Mobilfunk und elektromagnetische Felder
Mobilfunk und elektromagnetische Felder
Mobilfunk und elektromagnetische Felder
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Dokumentation zum Forum<br />
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong>
Herausgeber <strong>und</strong> Veranstalter:<br />
Ministerium für Umwelt,<br />
Natur <strong>und</strong> Forsten<br />
des Landes<br />
Schleswig-Holstein<br />
Mercatorstraße 3<br />
24106 Kiel<br />
Workshoporganisation &<br />
Dokumentation:<br />
Gemeinnützige Gesellschaft<br />
für Weiterbildung, Umwelt<strong>und</strong><br />
Kulturmanagement (WUK) mbH<br />
Schauenburgerstr. 116<br />
24118 Kiel<br />
Bearbeitung:<br />
Anja Schmitt<br />
WUK<br />
Januar 2001<br />
Diese Broschüre<br />
wurde aus<br />
Recyclingpapier<br />
hergestellt<br />
Diese Druckschrift wird im<br />
Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
der schleswigholsteinischenLandesregierung<br />
herausgegeben.<br />
Sie darf weder von<br />
Parteien, noch von<br />
Personen, die<br />
Wahlwerbung oder<br />
Wahlhilfe betreiben, im<br />
Wahlkampf zum Zwecke<br />
der Wahlwerbung<br />
verwendet werden. Auch<br />
ohne zeitlichen Bezug zu<br />
einer bevorstehenden<br />
Wahl darf die Druckschrift<br />
nicht in einer Weise<br />
verwendet werden, die als<br />
Parteinahme der<br />
Landesregierung<br />
zugunsten einzelner<br />
Gruppen verstanden<br />
werden könnte. Den<br />
Parteien ist es gestattet<br />
die Druckschrift zur Unterrichtung<br />
ihrer eigenen<br />
Mitglieder zu verwenden.<br />
Die Landesregierung im Internet:<br />
http://www.schleswig-holstein.de/landsh
Dokumentation zum Forum<br />
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong><br />
am 7. November 2001 in Kiel/ Kronshagen<br />
Einleitung 1<br />
Programm 3<br />
Vorträge 5<br />
Leben in einer Welt der Strahlen - Chancen <strong>und</strong> Risiken mobiler<br />
Telefone 5<br />
Einführungsrede von Umweltminister Klaus Müller 5<br />
Fakten – wo stehen wir in Schleswig-Holstein? 11<br />
Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Matthias Wuschek, 11<br />
Macht <strong>Mobilfunk</strong> krank? 43<br />
Vortrag von Prof. Dr.-Ing. habil. med. Jiri Silny 43<br />
Vortrag von Dr. Ulrich Warnke 53<br />
Diskussion 75<br />
Im Interesse der VerbraucherInnen: Der Vorsorgegedanke zum<br />
Schutz vor <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n 79<br />
Vortrag von Dipl. Ing. Wolfram König 79<br />
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Immissionsschutz – 89<br />
Was wollen <strong>Mobilfunk</strong>unternehmen? 89<br />
Vortrag von Dr. Thomas Schüller 89<br />
Was wollen Verbraucherschützer? 97<br />
Vortrag von Dr. Joachim Dullin 97<br />
Was wollen Kreise, Städte <strong>und</strong> Gemeinden? 105<br />
Vortrag von Peter Hopfe 105<br />
Was wollen Bürgerinitiativen? 111<br />
Vortrag von Joachim Gertenbach 111<br />
Abschlussdiskussion 125<br />
Zusammenfassung von Umweltminister Klaus Müller 128<br />
Teilnehmerliste 131
Einleitung<br />
EINLEITUNG<br />
Die Wirkung von Elektrosmog auf die menschliche Ges<strong>und</strong>heit wird in der Öffentlichkeit<br />
kontrovers diskutiert. Das Risiko, das von hochfrequenten <strong>Felder</strong>n von Mikrowellen,<br />
Radio-, Fernseh- <strong>Mobilfunk</strong>sendern sowie Handys <strong>und</strong> schnurlosen Telefonen ausgeht,<br />
wird unterschiedlich eingeschätzt. Es liegen keine abgesicherten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse vor, dass Strahlungen von <strong>Mobilfunk</strong>anlagen krank machen. Kritiker<br />
führen manche ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigungen auf die Nähe von Sendeanlagen<br />
zurück. Die<br />
Symptome sind nicht eindeutig, verschiedene umweltbedingte <strong>und</strong> psychische<br />
Ursachen könnten auch Auslöser sein. Hier gibt es noch Forschungsbedarf, denn ein<br />
Restrisiko ist nicht auszuschließen.<br />
Bis 2005 sollen – nach der Vergabe der UMTS-Lizenzen - r<strong>und</strong> 40.000 neue<br />
Sendeanlagen in Deutschland errichtet werden. Angesichts dieser Entwicklung ist die<br />
Notwendigkeit von Vorsorge vor <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n ernsthaft im Gespräch.<br />
Es wird zudem gefordert, auf Mobiltelefonen die Strahlungsstärke anzugeben. Einige<br />
B<strong>und</strong>esländer wollen baurechtliche Genehmigungsverfahren einführen <strong>und</strong> die Suche<br />
nach Standortalternativen erleichtern. Die Öffentlichkeit soll frühzeitiger informiert <strong>und</strong><br />
beteiligt werden. Besonderes Augenmerk erhalten sensible Bereiche wie<br />
Krankenhäuser, Kindergärten <strong>und</strong> Schulen.<br />
Ziel des Forums war es, den Sachverstand verschiedener Akteure zu hören <strong>und</strong> die<br />
unterschiedlichen Anliegen mit Vertretern aus der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, den<br />
Kommunen <strong>und</strong> von Bürgerinitiativen offen zu diskutieren.<br />
Klaus Müller<br />
Minister für Umwelt, Natur<br />
<strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
1
Programm<br />
Forum <strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong><br />
am 7. November 2001 in Kiel/ Kronshagen<br />
9.30 Uhr Begrüßung<br />
9.35 Uhr Leben in einer Welt der Strahlen<br />
-Chancen <strong>und</strong> Risiken mobiler Telefone<br />
Klaus Müller<br />
Minister für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
10.00 Uhr Fakten – wo stehen wir in Schleswig-Holstein?<br />
Prof. Dr. Matthias Wuschek<br />
Fachhochschule Deggendorf<br />
10.30 Uhr Kaffeepause<br />
11.00 Uhr Macht <strong>Mobilfunk</strong> krank?<br />
Prof. Dr. Jiri Silny<br />
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen<br />
Dr. Ulrich Warnke<br />
Universität des Saarlandes<br />
PROGRAMM<br />
12.00 Uhr Diskussion<br />
Moderation Michael Rittmeier<br />
Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
12.30 Uhr Mittagspause<br />
13.45 Uhr Im Interesse der VerbraucherInnen:<br />
Der Vorsorgegedanke zum Schutz vor <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n<br />
Wolfram König<br />
Präsident des B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz<br />
3
PROGRAMM<br />
14.15 Uhr <strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Immissionsschutz –<br />
Was wollen ...<br />
4<br />
... <strong>Mobilfunk</strong>unternehmen?<br />
Dr. Thomas Schüller<br />
Mannesmann <strong>Mobilfunk</strong> GmbH<br />
... Verbraucherschützer?<br />
Dr. Joachim Dullin,<br />
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen<br />
14.45 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 Uhr ... Kreise, Städte <strong>und</strong> Gemeinden?<br />
Peter Hopfe<br />
Städteverband Schleswig-Holstein<br />
... Bürgerinitiativen?<br />
Joachim Gertenbach<br />
B<strong>und</strong>esverband gegen Elektrosmog e.V.<br />
Moderation Michael Rittmeier<br />
Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
16.00 Uhr Abschlussdiskussion/ Zusammenfassung<br />
Klaus Müller<br />
Minister für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
16.30 Uhr Ende der Veranstaltung
Vorträge<br />
LEBEN IN EINER WELT DER STRAHLEN - CHANCEN UND RISIKEN MOBILER TELEFONE<br />
Leben in einer Welt der Strahlen - Chancen <strong>und</strong> Risiken mobiler Telefone<br />
Einführungsrede von Umweltminister Klaus Müller<br />
Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Anrede,<br />
ich freue mich, Sie so zahlreich zu unserem Forum <strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong><br />
<strong>Felder</strong> begrüßen zu dürfen. An dem großen <strong>und</strong> breitgefächerten Kreis an<br />
Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern lässt sich die Vielschichtigkeit des Themas <strong>und</strong> das<br />
große öffentliche Interesse ablesen. Wie aktuell das Thema ist, lässt sich auch an zwei<br />
Wachstumsbewegungen ablesen:<br />
Die Zahlen der Handynutzer steigen unaufhörlich. Kaum jemand will auf sein Stück<br />
mobile Unabhängigkeit verzichten - immer erreichbar zu sein! Da will ich mich selber<br />
nicht ausnehmen. Rein statistisch betrachtet wird in ca. drei Jahren jeder Deutsche sein<br />
eigenes Mobiltelefon besitzen. Dabei ist der ganze Markt nicht nur quantitativ, sondern<br />
auch qualitativ am boomen. Handy <strong>und</strong> Internet wachsen immer mehr zusammen.<br />
Die Vergaben der UMTS-Lizenzen ist von Seiten des B<strong>und</strong>es mit der Verpflichtung<br />
verb<strong>und</strong>en worden, bis 2005 die Hälfte der Bevölkerung mit der neuen Technik zu<br />
erreichen. Welches wirtschaftliche Potential in dieser Technologie steckt, ist neben den<br />
aktuellen Umsatzzahlen auch an den Geboten im Rahmen abzulesen gewesen. Die<br />
Politik hat bisher in diesem Zusammenhang in der Regel zum einen die Erlöse<br />
thematisiert. Zum anderen wurden immer auch die Effekte für den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die<br />
Volkswirtschaft herausgestellt. Zukünftig werden wir uns alle mit einem anderem Aspekt<br />
auseinandersetzen müssen.<br />
Derzeit entstehen in keinem anderen Bereich b<strong>und</strong>esweit so viele Bürgerinitiativen, wie<br />
im Bereich der <strong>Mobilfunk</strong>kritiker. Allein eine Dachorganisation betreut 800 Initiativen im<br />
deutschsprachigen Raum. Die Proteste richten sich in erster Linie gegen das Aufstellen<br />
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LEBEN IN EINER WELT DER STRAHLEN - CHANCEN UND RISIKEN MOBILER TELEFONE<br />
von Sendemasten. Und die Tendenzen sind steigen, sowohl was Bürgerproteste als<br />
auch was die Ausbreitung der mobilen Telefone anbelangt. Gehen wir derzeit von ca.<br />
40.000 Anlagen b<strong>und</strong>esweit aus, so wird in Zusammenhang mit UMTS bis 2005 mit<br />
mindestens einer Verdopplung gerechnet. Inwieweit technische Möglichkeiten bestehen,<br />
die Zahlen wieder zu verringern kann man schwer abschätzen. Klar ist, dass die<br />
bisherige Technik GSM <strong>und</strong> die neue UMTS-Technik vorerst parallel betrieben werden<br />
müssen.<br />
Was heißt das für Schleswig-Holstein?<br />
In Schleswig-Holstein standen Anfang 2001 ca. 1.200 Standorte, für 2005 kann man mit<br />
einem Wachstum auf ca. 2.100 Standorte rechnen. Auf einem Standort können mehrere<br />
Anlagen errichtet werden. Derzeit gibt es keine Anlagenstatistik für Schleswig-Holstein.<br />
Für die Aufgaben der Staatlichen Umweltämter, die bei uns für die Überwachung der<br />
Immissionsgrenzwerte zuständig sind, ist das nicht zwingend erforderlich.<br />
Es geht nach geltendem Recht immer um die Überprüfung von Einzelanlagen. Wir<br />
halten es auch nicht für notwendig, eine Anlagenstatistik für Schleswig-Holstein zu<br />
erstellen, da diese Daten von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation <strong>und</strong><br />
Post bereitgestellt werden sollen. Zusätzlich greifen wir schon heute auf die<br />
Informationen zurück, die uns von den Betreibern dankenswerter Weise zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Über die regionale Verteilung werden wir hoffentlich von Ihnen, Herr Prof. Wuschek<br />
noch etwas hören. Es liegt aber auf der Hand, dass der Abstand zwischen den<br />
einzelnen Basisstationen regional unterschiedlich ist. Stadt <strong>und</strong> Land unterscheiden sich<br />
hier natürlich erheblich.<br />
Die Wirkung von <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n, im allgemeinen auch Elektrosmog<br />
genannt, auf die menschliche Ges<strong>und</strong>heit werden kontrovers diskutiert:<br />
Dabei beschränkt sich die Frage nach der Auswirkung <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong><br />
natürlich nicht allein auf den Bereich der mobilen Telefone. Die Frage „gibt es eigentlich<br />
gute Strahlung <strong>und</strong> gibt es schlechte?“ muss sich in einer Welt der allgegenwärtigen<br />
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LEBEN IN EINER WELT DER STRAHLEN - CHANCEN UND RISIKEN MOBILER TELEFONE<br />
Strahlenbelastung jeder von uns stellen. Im Bereich der Hochfrequenzstrahlung leben<br />
wir seit Jahrzehnten zwischen Radio- <strong>und</strong> Fernsehsendern, militärischem <strong>und</strong> zivilem<br />
Radar, Taxifunk <strong>und</strong> Amateurfunk, deren Intensität für sich allein <strong>und</strong> kumulativ nicht<br />
selten ein Vielfaches höher ist, als bei <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen. Vielleicht können wir im<br />
Laufe des Vormittages dazu noch einige Aussagen hören.<br />
Klar muss allen sein, dass auch eigenes Verhalten in nicht unerheblichem Maße zu<br />
Belastungen beitragen: die Mikrowelle, das Schnurlostelefon, das Babyphon etc.. Ob<br />
damit negative ges<strong>und</strong>heitliche Auswirkungen verb<strong>und</strong>en sind, ist ja heute die Frage.<br />
Die Frage muss also heute früh auch erlaubt sein: „Gibt es gute <strong>und</strong> schlechte<br />
Strahlung aus Sicht der Medizin?“ Wir alle wissen aber, dass sich die Frage derzeit aber<br />
fast ausschließlich an der mobilen Kommunikation festmacht.<br />
Am Wochenende lag in meinem Briefkasten ein Informationsblatt. Für Jugendliche.<br />
Darin wurde auf Gefahren des mobilen Telefonierens hingewiesen. Auf der anderen<br />
Seite bin ich am Montag das erste Mal eine Anzeige der Informationsoffensive von<br />
Seiten der <strong>Mobilfunk</strong>betreiber gestoßen.<br />
Das Risiko, das von hochfrequenten, gepulsten <strong>Felder</strong>n ausgeht, wird unterschiedlich<br />
eingeschätzt. Im Prinzip geht es um zwei größere Konfliktfelder, die eng miteinander<br />
verknüpft sind:<br />
Nach meiner Wahrnehmung wird zum einen über das richtige Maß an Transparenz<br />
diskutiert:<br />
Wie ist die Informationspflicht der Netzbetreiber hinsichtlich der Netzplanungen?<br />
Liegen nachvollziehbare Informationen über konkrete Anlagen <strong>und</strong> Standorte vor?<br />
Welches legitimierte Interesse haben die Kommunen an Informationen über Planungen<br />
<strong>und</strong> Inbetriebnahmen von Anlagen <strong>und</strong> Masten?<br />
Kritisiert wird die Information über die vorliegenden wissenschaftlichen Kenntnisse zu<br />
den möglicherweise vorhandenen Risiken. Und das ist eben das zweite – <strong>und</strong> sicher<br />
noch gewichtigere Konfliktfeld:<br />
Wie steht es mit den ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen?<br />
Und damit verb<strong>und</strong>en die Frage nach der F<strong>und</strong>ierung der Grenzwerte.<br />
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LEBEN IN EINER WELT DER STRAHLEN - CHANCEN UND RISIKEN MOBILER TELEFONE<br />
Mit dieser Diskussion sind ebenfalls die Frage nach, ich nenne das mal „Schutzräume“,<br />
insbesondere für Risikogruppen verb<strong>und</strong>en.<br />
Im April diesen Jahres habe ich eine Studie des Staatlichen Umweltamtes Kiel<br />
vorgestellt. Darin war zusammen mit Ihnen, Prof. Wuschek, die Einhaltung der<br />
zulässigen Grenzwerte von <strong>Mobilfunk</strong>anlagen in Schleswig-Holstein untersucht worden.<br />
Die Ergebnisse waren sehr erfreulich:<br />
Ohne Ihnen vorweg greifen zu wollen: Auch in den am stärksten untersuchten<br />
Wohnungen blieb die Gesamtimmission unter 10 Prozent des gesetzlichen<br />
Grenzwertes.<br />
Natürlich bin ich in Folge immer wieder darauf angesprochen worden, ob denn die<br />
Grenzwerte gering genug angesetzt wären.<br />
Ins Feld wird in diesem Zusammenhang wird auf das Beispiel aus Salzburg verwiesen.<br />
Während Deutschland, was die Höhe der Grenzwerte anbelangt, im Mittelfeld liegt, hat<br />
Salzburg sehr scharfe Grenzwerte. Ein Zehntausendstel unserer Werte sind dort<br />
angesetzt. Wenn man nach der Begründung fragt, so wird schnell darauf verwiesen,<br />
dass man sich an dem technisch Machbaren orientiert habe.<br />
Aber: diese Argumentation ist meines Wissens zumindest strittig, <strong>und</strong> die Frage der<br />
Verhältnismäßigkeit bleibt davon unbeantwortet – wollen wir tatsächlich soviel mehr<br />
Masten <strong>und</strong> Antennen?<br />
Inzwischen wird die Diskussion auch auf der Ebene der Umweltministerkonferenz<br />
geführt. Es wird derzeit damit gerechnet, dass das B<strong>und</strong>esumweltministerium für die<br />
Einführung von Vorsorgewerten plädieren wird.<br />
Diese Vorsorgewerte würden die bestehenden Grenzwerte nicht aufheben, hätten aber<br />
in bestimmten Bereichen, Schulen, Krankenhäusern, Wohnräumen z.B. Gültigkeit. Die<br />
Werte in der B<strong>und</strong>esrepublik sind in der B<strong>und</strong>esrepublik in der seit 1996 geltenden sog.<br />
26. B<strong>und</strong>esimmissionsschutzverordnung, der Verordnung über <strong>elektromagnetische</strong><br />
<strong>Felder</strong>, geregelt.<br />
Aber nicht nur die Umweltminister sind mit dem Thema befasst, auch die<br />
Strahlenschutzkommission der B<strong>und</strong>esregierung hat sich gerade erst im September<br />
geäußert. Es besteht kein Änderungsbedarf, so hat die Kommission nach Auswertung<br />
8
LEBEN IN EINER WELT DER STRAHLEN - CHANCEN UND RISIKEN MOBILER TELEFONE<br />
der vorliegenden wissenschaftlichen Forschungsergebnisse festgestellt. Derzeit gäbe es<br />
keine Hinweise darauf, dass die Grenzwerte nicht ausreichend wären.<br />
Nach derzeitigem Forschungsstand könne keine ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigung<br />
belegt werden.<br />
Nun ist die Kommission ein Gremium, dass seine Empfehlungen von wissenschaftlichen<br />
Beweisen abhängig macht.<br />
Spätestens seit BSE wird aber mit Blick auf den Verbraucherschutz von politischer Seite<br />
auch die Prävention ganz groß geschrieben. Ohne Panik zu schüren, muss man auch<br />
sehen, dass die Strahlenschutzkommission gleichzeitig großen Forschungsbedarf<br />
festgestellt hat.<br />
Keiner von uns wird hier wahrscheinlich einen Dissens haben. Auch wenn wir hier<br />
untereinander die Wahrscheinlichkeit, das <strong>Mobilfunk</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Auswirkungen hat,<br />
unterschiedlich einschätzen:<br />
Die Notwendigkeit von weiteren Forschungen liegen auf der Hand..., das haben mir<br />
auch <strong>Mobilfunk</strong>betreiber schon versichert.<br />
Um diesem Forschungsbedarf nachzukommen, erhöht das Umweltministerium in Berlin<br />
übrigens den Forschungsansatz:<br />
Für 2002 sieht der Umweltforschungsplan eine Verdopplung auf 2,17 Mio. EURO vor.<br />
Bis 2005 stehen sogar 8,5 Mio. EURO zur Verfügung.<br />
Jürgen Trittin prüft zur Zeit, inwieweit sich aus den Empfehlungen der<br />
Strahlenschutzkommission Auswirkungen auf die geplante Novellierung der<br />
ElektrosmogVO ergeben.<br />
Veranstaltungszweck<br />
Mit der heutigen Veranstaltung wollen wir diesem Diskussions- <strong>und</strong> Erörterungsbedarf<br />
zumindestens zum Teil Rechnung tragen. Dabei wollen wir nicht beginnen, <strong>und</strong> dafür<br />
bitte ich für Ihr Verständnis, mit der Vermittlung physikalischer Gr<strong>und</strong>lagen nach dem<br />
Motto: Was ist ein <strong>elektromagnetische</strong>s Feld?<br />
9
LEBEN IN EINER WELT DER STRAHLEN - CHANCEN UND RISIKEN MOBILER TELEFONE<br />
Zuerst wird es um eine kurze Darstellung gehen, wo wir eigentlich in Schleswig-Holstein<br />
stehen. Danach soll es gleich in die kontroverse Diskussion gehen, ob <strong>Mobilfunk</strong> krank<br />
macht. Am Nachmittag haben wir die Gelegenheit mit dem Präsidenten des<br />
B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, zu diskutieren. Das B<strong>und</strong>esamt für<br />
Strahlenschutz <strong>und</strong> – wie gesagt – auch die Strahlenschutzkommission kümmern sich<br />
derzeit auch um dieses Thema.<br />
Im Anschluss kommen die im wesentlichen Beteiligten Gruppen zu Wort:<br />
Verbraucherschützer, <strong>Mobilfunk</strong>unternehmen, Vertreter der kommunalen Ebene <strong>und</strong><br />
von Bürgerinitiativen.<br />
Folie, vor dem die ganze Veranstaltung laufen wird ist: Was bedeutet das alles für die<br />
Höhe der Grenzwerte.<br />
Ich bin nicht vermessen. Wir werden heute keine Meinungsunterschiede oder<br />
Konflikte lösen.<br />
Wir werden wohl auch keine abschließenden Antworten auf die Fragen finden. Die<br />
heutige Veranstaltung soll eher ein Brennglas sein, in dem die aktuellen Diskussionen,<br />
Fragen <strong>und</strong> Sichtweisen komprimiert dargestellt werden können. Das ganze ist ein<br />
Informations- <strong>und</strong> Diskussionsangebot an Sie, die das Thema – wie auch uns –<br />
beschäftigt. Und vielleicht bekommen der eine oder die andere ja heute einen kurzen<br />
Draht zueinander.<br />
Ich bin sicher, dass wir hier heute einen interessanten Tag miteinander haben werden.<br />
10
Fakten – wo stehen wir in Schleswig-Holstein?<br />
Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Matthias Wuschek,<br />
Fachhochschule Deggendorf<br />
Fachbereich Elektrotechnik & Medientechnik<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Vortragsfolien:<br />
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
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FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
24
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Im folgenden wird ein Vortrag abgedruckt, der nicht zur Veranstaltung am 7.11.2001 in<br />
Kronshagen gehalten wurde.<br />
Der abgedruckte Vortrag stimmt jedoch im Kern mit dem gehaltenen Vortrag überein<br />
<strong>und</strong> dient der Erläuterung der oben abgebildeten Folien.<br />
Elektromagnetische <strong>Felder</strong> in der Umgebung von <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen<br />
<strong>und</strong> Handys<br />
1. Einleitung<br />
Mobiles Telefonieren erlebt seit einigen Jahren deutschlandweit einen ungeheueren<br />
Boom. Dank immer neuer Preissenkungen für Gesprächszeit <strong>und</strong> Handy greifen in<br />
Deutschland inzwischen mehr als 50 Millionen Menschen zum Mobiltelefon. Um jedoch<br />
die Versorgung dieser stark wachsenden Zahl an Nutzern sicherstellen zu können,<br />
müssen die Anbieter ein immer dichter werdendes Netz von vielen tausend<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen flächendeckend über das Land spannen. Im Landschaftsbild<br />
fällt diese Zunahme an <strong>Mobilfunk</strong>masten deutlich auf. Dadurch werden in der<br />
Bevölkerung immer häufiger Fragen über die Größe der <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong> in<br />
der Umgebung von Sendetürmen beziehungsweise bei der Benutzung von<br />
Mobiltelefonen gestellt.<br />
Im folgenden hierzu einige gr<strong>und</strong>sätzliche Antworten:<br />
2. Das <strong>Mobilfunk</strong>netz<br />
In Deutschland existieren derzeit vier digitale <strong>Mobilfunk</strong>netze (Tab. 1), das analoge C-<br />
Netz wurde mittlerweile abgeschaltet. Alle diese Netze arbeiten mit digitaler<br />
Sprachcodierung nach dem GSM-Standard (Global System for Mobile<br />
Communications), der sich international einer sehr großen Verbreitung erfreut <strong>und</strong><br />
neben einer guten Übertragungsqualität auch Zusatzdienste wie Fax, Kurzmitteilungen<br />
<strong>und</strong> den Datentransfer ermöglicht.<br />
siehe Folie 1<br />
Tab. 1: <strong>Mobilfunk</strong>netze in Deutschland.<br />
25
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Das voraussichtlich ab dem Jahr 2002 verfügbare <strong>Mobilfunk</strong>netz der dritten Generation<br />
(UMTS: Universal Mobile Telecommunication System) arbeitet im Frequenzbereich<br />
zwischen 1900 <strong>und</strong> 2200 MHz.<br />
Bei R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> TV kann mit einem Sendeturm in der Regel ein sehr weites Gebiet<br />
von bis zu 100 km Umkreis versorgt werden. Im Gegensatz dazu muss beim <strong>Mobilfunk</strong><br />
ein sogenanntes "zellulares Netz" mit einer Vielzahl von kleinräumigen, nahtlos<br />
aneinander angrenzenden "Funkzellen" aufgebaut werden (Abb. 1). Verantwortlich für<br />
die Versorgung einer derartigen Funkzelle ist die "Basisstation", deren Antennen zum<br />
Beispiel auf einem Mast, einem Schornstein oder auf dem Dach eines Gebäudes<br />
installiert sind (Abb. 2). Die einzelnen Basisstationen sind untereinander <strong>und</strong> mit der<br />
zentralen Vermittlungsstelle des Netzbetreibers über Kabel, Glasfaser oder Richtfunk<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
siehe Folien 2 <strong>und</strong> 3<br />
Abb. 1: Zellulare Struktur eines <strong>Mobilfunk</strong>netzes (Prinzipbild <strong>und</strong> geographische<br />
26<br />
Realität).<br />
Aufgr<strong>und</strong> der physikalischen Gesetze der Wellenausbreitung im Frequenzbereich des<br />
<strong>Mobilfunk</strong>s <strong>und</strong> der begrenzten Sendeleistung des Handys ist der Radius einer<br />
derartigen Funkzelle sehr beschränkt. Er reicht von wenigen h<strong>und</strong>ert Metern in<br />
Ballungsgebieten bis zu 10 – 15 km auf dem Land.<br />
Es macht also keinen Sinn, die Sendeleistung der Basisstation zu erhöhen, um die<br />
Reichweite zu vergrößern. Damit können zwar vielleicht auch weiter entfernte Handys<br />
angesprochen werden, diese besitzen wegen ihrer beschränkten Sendeleistung jedoch<br />
nicht die Möglichkeit, dem Mast zu antworten. Zudem muss bei zu großer Leistung der<br />
Basisstation mit erheblichen Störungen des Netzbetriebs gerechnet<br />
werden("Gleichkanalstörungen"). Gr<strong>und</strong> dafür ist die im <strong>Mobilfunk</strong> notwendige<br />
Mehrfachbenutzung der Sendefrequenz. Dabei wird eine bestimmte Sendefrequenz in<br />
mehreren Funkzellen gleichzeitig benutzt, wobei die Funkzellen einen angemessenen<br />
Abstand zueinander aufweisen müssen (Abb. 1).
