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SV SPARKASSENVERSICHERUNG ELEMENTAR. VERSICHERT ...

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<strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong><br />

<strong>ELEMENTAR</strong>. <strong>VERSICHERT</strong>.<br />

BADISCHE GEBÄUDEVERSICHERUNG<br />

1758 – 2008


»WIR HABEN WÄHREND DER ANGETRETENEN REGIERUNG UNSERER FÜRSTLICHEN LANDE<br />

UNSER HAUPTSÄCHLICHES AUGENMERK AUF DIEJENIGE MITTEL GERICHTET, WODURCH DIE<br />

WOHLFAHRT UNSERER LIEBEN UND GETREUEN UNTERTHANEN BEFÖRDERT, UND UNSERE<br />

FÜRSTENTHÜMER UND LANDE IN BEGLÜKTEN STAND GESETZET WERDEN MÖGEN.<br />

UNSERER AUFMERKSAMKEIT HABEN DEMNACH DIE BETRÜBTE UMSTÄNDE NICHT ENTGEHEN<br />

MÖGEN, WOREIN DIE UNSERIGE MEHRMALEN DURCH DIE AUS DEM VERHÄNGNISS DES GRO-<br />

SSEN GOTTES ERLITTENE FEUERSBRÜNSTE GERATHEN SIND.«<br />

Carl Friedrich von Baden; Marggrävlich Baden-Durlachische Brand-Versicherungs-Ordnung; 1758


DAS JUBILÄUM<br />

25. SEPTEMBER 2008<br />

<strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong><br />

<strong>ELEMENTAR</strong>. <strong>VERSICHERT</strong>.<br />

1758 – 2008


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Tradition ist mehr als ein Wort<br />

Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl<br />

Die Kraft der Elemente<br />

Einleitung<br />

ELEMENT FEUER<br />

Historisches – 1758 Gründung<br />

Schutz vor Feuer<br />

Wandel der versicherten Werte<br />

Vorbeugender Brandschutz<br />

Feuerwehr und Gebäudeversicherung<br />

Brandursachenermittlung<br />

Wissenschaft – Feuerforschung<br />

Ein Blick in die Geschichte – Brandstiftung<br />

ELEMENT LUFT<br />

Historisches – 1912 freiwillige Entschädigung<br />

Die Elementargefahren Sturm und Hagel<br />

Sturmphänomene<br />

Klimawandel und Naturkatastrophen<br />

Orkan – Lothar und Kyrill<br />

Vor und nach dem Schaden<br />

Tornado<br />

Wissenschaft – Tornadoforschung<br />

Hagelsturm<br />

ELEMENT WASSER<br />

Historisches – 1960 Elementarschadenversicherung<br />

Die Elementargefahr Wasser<br />

Hochwasser und Überschwemmung<br />

Starkregen – Unwetter und ihre Folgen<br />

Hochwasserzonierung<br />

Schneedruck<br />

Wissenschaft – Unwetterforschung<br />

Ein Blick in die Geschichte – Der Wert 1914<br />

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ELEMENT ERDE<br />

Historisches – 1971 Versicherung Erdbeben<br />

Versicherbarkeit von Erdbeben<br />

Die Elementargefahr Erde<br />

Erdbebengefahr in Deutschland<br />

Erdbebenvorhersage<br />

Anthropogene Erdbeben<br />

Wissenschaft – Task Force Erdbeben<br />

Ein Blick in die Geschichte – Kriegsschäden<br />

DER WEG ZUR <strong>SV</strong><br />

Historisches – 1994 bis 2008<br />

Verkauf der Gebäudeversicherung an die Sparkassen<br />

Günther H. Oettinger<br />

79 Der Landtag in Baden-Württemberg<br />

80 Was eigentlich ist Versicherung?<br />

Reinhard Schäfer<br />

82 Die Fusion 2004 – Der Weg zur <strong>SV</strong><br />

Gregor Böhmer<br />

84 Die <strong>SV</strong> in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Peter Schneider<br />

86 Karlsruhe und die Gebäudeversicherung<br />

Heinz Fenrich<br />

87 Standort Karlsruhe<br />

Zeitstrahl der <strong>SV</strong><br />

Chronik<br />

Bildnachweis<br />

Quellenverzeichnis<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

INHALT


4<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ULRICH-BERND WOLFF VON DER SAHL<br />

Vorsitzender des Vorstands der<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

250 Jahre – Tradition ist mehr als ein Wort<br />

DIE <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong> FEIERT JUBILÄUM: IHRE ÄLTESTE WURZEL, DIE BADISCHE<br />

GEBÄUDEVERSICHERUNGSANSTALT, WIRD 250 JAHRE ALT. GEGRÜNDET AM 25. SEPTEMBER 1758<br />

ALS »BRAND-ASSECURATIONS-SOCIETÄT«, BESTEHT SIE HEUTE NICHT MEHR ALS EIGENSTÄNDI-<br />

GES UNTERNEHMEN. SIE IST EINE VON NEUN WURZELN DER <strong>SV</strong> GEBÄUDEVERSICHERUNG, UND<br />

VON INSGESAMT ZWÖLF WURZELN, DIE IM GESAMTKONZERN DER <strong>SV</strong> AUFGEGANGEN SIND.<br />

Die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung bietet heute 20 Millionen Menschen in unserem Geschäftsgebiet<br />

ein komplettes Angebot an Schaden/Unfall- und Lebensversicherungen an. Sie liegt auf Platz 12<br />

der größten Schadenversicherer bundesweit und auf Platz 14 bei den Lebensversicherern. In der<br />

Gebäudeversicherung liegt die <strong>SV</strong> auf Platz eins bundesweit. Die <strong>SV</strong> ist ein modernes Unternehmen<br />

– mit einer zeitgemäßen Datenverarbeitung, optimierten Prozessen, modernen Arbeitsplätzen<br />

an den Standorten in den Regionen in Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Teilen von<br />

Rheinland-Pfalz. Sie hat sich weit ausgedehnt seit der Gründung der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt<br />

im kleinen Baden-Durlach.<br />

Die <strong>SV</strong> ist zukunftsorientiert, gleichwohl ist sie ein Unternehmen mit einer sehr langen Geschichte,<br />

die die Geschichte unserer Ursprungsunternehmen ist: Die ältesten sind die sechs Gebäudeversicherungsanstalten<br />

aus unseren Regionen, die im 18. und 19. Jahrhundert gegründet wurden.<br />

Hinzu kommen die sechs Schaden/Unfall- und Lebensversicherer, die bis auf eine Ausnahme Anfang<br />

des zwanzigsten Jahrhunderts gegründet wurden. Der klare Benjamin unserer Wurzeln, die<br />

ÖVA Allgemeine Versicherung, wird übrigens auch schon fast 30 Jahre alt.<br />

DER HISTORISCHE BLICK ZURÜCK FÖRDERT EINSICHTEN<br />

Was bedeutet es, wenn ein Unternehmen auf 250 Jahre zurückblicken kann? Welchen Mehrwert hat<br />

ein Kunde von dieser Tradition? Die erste Antwort auf diese Fragen lautet fast immer: Tradition bedeutet<br />

Erfahrung. 250 Jahre Tradition bedeuten also 250 Jahre Erfahrung. Aber sowohl ›Tradition‹ als<br />

auch ›Erfahrung‹ sind abstrakte Wörter, die den Menschen, die uns fragen, warum sie der <strong>SV</strong> vertrauen<br />

sollen, wo doch viele Wettbewerber ähnlichen Versicherungsschutz bieten, keine Antwort geben.<br />

Ein Vorteil einer langen Unternehmenshistorie ist es, dass man den Blick zurück richten kann.<br />

Dieser Blick fördert immer Unterschiede und Gemeinsamkeiten zutage. Unterschiede zu den Zeiten<br />

der Gründung der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt sind schnell zu finden: Im 18.<br />

Jahrhundert war Deutschland eine zersplitterte Landschaft kleiner Fürstentümer, die Herrscher<br />

des Landes waren absolute Herrscher. Es gab offene Feuerstellen in den Häusern, unterwegs war<br />

man zu Pferde. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten zwischen damals und heute: Das Leben und die<br />

materielle Existenz der Menschen damals war ebenso von Risiken bedroht wie heute. Gegen Alter<br />

und Tod half die Absicherung in der Großfamilie – gegen den Verlust des Eigentums half nichts.<br />

Wer sein Haus bei einem Brand verlor, musste – und durfte – betteln gehen. Die Gemeinschaft wurde<br />

indirekt mit in die Haftung genommen. Von denen, denen es gut ging, wurde erwartet, dass sie<br />

die Bedürftigen, die ohne Schuld Hab und Gut verloren hatten, unterstützte. Nur: je größer das Unheil,<br />

das über das Land gezogen war, desto lauter der Schrei nach dem Staat, nach dem Fürsten,<br />

der helfen sollte. Etwas moderner formuliert gab es damals wie heute aus Sicht der Menschen einen<br />

Bedarf an Schutz vor dem Verlust von Hab und Gut. Und das nicht nur in Baden. Letztlich entschied<br />

der Fürst für seine Untertanen und gründete die Brandversicherungsanstalt. Der Bedarf der<br />

Absicherung eines der größten Risiken der damaligen Zeit war damit gedeckt.


VOR ORT FÜR DIE MENSCHEN DA SEIN<br />

Zwei Aspekte sind es, die aus diesen historischen Zeiten als zentrale Kerne unserer Tradition bis<br />

zu uns heute hindurch scheinen. Der eine ist die Nähe, der andere die Daseinsfürsorge. Für die<br />

Gebäudeversicherungsanstalten in all unseren Regionen galt, dass sie immer Ansprechpartner direkt<br />

bei den Menschen hatten. Als Teil der Verwaltung waren die zuständigen Beamten der Brandversicherungsanstalten<br />

schon zu Zeiten der Gründung überall direkt vor Ort. Wer einen Schaden<br />

hatte musste nicht weit laufen, damit ihm geholfen wurde. Und diese Tradition führt die <strong>SV</strong> fort.<br />

Zugespitzt formuliert: 250 Jahre Tradition bedeuten 250 Jahre Nähe zu den Kunden, vor Ort da<br />

zu sein, wenn man gebraucht wird. Zu den Menschen gehen zu können, wenn es notwendig ist –<br />

und dies von gleich auf jetzt, von heute auf morgen. Die Sparkassen-Finanzgruppe setzt fort, was<br />

der Staat mit seiner Verwaltung einst begann.<br />

Für manche endet die Tradition der Gebäudeversicherungsanstalten 1994 mit dem Übergang<br />

vom Monopol in den Markt, vom Staatsbesitz in den Privatbesitz. Alles, was danach gekommen<br />

sei, sei nicht mehr dasselbe Unternehmen, sondern etwas völlig Neues. Das stimmt einerseits, und<br />

verkennt andererseits, dass hier nur ein anderer Weg zum selben Ziel führt: Die wichtigen Risiken<br />

der Menschen zu erkennen und Lösungen für die Absicherung anzubieten. Das ist der Kern der<br />

Daseinsfürsorge. Während der Monopol- und Pflichtversicherungszeiten kümmerten sich Beamte<br />

um den Versicherungsschutz. Die Fürsten, später die Landesregierungen und Landtage entschieden<br />

über die Fortentwicklung. Die Risiken und die Bedürfnisse der Menschen wurden analysiert<br />

und nach und nach in erweiterten Versicherungsschutz überführt. Heute übernimmt dies<br />

nicht mehr ein staatlicher Beamten- und Angestelltenapparat, sondern ein privatwirtschaftlich<br />

aufgestelltes Unternehmen. Letztlich gilt aber auch hier: Nur wenn Produkte angeboten werden,<br />

die für die Kunden sinnvoll sind, werden sie sich verkaufen. Es kommt also immer noch darauf an,<br />

vor Ort den Puls der Zeit zu spüren.<br />

Im übrigen trafen sich 1994 zwei Traditionslinien – die Gebäudeversicherungsanstalten wurden<br />

nicht als Einzelunternehmen in den Wettbewerb überführt, sondern in größere Strukturen mit privatwirtschaftlich<br />

angelegten Versicherungsunternehmen eingebracht, die in den Lebens- und<br />

Schaden/Unfallversicherungen schon seit vielen Jahren diese Form des freien Wettbewerbes kannten.<br />

Der große Unterschied zur Monopolzeit ist deshalb nicht die fehlende Nähe oder der fehlende<br />

Blick auf Kundeninteressen – der Unterschied ist, dass kein privatwirtschaftlich organisiertes<br />

Unternehmen die Menschen zu ihrem Glück zwingen kann. Bestes Beispiel hier ist die umfassende<br />

Elementarschadenversicherung, von der jeder weiß, dass sie sinnvoll ist, die es in ganz Deutschland<br />

im Angebot gibt, die aber trotzdem – außerhalb von Baden-Württemberg, wo sie zum Standardversicherungsschutz<br />

gehört – leider von viel zu wenig Menschen abgeschlossen wird.<br />

Was bedeutet also Tradition? Es bedeutet, dass die <strong>SV</strong> seit 250 Jahren immer ansprechbar, immer<br />

hilfsbereit vor Ort bei den Menschen ist. Es bedeutet, dass die <strong>SV</strong> den Blick für die Bedürfnisse der<br />

Menschen und der Kunden hat und hält. Das ist Tradition – das ist <strong>SV</strong>. Diese Tradition ist sehr modern.<br />

Inzwischen gibt es viele Unternehmen, die den Kunden wieder neu entdecken. Kundenorientierung<br />

ist ein Schlagwort unserer Zeit – die <strong>SV</strong> lebt sie.<br />

Die Tradition hat ihr Gutes, und es ist wert, sie zu pflegen: Wenn sich am 25. September 2008 die<br />

Gründung der Badische Gebäudeversicherungsanstalt zum 250. Mal jährt, blicken wir mit Stolz zurück<br />

auf eine Zeit, in der bahnbrechende Grundlagen der Risikoabsicherung gelegt wurden, denen<br />

wir noch heute in ihren Grundprinzipien folgen.


250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

EINLEITUNG<br />

Von Feuer bis Erde – Wie versichert man die Kraft der Elemente?<br />

DIE <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong> IST EIN UNTERNEHMEN MIT VERGANGENHEIT. 250 JAHRE IST<br />

IHRE ÄLTESTE WURZEL, DIE BADISCHE GEBÄUDEVERSICHERUNGSANSTALT, ALT. DIESE LANGE GE-<br />

SCHICHTE HAT DIE <strong>SV</strong> GEPRÄGT. IN DIESEM JUBILÄUMSBUCH RÜCKEN WIR DIE ENTWICKLUNG DER<br />

GEBÄUDEVERSICHERUNG VOM FRISCH GEGRÜNDETEN FEUERVERSICHERER HIN ZUM GEBÄUDEVER-<br />

SICHERER MIT UMFASSENDEM <strong>ELEMENTAR</strong>SCHADENSCHUTZ IN DAS ZENTRUM DER BETRACHTUNG.<br />

Ziel des Buches ist es, zwei Aspekte miteinander zu einem abwechslungsreichen Lesevergnügen<br />

zu verbinden: Die Geschichte der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt und die Themen, mit denen<br />

sich das Unternehmen im Verlauf der Jahre beschäftigt hat – und auch weiterhin auseinandersetzt.<br />

Die Historie wird auf den folgenden Seiten eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle spielen.<br />

HISTORISCHE SCHRITTE<br />

Über fast 200 Jahre hinweg war die Badische Gebäudeversicherungsanstalt ein reiner Feuerversicherer<br />

und unterschied sich wenig von den anderen in dieser Zeit, dann kam in mehreren Schritten<br />

die Versicherung gegen Risiken aus der Natur hinzu. Diese Geschichte der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt<br />

vom Feuerversicherer hin zum Gebäudeversicherer mit umfassender Elementarschadenversicherung<br />

inklusive Erdbeben – mit all den Überlegungen hinsichtlich der<br />

Versicherbarkeit von Elementarereignissen, die sie über Jahrhunderte begleitet haben – bildet<br />

die zentrale historische Ebene dieses Buches. Ergänzt wird die historische Ebene durch Texte, die<br />

sich mit einzelnen Themen aus der Geschichte beschäftigen.<br />

DIE VERSICHERBARKEIT DER NATURKRÄFTE<br />

Von dieser historischen Ebene aus geht der Blick hinein in die Elemente: Feuer, Wasser, Erde und<br />

Luft werden schon seit alters her zwiespältig wahrgenommen. Sie bilden die Grundlage für alles<br />

Leben, sind hilfreich und nützlich – wurden als Gottheiten verehrt und angebetet. Im Idealfall spielen<br />

sie perfekt zusammen: Menschen, Tiere und Pflanzen wachsen und gedeihen. Sie wurden aber<br />

auch gefürchtet: wenn Wind zu Sturm wird, Hochwasser über die Ufer tritt, die Erde bebt oder<br />

Feuer außer Kontrolle gerät, dann gerät der Mensch und was er geschaffen hat, schnell in Bedrängnis.<br />

In den vier Kapiteln zu Feuer, Luft, Wasser und Erde richtet sich der Blick nicht vorrangig<br />

in die historischen Tiefen, sondern setzt in der Zeit auf, zu der der Versicherungsaspekt des<br />

jeweiligen Elementes relevant wurde: Große Schadenereignisse stehen in diesen Kapiteln neben<br />

modernen Entwicklungen, wissenschaftlichen Ansätzen – und immer wieder wenden wir uns der<br />

Frage zu, wie die <strong>SV</strong> als Versicherer damit umgeht. In diesen Kapiteln steht – selbstverständlich<br />

für einen Versicherer – der schädliche Aspekt der Elemente im Vordergrund. Damit dieses Jubiläumsbuch<br />

nicht unnötig schwermütig wird – denn wir empfinden unsere Geschichte als etwas Positives<br />

– haben wir uns Begleiter gesucht, die die Leser durch das Buch führen. Es sind vier<br />

Gestalten, die für die Elemente stehen. Sie charakterisieren ihr jeweiliges Element auf humorvolle<br />

Art und Weise. In ihnen zeigt sich ein liebevoller Blick auf das Element und seine Historie. Sie<br />

spiegeln dabei auch etwas sehr Altes wieder, nämlich die mythologische Ebene der Elemente.<br />

Im fünften Kapitel rückt die neuere Geschichte der Gebäudeversicherung in den Blickpunkt, der<br />

Weg vom Monopolversicherer in den Markt und hinein in die Sparkassenfinanzgruppe wird näher<br />

beleuchtet – bis hin zur heutigen <strong>SV</strong>. Dabei kommen als Gastautoren Ministerpräsident Günther<br />

Oettinger, Präsident Peter Schneider, Präsident Gregor Böhmer, der Oberbürgermeister von Karlsruhe<br />

Heinz Fenrich und der ehemalige Vorstandsvorsitzende der <strong>SV</strong> Reinhard Schäfer zu Wort.<br />

7


UNSER ELEMENT<br />

FEUER ( E = h x f )<br />

DER FEUEROFENKÄFER: OFFENE FEUER WAREN GEFÄHRLICH. DIE ENT-<br />

WICKLUNG DES OFENS VERÄNDERTE DIE ART UND WEISE, WIE SICH<br />

DIE MENSCHEN WÄRMTEN UND ERNÄHRTEN. DER OFEN MACHTE DAS<br />

LEBEN SICHERER. BENJAMIN FRANKLIN WAR EINER DER ERFINDER<br />

DES OFENS AUS GUSSEISEN. DAS FEUERMOLEKÜL IST REINER SAUER-<br />

STOFF, SYMBOLISCH DARGESTELLT ALS FEUERWERKSEXPLOSION.<br />

18. Jhd<br />

1715<br />

1676<br />

1715<br />

1758 – Gründung der »Brand-Assecurations-Societät«<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HISTORISCHES<br />

AM 25. SEPTEMBER 1758 ERLIESS DER DAMALIGE MARKGRAF UND SPÄTERE GROSSHERZOG CARL<br />

FRIEDRICH VON BADEN DIE MARGGRÄVLICH BADEN-DURLACHISCHE BRAND-VERSICHERUNGS-ORD-<br />

NUNG, MIT DER EINE »BRAND-ASSECURATIONS-SOCIETÄT« INS LEBEN RIEF. DIESER GRÜNDUNG GIN-<br />

GEN MEHRERE ANLÄUFE UND JAHRZEHNTELANGE DISKUSSIONEN VORAUS.<br />

Im Rückblick wundert man sich, wieso gute Ideen manchmal eine sehr lange Zeit brauchen, ehe<br />

sie sich durchsetzen. Die Gründung der Feuerversicherung in Deutschland war ein solcher Prozess,<br />

der insgesamt weit mehr als einhundert Jahre dauerte, bis er flächendeckend umgesetzt war.<br />

Die Selbstverständlichkeit, mit der wir heute die hohen materiellen Werte des Wohneigentums versichern,<br />

gab es im 18. Jahrhundert noch nicht. In einer Zeit, in der noch vielfach mit Holz und Stroh<br />

gebaut wurde, in der offene Feuerstellen in den Wohngebäuden Standard waren, war die Feuergefahr<br />

deutlich höher als heute. Wessen Haus von einem Brand getroffen wurde, der verlor seine<br />

Existenz. Die Probleme waren bekannt: Immer wieder kam es zu verheerenden Bränden, die in<br />

den Städten teilweise ganze Stadtteile in Schutt und Asche legten und Obdachlose hinterließen.<br />

Sonderabgaben nach Großbränden, Sonderkollekten, die in den Kirchen für die Brandopfer gesammelt<br />

wurden, und die Geschädigten selbst, denen es mit Brandbettelbriefen erlaubt war, betteln<br />

zu gehen, wurden zunehmend als Belastung für die Einwohner empfunden. Feuerordnungen,<br />

mit deren Verboten und Pflichten versucht wurde, Brände vorab zu verhindern beziehungsweise<br />

ausbrechende Feuer schnell einzudämmen, gab es schon länger. Die Feuerversicherung als hoheitliche<br />

Aufgabe rückte dagegen erst seit dem 17. Jahrhundert langsam in den Blick. In Norddeutschland<br />

war schon 1676 mit der Hamburger Feuerkasse die erste Brandversicherungsanstalt<br />

gegründet worden, die Feuersozietät in Berlin folgte 1718. Parallel dazu gab es in anderen Gegenden<br />

freiwillige teils private teils genossenschaftliche Lösungen.<br />

Man sollte meinen, dass die Idee der Feuerversicherung, als sie in Baden-Durlach aufkam, freudig<br />

begrüßt worden wäre. Dem war aber nicht so. Auch die Gründung der Feuerversicherung in Baden-<br />

Durlach brauchte einen langen Vorlauf. Baden-Durlach war Anfang des 18. Jahrhunderts ein Kleinstaat,<br />

bestehend aus drei räumlich voneinander getrennten Teilen: der unteren Markgrafschaft<br />

Baden-Durlach – mit der Residenzstadt Karlsruhe –, der obere Markgrafschaft Hochberg und der<br />

Landgrafschaft Sausenberg. Zusammen umfassten die drei Gebiete rund 1.625 km 2 , die Einwohnerzahl<br />

lag bei rund 90.000.<br />

Die ersten Überlegungen zur Gründung einer Feuerversicherung wurden in Baden-Durlach bereits<br />

1715 angestellt. Damals erneuerte der Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach die hochfürstlich<br />

markgräfliche Baden-Durlachische Feuer-Ordnung von 1685. Die Feuer-Ordnung enthielt unter<br />

anderem detaillierte Anweisungen über den Umgang mit Lichtern und offenem Feuer, um Brände<br />

gar nicht erst entstehen zu lassen, aber auch Pflichten der Gemeinden und Bürger.<br />

Es stellte sich erstmals 1715 die Frage, ob man nicht gleich mit der Feuer-Ordnung auch eine<br />

Feuer-Kasse schaffen solle. Die Idee wurde sehr schnell wieder zurückgestellt. Sie galt als bei der<br />

Bevölkerung noch nicht durchsetzbar. Dabei ging es – damals wie heute – letztlich um Geld. Die<br />

Feuerversicherung war von vornherein als öffentliche Monopolanstalt gedacht, bei der Zwangsmitgliedschaft<br />

herrschen sollte: Jeder Gebäudebesitzer würde also für sein Haus zahlen müssen,<br />

und das in einer Zeit, in der die Abgabenlast schon sehr hoch war.<br />

1685<br />

1718<br />

9<br />

17. Jhd


10<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HISTORISCHES<br />

1758<br />

1742<br />

1756<br />

1746<br />

1773<br />

1790<br />

Da damals viele Fürsten dafür bekannt waren, ihren luxuriösen Lebensstil – und ihre Kriegsführung –<br />

durch immer neue Abgaben auf Kosten der Untertanen zu finanzieren, rechnete man damit, dass<br />

jede weitere Abgabe misstrauisch gesehen würde und zu starkem Widerstand der Hausbesitzer<br />

führen könnte. Hinzu kam, dass der Versicherungsgedanke als solcher, der darin besteht, dass<br />

über die Beiträge aller die Schäden einzelner aufgefangen werden, damals in der Bevölkerung<br />

noch nicht akzeptiert war. So wurde der Gedanke der Gründung einer Feuerversicherung in Baden-<br />

Durlach zunächst wieder zurückgestellt. Wieder aufgegriffen wurde die Idee 1742 nach einem<br />

großen Brand in Knielingen bei Karlsruhe. Aber noch einmal scheiterte der Anlauf, wegen der vielen<br />

Schwierigkeiten, die die Regierungsbeamten bei der Einführung sahen.<br />

1746 übernahm Markgraf Carl Friedrich von Baden die Regentschaft in Karlsruhe. Damit kam in Baden-Durlach<br />

ein Fürst an die Macht, der sich den Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus verschrieben<br />

hatte und die allgemeine Daseinsfürsorge ins Zentrum seiner Politik rückte. Unter ihm<br />

wurde der Gedanke der Gründung einer Brandversicherungsanstalt erneut aufgegriffen und 1758<br />

endlich in die Tat umgesetzt. Eine Rolle spielte dabei möglicherweise auch, dass im benachbarten<br />

Herzogtum Württemberg Herzog Carl Eugen 1756 die Ordnung für eine freiwillige Brand-Versicherungs-Gesellschaft<br />

genehmigt hatte. Auch wenn diese wenig erfolgreich war, und in Württemberg<br />

erst 1773 die herzogliche Brand-Schadens-Versicherungs-Anstalt gegründet wurde, wurde damit<br />

der Gedanke der Brandversicherung auch von außen nahe an Baden-Durlach herangetragen.<br />

Carl Friedrich ging es um das Wohlergehen seiner Untertanen. Das zeigen deutlich die ersten<br />

Sätze der Marggrävlich Baden-Durlachischen Brand-Versicherungs-Ordnung:<br />

»Wir haben während der angetretenen Regierung Unserer fürstlichen Lande Unser hauptsächliches<br />

Augenmerk auf diejenige Mittel gerichtet, wodurch die Wohlfahrt Unserer lieben<br />

und getreuen Unterthanen befördert, und Unsere Fürstenthümer und Lande in beglükten<br />

Stand gesetzet werden mögen. Unserer Aufmerksamkeit haben demnach die betrübte Umstände<br />

nicht entgehen mögen, worein die Unserige mehrmalen durch die aus dem Verhängniß<br />

des großen GOttes erlittene Feuersbrünste gerathen sind.«<br />

In vierzig Artikeln legt die Brandversicherungsordnung die Grundlage für die Arbeit der Societät,<br />

die wie geplant als öffentliche Monopolanstalt gegründet wurde, bei der Zwangsmitgliedschaft<br />

herrschte. Der Versicherungsumfang, geregelt im Artikel vier, ist dabei besonders interessant:<br />

»Bey dieser Association haben Wir Unsere Absicht blos allein auf die Ersetzung des durch das<br />

Feuer an denen Gebäuden verursachten Schadens gerichtet, und gedenken zur Zeit noch nicht,<br />

solche auf die bei dergleichen Vorfällen verlohrene fahrende Haab, viel weniger aber auf die<br />

von Wasserergiessungen, Erdbeben, Sturmwinden, und anderen Unglücksfällen herrührende<br />

Beschädigung derer Häuser zu erstrecken.«<br />

Etwas moderner formuliert: Der Hausrat war nicht mit versichert und Elementarschäden explizit<br />

ausgeschlossen. Zum Versicherungszwang gehörte im Schadenfall auch der Zwang zum Wiederaufbau.<br />

Mit einer Frist von einem Jahr musste ein abgebranntes Haus wieder aufgebaut sein. Schon<br />

1790 wurde der Versicherungsschutz auf Brände ausgedehnt, die durch Blitzschlag entstanden.<br />

Die Bedenken, die jahrzehntelang die Gründung der Feuerversicherung verhindert hatten, erwiesen<br />

sich als falsch. Die Brandkasse wurde von der Bevölkerung von Anfang an gut angenommen.<br />

Die Marggrävlich Baden-Durlachische Brand-Versicherungs-Societät war die erste Einrichtung<br />

dieser Art in Südwestdeutschland.


12<br />

14.Jhd<br />

1619<br />

1996<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

SCHUTZ VOR FEUER<br />

Effiziente Brandschutzmaßnahmen sind<br />

wichtig für Versicherer und für Kunden.<br />

Die <strong>SV</strong> unterstützt, wo sie kann, beispielsweise<br />

durch Rauchmelderkampagnen.<br />

1685<br />

1616<br />

1987<br />

Feuerordnungen – behördlich verordneter Feuerschutz<br />

WENN OFFENES FEUER DIE IHM BESTIMMTEN BEREICHE KAMIN, HERD ODER LAMPE VERLÄSST, WIRD<br />

DAS NÜTZLICHE ELEMENT SCHNELL ZUM SCHADENSBRINGER. KANN EIN BRAND NICHT VERHINDERT<br />

WERDEN, SO IST SCHNELLE UND EFFEKTIVE HILFE NOTWENDIG, UM DAS AUSBREITEN DER FLAMMEN<br />

ZU VERMEIDEN. DAHER REGELN IN DEUTSCHLAND SEIT RUND 700 JAHREN FEUERSCHUTZVERORDNUN-<br />

GEN, WAS ZU TUN IST, DAMIT ES GAR NICHT ERST BRENNT – ODER WENN'S DENN TATSÄCHLICH BRENNT.<br />

Mit den Stadtgründungen im Mittelalter waren ausbrechende Brände nicht mehr nur Unglücksfälle,<br />

die Einzelne betrafen. In den engen Gassen der Städte mit ihren strohgedeckten Fachwerkhäusern<br />

breiteten sich Flammen oft rasend schnell aus. Das bedeutete die Vernichtung ganzer<br />

Viertel, im schlimmsten Fall der ganzen Siedlung. Um die Gefahren für Leib und Leben zu minimieren,<br />

erließen bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Stadtverwaltungen im deutschen Reich<br />

Verordnungen, die das Entstehen und die Ausbreitung von Bränden verhindern sollten. Diese Regelwerke<br />

schrieben das Vorgehen bei der Entdeckung eines Feuers sowie die Alarmierung der<br />

Einwohner, das Herbeischaffen von Löschwasser und den Löschvorgang selbst fest.<br />

Eine der ältesten bekannten Anweisungen für eine Feuerwehr findet sich in der Zunftordnung der<br />

Stadt Esslingen am Neckar. Nach dieser Ordnung, die etwa um 1330 entstand, wurden Weinhändler,<br />

Eichmeister und Weingärtner dazu verpflichtet, bei Feuerbrünsten mit Eimern, Decken,<br />

Feuerhaken und anderen Geräten herbeizueilen und Löschversuche zu unternehmen. Weitere<br />

Feuerordnungen wurden unter anderem im Jahr 1429 in Erfurt, 1492 in der Residenzstadt Stuttgart,<br />

1616 in der Stadt Pforzheim und 1619 in der markgräflichen Residenzstadt Durlach erlassen.<br />

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts besaßen fast alle deutschen Städte eigene Vorschriften, die<br />

den Umgang mit Feuergefahren und Bränden regelten.<br />

Feuerordnungen, die für ganze Länder galten, gab es zu dieser Zeit nur in sehr wenigen Fällen. Zu<br />

diesen Ausnahmen gehört eine allgemeine Feuerordnung, die der Markgraf Friedrich Magnus von<br />

Baden-Durlach 1685 erließ. Diese Verordnung legte fest, »wie im Fürstentum, in den Herrschaften<br />

und Landen die Feuergefahr […] verhütet und allenfalls auch gedämpft werden solle«. Eine<br />

Erweiterung dieser Regelung entstand im Jahr 1715 unter dem Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach.<br />

Die neue »Hochfürstliche Markgräfliche Baden-Durlachsche Feuer-Ordnung« umfasste<br />

50 Paragraphen.<br />

Brandverordnungen sind heute Sache der einzelnen Bundesländer: So gilt in Baden-Württemberg<br />

das so genannte Feuerwehrgesetz. Darin wird zum Beispiel festgelegt, dass die Gemeinden<br />

verpflichtet sind, die Ausrüstung und den Unterhalt für eine leistungsfähige Feuerwehr mit einem<br />

geordneten Lösch- und Rettungsdienst zu übernehmen. Das Feuerwehrgesetz wurde im Jahr<br />

1987 erlassen und 1996 zuletzt aktualisiert.<br />

Einige Bundesländer verpflichten in ihren Landesbauordnungen inzwischen Bauherren dazu, Neubauten<br />

mit Rauchwarnmeldern auszustatten, um nicht nur ausbrechende Flammen, sondern auch<br />

die Entwicklung von hochgefährlichem Rauchgas frühzeitig zu melden. Vorreiter war 2003 Rheinland-Pfalz,<br />

inzwischen sind Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das Saarland und<br />

Schleswig-Holstein dem Beispiel gefolgt. In Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und<br />

Schleswig-Holstein gilt zudem eine Nachrüstpflicht für Bestandsbauten. In Baden-Württemberg<br />

gibt es weiterhin keine Rauchmelderpflicht – man setzt auf Freiwilligkeit.<br />

2003<br />

1330<br />

1429 1492<br />

1715


BRÄNDE ZU BEKÄMPFEN WAR<br />

FRÜHER GEMEINSCHAFTS-<br />

AUFGABE. FEUERORDNUNGEN<br />

LEGTEN DIE PFLICHTEN FEST.<br />

Rauchmelder Bei Bränden sterben rund 80 Prozent<br />

der Opfer an den Folgen der Rauchvergiftung,<br />

denn schon wenige Atemzüge des<br />

Brandrauchs können zum Tode führen. Rauchmelder<br />

erkennen entstehenden Rauch frühzeitig.<br />

Dringt Gas in den Melder ein, löst ein<br />

optischer Sensor einen lauten Alarm aus – und<br />

das – lange, bevor die Konzentration der giftigen<br />

und ätzenden Bestandteile lebensgefährlich<br />

ist. So bleibt Bewohnern genug Zeit, um<br />

sich in Sicherheit zu bringen. Der erste Rauchmelder<br />

wurde übrigens 1947 in der Schweiz<br />

patentiert und basierte nicht auf dem optischen<br />

Prinzip, sondern auf Messungen mit<br />

einem schwach radioaktiven Präparat.<br />

Blitzableiter Um seine Hypothese zur elektrischen<br />

Spannung zwischen Wolken und Erde zu<br />

beweisen ließ Benjamin Franklin im Jahr 1752<br />

bei Gewitter einen Drachen steigen – und gilt<br />

seitdem als Erfinder des Blitzableiters. Moderne<br />

Blitzschutzsysteme lenken die Energie<br />

des Blitzes von einer exponierten Stelle, zum<br />

Beispiel auf dem Dach, über elektrische Leiter<br />

sicher in den Erdboden und schützen so die Bewohner<br />

vor Sach- und Personenschäden. Diese<br />

entstehen vor allem durch Brände: einschlagende<br />

Blitze können bis zu mehrere tausend<br />

Grad Hitze entwickeln. Rund 1,5 Millionen<br />

Blitze schlagen durchschnittlich im Jahr in<br />

Deutschland ein. 2007 waren es nach Angaben<br />

des BlitzInformationsDienstes von Siemens<br />

genau 2.662.409. Seit 1992 hat sich die Zahl der<br />

pro Jahr registrierten Blitze nahezu verdoppelt.<br />

Bei der <strong>SV</strong> kommt es jährlich zu Schadenzahlungen<br />

im zweistelligen Millionenbereich, die<br />

durch Blitze verursacht sind.<br />

Sprinkler Ist ein Brand ausgebrochen, verhindern<br />

Sprinkler die Ausbreitung der Flammen.<br />

Der US-amerikanische Klavierbauer Henry S.<br />

Parmalee konstruierte 1874 die ersten Sprinklerknöpfe.<br />

Durch sie versprühte ein Rohrsystem<br />

Wasser, wenn durch das Feuer die Halter<br />

der aufgesetzten Metallverschlüsse schmolzen.<br />

Heutige Sprinkleranlagen funktionieren ähnlich,<br />

aber sie verwenden spezielle Glasampullen<br />

zum Registrieren der Hitzeentwicklung. Brennt<br />

es, wird zugleich ein akustisches Warnsignal<br />

ausgelöst und durch einen elektrischen Alarm<br />

die Feuerwehr informiert.<br />

Baulicher Brandschutz Schon seit dem Mittelalter<br />

versuchte man von gesetzlicher Seite mittels<br />

Bauordnungen und Kontrollen die Sicherheit<br />

von öffentlichen Bauwerken zu gewährleisten.<br />

Der bauliche Brandschutz ist heute Ländersache<br />

und dient der Vermeidung und Verzögerung<br />

von Bränden. Vor allem bei größeren Bauwerken<br />

sind Brandschutzgutachten und -konzepte<br />

Pflicht. Zu den baulichen Maßnahmen gehören<br />

nicht nur die Verwendung geeigneter Baustoffe,<br />

sondern auch der Bau von Sprinkleranlagen<br />

und Brandschutztüren sowie die Planung von<br />

Fluchtwegen und Rettungsgassen. Ob in der<br />

Kongresshalle, dem Seniorenheim oder dem<br />

Autobahntunnel – überall müssen die Vorschriften<br />

zum Schutz der Bürger eingehalten<br />

werden. Wer dagegen verstößt, muss mit Bußgeldern<br />

oder dem Abriss rechnen.


14<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

WANDEL DER <strong>VERSICHERT</strong>EN WERTE<br />

Wie teuer ein Feuer für die Versicherung<br />

wird, hängt heute nicht mehr nur davon<br />

ab, wie viel tatsächlich verbrannt ist,<br />

sondern wie viel wertvolle Technik durch<br />

Rauchablagerungen zerstört wird.<br />

Der technische Fortschritt und die Feuergefahren<br />

BRANDGEFAHREN KÖNNEN HEUTE AUFGRUND DES FORTSCHRITTS UND DAMIT NEUER TECHNISCHER<br />

MÖGLICHKEITEN WESENTLICH EFFIZIENTER BEKÄMPFT WERDEN ALS FRÜHER. GLEICHZEITIG FÜHRT<br />

DER TECHNISCHE FORTSCHRITT ABER AUCH ZU IMMER NEUEN GEFAHRENQUELLEN. DR. ROLAND<br />

GOERTZ, LEITER DER FEUERWEHR KARLSRUHE, BEANTWORTET DIE WICHTIGSTEN FRAGEN ZU<br />

FEUERGEFAHREN UND IHRER ENTWICKLUNG IN DEN LETZTEN 250 JAHREN.<br />

WIE HABEN SICH DIE BRANDGEFAHREN HEUTE IM VERGLEICH ZUM 18. JAHRHUNDERT VERÄNDERT?<br />

Der zentrale Unterschied ist: Es gibt heute weniger Brände großen Ausmaßes. Das 18. Jahrhundert<br />

war das »Jahrhundert der Theaterbrände«. Zahlreiche Theater brannten ab. Das hatte viele Tote,<br />

Verletzte und hohe Sachschäden zur Folge. Das gibt es heute nicht mehr. Das hat seine Gründe:<br />

Durch Erfahrung, Forschung, Entwicklung und technischen Fortschritt haben wir heute einen gut<br />

ausgeprägten baulichen und anlagentechnischen Brandschutz. Dank elektrischer Beleuchtung,<br />

Zentralheizungen und sicherer Kochstellen gibt es mittlerweile viel weniger Zündquellen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

eines Brandes ist dadurch wesentlich geringer als noch vor 250 Jahren.<br />

Allerdings führt die heutige Technisierung aller Bereiche des Lebens zu einer hohen Verletzlichkeit.<br />

Breitet sich der Brandrauch aus, was teilweise auch durch menschliches Fehlverhalten geschieht,<br />

führt dies zu ernormen Rauchschäden. Der eigentliche Brandschaden ist häufig gering.<br />

Moderne Computer und Kommunikationstechnik sind eben sehr empfindlich und zudem teuer.<br />

Kurz gesagt: Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Brandes ist zwar tendenziell geringer, das mögliche<br />

Schadenausmaß jedoch häufig höher als in früheren Zeiten.<br />

WO LIEGEN DIE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN PRIVATEN WOHNRÄUMEN UND FIRMENGEBÄUDEN?<br />

Das öffentliche Baurecht macht detaillierte Vorgaben für Gebäude mit gewerblicher oder industrieller<br />

Nutzung. Dabei spielen insbesondere der anlagentechnische Brandschutz sowie Brandmeldeanlagen<br />

und Sprinkleranlagen eine bedeutende Rolle. Außerdem sind die Menschen in<br />

Betrieben meist körperlich beweglich, leistungsfähig, durch Schulungen mit den Sicherheitseinrichtungen<br />

vertraut und während der Anwesenheit im Gebäude wach. Die Einflussnahme des<br />

Staates endet im privaten Bereich, was den Brandschutz angeht, an der Wohnungstür. Was die Bewohner<br />

in ihren vier Wänden tun, bleibt ihre Entscheidung. Der sorglose Umgang mit Zündquellen,<br />

fehlende Ordnung und das mangelnde Sicherheitsbewusstsein führen oft im privaten Bereich<br />

zu großen Schäden, häufig auch zu Toten und Verletzten.<br />

WAS SIND HEUTE DIE GRÖSSTEN GEFAHRENHERDE?<br />

Nach wie vor gehen die größten Gefahren von unsachgemäßem Umgang mit offenem Feuer im privaten<br />

Bereich aus. Unbeaufsichtigte Kerzen, Adventsgestecke, Zigaretten, aber auch Elektrogeräte<br />

sind immer wieder Ursache von Bränden. Wie hoch die Brandgefahr ist, wird häufig übersehen.<br />

Denn man muss beachten: Wir sind immer und überall von den stofflichen Voraussetzungen der<br />

Verbrennung umgeben. Brennbare Stoffe und Sauerstoff sind überall vorhanden. Letztlich trennt<br />

uns nur ein wenig Zündenergie, »der zündende Funke«, vom flammenden Inferno. Deshalb bleibt<br />

nach wie vor Aufklärung eine der wichtigsten Maßnahmen zum Brandschutz.


BEISPIEL 1: In einem Nahrungsmittel verarbeitenden<br />

Unternehmen wird unter höchsten hygienischen<br />

Standards und mit peinlicher Sauberkeit<br />

und Keimfreiheit gearbeitet. Mängel in<br />

der Hygiene kann sich hier niemand leisten.<br />

Schon bei einem kleinen Brand, zum Beispiel<br />

einer Friteuse oder im Elektroschaltschrank,<br />

lagern sich überall organische Brandzersetzungsprodukte<br />

und Ruß ab. Der Brandrauch ist<br />

sehr korrosiv und der enthaltene Ruß führt zu<br />

fest anhaftenden Verschmutzungen. Die Rückstände<br />

sind sehr geruchsintensiv. Und was in<br />

einer Umgebung, in der Menschen arbeiten,<br />

nicht vergessen werden sollte: Die organischen<br />

Bestandteile des Rauchs – und damit auch der<br />

Ablagerungen – sind häufig krebserregend.<br />

Das führt dazu, dass die gesamte Halle gereinigt<br />

werden muss. Alle Maschinen müssen auseinander<br />

genommen und alle Teile einzeln gereinigt<br />

oder ersetzt werden, um die Hygiene<br />

WÄHREND EINER GUT BESUCH-<br />

TEN VORSTELLUNG BRACH AM<br />

28. FEBRUAR 1847 IM KARLS-<br />

RUHER THEATER EIN FEUER AUS,<br />

DAS EINEN GROSSEN TEIL DES<br />

GEBÄUDES ZERSTÖRTE UND 62<br />

MENSCHENLEBEN FORDERTE.<br />

Warum sind Rauchschäden so teuer?<br />

DER HEILIGE<br />

ST. FLORIAN<br />

bei der Wiederinbetriebnahme zu gewährleisten.<br />

Das verursacht enorme Reinigungskosten<br />

– hinzu kommen dann noch die Kosten für den<br />

Betriebsausfall.<br />

BEISPIEL 2: In einem Anwaltsbüro stehen Computer,<br />

Kommunikationstechnik, Drucker, viele<br />

Akten. Wenn hier nur ein kleines Adventsgesteck<br />

in Flammen aufgeht und sich der Rauch<br />

überall im Raum verbreitet, ist das Büro nicht<br />

mehr arbeitsfähig. Der Rauch führt zu Problemen<br />

bei der Technik, zum Beispiel bei den<br />

Festplatten der Rechner. Datenverlust droht,<br />

Betriebsunterbrechung ist die Folge.<br />

In beiden Beispielen kann der eigentliche Brandschaden,<br />

also das, was das Feuer tatsächlich<br />

zerstört hat, bei wenigen hundert oder tausend<br />

Euro liegen. Der Sanierungs- und Rauchschaden<br />

einschließlich Betriebsausfall kann aber in<br />

Millionenhöhe liegen.


16 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

VORBEUGENDER BRANDSCHUTZ<br />

Viele Brände könnten verhindert werden,<br />

wenn man die richtigen Brandschutzvorkehrungen<br />

trifft. Die <strong>SV</strong> bietet Kunden<br />

mit dem <strong>SV</strong> Riskoservice einen kompetenten<br />

Ansprechpartner.<br />

Hilfe durch das geschulte Auge des Fachmanns<br />

OB IN DEN MÜLLEIMER GEWORFENE ZIGARETTENKIPPEN, IM HEIZUNGSRAUM GELAGERTE REINI-<br />

GUNGSMITTEL ODER EIN IM SCHRANK VERSTAUTER FEUERLÖSCHER: DIE LISTE DER KLEINEN UND<br />

GROSSEN BRANDGEFAHREN IN UNTERNEHMEN UND HAUSHALTEN LIESSE SICH BELIEBIG FORTSET-<br />

ZEN. DABEI SIND DIE GEFAHRENQUELLEN FAST IMMER EINFACH ZU ERKENNEN. DER RISIKOSERVICE<br />

DER <strong>SV</strong> MACHT SICH DESHALB FÜR DEN VORBEUGENDEN BRANDSCHUTZ STARK.<br />

Jeder Brandschaden bedeutet für die Betroffenen Aufwand, Mühe und Ärger. Der <strong>SV</strong> Risikoservice<br />

berechnet daher nicht nur Versicherungssummen und maximale Schadenshöhen, sondern<br />

hilft den Kunden auch, Sicherheitslücken im Vorfeld zu erkennen. Denn die Vorsorgemaßnahmen<br />

schützen in jedem Fall den Kunden, nutzen aber auch dem Versicherer. So sinken einerseits die<br />

Schadenszahlungen. Auf der anderen Seite können die Experten im Schadensfall rasch reagieren,<br />

da sie die Betriebe bereits sehr gut kennen, so dass etwa Kunden aus der Industrie nach einem<br />

Brand schnell wieder den Betrieb aufnehmen können.<br />

EIN JOB FÜR PROFIS<br />

Gemeinsam mit dem von der <strong>SV</strong> und der Bayrischen Versicherungskammer 2003 gegründeten<br />

Tochterunternehmen CombiRisk GmbH bietet der Risikoservice der <strong>SV</strong> den Versicherten zahlreiche<br />

Leistungen zur Erkennung und Beseitigung von Brandgefahren an. Für die Beratung und Risikoanalyse<br />

in Industrie oder Gewerbe ist die Einschätzung der Risikopotentiale durch die<br />

Brandschutzingenieure der <strong>SV</strong> unerlässlich. Sie verfügen über sehr gute Ausbildungen, die meisten<br />

besitzen eine Zusatzqualifikation als geprüfter Brandschutzbeauftragter. Doch nur durch jahrelange<br />

Praxiserfahrung gelingt es den Experten, bei einer Risikoanalyse innerhalb kurzer Zeit<br />

Gefahren einzuschätzen und die richtigen Schutzmaßnahmen daraus abzuleiten. Bevor die Experten<br />

des Risikoservices ein Unternehmen besichtigen, verschaffen sie sich mithilfe von Kennzahlen,<br />

Lageplänen und vorhandenen Zertifizierungen (zum Beispiel über DIN-Normen) einen<br />

groben Überblick. Details erfahren die Spezialisten von den Firmen-Mitarbeitern vor Ort. Im Anschluss<br />

an die Begehung der Büros, Werkhallen oder Lager erstellen die Brandschutzingenieure aus<br />

den gesammelten Daten einen umfassenden Bericht. Er gibt Aufschluss über vorhandene Sicherheitsmaßnahmen<br />

und mögliche Gefahrenschwerpunkte. Die Ergebnisse werden in einem Gutachten<br />

zusammengefasst und dienen als Kalkulationsgrundlage für die Versicherungsbeiträge.<br />

Empfehlungen zum Brandschutz an das Unternehmen bilden den Abschluss der Analyse. Häufig<br />

lassen sich viele vorhandene Risikofaktoren schnell neutralisieren. Ein Rauchverbot in der Werkshalle<br />

oder das Freiräumen der Rettungswege senkt ebenso wie das Umlagern von brennbarem<br />

Material die Wahrscheinlichkeit für einen Brand. Komplizierter wird es, wenn in den Firmen Umbauten<br />

oder Installationen von Warn- und Löschsystemen nötig sind. Inwieweit die Empfehlungen<br />

der Experten zum baulichen, technischen und organisatorischen Brandschutz dann auch<br />

umgesetzt werden, hängt nicht nur vom Sicherheitsbewusstsein der Versicherungsnehmer ab.<br />

Hier ist auch das betriebswirtschaftliche Wissen der Ingenieure gefragt. Sie müssen darauf achten,<br />

dass die risikominimierenden Maßnahmen für das Unternehmen bezahlbar bleiben.<br />

KAMPAGNEN FÜR MEHR SICHERHEIT<br />

Auch private Kunden profitieren von dem Angebot des Risikoservices zum Thema Brandschutz.<br />

So unterstützt die <strong>SV</strong> seit dem Jahr 2000 die bundesweite Kampagne »Rauchmelder retten Leben«<br />

oder die Brandschutzerziehung von Kindern durch die Feuerwehr.


