FRANZ KAFKA DIE VERWANDLUNG - Liceo Quadri
FRANZ KAFKA DIE VERWANDLUNG - Liceo Quadri
FRANZ KAFKA DIE VERWANDLUNG - Liceo Quadri
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<strong>FRANZ</strong> <strong>KAFKA</strong><br />
<strong>DIE</strong> <strong>VERWANDLUNG</strong> (1912)<br />
Kurze Biographie des Autors<br />
Inhaltsangabe<br />
Textanalyse:<br />
a.Gregors Beziehung zur Arbeit<br />
b. zur Umwelt<br />
c. zur Familie<br />
d. Gregor als Käfer<br />
e. Wer verwandelt sich?<br />
f. Warum verwandelt sich Gregor in ein<br />
Ungeziefer?<br />
Autobiographische Züge
Biographie<br />
• Franz Kafka wurde 1883 als Sohn eines autoritären<br />
jüdischen Kaufmanns geboren<br />
• Der Vater war sehr streng und verlangte von Franz viel<br />
Fleiß und Erfolg. Unter Druck seines Vaters musste er<br />
Jura studieren<br />
• Er begann zu schreiben und befreundete sich mit Max<br />
Brod, der schon ein bekannter Schrifsteller war<br />
• Tagsüber arbeitete er bei der Arbeiter-Unfall=<br />
versicherungsanstalt in Prag und nachts widmete er sich<br />
dem Schreiben<br />
• Er war sehr unglücklich und einsam; dreimal verlobte er<br />
sich, er hatte aber nie den Mut zu heiraten<br />
• 1924 starb er an Tuberkolose
Franz Kafka<br />
Ende 1910
Franz Kafka und die Verlobte<br />
Felice Bauer 1917
Die Verwandlung (1912)<br />
Inhaltsangabe<br />
• Der Handlungsreisende Gregor Samsa, der Sohn einer<br />
kleinbürgerlichen Familie, findet sich eines Morgens “zu<br />
einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt”<br />
• Infolge dieser Verwandlung ist er nicht mehr imstande zu<br />
arbeiten und für seine Familie zu sorgen<br />
• Seine Familie erkennt immerhin, dass der Käfer Gregor<br />
ist, sie gibt ihm zu essen, dann vertreibt sie ihn aber in<br />
sein Zimmer, wo er wie in einem Käfig lebt.<br />
• Je isolierter und schwächer er ist, desto kräftiger und<br />
lebendiger werden die Familienmitglieder<br />
• Er fühlt und denkt wie ein Mensch, wird aber von der<br />
Familie verstoßen und stirbt. Die Familie ist erleichtert
Kapitel 1<br />
Aus dem Text ….<br />
“Nun” sagte Gregor und war sich dessen wohl bewußt,<br />
dass er der einzige war, der die Ruhe bewahrt hatte, “ich<br />
werde mich gleich anziehen, die Kollektion<br />
zusammenpacken und wegfahren”<br />
Kapitel 2<br />
“So nahm er zur Zerstreuung die Gewohnheit an, kreuz<br />
und quer über Wände und Plafond zu kriechen”.... Und<br />
es konnte geschehen, dass er zu seiner eigenen<br />
Überraschung sich losließ und auf den Boden klatschte.<br />
Aber nun hatte er natürlich seinen Körper ganz anders in<br />
der Gewalt als früher und beschädigte sich selbst bei<br />
einem so großen Falle nicht”
“Sie räumten ihm sein Zimmer aus; nahmen ihm alles, was<br />
ihm lieb war; den Kasten, in dem die Laubsäge und<br />
andere Werkzeuge lagen, hatten sie schon<br />
hinausgetragen.....<br />
Kapitel 3<br />
… so geht es nicht weiter. Wenn ihr das vielleicht nicht<br />
einseht, ich sehe es ein. Ich will vor diesem Untier nicht<br />
den Namen meines Bruders aussprechen, und sage<br />
daher bloß: wir müssen versuchen, es loszuwerden.<br />
Seine Meinung darüber, daß er verschwinden müsse,<br />
war womöglich noch entschiedener, als die seiner<br />
Schwester.