siehe Folie 5 (linkes Foto)<br />
Abb. 2: Sendemast einer <strong>Mobilfunk</strong>basisstation.<br />
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Die Netzbetreiber tendieren beim Ausbau <strong>und</strong> der Verfeinerung des vorhandenen<br />
Funknetzes daher in der Regel zu immer geringerer Sendeleistung der Basisstationen<br />
<strong>und</strong> zu immer kleineren Zellen. Besonders gilt das in Ballungsgebieten. Nur durch diese<br />
Maßnahme ist die ungeheure Zunahme der Teilnehmerzahlen im <strong>Mobilfunk</strong> technisch<br />
einigermaßen zu beherrschen.<br />
3. Wie Grenzwerte für <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> entstehen<br />
Wissenschaftlich gesichert ist, dass hochfrequente <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong>, wie sie<br />
beispielsweise von R<strong>und</strong>funk-, Fernseh-, Radar- <strong>und</strong> <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen<br />
abgestrahlt werden, ab einer bestimmten Intensität negative Auswirkungen auf die<br />
Ges<strong>und</strong>heit haben können.<br />
Der Schutz der Bevölkerung vor den Wirkungen <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> wird durch<br />
die Festlegung von Immissionsschutzgrenzwerten geregelt. Gremien oder Institutionen,<br />
die Grenzwertempfehlungen für <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> erarbeiten oder erarbeitet<br />
haben, halten sich meist an die folgende Vorgehensweise:<br />
Nach Sichtung aller in der einschlägigen Fachliteratur beschriebenen Effekte wird<br />
festgestellt, welche dieser Effekte entsprechend bestimmter festgelegter Kriterien schon<br />
als wissenschaftlich gesichert angesehen werden können. Anschließend wird<br />
untersucht, welche dieser Effekte zu biologisch relevanten Wirkungen führen können.<br />
Diese Wirkungen werden dann<br />
überprüft, ob damit eine mögliche Schädigung, Beeinflussung oder wesentliche<br />
Belästigung verb<strong>und</strong>en sein kann. Die Grenzwerte werden schließlich mit einem<br />
Sicherheitsabstand (der im wesentlichen die Unsicherheit der Datenlage im "worst-<br />
case"-Fall berücksichtigt) unterhalb der letzten als relevant angesehenen Wirkung<br />
festgelegt. Alle Effekte, die dabei als nicht sicher überprüfbar erscheinen, werden nicht<br />
berücksichtigt.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der zur Bewertung herangezogenen Effekte ergeben sich für die<br />
verschiedenen Frequenzbereiche unterschiedliche biologisch relevante Größen, die<br />
27
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
sogenannten "Basisgrenzwerte", welche ein Maß für die jeweiligen direkten Wirkungen<br />
auf den Organismus darstellen.<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Beurteilung der biologischen Wirkungen hochfrequenter<br />
<strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> ist der vom menschlichen Körper aufgenommene<br />
Energieanteil. Dominierender Wirkungsmechanismus bei Hochfrequenzfeldern ist die<br />
Erwärmung des menschlichen Gewebes, da der größte Teil der vom Körper<br />
absorbierten hochfrequenten Energie in Wärme umgewandelt wird (thermischer Effekt).<br />
Den internationalen Grenzwertfestsetzungen liegt daher die Energieabsorption als<br />
Bezugsgröße zugr<strong>und</strong>e. Sie wird als "spezifische Absorptionsrate" (SAR) in Watt pro<br />
Kilogramm Körpermasse (W/kg) angegeben <strong>und</strong> stellt den Basisgrenzwert für<br />
hochfrequente <strong>Felder</strong> dar.<br />
Aus den Basisgrenzwerten, die am Menschen nicht oder nur sehr schwer gemessen<br />
bzw. durch Computersimulation ermittelt werden können, werden aufgr<strong>und</strong> von<br />
Körpermodellen sogenannte "abgeleitete Grenzwerte" in den messtechnisch<br />
zugänglichen Größen ermittelt. Diese sind nach "worst-case"-Kriterien festgelegt, damit<br />
sichergestellt ist, dass bei Unterschreitung der abgeleiteten Grenzwerte auch die<br />
Basisgrenzwerte eingehalten werden.<br />
Als abgeleitete Grenzwerte verwendet man bei hochfrequenten <strong>Felder</strong>n die elektrische<br />
Ersatzfeldstärke E (in V/m) <strong>und</strong> die magnetische Ersatzfeldstärke H (in A/m). Für<br />
Frequenzen über ca. 30 MHz wird auch die Leistungsflussdichte S (in W/m bzw.<br />
µW/cm²) verwendet.<br />
Nationale oder internationale Gremien <strong>und</strong> Institutionen, die Grenzwertempfehlungen<br />
erarbeiten, legen ihren Empfehlungen üblicherweise rein wissenschaftliche Kriterien zu<br />
Gr<strong>und</strong>e. Anschließend müssen dann politische Institutionen entscheiden, ob sie diesem<br />
Ansatz folgen, oder ob sie davon abweichende Regulationen treffen.<br />
3.1 Regelungen der WHO <strong>und</strong> der ICNIRP<br />
Die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP =<br />
International Commission On Non-Ionizing Radiation Protection) ist wird von der<br />
Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)<br />
28
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
sowie der Europäischen Union als die staatlich unabhängige Organisation anerkannt,<br />
die Grenzwerte im Bereich nichtionisierender Strahlung empfiehlt. ICNIRP erarbeitet<br />
derzeit in Verbindung mit der WHO eine Bewertung ges<strong>und</strong>heitlicher Wirkungen der<br />
Exposition durch nichtionisierende Strahlung, deren Ergebnisse in den sog.<br />
"Environmental Health Criteria"-Dokumenten der WHO veröffentlicht werden. Die zur<br />
Zeit aktuellen Empfehlungen der ICNIRP zu Expositionsrichtlinien stammen aus dem<br />
Jahr 1998 [1]. Gr<strong>und</strong>lage für die Empfehlungen ist das Wissen um die<br />
Wirkungsmechanismen nichtionisierender Strahlung <strong>und</strong> deren ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Relevanz. Bei ihrer Bewertung stützt sich ICNIRP auf gesichertes Wissen <strong>und</strong><br />
reproduzierbare Ergebnisse. Hypothesen <strong>und</strong> unklare Bef<strong>und</strong>e dagegen müssen so<br />
lange durch Forschung geprüft werden, bis sie entweder gesichert oder widerlegt sind.<br />
Nach Bewertung von ICNIRP sind für den hier betrachteten Frequenzbereich des<br />
<strong>Mobilfunk</strong>s die thermischen Wirkungen der <strong>Felder</strong> ausschlaggebend. Für andere<br />
beobachtete Effekte unterhalb der thermischen Wirkungsschwelle (sog. "athermische<br />
Effekte") sind bislang die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht ausreichend, um daraus<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für eine Expositionsbegrenzung zu begründen.<br />
3.2 Regelungen in der EU <strong>und</strong> in Deutschland<br />
Im Jahr 1999 hat der Rat der Europäischen Union die "Empfehlung des Rates vom 12.<br />
Juli 1999 zur Begrenzung der Exposition der Bevölkerung gegenüber<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n (0 Hz bis 300 GHz)" verabschiedet [2]. Diese Empfehlung<br />
basiert auf den Richtwerten von ICNIRP <strong>und</strong> empfiehlt den Mitgliedsstaaten die<br />
Übernahme dieser Werte in nationale Gesetze <strong>und</strong> Normen.<br />
In der B<strong>und</strong>esrepublik ist seit Beginn des Jahres 1997 der Schutz der<br />
Allgemeinbevölkerung in der "Sechs<strong>und</strong>zwanzigsten Verordnung zur Durchführung des<br />
B<strong>und</strong>esimmissionsschutzgesetzes (Verordnung über <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> - 26.<br />
BImSchV)" verbindlich geregelt [3]. Die in dieser Verordnung festgelegten<br />
Immissionsgrenzwerte basieren auf den Empfehlungen von ICNIRP <strong>und</strong> decken sich<br />
auch mit den EU-Ratsempfehlungen. In Tabelle 2 sind die nach 26. BImSchV<br />
verbindlichen Grenzwerte für die verschiedenen <strong>Mobilfunk</strong>systeme vergleichend<br />
gegenübergestellt.<br />
29
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
30<br />
Netz Sendefrequenz (ca.) Grenzwert nach 26.<br />
BImSchV (elektr.<br />
Feldstärke)<br />
D1/D2 900 MHz 41 Volt/Meter<br />
E1/E2 1800 MHz 58 Volt/Meter<br />
UMTS 2000 MHz 61 Volt/Meter<br />
Tab. 2: Grenzwerte für <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen nach 26. BImSchV<br />
4. Elektromagnetische <strong>Felder</strong> in der Umgebung von Basisstationen<br />
Wie oben bereits erwähnt, sind wegen der geringen Reichweiteanforderungen die<br />
Sendeleistungen von <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen geringer als die von R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> TV-<br />
Sendern. Während bei R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> TV Sendeleistungen von vielen tausend bis sogar<br />
über 100.000 Watt typisch sind, besitzen Basisstationen je nach<br />
Reichweiteanforderungen Sendeleistungen von wenigen Watt bis zu ca. 50 – 100 Watt.<br />
Neben der Sendeleistung ist das Bündelungsverhalten der montierten Antenne der<br />
bestimmende Faktor für die Stärke der <strong>Felder</strong> in der unmittelbaren Umgebung einer<br />
Sendeanlage. Antennen von <strong>Mobilfunk</strong>basisstationen senden in der horizontalen Ebene<br />
entweder omnidirektional – d.h. in alle Richtungen parallel zum Erdboden wird etwa<br />
gleich viel Energie abgegeben – oder die <strong>elektromagnetische</strong> Welle wird mittels<br />
Richtantennen horizontal auf einen typisch 30° bis 120° breiten Sektor konzentriert<br />
(Abb.3) [4].<br />
Häufig werden durch die Montage mehrerer derartiger Richtantennen gleich zwei oder<br />
drei Sektoren von einem Anlagenstandort aus versorgt (Abb. 4).
<strong>Mobilfunk</strong>sektorantenne<br />
Mast<br />
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Abb. 3: Horizontales Abstrahlverhalten einer <strong>Mobilfunk</strong>sektorantenne.<br />
siehe Folie 5 (rechtes Foto)<br />
Abb. 4: Zwei Sektorantennen, montiert auf einem Flachdach (mit mechanischer<br />
Diagrammabsenkung, engl. "Downtilt").<br />
In der Vertikalen hingegen senden alle Typen von <strong>Mobilfunk</strong>antennen - ähnlich wie ein<br />
Scheinwerfer - relativ stark gebündelt. Der Hauptbereich der Energieabgabe<br />
("Öffnungswinkel" der Antenne) beträgt für den <strong>Mobilfunk</strong> vertikal normalerweise etwa<br />
5° bis 10°, häufig mit einer zusätzlichen Neigung bezüglich der Horizontalen von typisch<br />
-5° (d.h. etwas schräg nach unten). Damit erreicht man eine gezielte Versorgung der<br />
lokalen Funkzelle. Eine Leistungsabgabe in unerwünschte Bereiche, wie beispielsweise<br />
in weiter entfernt liegende Funkzellen, die mit der gleichen Trägerfrequenz arbeiten,<br />
wird verhindert (Vermeidung sogenannter "Gleichkanalstörungen").<br />
siehe Folie 7<br />
Öffnungswinkel: 30°-120°<br />
Hauptstrahlrichtung<br />
Abb. 5: Vertikales Bündelungsverhalten von <strong>Mobilfunk</strong>antennen (prinzipielle<br />
Darstellung mit übertrieben großem vertikalen Öffnungswinkel der Antenne).<br />
Außerhalb dieser schmalen "Hauptkeule" der Antenne ist die Energieabgabe deutlich<br />
geringer (typisch nur 1/10 bis 1/1000 des Wertes der Leistungsflussdichte in der<br />
Hauptstrahlrichtung). Der bodennahe Raum in unmittelbarer Nähe einer erhöht<br />
angebrachten <strong>Mobilfunk</strong>antenne wird in vielen Fällen wesentlich geringer exponiert sein,<br />
als es eine reine Entfernungsbetrachtung vermuten lässt. Man befindet sich also –<br />
31
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
ähnlich wie beim Nahbereich eines Leuchtturmes – in einer mehr oder weniger stark<br />
ausgeprägten Schattenzone.<br />
Noch stärker wirksam ist diese Schattenzone, wenn die Antennen an einem<br />
besonders erhöhten Punkt wie auf einem Turm oder Schornstein montiert sind.<br />
Ist eine Antenne beispielsweise auf einem Gebäudedach installiert, werden die <strong>Felder</strong><br />
im Inneren des Gebäudes durch das Bündelungsverhalten der Antenne sowie zusätzlich<br />
noch von der Dämpfung des Daches <strong>und</strong> der vorhandenen Decke bestimmt. Aufgr<strong>und</strong><br />
der Dämpfung, die durch die Antennen <strong>und</strong> die Gebäudemauern bedingt ist, erreicht der<br />
dominierende Teil der hochfrequenten Energie, die im Gebäude messbar ist, häufig<br />
nicht auf dem direkten Weg durch Dach <strong>und</strong> Decke den Innenbereich. Vielmehr gelangt<br />
sie als von benachbarten Gebäuden, Berghängen, Bäumen oder Büschen reflektiertes<br />
Signal durch die Fenster in das Gebäudeinnere.<br />
Die Stärke der <strong>Felder</strong>, die im Inneren eines benachbarten Gebäudes noch messbar<br />
sind, wird hauptsächlich vom Abstand, dem relativen Höhenunterschied zu den<br />
<strong>Mobilfunk</strong>antennen <strong>und</strong> ebenfalls der Dämpfung der Mauern, des Daches <strong>und</strong> der<br />
vorhandenen Fenster bestimmt. Abhängig von den verwendeten Baumaterialien (Holz,<br />
Ziegel, Beton) tritt damit eine zusätzliche, unter Umständen erhebliche, Schwächung<br />
der <strong>Felder</strong> auf.<br />
An dieser Stelle muss zudem darauf hingewiesen werden, dass bei<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n Wellen die Intensität mit zunehmendem Abstand zur Sendeanlage<br />
sehr stark abnimmt: Die Leistungsflussdichte nimmt in Hauptstrahlrichtung bei<br />
ungestörter Ausbreitung mit wachsender Entfernung quadratisch ab, d.h. bei<br />
Verdoppelung der Distanz ist sie auf ein Viertel, bei Verzehnfachung des Abstandes<br />
sogar auf ein H<strong>und</strong>ertstel des Ausgangswertes abgefallen. Unter realen<br />
Ausbreitungsverhältnissen (Einfluss von Geographie, Bewuchs, Bebauung) ist die<br />
Abnahme der <strong>Felder</strong> sogar noch stärker ausgeprägt [5]. Das gilt unabhängig von der<br />
verwendeten Antenne.<br />
Die Größe der <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong> in der Umgebung von<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen wird in der Öffentlichkeit häufig deutlich überschätzt. Im<br />
folgenden sollen daher mittels einiger Beispiele die typisch im Wohnbereich von<br />
32
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Personen auftretenden Intensitäten vorgestellt werden. Es handelt sich dabei um die<br />
Ergebnisse einer Reihe von Immissionsmessungen, die vom Autor dieses Beitrags in<br />
den letzten Jahren durchgeführt wurden:<br />
Beispiel 1: <strong>Felder</strong> in Wohnungen, die sich in unmittelbarer Umgebung eines<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendemastes befinden<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Befürchtungen über mögliche ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigungen durch<br />
einen ca. 40 Meter hohen <strong>Mobilfunk</strong>sendemast (maximale Sendeleistung: ca. 35 Watt)<br />
eines D-Netz-Betreibers gab der Stadtrat einer unterfränkischen Kleinstadt<br />
umfangreiche Messungen in Auftrag. Insgesamt wurden 43 Einzelmessungen in 20<br />
Wohnungen (Abstand zum Mast: typ. 100 – 400 Meter) <strong>und</strong> einige Messungen im<br />
Freien durchgeführt. Dadurch sollten die betroffenen Bürger ein fachlich f<strong>und</strong>iertes,<br />
wertneutrales Bild über die Größe der Exposition durch die von der<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendeanlage erzeugten <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong> erhalten. Die<br />
markantesten Resultate dieser Messkampagne sind in folgender Tabelle dargestellt [6]:<br />
Messort<br />
Elektr. Feldstärke<br />
(in Volt/m)<br />
Prozent vom<br />
Grenzwert nach 26.<br />
BImSchV<br />
Wiese in ca. 100m Entfernung zum Mast 0,23 0,56<br />
Höchster im Freien gemessener Wert 0,4 0,98<br />
Höchster gemessener Wert im<br />
Schlafbereich<br />
Niedrigster gemessener Wert im<br />
Schlafbereich<br />
0,1 0,24<br />
0,001 0,0024<br />
Durchschnittswert im Schlafbereich 0,047 0,11<br />
Grenzwert nach 26. BImSchV: ca. 41Volt/Meter.<br />
Tab. 3: Feldstärkewerte in der Umgebung ein <strong>Mobilfunk</strong>sendemastes.<br />
33
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Vergleicht man die Messergebnisse mit dem derzeit in der B<strong>und</strong>esrepublik verbindlichen<br />
Grenzwert für die Bevölkerung [3], so ergibt sich im Freien eine Unterschreitung um<br />
mindestens den Faktor 100 (d.h. weniger als 1 Prozent des Grenzwertes wird erreicht).<br />
In den Wohnungen wird der Grenzwert sogar nur zu etwas mehr als einem Millionstel<br />
erreicht. Somit ist auch das, von einigen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Gruppierungen aus<br />
Vorsorgegründen geforderte deutliche Unterschreiten der gesetzlichen Grenzwerte beim<br />
<strong>Mobilfunk</strong> gewährleistet.<br />
Die hier gef<strong>und</strong>enen Feldstärkewerte sind nach unseren Erfahrungen typisch für<br />
derartige <strong>Mobilfunk</strong>sender <strong>und</strong> können in der Größenordnung durchaus auf andere,<br />
vergleichbare Standorte übertragen werden. Messungen bei ähnlichen Anlässen zeigen<br />
auch, dass die meist sehr viel weiter entfernten regionalen Sender für R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong><br />
Fernsehversorgung am Messort häufig vergleichbare oder auch höhere Feldstärken<br />
erzeugen, als die lokal vorhandenen <strong>Mobilfunk</strong>stationen [7].<br />
Derartige Immissionsmessungen in der Umgebung von <strong>Mobilfunk</strong>sendern werden<br />
üblicherweise mittels "frequenzselektiver" Verfahren durchgeführt. Das heißt, mittels<br />
eines Spektrumanalysators oder eines Messempfängers <strong>und</strong> einer geeigneten<br />
Messantenne werden Frequenz <strong>und</strong> Empfangspegel der einzelnen am Messort zu<br />
untersuchenden Funksignale festgestellt. Unter Zuhilfenahme der Kalibrierdaten der<br />
verwendeten Messantenne <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der Dämpfung des Kabels<br />
zwischen Antenne <strong>und</strong> Empfänger kann damit die am Messort herrschende Feldstärke<br />
bestimmt werden.<br />
Beispiel 2: <strong>Felder</strong> bei Montage von <strong>Mobilfunk</strong>antennen auf Gebäudedächern<br />
Eine weitere, häufig von Betroffenen gestellte Frage, bezieht sich auf die Intensität der<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong> im Inneren von Gebäuden beziehungsweise in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft, wenn die <strong>Mobilfunk</strong>antenne direkt auf dem Hausdach<br />
installiert ist.<br />
Zur Klärung dieser Fragestellung wurden in den letzten Jahren ebenfalls regelmäßig<br />
umfangreiche Messungen durchgeführt, so dass auch hier auf repräsentative Daten<br />
zurückgegriffen werden kann. Folgende Tabelle gibt exemplarisch einige typische<br />
Ergebnisse derartiger Untersuchungen wieder [7]:<br />
34
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Situation Elektr. Feldstärke<br />
(in Volt/Meter)<br />
Messort<br />
Bauernhaus, ca. 10 m hoch; je<br />
0,43 im Freien, ca. 10 m vom Haus<br />
ein E- <strong>und</strong> ein D-Netz-System<br />
auf dem Dachfirst installiert<br />
entfernt<br />
Einfamilienhaus mit einer E-<br />
0,25 Dachboden<br />
Netz-Antenne auf dem Dach<br />
0,048 Schlafzimmer (1.Stock)<br />
7-stöckiges Hochhaus mit E-<br />
0,027 Schlafzimmer (7.Stock)<br />
Netz-Antenne auf dem Dach<br />
0,048 Balkon (7.Stock)<br />
0,013 Wohnzimmer (Erdgeschoss)<br />
Schule mit D-Netz-Antenne auf<br />
0,85 Klassenzimmer Dachgeschoss<br />
dem Dach<br />
0,097 Kassenzimmer 1. Stock<br />
0,15 Klassenzimmer Erdgeschoss<br />
0,36 Pausenhof<br />
E-Netz-Antenne auf dem Dach<br />
eines Bauernhofs<br />
0,061 im Inneren des Kuhstalls<br />
Grenzwerte nach 26. BImSchV: ca. 41 Volt/Meter für das D-Netz; ca. 58 Volt/Meter für<br />
das E-Netz.<br />
Tab. 4: Feldstärkewerte in der Umgebung von <strong>Mobilfunk</strong>antennen, die auf<br />
Gebäudedächern montiert sind.<br />
In den letzten fünf Jahren wurden vom Autor dieses Artikels mehrere h<strong>und</strong>ert<br />
Messungen in der Umgebung von <strong>Mobilfunk</strong>basisstationen durchgeführt. Der bisher<br />
größte gef<strong>und</strong>ene Immissionswert im Wohnbereich lag bei ca. 5 Volt/Meter, wobei es<br />
sich bei diesem Standort um eine besonders ungünstige räumliche Konstellation<br />
(Antenne sehr nahe <strong>und</strong> fast auf gleicher Höhe zum betrachteten Wohnraum) handelte.<br />
Die dort gef<strong>und</strong>enen Ergebnisse (ca. 10 % des gesetzlichen Grenzwertes) stellen in<br />
ihrer Höhe also die absolute Ausnahme da. Dennoch wird auch hier der Grenzwert nach<br />
26. BImSchV bei weitem nicht erreicht.<br />
Alle bisher durchgeführten Messungen widerlegen in deutlicher Weise die Vermutung,<br />
bei Wohnungen in der unmittelbaren Umgebung von <strong>Mobilfunk</strong>sendern würden hohe<br />
Feldstärkeintensitäten auftreten. Die gesetzlichen Grenzwerte werden typischerweise<br />
um mehrere Größenordnungen unterschritten.<br />
35
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
5. Elektromagnetische <strong>Felder</strong> durch Mobiltelefone<br />
Bei der Benützung eines Mobiltelefons wird die abgegebene <strong>elektromagnetische</strong><br />
Energie teilweise vom Kopf des Benutzers absorbiert <strong>und</strong> dort hauptsächlich in Wärme<br />
umgewandelt.<br />
Um Ges<strong>und</strong>heitsschäden vorzubeugen, muss sichergestellt sein, dass diese<br />
Energieabsorption einen bestimmten Maximalwert nicht überschreitet. Beschrieben wird<br />
die Energieaufnahme des menschlichen Körpers durch die sogenannte "spezifische<br />
Absorptionsrate" (SAR) in W/kg oder mW/g Körpergewicht.<br />
Die bei der Benutzung von Mobiltelefonen auftretende Größe <strong>und</strong> Verteilung der SAR<br />
im Kopf kann inzwischen zuverlässig bestimmt werden. Mittels Computerberechnungen<br />
wird dabei das Verhalten von menschlichem Körpergewebe simuliert. Die schnell<br />
steigende Rechenleistung moderner Computersysteme, der rasante Preisverfall der<br />
notwendigen Hardware <strong>und</strong> die entsprechenden Simulationsprogramme ermöglichen<br />
eine rechnerische Vorhersage der zu erwartenden Absorptionswerte mit ausreichender<br />
Genauigkeit. Inzwischen sind diese Verfahren so weit entwickelt, dass selbst besonders<br />
kritische Teile des menschlichen Kopfes wie beispielsweise das Auge detailliert genug<br />
simuliert werden können.<br />
Neben diesen theoretischen Simulationsverfahren führen Hersteller von Mobiltelefonen<br />
<strong>und</strong> unabhängige Institute immer auch zusätzliche messtechnische Überprüfungen<br />
durch, um die Einhaltung der maximal zulässigen SAR-Werte zu prüfen. Diese<br />
experimentellen Verfahren zur Bestimmung der SAR beruhen auf einer Messung der<br />
Verteilung der elektrischen Feldstärke in einer Nachbildung des menschlichen Kopfes.<br />
Um einer realen Situation möglichst nahe zu kommen, wird ein anatomisch korrekt<br />
geformtes Fiberglasphantom eingesetzt (Abb. 6). Dieses Schalenmodell ist mit einer<br />
gewebesimulierenden Flüssigkeit gefüllt. Außen am Kopf wird an genau festgelegten<br />
Positionen das zu charakterisierende Funktelefon mit maximaler Sendeleistung<br />
betrieben. Die Vermessung der sich dadurch ausbildenden elektrischen<br />
Feldstärkeverteilung in der Flüssigkeit erfolgt mit Hilfe spezieller, hochempfindlicher <strong>und</strong><br />
sehr kleiner Sonden, die für den Einsatz in derartigen Flüssigkeiten kalibriert sind <strong>und</strong><br />
eine hohe örtliche Auflösung ermöglichen.<br />
36
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Die durchgeführten rechnerischen <strong>und</strong> messtechnischen Analysen können allerdings<br />
die landläufig weit verbreitete Meinung nicht bestätigen, dass Köpfe mit kleinerem<br />
Durchmesser (z.B. die von Kindern) beim Telefonieren mehr hochfrequente Energie<br />
absorbieren als Köpfe mit großem Durchmesser [8].<br />
Seit Kurzem existiert auch eine europäische Spezifikation einer Messvorschrift für SAR-<br />
Werte von <strong>Mobilfunk</strong>geräten, in der die Messverfahren <strong>und</strong> die mindeste<br />
Messgenauigkeit derartiger Systeme detailliert festgelegt sind [9].<br />
Im Rahmen der europäischen Normung wird derzeit an entsprechenden<br />
Produktstandards [10] <strong>und</strong> Messvorschriften [11] gearbeitet. In den USA ist ein<br />
Nachweis der Einhaltung der SAR-Grenzwerte bei Mobiltelefonen seit kurzem<br />
verbindlich vorgeschrieben. Führende europäische Hersteller haben angekündigt, ab<br />
Ende 2001 die von ihnen produzierten Telefone mit einem Hinweis zur<br />
Strahlungsintensität (SAR-Wert) zu versehen [12].<br />
Abb. 6: SAR-Messung am Kopfmodell.<br />
37
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Bereits seit einigen Jahren werden die Abstrahlungen vieler Handys von<br />
unterschiedlichsten Institutionen untersucht. Sowohl national als auch international<br />
liegen zahlreiche Untersuchungsergebnisse vor [13,14]. Es zeigt sich, dass die<br />
untersuchten handelsüblichen Geräte die international empfohlenen Grenzwerte [1] der<br />
SAR einhalten, sofern sie die heute typischen Sendeleistungen nicht überschreiten (d.h.<br />
2 Watt im D-Netz bzw. 1 Watt im E-Netz).<br />
An dieser Stelle muss noch darauf hingewiesen werden, dass die hier angegebenen<br />
Leistungswerte die Maximalleistungen heutiger Handys darstellen, wie sie in der Regel<br />
nur im ersten Moment des Gesprächsaufbaus <strong>und</strong> bei sehr schlechter<br />
Verbindungsqualität auftreten. Bei guter Verbindung reduziert das Telefon aus Gründen<br />
der Energieeinsparung die Sendeleistung auf Werte von minimal wenigen Milliwatt, was<br />
zu einer entsprechenden Erniedrigung der SAR führt. Höhere Sendeleistungen werden<br />
nur von speziellen Autotelefonen verwendet. Bei diesen Geräten wird jedoch durch<br />
abgesetzte Antennen (z.B. auf dem Dach des Fahrzeuges) ein ausreichender Abstand<br />
zum Körper gewährleistet.<br />
Schnurlose Telefone für Heim <strong>und</strong> Garten arbeiten mit deutlich niedrigeren<br />
Sendeleistungen als <strong>Mobilfunk</strong>handys <strong>und</strong> führen daher auch zu geringeren SAR-<br />
Werten.<br />
Zum Zweck der Verbesserung der Übertragungsqualität zur nächsten Basisstation<br />
haben einige Hersteller optimierte Antennen entwickelt, welche die Absorption im Kopf<br />
verringern sollen, damit möglichst viel Energie zur Kommunikation mit der Basisstation<br />
zur Verfügung steht [15].<br />
Mobiltelefone, die ohne Außenantenne in einem Kraftfahrzeug betrieben werden, rufen<br />
im Vergleich zu Mobiltelefonen, die im Freien betrieben werden, offensichtlich keine<br />
signifikanten Änderungen der SAR hervor [16]. Die Verwendung einer Außenantenne ist<br />
dennoch dringend zu empfehlen, da sie die Verbindungsqualität erheblich verbessert,<br />
wodurch die Sendeleistung durch das Telefon automatisch abgesenkt wird. Bei der<br />
Verwendung von Außenantennen ist auf den richtigen Typ <strong>und</strong> eine fachgerechte<br />
Montage zu achten, da sonst im Fahrzeuginneren nennenswerte Feldstärken generiert<br />
werden können [17].<br />
38
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
Träger von implantierten elektrischen Körperhilfen (insbesondere Herzschrittmacher)<br />
sollten Handys nicht unmittelbar am Oberkörper betriebsbereit halten.<br />
Störbeeinflussungen wurden bis zu einem Abstand von maximal 25 cm zwischen<br />
Herzschrittmacher <strong>und</strong> Handyantenne beobachtet [18].<br />
Probleme traten auch bei <strong>Mobilfunk</strong>nutzung in Krankenhäusern [19] <strong>und</strong> Flugzeugen<br />
[20] auf, vereinzelt werden empfindliche medizinische Geräte <strong>und</strong> die<br />
Flugzeugelektronik gestört. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist der Betrieb von Funktelefonen in<br />
Flugzeugen <strong>und</strong> bestimmten Bereichen von Krankenhäusern nicht gestattet.<br />
Weitergehende Informationen über Feldstärkemessungen <strong>und</strong> durchgeführte Projekte:<br />
www.i-g-u.de<br />
6. Literaturverzeichnis<br />
[1] International Commission On Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP)<br />
"Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying Electric, Magnetic and<br />
Electromagnetic Fields (up to 300 GHz)"<br />
Health Physics, Vol. 74, Nr. 4, April 1998, S. 494-522.<br />
[2] Der Rat der Europäischen Union<br />
"Empfehlung des Rates vom 12. Juli 1999 zur Begrenzung der Exposition<br />
der Bevölkerung gegenüber <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n (0 Hz – 300 GHz)"<br />
Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, L199, 30.07.1999, S. 59 – 70.<br />
[3] B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
"26. Verordnung zur Durchführung des B<strong>und</strong>es-<br />
Immissionsschutzgesetzes"<br />
B<strong>und</strong>esgesetzblatt Jg. 1996, Teil I, Nr.66, Bonn 20.12.1996.<br />
[4] Firma Kathrein, Rosenheim<br />
"Base Station Antennas for Mobile Communications"<br />
Firmenschrift, Rosenheim 1999.<br />
[5] S. R. Sa<strong>und</strong>ers<br />
"Antennas and Propagation for Wireless Communication Systems"<br />
John Wiley & Sons, Chichester, New York 1999.<br />
39
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
[6] M. Wuschek<br />
40<br />
"Bericht über die Messung von Hochfrequenzfeldern in der Nähe einer<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendeanlage"<br />
IGU, München 1997.<br />
[7] M. Wuschek<br />
"Verschiedene Berichte über Feldstärkemessungen in der Umgebung von<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen"<br />
IGU, München 1996-2000.<br />
[8] V. Hombach, K.-P. Dombek<br />
"Einfluss der Phantom-Modellierung auf die Ermittlung von SAR-Werten"<br />
EMV '96, VDE Verlag, Berlin 1996, S. 893-900.<br />
[9] CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung)<br />
"Considerations for evaluation of human exposure to Electromagnetic<br />
Fields (EMF's) from Mobile Telecommunication Equipment (MTE) in the<br />
frequency range 30 MHz – 6 GHz"<br />
ES 95005, Brüssel 1998.<br />
[10] CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung)<br />
"Product standard to demonstrate the compliance of mobile telephones<br />
with the basic restrictions related to human exposure to electromagnetic<br />
fields (300 MHz – 3 GHz)"<br />
prEN50360 (final draft), Brüssel 6/2000.<br />
[11] CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung)<br />
"Basic standard for the measurement of Specific Absorption Rate related to<br />
human exposure to electromagnetic fields from mobile phones (300 MHz –<br />
3 GHz)"<br />
prEN50361 (final draft), Brüssel 6/2000.<br />
[12] Pressemeldung<br />
"Handys erhalten Hinweis zur Strahlung"<br />
Süddeutsche Zeitung, München 29.08.2000.<br />
[13] R. Matthes, P. Hofstetter<br />
"Absorptionsmessungen in Kopfphantomen beim Gebrauch von<br />
Mobiltelefonen"<br />
BfS Jahresbericht 1995, Salzgitter Juli 1996, S.87-88.
