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Impressum<br />

Mit dem Zürserhof betreibt die Familie Skardarasy ein Luxus-Hotel, das<br />

von der New York Times sogar unter die besten fünf weltweit gewählt<br />

wurde. <strong>FM</strong> sprach mit Willy, Monika, Hannes und Laura Skardarasy über<br />

Steuerärger, das Thema Betriebsübergabe und die Philosophie der Fünf<br />

Sterne.<br />

<strong>FM</strong>: Sie haben die ÖHV-<br />

Winterarbeitsseminare nach langer<br />

Zeit wieder aufleben lassen. Wie kam<br />

es dazu und wie lautet Ihr Resümee?<br />

Monika: Seit Jahren wurde von<br />

Kollegen immer wieder der Wunsch<br />

geäußert, die Treffen von damals<br />

zumindest in ähnlicher Form wieder<br />

zu veranstalten. Weil man sich dabei<br />

auf einer Ebene getroffen hat, Zeit<br />

füreinander hatte und Einzelgespräche führen konnte. Aus diesem vielfachen<br />

Wunsch ist schließlich diese Woche entstanden. Das „private“ Plaudern<br />

kann sehr fruchtbar sein; immerhin befassen wir uns alle mit den gleichen<br />

Themen, stehen vor ähnlichen Aufgaben und Herausforderungen.<br />

Hannes: Die Idee war nicht, eine Alternativveranstaltung zum ÖHV-Kongress<br />

zu veranstalten, sondern ein lockeres Beisammensein mit Kollegen zum<br />

Gedankenaustausch, ohne Vorträge, ohne Verpflichtungen. Ich glaube, es<br />

war eine sehr gelungene Woche.<br />

<strong>FM</strong>: Mit Wiederholungspotenzial?<br />

Hannes: Ja. Auslöser für dieses Treffen war der 100. Geburtstag von Ernst<br />

Skardarasy. Das Ziel ist aber, es nächstes Jahr zu wiederholen und<br />

auszubauen. Wir wollen neben österreichischen Hoteliers auch Kollegen<br />

aus Deutschland, Südtirol oder der Schweiz sowie verschiedene<br />

Generationen einbeziehen: Jung und Alt sollen Gelegenheit zum Austausch<br />

haben.<br />

<strong>FM</strong>: Dieses Einbinden der Jungen ist auch im Sinne Ernst Skardarasys, nicht<br />

wahr?<br />

Monika: Das stimmt. In familiengeführten Hotels leben und arbeiten zwei<br />

oder mehr Generationen miteinander. Das läuft sicherlich in vielen Fällen<br />

nicht friktionsfrei ab. Deshalb möchten wir ganz bewusst die verschiedenen<br />

Generationen zum nächsten Treffen einladen. Um sich auszutauschen und<br />

Wissen weiterzugeben.<br />

<strong>FM</strong>: Die Treffen waren geprägt von regem Austausch, man verbrachte eine<br />

Woche auf engem Raum. Der heutige ÖHV-Kongress ist damit wohl schwer<br />

vergleichbar.<br />

21.03.2012 11:47:00<br />

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<strong>FM</strong> Aktuell<br />

Leinen los in der Wachau<br />

(22.03.12)<br />

Aus für Café Demel in<br />

Salzburg<br />

(22.03.12)<br />

Rendez-vous für Wein- und<br />

Genussliebhaber<br />

(21.03.12)<br />

Frühjahrserwachen im<br />

Barock: Schloss Hof startet in<br />

die Saison 2012<br />

(20.03.12)<br />

„Hotelier der Zukunft“ kommt<br />

aus Kärnten<br />

(20.03.12)<br />

Neuer Sales-Chef für<br />

InterConti<br />

(20.03.12)<br />

Mehr Betten für Area 47<br />

(20.03.12)<br />

Vienna Harley Days<br />

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Monika: Das ist für uns nicht einfach zu beurteilen. Wir waren damals quasi<br />

mittendrin, weil unser Senior der Präsident war und sich bei uns viel<br />

abgespielt hat. Der Kongress ist heute sicher professioneller und straffer<br />

organisiert, auch ernster. Ich kann nicht wirklich beurteilen, wie stark der<br />