Vokabeln<br />
Das Ungeziefer (-) lästiges (schädliches)<br />
kleines Tier<br />
Der Käfer (-) Insekt, das (-en)<br />
Der Mistkäfer (-) ein kleiner Käfer, der bunt<br />
glänzt und von Mist lebt<br />
Der Schmarotzer (-) Pflanze, Tier, das<br />
in oder auf anderen Lebewesen lebt; der<br />
Parasit (en; en) (abwertend) jmd, der<br />
gerne schmarotzt<br />
Schmarotzen (schmarotzte, hat<br />
schmarotzt) von der Arbeit oder vom Geld<br />
anderer Leben
Die Verwandlung 1916 im<br />
“Jüngsten Tag” erschienen<br />
“Das Insekt selbst kann nicht<br />
gezeichnet werden, nicht einmal<br />
von der Ferne”
Gregors Beziehung zur Arbeit<br />
� Bis zu seiner Verwandlung hat Gregor hart gearbeitet<br />
� Als Reisender muss er morgens um 4 Uhr aufstehen<br />
� Er muss ständig reisen<br />
� Er isst sehr schlecht und unregelmäßig<br />
� Er hat keine Zeit für Freunde und Unterhaltung<br />
� Er arbeitet für einen Chef, der seinem Vater Geld<br />
geliehen hat und muss die Schuld durch seinen Dienst<br />
abzahlen<br />
� Für ihn ist seine Arbeit nur eine schwere Pflicht<br />
� er muss nämlich für die Famile sorgen
Gregors Beziehung zur Umwelt<br />
� Gregor hat keine Freunde<br />
und Familie<br />
� Er fürchtet sich vor den Kritiken und Vorwürfen des<br />
Chefs und der Eltern<br />
� Er liebt seine Familie, er opfert sich für sie<br />
� Vor seiner Verwandlung ist er die einzige ökonomische<br />
Stütze der Familie, denn:<br />
� Der Vater arbeitet nicht mehr: er sieht alt und schwach<br />
aus<br />
� Die Mutter ist auch alt, sie leidet an Asthma<br />
� Die Schwester Grete, 17, genießt das Leben, kleidet sich<br />
nett und spielt Violine
Positiv<br />
� Ausstieg aus Zwängen<br />
� Aussteigerfantasie<br />
� Flucht vor sozialem und<br />
familiärem Druck<br />
� Rebellion gegen<br />
Leistungszwänge<br />
� Sehnsucht nach einem<br />
Ausweg<br />
� Befreiung durch den Tod<br />
Gregor als Käfer<br />
Negativ<br />
� Vereinsamung<br />
� Entfremdung<br />
� Bestrafung<br />
� Isolation<br />
� Soziale Einsamkeit<br />
� Außenseiterexistenz<br />
� Gefühlspanzer<br />
� Bestrafungspanzer
Aber wer verwandelt sich?<br />
Die Mutter<br />
arbeitet wieder, sie näht<br />
feine Wäsche für ein<br />
Modegeschäft<br />
Der Vater<br />
Die Schwester<br />
nimmt eine Stellung als<br />
Verkäuferin an und am<br />
Abend lernt sie<br />
Stenographie und<br />
Französisch<br />
arbeitet jetzt als Bankdiener und trägt eine blaue Uniform,<br />
er ist recht gut aufgerichtet, sein Blick ist frisch<br />
aufmerksam und Gregor fühlt, dass er ihm entgegen nur<br />
die größte Strenge für angebracht ansieht
Warum verwandelt sich Gregor<br />
in ein Ungeziefer?<br />
Inwiefern ist die Geschichte autobiographisch?<br />
Sich in ein Tier zu verwandeln bedeutet, sich aus allen<br />
Zwängen zu befreien<br />
Tiere sind ungebunden, sie unterliegen nicht den<br />
Zwängen der Zivilisation. Sie folgen nur ihrem Willen,<br />
ihren Trieben und leben nach ihren Bedürfnissen, sie<br />
sind dem Künstler ähnlich<br />
Ein Ungeziefer ist aber ein ekelhaftes, unnützliches<br />
Tier, das alle meiden, oder sogar zertreten<br />
Gregor Samsa Kryptogramm für Franz Kafka?