[14] N. Kuster, R. Kästle, T. Schmid<br />
FAKTEN – WO STEHEN WIR IN SCHLESWIG-HOLSTEIN?<br />
"Dosimetric evaluation of handheld mobile communications equipment with<br />
known precision"<br />
IEICE Trans. Commun., Bd. E80B, No. 5, S. 645-652, 1997.<br />
[15] Th. Becks<br />
"Design von Antennensystemen für Mobiltelefone unter Berücksichtigung<br />
der physiologischen Wirkung"<br />
Institut für Mobil- <strong>und</strong> Satellitenfunktechnik (IMST), Kamp-Lintfort, 1995.<br />
[16] A. Bahr<br />
"Nahfeld-Untersuchungen innerhalb von Fahrzeugen"<br />
Funkschau 25/98, S. 80-81.<br />
[17] J. Brose, H. Lindenmeier, J. Hopf<br />
"Feldstärkeverteilung im Kfz-Innenraum, hervorgerufen durch die<br />
bordeigene Funktelefonanlage"<br />
Kleinheubacher Berichte, Bd. 37, 1994, S. 595-598.<br />
[18] W. Irnich, L. Batz, R. Müller, R. Tobisch<br />
"Electromagnetic Interference of Pacemakers by Mobile Phones"<br />
Pacing and Clinical Electrophysiology, Vol. 19, No. 10 Pt. 1, Nov. 1996, S.<br />
1431-1446.<br />
[19] R. Tobisch, W. Irnich<br />
"<strong>Mobilfunk</strong> im Krankenhaus"<br />
Schiele & Schön, Berlin 1999.<br />
[20] D. Hansen<br />
"Mobiltelefone im Flugzeug"<br />
EMC Journal 4/98, München 1998, S. 63.<br />
41
Macht <strong>Mobilfunk</strong> krank?<br />
Vortrag von Prof. Dr.-Ing. habil. med. Jiri Silny<br />
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Leiter des Forschungszentrums für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit (femu)<br />
www.femu.rwth-aachen.de<br />
Es gilt das gesprochen Wort<br />
Vortragsfolien:<br />
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ANFORDERUNGEN AN EINE OPTIMALE FORSTORGANISATION IN SCHLESWIG-HOLSTEIN AUS DER SICHT DER KOMMUNEN<br />
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MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
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ANFORDERUNGEN AN EINE OPTIMALE FORSTORGANISATION IN SCHLESWIG-HOLSTEIN AUS DER SICHT DER KOMMUNEN<br />
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ANFORDERUNGEN AN EINE OPTIMALE FORSTORGANISATION IN SCHLESWIG-HOLSTEIN AUS DER SICHT DER KOMMUNEN<br />
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ANFORDERUNGEN AN EINE OPTIMALE FORSTORGANISATION IN SCHLESWIG-HOLSTEIN AUS DER SICHT DER KOMMUNEN<br />
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MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
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Macht <strong>Mobilfunk</strong> krank?<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Vortrag von Dr. Ulrich WarnkeUniversität des Saarlandes, SaarbrückenLehrstab<br />
Präventivbiologie, Technische Biomedizin, Umweltmedizin<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Risiken <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> für die Ges<strong>und</strong>heit<br />
Ob Schädigung oder ob Ges<strong>und</strong>heitsförderung ist von vielen Parametern abhängig, die<br />
allgemein noch nicht richtig verstanden werden.<br />
An erster Stelle steht natürlich die Tatsache, dass technisch erzeugte elektrische,<br />
magnetische <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong> Schwingungen den ganzen Tag <strong>und</strong> - was<br />
gravierender ist - die ganze Nacht einwirken.<br />
Die Dosis entscheidet bei anderen Noxen, ob Schaden oder Nutzen entsteht. Warum<br />
sollte es bei den Strahlen anders sein? Dosis heißt Stärke (Leistungsdichte) mal<br />
Zeitdauer der Applikation.<br />
In den Zeiten unserer Evolution waren wir zeitweise starken statischen <strong>und</strong><br />
niederfrequenten elektrischen <strong>Felder</strong>n (Wolkenelektrizität bis 10 000 V,<br />
Vulkanelektrizität bis 20 000 V, Blitz 500 000 V, Spherics 10 V) <strong>und</strong> immer statischen<br />
<strong>und</strong> niederfrequenten Magnetfeldern (Erdfeld, kosmisches Feld, Blitz) ausgesetzt. Nie<br />
hatten wir aber so vielfältige Interferenzen verschiedener Quellen mit verschiedenen<br />
Frequenzen wie durch technisch erzeugte <strong>Felder</strong> <strong>und</strong> vor allem hatten wir nie<br />
leistungsstarke <strong>elektromagnetische</strong> Hochfrequenz-Schwingungen.<br />
Die natürliche HF-Strahlung der Sonne im Frequenzbereich 3-300 GHz liegt bei<br />
einer Leistungsflussdichte von
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
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Hochfrequenz<br />
Das alleinige Kriterium zur Festsetzung der Grenzwerte bei Hochfrequenz ist der<br />
Temperaturfaktor. Wir wissen, <strong>Felder</strong> mit bestimmten Frequenzen können, analog zu<br />
dem Mikrowellengerät in der Küche, Wasser <strong>und</strong> andere Moleküle in eine erhöhte<br />
Wärmephase führen. Bei zu hohen Temperaturen wird der Organismus geschädigt, also<br />
bestimmt man für jeden in Frage kommenden Frequenzbereich die Wärmeinduzierung<br />
<strong>und</strong> legt diejenige Feldstärke mit einem Sicherheitsfaktor fest, die unterhalb 1 Grad<br />
Temperatursteigerung bleibt.<br />
Die weltweit in neutralen Forschungsinstituten erlangten Ergebnisse aus<br />
Untersuchungen zu diesem Thema machen deutlich, dass das Kriterium „Wärme“ als<br />
Schutz der Bevölkerung vor Hochfrequenzstrahlung nicht ausreicht.<br />
IRPA (International Radiation Protection Agency) <strong>und</strong> ICNIRP (International<br />
Commission on Non-Ionizing Radiation Protection)-Grenzwert für technisch freigesetzte<br />
Schwingungen<br />
300 MHz - 300 GHz: 10 W/m2 (10-3 W/cm2 = 1000µW/cm2); (Russland früher:<br />
5µW/cm2)<br />
Aus dem Grenzwert werden Belastungen für den Menschen SAR abgeleitet.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des „Wärmekriteriums“ sind folgende Werte verbindlich:<br />
• Ganzkörperbelastung der allgemeinen Bevölkerung: 0,08 W/kg<br />
• Kopf, Nacken, Hals: 1,60 W/kg durchschnittlich über jedes 1 g Gewebe<br />
• Extremitäten: 4 W/kg durchschnittlich über jede 10 g der Gewebe<br />
<strong>Mobilfunk</strong><br />
Handys ergeben SAR (Spezifische Absorptionsrate) 0,22 bis 1,45 W/kg.<br />
Grenzwerte der Leistungsflussdichte der Strahlung: 2 bis 9 W/m 2 ,<br />
<strong>und</strong> des elektrischen Feldes: 30 bis 60 V/m<br />
Derzeit haben wir ca. 50 Millionen <strong>Mobilfunk</strong>benutzer, Tendenz stark steigend.<br />
Die r<strong>und</strong> um die Uhr aktiven Basisstationen vervielfältigen sich rasant <strong>und</strong> kontinuierlich.
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Die jeweilige mittlere Sendeleistung kann bei hoher Dichte der Sender-Stationen zwar<br />
geringer ausfallen mit einem mittleren Funkzellenradius von 500 Metern, ob aber<br />
dadurch die <strong>elektromagnetische</strong> Belastung für den Einzelnen steigt oder sinkt, kann<br />
heute noch niemand sagen.<br />
Betroffene im Bereich von Basisstationen haben das Gefühl, einer Technologie<br />
ausgeliefert zu sein, deren Wirkungen auf die Ges<strong>und</strong>heit noch nicht erforscht sind.<br />
Fehlende Information zu dem Problem <strong>und</strong> ein ignoranter Umgang mit Sorgen der<br />
Bevölkerung steigern die allgemeinen Befürchtungen. Furcht <strong>und</strong> Angst machen auch<br />
ohne jede Beeinflussung durch die Sender bereits krank.<br />
Parameter, die das Individuum beeinflussen<br />
• Leistung per Kanal, Frequenz, Taktung der Signale, Anzahl der Emitter, Typ<br />
der Antenne, Geometrie der Sendekeule <strong>und</strong> Polarisation. In Deutschland<br />
werden bis zu 8 Kanäle pro Sender verwendet. Pro Kanal wird der Takt von<br />
217/sec verwendet, in denen das Gespräch komprimiert übertragen wird.<br />
Dazwischen ist eine sehr kurze Ruhepause. In bildlicher Vorstellung sieht es<br />
aus wie Perlen auf einer Kette. Je nach Gesprächsbelegung erhöht sich die<br />
Pulsfrequenz einer Basisstation: bei 2 Handys auf 434 Hz <strong>und</strong> auf maximal<br />
1736 Hz bei voller Belegung des Senders mit 8 Handys.<br />
• Abstand (Nahzone oder Fernzone) <strong>und</strong> geometrische Beziehungen.<br />
• andere Strukturen in der Umgebung sowie Geländebewuchs, Häuser im<br />
Bereich u. a., die Reflexionen erzeugen.<br />
• Zeit, die im Feld verbracht wird.<br />
Wechselwirkung mit technischen Regelkreisen<br />
Handys sind im Krankenhaus strikt verboten, zu tödlichen Unfällen ist es bereits gekommen;<br />
Defibrillator-Geräte ließen sich nicht mehr starten.<br />
Handygebrauch in Flugzeugen ist bei vielen Gesellschaften zu bestimmten Zeiten ebenfalls<br />
strafrechtlich verboten (Gefängnisstrafen bis 2 Jahren).<br />
Handygebrauch im Auto ohne Außenantenne bringt ebenfalls Gefahren, z. B. werden Airbags<br />
<strong>und</strong> ABS-Systeme ausgelöst <strong>und</strong> die Insassen durch sich bildende stehende Wellen enorm<br />
belastet.<br />
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MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
56<br />
Epidemiologische Untersuchungen<br />
Bei Anwohnern im Umkreis von Hochfrequenzanlagen (Radio-, <strong>und</strong> Fernsehsender,<br />
militärische Funksendeanlagen, Radaranlagen), außerdem bei Arbeitsplätzen in<br />
hochfrequenten <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n, sowie bei Nutzern von Mobiltelefonen<br />
ergeben sich Hinweise auf eine erhöhte Tumorinzidenz, wie Leukämie <strong>und</strong><br />
Gehirntumor.<br />
Außerdem wurden Korrelationen von Befindlichkeitsstörungen zu Sendern gef<strong>und</strong>en.<br />
Personen, die bis zu etwa 1000 Metern um den Sender herum wohnten, ergaben sich<br />
verstärkte neurovegetative Auffälligkeiten, wie Kopfschmerzen, Schwindel,<br />
Schlafstörungen, Erschöpfung, Gliederschmerzen. Diese Symptome konnten in ihrer<br />
Schwere direkt mit den gemessenen Feldstärken korreliert werden. Die Feldstärken<br />
lagen alle innerhalb der erlaubten Grenzwerte.<br />
Die Auswirkung der Umgebung von Basisstationen beim <strong>Mobilfunk</strong> ist bisher nur<br />
vereinzelt gemessen worden: hier ergaben sich Herz-Kreislauf-Störungen,<br />
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel unabhängig von Befürchtungen.<br />
Auslösende Leistungsflussdichten: 0,04 bis 7,4 mW/m 2 für <strong>Mobilfunk</strong>anteil <strong>und</strong> 0,1 bis<br />
25 mW/m 2 für alle <strong>Felder</strong>.<br />
Tierexperimente geben Hinweise auf Wirkungsmechanismen: niederfrequent modulierte<br />
HF-<strong>Felder</strong> wirken auf Neurotransmitter, Gehirnpotentiale (EEG) <strong>und</strong> verändern<br />
Verhalten <strong>und</strong> kognitive Funktionen. (Auch beim Menschen feststellbar).<br />
Auch die Ausschüttung der Stresshormone ist bei Mensch <strong>und</strong> Ratte erhöht.<br />
Das Immunsystem ist betroffen.<br />
Mehrere Experimente zeigten eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke im<br />
Einfluss nichtthermischer HF-Strahlung.<br />
Tumor <strong>und</strong> <strong>Mobilfunk</strong>: Studien sind teilweise widersprüchlich: In Tierversuchen gibt es<br />
Hinweise auf eine kanzerogene Wirkung von <strong>Felder</strong>n, wie sie beim GSM-<strong>Mobilfunk</strong><br />
vorhanden sind (Verdoppelung der Krebsrate).<br />
Das Hirntumor-Risiko bei Menschen ist statistisch signifikant erhöht (OR 1,09 bis 2,86)<br />
bei
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
zu werten (Anfangsverdacht): es besteht demnach ein erhöhtes Risiko (OR 3,3) für<br />
Handynutzer an einem Augentumor zu erkranken (Stang et al. 2001).<br />
Ursache ist möglicher Weise die nachgewiesenen Ausschüttung von Hitze-Schock-<br />
Proteinen im Einfluss der Strahlung, die bei chronischer Aktivierung Krebs <strong>und</strong>/oder<br />
Metastasen unter nichtthermischen Bedingungen ergibt.<br />
Zur Abklärung der Fragestellung wird von der WHO <strong>und</strong> der IARC (Internationale<br />
Agentur für Krebsforschung, Lyon) das Projekt Interphone seit dem Jahr 2000 etabliert.<br />
Ergebnisse werden erst 2004 erwartet.<br />
Zu dem Thema Wirkungen von Hochfrequenz auf biologische Systeme gibt es<br />
eine relativ neue zusammenfassende Veröffentlichung der Royal Society of Canada<br />
vom März 1999<br />
„A Review of the Potenzial Health Risks of Radiofrequency Fields from Wireless<br />
Telecommunication Devices“.<br />
Diese bisher aktuellste ausführliche Quelle wurde bei der folgenden kurzen Übersicht<br />
mit berücksichtigt.<br />
Das wichtigste Ergebnis: erstmalig war mit der Studie erwiesen: Hochfrequenz-<strong>Felder</strong><br />
mit Intensitäten weit unterhalb von Wärmeeffekten <strong>und</strong> Grenzwerten können Wirkungen<br />
im Organismus, also biologische Effekte auslösen.<br />
Ob diese Wirkungen Krankheitswirkungen haben, ist bisher nicht klar zu beantworten,<br />
weil es noch unerklärliche Widersprüche gibt.<br />
Sich anbahnende Problematik:<br />
In wenigen Jahren wird es keine unbelasteten Kontrollgruppen für epidemiologische<br />
Untersuchungen mehr geben, da Satelliten-Scanner, das <strong>Mobilfunk</strong>-Basis-Netz,<br />
verdichtet durch UMTS jeden Bürger erreichen wird.<br />
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MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
• Zellproliferation<br />
58<br />
Was ist im Einfluss der Hochfrequenzstrahlung bekannt?<br />
Eine sehr kurze Übersicht:<br />
Anstieg der Zellteilung, Anstieg des Zellwachstums. Nach 30 Minuten Exposition:<br />
Wachstumserniedrigung<br />
• Stoffwechsel<br />
Anstieg der Oxidation der funktionellen Enzyme <strong>und</strong> damit teilweise Inaktivierung.<br />
• Herz/Kreislauf<br />
Veränderung des Blutflusses - auch im Gehirn (teilweise vermindert, aber auch erhöht).<br />
Veränderung des Tonus der Blutgefäße. Einfluss auf die NO-Synthese. Die Regulation<br />
des Kreislaufs ist verändert, <strong>und</strong> Herzrhythmusstörungen sind forciert. Auch aktuelle<br />
Studie in Kärnten K<strong>und</strong>i et al., 2001 stellte Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Einfluss von<br />
Feldstärken von <strong>Mobilfunk</strong>-Basisstationen fest, die „nicht auf Befürchtungen<br />
zurückgeführt werden“ können.<br />
• Enzymaktivität<br />
Anstieg des Enzyms Ornithin Decarboxylase bei Amplituden-Modulation der<br />
Hochfrequenzstrahlung im niederfrequenten Modus, auch bei digitalen Telefonfeldern.<br />
Je stärker die <strong>Felder</strong>, desto stärker die Enzymstimulierung. Eine Tumor Promotion<br />
durch dieses Enzym ist nicht sicher, aber alle Brustkrebse sind mit erhöhter<br />
Enzymaktivität gekoppelt.<br />
� Setzt man ein spezielles Enzym eines hitzeresistenten Bakteriums einerseits einer<br />
Wärmequelle <strong>und</strong> andererseits einer Mikrowelle (10,4 GHz) aus, die beide 70 Grad<br />
Temperatur ergeben, dann führt die Mikrowellenbestrahlung zu einer Zerstörung des<br />
Enzyms, während die Wärmequelle bei gleicher Dauer keinen Schaden zufügt. Das<br />
bedeutet, dass nicht die Temperatur der Wirkungsmechanismus einer Zerstörung ist,<br />
sondern die Strahlungswechselwirkung mit der Mikrowelle.<br />
Wirkmodell Bohr et al. 1997: Zwischen 10 MHz <strong>und</strong> 10 GHz kann es in Kettenmolekülen<br />
zur Anregung von Wring-Resonanzen kommen (Verdrillungen der Ketten <strong>und</strong> sogar<br />
Brüche mit nachfolgenden Strukturveränderungen).
• Hormon-Einflüsse<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System mit den Hormonen ACTH <strong>und</strong><br />
Cortisol ist gestört. Dadurch Störung des Immunsystems <strong>und</strong> Mikroorganismen-<br />
Ausbreitung (Bakterien, Pilze, Hefen).<br />
• Melatonin<br />
Bisher zuwenig Versuche mit Hochfrequenz, einige Untersuchungen finden<br />
Erniedrigung.<br />
• Immunreaktion<br />
Anfangs der Bestrahlung ist oft eine Steigerung der Immunsystem-Aktivität<br />
festzustellen, nach einigen Wochen aber immer eine Suppression im Bereich 50<br />
µW/cm 2 .<br />
• Spurenelemente im Blut<br />
Beeinflussung bei 10 µW/cm 2 , 2,375 MHz, 8 St<strong>und</strong>en täglich über 3 Monate.<br />
• Zell-Membranen<br />
Transport von Ionen, wie Na + <strong>und</strong> K +, sind gestört. Na + sammelt sich in der Zelle an <strong>und</strong><br />
zieht Wasser nach sich. Membran Kanäle werden beeinflusst, die Proteine werden<br />
umgebaut, ebenso die Membranfette. Die Membranordnung ist gestört. Freie Radikale<br />
werden forciert tätig <strong>und</strong> schädigen Membranen.<br />
Ionen-Kanäle in Zellmembranen werden beeinflusst; Verminderung der Rate von<br />
Kanalbildungen (Repacholi, 1998).<br />
• Calcium Efflux<br />
Modulation der RF im niedrigfrequenten Modus verändert den Ca 2+ Efflux <strong>und</strong> die<br />
Kalzium Regulation (bei 22 bis 4,4-fach niedrigeren Werten als das schwächste<br />
strahlende Handy).<br />
• Blut-Hirn-Schranke<br />
Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke ist erhöht, aber nicht alle Versuche zeigen dieses<br />
Ergebnis.<br />
59
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
• Chromosomen-Aberationen<br />
Anomalien der DNA- Doppelstränge werden nach Bestrahlung des menschlichen Blutes<br />
mit <strong>Mobilfunk</strong>strahlung (GSM 217 Hz, 2 St<strong>und</strong>en) statistisch signifikant bei Lymphozyten<br />
festgestellt (Maes u.a. 1995). Außerdem treten laut mehreren Arbeiten Mikrokerne auf,<br />
was deutlich macht, dass die Verteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen gestört<br />
ist. Bei Ratten wurde die Gen-Transkription verändert, wenn das Gehirn einem GSM-<br />
<strong>Mobilfunk</strong>telefon ausgesetzt war (Fritze, et al. 1997)..<br />
• Verhalten<br />
Das Opioid-System wird ungünstig beeinflusst, also z. B. das Erleben von Freude.<br />
Panikattacken, Neurosen, Psychosen sind betroffen. Bei Ratten <strong>und</strong> Affen wurde die<br />
Einflussnahme von Mikrowellen auf Lernen, Gedächtnis, Zeitwahrnehmung,<br />
Aufmerksamkeit gef<strong>und</strong>en bei sehr geringen spezifischen Absorptionsraten.<br />
60<br />
Wer ist verantwortlich?<br />
Verantwortlich ist in jedem Fall die jeweilige Regierung, also die gewählten Politiker. Die<br />
jedoch verlassen sich in Ihrer Meinungsbildung auf Beurteilungen internationale <strong>und</strong><br />
nationale Fachgremien. An erster Stelle weltweit steht hier eine internationale<br />
Strahlenschutz-Kommission, die ICNIRP.<br />
„ICNIRP (Internationale Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender<br />
Strahlung) liegt in ihrer Beurteilung falsch“<br />
Bestimmend für die heutigen Grenzwerte auch in Deutschland sind Empfehlungen der<br />
ICNIRP, 1. Vorsitzender von 1996-2000 <strong>und</strong> stellvertretender Vorsitzender seit 2000<br />
(bis 2004) war/ist Prof. Bernhardt. Die ICNIRP ist weder eine WHO- noch eine UNO-<br />
Organisation, sondern eine private Nichtregierungs-Organisation (NGO).<br />
Die Neil-Cherry-Studie im Auftrag der neuseeländischen Regierung überprüfte die<br />
ICNIRP-Bewertungen von 1998 der <strong>elektromagnetische</strong>n Wirkungen <strong>und</strong> kommt zum<br />
Schluss, dass diese Bewertungen<br />
„ernsthaft fehlerhaft“ sind,<br />
„ein Muster von Voreingenommenheit“ darstellen,<br />
„absichtliche Verdrehungen“ enthalten,
„den öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitsschutz verfehlen“.<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Die Folge ist, dass „vorhandene wissenschaftliche Studien, die eine schädliche Wirkung<br />
beweisen, ignoriert werden“.„Das geschieht fortlaufend, systematisch <strong>und</strong> demonstrativ,<br />
sodass wir darauf schließen können, dass hier ein unwissenschaftliches Motiv hinter<br />
den Bewertungen <strong>und</strong> Schlussfolgerungen steht“.<br />
„Die ICNIRP-Studie ist krass ungeeignet für den öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitsschutz. Sie ist<br />
wissenschaftlich anfechtbar, weil sie auf ernsthaften Fehlern <strong>und</strong> Unterlassungen<br />
basiert!“<br />
Neue Empfehlungen der Strahlenschutzkommission (SSK)<br />
Die SSK berät laut Satzung das B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt (BMU) in<br />
Angelegenheiten des Schutzes der Bevölkerung vor Gefahren nicht-ionisierender<br />
Strahlen. Auf die Inhalte der 26. BISchV hat der Ausschuss einen nicht geringen<br />
Einfluss.<br />
Die Institutionen ICNIRP <strong>und</strong> SSK sind über die Person Prof. Bernhardt verflochten.<br />
Prof. Bernhardt ist gleichzeitig Leiter der Abteilung Medizinische Strahlenhygiene <strong>und</strong><br />
Nichtionisierende Strahlen beim B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz (BfS).<br />
Die Strahlenschutzkommission (SSK) hat in ihrer Sitzung am 13./14. September 2001<br />
eine Bewertung der wissenschaftlichen Publikationen vorgenommen, die seit 1998<br />
veröffentlicht wurden <strong>und</strong> kommt zu dem Schluss, „dass auch nach Bewertung der<br />
neueren wissenschaftlichen Literatur keine neuen Erkenntnisse im Hinblick auf<br />
nachgewiesene Ges<strong>und</strong>heitsbeeinträchtigungen vorliegen, die Zweifel an der<br />
wissenschaftlichen Bewertung aufkommen lassen, die den Schutzkonzepten der<br />
ICNIRP, 1998 bzw. der EU-Ratsempfehlung (Anm.: 12.Juli 1999) zugr<strong>und</strong>e liegt.“<br />
Im Hochfrequenzbereich gibt es laut SSK weder einen begründeten Verdacht noch<br />
einen wissenschaftlichen Nachweis für eine Ges<strong>und</strong>heitsbeeinträchtigung unterhalb der<br />
derzeit gültigen Grenzwerte.<br />
Bekannt sind Zellveränderungen, EEG-Veränderungen, Verhaltensänderungen <strong>und</strong><br />
Veränderungen der kognitiven Funktionen, Veränderungen der Blut-Hirn-Schranke,<br />
Veränderungen des Blutbildes, des Immunsystems, insbesondere<br />
61
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Lymphomentwicklung. Alle diese Symptome werden von der SSK als schwache<br />
wissenschaftliche Hinweise eingestuft.<br />
Die Bef<strong>und</strong>e zur Melatoninbeeinflussung, zur Beeinflussung der Reproduktion <strong>und</strong><br />
Entwicklung, zur Tumorentstehung auch zum Krebsrisiko aufgr<strong>und</strong> epidemiologischer<br />
Studien in Verbindung mit <strong>Mobilfunk</strong> stellen laut SSK keinen wissenschaftlichen Hinweis<br />
dar.<br />
Zur Frage einer Vorsorge stellt die SSK fest, „dass sich unter Berücksichtigung des<br />
Umfangs <strong>und</strong> des Ausmaßes der Verdachtsmomente ein über die bisher bekannten<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen zusätzliches Risiko nicht angeben lässt.“<br />
Allerdings werden dann doch mehrere Minimierungsempfehlungen zur Exposition<br />
elektrischer, magnetischer <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> gegeben.<br />
Quelle: Grenzwerte <strong>und</strong> Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor <strong>elektromagnetische</strong>n<br />
<strong>Felder</strong>n – Empfehlung der Strahlenschutzkommission, verabschiedet in der 173. Sitzung der<br />
Strahlenschutzkommission am 4. Juli 2001 <strong>und</strong> gebilligt in der 174. Sitzung der<br />
Strahlenschutzkommission am 13./14. September 2001.<br />
62<br />
Gründe für die nicht nachvollziehbare Beurteilung<br />
Die SSK hat sich für ihre Bewertung ges<strong>und</strong>heitlicher Risiken einen<br />
naturwissenschaftlichen Maßstab zugelegt, der den heutigen Problemen<br />
unangemessen ist. Es wird auf klassische wissenschaftliche Beweiskraft gepocht. Das<br />
bedeutet laut SSK: Wissenschaftliche Studien voneinander unabhängiger<br />
Forschungsgruppen müssen den Zusammenhang reproduzierbar aufzeigen <strong>und</strong> das<br />
wissenschaftliche Gesamtbild muss das Vorliegen eines kausalen Zusammenhangs<br />
aufzeigen.<br />
Dieses Wissenschaftsbild lässt sich optimal auf unbelebte Systeme anwenden, nicht<br />
aber auf den Menschen. Strahlungen sind im Organismus als Noxen wirksam <strong>und</strong><br />
Noxen wirken unter Einbeziehung außerordentlich vielfältiger Parameter, vor allem auch<br />
von Regelkreisen, die sehr unterschiedlich reagieren. Prinzipiell ist die Problematik nur<br />
unter erweiterten wissenschaftlichen Aspekten <strong>und</strong> nur interdisziplinär in den Griff zu<br />
bekommen. Indizien, die von Biologen, Psychologen, Medizinern <strong>und</strong> Technikern<br />
zusammengetragen werden, müssen gemeinsam bewertet werden.