DER BAROCKE HOCHALTAR DER<br />

PFARRKIRCHE VON ST. ALBAN<br />

NACH DER RESTAURIERUNG UND<br />

NACH DEM BRANDSCHADEN.<br />

GROSSBRAND IM BADISCHEN STAATSTHEATER<br />

Während einer gut besuchten Vorstellung brach<br />

am 28. Februar 1847 im Karlsruher Theater ein<br />

Feuer aus, das einen großen Teil des Gebäudes<br />

zerstörte und 62 Menschenleben und zahlreiche<br />

Verletzte forderte. Der materielle Schaden<br />

belief sich damals auf 73.000 Gulden. Beim<br />

Entzünden einer Gasbeleuchtung sprangen einige<br />

Funken über, die den verheerenden Brand<br />

auslösten.<br />

Da das Theatergebäude zu diesem Zeitpunkt<br />

noch zu großen Teilen aus Holzwänden bestand<br />

und mit Leinwandstoffen ausgekleidet<br />

war, konnte sich das Feuer im gesamten Haus<br />

ausbreiten. Nur das schnelle Eingreifen des<br />

damals erst ein Jahr bestehenden »Pompier-<br />

Corps« konnte den Brand eindämmen, bevor er<br />

auf umliegende Gebäude übergreifen konnte.<br />

Das Feuerwehrcorps wurde 1846 in Durlach<br />

(Karlsruhe) gegründet und nach seinem Einsatz<br />

im Badischen Staatstheater auch weit über<br />

die Grenzen Badens hinaus bekannt.<br />

KINDER SETZEN BAROCKKIRCHE IN BRAND<br />

ALS DIE SIRENE AUF DEM BAD KROZINGER RATHAUSDACH<br />

AM PALMSONNTAG 2004 AUFHEULTE, STAND DER INNEN-<br />

RAUM DER PFARRKIRCHE ST. ALBAN SCHON IN FLAMMEN.<br />

DURCH ZÜNDELNDE KINDER WAR DAS FEUER AM SPÄTEN<br />

NACHMITTAG HINTER DEM HOCHALTAR AUSGEBROCHEN.<br />

Nur zufällig entdeckten Passanten das Feuer.<br />

Innerhalb kurzer Zeit griffen die Flammen auf<br />

das gesamte Kirchenschiff über. Nicht nur der<br />

barocke Hochaltar, sondern auch die Deckengemälde<br />

sowie die gesamte Inneneinrichtung<br />

und Elektrik wurden durch die Hitze von rund<br />

1.000 Grad Celsius schwer beschädigt. Immense<br />

Schäden entstanden auch durch Ruß und<br />

Löschwasser. Das Feuer griff auf das Dach über<br />

und zerstörte die Holzkonstruktion und die Ziegel.<br />

Wie durch ein Wunder blieb der Glockenturm<br />

unversehrt.<br />

Nach dem Brand wurde die Kirche Anfang Mai<br />

mit einem 33 Meter breiten und 22 Meter hohen<br />

Wetterschutzdach eingerüstet. Mehr als 15<br />

Monate dauerte die Arbeit der Restauratoren,<br />

Zimmerleute und Dachdecker, bis am 22. Juni<br />

2003 der erste Gottesdienst nach dem Brand<br />

stattfinden konnte. Die Sanierung der Orgel war<br />

erst ein gutes Jahr später abgeschlossen – in<br />

der Hitze waren die aus Zinn und Blei hergestellten<br />

Orgelpfeifen komplett zusammengeschmolzen<br />

und nicht mehr zu gebrauchen. Die<br />

<strong>SV</strong> regulierte die Sanierungsarbeiten mit mehr<br />

als zwei Millionen Euro.


18<br />

1846<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

FEUERWEHR UND GEBÄUDEVERSICHERUNG<br />

Zwischen Feuerwehren und Gebäudeversicherern<br />

besteht eine enge Verbundenheit. Als<br />

traditioneller Partner der Feuerwehren fördert<br />

die <strong>SV</strong> die Landesfeuerwehrverbände.<br />

1853<br />

1952<br />

1806<br />

1938<br />

Helfen mit allen Mitteln: Vom Eimer zum Hohlstrahlrohr<br />

DIE BEKÄMPFUNG DER FEUERGEFAHR WURDE SCHON FRÜH ALS GEMEINSCHAFTSAUFGABE BEGRIF-<br />

FEN, DENN EINEN BRAND KANN MAN NICHT ALLEIN LÖSCHEN UND EIN GROSSBRAND VERNICHTET<br />

DIE EXISTENZ VIELER MENSCHEN. HEUTE HILFT DABEI EINE MODERNE, WOHL ORGANISIERTE UND<br />

GUT AUSGEBILDETE FEUERWEHR – ES GAB ABER AUCH EINE ZEIT VOR DER FEUERWEHR.<br />

Die älteste bekannte Darstellung des organisierten Feuerlöschens wird auf das Jahr 850 vor Christi<br />

Geburt datiert und befindet sich auf einem Relief aus einem Palast nahe der Stadt Ninives im heutigen<br />

Irak. Zu sehen sind assyrische Krieger, die gegnerische Brandfackeln mit großen Schöpfgefäßen<br />

löschen. Gründe für die Weiterentwicklung des Feuerwehrwesens finden sich unter anderem<br />

im Römischen Reich. In Millionenstädten wie Rom kam es häufig zu Bränden, so dass sich die damals<br />

Herrschenden veranlasst sahen, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Straßen wurden<br />

breiter, Häuser niedriger und Brandstiftung wurde hart bestraft. Die Römer kannten noch keine<br />

Schläuche und mussten sich daher anderer Mittel bedienen, um gegen Brände vorzugehen: Unter<br />

anderem kamen Eimer, Spritzen, Decken und Einrisshaken zum Einsatz.<br />

Im Mittelalter wurde die Brandbekämpfung weiter professionalisiert. Viele Gemeinden verpflichteten<br />

zunächst ihre Zünfte und Innungen im Brandfall einzugreifen. Lange bevor es Berufsfeuerwehren<br />

gab, gründeten sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts erste Vereine, die als Ziel die<br />

»Rettung von Personen und beweglichem Eigentum bei Feuergefahren« hatten. In den darauf folgenden<br />

Jahrzehnten entstanden überall in Deutschland und Europa die Vorläufer der heutigen<br />

Freiwilligen Feuerwehren. Eine der ersten Freiwilligen Feuerwehren im heutigen Baden-Württemberg<br />

war die »Bürgerliche Rettungs-Kompanie bei entstehenden Feuerbrünsten«, die im Jahr<br />

1806 in Ulm entstand. 1846 wurde in Durlach das »Pompier-Corps« gegründet. Dieses Feuerwehrcorps<br />

wurde berühmt, weil es nur ein Jahr nach seiner Gründung beim Brand des Stadttheaters<br />

in Karlsruhe entscheidend dazu beitrug, das Feuer schnell einzudämmen. Die erste<br />

militärisch organisierte Berufsfeuerwehr Deutschlands entstand 1851 in Berlin.<br />

Im Jahre 1853 trafen sich im baden-württembergischen Plochingen die Feuerwehren des Landes.<br />

Man wollte einen Verein gründen, um so den Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Vereinen<br />

voranzutreiben. Hier liegen die Anfänge des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), dem<br />

Fachverband der deutschen Feuerwehren, der sich in Sachen Politik, Förderung und Kooperation<br />

für die Interessen seiner Mitglieder stark macht. Durch das Gesetz über das Feuerlöschwesen, das<br />

1938 von den Nationalsozialisten verabschiedet wurde und das radikal in die Struktur des Löschwesens<br />

eingriff, musste der DFV seine Tätigkeit zunächst aufgeben. Die Neugründung erfolgte<br />

im Jahre 1952. Nach der Wiedervereinigung schlossen sich auch die Landesverbände der fünf<br />

neuen Bundesländer dem Verband an.<br />

VIEL ZU TUN<br />

Die Aufgaben der modernen Feuerwehren sind äußerst vielseitig und gehen mittlerweile über<br />

das »bloße« Feuerlöschen weit hinaus. Das Bergen eines Unfallopfers aus einem Autowrack gehört<br />

genauso zum Alltag eines Feuerwehrangehörigen, wie das Eindämmen von Ölunfällen oder<br />

der Einsatz bei Naturereignissen wie bei Hochwasser. Auch bei der Rettung von Menschen und Tieren<br />

aus Gefahrensituationen kommt in den meisten Fällen die Feuerwehr zum Einsatz.<br />

850 vCh<br />

1851<br />

18.Jhd


DIE LANGE FEUER-<br />

WEHRGESCHICHTE<br />

HAT SCHON VIELE<br />

MEMORIABILIA HER-<br />

VORGEBRACHT.<br />

HIGHTECH FÜR DIE FEUERWEHREN<br />

DIE <strong>SV</strong> UNTERSTÜTZT DIE FEUERWEHREN IN MATERIELLER<br />

UND FINANZIELLER HINSICHT: ALS AKTUELLES BEISPIEL<br />

KÖNNEN HIER DIE MEHR ALS 1.100 HOHLSTRAHLROHRE<br />

ANGEFÜHRT WERDEN, DIE IM JAHR 2007 AN DIE FEUERWEH-<br />

REN IN THÜRINGEN, HESSEN UND TEILEN VON RHEIN-<br />

LAND-PFALZ AUSGEGEBEN WURDEN.<br />

Hohlstrahlrohre gewährleisten ein effektiveres<br />

Löschen, eine erheblich verringerte Verletzungsgefahr<br />

für die Feuerwehrmänner und -frauen<br />

und geringere Löschwasserschäden als die herkömmlichen<br />

Strahlrohrmodelle. Bei den neuen<br />

Strahlrohren wird das Wasser durch eine ringförmige<br />

Düse geleitet, so dass ein hohler Strahl<br />

entsteht. Dieser Wasserstrahl lässt sich stufenlos<br />

vom feinen Sprühnebel bis hin zum kräftigen<br />

Vollstrahl regulieren. Im Inneren von Gebäuden<br />

hilft der feine Wassernebel der Rauchentwicklung<br />

entgegen zu wirken und führt zu einer wirkungsvolleren<br />

Rauchgasabkühlung.<br />

Diese ist sehr wichtig für die Feuerwehren,<br />

bringt stark erhitzter Rauch doch die<br />

Gefahr einer Rauchgasdurchzündung (Flashover)<br />

oder einer Rauchgasexplosion mit sich,<br />

bei der schlagartig ein ganzer Raum in Flammen<br />

stehen kann. Bei einem Brand in einem Raum<br />

entstehen sehr hohe Temperaturen. Durch den<br />

heißen Rauch und die Erwärmung im Raum<br />

entsteht Wärmestrahlung, die dazu führt, dass<br />

aus brennbaren Stoffen die vom Brandherd entfernt<br />

sind sogenannte Pyrolysegase gebildet<br />

werden, die sich mit dem Rauch vermischen.<br />

Diese können je nach Sauerstoffsituation und<br />

Temperatur unterschiedlich zünden.<br />

Der weite Sprühwinkel der Hohlstrahlrohre und<br />

eine geringe Tröpfchengröße erhöhen also sowohl<br />

den Schutz der Einsatzkräfte als auch die<br />

Löschwirkung. Gleichzeitig werden die Wassermenge<br />

und somit auch die damit verbundenen<br />

Löschwasserschäden reduziert.<br />

ZAHLEN UND FAKTEN<br />

Insgesamt gibt es in Deutschland:<br />

• 23.000 Freiwillige Feuerwehren mit weit<br />

über einer Million aktiven Mitgliedern<br />

• 18.000 Jugendfeuerwehren mit 203.000<br />

Jungen und 57.000 Mädchen im Alter von<br />

zehn bis 17 Jahren<br />

• 800 Werksfeuerwehren mit 30.000 Feuerwehrleuten<br />

• 100 Berufsfeuerwehren mit 27.600 Feuerwehrleuten<br />

• 6,5 Prozent beträgt die Frauenquote<br />

Insgesamt finden deutschlandweit 3,5 Millionen<br />

Einsätze pro Jahr statt. Die deutschen<br />

Feuerwehren verfügen vom Löschwagen bis<br />

zum Krankentransporter über 89.500 Einsatzfahrzeuge.<br />

In Baden-Württemberg gibt es 1.107 Gemeindefeuerwehren<br />

mit rund 1.700 hauptamtlichen<br />

und mehr als 105.000 ehrenamtlichen<br />

aktiven Mitgliedern. Die Feuerwehren in Baden-Württemberg<br />

verfügen über 8.758 Fahrzeuge.<br />

Im Jahr 2006 gab es 108.387 Einsätze,<br />

wobei es sich in 17.454 Fällen um Brandeinsätze<br />

handelte.


20<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

BRANDURSACHENERMITTLUNG<br />

Wer nach einem Brand sorgfältig ermittelt,<br />

wie dieser zustande kommen konnte, betreibt<br />

Prävention für die Zukunft: Für die Versicherung<br />

stellt sich auch immer die Haftungsfrage,<br />

denn manchmal gibt es einen Schuldigen,<br />

der ermittelt werden kann.<br />

Wie kam das Zündholz in den Metallhaufen?<br />

GESCHWÄRZTE WÄNDE, VERKOHLTE GEGENSTÄNDE, RESTE VON LÖSCHMITTELN UND DURCHDRIN-<br />

GENDER BRANDGERUCH: NACH DEM LÖSCHEN EINES FEUERS HERRSCHT MEIST HEILLOSES CHAOS.<br />

NICHT IMMER IST KLAR, WER ODER WAS DEN BRAND AUSGELÖST HAT. INMITTEN VON RUSS UND<br />

ASCHE BEGINNT DANN DIE MANCHMAL KNIFFLIGE ARBEIT DER BRANDURSACHENERMITTLER.<br />

Normalerweise ist es nicht so einfach, Metall zum Brennen zu bringen. Umso ungewöhnlicher ist<br />

es, wenn ein Brand ausbricht, weil sich Metall entzündet hat. Auf einem bei der <strong>SV</strong> versicherten<br />

Schrottplatz brach ein extrem hell leuchtendes, sehr heißes Feuer aus. Das Feuer musste mit Zement<br />

gelöscht werden, erst unter 35 Tonnen davon waren die Flammen erloschen. Die Hitze war noch eine<br />

ganze Woche lang durch den Zement zu spüren. Was war geschehen? Das Feuer war inmitten von<br />

gelagerten Titan-Spänen ausgebrochen. Der Brand gab den Schadenregulierern zunächst Rätsel auf,<br />

ist Titan doch luftbeständig und verbrennt normalerweise erst bei Rotglut. Die <strong>SV</strong> holte sich einen<br />

Feuer-Experten des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) hinzu. Für den war<br />

der Brand weniger mysteriös. Er rekonstruierte, dass weder ein Blitzschlag noch ein elektrischer Defekt<br />

oder Brandstiftung das Feuer ausgelöst hatten, sondern, dass es sich um einen Fall von Selbstentzündung<br />

handelte. Pulverisiertes Titan ist pyrophor – das heißt: es kann sich an der Luft auch<br />

bei normalen Temperaturen unter ungünstigen Bedingungen selbst entzünden. Beim Abladen der<br />

Späne von einem Laster entstanden durch Reibung zündfähige Funken – das Feuer brach aus.<br />

BRANDDETEKTIVE BEI DER ARBEIT<br />

2007 untersuchte das IFS für die <strong>SV</strong> etwa 200 Brandursachen. Die Experten des IFS werden regelmäßig<br />

bei Großschäden ab 500.000 Euro, aber auch bei kleineren – ungewöhnlichen – Schäden<br />

von den Schadenregulierern für Detailfragen zu Rate gezogen. Sind die Ingenieure und<br />

Naturwissenschaftler des IFS mit einem Fall beauftragt, beginnt ihre Detektivarbeit. Ausgestattet<br />

mit Gummistiefeln, Blaumann und Atemmaske besichtigen die Experten zunächst die Brandstelle.<br />

Immer mit dabei ist ein Koffer voll von technischen Geräten, die wichtige Indizien liefern. Beispielsweise<br />

misst der Photoionisationsdetektor, ob in der Luft Reste von verdampfbarem organischem<br />

Material – etwa Benzin oder Diesel – vorhanden sind. So lassen sich Brandbeschleuniger<br />

nachweisen. Registriert der Detektor eine verdächtige Substanz, werden Proben genommen, die<br />

anschließend in den Laboren des IFS untersucht werden. Dort landen auch die Asservate – Geräte<br />

und Komponenten, die möglicherweise zum Brand führten.<br />

Die Ergebnisse aus dem Labor werden gemeinsam mit den Aufnahmen von Brandspuren ausgewertet.<br />

Außerdem müssen wichtige Hinweise recherchiert werden: Was können Zeugen und Betroffene<br />

berichten? Gibt es vergleichbare Fälle? Kann der Wetterdienst ein Gewitter bestätigen, wenn<br />

ein Blitzschaden gemeldet wurde? So kann der Ermittler aus einzelnen Indizien ein Brand- oder<br />

Schadensszenario in einem Gutachten rekonstruieren und feststellen, ob ein Feuer etwa durch<br />

Überhitzung, Elektrizität oder auch menschliches Fehlverhalten ausgelöst wurde.<br />

JEDER SCHADEN IST EINE CHANCE<br />

Die untersuchten Fälle werden von dem Institut in einer Datenbank strukturiert und ausgewertet,<br />

sie stehen auch der <strong>SV</strong> zur Verfügung. Aus den mehreren tausend Fällen lassen sich so Trends<br />

und Schwerpunkte, vor allem aber auch Strategien ableiten, die Schäden vermindern können. So<br />

kann jeder Schaden dazu beitragen, einen weiteren zu verhindern – denn noch wichtiger als die<br />

Nachsorge ist für Versicherungen das Vorbeugen.


DAS GEFÄHRLICHE SPIEL MIT DEM FEUER<br />

DIESER FALL SORGTE ANFANG 2005 IN REUTLINGEN FÜR<br />

AUFSEHEN: ZWEI ELF UND ZWÖLF JAHRE ALTE JUNGEN<br />

ENTDECKTEN BEIM SPIELEN FEUERWERKSKÖRPER,<br />

ZÜNDETEN SIE AN UND WARFEN SIE IN DIE DACHLUKE<br />

DES NACHBARHAUSES. ES ENTSTAND EIN SACHSCHA-<br />

DEN VON ETWA 50.000 EURO.<br />

Pro Tag werden in Deutschland etwa 20 Brände<br />

von Minderjährigen verursacht, oft bei so genannten<br />

»Kinderspielbränden«. Knisternde Flammen<br />

wecken die kindliche Neugier, doch Kinder<br />

haben oft zu wenig Erfahrung, um die Risiken<br />

des Zündelns abzuschätzen. Doch wer haftet<br />

bei Schäden? Verursachen Kinder zum Beispiel<br />

auf einem fremden Grundstück einen Gebäudebrand,<br />

kommt generell die Versicherung des<br />

Geschädigten dafür auf. Die kann aber versuchen,<br />

sich das Geld von den Schadensverursachern<br />

zurückzuholen. Kinder werden durch das<br />

»Familienprivileg« geschützt, sofern sie nicht<br />

vorsätzlich handeln. Generell gilt: Kinder bis<br />

zum siebten Lebensjahr können nicht haftbar<br />

gemacht werden, allerdings können die Eltern<br />

wegen Verletzung der Aufsichtspflicht belangt<br />

werden. Ab sieben Jahren können Kinder – bei<br />

notwendiger Einsicht in die Konsequenz ihrer<br />

Handlung – für die Schäden ersatzpflichtig gemacht<br />

werden. Dann prüft die Gebäudeversicherung<br />

des Geschädigten und stellt Regress<br />

an die Haftpflichtversicherung der Eltern.


22<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

WISSENSCHAFT<br />

Die flüssige Löschdecke<br />

Jährlich wüten im Sommer weltweit Waldbrände, die für verheerende<br />

Schäden sorgen. Allein im Mittelmeerraum zerstören jährlich<br />

rund 50.000 Feuer zwischen 700.000 und einer Million Hektar<br />

Fläche. In 95 Prozent aller Fälle von Menschen verursacht, fordern<br />

die Brände Sachschäden in Milliardenhöhe und zahlreiche<br />

Todesopfer. Vor allem die starke Hitze und die dadurch entstehenden<br />

Winde erschweren das Löschen. Wasser als Löschmittel<br />

stößt bei solch starken Bränden oft an seine Grenzen, da es<br />

nur die Oberfläche des Laubes benetzt. Das Feuer schwelt darunter<br />

oft weiter und muss zusätzlich mit Schaufeln gelöscht<br />

werden. Ein Chemieunternehmen entwickelte daher ein Produkt,<br />

das die Wirkung des Wassers ohne die Anschaffung neuer<br />

Feuerwehrtechnik erheblich verbessert. Eine flüssige Zubereitung<br />

aus Polymeren, die ein Vielfaches an Flüssigkeit aufnehmen<br />

kann, wird in geringen Mengen über eine Dosierpumpe<br />

dem Löschwasser zugesetzt und verwandelt es in kürzester Zeit<br />

in Gel. Das wiederum legt sich beim Löschen als lang haftender<br />

Film auf die Brandstelle. Durch den Luftabschluss wird das Feuer<br />

wie durch eine flüssige Branddecke erstickt und sorgt zugleich<br />

für Kühlung. Das Gel kann nicht nur beim Löschen selbst, sondern<br />

auch präventiv eingesetzt werden. Damit gelegte Brandschneisen<br />

ersticken die ankommenden Flammen.<br />

Künstliche Haut<br />

Die Schutzkleidung bei der Brandbekämpfung muss wie eine<br />

zweite Haut vor äußeren Einflüssen wie Hitze, Flammen und<br />

Feuchtigkeit schützen, hohen mechanischen Belastungen standhalten<br />

und darf die Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Und<br />

sie muss verhindern, dass der Körper zum eigenen Feind wird.<br />

Denn Feuer, Rauch und Gas sind nicht die einzigen Faktoren,<br />

die das Löschen gefährlich machen. Eine große Gefahr ist die<br />

Verbrühung der Haut durch den sich schlagartig aufheizenden<br />

eigenen Schweiß. Ein Flash-over, bei dem durch die plötzliche<br />

Zufuhr von Sauerstoff aus einem Schwelbrand eine Feuerwalze<br />

entsteht, kann im Inneren der Kleidung zu Überhitzung führen<br />

Menschen verwendeten nachweislich vor 400.000 Jahren Feuer, vermutlich wurde es aber schon vor 1,4 Millionen<br />

Jahren genutzt ••• Die ersten Streichhölzer waren in Schwefel getauchte Kiefernhölzchen, sie wurden ab<br />

UM GEFAHREN, DIE DURCH FEUER ENTSTEHEN KÖNNEN, ZU<br />

DIE FEGEFEUER DER FORSCHUNG MINIMIEREN, ARBEITET DIE FORSCHUNG AN EINER GANZEN<br />

REIHE VON PROJEKTEN. OB BRANDBESTÄNDIGE MATERIALIEN, EFFEKTIVERE LÖSCHMITTEL ODER VERBESSERTE SCHUTZKLEIDUNG FÜR<br />

RETTUNGSDIENSTE: TROTZ DER UNTERSCHIEDLICHEN ANSÄTZE IST DAS GEMEINSAME ZIEL DER SCHUTZ VON MENSCHENLEBEN.<br />

und so Verbrühungen bewirken. Das liegt am klassischen Aufbau<br />

der Bekleidung: Neben der flammfesten Oberware schützt<br />

eine Membran vor von außen eindringender Feuchtigkeit. Sie<br />

leitet zugleich Schweiß ab. Darunter schützt eine dünne textile<br />

Isolationsschicht, die Luft einbindet, vor Hitze. Sie hat aber den<br />

Nachteil, dass sie sich mit Schweiß vollsaugen kann und im Extremfall<br />

zu Verbrühungen der Haut führt. Eine neue Entwicklung<br />

verhindert den Effekt. Anstelle von Gewebe werden noppenförmige<br />

Luftabstandhalter aus Silikon auf der Membran angebracht.<br />

Sie besitzen zwei Vorteile: Zum einen wird Feuchtigkeit<br />

sofort abgeleitet, zum anderen viel Gewicht gespart. Ihr Schmelzpunkt<br />

liegt zudem höher, als in den europäischen Richtlinien<br />

gefordert: Der thermische Schutz bleibt ebenso wie die Wasserdichtigkeit<br />

auch bei einem Flash-over erhalten.<br />

Löschbeton für Tunnel<br />

Kommt es in einem Tunnel zum Brand, entstehen schnell mehrere<br />

hundert Grad Hitze und enorm viel Rauch. Ein Einsatz der<br />

Rettungskräfte ist dann nahezu unmöglich und extrem gefährlich.<br />

Nicht nur Lüftungssysteme und Rettungsräume, sondern<br />

auch verbesserte Materialien helfen, die Gefahren zu minimieren.<br />

So entwickelten Forscher der österreichischen Montanuniversität<br />

Leoben gemeinsam mit einem Bauunternehmen einen<br />

Beton, der durch seine Zusammensetzung über mehrere Stunden<br />

einer Temperatur von bis zu 1.380 Grad Celsius standhält.<br />

Anders als herkömmlicher Beton, der karbonatische Gesteine<br />

wie Quarz oder Kalk enthält, zersetzt sich die mit Magnesium-<br />

Eisen-Hydrosilikat versetzte Mischung nicht. So kann das Entstehen<br />

von gefährlichen Reaktionsprodukten wie Kalklauge beim<br />

Löschen verhindert werden. Im Gegenteil: Die in einem Kubikmeter<br />

Beton enthaltenen 200 Liter Wasser werden ab einer Temperatur<br />

von 150 bis 750 Grad langsam freigesetzt. Das Wasser kühlt<br />

die Brandgase, reinigt die Luft und dämmt so das Feuer ein. Da<br />

die höhere Isolationswirkung weniger Beton beim Bau notwendig<br />

macht, können die höheren Kosten des Baustoffs ausgeglichen<br />

werden. Nach einem Brand ist die Sanierung einfacher als<br />

bisher, da keine ätzenden Laugenprodukte entstehen.


dem 6. Jahrhundert n. Chr. in China verwendet ••• Der krankhafte Zwang zum Feuerlegen ist die Pyromanie, 40 Prozent aller Brandstifter leiden darunter ••• Der Deutsche<br />

Feuerwehrverband registrierte für 2006 187.604 Brände und Explosionen ••• Kupfer verbrennt mit grüner, Lithium mit karminroter, Blei mit blauer Flamme •••<br />

High-Tech-Beschichtung für Holz<br />

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und als Baustoff nach wie<br />

vor sehr gefragt. Anders als Mauerwerk, Beton- und Stahlkonstruktionen<br />

hat es aber den Nachteil, brennbar zu sein. Deshalb<br />

darf Holz bei Neubauten und Renovierungen unter brandschutztechnischen<br />

Aspekten nur unter strengen Anforderungen verbaut<br />

werden. So ist beispielsweise in einem Gebäude von sieben<br />

Metern Höhe bei einer Sanierung nur der Austausch von Holztreppen<br />

gegen eine nicht brennbare Konstruktion oder eine<br />

Verkleidung mit Gipskartonplatten erlaubt. Vor allem in denkmalgeschützten<br />

Gebäuden ist das ein großer Nachteil, da die<br />

ästhetische Wirkung und der Charakter des Gebäudes nachhaltig<br />

verändert werden. Wissenschaftler des Instituts für Baustoffe,<br />

Massivbau und Brandschutz in Braunschweig entwickelten<br />

Temperatur ⁰C<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Balkenabschnitt, SEF R 25, 1,8 - 2 mm<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Zeit min.<br />

daher in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung<br />

und mehreren Unternehmen eine Beschichtung, die<br />

Bauteile aus Holz bei einem Brand bis zu 60 Minuten vor dem<br />

Entzünden schützt. Die Neuentwicklung basiert auf hochtemperaturbeständigen<br />

Isolationsmaterialien aus der Raumfahrttechnik,<br />

die zum Beispiel die Brennkammern von Triebwerken vor Hitze<br />

schützen. Die Beschichtung besteht aus einem Material, das im<br />

Brandfall zu einer porösen Schicht aufquillt. Sie leitet als Dämmung<br />

kaum Wärme weiter. Zusammengehalten wird das Material<br />

von einem Harz, das als Bindemittel die gesamte Beschichtung<br />

fixiert. Es ist elastisch und schützt zugleich gegen Kratzer und<br />

Feuchtigkeit. Aber auch die Optik muss stimmen: Die Beschichtung<br />

soll im normalen Gebrauch eine Oberfläche in Möbelqualität<br />

aufweisen. Die Entwicklung ist ein erster Schritt, um Holz in<br />

Gebäuden auch ohne Verkleidung risikolos einzusetzen.<br />

MESSERGEBNISSE AUS EINEM OFENBRANDVERSUCH<br />

SCHON BEI DEN ERSTEN UNTERSUCHUNGEN ZEIGTE SICH, DASS DIE BESCHICH-<br />

TUNG DIE ENTFLAMMBARKEIT DEUTLICH BEEINFLUSSTE. GETESTET WURDE DAS<br />

BRANDVERHALTEN EINER FICHTENHOLZSTÜTZE, DIE 30 MINUTEN LANG VIER-<br />

SEITIGER BEFLAMMUNG AUSGESETZT WURDE. HEUTE HALTEN DIE BESCHICH-<br />

TUNGEN NOCH LÄNGER HOHEN TEMPERATUREN STAND.<br />

30<br />

EINHEITSTEMPERATUR-ZEITKURVE<br />

SENSOR 2<br />

SENSOR 1<br />

SENSOR 3


24 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

EIN BLICK IN DIE GESCHICHTE<br />

1758<br />

»Die heiße Sanierung« – Ein altes Problem<br />

BRANDSTIFTERN KOMMT MAN VON SEITEN DER BRANDURSACHENFORSCHUNG IM EINZELFALL AUF<br />

DIE SPUR. WAS ABER, WENN SCHADENZAHLEN EXPLODIEREN UND NUR DER VERDACHT EINES HO-<br />

HEN ANTEILS VON BRANDSTIFTUNG BESTEHT? DANN STIMMEN DIE RAHMENBEDINGUNGEN NICHT<br />

UND MÜSSEN GEÄNDERT WERDEN. EIN KLEINER GANG DURCH DIE GESCHICHTE.<br />

Gelegenheit macht Diebe, sagt der Volksmund.<br />

Versicherungsbetrug durch Brandstiftung lohnt<br />

sich dann, wenn etwas dabei zu gewinnen ist.<br />

Die Geschichte der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt<br />

ist auch eine Geschichte des<br />

Kampfes gegen die Brandstiftung. Kreative Lösungen<br />

wurden dabei gesucht und gefunden,<br />

Löcher im System identifiziert und geschlossen.<br />

Manches was wir heute im Versicherungsvertragsgesetz<br />

und den Versicherungsbedingungen<br />

als umständlich wahrnehmen ist hart<br />

erarbeitet im Kampf gegen die Brandstifter.<br />

Markgraf Carl Friedrich nahm in seiner Marggrävlich<br />

Baden-Durlachischen Brand-Versicherungs-Ordnung<br />

von 1758 kein Blatt vor den<br />

Mund. Im fünften Artikel stehen klare Worte über<br />

die Brandstiftung:<br />

»Ist zwar keinesweges zu vermuthen, daß ein<br />

mit gesunder Vernunft begabter Mensch sich<br />

beigehen lassen werde, sein eigen Haus geflissentlich<br />

in den Brand zu setzen. Solte sich<br />

jedannoch dergleichen Bosheit zu Tage legen,<br />

und zu erweisen stehen, so solle ein solcher<br />

nicht allein keine Brandentschädigung<br />

zu gewarten haben, sondern derselbe vielmehr<br />

nach denen Gesetzen als ein Mordbrenner<br />

bestrafet, der Platz aber, worauf das<br />

abgebrandte Haus gestanden, nebst denen<br />

dazu gehörigen Hof- und Gartenplätzen der<br />

Brand-Assecurations-Societät heimgewiesen,<br />

und von derselben demjenigen verkauft werden,<br />

der die Plätze überbauen will.«<br />

Wem Brandstiftung nachgewiesen wurde, dem<br />

drohte also nicht nur Strafe, sondern Enteignung<br />

seines Grundstücks, das dann der Versicherung<br />

zugeschlagen wurde. Im nächsten<br />

Artikel droht der Markgraf dann denjenigen, die<br />

Brände fahrlässig auslösen, weil sie sich nicht<br />

an die Feuerordnung halten, empfindliche Strafen<br />

an – gesteht ihnen aber die Entschädigung<br />

aus der Feuerversicherung zu.<br />

GEGEN DIE MEHRFACHVERSICHERUNG<br />

Die Spielregeln waren klar – und sie hielten bis<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts. Dann geriet die<br />

Gebäudeversicherung plötzlich in Probleme:<br />

Die Schadenzahlen häuften sich, es wuchsen<br />

die Schulden und die Umlage musste ständig erhöht<br />

werden. Die Vermutung lag nahe, dass man<br />

es im Wesentlichen mit einem starken Anstieg<br />

der Brandstiftungen zu tun hatte. Und auch der<br />

Grund dafür war schnell gefunden: Man konnte<br />

reich werden, wenn man sein eigenes Haus abbrannte<br />

und dabei nicht erwischt wurde. Aus<br />

heutiger Sicht reden wir von mangelnder Kontrolle:<br />

Seit 1808 gab es nämlich in Baden private<br />

Versicherungsgesellschaften, die vor allem<br />

Mobiliarversicherungen – also: Hausrat – anbieten<br />

durften, was die Feuerversicherung ausdrücklich<br />

nicht tat. Illegal boten diese Gesellschaften<br />

aber auch Gebäudeversicherungsverträge<br />

an. Es war für Hausbesitzer kein Problem,<br />

sowohl ihr Haus, als auch ihren Hausrat zu versichern<br />

– und von dieser Mehrfachversicherung<br />

im Brandfall zu profitieren.<br />

Es war an der Zeit, die Spielregeln zu ändern.<br />

Dies tat man konsequent, in dem man Kontrollinstanzen<br />

etablierte: Mit einer Verordnung vom<br />

15. Februar 1828 wurde geregelt, dass Hausratverträge<br />

zur Genehmigung den Nachbarn<br />

und Ortvorstehern vorzulegen waren. 1829<br />

fügte man dann hinzu, dass Mobiliarversicherungen<br />

nur mit staatlich genehmigten Gesellschaften<br />

abgeschlossen werden durften, um<br />

diese schließlich 1839 unter staatliche Inspektion<br />

zu stellen. Insgesamt setzte sich der Grundsatz<br />

des Verbotes der Mehrfachversicherung<br />

1829<br />

1808<br />

1839<br />

19. Jhd<br />

1828


1852<br />

1848<br />

1848/49<br />

1849<br />

bis heute auch gesetzlich durch. Im aktuellen<br />

Versicherungsvertragsgesetz ist dies der Paragrafen<br />

78. In Absatz 3 steht unmissverständlich:<br />

»Hat der Versicherungsnehmer eine Mehrfachversicherung<br />

in der Absicht vereinbart, sich<br />

dadurch einen rechtswidrigen Vermögensvorteil<br />

zu verschaffen, ist jeder in dieser Absicht<br />

geschlossene Vertrag nichtig«.<br />

KOLLEKTIVVERANTWORTUNG<br />

Nach Ausbruch der französischen Februarrevolution<br />

1848 und der dortigen Ausrufung der<br />

Republik sprang der revolutionäre Funke der<br />

demokratischen Aufstände auch auf Baden<br />

über. Im Zuge der badische Revolution von<br />

1848/49 musste sogar der Großherzog zeitweise<br />

außer Landes fliehen, ehe die Revolution<br />

1849 niedergeworfen wurde. Im Zuge der Revolutionswirren<br />

kam es erneut zu einem massiven<br />

Anstieg der Schäden, und wieder rechnete man<br />

damit, dass es an der Brandstiftung lag. Hintergrund<br />

war möglicherweise der allgemeine<br />

Verlust des Respekts vor staatlichen Ordnungen<br />

in dieser Zeit. Erneut wurde nach kreativen<br />

Lösungen des Problems gesucht. Diesmal versuchte<br />

man es über den Beitrag, also die Umlage,<br />

erzieherisch: Man koppelte die Frage der<br />

Beitragshöhe regional an das Schadenaufkommen.<br />

Die Gemeinden wurden in vier Klassen<br />

eingeteilt, abhängig davon wie viel Promille<br />

Brandentschädigungen pro Gesamtversicherungsanschlag<br />

bei ihnen anfallen. Bei einer<br />

Quote von unter einem Promille, galt der einfache<br />

Umlagesatz, bei einer Quote zwischen<br />

ein und fünf Promille galt ein Umlagesatz von<br />

vier Dritteln, zwischen fünf und 15 Promille der<br />

Umlagesatz von fünf Dritteln und bei mehr als<br />

15 Promille der doppelte Umlagesatz. Mit anderen<br />

Worten: Wer in einer Gemeinde mit vielen<br />

Schäden wohnte, hatte Pech und musste<br />

das Doppelte bezahlen. Parallel wurde ein<br />

Selbstbehalt von 20 Prozent eingeführt – mit<br />

der Regelung, dass nur vier Fünftel der Versicherungssumme<br />

nach einem Brand ausgezahlt<br />

werden dürfen. 1852 trat das neue Gesetz in<br />

Kraft. Beide Mittel wirkten – die Anzahl der<br />

Schäden ging deutlich zurück. Trotzdem kam<br />

es zu einer intensiven Diskussion der Maßnahmen,<br />

da sie in der Praxis zu Ungerechtigkeiten<br />

führten. Das letzte Fünftel konnte nämlich bei<br />

privaten Versicherungsunternehmen abgesichert<br />

werden, was sich aber gerade in den ländlichen<br />

Gegenden nicht jeder leisten konnte.<br />

Und auch das Ortsklassensystem erwies sich<br />

als ungerecht gegenüber kleineren Gemeinden,<br />

bei denen unter Umständen schon ein<br />

einziger Brand reichte, um sie in eine höhere –<br />

und teurere Klasse zu heben. 1902 wurde das<br />

System dann abgeschafft ...<br />

... um 1933 wieder eingeführt zu werden. Mal<br />

wieder waren die Schadenzahlungen massiv<br />

gestiegen und mussten eingedämmt werden.<br />

Im Gesetz vom 11. Dezember 1933 wurde deshalb<br />

bestimmt, dass die Umlage für alle Gebäude<br />

einer Gemeinde für fünf Jahre bis zur<br />

Hälfte angehoben werden kann, wenn die Annahme<br />

berechtigt schien, dass die Versicherten<br />

vorsätzlich Brände legten – oder wenn eine<br />

größere Zahl von Einwohnern bei Löscharbeiten<br />

nicht tatkräftig mithalfen. Man sprach diesmal<br />

von Kollektivverantwortung, und hoffte auf<br />

die erzieherische Wirkung der Maßnahme. Auch<br />

diesmal wurde die gesetzgeberische Maßnahme,<br />

folgt man der Statistik, ein Erfolg.<br />

UND HEUTE?<br />

Wie wichtig ist das Thema Brandstiftung heute?<br />

Genau weiß man es nicht. Die wenigen Statistiken,<br />

die es zu dem Thema gibt, sind nur<br />

beschränkt repräsentativ und kommen zu sehr<br />

unterschiedlichen Ergebnissen. Befragt man<br />

die Brandursachenstatistik des Instituts für<br />

Schadenforschung (IfS), dann ist dort für 2006<br />

die Quote für Brandstiftung gerade einmal mit<br />

elf Prozent angegeben. Eine Studie des Statistik-Service,<br />

Berlin, im Auftrag des Fachverband<br />

Lichtkuppel, Lichtband und RWA (FVLR) gab<br />

2002 die Quote für 2001/2002 mit immerhin 30<br />

Prozent an. Brandstiftung bleibt ein Thema für<br />

die Gebäudeversicherer, auch wenn niemand<br />

zu offensiv damit an die Öffentlichkeit geht –<br />

steht im Hintergrund doch immer die ungeliebte<br />

Frage nach dem Versicherungsbetrug.<br />

1902<br />

2006<br />

1933<br />

2001/2002


UNSER ELEMENT<br />

LUFT (N 2 +O 2 + AR + CO 2 )<br />

DER WINDSACKVOGEL: DER WINDSACK IST EIN WARNGERÄT, DAS WIND-<br />

RICHTUNG UND WINDSTÄRKE ANZEIGT. ANWENDUNG FINDET ES AN FLUG-<br />

HÄFEN, ABER AUCH VOR CHEMISCHEN FABRIKEN, UM VOR GEFÄHRLICHEM<br />

GASAUSTRITT ZU WARNEN. EIN WINDSACK BESTEHT AUS RIP-STOP-NYLON,<br />

DEMSELBEN MATERIAL, AUS DEM AUCH FALLSCHIRME HERGESTELLT WER-<br />

DEN. ALS LUFTMOLEKÜLE SIND STICKSTOFF UND SAUERSTOFF ZU SEHEN.