Autobiographische Züge<br />
Kafkas Brief an den Vater 1919<br />
“Ich war ja schon niedergedrückt durch Deine bloße<br />
Körperlichkeit. ...... Ich mager, schwach, schmal, Du<br />
stark, groß, breit. …. Du warst für mich die Maß aller<br />
Dinge. In deinem Lehnstuhl regierst Du die Welt. Deine<br />
Meinung war wichtig, jede andere war verrückt,<br />
überspannt, meschugge, nicht normal. …..<br />
Ohne ihn (einen Freund) zu kennen, verglichst du ihn in<br />
einer schrecklichen Weise, die ich schon vergessen<br />
habe, mit Ungeziefer und wie so oft für Leute, die mir<br />
lieb waren, hattest du automatisch das Sprichwort von<br />
den Hunden und Flöhen bei der Hand......
Franz<br />
Vater-und Berufkonflikt<br />
schwach und dem<br />
praktischen Leben nicht<br />
gewachsen<br />
Versicherungsangestellter<br />
nach dem Wunsch<br />
seines Vaters,<br />
er haßt seinen Beruf<br />
“Ich hasse alles, was<br />
nicht Literatur ist”<br />
Der Vater: praktischer und<br />
mächtiger Mann<br />
Gregor<br />
schwach, er macht sich<br />
Sorgen um seine Familie,<br />
er opfert sich für sie<br />
Handelsreisender, er leidet<br />
unter den schlechten<br />
Arbeitsbedingungen<br />
er mag seine Arbeit nicht,<br />
aber kann nicht kündigen,<br />
denn er muss die Schulden<br />
der Familie abzahlen<br />
der Vater und der Chef:<br />
streng und mächtig
Konfrontation des<br />
Außergewöhlichen mit der Ordnung<br />
des Gewöhhlichen<br />
� Gregor ist ein Außenseiter<br />
� Er registriert nur seine Verwandlung, er wundert sich<br />
nicht darüber<br />
� Seine Verwandlung ist außergewöhnlich für alle, aber<br />
nicht für ihn<br />
� Das Ungeziefer zeigt konkret Gregors Seelenzustand<br />
� Der Vater ist die Gegenfigur zu Gregor<br />
� Der Vater erträgt das Außergewöhliche nicht<br />
� Das Ungeziefer muss vernichtet werden
Warum stirbt Gregor?<br />
� Die Verwandlung in ein Ungeziefer hat Gregors Leben<br />
verändert<br />
� Er kann jetzt nicht mehr arbeiten<br />
� Er lebt wie ein Tier, er ist schmutzig und kriecht an den<br />
Wänden<br />
� Er denkt und fühlt aber immer noch wie ein Mensch<br />
� Die Familie betrachtet ihn als ein Tier, der Vater bewirft<br />
ihn mit einem Apfel<br />
� Er versteht, dass es in seiner Familie keinen Platz mehr<br />
für das Außergewöhliche gibt<br />
� Ohne Liebe kann und will er nicht leben, er isst nicht<br />
mehr und stirbt
Der Triumph des Vitalen<br />
� Vor seiner Verwandlung sorgt Gregor allein für seine<br />
Familie, er fühlt sich aber schuldig, weil er nicht eifrig<br />
genug in seiner Arbeit ist und weil er seiner Familie die<br />
Lebenskraft genommen hat<br />
� Alle Familienmitglieder sind nämlich unfähig zu arbeiten<br />
und von Gregor finanziell abhängig<br />
� Nach der Verwandlung kann Gregor nicht mehr<br />
arbeiten und wird immer einsamer, isolierter und<br />
depressiver, bis er beschließt zu sterben<br />
� Sein Tod wirkt befreiend auf seine Familie, die wieder<br />
einem geregelten Bürgerleben nachgeht<br />
� Auch das Wetter, bis jetzt grau und regnerisch,<br />
entspricht der neuen Stimmung der Familie, denn die<br />
Sonne scheint
Klar und bedeutungsvoll<br />