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Nach klassischen Kriterien wird folgendermaßen verfahren: Ist die Wiederholung eines<br />
früheren Experimentes, das ein positives Ergebnis zeigte, diesmal negativ, wird das<br />
zweite Ergebnis als Widerlegung des ersten angesehen. Eine derartige<br />
Vorgehensweise ist sicherlich falsch, denn im zweiten Experiment können einfach<br />
günstigere Bedingungen zur Gegenregulation der Noxen-Wirkung vorgeherrscht haben.<br />
Es muss befürchtet werden: Wenn die Vielzahl der wissenschaftlichen Hinweise auf<br />
ges<strong>und</strong>heitsrelevante Wirkungen durch dieses selbstgestrickte SSK-Raster fällt, dann<br />
ist das Raster falsch.<br />
Untersuchungen am Menschen<br />
erfordern mehr Wissenschaftlichkeit<br />
1. Nach geltenden wissenschaftlichen Kriterien muss das Ergebnis eines Versuches<br />
beliebig reproduzierbar sein, um anerkannt zu werden.<br />
Aber im Bereich der Effekte <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> sind die Ergebnisse bei<br />
Menschen in vivo meistens sehr unterschiedlich, zeigen oft nur einen geringen<br />
Durchschnittswert <strong>und</strong> sind nicht beliebig reproduzierbar. Diese Ergebnisse werden<br />
deshalb als „nicht gravierend“ bewertet.<br />
Das ist wissenschaftlich angreifbar:<br />
Man weiß heute:<br />
Intakte Organismen versuchen Störgrößen über diverse Aktivitäten von Regelkreisen<br />
auszuregulieren. Die Regelkreise selbst sind vernetzt <strong>und</strong> wieder von diversen<br />
Parametern abhängig, die im Versuch weder alle bekannt sind noch konstant gehalten<br />
werden können.<br />
Eine mangelnde Reproduzierbarkeit liegt also auch am Nichtkennen der momentanen<br />
streng individuellen Netz-Regelkreis-Aktivität zur Ausregulierung von Störgrößen.<br />
Deshalb müssen Ergebnisse, die nach bisherigen Kriterien „durch das Raster gefallen<br />
sind“, mitberücksichtigt werden, wenn die absolute Spannweite der Einzelergebnisse<br />
groß ist.<br />
63
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Beispiel: eine Risikobewertung braucht in der Betrachtung eines durchschnittlichen<br />
Kollektiv-Ergebnisses einen nicht besonders beunruhigenden Wert zu ergeben, ist aber<br />
im Einzelfall alarmauslösend.<br />
2. Bei der Bewertung der Effekte am Menschen werden In-vitro-Versuche, die<br />
64<br />
unerwartete Mechanismen aufweisen, wenig Bedeutung zugemessen.<br />
Das ist wissenschaftlich angreifbar.<br />
Heute ist bekannt:<br />
Die wissenschaftliche Literatur bietet eine überwältigende Fülle von Hinweisen zu<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n Einflüssen auf Einzelsysteme, die nicht immer unter den typischen<br />
Keywords abgespeichert sind.<br />
Diese Einflüsse müssen katalogisiert werden <strong>und</strong> in Kausal-Beziehung zu<br />
Funktionsstörungen gesetzt werden zwecks Abschätzung eines Gefährdungspotenzials.<br />
Zur Erkennung von Wirkungsmechanismen <strong>elektromagnetische</strong>r Energien müssen<br />
vermehrt auch In-vitro-Versuche Beachtung finden.<br />
3. Die Bewertung der Effekte geschieht fast ausschließlich auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />
Klassischen Physik.<br />
Das ist wissenschaftlich angreifbar.<br />
Heute ist bekannt:<br />
Effekte <strong>elektromagnetische</strong>r Größen geschehen auf Mikroebene. Hier gilt aber nicht<br />
mehr die Klassische Physik, sondern ausschließlich die Quantenphysik. Dies wird<br />
meistens ignoriert - obwohl die Quantenphysik die beste Physik ist, die je erdacht <strong>und</strong><br />
erfahren wurde. Kein Experiment, dass zwecks Beweis der theoretischen Postulate<br />
fehlschlug.<br />
Auf der Betrachtungsebene der Quantenphysik ergeben sich weit plausiblere Hinweise<br />
auf Funktionsstörungen des Organismus als bei klassischer Betrachtungsweise.<br />
Ursache dafür (beispielsweise): engste nichtlokale Vernetzung energetischer Größen,<br />
Virtuelle Gr<strong>und</strong>lagen-Energie <strong>und</strong> Realitäts-Schaltung, Einstein-Podolsky-Rosen-Effekt,<br />
Aharonov-Bohm-Effekt, Einbeziehung von Information (Sinn <strong>und</strong> Bedeutung).
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
4. Bei den Untersuchungen am Menschen insgesamt wird die natürliche Verflechtung<br />
von Psyche <strong>und</strong> Soma unbeachtet gelassen. Das vom Menschen eingebrachte<br />
Gebiet „Sinn <strong>und</strong> Bedeutung“ wird rigoros ausgeschlossen.<br />
Das ist wissenschaftlich angreifbar.<br />
Heute ist bekannt:<br />
Der Mensch ist keinesfalls vergleichbar mit der Funktion einer Maschine. Auch diese<br />
faktische Aussage ist Inhalt der modernen Quantenphysik.<br />
Forderung Ärztekammer u.a.<br />
Der Präsident der Ärztekammer Niedersachsen <strong>und</strong> Vorsitzende des Ausschusses<br />
„Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt“ der B<strong>und</strong>esärztekammer Prof. Dr. Heyo Eckel plädiert Herbst<br />
2000 für eine deutliche Absenkung der Grenzwerte <strong>und</strong> für eine größere Mitsprache der<br />
Bürger bei der Auswahl von Sendestationen.<br />
Die Umweltkommission der Deutschen Akademie für Kinderheilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Jugendmedizin e.V. deklariert:<br />
• Sprechzeiten so kurz wie möglich halten,<br />
• Kinder <strong>und</strong> Jugendliche nur in Ausnahmesituationen Mobiltelefone zur Nutzung<br />
überlassen,<br />
• Hersteller sollen Angaben zur Emission sichtbar machen.<br />
Zu Basisstationen:<br />
• unfreiwillig eingegangene Risiken,<br />
• dauerhafte Belastung,<br />
• sehr viele Menschen betroffen (Multiplikatoren),<br />
• keine Basisstationen in Nachbarschaft von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern,<br />
ALARA-Prinzip (As low as reasonable achievable)<br />
Salzburger Vorsorgewerte empfohlen: 1 mW/m 2 (Handy: oft 200 000 mW/m 2 ).<br />
Quelle: Dokumentations- <strong>und</strong> Informationsstelle für Umweltfragen (DiSU)<br />
C/o Kinderhospital, Iburger Str. 200, 49082 Osnabrück Tel 0541-58486-/0 Fax /12<br />
65
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
66<br />
Hintergr<strong>und</strong>papier des B<strong>und</strong>es-Umweltministeriums (BMU) <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
des B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz<br />
Das BMU sieht die Notwendigkeit der Vorsorge vor möglichen ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gefährdungen durch <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> über die geltenden Regelungen der 26.<br />
B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzverordnung (26. BlmSchV) hinaus:<br />
• Verbesserung der Information betroffener Kommunen, Behörden <strong>und</strong> Bürger bei der<br />
Planung des Netzausbaus.<br />
• Die Daten über alle genehmigten Sendeanlagen müssen für die Behörden über eine<br />
Datenbank verfügbar werden.<br />
• Kennzeichnung der <strong>elektromagnetische</strong>n Belastung durch Handys.<br />
• Forschung wird zukünftig vermehrt gefördert mit den Schwerpunkten:<br />
Wirkungsmechanismen, Zusammenhang von Feld <strong>und</strong> Sensibilität, Messverfahren<br />
für die <strong>Felder</strong>.<br />
Warnung durch das B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz<br />
Seit vielen Jahrzehnten stehe ich in Diskussion mit den Ansichten des B<strong>und</strong>esamtes für<br />
Strahlenschutz (Bfs). Immer wurden Störungen, Gefährdungen oder sogar<br />
Schädigungen durch elektrische, magnetische <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong> Größen der<br />
zugelassenen technischen Strahler seitens des Bfs verneint. In letzter Zeit wurden wir<br />
mehrfach erneut angehört, <strong>und</strong> nun ist etwas vollkommen Überraschendes passiert:<br />
Der Präsident des B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz (König) hat am 1. August 2001<br />
Handybenutzer in großer Deutlichkeit vor möglichen Risiken durch Mobiltelefone<br />
gewarnt.<br />
Spätere Regresse werden dieses Datum als Deadline berücksichtigen müssen.<br />
„Eltern sollten ihre Kinder möglichst von dieser Technologie fern halten.<br />
In Zukunft müsse bei der Errichtung von <strong>Mobilfunk</strong>masten mehr Transparenz für die<br />
Menschen herrschen. Standortentscheidungen dürfen sich künftig nicht mehr allein an<br />
den ökonomischen Interessen der Industrie ausrichten. Bestimmte Standorte für<br />
Sendeanlagen sollten Tabu sein.“ Er hält es für notwendig, „Standorte zu vermeiden, die
ei Kindergärten, Schulen <strong>und</strong> Krankenhäusern (Altenheimen?) zu erhöhten<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Strahlungsfeldern führten. Vor allem bei Kindern bestehe eine besondere Verpflichtung<br />
zur Vorsorge.“<br />
„Die Hinweise dafür, dass Handys zu Augen-, Hirn-, Lymphdrüsen- oder Blutkrebs<br />
führen, müssten dringend überprüft werden.“<br />
Das B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz gibt in einer Pressemitteilung dann direkt<br />
Empfehlungen:<br />
1. In Situationen, in denen genauso gut mit einem Festnetztelefon wie mit einem Handy<br />
telefoniert werden kann, sollte das Festnetztelefon genutzt werden.<br />
2. Telefonate per Handy sollten zur Verringerung des ges<strong>und</strong>heitlichen Risikos kurz<br />
gehalten werden.<br />
3. Möglichst nicht bei schlechtem Empfang telefonieren, da die Leistung des Handys in<br />
diesem Fall hoch gefahren wird.<br />
4. Handys verwenden, bei denen der Kopf möglichst geringen <strong>Felder</strong>n ausgesetzt ist<br />
(SAR-Werte beachten).<br />
5. Benutzung von Head-Sets, damit der Kopf beim Telefonieren geringeren <strong>Felder</strong>n<br />
ausgesetzt ist.<br />
6. SMS-Möglichkeiten nutzen, damit das Handy nicht zum Kopf geführt werden muss.<br />
Die Empfehlung, Head-Sets zu verwenden, ist nur eingeschränkt richtig, denn die<br />
Benutzung einer Freisprechanlage mit Kopfhörern verstärkt die elektrische Feldstärke<br />
im Kopf des Benutzers oftmals um ein Vielfaches. Ursache dafür ist die Fähigkeit der<br />
Kopfhörer-Kabel, Mikrowellen aufzunehmen <strong>und</strong> zu konzentrieren.<br />
Abhilfe schafft ein Ferritring, der unmittelbar unterhalb des Ohrstücks eingeflochten<br />
werden kann <strong>und</strong> dann die Strahlung blockt.<br />
Quellen:<br />
B<strong>und</strong>esumweltministerium (2001): Hintergr<strong>und</strong>papier zur Vorsorge vor möglichen ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gefährdungen von <strong>Mobilfunk</strong><br />
B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz (2001): Empfehlungen des B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz zum<br />
Telefonieren mit dem Handy (www.bfs.de/presse/aktuell<br />
67
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
68<br />
Warnungen in England<br />
Im Mai 2000 hatten im Auftrag der britischen Regierung 12 unabhängige<br />
Wissenschaftler eine Empfehlung für die Bevölkerung erarbeitet. Daraufhin wurde eine<br />
Warnung für die Benutzung durch Kinder herausgegeben:<br />
Gründe für das Risiko einer Gefährdung von Kindern:<br />
• Dünnere Schädeldecke. Die Dicke der Schädelknochen <strong>und</strong> die endgültige Größe<br />
des Gehirns ist erst mit 14 bis 15 Jahren ausgebildet.<br />
• Kleinerer Schädeldeckenradius <strong>und</strong> dadurch Fokussierung der Strahlung.<br />
• Entwicklung des ZNS: Die Dichte der Synapsen wie bei Erwachsenen wird erst zur<br />
Zeit der Pubertät (12-16 Jahre) erreicht.<br />
• Hohe Dosis: Weil Kinder in jüngsten Jahren bereits mit dem Handy-Telefonieren<br />
beginnen, ist die totale Lebenszeit der Akkumulation von Effekten länger.<br />
Der britische Bildungsminister hat veranlasst, dass alle Schulen in Großbritannien über<br />
die potenziellen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken für Kinder durch Mobilphone informieren.<br />
Weitere Forderungen:<br />
Die Öffentlichkeit muss besser über mögliche Risiken aufgeklärt werden.<br />
Die Handelsgesellschaften sollen die Vermarktung an Kinder stoppen.<br />
Die Regeln zur Aufstellung von Sendern müssen strenger gehandhabt werden.<br />
Oxford University Professor Colin Blakemore, ein Experte für Gehirn Entwicklung:<br />
„Wenn von dieser Technologie eine Gefahr ausgeht, dann sind die Kinder mehr<br />
verletzbar. Und ich denke, wenn die Industrie wirklich verantwortungsbewusst wäre,<br />
würden sie die Kinder von einem unsinnigen Gebrauch abhalten. Wie fühlt sich die<br />
Industrie in 10 Jahren, ein Zeitraum, der die Risiken offen legt.“<br />
Forderung in USA <strong>und</strong> England: Geräte sollen zukünftig genaue Angaben zur Strahlung<br />
<strong>und</strong> absorbierten Leistung SAR per Aufkleber im Batteriekasten deklarieren. Die<br />
amerikanische Industrie hat bereits zugestimmt.
Bericht der französischen Expertengruppe<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Im Auftrag der Generaldirektion für Ges<strong>und</strong>heit des französischen Ministeriums für<br />
Beschäftigung <strong>und</strong> Solidarität, Januar 2001:<br />
1. Die mittlere Exposition der Bevölkerung soll auf das niedrigst mögliche Niveau<br />
abgesenkt werden, das mit der Technik noch vereinbar ist.<br />
2. Man sollte den Gebrauch des Mobiltelefons minimieren, insbesondere bei<br />
schlechten Empfangsbedingungen.<br />
3. Mobiltelefone sollen nicht am Bauch von Schwangeren <strong>und</strong> nicht in unmittelbarer<br />
Nähe der Keimdrüsen von Heranwachsenden <strong>und</strong> Erwachsenen getragen werden.<br />
4. Hersteller sollen die Geräte auf niedrigst mögliche Emissionen setzen.<br />
5. Krankenhäuser, Kindertagesstätten <strong>und</strong> Schulen, die weniger als 100 Meter von<br />
einer <strong>Mobilfunk</strong>-Basisstation entfernt sind, sollten nicht im Hauptstrahl der<br />
Sendekeule liegen.<br />
6. Telefondisplays sollen anzeigen, wie hoch die aktuelle Emission des Handy während<br />
eines Gesprächs ist.<br />
7. Messergebnisse aller Standorte von Basisstationen sollen von der Bevölkerung im<br />
Internet abgerufen werden können.<br />
Quelle: Direction générale de la santé 2001 : Les téléphones mobiles; leurs station de base et la santé.<br />
Direction générale de la santé, 8 Avenue de Segur, F 75007 Paris<br />
Urteile deutscher Gerichte<br />
Auch die Gerichte ziehen inzwischen am gleichen Strang:<br />
Obwohl die Strahlung der Handys 1000 bis 10 000fach stärker ist als die der<br />
Basisstationen, wird vermehrt gegen Basisstationen vorgegangen.<br />
Amtsgericht München (Az: 432 C 7381/95) billigt einem Mieter, über dessen Wohnung<br />
eine Antenne errichtet wurde, eine Mietminderung um 20% zu. Begründung: Schon die<br />
Furcht vor möglichen Folgen des <strong>Mobilfunk</strong>s stelle eine echte Beeinträchtigung dar.<br />
Revision wurde nicht zugelassen.<br />
69
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Amtsgericht Freiburg (Az: 4 C 717/00) erließ eine Einstweilige Verfügung 20.12.2000<br />
gegen den Betrieb einer Sendeeinrichtung auf dem Haus eines Mieters, der krank war.<br />
Landgericht Frankfurt/Main (Az: 2/4 O 278/99) erließ eine Einstweilige Verfügung gegen<br />
den Betrieb der Sendeeinrichtung Oberursel-Bommersheim auf Gr<strong>und</strong> erheblicher<br />
ges<strong>und</strong>heitlicher Beeinträchtigung der Anwohner. Die Anlage musste abgeschaltet<br />
werden (Az: 2/4O 274/00). Das Oberlandesgericht hob diese Verfügung wieder auf.<br />
Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg (Az: 8 S 1848/98) verfügte, dass<br />
Betreiber, die eine Antennenanlage auf Wohnhäuser <strong>und</strong> Kirchen <strong>und</strong> öffentlichen<br />
Einrichtungen aufstellen, eine Baugenehmigung brauchen. Die <strong>Mobilfunk</strong>station stelle<br />
eine Nutzungsänderung des Gebäudes dar. Zu einer reinen Wohnnutzung käme eine<br />
gewerbliche Nutzung hinzu.<br />
Verwaltungsgerichtshof Hessen (Az: 4 TG 3629/00) hält ebenfalls einen Bauantrag für<br />
erforderlich.<br />
Am 19. April 2001 wurden an einigen US-Gerichten Sammelklagen gegen Telekom-<br />
Konzerne eingereicht (Vertreter der Kläger ist der gegen die Zigarettenindustrie <strong>und</strong><br />
Asbestindustrie erfolgreiche Peter G. Angelos, Baltimore). Vorwurf: Die Firmen hätten<br />
wissentlich eine ges<strong>und</strong>heitsschädliche Technologie produziert <strong>und</strong> in Umlauf gebracht.<br />
Anhang: Forschungsbedarf:<br />
70<br />
Falschbildung von Proteinen (Prionen)<br />
durch <strong>elektromagnetische</strong> Störungen?<br />
Für die Bewertung der Wirkungen <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> wird prinzipiell nach<br />
wissenschaftlich erbrachten Hinweisen auf kausale Korrelationen von definierten<br />
Krankheitsbildern (Tumor, Alzheimer,...) <strong>und</strong> Feldbelastung gefahndet.<br />
Das reicht nicht.
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Die Bevölkerung leidet mehrheitlich nicht an definierten Krankheiten, sondern an<br />
Funktionsstörungen, die die täglich zu erbringende Leistung stark einschränken <strong>und</strong><br />
schließlich zu Krankheiten disponieren können.<br />
Spätere Regressforderungen Betroffener werden sich am Stand des jetzigen Wissens<br />
bei der Verursacherfrage orientieren.<br />
Es gibt Wissen zu Kausalbeziehungen von Funktionsstörungen <strong>und</strong><br />
<strong>elektromagnetische</strong>n Größen, das von Verantwortlichen ignoriert wird, wie z. B. das<br />
Verhalten der Freien Radikale.<br />
Aber es gibt auch Nichtwissen über Mechanismen der Gefahrenpotenziale, eine<br />
Tatsache, die in die Abwägung potenzieller Gefahren mit einfließen sollte.<br />
Beispiel: Die Beeinflussung der Conformation von Proteinen (Enzymen) durch<br />
<strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> <strong>und</strong> ihre Auswirkungen.<br />
Bekannt ist: Funktionsstörungen machen sich erst dann bemerkbar, wenn Störgrößen<br />
im Regelkreisgeschehen nicht ausbalanciert werden können. Die Möglichkeiten zur<br />
Ausbalancierung (Homöostase) sind interindividuell <strong>und</strong> von Tag zu Tag sehr<br />
unterschiedlich <strong>und</strong> abhängig von:<br />
• momentanen endogenen Parametern (neurovegetativem Tonus <strong>und</strong><br />
Stoffwechselstatus u. a.)<br />
• diversen aktuellen Umweltparametern.<br />
Alle Funktionen im Organismus sind immer <strong>und</strong> ausschließlich durch Enzyme getriggert.<br />
Enzyme sind Proteine <strong>und</strong> leisten ihre Arbeit durch die adäquate Conformation <strong>und</strong> ihre<br />
Änderung im Enzym-Substrat-Geschehen.<br />
Die adäquate Conformation ist u. a. abhängig von der richtigen Chiralität der zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden Aminosäuren. Werden Conformation <strong>und</strong> Chiralität durch <strong>elektromagnetische</strong><br />
<strong>Felder</strong> verändert, dann leidet die Funktion der Enzyme, <strong>und</strong> damit sind alle betroffenen<br />
Funktionen <strong>und</strong> Regelmechanismen des Organismus labilisiert.<br />
71
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Falsch gefaltete Proteine durch technisch freigesetzte <strong>elektromagnetische</strong> Strahlung?<br />
Ich warne vor diesem Mechanismus bereits seit vielen Jahren - ohne Erfolg für die<br />
Durchführung einer gediegenen Untersuchung dieses brennenden Problems.<br />
Sporadisch vorhandene wissenschaftliche Literatur lässt befürchten:<br />
Elektromagnetische Umwelteinflüsse, wie die technisch freigesetzten Kommunikations-<br />
Frequenzen, die den Antennen-Proteinen in uns Menschen fremd sind, erzeugen<br />
Varianten <strong>und</strong> Fehler bei der Faltung.<br />
Bekannt ist, dass alle funktionellen Proteine der Natur einschließlich Tier <strong>und</strong> Mensch<br />
aus linkshändigen Aminosäuren aufgebaut sind. Nur mit Hilfe der natürlicherweise<br />
vorhandenen linkshändigen Aminosäuren ist die Helix-Formation der Proteine<br />
konstruierbar. Eine linkshändige Aminosäure wandelt sich normalerweise in eine<br />
rechtshändige in Halbwertszeiten von Jahrtausenden um. Dies wird zur Datierung von<br />
Fossilien verwendet.<br />
Es gibt ältere wissenschaftliche Untersuchungen, die darstellen, dass durch Einwirkung<br />
von Magnet-Gleichfeldern zusammen mit spezifischen <strong>elektromagnetische</strong>n<br />
Schwingungen die Linkshändigkeit innerhalb kurzer Zeiträume umgewandelt werden<br />
kann in Rechtshändigkeit. Möglicherweise sind die Frequenzen der technisch<br />
freigesetzten Kommunikationsfelder hier wirksam (Basisstationen, Handy, Satelliten,<br />
Fernseh- <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funksender, Zivil- <strong>und</strong> Militär-Sender, Überland-<br />
Hochspannungsleitungen).<br />
In neuerer Zeit (1994) hat ein Doktorand (Guido Zadel) an der Rheinischen Friedrich-<br />
Wilhelm-Universität in Bonn derartige Versuche mit positivem Ergebnis durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse waren nicht beliebig reproduzierbar, deshalb wurde dem Doktoranden<br />
öffentlich Fälschung <strong>und</strong> Betrug vorgeworfen.<br />
Durch künstlich erzeugte <strong>elektromagnetische</strong> <strong>und</strong> magnetische <strong>Felder</strong> entstehende<br />
rechtshändige Aminosäuren könnten bei Exposition zu entsprechenden Kraftfeldern<br />
auch direkt im Organismus entstehen.<br />
Diese dann „falschen“ Aminosäuren sind für den Organismus nicht nur wertlos, sondern<br />
sogar als Noxen anzusehen, da sich aus ihnen kein reguläres Protein mehr aufbauen<br />
72
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
lässt. Es entsteht „Proteinabfall“. Eine Zerlegung <strong>und</strong> Ausscheidung von diesem<br />
„Proteinabfall“ ist deshalb nicht möglich, weil alle Enzyme selbst Proteine sind, die<br />
aufgr<strong>und</strong> ihres Aufbaus aus linkshändigen Aminosäuren keine Rechtshändigkeit <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Falscharchitektur bearbeiten können. Wenn die Enzyme selbst von<br />
der Falschfaltung betroffen sind, dann können sie auch nicht helfend eingreifen; ein<br />
Teufelskreis entsteht.<br />
Allein im Gehirn ist ein Enzym vage geeignet, die Rechtshändigkeit anzugreifen. Ohne<br />
Zerstörung lagert sich der Proteinmüll dorthin ab, wo starke Blutperfusion ihn hingespült<br />
hat (ebenfalls Gehirn) <strong>und</strong> benimmt sich im übrigen so, wie von Prionen bekannt.<br />
Ein Inkorporieren des Proteinmülls in andere Organismen (Fleischnahrung) schafft für<br />
den Aufnehmer die gleichen Probleme, da eine Ausscheidung unmöglich ist. Erste<br />
Untersuchungen des bisher verwendeten Tiermehls zeigen an einer einzelnen<br />
Aminosäure eine hohe Falsch-Chiralität. Falsch-Chiralitäten <strong>und</strong> Razemierungen<br />
können auch durch Antibiotika-Zufuhr entstehen.<br />
Die Funktion des Organismus ist gestört, er wird krank, wie jedem deutlich geworden ist<br />
durch die Berichte über Prionen-Eiweiße, die aktuell für die neue Variante der<br />
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verantwortlich gemacht werden.<br />
Sinkt der optische Reinheitsgrad, dann leidet die Effizienz der dauernd ablaufenden<br />
biochemischen Synthesen. Alter <strong>und</strong> Tod sind kausal korreliert (W. Kuhn).<br />
Es gibt auch in der neueren wissenschaftlichen Literatur Hinweise, dass<br />
<strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong>, teilweise in Kombination von Hochfrequenz <strong>und</strong><br />
Niederfrequenz die Conformation der Proteine beeinflussen mit diversen<br />
Funktionsstörungen der Homöostase.<br />
Beispiel<br />
Anstieg des Enzyms Ornithin Decarboxylase bei Amplituden-Modulation der<br />
Hochfrequenzstrahlung im niederfrequenten Modus, auch bei digitalen Telefonfeldern.<br />
Je stärker die <strong>Felder</strong>, desto stärker die Enzymstimulierung.<br />
73
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
74<br />
Quintessenz<br />
Der menschliche Körper sowie die Natur arbeiten mit den gleichen Qualitäten von<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n Schwingungen, wie die technisch erzeugten Schwingungen zur<br />
Kommunikation. Unweigerlich gibt es deshalb eine Wechselwirkung. Allerdings haben<br />
wir mit den künstlich aufgebauten Frequenzen, die bis maximal 100 GHz (10 11 Hz)<br />
reichen, noch nicht das funktionelle Hauptband in unserem Körper erreicht, das im<br />
Bereich von 10 12 Hz - 10 13 Hz liegt. Diese sehr hochfrequenten Schwingungen dringen<br />
zwar nicht tief ins Gewebe, sind aber deutlich leistungsstärker als die natürlich<br />
vorhandenen Schwingungen.<br />
Ein Ansatz für zukünftige Forschung ergibt auch das Phänomen der Überlagerung<br />
(Interferenz): Immer dann, wenn transversale <strong>elektromagnetische</strong> Energien so<br />
interferieren, dass ihre elektrischen <strong>und</strong> magnetischen <strong>Felder</strong> sich auslöschen, kommt<br />
ein gr<strong>und</strong>legendes skalares Feld <strong>und</strong> teilweise eine longitudinale Welle zur Wirkung.<br />
Diese Wellen können mit unserer Körpermaterie, die nichtlineare Eigenschaften<br />
aufweist, komplex wechselwirken, ohne jede Abschwächung.<br />
Haben wir mit dem Problem „Elektrosmog“ also prinzipiell den falschen Weg verfolgt,<br />
weil bisher ausschließlich die transversale <strong>elektromagnetische</strong> Schwingung gemessen<br />
<strong>und</strong> beachtet wird – nicht aber die longitudinale? Die Zukunft wird hier eine<br />
Entscheidung bringen.