20. Jhd<br />

1943<br />

1912<br />

1938<br />

1912 – Freiwillige Vergütung bei Elementarschäden<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HISTORISCHES<br />

<strong>ELEMENTAR</strong>SCHÄDEN GALTEN BIS IN DIE 30ER-JAHRE DES ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS ALS NICHT<br />

VERSICHERBAR. WESSEN HAUS NACH ÜBERSCHWEMMUNGEN, STÜRMEN ODER ERDBEBEN ZERSTÖRT<br />

WAR, MUSSTE IN DER REGEL AUF KATASTROPHENHILFE VOM STAAT HOFFEN. IN BADEN STARTETE MAN<br />

1912 IN DIE <strong>ELEMENTAR</strong>SCHADENVERSICHERUNG – WENN AUCH VORERST AUF FREIWILLIGER BASIS.<br />

Mehr als 150 Jahre blieb die Feuerversicherung in Baden eine reine Feuerversicherung. Zwar wurde<br />

im Einzelnen der Versicherungsumfang immer wieder neu angepasst – so wurde schon seit 1790<br />

der zündende Blitzschlag mitversichert und die Regelungen, welche Gebäude überhaupt versicherbar<br />

waren, änderten sich. Über das allgemeine Feuerrisiko hinaus wurde die Badische Gebäudeversicherungsanstalt<br />

aber erst im 20. Jahrhundert tätig.<br />

Im Jahre 1912 beschloss der Landtag in Baden ein neues Gebäudeversicherungsgesetz. Mit ihm<br />

wurde erstmals die Versicherung von Elementarereignissen (Bergsturz, Erdfall, Sturm und Hochwasser)<br />

mit in die Gebäudeversicherung einbezogen – allerdings auf freiwilliger Basis, was bedeutete,<br />

dass die Gebäudeversicherung nicht zur Zahlung verpflichtet war, sondern nach eigener<br />

Entscheidung ganze oder auch teilweise Entschädigungszahlungen im Einzelfall leisten konnte.<br />

Dies war schon ein großer Schritt, denn die Elementarschadenversicherung war sehr umstritten.<br />

Man wusste nicht, auf was man sich damit konkret einlässt: Für katastrophale Naturereignisse und<br />

die daraus resultierenden Schäden fehlte es an verlässlichen statistischen Grundlagen. Einerseits<br />

traten die Ereignisse an bestimmten Orten gehäuft auf – wie bei Überschwemmungen. Andererseits<br />

konnte man überhaupt nicht vorhersagen, welche Ereignisse wo wie häufig auftreten – wie<br />

zum Beispiel bei Sturm oder Hagel. Es ist also sehr verständlich, dass Elementarschäden weitgehend<br />

als nicht versicherbar, weil nicht kalkulierbar, galten.<br />

Dass sich auf breiter Front die Sturm/Hagel-Versicherung als Standard in Ergänzung zur Feuerversicherung<br />

in der Gebäudeversicherung etablieren konnte, lag daran, dass man begann, die Elementargefahren<br />

zu differenzieren und einzeln zu betrachten. Damit hatte man die Möglichkeit, die<br />

Risiken auszuschließen, die entweder gar nicht oder nur mit Ungerechtigkeiten behaftet in die allgemeine<br />

Versicherung hätten einbezogen werden können. Erdbeben kommen nur sehr selten vor,<br />

sind dann aber häufig mit vielen Schäden verbunden – sie sind statistisch in der Vorhersage kaum<br />

fassbar. Hochwasser kommen auch nicht jährlich vor und haben den zusätzlichen Nachteil, dass sie<br />

nicht jeden treffen können, sondern regional beschränkt wiederkehrend auftreten. Hier gibt es ein<br />

Gerechtigkeitsproblem: Kann man alle Versicherten für die Risiken einzeln bezahlen lassen?<br />

Übrig blieben Sturm und Hagel. Beides sind Gefahren, die nicht örtlich beschränkt sind, also wirklich<br />

jeden treffen können – insofern waren sie einfach und ohne Ungerechtigkeiten in die allgemeine<br />

Umlage einsetzbar. Zudem kommen sie regelmäßig vor. Deshalb waren Sturm und Hagel die ersten<br />

Elementargefahren, die versicherbar wurden – und auch versichert wurden. 1930 erweiterte<br />

die Hamburger Feuerkasse in ihrem Bereich in der Pflicht- und Monopolversicherung den Versicherungsschutz<br />

auf die Gefahren Sturm und Hagel. Die Württembergische Gebäudebrandversicherung,<br />

die seit 1938 wie ihre badische Nachbarin die freiwillige Elementarschadenversicherung<br />

eingeführt hatte, führte 1943 die Sturmversicherung ebenfalls als Teil der Pflichtversicherung ein.<br />

Die Badische Gebäudeversicherungsanstalt tat dies übrigens bis 1960 nicht.<br />

1790<br />

1930<br />

1960<br />

27


28 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

<strong>ELEMENTAR</strong>GEFAHREN STURM UND HAGEL<br />

1990 1994 1995 1999<br />

1999<br />

2002<br />

2004 2005<br />

2006 2007<br />

2008<br />

Risiken der Zukunft – Die Elementargefahren Sturm und Hagel<br />

DIE ANZAHL DER NATUREREIGNISSE WIE ORKANE, HAGELUNWETTER ODER STÜRME NEHMEN WEITER<br />

ZU – NICHT NUR WELTWEIT, SONDERN AUCH IN DEUTSCHLAND. NAMEN WIE LOTHAR UND KYRILL<br />

HABEN SICH DEN MENSCHEN ALS SYNONYM FÜR DIE GROSSE ZERSTÖRUNGSKRAFT DER NATUR FEST<br />

EINGEPRÄGT. DIE <strong>SV</strong> BIETET SEIT 1960 IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINEN UMFASSENDEN VERSICHE-<br />

RUNGSSCHUTZ GEGEN DIE FINANZIELLEN FOLGEN DIESER NATURKATASTROPHEN UND LEISTET MIT<br />

IHREN ENTSCHÄDIGUNGSZAHLUNGEN EINEN BEDEUTENDEN VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN BEITRAG.<br />

Versicherungen dienen der Absicherung von existenziellen Risiken des Lebens. Dieses Grundgeschäft<br />

der Versicherungen scheint ein zeitloses zu sein, ist es aber nicht. Die Risiken verschieben<br />

sich im Laufe der Jahrzehnte. Zwei wichtige Entwicklungen sind zu erkennen: Da ist zum einen die<br />

demografische Entwicklung in Deutschland und zum anderen sind es die Folgen des globalen<br />

Klimawandels, die sich in den letzten Jahren immer deutlicher offenbaren. Jahrhundertsommer<br />

und -winter lösen sich ab, es kommt weltweit zu immer mehr Naturkatastrophen. Auch in Deutschland<br />

bekommen wir dies zu spüren. Gewitterstürme und Winterorkane, mal mit, mal ohne Hagel,<br />

treten immer häufiger und stärker auf und zerstören volkswirtschaftliche Werte in einem immer<br />

größeren Ausmaß. Die <strong>SV</strong> als bundesweit größter Gebäudeversicherer kann dies sehr deutlich in<br />

ihren Statistiken nachvollziehen.<br />

JAHR FÜR JAHR GROSSE SCHÄDEN<br />

Die <strong>SV</strong> stellt seit den 90er-Jahren einen Trend zu immer häufiger auftretenden und immer intensiveren<br />

Elementarschäden fest. Bis dahin hatte es noch nie in der langen Geschichte der <strong>SV</strong> in<br />

einer so kurzen Periode so viele Schäden durch Stürme oder Orkane gegeben. Die Orkantiefs – mit<br />

ihren Namen Vivian und Wiebke (1990), Lore (1994), Emily (1995) und Lothar (1999) – werden zumindest<br />

jene Menschen nie vergessen, deren Hab und Gut beschädigt oder ganz vernichtet wurde.<br />

Bis 1999 waren die beiden Stürme Vivian und Wiebke die größten Schadenereignisse der <strong>SV</strong>. Damals<br />

wurden durch beide Ereignisse rund 92.000 Gebäude beschädigt, über 100 Millionen Euro<br />

zahlte die <strong>SV</strong> an ihre Kunden aus. Kurz vor der Jahrtausendwende fegte Lothar über Südwestdeutschland<br />

hinweg und bescherte der <strong>SV</strong> rund 260.000 Schäden an Gebäuden mit einem Schadenausmaß<br />

von rund 430 Millionen Euro.<br />

Lothar ist damit bis heute das größte Schadenereignis in der Geschichte der <strong>SV</strong>. Auch im neuen<br />

Jahrtausend verursachten Stürme und große Hagelunwetter schwere Schäden – Jeanett (2002),<br />

Gerda/Hanne (2004), die beiden Hagelunwetter in Freiburg (2005) und Villingen-Schwenningen/<br />

Trossingen (2006) sowie Kyrill (2007), der mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern<br />

über Deutschland fegte. Die Schadenbilanz der <strong>SV</strong>: 91.000 Sturmschäden in einer<br />

Größenordnung von rund 90 Millionen Euro. Und auch im Jahr 2008 wütete bereits ein Orkan:<br />

Emma wird der <strong>SV</strong> wieder über 30 Millionen Euro Kosten verursachen.<br />

Dieser Blick in die Statistik der <strong>SV</strong> verdeutlicht, dass das Risiko, einen Schaden durch einen Sturm<br />

oder ein Hagelunwetter zu erleiden, immer weiter ansteigt. Er zeigt auch, wie wichtig die Absicherung<br />

gegen die Folgen von Naturgefahren in Deutschland wird und er zeigt, welche immense<br />

volkswirtschaftliche Bedeutung das Versicherungsangebot und die geleisteten Entschädigungszahlungen<br />

der <strong>SV</strong> für die rund 2,8 Millionen Gebäudebesitzer in Baden-Württemberg, Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz und in Thüringen haben.


30<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

STURMPHÄNOMENE<br />

Von welchen Sturmphänomenen sprechen Meteorologen?<br />

FÜR WISSENSCHAFTLER IST STURM NICHT GLEICH STURM. SIE UNTERSCHEIDEN VERSCHIEDENE<br />

WETTERPHÄNOMENE WIE WINTERSTURM, ORKAN, HAGELSTURM, GEWITTERSTURM, TORNADO UND<br />

STAUBTEUFEL. VERSICHERUNGSSCHUTZ BESTEHT BEI JEDEM PHÄNOMEN, SOBALD EINE WINDGE-<br />

SCHWINDIGKEIT VON MINDESTENS 62 STUNDENKILOMETERN ERREICHT WURDE.<br />

KLEINTROMBE Die Kleintrombe ist ein kleinräumiger Luftwirbel mit vertikaler Achse. Im Gegensatz<br />

zum Tornado ist die Höhenstreckung gering. Sie ist auf die atmosphärische Grenzschicht<br />

beschränkt. Je nach Erscheinungsbild und aufgewirbeltem Material sind verschiedene Bezeichnungen<br />

gebräuchlich: Staubteufel, Staubtrombe, Heuteufel, Nebelteufel, Sandtrombe oder Sandhose.<br />

Staubteufel kommen hauptsächlich bei sonnigem und heißem Wetter vor.<br />

GEWITTERSTURM Ein Gewitter ist ein lokal begrenztes, mit elektrischen Entladungen in Cumulonimbus-Wolken<br />

oder zwischen Wolke und Erde einhergehendes Niederschlagsereignis. Gewitterwolken<br />

entstehen durch starke Aufwärtsströmungen innerhalb einer Wolke. Ideale Voraussetzungen<br />

für derartig starke Vertikalbewegungen liegen vorwiegend im Sommer vor. Dann sind der Boden<br />

und die bodennahe Luft stark aufgewärmt und die Luftmassen steigen in die Höhe. Wenn es aus<br />

der Wolke zu regnet beginnt, entsteht ein Abwindstrom und es kommt zu einer Böenwalze mit Windgeschwindigkeiten<br />

von über 100 km/h.<br />

TORNADO Ein Tornado (span. tornar = umkehren, wenden) ist ein kleinräumiger Luftwirbel in der<br />

Erdatmosphäre, der eine mehr oder weniger senkrechte Drehachse aufweist. Der Wirbel erstreckt<br />

sich hierbei durchgehend vom Boden bis zur Wolkenuntergrenze und hat im Extremfall Geschwindigkeiten<br />

von über 500 km/h. Der Tornado wird auch Großtrombe beziehungsweise Wind- oder<br />

Wasserhose genannt, im Gegensatz zur Kleintrombe, dem Staubteufel.<br />

WINTERSTURM Europäische Winterstürme sind intensive außertropische Zyklone. Aufgrund der<br />

Neigung der Erdachse trifft im Winterhalbjahr weniger Sonneneinstrahlung auf die Nordhemisphäre.<br />

Die äquatorialen Breiten sind im Gegensatz dazu das ganze Jahr intensiver Einstrahlung<br />

ausgesetzt. Dies führt dazu, dass der Temperaturunterschied zwischen Pol und Äquator im Winter<br />

deutlich größer ist als im Sommer. Dem entsprechen große Luftdruckunterschiede, die zu Tiefdruckwirbeln<br />

führen. Die intensiven Tiefdruckwirbel, die praktisch ausschließlich im Winterhalbjahr,<br />

November bis April, auftreten, bezeichnet man deshalb als Winterstürme.<br />

HAGELSTURM Hagelkörner entstehen in den niedrigeren Schichten von Gewitterwolken als Wassertröpfchen,<br />

die durch starke Aufwinde in die höheren, kalten Bereiche der Wolken gewirbelt werden<br />

und dort gefrieren. Danach fallen sie wieder in tiefere Luftschichten, nehmen weiteres Wasser<br />

auf, werden abermals nach oben gerissen, wo zusätzliches Wasser anfriert. Dieser Vorgang wiederholt<br />

sich so lange, bis ein Hagelkorn zu schwer ist, um von den Aufwinden getragen zu werden.<br />

Je stärker die Aufwinde, desto größer werden die Hagelkörner, die schließlich zu Boden fallen.<br />

ORKAN Als Orkan werden Winde mit Geschwindigkeiten von mindestens 117 km/h bezeichnet.<br />

Orkane haben damit Windstärke 12 und mehr und können massive Verwüstungen anrichten.<br />

Winde mit Orkanstärke treten in kräftigen außertropischen Tiefdruckgebieten, in tropischen<br />

Wirbelstürmen und Tornados auf. Mit Ausnahme des Tornados werden diese unterschiedlichen<br />

Wettersysteme manchmal auch zusammengefasst als Orkane bezeichnet.


Versicherungsschutz bei Sturm- und Hagelschäden<br />

WINDSTÄRKE ENTSCHEIDET<br />

Ab mindestens Windstärke 8 (62–74 km/h) nach<br />

Beaufort liegt nach den Versicherungsbedingungen<br />

Sturm vor. Ist die Windstärke für das Versicherungsgrundstück<br />

nicht feststellbar, wird<br />

Sturm unterstellt, wenn der Versicherungsnehmer<br />

nachweist, dass die Luftbewegung in der<br />

Umgebung Schäden an Gebäuden in einwandfreiem<br />

Zustand oder an ebenso widerstandsfähigen<br />

Sachen angerichtet hat. Als Hagel gilt ein<br />

fester atmosphärischer Niederschlag in Form<br />

von Eisstücken.<br />

WAS IST <strong>VERSICHERT</strong>?<br />

Für Sturm- und Hagelschäden kommen die Gebäude-,<br />

Hausrat- und Kfz-Kaskoversicherungen<br />

auf. Gebäudeschäden, die beispielsweise durch<br />

umgefallene Bäume, Äste und Schornsteine<br />

entstanden sind, ersetzt die Wohngebäudeversicherung.<br />

Wenn der Sturm das Dach abgedeckt<br />

oder Fensterscheiben eingedrückt hat,<br />

sind Folgeschäden, die durch eindringende<br />

BFT<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

BEZEICHNUNG<br />

Windstille<br />

leiser Zug<br />

leichte Brise<br />

schwache Brise<br />

mäßige Brise<br />

frische Brise<br />

starker Wind<br />

steifer Wind<br />

stürmischer Wind<br />

Sturm<br />

schwerer Sturm<br />

orkanartiger Sturm<br />

Orkan<br />

KM/H<br />

unter 1<br />

1 - 5<br />

6 - 11<br />

12 - 19<br />

20 - 28<br />

29 - 38<br />

39 - 49<br />

50 - 61<br />

62 - 74<br />

75 - 88<br />

89 - 102<br />

103 - 117<br />

über 117<br />

Niederschläge entstehen, ebenfalls versichert.<br />

Für Gebäude, die sich noch im Bau befinden, ist<br />

eine Bauleistungsversicherung notwendig.<br />

Sturmschäden an der Wohnungseinrichtung<br />

werden von der Hausratversicherung ersetzt.<br />

Auch hier sind die Folgeschäden, die beispielsweise<br />

nach einer Dachabdeckung am Hausrat<br />

auftreten können, mitversichert. In der Glasversicherung<br />

werden ohne Rücksicht auf die Schadenursache<br />

die Bruchschäden an Fenster- und<br />

Türscheiben sowie Glasdächern einschließlich<br />

der Kosten für eine etwa erforderliche Notverglasung<br />

ersetzt.<br />

Schäden am Auto sind durch eine Teil- oder<br />

Vollkaskoversicherung abgedeckt. Dabei werden<br />

nicht nur die Schäden ersetzt, die der<br />

Sturm direkt am Wagen verursacht, etwa durch<br />

Umkippen des Fahrzeuges, sondern auch Beschädigungen,<br />

die durch umherfliegende Gegenstände<br />

wie Ziegel angerichtet werden.<br />

AUSWIRKUNG AN LAND<br />

Rauch steigt gerade empor<br />

Zug des Rauchs erkennbar<br />

Wind ist im Gesicht fühlbar<br />

Zweige bewegen sich<br />

Staub hebt sich<br />

kleine Bäume schwanken<br />

Pfeifton an Drahtleitungen<br />

Hemmung beim Gehen<br />

Gehen wird erheblich erschwert<br />

Schäden an Häusern<br />

Bäume werden entwurzelt<br />

schwere Sturmschäden<br />

katastrophale Verwüstungen<br />

WINDSTÄRKEN-SKALA VON SIR FRANCIS BEAUFORT<br />

(1774–1857) – GENANNT BEAUFORTSKALA<br />

KLEINTROMBE<br />

GEWITTERSTURM<br />

TORNADO<br />

WINTERSTURM<br />

HAGELSTURM<br />

ORKAN


32 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

KLIMAWANDEL UND NATURKATASTROPHEN<br />

1994<br />

1998<br />

1861<br />

2007<br />

Naturkatastrophen – Es ändert sich mehr als nur das Wetter<br />

EUROPA WAR 2007 VON NATURKATASTROPHEN BESONDERS BETROFFEN. WELTWEIT EREIGNETEN<br />

SICH 960 NATURKATASTROPHEN. ÜBER DREI VIERTEL ALLER SCHADENEREIGNISSE WAREN STÜRME<br />

UND ÜBERSCHWEMMUNGEN. INSGESAMT MUSSTE DIE VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT WIEDER DEUT-<br />

LICH HÖHERE SCHÄDEN AUS NATURKATASTROPHEN VERKRAFTEN ALS IM UNGEWÖHNLICH SCHA-<br />

DENARMEN VORJAHR. ALLEIN KYRILL IM JANUAR KOSTETE RUND 5,8 MILLIARDEN DOLLAR.<br />

Seit 1861 gibt es Messungen der globalen Mitteltemperatur. Für die letzten 1.000 Jahre existieren<br />

zuverlässige Temperaturschätzungen für die nördliche Hemisphäre. Die Messungen zeigen einen<br />

klaren Trend: Die Durchschnittstemperatur der Erde steigt an, allein seit 1900 bereits um 0,7 °C.<br />

Im Jahr 1998 gab es einen neuen Rekord: Die Temperatur erreichte einen Höchstwert, der alle im<br />

letzten Jahrtausend ermittelten Werte übersteigt. 2007 reiht sich in die Liste der wärmsten Jahre<br />

seit Beginn der Messungen ein. Der Winter und das Frühjahr 2007 in Europa gehörten zu den<br />

wärmsten je beobachteten. Damit liegen global gesehen die elf wärmsten Jahre innerhalb der<br />

vergangenen dreizehn Jahre.<br />

Ein Temperaturanstieg um 0,7 °C mag moderat erscheinen. Aber: Zwischen Eiszeit und Warmzeit,<br />

die sich aufgrund natürlicher Faktoren abwechseln, liegt auch nur ein Unterschied von 6–7 °C in<br />

der globalen Mitteltemperatur. Gerade die besonders starke Erwärmung innerhalb der letzten<br />

drei Jahrzehnte kann durch natürliche Einflüsse nicht mehr erklärt werden. Für die Wissenschaftler<br />

steht daher fest: Diese Klimaerwärmung ist vom Menschen gemacht und wird massive Auswirkungen<br />

haben. Ein Überblick über die Jahre 1950 bis 2007 zeigt, dass sich weltweit in den<br />

Jahren 1994 bis 2007 beinahe dreimal so viele große wetterbedingte Naturkatastrophen ereigneten<br />

wie in den 1960ern. Die volkswirtschaftlichen Schäden vervielfachten sich im selben Zeitraum<br />

um den Faktor 5,3 – die versicherten Schäden gar um den Faktor 9,6. Hauptverursacher in<br />

Deutschland waren jeweils Überschwemmungen und Stürme.<br />

MEHR NIEDERSCHLÄGE UND STÜRME<br />

Zu den wahrscheinlichsten Auswirkungen der globalen Erwärmung zählen häufigere Wetterextreme,<br />

etwa heftige Niederschläge, Stürme und Extremtemperaturen – und dadurch zahlreichere<br />

und größere Schadenereignisse. Die Klimaerwärmung erhöht generell die Aufnahmefähigkeit der<br />

Luft für Wasserdampf und damit das Niederschlagspotenzial (Starkregen). In milderen Wintern<br />

gibt es außerdem weniger Schnee und Frost, stattdessen mehr Niederschläge. Das erhöht das Überschwemmungsrisiko<br />

wegen größerer Abflussmengen und wassergesättigter Böden. Daneben<br />

vermindern milde Temperaturen im Winter auch die Schneeflächen, über denen sich früher stabile<br />

Kältehochs bildeten als Barriere gegen die Sturmtiefs, die vom Atlantik heranziehen. Orkane<br />

können also ungehindert durchziehen. Dass die Sturmfrequenz tatsächlich zunimmt, ist noch nicht<br />

abschließend erwiesen, wird aber von den Klimaforschern für wahrscheinlich gehalten. Als gesichert<br />

gilt, dass die winterlichen Niederschlagsmengen steigen, wodurch die Winterstürme feuchter<br />

und schadenintensiver werden.<br />

WÄRMERE SOMMER<br />

Wärmere und trockenere Sommer bringen vermehrt Hitzewellen und Dürren mit sich. Die Folge<br />

sind Schäden durch Waldbrände, Einbußen im Agrarsektor, in der Binnenschifffahrt und bei der Energieversorgung.<br />

Bei großer Hitze sind auch Gebäudeschäden durch Bodensenkungen bei Lehmböden<br />

denkbar, wie sie in Großbritannien bereits aufgetreten sind. Auch mit einem höheren<br />

1900<br />

2007<br />

1950 2007


Gesundheitsstress und einer höheren Sterblichkeit älterer Menschen unter großer Hitze wird zu<br />

rechnen sein. Der Rekordhitzesommer 2003 mit rund 35.000 hitzebedingten Sterbefällen in Europa<br />

kann als »Sommer der Zukunft« angesehen werden. Andererseits ergeben sich auch bei den<br />

sommerlichen Niederschlägen spürbare Veränderungen: Obgleich die Niederschläge insgesamt<br />

eher abnehmen werden, sind Intensitätssteigerungen zu erwarten bei den starken Gewittern, die<br />

von Hagelschlägen und Tornados begleitet sein können. Wetterextreme haben nicht nur menschliche<br />

und soziale Auswirkungen, sie richten auch besonders hohe finanzielle Schäden an, da weder<br />

Menschen noch Systeme wie Infrastruktur darauf vorbereitet sind.<br />

NATURGEFAHREN UND VERSICHERUNG<br />

Über zwei Drittel der Naturkatastrophenschäden der letzten Jahrzehnte gehen auf das Konto<br />

atmosphärischer Ereignisse. Laut Trendberechnungen wird dieser Anteil sogar noch größer werden.<br />

Die <strong>SV</strong> ist als großer Gebäudeversicherer mit ihrer hohen Marktabdeckung von den wachsenden<br />

Schäden aus Naturkatastrophen in besonderer Weise betroffen. Einerseits steht sie als zuverlässiger<br />

Partner konsequent für den Ausgleich von Schäden ein. Andererseits müssen Leistungen<br />

und Prämieneinnahmen in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Betrachtet man<br />

diese Entwicklung, stellt sich unmittelbar die Frage der Versicherbarkeit. Es reicht zukünftig nicht<br />

aus, nur Erfahrungen der Vergangenheit zu berücksichtigen. Ebenso müssen klimawandelbedingte<br />

Gefährdungsänderungen einbezogen werden. Somit gewinnt eine vorausschauende Zeichnungspolitik<br />

oder Risikoübernahme, die langfristige Gefährdungsänderungen berücksichtigt, an Bedeutung.<br />

Damit verbunden sind auch risikogerechte Prämien, nötige und sinnvolle Selbstbehalte sowie<br />

Konzepte zur Schadenvorbeugung, um das Risikobewusstsein in der Bevölkerung zu erhöhen.<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006<br />

DIE ANZAHL DER NATURKATASTROPHEN IN DEUTSCHLAND 1970–2007. DER NATCATSERVICE (QUELLE) ZÄHLT ZU DEN<br />

WELTWEIT UMFANGREICHSTEN DATENBANKEN FÜR NATURKATASTROPHEN.<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

TEMPERATUREXTREME<br />

ÜBERSCHWEMMUNG<br />

STURM<br />

ERDBEBEN


34<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ORKAN – LOTHAR UND KYRILL<br />

Winterstürme verursachen in Deutschland im<br />

Vergleich zu anderen Naturgefahren die größten<br />

versicherten Schäden. Lothar und Kyrill stehen<br />

als Synonym für die Zerstörungskraft der Natur.<br />

Lothar zeigte der <strong>SV</strong> in vielerlei Hinsicht neue Dimensionen<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG WAR DAS VOM ORKAN LOTHAR AM STÄRKSTEN BETROFFENE BUNDESLAND IN<br />

DEUTSCHLAND. ER LÖSTE EIN RIESIGES KONJUNKTURPROGRAMM AUS, DAS IN WEITEN TEILEN DURCH<br />

DIE <strong>SV</strong> FINANZIERT WURDE. DAS SCHADENEREIGNIS IST DAS GRÖSSTE IN DER GESCHICHTE DER <strong>SV</strong>.<br />

Am 26. Dezember 1999 fegte das Orkantief Lothar über Nordfrankreich und die Mitte Deutschlands.<br />

Insgesamt bezahlten die Versicherungsunternehmen in Deutschland rund 665 Millionen Euro<br />

aus. Lothar traf die <strong>SV</strong> allein mit über 260.000 Gebäudeschäden und einer Schadenhöhe von rund<br />

430 Millionen Euro. Ein direkter Vergleich zeigt die Dimension des Sturms: Die <strong>SV</strong> regulierte über<br />

zwei Drittel aller versicherten Gebäudeschäden in Deutschland. Die Schadenschwerpunkte: In<br />

Baden-Baden meldete mehr als jeder dritte Kunde der <strong>SV</strong> einen Schaden an seinem Gebäude. In<br />

Karlsruhe und Pforzheim waren rund 30 Prozent der Kunden betroffen. Einen weiteren Schadenschwerpunkt<br />

bildeten der Landkreis Rastatt und der Ortenaukreis. Hier wurden rund ein Viertel der<br />

bei der <strong>SV</strong> versicherten Gebäude beschädigt. Aufgrund der dichten Bebauung hinterließ der Jahrhundertorkan<br />

auch viele Schäden in den Gebieten um Esslingen, Stuttgart und Ludwigsburg.<br />

SCHADENFLUT ZWISCHEN DEN JAHREN<br />

Die enorme Anzahl der Schäden stellte die <strong>SV</strong> vor eine große unternehmerische Herausforderung,<br />

denn niemand hatte mit einem solchen Ereignis gerechnet. Lothar traf die <strong>SV</strong> am zweiten Weihnachtsfeiertag,<br />

mitten in der Urlaubszeit und mit Minimalbesetzungen in den Abteilungen. Um die<br />

Flut an Schadenmeldungen in den Griff zu bekommen, musste die <strong>SV</strong>, trotz großer Erfahrung im<br />

Umgang mit Elementarschadenereignissen, sämtliche Arbeitsabläufe auf die plötzlichen Anforderungen<br />

abstimmen. Auszahlungsvollmachten wurden hoch gesetzt und erweiterte Freigabekompetenzen<br />

eingeräumt. Erstmals wurden einzelne Sparkassen mit Regulierungskompetenzen<br />

ausgestattet, um vor Ort agieren zu können. Zudem musste geklärt werden, wie mit Selbstbehalten<br />

bei Eigenleistungen, Einsatzkosten von Feuerwehren und bereits vor dem Sturm vorhandenen<br />

Baumängeln umgegangen wird, da teilweise Komplettsanierungen vorgenommen wurden.<br />

STRESSTEST BESTANDEN<br />

Lothar zeigte mit rund 260.000 beschädigten Gebäuden nicht nur in der Schadenabwicklung eine<br />

neue Dimension, sondern führte der <strong>SV</strong> vor Augen, welch hohes Risikopotenzial in den enormen Gebäudebeständen<br />

steckt. Von 1960 bis 1994 bot die <strong>SV</strong> als Monopolversicherer sämtlichen Gebäudebesitzern<br />

in Baden-Württemberg Schutz für ein ganzes Bündel an Naturgefahren. Da die Schäden<br />

nach dem Umlageprinzip mit der Möglichkeit einer Nachumlage finanziert wurden, war eine Rückversicherung<br />

zur Beherrschung des Kumulschadens nicht notwendig. Die Beiträge wurden im<br />

Voraus erhoben. Reichten sie in einem besonders schadenträchtigen Jahr nicht aus, konnten Beiträge<br />

rückwirkend erhoben werden. Aufgrund ihrer stabilen Finanzlage musste die Gebäudeversicherung<br />

auf diese Möglichkeit nie zurückgreifen.<br />

Als das Monopol 1994 fiel, endete dieses Finanzierungsprinzip und das Wettbewerbsunternehmen<br />

musste sich fortan zur Bewältigung der Herausforderungen des Elementargeschäfts rückversichern.<br />

Lothar wurde zum ersten großen Test für die Rückversicherung. Die <strong>SV</strong> bestand diesen<br />

mit Bravour, da in der Rückversicherung dieser eigentlich für undenkbar gehaltene Fall einkalkuliert<br />

war. So flossen Hunderte von Millionen Euro aus aller Welt nach Baden-Württemberg. In der<br />

Folge stiegen die Rückversicherungsbeiträge für Elementarrisiken stark an. Ursachen hierfür<br />

waren nicht nur Lothar und weitere Schäden in seinem Gefolge, sondern auch ein sich veränderndes<br />

Risikobewusstsein im Rahmen der globalen Klimadiskussion.


Köln<br />

Frankfurt<br />

Erfurt<br />

Stuttgart<br />

München<br />

Berlin<br />

Dresden<br />

Der Orkan Kyrill zog breites Sturmband über Deutschland<br />

DER ORKAN KYRILL WAR NEBEN LOTHAR EINER DER SCHADENTRÄCHTIGSTEN STÜRME DER LETZTEN<br />

20 JAHRE UND REIHT SICH IN DAS RANKING DER VERHEERENDEN WINTERSTÜRME EIN. DER GRUND<br />

HIERFÜR IST SEIN BREITES STURMFELD, DAS IN NAHEZU JEDER REGION SCHÄDEN VERURSACHTE.<br />

Kyrill bildete sich als Höhepunkt der überdurchschnittlichen<br />

Wintersturmsaison am 17. Januar<br />

2007 aus einem Tiefdruckgebiet über dem mittleren<br />

Atlantik. Mit Windgeschwindigkeiten von<br />

weit über 100 km/h – in Spitzen über 200 km/h<br />

– zog Kyrill am 18. und 19. Januar quer über Europa<br />

bis nach Polen, Tschechien und Österreich.<br />

Mit 202 km/h wurde auf dem Wendelstein die<br />

stärkste Böe gemessen. Kyrill verursachte einen<br />

gesamtwirtschaftlichen Schaden von rund zehn<br />

Milliarden Dollar. Mit einem versicherten Schaden<br />

von etwa 5,8 Milliarden Dollar war er der<br />

zweitteuerste Sturm in Europa nach dem Orkan<br />

Lothar. Kyrill wütete im Vergleich zu Lothar zwar<br />

mit niedrigeren Spitzenwindgeschwindigkeiten,<br />

traf aber eine größere Fläche und wütete in einzelnen<br />

Gebieten sogar mehr als 24 Stunden. Dadurch<br />

verursachte er sehr viel mehr kleine und<br />

mittlere Schäden.<br />

FRÜHZEITIGE UNWETTERWARNUNG<br />

Im Gegensatz zum Orkan Lothar hatten die Wetterdienste<br />

mit ihren Vorhersagemodellen das<br />

Sturmtief schon über eine Woche im Voraus<br />

ziemlich präzise prognostiziert, so dass die Krisenstäbe<br />

frühzeitig entsprechende Vorsorgemaßnahmen<br />

einleiten und die Bevölkerung<br />

umfangreich warnen konnten. Der Deutsche<br />

Wetterdienst gab für das gesamte Bundesgebiet<br />

Unwetterwarnungen heraus. Das Bundesamt<br />

für Seeschifffahrt warnte für die deutsche<br />

Nordseeküste vor einer schweren Sturmflut.<br />

Dies war bisher einzigartig in Deutschland.<br />

Böen in km/h<br />

80–90<br />

90–100<br />

100–110<br />

110–120<br />

120–130<br />

130–140<br />

> 140<br />

KYRILL<br />

LOTHAR<br />

DIE SCHADENBILANZ<br />

In ganz Europa kam es zu Schäden an Gebäuden<br />

und Fahrzeugen. Der Straßen- und Bahnverkehr<br />

kam teilweise zum Erliegen. Etwa eine Million<br />

Haushalte waren stundenlang ohne Strom. Besonders<br />

stark traf Kyrill Deutschland, wo mehr<br />

als die Hälfte des versicherten Schadens anfiel.<br />

Über 1,5 Millionen Einzelschäden wurden gemeldet.<br />

Kyrill hat neben extrem hohen Sachschäden<br />

auch 49 Menschenleben in Europa<br />

gefordert. Zirka 60 Millionen Bäume fielen dem<br />

Orkan zum Opfer.<br />

Bei der <strong>SV</strong> lagen die Schadenschwerpunkte in<br />

Nordbaden, Nordwürttemberg und Nordhessen.<br />

Die Bilanz: 91.000 Sturmschäden mit einer<br />

Größenordnung von rund 90 Millionen Euro.<br />

Aufgrund der frühzeitigen Ankündigungen des<br />

Sturms, konnte sich die <strong>SV</strong> auf die bevorstehenden<br />

Aufgaben einstellen. Schon vor dem Sturm<br />

hatte die <strong>SV</strong> ihren Kundenservice verstärkt, um<br />

eine möglichst effektive Schadenaufnahme zu<br />

gewährleisten.<br />

DER JANUAR 2007<br />

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes<br />

treten Orkane dieser Größenordnung alle zehn<br />

bis zwanzig Jahre auf. Dieser Januar war der<br />

wärmste seit Beginn der umfangreichen Messungen.<br />

Die Temperaturen lagen 6,5 °C über dem<br />

langjährigen Durchschnitt für den kältesten<br />

Monat. Am 10. Januar wurden in Stuttgart ca.<br />

17 °C gemessen. In der Orkannacht näherten<br />

sich die Temperaturen sogar den 20 °C.


36<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

VOR UND NACH DEM SCHADEN<br />

Die <strong>SV</strong> steht ihren Kunden bei der<br />

Schadenprävention zur Seite.<br />

Und wenn das Unwetter vorüber ist<br />

greifen erprobte Einsatzpläne.<br />

Prophylaxe, Schadenbegrenzung und effiziente Hilfe vor Ort<br />

WIE BEREITET SICH DIE <strong>SV</strong> VOR, UM GROSSE <strong>ELEMENTAR</strong>SCHADENEREIGNISSE BEWÄLTIGEN ZU KÖN-<br />

NEN UND DEN GESCHÄDIGTEN EINEN BESTMÖGLICHEN SERVICE ZU BIETEN? WIE KÖNNEN BEREITS<br />

IM VORFELD SCHUTZMASSNAHMEN GETROFFEN WERDEN, UM MÖGLICHE SCHÄDEN ZU VERMEIDEN<br />

UND WAS BIETET DIE <strong>SV</strong> HIER IHREN KUNDEN AN? WAS ABER KANN JEDER EINZELNE TUN, UM SICH<br />

GEGEN STURMSCHÄDEN ZU SCHÜTZEN ODER SCHÄDEN ZU MINIMIEREN?<br />

SCHNELLER SCHADENSERVICE UND HILFE VOR ORT<br />

Für die Abwicklung von großen Elementarschadenereignissen arbeitet die <strong>SV</strong> nach einem Aktionsplan.<br />

Er enthält ein Pflichtenheft für alle Fachbereiche, den Kundenservice, die Personalabteilung<br />

und Verwaltung, aber auch für die Pressestelle und die Werbeabteilung sowie für den Außendienst.<br />

Alle Verantwortlichkeiten, Fristvorgaben und Maßnahmen für diese Bereiche sind hier verbindlich<br />

geregelt. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Hagelschadenereignis in Trossingen und<br />

Villingen-Schwenningen wurde der bestehende Aktionsplan um zwei wesentliche Punkte erweitert.<br />

Zukünftig setzt die <strong>SV</strong> bei vergleichbaren Situationen mit massiven Schädigungsgraden, hohen<br />

Besichtigungsquoten und Schadenzahlen auf eine »Vor-Ort-Präsenz« ihrer Fachbereiche und<br />

auf den Einsatz von mobilen Schadenbüros, die vor Ort bei Schadenabwicklung unterstützen. Die<br />

Experten der <strong>SV</strong> koordinieren und steuern die Ortsbesichtigungen, sind Ansprechpartner für Kunden,<br />

Außendienst und Sparkassen sowie für Gutachter und Handwerkerfirmen. Die Schäden durch<br />

den Orkan Kyrill im Januar 2007 wurden erfolgreich nach diesem Einsatzplan abgewickelt und alle<br />

erforderlichen Maßnahmen verantwortungsbewusst eingeleitet.<br />

FRÜHZEITIG GEWARNT – SCHADEN VERMINDERT<br />

Unvorhersehbare Unwettereinbrüche verursachen oft zahlreiche Schäden und machen damit vor<br />

allem Hausbesitzern und Autofahrern das Leben schwer. Verhindert werden kann dies nur durch<br />

möglichst frühzeitige Schutzvorkehrungen. Die notwendigen Informationen hierzu liefert das<br />

elektronische Unwetterwarnsystem »Wind & Wetter«, das die <strong>SV</strong> seit 2004 ihren Kunden anbietet.<br />

Bei drohendem Starkregen, Hagel, Sturm, Gewitter, Starkschneefall, Frost oder Glatteisregen erreicht<br />

die Warnmeldung den Servicenutzer per SMS auf das Handy oder per E-Mail ganz automatisch<br />

und rechtzeitig, um Schutzvorkehrungen wie Fenster schließen, Markisen einrollen oder das<br />

Auto in die Garage fahren, treffen zu können. »Wind & Wetter« wird exklusiv von der <strong>SV</strong> eingesetzt.<br />

Der Service steht ausschließlich den Kunden der öffentlichen Versicherer zur Verfügung.<br />

Die Daten für das Unwetterfrühwarn-System werden von meteomedia GmbH, einem Unternehmen<br />

von ARD-Wettermann Jörg Kachelmann zur Verfügung gestellt. Das notwendige technische Knowhow<br />

stammt vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik. Diese namhaften Partner<br />

garantieren eine hochwertige Qualität der Serviceleistung. Wer für »Wind & Wetter« registriert ist,<br />

wird mit den aktuellen und präzisen Wetterdaten aus seiner Region versorgt. Die Daten werden<br />

von rund 1.000 Wetterstationen geliefert, die auf das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Damit<br />

ist die <strong>SV</strong> nicht erst im Schadensfall für ihre Kunden zur Stelle.<br />

VOR WAS WIRD GEWARNT?<br />

Sturm abgestuft nach Windstärken, Starkregen abgestuft nach Regenmenge pro Quadratmeter,<br />

Gewitter abgestuft nach Schwere von Hagel oder Starkregen, Bodenfrost unter null Grad, Extremfrost<br />

unter -15 Grad, Schnee abgestuft nach Zentimeter sowie Eisregen.


WENN ES STÜRMT?<br />

Rollläden sollten im Falle eines Sturmes<br />

ganz geöffnet oder geschlossen werden. Es<br />

besteht sonst die Gefahr, dass der Rollladen<br />

aus der Führungsschiene gedrückt wird.<br />

Markisen aufrollen und schließen, Türen,<br />

Fenster, Dachfenster und Luken schließen.<br />

Kommt es zu einem Sturmschaden, helfen<br />

folgende Maßnahmen ihn zu begrenzen:<br />

• Notabdeckung gegen eindringende Feuchtigkeit<br />

anbringen.<br />

• Durch Nässe gefährdeten Hausrat in Sicherheit<br />

bringen (Notabdeckung).<br />

• Lose Teile befestigen oder entfernen.<br />

• Versicherer und/oder Hausverwaltung informieren.<br />

• Dach von Fachfirma reparieren lassen.<br />

SCHUTZ VOR STURMSCHÄDEN<br />

Vor allem das Dach ist sturmgefährdet. Es<br />

ist deshalb regelmäßig auf Schäden an der<br />

Eindeckung zu kontrollieren. Dabei ist besonders<br />

zu achten auf:<br />

• Risse, mangelhafte Befestigungen, Löcher<br />

in der Dachhaut;<br />

• Schäden und Risse an Dachpfannen und<br />

Dachbahnen;<br />

• Dichtigkeit der Anschlüsse an Schornstein,<br />

First, Dachflächenfenster;<br />

• Dachpfannen im Randbereich, festen Sitz<br />

der Firstziegel;<br />

• Befestigung der Antennenanlage, der<br />

Schneefanggitter, der Dachrinnen und Regenrohre,<br />

der Blitzschutzanlage und auf<br />

Verankerung von Solarzellen oder<br />

Kollektoren.<br />

• Bei Flachdächern ist die sachgemäße<br />

Befestigung der Isolierung und der Kiesschüttung<br />

zu prüfen.<br />

• Darüber hinaus sind auch die im Fassadenbereich<br />

außen angebrachten Satellitenantennen<br />

und Markisen auf stabile Befestigung<br />

zu überprüfen.<br />

• Festgestellte Mängel sind durch eine Fachfirma<br />

zu beheben.


38<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

TORNADO<br />

Windhosen und Tornados – Eine unterschätzte Gefahr<br />

TORNADOS WIE DIE IN DEN USA SIND WAHRE MONSTER. SIE ERREICHEN WINDGESCHWINDIGKEITEN<br />

VON BIS ZU 500 KILOMETER PRO STUNDE – TÖDLICHE WALZEN. OFT DAUERT DER SPUK NUR WENIGE<br />

MINUTEN. TROTZDEM GENUG, UM EINE SCHNEISE DER VERWÜSTUNG ZU HINTERLASSEN: AUTOS<br />

WERDEN DURCH DIE LUFT GESCHLEUDERT, VON HÄUSERN IST NUR NOCH KLEINHOLZ ÜBRIG.<br />

Weit weg – denkt man. Aber die oftmals auch als »Windhosen« bezeichneten Tornados können<br />

sich in nahezu allen Gegenden der Erde im Bereich kräftiger Schauer und Gewitter bilden. Und die<br />

althergebrachte Meinung, in Deutschland gäbe es keine oder nur wenige Tornados, stimmt nicht.<br />

»Windhosen« kommen in Deutschland keineswegs so selten vor, wie man vielleicht denkt. Allein<br />

2007 gab es 50 zweifelsfrei bestätigte Tornados, dazu kamen noch dutzende Verdachtsfälle. Auch<br />

im Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> haben Tornados schon gewaltige Verwüstungen angerichtet.<br />

MILLIONENSCHÄDEN IN DREI MINUTEN – DER TORNADO VON PFORZHEIM<br />

Pforzheim: Es war ein heißer Tag, jener 10. Juli 1968. In den Abendstunden brauten sich schwere<br />

Gewitter zusammen. Doch was sich dann um 21:37 Uhr in den südlichen Bezirken der Stadt Pforzheim<br />

sowie in den Nachbargemeinden ereignete, sollte Wettergeschichte schreiben. Ein 500 Meter<br />

breiter Tornado bahnte sich seinen Weg durch die Stadt und hinterließ eine Schneise der Verwüstung.<br />

Insgesamt war die Zugbahn 30 Kilometer lang. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt,<br />

Autos wurden wie Spielzeug durch die Luft gewirbelt und Bäume wie Streichhölzer geknickt. Die<br />

Luft war erfüllt vom Tosen des Wirbelsturms und es regneten Trümmer vom Himmel. Nur drei Minuten<br />

dauerte der Spuk, dann war das Inferno auch schon vorbei. Allein in Pforzheim wurden 3.500<br />

Häuser beschädigt. Zwei Menschen kamen ums Leben. Im Stadtgebiet wurden mehr als 200 Menschen<br />

zum Teil schwer verletzt. In den Wochen danach verunglückten noch einmal 130 bei den<br />

Aufräumarbeiten, ein Dachdecker starb dabei. Experten errechneten später anhand der angetroffenen<br />

Schäden, dass der Tornado mit einer Rotationsgeschwindigkeit von mehr als 330 km/h über<br />

die Stadt hinweg gefegt sein muss. Das entsprach der Stärke F4 nach der Fujita-Tornado-Skala.<br />

Derart heftige Wirbelstürme sind sogar in den USA, im Stammland der schwersten Tornados der<br />

Welt, eher selten. Wie sich später herausstellte, hatte der Tornado zuvor bereits eine Schneise der<br />

Zerstörung durch die Vogesen gezogen, hatte sich dann aber vorübergehend aufgelöst, bevor er<br />

schließlich wenig westlich von Pforzheim abermals Bodenkontakt bekam. Der Tornado von Pforzheim<br />

ist seit 1950 der stärkste in Deutschland je gemessene Wirbelsturm. Die damalige Badische<br />

Gebäudeversicherungsanstalt zahlte an die Geschädigten rund 90 Millionen Euro aus. Die in Württemberg<br />

liegenden betroffenen Ortschaften wurden von der Württembergischen Gebäudebrandversicherung<br />

mit weiteren neun Millionen Euro entschädigt.<br />

SCHNEISE DURCH QUIRLA<br />

Am 2. Oktober 2006 gegen 1:52 Uhr richtete ein Tornado der Stärke F3 auf der Fujita-Skala im thüringischen<br />

Quirla große Schäden durch herumfliegende Dachziegel, umstürzende Bäume und<br />

abgerissene Strom- und Telefonkabel an. Er schlug eine breite Schneise durch das Dorf und das<br />

angrenzende Waldgebiet, wo Bäume wie Streichhölzer umknickten. Die Stromversorgung in der<br />

Region brach zeitweise völlig zusammen. Der Tornado selbst war nach einer Minute vorbei. Der<br />

Wirbelsturm beschädigte über 20 Häuser einer Einfamilienhaussiedlung. Die Menschen in der<br />

Region waren von dem Tornado überrascht worden, da der Wetterdienst lediglich eine Warnung<br />

für Gewitter herausgegeben hatte. Drei Einwohner wurden verletzt, als sie nach einem Stromausfall<br />

in der Dunkelheit ihre Häuser verließen. Die <strong>SV</strong> entschädigte mit rund 185.000 Euro.


TORNADOBILDUNG ÜBER<br />

REUTLINGEN IN BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG MAI 2005.<br />

MIT BISHER UNBEKANNTER<br />

STÄRKE ZOG 1968 EIN<br />

TORNADO ÜBER PFORZHEIM IN<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG.<br />

WAS SIND TORNADOS?<br />

TORNADOS SIND DIE HEFTIGSTEN WINDSYSTEME DER<br />

ERDE. IM GEGENSATZ ZU »HURRICANS« ODER »TAIFU-<br />

NEN«, DIE EINEN DURCHMESSER VON BIS ZU 1.000 KI-<br />

LOMETERN ERREICHEN, SIND TORNADOS NUR EINIGE<br />

DUTZEND BIS EINIGE HUNDERT METER BREIT.<br />

Tornados entstehen, wenn zwei große, unterschiedlich<br />

warme Luftmassen aufeinandertreffen.<br />

Feuchtwarme Luft steigt vom Boden<br />

auf, kondensiert in der Höhe und bildet dort<br />

Gewitterwolken. Kollidiert die aufsteigende<br />

Warmluft mit sehr kalter Höhenluft, entstehen<br />

starke Wirbel, die zusätzlich von Seitenwinden<br />

angetrieben werden. Daraus wächst<br />

der typische »Tornado-Rüssel«. Erreicht er<br />

den Boden, besteht höchste Gefahr. Wie ein<br />

Staubsauger zieht der Rüssel ständig Luft<br />

nach oben. Dadurch entsteht in seinem Innern<br />

ein so großer Unterdruck, dass Häuser<br />

förmlich explodieren. Meist hat der gefährlich<br />

rotierende Schlauch nur 100 oder 200<br />

Meter Durchmesser.<br />

Die Windgeschwindigkeiten im Tornadowirbel<br />

sind mit herkömmlichen Instrumenten<br />

nicht messbar. Daher wird die Stärke eines<br />

Tornados anhand der Schäden beurteilt, die<br />

er hinterlässt. Schätzungen und Versuche im<br />

Windkanal haben allerdings Werte von zum<br />

Teil mehr als 500 Kilometern pro Stunde ergeben.<br />

Mit diesen Windgeschwindigkeiten<br />

fräsen Tornados alles nieder, was ihnen im<br />

Weg ist und hinterlassen, trotz ihrer kurzen<br />

Dauer von oft nur wenigen Minuten, eine<br />

Spur der Verwüstung. Die so genannte Fujita-<br />

Tornado-Skala stuft die Wirbel je nach Windgeschwindigkeit<br />

und der damit verbundener<br />

Schadenswirkung in sechs Klassen ein.<br />

F-SKALA<br />

F0<br />

F1<br />

F2<br />

F3<br />

F4<br />

F5<br />

KM/H<br />

418<br />

SCHADENSAUSWIRKUNG<br />

LEICHT Schäden an Schornsteinen;<br />

abgebrochene Äste, flach wurzelnde<br />

Bäume können entwurzelt;<br />

Plakatwände beschädigt werden.<br />

MÄSSIG Dachbedeckungen und<br />

Dachziegel können wegfliegen und<br />

Wohnwagen umgeworfen werden;<br />

fahrende Autos können von der<br />

Straße abkommen.<br />

STARK Dächer werden komplett<br />

von den Grundmauern abgerissen;<br />

Wohnwagen werden vollständig<br />

zerstört; große Bäume werden entwurzelt;<br />

leichte Gegenstände können<br />

zu gefährlichen Geschossen<br />

werden.<br />

VERWÜSTEND Dächer und Wände<br />

werden von Häusern abgerissen;<br />

Züge entgleisen; die meisten Bäume<br />

in bewaldeten Regionen werden<br />

entwurzelt; schwere Fahrzeuge werden<br />

umgeworfen oder verfrachtet.<br />

VERNICHTEND größere Konstruktionen<br />

mit schwacher Verankerung<br />

werden ein Stück weit verfrachtet;<br />

Autos werden umgeworfen; auch<br />

größere Gestände werden zu umherfliegenden<br />

Geschossen.<br />

KATASTROPHAL Holzhäuser werden<br />

aus ihren Fundamenten gerissen,<br />

über große Distanzen verfrachtet<br />

und in ihre Einzelteile zerlegt.


