Der verlängerte Arm mit den flinken Händen - FC Gärtringen
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Fußball<br />
Routinier im Tor <strong>mit</strong> Kapitänsbinde am <strong>Arm</strong>: Keeper Wolfgang Brodbeck hat <strong>den</strong> Kasten des<br />
<strong>FC</strong> <strong>Gärtringen</strong> schon 500 Mal gehütet Foto: Eibner<br />
<strong>Der</strong> <strong>verlängerte</strong> <strong>Arm</strong> <strong>mit</strong> <strong>den</strong> <strong>flinken</strong><br />
Hän<strong>den</strong><br />
So sieht echte Vereinstreue aus: 500 Spiele haben sicherlich ziemlich viele<br />
Amateurfußballer auf dem Buckel, aber alle 500 für einen Verein, das können nur ganz<br />
wenige vorweisen. Am Samstag wurde <strong>Gärtringen</strong>s Torhüter Wolfgang Brodbeck in<br />
seinem 14. Jahr als Aktiver in diesen 500er-Klub aufgenommen.<br />
Von Harald Rommel<br />
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GÄRTRINGEN. Würde man auch noch die Jugendspiele, die er seit der F-Jugend, natürlich<br />
auch alle für seinen <strong>FC</strong>G, bestritten hat, dazurechnen, die Zahl wäre wohl jenseits der 750.<br />
"Leider ein Bild <strong>mit</strong> Seltenheitswert", zeigten bei seinem Trainer Jörg Wieland beide<br />
Daumen nach oben, als "Wolfi", wie er von seinen Mannschaftskamera<strong>den</strong> gerufen wird,<br />
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06.06.2012
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diese seltene Auszeichnung entgegennehmen durfte. Vorstands<strong>mit</strong>glied Ralf Laur und<br />
Spielleiter Klaus Löffler nutzen die Gelegenheit auch, um ihrem Vereins-Urgestein "für <strong>den</strong><br />
unermüdlichen Einsatz auf und neben dem Platz" ein großes Dankeschön auszusprechen.<br />
Während sich Wieland darauf freut, einen wie ihn auch in der nächsten Saison im Team zu<br />
haben, beschlich einige Meter weiter Torwarttrainer Jürgen Thomma ein wenig Wehmut.<br />
Denn nach "sieben wundervollen Jahren" (Thomma) trennen sich die Wege von ihm und<br />
Brodbeck. "Er hat sich, egal ob im Training oder im Spiel, immer reingehauen und immer<br />
Vollgas gegeben", gerät der 45-jährige Torwarttrainer ins Schwärmen, wenn man ihn nach<br />
<strong>den</strong> Eigenschaften des 32-jährigen Keepers fragt. "Auf der Linie ist er unheimlich stark,<br />
verfügt über eine nahezu perfekte Strafraumbeherrschung, traut sich auch was zu." Für<br />
Jürgen Thomma, der dreimal <strong>mit</strong> Bonlan<strong>den</strong> und einmal <strong>mit</strong> Böblingen Verbandsliga-Meister<br />
wurde, kommt es nicht von ungefähr, dass Brodbeck auch die Kapitänsbinde trägt. "Er geht<br />
stets voraus." Ist zudem der <strong>verlängerte</strong> <strong>Arm</strong> des Trainers zur Mannschaft und von der<br />
Mannschaft zum Vorstand.<br />
In <strong>den</strong> ersten Jahren stellte sich Wolfgang Brodbeck erst einmal hinten an. Von der A-Jugend<br />
ging es in der zweiten Mannschaft zwischen die Pfosten, bei der ersten saß er dann auf der<br />
Bank. "An ihm habe ich mich orientiert und auch viel gelernt", hatte er <strong>mit</strong> Michael Schäfer<br />
sein Vorbild im eigenen Verein. Als sich jener verletzte, kam Brodbeck zu seinem Debüt.<br />
"Als junger Kerle war ich wahnsinnig aufgeregt", erinnert er sich zwar nicht mehr an <strong>den</strong><br />
Namen des Gegners bei seinem Debüt, viel mehr zählt für ihn, "dass ich damals kein Tor<br />
gekriegt habe". Als Ersatztorhüter feierte er 1999, in seinem ersten Jahr als Aktiver, gleich<br />
<strong>den</strong> Titelgewinn in der Bezirksliga. Als Michael Schäfer dann <strong>den</strong> Verein verließ, wechselte<br />
er sich <strong>mit</strong> Dieter Pross alle zwei Spiele im <strong>FC</strong>G-Gehäuse ab. Das war nicht einfach für die<br />