Einfluss der ÖHV heute ist.<br />

Hannes: Wir sind zwar ÖHV-Mitglied, aber eigentlich sehr weit weg davon. Im<br />

Alltag bekommen wir davon nichts mit und wir haben dem Kongress in den<br />

letzten Jahren kaum beigewohnt. Insofern können wir die Entwicklung<br />

schwer beurteilen. Aber unsere Veranstaltung soll ja auch mit der ÖHV an<br />

sich kaum etwas zu tun haben. Und schon gar keine Gegenveranstaltung<br />

zum ÖHV-Kongress sein.<br />

<strong>FM</strong>: Die <strong>FM</strong>-Berichte von damals zeigen, dass man stark auf<br />

Konfrontationskurs war und direkte Kritik geübt hat. Hat sich die ÖHV<br />

verändert oder ist es nur für Sie anders geworden?<br />

Willy: Die ÖHV ist für uns komplett anders geworden. Wir haben uns in<br />

dieser Woche in Erinnerung gerufen, was sie damals für uns war: Wir haben<br />

uns aufgelehnt, haben mit Staribacher, Androsch & Co. diskutiert. Und in<br />

erster Linie war es eine Kollegenwoche, wo man auch in Einzelgesprächen<br />

oder kleinen Gruppen sehr viel bewegen konnte. Wie das heute aussieht,<br />

können wir kaum mehr beurteilen, aber wir haben eigentlich nicht den<br />

Eindruck, dass wirklich etwas bewegt wird. Der Kongress ist auf wenige<br />

Tage komprimiert und sehr akademisch geworden.<br />

Monika: Er ist sicherlich sehr informativ.<br />

Willy: Schon, aber ich habe nicht das Gefühl, dass die Kollegenschaft so<br />

zusammensteht und wirklich etwas bewegt. Es mag aber auch einfach an<br />

uns liegen, dass wir das Interesse ein wenig verloren haben. Dass wir auch<br />

für diese kurze, mit Programm vollgepfropfte Zeitspanne nicht so weit fahren<br />

wollen. Und dann kaum Gelegenheit haben, uns mit anderen Hoteliers<br />

wirklich auszutauschen.<br />

Monika: Vielleicht setze mich jetzt in die Nesseln, aber die Kraft einer solchen<br />

Interessensvertretung liegt auch immer stark an der Person des<br />

Präsidenten. Ich habe den Eindruck, dass früher auch seitens des<br />

Präsidenten der Kontakt unter den Kollegen stärker forciert wurde. Damit will<br />

ich nicht unseren Senior verherrlichen – auch etwa Wolfgang Zorn hat das so<br />

gemacht.<br />

<strong>FM</strong>: Der Geist des „Onkel Ernst“, wie Ernst Skardarasy oft genannt wurde,<br />

schwebte über diesem Treffen. Was bedeutet sein Erbe für Sie?<br />

Hannes: Was wir sofort mit ihm verbinden ist Großzügigkeit. In jeglicher<br />

Hinsicht: von den breiten Gängen im Hotel bis zu den kleinsten Details. Er<br />

war ein durch und durch großzügiger Mensch.<br />

Willy: Und einer, der sich über jeden Erfolg gefreut hat. Neid kannte er nicht,<br />

obwohl er zugleich ein eitler Mensch war. Es gibt vieles, das bis heute<br />

nachwirkt. Ernst und seine Frau Hilde gehörten zu jenen Pionieren, die<br />

risikofreudig und mutig waren – aber auch im Kontext ihrer Zeit. Ich glaube,<br />