Sprache<br />
a) innerer Monolog (1. Person + Präsens)<br />
“Der Mensch muß seinen Schlaf haben. Andere Reisende<br />
leben wie Haremsfrauen. Wenn ich zum Beispiel im<br />
Laufe des Vormittages ins Gasthaus zurückgehe, um die<br />
erlangten Aufträge zu überschreiben, sitzen diese<br />
Herren erst beim Frühstück. Das sollte ich bei meinem<br />
Chef versuchen; ich würde auf der Stelle hinausfliegen.”<br />
b) erlebte Rede (3. Person + Vergangenheit)<br />
“Nun, ruhig hatte er ja nicht geschlafen, aber wahrscheilich<br />
desto fester. Was aber sollte er jetzt tun? Der nächste<br />
Zug ging um sieben Uhr, um den einzuholen, hätte er<br />
sich unsinnig beeilen müssen, und die Kollektion war<br />
noch nicht eingepackt, und er selbst fühlte sich durchaus<br />
nicht besonders frisch und beweglich.”
Was für eine Geschichte ist “Die<br />
Verwandlung”?<br />
Unheimlich? Ekelhaft? Schrecklich?<br />
“ Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher<br />
lesen, die einen beißen oder stechen. Wenn das Buch,<br />
das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den<br />
Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit<br />
es uns glücklich macht, wie Du schreibst ? Mein Gott,<br />
glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher<br />
hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen,<br />
könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber<br />
Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns<br />
sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten<br />
als uns, wie wenn wir in Wälder verstoßen würden, von<br />
allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß<br />
die Axt sein für das gefrorene Meer in uns”
“Vor dem Gesetz” Vokabeln<br />
Das Gesetz (e) rechtliche Norm, die alle<br />
beachten müssen<br />
Der Hüter (-) j-d, der etwas bewacht und<br />
schützt; Wächter (der) der Demokratie,<br />
der Moral, der Ordnung<br />
Der Eintritt das Eintreten, das Hineingehen<br />
Bitten, (bat, hat gebeten) j-n um etwas<br />
bitten=einen Wunsch an j-n richten, damit<br />
er erfüllt wird.<br />
Der Glanz das Licht, das zurückgestrahlt<br />
wird
Vor dem Gesetz<br />
Die Parabel “Vor dem Gesetz” ist im Roman “Der<br />
Prozess” (1915) enthalten<br />
Josef K. wird eines Tages verhaftet, aber die<br />
Schuld bleibt ihm bis zum Ende unbekannt<br />
Ein Jahr später wird Josef K. von zwei Herren<br />
abgeholt und in einem Steinbruch “wie ein<br />
Hund” erstochen<br />
Fast am Ende des Romans trifft Josef K. einen<br />
Geistlichen, der ihm diese Parabel erzählt.
Vor dem Gesetz Video
Inhaltsangabe<br />
Ein Mann vom Lande will in das Gesetz eintreten,<br />
aber vor der Tür ist ein Hüter, der ihm den<br />
Zugang verbietet.<br />
Der Mann bittet um die Erlaubnis einzutreten, aber<br />
der Türhüter sagt, dass es jetzt unmöglich ist.<br />
Die Tür ist offen, der Mann geht aber nicht hinein,<br />
weil er Angst vor dem Türhüter hat.<br />
Der Mann verliert sein ganzes Leben im Warten.<br />
Kurz vor seinem Tod erfährt er, dass die Tür nur<br />
für ihn bestimmt sei.<br />
Jetzt ist es aber zu spät: der Türhüter schließt die<br />
Tür.