40<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

WISSENSCHAFT<br />

ZUKUNFTSWEISENDE<br />

Wie groß ist die Gefahr von Tornados<br />

und Schwergewittern in Deutschland?<br />

Schwergewitter stellen in Deutschland eine ernstzunehmende<br />

Gefahr dar. Auch Tornados als seltenstes und extremstes Phänomen<br />

können in dicht besiedelten Gebieten hohe Schäden verursachen<br />

oder Menschenleben bedrohen, wie die Tornados in<br />

Duisburg 2004 und Hamburg 2006. Bei diesen Unwettern ist<br />

zwar jeweils nur eine relativ kleine Region betroffen, die Schadendichte<br />

übersteigt aber die anderer extremer Wetterereignisse<br />

wie bei Winterstürmen. Daher ist es sehr wichtig, die Bedrohung<br />

durch Schwergewitterphänomene klimatologisch zu bemessen.<br />

Das Netzwerk TorDACH begann 1997 eine kontinuierliche klimatologische<br />

Erfassung aktueller und historischer Unwetterfälle.<br />

Ende 2005 wurden die TorDACH-Daten in die europäische<br />

Unwetterdatenbank (ESWD) eingefügt. Seit 2000 steigt die Zahl<br />

der Unwettermeldungen in Deutschland stark an, vor allem über<br />

das Internet und durch das stark gestiegene Interesse der Öffentlichkeit.<br />

Dies hat einen erheblichen Effekt auf die Bemessung<br />

der Bedrohung durch Unwetter, die aber in den kommenden<br />

Jahren stabiler werden wird. Die Intensitätsverteilung für Tornados<br />

und Gewitterböen zeigt bereits, dass deren prozentuale<br />

Verteilung über der Fujita-Skala sehr ähnlich ist wie in den USA.<br />

Warum sind Tornados so gefährlich?<br />

Die Gefahren von Tornados bestehen in den möglichen extrem<br />

hohen Windgeschwindigkeiten und ihrer Konzentration auf eine<br />

sehr kleine Fläche. Damit sind Gebäude neben dem reinen Winddruck<br />

auch extremen Scherkräften ausgesetzt. Zudem trägt der<br />

geringe Luftdruck im Wirbel mit dazu bei, Trümmerteile anzuheben<br />

und zu verstreuen. Während die Bauweise der Häuser in<br />

Deutschland einen guten Schutz bietet, besteht für Menschen<br />

in Autos, Gebäuden mit geringer Festigkeit oder gar auf freiem<br />

Gelände auch schon bei schwachen Tornados akute Lebensgefahr.<br />

2007 wurden in Deutschland rund 50 Tornados zweifelsfrei erkannt ••• es gibt viele Verdachtsfälle ••• durch<br />

verstärkte Unwetterbeobachtung werden mehr Tornados erkannt ••• Dunkelziffer nimmt deutlich ab •••<br />

DR. NIKOLAI DOTZEK ERFORSCHT AM INSTITUT FÜR PHYSIK DER ATMOSPHÄRE DES<br />

DEUTSCHEN ZENTRUMS FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT (DLR) SOWIE AM EUROPEAN<br />

TORNADOFORSCHUNG SEVERE STORMS LABORATORY (ESSL) SEIT VIELEN JAHREN SCHWERGEWITTER, STÜRME<br />

UND TORNADOS IN EUROPA ABER VOR ALLEM AUCH IN DEUTSCHLAND. FÜR SEINE WISSENSCHAFTLICHE ARBEIT ZUM THEMA STURM ALS<br />

PILOTSTUDIE FÜR DAS ESSL WURDE ER BEREITS IM JAHR 2002 VON DER STIFTUNG UMWELT UND SCHADENVORSORGE AUSGEZEICHNET.<br />

Sind Tornados vorhersagbar?<br />

Einzelne Tornados sind nicht vorhersagbar, wohl aber eine für<br />

Tornados günstige Wetterlage anhand der dafür notwendigen<br />

atmosphärischen Parameter. Für die Auslösung von Gewittern<br />

werden prinzipiell drei »Zutaten« benötigt: bodennahe feuchte<br />

Luft, Instabilität und Hebung der Luftmassen, bis diese von allein<br />

weiter aufsteigen können. Um Tornados zu bilden, müssen die entstandenen<br />

Gewitter weitere Bedingungen vorfinden, wie eine<br />

starke Drehung und Zunahme des Windes in den untersten ein<br />

bis drei Kilometer über dem Erdboden. Sobald sich an einem<br />

potenziellen Unwettertag die ersten Schauer und Gewitter gebildet<br />

haben, setzt die Kürzestfristvorhersage (englisch Nowcasting)<br />

mit Radar- und Satellitendaten ein. Damit kann die<br />

Entwicklung eines Gewitters zu einem Unwetter im Voraus erkannt<br />

werden. Der Deutsche Wetterdienst hat seit mehreren<br />

Jahren seine Arbeiten zu Vorhersage und Warnung vor Unwettern<br />

intensiviert. So kann dann im Extremfall auch vor einem<br />

Tornado gewarnt werden.<br />

Gibt es wissenschaftliche Ansätze, um<br />

das Risiko eines Schwergewitters besser<br />

abschätzen zu können ?<br />

Es besteht noch Unsicherheit über den Klimaeinfluss auf Schwergewitter,<br />

denn die starke Zunahme der Unwettermeldungen seit<br />

2000 ist in erster Linie ein Beobachtungseffekt. Dennoch ist die<br />

Frage nach einem möglichen Effekt des Klimawandels auf Unwetter<br />

berechtigt, denn durch wachsende Besiedlung und eine höhere<br />

Werthaltigkeit der entstehenden Gebäude steigt auch die<br />

Vulnerabilität in Deutschland generell an. Ein positiver Klimatrend<br />

würde die Situation weiter verschlimmern. Seit einigen Jahren<br />

erreichen regionale Klimamodelle eine räumliche Auflösung,<br />

die Aussagen zu künftigen Schwergewittern erlaubt. Grundlage<br />

dafür sind Parameter, die aus Daten des Atmosphärenzustands<br />

und der tatsächlich aufgetretenen Unwetter im Zeitraum seit 1950<br />

entwickelt wurden. In Deutschland widmet sich das Projekt Regio-<br />

ExAKT dieser Fragestellung und erarbeitet daraus Anpassungskonzepte<br />

für Hauptnutzer wie Versicherer und auch Flughäfen.


pro Jahr 20 bis 30 Tornados, die auf dem Land Schäden verursachen ••• wissenschaftlich nicht nachweisbar, dass Anzahl der Tornados in Deutschland steigt •••<br />

Wetterdienste gehen mit dem Thema sensibler um ••• Medien berichten stärker über dieses Phänomen ••• Erhöhte Aufmerksamkeit in der Bevölkerung •••<br />

WARNSYSTEM DES DEUTSCHEN WETTERDIENSTES<br />

Nachdem einige verheerende Tornados Anfang des Jahrtausends<br />

große Schäden auch in Deutschland verursacht<br />

hatten, wurde seitens des Deutschen Wetterdienstes (DWD)<br />

der Ruf laut, sich verstärkt mit dem Phänomen Tornado<br />

auseinander zu setzen. Seit 2004 gibt es dafür einen eigenen<br />

Tornadobeauftragten. Ziel seiner Arbeit ist es, zu erforschen,<br />

wann und wo Tornados in Deutschland verstärkt<br />

auftreten und wie eine verlässliche Vorhersage möglich<br />

ist. Der Wetterdienst kooperiert dabei mit dem Netzwerk<br />

TorDACH und arbeitet mit dem ESSL e.V. zusammen, der<br />

für Europa eine umfangreiche Unwetterdatenbank pflegt.<br />

Darüber hinaus erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit<br />

internationalen Experten aus Oklahoma/USA.<br />

Die Tornadoerkennung ist echte Detektivarbeit. Da Tornados<br />

nur kurz und räumlich sehr begrenzt auftreten, kann<br />

auch nur sehr kurzfristig vor ihnen gewarnt werden und<br />

nicht schon Tage oder auch nur Stunden im Voraus. Seit<br />

2007 ist im DWD ein Warnsystem im Einsatz, das die Warnung<br />

vor Tornados verbessern soll. Mit der Auswertung von<br />

Radarbildern können zwar Gewitterzellen erkannt werden,<br />

nicht aber der Tornado selbst. Damit hat der Wetterdienst<br />

nur die Möglichkeit, vor einer erhöhten Tornadogefahr zu<br />

p in %<br />

-2<br />

100<br />

-1 0 1 2 3 4 5 6<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

F scale threshold<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

v in m s -1<br />

warnen. Konkreter wird es, wenn dem Wetterdienst eine<br />

Meldung eines so genannten Augenbeobachters vorliegt.<br />

Nun kann eine echte Warnung ausgesprochen werden. Der<br />

Wetterdienst kooperiert hier mit den Tornadojägern des<br />

Vereins Skywarn Deutschland e.V. Die Stormchaser beobachten<br />

im Idealfall bereits die Entstehung eines Tornados<br />

und melden diese über eine Hotline dem Wetterdienst.<br />

Die Meteorologen bekommen eine automatische Info und<br />

können schließlich eine Tornadowarnung herausgeben.<br />

Das System funktioniert aber nur dann, je aufmerksamer<br />

die Öffentlichkeit ist und je mehr Augenbeobachter es gibt.<br />

WAS IST DAS ESSL?<br />

Das European Severe Storms Laboratory e. V. (ESSL) wurde<br />

Ende 2006 am DLR in Oberpfaffenhofen gegründet. Ein<br />

Meilenstein im Vorfeld war der Stiftungspreis Umwelt und<br />

Schadenvorsorge der <strong>SV</strong> 2002 für die Pilotstudie zum ESSL<br />

und 2007 die Nominierung beim Münchener Business Plan<br />

Wettbewerb. Die Kernaufgaben sind die Forschung auf<br />

dem Gebiet konvektiver Unwetter, der Betrieb und die Weiterentwicklung<br />

der europäischen Unwetterdatenbank<br />

(ESWD) und die Unterstützung oder Ausrichtung der European<br />

Conferences on Severe Storms (ECSS).<br />

80 90 100 110 120 130 140<br />

PUSA<br />

PEUR<br />

USA<br />

EUROPA<br />

LANGJÄHRIGE INTENSITÄTS-<br />

VERTEILUNG VON TORNADOS<br />

IN EUROPA UND IN DEN<br />

USA. ABGESEHEN VON DEN IN<br />

EUROPA NOCH SELTENEN<br />

GEMELDETEN F0-TORNADOS<br />

SIND DIE VERTEILUNGEN<br />

SEHR ÄHNLICH.


42<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HAGELSTURM<br />

Hagelstürme sind gefürchtet seit Menschengedenken<br />

IM MITTELALTER ALS GOTTES STRAFE ANGESEHEN, LÖSTEN HAGELSTÜRME IM 15. JAHRHUNDERT<br />

HEXENVERFOLGUNGEN UND VERFLUCHUNGEN AUS. VOR ALLEM FRAUEN WURDE VORGEWORFEN,<br />

DURCH WETTERZAUBER HAGEL VERURSACHT UND DADURCH ERNTEN VERNICHTET ZU HABEN.<br />

HAGELKATASTROPHE IN STUTTGART<br />

Gegen 15:30 Uhr verdunkelte sich am 15. August 1972 der Himmel über Stuttgart. Eine halbe<br />

Stunde später standen Stuttgart und Teile der angrenzenden Landkreise unter Wasser. Kurze Zeit<br />

später wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Das Ausmaß des Hagels überstieg alles, was man in<br />

Stuttgart bis dahin erlebt hatte. Im Stadtteil Heslach wurde ein 72-Jähriger in seiner Kellerwohnung<br />

von den Hagelmassen erdrückt. Tischtennisballgroße Körner zerstören ganze Gebäude. In<br />

Bad Cannstatt wurde die Weinernte komplett vernichtet. Mehr als 50 Liter Niederschlag fielen an<br />

diesem Nachmittag pro Quadratmeter. Da die Hagelmassen ein Abfließen des Regens über die Kanalisation<br />

verhinderten, versank die Stadt innerhalb von Minuten im Wasser. Eine 80-jährige Frau<br />

kam ums Leben, als der Regen sie unter ein Auto spülte. Drei junge Männer ertranken im Keller<br />

eines Unternehmens. Tausende Keller in Häusern und Wohnungen versanken in den Wassermassen.<br />

Der Verkehr in der Innenstadt brach innerhalb weniger Minuten zusammen. Das Unwetter<br />

setzte fast alle Straßen im Stuttgarter Talkessel unter Wasser – an manchen Stellen bis zu zwei<br />

Meter tief. Ein Schaden in Millionenhöhe entstand allein an der Stadtbahnbaustelle vor dem<br />

Hauptbahnhof, wo Schienenstrecken, Kanäle und Lichtzeichenanlagen zerstört wurden. Über Treppen<br />

und Rolltreppen gelangen riesige Mengen des Hagels auch in Unterführungen.<br />

Die Bilanz: Sechs Menschen kostete das Unwetter das Leben. Allein in Stuttgart belief sich der Schaden<br />

auf rund 150 Millionen Euro. Schadenbilanz bei der <strong>SV</strong>: insgesamt wurden über 28.000 Gebäude<br />

beschädigt, der Schaden belief sich auf rund 100 Millionen Euro. In Stuttgart wurden über<br />

14.000 Gebäudeschäden gemeldet, mit einer Höhe von rund 65 Millionen Euro. Extrem große Einzelschäden<br />

entstanden an drei Gebäuden der Universität Stuttgart mit über sechs Millionen Euro<br />

und an einem Fabrikgebäude mit knapp drei Millionen Euro.


SUPERZELLE ÜBER VILLINGEN SCHWENNINGEN<br />

Am Abend des 28. Juni 2006 um etwa 19 Uhr entwickelte sich aus einer Gewitterzelle über dem<br />

südlichen Schwarzwald eine gewaltige Superzelle, die im weiteren Verlauf über die Baar in Richtung<br />

Schwäbische Alb bis nach Sigmaringen zog. Besonders in Villingen-Schwenningen, Trossingen<br />

und Umgebung gab es einen extremen Hagelsturm, der teilweise über 20 Minuten lang mit<br />

bis zu 12 cm dicken Hagelbrocken enormen Schaden anrichtete. Nahezu jedes freistehende Auto<br />

wurde durch die tennisball- bis softballgroßen Hagelgeschosse zerbeult, viele Fensterscheiben<br />

gingen zu Bruch, ganze Dächer wurden abgedeckt und zerschlagen. Schneeräumdienste mussten<br />

die Hagelmassen von den Straßen räumen. Nur einen Tag später gab es ein weiteres Hagelunwetter<br />

mit walnussgroßem Hagel. Viele Straßen wurden überflutet oder von Hagel bedeckt. Die<br />

Hagelgeschosse und der Regen konnten teils ungehindert in die offenen Dächer eindringen und<br />

richteten erneut großen Schaden an.<br />

Die Schadenbilanz bei der <strong>SV</strong>: Über 13.000 Gebäude wurden beschädigt. Die <strong>SV</strong> entschädigte ihre<br />

Gebäudekunden mit über 170 Millionen Euro. Dazu kamen noch rund fünf Millionen Euro für Schäden<br />

an über 1.000 Kraftfahrzeugen. Die Besonderheit: Aufgrund der extremen Zerstörungskraft<br />

des Hagelschlags mussten fast 90 Prozent der Schäden besichtigt werden. Bei »normalen« Schäden<br />

werden »nur« rund 30 Prozent der Schäden besichtigt. Für die <strong>SV</strong> waren über 60 Schadenbegutachter<br />

im Einsatz. Nach dem Hagelschlag gingen etwa 50 Prozent der Schadenmeldungen<br />

in den örtlichen Sparkassen und <strong>SV</strong>-Geschäftsstellen ein – bis zu 2.000 Eingänge täglich. Der hohe<br />

Rücksprachebedarf der Kunden während der Sanierungsphase führte zu einem überdurchschnittlichen<br />

Kundenandrang in den Sparkassen und Geschäftsstellen über Monate hinweg.<br />

|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||<br />

DIE HAGELGRÖSSE WIRD<br />

ANHAND DES MAXIMALEN<br />

DURCHMESSERS EINES<br />

HAGELKORNS GEMESSEN.<br />

EISIGE SOMMERGEFÜHLE<br />

Ein Hagelunwetter hatte am 5. Juni 2000 nur<br />

wenige Minuten gedauert, um große Schäden<br />

zu hinterlassen. Das Tief Kirsten beschränkte<br />

sich auf einen bis zu vier Kilometer<br />

breiten Streifen, der von Sindelfingen bis Esslingen<br />

und Fellbach reichte. Besonders hart<br />

traf es die Weingärtner und die Gärtnereibesitzer<br />

im Remstal. Gemeldet wurden vor allem<br />

Überschwemmungs- und Hagelschäden<br />

im Stuttgarter Stadtgebiet sowie aus dem<br />

Rems-Murr-Kreis und Esslingen. Die <strong>SV</strong> regulierte<br />

rund 5.000 Gebäudeschäden in<br />

Höhe von rund 10 Millionen Euro.


UNSER ELEMENT<br />

WASSER (H 2O)<br />

DER TAUCHERHELMOKTOPUS: DER TAUCHERHELM ERLAUBTE<br />

ES TAUCHERN ERSTMALS, UNTER WASSER ZU SEHEN UND ZU<br />

ATMEN. MIT IHM WURDE ES MÖGLICH, GESUNKENE SCHIFFE ZU<br />

BERGEN. DER SCHWERE TAUCHERHELM WURDE VON CHARLES<br />

WHITSTABLE ERFUNDEN. BEI DEN WASSERMOLEKÜLEN HAN-<br />

DELT ES SICH UM H 2O MIT DEN FÜSSEN VON WASSERLILIEN.


1952<br />

1960<br />

1960 – Einführung der Elementarschadenversicherung<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HISTORISCHES<br />

DIE VERSICHERBARKEIT VON <strong>ELEMENTAR</strong>SCHÄDEN BLIEB SACHLICH UMSTRITTEN. DIE ENTSCHEI-<br />

DUNG DES LANDTAGS 1960, DIE UMFASSENDE <strong>ELEMENTAR</strong>SCHADENVERSICHERUNG ALS PFLICHT-<br />

VERSICHERUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZUFÜHREN, WAR DESHALB EINE POLITISCHE FÜR DEN<br />

UMFASSENDEN SCHUTZ DER BÜRGER – UND DAMIT AUCH FÜR DIE VERSICHERUNG.<br />

Im Jahr 1952 wurde das Land Baden-Württemberg gegründet. Es entstand aus dem Zusammenschluss<br />

der ehemaligen Bundesländer Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern.<br />

Zu diesem Zeitpunkt gab es in jedem der Landesteile eigene Gebäudeversicherungsanstalten<br />

mit eigenen Versicherungsbedingungen. Diese blieben auch nach der Fusion der Bundesländer<br />

erhalten, die jeweiligen Versichertengemeinschaften getrennt. Die Chance einer größeren Risikostreuung<br />

über alle Gebäudebesitzer in Baden-Württemberg hinweg, was auch die Elementarschadenversicherung<br />

erleichtert hätte, blieb damit vorerst ungenutzt.<br />

Während von einer Vereinigung der drei Gebäudeversicherungsanstalten zunächst nicht die Rede<br />

war, sollte die Weiterentwicklung der Gebäudeversicherung gemeinsam geschehen. Dies führte<br />

1960 zum »Baden-württembergischen Gesetz über die Versicherung der Gebäude gegen Unwetterund<br />

andere Elementarschäden«. Das Gesetz, das rückwirkend zum 1.Januar 1960 in Kraft trat, war<br />

das erste Landesgesetz, das für alle drei Gebäudeversicherungsanstalten gleichermaßen galt. Es<br />

war bahnbrechend, weil es die sowohl in Baden als auch in Württemberg bestehende freiwillige<br />

Entschädigung bei Elementarschäden in einen Rechtsanspruch umwandelte.<br />

Damit gab es erstmals in der Bundesrepublik Deutschland eine Pflichtversicherung gegen ein<br />

ganzes Bündel von Elementargefahren: Sturm, Hagel, Hochwasser und Überschwemmung waren<br />

versichert, außerdem waren noch eine Reihe kleinerer Risiken wie Schneedruck, Erdfall, Erdrutsch,<br />

Bergsturz und Lawinen eingeschlossen. Nur noch das Risiko Erdbeben blieb außen vor. Während<br />

sich Sturm- und Hagelversicherungen in den Jahrzehnten vorher auf breiter Front etabliert hatten,<br />

fand die umfassende Elementarschadenversicherung innerhalb der Bundesrepublik keine Nachahmer.<br />

Die Vorbehalte gegen die Versicherbarkeit der Elementarrisiken überwogen. Dies galt insbesondere<br />

für die Schäden, die aus Hochwasser und Überschwemmung resultierten. Gerade<br />

Hochwasser und Überschwemmungsschäden galten als regional eingrenzbar und deshalb die<br />

Kosten unter dem Gerechtigkeitsaspekt nicht auf alle umlegbar.<br />

Für die Gebäudebesitzer stellen Hochwasser- und Überschwemmungsschäden allerdings insgesamt<br />

die nach Häufigkeit und Schadenhöhe zweitwichtigste Elementargefahr dar. Nur die Schäden<br />

durch Sturm und Hagel kommen noch häufiger vor und sind in der Summe gravierender. Die Einführung<br />

der Versicherung von Hochwasser- und Überschwemmungsschäden stellte deshalb eine klare<br />

Entscheidung für das Wohl der Bürger dar. Während es die umfassende Elementarschadenversicherung<br />

in der Bundesrepublik Deutschland nur in Baden-Württemberg gab, wurde ein ähnliches<br />

Produkt auch auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze, in der DDR angeboten. Die staatliche<br />

Versicherung der DDR hatte mit ihrer Erweiterten Haushaltversicherung – einer Kombination<br />

aus Hausrat-, Haftpflicht- und Reisegepäckversicherung, bei der Fahrraddiebstahl und Elementarschäden<br />

mit versichert waren – ebenfalls eine umfassende Elementarschadenversicherung.<br />

Noch näher lag den Baden-Württembergern die Schweiz. Dort wurde die umfassende Elementarschadenversicherung<br />

in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen Kantonen eingeführt und<br />

ist auch heute noch Teil der Pflichtversicherung.<br />

1960<br />

45


46 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

DIE <strong>ELEMENTAR</strong>GEFAHR WASSER<br />

Gefährliches Wasser – Zuviel des Guten schadet<br />

ANFANG DES 16. JAHRHUNDERTS SCHRIEB PARACELSUS IN SEINEN MEDIZINISCHEN SCHRIFTEN DEN<br />

BERÜHMTEN SATZ: »DIE DOSIS MACHT DAS GIFT«. ÄHNLICH IST ES BEIM WASSER: ES IST UNVERZICHT-<br />

BARER GRUNDSTOFF DES LEBENS. OHNE AUSREICHEND TRINKWASSER KANN DER MENSCH NICHT<br />

ÜBERLEBEN. GIBT ES JEDOCH ZUVIEL DAVON AN EINEM ORT – KOMMT ES ZU HOCHWASSERN, STARK-<br />

REGEN UND ÜBERSCHWEMMUNGEN – DANN WIRD WASSER ZUR EXISTENZBEDROHENDEN GEFAHR.<br />

Bei Hochwasser denkt man an das Anschwellen der Flüsse. Dies ist zunächst ein regelmäßig wiederkehrender<br />

und vollkommen natürlicher Prozess. Kommt es im Gebirge zur Schneeschmelze<br />

oder regnet es, dann sammelt sich das Wasser im System der Wasserläufe. Es fließt durch Bäche<br />

und Flüsse in Richtung See oder Meer. Wenn viel Wasser abfließt, steigen die Pegel und es kommt<br />

zu Hochwasser. Erst wenn das Hochwasser die Schutzmaßnahmen überwindet und bebaute Gebiete<br />

überschwemmt, in denen es Werte zerstört, wird es zu einem Fall für die Versicherung. Spätestens<br />

seit dem katastrophalen Oderhochwasser 2002 sind die Bilder der Zerstörung, die das<br />

Wasser hinterlassen kann, bekannt. Große Hochwasser gab es aber auch schon im Geschäftsgebiet<br />

der <strong>SV</strong>. Die zyklisch wiederkehrenden Hochwasser an Flüssen machen die Versicherung von<br />

Häusern in der Nähe von Bächen und Flüssen zu einem Problem. Sie liegen in klaren Hochrisikozonen.<br />

Gebäude, die weit weg von Wasserläufen gebaut sind, liegen dagegen in ebenso klaren<br />

Niedrigrisikozonen, was die Hochwassergefahr angeht.<br />

DAS RISIKO VON STARKREGEN IST ÜBERALL GLEICH<br />

Trotzdem sollte sich niemand vor den Gefahren durch Wasser sicher fühlen. Denn Hochwasser an<br />

Wasserläufen sind nur eine Ursache für Schäden durch Wasser: Der zweite Grund ist Starkregen.<br />

Im Gegensatz zum Hochwasser lässt sich bei Starkregen nicht vorhersagen, an welcher Stelle er<br />

zu Überschwemmungen führt. Es kann jeden treffen, selbst Häuser auf Berghängen können durch<br />

Starkregenfälle überflutet oder unterspült werden. Ist die Niederschlagsmenge innerhalb kürzester<br />

Zeit auf eng beschränktem Raum sehr hoch, entstehen Sturzfluten. Das Wasser strömt<br />

dabei mit enormer Geschwindigkeit und hohem Druck, was zu katastrophalen Schäden führen kann.<br />

Bei Starkregen kommt es darüber hinaus zu Kettenreaktionen. Das abgeregnete Wasser fließt in<br />

die Bäche und Flüsse ab und führt dort zu zum Teil plötzlich ansteigenden heftigen Hochwassern,<br />

die auch in einiger Entfernung noch starke Schäden anrichten können.<br />

Starkregenfälle treten fast immer im Zusammenhang mit Unwettern auf. Dabei ist es nur eine Frage<br />

der Wetterlage, ob aus einer Unwetterfront Starkregen fällt oder sich Hagel bildet, der noch zu<br />

weit größeren Schäden führen kann. Außerhalb Baden-Württembergs ist normalerweise Sturm/<br />

Hagel versichert, Hochwasser und Überschwemmung, die zu den erweiterten Elementargefahren<br />

gehören, dagegen nicht. Bei einem Unwetter außerhalb von Baden-Württemberg kann es deshalb<br />

sehr wichtig für die Versicherten werden, ob aus einem Unwetter heraus Hagel oder Starkregen fällt.<br />

Weniger bedeutsam für das Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> ist die dritte Gefahr, die vom Wasser ausgeht:<br />

die Sturmflut. Sie entsteht durch Windschub an der Küste oder in mit dem Meer verbundenen Gewässern,<br />

besonders an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Eine weitere Gefahr, die von Wasser<br />

ausgeht, gilt nicht als Elementargefahr. Es ist das Leitungswasser, das nach Rohrbrüchen die<br />

Wände in den Gebäuden durchfeuchtet und jedes Jahr viele Schäden verursacht. Die Leitungswasserversicherung<br />

ist deshalb eine wichtige Ergänzung zur Gebäudeversicherung.


48 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HOCHWASSER UND ÜBERSCHWEMMUNG<br />

Hochwasser – Wenn Flüsse über die Ufer treten<br />

AUF DER ERDE HERRSCHT EIN GLOBALER WASSERKREISLAUF, DEM JEDER SEE, FLUSS ODER BACH<br />

ANGEHÖRT. DAS WASSER BEFINDET SICH AUF EINER ANDAUERNDEN WANDERSCHAFT ZWISCHEN DEN<br />

OZEANEN, DER ATMOSPHÄRE UND DEM FESTLAND. INNERHALB DIESES ZYKLUS KOMMT ES ZU SCHWAN-<br />

KUNGEN, DIE, WENN SIE GEWISSE SCHWELLEN ÜBERSCHREITEN, ZU ÜBERSCHWEMMUNGEN FÜHREN.<br />

DABEI KANN ES MEHRERE GRÜNDE FÜR DAS ANSCHWELLEN DER FLIESSGEWÄSSER GEBEN.<br />

Wasser verdunstet aus den Ozeanen und vom Festland, steigt in die Atmosphäre und fällt von dort<br />

über Niederschläge zurück. Fällt es auf die Erde, dann fließt es über das System der Wasserläufe,<br />

also über Bäche und Flüsse ab zurück zum Ozean. Man nennt diesen Vorgang den Wasserkreislauf<br />

oder den hydrologischen Zyklus. Die Gewässer sind ein wichtiger Bestandteil dieses Zyklus. Es besteht<br />

dabei ein unmittelbarer Zusammenhang von der Wasserführung der Gewässer und dem<br />

Niederschlag aus der Atmosphäre. Regnet es viel, kommt es zu Hochwasser. Regnet es wenig, zu<br />

Niedrigwasser. Für den Zyklus von Hoch- und Niedrigwasser spielt außerdem eine Rolle, ob ein Fluss<br />

in einem alpinen Raum mit sommerlichen Gletscherschmelzen oder in einem Mittelgebirgsraum<br />

entspringt. Gletscher stützen im Sommer infolge ihrer Schmelze den Niedrigwasserabfluss. In den<br />

letzten Jahren haben viele Gletscher wegen der Gletscherschmelze diese Eigenschaft allerdings<br />

stark eingebüßt. Während Niedrig- und Hochwasserphasen völlig normal sind, geraten manche<br />

Hochwasser zu katastrophalen Überschwemmungen. Wichtig für das Entstehen der Hochwasser<br />

ist das Einzugsgebiete der Flüsse: Ein Einzugsgebiet ist eine Region, die durch oberirdische und<br />

unterirdische Wasserscheiden eingegrenzt ist. Innerhalb des Einzugsgebietes fließt das Wasser,<br />

das aus Niederschlag gebildet wurde dem größten Fließgewässer zu. Das Einzugsgebiet eines<br />

großen Flusses besteht somit aus unzähligen kleineren Einzugsgebieten seiner Nebenflüsse.<br />

DAS WEIHNACHTSHOCHWASSER 1993 – STARKE REGENFÄLLE<br />

Das Weihnachtshochwasser 1993 zeigt exemplarisch den weiträumigen Zusammenhang, in dem<br />

große Hochwasserereignisse stehen. Es wird häufig als Jahrhunderthochwasser bezeichnet und<br />

brachte auch der <strong>SV</strong> die höchsten Überschwemmungsschäden seit Einführung der Elementarschadenversicherung.<br />

Obwohl es sich um ein Rheinhochwasser handelte, lagen die Schäden für<br />

die <strong>SV</strong> nicht am Rhein, sondern an Neckar, Main und Tauber.<br />

Der Grund für das Hochwasser war weitflächig lang andauernder Regen. Im gesamten Einzugsgebiet<br />

des Rheins brachten Tiefdruckgebiete schon Anfang Dezember 1993 so viel Regen, dass die<br />

Nebenflüsse und auch der Rheinpegel deutlich anstiegen. Als im Rhein schließlich die Hochwasserwellen<br />

mehrerer Nebenflüsse gleichzeitig zusammenliefen entstand das Extremhochwasser.<br />

Auf dem Neckar gab es eine Hochwasserwelle, wie sie nur alle fünfzig Jahre auftritt. Dies führte unterhalb<br />

der Neckarmündung zu einer Hochwasserwelle am Oberrhein, die nur alle zehn Jahre auftritt.<br />

Der Zufluss der ebenso Hochwasser führenden Nahe brachte dann in Bingen und in Kaub eine<br />

Welle auf dem Rhein zustande, die nur alle vierzig Jahre auftritt. Schließlich brachte die Mosel einen<br />

zuvor noch nie verzeichneten Wasserabfluss in den Rhein. Die Hochwasserwelle im Rhein überschwemmte<br />

Bonn und Köln und setzte die Kölner Altstadt trotz mobiler Schutzwand unter Wasser.<br />

Das extreme Rheinhochwasser entstand durch die Hochwasser der Nebenflüsse in seinem Einzugsgebiet.<br />

Im Geschäftsgebiet des <strong>SV</strong> standen mehrere Tage lang tausende Gebäude an Neckar,<br />

Main und Tauber unter Wasser. Zentrum des Hochwassers in Baden-Württemberg war die Stadt<br />

Eberbach am Neckar. 20.000 Gebäuden wurden beschädigt, die <strong>SV</strong> zahlte über 94 Millionen Euro aus.


WENN DUNKLE WOLKEN<br />

ÜBER DEN HIMMEL ZIEHEN,<br />

KÖNNTE DAS NÄCHSTE<br />

HOCHWASSER DROHEN.<br />

FRONLEICHNAM 1984 – EIN DAMMBRUCH<br />

Am 21. Juni 1984 kam es zum so genannten<br />

Fronleichnam-Hochwasser in und um die Stadt<br />

Tauberbischofsheim. Der Tag begann mit Sonnenschein<br />

und drückender Schwüle. Dann setzten<br />

starke Regenfälle ein und ließen die Flüsse<br />

und Bäche anschwellen. Kleine Wasserläufe<br />

wurden schnell zu reißenden Wasserfluten.<br />

Das normale Hochwasser wurde weiter verstärkt,<br />

als am Nachmittag ein Damm brach.<br />

Der Damm im Brehmbach bei Gissigheim war<br />

schon alt. In den 1930er Jahren war der Bach<br />

begradigt und das Bachbett befestigt worden.<br />

Dadurch gingen Überflutungsflächen verloren<br />

und die Fließgeschwindigkeit wurde erhöht.<br />

Um bei starken Niederschlägen die Überflutung<br />

von Teilen Gissigheims zu verhindern,<br />

wurde ein Erddamm mit Steinkern und etwa<br />

mannshohem Durchlass aufgeschüttet. Dieser<br />

Staudamm brach, als er bei dem Hochwasser<br />

überflutet wurde. Der Damm war nicht<br />

überströmbar gebaut worden, das heißt, er<br />

war nicht dafür konstruiert, dass Wasser über<br />

seine Kuppe hinweg fließen kann.<br />

Hier zeigte sich, dass bei diesem Dammtyp<br />

die Erosionswirkung des überströmenden Wassers<br />

schon bei geringen Abflüssen so groß ist,<br />

dass man mit beträchtlichen Schäden bis hin<br />

zur kompletten Zerstörung des Bauwerks<br />

rechnen muss. Der Damm wurde weitgehend<br />

zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.<br />

Insgesamt entstanden für die <strong>SV</strong> bei dem<br />

Hochwasser-Schäden an 1.000 Häusern in<br />

Höhe von 20 Millionen Euro.<br />

DIE HOCHWASSERLAND-<br />

SCHAFTEN SEHEN HÄUFIG<br />

FRIEDLICH AUS. HIER AN<br />

NECKAR UND BODENSEE.<br />

PFINGSTEN 1999 – STARKE SCHNEESCHMELZE<br />

Am 22. Mai 1999 trafen zwei Wetterphänomene<br />

aufeinander. Zusätzlich zur Schneeschmelze<br />

in den Alpen traten starke Niederschläge<br />

auf. Das bereits bestehende kleine Hochwasser<br />

aufgrund der Schneeschmelze verstärkte<br />

sich: Isar, Amper, Ammer, Wertach, Lech, Iller,<br />

Vils, Inn und Donau führten massive Wassermassen.<br />

Es kam zu einem verheerenden Hochwasser<br />

vor allem in Bayern, Vorarlberg und<br />

Tirol. Vom Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> war vor allem<br />

Ulm betroffen.<br />

Das gleiche Phänomen – zur gleichen Zeit,<br />

aber an anderem Ort – traf den Bodensee.<br />

Pfingsten 1999 kam es zu einem sehr seltenen<br />

Bodenseehochwasser: In Ufernähe kam<br />

es zu starken Überschwemmungen. Ursache<br />

war auch hier das seit Mitte Mai einsetzende<br />

Abschmelzen der Schneedecke im alpinen Einzugsgebiet<br />

des Bodensees. Hinzu kamen starke<br />

Niederschläge in der Nordschweiz. Auch<br />

die Bodensee-Nebenflüsse aus dem Allgäu<br />

und aus Oberschwaben führten Hochwasser,<br />

was in der zweiten Maihälfte die Hochwasserstände<br />

am Bodensee weiter verstärkte.<br />

Insgesamt summierte sich dies zum dritthöchsten<br />

je gemessenen Bodensee-Höchststand.<br />

Das Mai/Juni-Hochwasser 1999 wird<br />

statistisch als 100-jährliches Ereignis eingeordnet.<br />

Für die <strong>SV</strong> galt es schwere Schäden im<br />

Bodenseegebiet vor allem in Konstanz und<br />

Radolfzell zu regulieren. Insgesamt wurden<br />

1.200 Gebäude beschädigt. Die Schadenhöhe<br />

lag bei 17 Millionen Euro.


50<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

UNWETTER UND IHRE FOLGEN<br />

Starkregen – Unwetter haben keine Vorlieben<br />

WER SEIN HAUS NEBEN EINEN FLUSS BAUT, KENNT DAS HOCHWASSERRISIKO. VIELFACH UNTER-<br />

SCHÄTZT WIRD DAGEGEN DAS RISIKO, VON EINEM GEWALTIGEN UNWETTER GETROFFEN ZU WER-<br />

DEN, DESSEN REGENMENGEN JEDE STRASSE IN EINEN REISSENDEN FLUSS VERWANDELN KÖNNEN<br />

UND JEDES HAUS AN JEDEM ORT BEDROHEN. DIES GESCHIEHT IMMER HÄUFIGER.<br />

Es ist ein fast alltägliches Ereignis an einem schwülheißen Sommertag: Dunkle Wolken ziehen<br />

auf, der Himmel verfinstert sich. Das Thermometer fällt, heftiger Wind setzt ein. Nur Minuten später<br />

rückt eine Gewitterzelle heran. Starker Regen fällt, es beginnt zu blitzen und zu donnern. Das Spektakel<br />

dauert vielleicht eine Stunde. Sommergewitter sorgen in den meisten Fällen für die lang ersehnte<br />

Abkühlung in der Sommerhitze.<br />

Doch Gewitter sind gewaltige Kraftwerke: Am Anfang steht die Verdunstung von Wasser aus Pfützen,<br />

Seen oder anderen Gewässern durch Sonneneinstrahlung und Hitze. Da warme Luft eine geringere<br />

Dichte hat als kalte, steigt die feuchtwarme Luft nach oben auf. Verstärkt wird dieser<br />

Prozess, wenn eine Kaltfront die warmen Luftmassen zusätzlich wie einen Keil nach oben schiebt.<br />

Trifft die aufsteigende Luftmasse auf die kältere Luft der Troposphäre kondensieren winzige Wassertröpfchen<br />

zu immer größer werdenden Wolken. Bei der Bildung der Gewitterwolken wird Kondensationswärme<br />

freigesetzt. Diese verstärkt die Aufwärtsbewegung der Luftmassen zusätzlich.<br />

Innerhalb der Wolke kommt es zu starken Aufwinden. Gewaltige Gewitterwolken können sich so<br />

auftürmen. In Höhen von fünf bis sechs Kilometern liegt die Temperatur bei -10 bis -15 Grad Celsius.<br />

Dort erfolgt die Umwandlung von Wolkentropfen zu Eiskristallen. Sind die Aufwinde stark<br />

genug werden die Tropfen und Eiskristalle immer wieder nach oben gerissen und bilden dabei<br />

langsam dicker werdende Hagelkörner aus. Je stärker die Aufwinde, desto größer können die Hagelkörner<br />

werden, da sie erst zu Boden fallen, wenn die Schwerkraft stärker als die Aufwinde ist.<br />

Durch komplizierte Prozesse, die in der Forschung noch immer nicht ganz geklärt sind, laden sich<br />

bei den starken Turbulenzen im Wolkeninneren die Tröpfchen und Eiskristalle elektrisch auf. Eine<br />

zweipolige Wolke bildet sich aus: Es blitzt, wenn die Aufladung innerhalb der Wolke eine bestimmte<br />

Größe erreicht hat. Der Donner entsteht, wenn die Luft durch den Blitz stark erhitzt wird.<br />

Dadurch dehnt sie sich zuerst schnell aus und wird dann heftig wieder komprimiert. Es entsteht eine<br />

explosionsartige Druckwelle. Gewitter werden meist von kräftigen wolkenbruchartigen Regenoder<br />

Hagelschauern begleitet. Vor einer Gewitterfront wehen böige Winde mit bis zu Sturmstärke.<br />

Gefährlich wird es besonders dann, wenn unter bestimmten dynamischen Voraussetzungen langlebige<br />

Gewitterkomplexe entstehen, die zu einem schweren Gewitter heranwachsen können.<br />

Starke Gewitter können sich zu Unwettern entwickeln: Viel feuchte und warme Luft in der Atmosphäre<br />

ist eine Voraussetzung dafür, denn diese ist der Treibstoff für das Gewitter. Verstärkend<br />

wirkt es, wenn das Gewitter nicht schnell über Land zieht, sondern mit relativ wenig Bewegung<br />

über einem Ort verharrt. Dass die Anzahl der Gewitter und der Unwetter zunehmen, ist eine Folge<br />

des Klimawandels. Wegen weltweit steigender Temperaturen verdunstet mehr Wasser in die Atmosphäre.<br />

Die ansteigende Luftfeuchtigkeit begünstigt Gewitter und fällt als Regen wieder auf die<br />

Erde. Dabei nehmen die Extreme zu. Von den Unwettern in Deutschland ist aus meteorologischen<br />

Gründen besonders der Westen und Südwesten betroffen. Weil die Gewitter-Luftmassen überwiegend<br />

vom westlichen Mittelmeer kommen und von dort auf die Westregionen der Bundesrepublik<br />

treffen, entstehen Unwetter hier besonders leicht – und zwar an jedem Ort, überall.


GEWALTIGE WASSERMASSEN<br />

UND HOHE SCHÄDEN<br />

NACH EINEM UNWETTER IN<br />

UNTERREICHENBACH UND<br />

CALW AM 19. JULI 1999<br />

JUNI 2008 – KATASTROPHE IM KILLERTAL<br />

WELCHE FOLGEN ES HABEN KANN, WENN EIN GEWALTI-<br />

GES GEWITTER SICH NICHT VON DER STELLE BEWEGT<br />

UND SEINEN KOMPLETTEN NIEDERSCHLAG AUF WENI-<br />

GEN QUADRATKILOMETERN ABREGNET, KONNTE MAN<br />

AM 2. JUNI 2008 IM KILLERTAL BEOBACHTEN.<br />

60 bis 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter<br />

binnen weniger Stunden ließen Straßen<br />

zu Flüssen werden. Die Wassermassen rissen<br />

mit enormer Fließgeschwindigkeit und hohem<br />

Druck alles mit sich, was ihnen in die<br />

Quere kam: Sogar Autos schwammen davon.<br />

Das kleine Flüsschen Starzel wurden in kürzester<br />

Zeit zu einem reißenden Strom. Was<br />

war geschehen? Das Killertal hatte das Pech,<br />

der Ort zu sein, an dem sich eine für unsere<br />

Breiten ungewohnte nahezu subtropische<br />

Großwetterlage in einem Unwetter entlud:<br />

Grund war ein Hochdruckgebiet über Nordeuropa,<br />

dessen Ostwinde trockene und warme<br />

Luftmassen nach Nordostdeutschland<br />

bliesen. Zugleich versorgten Westwinde den<br />

Südwesten Deutschlands mit einem Strom<br />

feuchter Luft aus Südwesteuropa. Diese trockenen<br />

und feuchten Luftmassen trafen aufeinander<br />

und drückten sich gegenseitig nach<br />

oben. Die Folge: Starke Unwetter, die in diesen<br />

Tagen nicht nur das Killertal trafen. Das<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung rechnet mit Schäden<br />

in Höhe von 85 Millionen Euro.


52<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HOCHWASSERZONIERUNG<br />

Ein Stück Gerechtigkeit – Mit ZÜRS Risiken differenzieren<br />

DIE BESONDERE PROBLEMATIK DER VERSICHERUNG VON HOCHWASSERRISIKEN LAG LANGE ZEIT IN<br />

DER UNGERECHTIGKEIT, GEBÄUDE MIT HOHEM RISIKO IN EINER <strong>VERSICHERT</strong>ENGEMEINSCHAFT MIT<br />

GEBÄUDEN MIT NIEDRIGEM RISIKO ZU VEREINEN. GRUNDLAGE EINER RISIKODIFFERENZIERUNG<br />

KANN ABER NICHT DAS GEFÜHLTE RISIKO SEIN, DAHINTER MUSS EINE NACHVOLLZIEHBARE, OB-<br />

JEKTIVE DATENBASIS STEHEN. DIESE LIEFERT SEIT DEM JAHR 2003 DAS ZÜRS-SYSTEM.<br />

ZÜRS steht für Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen. Es ist ein System,<br />

das der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für die gesamte Versicherungswirtschaft<br />

entwickelt hat. Voraussetzung dafür war die flächendeckende Berechnung<br />

der Überschwemmungsgebietsgrenzen und deren Abstimmung mit den zuständigen Wasserwirtschaftsämtern.<br />

Ein digitales Geländemodell wurde dafür mit einem digitalen Flussnetz verschnitten.<br />

Die Herleitung von Überschwemmungsgebieten erfolgte durch eine wissenschaftliche<br />

Modellrechnung. Simuliert wurden ein 10-jähriges und ein 50-jähriges Hochwasser. Die sich im<br />

Gelände abzeichnenden Grenzen dieser simulierten Hochwasserstände, die Überschwemmungsflächen,<br />

wurden digital archiviert. In einem weiteren Schritt fand die digitale Verschneidung der<br />

berechneten Überschwemmungsflächen mit Orts- und Straßendaten statt. Da die Erfassung von<br />

Straßendaten nicht ausreicht, um für einzelne Gebäude das Überschwemmungsrisiko festzustellen,<br />

wurde in einem weiteren Verfahren auch die Hausnummernebene so berechnet, sodass man<br />

damit zu einer annähernd digitalen Erfassung der Hausnummern kam. In einem letzten Schritt<br />

wurden die Überschwemmungsflächen des Systems bei 250 deutschen Wasserwirtschaftsämtern<br />

zur Diskussion gestellt, mit den Erfahrungen der Wasserwirtschaft abgeglichen und die Flächen<br />

auf Basis dieser Ergebnisse korrigiert. Die <strong>SV</strong> Gebäudeversicherung hat das GDV-System bei der<br />

Einführung zusätzlich mit Daten zur Lage der Gebäude verfeinert.<br />

Ursprünglich unterteilte ZÜRS die mögliche Gefährdung der Gebäude in Abhängigkeit von der<br />

Überschwemmungshäufigkeit in drei Klassen. Inzwischen ist ZÜRS weiterentwickelt worden. Die<br />

neueste Version enthält vier Zonen: Die neue Zone ist auf Grundlage eines statistischen 200-jährlichen<br />

Hochwasserereignisses ohne Berücksichtigung von Deichen berechnet. Dadurch bildet die<br />

neue Zone Risiken ab, die durch Deichbruch, Deichüberströmung oder durch ein statistisch seltenes<br />

Hochwasser ohne Deich gefährdet sind. Die Gefährdungszonen 1, 2, 3 und 4 in der Version<br />

ZÜRS 3.0 beziehen sich auf nachfolgende Hochwassereintrittswahrscheinlichkeiten: Zone 4 hat<br />

Überschwemmungen statistisch häufiger als einmal in zehn Jahren, Zone 3 hat Überschwemmungen<br />

statistisch häufiger als einmal in 50 Jahren aber seltener als einmal in zehn Jahren. Zone<br />

2 hat Überschwemmungen statistisch häufiger als einmal in 200 Jahre aber seltener als einmal<br />

alle 50 Jahre. Zone 1 hat Überschwemmungen statistisch seltener als einmal alle 200 Jahre.<br />

Mit ZÜRS ist es möglich, jedem Gebäude eine individuelle Gefährdungsklasse zuzuordnen und<br />

damit eine risikoadäquate auf die jeweilige Risikolage der einzelnen Gebäude angepasste Ausgestaltung<br />

der Beitragssätze und Selbstbehalte vorzunehmen. Die Einführung von ZÜRS war ein<br />

wichtiger Schritt um vor dem Hintergrund steigender Schadenzahlen auch in den hoch gefährdeten<br />

Zonen, den umfassenden Schutz gegen Elementarschäden weiterhin anbieten zu können. Die<br />

Einführung von ZÜRS bedeutete also nicht, dass die hoch gefährdeten Zonen aus der Versicherbarkeit<br />

herausfallen. Die <strong>SV</strong> versichert bis heute weiterhin jeden Kunden an jedem Ort – aber jetzt<br />

zu risikoadäquaten Bedingungen. Das heißt: in gefährdeten Zonen kann es für die Kunden zu höheren<br />

Selbstbehalten und höheren Prämiensätzen kommen. Und das ist nur gerecht.


