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Das Franziskanische in der Bildungsarbeit - Franziskanerinnen von ...

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Bildung und erziehung<br />

Angebot se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Hilfe, S<strong>in</strong>nperspektiven zu erschließen<br />

und se<strong>in</strong> Leben an Werten zu orientieren, die über das<br />

Vor<strong>der</strong>gründige h<strong>in</strong>ausgehen, letztlich Gott zu entdecken und<br />

sich ganz Ihm anzuvertrauen. Als e<strong>in</strong> solches Angebot verstehe<br />

ich den Ethik-Unterricht <strong>in</strong> unserer Schule, die<br />

Katechese und die Sakramentenvorbereitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de.<br />

Bei allem Tun, das unseren Alltag prägt, geht es <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie aber nicht darum, was wir tun. Die Spuren des<br />

Charismas f<strong>in</strong>den sich nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten<br />

Ausprägung unserer Arbeit, nicht zuerst dar<strong>in</strong>, dass wir<br />

Lehrer<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> im Erziehungsbereich arbeiten. Es geht<br />

vielmehr um das Wie unseres Handelns. Wie lasse ich mich<br />

treffen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Not des Menschen neben mir? B<strong>in</strong> ich bereit<br />

zum unbed<strong>in</strong>gten Engagement, zum Ausschöpfen all me<strong>in</strong>er<br />

das <strong>Franziskanische</strong> im religionsunterricht<br />

Ich hab’s gut! – Ich unterrichte die beiden<br />

Fächer Religion und Geografie -<br />

und kann mit den SchülerInnen über<br />

„Gott und die Welt“ reden. Was jetzt vielleicht<br />

flapsig und oberflächlich kl<strong>in</strong>gt, verstehe<br />

ich als Versuch e<strong>in</strong>er ganzheitlichen<br />

Herangehensweise an die Lebenswelt und<br />

Themen <strong>der</strong> SchülerInnen.<br />

Und da b<strong>in</strong> ich schon beim <strong>Franziskanische</strong>n.<br />

Franziskus hatte e<strong>in</strong> ganzheitliches Verständnis<br />

<strong>von</strong> Religion. In ihr hatten se<strong>in</strong><br />

Naturverständnis, das Politisch–Soziale und die wirtschaftlichen<br />

Gegebenheiten <strong>der</strong> Zeit Platz. Mit se<strong>in</strong>er spirituellen<br />

E<strong>in</strong>stellung und Gottverbundenheit durchdrang und beseelte<br />

er diese drei Lebensbereiche.<br />

Was das Naturverständnis anbelangt, so möchte ich den jungen<br />

Menschen weitergeben, dass Franziskus zu jedem<br />

Geschöpf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dialogischen Verhältnis stand. Se<strong>in</strong>e kosmische<br />

Sichtweise – wir alle, die ganze Schöpfung, stehen im<br />

Zusammenhang und s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden – kommt<br />

<strong>in</strong> dem Lied <strong>von</strong> <strong>der</strong> versöhnten Welt, dem Sonnengesang,<br />

gut zum Ausdruck. So wird Ökologie zur Ökosophie. Nicht<br />

nur Wissen über die Zusammenhänge <strong>von</strong> Mensch und<br />

Natur, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> weise, respektvolle Umgang mit ihr muss<br />

die Antwort auf die drängenden Probleme des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Viele SchülerInnen unserer Schule s<strong>in</strong>d gut ansprechbar für<br />

soziale Themen und lassen sich <strong>von</strong> menschlichem Leid<br />

berühren. Franziskus sah <strong>in</strong> den gesellschaftlichen<br />

Außenseitern se<strong>in</strong>e Schwester, se<strong>in</strong>en Bru<strong>der</strong>, ja Gott selbst<br />

leiden. Empathiefähigkeit und solidarisches Handeln zu för<strong>der</strong>n,<br />

ist für mich ganz wichtig.<br />

Wir machen immer wie<strong>der</strong> Projekte, etwa zur Hospizbewegung,<br />

besuchen caritative E<strong>in</strong>richtungen o<strong>der</strong> beschäftigen uns mit<br />

strukturellen Problemen, wie es überhaupt zu Vorurteilen,<br />

Abwertungen und extremem Gedankengut kommen kann.<br />

14<br />

FranZisKaner<strong>in</strong>nen VÖCKLaBruCK<br />

Möglichkeiten, aber auch zum Anerkennen me<strong>in</strong>er Grenzen?<br />

Und – vielleicht am wichtigsten – halte ich die Beziehung<br />

zum Mensch gewordenen Gott <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Herzen lebendig,<br />

damit ich durchlässig werde für Se<strong>in</strong>e Zuwendung zu jedem<br />

und je<strong>der</strong> <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en D<strong>in</strong>gen des ganz alltäglichen<br />

