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Sonnenanbeter auf Seilen

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98 solartechnik<br />

Eine automatisierte Computersteuerung richtet die «Solar Wings» l<strong>auf</strong>end nach dem Stand der Sonne aus.<br />

<strong>Sonnenanbeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>Seilen</strong><br />

Auch wenn man es im Unterländer-Herbst kaum glauben mag: Auch bei uns scheint oft<br />

genug die Sonne, um Sonnenkollektoren und Photovoltaikzellen zu betreiben.<br />

Eine Weltneuheit in diesem Bereich schwebt über dem Flumroc-Logistikareal in Flums.<br />

Text: Werner Peyer // Fotos: Flumroc AG<br />

Solarzellen funktionieren am besten, wenn<br />

die Sonnenstrahlen genau im rechten Winkel<br />

<strong>auf</strong> die Zellen einfallen. Angesichts dessen,<br />

dass die Sonne im Tagesverl<strong>auf</strong> wandert<br />

und erst noch je nach Jahreszeit <strong>auf</strong><br />

«Solar-Wings» live im Internet<br />

einer anderen Bahn, ist es deshalb nicht<br />

unproblematisch, dass heute die meisten<br />

Solarzellen fest montiert sind. Sie erbringen<br />

ihre höchstmögliche Leistung nur zu<br />

einer bestimmten Tageszeit. Nicht so die<br />

Ob die Anlage tatsächlich mehr leistet als ein fest installiertes System, kann <strong>auf</strong> dem<br />

Internet verfolgt werden. Auf einer Flumroc-Website lässt sich die aktuelle Einspeisung<br />

der «Solar Wings» und der <strong>auf</strong> einer Lagerhalle zusätzlich installierten Vergleichsanlage<br />

live mit verfolgen. Ein 24-Stunden-Energieprofi l zeigt, zu welcher Tageszeit die<br />

Unterschiede am grössten sind. Wie sich die «Solar Wings» l<strong>auf</strong>end nach dem Stand<br />

der Sonne ausrichten, können die Besucher <strong>auf</strong> der Website per Webcam beobachten.<br />

Ausserdem bietet ein Videofi lm mit Aufnahmen eines ferngesteuerten Modell-Hubschraubers<br />

spektakuläre Bilder der neuartigen Photovoltaik-Anlage <strong>auf</strong> <strong>Seilen</strong>.<br />

www.fl umroc.ch/de/fl umroc/solar.php<br />

Weltneuheit <strong>auf</strong> dem Flumroc-Gelände in<br />

Flums: Die kürzlich in Betrieb genommene<br />

Photovoltaik-Anlage richtet die photovoltaischen<br />

Elemente, «Solar-Wings» genannt,<br />

dank einer speziellen Tragseilkonstruktion<br />

l<strong>auf</strong>end nach dem Stand der Sonne aus.<br />

«Wir erwarten, dass diese Installation 25<br />

bis 30 Prozent mehr Energie produzieren<br />

wird als eine vergleichbare, fest montierte<br />

Anlage», so Kurt Frei, Direktor der Flumroc<br />

AG in Flums.<br />

Technik aus dem Seilbahnbau<br />

Optisch erinnert die «Solar-Wings»-Anlage<br />

mit ihrer Seilbahn-Technik an einen Sessellift.<br />

Und tatsächlich kommt die Technologie<br />

des Tragesystems von der Seilbahnherstellerin<br />

Bartholet Maschinenbau aus Flums<br />

SG. «Die angewendete Technik hat sich in<br />

den letzten 100 Jahren im Seilbahnbau<br />

<br />

intelligent bauen_Oktober/10


100 solartechnik<br />

Die Tragseilkonstruktion der «Solar-Wings»-Anlage kann 480 Solarmodule <strong>auf</strong>nehmen.<br />