DIE RISIKOZONEN VERSCHIEBEN SICH<br />

ZÜRS ist ein lebendiges Modell. Auf der einen<br />

Seite bemühen sich Städte und Kommunen<br />

an vielen Orten, den Hochwasserschutz durch<br />

bauliche Maßnahmen voranzutreiben. Jeder<br />

fertig gestellte Polder oder renaturierte Flusslauf<br />

verändert das Fließverhalten von Flüssen<br />

und Bächen in Hochwasserzeiten. Damit verschieben<br />

sich auch die Gefährdungszonen. Ein<br />

zweiter Aspekt ist der Klimawandel: Wissenschaftliche<br />

Simulationen nehmen Daten aus<br />

der Vergangenheit als Basis ihrer Berechnungen.<br />

Entgegen dieser Daten aus der Vergangenheit<br />

treten an vielen Gewässern 100-jährige<br />

Ereignisse innerhalb weniger Jahre erneut auf.<br />

Die bisherigen, Jahrzehnte überdeckenden<br />

Beobachtungen können daher nicht mehr mit<br />

den bisher angestellten statistischen Auswertungen<br />

allein analysiert werden. Es sind offenbar<br />

neue Randbedingungen eingetreten, die<br />

bisher nicht betrachtet wurden. Nach jedem<br />

größeren Hochwasserereignis verändert sich<br />

die Statistik. Ein bisheriger Hochwasserabfluss<br />

mit einer statistischen Wiederkehrszeit<br />

von zehn Jahren muss gegebenenfalls auf einen<br />

Hochwasserabfluss mit einer Wiederkehrszeit<br />

von zwei Jahren korrigiert werden.


54<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

SCHNEEDRUCK<br />

Tonnenschwerer Schnee – Im Winter fällt Wasser ins Gewicht<br />

WENN WASSER FLÜSSIG IST, VERURSACHT ES ÜBERSCHWEMMUNGEN, VERFESTIGT ES SICH ZU HAGEL,<br />

KANN ES DÄCHER UND AUTOS ZERSCHLAGEN – UND AUCH GEFROREN ALS SCHNEE BIRGT ES GE-<br />

FAHRENPOTENTIAL. SAMMELT SICH SCHNEE AUF DÄCHERN UND ÄSTEN, KOMMT EIN ENORMES GE-<br />

WICHT ZUSAMMEN, DAS NICHT JEDER AST UND AUCH NICHT JEDE DACHKONSTRUKTION AUSHÄLT.<br />

Der Klimawandel führt zu einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen, und zwar in Sommer<br />

wie Winter. Sehr heiße Sommer werden immer häufiger durch warme, schneearme Winter abgelöst.<br />

Innerhalb dieses Trends gibt es aber auch gegenläufige Extreme: Der Winter 2005/2006 war<br />

lang, kalt und extrem schneereich. Häufige und teilweise intensive Schneefälle wechselten sich mit<br />

nur kurzen Tauphasen und längeren Frostphasen ab, sodass sich die Schneemengen über mehrere<br />

Monate hinweg aufhäuften. Dies führte zu ungewöhnlichen Schneehöhen in Süd- und Ostdeutschland,<br />

weiten Teilen Österreichs, der Tschechischen Republik und Polens. Auf den Dächern<br />

erhöhte sich kontinuierlich die Schneelast. Im Januar 2006 stürzten unter dem Druck der Schneemassen<br />

erste Hallen ein, traurige Berühmtheit erlangte dabei die Eishalle in Bad Reichenhall.<br />

Aber auch an anderen Orten stürzten Dächer ein. Auch im Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> kam es in diesem<br />

Winter zu Schneedruckschäden: Mehr als 3.500 Schäden mit einer Schadenhöhe von mehr<br />

als 6 Millionen Euro wurden reguliert. Am stärksten betroffen von den Schneemassen waren die<br />

Regionen im südlichen Baden-Württemberg. Zu den meisten Schäden führten hier die Dauerschneefälle<br />

vom 3. bis zum 5. März in Süddeutschland. Sie sorgten für ein weiteres Anwachsen der<br />

Schneedecke um mehrere Dezimeter.<br />

SCHNEEDRUCK IST BEI DACHKONSTRUKTIONEN EINKALKULIERT<br />

Schon bei der statischen Berechnung von Häusern und deren Dachkonstruktionen werden von<br />

den Architekten mögliche Schneelasten mit einkalkuliert. In Deutschland hängt dabei die anzusetzende<br />

Schneelast von drei Faktoren ab. Erstens von der lokalen Klimazone, dafür gibt es Schneelastzonenkarten,<br />

die die historisch maximale Schneeintensität widerspiegeln. Zweitens von der<br />

Höhe, denn in den Bergen ist das Schneerisiko gewöhnlich höher. Und drittens von der Dachneigung:<br />

Je flacher das Dach, desto höher muss die Tragfähigkeit des Gebäudes sein. Meist sind es<br />

die Flachdächer, bei denen es zu Schneedruckschäden kommt. Wenn es nach Schneefällen zu<br />

Schneedruckschäden kommt, stellt sich bei der Schadenanalyse häufig heraus, dass der Auslöser<br />

für die Schäden zwar meist die Überlasten aus Eis und Schnee waren, die wirklichen Schadenursachen<br />

aber in Konstruktions-, Ausführungs- und Materialfehlern lagen.<br />

Insgesamt nehmen Schneedruckschäden tendenziell zu, obwohl die Winter im Durchschnitt milder<br />

werden. Den Grund liefert auch hier der Klimawandel: Grundsätzlich bringt wärmeres Wetter<br />

mehr Feuchtigkeit in die Luft und führt damit zu steigenden Niederschlägen. Wenn es dabei kalt<br />

genug ist, fällt dieser Niederschlag als Schnee. In strengen Wintern ist deshalb häufiger mit extremen<br />

Schneefällen zu rechnen – und damit mit steigenden Schneedruckschäden.<br />

Hohe Schneemengen erhöhen gleichzeitig das Risiko von Hochwassern und Überschwemmungen.<br />

Kommt es nach einem langen Winter zu einem Frühlingseinbruch und schmilzt der Schnee<br />

schnell, steigen Flüsse und Bäche an. Dann sind die Wasserläufe häufig überfordert. Genau dies<br />

geschah auch 2006: Ab Mitte März setzte deutschlandweit Tauwetter ein – an Donau, Elbe und<br />

ihren Zuflüssen kam es zu Hochwasser und zu Überschwemmungen.


Düsseldorf<br />

Saarbrücken<br />

ZONE 0<br />

ZONE 1<br />

ZONE 2<br />

ZONE 3<br />

Bremen<br />

Wiesbaden<br />

Stuttgart<br />

Kiel<br />

Hamburg<br />

Hannover<br />

Erfurt<br />

München<br />

Dresden<br />

Berlin<br />

SCHNEE UND VERSICHERUNG<br />

SCHNEELASTZONEN<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

NACH DIN 1055-5<br />

Die größte Gefahr bei starker Schneelast<br />

trifft die Haus- und Grundbesitzer. Ihnen<br />

drohen durch die Last des starken Schneedrucks<br />

Substanzschäden am Dach, an Ziegeln,<br />

Fallrohren oder Dachrinnen. Diese<br />

Schäden sind im Rahmen der Gebäudeversicherung<br />

abgedeckt. Ausnahme sind Schäden<br />

durch eindringendes Schmelzwasser,<br />

wenn kein Substanzschaden festgestellt<br />

wird. Sie sind nicht versichert.<br />

Für Hausbesitzer gelten allerdings Obliegenheitspflichten.<br />

So hat ein Hausbesitzer<br />

im Rahmen seiner Gebäudeversicherung<br />

von sich aus notwendige und zumutbare<br />

Vorkehrungen zu treffen. Flache oder flach<br />

geneigte Dächer müssen rechtzeitig vom<br />

Schnee frei geräumt werden. Diese Maßnahmen<br />

trägt der Versicherte selbst.<br />

DIE SCHNEEHÖHEN AUF DEN<br />

DÄCHERN KÖNNEN GEWALTIGE<br />

AUSMASSE ANNEHMEN.<br />

Verursachen Dachlawinen oder abbrechende<br />

Eiszapfen Schäden an Personen oder<br />

Sachen, können die Geschädigten in den<br />

meisten Fällen keine Ansprüche gegen den<br />

Gebäudeeigentümer geltend machen, solange<br />

die Bauvorschriften eingehalten wurden<br />

oder auch sonst kein Verschulden des<br />

Gebäudeeigentümers an der Entstehung<br />

des Schadens vorliegt. Eine private Unfallversicherung<br />

deckt in diesem Fall wenigstens<br />

Personenschäden ab.<br />

Autobesitzer, denen Schnee, Eis oder abgebrochene<br />

Äste das Fahrzeug demoliert<br />

haben, können den Schaden der Vollkasko-<br />

Versicherung melden. Glasbruchschäden<br />

deckt die Teilkasko-Versicherung ab.<br />

Bei Schnee und Eis müssen Haus- und<br />

Grundbesitzer Wege in sicher begehbarem<br />

Zustand halten. Die Streu- und Räumpflicht<br />

beginnt – je nach Satzung der betreffenden<br />

Gemeinde – um 7 Uhr und endet um 20 Uhr.<br />

Schneit es ununterbrochen, muss erst geräumt<br />

werden, wenn der Schneefall aufhört.<br />

Eine Privathaftpflichtversicherung schützt<br />

Eigentümer selbst bewohnter Immobilien.<br />

Eigentümer von Mehrfamilienhäusern brauchen<br />

eine Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung.<br />

Stürzt ein Passant,<br />

summieren sich Behandlungskosten, Verdienstausfall<br />

und Schmerzensgeld schnell.


56<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

WISSENSCHAFT<br />

Kristallisationskeime bringen Regen<br />

Es ist schon lange ein Traum der Wissenschaft, es dort regnen<br />

lassen zu können, wo es notwendig ist, und damit eventuell Naturkatastrophen<br />

abzuwenden. Der wissenschaftliche Ansatzpunkt<br />

dazu sind die so genannten Kristallisationskeime: Die<br />

Feuchtigkeit in der Luft kondensiert nur, wenn es Kristallisationskeime<br />

in der Luft gibt. Das sind kleinste Partikel in der Luft,<br />

an denen unterkühltes Wasser gefrieren kann. Gibt es davon zu<br />

wenig, kann eine Wolke nicht abregnen. Der Durchbruch bei der<br />

Suche nach künstlichen Kristallisationskeimen kam 1946.<br />

Der amerikanische Chemie-Nobelpreisträger Irving Langmuir<br />

bemerkte damals, dass Silberjodid eine ähnliche Oberflächenstruktur<br />

aufweist wie Eis. Mit seinem Assistenten Vincent Schaefer<br />

blies er das Salz in eine Tiefkühltruhe. Tatsächlich bildeten<br />

sich kleine Wolken, aus denen Eiskörnchen herabrieselten. Da<br />

Silberjodid-Kristallisationskeime schon ab minus 2,5 Grad Celsius<br />

abwärts wirken – wesentlich früher als die normale Graupelbildung<br />

–, regnet es nicht nur mehr, sondern auch schneller.<br />

Das Ziel: Unwetter abschwächen<br />

Wenn es möglich war, durch Impfen das Abregnen von Wolken<br />

zu beschleunigen, dann schien ein Weg gefunden, wie man zum<br />

Beispiel einem Hurrikan den Treibstoff entziehen kann. Denn für<br />

die Zerstörungskraft eines Hurrikans ist die Menge der Feuchtigkeit<br />

in der Luft entscheidend. In Deutschland und Österreich<br />

wird das Wolkenimpfen dagegen praktiziert, um Hagelschäden<br />

zu verhindern. In einigen Regionen Baden-Württembergs und<br />

Bayerns steigen vor nahenden Unwettern so genannte Hagelflieger<br />

auf und blasen Silberjodid in Gewitterwolken, damit diese<br />

ausregnen, bevor die Hagelkörner weiter wachsen.<br />

Die Hypothese ist, dass sich in folge des erhöhten Angebots<br />

von Silberjodidpartikeln, die als Eiskeime wirken, nur noch viele<br />

kleine (statt wenige große) Hagelkörner bilden, die auf dem<br />

Es gibt heute in 30 Ländern zivile Programme zur Wettermodifikation ••• Im Juli 2005 begannen spanische und<br />

israelische Forscher, an der Mittelmeerküste eine »Regenfabrik« zu bauen ••• Nach amtlichen Angaben werden<br />

OB REGEN, SCHNEE ODER HAGEL – ES IST IMMER DIE FEUCH-<br />

DIE FEUCHTIGKEIT IN DER LUFT TIGKEIT IN DER LUFT, DIE IN VERSCHIEDENEN AGGREGATS-<br />

FORMEN ZUR ERDE KOMMT, IMMER HÄUFIGER WÄHREND STARKER UNWETTER. SCHÖN WÄRE ES, IN DAS WETTER EINGREIFEN ZU<br />

KÖNNEN, UM VERHEERENDE UNWETTER FRÜHZEITIG ZU VERHINDERN. IN DER THEORIE UND IN MODELLVERSUCHEN FUNKTIONIERT<br />

DIES ZUM BEISPIEL BEIM ABREGNEN VON WOLKEN – DIE ÜBERPRÜFUNG IN DER PRAXIS GESTALTET SICH ALLERDINGS SCHWIERIG.<br />

Weg zum Boden vollständig aufschmelzen und somit lediglich<br />

als große Regentropfen niedergehen. Sollten die kleinen Hagelkörner<br />

nicht oder nur unvollständig aufschmelzen, ist ihre<br />

Schadenwirkung immer noch stark reduziert im Vergleich zu der<br />

großer Hagelkörner, die in der Regel kaum schmelzen.<br />

Wissenschaftliche Begleitstudie<br />

Was in der Theorie und im Modell funktioniert, ist wissenschaftlich<br />

bis heute höchst umstritten. Trotz vieler Bemühungen ist bis<br />

jetzt nicht eindeutig geklärt, ob die Methode des Wolkenimpfens<br />

tatsächlich auch in der Praxis wirksam ist. Im Grunde dreht<br />

sich alles um die Frage, ob für das gewaltige Kraftwerk eines Unwetters,<br />

die eingebrachten Silberjodidmengen ein unbedeutender<br />

Tropfen auf den heißen Stein sind, oder ob sie Wirkung<br />

haben. Eine Frage, die nicht nur für die Wissenschaft, sondern<br />

auch für die Versicherungen interessant ist.<br />

Die Stiftung Umwelt und Schadenvorsorge der <strong>SV</strong> Gebäudeversicherung<br />

unterstützt deshalb eine wissenschaftliche Begleitstudie<br />

zu den Hagelfliegern im Rems-Murr-Kreis, die helfen soll,<br />

diese Frage zu beantworten: Die Federführung der Studie hat<br />

Prof. Dr. Klaus Dieter Beheng, Institut für Meteorologie und<br />

Klimaforschung, Universität Karlsruhe (TH)/Forschungszentrum<br />

Karlsruhe. In den Jahren 2007 bis 2012 begleitet er die Einsätze<br />

der Hagelflieger. Hinweise auf eine Wirkung der Hagelabwehr<br />

sollen dabei dadurch abgeleitet werden, dass Radardaten von<br />

Wolken, die geimpft wurden, mit denen verglichen und bewertet<br />

werden, die von unbeeinflussten Wolken stammen, sowie durch<br />

numerische Simulationen von starken Gewittern, wobei der<br />

Impfprozess und seine Wirkung zum einen berücksichtigt und<br />

zum anderen nicht berücksichtigt werden.<br />

Für die numerischen Berechnungen wird als Handwerkszeug ein<br />

Rechenmodell eingesetzt, mit dem sich die Entwicklung schwerer<br />

Gewitter simulieren lässt. Als Ergebnis erhofft man sich eine<br />

klare Tendenz, was die Wirksamkeit der Hagelflieger angeht.


in China jährlich 250 Milliarden Tonnen Regenwasser künstlich erzeugt ••• In den USA liefern mehr als ein Dutzend Unternehmen Regen auf Bestellung ••• Thailand gibt für<br />

Wolkenimpfen jährlich viele Millionen aus, um die Plantagen während der Trockenzeit mit Regen zu versorgen ••• In China arbeiten 32.000 Menschen am Regenprogramm •••<br />

DIE STIFTUNG »UMWELT UND SCHADENVORSORGE«<br />

Die starke Zunahme von Gebäudeschäden durch Sturm,<br />

Hagel und Überschwemmungen in den 90er-Jahren sah die<br />

damalige Gebäudeversicherung Baden-Württemberg AG<br />

(heute <strong>SV</strong>) als führender Gebäudeversicherer als deutliches<br />

Warnsignal der Natur. Sie gründete als Beitrag zur Schadenprävention<br />

im Juni 1998 die »Stiftung Umwelt und<br />

Schadenvorsorge«. Die Stiftung soll grundsätzlich neue Ansätze<br />

in der Schadenvorsorge sowie in der Klima- und<br />

Umweltforschung liefern. Thematische Schwerpunkte der<br />

Förderung durch die Stiftung sind insbesondere die Bereiche<br />

Meteorologie, Seismologie, Bauingenieurwesen (Erde,<br />

Wasser, Luft, Bemessung), Bodenmorphologie und Konzepte<br />

gegen klimatisch bedingte Umweltschäden. Dabei<br />

stehen die Analyse der Schadenursachen und die Schadenprävention<br />

und Begrenzung im Vordergrund. Anlässlich<br />

ihres damaligen 240-jährigen Jubiläums stiftete die <strong>SV</strong><br />

über zwei Millionen Euro für die Gründung.<br />

In den Jahren 2000 bis 2005 vergab die Stiftung alle zwei<br />

Jahre im Rahmen eines Wettbewerbs den Stiftungspreis<br />

für wissenschaftliche Arbeiten. Im Jahr 2000 wurde erstmals<br />

der Förderpreis zum Thema »Risiko Hochwasser: Vorsorge,<br />

Vermeidung, Nachsorge« vergeben. Im Jahr 2002<br />

wurden Arbeiten zum Thema »Risiko Sturm: Vorsorge, Vermeidung,<br />

Nachsorge« ausgezeichnet. Der Wettbewerb<br />

für den Förderpreis 2004 befasste sich mit dem Thema<br />

»Naturgefahren: Prävention und Kommunikation«. Seit<br />

2005 veranstaltet die Stiftung alle zwei Jahre Symposien.<br />

Das erste Symposium beschäftigte sich mit dem Thema<br />

»Frühwarnung und Kommunikation«. Im März 2007 fand<br />

ein Symposium zum Thema »Extremwetter: Vorhersage<br />

und Schadenvorbeugung« statt.<br />

Das aktuelle Förderprogramm für 2007 und 2008 beschäftigt<br />

sich mit dem Thema »Prävention und Vorhersage von<br />

Elementarschäden durch Stürme, Hagel und Hochwasser«.<br />

Im Vordergrund stehen dabei die Verbesserung der Vorhersagemethoden<br />

von Hagel und Sturm, eine verbesserte<br />

Kenntnis der regionalen Verteilung dieser Ereignisse und<br />

die Ausarbeitung von Kommunikations- oder anderen präventiven<br />

Maßnahmen, um mögliche Schäden zu verringern.<br />

Dafür initiierte die Stiftung mit den Universitäten Stuttgart<br />

und Karlsruhe das Graduiertenkolleg »Umwelt und Schadenvorsorge«.<br />

Dieses Kolleg soll sich der noch wenig erforschten<br />

Probleme bei der Vorhersage und Prävention von<br />

Elementarschäden annehmen. Im Rahmen des Graduiertenkollegs<br />

vergibt die Stiftung in einem Wettbewerb Doktorandenstipendien.<br />

Neben diesen Aktivitäten werden die<br />

Arbeiten von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern<br />

prämiert, einzelne Forschungsvorhaben unterstützt sowie<br />

Stipendien für besondere Forschungszwecke an junge Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler vergeben.<br />

SILBERJODID (AgJ)<br />

SILBERJODID BESTEHT AUS DEN CHEMISCHEN ELE-<br />

MENTEN SILBER UND JOD. IN FESTER FORM BILDET<br />

ES GELBLICHE KRISTALLE. ES HAT EINE ÄHNLICHE<br />

OBERFLÄCHENSTRUKTUR WIE GRAUPEL UND KANN<br />

IN WOLKEN ALS EISÄHNLICHE STRUKTUR WIRKEN –<br />

UND DAMIT ALS KRISTALLISATIONSKEIM FÜR REGEN.<br />

SILBERJODID GEHT ZUDEM IN DER FREIEN NATUR<br />

KEINERLEI VERBINDUNGEN EIN, ODER VERÄNDERT<br />

DIESE, SONDERN FÄLLT MIT DEM NIEDERSCHLAG<br />

ZU BODEN. IM BODEN WIRD ES VON ORGANISCHEN<br />

SÄUREN IN SEINE GRUNDELEMENTE SILBER (EIN<br />

EDELMETALL) UND JOD AUFGESPALTEN. EINE UM-<br />

WELTBELASTUNG, WIE SIE BEI ANDEREN ÄHNLICH<br />

STRUKTURIERTEN VERBINDUNGEN GEGEBEN IST,<br />

FÄLLT DESHALB WEITGEHEND WEG. TROTZDEM GIBT<br />

ES IN EINIGEN REGIONEN GRENZWERTE.


58 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

BLICK IN DIE GESCHICHTE<br />

1914<br />

1914 1923<br />

1914 1920<br />

1923<br />

1923<br />

Hyperinflation – Als die Versicherungssumme sich in Luft auflöste<br />

DIE RÜCKFÜHRUNG DES WERTES EINES GEBÄUDES AUF EINEN FIKTIVEN WERT VON 1914 GEHÖRT ZU<br />

DEN MERKWÜRDIGEREN ELEMENTEN IN DER GEBÄUDEVERSICHERUNG. HINTER DER EINFÜHRUNG<br />

DIESES WERTES STECKT EINE DER GRÖSSTEN KRISEN DER GEBÄUDEVERSICHERUNG ÜBERHAUPT:<br />

DIE ERFAHRUNGEN DER INFLATION IN DEN JAHREN 1914 BIS 1923.<br />

Die Rückführung des Wertes eines Gebäudes<br />

auf einen fiktiven Wert von 1914 gehört zu den<br />

merkwürdigeren Elementen in der Gebäudeversicherung.<br />

Hinter der Einführung dieses<br />

Wertes steckt eine der größten Krisen der Gebäudeversicherung<br />

überhaupt: die Erfahrungen<br />

der Inflation in den Jahren 1914 bis 1923.<br />

Inflation – also Geldentwertung – ist in geringerem<br />

Ausmaß vollkommen normal und bewegt<br />

sich heute in Deutschland meist unter<br />

drei Prozent im Jahr. Es gab aber auch ganz andere<br />

Zeiten. Von 1914 bis 1923 kam es zu einer<br />

immer schnelleren Geldentwertung. In den Jahren<br />

1914 bis 1920 sank der Wert des Geldes um<br />

insgesamt 90 Prozent. Danach kam die Hyperinflation<br />

– eine unkontrollierbare Inflation mit<br />

extrem hoher Rate. Im Herbst 1923 dauerte es<br />

jeweils nur noch wenige Tage, bis sich der Wert<br />

des Geldes halbierte. Einer Mark von 1914 entsprach<br />

am 20. November 1923 eine Billarde<br />

Mark, das ist eine Zahl mit zwölf Nullen. Der<br />

Grund für diese Inflation war der erste Weltkrieg.<br />

Die enormen Kriegskosten wurden vom<br />

deutschen Reich im festen Glauben an den Sieg<br />

auf Pump finanziert. Die Bevölkerung beteiligte<br />

sich daran und zeichnete Kriegsanleihen. Nach<br />

der Niederlage kamen massive Reparationsforderungen<br />

auf das Deutsche Reich zu. Extrem<br />

verschuldet, schien die Lösung im unkontrollierten<br />

Drucken von immer mehr Geld zu bestehen.<br />

Preise und Löhne explodierten. Wer Geld<br />

bekam und es nicht sofort wieder ausgab,<br />

konnte sich im Herbst 1923 schon am nächsten<br />

Tag kaum noch etwas davon kaufen.<br />

DER JAHRESZYKLUS DER UMLAGE<br />

Diese Inflation machte der Wirtschaft insgesamt<br />

schwer zu schaffen, sie führte auch die<br />

Gebäudeversicherung an ihre Grenzen. Das<br />

ganze System geriet ins Wanken: Der Grund dafür<br />

war die prinzipielle Langsamkeit der Gebäudeversicherung,<br />

die auf Wertbeständigkeit<br />

angelegt ist. Berechnungsbasis war die Versicherungssumme,<br />

also der Gegenwert des<br />

Hauses in Geld. Auf der Grundlage dieser Versicherungssumme<br />

wurde die Umlage berechnet,<br />

die der Hausbesitzer an die Versicherungsanstalt<br />

zu zahlen hatte. Die Gebäudeversicherung<br />

als Monopol- und Pflichtversicherung folgte<br />

einem Jahreszyklus: Jedes Jahr wurde die Umlage<br />

neu festgesetzt. Kam es zum Schadenfall,<br />

war die Grundlage für die maximale Höhe der<br />

Auszahlung die festgelegte Versicherungssumme.<br />

In der Gebäudeversicherung gab es damals<br />

die Pflicht des Wiederaufbaus binnen<br />

eines Jahres. Schon die Gründungsurkunde der<br />

Brand-Assecurations-Societet enthält einen Artikel<br />

dazu. Im Artikel 36 steht:<br />

»Wie dann, ob das Geld auch würklich zu<br />

Wiederaufrichtung des Baues verwendet<br />

worden, ohnfehlbar, nach Verfluß eines Jahres,<br />

Bericht zu Unserem Hofrathscollegio zu<br />

erstatten ist.«<br />

Es fand also schon damals nach einem Jahr<br />

eine Überprüfung statt, ob das Haus mit den<br />

Entschädigungsmitteln wieder aufgebaut worden<br />

war.<br />

KAPITALRESERVEN LÖSTEN SICH AUF<br />

Hohe Inflationsraten stellten dieses System in<br />

Frage. Die Umlagebeiträge verloren schneller<br />

ihren Wert, als sie eingenommen werden konnten.<br />

Zwischen der Festsetzung der Umlage und<br />

dem Eingang der Umlagezahlungen lagen mindestens<br />

drei Monate, so dass der eingegangene<br />

Betrag während der Hyperinflation nur<br />

noch einen unbedeutenden Bruchteil des Wertes<br />

darstellte, den er zum Zeitpunkt der Festsetzung<br />

repräsentierte. Die Rettung sah man


1915<br />

1917<br />

1923<br />

1918<br />

1916<br />

1920<br />

1919<br />

in Beschleunigung: Die Umlage wurde in wesentlich<br />

kürzeren Abständen jeweils vorläufig<br />

festgestellt und Teilumlagen im Voraus erhoben.<br />

Die Frist zur Zahlung wurde 1923 auf eine<br />

Woche herabgesetzt, und bei verspäteter Zahlung<br />

wurden sofort Versäumniszinsen fällig.<br />

Trotzdem geriet die Badische Gebäudeversicherungsanstalt<br />

in dieser Zeit in die Nähe der<br />

Zahlungsunfähigkeit.<br />

KEIN WIEDERAUFBAU OHNE GELD<br />

Noch schlimmer wirkte sich die Inflation auf die<br />

Kunden aus: Je weiter sich die Schere zwischen<br />

Versicherungssumme und Wiederherstellungskosten<br />

öffnete, umso verhängnisvoller wirkte<br />

sich die Preisentwicklung für die Versicherten<br />

aus. Das Geld, das sie als Entschädigung bekamen,<br />

reichte nicht mehr zum Wiederaufbau aus,<br />

da die ausgezahlte Entschädigungssumme die<br />

Versicherungssumme nicht übersteigen durfte.<br />

Erste Reaktion in Baden war in 1917 die gesetzliche<br />

Einführung eines variablen, der fortschreitenden<br />

Preisentwicklung angepassten<br />

Zuschlags, der die Entschädigungssumme erhöhte.<br />

Die Zuschlagssätze, die man 1917 beschloss,<br />

lagen für 1915 bei fünf Prozent; 1916<br />

bei 15 Prozent; für die Folgejahre setzte man<br />

pauschal 20 Prozent an. Ausschlaggebend für<br />

die Höhe des Zuschlags war der Zeitpunkt der<br />

Fertigstellung des Wiederaufbaus.<br />

Das Gesetz überholte sich sehr schnell. Bereits<br />

im Oktober 1918 mussten die Zuschläge angepasst<br />

werden. Der Zuschlag für 1918 wurde<br />

auf 40 Prozent, der für die Folgejahre auf 60<br />

Prozent festgelegt. Als Folge der weiter fortschreitenden<br />

Baukostenüberteuerung wurde<br />

schließlich der Überteuerungszuschlag im Jahre<br />

1919 auf 100 Prozent für alle nach dem Jahre<br />

1918 wiederhergestellten Gebäude festgesetzt.<br />

Im Jahr 1920 wurde klar, dass sich das Inflationskarussell<br />

noch weiter beschleunigt und dass<br />

deshalb der bisher gewählte Weg mit den Zuschlägen<br />

nicht zum Erfolg führen konnte. Es<br />

musste über einschneidendere Maßnahmen<br />

nachgedacht werden: Es kam zur Einführung<br />

des Wertes von 1914. Am 4. August 1920 beschloss<br />

der badische Landtag, dass die Versicherungssummen<br />

bei allen Gebäuden nach<br />

den ortsüblichen Baupreisen vom 1. August<br />

1914 festgesetzt werden. Die Entschädigung<br />

setzt sich dann aus zwei Teilen zusammen:<br />

einer Grundentschädigung auf Basis der Baupreise<br />

vom 1. August 1914 und einem vom Ministerium<br />

des Innern allgemein festgesetztem<br />

Zuschlag, der den jeweiligen Baupreisen zum<br />

Zeitpunkt der Widerherstellung des Gebäudes<br />

entspricht. Mit dem Gesetz ist ein – wenn auch<br />

fiktiver – Einheitswert geschaffen worden, der<br />

bis heute verwendet wird, weil er es erlaubt,<br />

alle Gebäude (und alle Gebäudewerte) auf eine<br />

einheitliche Grundlage zurückzuführen. Der<br />

Wert von 1914 verdankt sich also einer tiefen<br />

Krise der Gebäudeversicherung zu Zeiten der<br />

Inflation. Das damals entwickelte System besteht<br />

variiert noch heute. Die Anpassung an die<br />

Baupreisentwicklung wird heute durch den<br />

gleitenden Neuwertfaktor geleistet – und ist<br />

immer noch eine staatliche Angelegenheit.<br />

Der Wert von 1914 wird heute von den Versicherungen<br />

bei Vertragsabschluss mithilfe von<br />

verschiedenen Formularen und Computerprogrammen<br />

selbst ermittelt. So ist es möglich, dass<br />

ein und dasselbe Gebäude bei verschiedenen<br />

Versicherungen verschiedene Werte von 1914<br />

erhält. Das spielt aber keine Rolle mehr. Heute<br />

ist die Gebäudeversicherung eine Neuwertversicherung.<br />

Das heißt, falls es zu einem Schaden<br />

kommt, kann das Gebäude in gleicher Größe,<br />

Qualität und Ausstattung zu ortsüblichen Preisen<br />

wieder aufgebaut werden. Die Versicherungssumme<br />

– basierend auf dem Wert 1914 – spielt<br />

dabei keine Rolle mehr. Wichtig ist nur die Frage,<br />

ob der Kunde unterversichert ist. Hat der Versicherer<br />

selber die Einschätzung des Hauses<br />

vorgenommen und sind keine Umbauten hinzugekommen,<br />

dann ist der Kunde nicht unterversichert,<br />

egal wie der Wert von 1914 aussieht.<br />

Die Neuwertversicherung ist bei der badischen<br />

Gebäudeversicherungsanstalt obligatorisch allerdings<br />

erst 1957 eingeführt worden.<br />

1920<br />

1914<br />

1914<br />

1957


UNSER ELEMENT<br />

Erde ( MgO + CaO )<br />

DAS KÜRBISMÄNNCHEN: DER KÜRBIS IST EIN GEMÜSE, DER AUF FAST<br />

ALLEN KONTINENTEN ZUHAUSE IST. MIT SEINER RUNDEN FORM<br />

ÄHNELT ER DEM GLOBUS UND SYMBOLISIERT DIE ERDE. SEIN MUND<br />

BESTEHT AUS EINER SEISMOGRAPHENKURVE, SEINE FÜSSE SIND<br />

DER STÄNDER EINES ALTEN GLOBUS. SILIZIUM-, EISEN- UND SAUER-<br />

STOFFMOLEKÜLE, AUF DENEN PILZE WACHSEN, UMKREISEN IHN.


1911 1943 1978<br />

1978<br />

1991<br />

1971 – Erdbebenschäden werden ebenfalls versichert<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HISTORISCHES<br />

IN BADEN-WÜRTTEMBERG KOMMT ES IN UNREGELMÄSSIGEN ABSTÄNDEN ZU STÄRKEREN ERDBEBEN.<br />

IM SINNE DES UMFASSENDEN SCHUTZES DER EINWOHNER GEGEN EXISTENZBEDROHENDE RISIKEN,<br />

LAG ES EINERSEITS AUF DER HAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG AUCH ERDBEBENSCHÄDEN MIT ZU VER-<br />

SICHERN, ANDERERSEITS GELTEN ERDBEBEN ZU RECHT ALS NUR SEHR SCHWER VERSICHERBAR.<br />

Am Oberrheingraben ruckelt die Erde alle paar Monate, etwa alle zehn Jahre kommt es zu stärkeren<br />

Erdbeben, die mit Schäden einhergehen. Auch am Hohenzollerngraben bewegt sich die Erde immer<br />

wieder. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts traten im Raum Albstadt drei stärkere Erdbeben<br />

auf: 1911, 1943 und 1978. Das Erdbeben von 1911 gilt mit seiner Magnitude von 6,1 auf der Richterskala<br />

gar als eines der größten Beben in Deutschland in historisch überlieferter Zeit. Als der<br />

baden-württembergische Landtag 1971 das Änderungsgesetz zum »Baden-württembergischen<br />

Gesetz über die Versicherung der Gebäude gegen Unwetter- und andere Elementarschäden« beschloss<br />

und damit den Versicherungsschutz auch auf das Risiko Erdbeben ausdehnte, wusste er<br />

also sowohl über die Risiken, als auch über den Bedarf in der Bevölkerung Bescheid. Die Versicherung<br />

gegen Erdbeben war ein klares Signal für die Bürger, dass sich das Land in der Gebäudeversicherung<br />

um alle großen Naturrisiken kümmert, die die Bürger des Landes treffen kann. Wenn es<br />

auch eine Einschränkung gab: Ein Erdbeben im Sinne des Gesetzes – also der Versicherungsbedingungen<br />

– war erst gegeben, wenn an mindestens zwei seismischen Messpunkten eine Magnitude<br />

von mehr als 3,5 auf der Richterskala gemessen wurde. Von Anfang an waren zudem die<br />

Entschädigungszahlungen pro Jahr in der Summe nach oben hin beschränkt.<br />

1978 kam es zum ersten großen Schadenfall. Das Erdbeben von Albstadt, das im Wesentlichen in<br />

der Ortschaft Tailfingen zu Schäden führte, beschädigte in der als gefährdet geltenden Region über<br />

10.500 Häuser. Immerhin waren 150 Millionen Euro als Entschädigung zu zahlen. Da bereits 1970<br />

die drei baden-württembergischen Gebäudeversicherungsanstalten einen gemeinsamen Elementarpool<br />

gebildet hatten, konnte dieses Kumulereignis ohne Probleme bewältigt werden. Die Erdbebenversicherung<br />

hatte ihre Bewährungsprobe bestanden.<br />

Während es den landeseigenen Versicherungsanstalten möglich war, umfassende Elementarschadenversicherungen<br />

anzubieten, durften private Versicherungsunternehmen dies lange Zeit<br />

nicht. Das damalige Bundesamt für das Versicherungswesen (BAV) vertrat bis 1991 offiziell die<br />

Linie, dass Elementargefahren – außer Sturm und Hagel – nicht versicherbar seien. 1978 hat das<br />

BAV sogar zwei Versicherer abgemahnt, die auf freiwilliger Basis Kunden nach dem Albstadt-Erdbeben<br />

entschädigt hatten – dies läge außerhalb der genehmigten Geschäftstätigkeit. Erst seit<br />

1991 ermöglicht in Deutschland die so genannte »Erweiterte Elementarschadenversicherung«,<br />

auch bei privaten Anbietern eine Wohngebäude- oder Hausratversicherung um die Absicherung<br />

gegen Elementarschäden zu erweitern.<br />

Inzwischen gibt es überall Angebote, die umfassende Elementarschadenversicherung als Zusatzversicherung<br />

abzuschließen. Weshalb sich diese trotzdem schlecht verkaufen liegt wohl unter anderem<br />

daran, dass die meisten Hausbesitzer das Risiko, von einem Elementarereignis getroffen<br />

zu werden deutlich unterschätzen – und dass gleichzeitig die Erwartung vorherrscht, der Staat werde<br />

schon helfend eingreifen, wenn es zu einer Katastrophe kommt. Bis heute sind die Bundesbürger<br />

je nach Wohnort sehr unterschiedlich gegen Elementargefahren abgesichert – und nur in den Ländern,<br />

in denen es die umfassende Elementarschadenversicherung flächendeckend als Pflichtversicherung<br />

gab, ist die Abdeckung auch derzeit noch hoch.<br />

1970<br />

1911<br />

1991<br />

1978<br />

61<br />

1971


62 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

VERSICHERBARKEIT VON ERDBEBEN<br />

1996<br />

2002<br />

1995<br />

1978<br />

Nur alle 30 Jahre – Wie versichert man ein Erdbeben?<br />

ERDBEBEN GEHÖREN ZU DEN SELTENSTEN NATUREREIGNISSEN, DIE IN DEUTSCHLAND ZU ERWAR-<br />

TEN SIND. SIE KÖNNEN ABER ZU EINER GROSSEN ANZAHL VON SCHÄDEN VON IMMENSER HÖHE<br />

FÜHREN. DOCH WIE GELINGT ES DER <strong>SV</strong>, DIESES RISIKO DER <strong>VERSICHERT</strong>EN ABZUDECKEN UND DEN-<br />

NOCH DEN KUNDEN ANGEMESSENE PRÄMIEN ZU GARANTIEREN?<br />

Der Grundgedanke des Versicherungswesens besteht darin, das individuelle Risiko des Einzelnen<br />

über ein Kollektiv versicherbar zu machen. Je größer die Versicherungsgemeinschaft für ein gleichartiges<br />

Risiko – etwa Elementarschäden – wird, desto besser ist im Schadenfall der Ausgleich. Der<br />

Kunde deckt sein persönliches Risiko über eine bezahlbare Prämie ab, die auf komplexen mathematischen<br />

Berechnungen basiert. Die Abschätzung von Schadenpotenzialen erfordert von den<br />

Mathematikern und Statistikern der <strong>SV</strong> solide Kenntnisse über das Naturereignis, seine Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und des zu erwartenden Schadens. Diese Größen sind nur schwer zu bestimmen<br />

und müssen aus bekannten Schäden der Vergangenheit abgeleitet werden. Da Naturereignisse wie<br />

Sturm, Hagel oder Hochwasser im Geschäftsgebiet relativ häufig auftreten, können die von der <strong>SV</strong><br />

gesammelten Schadendaten nach verschiedenen Anpassungen in Risikomodellen zusammengefasst<br />

werden. Sie geben die bestmögliche Schätzung des kalkulierten Schadensatzes wieder, also<br />

das Verhältnis der Zahlungen für Versicherungsfälle zu den gebuchten Prämien. Gemeinsam mit<br />

den Zuschlägen für die Dienstleistung Versicherung und weiteren versicherungsrelevanten Kosten<br />

wird dann der Beitragssatz ermittelt. Die Beitragssätze für die einzelnen Elementargefahren werden<br />

zwar einzeln berechnet, fließen aber in einen Gesamtbeitrag ein.<br />

In ihm ist auch das Risiko eines Schadens durch Erdbeben versichert. Die Ermittlung dieses Schadensatzes<br />

unterscheidet sich jedoch von dem anderer Naturereignisse. Das liegt zum einen daran,<br />

dass Beben mit großen Auswirkungen in Deutschland nur extrem selten auftreten. Das deutschlandweit<br />

einzige Erdbeben mit einer nachweislich höheren Intensität zwischen VII und VIII ereignete<br />

sich 1978 im baden-württembergischen Albstadt, bei dem beträchtliche Schäden an zahlreichen<br />

Gebäuden entstanden. Zum anderen sind die Gefährdungsgebiete, in denen mit derartigen Beben<br />

zu rechnen ist, aufgrund der geologischen Strukturen Deutschlands lokal sehr begrenzt. Für die<br />

Wahrscheinlichkeitsermittlung des Erdbebenrisikos greift der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV) daher einerseits auf die Schadenauswertungen von Albstadt und andererseits<br />

auf Erkenntnisse von Seismologen zurück.<br />

Forscher des GeoForschungsZentrums in Potsdam entwickelten 1996 eine Karte zur regionalen<br />

Erdbebengefährdung, die Deutschland in verschiedene Risikozonen unterteilt. Sie zeigt für jede<br />

einzelne Gemeinde den Gebäudeschaden an, der mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent<br />

in den nächsten 50 Jahren zu erwarten ist. Der GDV überträgt diese Daten auf Modelle und Karten,<br />

in denen die Gefährdung einzelner Gebiete anhand von Postleitzahlenbereichen in drei Risikozonen<br />

dargestellt werden kann. Die Ergebnisse des GDV sind auch die Grundlage für den Erdbeben-Beitragssatz<br />

der <strong>SV</strong>. Seit dem 1. Januar 1995 werden die Prämien danach berechnet, in welcher<br />

der vier Erdbebenzonen im Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung sich das zu versichernde<br />

Gebäude eines Kunden befindet. Da die <strong>SV</strong> zu diesem Zeitpunkt noch die vier Zonen umfassenden<br />

Gefährdungskarten des baden-württembergischen Landesamts für Geologie, Rohstoffe<br />

und Bergbau nutzte, wurde diese Einteilung später auch auf die vom GDV im Jahre 2002 entwickelten<br />

Karten übertragen. Das individuelle Risiko, durch Erdbeben geschädigt zu werden, fließt<br />

in die vom Versicherungsnehmer zu entrichtende Gesamtprämie ein.