Lebens?<br />

<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen wir nicht im Vorbeigehen<br />

begegnen, sie nicht als erledigt abhaken können. Es ist e<strong>in</strong><br />

Unterwegs-Se<strong>in</strong> im Hören und Handeln, das immer wie<strong>der</strong><br />

Maß nimmt an <strong>der</strong> Botschaft des Evangeliums, das auch<br />

Scheitern und Enttäuschungen kennt und das Glück, mit<br />

Christus an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Menschen leben zu dürfen.<br />

Sr. Johanna Pobitzer<br />

Der dritte Lebensbereich, den ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Unterricht here<strong>in</strong>nehme,<br />

ist <strong>der</strong> wirtschaftliche. Für Franziskus war Armut<br />

ke<strong>in</strong>e düstere asketische Maßnahme, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Grundhaltung,<br />

die ihn beglückt und erfüllt hat. Die SchülerInnen<br />

sollen e<strong>in</strong>en offeneren und weiteren Blick für das Wesentliche<br />

im Leben bekommen. <strong>Das</strong> Materielle, so zeigt sich, hat nur<br />

ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss darauf. Die Pr<strong>in</strong>zipien „weniger ist mehr“<br />

(früher scherzhaft „Geizkragenbewegung“ genannt), „mehr<br />

se<strong>in</strong> - weniger haben“, „Lebensqualität vor Lebensstandard“<br />

und die Frage „Was brauche ich wirklich, um glücklich zu<br />

se<strong>in</strong>?“, kommen immer wie<strong>der</strong> zur Sprache und werden neu<br />

bedacht. <strong>Das</strong>s diese Überlegungen und Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

bei e<strong>in</strong>em selbst anfangen, schließlich aber weltumspannende<br />

Auswirkungen haben können, etwa beim Willen zum<br />

gerechten Handel „Fair Trade“, s<strong>in</strong>d für viele junge Menschen<br />

beglückende und motivierende Erfahrungen.<br />

Diese drei angeführten Lebensbereiche werden bee<strong>in</strong>flusst<br />

und <strong>in</strong>spiriert <strong>von</strong> <strong>der</strong> je eigenen Werthaltung, <strong>der</strong> Religion<br />

bzw. Spiritualität. Und da kommt mir oft die franziskanische<br />

Demut <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n, so wie ich sie verstehe. Franziskus war<br />

ke<strong>in</strong> unsicherer, mit M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigkeitskomplexen behafteter<br />

Tropf, <strong>der</strong> demütig sich Gott unterworfen hätte, ohne sich als<br />

Person und Persönlichkeit wahrzunehmen. Ich glaube, er<br />

konnte aus e<strong>in</strong>em starken Selbstbewusstse<strong>in</strong> heraus Gott<br />

gegenüber so demütig se<strong>in</strong>, nämlich aus dem Wissen um die<br />

Menschlichkeit, Endlichkeit und Unvollkommenheit des<br />

Individuums. Im Vertrauen auf Gott war er sicher, all se<strong>in</strong>e<br />

Ecken, Kanten s<strong>in</strong>d bei Ihm gut aufgehoben - Gott nimmt an<br />

ohne Wenn und Aber.<br />

Diese Zuversicht möchte ich den SchülerInnen anbieten: Wir<br />

machen viele Übungen zur Selbsterfahrung, Stunden zur<br />

Selbst-bewusst-werdung, denn je besser man/frau sich kennt,<br />

umso klarer wird auch gesehen und anerkannt, dass wir erst<br />

am DU zum ICH werden und letztlich <strong>in</strong> Gott aufgehoben<br />

s<strong>in</strong>d. Dieses e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und e<strong>in</strong>em Höheren sich verdanken,<br />

diese Art <strong>von</strong> Demut ist letztlich Lebenshilfe.<br />

800 Jahre Franziskus - und noch immer strahlt se<strong>in</strong>e<br />

Botschaft lebendige Aktualität aus.<br />

Mag. Inge Po<strong>in</strong>tner, BAKIP Salzburg

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