es wäre heute sehr schwierig, ein Hotel so zu führen, wie es die beiden<br />

taten.<br />

Monika: Ernst war großartig. Aber man muss ganz klar sagen: sein Erfolg<br />

wäre ohne seine Frau nicht denkbar gewesen. Die beiden haben sich<br />

kongenial ergänzt: Er brachte Ideen, Visionen und Großzügigkeit ein, sie hat<br />

sie umgesetzt – und zwar akribisch und detailverliebt. Diese Kombination hat<br />

den Erfolg ausgemacht.<br />

<strong>FM</strong>: Wie war sein Umgang mit der Politik?<br />

Willy: Sehr pragmatisch. Parteien per se interessierten ihn nicht. Er hat sich<br />

immer mit jener Partei solidarisiert, die an der Macht war. Man nannte ihn<br />

deshalb auch den „rosaroten Ernstl“. Er hat sich gerne mit wichtigen<br />

Persönlichkeiten umgeben, auf die ihm eigene Art. Kanzler Vranitzky stellte er<br />

sich gleich mit „I bin der Ernst – du wärst der erste Bundeskanzler, mit dem<br />

ich nicht per du bin“ vor. Er war ein Haudegen. Ich glaube, die meisten haben<br />

diese legere Art sehr geschätzt.<br />

<strong>FM</strong>: Wie sehen Sie das heute?<br />

Willy: Wir bewerten die Leute nach ihrer Leistung, nicht nach<br />

Parteizugehörigkeit. Hier stellt sich diese Frage auch kaum, weil Lech eine<br />

Gemeinde ist, die keine Parteien- sondern eine Personenwahl hat.<br />

<strong>FM</strong>: Kommen wir zur „Politik“ in Ihrem Haus: das Thema Nachfolge in der<br />

Hotellerie wurde in letzter Zeit oft diskutiert. War es für Sie (Hannes<br />

Skardarasy, Anm.) von vornherein klar, dass Sie das Hotel übernehmen<br />

würden?<br />

Hannes: Im Grunde schon. Bei uns war das aber niemals ein Muss. In der<br />

Hotellerie ist eine reibungslose Übergabe nicht immer einfach. Einerseits<br />

werden wohl viele in das Geschäft hineingedrängt, ohne es wirklich zu<br />

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wollen. Andererseits erleichtert die Politik die Übergabe eines Betriebs auch<br />

nicht gerade. Überhaupt, wenn mehrere Kinder zu berücksichtigen sind. Das<br />

kann geradezu existenzbedrohend sein, wenn man sich in der Familie nicht<br />

friedlich einigt.<br />

<strong>FM</strong>: Das scheint hier kein Thema zu sein.<br />

Hannes: Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir uns innerhalb der<br />

Familie gut verstehen. Eine Übergabe kann nur reibungslos verlaufen, wenn<br />

das so ist. Immerhin arbeitet man rund um die Uhr miteinander.<br />

<strong>FM</strong>: Hat die Übergabe von Ernst Skardarasy an Sie auch so reibungslos<br />

geklappt?<br />

Willy: Nein.<br />

<strong>FM</strong>: Knapp und deutlich. Warum nicht?<br />

Willy: Bei uns war die Situation eine ganz andere. Ich bin 1973 als Direktor in<br />

den Zürserhof gekommen. Damals war noch überhaupt nicht geplant, dass<br />

wir die Nachfolger werden. Das hat sich dann aber herauskristallisiert. Wie<br />