64<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

DIE <strong>ELEMENTAR</strong>GEFAHR ERDE<br />

Erdbeben – Wenn die Erde Wellen schlägt<br />

DAS GROLLEN WIRD LAUTER, DANN GESPENSTISCHE STILLE. AUGENBLICKE SPÄTER GERÄT DIE WELT<br />

AUS DEN FUGEN: STRASSEN UND HÄUSER BILDEN RISSE UND UNTER DEN MENSCHEN BRICHT PANIK<br />

AUS. WELTWEIT EREIGNEN SICH NUR ETWA 20 DIESER GROSSBEBEN JÄHRLICH, WENIGE DAVON IN<br />

BESIEDELTEN GEBIETEN. DENNOCH KOMMEN IM JAHR DURCHSCHNITTLICH 50.000 MENSCHEN BEI<br />

ERDBEBEN UM. DOCH WODURCH ENTSTEHEN ERDBEBEN UND WAS MACHT SIE SO GEFÄHRLICH?<br />

Die Erdoberfläche besteht aus einem Mosaik aus 14 großen und mehreren kleinen tektonischen<br />

Platten. Ähnlich wie Eisschollen im Meer bewegen sie sich auf dem flüssigen Teil des Erdmantels<br />

um einige Zentimeter pro Jahr. Diesen Vorgang bezeichnet man als Kontinentaldrift. Sie wird<br />

durch thermische Konvektionsströmungen erzeugt, die bis in eine Tiefe von 2.900 Kilometern das<br />

zähe bis flüssige Gestein im Erdmantel durchmischen. Die Folgen sind je nach Bewegungsrichtung<br />

und der Lage der Platten unterschiedlich. Ob Rammen, Schrammen oder Zerren – die Verschiebung<br />

der Massen verläuft nie reibungsfrei. Die Erdplatten werden aneinander gepresst, Unregelmäßigkeiten<br />

in den Gesteinsschichten blockieren die Bewegung. Dabei werden in der Tiefe große elastische<br />

Spannungen aufgebaut, wie etwa bei einer Sprungfeder. Kann der Druck durch das Gestein<br />

nicht mehr kompensiert werden, bricht es. Dann kommt es im Erdbebenherd zu einer ruckartigen<br />

Verschiebung der Gesteine, die von wenigen Millimetern bis hin zu mehreren Metern reichen kann.<br />

Die dabei entstehenden seismischen Wellen sorgen an der Erdoberfläche für Erschütterungen.<br />

Die durch die Kontinentaldrift ausgelösten tektonischen Beben entstehen vor allem an den Plattengrenzen<br />

wie zum Beispiel entlang des Pazifischen Feuergürtels, der von Japan über Südostasien<br />

bis zur Westküste von Süd- und Nordamerika reicht. Entsteht ein Beben unterhalb des Meeresgrundes,<br />

kann dessen Energie in flachen Küstengewässern riesige Flutwellen – Tsunamis – verursachen.<br />

Tektonische Beben machen mit rund 90 Prozent den Großteil aller Erdbeben aus. Diese<br />

besitzen aber auch andere Ursachen. Große Vulkanausbrüche kündigen sich ebenfalls mit Erdbeben<br />

an, wenn sich das flüssige Magma sammelt und beim Aufsteigen für Spannungen im umliegenden<br />

Gestein sorgt. So genannte Einsturzbeben entstehen, wenn sich unterirdische Hohlräume<br />

durch Auswaschungen so vergrößern, dass sie durch Schwerkraft in sich zusammen fallen. Forscher<br />

vermuten, dass die Erde jährlich rund eine Million Mal bebt.<br />

Erdbeben dauern selten länger als ein paar Sekunden, aber der Schaden ist oft enorm. Die Auswirkungen<br />

von Erdbeben hängen von der Stärke, der Tiefe und der Entfernung vom Epizentrum,<br />

also dem senkrecht über dem Erdbebenherd gelegenen Punkt an der Oberfläche, ab. Dort sind die<br />

Folgen besonders schwer. Doch selbst starke Beben verändern die Landschaft meist nur indirekt,<br />

so etwa wenn die Erdstöße Berg- und Hangabrutschungen oder Schlammlawinen bewirken. Die<br />

vermeintliche Naturkatastrophe ist für den Menschen jedoch primär eine Kulturkatastrophe. Denn<br />

während die Anzahl der Erdbeben statistisch gesehen gleich bleibt, ändern sich die Siedlungsgewohnheiten.<br />

Steigende Bevölkerungszahlen und die Konzentration auf erdbebengefährdete<br />

Ballungsgebiete wie Tokio, Istanbul, Mexiko-Stadt oder San Francisco steigern das Risiko für eine<br />

Katastrophe. Die Abhängigkeit des Menschen von Technologie und ein weltweit wachsender Lebensstandard<br />

machen das System noch anfälliger. Daher können selbst moderate Beben in dicht<br />

besiedelten Gebieten große materielle Schäden anrichten. Kommt es hier zu schweren Erdstößen,<br />

werden Hochhäuser und andere Großbauten schnell zur Todesfalle. Die volkswirtschaftlichen Schäden<br />

durch Erdbeben bewegen sich weltweit in Milliardenhöhe.<br />

OST-WEST KOMPONENTE<br />

NORD-SÜD KOMPONENTE<br />

VERTIKAL KOMPONENTE<br />

SUMATRA-BEBEN<br />

01:00:00UT


01:16:40UT 01:33:20UT 01:50:00UT<br />

DAS SUMATRA-BEBEN VOM 26. DEZEM-<br />

BER 2004 MIT EINER MAGNITUDE VON<br />

9,0 IST DAS DRITTSTÄRKSTE GEMESSENE<br />

BEBEN. DER FOLGENDE TSUNAMI FOR-<br />

DERTE 230.000 MENSCHENLEBEN.<br />

SODOM UND GOMORRHA GEHEN IM<br />

ALTEN TESTAMENT DURCH EINEN REGEN<br />

AUS FEUER UND SCHWEFEL UNTER. FOR-<br />

SCHER HALTEN AUCH EIN ERDBEBEN<br />

FÜR MÖGLICH, DURCH DAS SICH METHAN-<br />

GAS-LAGER ENTZÜNDETEN UND DIE<br />

STÄDTE INS TOTE MEER ABRUTSCHEN LIESS.<br />

ZEITSPRÜNGE IN DER ERDGESCHICHTE<br />

ERDBEBEN LÖSEN PLÖTZLICHE VERÄNDERUNGEN AN DER<br />

ERDOBERFLÄCHE AUS. SIE KÖNNEN ERDRUTSCHE UND<br />

ERDFÄLLE BEWIRKEN SIND ABER NICHT DIE EINZIGE UR-<br />

SACHE FÜR DIESE NATÜRLICHEN MASSENBEWEGUNGEN.<br />

Bei Rutschungen gleiten, fallen, kippen, driften<br />

oder fließen Felsen, Schutt und Bodenmassen<br />

in unterschiedlichem Tempo zu Tal. Sie<br />

werden durch die Geologie, das Klima, die Verwitterung<br />

und nicht zuletzt durch menschliche<br />

Einflüsse bestimmt. Häufig lösen starke<br />

Niederschläge das Naturereignis aus. So begünstigte<br />

der lang anhaltende Regen am 12.<br />

April 1983 einen Bergrutsch, bei dem nahe der<br />

am Schwäbischen Albtrauf gelegenen Stadt<br />

Mössingen innerhalb weniger Stunden eine<br />

32 Meter breite Bergkante auf 600 Metern<br />

Länge 50 Meter tief absackte.<br />

Das Ereignis gilt als der größte deutsche Bergrutsch<br />

im 20. Jahrhundert. Auch unterirdische<br />

Hohlräume, die durch natürliche Ausschwemmung<br />

wasserlöslichen Gesteins – Subrosion<br />

– entstehen, verändern die Oberfläche. Sinkt<br />

darüber der Boden ein, können durch die folgenden<br />

Erdsenkungen Risse an Gebäuden<br />

entstehen. Brechen die Hohlräume zusammen,<br />

entstehen runde bis längliche trichterförmige<br />

Erdfälle. So auch am 15. Dezember<br />

1966 nahe dem badischen Eisingen. Wasser<br />

spülte Salzstöcke im Untergrund aus und<br />

schuf eine Höhle, die durch die Last des darüber<br />

liegenden Gesteins zusammenbrach.<br />

Es entstand ein 14 Meter langer Erdeinbruch<br />

von bis zu 45 Metern Tiefe, das Neue Eisinger<br />

Loch. Im Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> sind Erdrutsche<br />

und Erdfälle infolge natürlicher Ursachen<br />

sehr selten. Häufiger sind menschliche<br />

Eingriffe der Grund für Schäden, die etwa<br />

durch Absenkungen bei Erdarbeiten oder<br />

durch Bergbau entstehen.<br />

MAGNITUDE NICHT GLEICH INTENSITÄT<br />

Seismographen messen Teile der Bodenbewegung,<br />

sie werden auf dem Seismogramm<br />

erfasst. Daraus lässt sich mittels<br />

logarithmisch gegliederten Skalen die<br />

Magnitude oder Stärke eines Bebens berechnen.<br />

Pro Magnitudeneinheit steigt die<br />

Energie um das 32-fache an. Ein Beben<br />

der Magnitude 7,0 setzt also tausend Mal<br />

mehr Energie frei als eins der Stärke 5,0.<br />

Doch mit der bekanntesten Skala, der von<br />

Charles F. Richter 1935 entwickelten Richter-Skala,<br />

ist ein solches Beben gar nicht<br />

messbar. Sie erfasst nur einen Teil der Bodenbewegung<br />

bis etwa 6,5. Wird in den<br />

Medien über ein Beben der Magnitude 7,0<br />

auf der Richter-Skala gesprochen, bezieht<br />

man sich auf andere Skalen, die auch Magnituden<br />

messen.<br />

Da die Richter-Skala sehr bekannt ist, wird<br />

sie auch dann genannt, wenn der Berechnung<br />

eine andere zu Grunde liegt. Jedes<br />

Beben besitzt nur eine Magnitude, die Intensität<br />

– also die Auswirkung auf Menschen,<br />

Gebäude und Erdoberfläche – kann<br />

aber von Ort zu Ort verschieden sein. Sie<br />

hängt von der Magnitude, der Distanz zum<br />

Bebenherd und dem Untergrund ab. Deshalb<br />

gibt es weltweit verschiedene Skalen<br />

zur Intensitäts-Messung. Die Europäische<br />

Makroseismische Skala (EMS 98) misst in<br />

zwölf Stufen von nicht fühlbar bis vollständig<br />

verwüstend.<br />

SEISMOGRAPH


66 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ERDBEBENGEFAHR IN DEUTSCHLAND<br />

Deutschland unter Druck – Beben auf der Kontinentalplatte<br />

»DAS ZITTERN DES BODENS, WEITERGEGEBEN DURCH WÄNDE UND HÄUSER, KRIECHT DURCH ALLE<br />

NERVEN DURCH HIRN UND HERZ UND SCHAFFT UNRUHE UND BANGIGKEIT, WIE WIR SIE SONST<br />

NICHT KENNEN«, FASSTE DAS STUTTGARTER »NEUE TAGBLATT« DIE EREIGNISSE VOM 16. NOVEMBER<br />

1911 ZUSAMMEN. EIN ERDBEBEN HATTE AM SPÄTEN ABEND DIE GEGEND UM ALBSTADT ERSCHÜT-<br />

TERT, TAUSENDE MENSCHEN FLÜCHTETEN AUS ANGST INS FREIE.<br />

Wissenschaftler vermuten, dass das Beben von Albstadt eine Magnitude zwischen 5,6 und 6,1 auf<br />

der Richter-Skala besaß. Erdbeben dieser Stärke sind in Mitteleuropa selten zu erwarten. Doch wie<br />

ist es überhaupt möglich, dass in Deutschland die Erde bebt? Erdbebenkatastrophen kennt man<br />

in Deutschland nur aus dem Fernsehen. Im Gegensatz zu Italien, Griechenland oder der Türkei liegt<br />

es inmitten der stabilen eurasischen Platte und weit von Kontinentalplattenrändern entfernt, an<br />

denen es zu großen Erdbeben kommen kann. Zwar registrieren deutschlandweit installierte Seismographen<br />

rund um die Uhr Beben, doch nur wenige werden auch von Menschen wahrgenommen.<br />

Die so genannten Intraplattenbeben entstehen in einer Tiefe von fünf bis 30 Kilometern, und besitzen<br />

selten eine Magnitude von 6 oder 7. Man nimmt an, dass sie eine Folge des Zusammenstoßes<br />

von der eurasischen mit der afrikanischen Kontinentalplatte sind. Dieser Prozess führt seit Jahrmillionen<br />

zum Auffalten der Alpen. Spannungen, die an den Plattengrenzen entstehen, übertragen<br />

sich auf den gesamten Plattenkörper: Deutschland steht unter Druck. Geologische Schwächezonen,<br />

wie alte Brüche und Plattenrandzonen, die sich bis in das Gebiet Deutschlands verschoben<br />

haben, geben diesem Druck wie Sollbruchstellen nach. Die Erde bebt dann auch bei uns.<br />

Die seismischen Aktivitäten in Deutschland konzentrieren sich auf fünf Gebiete, zu denen auch die<br />

Kölner Bucht und das sächsische Vogtland gehören. Seit dem starken Erdbeben im Jahr 1911 gilt<br />

die baden-württembergische Zollernalb als das aktivste Erdbebengebiet im Nordalpenraum. In<br />

den vergangenen 100 Jahren ereigneten sich hier allein drei Beben mit einer Magnitude von über<br />

5,5 auf der Richter-Skala, die von hunderten Nachbeben begleitet wurden. Dazu kommt eine Vielzahl<br />

schwächerer Erdstöße. Das Gebiet liegt auf der Süddeutschen Großscholle, die von vielen<br />

von Südost nach Nordwest verlaufenden Bruchzonen und Verwerfungen durchzogen ist. Lange<br />

glaubte man, dass der geologisch inaktive Zollerngraben sich reaktiviert habe und die Beben um<br />

Albstadt verursachte. Heute ist bekannt, dass eine neu entstandene Schwächezone, die so genannte<br />

Schwäbische Erdbebenlinie, die Erdstöße auslöst.<br />

Der Oberrheingraben, der sich entlang dem Rhein über 300 Kilometer von der Schweizer Grenze<br />

bis zum hessischen Taunus-Gebirge zieht, ist ebenfalls ein Risikogebiet. Hier driftet der Schwarzwald<br />

langsam nach Norden, während die französischen Vogesen sich nach Süden bewegen. Dazwischen<br />

senkt sich seit Millionen Jahren der Oberrheingraben ab. Diese Prozesse verursachen<br />

vor allem im südlichen Teil rund um Freiburg zahlreiche kleinere Erdbeben. Auch im Osten Thüringens<br />

rund um die Stadt Gera bebt die Erde immer wieder, da die Gegend in der Nähe einer Störungszone<br />

– dem Egergraben – liegt. So ereignete sich im Jahr 1872 ein Beben der Magnitude 5,5.<br />

Trotz der vergleichsweise geringen seismischen Aktivität sollte das Risiko für immense Schäden<br />

nicht unterschätzt werden. Vor allem in Baden-Württemberg und Hessen liegen Siedlungsgebiete,<br />

Industrieanlagen und Kraftwerke dicht beieinander. Sie könnten trotz strenger Bauvorschriften<br />

Sicherheitsrisiken bergen. Auch wenn die Auswirkung von Beben sich auf kleine Flächen von wenigen<br />

Quadratkilometern konzentriert, könnten die Schäden hunderte Millionen Euro erreichen.<br />

1911<br />

1872


ZONE 0<br />

ZONE 1<br />

ZONE 2<br />

ZONE 3<br />

Köln<br />

Freiburg<br />

DIE VOM GEOFORSCHUNGS-<br />

ZENTRUM POTSDAM 1996<br />

ENTWICKELTE KARTE LIEGT<br />

BAUNORMEN UND VERSICHE-<br />

RUNGSPRÄMIEN ZU GRUNDE.<br />

Frankfurt<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Tübingen<br />

ABGEDECKTE DÄCHER, ABGESTÜTZTE<br />

HÄUSER: BEI DEM ALBSTADTBEBEN<br />

1978 WURDEN DER <strong>SV</strong> 11.500 SCHÄ-<br />

DEN MIT EINER GESAMTSUMME VON<br />

120 MILLIONEN EURO GEMELDET.<br />

Gera<br />

SCHLAFLOS IM SCHWARZWALD<br />

Mitten in der Nacht um 2:52 Uhr wurden am<br />

5. Dezember 2004 im südlichen Baden-Württemberg<br />

Tausende Einwohner von lautem Grollen<br />

und sekundenlangen Ruckelbewegungen<br />

geweckt. Ausgehend vom Epizentrum Waldkirch<br />

erschütterte ein Erdbeben der Magnitude<br />

5,4 die Region im Südschwarzwald. Die<br />

Erdstöße waren bis in 250 Kilometer Entfernung<br />

spürbar. Im Umkreis von 35 Kilometern<br />

wurden etliche Gebäude beschädigt. Risse zogen<br />

sich durch Putz und Mauerwerk, Ziegel fielen<br />

vom Dach, Kamine und Kachelöfen stürzten<br />

ein. Sogar aus dem 150 Kilometer entfernten<br />

Stuttgart wurde ein eingestürzter Schornstein<br />

gemeldet. Trotz der ungewohnt hohen Mag-<br />

ALLE 30 JAHRE MILLIONENSCHÄDEN?<br />

Mit dem Eröffnungsbeben im Jahr 1911 aktivierte<br />

sich Mitteleuropas jüngster und aktivster<br />

Erdbebenherd – und das mitten in Baden-Württemberg.<br />

In der Zollernalb rund um<br />

Albstadt kommt es im Schnitt alle 30 Jahre zu<br />

stärkeren Erdstößen, so auch im Mai 1943.<br />

Das vorerst letzte mittelschwere Beben mit<br />

einer Magnitude von 5,8 schreckte am Morgen<br />

des 3. September 1978 nicht nur die Bewohner<br />

Albstadts, sondern ganz Süddeutschlands<br />

aus dem Schlaf. Die Schäden an Dächern und<br />

Wänden wurden durch die Nachbeben, die eine<br />

Magnitude von bis zu 4,7 aufwiesen, noch<br />

verschlimmert.<br />

Tausende Feuerwehrleute, Soldaten, Mitarbeiter<br />

des Technischen Hilfswerks und des Roten<br />

Kreuzes sicherten in den Wochen nach dem<br />

Beben Wohnhäuser und Fabriken. Auch wenn<br />

keine Menschen zu Schaden kamen: Viele standen<br />

am Rande ihrer Existenz. Die Erdstöße<br />

hatten in wenigen Sekunden zahlreiche Gebäude<br />

unbewohnbar gemacht. Fast 70 Gebäude<br />

mussten in den nachfolgenden Wochen<br />

ganz oder zum Teil abgerissen werden. Im März<br />

2003 wurde die Region nochmals von einem<br />

kleineren Beben der Magnitude 4,4 erschüttert.<br />

Dabei entstanden nur wenige Schäden.<br />

nitude hielten sich die Schäden in Grenzen, da<br />

in Baden-Württemberg seit 1957 Richtlinien<br />

die Erdbebensicherheit von Gebäuden erhöhen.<br />

Dennoch: Wissenschaftler machten darauf<br />

aufmerksam, dass das in 12 Kilometern<br />

Tiefe entstandene Beben auch nicht direkt<br />

Stadtgebiete traf. Die Schäden wären dann<br />

sicher höher gewesen. Obwohl der Oberrheingraben<br />

für seine seismischen Aktivitäten bekannt<br />

ist, sind Erdbeben dieser Stärke nur sehr<br />

selten zu erwarten. Dennoch darf die Gefahr<br />

auch in Zukunft nicht unterschätzt werden.<br />

Die <strong>SV</strong> regulierte die rund 7.000 gemeldeten<br />

Schäden in Waldkirch mit einer Gesamtsumme<br />

von vier Millionen Euro.


68<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ERDBEBENVORHERSAGE<br />

Zur Schadenprävention bei Erdbeben<br />

trägt erdbebensicheres Bauen ebenso<br />

bei wie eine verbesserte Vorhersage.<br />

1988<br />

1975<br />

1993<br />

2004<br />

Erdbebenvorhersage – Der Blick in die Erd-Kristallkugel<br />

DA ERDBEBEN NICHT NUR ENORME SACHSCHÄDEN ANRICHTEN, SONDERN JÄHRLICH AUCH TAUSEN-<br />

DE DAS LEBEN KOSTEN, KÖNNTEN SICHERE PROGNOSEN DAS RISIKO DEUTLICH VERRINGERN. IM<br />

PRINZIP MÜSSTEN SEISMOLOGEN NUR RECHTZEITIG WISSEN, ZU WELCHER ZEIT AN WELCHEM ORT<br />

EIN ERDBEBEN MIT WELCHER STÄRKE AUFTRETEN WIRD. DOCH SO LEICHT GIBT DIE ERDE IHRE GE-<br />

HEIMNISSE NICHT PREIS. BISHERIGE VORHERSAGEN GLEICHEN EINEM BLICK IN DIE KRISTALLKUGEL.<br />

Aufregung in der Forscherwelt verursachte die Vorhersage des Erdbebens von Haicheng im Jahr<br />

1975. Bereits im Vorjahr zeigten sich in der Region im Nordosten Chinas unregelmäßige tektonische<br />

Aktivitäten. Nachdem am Morgen des 4. Februar die Erde von hunderten kleinen Erdstößen erschüttert<br />

wurde, informierten die Seismologen die Behörden. Als ein gewaltiges Beben der Magnitude<br />

7,3 um 19:36 Uhr große Teile der Stadt zerstörte, waren die Bewohner bereits evakuiert. Ohne die<br />

Warnung wären dem Beben etwa 100.000 Menschen zum Opfer gefallen. Auch wenn weltweit<br />

Wissenschaftler Skepsis äußerten und darauf aufmerksam machten, dass sich in Risikogebieten<br />

normale tektonische Aktivitäten nicht von Vorbeben unterscheiden lassen – der Erfolg gab den chinesischen<br />

Kollegen zunächst Recht. Doch nur eineinhalb Jahre später kam der Rückschlag, als ein<br />

Beben der Magnitude 8,2 die ebenfalls in Nordchina gelegene Industriestadt Tangshan in Schutt<br />

und Asche legte. Doch nicht nur China, sondern auch die USA förderten ein Programm, dessen Ziel<br />

die sichere Vorhersage von Zeit, Ort und Stärke von Erdbeben war.<br />

Der kalifornische Ort Parkfield geriet in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts in das Visier<br />

der Forscher. Dort traten im Schnitt alle 22 Jahre Beben mit der nahezu gleichen Magnitude von<br />

6,0 auf. Daher prognostizierte man ein ähnlich starkes Beben zwischen 1988 und 1993 mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent. Man erhoffte sich durch das umfangreiche seismologische<br />

Messnetzwerk vor allem Informationen über Vorzeichen. Doch Ende 1993 wurde klar, dass die Statistik<br />

offensichtlich die restlichen fünf Prozent stützte: Das ersehnte Beben blieb bis zum 28. September<br />

2004 aus, doch wies es dann eine Magnitude von 6,0 auf. Auch andere Projekte zeigten<br />

zwar einzelne Erfolge, wurden aber von den meisten Experten heftig kritisiert.<br />

Die Vorhersage von Erdbeben gestaltet sich deshalb so schwierig, weil nicht alle geologischen<br />

Bruch- und Störungszonen in der Tiefe der Erdkruste bekannt sind. Man kann nur vage vermuten,<br />

wie sich die Strukturen im Untergrund verformen und welche Folgen die Prozesse an der Erdoberfläche<br />

bewirken. Selbst wenn bekannt ist, dass sich an tektonischen Schwachstellen Veränderungen<br />

vollziehen, können die Wissenschaftler daraus noch keine sicheren Prognosen ableiten. Auch wenn<br />

man sich heute von detaillierten Prognosen verabschiedet hat, gibt es einzelne Phänomene, die in<br />

Zukunft möglicherweise zur genaueren Vorhersage herangezogen werden können. Als relativ verlässlich<br />

haben sich bisher jedoch nur Langzeitprognosen erwiesen. Sie basieren auf der Abschätzung<br />

des Erdbebenrisikos an einem bestimmten Ort, für den umfangreiche Informationen vorliegen<br />

müssen. Es werden verschiedene Modelle zu Rate gezogen, doch die Berechnung der Wahrscheinlichkeit<br />

ist anfällig für Fehlkalkulationen und eine genaue Prognose ohnehin nicht möglich. Doch<br />

eine Möglichkeit bleibt: Da die Ausbreitung von Erdbebenwellen gut berechnet werden kann, sind<br />

kurzfristige Warnungen möglich. Werden etwa an Mexikos Küste die ersten seismischen Signale<br />

erfasst, wird eine Warnung per Funk übermittelt. Etwa eine Minute vor dem Eintreffen der Schadenwellen<br />

heulen in der Metropole Mexico City Sirenen auf. Doch nicht immer ist die technische Umsetzung<br />

von Frühwarnungen möglich, oft sind Risikozonen Gebiete mit schlechter Infrastruktur.<br />

Wichtigste Aufgabe ist nach Auffassung der Forschung die Schulung des Risikobewusstseins, das<br />

sich in Schutzmaßnahmen, Baurichtlinien und Katastrophenschutzplänen widerspiegeln sollte.


DER LANGE WEG VON ALBSTADT ZUR DIN 4149<br />

In Baden-Württemberg gelten seit 1957 Richtlinien<br />

zum erdbebensicheren Bauen. Bei dem<br />

Albstadt-Beben im Jahr 1978 zeigte sich, dass<br />

vor allem Gebäude, die vor 1960 gebaut wurden,<br />

größere Schäden aufwiesen, als die jüngeren<br />

Baudatums. Die Erdbeben-Richtlinie Baden-<br />

Württembergs wurde daher 1981 in die DIN<br />

4149 überführt und gemäß europäischen Richtlinien<br />

2005 angepasst. Sie ist auf deutsche Verhältnisse<br />

zugeschnitten und bezieht neben<br />

den Besonderheiten von Geologie und Seismizität,<br />

auch die der Gebäudebauweise ein.<br />

Treffen Erdbebenwellen auf ein Gebäude, entstehen<br />

Kräfte, die sich der Bewegung entgegenstellen<br />

– die so genannten Erdbebenlasten.<br />

Sie hängen von der Beschleunigung und<br />

der Beschaffenheit des Bodens sowie dem<br />

Schwingungsverhalten des Bauwerkes ab. Bebensicheres<br />

Bauen bedeutet vor allem, Gebäude<br />

gegen die horizontale Trägheitskräfte<br />

auszulegen und so Personenschäden zu vermeiden.<br />

Weil es in Deutschland nur wenige<br />

Beben gibt, setzt man auf einfache Bauregeln,<br />

die mit wenig Aufwand umsetzbar sind.<br />

ATOMKRAFTWERKE BRAUCHEN MEHR ALS DIN<br />

Häuslebauer müssen in Baden-Württemberg<br />

ihren Bauplan gemäß DIN 4149 entwerfen,<br />

auch wer umbaut muss die technischen Bestimmungen<br />

beachten. Ältere Gebäude unterliegen<br />

dem Bestandsschutz, es liegt im<br />

Interesse des Eigentümers, freiwillig Nachbesserungen<br />

durchzuführen. Denn generell<br />

gilt: Wer sicher baut, wird mit weniger Schäden<br />

belohnt. Schulen oder Wohnblöcke sind<br />

übrigens genauso wie Krankenhäuser und<br />

Feuerwehren für stärkere Belastungen ausgelegt.<br />

Die Norm gilt allerdings nicht für Objekte,<br />

von denen bei Beben zusätzliche Gefahr ausgeht.<br />

In Deutschland werden Talsperren, Brücken,<br />

chemische oder kerntechnische Anlagen<br />

stets so konstruiert, dass sie einem Starkbeben<br />

standhalten. Mit einer solchen Erschütterung<br />

rechnen Forscher aber nur ein Mal in<br />

hunderttausend Jahren.


70<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ANTHROPOGENE ERDBEBEN<br />

2007<br />

2006<br />

2008<br />

2004<br />

Nicht nur der Bergbau – Wenn der Mensch Erdbeben auslöst<br />

NATÜRLICHE ERDBEBEN SIND VOR ALLEM EINE FOLGE VON TEKTONIK UND VULKANISMUS. GEWALTIGE<br />

KRÄFTE SIND DABEI AM WERK. DASS DER MENSCH DIE KILOMETERDICKEN GESTEINSSCHICHTEN ZUM<br />

ZITTERN BRINGEN KANN, ERSCHEINT AUF DEN ERSTEN BLICK SEHR UNWAHRSCHEINLICH. DOCH EINE<br />

REIHE VON BEISPIELEN ZEIGT, DASS AUCH MENSCHLICHE AKTIVITÄTEN ERDBEBEN BEWIRKEN KÖNNEN.<br />

Der Energiegewinnung durch Erdwärme kommt eine immer größere Bedeutung zu, da sie zu den<br />

erneuerbaren Energiequellen gehört. Während die oberflächennahe Geothermie zur Heizung<br />

oder Kühlung genutzt wird, ist die tiefe Geothermie vor allem zur Wärmegewinnung und Stromerzeugung<br />

geeignet. Im schweizerischen Basel sollte mit dem Deep Heat Mining Projekt durch die<br />

natürliche Erdwärme des Untergrundes ebenfalls Energie gewonnen werden. Dabei nutzte man<br />

das Hot-Dry-Rock-Verfahren. Durch ein Bohrloch wurde Wasser unter hohem Druck in die Tiefe gepresst<br />

um gezielt Mikrobeben jenseits der Wahrnehmungsschwelle zu erzeugen. Dadurch sollten<br />

Risse im Gestein entstehen. In ihnen kann später kaltes Wasser erhitzt werden, das dann zur Energiegewinnung<br />

durch ein weiteres Bohrloch zurück an die Oberfläche befördert werden kann. Anfang<br />

Dezember 2006 begann das Einpressen von Wasser, das wie geplant Mikrobeben erzeugte.<br />

Am 8. Dezember kam es jedoch zu einem von einem lauten Knall begleiteten Erdbeben mit der unerwartet<br />

hohen Magnitude von 3,4. Obwohl die Schäden gering waren wurde das Projekt sofort<br />

gestoppt. Dennoch folgten bis Anfang Februar 2007 weitere Beben über der Magnitude 3, deren<br />

Epizentren ebenfalls nahe der Bohrstelle lagen. Auswertungen kamen zu dem Schluss, dass die<br />

Beben zwar nicht von Menschenhand gemacht, aber davon ausgelöst wurden. Basel liegt in dem<br />

Erdbebengebiet des Oberrheingrabens, der Untergrund steht hier ständig unter Spannung. Das<br />

Einpressen des Wassers löste vermutlich den Druck und somit auch die Erdbeben aus.<br />

Nicht nur das Einpressen, sondern auch das Fördern von Flüssigkeit oder Gas aus der oberen Erdkruste<br />

kann Erdbeben erzeugen. Gleich ein Erdstoß der Magnitude 4,5 erschütterte Hamburg am<br />

20. Oktober 2004 – und das obwohl Norddeutschland als erdbebenfrei gilt. Die Messungen registrierten<br />

den Bebenherd im rund 90 Kilometer entfernten Gasfördergebiet Rotenburg. Ein halbes<br />

Jahr später bebte die Erde auch im niedersächsischen Syke. Erste Auswertungen brachten die<br />

Beben mit einer uralten Schwächezone in Verbindung, die in acht Kilometern Tiefe aufgerissen sei.<br />

Weitere Analysen ergaben aber, dass beide Beben auch in Zusammenhang mit der Erdgasförderung<br />

stehen könnten. Sie hatte vermutlich die Spannung einer unter der Lagerstätte gelegenen<br />

Gesteinsspalte erhöht, die anschließend aufgebrochen sei. Ein weiteres Indiz dafür war, dass anders<br />

als bei natürlichen Beben diesen Erdstößen keine kleineren Beben vorausgegangen waren.<br />

Vor allem in Bergbauregionen kommt es durch menschliche Aktivitäten immer wieder zu stärkeren<br />

Erdbeben, Auch wenn ein Großteil der in Deutschland – ohnehin recht seltenen – spürbaren<br />

Beben natürliche Ursachen hat, wackelt die Erde oft in Fördergebieten. Beim Abbau von Kohle, Salz<br />

und Erzen werden in der Tiefe Hohlräume geschaffen, über denen das Gestein absackt. Wird der<br />

Druck auf die Hohlräume zu hoch, bricht der Fels: Bergleute sprechen von einem Gebirgsschlag.<br />

Je größer Bruch und Bewegung sind, desto stärker ist das Beben. Da die Rohstoffförderung ein<br />

wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor ist, ist die Frage nach den Verantwortlichen heikel. Dennoch<br />

sorgte im Februar 2008 das Beben der Magnitude 4,1 im saarländischen Ensdorf für das vorläufige<br />

Ende des Steinkohleabbaus in der Region. Die Landesregierung begründete den Abbaustopp<br />

mit der Anzahl und Intensität der Beben, deren Schadensausmaß den sozialen Frieden gefährdete.


KEIN UNTERSCHIED ZU EINEM<br />

NATÜRLICHEN ERDBEBEN:<br />

DAS SCHADENAUSMASS IN<br />

VÖLKERSHAUSEN WAR ENORM.<br />

Montag, 14:02 Uhr: Gebirgsschlag in Völkershausen<br />

AM 13. MÄRZ 1989, KURZ NACH ZWEI UHR NACHMITTAGS VERLIEREN DIE EINWOHNER DER THÜRIN-<br />

GISCHEN RHÖNGEMEINDE VÖLKERSHAUSEN PLÖTZLICH DEN BODEN UNTER DEN FÜSSEN. ALS DAS<br />

WACKELN UND ZITTERN DER ERDE AUFHÖRT, IST DER ORT NICHT MEHR WIEDER ZU ERKENNEN.<br />

Gerissene Wände, verschobene Giebel, überall<br />

liegen heruntergefallene Ziegel und Mauerwerk<br />

– über 80 Prozent der Häuser des Ortes<br />

sind innerhalb von zwölf Sekunden beschädigt.<br />

Auch in umliegenden Ortschaften kommt es zu<br />

zahlreichen Schäden. Nur wenig später melden<br />

die DDR-Behörden den Einsturz von rund sieben<br />

Quadratkilometern Abbaufläche in der Kalisalz-<br />

Grube »Ernst Thälmann« nach einer planmäßigen<br />

Sprengung in 850 Metern Teufe. Etwa 3.200<br />

Stützpfeiler mit einer Höhe von bis zu zehn Metern<br />

brachen in einer Kettenreaktion zusammen<br />

und lösten das stärkste je von Menschen<br />

erzeugte Erdbeben mit der Magnitude 5,6 aus.<br />

Völkershausen lag direkt über dem Bruchfeld,<br />

durch den Einsturz senkte sich die Erdoberfläche<br />

um bis zu einen Meter ab.<br />

Das Beben wurde schnell zum Politikum. So behaupteten<br />

die DDR-Behörden, dass das rhythmische<br />

Einpressen von Abwässern der hessischen<br />

Kaliindustrie in die Gebirgsdecke den Gebirgsschlag<br />

ausgelöst habe. Auf Seiten der BRD<br />

vermutete man, dass die Stützpfeiler zu klein<br />

dimensioniert waren, um so die Ausbeute zu<br />

steigern. Kalisalz war ein wichtiges Exportgut<br />

der DDR. Das Ereignis galt als vorhersehbar,<br />

denn durch den DDR-Bergbau bebte es in der<br />

Werra-Region bereits mehrmals mit einer Magnitude<br />

von bis zu 5,2. Die unbürokratische und<br />

zügige Hilfeleistung des Staates nach der Katastrophe<br />

ließ vermuten, dass das Risiko bekannt<br />

war. Bereits im Juni 1989 waren 43 Millionen<br />

DDR-Mark in den Wiederaufbau geflossen.<br />

Doch auch wenn wie durch ein Wunder niemand<br />

sein Leben verlor – das historische Gesicht<br />

des Ortes war zerstört. Nicht nur zahlreiche<br />

Häuser und das Amtshaus mussten abgerissen<br />

werden, auch das Schloss und die Kirche wurden<br />

gesprengt. Erst im Jahr 1992 konnte eine<br />

neue Kirche eingeweiht werden. Bis heute dauern<br />

hingegen die Sicherungsmaßnahmen unter<br />

Tage an. Hier verfüllen rund 200 Kumpel die<br />

Hohlräume zwischen den brüchigen Pfeilern<br />

mit Salz aus den noch bestehenden Abbaufeldern.<br />

Nur so können weitere Gebirgsschläge<br />

verhindert werden.<br />

ABBRUCHARBEITEN AN EINEM SCHORNSTEIN


72<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

WISSENSCHAFT<br />

MIT DER TASK FORCE<br />

RÜCKT DIE DEUTSCHE »TASK FORCE ERDBEBEN« AUS, HEISST ES SCHNELL ZU HANDELN:<br />

OB CHILE ODER INDONESIEN – NUR WENIGE TAGE NACH EINEM SCHADENBEBEN MUSS<br />

AUF ERDBEBENJAGD DER EINSATZORT ERREICHT SEIN. AUSGERÜSTET MIT MESSGERÄTEN, RECHNERN UND<br />

SCHWEREM GERÄT UNTERSUCHEN GEOWISSENSCHAFTLER UND SEISMOLOGEN DORT DIE VIELZAHL AN NACHBEBEN. SIE GEBEN AUF-<br />

SCHLUSS ÜBER DAS EIGENTLICHE BEBEN UND SEINE AUSWIRKUNGEN. DOCH DAS IST NICHT DIE EINZIGE AUFGABE DER EINSATZTRUPPE.<br />

Das Projekt Task Force Erdbeben<br />

Das Projekt, das von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen<br />

und Versicherern angeregt wurde, hat seit seiner Gründung<br />

im Jahr 1993 seinen Sitz am deutschen Geoforschungszentrum<br />

in Potsdam. Von hier aus werden die Einsätze in betroffenen<br />

Erdbebengebieten koordiniert und verwaltet. Mit der Gründung<br />

der Task Force Erdbeben leistete die deutsche Forschung ihren<br />

Beitrag zur Internationalen Dekade der Katastrophenvorbeugung,<br />

die von den Vereinigten Nationen zwischen den Jahren<br />

1990 bis 1999 erklärt wurde, sowie deren Nachfolgeprogramm<br />

ab dem Jahr 2000. Aufgabe des Projektes ist daher einerseits die<br />

Koordination der wissenschaftlichen und angewandten Forschungsarbeiten<br />

der Einsatzgruppen zum Thema Erdbeben in<br />

Deutschland und andererseits die Organisation des weltweiten<br />

Einsatzes von interdisziplinären Expertengruppen im Falle eines<br />

schweren Bebens. Die Task Force kooperiert mit einem internationalen<br />

Netzwerk aus Forschungsinstituten, staatlichen Einrichtungen<br />

und Universitäten. Hinzu kommt die Zusammenarbeit<br />

mit wirtschaftlichen und humanitären Organisationen.<br />

Einen größeren Zusammenhang sehen<br />

Kommt es in einer Region zu einem Beben der Magnitude 5,0<br />

und mehr, so sind die Folgen oft dramatisch. Geophysikalische<br />

Prozesse sind dafür jedoch nur eine Ursache. Denn nach einem<br />

Beben zeigt sich, wie anfällig nicht nur Gebäude und Infrastrukturen<br />

sind, sondern auch, wie schwierig sich die Arbeit von Rettungskräften,<br />

Katastrophenschutz und Verwaltungen gestaltet.<br />

Ziel der Task Force Erdbeben ist es, geologische Untersuchungen<br />

vor Ort in einen größeren Zusammenhang zu setzen. Daher<br />

begleiten neben Geowissenschaftlern, Hydrogeologen und Seismologen<br />

auch Bauingenieure und Sozialwissenschaftler die<br />

Einsätze. Nach einem Katastrophenbeben wendet sich die Task<br />

Force zunächst an die Behörden oder geophysikalischen Institute<br />

des betroffenen Landes mit dem Vorschlag für einen Einsatz.<br />

Häufig fragen die Staaten selbst an, für viele Länder gibt es<br />

bereits Vorabvereinbarungen. So kann beispielsweise beim Aus-<br />

Das stärkste je gemessene Erdbeben ereignete sich am 22. Mai 1960 im chilenischen Valdivia mit der<br />

Magnitude 9,5 ••• Den ersten Apparat zur Richtungsbestimmung von Erdbebenwellen konstruierte<br />

stellen von Visa oder der Einfuhr technischer Geräte wertvolle<br />

Zeit für Untersuchungen gewonnen werden. Die Task Force verfügt<br />

über einen umfangreichen Gerätepool, ist aber auf die logistische<br />

Unterstützung der Partnerinstitute des Gastlandes<br />

angewiesen. Nach der Ankunft im Krisengebiet wird zunächst<br />

ein Hauptquartier aufgebaut, das mit Rechnern und Werkstätten<br />

ausgerüstet ist. Hierfür muss ein geeignetes Gebäude gefunden<br />

werden, das über eine nachbebensichere Bausubstanz,<br />

Strom und Wasser verfügt. In einem Katastrophengebiet ist das<br />

oft schwierig, daher liegt das Hauptquartier meist knapp außerhalb<br />

der Risikozone, so dass die Einsatzorte dennoch leicht<br />

zu erreichen sind. Die bis zu zehn Mitglieder der Einsatzgruppe<br />

müssen flexibel sein. Wie sich ein Team zusammensetzt, hängt<br />

einerseits vom Einsatzort und andererseits von den gesetzten<br />

Arbeitsschwerpunkten ab. Studenten und Wissenschaftler aus<br />

betroffenen Ländern werden gern einbezogen, da sie nicht nur<br />

über nötiges Fachwissen verfügen, sondern auch direkten Kontakt<br />

zu Behörden und der Bevölkerung aufbauen können. Doch<br />

wie gehen die Forscher vor Ort vor?<br />

Interdisziplinäres Arbeiten ist gefragt<br />

Bei nahezu allen Einsätzen werden zunächst die geophysikalischen<br />

Prozesse näher untersucht. Dazu wird innerhalb der ersten<br />

Tage ein Netz von Seismographen im Gelände entlang der<br />

Bruchfläche des Bebens aufgebaut. Die Messgeräte stehen 20<br />

bis 35 Kilometer voneinander entfernt. Je dichter das Netz, desto<br />

genauer können die einzelnen Nachbeben lokalisiert werden.<br />

Vor allem bei großen Beben mit Bruchflächen von mehreren<br />

hundert Kilometern Länge ist daher die Kooperation mit lokalen<br />

Instituten und angereisten Forscherteams wichtig, da über ein<br />

einzelnes Messnetz nicht genügend Daten gesammelt werden<br />

können. Bei einer Zusammenarbeit stehen die Informationen<br />

so auch allen beteiligten Teams zur Verfügung. Die Spezialisten<br />

der Task Force kartieren auch die Verformungen an der Erdoberfläche.<br />

So kann Stück für Stück rekonstruiert werden, wo das Beben<br />

ausgelöst wurde und wie sich die seismischen Wellen<br />

ausgebreitet haben. Wichtig ist auch die Aufgabe der Bauinge-


der chinesische Erfinder Zhang Heng um 132 n. Chr. ••• Werke der Literatur und Philosophie machten das Beben von Lissabon mit der Magnitude 8,7 am 1. November<br />

1755 zum welthistorischen Ereignis ••• Das Erdbeben, das am 18. Oktober 1356 bei Basel stattfand, ist das stärkste in historischer Zeit in Europa dokumentierte •••<br />

nieure. Sie analysieren in den Wochen nach dem Beben vor Ort<br />

die Schäden an Gebäuden und stellen so die Auswirkung des<br />

Bebens fest. Ihre Ergebnisse tragen dazu bei, einen zügigen<br />

Wiederaufbau zu ermöglichen und Empfehlungen für sichere<br />

Bauweisen zu geben. Das durch die Bauingenieure definierte<br />

Schadenbild wird mit den Ergebnissen der Seismologen und<br />

Geowissenschaftler verglichen und parallel dazu in Karten und<br />

Modellen erfasst. Bei einigen Einsätzen sind auch Soziologen<br />

vor Ort. Sie befragen die Bevölkerung hinsichtlich der Auswirkungen<br />

des Bebens auf die Gesellschaft. Katastrophensoziologische<br />

Modelle werden so in der Praxis geprüft und gegebenenfalls<br />

angepasst. Die bisher 19 Forschungseinsätze führten die Forscher<br />

bis nach Chile, Venezuela, die Türkei, Pakistan und Indien.<br />

Jeder Einsatz hilft den Forschern nicht nur die Mechanismen<br />

einer Erdbebenkatastrophe besser zu verstehen, sondern auch<br />

die eigenen Arbeitsweisen anzupassen. Ziel ist es, Grundlagenwissen<br />

für die langfristige Schadenprävention zu sammeln.<br />

DIE BEBEN VON IZMIT UND DÜZCE<br />

AUF DER 1.000 KILOMETER LANGEN NORDANATOLISCHEN VERWERFUNG WAN-<br />

DERN ERDBEBEN SEIT 1939 VON OSTEN NACH WESTEN. AM 17. AUGUST WURDE<br />

IZMIT VON ERDSTÖSSEN DER MAGNITUDE 7,4 ERSCHÜTTERT. AM 12. NOVEMBER<br />

BEBTE ES IM BENACHBARTEN DÜZCE MIT EINER STÄRKE VON 7,2. DIE BEBEN ER-<br />

REICHTEN DEN BISHER AM WEITESTEN GELEGENEN WESTLICHEN PUNKT. EIN<br />

STARKBEBEN NUR WENIGE KILOMETER VON ISTANBUL ENTFERNT KÖNNTE TAU-<br />

SENDE OPFER FORDERN. NACH DEN BEBEN IM JAHR 1999 UNTERSUCHTE DIE<br />

Nach etwa einem halben Jahr endet auch der Einsatz der Seismologen:<br />

dann werden die Stationsnetze abgebaut und es geht<br />

von Deutschland aus an die aufwändige Auswertung der Daten.<br />

Mit den Partnerinstituten bleibt man in Verbindung: die Ergebnisse<br />

stehen ihnen anschließend ebenfalls zur Verfügung.<br />

International und regional arbeiten<br />

Die deutsche Task Force Erdbeben ist übrigens nicht nur international<br />

sehr gefragt, sondern analysiert auch die in Deutschland<br />

recht seltenen Erdbeben ab einer Magnitude von 4. So<br />

auch 2004 im baden-württembergischen Waldkirch. Aus den<br />

Messungen der Nachbeben vor Ort konnten anschließend detaillierte<br />

Daten zum Bebenmechanismus gewonnen werden,<br />

aus denen wiederum der Verlauf des Erdbebenrisses in der Erdkruste<br />

abgeleitet werden konnte.<br />

TASK FORCE ERDBEBEN IN ZWEI EINSÄTZEN DIE KATASTROPHENGEBIETE. ABGE-<br />

BILDET SIND DIE MESSSTATIONEN DER TASK FORCE ALS DREIECKE, DIE PUNKTE<br />

GEBEN EINEN TEIL DER NACHBEBEN WIEDER. DIE 50 KILOMETER LANGE BRUCH-<br />

ZONE ZEIGEN WEISSE RECHTECKE AN. DEREN HÖHE UND DIE DER SÄULEN VER-<br />

DEUTLICHEN DEN VERSATZ DES GELÄNDES, DER BIS ZU VIER METER BETRUG.<br />

UM DAS RISIKO FÜR ISTANBUL BESSER EINZUSCHÄTZEN, IST DIE METROPOLE<br />

ZIEL VERSCHIEDENER FORSCHUNGSPROJEKTE.


74 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

EIN BLICK IN DIE GESCHICHTE<br />

1758<br />

1758<br />

Kriegsschäden – Früher ein versicherbares Kumulrisiko<br />

WESSEN GEBÄUDE BEI KRIEGSHANDLUNGEN ZERSTÖRT WIRD, HAT PECH GEHABT – DIESER SCHADEN<br />

IST NICHT <strong>VERSICHERT</strong>. BEI DER GRÜNDUNG DER BRAND-ASSECURATIONS-SOCIETET WAR DAS NOCH<br />

ANDERS, WEIL DAS KUMULRISIKO ALS BEHERRSCHBAR GALT. EIN BLICK ZURÜCK AUF EINE ZEIT, IN<br />

DER DIE ABWÄGUNG VON RISIKEN ZU ANDEREN ERGEBNISSEN FÜHRTE ALS HEUTE.<br />

Warum gibt es Einschränkungen im Versicherungsumfang?<br />

Weil jede funktionierende Versicherung<br />

eine Ausgewogenheit zwischen drei<br />

Elementen herstellen muss: da sind erstens die<br />

Schäden, deren Beseitigung bezahlt werden<br />

muss, diesen stehen zweitens Beiträge gegenüber<br />

und drittens muss die Versicherung selbst<br />

– eine Behörde genauso wie ein Unternehmen<br />

– in der Lage sein, die anfallenden Schadenmengen<br />

finanziell wie organisatorisch zu bewältigen.<br />

Die konkrete Ausgestaltung des Versicherungsschutzes<br />

und der Versicherungsbedingungen<br />

ist deshalb ein Balanceakt, den man am historischen<br />

Beispiel der Versicherung von Kriegsschäden<br />

gut verfolgen kann.<br />

DIE VERSICHERBARKEIT VON KRIEGSSCHÄDEN<br />

Markgraf Carl Friedrich hatte 1758 jegliche Schäden<br />

durch Naturereignisse wie Sturm, Regen,<br />

Hagel oder Erdbeben aus der Versicherung ausgeschlossen.<br />

Damit stand er in der Tradition seiner<br />

Zeit. Das beherrschende Risiko damals war<br />

das Feuer – und dagegen wollte er eine Versicherung<br />

schaffen. Im Gegensatz zu heute waren<br />

Kriegsschäden allerdings mitversichert. Im<br />

Siebenten Artikel der Marggrävlich Baden-Durlachischen<br />

Brand-Versicherungs-Ordnung von<br />

1758 heißt es:<br />

»Siebentens, die von einem Dritten boshafter<br />

Weise verursachte Feuerschäden sind<br />

ebenfalls unter dieser Versicherung in dem<br />

Falle begriffen, wann der Schade von dem<br />

etwa an den Tag gekommenen Urheber nicht<br />

gleich und zwar gänzlich ersetzet werden<br />

kann. Solte sich auch der leidige Zufall, welchen<br />

doch der grundgütige Gott in Gnaden<br />

abwenden wolle, ereignen, daß bei geschehenden<br />

feindlichen Völkerdurchzügen, oder<br />

auf feindliche Veranlassung und Befehl, oder<br />

durch Marodeurs, oder überhaupt, es seie<br />

nun von ungefähr, oder zur Vertheidigung<br />

derer Kriegs-Völker, oder auch in der Absicht,<br />

um dem Lande zu schaden, geschehen, ein<br />

oder mehrere Orte eingeäschert werden, so<br />

sollen auch diese Brandschäden mit unter<br />

der Assecuration begriffen sein.«<br />

In Kriegszeiten kommt es zu militärischen Zerstörungen,<br />

zum Durchzug fremder Truppen, zu<br />

Einquartierungen – kurz: zu Feuerschäden, die<br />

letztlich kriegsbedingt sind. Diese sind versichert.<br />

Dahinter steckt ein einleuchtender Gedanke:<br />

Aus Sicht der Geschädigten ist es egal,<br />

woher das Feuer kommt, das das Haus niederbrennt.<br />

Wenn ein Gebäude schon gegen Feuer<br />

versichert ist, dann sollte es gegen jedes Feuer<br />

versichert sein – außer der Gebäudebesitzer<br />

brennt sein eigenes Haus ab. Der Sinn der Einführung<br />

der Versicherung war, dass nach einem<br />

Brand der Geschädigte nicht seine Existenz<br />

verliert und obdachlos wird. Warum also Kriegsschäden<br />

ausnehmen?<br />

Es gibt keinen inhaltlichen Grund, allerdings<br />

ein finanzielles Risiko: Weil in Kriegszeiten die<br />

Gefahr hoher Schäden in kurzer Zeit sehr hoch<br />

ist, kann die Versicherung in Schwierigkeiten<br />

geraten. Das sah auch schon der Markgraf so<br />

und fügte in der Brandversicherungsordnung<br />

hinzu:<br />

»Achtens: Da aber geschehen könte, daß bei<br />

einem solchen betrübten Vorfall sich der Ersatz<br />

des Schadens auf eine gar beträchtliche<br />

Summe belauffen möchte, welche die Kräften<br />

der Societät übersteigen dörfte; So werden<br />

Wir auf solchen ohnverhoffenden Fall, da Wir<br />

die Gliedere der Societät ohne die äusserste<br />

Nothwendigkeit mit keinem über ein pro Cent<br />

in einem Jahre sich belauffenden Beitrage belegen<br />

zu lassen gedenken, den Bedacht neh-


1803<br />

1803<br />

men, denen in solches Unglück gerathenen<br />

Ortschaften und Personen, nach Möglichkeit<br />

und vermittelst Eintheilung der zu zahlenden<br />

Summe in verschiedene Jahrszielere solchergestalten<br />

auszuhelfen, daß die Brandstätten<br />

in zwei, drei oder mehreren Jahren wiederum<br />

überbauet werden können.«<br />

Der Sonderfall des Kumulschadens erfordert<br />

besondere Vorkehrungen. Es wird zwar nicht<br />

der Versicherungsschutz eingeschränkt, aber<br />

der Versicherung die Möglichkeit gegeben, die<br />

Entschädigungszahlungen über mehrere Jahre<br />

zu strecken. So sollte ein Kumulschaden für die<br />

Feuerversicherung beherrschbar gemacht werden.<br />

Das Problem für die Versicherung war damals<br />

und während der gesamten Monopolzeit,<br />

dass sie jährlich von den Versicherten die Umlage<br />

als Vorauszahlung in die Kasse bekam, von<br />

diesen Geldern dann aber auch die Schäden<br />

bezahlen musste. Lagen die Schadenzahlungen<br />

höher als die Einnahmen musste die Versicherung<br />

zunächst Schulden machen, ehe sie<br />

mit der nächsten Umlage, die dann erhöht werden<br />

konnte, wieder entsprechend Geld in die<br />

Kasse bekam. Bei einem Kumulschaden bestand<br />

deshalb die Gefahr, dass sich die Versicherung<br />

innerhalb kürzester Zeit massiv hätte<br />

verschulden müssen – mit der Folge einer sehr<br />

hoch steigenden Umlage im Folgejahr.<br />

Zur nächsten großen Revision der Brandversicherungsordnung<br />

kam es 1803. Europa erlebte<br />

in der Nachfolge der französischen Revolution<br />

bewegte Zeiten, Napoleon war an der Macht und<br />

die Koalitionskriege zeigten das hohe Risiko<br />

von Kriegsschäden. Kein Wunder, dass man bei<br />

der Revision die Sichtweise auf die Kriegsschäden<br />

veränderte. Man dachte nicht mehr vom<br />

Geschädigten sondern vom versicherten Risiko<br />

Feuer aus und konstatierte, dass aus planmäßigem<br />

militärischem Handeln entstehende Schäden<br />

nichts mit der normalen Feuergefahr zu<br />

tun haben, die die Versicherung abdeckt. Typische<br />

Kriegsschäden sollten aus allgemeinen<br />

Steuermitteln ausgeglichen werden. In der »Neuen<br />

Brandversicherungsordnung« von 1803 wird<br />

deshalb erstmals eine so genannte »Kriegsklausel«<br />

eingeführt: Schäden die durch das<br />

Militär auf Befehl entstehen, fallen aus der<br />

Versicherung heraus. Weiter versichert bleiben<br />

Schäden, die am Rande des Krieges ohne<br />

Einwirkung des Militärs geschehen, also bei<br />

Durchzügen oder Einquartierungen. Für die<br />

Versicherten bedeutete dies, dass sie den Anspruch<br />

auf Entschädigung verlieren – und darauf<br />

hoffen müssen, dass der Staat ihnen hilft.<br />

Diese Kriegsklausel gibt es in moderner Form<br />

bis heute. In den aktuellen Allgemeinen Bedingungen<br />

für die Verbundene Wohngebäudeversicherung<br />

der <strong>SV</strong> lautet sie: »Nicht versichert<br />

sind ohne Rücksicht auf mitwirkende Ursachen<br />

Schäden, die durch Kriegsereignisse jeder Art,<br />

innere Unruhen, oder Kernenergie entstehen.«<br />

WAS IST VERSICHERBAR?<br />

Um hohe Kumulschäden tragen zu können,<br />

müssen Versicherungen in der Lage sein, kurzfristig<br />

Gelder lockermachen zu können: Sie<br />

müssen Schulden machen – und diese Schulden<br />

dann letztlich auf ihre Kunden umlegen. Zu<br />

den staatlichen Monopolzeiten hielt man den<br />

Blick auf die Höhe der Umlage. Sie sollte nicht<br />

zu sehr steigen, weil die Gebäudeversicherung<br />

letztlich als Teil der staatlichen Daseinsfürsorge<br />

gesehen wurde. Umlagen, die für den normalen<br />

Gebäudebesitzer nicht mehr tragbar waren,<br />

sollte es nicht geben. Heute, zu Zeiten des Wettbewerbes,<br />

funktioniert das Geschäft zwar ein<br />

wenig anders, die Problematik ist aber ähnlich:<br />

Auf der einen Seite stehen die Einnahmen aus<br />

den Beiträgen und auf der anderen Seite die<br />

Schäden. Als Puffer dient die Rückversicherung.<br />

Steigen die Kosten für Rückversicherung und<br />

Schadenzahlungen über das Niveau der Beitragseinnahmen<br />

an, müssten die Beiträge erhöht<br />

werden. Prämienerhöhungen sind jedoch<br />

am Markt dem Kunden gegenüber kaum noch<br />

vermittelbar. Der Finanzierung sind also Grenzen<br />

gesetzt – und weil das so ist, muss auf der<br />

Gegenseite dem Risiko eine Grenze gesetzt<br />

werden: Deshalb sind Kriegsschäden heute<br />

selbstverständlich nicht mehr versicherbar.