Diskussion<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
(Es handelt sich um Zusammenfassungen der Wortbeiträge <strong>und</strong> nicht um deren<br />
wörtliche Wiedergabe)<br />
Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die Referenten über die unterschiedliche<br />
Herangehensweise, die zugr<strong>und</strong>e gelegten Wissenschaftsmodelle sowie über die<br />
Qualität <strong>und</strong> Quantität der einschlägigen Daten, auf deren Basis die Referenten zu ihrer<br />
unterschiedlichen Beurteilung kamen.<br />
Diskutiert wurde u.a. der Vorwurf von Dr. Warncke, dass Prof. Dr. Silny bei seiner<br />
Beurteilung ein zu kleines Spektrum an Frequenzen betrachtet sowie longitudinale<br />
Wellen bei seiner Beurteilung nicht mit berücksichtigt habe.<br />
Prof. Dr. Silny wiedersprach diesem Vorwurf <strong>und</strong> machte deutlich, dass die einzelnen<br />
Frequenzen nicht die von Dr. Warncke dargestellte Rolle spielen, sondern, dass andere<br />
Aspekte, wie z. B. Angst, viel stärker zu berücksichtigen seien. Auch den Vorwurf, zu<br />
wenig die Wirkungsmechanismen berücksichtigt zu haben, wies Prof. Dr. Silny zurück.<br />
Er wollte in seinem Vortrag nicht mit Wirkungsmechanismen theoretisieren, sondern<br />
lieber die wichtigeren Effekte darstellen.<br />
Zum Thema der angesprochenen Grenzwerte bemerkte Prof. Dr. Wuschek, dass<br />
Rückmeldungen von der Royal Society of Canada sowie Studien aus Frankreich,<br />
Holland <strong>und</strong> anderen nationalstaatlichen Einrichtungen zu den<br />
Grenzwertuntersuchungen vorliegen <strong>und</strong> das diese im Wesentlichen bestätigt werden.<br />
Wortmeldungen aus dem Publikum:<br />
(Es handelt sich um Zusammenfassungen der Wortbeiträge <strong>und</strong> nicht um deren<br />
wörtliche Wiedergabe)<br />
Frau Meyer, Initiative gegen Elektrosmog Wedel:<br />
Es ist erstaunlich, dass einerseits keine f<strong>und</strong>ierten (einheitlichen) Ergebnisse aus der<br />
Wissenschaft vorliegen, aber andererseits auch kein Geld dafür vorhanden ist oder<br />
bereitgestellt wird?<br />
75
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
76<br />
Es gibt Stimmen, die der Meinung sind, dass die EEG-Untersuchungen in der<br />
Forschung (z.B. durch die Strahlenschutzkommission) mit herangezogen werden<br />
könnten <strong>und</strong> sollten. Weshalb wird dies von Herrn Prof. Silny verneint?<br />
Prof. Dr. Silny:<br />
Die weltweite Forschung wird mit beachtlichen Mitteln durchgeführt <strong>und</strong> es muss<br />
auch selbstverständlich weiter geforscht werden.<br />
Das EEG kann zu einigen Fragestellungen herangezogen werden, allerdings können<br />
die Ergebnisse der EEG nicht das gesamte physiologische Spektrum abdecken.<br />
Herr Prinz, Schwarzenbek:<br />
Es bestehende Sachzwänge aus dem Verkauf der <strong>Mobilfunk</strong>lizenzen, die Politik ist<br />
deshalb nicht (mehr) handlungsfähig.<br />
Weshalb wird das BImSchG nicht geändert, wenn die Belastung durch die Nutzung<br />
der Handys ca. 1000-fach höher ist als die Belastung durch die Basisstationen?<br />
Prof. Dr. Wuschek:<br />
Hinsichtlich einer Änderung des BImSchG (BImSchV) ist festzuhalten, dass Handys<br />
freiwillig genutzt werden <strong>und</strong> dass durch die 26. BImSchGV nur bestimmte Anlagen,<br />
wie z.B. ortsfeste Basisstationen, geregelt werden können.<br />
Dr. Heinzow, Landesamt für Natur <strong>und</strong> Umwelt (LANU), Flintbek:<br />
Sind lokale Auswirkungen der <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong> auf den menschlichen<br />
Organismus, wie z. B. eiternde Ohren, durch die vermehrte Nutzung von DECT-<br />
Telefonen bekannt? Wenn ja, gibt es eine Meldestelle dafür?<br />
Prof. Dr. Silny:<br />
Es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu lokalen Erwärmungen von 0,1 - 0,2°C<br />
kommen kann. Allerdings sei auch angemerkt, dass die menschliche Temperatur<br />
auch natürlich schwankt <strong>und</strong> deswegen derartige Expositionen vielleicht keine so<br />
große physiologisch Auswirkung darstellt. Schädigungen wurden bisher nicht<br />
nachgewiesen.
Prof. Dr. Wuschek:<br />
MACHT MOBILFUNK KRANK?<br />
Eine freiwillige Vereinbarung zur Kennzeichnung der SAR-Werte wäre ein guter<br />
Schritt in Richtung Verbraucherinformation. Allerdings muss auch berücksichtigt<br />
werden, dass der SAR-Wert nicht der alleinig wichtige Faktor ist.<br />
Dr. Warnke:<br />
In Frankreich werden die aktuellen SAR-Werte auf dem Handy angezeigt <strong>und</strong><br />
zusätzlich im Internet veröffentlicht.<br />
77
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
Im Interesse der VerbraucherInnen: Der Vorsorgegedanke zum Schutz vor<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n<br />
Vortrag von Dipl. Ing. Wolfram König<br />
Präsident des B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz, Salzgitter<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Anrede<br />
Im Zusammenhang mit der Bewertung des <strong>Mobilfunk</strong>s hat das BfS 3 wichtige Aufgaben:<br />
Die Beratung des B<strong>und</strong>es – eine intensive Öffentlichkeitsarbeit – sowie die Initiierung<br />
von Forschung. Ich bin der Einladung heute hier zu sprechen gerne gefolgt, da der<br />
Umweltminister genau das verfolgt, was dem BfS am Herzen liegt <strong>und</strong> was es auch<br />
selbst betreibt, nämlich alle Interessensgruppen an einem Tisch zusammen zu führen.<br />
Der <strong>Mobilfunk</strong> ist eine wichtige, zukunftsweisende Technologie.<br />
Der <strong>Mobilfunk</strong> bringt viele Vorteile, nicht nur wenn wir an die schnelle Erreichbarkeit bei<br />
Hilfsfällen aller Art denken. Er greift auch stark in den beruflichen <strong>und</strong> privaten Alltag<br />
ein. Das äußert sich zum Beispiel bei immer deutlicher bemerkbaren Veränderungen<br />
des Sozialverhaltens - etwa in der Art, wie heutzutage Verabredungen getroffen werden.<br />
Der <strong>Mobilfunk</strong> wird in der Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Das ist spätestens seit<br />
der Versteigerung der UMTS-Lizenzen, der nächsten, nämlich der dritten Generation<br />
des <strong>Mobilfunk</strong>s deutlich geworden.<br />
Wie so häufig in der Vergangenheit, drängt sich jedoch auch hier bei einer wirtschaftlich<br />
so bedeutenden Technologie die Frage auf, ob der Umwelt- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz –<br />
hier konkret der Strahlenschutz - sich hinten anstellen muss?<br />
Sie wird es sicherlich nicht verw<strong>und</strong>ern, wenn ich diese Frage mit einem klaren Nein<br />
beantworten möchte. Gerade weil es sich um eine wichtige <strong>und</strong> zukunftsträchtige<br />
Technologie handelt ist es nicht zuletzt auch im Interesse der Hersteller <strong>und</strong> Betreiber,<br />
wenn u.a. das B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz sich für eine umfassende<br />
strahlenhygienische Beurteilung des <strong>Mobilfunk</strong>s einsetzt.<br />
79
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
Dabei folge ich zwei Gr<strong>und</strong>sätzen:<br />
1. Ich lasse prüfen, ob es wissenschaftliche Nachweise für ges<strong>und</strong>heitliche Risiken bei<br />
80<br />
Intensitäten unterhalb der Grenzwerte gibt.<br />
2. Ich setze mich für Vorsorge ein – unnötige Expositionen müssen vermieden werden.<br />
Das bedeutet: Vorsorge <strong>und</strong> Grenzwerte sind keine Gegensätze, sondern ergänzen<br />
sich.<br />
Der Schutz der Ges<strong>und</strong>heit der Menschen, die den <strong>Mobilfunk</strong> selbst nutzen, aber auch<br />
derjenigen, die in der Nähe von Sendeanlagen wohnen, muss sichergestellt sein. Nur<br />
dann kann <strong>und</strong> darf der <strong>Mobilfunk</strong> in unserer Gesellschaft eine Zukunft haben.<br />
Wie ist die gegenwärtige Situation?<br />
Lange Zeit war der Schutz vor <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n in Deutschland nur auf<br />
Zusammenhänge fixiert, die als wissenschaftlich nachgewiesen identifiziert wurden. Hier<br />
haben die internationale Kommission zum Schutz vor Nichtionisierender Strahlung<br />
(ICNIRP) <strong>und</strong> die Strahlenschutzkommission (SSK) wichtige Arbeiten geleistet.<br />
Entsprechende Grenzwerte wurden mit der 26. Verordnung zur Durchführung des<br />
B<strong>und</strong>esimmissionsschutzgesetzes (26.BImSchV) im Jahre 1997 rechtlich festgelegt.<br />
Das Ziel dieser Grenzwerte ist, vor wissenschaftlich nachgewiesenen Risiken zu<br />
schützen.<br />
Das BfS prüft kontinuierlich, ob dieses Ziel auch in Anbetracht des neuesten,<br />
wissenschaftlichen Kenntnisstandes tatsächlich erreicht wird. Das Ergebnis einer<br />
solchen aktuellen Prüfung ist eindeutig: Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis für<br />
ein Risiko, vor dem die Grenzwerte nicht schützen.<br />
Dies wird auch durch die neueste, knapp zwei Monate alte Empfehlung der SSK<br />
bestätigt.<br />
Der Schutz vor n a c h g e w i e s e n e n Risiken durch entsprechende Gesetze ist<br />
jedoch kein Erfolg, auf dem es sich ausruhen lässt, sondern eine Selbstverständlichkeit.<br />
Gleichzeitig wird dem Vorsorgegedanke nicht ausreichend Rechnung getragen. - Das<br />
muss sich m.E. ändern!<br />
Der Strahlenschutz muss sich im Interesse der Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher auch<br />
m ö g l i c h e n Risiken stellen, d. h. der Vorsorgegedanke muss bei allen<br />
Entscheidungen <strong>und</strong> Bewertungen stärker berücksichtigt werden.
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
Bis in jüngster Zeit wurden wissenschaftliche Hinweise <strong>und</strong> vor allem die Sorgen <strong>und</strong><br />
Ängste in der Bevölkerung als nicht relevant abgetan, da sie keine wissenschaftlichen<br />
Nachweise von Risiken darstellen.<br />
Das war falsch <strong>und</strong> hat allen Beteiligten einschließlich den <strong>Mobilfunk</strong>betreibern<br />
geschadet <strong>und</strong> es hat die Menschen verunsichert.<br />
H<strong>und</strong>erte von Bürgerinitiativen haben sich gebildet aber auch viele Einzelne fühlen sich<br />
durch Sendeanlagen bedroht <strong>und</strong> fühlen sich von vielen staatlichen Stellen<br />
alleingelassen.<br />
Ich kann dieses nachvollziehen. Wurden doch bisher <strong>Mobilfunk</strong>basisstationen ohne<br />
Rücksichtnahme auf die jeweiligen Gegebenheiten errichtet – meistens ohne irgendeine<br />
vorherige Information der betroffenen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger.<br />
Dass dabei Befürchtungen vor dem, was da "heimlich" errichtet wurde, entstanden sind,<br />
ist leicht nachvollziehbar.<br />
Vorsorge bedeutet hier konkret, die Information vor der Schaffung von Fakten zu<br />
verbessern.<br />
Ich hoffe sehr, dass die in diesem Jahr geschlossene Vereinbarung zwischen den<br />
Kommunalen Spitzenverbänden <strong>und</strong> den <strong>Mobilfunk</strong>betreibern dazu geeignet ist, die<br />
Kommunen rechtzeitig in die Planungen der Netzbetreiber einzubeziehen <strong>und</strong> somit<br />
Einfluss auf die Standortwahl nehmen können.<br />
Bis heute erhalte ich allerdings noch immer Hinweise von besorgten Bürgern, dass die<br />
Zusage noch nicht in praktisches Handeln umgesetzt worden ist.<br />
Ich höre immer wieder den Vorwurf, die Forderung nach Vorsorge im Bereich des<br />
<strong>Mobilfunk</strong>s sei populistisch <strong>und</strong> hätte nichts mit dem wissenschaftlichen Kenntnisstand<br />
zu tun. Derartige Äußerungen scheinen interessengeleitet zu sein.<br />
Entscheidend ist, dass es bei der Bewertung des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes<br />
eben nicht ausreicht, nur zwischen wissenschaftlich nachgewiesen oder nicht<br />
nachgewiesen zu unterscheiden.<br />
Vielmehr müssen auch wissenschaftliche Hinweise <strong>und</strong> Verdachtsmomente<br />
berücksichtigt werden.<br />
Die nüchterne Bewertung des Erkenntnisstandes zeigt, dass wissenschaftliche<br />
Hinweise auf mögliche Risiken tatsächlich bestehen.<br />
81
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
Unter Hinweisen verstehe ich die Ergebnisse einzelner Studien, die bislang nicht von<br />
anderen Forschergruppen reproduziert werden konnten <strong>und</strong> nicht durch das<br />
wissenschaftliche Gesamtbild gestützt werden - also Ergebnisse, die bei einem<br />
Beharren auf einen wissenschaftlichen Nachweis zumindest noch längere Zeit<br />
unberücksichtigt blieben.<br />
In Bezug auf die Wirkungen der <strong>Felder</strong> des <strong>Mobilfunk</strong>s heißt dies unter anderem, dass<br />
die Ergebnisse einiger Studien biologische Effekte gezeigt haben, die bei<br />
Feldintensitäten auftreten, denen Handynutzer ausgesetzt sein können.<br />
Diese Effekte beweisen kein ges<strong>und</strong>heitliches Risiko, sie zeigen aber, dass bislang<br />
wissenschaftlich nicht erklärte Wirkungsmechanismen dieser <strong>Felder</strong> existieren könnten.<br />
Vorsorge ist also nicht trotz, sondern wegen der bisherigen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse zu fordern.<br />
Eine Quantifizierung der möglichen Risiken ist nicht möglich, da ja gerade eine<br />
wissenschaftliche Charakterisierung fehlt. Was wir aber wissen, ist, dass die bisherigen,<br />
weltweiten Forschungsanstrengungen keinen wissenschaftlichen Nachweis der<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken geliefert haben <strong>und</strong> dass ein großes Risiko wahrscheinlich<br />
nachgewiesen worden wäre.<br />
Die möglichen Risiken, um die es hier geht, sind daher als klein einzuschätzen.<br />
Gering ist somit auch die Wahrscheinlichkeit für den Einzelnen, durch<br />
<strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> des <strong>Mobilfunk</strong>s geschädigt zu werden.<br />
Es ist aber zu berücksichtigen, dass von diesen wahrscheinlich geringen Risiken<br />
Millionen von Menschen in Deutschland betroffen sein könnten.<br />
Es ist also weder angebracht, Horrorszenarien zu entwerfen, noch kann die<br />
Notwendigkeit von Vorsorge ernsthaft bestritten werden. Vielmehr besteht für den<br />
Strahlenschutz ein Handlungsbedarf im Sinne der Vorsorge.<br />
Welche konkreten Maßnahmen sind zu ergreifen?<br />
Vorsorgemaßnahmen müssen drei verschiedene, sich ergänzende Bereiche umfassen:<br />
Das sind<br />
1. Maßnahmen, die eine möglichst geringe Exposition durch den <strong>Mobilfunk</strong><br />
sicherstellen.<br />
2. Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Bevölkerung ausreichend informiert ist <strong>und</strong> in<br />
Entscheidungen wie z.B. die Errichtung von Sendemasten, eingeb<strong>und</strong>en ist.<br />
82
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
<strong>und</strong> 3. müssen offene wissenschaftliche Fragen durch zielgerichtete Forschung geklärt<br />
werden.<br />
Ich habe daher veranlasst, dass sich das BfS für die Umsetzung eines Vorsorgepaketes<br />
einsetzt, dass diese drei Bereiche umfasst:<br />
Möglichst geringe Exposition, Aufklärung / Information <strong>und</strong> Forschung.<br />
Vor allem beim ersten Punkt stellt sich natürlich die Frage nach einer Änderung der<br />
rechtlichen Regelungen.<br />
Sie wissen, dass andere Länder, wie die Schweiz <strong>und</strong> Italien schon vorangegangen<br />
sind. Wir können also auf die dort gemachten Erfahrungen zurückgreifen, um den<br />
Vorsorge-Aspekt auch in Deutschland umzusetzen. Hierbei kommt es mir jedoch primär<br />
nicht so sehr auf die Übernahme der konkreten Vorsorgewerte, sondern auf das<br />
dahinter stehende Konzept der Vermeidung unnötiger Expositionen an. Ziel ist es, mit<br />
allen beteiligten Gruppen zu einer transparenten Entscheidungsfindung zu kommen, die<br />
sich auf den wissenschaftlichen Kenntnisstand stützt.<br />
In Zukunft muss sichergestellt werden, dass eine möglichst geringe Exposition der<br />
Bevölkerung ein allgemein anerkanntes Qualitätsziel darstellt <strong>und</strong> zwar sowohl bei der<br />
Netzplanung als auch bei der Errichtung einzelner Basisstationen.<br />
Dies ist angesichts des Aufbaus des UMTS-Netzes in den nächsten Jahren von<br />
entscheidender Bedeutung.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass alle relevanten Quellen berücksichtigt werden<br />
müssen. Schließlich werden hochfrequente <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong> nicht nur von<br />
<strong>Mobilfunk</strong>basisstationen ausgesendet – vielmehr sind sie seit der Einführung von<br />
R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen praktisch allgegenwärtig.<br />
Für die häufig zu hörende Behauptung, die <strong>Felder</strong> von Radio <strong>und</strong> Fernsehen seien<br />
weniger kritisch zu betrachten als die des <strong>Mobilfunk</strong>s, fehlen die wissenschaftlichen<br />
Belege.<br />
Daher muss der Strahlenschutz neben dem <strong>Mobilfunk</strong> auch alle anderen Sendeanlagen<br />
stärker berücksichtigen, die zu einem relevanten Anteil zur Gesamtexposition der<br />
Bevölkerung beitragen.<br />
Die bisherigen rechtlichen Regelungen weisen hier Lücken auf, die es zu schließen gilt.<br />
Es gibt Orte besonders empfindlicher Nutzung. Das sind Kindergärten, Schulen,<br />
Krankenhäuser <strong>und</strong> alle anderen Orte, an denen sich vor allem Kinder aufhalten oder<br />
Menschen, die aufgr<strong>und</strong> von Alter oder Krankheit besonders empfindlich sind.<br />
83
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
An diesen Orten sollten aus Gründen der Vorsorge die <strong>Felder</strong> besonders gering sein.<br />
Dies muss bei der Planung von Standorten für Sendeanlagen berücksichtigt werden.<br />
Ich werde häufig gefragt, warum ich in diesem Zusammenhang die Kinder so sehr<br />
hervorhebe – es gäbe doch gar keine wissenschaftlichen Belege eines höheren Risikos<br />
für Kinder.<br />
Ich muss hier daran erinnern, dass es sich um Vorsorgemaßnahmen handelt, also den<br />
Schutz vor möglichen Risiken.<br />
Kinder sind in der Entwicklung <strong>und</strong> reagieren daher auf Umwelteinflüsse empfindlicher<br />
als Erwachsene.<br />
Ob das auch bei den <strong>Felder</strong>n des <strong>Mobilfunk</strong>s der Fall ist, wissen wir (noch) nicht. Die<br />
Forderung nach einem besonders umsichtigen Umgang mit dem <strong>Mobilfunk</strong> bei Kindern<br />
entspricht ebenfalls dem Vorsorgegedanken.<br />
Im Vordergr<strong>und</strong> der öffentlichen Diskussionen stehen die Basisstationen der<br />
<strong>Mobilfunk</strong>netze. Wir müssen jedoch zwischen dem Handynutzer <strong>und</strong> denjenigen<br />
unterscheiden, die den <strong>Felder</strong>n einer Basisstation ausgesetzt sind.<br />
In der Auseinandersetzung um den <strong>Mobilfunk</strong> werden Handys als Quelle hochfrequenter<br />
<strong>Felder</strong> häufig vernachlässigt. Dabei sind sie aus Sicht des vorsorgenden<br />
Verbraucherschutzes besonders wichtig.<br />
Durch Handys können die Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer hochfrequenten <strong>Felder</strong> ausgesetzt<br />
sein, die um mehrere Größenordnungen stärker sind als die <strong>Felder</strong> durch benachbarte<br />
Basisstationen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bei diesen relativ hohen<br />
Intensitäten biologische Wirkungen gezeigt.<br />
Ich habe aus diesem Gr<strong>und</strong> veranlasst, dass Empfehlungen zum umsichtigen Gebrauch<br />
von Handys veröffentlicht werden. Diese gelten selbstverständlich in besonderem Maße<br />
für Kinder.<br />
Ziel dieser Empfehlungen ist es, die Expositionsdauer kurz <strong>und</strong> die Intensität der <strong>Felder</strong>,<br />
denen die Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer ausgesetzt sind, gering zu halten. Die wichtigsten<br />
Punkte sind:<br />
• In Situationen, in denen genauso gut mit einem Festnetztelefon wie mit einem Handy<br />
84<br />
telefoniert werden kann, das Festnetztelefon zu verwenden,<br />
• Telefonate per Handy kurz zu halten,
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
• Nicht bei schlechtem Empfang telefonieren,<br />
• Head-Sets verwenden <strong>und</strong><br />
• Handys verwenden, bei denen die Exposition des Nutzers möglichst gering ist.<br />
(kleiner SAR-Wert)<br />
Der letzte Punkt ist natürlich nur sinnvoll, wenn die entsprechenden Werte den<br />
Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbrauchern zur Verfügung stehen.<br />
Für die Angabe dieser Werte auf den Handys habe ich mich seit langem eingesetzt.<br />
Die Hersteller haben mir angekündigt, ab diesem Herbst die entsprechenden Angaben<br />
in den Gebrauchsanweisungen neuer Handys anzugeben. Dies ist ein erster Schritt in<br />
die richtige Richtung.<br />
Allerdings ist aus meiner Sicht eine Kennzeichnung a u f d e m H a n d y s e l b s t<br />
notwendig, da Handys von verschiedenen Personen benutzt werden <strong>und</strong> die<br />
Informationen aus den Gebrauchsanweisungen verloren gehen können.<br />
Die Information der Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher ist ein wichtiger Aspekt des<br />
zweiten Punktes des Vorsorgepaketes des BfS: Aufklärung <strong>und</strong> Information der<br />
Bevölkerung.<br />
Auch die Information der Kommunen, die in der bereits erwähnten Vereinbarung<br />
zwischen kommunalen Spitzenverbänden <strong>und</strong> <strong>Mobilfunk</strong>betreibern, vereinbart wurde,<br />
gehört hierzu.<br />
Des weiteren muss die Regulierungsbehörde für Telekommunikation <strong>und</strong> Post in<br />
Zukunft den Behörden vor Ort die Daten über alle genehmigten Sendeanlagen<br />
verfügbar machen.<br />
Es geht bei der Aussendung <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> um die Veränderung unserer<br />
Lebenswelt <strong>und</strong> wer sich hierüber informieren möchte, sollte die Informationen<br />
problemlos erhalten.<br />
Konflikte sind in jedem Fall vorprogrammiert, wenn es an Transparenz mangelt – sei es<br />
vor Errichtung von Sendeanlagen oder wenn es um <strong>Felder</strong> von bestehenden Anlagen<br />
geht.<br />
Neutrale <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierte Informationen sind auch zu fordern, wenn es um die Aufklärung<br />
der Bevölkerung hinsichtlich des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes zu<br />
möglichen <strong>und</strong> vermeintlichen Gefahren durch den <strong>Mobilfunk</strong> geht.<br />
Hier ist auch das B<strong>und</strong>esamt gefordert.<br />
85
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
Ich habe daher vor einem Jahr den Aufbau einer Stabsstelle Nichtionisierende<br />
Strahlung veranlasst.<br />
Das Ziel der Öffentlichkeitsarbeit des BfS ist es, den interessierten Bürgerinnen <strong>und</strong><br />
Bürger sachliche, zielgruppengerechte Informationen zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong> sie<br />
so in die Lage zu versetzen, sich ein f<strong>und</strong>iertes Urteil zu bilden.<br />
Die öffentliche Diskussion wird bisher von einer starken Polarisierung bestimmt. Von<br />
denjenigen, die behaupten, <strong>Mobilfunk</strong> m ü s s e die Menschen schädigen <strong>und</strong><br />
denjenigen, die jedes Risiko für u n m ö g l i c h halten.<br />
Wir wollen <strong>und</strong> müssen dem eine interessensgruppen-unabhängige Information<br />
entgegenstellen.<br />
Entsprechende weitergehende Konzepte für die Öffentlichkeitsarbeit des BfS mit dem<br />
B<strong>und</strong>esumweltministerium befinden sich in Erarbeitung.<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage hierfür habe ich eine b<strong>und</strong>esweite repräsentative Umfrage in Auftrag<br />
gegeben, die Ausmaß <strong>und</strong> Verteilung von Sorgen <strong>und</strong> Ängsten in der Bevölkerung<br />
wegen schädlicher Auswirkungen des <strong>Mobilfunk</strong>s ermittelt.<br />
Die Ergebnisse der Umfrage liegen voraussichtlich Ende November vor.<br />
Ich habe bereits darüber gesprochen, dass aus Gründen der Vorsorge eine möglichst<br />
geringe Exposition durch den <strong>Mobilfunk</strong> sichergestellt werden muss <strong>und</strong> dass es von<br />
entscheidender Bedeutung ist, die Bevölkerung ausreichend zu informieren <strong>und</strong> bei<br />
Entscheidungen wie z.B. hinsichtlich der Errichtung von Sendemasten einzubinden.<br />
Der dritte Aspekt des Vorsorgepaketes des BfS ist genauso wichtig: Die Klärung offener<br />
wissenschaftlicher Fragen durch koordinierte, zielgerichtete Forschung.<br />
Nur dadurch können die bestehenden wissenschaftlichen Unsicherheiten verringert<br />
werden.<br />
Im Juni dieses Jahres hat das BfS ein Fachgespräch unter Beteiligung von<br />
Umweltverbänden, Vertretern der Länder, der Industrie <strong>und</strong> natürlich der beteiligten<br />
Wissenschaft durchgeführt <strong>und</strong> dabei die Gr<strong>und</strong>lagen für ein Forschungsprogramm im<br />
Bereich <strong>Mobilfunk</strong> erarbeitet.<br />
Dieses Forschungsprogramm führt das BfS im Auftrag des B<strong>und</strong>esumweltministeriums<br />
in den Jahren 2002 bis 2005 durch.<br />
86
IM INTERESSE DER VERBRAUCHERINNEN: DER VORSORGEGEDANKE ZUM SCHUTZ VOR ELEKTROMAGNETISCHEN FELDERN<br />
Im nächsten Jahr werden 2,175 Millionen Euro zur Verfügung stehen, insgesamt<br />
werden es 8,5 Millionen Euro, also r<strong>und</strong> 17 Millionen Mark sein.<br />
Es ist mir bei diesen Forschungsaktivitäten bewusst, dass wir nicht den technischen<br />
Entwicklungen hinterherhinken dürfen.<br />
Daher ist ein weiterer wichtiger Aspekt, dass die Untersuchungen auch mit den<br />
<strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n durchgeführt werden, die bei zukünftigen Anwendungen<br />
wie UMTS Verwendung finden.<br />
Zum Schluss möchte ich noch einmal die wichtigsten Punkte zusammenfassen:<br />
Der <strong>Mobilfunk</strong> ist eine wichtige Technologie – gerade deshalb ist ein umsichtiger<br />
Umgang mit ihr notwendig.<br />
Dabei folge ich zwei Gr<strong>und</strong>sätzen:<br />
Erstens - unnötige Expositionen müssen vermieden werden.<br />
Zweitens – ich lasse prüfen, ob es unterhalb der Grenzwerte ges<strong>und</strong>heitliche Risiken<br />
gibt <strong>und</strong> beachten dabei alle Hinweise. Darauf haben die Menschen einen Anspruch.<br />
Das Ergebnis der bisherigen Prüfung ist eindeutig: Es gibt keinen wissenschaftlichen<br />
Nachweis eines Ges<strong>und</strong>heitsrisikos, vor dem die Grenzwerte nicht schützen.<br />
Vorsorge <strong>und</strong> Grenzwerte sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen einander.<br />
Der Vorsorgegedanke ist in der Vergangenheit nicht ausreichend berücksichtigt worden.<br />
Deshalb hat das BfS ein Vorsorgepaket entwickelt, das im Wesentlichen drei Bereiche<br />
umfasst:<br />