Sie sicher wissen, hat Ernst Skardarasy mich adoptiert. Ein Eltern-Kind-<br />

Verhältnis war schon irgendwie da, aber eben anders. Ernst und Hilde waren<br />

zwei dominante Menschen, die es nicht so gern mochten, wenn man zu viel<br />

verändern wollte. Wir mussten uns langsam einspielen.<br />

<strong>FM</strong>: Sie haben drei Kinder – gab es jemals Diskussionen, wer übernehmen<br />

soll?<br />

Willy: Es war immer klar, dass den Zürserhof nur einer oder eine<br />

übernehmen kann. Es würde den Betrieb kaputt machen, ihn aufzuteilen.<br />

Natürlich müssen die anderen fair behandelt werden. Hier liegt ja oft das<br />

Problem des Generationswechsels: wenn mehrere Kinder beteiligt sind und<br />

einer arbeitet … Wir haben oft gesehen, dass das nicht funktioniert.<br />

<strong>FM</strong>: Wie sieht bei Ihnen die Regelung aus?<br />

Willy: Unser Sohn Hannes ist der alleinige Nachfolger für den Zürserhof und<br />

die Skilifte. Wir haben auch zwei Töchter: Julia, 28, ist Magistra der Publizistik<br />

und arbeitet im Betrieb ihres Verlobten Christian Scheck (Kurhotel<br />

Vollererhof, Puch bei Sbg., Anm.). Elisabeth, 22, schreibt gerade ihre<br />

Bachelorarbeit in Germanistik und beginnt im Herbst ihr Masterstudium. Die<br />

beiden werden privat abgefunden. Hannes wird diesbezüglich finanzielle<br />

Auflagen haben. Dies wurde so in der Familie besprochen und vereinbart.<br />

<strong>FM</strong>: Wann wird die Übergabe stattfinden?<br />

Willy: 25 Prozent des Betriebs gehören ihm bereits. Alles andere wächst<br />

Schritt für Schritt. Es ist ein harmonischer Übergang, der beiden<br />

Generationen nicht weh tut. Ich bin eigentlich selbst überrascht, dass mir<br />

das so gelingt (lacht). Früher war ich schon ein wenig patriarchisch<br />

veranlagt. Aber ich will den Jungen das Leben nicht schwer machen.<br />

Belastungen können ohnehin noch durch diverse Reformen und Steuern<br />

drohen. Wir überlegen derzeit, was in solchen Fällen das Klügste wäre.<br />

Monika: Auf jeden Fall werden wir die Übergabe so reibungslos wie irgend<br />

möglich abwickeln. Schon jetzt arbeiten alle gemeinsam. Unsere<br />

Schwiegertochter hat beispielsweise den gesamt Spa-Bereich auf<br />

Vordermann gebracht. Wir geben da oft nur noch Tipps.<br />

<strong>FM</strong>: Wie sieht das die junge Generation?<br />

Laura: Ich glaube, alle profitieren sehr voneinander. Wir können jeden Tag<br />

auf die Erfahrung der Eltern zurückgreifen und haben dennoch die freie<br />

Entscheidung, etwas Anderes oder Neues zu tun.<br />

Hannes: Machtkämpfe, Streit über Prozente oder Entscheidungsgewalt gibt<br />

es bei uns wirklich nie. Selbstverständlich diskutieren wir. Aber wir haben<br />

immer eine Lösung gefunden, mit der alle leben können. Wir bemühen uns,<br />

innerhalb der Familie – wie auch bei den Mitarbeitern – jeden gemäß seiner<br />

Stärken einzusetzen.<br />

<strong>FM</strong>: Stichwort Mitarbeiter: Sie haben mit 120 Mitarbeitern einen hohen<br />

Personalstand und eine auffallend hohe Service-Qualität. Wie sieht hier Ihre<br />

Philosophie aus?<br />

Willy: Das ist nicht unsere Philosophie, sondern die der Fünf Sterne. Das<br />

Problem ist, dass viele Fünf-Sterne-Hotels de facto keine sind. Ein Haus mit<br />

300 Betten und 60 Mitarbeitern kann keines sein. Denn der springende Punkt<br />

einer solchen Klassifizierung ist die Software: die Mitarbeiter.<br />

<strong>FM</strong>: Qualität geht aber vor Quantität – wie halten Sie Ihr Personal auf Trab?<br />