1994<br />

1992<br />

2004<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HISTORISCHES<br />

1994 – 2008: Auf dem Weg zur <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

MANCHMAL VERSTECKT SICH BEDEUTENDES HINTER BANALEN NAMEN: AM 18. JUNI 1992 VERABSCHIE-<br />

DETE DER MINISTERRAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT DIE SO GENANNTE DRITTE SCHADENVER-<br />

SICHERUNGSRICHTLINIE. DARIN GING ES UM DIE SCHAFFUNG DES LIBERALISIERTEN BINNENMARKTES<br />

FÜR DAS VERSICHERUNGSWESEN. ARTIKEL 3 VERLANGTE DIE ABSCHAFFUNG DER DEUTSCHEN VERSI-<br />

CHERUNGSMONOPOLE IM BEREICH DER GEBÄUDEFEUERVERSICHERUNG MIT WIRKUNG ZUM 1. JULI 1994.<br />

Richtlinien der EG sind für die Mitgliedsstaaten verbindliche Rechtsakte. Insofern war mit der dritten<br />

Schadenversicherungsrichtlinie klar, dass alle Gebäudeversicherungsanstalten – also auch<br />

die badische – in den Wettbewerb überführt werden mussten. Nicht nur in Baden-Württemberg,<br />

sondern auch in Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz<br />

gab es jahrhundertealte Gebäudefeuerversicherungsmonopole. Massive Bemühungen<br />

der Länder im Bundesrat, diese in landesrechtlicher Zuständigkeit zum Schutz der Bevölkerung<br />

betriebenen und bewährten Monopole aufrecht zu erhalten, waren erfolglos geblieben.<br />

Bereits am 1. Dezember 1992 entschied sich die Landesregierung in Baden-Württemberg nach<br />

Verhandlungen mit mehreren Interessenten für den Verkauf der landeseigenen Gebäudeversicherungsanstalten<br />

an die Sparkassen-Finanzgruppe. Bis zur Eingliederung in die Versicherungsgruppe<br />

der baden-württembergischen Sparkassen mussten noch einige formale Vorarbeiten erledigt<br />

werden: Die Badische Gebäudeversicherung und die Württembergische Gebäudebrandversicherung<br />

wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt und unter dem Dach der Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg AG Holding zusammengefasst. Schließlich wurden diese drei Gesellschaften<br />

am 16. Dezember 1994 zur Gebäudeversicherung Baden-Württemberg AG verschmolzen.<br />

Das Unternehmen war seitdem Teil der Versicherungsgruppe der baden-württembergischen Sparkassen,<br />

die von der Sparkassen-Versicherung Baden-Württemberg Holding AG gesteuert wurde,<br />

und der ebenfalls die Sparkassen-Versicherung, Stuttgart, und die ÖVA Versicherungen, Mannheim,<br />

angehörten. Sie war angekommen im Wettbewerb. Auch im Wettbewerbsumfeld behielt die Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg die flächendeckende, umfassende Elementarschadenversicherung<br />

für ihre Kunden bei. Das gilt bis heute auch über die folgenden zwei Fusionen hinweg.<br />

Im Zuge der Fusion zu den <strong>SV</strong> Versicherungen Baden-Württemberg zum 1.Januar 2000 verschmolzen<br />

die Lebensversicherer der Gruppe und die Schaden/Unfall-Versicherer in je ein Unternehmen.<br />

Die Gebäudeversicherung Baden-Württemberg AG ging durch die Verschmelzung mit der Sparkassen-Versicherung<br />

Allgemeine Versicherung AG und der ÖVA Allgemeine Versicherung AG in<br />

der neuen <strong>SV</strong> Gebäudeversicherung AG auf. Die Geschichte der Gebäudeversicherung als eigener<br />

Versicherung war damit beendet. Die Gebäudeversicherung wurde zur Sparte, wenn auch zur bis<br />

heute dominierenden Sparte in der Schaden/Unfall-Versicherung der <strong>SV</strong>.<br />

Zum 1. Januar 2004 fusionierten die <strong>SV</strong> Versicherung Baden-Württemberg und die Sparkassen-<br />

Versicherung Hessen-Nassau-Thüringen zur heutigen <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung. In der <strong>SV</strong><br />

Gebäudeversicherung sind nicht nur die ehemaligen baden-württembergischen Gebäudeversicherungsanstalten<br />

aufgegangen sondern zusätzlich die Nassauische Brandversicherungsanstalt,<br />

Wiesbaden, die Hessische Brandversicherungsanstalt, Darmstadt, und die Hessisch-Thüringische<br />

Brandversicherungsanstalt, Kassel-Erfurt. Viele Wurzeln machen einen starken Stamm: Die <strong>SV</strong> Gebäudeversicherung<br />

ist heute der größte Gebäudeversicherer in ganz Deutschland.<br />

2000<br />

77


78<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

GÜNTHER H. OETTINGER, MDL<br />

Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg<br />

Der Verkauf der Gebäudeversicherung an die Sparkassen<br />

DIE VORSORGE GEGEN GEBÄUDE-FEUERSCHÄDEN ALS STAATLICH-HOHEITLICHE AUFGABE UND DIE<br />

DARAUS RESULTIERENDE MONOPOL- UND PFLICHTVERSICHERUNG HATTE IHREN URSPRUNG IM<br />

18. JAHRHUNDERT. IN DEN JAHREN 1993 UND 1994 GAB ES DANN EINE ZÄSUR BEI DER GEBÄUDE-<br />

VERSICHERUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG. URSACHE FÜR DIESE ÄNDERUNGEN WAR DIE DRITTE<br />

EG SCHADEN<strong>SV</strong>ERSICHERUNGSRICHTLINIE.<br />

Mit Blick auf die – eigentlich begrüßenswerte – Verwirklichung eines europaweiten Wettbewerbs<br />

sah sie die Abschaffung der damals bestehenden Monopole der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt<br />

und der Württembergischen Gebäudebrandversicherungsanstalt vor. Als spätester Zeitpunkt<br />

für eine Abschaffung war der 1. Juni 1994 festgelegt. Die Landesregierung hatte sich im Vorfeld<br />

der Entscheidung der Europäischen Union dafür stark gemacht, die bestehenden Monopole zu erhalten.<br />

Die damalige Überzeugung war, dass vor allem auf diesem Weg eine umfassende Absicherung<br />

des Gebäuderisikos bei gleichzeitig günstigen Beiträgen hätten gesichert werden können.<br />

Was also war zu tun? Primäres Ziel der politischen Bemühungen war es natürlich, sowohl für die<br />

Versicherten, als auch für die Versicherungen sowie deren Beschäftigte eine Lösung zu finden, die<br />

möglichst nah am bewährten Status quo lag. Allerdings war klar, dass ein erfolgreiches Agieren im<br />

europäischen Wettbewerb neue, konkurrenzfähige Strukturen erforderte. Notwendig war also ein<br />

starker Partner, der europaweit wettbewerbsfähig war und der die Gewähr dafür bot, auch weiter<br />

gute Leistungen bei akzeptablen Prämien zu bieten. Neben diesen Grundvoraussetzungen bei<br />

einem Verkauf war es selbstverständlich ein weiteres Anliegen des Landes, einen guten Erlös zu<br />

erzielen. Ein Erlös übrigens, der konsequent für Zukunftsprojekte in Baden-Württemberg eingesetzt<br />

wurde. Die damalige Landesregierung führte mit mehreren geeigneten Interessenten Gespräche.<br />

Die Wahl fiel letztlich auf die Vorläufer der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherungen, den Badischen<br />

und den Württembergischen Sparkassen- und Giroverband, der das überzeugendste Angebot vorlegen<br />

konnte. Diese Entscheidung hat das Land bis heute nicht bereut. Am 24. März 1994 wurde<br />

der Vertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Badischen und Württembergischen<br />

Sparkassen- und Giroverband über den Verkauf der landeseigenen Gebäudeversicherungen unterzeichnet.<br />

Der Kaufpreis betrug umgerechnet rund 562 Millionen Euro (1,1 Milliarden DM).<br />

Heute blicken wir mit fast 15 Jahren Abstand auf diese Entscheidungen zurück. Insgesamt konnte<br />

die Umstellung nach meinem Eindruck weit gehend reibungslos bewältigt werden. Alle Beteiligten<br />

haben unter den vorliegenden Voraussetzungen auch aus heutiger Sicher die bestmöglichen<br />

Ergebnisse erreicht. Viele der damaligen Bedenken sind entweder nicht oder nicht in dem befürchteten<br />

Umfang aufgetreten. Auch wenn sich manche Stimmen kritisch zu dieser Entwicklung äußern:<br />

Wenn wir einen gemeinsamen Binnenmarkt in der EU wirklich wollen, müssen wir auch Entscheidungen<br />

mittragen, die uns auf den ersten Blick nicht nur Vorteile bringen. Dies verlangen wir auch<br />

von anderen EU-Mitgliedstaaten. Außerdem profitieren wir letztlich mittel- und langfristig von<br />

einem funktionierenden EU-Binnenmarkt besonders stark. Die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung ist<br />

auch durch die Übernahme der beiden Gebäudeversicherungen gewachsen und hat sich zu einem<br />

der führenden Versicherungsunternehmen in ganz Deutschland entwickelt. Die Versicherten<br />

haben einen starken Partner an ihrer Seite, der sie sicher und zuverlässig gegen Schäden finanziell<br />

absichert. Die <strong>SV</strong> stärkt damit auch den Finanzplatz Baden-Württemberg. Und: Gerade mit<br />

Blick auf die vielen Anbieter in diesem Bereich lässt sich sagen, dass die <strong>SV</strong> absolut konkurrenzfähig<br />

ist. Ich wünsche der <strong>SV</strong> und ihren Kunden, dass dies auch Zukunft so bleibt und gratuliere<br />

der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung sowie ihren Mitarbeitern sehr herzlich zum 250. Firmenjubiläum.


250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

DER LANDTAG IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Der Landtag Baden-Württemberg – Das Gesetz sind die Bürger<br />

Als gewählte Vertretung des Volkes ist der Landtag in Baden-Württemberg die gesetzgebende<br />

Gewalt, hier werden die Grundlinien der Politik öffentlich erörtert und festgelegt. Alle fünf Jahre<br />

werden die Mitglieder des Parlaments neu gewählt. Die Landtagsabgeordneten tragen eine große<br />

Verantwortung. Jeder Einzelne von ihnen steht statistisch gesehen für rund 67.000 baden-württembergische<br />

Bürgerinnen und Bürger. In geheimer Abstimmung wählen die Abgeordneten den<br />

Ministerpräsidenten. Er stellt anschließend aus Ministern, Staatssekretären und eventuell Staatsräten<br />

seine Regierung zusammen. Diese Regierung wird durch den Landtag bestätigt, erst dann<br />

kann sie amtieren. Als Gesetzgeber prägte der baden-württembergische Landtag maßgeblich die<br />

Geschichte der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung, deren Wurzeln in der staatlichen Monopolversicherungsanstalt<br />

liegen.<br />

So führte 1960 der Landtag unter der Leitung von Carl Neinhaus (CDU) und dem Ministerpräsidenten<br />

Kurt Georg Kiesinger die Elementarschadenversicherung per Landesgesetz als Pflichtversicherung<br />

ein. Gebäudeschäden durch Feuer, Explosion, Blitzschlag, Sturm, Hagel, Hochwasser,<br />

Überschwemmung, Schneedruck, Lawinen, Bergsturz, Erdrutsch, Erdfall waren von nun an für alle<br />

Bürger versichert. Durch diesen Meilenstein war der Weg frei für einen umfassenden Versicherungsschutz,<br />

der mit seiner flächendeckenden Ausprägung bis heute einzigartig ist.<br />

1971 wurde der Schutz erweitert: Unter dem Landtagspräsidenten Camill Wurz (CDU) und dem Ministerpräsidenten<br />

Hans Filbinger (CDU) verabschiedete das Parlament die Erdbebenversicherung. Nur<br />

sieben Jahre später konnte sie ihre Leistungskraft beim Albstadt-Beben unter Beweis stellen. Als<br />

im Jahre 1994 das Monopol und die Pflichtversicherung im Zuge der Liberalisierung des Versicherungsmarktes<br />

in der Gebäudeversicherung fielen, war Fritz Hopmeier (CDU) Chef des Landtags. Baden-württembergischer<br />

Ministerpräsident war zu diesem Zeitpunkt der CDU-Politiker Erwin Teufel.<br />

LANDTAG BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

79


80<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

REINHARD SCHÄFER<br />

Ehemaliger Vorsitzender des Vorstands<br />

der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung, ehemaliger<br />

Präsident der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt<br />

in Karlsruhe und<br />

der Württembergischen Gebäudebrandversicherungsanstalt<br />

in Stuttgart<br />

Was eigentlich ist Versicherung?<br />

DIE GESCHICHTE DER <strong>ELEMENTAR</strong>SCHADENVERSICHERUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG IST EIN SPIE-<br />

GELBILD DES SPANNUNGSFELDS ZWISCHEN STAATLICHER DASEINSFÜRSORGE UND FREIEM MARKT,<br />

ZWISCHEN MONOPOL UND WETTBEWERB IM LAUF DER ZEITEN. SIE GIBT GELEGENHEIT FÜR REFLE-<br />

XIONEN ÜBER VERGANGENES, ÜBER DAS HEUTE UND DIE ZUKUNFT.<br />

Anbietervielfalt und plurales, differenziertes Nachfrageverhalten fehlten im Wortschatz des aufgeklärten<br />

Absolutismus in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die das Leben der Menschen ordnende<br />

Hand war vorrangig die des Landesfürsten. War sie eine gnädig regierende wie die eines Carl Friedrich<br />

von Baden, dann hatte sie das Wohl der Untertanen im Sinn und vor allem: diese vor dem größten<br />

Schaden zu bewahren, den die damalige Zeit kannte – den Verlust der materiellen Existenz<br />

durch die Feuervernichtung ganzer Dörfer und Städte.<br />

Also wurde 1758 eine Versicherung für Gebäude ins Leben gerufen. 15 Jahre später folgte Carl Eugen<br />

von Württemberg »durch unsere landesväterliche Sorgfalt vor dem Wohlstand unserer lieben und<br />

getreuen Untertanen angetrieben«. Versicherung war Staatsaufgabe, Daseinsvorsorge – keine<br />

wirtschaftliche Betätigung. Und nach dem Prinzip »einer für alle – alle für einen«. Alle mussten ihren<br />

Beitrag für diese Daseinsvorsorge entrichten – keiner durfte aber auch ausgeschlossen werden!<br />

GEGENSÄTZLICHE VERSICHERUNGSPRINZIPEN<br />

In der staatlich vorsorgenden Versicherungsgemeinschaft ist der allumfassende Deckungsschutz<br />

die Kehrseite eines verordneten Gebietsschutzes mit seinem Ausschließlichkeitsrecht. Sie »verpflichtet«<br />

also zum Abschluss (und zum Glück?), schafft über das Gesetz der großen Zahl die erforderliche<br />

Risikostreuung und Risikomischung und bietet deshalb einen preiswerten, dem Umfang<br />

nach umfassenden und gleichen Versicherungsschutz.<br />

Wettbewerbliche, an Wirtschaftlichkeitsmaximen ausgerichtete Versicherung »verhandelt« dagegen<br />

den Versicherungsschutz und steht bei nur regionalspezifisch auftretenden Risiken vor dem<br />

Problem antiselektiver Kundennachfrage. Diese zwingt zu einem engeren Versicherungsschutz und<br />

arbeitet zur Risikobegrenzung mit Risikozuschlägen, Haftungsausschlüssen und risikobezogenen<br />

Selbstbehalten.<br />

DER <strong>ELEMENTAR</strong>SCHUTZ<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts gehören die Grundsätze der Anbietervielfalt und des differenzierten<br />

Nachfrageverhaltens zum unumstößlichen Einmaleins des Schul- und Basiswissens. Wirtschaftliche<br />

Prosperität ist Realität. Und trotzdem spricht sich der Landtag von Baden-Württemberg im<br />

Jahr 1960 – einstimmig! – für die Einführung einer Elementarschadenversicherung aus, nicht nur<br />

gegen Sturm und Hagel wie überall, sondern ergänzend auch gegen Erdbeben, Überschwemmung<br />

und andere, typischerweise nur regional auftretende Gefahren – wohlgemerkt nach den Gründungsprinzipien<br />

des 18. Jahrhunderts, in Form einer Pflicht- und Monopolversicherung! Ein Rückfall<br />

in die Denkweise des Absolutismus? Ein ordnungspolitischer Sündenfall? Wer die Materialien<br />

zum Gesetz liest kommt den Gründen schnell auf die Spur.<br />

Fragen über Fragen: Ist die Versicherung ausreichend wetterfest, wenn sich nach dem Prinzip der<br />

freien Nachfrageentscheidung nur die versichern, die hochgefährdet sind? Ist der Schaden noch


ezahlbar, wenn er groß, das Prämienaufkommen aber klein ist? Sind die Prämien noch bezahlbar,<br />

wenn sie schadenadäquat erhoben werden, weil der Ausgleich durch gering oder gar nicht Gefährdete<br />

fehlt? Alle diese Fragen wurden verneint. Wieder also wurde staatliche Daseinsvorsorge<br />

betrieben!<br />

Für Puristen waren die oben genannten Entscheidungsalternativen wie Feuer und Wasser und<br />

Anlass für erbitterten Streit – bis hin zum Bundesverfassungsgericht. 1978 hat dieses seine – die<br />

staatlich vorsorgende Versicherungsgemeinschaft bestätigende – Entscheidung getroffen. Der<br />

Europäische Gesetzgeber hat im Jahr 1991 dagegen ein klares Bekenntnis für eine wettbewerbliche<br />

Struktur abgelegt! Damit war der weitere Weg auch der Elementarschadenversicherung festgelegt:<br />

hinaus aus dem Monopol, hinein in den Wettbewerb.<br />

Die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung hat auch im Wettbewerb den umfassenden Elementarschutz beibehalten<br />

– unter sich ändernden Bedingungen. Auch in der Rückschau hat sie damit richtig gehandelt<br />

– keine Kräfte zehrende Verteidigung überkommener und unwiederbringlicher Strukturen<br />

und Prinzipien, sondern unter gegebenen Rahmenbedingungen Investitionen in die Zukunft. Was<br />

daraus geworden ist, kann sich sehen lassen.<br />

DAS PROBLEM DER ZUKUNFT<br />

Die Versicherung von Elementarschäden steht inzwischen vor einer neuen Herausforderung –<br />

dem Klimawandel mit seinen Folgen. Das Problem ist zwischenzeitlich ein solches aller Versicherer:<br />

Die Schäden nehmen zu, Erdbeben können sich auch in Deutschland und namentlich in Baden-<br />

Württemberg ereignen. Stürme, Überschwemmungen und Niederschläge zeigen eine steigende<br />

Häufigkeit und Dichte, die Reparaturkosten steigen. Nun hat Versicherung schon immer so funktioniert,<br />

dass eine große Zahl Nichtbetroffener mit ihren Prämien den Regulierungsbedarf der<br />

Betroffenen deckt. Was aber, wenn das fein austarierte und in wettbewerblicher Ausgestaltung<br />

noch viel sensiblere System ins Ungleichgewicht gerät und sich die Waagschale durch den Wechsel<br />

der Nichtbetroffenen auf die Seite der Betroffenen bedenklich neigt? Die zwangsläufigen Folterinstrumente<br />

eines unter diesen Bedingungen auf wettbewerbliche Maximen verpflichteten<br />

Versicherungssystems sind oben hinreichend beschrieben.<br />

Die Lösung liegt in einer Koalition der Disziplinen. Und dies ist ein Plädoyer für eine Koalition zur<br />

Prävention! Es wird zukünftig nicht mehr genügen, in Kategorien der eigenen Disziplin zu denken<br />

und mit herkömmlichen Instrumenten zu reagieren. Dies wird überdeutlich, wenn die reparierende<br />

Leistung der Versicherer zum volkswirtschaftlichen Widersinn verkommt, weil die Disziplinen<br />

übergreifende, präventive Anstrengung die ökonomisch vorteilhaftere und intelligentere Lösung<br />

darstellt. Es muss ihn also geben, den – gedanklichen – runden Tisch, an dem sich Planer, Wissenschaftler,<br />

Konstrukteure, technische Disziplinen und Hersteller mit den Schadenbildern befassen<br />

und die Schadenvermeidung zur Herausforderung an ihre Intelligenz und Kreativität erklären.<br />

Mit der Gründung der Stiftung Umwelt und Schadenvorsorge hat die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

bereits vor zehn Jahren einen wichtigen Beitrag zur Impulsgebung auf dem Gebiet der Prävention<br />

geleistet. Es wird ihr weiterhin Neues einfallen. Meine guten Wünsche begleiten sie!


82<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

GREGOR BÖHMER<br />

Geschäftsführender Präsident<br />

des Sparkassen- und Giroverbands<br />

Hessen-Thüringen<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />

der <strong>SV</strong> Gebäudeversicherung<br />

Die Fusion 2004 – Der Weg zur <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

»GESCHICHTE IST NICHT NUR GESCHEHENES, SONDERN GESCHICHTETES – ALSO DER BODEN, AUF<br />

DEM WIR STEHEN UND BAUEN.« DIESES BONMOT DES THEOLOGEN HANS VON KELER GILT AUCH FÜR<br />

DEN WEG ZUR MODERNEN <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong>, DIE DURCH DIE FUSION DER BEIDEN<br />

SPARKASSENVERSICHERER IN BADEN-WÜRTTEMBERG UND IN HESSEN-THÜRINGEN MIT TEILEN VON<br />

RHEINLAND-PFALZ IM JAHR 2004 ENTSTANDEN IST.<br />

Die beiden Sparkassenversicherer waren nicht nur wegen ihres gemeinsamen Namens und ihrer<br />

identischen Marke »<strong>SV</strong>« ideale Partner. Vielmehr sprach für ihr Zusammengehen gerade auch ihre<br />

vergleichbare Entstehungsgeschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Ursprung der beiden<br />

Unternehmen waren nämlich in beiden Gebieten mehrere Monopolversicherungsanstalten.<br />

Die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherungen Hessen-Nassau-Thüringen hatten ihren Ursprung zum einen in<br />

den drei hessischen Brandversicherungsanstalten, die als »Brandkasse Kassel« (1767), »Hessische<br />

Brandversicherungskammer Darmstadt« (1777) und »Nassauische Brandversicherungsanstalt<br />

Wiesbaden« (1806) vom jeweiligen Landesherrn ins Leben gerufen wurden. Dieser Gründungszeitraum<br />

war kein Zufall. Goethe hat die damalige Zeit die »Epoche des Brennens« genannt, in der die<br />

Menschen dem Feuer schutzlos ausgeliefert waren. Viele verloren dadurch ihre Existenz und konnten<br />

nur mit Hilfe der »Brandbettelei« überleben. Mit der Gründung von Brandversicherungsanstalten<br />

wurde damals auf obrigkeitliche Initiative erstmals die Basis für einen geregelten Schadenersatz<br />

bei Bränden gelegt. Die Brandversicherer erhielten dafür in ihren regionalen Gebieten ein Monopol.<br />

Den zweiten Kern der späteren <strong>SV</strong> SparkassenVersicherungen Hessen-Nassau-Thüringen bildete<br />

neben den Brandversicherungsanstalten die Hessen-Nassauischen Versicherungsanstalten (HNV)<br />

in Wiesbaden, die sowohl das Kompositgeschäft (seit 1924) als auch das Geschäft mit Lebensversicherungen<br />

(seit 1913) betrieben. Schon seit Ende der sechziger Jahre wurde immer wieder die<br />

Forderung nach einer Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Versicherungswesens in Hessen erhoben.<br />

Im Mittelpunkt stand das mögliche Zusammengehen der drei Brandversicherungsanstalten<br />

mit den HNV im Falle einer Abschaffung der Brandkassenmonopole. Dieses Szenario war schon<br />

in den sechziger Jahren nicht unrealistisch, da das Gebäudeversicherungsmonopol immer mehr in<br />

die Kritik geriet. Es dauerte allerdings bis 1992, ehe die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft zum<br />

30. Juni 1994 die Abschaffung der bisherigen Pflichtversicherung und der Monopole in der Gebäudefeuerversicherung<br />

dekretierte. Ab diesem Zeitpunkt mussten sich die Brandversicherer dem<br />

marktwirtschaftlichen Wettbewerb stellen.<br />

Mit der Liberalisierung des Gebäudeversicherungsmarktes rückten die öffentlichen Versicherer<br />

in Hessen zusammen. Bereits 1990 hatte der Hessische Sparkassen- und Giroverband bei den HNV<br />

die Anteile des Landes Hessen und damit die maßgebliche Gewährträgerposition übernommen.<br />

Die HNV avancierten so zum Versicherer der hessischen Sparkassenorganisation, die 1992 zur Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Hessen-Thüringen erweitert wurde. Die HNV firmierten damals zur <strong>SV</strong> um.<br />

Auch bei den drei Brandversicherern wurde der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen<br />

(SGVHT) der maßgebliche Gewährträger. Über den SGVHT waren die Versicherer nun in die Sparkassenorganisation<br />

eingebunden. Damit war der institutionelle Rahmen für eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen den Versicherern gegeben. Seit 1993/94 hatten die <strong>SV</strong> und die Brandkasse<br />

in Kassel/Erfurt sowie die beiden Brandversicherungsanstalten in Darmstadt und Wiesbaden einen<br />

personenidentischen Vorstand. Ab 1995 traten die Unternehmen gemeinsam als Versicherungs-


gruppe der Sparkassen in Hessen, Thüringen und Teilen von Rheinland-Pfalz auf. Zwei Jahre später<br />

fusionierten die drei Brandversicherungsanstalten mit der <strong>SV</strong> zu den <strong>SV</strong> SparkassenVersicherungen<br />

Hessen-Nassau-Thüringen.<br />

Das neue Unternehmen konnte auf einen großen Erfahrungsschatz im Sachversicherungsbereich<br />

und in der Schadenregulierung zurückgreifen und profitierte vom großen Kundenpotenzial der<br />

Brandversicherer. Mit der Vierer-Fusion wurden mehr als 2,7 Millionen Verträge mit einem Prämienvolumen<br />

von 846 Mio. DM zusammengeführt. Es war allerdings schon früh klar, dass diese<br />

Konsolidierung der öffentlichen Versicherer in Hessen-Thüringen alleine nicht ausreichen würde.<br />

Die Liberalisierung des Versicherungsmarktes und die zunehmende Globalisierung bewirkten,<br />

dass der Wettbewerb auf dem deutschen Versicherungsmarkt immer härter wurde. Bei den Erstversicherern<br />

nahm der Druck auf Marktanteile, Kosten und Margen in den einzelnen Sparten zu,<br />

während der Rückversicherungsschutz bei den Sachversicherungen wegen gestiegener Risiken<br />

immer teurer wurde. Dagegen hatte das Lebensversicherungsgeschäft nicht nur unter den volatilen<br />

Kapitalmärkten, sondern auch immer mehr unter Konkurrenzprodukten wie zum Beispiel<br />

Fonds zu leiden. Während die privaten Versicherer auf diese Herausforderungen zunehmend mit<br />

Fusionen reagierten, blieb das öffentlich-rechtliche Versicherungswesen zersplittert: Regionale<br />

Fusionen fanden im Wesentlichen nur auf der Ebene der einzelnen Bundesländer statt. Das<br />

alleine konnte jedoch nicht genügen.<br />

Bereits im Herbst 2002 gab es deshalb erste Überlegungen, die Sparkassenversicherer in Baden-<br />

Württemberg und Hessen-Nassau-Thüringen zu fusionieren. Dafür sprachen nicht nur die identischen<br />

Namen und die vergleichbare Historie, sondern auch das gleiche Geschäftsmodell: Beide<br />

konzentrierten sich auf das Privatkunden- und das gewerbliche Geschäft und waren in ihren Regionen<br />

der unangefochtene Marktführer in der Gebäudeversicherung. Die Geschäftsgebiete<br />

grenzten aneinander und boten mit insgesamt 20 Millionen Einwohnern ein beachtliches Kundenpotenzial.<br />

Mit Bruttobeiträgen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro, einer Lebensversicherungssumme<br />

von 42,5 Milliarden Euro und bei 6,5 Millionen Versicherungsverträgen in der Schadenund<br />

Unfallversicherung lagen gute Voraussetzungen vor, um eine betriebswirtschaftlich günstige<br />

Größe zu erreichen.<br />

Mit der ersten länder- und verbandsübergreifenden Fusion der Sparkassenversicherer in Baden-<br />

Württemberg und Hessen-Nassau-Thüringen entstand rückwirkend zum 1. Januar 2004 die Nummer<br />

1 bei den Wohngebäudeversicherern und die Nummer 2 bei den öffentlichen Versicherern.<br />

Durch die Fusion hat die neue <strong>SV</strong> schlankere und zeitgemäßere Strukturen bekommen. Sie ist ein<br />

modernes Unternehmen geworden, das mit motivierten Mitarbeitern und einer attraktiven Produktpalette<br />

gut für den Wettbewerb gerüstet ist. Bereits 2007 konnten die geplanten jährlichen<br />

Synergien von rund 100 Millionen Euro bei den Sach-, IT- und Personalkosten erreicht werden.<br />

Mit der Fusion dürfte der Konsolidierungsprozess aber noch nicht abgeschlossen sein.<br />

Die Bildung von größeren Einheiten ist zwar grundsätzlich der richtige Weg. Dabei darf aber nicht<br />

vergessen werden, dass der Erfolg eines Versicherers letztendlich von seiner Stärke in seinem Geschäftsgebiet<br />

abhängt. Diese regionale Stärke wird bei den öffentlichen Versicherern vor allem<br />

durch die Verbindung mit den Sparkassen gewährleistet. Dadurch ist ein engmaschiges und effizientes<br />

Vertriebsnetz entstanden, über das viele andere Versicherer nicht verfügen. Bei allem notwendigen<br />

Drang zur Größe müssen die Sparkassenversicherer ihre Wurzeln und ihre regionale<br />

Stärke behalten. Garant dafür ist die weiterhin enge Zusammenarbeit mit den Sparkassen vor Ort.


84<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

PETER SCHNEIDER, MDL<br />

Präsident des SparkassenVerbands<br />

Baden-Württemberg<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats der<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung Holding<br />

Die <strong>SV</strong> – Starker Versicherer in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

DIE <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong> IST DER REGIONALVERSICHERER DER SPARKASSEN IN BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG, HESSEN, THÜRINGEN UND TEILEN VON RHEINLAND-PFALZ. EIN TRADITIONSREICHES<br />

UND ZUGLEICH MODERNES UNTERNEHMEN, TIEF IM LAND VERWURZELT UND ENG MIT DEN MENSCHEN<br />

VERBUNDEN. DIE VERBINDUNG ZU LAND UND LEUTEN HAT FÜR DIE <strong>SV</strong> TRADITION UND ZUKUNFT.<br />

Die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung lebt hier in diesem Geschäftsgebiet, mit seinen Menschen und<br />

seiner Wirtschaft. Und hier will sie im Wettbewerb und am Markt erfolgreich agieren. Dazu bietet<br />

die <strong>SV</strong> ihren Kunden alle Versicherungen aus einer Hand und in der Verbindung mit den Sparkassen<br />

einen Rundum-Versicherungsservice vor Ort, flächendeckend im ganzen Land.<br />

Im Verbund der Sparkassenorganisation stehen unseren Kunden zudem die Allfinanz-Angebote unserer<br />

Sparkassen, der Landesbausparkassen, der Landesbanken und der DekaBank zur Verfügung.<br />

Die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung ist wichtiger Pfeiler im leistungsfähigen und erfolgreichen Verbund<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe, der größten Finanzgruppe und Marktführerin im Allfinanzdienstleistungsgeschäft<br />

– egal ob es um Versicherung, Vorsorge oder Vermögensbildung geht. Sie ist nah am<br />

Kunden, direkt an den Problemen mit bester Orts- und Personenkenntnis. Dies bleiben existenzielle<br />

Grundlagen für das Beziehungsbanking, das seinen Wert auch in der Zukunft behalten wird.<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung und Sparkassen arbeiten eng und erfolgreich zusammen, als kompetente<br />

und ortsnahe Partner für ihre Kunden. Die Kooperation mit ihren Verbundpartnern, den<br />

Sparkassen, garantiert der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung eine unmittelbare Präsenz überall dort,<br />

wo der Kunde einen verlässlichen Partner für Versicherungen braucht. Denn Regionalität bedeutet<br />

vor allem einen guten Zugang zu den Menschen und Entscheidungsträgern vor Ort. Die hiermit<br />

verbundenen Kontakte eröffnen der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung eine Wissens- und Informationsbasis,<br />

wie sie den Global Playern der Versicherungsbranche nur bedingt zugänglich ist. Die Kunden<br />

profitieren über örtliche Nähe und intensive Betreuung.<br />

Sparkassen und öffentliche Versicherungen sind seit ihrer Gründung geborene Partner. Für beide<br />

standen Erwerbsziele nicht im Vordergrund, sie fußten auf Gemeinnützigkeit, waren auf regionale<br />

Begrenzung festgelegt und orientierten sich an den kleinen und mittleren Bevölkerungsschichten.<br />

Dies ist bis heute Kern der Geschäftsphilosophie der <strong>SV</strong> und der Sparkassen. Aus dieser gelebten<br />

Regionalität der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung hat sich über Generationen großes Vertrauen<br />

und eine hohe Identifikation der Menschen mit »ihrem« Versicherungsunternehmen der Sparkassen<br />

entwickelt. Fast acht Millionen Versicherungsverträge im Bestand der Gruppe sind ein eindeutiger<br />

Beweis dafür und für die <strong>SV</strong> Ansporn ihren Kunden auch künftig umfassende, leistungsstarke<br />

und günstige Versicherungslösungen zu bieten.<br />

Die kommenden Jahre werden auch in der Versicherungswirtschaft zeigen, wer über genügend<br />

Substanz verfügt, um im Wettbewerb weiter erfolgreich mitzuhalten; wem es gelingt mit laufenden,<br />

kundenorientierten Produktinnovationen seine Position am Markt zu behaupten und auszubauen.<br />

Schiere Größe allein ist kein Erfolgsgarant. Sie unterstützt aber natürlich eine gute Kostenposition<br />

zu erreichen. Entscheiden wird letztendlich die bestmögliche Kombination von Bekanntheit und<br />

Image, Qualität und Service, Effizienz und Effektivität.


Für die Zukunft gerüstet ist, wer in die Zukunft denkt und in der Gegenwart danach handelt. Die<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung ist wohl gerüstet, in einem schwieriger gewordenen Markt nicht nur<br />

zu bestehen, sondern ihre Marktposition auszubauen. Sie hat eine zukunftsfähige Organisationsstruktur,<br />

eine klare geschäftspolitische Strategie und den festen Willen, der Regionalversicherer<br />

der Sparkassen zu bleiben. Das Ansehen und Vertrauen, das die Sparkassen bei ihren<br />

Kunden genießen, sind auch der Erfolg der Leistungsstärke der <strong>SV</strong>. Dafür danke ich allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, die täglich daran arbeiten, für ihren Einsatz, ihren Fleiß, ihre Treue.<br />

Unseren Kunden und Geschäftsfreunden danke ich für ihr Vertrauen. Die Sparkassen-Finanzgruppe<br />

wünscht der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung, den Menschen und Unternehmen in ihrem Geschäftsgebiet<br />

eine gute Entwicklung und Zukunft.<br />

Wiesbaden<br />

Mannheim<br />

Kassel<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Erfurt<br />

DAS GESCHÄFTSGEBIET<br />

DER <strong>SV</strong> SPARKASSEN-<br />

VERSICHERUNG 2008


86<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HEINZ FENRICH<br />

Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe<br />

Karlsruhe und die Gebäudeversicherung – damals und heute<br />

DIE BADISCHE GEBÄUDEVERSICHERUNGSANSTALT WURDE 1758 IN KARLSRUHE GEGRÜNDET. HEUTE<br />

HAT DIE INZWISCHEN IN VIER BUNDESLÄNDERN TÄTIGE <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong> NOCH<br />

IMMER EINEN IHRER SECHS STANDORTE IN KARLSRUHE. STADT, REGION UND VERSICHERUNG SIND<br />

SEIT 250 JAHREN ENG VERBUNDEN – UND WERDEN DIES AUCH IN ZUKUNFT SEIN.<br />

Die Stadt Karlsruhe und die Badische Gebäudeversicherung sind nicht nur über die Gründung<br />

miteinander verbunden – sie sind von ihrem Ursprung her Schwestern im Geiste. Sie entstanden<br />

beide letztlich aus der Aufklärung heraus, mit ihren modernen, auf das Wohl der Bürger gerichteten<br />

Ideen. Den Anfang machte die Stadtgründung Karlsruhes, denn im Gegensatz zu vielen<br />

Städten, die ihren Ursprung in mittelalterlichen, historischen Tiefen haben, ist Karlsruhe eine<br />

junge Stadt, gegründet am 17. Juni 1715 mit der Grundsteinlegung des Karlsruher Schlosses.<br />

Karl Wilhelm, Markgraf von Baden-Durlach, entschloss sich damals die mittelalterliche Enge seiner<br />

damaligen Residenz Durlach zu verlassen. Stattdessen wollte er eine neue Residenzstadt<br />

bauen, die die Werte einer europäischen Modellstadt eingangs des 18. Jahrhunderts widerspiegelt.<br />

Eine Stadt, die in Anlage und Geist weltoffen war, eine Modellstadt der Zukunft. So entstand<br />

die »Fächerstadt« Karlsruhe am Reißbrett, was man noch heute auf dem Stadtplan klar erkennen<br />

kann. Ab 1717 war Karlsruhe Residenz der Markgrafen und der Markgrafschaft von Baden-Durlach.<br />

Karlsruhe war damals also eine hochmoderne neue Stadt – ein Regierungssitz, geschaffen auf der<br />

grünen Wiese. Es war ein Labor der Aufklärung. Die Gründung der damals noch revolutionären Feuerversicherung<br />

für Gebäude – der ersten im Südwesten Deutschlands – an diesem Ort war deshalb<br />

passend. Und sie entsprach dem Geist der Aufklärung. Der aufgeklärte Fürst Carl Friedrich, der das<br />

Wohl seiner Untertanen im Blick hatte, tat mit der Versicherung etwas für seine Region. Die war zunächst<br />

nicht groß: Baden-Durlach war ein kleines Land, eines der vielen Fürstentümer, aus denen<br />

Deutschland damals bestand. Erst nach und nach bildete sich das große Baden: Karlsruhe blieb die<br />

Hauptstadt – und die Badische Gebäudeversicherungsanstalt blieb die Versicherung ihrer Region.<br />

Mit der Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 verlor Karlsruhe zwar den Status als<br />

Hauptstadt, aber nicht als wichtiges Zentrum der Region. Die Badische Gebäudeversicherungsanstalt<br />

blieb in Karlsruhe und die Nähe zu den Menschen in der Region damit bewahrt.<br />

1994 begann die Fusionsgeschichte auf Seiten der Versicherung: die Badische Gebäudeversicherungsanstalt<br />

verband sich mit der Württembergischen, ging auf in den <strong>SV</strong> Versicherungen und ist<br />

heute – wenn man noch so sagen darf – Teil der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung. Die <strong>SV</strong> ist ein großes<br />

Unternehmen, das sich aber immer noch seiner Verantwortung für die Regionen bewusst ist.<br />

Stand am Anfang der Geschichte ein aufgeklärter Fürst, der etwas für seine Untertanen tat, stand<br />

über lange Jahre hinter der Versicherung der Staat, der ebenso das Wohl seiner Bürger vor Augen<br />

hatte, so ist die SparkassenVersicherung heute ein modernes Unternehmen, das verstanden hat,<br />

dass wirtschaftlicher Erfolg und die regionale Verbundenheit zusammengehören.<br />

Heute wie damals: Karlsruhe ist eine moderne Stadt, ein Technologiestandort an der Spitze der<br />

TechnologieRegion mit einer Exzellenz-Universität, ein Wirtschaftsstandort, der auch als Standort<br />

einer modern ausgerichteten Versicherung wichtig bleibt. Als Oberbürgermeister dieser Stadt<br />

bin ich froh, dass ein so renommiertes Dienstleistungsunternehmen wie die <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

einen ihrer Standorte in Karlsruhe hat. Nicht zuletzt damit dies auch so bleibt, wünsche<br />

ich der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung weiterhin zufriedene Kunden und wirtschaftliches Wachstum.