Der Mann vom Lande<br />
� Er hat keinen Namen, er ist ein einfacher<br />
Mann<br />
� Sein Aussehen wird nicht beschrieben, er<br />
steht für jeden Menschen<br />
� Er bittet um Einlaß in das Gesetz aber er<br />
geht nicht hinein<br />
� Er wartet Jahre, er wird alt, schwach, fast<br />
blind und kindisch<br />
� Er ist schlau. Er versucht sogar den<br />
Türhüter zu bestechen<br />
� Er ist “unersättlich”, er ist hartnäckig
Der Türhüter<br />
� Er wird genau beschrieben: er trägt einen<br />
Pelzmantel, hat eine Spitznase, einen<br />
langen, dünnen tatarischen Bart<br />
� Er ist mächtig und erregt Angst<br />
� Er hindert den Mann einzutreten<br />
� Er nimmt alles an, was ihm der Mann vom<br />
Lande anbietet, damit er nicht glaubt,<br />
“etwas versäumt zu haben”<br />
� Er wird nicht älter<br />
� Er stellt dem Mann teilnahmslose Fragen
Das Gesetz<br />
Solche Schwierigkeiten hatte der Mann vom<br />
Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch<br />
jedem und immer zugänglich sein, denkt<br />
er....<br />
Das Gesetz sollte offen, immer und jedem<br />
zugänglich sein<br />
Das Gesetz ist, ganz im Gegenteil,<br />
unzugänglich, vom Türhüter versperrt,<br />
unverständlich
� Die Macht<br />
Was ist das Gesetz?<br />
� Das Schicksal<br />
� Der Sinn des Lebens<br />
� Gott<br />
� Das unerreichbare Glück<br />
� Etwas, wonach der Mensch strebt<br />
� Aus dem Innern des Gesetzes dringt aber<br />
“ein Glanz”, d.h. es gibt dieses Gesetz
“Alle streben nach dem Gesetz”<br />
sagt der Mann, “wieso kommt es dann, dass<br />
es in vielen Jahren niemand außer mir<br />
Einlaß verlangt hat?”<br />
Der Türhüter erkennt, dass er schon an<br />
seinem Ende ist und er brüllt ihn an:<br />
“Hier könnte niemand sonst Einlaß erhalten,<br />
denn dieser Eingang war nur für dich<br />
bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe<br />
ihn.”
Wer/was hindert den Mann ins<br />
� Der Türhüter<br />
� Die Angst vom<br />
Mann selbst<br />
Gesetz einzutreten?<br />
Wofür steht die<br />
Angst des<br />
Mannes?<br />
Die Angst<br />
symbolisiert alle<br />
Hindernisse, die<br />
jeder Mensch in<br />
sich hat
Das Schicksal des Menschen<br />
Der Mensch wird von einer inneren Kraft<br />
gezwungen, nach der Wahrheit, dem Sinn<br />
des Lebens, Gott, zu suchen, aber er hat<br />
keine Chance, sie zu finden und zu<br />
erreichen.<br />
Der Mensch muss sich allein auf die Suche<br />
machen, weil für jeden eine Tür bestimmt<br />
ist.<br />
Seine Suche ist aber zum Scheitern<br />
bestimmt, wenn er resigniert, zögert und<br />
nicht handelt
Woran ist der Mann vom Lande<br />
schuld?<br />
Der Mann vom Lande hätte:<br />
a. aufs Land nach Hause zurückgehen<br />
können<br />
b. ins Gesetz eintreten können<br />
Er bleibt vor dem offenen Tor und versäumt<br />
sein ganzes Leben im Warten<br />
Er lebt nicht, er verpasst sein Leben
Die Parabel und die hebräische<br />