Monika: Die Mitarbeiter müssen mit Respekt behandelt werden, gut<br />

untergebracht sein und spüren, dass sie auch als Mensch wichtig sind.<br />

Dann bringen sie Top-Leistung. Wir schulen sie laufend und führen<br />

Gespräche, welche Regeln einzuhalten sind und wie die Philosophie des<br />

Hauses umzusetzen ist. Das geht nur in einem Klima der gegenseitigen<br />

Wertschätzung, sonst kommt das nicht an.<br />

Hannes: 120 Mitarbeiter sind zwar viel, aber wenig genug, dass man<br />

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Einzelgespräche führen kann, jeden beim Namen kennt und sich individuell<br />

mit ihm befasst. Viele von ihnen sind schon seit Jahren bei uns und wir<br />

kennen sie gut. Das macht vielleicht den Unterschied zwischen einem<br />

familiengeführten und einem Ketten-Hotel aus, wo alle zwei Jahre der<br />

General Manager wechselt.<br />

<strong>FM</strong>: Es wird häufig beklagt, dass es so schwierig sei, qualifiziertes Personal<br />

zu bekommen. Wie sehen Sie das?<br />

Hannes: Man muss sich aktiv darum kümmern. Es reicht nicht, zu inserieren<br />

und darauf zu warten, dass sich einer bewirbt. Wer gute Mitarbeiter haben<br />

möchte, muss nach ihnen suchen. Das heißt nicht, dass wir anderen<br />

Betrieben die Mitarbeiter abwerben, wohlweislich. Aber wir lassen uns etwa<br />

von Mitarbeitern Empfehlungen geben, wenn sie in Sommerbetrieben<br />

jemanden „entdeckt“ haben, der zu uns passt – dafür bekommen sie dann<br />

ein Zuckerl. Auch über Social Media & Co. kann man viel machen. Besonders<br />

aktiv in dieser Beziehung ist unser Direktor Wolfgang Plank, der seit 30<br />

Jahren bei uns ist.<br />

<strong>FM</strong>: Und das macht den Unterschied?<br />

Hannes: Ja. Viele bemühen sich einfach zu wenig. Sehen Sie sich einmal im<br />

November die Inserate in einschlägigen Magazinen an: da suchen manche<br />

Betriebe noch die halbe Belegschaft. Das ist unglaublich.<br />

Monika: Ehrgeizige Leute gehen vorwiegend in Betriebe mit hohem<br />

Renommee. Insofern tun wir uns wohl leichter als manche anderen.<br />

Dennoch: man muss sich aktiv darum kümmern. Und das tun wir.<br />

<strong>FM</strong>: Sie können also den Mangel an qualifiziertem Personal nicht bestätigen.<br />

Willy: Wir haben keine Probleme, welches zu bekommen. Aber ich sehe<br />

schon Mängel in der Ausbildung. Dazu kommt wohl ein Imageproblem der<br />

Hotellerie: Wenn von 30 Absolventen einer Tourismusschule nur zwei ins<br />

Hotelfach gehen, dann wirft das schon Fragen auf.<br />

Hannes: Viele sehen die Hotellerie als familienfeindlich, weil hier auch an<br />

Wochenenden gearbeitet wird. Zudem sind meiner Meinung nach heute<br />

Lehrberufe wie Koch und Kellner gegenüber einer akademischen<br />

Ausbildung viel zu schlecht bewertet.<br />

<strong>FM</strong>: Beim Kamingespräch diese Woche wurde der Trend zu verkürzter<br />