Möglichst geringe Exposition, Aufklärung <strong>und</strong> Information der Bevölkerung <strong>und</strong><br />
Forschung.<br />
Wir haben in der jüngsten Vergangenheit Fortschritte erzielt, doch es bleibt im Interesse<br />
der Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher auch noch viel zu tun, um einen vorsorglichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz auf Dauer sicherzustellen.<br />
87
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Immissionsschutz –<br />
Was wollen <strong>Mobilfunk</strong>unternehmen?<br />
Vortrag von Dr. Thomas Schüller<br />
Mannesmann <strong>Mobilfunk</strong> GmbH, Düsseldorf<br />
Abt. Technisches Qualitätswesen / Standardisierung (TQ)<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
Leiter der Gruppe „EMVU“ (Elektromagnetische Verträglichkeit mit der Umwelt)<br />
Kurzfassung des Vortrags:<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
• Wir wollen unser GSM- <strong>und</strong> unser zukünftiges UMTS-Netz den Wünschen unserer<br />
K<strong>und</strong>en entsprechend, dem Schutz von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt verpflichtet <strong>und</strong> von<br />
der Bevölkerung akzeptiert nach wirtschaftlichen <strong>und</strong> marktorientierten Gr<strong>und</strong>sätzen<br />
aufbauen <strong>und</strong> betreiben.<br />
• Wir wollen durch eine konsequente Einhaltung der jeweils gültigen <strong>und</strong><br />
wissenschaftlich gesicherten Grenzwerte den erforderlichen Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Personenschutz gewährleisten. Die von der Strahlenschutzkommission empfohlene<br />
Nicht-Ausschöpfung der Grenzwerte wird nach unserer Auffassung für ortsfeste<br />
Sendeanlagen durch das Standortbescheinigungsverfahren <strong>und</strong> die eingesetzte<br />
Technik in Deutschland bereits heute gewährleistet. So haben wiederholte<br />
Messungen durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation <strong>und</strong> Post<br />
(RegTP) <strong>und</strong> andere Gutachter gezeigt, dass die Grenzwerte in den<br />
interessierenden Bereichen meist weit unterschritten werden.<br />
• Wir wünschen uns eine nach dem Gr<strong>und</strong>satz der Verhältnismäßigkeit <strong>und</strong><br />
Diskriminierungsfreiheit geführte Diskussion über weitergehende Maßnahmen.<br />
Dabei muss die Frage erlaubt sein, welche Konsequenzen bei Verzicht auf diese<br />
Maßnahmen entstehen <strong>und</strong> was erreicht werden kann, wenn die mit einer<br />
Maßnahme verb<strong>und</strong>enen finanziellen Mittel an anderer Stelle für den Umwelt- <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz eingesetzt werden.<br />
89
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
Wir wollen durch Information <strong>und</strong> aktive Einbindung der Kommunen die notwendige<br />
Akzeptanz für die zum Netzauf- <strong>und</strong> -ausbau notwendigen Sendeantennen erreichen.<br />
Maßnahmen sollten deshalb auch darauf geprüft werden, welchen Einfluss sie auf die<br />
Gesamtdiskussion haben. So wäre die Einführung von „Vorsorgegrenzwerten“ in<br />
Deutschland mit einer zusätzlichen Zahl von Sendeanlagen im Bereich von 30% (in<br />
ländlichen Regionen) bis 70% (in Städten) verb<strong>und</strong>en. Aufgr<strong>und</strong> der Erfahrung in der<br />
Schweiz würde dies wahrscheinlich zu einer erheblichen Steigerung der öffentlichen<br />
Diskussion um die Sendeanlagen führen.<br />
Vortragsfolien:<br />
90
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
91
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
92
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
93
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
94
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
95
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN MOBILFUNKUNTERNEHMEN?<br />
96
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Immissionsschutz –<br />
Was wollen Verbraucherschützer?<br />
Vortrag von Dr. Joachim Dullin<br />
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
Arbeitsbereich Chemie, Schwerpunkt: "Innenraumbelastungen" <strong>und</strong> "Ökologische<br />
Produktgestaltung",<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Risiken durch <strong>Mobilfunk</strong> -<br />
eine Einschätzung aus Sicht der Verbraucher-Zentrale NRW<br />
Einheitlicher vorsorgender Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Obwohl es in der Chemikalienbewertung schon länger üblich ist, Richt- <strong>und</strong> Vorsorge-<br />
werte zu formulieren, halten die in den nationalen <strong>und</strong> internationalen für die<br />
Formulierung von Grenzwerten relevanten Gremien vertretenen Wissenschaftler immer<br />
noch an dem Dogma fest, dass nur auf Basis eines wissenschaftlichen Beweises<br />
begrenzende Strahlungswerte abgeleitet werden können. Hierbei wird auch das<br />
praktische Problem völlig ignoriert, dass aufgr<strong>und</strong> der kurzen Zeit, in der <strong>Mobilfunk</strong> erst<br />
betrieben wird, bestimmte Erkenntnisse zur möglichen langfristigen Krebsentstehung<br />
noch gar nicht vorliegen können. Bedeutsam ist, dass auch das<br />
B<strong>und</strong>esumweltministerium das skizzierte Dogma offensichtlich nicht durchbrechen will.<br />
Gleichzeitig sind Kommunen in der Situation, im Rahmen der Umsetzung der Vereinba-<br />
rung der kommunalen Spitzenverbände mit den <strong>Mobilfunk</strong>betreibern vorort einen<br />
optimalen Ges<strong>und</strong>heitsschutz für ihre Bevölkerung aushandeln zu müssen. Dies dürfte<br />
einen Flickenteppich b<strong>und</strong>esweit unterschiedlichster Schutzniveaus zur Folge haben.<br />
Das Entstehen einer solchen Situation darf nicht zugelassen werden.<br />
Die Etablierung b<strong>und</strong>eseinheitlich verbindlicher Vorsorgewerte ist im Sinne eines<br />
gerechten <strong>und</strong> flächendeckend vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutzes vor möglichen<br />
Wirkungen der <strong>Mobilfunk</strong>strahlung unabdingbar.<br />
97
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
Standortplanung<br />
Der Streit um einzelne <strong>Mobilfunk</strong>antennen-Standorte - bisweilen ausgetragen nach dem<br />
St. Florians-Prinzip - wird weder der Sache der <strong>Mobilfunk</strong>betreiber noch der der<br />
Betroffenen gerecht. Nur eine koordinierte lokale Gesamtplanung unter Beteiligung aller<br />
<strong>Mobilfunk</strong>anbieter <strong>und</strong> unter Leitung der jeweiligen Kommune dürfte zu einem für alle<br />
Seiten befriedigenden Ergebnis führen. Hierbei sollte es im Sinne von<br />
Belastungsminimierungen jeglicher Art z.B. auch um Vereinbarungen zur<br />
gemeinschaftlichen Nutzung von Sendetechnik wie auch um die effiziente Durchführung<br />
von Messkampagnen oder von Genehmigungsabläufen gehen.<br />
Eine koordinierte Antennenstandortplanung aller <strong>Mobilfunk</strong>anbieter zusammen mit den<br />
Kommunen unter Ausnutzung von Synergie- <strong>und</strong> Additionseffekten ist sinnvoll <strong>und</strong> not-<br />
wendig.<br />
Best verfügbare Technologie<br />
Die Kapazitäten von <strong>Mobilfunk</strong>antennen für die Abwicklung von Telefongesprächen sind<br />
begrenzt. Je mehr Menschen telefonieren wollen, z.B. in Ballungsgebieten, desto mehr<br />
Antennen sind notwendig. Sogenannte adaptive Antennen könnten hier Abhilfe<br />
schaffen. Sie sind zwar technisch aufwendiger <strong>und</strong> teurer, bieten aber eine deutlich<br />
höhere Kapazität <strong>und</strong> eine hohe Empfindlichkeit <strong>und</strong> große Reichweite bei geringer<br />
Strahlenbelastung, da die Antenne Handys gezielt ansteuert. Doch auch die Handys<br />
sind verbesserbar. Die hohe Sendeleistung der <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen ist<br />
insbesondere durch die schlechte Empfangsqualität der Handys bedingt.<br />
Eine geringere Strahlenbelastung durch <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen <strong>und</strong> Handys ist<br />
technisch ohne Qualitätseinbußen machbar, hat jedoch ihren Preis.<br />
Expositionsdaten<br />
Der Verweis darauf, dass <strong>Mobilfunk</strong>anlagen die gesetzlichen Grenzwerte zum Schutz<br />
der Bevölkerung einhalten, schafft bei den Menschen kein Vertrauen in diese Anlagen.<br />
Auch die rechnerischen Abschätzungen der lokalen Strahlenexposition ergeben nur ein<br />
ungefähres Bild der Realität. Schätzungsweise 80 % der bestehenden<br />
<strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen halten jedoch den vom Ecolog-Institut aus Hannover ermittelten<br />
<strong>und</strong> auch von der Verbraucher-Zentrale NRW als plausibel <strong>und</strong> sinnvoll erachteten<br />
98
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
Vorsorgewert von 0,01 W/m² ein. Seriöse Messungen der tatsächlichen<br />
Strahlenbelastung im Umfeld von <strong>Mobilfunk</strong>sendeanlagen könnten daher neues<br />
Vertrauen schaffen.<br />
Eine Transparenz über die tatsächliche Strahlenbelastung an Antennenstandorten<br />
durch seriöse Messungen ist sinnvoll <strong>und</strong> sollte standardmäßig durchgeführt werden.<br />
Ernsthafte Kommunikation<br />
Das Vertrauen der Bürger in die Ungefährlichkeit von <strong>Mobilfunk</strong> ist nachhaltig gestört.<br />
Der Hauptgr<strong>und</strong> dürfte das unsensible Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsgebaren von<br />
<strong>Mobilfunk</strong>anbietern, Politik <strong>und</strong> Behörden beim Auf- <strong>und</strong> Ausbau dieser neuen<br />
Kommunikationstechnologie sein, das ungeklärte Risiken nie thematisiert hat. Die<br />
Wirkung von nun ergriffenen vertrauensbildenden Maßnahmen, wie der Abschluss der<br />
freiwilligen Vereinbarung zwischen kommunalen Spitzenverbänden <strong>und</strong><br />
<strong>Mobilfunk</strong>anbietern, die Intensivierung der Forschung <strong>und</strong> das Informationsverhalten<br />
von Behörden <strong>und</strong> Kommunen dürften wesentlich von deren Ernsthaftigkeit, Ehrlichkeit<br />
<strong>und</strong> der Transparenz der Vorgänge abhängen. Sie dürfen nicht an den Fragen <strong>und</strong><br />
Forderungen der Bürger vorbei gehen. Auch die berechtigten Schutzansprüche<br />
elektrosensibler Menschen müssen Berücksichtigung finden. Eine Möglichkeit wäre die<br />
Finanzierung oder steuerliche Begünstigung von technischen Abschirmmaßnahmen.<br />
Eine Akzeptanz der <strong>Mobilfunk</strong>technik erscheint möglich, wenn Fragen <strong>und</strong><br />
Befürchtungen von Bürgern ernsthaft <strong>und</strong> ehrlich von <strong>Mobilfunk</strong>betreibern wie Politikern<br />
<strong>und</strong> Behörden begegnet wird.<br />
Human-Monitoring<br />
Die Ergebnisse der bisher zu den möglichen Wirkungen von <strong>Mobilfunk</strong>strahlung durch-<br />
geführten Studien weisen als wesentliche Nachteile die Unterschiedlichkeit der For-<br />
schungsansätze, Versuchsbedingungen (Messbereiche, untersuchte Frequenzbereiche<br />
<strong>und</strong> Intensitäten, Art der Versuchstiere) <strong>und</strong> Dauer der Untersuchungen <strong>und</strong> damit eine<br />
schlechte Vergleichbarkeit <strong>und</strong> nur begrenzte Aussagefähigkeit auf. Zudem ist die<br />
<strong>Mobilfunk</strong>technik eine recht neue Technik, deren kurze Nutzung Aussagen zu langfristig<br />
sich manifestierenden Ges<strong>und</strong>heitsstörungen noch gar nicht zulässt. Wichtig ist es<br />
derzeit, unbelastete Kontrollgruppen umgehend ausfindig zu machen <strong>und</strong> für langfristige<br />
Untersuchungsvorhaben zu gewinnen.<br />
99
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
Eine unverzügliche Etablierung einer abgestimmten langfristig angelegten epidemiologi-<br />
schen Begleitforschung zur Ermittlung möglicher Risiken des <strong>Mobilfunk</strong>s ist überfällig.<br />
Vortragsfolien<br />
100
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
101
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
102
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN VERBRAUCHERSCHÜTZER?<br />
103
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Immissionsschutz –<br />
Was wollen Kreise, Städte <strong>und</strong> Gemeinden?<br />
Vortrag von Peter Hopfe<br />
Städteverband Schleswig-Holstein<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN KREISE, STÄDTE UND GEMEINDEN?<br />
Fachbereichsleiter des Fachbereichs Bau <strong>und</strong> Umwelt der Stadt Schleswig<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
Einleitende Bemerkungen dazu, dass zurzeit zu diesem Thema sehr unterschiedliche<br />
Sachstände in den verschiedenen Städten <strong>und</strong> Gemeinden Schleswig-Holsteins zu<br />
verzeichnen sind. Diese sind zusammengefasst zum fiktiven<br />
Szenario St. Florian<br />
Irgendwo in der Mitte Schleswig-Holsteins liegt das kleine Mittelzentrum „St. Florian“.<br />
Die noch nach altem Wahlmodus gewählte parteilose Bürgermeisterin Angelika<br />
Allwissend, die nach einer fraktionsübergreifenden Einigung zwischen zwei der drei<br />
Ratsfraktionen (CDU, SPD, Grüne) gewählt worden war, hat die (erste) vergangene<br />
Wahlperiode so glücklich hinter sich gebracht, dass sie weder nennenswerten Schaden<br />
in Verwaltung oder Selbstverwaltung anrichtete noch die Einwohnerschaft St. Florians<br />
verprellt hatte. In ca. einem ¾ Jahr stehen allerdings sowohl Kommunalwahlen als<br />
auch - <strong>und</strong> diese Termine wurden in St. Florian aus finanzieller Erwägung<br />
zusammengelegt - die erstmalige Direktwahl der Bürgermeisterin an - Frau Allwissend<br />
hat bereits durchblicken lassen, sie beabsichtige ihre gute Arbeit fortzusetzen. Insoweit<br />
sind alle zufrieden.<br />
Im Frühsommer diesen Jahres gibt es eine Voranfrage der Firma Jubelcom wegen der<br />
Errichtung eines ca. 40 m hohen <strong>Mobilfunk</strong>-Antennenmastes im knapp bemessenen<br />
Außenbereich von St. Florian. Die Bürgermeisterin verweist das Thema in falscher<br />
Auslegung der Gemeindeordnung an den städtischen Planungsausschuss, der - in<br />
ebenfalls nicht ganz korrekter Einschätzung der Rechtslage - das gemeindliche<br />
Einvernehmen wegen Beeinträchtigung des angrenzenden Stadtbildes verweigert.<br />
Dieser Stand wird der Firma Jubelcom mitgeteilt, die daraufhin die Verhandlungen für<br />
105
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN KREISE, STÄDTE UND GEMEINDEN?<br />
andere, bereits vorab ausgesuchte Standorte aufnimmt. Nachdem - diesmal in korrekter<br />
Einschätzung - der direkte Umgebungsbereich des zentral gelegenen Domes aus<br />
denkmalschutzrechtlichen Gründen ausschied, gibt es ein positives Gesprächsergebnis<br />
mit der Kirchengemeinde über die Mitbenutzung des Domturmes. Die Antenne selbst ist<br />
nur noch 4,50 m hoch, somit - versehen mit der erforderlichen Standortbescheinigung<br />
der Regulierungsbehörde für Telekommunikation <strong>und</strong> Post - genehmigungsfrei, die<br />
Mitnutzung soll über einen formlosen Gestattungsvertrag ohne gr<strong>und</strong>buchliche<br />
Eintragung unkompliziert geregelt werden - Pastor Gerd Gläubig von der Domgemeinde<br />
vertritt dazu die Auffassung: „Die Kirche will, dass die Menschen miteinander reden.<br />
Wenn ein gutes Gespräch über unseren Kirchturm läuft - wer will dagegen sein?“. Die<br />
Miete soll in Zeiten auch bei Kirchens knapper Kassen zur Unterhaltung des Domes <strong>und</strong><br />
zur Gemeindearbeit beitragen.<br />
Durch eine Indiskretion einer sendungsbewussten Mitarbeiterin der Telefonvermittlung<br />
der Kirchengemeinde gegenüber ihrem Lebenspartner erhält die „Initiative besorgter<br />
Bürger St. Florian“ Wind von diesem - an sich wenig anrüchigen - Vorhaben. Die<br />
Initiative besteht aus 7 - 10 BürgerInnen, die sich seit den 70er Jahren für eine<br />
Deponiesanierung einsetzen, die Mitgliederzahl entwickelte sich schwankend je nach<br />
weltpolitischer Lage bis maximal 39. Die moralische Integrität ist nach wie vor<br />
unbestritten, der Wirkungsgrad eher niedrig.<br />
Durch einen Leserbrief des Vorsitzenden in den „St. Florians Nachrichten“ wird die<br />
beabsichtigte Antenneninstallation bekannt <strong>und</strong> problematisiert, die daraufhin auf<br />
Weisung des Lokalredakteurs stattfindende Recherche des Volontärs Zacharias Ziellos<br />
mischt den Umgebungsbereich des Domes erst so richtig auf. In den folgenden Wochen<br />
gibt es Artikel, Leserbriefe <strong>und</strong> Stellungnahme u. a. vom Kirchenkreisamt, dem<br />
städtischen Alten- <strong>und</strong> Pflegeheim, dem unweit gelegenen Domgymnasium inkl.<br />
gesonderter Proteste des Schulleiters sowie des Elternbeirates. Die Lokalredaktion ist<br />
insgesamt zufrieden, zumal auch die Resonanz aus den umliegenden Gemeinden<br />
drastisch zunimmt.<br />
Ein erstes Gespräch zwischen Domgemeinde <strong>und</strong> der Initiative besorgter Bürger hat<br />
das Ergebnis, dass für den Betrieb der Mobil-Funkanlage die Vorsorgewerte des<br />
Ekolog-Instituts Hannover mit der Firma Jubelcom festgeschrieben werden sollen - nach<br />
deren diesbezüglicher Aussage erhebt die IBB neue Forderungen nach weiterer<br />
106
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN KREISE, STÄDTE UND GEMEINDEN?<br />
Absenkung der Vorsorgewerte, begleitet von intensiver Öffentlichkeitsarbeit. Die<br />
Argumente werden nunmehr ausschließlich aus dem Bereich der psychosomatischen<br />
Mutmaßungen rekrutiert.<br />
Pastor Gläubig <strong>und</strong> seine Mitstreiter verlässt verständlicherweise der Mut, der<br />
Kirchenvorstand beschließt, vor weiteren Festlegungen zuerst das Ergebnis der<br />
sogenannten „politischen“ Diskussion vor Ort abzuwarten.<br />
Die Bürgermeisterin, diese Lage reflektierend <strong>und</strong> zu dem Ergebnis kommend, dass<br />
irgendwann „die Stadt“ ja doch gefordert werde, lässt sich vom Bauamtsleiter Karl Kalk<br />
in einem mehrstündigen Gespräch über die bauplanungs- <strong>und</strong> bauordnungsrechtliche<br />
Situation unterrichten - Einzelheiten seines nicht ganz sattelfesten Vortrages erspare ich<br />
mir <strong>und</strong> Ihnen - sie würden den Rahmen sprengen.<br />
Immerhin wird die Bürgermeisterin in die Lage versetzt, in Reaktion auf einen formlosen<br />
1 ½-seitigen Brief der Firma Jubelcom, in dem sie mitteilt „die Planung des Netzes für<br />
ihre Gemeinde ist abgeschlossen“ <strong>und</strong> für die „Befriedigung des weiteren<br />
Informationsbedarfs“ bei Behörden oder Bürgern eine regionale Ansprechpartnerin<br />
benennt, in der darauffolgenden montäglichen Amtsleiterbesprechung die Aufträge zu<br />
erteilen, a) zu ermitteln, welche Funkanlagen denn im Stadtgebiet schon bestünden, b)<br />
vorzuprüfen, wie sich die Stadt als Gr<strong>und</strong>eigentümerin verhalten solle <strong>und</strong> c) zu prüfen,<br />
ob das Thema „Installation von <strong>Mobilfunk</strong>anlagen“ sich für eine Einwohnerversammlung<br />
- oder aber auch einen Bürgerentscheid - eigne.<br />
In die laufenden Prüfungen hinein beantragt die Firma Jubelcom die Errichtung des 40<br />
m Antennenmastes auf dem Gelände der städtischen Kläranlage, die von einem<br />
Eigenbetrieb geführt wird, bei dem die Stadtwerke St. Florian GmbH<br />
Mehrheitsgesellschafter sind. Da seitens der Bauaufsicht keine gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Probleme gesehen werden - naja, die Kläranlage liege zwar z. T. auf dem Gebiet der<br />
Nachbargemeinde Siemensdorf <strong>und</strong> der vorhandene B-Plan bedürfe wohl einer<br />
Befreiung, aber sonst ..... - beschließt Bürgermeisterin Allwissend, die sich immer weiter<br />
zu einem Grabenkampf entwickelnde Diskussion in der Öffentlichkeit durch eine mit<br />
sachlicher <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierter Information aufwartende Einwohnerversammlung zu<br />
beruhigen, bei der sie als Moderatorin zwischen den verschiedenen Interessen auftreten<br />
könne <strong>und</strong> Vertretern von IBB, Jubelcom, dem Staatlichen Umweltamt <strong>und</strong> der<br />
Regulierungsbehörde Gelegenheit gäbe, durch den Austausch von einerseits Ängsten<br />
107
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN KREISE, STÄDTE UND GEMEINDEN?<br />
<strong>und</strong> andererseits Information wieder zu einem gedeihlichen Gemeinsamen zu kommen -<br />
Kommunalpolitik lebt schließlich von Kompromiss. Die Einwohnerversammlung soll als<br />
gemeinsame Versammlung von St. Florian <strong>und</strong> Siemensdorf durchgeführt werden,<br />
diese ländlich geprägte Nachbargemeinde hat sich in der Vergangenheit im übrigen<br />
dadurch ausgezeichnet, dass sie staubsaugerartig sich bemühte, möglichst alle<br />
lukrativen Nutzungen des Mittelzentrums auf ihr Gemeindegebiet herüberzuziehen.<br />
Zum Missfallen von Bürgermeisterin Allwissend läuft die Einwohnerversammlung<br />
insofern etwas aus dem Ruder, als dass bereits zu Beginn klar wurde, dass seitens der<br />
vielzählig erschienenen Einwohner genau die Beschränkung auf die lokalen<br />
Zuständigkeiten wie z. B. die baurechtlichen überhaupt nicht gewünscht wird. Auch die<br />
Stellungnahmen z. B. der Fa. Jubelcom, die mehrere Standortvarianten auf dem<br />
Kläranlagengelände geprüft hatte (von denen aber leider nur die ursprünglich<br />
beantragte als versorgungsoptimal übrigbleibt) <strong>und</strong> des Staatlichen Umweltamtes („Ich<br />
habe ja Verständnis für Ihre Sorgen um die Ges<strong>und</strong>heit, aber dafür ist die Politik<br />
zuständig“) helfen dem Bemühen um Sachlichkeit wenig. Nur einmal droht die<br />
Ernsthaftigkeit der Gegner kurzfristig ins Wanken zu geraten, als während der<br />
f<strong>und</strong>ierten <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentalistischen Stellungnahme des stellv. Vorsitzenden der IBB<br />
plötzlich sein Handy klingelt. Die aufkommende Unruhe wird geistesgegenwärtig vom<br />
anwesenden Gastwirt des „Deutschen Hauses“ in Siemensdorf mit den Worten „<strong>und</strong> ick<br />
sech die wat, Bürgermeisterin, för nu un in Tokunft: wie wö’t den Schiet hier nich heb’n“,<br />
wieder eingenordet. Die Einwohnerversammlung fasst in getrennten Beschlüssen die<br />
gleichlautenden Forderungen an die Gemeindevertretungen, den beantragten<br />
Antennenmast nicht zuzulassen.<br />
Entsprechendes beschließt mit den Stimmen aller Fraktionen die Ratsversammlung St.<br />
Florian, wohl wissend, dass sich dieser Beschluss - außer auf Bauplanungsrecht -<br />
vorwiegend als Selbstbindung auf die Stadt als Gr<strong>und</strong>eigentümer auswirkt.<br />
Dies ist insofern tragisch, als dass die Bürgermeisterin zu diesem Zeitpunkt als ein<br />
Ergebnis der Prüfaufträge bereits weiß, dass seit längerer Zeit von 9 in St. Florian<br />
bereits existierenden <strong>Mobilfunk</strong>antennenanlagen 2 auf städtischen Gebäuden installiert<br />
sind - die entsprechenden Nutzungsverträge waren seitens der Liegenschaftsabteilung<br />
wegen Nicht-Überschreitens der Zuständigkeitsgrenze allein unterzeichnet worden. Als<br />
in den Fraktionen durch Indiskretion, wie sie auf kommunaler Ebene gang <strong>und</strong> gäbe ist,<br />
108
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN KREISE, STÄDTE UND GEMEINDEN?<br />
durchsickert, dass Bürgermeisterin Allwissend diese Kenntnis unmittelbar vor der<br />
Ratsversammlung erhalten hatte, ohne in der Sitzung davon Gebrauch zu machen,<br />
kommt es zum Eklat <strong>und</strong> Bruch mit allen Fraktionen.<br />
Der aktuelle Stand dieses Trümmerhaufens stellt sich z. Z. wie folgt dar:<br />
• Die Firma Jubelcom hat einen Vor-Vertrag mit einem Bauern im<br />
Außenbereich der Gemeinde Siemensdorf für die Errichtung eines 40 m-<br />
Mastes (privilegiertes Vorhaben). Dessen 400 m entfernt wohnender Nachbar<br />
hat sich, nicht zuletzt bestärkt durch die Stammtischdiskussion im „Deutschen<br />
Haus“, von seiner Rechtsschutzversicherung die Deckungszusage für die<br />
Übernahme der Kosten für eine Nachbarklage geholt.<br />
• Die Ratsversammlung St. Florian betrachtet sich als von der Diskussion in der<br />
Öffentlichkeit beschädigt, beschuldigt kollektiv die Verwaltung der<br />
Zurückhaltung von Informationen („war ja eigentlich immer schon so“) <strong>und</strong><br />
geht zum kommunalpolitischen Alltag über, da die Firma Jubelcom als<br />
Reaktion die Auflösung des Stadt-Info-Centers <strong>und</strong> damit den Verlust von<br />
zwei (630,00 DM) Arbeitsplätzen ankündigt.<br />
• Die städtische Verwaltung befindet sich in etwas ratloser Deckung, da die<br />
Bürgermeisterin Hals über Kopf ihren restlichen Jahresurlaub genommen hat<br />
<strong>und</strong> anschließend verkünden wird, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten.<br />
• Die IBB hat beschlossen, zur nächsten Kommunalwahl als freier Bürgerblock<br />
anzutreten. Sie wird nach einem 3-wöchigen Intensiv-Wahlkampf mit einem<br />
maximal 2 Punkte umfassenden Programm spontan drittstärkste Fraktion<br />
werden.<br />
Um das Szenario abschließend im Bild zu behalten:<br />
Angesagt wäre jetzt ein kleines Preisausschreiben mit dem Motto „Finden Sie alle<br />
Unschicklichkeiten <strong>und</strong> Fehler“ heraus.<br />
109
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN KREISE, STÄDTE UND GEMEINDEN?<br />
Dem Sieger winkt ein Schnupper-Lehrauftrag an der Verwaltungsakademie Bordesholm<br />
- Titel: „Der Erwerb von Kapitänspatenten beim korrekten Umschiffen kommunaler<br />
Klippen“.<br />
Im Anschluss daran wird kurz die aktuelle Beschlusslage des Ausschusses für<br />
Städtebau <strong>und</strong> Raumordnung des Städteverbandes Schleswig-Holstein vom Juli d. J.<br />
wie folgt zitiert:<br />
1. Dem vom Innenministerium erarbeiteten Katalog von Fällen, bei denen nach seiner<br />
110<br />
Auffassung mangels städtebaulicher Relevanz ein gemeindliches Einvernehmen<br />
nicht erforderlich ist, wird zugestimmt. Der Ausschuss hat keine Bedenken, dass<br />
dieser Katalog vom Innenministerium im Wege eines Erlasses den unteren<br />
Bauaufsichtsbehörden bekannt gegeben wird.<br />
Anmerkung dazu: Dieser Erlass ist seit der 45. Woche an die unteren<br />
Bauaufsichtsbehörden in Schleswig-Holstein versandt worden.<br />
2. Die Initiative des Bayerischen Städtetages zur Novellierung der 26. B<strong>und</strong>es-<br />
Immissionsschutzverordnung wird unterstützt.<br />
Mit der abschließenden Bemerkung, dass die für alle Beteiligten sicherlich nicht<br />
unproblematischen Auseinandersetzungen einem Ende zugeführt werden könnten,<br />
wenn das umgesetzt worden ist, was von Herrn Wolfram König als künftiges Handeln<br />
des B<strong>und</strong>esamtes für Strahlenschutz angekündigt wurde, wird der Beitrag<br />
abgeschlossen.