Tradition<br />
Parabel:”kurze und einfache Geschichte,<br />
die mit Hilfe eines Vergleiches eine<br />
moralische oder religiöse Lehre gibt”<br />
Nach der hebräischen -slawischen Tradition<br />
lebt und predigt der “Chassid”, der<br />
Fromme, ein Leben voll Freude. Er<br />
entwickelt seine geistigen Kräfte durch<br />
das Gespräch mit anderen Gläubigen, das<br />
verbreitet sich vor allem in der Form der<br />
Parabel
Noch zur Parabel<br />
http://www.hagalil.com/judentum/feiertage/ki<br />
ppur/neila-5.htm
Eine alte hebräische Parabel<br />
Wie Moscheh auf den Berg Sinai stieg...<br />
Vielleicht greift F. Kafka auf die alte Parabel nach Pesikta<br />
Rabbati 20 zurück:<br />
Moscheh stieg auf den Sinai, um die Thora zu empfangen<br />
Er traf den Engel Kemuel, den Türhüter, der am Eingang<br />
zum Himmel ist ...<br />
Moscheh erschrak und wollte nicht hineingehen, denn er<br />
hatte Angst vor den vielen Engeln, die die Thora<br />
bewachten<br />
aber Gott hatte Mitleid mit ihm und führte ihn Schritt für<br />
Schritt, bis er die Thora erreichte<br />
Diese Parabel gehört zur Liturgie vom Jom Kipur<br />
Jom Kipur ist ein hebräisches Versöhnungsfest
Noch zum Autor....<br />
� Er ist Jude in einer überwiegend<br />
katholischen Stadt<br />
� Er ist ein indifferenter Jude und hat die alte<br />
jüdische Tradition vergessen<br />
� Er gehört zur deutschsprachigen<br />
Minderheit in Prag<br />
� Er fühlt sich als Schrifsteller, aber er muss<br />
einen bürgerlichen Beruf ausüben
Gibs auf (1922)<br />
Der Titel des Textes Gibs auf! stammt von<br />
Max Brod, dem engsten Freund von Kafka<br />
und Herausgeber seiner Werke<br />
Der Text befand sich im Nachlass Kafkas,<br />
er entstand 1922<br />
Gattung: Parabel
“Gibs auf” Vokabeln<br />
Der Schreck (nur Sg) ein plötzliches starkes<br />
Gefühl der Angst<br />
Der Schutzmann (Pl. Schutzmänner oder<br />
Schutzleute) veraltet Polizist<br />
Schützen j-n/sich/etwas vor j-m/etwas<br />
schützen verhindern, dass eine Person<br />
verletzt wird oder in Gefahr kommt bzw.<br />
dass eine Sache beschädigt wird<br />
Aufgeben<br />
1) etwas a. definitiv aufhören etwas zu tun<br />
2) auf etwas verzichten (müssen)
“Gibs auf” Video
Inhaltsangabe<br />
Ein Mann geht am frühen Morgen zum<br />
Bahnhof<br />
Er vergleicht seine Uhr mit der Turmuhr und<br />
er stellt fest, dass es sehr spät ist<br />
Er wird unsicher und verläuft sich. Er fragt<br />
einen Polizisten nach dem Weg<br />
Der Polizist lacht und sagt ihm, er soll es<br />
aufgeben
Die Sprache<br />
� Z.2-9: realistische Beschreibung ohne<br />
Punkt; dadurch wird die Atemlosigkeit des<br />
Ich-Erzählers betont<br />
� Z.9-13 der Text wird irreal<br />
� Die Sprache ist einfach<br />
� Die Sätze sind kurz<br />
� Der Wortschatz ist auch einfach, aber<br />
bedeutungsvoll<br />
� Der Erzähler spricht in der 1. Person<br />
� “Gibs auf” wird dreimal wiederholt
Wofür stehen<br />