bestens bewährt», betont Verwaltungsratspräsident<br />

Roland Bartholet. Die derzeit<br />

320 Solarmodule sind beweglich <strong>auf</strong> zwei<br />

<strong>Seilen</strong> montiert. Die «Solar Wings» lassen<br />

sich in zwei Richtungen drehen, was eine<br />

permanente Nachführung der Photovoltaik-<br />

Module nach dem Stand der Sonne ermöglicht.<br />

Eine Computersteuerung stellt<br />

sicher, dass die Sonnenstrahlen jederzeit<br />

rechtwinklig <strong>auf</strong> die Solarzellen fallen. Gerade<br />

beim Flumroc-Logistikareal mache<br />

das zweiachsig nachgeführte Photovoltaik-<br />

System Sinn, weil das Gelände nicht gegen<br />

Süden ausgerichtet sei, erklärt Kurt Frei.<br />

Auf den Tragseilen ist noch Platz für 160<br />

weitere Photovoltaik-Module. Diese werden<br />

voraussichtlich im Jahr 2011 montiert.<br />

Energiesparend und gut belüftet<br />

Dem Sonnenverl<strong>auf</strong> nachgeführte Systeme<br />

gab es schon vor der Erfi ndung der<br />

«Solar-Wings». Dabei handelt es sich aber<br />

meistens um <strong>auf</strong>wendige und teure Konstruktionen,<br />

die für jedes einzelne Modul eine<br />

schwere Stützkonstruktion benötigen. Das<br />

«Solar Wings»-System hingegen begnügt<br />

sich mit zwei massiven Stützen an den beiden<br />

Enden der Photovoltaik-Anlage. Dazwischen<br />

stehen im Abstand von rund 35<br />

Metern Trägerpfosten, die verhältnismässig<br />

wenig Gewicht tragen müssen und daher<br />

schlank gebaut sind. «Die Seilkonstruktion<br />

ermöglicht eine Nachführung der Solarzellen<br />

mit minimalem Energieeinsatz, weil ein<br />

Seil gleich mehrere Photovoltaik-Module<br />

ausrichten kann», so Roland Bartholet.<br />

Ausserdem seien die Solarmodule optimal<br />

hinterlüftet, was ebenfalls zu einem Mehrertrag<br />

an Solarenergie führe. Ein weiterer<br />

Nachteil der bisherigen dem Sonnenverl<strong>auf</strong><br />

nachgeführten Photovoltaik-Systeme ist ihr<br />

enormer Platzbedarf. Für einen Solarpark<br />

mit 480 Photovoltaik-Modulen müsste mit<br />

herkömmlichen Systemen eine grosse Fläche<br />

teuren Baulandes verbaut werden. Die<br />

«Solar-Wings» schweben über der uneingeschränkt<br />

anderweitig genutzten Fläche.<br />

Angesichts solcher Vorteile verwundert es<br />

nicht, dass die Erbauer der innovativen Solaranlage<br />

die «Solar-Wings» künftig auch<br />

über grösseren Parkplätzen zum Beispiel<br />

bei Eink<strong>auf</strong>szentren oder Firmenarealen<br />

installieren möchten. Dort würden die<br />

schwebenden Solarzellen zudem als willkommene<br />

Schattenspender dienen.<br />

Wissenschaftlich begleitet<br />

Damit der kalkulierte Mehrertrag der<br />

«Solar-Wings» von 25 bis 30 Prozent<br />

gegenüber konventionellen Photovoltaik-<br />

Anlagen in der Praxis überprüft werden<br />

kann, wurde <strong>auf</strong> einer der Flumroc-Lagerhallen<br />

eine fest montierte Referenzanlage<br />

installiert. Die Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW Wädenswil)<br />

misst l<strong>auf</strong>end die Leistung der<br />

beiden Photovoltaik-Anlagen.<br />

Ihre harte Praxisprobe bereits bestanden<br />

haben die «Solar Wings» übrigens bezüglich<br />

der Windfestigkeit: Als der erste<br />

Föhnsturm in diesem Jahr über Flums SG<br />

hinwegfegte legten sich die Photovoltaik-<br />

Module automatisch fl ach und blieben völlig<br />

unbeschädigt. <br />

intelligent bauen_Oktober/10

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