Aufenthaltsdauer thematisiert. Auch diesem Problem haben Sie<br />

widersprochen …<br />

Hannes: Jammern hilft grundsätzlich nicht. Man muss als Gastgeber flexibler<br />

werden. Erfahrungsgemäß ist es auch so, dass die Gäste verhältnismäßig<br />

mehr Geld ausgeben, je kürzer sie bleiben.<br />

Laura: Wir freuen uns über jeden Gast. Wenn jemand nur drei Tage bleibt<br />

und es sich einfach gut gehen lasst, ist das auch toll. Allerdings ist die<br />

Aufenthaltsdauer bei uns im Schnitt immer noch relativ hoch.<br />

<strong>FM</strong>: Aber wenn Aufenthalte kürzer werden, braucht man in Summe mehr<br />

Gäste.<br />

Willy: Man muss sich eben zusätzliche Klientel suchen. Wir haben<br />

beispielsweise den Fehler gemacht, uns um ältere Gäste, die nicht mehr<br />

Skifahren, zu wenig zu bemühen. Das ändern wir nun und bieten verstärkt<br />

Wellness, Schneeschuhwandern usw. an. Wintererholung muss neben dem<br />

reinen Skilaufen wieder mehr Gewicht bekommen. Dann ergibt sich auch ein<br />

ganz anderes Spektrum. Allerdings muss man auch richtig kommunizieren.<br />

Wir haben viel in die Liftanlagen investiert und gedacht, wenn wir so<br />

moderne Bahnen haben, kommen die Gäste von selbst. Das ist falsch, man<br />

muss sie auch vermarkten.<br />

<strong>FM</strong>: Ohne reinen Skisport-Fokus wäre doch eine Saisonverlängerung<br />

denkbar?<br />

Willy: Die ist auch angedacht. Gerade mit dem Ausbau des Spa-Bereichs,<br />

der demnächst ansteht, können wir zumindest einmal auf sechs Monate<br />

ausweiten.<br />

<strong>FM</strong>: Wie viel wird in den Ausbau investiert?<br />

Willy: Rund fünf Millionen Euro. Die Pläne sind soweit fertig, gebaut wird<br />

voraussichtlich in den nächsten zwei bis drei Jahren. Aber wir müssen erst<br />

sehen, ob sich das Projekt amortisiert. Auch hier gilt: nur warten, dass die<br />

Gäste von alleine kommen, ist zu wenig. Wir werden noch viel nachdenken<br />

und leisten müssen, um damit auch die Auslastung zu steigern.<br />

<strong>FM</strong>: Die wie hoch ist?<br />

Willy: Zwischen 80 und 90 Prozent. Da sind also noch mindestens zehn<br />

Prozent drin.<br />

<strong>FM</strong>: So manches Problem scheint für Sie keines zu sein. Drehen wir den<br />

Spieß um: wo sehen Sie Handlungsbedarf?<br />

Willy: Zum Beispiel bei den unerträglich hohen Lohnnebenkosten. Seit<br />

Jahren wird über eine Senkung geredet, aber stattdessen steigen sie weiter.<br />

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Dazu könnten noch zusätzliche Belastungen kommen, wenn weitere Steuern<br />

zur Budgetsanierung eingeführt werden. So funktioniert Wirtschaft einfach<br />

nicht.<br />

<strong>FM</strong>: Also ist die Politik der wunde Punkt?<br />

Monika: Ja. Ein weiteres Beispiel wäre die Raucher-Regelung. Ein typisch<br />

österreichischer Fall von „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“. Statt<br />

klare Regeln zu schaffen, wälzt man die Verantwortung auf die Unternehmer<br />

ab.<br />

Hannes: Ständig gibt es neue Vorschriften, neue Auflagen, dies und jenes<br />

entspricht nicht den EU-Richtlinien … Aber wer das finanziert, steht auf<br />

einem anderen Blatt.<br />

<strong>FM</strong>: Danke für das Gespräch.<br />

Foto (© Plank): Schau genau: Vier (!) Generationen Skardarasy – Hilde &<br />

Ernst „wachen“ über Willy & Monika (re.) sowie Hannes & Laura (li.), die bald<br />

Nachwuchs erwarten<br />

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