Infrastrukturvorhaben<br />

zur Kasse gebeten<br />

werden dürfen. Der Antrag wurde angenommen<br />

und später als neuen Artikel <strong>in</strong><br />

die Geme<strong>in</strong>deordnung aufgenommen.<br />

31


GEMEINDEPORTRÄT<br />

Grosses Echo auf<br />

e<strong>in</strong>e Befragung zum Alter<br />

Mit Blick auf die demografische Ent -<br />

wicklung hat der Geme<strong>in</strong>derat letztes<br />

Jahr beschlossen, e<strong>in</strong> Altersleitbild zu<br />

entwickeln. Im letzten Herbst wurden <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ersten Schritt alle rund 1600 über<br />

50 Jahre alten E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wohner<br />

zu ihren Vorstellungen, Bedürfnissen<br />

und Anliegen befragt. «Das Echo<br />

ist enorm und übersteigt unsere Erwartungen<br />

bei Weitem», stellt Müller fest.<br />

Nicht weniger als 750 Fragebogen s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>gegangen, so<strong>das</strong>s extra e<strong>in</strong>e Teilzeitkraft<br />

angestellt werden musste, um die<br />

Antworten zu erfassen. E<strong>in</strong>e erste Auswertung<br />

zeige klar, so Müller, <strong>das</strong>s die<br />

Menschen auch im Alter im Dorf bleiben<br />

wollten. Heute existieren erst zwölf Alterswohnungen,<br />

die e<strong>in</strong>e Stiftung der<br />

Geme<strong>in</strong>de gebaut hat und jetzt auch betreibt.<br />

Daneben gibt es e<strong>in</strong> privates Altersheim<br />

mit 21 Plätzen. Für Müller ist die<br />

grosse Beteiligung an der Umfrage auch<br />

e<strong>in</strong> Beweis für die starke Identifikation<br />

der E<strong>in</strong>wohner mit der Geme<strong>in</strong>de.<br />

<strong>Bubendorf</strong> war <strong>in</strong> den Boomjahren e<strong>in</strong>e<br />

vergleichsweise junge Geme<strong>in</strong>de: <strong>Die</strong><br />

unter 14 Jahren alten E<strong>in</strong>wohner machten<br />

24% der Gesamtbevölkerung aus.<br />

<strong>Die</strong>ser Prozentsatz ist <strong>in</strong> der Zwischenzeit<br />

auf rund 16% gesunken. In den<br />

Wachstumsjahren hat sich die Geme<strong>in</strong>de<br />

mit neuen Schulhäusern befasst,<br />

30 Jahre später muss sie sich mit<br />

Altersstrukturen ause<strong>in</strong>andersetzen…<br />

Geme<strong>in</strong>de ist auf<br />

den F<strong>in</strong>anzausgleich angewiesen<br />

Trotz guter Lage, Wachstum und namhaften<br />

Industrie- und Gewerbeunternehmen<br />

ist die Geme<strong>in</strong>de <strong>Bubendorf</strong><br />

nicht reich. Mit e<strong>in</strong>em Steuerfuss von<br />

63% gehört <strong>Bubendorf</strong> zur Gruppe der<br />

«teuersten» Baselbieter Geme<strong>in</strong>den.<br />

Fotos von l<strong>in</strong>ks: Evangelisch-reformierte Kirche<br />

<strong>Bubendorf</strong>; E<strong>in</strong>kaufszentrum am Nordrand<br />

des Dorfes; Mehrzweckhalle aus dem<br />

Jahr 1956.<br />

Geme<strong>in</strong>depräsident Erw<strong>in</strong> Müller-<br />

Wahl ist 58 Jahre alt, verheiratet und<br />

Vater von vier erwachsenen K<strong>in</strong>dern.<br />

Er ist <strong>in</strong> der Region Muttenz aufgewachsen<br />

und mit e<strong>in</strong>er <strong>Bubendorf</strong>er<strong>in</strong><br />

verheiratet. Der Lehrer an e<strong>in</strong>er<br />

Berufswahlklasse wurde 2000 als<br />

Parteiloser <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>derat und<br />