Betroffenen selbst, auch ihre Vorderleute mussten sich immer wieder auf einen anderen<br />
Torhüter einstellen, der einige Zeit genau genommen Torspieler hieß. Eine Entwicklung, die<br />
der 32-Jährige hautnah <strong>mit</strong>gemacht hat. "Früher war man im Fünfmeterraum zu Hause", sagt<br />
er und sieht sich längst als Mischung "zwischen Torhüter und Libero". Eine Rolle, die der<br />
Diplom-Ingenieur seit 2004 als Stammkeeper wahrnimmt und sich da<strong>mit</strong> endgültig einen<br />
Kindheitstraum erfüllte. "Ich wollte schon als kleiner Knirps bei unserer ersten Mannschaft<br />
im Tor stehen."<br />
Dafür investierte er viel, kein Training, keine Sonderschicht beim wöchentlichen<br />
Torwarttraining von Rolf Stöffler war ihm zuviel. Genauso wie die unzähligen<br />
Spezialeinheiten <strong>mit</strong> <strong>den</strong> eigenen Torwarttrainern wie Rainer Dinkelacker, Frank Gaberschek<br />
oder Jürgen Thomma. Das Wissen, das er sich dabei angeeignet hat, gibt er nun <strong>den</strong><br />
Gärtringer Nachwuchstorhütern von der D- bis zur A-Jugend weiter. "Da sind schon einige<br />
<strong>mit</strong> Potenzial dabei", kann er es sich gut vorstellen, dass aus diesen Reihen mal sein<br />
Nachfolger kommt "Man erkennt sich da auch wieder", sagt er und meint da<strong>mit</strong> diejenigen,<br />
die mehr Ehrgeiz haben als die anderen, die hoffentlich auch das Glück haben wie Wolfgang<br />
Brodbeck, von größeren Verletzungen verschont zu bleiben. Wobei er wie viele Torhüter<br />
sich auch schon mal einen Finger gebrochen hat. "Was Ernsthafteres war aber nicht dabei."<br />
Solange der Körper <strong>mit</strong>macht, <strong>den</strong>kt er nicht ans Karriereende<br />
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Dabei muss er als Mann zwischen <strong>den</strong> Pfosten hart im Nehmen sein. "Als Torhüter kann man<br />
an einem Wochenende das Spiel für sein Team entschei<strong>den</strong>, am nächsten <strong>mit</strong> einem Fehler<br />
schon wieder zum großen Verlierer wer<strong>den</strong>." Wobei die Erfolge in seiner persönlichen<br />
Bilanz überwiegen. So war das Muster an Zuverlässigkeit ganz wichtiger Rückhalt bei <strong>den</strong><br />
bei<strong>den</strong> Titelgewinnen in der Landesliga 2006 und 2009, als er in einer Saison nur 25<br />
Gegentreffer und in der anderen sogar nur unglaubliche 17 hinnehmen musste. Dafür ärgert<br />
es ihn bis heute, dass sich die Gärtringer nicht in der Verbandsliga etablieren konnten. "Beide<br />
Male", sagt Brodbeck auch Jahre später bei der Suche nach <strong>den</strong> Ursachen <strong>mit</strong> nach<strong>den</strong>klicher<br />
Miene, "sind wir nur knapp gescheitert."<br />
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06.06.2012
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Er vergisst aber zwei weitere Titel, die zwar nicht offiziell, aber in der Fußballerszene<br />
äußerst wertvoll sind: der Erdinger-Cup der Meister 2009 und die Sindelfinger Hallenfußball<br />
-Gala 2012. Wo<strong>mit</strong> er endgültig zum erfolgreichsten Gärtringer Fußballer aller Zeiten wurde,<br />
der auch noch lange nicht ans Aufhören <strong>den</strong>kt. So lange der Körper <strong>mit</strong>macht und er Familie,<br />
Beruf und Fußball unter einen Hut bringt kann, will er schon noch einige Jahre im <strong>FC</strong>G-Tor<br />
stehen. "Schließlich", so meint er knitz, "ist man <strong>mit</strong> 32 im besten Torhüteralter." Und<br />
verspricht schon heute, dass er seinem <strong>FC</strong> <strong>Gärtringen</strong> über die aktive Laufbahn hinaus auf<br />
alle Fälle erhalten bleibt.<br />
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