250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

STANDORT KARLSRUHE<br />

Der Standort Karlsruhe – Die <strong>SV</strong> ist seit vielen Jahren vor Ort<br />

Der heutige Standort der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung in Karlsruhe ist das Gebäude Kaiser-/Hirschstraße,<br />

nahe dem Europaplatz und damit der Innenstadt Karlsruhes. Dort ist die <strong>SV</strong> seit rund 100<br />

Jahren beheimatet. Der Hauptsitz wurde während des zweiten Weltkriegs 1942 und 1944 wiederholt<br />

beschädigt und gegen Kriegsende weitgehend zerstört. Die Anstaltsleitung wurde für<br />

eine kurze Zeit nach Bruchsal ausgelagert, um dort bei einem Fliegerangriff wichtige Akten zu<br />

verlieren, kehrte aber nach Ende des Krieges nach Karlsruhe zurück. In der Nachkriegszeit folgte<br />

der Wiederaufbau des Hauptsitzes an alter Stelle. 1953 wurden die angrenzenden Ruinengrundstücke<br />

in der Hirsch- und Stephanienstraße hinzu erworben. 1976 gelang es dann, die noch fehlenden<br />

Grundstücke in der Stephanienstraße zu erwerben.<br />

Von da an war die badische Gebäudeversicherungsanstalt Eigentümer einer zusammenhängenden<br />

Fläche in der Hirsch-/Stephanien- und Kaiserstraße. Auf diesem Grundstück, das lange Zeit als<br />

Parkplatz genutzt wurde, hat die <strong>SV</strong> vor einigen Jahren das »Alleehaus« gebaut, das 2005 eingeweiht<br />

wurde. Diese Investition war Zeichen der engen Verbundenheit der <strong>SV</strong> mit dem Standort<br />

Karlsruhe. Denn trotz der überregionalen Größe der <strong>SV</strong> bleibt Karlsruhe eines der wichtigsten regionalen<br />

Standbeine. Als regional verwurzeltes Unternehmen investiert die <strong>SV</strong> auch in ihrem Geschäftsgebiet,<br />

um die heimischen Standorte zu stärken und Kundennähe zu zeigen.<br />

KARLSRUHE, SCHLOSS<br />

FARBLITHOGRAFIE UM 1850,<br />

VON C. SCHULTZ<br />

87


88 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ZEITSTRAHL DER <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong><br />

HESSEN, THÜRINGEN UND RHEINLAND-PFALZ<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

1700 1800<br />

1900<br />

1924 1945<br />

27.4.1767 Hessisch-ThüringischeBrandversicherungsanstalt<br />

Kassel-Erfurt wird<br />

als Fürstlich-Hessische<br />

General-Brand Assecurazions-Societät<br />

gegründet.<br />

1.8.1777 Gründung<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt<br />

in Darmstadt<br />

als Brandassecurations-<br />

Kommission, Grafschaft<br />

Hessen-Darmstadt.<br />

16.1.1773 Gründung<br />

Württembergische Gebäudebrandversicherung<br />

als Allgemeine<br />

Brand-Schadens-<br />

Versicherungs-Anstalt im<br />

Herzogtum Württemberg.<br />

25.9.1758 Gründung<br />

Badische Gebäudeversicherungsanstalt<br />

als Brand-<br />

Assecurations-Societät,<br />

Gebiet: Baden-Durlach.<br />

1807 Umbenennung in<br />

Societé d´Assurance.<br />

17.1.1806 Gründung<br />

Nassauische Brandversicherungsanstalt<br />

in Wiesbaden.<br />

Gebiet: Herzogtum<br />

Nassau.<br />

1807 Ausdehnung auf das<br />

Königreich Württemberg.<br />

1803 Kriegsschäden werden<br />

ausgeschlossen.<br />

Anstalt in Baden-Durlach<br />

und Baden-Badische Brand<br />

Assecurations-Societät (von<br />

1766) verschmelzen.<br />

1814 Umbenennung in<br />

Kurfürstlich Hessische<br />

General Brand Assecurations-Societät.<br />

1816 Geschäftsgebiet wird<br />

um die Niedergrafschaft<br />

Catzenelnbogen erweitert.<br />

18.11.1816 Neuordnung<br />

durch Großherzoglich<br />

Hessische Brandassecurationsordnung,Großherzogtum<br />

Hessen, Starkenburg,<br />

Oberhessen, Rheinhessen.<br />

1839 Fürstentum<br />

Hohenzollern-Hechingen<br />

schließt sich an.<br />

1808 Geschäftsgebiet wird<br />

auf das Großherzogtum<br />

Baden erweitert.<br />

1700 1800 1855<br />

1829 Brandkasse erhält<br />

das Monopol in der Gebäudefeuerversicherung<br />

im<br />

Kurfürstentum Hessen.<br />

14.5.1855 Gründung<br />

Hohenzollerische Feuerversicherungsanstalt.Gebäude<br />

in Hohenzollern und<br />

Sigmaringen gehen in die<br />

neue Anstalt über.<br />

1850 Hohenzollern-Hechingen<br />

und Hohenzollern-<br />

Sigmaringen werden<br />

preußisch.<br />

1866 Umbenennung in<br />

Königlich Preußische General<br />

Brand Versicherungsanstalt.<br />

Kurhessen kommt<br />

zum Geschäftsgebiet<br />

hinzu.<br />

1853 Neuordnung und<br />

Umbenennung in WürttembergischeGebäudebrandversicherungsanstalt<br />

(WGBV).<br />

1885 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt.<br />

1886 Geschäftsgebiet<br />

umfasst den preußischen<br />

Regierungsbezirk Wiesbaden.<br />

20.9.1913 Gründung<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt<br />

Hessen-<br />

Nassau-Thüringen als<br />

Nassauische Lebensversicherungsanstalt.<br />

1885 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt.<br />

1918 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungskammer.<br />

1936 Erweiterung der<br />

Haftung auf Schäden durch<br />

Anprall und Absturz von<br />

Luftfahrzeugen und Luftfahrzeugteilen.<br />

1912 Ausweitung des Versicherungsschutzes<br />

auf Explosionsschäden,<br />

freiwillige<br />

Übernahme von Schäden<br />

durch Bergsturz, Erdfall,<br />

Sturm und Hochwasser.<br />

1900<br />

22.8.1918 Gebiet wird auf<br />

Hessen-Nassau (Cassel und<br />

Wiesbaden) ausgedehnt.<br />

Neuer Name: Hessen-NassauischeLebensversicherungsanstalt.<br />

1920 Hagelschäden sind<br />

mitversichert.<br />

1938 Beitragsfreier Einschluss<br />

des Versicherungsschutzes<br />

von Hochwasser,<br />

Überschwemmung und<br />

Sturm nach badischem<br />

Vorbild.<br />

1.12.1924 Gründung<br />

Öffentliche VersicherungsanstaltHessen-Nassau-Thüringen<br />

als Nassauische<br />

Landesversicherungsbank<br />

(Komposit).<br />

1928 Waldeck kommt zum<br />

Geschäftsgebiet hinzu.<br />

1937 Aufnahme von<br />

Schäden durch herabstürzende<br />

Luftfahrzeuge<br />

oder Teile davon.<br />

14.4.1924 Gründung<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt<br />

Baden (ÖVA) in<br />

Mannheim. Gebiet: Baden.<br />

1.10.1924 Gründung<br />

Deutsche Versorgungsanstalt<br />

Versicherungsbank<br />

AG (DVA) in Berlin (Leben).<br />

Gebiet: Württemberg und<br />

Hohenzollern.<br />

22.7.1924 Gründung<br />

Zentropa Zentraleuropäische<br />

Versicherungsbank-<br />

AG in Berlin (Komposit).<br />

Gebiet: Württemberg und<br />

Hohenzollern.<br />

1943 Einführung der Sturmversicherung<br />

als obligatorische<br />

Zusatzversicherung.<br />

10.2.1927 Geschäftsgebiet<br />

umfasst Volksstaat Hessen.<br />

Wetzlar kommt 1932 hinzu.<br />

21.8.1937 Umbenennung<br />

in Nassauische Versicherungsanstalt.<br />

1945 Nassauische Gebiete<br />

werden Hessen und Rheinland-Pfalz<br />

zugeordnet.<br />

1945 Geschäftsgebiet wird<br />

den Ländern Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz zugeordnet.<br />

1929 DVA verlegt Dienstsitz<br />

von Berlin nach Stuttgart.<br />

4.1.1939 Umbenennung<br />

in Hessen-Nassauische<br />

Versicherungsanstalt.<br />

1946–1950 Verwaltungen<br />

werden in französischen<br />

und amerikanischen Teil<br />

getrennt. Die Zentralen sind<br />

in Offenburg und Karlsruhe.<br />

1945<br />

11.2.1958: Umbenennung<br />

in Hessen-Nassauische<br />

Versicherungsanstalt des<br />

öffentlichen Rechts in<br />

Wiesbaden.<br />

1955 Aufnahme der<br />

Sparten Sturm und<br />

Leitungswasser.<br />

1952 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt<br />

für Gebäude<br />

Darmstadt.<br />

10.6.1950 Umbenennung<br />

in Sparkassen-Versicherung<br />

Aktiengesellschaft.<br />

1950 Zentropa verlegt Sitz<br />

nach Stuttgart.<br />

1959 Freiwillige Übernahme<br />

von Hagelsturmschäden.<br />

1968 1992 1994/97<br />

1968 Staatsvertrag zwischen<br />

Hessen und Rheinlandpfalz.<br />

Nassauische<br />

Brandversicherung kann<br />

Geschäftstätigkeit in<br />

Montabaur fortsetzen.<br />

Hessische Brandversicherungsanstaltweiterhin<br />

in Rheinhessen tätig.<br />

1960 Elementarschadengesetz<br />

tritt in Kraft<br />

und ist für die drei Anstalten<br />

in Baden-Württemberg<br />

verbindlich.<br />

Die Elementarschadenversicherung<br />

wird in Baden-Württemberg<br />

zur<br />

Pflichtversicherung. Versichert<br />

sind die Gefahren<br />

Sturm, Hagel, Hochwasser,<br />

Überschwemmung,<br />

Schneedruck, Lawinen,<br />

Bergsturz, Erdrutsch<br />

und Erdfall.<br />

1971 wird die Pflichtversicherung<br />

auf Erdbeben<br />

ausgedehnt.<br />

2.11.1979 Aufgrund der<br />

Spartentrennung wird die<br />

ÖVA Allgemeine Versicherungs<br />

AG als Tochter der<br />

ÖVA Leben gegründet.<br />

Gebiet: Baden.<br />

1986 ZVA wird umbenannt<br />

in Sparkassen-Versicherung<br />

Allgemeine AG.<br />

26.7.1971 Anstalt wird<br />

durch das Kreisreformgesetz<br />

aufgelöst. Die<br />

Bestände gehen zum<br />

1.1.1973 auf die WGBV<br />

über.<br />

10.3.1992 Staatsvertrag<br />

Hessen und Thüringen:<br />

Bildung der SparkassenorganisationHessen-Thüringen.<br />

Brandkasse Kassel<br />

wird eingegliedert. Seit<br />

1990 sind die Unternehmen<br />

in Thüringen tätig. Thüringen<br />

ist nun komplett Geschäftsgebiet.<br />

1992 Umfirmierungen in<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt,Öffentliche<br />

Versicherungsanstalt<br />

Hessen-Nassau-Thüringen<br />

(SparkassenVersicherung)<br />

und in Hessisch-ThüringischeBrandversicherungsanstalt<br />

Kassel-Erfurt.<br />

1993 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt<br />

Darmstadt.<br />

1980 Sparkassen-S<br />

wird in den Firmennamen<br />

aufgenommen. 1987 Umbenennung in<br />

Sparkassen-Versicherung<br />

Lebensversicherung AG<br />

und<br />

Sparkassen-Versicherung<br />

Allgemeine Versicherung<br />

AG.<br />

1960 1994<br />

1.7.1997 Umbenennung<br />

in <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt<br />

Hessen-Nassau-Thüringen,<br />

Wiesbaden, Erfurt, Kassel.<br />

1.7.1994 Aufhebung von<br />

Monopol- und Pflichtversicherung.<br />

1.7.1997 Fusion der<br />

Brandkasse Kassel, Brandversicherungsanstalt<br />

Darmstadt, Nassauische<br />

Brandversicherung und<br />

SparkassenVersicherung.<br />

Neuer Name:<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Öffentliche Versicherungsanstalten<br />

Hessen-Nassau-<br />

Thüringen, Wiesbaden,<br />

Kassel, Erfurt.<br />

8.12.1993 Gründung Sparkassen-VersicherungBaden-Württemberg<br />

Holding<br />

als gemeinsames Dach der<br />

Versicherungsgruppe der<br />

baden-württembergischen<br />

Sparkassen.<br />

1.4.1997 Personalunion<br />

der Vorstände von <strong>SV</strong> Holding,Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg,<br />

ÖVA-Versicherungen und<br />

Sparkassen-Versicherung.<br />

11.11.1993 Gründung<br />

der Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg<br />

Holding AG<br />

24.3.1994 Anstalten<br />

gehen an Sparkassenorganisation.<br />

22.4.1994 Anstalten werden<br />

Aktiengesellschaften.<br />

1.7.1994 Aufhebung von<br />

Monopol- und Pflichtversicherung.<br />

16.12.1994 GebäudeversicherungBaden-Württemberg<br />

AG entsteht.<br />

1995 Erdbebenrisikozonen<br />

werden eingeführt.<br />

19.6.1998 Gründung<br />

»Stiftung Umwelt- und<br />

Schadenvorsorge«.<br />

2003 2004<br />

1.1.2003 Anstalten werden<br />

in Aktiengesellschaften<br />

umgewandelt. Umbenennung<br />

in <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Hessen-Nassau-<br />

Thüringen AG.<br />

2002 Erweiterte Elementarschadenversicherung<br />

(Überschwemmung, Rückstau,<br />

Erdbeben, Erdfall,<br />

Erdrutsch, Schneedruck,<br />

Lawinen, Vulkanausbruch)<br />

sowie ZÜRS werden in<br />

Hessen und Thüringen<br />

eingeführt.<br />

1.1.2000 <strong>SV</strong> Versicherungen<br />

Baden-Württemberg<br />

entstehen:<br />

Sparkassen-Versicherung,<br />

ÖVA-Versicherungen<br />

und Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg<br />

fusionieren.<br />

Bestände der ÖVA Allgemeine<br />

und Sparkassen-<br />

Versicherung Allgemeine<br />

werden auf die Gebäudeversicherung<br />

übertragen.<br />

Dezember 1999<br />

Verschmelzung von ÖVA<br />

Leben und Sparkassen-<br />

Versicherung Leben rückwirkend<br />

zum 1.1.1999.<br />

2000 2004<br />

1.1.2004 Fusion der<br />

<strong>SV</strong> Versicherungen<br />

Baden-Württemberg und<br />

der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HessenNassau-<br />

Thüringen<br />

zu der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung.<br />

Die <strong>SV</strong> bietet in Baden-<br />

Württemberg, Hessen,<br />

Thüringen und Teilen von<br />

Rheinland-Pfalz die erweiterteElementarschadenversicherung<br />

an.


88 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

ZEITSTRAHL DER <strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong><br />

HESSEN, THÜRINGEN UND RHEINLAND-PFALZ<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

1700<br />

27.4.1767 Hessisch-ThüringischeBrandversicherungsanstalt<br />

Kassel-Erfurt wird<br />

als Fürstlich-Hessische<br />

General-Brand Assecurazions-Societät<br />

gegründet.<br />

1.8.1777 Gründung<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt<br />

in Darmstadt<br />

als Brandassecurations-<br />

Kommission, Grafschaft<br />

Hessen-Darmstadt.<br />

16.1.1773 Gründung<br />

Württembergische Gebäudebrandversicherung<br />

als Allgemeine<br />

Brand-Schadens-<br />

Versicherungs-Anstalt im<br />

Herzogtum Württemberg.<br />

25.9.1758 Gründung<br />

Badische Gebäudeversicherungsanstalt<br />

als Brand-<br />

Assecurations-Societät,<br />

Gebiet: Baden-Durlach.<br />

1800<br />

1807 Umbenennung in<br />

Societé d´Assurance.<br />

17.1.1806 Gründung<br />

Nassauische Brandversicherungsanstalt<br />

in Wiesbaden.<br />

Gebiet: Herzogtum<br />

Nassau.<br />

1807 Ausdehnung auf das<br />

Königreich Württemberg.<br />

1803 Kriegsschäden werden<br />

ausgeschlossen.<br />

Anstalt in Baden-Durlach<br />

und Baden-Badische Brand<br />

Assecurations-Societät (von<br />

1766) verschmelzen.<br />

1814 Umbenennung in<br />

Kurfürstlich Hessische<br />

General Brand Assecurations-Societät.<br />

1816 Geschäftsgebiet wird<br />

um die Niedergrafschaft<br />

Catzenelnbogen erweitert.<br />

18.11.1816 Neuordnung<br />

durch Großherzoglich<br />

Hessische Brandassecurationsordnung,Großherzogtum<br />

Hessen, Starkenburg,<br />

Oberhessen, Rheinhessen.<br />

1839 Fürstentum<br />

Hohenzollern-Hechingen<br />

schließt sich an.<br />

1808 Geschäftsgebiet wird<br />

auf das Großherzogtum<br />

Baden erweitert.<br />

1700 1800 1855<br />

1829 Brandkasse erhält<br />

das Monopol in der Gebäudefeuerversicherung<br />

im<br />

Kurfürstentum Hessen.<br />

14.5.1855 Gründung<br />

Hohenzollerische Feuerversicherungsanstalt.Gebäude<br />

in Hohenzollern und<br />

Sigmaringen gehen in die<br />

neue Anstalt über.<br />

1850 Hohenzollern-Hechingen<br />

und Hohenzollern-<br />

Sigmaringen werden<br />

preußisch.<br />

1866 Umbenennung in<br />

Königlich Preußische General<br />

Brand Versicherungsanstalt.<br />

Kurhessen kommt<br />

zum Geschäftsgebiet<br />

hinzu.<br />

1853 Neuordnung und<br />

Umbenennung in WürttembergischeGebäudebrandversicherungsanstalt<br />

(WGBV).<br />

1885 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt.<br />

1886 Geschäftsgebiet<br />

umfasst den preußischen<br />

Regierungsbezirk Wiesbaden.


1900<br />

20.9.1913 Gründung<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt<br />

Hessen-<br />

Nassau-Thüringen als<br />

Nassauische Lebensversicherungsanstalt.<br />

1885 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt.<br />

1918 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungskammer.<br />

1936 Erweiterung der<br />

Haftung auf Schäden durch<br />

Anprall und Absturz von<br />

Luftfahrzeugen und Luftfahrzeugteilen.<br />

1912 Ausweitung des Versicherungsschutzes<br />

auf Explosionsschäden,<br />

freiwillige<br />

Übernahme von Schäden<br />

durch Bergsturz, Erdfall,<br />

Sturm und Hochwasser.<br />

1900<br />

22.8.1918 Gebiet wird auf<br />

Hessen-Nassau (Cassel und<br />

Wiesbaden) ausgedehnt.<br />

Neuer Name: Hessen-NassauischeLebensversicherungsanstalt.<br />

1920 Hagelschäden sind<br />

mitversichert.<br />

1938 Beitragsfreier Einschluss<br />

des Versicherungsschutzes<br />

von Hochwasser,<br />

Überschwemmung und<br />

Sturm nach badischem<br />

Vorbild.<br />

1924 1945<br />

1.12.1924 Gründung<br />

Öffentliche VersicherungsanstaltHessen-Nassau-Thüringen<br />

als Nassauische<br />

Landesversicherungsbank<br />

(Komposit).<br />

1928 Waldeck kommt zum<br />

Geschäftsgebiet hinzu.<br />

1937 Aufnahme von<br />

Schäden durch herabstürzende<br />

Luftfahrzeuge<br />

oder Teile davon.<br />

14.4.1924 Gründung<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt<br />

Baden (ÖVA) in<br />

Mannheim. Gebiet: Baden.<br />

1.10.1924 Gründung<br />

Deutsche Versorgungsanstalt<br />

Versicherungsbank<br />

AG (DVA) in Berlin (Leben).<br />

Gebiet: Württemberg und<br />

Hohenzollern.<br />

22.7.1924 Gründung<br />

Zentropa Zentraleuropäische<br />

Versicherungsbank-<br />

AG in Berlin (Komposit).<br />

Gebiet: Württemberg und<br />

Hohenzollern.<br />

1943 Einführung der Sturmversicherung<br />

als obligatorische<br />

Zusatzversicherung.<br />

10.2.1927 Geschäftsgebiet<br />

umfasst Volksstaat Hessen.<br />

Wetzlar kommt 1932 hinzu.<br />

21.8.1937 Umbenennung<br />

in Nassauische Versicherungsanstalt.<br />

1945 Nassauische Gebiete<br />

werden Hessen und Rheinland-Pfalz<br />

zugeordnet.<br />

1945 Geschäftsgebiet wird<br />

den Ländern Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz zugeordnet.<br />

1929 DVA verlegt Dienstsitz<br />

von Berlin nach Stuttgart.<br />

4.1.1939 Umbenennung<br />

in Hessen-Nassauische<br />

Versicherungsanstalt.<br />

1946–1950 Verwaltungen<br />

werden in französischen<br />

und amerikanischen Teil<br />

getrennt. Die Zentralen sind<br />

in Offenburg und Karlsruhe.<br />

1945<br />

11.2.1958: Umbenennung<br />

in Hessen-Nassauische<br />

Versicherungsanstalt des<br />

öffentlichen Rechts in<br />

Wiesbaden.<br />

1955 Aufnahme der<br />

Sparten Sturm und<br />

Leitungswasser.<br />

1952 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt<br />

für Gebäude<br />

Darmstadt.<br />

10.6.1950 Umbenennung<br />

in Sparkassen-Versicherung<br />

Aktiengesellschaft.<br />

1950 Zentropa verlegt Sitz<br />

nach Stuttgart.<br />

1959 Freiwillige Übernahme<br />

von Hagelsturmschäden.


1968 1992 1994/97<br />

1968 Staatsvertrag zwischen<br />

Hessen und Rheinlandpfalz.<br />

Nassauische<br />

Brandversicherung kann<br />

Geschäftstätigkeit in<br />

Montabaur fortsetzen.<br />

Hessische Brandversicherungsanstaltweiterhin<br />

in Rheinhessen tätig.<br />

1960 Elementarschadengesetz<br />

tritt in Kraft<br />

und ist für die drei Anstalten<br />

in Baden-Württemberg<br />

verbindlich.<br />

Die Elementarschadenversicherung<br />

wird in Baden-Württemberg<br />

zur<br />

Pflichtversicherung. Versichert<br />

sind die Gefahren<br />

Sturm, Hagel, Hochwasser,<br />

Überschwemmung,<br />

Schneedruck, Lawinen,<br />

Bergsturz, Erdrutsch<br />

und Erdfall.<br />

1971 wird die Pflichtversicherung<br />

auf Erdbeben<br />

ausgedehnt.<br />

2.11.1979 Aufgrund der<br />

Spartentrennung wird die<br />

ÖVA Allgemeine Versicherungs<br />

AG als Tochter der<br />

ÖVA Leben gegründet.<br />

Gebiet: Baden.<br />

1986 ZVA wird umbenannt<br />

in Sparkassen-Versicherung<br />

Allgemeine AG.<br />

26.7.1971 Anstalt wird<br />

durch das Kreisreformgesetz<br />

aufgelöst. Die<br />

Bestände gehen zum<br />

1.1.1973 auf die WGBV<br />

über.<br />

10.3.1992 Staatsvertrag<br />

Hessen und Thüringen:<br />

Bildung der SparkassenorganisationHessen-Thüringen.<br />

Brandkasse Kassel<br />

wird eingegliedert. Seit<br />

1990 sind die Unternehmen<br />

in Thüringen tätig. Thüringen<br />

ist nun komplett Geschäftsgebiet.<br />

1992 Umfirmierungen in<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt,Öffentliche<br />

Versicherungsanstalt<br />

Hessen-Nassau-Thüringen<br />

(SparkassenVersicherung)<br />

und in Hessisch-ThüringischeBrandversicherungsanstalt<br />

Kassel-Erfurt.<br />

1993 Umbenennung in<br />

Hessische Brandversicherungsanstalt<br />

Darmstadt.<br />

1980 Sparkassen-S<br />

wird in den Firmennamen<br />

aufgenommen. 1987 Umbenennung in<br />

Sparkassen-Versicherung<br />

Lebensversicherung AG<br />

und<br />

Sparkassen-Versicherung<br />

Allgemeine Versicherung<br />

AG.<br />

1960 1994<br />

1.7.1997 Umbenennung<br />

in <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Öffentliche Lebensversicherungsanstalt<br />

Hessen-Nassau-Thüringen,<br />

Wiesbaden, Erfurt, Kassel.<br />

1.7.1994 Aufhebung von<br />

Monopol- und Pflichtversicherung.<br />

1.7.1997 Fusion der<br />

Brandkasse Kassel, Brandversicherungsanstalt<br />

Darmstadt, Nassauische<br />

Brandversicherung und<br />

SparkassenVersicherung.<br />

Neuer Name:<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Öffentliche Versicherungsanstalten<br />

Hessen-Nassau-<br />

Thüringen, Wiesbaden,<br />

Kassel, Erfurt.<br />

8.12.1993 Gründung Sparkassen-VersicherungBaden-Württemberg<br />

Holding<br />

als gemeinsames Dach der<br />

Versicherungsgruppe der<br />

baden-württembergischen<br />

Sparkassen.<br />

1.4.1997 Personalunion<br />

der Vorstände von <strong>SV</strong> Holding,Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg,<br />

ÖVA-Versicherungen und<br />

Sparkassen-Versicherung.<br />

11.11.1993 Gründung<br />

der Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg<br />

Holding AG<br />

24.3.1994 Anstalten<br />

gehen an Sparkassenorganisation.<br />

22.4.1994 Anstalten werden<br />

Aktiengesellschaften.<br />

1.7.1994 Aufhebung von<br />

Monopol- und Pflichtversicherung.<br />

16.12.1994 GebäudeversicherungBaden-Württemberg<br />

AG entsteht.<br />

1995 Erdbebenrisikozonen<br />

werden eingeführt.<br />

19.6.1998 Gründung<br />

»Stiftung Umwelt- und<br />

Schadenvorsorge«.<br />

2003 2004<br />

1.1.2003 Anstalten werden<br />

in Aktiengesellschaften<br />

umgewandelt. Umbenennung<br />

in <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Hessen-Nassau-<br />

Thüringen AG.<br />

2002 Erweiterte Elementarschadenversicherung<br />

(Überschwemmung, Rückstau,<br />

Erdbeben, Erdfall,<br />

Erdrutsch, Schneedruck,<br />

Lawinen, Vulkanausbruch)<br />

sowie ZÜRS werden in<br />

Hessen und Thüringen<br />

eingeführt.<br />

1.1.2000 <strong>SV</strong> Versicherungen<br />

Baden-Württemberg<br />

entstehen:<br />

Sparkassen-Versicherung,<br />

ÖVA-Versicherungen<br />

und Gebäudeversicherung<br />

Baden-Württemberg<br />

fusionieren.<br />

Bestände der ÖVA Allgemeine<br />

und Sparkassen-<br />

Versicherung Allgemeine<br />

werden auf die Gebäudeversicherung<br />

übertragen.<br />

Dezember 1999<br />

Verschmelzung von ÖVA<br />

Leben und Sparkassen-<br />

Versicherung Leben rückwirkend<br />

zum 1.1.1999.<br />

2000 2004<br />

1.1.2004 Fusion der<br />

<strong>SV</strong> Versicherungen<br />

Baden-Württemberg und<br />

der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

HessenNassau-<br />

Thüringen<br />

zu der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung.<br />

Die <strong>SV</strong> bietet in Baden-<br />

Württemberg, Hessen,<br />

Thüringen und Teilen von<br />

Rheinland-Pfalz die erweiterteElementarschadenversicherung<br />

an.


<strong>SV</strong> <strong>SPARKASSENVERSICHERUNG</strong><br />

<strong>ELEMENTAR</strong>. <strong>VERSICHERT</strong>.<br />

1758 – 2008


90 250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

CHRONIK DER BEDEUTENDSTEN<br />

NATUREREIGNISSE DER <strong>SV</strong><br />

1968<br />

1972<br />

1978<br />

1984<br />

1990<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

10. Juli Ein Tornado der zweithöchsten Kategorie fegte mit mehr als 330 Stundenkilometern über Pforzheim<br />

hinweg, beschädigte mehr als 3.500 Gebäude und richtete Schäden in Höhe von rund 100 Millionen<br />

Euro an.<br />

15. August Ein extremes Hagelunwetter wütete in Stuttgart und in den angrenzenden Landkreisen. Die<br />

Bilanz: Sechs Tote und ein Sachschaden an den Gebäuden in Millionenhöhe, die <strong>SV</strong> zahlte ihren Kunden<br />

rund 100 Millionen Euro aus.<br />

22. und 23. Mai Maiüberschwemmungen in Baden-Württemberg. In den Landkreisen Esslingen und Rems-<br />

Murr entstanden an 9.700 Gebäuden Schäden in Höhe von rund 80 Millionen Euro.<br />

3. September Erdbeben im Zollernalbgraben der Stärke 5,8. Insgesamt wurden rund 11.500 Gebäude<br />

zum Teil schwer beschädigt. Die <strong>SV</strong> zahlte über 120 Millionen Euro.<br />

21. Juni Fronleichnam-Hochwasser in und um Tauberbischofsheim mit Dammbruch im Main- Tauber-<br />

Gebiet. Kleine Wasserläufe wie der Brehmbach und der Schüpfbach wurden zu reißenden Wasserfluten.<br />

Es entstanden Schäden an 1.000 Häusern in Höhe von 20 Millionen Euro.<br />

25. Januar bis 1. März Von Ende Januar bis Anfang März wüteten in ganz Baden-Württemberg die Winterstürme<br />

Daria, Vivian, Wiebke und hinterließen Millionenschäden an Gebäuden. 92.000 Gebäude sind<br />

betroffen. Die <strong>SV</strong> zahlte über 100 Millionen Euro aus. Allein Wiebke beschädigte 52.000 Gebäude mit einer<br />

Schadensumme von 59 Millionen Euro.<br />

20./21. Dezember Jahrhunderthochwasser an Weihnachten: Mehrere Tage lang standen Tausende von<br />

Gebäuden an Neckar, Main und Tauber unter Wasser. Zentrum des Hochwassers war Eberbach am Neckar.<br />

20.000 Gebäude wurden beschädigt, die <strong>SV</strong> zahlte über 94 Millionen Euro aus.<br />

Neben Sturm und Hagel verursachten vor allem Überschwemmungen und Hochwasser Schäden in Baden-<br />

Württemberg. Im Frühjahr erfolgte eine Serie von Überschwemmungen und Hochwasserereignissen:<br />

13.000 Gebäude wurden beschädigt. Die <strong>SV</strong> zahlte rund 86 Millionen Euro aus.<br />

22. Juli Orkantief Emily tobte zehn Stunden lang über Baden-Württemberg. Es entstand ein Schaden in<br />

Höhe von 120 Millionen Euro an 30.000 Gebäuden. Allein in Ketsch bei Mannheim entstand ein Schaden in<br />

Höhe von über 40 Millionen Euro.<br />

22. Mai Hochwasser und Überschwemmungen richteten schwere Schäden in Ulm und im Bodenseegebiet<br />

vor allem in Konstanz und Radolfzell an: 1.200 Gebäude wurden beschädigt. Die Schadenhöhe lag bei<br />

17 Millionen Euro.<br />

26. Dezember Orkan Lothar wütete über Nordfrankreich und der Mitte Deutschlands. Baden-Württemberg<br />

war das in Deutschland am stärksten betroffene Bundesland. Es entstand der <strong>SV</strong> ein Gesamtschaden<br />

an Gebäuden und Autos in Höhe von rund 500 Millionen Euro. Rund 260.000 Gebäude wurden beschädigt,<br />

allein dafür zahlte die <strong>SV</strong> 430 Millionen Euro.<br />

5. Juni Ein Gewitter mit Hagelschlag richtete in Stuttgart und im Rems-Murr-Kreis Schäden an 5.000 Gebäuden<br />

an. Die <strong>SV</strong> zahlte ihren Kunden 10,6 Millionen Euro aus.<br />

6. Juli Orkan Willy wütete über Baden-Württemberg, beschädigte rund 8.900 Gebäude in einer Schadenhöhe<br />

von rund 11,8 Millionen Euro.


2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

Juni/Juli/August Eine Serie an Unwettern, Überschwemmungen und Hochwasserereignissen fegten in den<br />

Sommermonaten über das Land. Am 23. und 24. Juni wurden bei einem Hagelschlag in Villingen-Schwenningen,<br />

Waldshut über 17.000 Gebäude beschädigt. Die <strong>SV</strong> entschädigte mit rund 66 Millionen Euro.<br />

2. Januar Orkan Calvann stürmte über das Land. Rund 9.200 Gebäude wurden beschädigt. Die <strong>SV</strong> zahlte<br />

über 10 Millionen Euro aus.<br />

Mai/Juni/Juli Der Sommer war geprägt von Stürmen, Hagelstürmen und Überschwemmungen in Stuttgart,<br />

im Neckar-Odenwaldkreis, am Bodensee, im Zollernalb- und Schwarzwald-Baar-Kreis. Über 15.000<br />

Gebäude wurden beschädigt. Die <strong>SV</strong> zahlte über 31 Millionen Euro aus.<br />

27. Oktober Jeanett stürmte und beschädigte über 35.000 Gebäude, knapp 30 Millionen Euro wurden<br />

ausbezahlt. Insgesamt wurden in diesem Jahr über 70.000 Gebäude beschädigt und über 220 Millionen<br />

Euro Entschädigungsleistungen ausbezahlt.<br />

12. Januar Die Winterstürme Gerda und Hanne wüteten über Baden-Württemberg. Rund 13.000 Gebäude<br />

in Höhe von über 12 Millionen Euro wurden beschädigt.<br />

7. Juli Sturm und Hagel richteten im südlichen Oberrhein, Hochschwarzwald, am Bodensee und im<br />

Zollernalb-Kreis Schäden in Höhen von über 38 Millionen Euro an 17.900 Gebäuden an.<br />

5. Dezember Um 2:52 Uhr bebte die Erde in Waldkirch im Südschwarzwald mit der Stärke 5,4 im Schadenumkreis<br />

von 35 Kilometern. Rund 7.000 Schadenmeldungen gingen ein. Die <strong>SV</strong> zahlte circa vier Millionen<br />

Euro aus.<br />

29. Juli Schwere Gewitter mit Sturm, Starkregen und Hagel richteten in Baden-Württemberg schwere<br />

Schäden an. Schadenschwerpunkte waren das Münstertal im Schwarzwald, Breisgau-Hochschwarzwald,<br />

St. Märgen, Kandern und der Großraum Stuttgart. Die <strong>SV</strong> verbuchte 22.500 Gebäudeschäden mit einer<br />

Schadensumme von rund 51 Millionen Euro. Für das an diesem Tag startende KundenServiceRessort der<br />

<strong>SV</strong> wurde dieses Ereignis zur ersten Bewährungsprobe.<br />

28. Juni Ein Hagelsturm mit tennisballgroßen Hagelkörnern ging über Villingen-Schwenningen und<br />

Trossingen nieder. Die Schadenbilanz bei der <strong>SV</strong>: Über 13.000 Gebäude wurden beschädigt. Die <strong>SV</strong><br />

entschädigte ihre Gebäudekunden mit über 170 Millionen Euro. Dazu kamen noch rund 5 Millionen Euro<br />

für Schäden an über 1.000 Kraftfahrzeugen.<br />

17. Januar Orkantief Kyrill wütete über Europa bis nach Polen, Tschechien und Österreich. Die Schadenschwerpunkte<br />

bei der <strong>SV</strong> lagen in Nordbaden, Nordwürttemberg und Nordhessen. Die Bilanz: 91.000<br />

Sturmschäden an Gebäuden mit einer Größenordnung von rund 90 Millionen Euro.<br />

29. Februar Orkan Emma hinterließ im gesamten Geschäftsgebiet Schäden an über 26.000 Gebäuden in<br />

einer Höhe von 30 Millionen Euro.<br />

29. Mai bis 2. Juni Mehrere starke Gewitterfronten zogen über das gesamte Geschäftsgebiet der <strong>SV</strong> hinweg.<br />

Sie brachten vor allem in Baden-Württemberg und Hessen Unwetter mit Hagelschlag und Starkregen.<br />

Besonders stark betroffen waren die Bereiche Süd- und Nordbaden, die Region um Stuttgart, der Zollernalbkreis<br />

sowie in Hessen die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Schwalm-Eder und Main-Kinzig. Die <strong>SV</strong><br />

rechnet derzeit mit 30.000 Schäden an Gebäuden und einem Schadenaufwand von 85 Millionen Euro. Im<br />

Zollernalbkreis wurden durch das Unwetter im Killertal rund 1.500 Gebäudeschäden verursacht, die <strong>SV</strong><br />

rechnet dort mit einem Schadenaufwand von über 10 Millionen Euro.


ILLUSTRATIONEN<br />

S. 8; 10; 12–13; 22–23; 28; 30–31;<br />

38–39; 46; 48–49; 54–55; 62; 64–65;<br />

70–71; 78<br />

UNITED IDEAS, Agentur für Kommunikation<br />

Martha Ehrlich, MFA<br />

www.united-ideas.com<br />

FOTOS UND GRAFIKEN<br />

S. 13<br />

Corbis Images UK ltd., service.germany@corbis.com<br />

S. 15<br />

Theaterbrand Stadtarchiv Karlsruhe<br />

St. Florian Feuerwehr Rottenburg<br />

www.feuerwehr-rottenburg.de<br />

S. 17<br />

Mathias Osti, Fotograf<br />

S. 19<br />

Feuerwehrfest und Feuerlöschwesen<br />

Stadtarchiv Ulm<br />

Fotos Deutsches Feuerwehr-Museum Fulda,<br />

www.dfm-fulda.de<br />

Hohlstrahlrohr: TKW Armaturen,<br />

www.tkw-armaturen.de<br />

S. 23<br />

Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz<br />

(IBMB) Technische Universität Braunschweig<br />

S. 30<br />

Sturmphänomene<br />

Bild 1 DPA Deutsche Presse-Agentur, www.dpa.de<br />

Bild 2–6 Gene Rhodan Wheatherpix Stock Images,<br />

www.weatherpix.com<br />

S. 33<br />

GeoRisikoForschung NatCatSERVICE Münchener<br />

Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

S. 35<br />

GeoRisikoForschung NatCatSERVICE Münchener<br />

Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

S. 39<br />

Tornado Marco Kaschuba,<br />

www.MarcoKaschuba.com<br />

Schadenbilder Stadtarchiv Pforzheim<br />

S. 41<br />

Dr. Nikolai Dotzek, European Severe Storms<br />

Laboratory e.V. (ESSL)<br />

S. 42<br />

Hagelsturm Marco Kaschuba<br />

Hagel in Unterführung Südwestrundfunk Media AG<br />

S. 43<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

S. 49<br />

Wolken Christian Matthys<br />

Hochwasser links Kurt Michel / PIXELIO,<br />

www.pixelio.de<br />

Hochwasser rechts <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

S. 51<br />

Wolkenfront Rolf van Melis / PIXELIO,<br />

www.pixelio.de<br />

Fluss/Auto <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Starkregen René Blank<br />

S. 55<br />

Schneelastkarte Münchener Rückversicherungs-<br />

Gesellschaft<br />

Schnee Getty Images, www.gettyimages.com<br />

S. 57<br />

www.wikipedia.de<br />

S. 65<br />

Erdriss Fotolia LLC, www.fotolia.com<br />

Seismographische Aufzeichnung Helmholtz-<br />

Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum<br />

Potsdam (GFZ)<br />

Sodom und Gomorrha/Seismograph Fotosearch<br />

Lizenzfreie Fotografie Bildagentur,<br />

www.fotosearch.de<br />

S. 67<br />

Foto Deutsche Gesellschaft für Erdbebeningenieurwesen<br />

und Baudynamik (DGEB)<br />

Erdebebenkarte Helmholtz-Zentrum Potsdam<br />

Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ)<br />

S. 71<br />

links oben Werra-Kalibergbau-Museum,<br />

Heringen/Werra<br />

rechts oben, unten Dr.-Ing. Jochen Schwarz,<br />

Erdbebenzentrum Institut für Konstruktiven<br />

Ingenieurbau Bauhaus-Universität Weimar<br />

S. 79<br />

www.wikipedia.de<br />

S. 87<br />

Stadtarchiv Karlsruhe<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

BILDNACHWEIS<br />

93


94<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

QUELLENNACHWEIS<br />

PUBLIKATIONEN<br />

100 Jahre Hohenzollerische Feuerversicherungsanstalt 1856-1956, 1956.<br />

3sat.online: Deutscher Wetterdienst baut Tornado-Frühwarnsystem. Online-Publikation.<br />

http://www.3sat.de/nano/news/76496/index.html, Stand: 18. Juli 2008.<br />

Archiv der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung: Geschäftsberichte der <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung und ihrer<br />

Vorgängerunternehmen; Mitarbeiterzeitschriften, Pressemitteilungen, Materialien zur Stiftung Umwelt<br />

und Schadenvorsorge<br />

Baden-Württemberg Programm Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung (BWPLUS): Neue naturnahe<br />

Bauweisen für überströmbare Dämme an dezentralen Hochwasserrückhaltebecken und Erprobung von<br />

Erkundungsmethoden zur Beurteilung der Sicherheit von Absperrdämmen, April 2003, Online-Publikation:<br />

http://bwplus.fzk.de/berichte/SBer/BWT22005SBer.pdf, Stand: 21. Juli 2008.<br />

BavariaStormteam: Tornadofakten. Online-Publikation.<br />

http://www.bavariastormteam.com/Tornadofakten.pdf, Stand: 18. Juli 2008.<br />

Bojanowski, Axel: Beben ist menschlich, in: Die Zeit, Nr. 04 vom 18. Januar 2004.<br />

Bojanowski, Axel: Rums am Rhein. Welchen Schaden würde ein neues Erdbeben anrichten?, in: Die Zeit,<br />

Nr. 36 vom 31. August 2006.<br />

Bormann, Peter: Was ist die Magnitude und was ist die Intensität eines Erdbebens?, Online-Publikation.<br />

http://bib.gfz-potsdam.de/pub/schule/magnitude_0209.pdf, Stand: 19. Juni 2008.<br />

Cerutti, Herbert: Wie aus heiterem Himmel. Warum Erdbebenprognosen so schwierig sind, Online-Publikation.<br />

http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/3601cbac-<br />

2c3d-49f2-99cc-eebaa63a4708.aspx, Stand: 19. Juni 2008.<br />

Degussa-Magazin (Hg.): Feuer und Flamme. Reportage, Heft 4 2004.<br />

Dieterle, Klaus: Versicherung von Elementarschäden, in: Schadensprisma – Zeitschrift für Schadenverhütung<br />

und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, Heft 1 2001.<br />

Fleck, Egid: Die Anfänge der öffentlich-rechtlichen Brandversicherung in den frühen Gebieten des heutigen<br />

Landes Baden-Württemberg, Karlsruhe 1958.<br />

Gebäudeversicherung Baden-Württemberg: 240/225 Jahre in Baden und in Württemberg, Stuttgart 1998.<br />

Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV): Jahrbuch 2007. Die deutsche Versicherungswirtschaft,<br />

Berlin 2007.<br />

Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV): Pressemitteilung Sturmtief Kyrill<br />

vom 15. Februar 2007.<br />

Gladitz, Johannes: Geld ins Feuer geschmissen, in: Brandaktuell. Aktuelles in Sachen Brandschutz aus<br />

Forschung, Entwicklung und Politik, Heft 11, 2002.<br />

Grobenski, Zdenko / Bruns, Alexander (Hg): Die Versicherung von Umweltrisiken, Verlag Versicherungswirtschaft<br />

6, 2006.


Grünthal, Gottfried: Erdbeben und Erdbebengefährdung in Deutschland sowie im europäischen Kontext.<br />

Online-Publikation,<br />

http://edoc.gfz-potsdam.de/gfz/get/6993/0/f6e0b968a8b599941e08995f5305b677/6993.pdf,<br />

Stand: 19. Juni 2008.<br />

Grünthal, Gottfried / Schwarz, Jochen: Bauten in deutschen Erdbebengebieten – zur Einführung der DIN<br />

4149:2005, in: Bautechnik 82, Heft 8 2005.<br />

Hartleb, Peter: Die Sturmkatastrophe von Pforzheim, in: Geographische Rundschau, Heft 2 1970.<br />

Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee: Das Bodenseehochwasser im Frühsommer<br />

1999 Erfahrungsbericht (Entwurf); Online-Publikation:<br />

http://www.seespiegel.de/html/archiv/Artikel/bodenseehochwasser99/bericht_hochwasser.pdf,<br />

Stand: 21.Juli 2008<br />

Keintzel, Einar: Über den Weg zur neuen deutsche Erdbebennorm, in: Bautechnik, Heft 8 2005.<br />

Kistner, Albert: 200 Jahre Badische Gebäudeversicherungsanstalt, Karlsruhe 1958<br />

Kruse, Dirk / Simon, Sebastian / Dehne, Michael / Kampmeier, Björn:<br />

Brandschutz – Oberflächen im Blickpunkt, in: Holz-Zentralblatt 130, Heft 24 2004.<br />

Lenhardt, Wolfgang: Erdbeben der vierten Art. Lokales seismisches Gefährdungspotential durch Eingriffe<br />

in die Natur, in: Bautechnik, Heft 10 1998.<br />

Ludwig, Ralf / Paschek, Dietmar: Wasser. Anomalien und Rätsel, in: Chem. Unserer Zeit, 39, 2005.<br />

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft: Pressemitteilung Naturkatastrophen Schadenbilanz 2007<br />

vom 27. Dezember 2007.<br />

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft (Hg.): Schadenspiegel. Themenheft Risikofaktor Feuer,<br />

München 2006.<br />

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft (Hg.): Winter 2005/2006 in Europa – eine Ausnahme?, in:<br />

Topics Geo. Naturkatastrophen 2006. Analysen, Bewertungen, Positionen, S. 13-18, München 2007.<br />

Nguyen, Tristan: Gedanken zur Versicherbarkeit von Erdbeben. Online-Publikation,<br />

www.tristan-nguyen.de/pdf/A12.pdf, Stand: 19. Juni 2008.<br />

Obermayer, Bastian / Schneider, Ansgar: Willkommen in Mexiko City, in: Positionen zu Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft 50, Oktober 2006.<br />

Oertelt, Rolf: Das Recht der württembergischen Gebäudeversicherung. Kommentar zum GebäudeversG<br />

und zum ElementarschadenG unter Einschluß der hierzu ergangenen Bestimmungen, Stuttgart 1992<br />

Plate, Erich J. / Merz Bruno (Hg.): Naturkatastrophen. Ursachen – Auswirkungen – Vorsorge, Stuttgart 2001.<br />

Reiner, Andreas: Der Orkan Kyrill: Schadensstatistik und Schadensausmaß, in: Schadensprisma – Zeitschrift<br />

für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, Heft 1 2008.<br />

Ruch, Felix (Hg.): St. Alban Bad Krotzingen. Baudokumentation 2004, Bad Krotzingen 2004.<br />

Sauer, Paul: 200 Jahre Württembergische Gebäudebrandversicherungsanstalt, Stuttgart 1973<br />

Schweizer Rück: Überschwemmungen: Ein versicherbares Risiko?, Zürich 1998.


96<br />

250 Jahre <strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

QUELLENNACHWEIS<br />

Seibert, Johann / Stephan Dirk: Was muss Feuerwehrschutzkleidung können? Hinweise zum Aufbau<br />

und zur Verarbeitung von Persönlicher Schutzausrüstung, in: BrandSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung,<br />

April 2007.<br />

SWR Stuttgart: Das »Jahrhundert-Unwetter« von 1972. Online-Fotostrecke, http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/cat=1/pic=1/nid=1622/did=1444038/pv=gallery/e58dge/index.html,<br />

Stand: 18. Juli 2008.<br />

Unkart, Diana: Gebirgsschlag Völkershausen. Das Beben wird zum Politikum, in: Südthüringer Zeitung<br />

vom 14. März 2008.<br />

WDR Köln (Hg.): Erdbeben – wenn die Erde zurückschlägt. Script zur WDR Sendereihe Quarks & Co,<br />

Köln 2007.<br />

Winkler, Thomas: Brandbeständiger Baustoff, Pressemitteilung Montanuniversität Leoben vom<br />

16. Dezember 2004.<br />

Weiß, Axel: Unterschätzte Gefahr? Erdbeben im deutschen Südwesten. Online-Publikation,<br />

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/id=1640438/property=download/nid=660374/<br />

egovld/wi20060302_3584.rtf., Stand: 19. Juni 2008.<br />

ONLINEQUELLEN<br />

www.dwd.de Deutscher Wetterdienst<br />

www.munichre.com Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft<br />

www.naturgewalten.de Homepage von Thomas Sävert<br />

www.scinexx.de Scinexx – Das Wissensmagazin<br />

www.skywarn.de Skywarn Deutschland e.V.<br />

www.tordach.de Homepage TorDACH<br />

www.tornadoliste.de Homepage von Thomas Sävert<br />

www.urbanesturzfluten.de Projekt URBAS<br />

www.wetter-online.de Wetter Online<br />

www.wikipedia.de Wikipedia – Frei Enzyklopädie<br />

INTERVIEWS<br />

Dr. Nikolai Dotzek: Leiter European Severe Storms Laboratory e.V. (ESSL)<br />

Andreas Friedrich: Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes (DWD)<br />

Dr. Roland Goertz: Leiter der Feuerwehr Karlsruhe<br />

Dr. Dirk Hollnack: Seismologe Abteilung Georisikoforschung,<br />

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG<br />

Dr.-Ing. Jochen Schwarz: Leiter Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden –<br />

Erdbebenzentrum (EDAC), Bauhaus-Universität Weimar<br />

Dr. Monika Sobiesiak: Seismologin Deutsche Task Force Erdbeben,<br />

Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ)


HERAUSGEBER<br />

<strong>SV</strong> SparkassenVersicherung<br />

Holding AG<br />

Löwentorstraße 65<br />

D-70376 Stuttgart<br />

Telefon 0711/898-0<br />

Telefax 0711/898-18 70<br />

VERANTWORTLICH<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Sylvia Knittel<br />

Telefon 0711/898-12 21<br />

REDAKTION<br />

Dr. Michael Kuhn<br />

Uta Leonhardt<br />

Stefanie Rösch<br />

Juliane Weyher<br />

KONZEPTION, GESTALTUNG UND REALISATION<br />

UNITED IDEAS, Agentur für Kommunikation<br />

Prof. Judith M. Grieshaber<br />

Martha Ehrlich MFA<br />

www.united-ideas.com<br />

DRUCK<br />

Dr. Cantz’sche Druckerei GmbH & Co. KG<br />

www.cantz.de


WIR DANKEN ALLEN HELFERN IN DER <strong>SV</strong> UND AUSSERHALB,<br />

OHNE DIE DIESES BUCH NICHT HÄTTE ENTSTEHEN KÖNNEN.

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