den Mitmenschen achten - in der Kirchengemeinde Sülldorf-Iserbrook
den Mitmenschen achten - in der Kirchengemeinde Sülldorf-Iserbrook
den Mitmenschen achten - in der Kirchengemeinde Sülldorf-Iserbrook
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die erste Strophe des 19. Psalms<br />
– e<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gsstrophen<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Psalmen. Denn hier redet<br />
e<strong>in</strong> Dichter. Was erzählt er uns<br />
und woh<strong>in</strong> nimmt er uns mit?<br />
E<strong>in</strong> großes Spiel ist im Gange,<br />
über unsere Köpfe h<strong>in</strong>weg, an unseren Ohren vorbei. Je<strong>der</strong><br />
Tag nimmt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lauf alles, was er hört und sieht, <strong>in</strong><br />
sich auf, das Unverwechselbare, das nur er so hervorgebracht<br />
hat. Er formt daraus e<strong>in</strong>e Melodie, e<strong>in</strong>en Klang, gibt<br />
ihn weiter an <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Tag und <strong>der</strong> ebenso. In gleicher<br />
Weise tut es die Nacht. „E<strong>in</strong> Tag sagt es dem an<strong>der</strong>en<br />
und e<strong>in</strong>e Nacht tut es <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en kund“. E<strong>in</strong> vielstimmiges<br />
Kl<strong>in</strong>gen begleitet <strong>den</strong> Rhythmus von Tag zu Tag, nichts,<br />
das ist und wird und vergeht, das <strong>in</strong> diesem Klang nicht aufgehoben<br />
wäre. Die Himmel nehmen das Kl<strong>in</strong>gen auf und<br />
br<strong>in</strong>gen es als Musik vor Gottes Thron – sie erzählen die<br />
Ehre Gottes.<br />
E<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>schöne Vorstellung, f<strong>in</strong>de ich. Sie weckt me<strong>in</strong>e<br />
Phantasie, lässt mich geborgen se<strong>in</strong> im Rhythmus von Tag<br />
und Nacht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Zusammenklang <strong>der</strong> Schöpfung,<br />
<strong>in</strong> das me<strong>in</strong> eigenes, kle<strong>in</strong>es Leben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewoben<br />
ist und mitkl<strong>in</strong>gt. Me<strong>in</strong> Leben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>komponiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes<br />
Lied zu Ehren des Schöpfers - das ehrt auch mich.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Reisezeit, <strong>der</strong> Urlaubszeit, <strong>der</strong> Konfirman<strong>den</strong>-<br />
und Ferienfahrten, mit <strong>den</strong> blühen<strong>den</strong> Bäumen und<br />
Fel<strong>der</strong>n, mit Aben<strong>den</strong> auf <strong>der</strong> Terrasse und langen Radfahrten<br />
durch Wald und Feld, beim Schwimmen und beim<br />
Tauchen kann ich selber manchmal e<strong>in</strong> paar Töne des Liedes<br />
<strong>der</strong> Schöpfung hören. Sie haben es auch schon gehört!<br />
Aber mir fällt auf, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorstellung des Dichters die<br />
Erzählungen <strong>der</strong> Himmel nicht unsere Sprache sprechen –<br />
„ohne Sprache, ohne Worte, mit unhörbarer Stimme“ – und<br />
<strong>den</strong>noch kl<strong>in</strong>gt es.<br />
Damit lässt er e<strong>in</strong>e unendliche Größe ankl<strong>in</strong>gen, unsere<br />
GLAUBE<br />
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes<br />
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes<br />
und die Feste verkündigt das Werk se<strong>in</strong>er Hände.<br />
E<strong>in</strong> Tag sagt es dem an<strong>der</strong>en<br />
und e<strong>in</strong>e Nacht tut es <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en kund<br />
ohne Sprache, ohne Worte<br />
mit unhörbarer Stimme.<br />
Ihr Kl<strong>in</strong>gen geht aus durch alle Lande<br />
ihr Re<strong>den</strong> bis ans Ende <strong>der</strong> Welt.<br />
menschliche E<strong>in</strong>sicht, unsere<br />
Sprache, mit ihr Vernunft und<br />
Phantasie und Gefühl, vermag nur<br />
e<strong>in</strong>en ganz kle<strong>in</strong>en Ausschnitt zu<br />
erfassen von dem, was ist. Wir<br />
s<strong>in</strong>d nicht imstande, die Botschaft<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Tages, e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Nacht zu vernehmen.<br />
Die Größe, das Kl<strong>in</strong>gen, das Leben <strong>der</strong> Schöpfung s<strong>in</strong>d unseren<br />
Sprachmöglichkeiten entzogen. Die Himmel haben<br />
ihre eigene Sprache und <strong>der</strong> Kosmos ist unendlich.<br />
Vielleicht kl<strong>in</strong>gt dar<strong>in</strong> aber auch noch etwas an<strong>der</strong>es an –<br />
etwas, das Gott sich anhören muss, das seit Ka<strong>in</strong> und Abel<br />
zum Himmel schreit und nicht aufhört zu schreien.<br />
Der Missbrauch von Menschen durch Menschen, <strong>der</strong> Missbrauch<br />
<strong>der</strong> Schöpfung, Leid und Unglück – wie mag das <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> Ohren des Schöpfers kl<strong>in</strong>gen?<br />
Ich kann’s mir nicht e<strong>in</strong>mal entfernt vorstellen. Me<strong>in</strong>e Wahrnehmung<br />
und me<strong>in</strong>e Phantasie reichen nicht. Ich kann und<br />
will mir auch nicht vorstellen, dass das zur Ehre Gottes kl<strong>in</strong>gen<br />
kann.<br />
Der Dichter zw<strong>in</strong>gt uns, aus <strong>der</strong> Schönheit und Geborgenheit<br />
se<strong>in</strong>er Vorstellung von <strong>der</strong> Himmelsmusik wie<strong>der</strong> herauszutreten,<br />
hält uns e<strong>in</strong>en Spiegel vor, weckt das<br />
Nach<strong>den</strong>ken, fragt uns, welche Klänge aus unserem Leben,<br />
unserem Tun und Lassen e<strong>in</strong>gehen und e<strong>in</strong>gehen sollen <strong>in</strong><br />
die Botschaft <strong>der</strong> Tage und Nächte, die die Himmel erzählen<br />
zur Ehre Gottes.<br />
Er endet se<strong>in</strong>en Psalm mit dem Satz:<br />
„Lass dir wohl gefallen die Rede me<strong>in</strong>es Mundes und das<br />
Gespräch me<strong>in</strong>es Herzens vor dir, me<strong>in</strong> Gott, me<strong>in</strong> Schutz<br />
und me<strong>in</strong> Erlöser.“<br />
Das wünsche ich mir für mich selbst und vielleicht wünschen<br />
Sie das auch für Ihr Leben.<br />
Pastor<strong>in</strong> Angela He<strong>in</strong>e<br />
3