Drei wichtige Begriffe<br />
1) die Uhr der Hauptperson?<br />
2) die Turmuhr?<br />
3) der Bahnhof?<br />
1) Die Uhr des Ich-Erzählers steht für sein<br />
Leben, seine Denkweise, die Wahrheit<br />
wahrzunehmen<br />
2) Die Wirklichkeit, die Realität<br />
3) Der Bahnhof ist ein Ziel, das der Mensch<br />
erreichen soll/will
Warum zeigen die zwei Uhren<br />
nicht dieselbe Uhrzeit an?<br />
Die zwei Uhren stimmen nicht überein, denn:<br />
� Der Ich-Erzähler fühlt sich nicht wohl in der<br />
Wirklichkeit<br />
� Die Wirklichkeit ist weit von ihm entfernt<br />
und er kann sie nicht erreichen, obwohl er<br />
sich beeilt
Wie reagiert der Protagonist auf<br />
seine Verspätung?<br />
Er bekommt große Angst, er erschrickt<br />
Er fürchtet sich, den Weg nicht mehr finden<br />
zu können<br />
Seine Reaktion ist der Situation nicht gemäß<br />
Das wird Metapher einer existentiellen Angst,<br />
die er nicht überwinden kann<br />
Ein banales Ereignis des Alltagslebens wird<br />
hier zu einem metaphysischen Drama<br />
Der Mensch fühlt sich verloren, verlassen und<br />
wird sich seiner tragischen Lage bewußt
Der Schutzmann<br />
� Er antwortet mit einer Gegenfrage<br />
� Er hilft dem Ich-Erzähler nicht<br />
� Er erfüllt seine Schutzfunktion nicht<br />
� Er spottet über den Protagonisten<br />
� Er duzt den Protagonisten und lächelt<br />
dabei<br />
� Er beweist auf diese Weise seine<br />
Überlegenheit<br />
� Die Gestalt des Polizisten wiederholt die<br />
spöttische Gestalt des Richters im Roman<br />
“Der Prozess” und seine Antwort ist ein<br />
Urteil
Was soll der Ich-Erzähler<br />
aufgeben?<br />
Vielleicht soll er aufgeben, einen Weg zu<br />
suchen, den er allein nicht finden kann<br />
Nur wenn er Selbstvertrauen hat, (eigene<br />
Uhr) und seiner Wege sicher ist, kann er<br />
seinen Weg gehen
Literaturverzeichnis: Werke<br />
F. Kafka Sämtliche Erzählungen herausgegeben<br />
von Paul Raabe Fischer Verlag Frankfurt/Main<br />
1997<br />
F. Kafka Strafen La condanna La metamorfosi<br />
Nella colonia penale Introduzione di R.<br />
Fertonani Einaudi tascabili serie bilingue Torino<br />
1997<br />
F. Kafka Der Prozeß Fischer Verlag<br />
Frankfurt/Main 1975<br />
F. Kafka Skizzen-Parabeln-Aphorismen a cura di<br />
Giuliano Baioni Mursia Milano 1961-1970
Literaturverzeichnis Sekundärliteratur<br />
Rolf-Bernhard Essig Universität Bamberg appunti<br />
dalle lezioni sull'opera Die Verwandlung<br />
Stephanie Catani Universität Bamberg appunti<br />
dalle lezioni sull'opera Die Verwandlung<br />
F. Kafka Erzählungen II Königs Erläuterungen und<br />
Materialien Bange Verlag Hollfeld 1991<br />
Luisa Martinelli Stelzer Leitfaden durch die<br />
deutsche Literatur Bulgarini Innocenti Fi 2007<br />
Maria Paola Mari Treffpunkt Literatur 2 Cideb<br />
Genova 1997<br />
Van Rinsum eine Geschichte der dt. Literatur in<br />
Beispielen Bayer. Schulbuch Verlag München 87