<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Immissionsschutz –<br />
Was wollen Bürgerinitiativen?<br />
Vortrag von Joachim Gertenbach<br />
B<strong>und</strong>esverband gegen Elektrosmog e.V., Wuppertal<br />
Es gilt das gesprochene Wort!<br />
1. <strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Elektrosmog<br />
2. Mensch <strong>und</strong> <strong>Mobilfunk</strong><br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
3. Grenzwerte <strong>und</strong> Vorsorgewerte im internationalen Vergleich<br />
4. Praxis: Information <strong>und</strong> Berechnungsverfahren der Kontrollinstanzen<br />
5. Praxis: Hintergr<strong>und</strong>strahlung in Wohnungen<br />
6. Praxis: Wie Menschen reagieren<br />
7. Neue Versorgungskonzepte<br />
8. Forderungen<br />
1. <strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> Elektrosmog<br />
<strong>Mobilfunk</strong> ist ein Thema, das Massen bewegt <strong>und</strong> gleichermaßen mit vielen Ängsten<br />
besetzt ist. Wie groß das Interesse ist zeigt z. B. die Tatsache, dass nach Erscheinen<br />
des April-Heftes vom Ökotest, in dem die <strong>Mobilfunk</strong>problematik aufgegriffen wurde, sich<br />
täglich über 100 besorgter Menschen über Risiken gepulster Wellen in unserer<br />
Geschäftsstelle informierten.<br />
Darüber hinaus melden sich bei uns täglich Menschen, die von einer Neuinstallation<br />
einer <strong>Mobilfunk</strong>anlage in der unmittelbaren Nähe überrascht wurden, <strong>und</strong> erst durch<br />
Techniker oder Bautrupps hierüber aufgeklärt wurden. Wie so oft ist hier die rechtzeitige<br />
Information trotz aller gegenteiliger Beteuerungen der <strong>Mobilfunk</strong>betreiber nicht<br />
bereitgestellt worden.<br />
Das Thema <strong>Mobilfunk</strong> darf allerdings auch nicht die Vielzahl anderer Emissionen<br />
vergessen machen. DECT Telefone in Haushalten, analoge <strong>und</strong> digitale R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong><br />
111
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Fernsehsender, drahtlose Computernetzwerke <strong>und</strong> -einrichtungen,<br />
Hochspannungsfreileitungen oder Tranformatoren emittieren nach wie vor hoch- <strong>und</strong><br />
niederfrequente <strong>Felder</strong> <strong>und</strong> Wellen. Ihre Immissionen beeinflussen ebenso biologische<br />
Abläufe <strong>und</strong> sind z.T. aufgr<strong>und</strong> des geringen Abstands zum Benutzer deutlich höher als<br />
die Immissionen des <strong>Mobilfunk</strong>s. Hier kommt es zu sich gegenseitig verstärkenden<br />
Effekten (synergistischen Effekten). <strong>Mobilfunk</strong>signale sind dann oftmals der Auslöser<br />
von Befindlichkeitsstörungen oder Krankheiten.<br />
2. Mensch <strong>und</strong> <strong>Mobilfunk</strong><br />
(Folie 1: Aspekte des <strong>Mobilfunk</strong>s)<br />
Die meisten Bürgerinitiativen akzeptieren <strong>Mobilfunk</strong> als einen Bestandteil unserer<br />
Gesellschaft. Es geht daher nicht um prinzipielle Ablehnung, sondern um das Finden<br />
von Lösungen, die den <strong>Mobilfunk</strong> mit solchen Leistungsintensitäten ermöglichen, die<br />
technische Funktionalität garantieren, gleichzeitig ges<strong>und</strong>heitliche Risiken<br />
weitestgehend ausschließen.<br />
Das Thema <strong>Mobilfunk</strong> hat ganz unterschiedliche Aspekte <strong>und</strong> Dimensionen.<br />
Staat, Industrie <strong>und</strong> Kontrollbehörde bilden einen Rahmen, in dem die hohen, vom<br />
Gesetzgeber beschlossenen Grenzwerte <strong>und</strong> die durch die Regulierungsbehörde<br />
kontrollierten Emissionen der Industrie in der Regel nicht annähernd erreicht werden.<br />
Ein vom <strong>Mobilfunk</strong> betroffener Bürger sieht sich derzeit in der Situation, dass er<br />
112<br />
• juristisch auf Basis des Baurechts oder der 26. BImSchV keinerlei Handhabe<br />
besitzt,<br />
• von den politischen Vertretern bestenfalls in Wahlkampfzeiten voll unterstützt<br />
wird,<br />
• von der Regulierungsbehörde nur bedingt Auskunft erhält <strong>und</strong><br />
• von den Städten <strong>und</strong> Kommunen in der Regel überhaupt keine Angaben<br />
bekommt.<br />
Wenn in dieser Situation beim Einlegen eines Widerspruchs betroffene Bürger von der<br />
Gemeinde noch mit Ordnungsstrafen belegt werden, ist die Wut über ihre Ohnmacht<br />
allzu verständlich.
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Diejenigen, die Protest einlegen, sind keine psychisch labilen Personen, sondern im<br />
Gegenteil beherzte Mütter oder besorgt Familienväter, die in erster Linie ihre Kinder<br />
langfristig schützen wollen. Ihr Vorgehen richtet sich dabei hauptsächlich gegen die<br />
Basisstationen, weil von diesen eine permanente Strahlung über 24 St<strong>und</strong>en ausgeht.<br />
Zwar ist die Strahlenbelastung der Handys für den Telefonierer <strong>und</strong> sein direktes<br />
Umfeld deutlich höher als durch eine Basisstation. Die von den Handys ausgehenden<br />
Immissionen sind dagegen zeitlich begrenzt.<br />
3. Grenzwerte- <strong>und</strong> Vorsorgewerte im internationalen Vergleich<br />
(Folie 2)<br />
Wenn im Vergleich zu Deutschland in anderen Ländern niedrigere Grenzwerte bzw.<br />
zusätzlich Vorsorgewerte eingeführt wurden, liegt dies wohl auch an einer kritischeren<br />
Einschätzung gegenüber dem <strong>Mobilfunk</strong> in diesen Ländern.<br />
Folgende Aspekte sollten in der Diskussion über die Grenzwerte mit berücksichtigt<br />
werden:<br />
In eine Besorgnisanalyse gehört neben der Schwere der vermuteten Schädigung <strong>und</strong><br />
der Stärke des Gefahrenarguments (Evidenz) auch die Zahl der Exponierten. Beim<br />
<strong>Mobilfunk</strong> sind dies neben den Benutzern der r<strong>und</strong> 50 Millionen verkauften Handys aber<br />
auch die Gruppe der nicht Handybenutzer. Das heißt sozusagen die<br />
Gesamtbevölkerung, was konsequenter Weise das Risikopotential drastisch erhöht.<br />
Die bestehenden Grenzwerte in Deutschland orientieren sich, auf der Basis thermischer<br />
Prinzipien, an wissenschaftlich nachgewiesenen Schädigungen <strong>und</strong> haben nur<br />
unzureichende Sicherheitsabschläge. Ernstgemeinte Vorsorge hingegen orientiert sich<br />
unseres Erachtens an untersuchten Effekten im Niedrigdosisbereich der gepulsten<br />
Strahlung, <strong>und</strong> begrenzt die Immission auf weniger als 1/100.000 des derzeitig gültigen<br />
Grenzwertes.<br />
Die Festlegung der Grenzwerte basiert auf mathematischen Größen von Intensität <strong>und</strong><br />
Dauer einer Exposition. Wir sind der Auffassung, dass zur Vorsorge auch die<br />
Berücksichtigung des Signalcharakters einer Exposition gehört. Menschen reagieren<br />
eben nicht wie technische Systeme. Dies wird an folgendem Beispiel deutlich , die<br />
113
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Lautstärke des Meeresrauschen an der Küste lässt uns beruhigt schlafen, während das<br />
viel leisere Surren einer Mücke uns aufwachen lassen kann. Hieran wird deutlich, dass<br />
Intensität alleine nicht für das Biosystem Mensch ausschlaggebend ist.<br />
Vorsorge bedeutet damit auch periodischen Pulsungen anders zu berücksichtigen als<br />
ungepulste Signale.<br />
Eine weittestgehende Vorsorge wurde durch das Salzburger Modell erreicht. Hier wurde<br />
eine Obergrenze von 1 mW/m² als Summe aller <strong>Mobilfunk</strong>immissionen festgelegt.<br />
Dieses Modell war ein gutes Beispiel für eine Vereinbarung zwischen Betroffenen,<br />
Kommune <strong>und</strong> Betreibern. Vor kurzem wurde es von einem <strong>Mobilfunk</strong>betreiber einseitig<br />
aufgekündigt, <strong>und</strong> damit ist wieder einmal die Chance eines gemeinsamen Konsens<br />
seitens der <strong>Mobilfunk</strong>betreiber zunichte gemacht worden.<br />
4. Praxis: Information <strong>und</strong> Berechnungsverfahren der Kontrollinstanzen<br />
(Folie 3,4,5)<br />
Aus unserer Sicht ist es nach wie vor schwierig, Informationen über vorhandene<br />
<strong>Mobilfunk</strong>anlagen zu erhalten. Während früher vom B<strong>und</strong>esamt für Post <strong>und</strong><br />
Telekommunikation (BAPT) Auskunft über alle relevanten Antennendaten erteilt wurde,<br />
wird heutzutage von der Regulierungsbehörde (REGTP) nur noch der<br />
Sicherheitsabstand als leistungsbezogene Senderinformation weitergegeben. Dies ist<br />
nicht länger zu akzeptieren.<br />
Zusätzlich sollte der Vorsorgegesichtspunkt auch in die Berechnungsverfahren der<br />
Regulierungsbehörde Einzug halten. Wurden früher alle Sender zusammengefasst <strong>und</strong><br />
ein einziger Sicherheitsabstand errechnet, wird heute in den Fällen, in denen der Platz<br />
nicht ausreicht, der Sicherheitsabstand für jeden Sender einzeln ausgewiesen.<br />
Darüber hinaus gilt auch zu überlegen, ob die Sicherheitsabstände einzelner Sender<br />
nicht als lineare Summe, anstatt als quadratische Summe zu errechnen sind.<br />
Letztlich spielt auch bei den derzeitig geringen Sicherheitsabständen von<br />
durchschnittlich 2 bis 6 Metern zu Sendeanlagen der immer wieder aufgeführte<br />
Sicherheitsfaktor kaum eine Rolle, denn der berücksichtigte Erhöhungsbeitrag macht in<br />
der Regel nicht mehr als einige Zigarettenlängen aus.<br />
114
5. Praxis: Hintergr<strong>und</strong>strahlung in Wohnungen<br />
(Folie 6)<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Der Anteil des <strong>Mobilfunk</strong>s gemessen an der Gesamtimmission im Frequenzbereich vom<br />
frequenzmoduliertem R<strong>und</strong>funk bis über 3 GHz ist sehr hoch. Er liegt nach unseren<br />
Erfahrungen je nach Nähe zu einem Antennenstandort<br />
• zwischen 40 – 60 % in der weiteren Umgebung<br />
(Sender mehr als 200-300 m entfernt) <strong>und</strong><br />
• zwischen 80 – 99 % in der Nähe eines <strong>Mobilfunk</strong>senders<br />
(Sender in Sichtweite unter 200 m).<br />
Diese Tatsache ist in der allgemeinen Diskussion über ges<strong>und</strong>heitliche Auswirkungen<br />
bedeutend, da hieraus klar wird, dass in den vergangenen Jahren durch den <strong>Mobilfunk</strong><br />
eine deutliche Zunahme hochfrequenter Immissionen in unseren Häusern vonstatten<br />
gegangen ist.<br />
(In Untersuchungen werden z. T. die Immissionen von R<strong>und</strong>funk, TV <strong>und</strong> <strong>Mobilfunk</strong> auf<br />
die aktuellen Grenzwerte bezogen. Da diese für den gesamten Frequenzbereich<br />
unterschiedlich sind, können Verzerrungen auftreten. Die Immission von 0,1 W/m² eines<br />
Radiosenders bedeutet 5% des Grenzwerts, während die Immission von 0,1 W/m² eines<br />
E-Netz-Senders 1% des Grenzwerts bedeutet. Durch solche Rechenverfahren werden<br />
die Intensitäten der <strong>Mobilfunk</strong>immissionen zusätzlich verharmlost)<br />
Zusätzlich werden immer mehr Sender so kaschiert, so dass sie äußerlich kaum noch<br />
wahrgenommen werden <strong>und</strong> somit eine öffentliche Diskussion vermieden wird.<br />
6. Praxis: Wie Menschen reagieren<br />
(Folie 7)<br />
Die gleichlautenden Befindlichkeitsstörungen ganzer Gruppen von Anwohnern als Folge<br />
von <strong>Mobilfunk</strong>strahlung deutlich unterhalb der offiziellen Grenzwerte sollten ein ernster<br />
Hinweis auf ein Risikopotential sein. Permanente Schlafstörungen oder Kopfschmerzen,<br />
die im Zusammenhang mit <strong>Mobilfunk</strong> immer wieder berichtet werden, stellen dabei eine<br />
115
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
erhebliche Einbusse der Lebensqualität dar. Wenn wie im Fall Walluf nach Verlagerung<br />
der <strong>Mobilfunk</strong>anlage bei allen Beteiligten einhellig die vormals berichteten Symptome<br />
zurückgehen, ist dies wieder einmal ein deutliches Indiz für einen Zusammenhang von<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Störungen durch <strong>Mobilfunk</strong>.<br />
Darüber hinaus haben auch elektrosensible Menschen ein Anrecht geschützt zu<br />
werden. Ihre Zahl ist im Steigen begriffen <strong>und</strong> wir rechnen heute mit einem Prozentsatz<br />
zwischen 5-10% der Gesamtbevölkerung. Elektrosensible machen deutlich, wie<br />
empfindlich der menschliche Organismus reagiert. Der Elektrosmog wird von diesen<br />
Menschen z. T. bereits dann als Belastung erlebt, wenn Immissionen 100.000 bis 1<br />
Million -fach niedriger als die offiziellen Grenzwerte sind. Gesteigerte Sensitivität ist<br />
dabei oftmals nach Vorschädigungen in anderen Bereichen wie z.B. Holzschutzmittel-,<br />
Amalgam- oder Lebensmittelvergiftungen entstanden. Dies unterstreicht nochmals die<br />
Wechselwirkung der vom Menschen aufgenommenen Belastungen.<br />
7. Neue Versorgungskonzepte<br />
Die von uns geforderte Senkung der Grenzwerte <strong>und</strong> die anlässlich des Bürgerforums<br />
99 in Bonn erarbeitete Resolution mit ihren Orientierungswerten kann partiell dazu<br />
führen, dass nicht überall mehr eine 100 prozentige Indoor Versorgung vorhanden ist.<br />
Dies ist jedoch auch nicht zwingend nötig, wenn ein Umdenken in der<br />
<strong>Mobilfunk</strong>versorgung erfolgt.<br />
Ähnlich anderer Versorgungsunternehmen von Strom, Wasser oder Gas kann die<br />
Hauswand auch als Übergabestelle für den <strong>Mobilfunk</strong> angesehen werden. D.h. jeder<br />
Verbraucher ist innerhalb seines Hauses selbst für die Versorgung mit <strong>Mobilfunk</strong><br />
verantwortlich. Z.B. könnten durch eine Außenantenne die Signale der<br />
<strong>Mobilfunk</strong>stationen ins Innere gebracht <strong>und</strong> dort in einzelne Räume geleitet werden.<br />
Damit kommt man mit deutlich niedrigeren Leistungen im Außenbereich aus <strong>und</strong> als<br />
weitere Folge wird erreicht, dass sensible Bereiche viel besser abgeschirmt werden<br />
können.<br />
116
8. Forderungen<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Zum Schutze betroffener Menschen müssen sofortige <strong>und</strong> präventive Maßnahmen<br />
getroffen werden. Aufgr<strong>und</strong> der gesellschaftlichen Tragweite richten sich unsere<br />
Forderungen dabei an die Industrie <strong>und</strong> den Gesetzgeber gleichermaßen. Sie lauten<br />
u.a.<br />
• Drastische Senkung der aktuellen Grenzwerte <strong>und</strong> Implementierung des<br />
Vorsorgeaspekts in allen Sendeanlagen (d.h. Geräte <strong>und</strong> Einrichtungen)<br />
behandelnde Gesetze, Verordnungen, Normungen etc.<br />
• Anerkennung des Anspruchs auf vorherige Information sowie des Anspruchs auf<br />
Mitsprache betroffener Menschen rechtzeitig vor Installation von Funkanlagen.<br />
• Anerkennung des Anspruchs auf Schutzzonen in sensiblen Bereichen <strong>und</strong> für<br />
speziell sensible Personen <strong>und</strong> Personengruppen.<br />
• Erhebung <strong>und</strong> zur Verfügung Stellung von allgemeinen hoch- <strong>und</strong> niederfrequenten<br />
Immissionsdaten durch Städte <strong>und</strong> Gemeinden.<br />
• Installation massenhaft oder flächendeckender genutzter Technologien (Telefone,<br />
Computerperipherie, etc.) erst nach vorheriger ausgiebiger Testung unter<br />
Berücksichtigung der Erfahrung betroffener Menschen, Selbsthilfegruppen etc.<br />
• Kurzfristige Ausweitung der Forschung <strong>und</strong> Neubewertung bereits vorhandener<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> Daten.<br />
• Verstärkte Risikoaufklärung über Wirkzusammenhänge in Schulen <strong>und</strong> der<br />
Öffentlichkeit, Kennzeichnung der Strahlungsexposition <strong>und</strong> sowie ein<br />
Bewerbungsverbot in öffentlichen Medien.<br />
117
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Vortragsfolien<br />
118<br />
Aspekte des <strong>Mobilfunk</strong>s<br />
Staat legitimiert per Gesetz<br />
Regulierungsbehörde: kontrolliert per Papier<br />
Industrie: hat wirtschaftliches Interesse<br />
Folie 1<br />
Betroffene: sind rechtlos, machtlos <strong>und</strong> hilflos
12.000<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Internationaler Vergleich der EMF Regulierung<br />
Überblick EMF Regulierung<br />
10.000 10.000<br />
WHO<br />
Deutschland<br />
2.500<br />
Neuseeland<br />
(Bezirkspläne)<br />
Folie 2<br />
Quelle: Projektbericht Forschungszentrum Jülich GmbH für das Bayerische Staatsministerium<br />
für Landesentwicklung <strong>und</strong> Umweltfragen September 2000<br />
Österreich Vorsorge bezieht sich auf das Salzburger Modell, das im Oktober 2001<br />
einseitig von einem <strong>Mobilfunk</strong>betreiber aufgekündigt wurde.<br />
100 100 100 95 1<br />
Russland 1999<br />
China 1999<br />
Italien 1999<br />
Schweiz 2000<br />
Österreich Vorsorge<br />
119
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
1. Vergleich früher<br />
<strong>und</strong> heute:<br />
120<br />
Die Angaben einer Standortbescheinigung<br />
Folie 3
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Die Angaben einer Standortbescheinigung<br />
2. Die unterschiedliche Berechnung von Sicherheitsabständen:<br />
• Angabe nur horizontal<br />
• Angabe horizontal <strong>und</strong> vertikal:<br />
• wenn der Platz nicht ausreicht (Summe 14,9 m horizontal):<br />
Folie 4<br />
121
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
122<br />
Die Angaben einer Standortbescheinigung<br />
3.Berechnung Schutzabstand bei mehreren Sendern:<br />
• r [m] = √ (r Rifu [m]² + r D-Netz[m]² + r E-Netz[m]² + r ???[m]²)<br />
Beispiel:<br />
• r [m] = √ (10[m]² + 10[m]²) = 14 [m]<br />
4. Der Erhöhungsbetrag:<br />
Folie 5<br />
�Der Sicherheitsfaktor führt zu einer Erhöhung im cm Bereich<br />
Beispiel<br />
Sicherheitsfaktor von 6%: aus 6 Meter wird 6,36 Meter
in µW/m2<br />
150<br />
100<br />
50<br />
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
Beispiel HF Belastung im Umkreis einer Sendeanlage<br />
Folie 6<br />
Standort: Castrop Rauxel<br />
an Schachtanlage<br />
Errichtung: 2. Quartal 2001<br />
Sender: <strong>Mobilfunk</strong> D-Netz<br />
Abstrahlung: 3 Sektorantennen<br />
HF-Spektrum 200-2000 MHz<br />
0<br />
200-400<br />
Hochfrequenzspektrum<br />
400-600<br />
600-800<br />
890-915<br />
935-960<br />
99% der HF-Immission<br />
1000-1200<br />
1200-1400<br />
in MHZ<br />
1400-1600<br />
1600-1700<br />
1710-1785<br />
1805-1880<br />
1880-1900<br />
1900-3500<br />
123
MOBILFUNK UND IMMISSIONSSCHUTZ – WAS WOLLEN BÜRGERINITIATIVEN<br />
124<br />
Beispiel: Walluf, Hessen<br />
Daten der Anlage:<br />
Betreiber: T- Mobil<br />
6 Sektorantennen: 30°/150°/270°<br />
Spitzenleistung: 6 * 12,6 W<br />
geforderter<br />
Biologische Wirksamkeit:<br />
Pulsung<br />
0dBm 951.710MH z 1MHz<br />
10dB/ 3kHzw<br />
Sicherheitsabstand: 5,9 m<br />
Befeldung an<br />
Schlafplätzen<br />
Folie 7<br />
hohe Leistungs-<br />
flußdichten<br />
0dBm 946.7MHz 50MHz<br />
10dB/ -16.8dBm<br />
ST 50ms/ ATT 10dB VF 1MHz ; SP2;PU;PA 1920, 1464;PD;PA 1920, 1464, 1930, 1560;PD;PA 1930, 1560, 1940, 1440;P<br />
berichtete Auswirkungen<br />
• Schlafstörungen<br />
• Kopfschmerzen<br />
• Herzrasen<br />
• Schwindel<br />
- - - - - - - - - - - - - - - - - -<br />
• technische Störungen<br />
ST 10ms/ ATT 10dB VF 1MHz ; SP1;P<br />
Meßwerte im Vergleich<br />
Leistungsdichten in mW/m²<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Biologische<br />
Effekte<br />
Summe Leistungsdichten in angrenzenden Häusern<br />
Vorschlag<br />
EU<br />
Parlament<br />
Hohlweg 9<br />
2OG<br />
Hohlweg 21<br />
2OG<br />
Kinderzi<br />
Steinritzweg<br />
31 1OG<br />
Schlafzi<br />
Hohlweg 27<br />
1OG<br />
Kinderzi
Abschlussdiskussion<br />
Herr König:<br />
ABSCHLUSSDISKUSSION UND ZUSAMMENFASSUNG<br />
Zusammenfassend geht es darum, Risiken unterhalb der Grenzwerte zu bewerten.<br />
Alle Referenten haben auf dieser Veranstaltung zu dem Versuch beigetragen, eine<br />
Grenzziehung durchzuführen. Das B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz sieht ebenfalls<br />
keinen wissenschaftlichen Nachweis für Ges<strong>und</strong>heitsbeeinträchtigungen unterhalb<br />
der Grenzwerte, es prüft kontinuierlich die wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem<br />
Thema <strong>und</strong> spricht sich auch für Vorsorge aus – Minimierung, bessere Information,<br />
weitere Forschung.<br />
Die Bewertung von Vorsorgewerten ist noch nicht abgesichert, wie sich dies z.B. aus<br />
den neuseeländischen oder schweizerischen Darstellungen zeigt.<br />
Horrorszenarien sind nicht gerechtfertigt, aber es gibt Handlungsbedarf. Das<br />
B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz fordert eine Novellierung der 26. B<strong>und</strong>es-<br />
Immissionsschutzverordnung. Bedenken dazu werden zur Zeit von der Wirtschaft<br />
geäußert.<br />
Dr. Dullin:<br />
Ein Flickenteppich unterschiedlicher Schutzniveaus in den Kommunen sollte nicht<br />
entstehen, daher werden Vorsorgewerte <strong>und</strong> eine Koordination der<br />
Antennenstandorte auf kommunaler Ebene für sinnvoll erachtet.<br />
Eine geringere Strahlenbelastung hat ihren Preis, z.B. durch Optimierung der<br />
Kombination Sender/Handy oder einzelne adaptive Antennen.<br />
Die Transparenz der Strahlenbelastung muss gegeben sein. Hierzu sind seriöse<br />
Messungen sinnvoll, die auch zur Beruhigung in der Bevölkerung beitragen können.<br />
Die Vorschläge des BfS zur Vorsorge werden weitgehend begrüßt.<br />
Ein „Human biomonitoring“, d.h. eine abgestimmte, epidemiologische<br />
Begleitforschung zu möglichen Risiken des <strong>Mobilfunk</strong>s wird für sinnvoll erachtet.<br />
Prof. Dr. Silny:<br />
Bislang konnten keine konsistenten Hinweise für niedrigere Grenzwerte durch die<br />
Literaturrecherche <strong>und</strong> -bewertung gef<strong>und</strong>en werden. 4 Watt/kg ist keine<br />
Wirkungsgrenze, zumal wir mit den gemessenen Werten weit darunter liegen.<br />
125
ABSCHLUSSDISKUSSION UND ZUSAMMENFASSUNG<br />
Herr Prinz, Schwarzenbek:<br />
126<br />
1. Bitte benennen Sie die Zusammensetzung der Internationalen Kommission zum<br />
Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP).<br />
2. Im wesentlichen geht es um Ängste. Erkenntnisse zur Auswirkung auf den<br />
Menschen des Ecolog- Instituts bestätigen dies. Diese besagen, dass es diverse<br />
biologische Reaktionen <strong>und</strong> Risiko-Potentiale gibt. Diese Erkenntnisse sind<br />
eindeutig.<br />
Herr König:<br />
Die ICNIRP-Werte wurden mit Empfehlungen anderer sachverständigen<br />
Kommissionen verglichen <strong>und</strong> können heute nicht mehr in Frage gestellt werden.<br />
Die Zusammensetzung der Internationalen Kommission ist ein wichtiger Hinweis auf<br />
deren Unabhängigkeit. Bei den Mitgliedern handelt es sich um Vertreter aus<br />
Regierungs- <strong>und</strong> aus Nicht-Regierungsorganisationen, von denen einige mit<br />
Regierungseinrichtungen zusammenarbeiten.<br />
Hinsichtlich einer Novellierung der 26. BImSchV besteht aus meiner Sicht die<br />
zentrale Frage, ob über das Anpassungsverfahren der EU hinaus gegangen wird,<br />
bspw. mit einer Einführung von Vorsorgewerten. Zur Klärung der noch offenen<br />
Fragen wird es ab 2002 ein spezielles Forschungsprogramm geben, das bis 2005<br />
konzipiert ist.<br />
Prof. Dr. Silny:<br />
Bei der Novellierung ist man nicht nur an die Werte der internationalen Kommission<br />
zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung sondern auch an die Empfehlungen der<br />
Europäischen Kommission geb<strong>und</strong>en.<br />
Es gilt zu bedenken, das die Mitglieder der Strahlenschutzkommission (SSK) auf<br />
Gr<strong>und</strong> ihres Sachverstandes <strong>und</strong> der geleisteten wissenschaftlichen Arbeiten durch<br />
das B<strong>und</strong>esumweltministerium als Beratungsgremium berufen werden.<br />
Herr Hulquist, Initiative gegen Elektrosmog, Wedel<br />
Das Risiko von Langzeitschäden wird von der Münchner Rückversicherung nicht<br />
versichert, ist das immer noch so <strong>und</strong> an wen richtet man Ansprüche zur<br />
Entschädigung?