2004 zum Geme<strong>in</strong>depräsidenten gewählt.<br />

Geme<strong>in</strong>deverwalter He<strong>in</strong>z Reimann<br />

ist <strong>in</strong> Gelterk<strong>in</strong>den aufgewachsen,<br />

verheiratet und Vater von zwei erwachsenen<br />

K<strong>in</strong>dern. Er ist seit 1969<br />

auf der Geme<strong>in</strong>deverwaltung <strong>Bubendorf</strong><br />

tätig, zuerst als kaufmännischer<br />

Mitarbeiter, dann als F<strong>in</strong>anzverwalter<br />

und seit 1986 als Geme<strong>in</strong>dever -<br />

walter. Reimann beabsichtigt, Mitte<br />

nächstes Jahr zeitgleich mit den Erneuerungswahlen<br />

<strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>derat<br />

<strong>in</strong> Pension zu gehen. Se<strong>in</strong> heutiger<br />

Stellvertreter wurde bereits als<br />

Nachfolger gewählt.<br />

<strong>Die</strong> Verschuldung ist zwar nicht mehr so<br />

hoch wie <strong>in</strong> den Boomjahren, mit über<br />

1300 Fr. pro E<strong>in</strong>wohner aber nach wie<br />

vor vergleichsweise hoch.<br />

Das Budget 2011 sieht bei e<strong>in</strong>em Aufwand<br />

von 15,6 Mio. Fr. e<strong>in</strong>en Aufwandüberschuss<br />

von 360 000 Fr. vor. <strong>Die</strong> zwei<br />

grössten Ausgabenposten s<strong>in</strong>d die Primarschule<br />

mit 4,5 Mio. Fr. und die Sozialhilfe<br />

mit 1,8 Mio. Fr. Der Blick <strong>in</strong> die<br />

Rechnung zeigt <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>en<br />

starken Rückgang der Steuern der<br />

juristischen Personen. Reimann nennt<br />

als Gründe die Konjunktur, die Steueroptimierung<br />

der Unternehmen und tiefere<br />

Unternehmenssteuern. Geme<strong>in</strong>depräsident<br />

Müller betont, man dürfe<br />

nicht nur die Steuere<strong>in</strong>nahmen der Unternehmen<br />

berücksichtigen, die Geme<strong>in</strong>de<br />

profitiere auch über die Steuererträge<br />

der Angestellten. <strong>Die</strong> Steuer -<br />

e<strong>in</strong>nahmen der natürlichen Personen<br />

haben im letzten Jahr deutlich zugenommen.<br />

Dazu kommt die Quellen-<br />

steuer der hier arbeitenden Ausländer.<br />

Tatsache ist, <strong>das</strong>s <strong>Bubendorf</strong> – wie die<br />

andern Geme<strong>in</strong>den des oberen Baselbiets<br />

– zu den F<strong>in</strong>anzausgleichsbezügern<br />

gehört und rund 15% der Ausgaben<br />

aus diesem «Topf» bestreitet.<br />

Der Druck<br />

der knappen F<strong>in</strong>anzen<br />

Da ke<strong>in</strong> weiteres Wachstum möglich<br />

und geplant ist und sich <strong>in</strong> verschiedener<br />

H<strong>in</strong>sicht ke<strong>in</strong>e Fusion mit Nachbargeme<strong>in</strong>den<br />

aufdrängt, hat die Geme<strong>in</strong>de<br />

gemäss Müller ke<strong>in</strong>e grossen<br />

Zukunftspläne. Offen ist die Zukunft mit<br />

Blick auf die F<strong>in</strong>anzen: Im Kanton Baselland<br />

wird der F<strong>in</strong>anzausgleich seit letztem<br />

Jahr nicht mehr vom Kanton ausgerichtet,<br />

sondern ist als horizontaler<br />

Ausgleich zwischen den Geme<strong>in</strong>den<br />

ausgestaltet. <strong>Die</strong> wohlhabenderen unterstützen<br />

die f<strong>in</strong>anzschwachen Geme<strong>in</strong>den<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Ressourcenausgleichs,<br />

der sich e<strong>in</strong>zig an der Steuerkraft<br />

bemisst. Das neue System ist<br />

2010 erstmals zur Anwendung gekommen,<br />

mit dem Resultat, <strong>das</strong>s die begüterten<br />

Geme<strong>in</strong>den im unteren Kantonsteil<br />

im 2010 rund 20% mehr <strong>in</strong> den F<strong>in</strong>anzausgleich<br />

bezahlen mussten als<br />

budgetiert. Das hat bei den Geberge -<br />

me<strong>in</strong>den Diskussionen ausgelöst, und<br />

Müller erwartet, <strong>das</strong>s durch diese Situation<br />

Druck auf die Empfängergeme<strong>in</strong>den<br />

entsteht. «Das Thema Geme<strong>in</strong>defusionen<br />

wird damit aktueller», sagt er.<br />

Bis heute verfügt der Kanton Baselland,<br />

<strong>in</strong> dem es <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren nur<br />

gerade e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Geme<strong>in</strong>defusion<br />

gegeben hat, noch über ke<strong>in</strong> Strukturprojekt.<br />

Im Landrat wurde jetzt e<strong>in</strong> Vorstoss<br />

<strong>in</strong> dieser Richtung e<strong>in</strong>gebracht.<br />

«Der Druck wird zunehmen», ist Müller<br />

überzeugt, «<strong>das</strong> Thema Geme<strong>in</strong>defusionen<br />

ist auch im Kanton Baselland angekommen.»<br />

<strong>Die</strong> Frage, ob es die Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>Bubendorf</strong> <strong>in</strong> zehn Jahren <strong>in</strong> der<br />

heutigen Form noch gibt, lassen Müller<br />

und Reimann deshalb unbeantwortet.<br />

Steff Schneider<br />

32 Schweizer Geme<strong>in</strong>de 3/11

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