Harry Dresden 09: Weiße Nächte - mrr computer
Harry Dresden 09: Weiße Nächte - mrr computer
Harry Dresden 09: Weiße Nächte - mrr computer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
arrangierter magischer Energien zu ertasten. Ich spreizte die Finger so weit es ging<br />
auseinander, als ich versuchte, eine möglichst große Fläche zu berühren. Ich schloss die Augen<br />
und konzentrierte mich auf meine magischen Sinne.<br />
„Ein Schutzzeichen“, erklärte ich mit verhaltener Stimme.<br />
„Wie bei deiner Wohnung?“, fragte sie.<br />
„Es ist nicht so stark“, sagte ich und strich langsam mit der Hand darüber. „Außerdem ist es<br />
etwas kruder. Bei mir sind es Ziegel und Stacheldraht. Hier haben wir es eher mit<br />
Aluminiumblech und Hasengitter zu tun. Aber es würde dennoch ganz schön reinhauen. Feuer,<br />
denke ich.“ Ich spähte den Flur hinunter. „Hm. Ich glaube nicht, dass es jemanden an Ort und<br />
Stelle umlegen würde, aber es würde schon höllisch weh tun.“<br />
„Ein Feuer hier würde die Alarmsysteme des Gebäudes auslösen“, fügte Murphy hinzu. „Die<br />
Leute würden aus dem Haus fliehen, und die Einsatzkräfte der Stadt kämen angetrabt.“<br />
„Mhm“, nickte ich. „Das schreckt einen durchschnittlichen Herumtreiber durchaus ab, egal, ob<br />
er übernatürlich ist oder nicht. Der Zauber soll nicht töten.“ Ich trat zurück und forderte Murphy<br />
auf: „Geh vor und klopfe.“<br />
Sie musterte mich mit hochgezogener Braue. „Das soll ein Witz sein, oder?“<br />
„Wenn jemand das Schutzzeichen verpfuscht hat, zeigt es womöglich Reaktionen auf meine<br />
Aura und geht los.“<br />
„Kannst du es nicht einfach bannen?“<br />
„Wer auch immer dafür verantwortlich ist, hat sich derartige Sorgen gemacht, dass er viel Zeit<br />
und Anstrengung investiert hat, um dieses Zuhause etwas sicherer zu machen“, erwiderte ich.<br />
„Wäre ganz schön unhöflich, das jetzt einfach in Fitzelchen zu zerreißen.“<br />
Murphy legte ihren Kopf für einen Augenblick schief, doch dann verstand sie, worauf ich<br />
hinauswollte. „Du würdest ihnen eine Höllenangst einjagen, wenn du einfach so mir nichts dir<br />
nichts hindurch marschierst, als ob es gar nicht hier wäre.“<br />
„Genau“, pflichtete ich ihr bei. „Die haben schon eine Scheißangst, Murph. Ich muss mit<br />
Fingerspitzengefühl vorgehen, sonst geben die mir nichts, was mir weiterhelfen würde.“<br />
Murphy nickte und klopfte an.<br />
Sie klopfte dreimal, und der Türknauf begann sich bereits beim dritten Mal zu drehen.<br />
Eine kleine, auf hübsche Art propere Frau öffnete die Tür. Sie war noch kleiner als Murphy und<br />
irgendwo Mitte vierzig, mit blonden Haaren und engelsgleich rosigen Wangen, die so aussahen,<br />
als wären sie ein ständiges Lächeln gewöhnt. Sie trug ein fliederfarbenes Kleid und einen<br />
winzigen Hund, vielleicht einen Yorkshireterrier, auf den Armen. Sie lächelte Murphy an und<br />
sagte: „Natürlich weiß ich, wer Sie sind, Sergeant Murphy.“<br />
Eine halbe Sekunde nachdem die Frau zu sprechen begonnen hatte, hob auch Murphy an:<br />
„Guten Tag, mein Name ist Sergeant Murphy, ich bin Detective des Chicago Police<br />
Departments.“<br />
Murphy verstummte blinzelnd.<br />
„Oh“, sagte die Frau. „Das tut mir leid. Manchmal vergesse ich es.“ Sie vollführte eine luftige<br />
Geste mit der Hand. „So ein Schussel.“<br />
Ich war drauf und dran, mich vorzustellen, doch ehe ich auch nur den Mund öffnen konnte,<br />
sagte die kleine Frau: „Natürlich wissen wir alle, wer Sie sind, Mister <strong>Dresden</strong>.“ Sie legte die<br />
Finger an die Lippen. Diese zitterten leicht. „Oh. Ich hab’s schon wieder vergessen.<br />
Entschuldigen Sie. Ich bin Abby.“<br />
„Schön, Sie kennenzulernen, Abby“, sagte ich ruhig und streckte meine Hand entspannt mit der