Dr. Schüller:<br />
ABSCHLUSSDISKUSSION UND ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die Mannesmann <strong>Mobilfunk</strong> GmbH ist komplett rückversichert. Zu anderen<br />
Unternehmen können keine Angaben gemacht werden.<br />
Herr Ruge, Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Kreis Steinburg<br />
Mehr Informationen zu dem Abkommen der kommunalen Spitzenverbände <strong>und</strong> den<br />
<strong>Mobilfunk</strong>betreibern sind notwendig. Die Daten müssen allgemein zu gängig sein.<br />
Es bietet sich an, ein Immissionskataster für mehr Transparenz einzurichten.<br />
Warum wird es nicht weiter thematisiert, dass ein CT-Telefon, das man heute kauft,<br />
ab 2007 nicht mehr im Handel erhältlich ist?<br />
Dr. Dullin:<br />
Die Versorgungskabel der Antennenanlagen werden im Hinblick auf die Grenzwerte<br />
als kritisch eingestuft. Hier sollten die <strong>Mobilfunk</strong>betreiber aufgefordert werden, diese<br />
Werte zu messen.<br />
Bezüglich der CT1+ Geräte ist die mangelnde Information als unzureichend zu<br />
bewerten. Dies ist bedauerlich <strong>und</strong> müsste bearbeitet werden. Allerdings gibt es hier<br />
auch Kapazitätsprobleme bei den Verbraucherverbänden.<br />
Ein Vorschlag für eine Minimierung der Belastung durch DECT-Telefone ist ein nicht<br />
permanenter Betrieb.<br />
127
ABSCHLUSSDISKUSSION UND ZUSAMMENFASSUNG<br />
Zusammenfassung von Umweltminister Klaus Müller<br />
Anrede,<br />
das heutige Forum „<strong>Mobilfunk</strong> <strong>und</strong> <strong>elektromagnetische</strong> <strong>Felder</strong>“ wird sicher nicht die<br />
letzte Öffentlichkeitsveranstaltung für diesen Themenbereich in Schleswig-Holstein sein.<br />
Anlass für mich dieses Forum durchzuführen war, nicht erst dann tätig zu werden, wenn<br />
es brennt, sondern schon vorher zu zeigen, dass die in der Öffentlichkeit aufgetretenen<br />
Ängste <strong>und</strong> Befürchtungen von mir ernst genommen werden <strong>und</strong> wir versuchen wollen,<br />
diese durch Informationen abzubauen, das Thema zu versachlichen sowie<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Notwendigkeiten politischen Handelns auszuloten.<br />
Als Beispiel möchte ich hier die BSE-Krise von vor einem Jahr anführen. Sie hat uns<br />
alle überrascht. Damals hat die Politik ohne abgesicherte wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> Erkenntnisse ein Fütterungsverbot von Tiermehl an Wiederkäuer ausgesprochen.<br />
Diese Entscheidung wurde von einem hohen Konsens im Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />
getragen. Besser ist es natürlich, wenn die Wissenschaft der Politik f<strong>und</strong>ierte<br />
Erkenntnisse vorlegen kann, die dann von dieser entsprechend bei der Gesetzgebung<br />
usw. berücksichtigt werden können. Liegen diese nicht vor, wie dies BSE zeigte, muss<br />
die Politik trotzdem handeln.<br />
Für den Schutz vor <strong>elektromagnetische</strong>n <strong>Felder</strong>n bedeutet diese Erfahrung für mich,<br />
dass neben verbesserten Informationen <strong>und</strong> verstärkter, zielgerichteter Forschung<br />
Vorsorgewerte eingeführt werden sollten. Die in der Öffentlichkeit geführten<br />
Diskussionen <strong>und</strong> Verweisungen auf die Ungefährlichkeit der <strong>elektromagnetische</strong>n<br />
<strong>Felder</strong> werden nicht zu einer Beruhigung führen. Hier ist Berlin gefragt <strong>und</strong> man wird<br />
m.E. nicht umhin kommen, deutlich niedrigere Vorsorgewerte vorzugeben.<br />
Jetzt noch einige Worte zu einem Begriff, der heute schon genannt worden ist <strong>und</strong> den<br />
ich besonders hervorheben möchte, nämlich der Begriff der „Strahlenhygiene“. Jeder<br />
von uns kann künftig wesentlich stärker dazu beitragen, dass die Umwelt nicht unnötig<br />
von <strong>elektromagnetische</strong>n Strahlen belastet wird. Dazu zählt das eigene Verhalten. Jeder<br />
sollte sich auch selbst fragen:<br />
128<br />
• Muss ich jederzeit mit <strong>Mobilfunk</strong> erreichbar sein?
ABSCHLUSSDISKUSSION UND ZUSAMMENFASSUNG<br />
• Sollte ich nicht nur von dort telefonieren, von wo aus eine gute Verbindung<br />
möglich ist <strong>und</strong> damit die Exposition klein bleibt?<br />
• Kann ich die erforderlichen Gespräche nicht auch von einem Festnetz führen?<br />
Um diese Fragen beantworten zu können, bedarf es aber auch der Information.<br />
An die Industrie <strong>und</strong> hier insbesondere an die Handy-Hersteller <strong>und</strong> Betreiber von<br />
<strong>Mobilfunk</strong>netzen geht daher mein Appell:<br />
• Kennzeichnung der Handys!<br />
Die maximalen Strahlenwerte in die Gebrauchsanleitung aufzunehmen, halte<br />
ich für nicht ausreichend, denn sie ist nicht immer parat. Die<br />
Strahlenbelastung sollte auf dem Gerät erkennbar sein.<br />
• Transparenz <strong>und</strong> Beteiligung beim Aufbau <strong>und</strong> der Aufstellung der<br />
Basisstationen! Nur so können konfliktvermeidende <strong>und</strong><br />
immissionsminimierende Aufstellungen erreicht werden.<br />
• Besonderer Schutz von empfindlichen Personengruppen - z.B. Kinder <strong>und</strong><br />
Kranke! Hier bedarf es besonders mehr Forschung im Bereich der<br />
Elektrosensibilität.<br />
Zur Transparenz möchte ich noch anmerken, dass sich dazu eine wesentliche<br />
Verbesserung abzeichnet. Hinweisen möchte ich dazu auf die „Vereinbarung über den<br />
Informationsaustausch <strong>und</strong> die Beteiligung der Kommunen beim Ausbau der<br />
<strong>Mobilfunk</strong>netze“, mit der sicher eine Entschärfung gerade vor Ort eintreten dürfte.<br />
Wie werden beobachten, ob diese Vereinbarung zu dem gewünschten Erfolg führt <strong>und</strong><br />
werden im Bedarfsfall ergänzende Maßnahmen ergreifen.<br />
Beim Thema „<strong>Mobilfunk</strong>“ tritt auch die gr<strong>und</strong>sätzliche Frage auf: Was hätte in der<br />
Vergangenheit anders laufen sollen/müssen?<br />
Hätten schon im Vorfeld wissenschaftliche Untersuchungen <strong>und</strong> Abschätzungen<br />
durchgeführt werden müssen/können?<br />
Dies dürfte sehr schwierig sein, denn die Wissenschaft kann nur die Problemfelder<br />
erforschen, die erkannt werden. Die Entwicklung ist vielfach schneller als die<br />
Problemerkennung. Und natürlich ist es schöner, neue Techniken zu entwickeln, als als<br />
Bedenkenträger zu agieren. Trotzdem, es bedarf bei Einführung neuerer Technologien<br />
verbesserter Methoden der Technikfolgenabzugschätzung.<br />
129
ABSCHLUSSDISKUSSION UND ZUSAMMENFASSUNG<br />
Abschließend bleibt mir nur noch, meinen Dank auszusprechen.<br />
Mein besonderer Dank geht an Berlin für die Mittel, die für die nächsten Jahre zur<br />
Erforschung für wichtige Fragen zum Bereich <strong>elektromagnetische</strong>r <strong>Felder</strong> zur Verfügung<br />
gestellt werden, immerhin 8,5 Mio. Euro.<br />
Vor allem möchten ich aber den Referenten dieses Forums für ihre mit viel Engagement<br />
vorgetragenen Referate danken, die uns die Vielfältigkeit der Problemstellung <strong>und</strong> der<br />
bestehenden Positionen erkennen ließen.<br />
Besonders hat mich bei dieser Veranstaltung gefreut, dass Sie als Zuhörer zum größten<br />
Teil bis zum Schluss den Ausführungen gefolgt sind, was für mich als Indikator dafür<br />
dient, dass wir ein interessantes Thema in geeigneter Form zur Diskussion brachten.<br />
Weiterhin danke ich allen, die in die Organisation <strong>und</strong> dem guten Verlauf dieser Tagung<br />
eingeb<strong>und</strong>en waren, insbesondere möchte ich dabei die WUK erwähnen.<br />
Ich wünsche Ihnen allen einen guten Heimweg.<br />
130
Teilnehmerliste<br />
NR Titel Vorname Nachname Firma Ort<br />
1 Werner Anders Kirchenkreis Norderdithmarschen Heide<br />
2 Dr. Julius Arp Prasdorf<br />
TEILNEHMERLISTE<br />
3 Waldemar Barkmann Stadt Bargteheide Bargteheide<br />
4 Dörte Bartel Ministerium für Arbeit, Soziales Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz SH<br />
5 Barbara Bertram BUND-Kreisgruppe Stormarn Wentorf<br />
6 Renate Bialluch Kirchenkreis Stormarn Hamburg<br />
7 Jörg Birklotz MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
8 Dr. Ute Boikat Behörde für Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales Hamburg<br />
9 Jörg Born e-plus <strong>Mobilfunk</strong>/ Geschäftsstelle Nord<br />
10 Rainer Böttcher Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des<br />
Landes Schleswig-Holstein<br />
11 Gerhard Bramm MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
12 Ingo Brand MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
13 Achim Brause Staatliches Umweltamt Kiel Kiel<br />
14 Dr. Gustav Brinkkötter Staatliches Umweltamt Kiel Kiel<br />
15 Klaus Dammann Innenministerium des Landes Schleswig-<br />
Holstein<br />
16 Heiner Detlefsen Landesamt für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Arbeitssicherheit Kiel<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
17 Erhard Dettmann Bündnis 90/DIE GRÜNEN/ Ortsverband Preetz Preetz<br />
18 Eberhard Deutenbach Stadt Norderstedt/ Amt Stadt als Lebensraum Norderstedt<br />
19 Annelise Dittberner Bürgerinitiative Eddelak Eddelak<br />
20 Hauke Drieseberg Kreis Nordfriesland/ Kreisges<strong>und</strong>heitsbehörde Husum<br />
21 Dr. Joachim Dullin Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Düsseldorf<br />
22 Kurt Düringer Kreisges<strong>und</strong>heitsamt Ostholstein Eutin<br />
23 Günter Dwilies BI "Funkmast Nein Danke" Lohe-Rickelshof<br />
24 Jörg Dzienus Gelting<br />
25 Dr. Winfried Eberstein Nordelbisches Kirchenamt/ Rechtsdezernat Kiel<br />
26 Anke Erdmann Persönliche Referentin des Umweltministers Kiel<br />
27 Karsten Fels Staatliches Umweltamt Kiel Kiel<br />
28 Jan Fladen FH Kiel/ Institut für Kommunikationstechnologie Kiel<br />
29 Albert Fletsch MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
30 Manfred Fränz FH Kiel/ Institut für Kommunikationstechnologie Kiel<br />
31 MdL Irene Fröhlich Fraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN im<br />
Schleswig-Holsteinischen Landtag<br />
Kiel<br />
Kiel<br />
Kiel<br />
131
TEILNEHMERLISTE<br />
NR Titel Vorname Nachname Firma Ort<br />
32 Ekkerhard Geib Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des<br />
132<br />
Landes Schleswig-Holstein<br />
33 Joachim Gertenbach B<strong>und</strong>esverband gegen Elektrosmog e.V. Wuppertal<br />
34 Sigrun Göbke MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
35 Michael Groß Nordelbisches Kirchenamt Kiel<br />
36 Mathias Grosse MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
37 Johannes Grützner Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des<br />
Landes Schleswig-Holstein<br />
38 Olaf Guillaume Hamburg<br />
39 Dr. A. Gulati MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
40 AR Gutzler Staatliches Umweltamt Itzehoe Itzehoe<br />
41 Karl-Heinz Haase Umweltausschuss d. Kassenärztlichen<br />
Vereinigung<br />
Kiel<br />
Kiel<br />
Schwarzenbek<br />
42 Norbert Hamer Kirchengemeinde Sankt Marien Flensburg<br />
43 Sylvia Hansen Kirchenkreis Stormarn Hamburg<br />
44 Heinz-<br />
Dieter<br />
Hartwig Staatliches Umweltamt Itzehoe Itzehoe<br />
45 Jürgen Haß GMSH Schleswig-Holstein AöR Kiel<br />
46 Dr. Birger Heinzow Landesamt für Natur <strong>und</strong> Umwelt des Landes<br />
Schleswig-Holstein<br />
47 Hans-PeterHenke Mannesmann <strong>Mobilfunk</strong> GmbH/ Niederlassung<br />
Nord<br />
Flintbek<br />
Langenhagen<br />
48 Hannelore Hinz Bürgerinitiative Eddelak Eddelak<br />
49 Horst Hinz Bürgerinitiative Eddelak Eddelak<br />
50 Friedo Hittscher Kreisverwaltung Plön Plön<br />
51 Peter Hopfe Stadt Schleswig/ Fachbereich Bau <strong>und</strong> Umwelt Schleswig<br />
52 Thomas Horlohe Ministerium für Wirtschaft, Technologie <strong>und</strong><br />
Verkehr<br />
53 Uwe Hühn MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
54 Hulquist Initiative gegen Elektrosmog Wedel Wedel<br />
55 Dr. Peter Jacobsen Umweltamt der Stadt Kiel Kiel<br />
56 Gerhard Jahns Heide<br />
57 Thomas Jensen FH Kiel/ Institut für Kommunikationstechnologie Kiel<br />
58 Matthias Johannes VIAG Interkom<br />
59 Hans-<br />
Harro<br />
60 Werner Kalinka<br />
Johannsen Ev. Luth. Kirchengemeinde Schönkirchen<br />
61 Dr. Andreas Kindt MobilCom AG Büdelsdorf<br />
Kiel
NR Titel Vorname Nachname Firma Ort<br />
TEILNEHMERLISTE<br />
62 Wolfgang Klampert MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
63 Knobling Ministerium für Arbeit, Soziales Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz Schleswig-Holstein<br />
64 Ilka Köberich Kirchenkreis Eutin Eutin<br />
65 Matthias Koep Landeshauptstadt Kiel/ Stadtplanungsamt (11) Kiel<br />
66 Wolfram König B<strong>und</strong>esamt für Strahlenschutz Salzgitter<br />
67 Ansgar Kruse Kreisverwaltung Segeberg Bad Segeberg<br />
68 Philipp Kühn FH Kiel Molfsee<br />
69 Andreas Kunte Staatliches Umweltamt Schleswig Schleswig<br />
70 Norbert Kutz Kreis Herzogtum Lauenburg/ Bauaufsicht Ratzeburg<br />
71 Rüdiger Lahr e-plus <strong>Mobilfunk</strong>/ Geschäftsstelle Nord<br />
72 Bettina Lange Stadt Bargteheide Ratzeburg<br />
73 Gesche Lange Kreis Herzogtum Lauenburg Bargteheide<br />
74 Antje Langethal Stadt Bad Segeberg/ Abt. Bauen <strong>und</strong> Umwelt Bad Segeberg<br />
75 Carola Leuscher Initiative gegen Elektrosmog Wedel Wedel<br />
76 Herrmann Lewke Landesamt für Umwelt MV Güstrow<br />
77 Klaus Lieberknecht Stadt Wedel/ Fachbereichsleiter Bauen <strong>und</strong><br />
78 Prof.<br />
Dr.<br />
Umwelt<br />
Kiel<br />
Wedel<br />
Linke MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
79 Dr. Annette Lommel Behörde für Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales/<br />
Hamburg<br />
Hamburg<br />
80 Rainer Lüttger Senatsverwaltung für Stadtentwicklung /Berlin Berlin<br />
81 Jens-Uwe Lützen<br />
82 Gertrude Marleaun Arbeitsgruppe Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong><br />
Reaktorsicherheit der CDU/CSU<br />
B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />
Berlin<br />
83 Gerd Marschke Kirchenkreis Rendsburg Rendsburg<br />
84 Dr. Iris Masselmann BI „Funkmast Nein Danke“ Lohe-Rickelshof<br />
85 Wolfgang Messow DeTeMobil Niederlassung Hamburg Hamburg<br />
86 Sabine Meyer Initiative gegen Elektrosmog Wedel Wedel<br />
87 Wiegolf Miethke Neustadt<br />
88 Dipl.<br />
Ing.<br />
Mohr-<br />
Kriegshammer<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamt Schleswig Schleswig<br />
89 Rüdiger Möll MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
90 Heinz Möller Bebensee<br />
91 Dr. Jürgen Mulke Kreis Nordfriesland/ Kreisges<strong>und</strong>heitsbehörde Husum<br />
133
TEILNEHMERLISTE<br />
NR Titel Vorname Nachname Firma Ort<br />
v92 Volker Müller MobilCom Multimedia GmbH<br />
93 Klaus Müller Minister für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des<br />
134<br />
Landes Schleswig-Holstein<br />
94 Nannert Ministerium für Arbeit, Soziales Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz Schleswig-Holstein<br />
Büdelsdorf<br />
95 Dieter Napiwotzki SPD Wedel Wedel<br />
96 Charlotte Neufert Peissen<br />
97 Michael Ohsten Bezirksamt Hamburg Hamburg<br />
98 Dr. Ingrid Olivet Heide<br />
99 Jürgen Oppermann-<br />
Theophil<br />
Kiel<br />
Ev. Luth. Kirchenkreis Kiel/ Bauabteilung Kiel<br />
100 Pastor Gernot Otto Klimaschutzbeauftragter der Nordelb. Ev.-Luth.<br />
Kirche<br />
101 Andreas Pagel Stadt Geesthacht/ Bauaufsichtsbehörde Geesthacht<br />
102 Eggert Pepperkorn<br />
103 Wolfgang Peschel Gemeindeverwaltung Trittau Trittau<br />
104 Michael Petereit Gemeinde Halstenbek Halstenbek<br />
105 Otto Peters Ministerium für Arbeit, Soziales Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz Schleswig-Holstein<br />
106 Heiko Poppek VIAG Interkom Hamburg<br />
107 Margret Pörhsen Evangelische Kirchengemeinde Andreas Kiel<br />
108 Eugen Prinz Schwarzenbek<br />
109 Marion Rademaker SPD Büsum Büsum<br />
110 Dr. Michael Rahn Ges<strong>und</strong>heitsamt Lübeck Lübeck<br />
111 Peter Ritter Staatliches Umweltamt Lübeck/ Außenstelle<br />
Lübeck<br />
112 Michael Rittmeier Pressesprecher Ministerium für Umwelt, Natur<br />
113 Klaus-<br />
Peter<br />
<strong>und</strong> Forsten des Landes Schleswig-Holstein<br />
Kiel<br />
Kiel<br />
Lübeck<br />
Kiel<br />
Rogon Kirchenkreis Alt Hamburg Hamburg<br />
114 Andreas Römer Ingenieurbüro für Telekommunikation Ebersbach<br />
115 ORGR Röper Staatliches Umweltamt Itzehoe Itzehoe<br />
116 Svoyke Rosenkranz Stadtbauamt Mölln Mölln<br />
117 Dr. Jürgen Ruge Bündnis 90/DIE GRÜNEN/ Steinburg Wilster<br />
118 Bettina Rusch MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
119 Harald Rutz Gemeinde Heikendorf Heikendorf<br />
120 Josef Ryll Gemeinde Grönwohld Grönwohld
NR Titel Vorname Nachname Firma Ort<br />
TEILNEHMERLISTE<br />
121 Werner Schäfer Bürgermeister/ Gemeinde Grönwohld Grönwohld<br />
122 Horst Schätzle Bauordnung Flensburg Flensburg<br />
123 Jutta Scheicht Lübeck<br />
124 Lars Schell FH Kiel/ Institut für Kommunikationstechnologie Kiel<br />
125 Hans-<br />
Georg<br />
Schenck Ges<strong>und</strong>heitsamt Hamburg Hamburg<br />
126 Gerhard Schöne Landesamt für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Arbeitssicherheit Kiel<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
127 Harald Schrader e-plus <strong>Mobilfunk</strong>/ Geschäftsstelle Nord Hannover<br />
128 Martin Schröder VIAG Interkom Hamburg<br />
129 Roland Schröfl Bürgerinitiative Neustadt -Holstein Neustadt<br />
130 Stefan Schröter Gemeindeverwaltung Trittau Trittau<br />
131 Dr. Thomas<br />
Michael<br />
Schüller Mannesmann <strong>Mobilfunk</strong> GmbH Düsseldorf<br />
132 Kay-Albert Schult Kirchenkreis Alt-Hamburg Hamburg<br />
133 Dipl. Ing. Roland Schulz Nordelbisches Kirchenamt/ Baudezernat<br />
134 Rüdiger Schulz DeTeMobil Niederlassung Hamburg Kiel<br />
135 Gerhard Seggelke Stadt Wedel/ Fachbereich Bauen <strong>und</strong> Umwelt -<br />
Leitstelle Umweltschutz<br />
Wedel<br />
136 Prof. Dr. Jiri Silny Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen<br />
Aachen<br />
137 Dagmar Sommer MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
138 Axelfritz Späth Landesvermessungsamt Kiel<br />
139 Karl-Heinz Sper Innenministerium Kiel<br />
140 Ulrich Stäß DeTeMobil Niederlassung Hamburg Hamburg<br />
141 Steinhoerster Stadt Bad Oldesloe Bad Oldesloe<br />
142 Heinz Stoelk Kreisverwaltung Plön Plön<br />
143 Helga Stößer IHK zu Lübeck Lübeck<br />
144 Ulrike Struck Staatliches Umweltamt/ Außenstelle Lübeck Lübeck<br />
145 Jörg Struve Innenministerium des Landes Schleswig-<br />
Holstein<br />
146 Thomas Stüllgen MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
147 Helga Tewes Arbeitskreis Umweltschutz/ Altenholz Altenholz<br />
148 Dr. Klaus Thoms IHK zu Kiel Kiel<br />
149 Hermann Thurein Ministerium für Umwelt, Natur <strong>und</strong> Forsten des<br />
Landes Schleswig-Holstein<br />
150 Dirk Timmsen GMSH Schleswig-Holstein AöR Kiel<br />
Kiel<br />
Kiel<br />
135
TEILNEHMERLISTE<br />
NR Titel Vorname Nachname Firma Ort<br />
151 M. Tornow MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
152 Dr. Michael Urbach Fachamt für Energie <strong>und</strong> Immissionsschutz<br />
136<br />
Umweltschutzbehörde Hamburg<br />
153 Ralph Urban Umweltausschuss d. Kassenärztlichen<br />
Vereinigung<br />
154 Dr. Klaus Vanselow Forschungs- <strong>und</strong> Technologiezentrum<br />
Westküste<br />
155 Christoph von Thülen FH Kiel, Institut für Kommunikationstechnologie Kiel<br />
Hamburg<br />
Schwarzenbek<br />
Büsum<br />
156 Rüdiger Wähling Stadt Neumünster/ F.D. Bauaufsicht Neumünster<br />
157 Kurt Walther Staatliches Umweltamt Kiel Kiel<br />
158 I. Warnecke Hess. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft u.<br />
Forsten<br />
Wiesbaden<br />
159 Dr. Ulrich Warnke Universität des Saarlandes Saarbrücken<br />
160 Axel Wartiwig DeTeMobil Niederlassung Hamburg Hamburg<br />
161 J.K. Weber Ges<strong>und</strong>heitsamt Neumünster Neumünster<br />
162 Kerstin J. Wenzel MobilCom Multimedia GmbH Büdelsdorf<br />
163 Dieter Wesenberg Bebensee<br />
164 Irmtraud Wesenberg Bebensee<br />
165 Thomas Westphal Ing.-Büro Däsler Bokel<br />
166 Jutta Wiebrow-<br />
Seiler<br />
Stadt Bad Oldesloe Bad Oldesloe<br />
167 Harald Wulf Kreis Ostholstein Eutin<br />
168 Prof. Dr. Matthias Wuschek Fachhochschule Deggendorf Deggendorf